1850 / 223 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeir Bekanntmachung.

Die Königliche Direction der Westfälischen Eisenbahn zu Soest wird in Folge der nahe bevorstehenden Eröffnung des Betriebes auf der Bahnstrecke von Hamm nach Paderborn ihren Sitz vom 1. September d. J. ab bis auf Weiteres in Paderborn nehmen. Berlin, den 12. August 1850. b

Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

. In Vertretung:

von Pommer⸗Esche. Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Georg zu Sayn⸗Wittgenstein⸗Berleburg, von Dresden.

Michtamtlicher Theil.

AIA I 8 1.8

snezat⸗ De utsch land. a

12 vI. 41 t 1g Oesterreich. Wien, 11. Aug. Feldmarschall⸗Lieutenant Graf Gyulai ist vorgestern mit der Südbahn nach Mailand ab⸗ gegangen. 8 Den in Böhmen und in Vorarlberg stehenden Truppen werden, dem Lloyd zufolge, noch immer Waffen⸗ und Munitions⸗Vorräthe zugeführt. Im seilerstätter Zeughause liegen eben jetzt 1374 Ctr. Gewehre zur Verfrachtung bereit, wovon 750 Ctr. nach Prag und 624 Ctr. nach Innsbruck bestimmt sind. 1 8 Die Wiener Blätter melden: „Sabati Marini, Ober⸗ Rabbiner und Arzt in Padua, verwendete die Mußestunden seines langen Lebens er erreichte ein Alter von 94 Jahren zur Bearbeitung der Ovidschen Metamorphosen in hebräischen achtzei⸗ ligen Stanzen, in einem äußerst schwierigen Versmaaß, wie sein Vorgänger Rieti die seinigen zu einer originellen Nachbildung der Divina Comedia von Dante. Dieser hebräische Ovid, der nie im Druck erschienen, und welchen die Rossische Bibliothek in Parma im Autograph aufbewahrt, wird, wie wir hören, von einem bekann⸗ ten Gelehrten zum Drucke vorbereitet.“

Den Bau einer Citadelle auf der lemberger Türkenschanze hat, wie das Neuigkeits⸗Büreau meldet, Se. Majestät der Kaiser selbst angeordnet. Der Bau wird sogleich beginnen, kann aber erst im Jahre 1853 vollendet sein. Die Citadelle wird aus fünf Thür men und einer Kaserne bestehen; doch ist das Bau Projekt noch nicht völlig ausgearbeitet. Das Mauerwerk dürfte bei 8000 Ku⸗ bikklafter betragen, und die Herstellung desselben allein beläuft sich auf circa 350,000 Fl. C. M. Die Offerten⸗Entreprise⸗Verhand⸗

lung hat bereits am 22sten v. M. stattgefunden.

Das Ministerium des Innern hat angeordnet, daß vom 9. August 1850 angefangen die Grundentlastungs⸗Bezirks⸗Kommis⸗ sionen verpflichtet seien, auf Verlangen der Parteien über die vor dem Nutzjahre 1848 ausständigen Rückstände an Urbarial⸗ und Zehentleistungen, so wie über alle rückständigen Veränderungs⸗ Gebühren und ablösbaren Leistungen, Vergleiche aufzunehmen, welchen die gleiche Wirkung wie den gerichtlichen Vergleichen und die Stempelfreiheit eingeräumt wird.

Wien, 12. Aug. Die Grund ⸗Entlastungs⸗Landes⸗ Kommission in Oesterreich unter der Enns hat, nachdem sie ihre Vorarbeiten für den eigentlichen Beginn der Entlastungs⸗Ver⸗ handlungen beendigt hat, ihre Sitzungen vom 12. Juli l. J. an auf unbestimmte Zeit vertagt, und es wird zur Aufstellung der Be⸗ zirks⸗Kommission geschritten werden, sobald die gegenwärtig erwar⸗ teten Anmeldungen von Seiten der Berechtigten in solchem Maße eingegangen sein werden, daß mit den Entlastungs⸗Verhandlungen ohne Unterbrechung fortgefahren werden kann. An Vorschüssen für die Berechtigten wurden im Monate Juli 29,376 Fl. 56 Kr. C. M. angewiesen.

Der linzer Katholiken⸗Central⸗Verein benachrichtigt mittelst Cirkukars die sämmtlichen dem katholischen Vereine Deutschlands einverleibten Einzel⸗Vereine, daß die General⸗Versammlung der katholischen Vereine am 24., 25. und 26. September d. J. in Linz stattfinden werde.

In Salzburg wird auf Veranstaltung der Direction der pri⸗ vilegirten Nationalbank im Einvernehmen mit dem Finanzministerium eine Banknoten⸗Verwechselungskasse errichtet, deren Wirkungskreis sich auf die Verwechselung kleinerer gegen größere Banknoten und umgekehrt beschränken wird.

Die pesther Kommerzial⸗Bank soll zur Filiale der österrei⸗ chischen National⸗Bank umgewandelt werden. Der pesther Handels⸗ stand soll jedoch auch später die nämlichen Vortheile genießen, deren er jetzt theilhaftig ist. b

„Aus dem Pesth. M. erfährt man, daß sich die Vertrauens⸗ männer der pesther israelitischen Gemeinde über den Vorschlag des Ministeriums, anstatt der erlassenen Straf⸗Contribution eine Mil⸗ lion Guͤlden zur Bildung eines Schulfonds zusammenzuschießen, dahin geeinigt, sobald als möglich diesen Vorschlag in Ausführung zu bringen.

Unter den in Pesth Verhafteten, deren Prozesse noch nicht be⸗ endigt sind, befinden sich 7 Deputirte und 37 Regierungs⸗Kom⸗

. Bayern. München, 10. Aug. (Nürnb. Korresp.) Se. Majestät der König ist am 8ten d. M. in Hohenschwangau eingetroffen. b

Aschaffenburg, 11. Aug. (O. P. A. Z.) Nach einge⸗ Nachricht ist am 2ten d. M. zu Wildbad Se. Durchlaucht er Prinz Philipp zu Löwenstein⸗Wertheim⸗Freudenberg in seinem

Sehe lahr: an einer plötzlich eingetretenen Lungenlähmung

Hessen. Hanau, 8 Aug. (Hannov. Ztg.) Heute hiel S. 8 „8. g. 3119 H hie t Fe. s tüh⸗ Hoheit der Kurfürst von Hessen große Parade und Truppen über die hier und in der Umgegend liegenden kurhessischen Dörniahen Atertc, Kavallerie und Artillerie, auf der Heide von e. Parade folgten mehrere Evolutionen und Ma⸗ Unfali ame dieses militairische Schauspiel durch einen ürsten sich bihunnene inmitten eines Angriffs das Pferd des Kur⸗ war der Svurd so hügt⸗ Se. Königliche Hoheit stürzte. Zum Glück besteigen konnke. eicht, daß der Kurfürst sogleich ein anderes Pferd

Schl ; . & g. . Brücken über deolstein. Kiel, 18. Aug. (D. R.) Die garde hat Besehi eeh werden abgebrochen. Die hiesige Bürger⸗

1 halten, auf Trommelschlag marschfertig zu sein. * 8 en 8— 8 „R.) Heute ist das Kriegs⸗Ministerium burg übergesiedelt. Aucs dan gelegenheiten, von hier nach Rends⸗ horn verlegt worden. manz⸗Departement ist nach Elms⸗

Man erwa Bereits werden die Kanalbrücken 8eegeen Nerehic en,een

von Truppen fast ganz entblößt ist, so soll die Bürgerwehr aufge⸗ boten werden, um den Kanal zu besetzen. Es heißt, daß schon heute von der Armee ein großer Schlag geführt würde. Ueber die strategischen Bewegungen auf dem Kriegsschauplatz waltet ein un⸗ durchdringliches Dunkel, indem sie in tiefster Stille und mit äußer⸗ ster Vorsicht ausgeführt werden. Der Aufenthalt in Rendsburg und der Besuch des Lagers wird sogar solchen Personen, welche Verwandte und Brüder in demselben haben, üußerst erschwert, und auch hier ist die Fremdenpolizei strenger als je. Gestern Abend sind auch die Statthalter Beseler und Reventlow vom Lager hier eingetroffen.

Rendsburg, 9. Aug. (H. C.) Rendsburg gewähri in diesem Augenblick einen eigenthümlichen Anblick. Man kann Straße auf, Straße ab gehen, selten wird man ein Haus finden, welches an Dach und Fenstern gänzlich unbeschädigt wäre. Die Zerstörung ist theilweise der allgemeinen Störung in dem Gleichgewicht der Luft, welche eine Pulver⸗Exploston immer hervorbringt, zuzuschreiben, theils rührt sie von fortgeschleuderten Körpern her. Es ist bemerkens⸗ werth, daß durch die Trümmer des Laboratorium⸗Gebäudes, wel⸗ chen sich manche Geschosse zugesellten, so wenige Menschen in den Häusern und Straßen der Stadt beschädigt sind. So ging eine Bombe durch ein Fenster, hart hinter dem am Pult stehenden Schreiber vorbei, nahm den Stender der Stubenthür mit, ging durch die Bodentreppe zum Fen⸗ ster jenseits wieder hinaus und krepirte auf dem Hofe, ohne Jeman⸗ den zu beschädigen. Manche ähnliche Erscheinungen würden sich er⸗ zählen lassen, ihr Interesse verschwindet aber bei ihrer vergleichungs⸗ weise geringen Bedeutung. Um von der Furchtbarkeit der Zerstö⸗ rung einigermaßen eine annähernde Vorstellung zu gewinnen, muß man den Platz, wo das Laboratorium gestanden, und die nächsten Umgebungen ansehen. Bäume von 2 bis 3 Fuß dick sind abgeknickt wie Krautstengel, in dem Wasser, welches das Eiland umgiebt, sieht man todte Fische zu ganzen Haufen, welche der Erschütterung erle⸗ gen sein müssen. Ueber die Anzahl der Todten und Verwundeten, welche die Katastrophe veranlaßt hat, erfährt man nichts Bestimm⸗ tes. Noch heute sind einige Leichen aus dem Schutt hervorgezogen. Man kann nicht umhin, sich über die infernalische Kraft des Pul⸗ vers zu wundern, da keinesweges eine große Masse wirksam gewe⸗ sen sein kann, indem im Laboratorium bekanntlich nicht mehr Pul⸗ ver vorhanden sein darf, als zum 12stündigen Verbrauch erforder⸗ lich ist. Auch hier sind einige ans Wunderbare gränzende Retlungs⸗ fälle vorgekommen. Die beiden Offiziere des Laboratoriums, Haupt⸗ mann Peters und Lieutenant Waßmann, waren im Augenblick der Explosion im Comtoir, eine Treppe hoch, beschäftigt. Bald nachher fanden sie sich unter Trümmern begraben, aus denen sie sich mit Mühe hervorarbeiteten. Hauptmann Peters ist stark verletzt, Waß⸗ mann fast gar nicht.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 12. Aug. (H. C.) Die Militair⸗Bildungsanstalt ist nach achtjährigem Bestehen nun mehr aufgehoben worden.

Nassau. Wiesbaden, 11. Aug. (Frankf. J.) Ge stern Abend ist der Graf von Chambord hier angekommen. Die bis jetzt hier eingetroffenen Legitimisten sind: Herzog de Fitz⸗James; Herzogin de Ranzaun; Marquis de la Roche⸗ jaquelin; Marquis Julien de la Rochejaquelin; Marquis de la Ferté⸗mon; Graf de Brissac; Graf Ferdinand de Brissae; Graf⸗ de Trimond; Graf de la Ferronaye; Graf de Monté; Vicomte Uund Vicomtesse de Villebois; Mr. de Barrande; Mr. Berryer; General St. Priest; Marquis de Choiseul; Baron de Laurenceau; Graf von Cerzé Lusignan, Oberst a. D.; Mr. Holland; Mr. Na⸗ plies; Baron von Bertrand; M. de la Borde und M. de Beaure⸗ gard (aus der Vendée); Baron Buffy; M. Selle und Nouette Delorme (Advokaten). Auch der österreichische Gesandte ist von I a. M. angelangt. Der Kongreß dürfte an fünf Wochen auern.

Braunschweig. Braunschweig, 12. Aug. (D. R. Ztg.) Der Ausschuß der Abgeordneten⸗Versammlung hat in Betreff der bekannten Geldforderung der Statthalterschaft au das Herzogliche Staatsministerium nachstehendes Schreiben gerichtet:

„Da wir bei dem gegenwärtigen Nothstande der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein eine Gewissenssache darin erblicken, denselben bei Vertheidigung ihrer Rechte dem Königreiche Dänemark gegen⸗ über jede zulässige Unterstützung zu Theil werden zu lassen und ganz besonders die Mittel nicht vorzuenthalten, welche jenem Zwecke förderlich sind, und auf deren Besitz die Herzogthümer ein Recht haben, so hoffen wir, daß das hohe Staatsministerium uns die ge⸗ horsamste Frage gestatten werde, wie es sich mit der Vergütung der

Kosten verhalte, welche für Verpflegung des braunschweigischen Truppen⸗ Corps, das an dem jüngsten Kriege gegen Dänemark theilgenom⸗ men hat, von Seiten der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein aufge⸗ wendet sind, und um deren Zahlung die hiesige Herzogliche Landes⸗ Regierung von dort angegangen sein wird. Die Förderung dieser Angelegenheit erscheint uns um so dringender, da von anderen deutschen Staaten, die gleiche Verpflichtungen zu erfüllen hatten, Zahlungen dieser Art jüngst geleistet sind und vie Herzogliche Landes⸗ Regierung, wie das Land selbst und die Abgeordneten⸗Versammlung, seit der Erhebung der Herzogthümer lebhafte Sympathieen für die Sache derselben ausgesprochen haben. Zugleich fühlen wir uns ge⸗ drungen, die Erklärung hinzuzufügen, daß wir zu jeder mit der Verfassung zu vereinbarenden Mitwirkung bei der Ordnung dieser Angelegenheit gern bereit sind.

Braunschweig, 3. August 1850.

Der Ausschuß der Abgeordneten⸗Versammlung.“

Das Ministerium hat beschlossen, der Statthalterschaft 30,000 Rthlr. abschläglich zu bezahlen, dieses auch derselben bereits ange⸗ zeigt und das Finanz⸗Kollegium zur Zahlung der genannten Summe angewiesen. Die von der Statthalterschaft liquidirte Entschädigung beträgt im Ganzen 54,656 Rthlr. 17 ˖ Sgr. Crt.; es war jedoch bis jetzt unthunlich, die Richtigkeit dieser Forderung zu prüfen, da die Belege zur Zeit noch nicht vorlagen, weshalb denn das hiesige Staats⸗Ministerium das Departement der auswärtigen Angelegen⸗ heiten zu Kiel um die baldthunlichste Mittheilung der Belege er⸗ sucht, vorläufig aber jene Zahlung angewiesen hat. 8

8

Ausland.

Oesterreich. Venedig, 10. Aug. ( Kommando von Padua macht bekannt, daß drei in dem letzten großen politischen Prozeß verwickelte Angeklagte aus dem Gefäng⸗ niß zu Este entflohen sind. Wer sie zu Stande bringt, erhält 50 Thaler Belohnung. 1

Frankreich. Paris, 10. Aug. Die heute der nun für drei Monate

Versammlung durchge ends ihre kommen die Blänehgeh

Blätter widmen geschlossenen gesetzgebenden Aufmerksamkeit. Darin der Majorität alle überein, daß es

gut war, die Vertagung jetzt eintreten zu lassen. Denn wenn auch die Furcht vor einem Staatsstreich groß ist, so ist die vor der gänzlichen Auflösung der Ordnungs Partei, welche jetzt die Majorität hat, noch größer. Der Constitution⸗ nel nennt heute das gute Vernehmen unter der Majo⸗ rität ihren normalen Zustand und rechnet dagegen Zwiespalt und Konflikte zu den Ausnahmezuständen. Die Minorität, welche ihre Erziehung in den geheimen Gesellschaften genossen, fügt dies Blatt hinzu, sei die alleinige Ursache des Uebels, der zeitweiligen Aufregung im Publikum, verdiene aber schon darum keine Beach⸗ tung, weil nur Majoritäten die Völker retten oder verderben könn⸗ ten. Es habe indeß leider in der Versammlung außer der Majorität der Einigkeit auch zeitweilig eine Majorität der Coalition gegeben, welche das Land in Unruhe versetzte. Die Vertagung habe so ge⸗ fährliche Verirrungen beseitigt, und man könne nun ruhig sein. Die Opposition werde freilich sagen, man habe Nichts gethan, weil das legislative Bedürfniß wesentlich ein politisches gewesen. Das Jour⸗ nal des Débats zeigt nur mit wenigen Zeilen an, daß die Ver⸗ sammlung vor dem 12. November nicht wieder Sitzung halten werde. Der Berg hat einen Rechenschafts⸗Bericht an das Volk veröffent⸗ licht. Er bringt darin eine Kritik der gesetzgebenden Versammlung seit ihrem Zusammentritt nach den Maiwahlen von 1849, und eine Vertheidigung ihres Benehmens, welches bekanntlich nach Annahme des neuen Wahlgesetzes heftig angefeindet wurde. Er erklärt, daß damals drei Wege einzuschlagen waren: Austritt, oder Enthal⸗ tung, oder Protestation durch Wort und Abstimmung. Der Austritt wäre der Demokratie verderblich, die Enthaltung eine Protestation ohne Wort und That gewesen, es sei also nur der letzte Weg übrig geblieben. Diese Beweisfüh⸗ rung wird nirgends als sehr schlagend angesehen. Der Berg, wird bemerkt, scheine dies auch zu fühlen und streue sich bei dieser Ge⸗

legenheit mehr Weihrauch, als sich auch mit großem Selbstbewußt⸗ sein vertragen dürfte. Er erwartet als Preis seiner Bemühungen einen baldigen Sieg. Unter den Namen fehlt de Flotte. Das Manifest wird als ein ziemlich verunglücktes Machwerk betrachtet, welches dem Berge kaum Proselyten zuführen werde. Das bona⸗ partistische Pays bemerkt heute, daß die Repräsentanten in den Departements schlecht empfangen werden dürften, weil sie während der Session nicht an die Revision der Ver⸗ fassung gegangen seien. Das ganze Land wolle Napoleon haben, und sie hätten sich von ihm abgewendet. Bei ihrem Scheiden

theilte sich die Majorität in zwei Parteien, von denen die eine der parlamentarischen Prärogative; Bekämpfung

Aufrechthaltung jeder vorzeitigen Revision der Verfassung und durchaus keine Macht⸗ vermehrung für Louis Bonaparte zum Programme nimmt. Sie besteht erstens aus den meisten Legitimisten, Berryer, General St. Priest, Vatismentl, Larochejacquelin und Anderen. St. Priest unterscheiden sich nur dadurch, daß Letzterer sofort jedem inconstitutionellen Versuche einer Machtverlängerung energisch entge⸗ gentreten will. So hat er namentlich auf die Wahl der permanenten Kommission großen Einfluß gehabt. Zweitens aus denjenigen Orlea nisten, welche, wie de Mornay, Creton, Jules de Lasteyrie und Andere, die Republik nicht auf bonapartistischem Wege gestürzt sehen wollen. Drittens aus dem Tiers⸗parti, wie General Lamoricièere, Bedeau und Anderen. Die zweite Partei besteht erstens aus einer großen Anzahl Orleanisten, wie Molé, Broglie und deren Anhänger; zwei⸗ tens aus Bonapartisten, wie Persigny, Abbatucci, Fortoul und an deren politischen Genossen; drittens aus Skeptikern ohne alles po⸗ litisches Glaubensbekenntniß. Diese Letzteren sind zahlreich und be⸗ sitzen bedeutende Talente. Sie opfern das parlamentarische System, verlangen baldige Verfassungs⸗Revision und sind bemüht, eine sung zu Gunsten Louis Bonaparte's zu beschleunigen, wenn sie sich auch über dessen Persönlichkeit geringschätzig aussprechen. Sie haben seit zwei bis drei Monaten an Terrain gewonnen und Re⸗ kruten geworben.

Eine Lithographie mit der Unterschrift: „Republikanische Drei⸗

einigkeit’“, wurde heute vom Staats⸗Anwalte mit Beschlag belegt. Dieselbe zeigte die Portraits von Christus, Robespierre und Bar bes, mit den Jahreszahlen 33, 1793, 1848. Eine sozialistische Er⸗ länterung wurde stets beigegeben. Die Anklage lautet auf Ver⸗ letzung der öffentlichen und religiösen Sittlichkeit. Aufgefallen ist es, daß diese Lithographie bereits seit mehreren Wochen hinter allen Schaufenstern aufgestellt war, ohne das dies bis jetzt gehin⸗ dert wurde. Die Redacteure der verschiedenen Journale von Paris wollten sich heute im Saale Montesquieu unter der Präsidentschaft E. von Girardin's versammeln, um ein gemeinsames Verhalten gegen das neue Preßgesetz zu berathen. Da die Versammlung aber nicht vollzählig war, so wurde sie vertagt.

Paris, 11. Aug. Der preußis⸗he Gesandte, Graf von Hatz⸗ feld, hat dem Präsidenten ein Schreiben des Königs von Preußen übergeben, worin Se. Majestät demselben die Vermählung der Prinzessin Charlotte von Preußen mit dem Erbprinzen von Sach⸗ sen⸗Meiningen anzeigt.

Während der Reise des Präsidenten wird Vice⸗Präsident Boulay (de la Meurthe) im Ministerrath präsidiren und in Be⸗ ziehung zur permanenten Kommission treten.

Die lyoner Handelskammer hat beschlossen, zur Feier der An wesenheit des Präsidenten eine lyoner Industrie⸗Ausstellung im Palais St. Pierre zu veranstalten. Die Konstituirung der Pen⸗ sionskasse wird ebenfalls in Gegenwart Louis Bonaparte's vorge⸗ nommen, ferner den Zöglingen verschiedener lyoner Anstalten feier⸗ lich eine Anzahl Sparkassenbücher vertheilt und endlich ein großes industrielles Bankett gegeben werden. Dagegen hat der Gemeinde⸗ Rath der lyoner Vorstadt Guillotière mit 13 Stimmen gegen 3 beschlossen, dem Präsidenten bei seiner Ankunft nicht einmal einen Besuch abzustatten. Der Maire und seine Adjunkten haben beim Präfekten gegen die Solidarität mit diesem Beschlusse Verwahrung eingelegt. Die Vorstadt Guillotière wird bekanntlich meist von Ar⸗ beitern bewohnt.

Gestern fand das zweite militairische Bankett im Elysee statt. Zahlreiche Volksgruppen umstanden den Palast des Präsidenten der Republik, um die vielen Offiziere und Unteroffiziere, welche anlang⸗ ten, zu sehen. Um 8 Uhr war das Bankett zu Ende, und die militairischen Gäste verließen das Elysee. General Changarnier soll der Tendenz dieser Bankette indirekt entgegentreten wollen. Er werde nämlich, sagt man, während der Reise des Prä⸗ sidenten in einem Tagsbefehle mit Berufung auf das Re⸗ glement constitutionswidrige Gesinnungsäußerungen verbieten. Auch die permanente Kommission beschäftigt sich mit diesen Banketten, hat jedoch noch keinen Beschluß gefaßt. Die Bankette sollen übrigens nach der Rückkehr des Präsidenten fortgesetzt werden, und hat derselbe vorläufig 60,000 Frs. dafür bestimmt. Die legitimistische Union bemerkt: „So außerordent⸗ lich es erscheinen muß, daß ein Präsident, dem jedes Militair⸗ Kommando abgesprochen ist, der Armee lärmende Gelage giebt, so darf man sich dadurch nicht erschrecken lassen. Als Napoleon nach dem Kaiserthrone strebte, lud er seine Soldaten zu Schlachten. Der Neffe ladet die Unteroffiziere der Republik zu Banketten ein. Das ist

aber nicht immer an den, der sie haben wollte.

Berryer und

keine Nachahmung, höchstens wäre es eine Parodie. Man hat zwar von Prätorianern gemurmelt. Allerdings haben die Prätorianer etliche Male nach Gelagen, oder vielmehr Orgien, Kronen vergeben, Auch sind wir kei⸗ nesweges der Ansicht, daß die gegenwärtige Armee zu einer Parodie

der alten Kaiser⸗Armee sich hergeben würde. Viel mehr ließe sie sich

durch den Glanz eines Degens berücken, aber der Präsident konnte und kann ihr nichts bieten als eine Gabel. Das einzige Ernst⸗ hafte ist erstens der Geldpunkt. Derlei Bankette sind eine kostspie⸗ lige Sache. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man sich bei Regelung

der Repräsentationskosten für 1851 daran erinnern wird. Zweitens

wird die Disziplin dadurch gelockert, Eifersüchteleien werden erregt, die Bande, welche die Soldaten und ihre Chefs verknüpfen, werden angegriffen, und man darf die Gesellschaft nicht entwaffnen.“ Nach einem sehr heftigen Artikel gegen die Legitimisten und ihre Politik bringt auch der Pouvoir einen zweiten über jene Militair⸗ Bankette im Elysee. „Die Einbildung der Parteien“, heißt es darin, „ist unerschöpflich. Jeden Tag entdecken sie eine neue Ver⸗ schwörung, eine neue Mordmaschine gegen die Constitution oder die Ruhe des Landes. Es giebt Leute, die stets: Feuer! schreien und

wöchentlich wenigstens einmal das Vaterland retten müssen. Ge⸗ stern d 5 2 ihrs Rebellion aus, heute die Staatsstreiche, die imperialistische Ver⸗

beutete man die Ueberraschung des Aufruhrs und der schwörung der Bankette des Elysee und der Gesellschaft des zehn⸗ ten Dezember. Man zählt die Verschworenen, man kennt ihre Ei⸗ desformel, man enthüllt ihre Pläne, man ist bereit, sie dem Pu

blikum mitzutheilen, wenn es davon Kenntniß nehmen will. Es

hat sich aber herausgestellt, daß die Verschworenen nicht existiren,

daß die Pläne erfunden sind, daß die Verschwörungen nur im

Hirnkasten der Schreier sich anspinnen, und das Land lacht über die Entdeckungen seiner angeblichen Retter.“

Präsident Dupin wird Dienstag auf seine Güter im Departe⸗ ment der Nidvre abreisen. Vertreten wird er bis zum 1. Septem ber durch die Vice⸗Präsidenten Daru und Benoist d'Azy, von da an durch General Bedeau und Léon Faucher.

Die permanente Kommission versammelte sich gestern zum ersten⸗ male im Lokale der Finanz⸗Kommission. Gegenwärtig waren Prä sident Dupin, die Vice⸗Präsidenten Daru und Benoist d'Azy, die Secretaire Peupin, Armand (de l'Arriège) und Chapot. Man konversirte blos.

Der Constitutionnel betrachtet heute die abgelaufene Siz⸗ zungs⸗Periode vom finanziellen Standpunkte. Im Anfang der ge⸗ setzgebenden Versammlung sei die von Passy gezeichnete Perspektive sehr beunruhigend gewesen. „Man sprach“, sagt das genannte Blatt, „von einem Defizit von 72 Millionen für 1848, von 287 Millionen für 1849, das alte Defizit von 227 Millionen ungerech⸗ net. Man sprach von einem neuen Anlehen von 200 Millionen. Angesichts der von der Constituante abgeschafften Getränkesteuer waren die Aussichten damals sehr trübe. Das neue Kabinet warf ei⸗ nen ruhigen Blick auf die Lage. Nach genauer Berechnung schmolz des Defizit für 1848 von 72 auf 3 Millionen, das von 1849 ist von 287 auf 235 bereits reduzirt und wird wahrscheinlich noch auf 200 herabsinken. Nur die genauere Nachrechnung hat also das ursprüngliche Defizit um 150 —160 Millionen verringert.“ Zuletzt bezeichnet der Constitutionnel noch die Verbesserungen und Ersparungen im Budget für 1851. Die Entlastung des Grundeigenthums um 33 Millionen Steuern wird hervorge hoben. Die Apologie der gegenwärtigen Finanz⸗Verwaltung schließt mit der Erinnerung an Aufhebung des Zwangs⸗Courses der Bank⸗ noten, als Unterdrückung der letzten Spur der revolutionairen Epoche. Erwähnt ist jedoch nicht, daß das Budget von 1851 Frankreich um Staatswaldungen für 50 Millionen Franken ärmer

macht.

dem Bankette, welches James Rothschild den Mitgliedern des aachener Eisenbahnkongresses jüngst im Wintergarten gab, bezeich nete derselbe die Aufgabe des Kongresses als ein Bestreben, die Gränzen zu vernichten, ohne die Nationalitäten zu verwischen, den Handel durch rasche Communication zu entwickeln und die Völker durch Verschmelzung ihrer Interessen einander näher zu bringen. Er schloß mit einem Toast auf die Einigung Deutschlands, Belgiens und Frankreichs. Der Präsident der rheinischen Eisenbahn, Mevissen, erwiederte mit einem Toast auf Rothschild und die Administration der französischen Nordbahn, welcher mit dreimaligem Hurrah auf⸗ genommen wurde. Die Bewirthung der republikanischen Garde und der mobilen Gendarmerie im Elysee hat viele Mißstimmung bei der Armee erregt, welche den beiden Corps nicht sehr gewogen ist. Die republikanische Garde, von Carlier aus bonapartistischen Gesellschaften rekrutirt, gilt so ziemlich als Garde des Präsidenten. Dagegen wird die von Changarnier gebildete mobile Gendarmerie als die Leibwache dieses Generals angesehen. Ja, das Elysee will sogar bemerkt haben, die mobile Gendarmerie habe bei der letzten Revue theilweise Changarnier statt Bonaparte ein Hoch gebracht.

In Folge eines von dem Repräsentanten Perrinon veröffent⸗ lichten Artikels fand gestern Nachmittag im Bois de Boulogne ein Duell desselben mit dem Repräsentanten Bissette statt. Perrinon erhielt einen Degenstich ins Gesicht.

Der Moniteur veröffentlicht heute die Ernennung von 86. neuen Rektoren in Gemäßheit des Unterrichtsgesetzes.

Herr L. Borg, französischer Konsul in New⸗York, ist mit einer wichtigen kommerziellen Sendung in Paris angekommen.

Im Tuilerieengarten hatten sich seit einigen Tagen eine große Menge von Raben eingefunden. Um diese unangenehmen Gäste los zu werden, machte gestern Morgens ein ganzes Bataillon Jäger von Vincennes, ausgezeichnete Schützen, Jagd auf sie. Ueber 500 Raben wurden geschossen, gerupft und Mittags verspeist.

Die Kunstausstellung für 1850 findet nun definitiv im Palais Royal statt. Bereits ist Befehl gegeben, den Ehrenhof in einen großen Saal umzugestalten.

Der Bezirks⸗Rath von Saint⸗Brieux hat den Wunsch ausge sprochen, es möge die National⸗Versammlung bald das Gesetz über Organisation der Departements, Kantone und Gemeinden vollenden.

Der Polizei⸗Präfekt Carlier hat gestern bereits Friedensbeamte, Kommissäre und Polizei⸗Agenten abgesendet, welche den Präsidenten bei seiner Reise zu begleiten haben. Sie erwarten ihn zu Ton⸗ nerre.

Am 13. August wird der oberste Unterrichts⸗Rath seine erste Sitzung halten.

Guillaume Guizot, der Sohn des bekannten Staatsmannes, Zögling des Lycée Bonaparte, hat so eben 3 erste, 2 zweite Preise und 2 erste Accessits erhalten.

Die abgesetzte Redaction des Moniteur du Soir hat ihr Amt wieder erhalten. v b

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 10. August. Die Handels⸗Marine⸗Bill wurde zum drittenmal verlesen und ging durch. Die Bill in Be⸗ treff der Ueberlassung von Marlborough⸗House an den Prinzen von Wales und die auf das Jahr⸗Gehalt des Herzogs von Cambridge bezügliche Bill gingen durch den Ausschuß. Ueber die Bill hin⸗

sichtlich der summarischen Jurisdiction in Irland wurde Bericht er⸗ stattet.

Unterhaus. Sitzung vom 9. August. Die Bill zur Ver⸗ längerung der außerordentlichen Vollmachten des Lord⸗Statthalters von Irland hinsichtlich des Verfahrens in Bezug auf gewisse Ver⸗ brechen wurde im Ausschuß berathen, und die verschiedenen Klau⸗ seln derselben wurden genehmigt. In der Abend⸗Sitzung erneuerte Herr Hume seinen Antrag auf Ernennung einer Königlichen Kom⸗ mission, die sich nach den Jonischen Inseln begeben soll, um die Ursachen der Unruhen in Cephalonia, die von Sir H. Ward zur Wiederherstellung des Friedens ergriffenen Maßregeln, so wie im Allgemeinen die Ursachen des Mißvergnügens auf jenen Inseln zu prüfen und auf Mittel zu sinnen, wie ihr Wohl am besten beför⸗ dert werden könne. Wie bei früheren Gelegenheiten, verdammte er das dort befolgte Regierungssystem und tadelte ganz besonders das strenge Verfahren des gegenwärtigen Lord Ober⸗Kommissars und die Art, wie er von den außerordentlichen in seine Hand gelegten Vollmachten Gebrauch gemacht habe. Der Unter⸗Staatssecretair für die Kolonieen, Herr Hawes, erklärt die Auffassungsweise Hume’'s für ungerecht und parteiisch. Sir H. Ward habe nie die freisinni gen Grundsätze verleugnet, zu denen er sich stets bekannt. Von einem Mißbrauche der ihm anvertrauten Gewalt könne keine Rede sein. Die Jonischen Inseln genössen unter dem britischen Protektorate einer besseren Regierung, als dies unter dem Schutze irgend einer anderen Macht der Fall sein würde. Herr Bright vertheidigte das Auftreten Hume's. Nach den dem Hause vorliegenden Dokumenten und nach den eige⸗ nen Depeschen Sir H. Ward's sei das Benehmen des Lord Ober⸗ Kommissars ein unverantwortliches. Unter den kindischsten und al⸗ bernsten Vorwänden habe man sechs Wochen lang das Kriegsrecht gelten lassen, die Insel blokirt und den Handel unterbrochen. Eine Untersuchung sei nothwendig, um sowohl. das englische Volk wie die Bewohner der Jonischen Inseln zufriedenzustellen. Lord J. Rus⸗ sell bemerkte, Bright scheine von der Voraussetzung auszugehen, daß die Unterdrückung des Aufstandes gegen Sir H. Ward spreche. Derselbe habe Sir Henry des panischen Schreckens und der Grausamkeit beschuldigt; die Beweise für beide Anklagen sei er schuldig geblieben. Beim Ausbruche des Aufstandes habe dieser sich sogleich an Ort und Stelle begeben, was keinen panischen Schrecken beweise, und habe dann schleunige und kräftige, aber keinesweges grausame Maßregeln zaur Unterdrückung der Insurrection ergrifsen. Durch sein entschlossenes Handeln habe er größere Verluste an Menschenleben verhindert. Was die Regie rung der Jonischen Inseln im Allgemeinen betreffe, so seien densel⸗ ben freisinnige Institutionen in ausgedehntem Maße bewilligt wor den. Leider habe die dortige Repräsentanten⸗Versammlung, so⸗ bald sie zusammengetreten sei, nichts Besseres zu thun ge⸗ wußt, als eine sehr heftige Adresse an den Lord Ober⸗ Kommissar zu richten. Lord D. Stuart wünschte zu er⸗ fahren, ob es wahr sei, daß der Gouverneur der Jonischen In⸗ seln während der Unruhen in einer Proclamation einen Preis dar⸗ auf gesetzt habe, wenn man gewisse Verbrecher todt oder lebendig. einbringe. Sei diese Proclamation wirklich erlassen worden, so gebe es keine Worte, die stark genug seien, um den Abscheu über ein solches Benehmen auszudrücken. Oberst Dunne, Hindley, Lord C. Hamilton und Sir de Lacy Evans sprachen noch gegen, Oberst Thomson, G. Thompson und Anstey für den Antrag. Bei der Ab stimmung wurde derselbe mit 84 gegen 15 Stimmen verworfen.

Unterhaus. Sitzung vom 10. August. Die irländische Kriminal⸗-Bill wurde in ihrer amendirten Gestalt in Betracht ge⸗ zogen und genehmigt. Die Bill hinsichtlich der Uebertragung von Darlehen zur Amelioration irländischer Grundstücke wurde zum drit— tenmale verlesen und ging durch.

London, 10. Aug. Bei Lloyd's ist die Nachricht von Wick auf Föhr vom 2. August eingelaufen, daß Herr Nommensen, Agent von Lloyd's, vom Lieutenant Hansen, Commandeur der dort statio nirten schleswig-holsteinischen Kanonenböte, verhaftet und an Bord des Dampfschiffs „Kiel“ gebracht wurde, welches alsbald nach Tön⸗ ning absegelte, von wo der Konsul nach Kiel oder Rendsburg ge⸗ bracht zu werden Aussicht hatte. Der Konsul behielt sich alle seine legalen Rechte vor und gab nur der Gewalt nach.

Der Spectator ist der Ansicht, daß eine Beilegung der schleswig-holsteinischen Händel noch im weiten Felde stehe; wenn die Times leugne, daß das londoner Protokoll eine Fehlgeburt sei, so gebe sie doch zugleich eine Thatsache zu, welche einer wichtigen Voraussetzung im Texte des Protokolls selbst widerspreche, nämlich die Thatsache, daß der preußische Gesandte an diesem Protokoll sich nicht betheiligt habe, während letzteres von der Voraussetzung aus⸗ gehe, daß Preußen seine Zustimmung dazu gebe; von der Unter⸗ zeichnung des hauptsächlichen und eigentlichen Protokolls habe sich auch der österreichische Geschäftsträger fern gehalten; die Ueberein⸗ kunft scheine sich demnach auf die dänische Seite zu beschränken, und England sei durch Lord Palmerston nicht in die Stellung eines Schiedsrichters, sondern eines Parteigängers gesetzt worden.

Dem Dichter William Wordsworth wird auf dem Wege der Subscription ein Monument errichtet; die Subscription beträgt be⸗ reits 800 Pfund.

Der Times zufolge, befand sich Vice⸗Admiral Parker am 2ten d. M. noch zu Malta; seine Flotte kreuzte in der dortigen Gegend.

Niederlande. Aus dem Haag, 10. Aug. Die ge⸗ strige Staatscourant bringt den Königlichen Beschluß, welcher die jetzigen Generalstaaten mit dem 20sten d. M. auflöst. Die neuen Wahlen für die erste Kammer finden den 11. September statt, die Wahlen für die zweite Kammwer den 26. August. Die Session der neuen Generalstaaten wird verfassungsmäßig den 16. September bereits eröffnet.

Italien. Turin, 8. Aug. (Ll.) Auf des Erzbischofs Befehl sind die Sterbe⸗Sakramente und ein kirchliches Begräbniß dem Han⸗ dels⸗Minister verweigert worden. Nur auf die energische Einsprache des Kriegs⸗Ministers ward das Begräbnißverbot zurückgenommen Auf eine Vorstellung der Munizipalität verlangte das Ministerium, vaß der Erzbischof sein Amt niederlege. Als er sich dessen weigerte, wurde er nach der Festung Fenestrella abgeführt. Siecardi wurde mittelst Courier eiligst zum Könige berufen. Um Unordnungen vor⸗ zubeugen, wurden alle Serviten in die Klöster zu Saluzzo und Alessandria unter Begleitung von Nationalgarden und Karabiniers geschafft.

Der Tod des Herrn Santa Rosa wird in Sardinien von allen Parteien aufrichtig bedauert. Der amtliche Bericht bezeichnet ihn als einen Mann, der sich eben so durch seine Herzensgüte wie durch echten Biedersinn und geistige Fähigkeiten ausgezeichnet hat. Die oppositionellen Journale scheinen sich im Piemontesischen keiner be⸗ sonderen Theilnahme zu erfreuen. Abermals sind zwei derselben eingegangen: die Vespa in Turin und die Italia in Genua.

Die Gazzetta del Popolo will wissen, daß Graf Sauli

näͤchstens nach Rom gehen werde, um die Differenz zwischen dem piemontesischen Hofe und dem heiligen Erdi zu 1, Hngseen die ehenc⸗ Regierung soll sich zu Unterhandlungen geneigt erwiesen

Die Nummer der in Genua erscheinenden Italia libera vom 5ten d., welche einen direkten Angriff gegen die katholische Religion enthält, wurde auf Antrag des Königlichen Fiskus mit Beschlag belegt. Der Verfasser des betreffenden Artikel ist Pietro Sterbini. 3 Flborenz, 8. Aug. Nach dem Statuto hat die piemonte⸗ sische Regierung die Note des Kardinals Antonelli bereits um⸗ fassend beantwortet.

Frrhzo, 7. A. Abzeichen wird verboten.

Civitavecchia, 28. Juli. Dem Corriere italiano wird aus dieser Stadt von einer Versicherung geschrieben, welche der französische Gesandte im Auftrage seiner Regierung dem Papste ge⸗ geben, daß nämlich Frankreich an keine weitere Oecupation im Kirchenstaate denke. Derselbe Korrespondent fragt, wozu denn aber in solchem Falle die starken Fortificationen dienen sollten, welche die Franzosen in Civitavecchia anlegten?

Das genannte Blatt läßt sich auch von der wahrscheinlich be⸗ vorstehenden Abberufung des spanischen Gesandten am römischen Hofe, Grafen Martinez della Rosa, schreiben, wobei die Bemerkung gemacht wird, daß der Graf Rom sehr ungern verlassen würde. 1

Spanien. Madrid, 6. Aug. (Fr. Bl.) Die Königin Christine geht dieser Tage nach La Granja, dagegen bleiben Köni⸗ gin Isabella und ihr Gemahl noch längere Zeit in Madrid.

Der spanische Gesandte am neapolitanischen Hofe, Herzog von Rivas, ist in Madrid eingetroffen.

Zproz. 33.

(Ll.) Das Tragen rother Kleider und

Auswärtige Börsen. 8

Breslau, 13. Aug. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 96 ¼ Br. Friedrichsd'or 113 ½ Br. Louisd'or 111 ⅔⅜ Br. Poln. Papiergeld 95 ½ Gld. Oesterreichische Banknoten 87 ½ und 2 bez. und Br. Freiwillige Staats⸗Anleihe 5proz. 107 Br. Staats⸗Schuld⸗ scheine 86 ½¼ bez. Seehandlungs⸗Prämienscheine 2 50 Rthlr. 110 ½ bez. Posen Pfandbriefe 4proz. 100 ¾ Gld., do. 3 ½eproz 91 ¼ bez. u. Gld. Schlesische Pfandbriefe 3 ½ proz. 96 ¼ Br., do neue 4proz. 101 Br., do. Litt. B. 4proz. 101 Gld., do. 3 ½ proz. 92 ½ Gld.

Poln. Pfandbr. alte 4proz. 96 Gld., vdo. neue 4proz. 952 Gld., do. Partiallvose a 300 Fl. 136 Br., do. a 500 Fl. 81 ¼ Gld., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 18 Gld. Russisch⸗Polnische Schatz⸗Obligationen a 4 pCt. 80 ½ Gld.

Actien: Oberschlesische Litt. A. 108 bez. u. Br., do. Litt. B. 104 ¼ Gld. Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburg 74 ½ Br. Niederschlesisch⸗Märkische 83 ½ bez., do. Prior. 103 ¾ Gld., do. Ser. III. 103 ¼ Br. Ostrhein. (Köln⸗Minden) 96 ½ Br. Neisse⸗ 35 Br. Krakau⸗Oberschlesische 69 ¼ 5½2 bez. u. Br. Friedrich⸗ Wilhelms⸗Nordbahn 40 bez. u. Gld.

Wien, 12. Aug. Met. 5proz. 96 ½ ⅞. 4 ½proz. 84 % ½. 2 ½proz. 52 ¼ 51 ⅞. Anleihe 34: 182 117 ½ %. Nordbahn 111 ½ 111. Gloggnitz 119 ½ 119. 79 78 ½⁄. Pesth 4proz. 89 ½ 89. B. A. 1162 1160

Wechsel⸗Course. Amsterdam 162 Br., 161 ¼ Gld.

Alugsburg 147 bez.

Frankfurt 116 ½ bez.

Hamburg 171 bez.

London 11.38 Gld

Paris 137 ½ Gld.

K. Gold 121 ½ †.

Silber 115 ½.

Die Börse fest, aber geschäftslos und ohne Animo. Valuten gesuchter und höher bezahlt.

Leipzig, 13. Aug. Leipzig⸗Dresdener Part. Oblig. 108 ½ Gld. Leipz. B. A. 157 ½ Gld. Leipzig⸗Dresdener E. A. 135 Br., 134 ¾ Gld. Sächsisch⸗Bayerische 87 Br. Schlesische 93 ½ Br. Chemnitz⸗Riesa 23 Br. Magdeburg⸗Leipzig 218 Br. Berlin⸗ Anhalt. 91 ¼ Br., 91 Gld. Krakauer 69 ½ Br., 69 Gld. Fried⸗ rich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 40 ¼ Gld. Altona⸗Kiel 93 ½ Br. Deß. B. A. A. 146 Br., do. B. 118 ¾ Br. Preuß. B. A. 98 ½ Br.

Frankfurt a. M., 12. Aug. Das Geschäft in mehreren Fonds war an heutiger Börse von einigem Belang. Sproz. Sard. und 4 ½ proz. belg. Oblig. waren zu besseren Coursen gefragter. 3 proz. Spanier und bexbacher Actien blieben etwas flauer. Oesterr. Gattungen und alle süddeutsche Oblig. gut preishaltend. Nach der Börse ohne Veränderung.

Oestr. 5proz. Met. 82 ½ Br., 82 ¼ Gld. Bank⸗Aetien 1209 Br., 1206 Gld. Baͤd. Partial⸗Loose a 50 Fl. v. J. 1840 53 ¾ Bt., 53 Glt., do. 4 838 R Darmstadt Partial⸗Loose a 50 Fl. 77 Br., 76 ½ Gld., do. a 25 Fl. 29 ¾ Br., 29 ½ Gld. Hessen Partial⸗Loose a 40 Rthlr. preuß. 32 ½ Br., 32 Gld. Sardin. Loose 3 86 Fr. bei Gebr. Bethmann 33 ½ Br., 33 ½ Gld. Spanien 3 proz. inländ. 33 ½ Br., 33 % Glv. Poln. 300 Fl.⸗Loose 136 Gld., do. 4proz. Obligationen a 500 Fl. 81 Br., 81 ½ Gld. Berbach 80¼ Br., 79 ¾ Gld. Friedrich⸗Wil⸗ helms⸗Nordbahn 42 ½ Br., 42 ½ Gld. Köln⸗Minden 97 Br., 96 ½ Gld.

4 proz. 76 ½ 76. 181 ½, 39:

Mail.

Fremde

Wechsel⸗Course.

Amst. 100 Fl. C. k. S. 99 ¼ Br., 99 Gld., do. 2 M. 98 Br. Augsburg 100 Fl. C. k. S. 119 Gld. Berlin 60 Rthlr. C k. S. 105 ½ Br. Bremen 50 Rthlr. in Ld. k. S. 98 ¼ Br. Hamburg 100 M. B. k. S. 88 Br., do. 2 M. 87 ½ Gld. Leip zig 60 Rthlr. C. k. S. 106 ½ Br. London 10 Livr. St. k. S. 119%, Br., 149 ½ Gld, do. 3 M. 119 B 94 Br. Paris 200 Fr. k. S. 94 ½ Br., 94 ½ Gld. Mailand in Silber k. S. 99 ½ Br. Wien 100 Fl. C. M. 20 Fl.⸗Fuß 102 ¼ Br., 101 ¾ Gld. Diskonto 2 ½ Br.

Hamburg, 12. Aug. 3 ztproz. p. C. 88 ¾ Br., 88 Gld. E. R. 106 Gld. Stiegl. 89 Gld. Dän. 74 Br., 74 ¼ Gld. Ard. 10 ¾ Br., 3 proz. 31 ½ Br., 31 ½ Gld. Amer. 6proz. Ver einigte Staaten 106 ¼ Br., 106 ¾⁄ Gld. Hamb. Berl. 87 ½ B 87 ½ Gld. Bergevorf 90 Br. Magdeb. Wittenb. 58 Br., Gld. Altona⸗Kiel 93 Br., 92 ½ Gld. Köln⸗Minden 95 ½ 95 ½ Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 40 Br., 39 ½ Gld. lenburg 35 Br., 34 ½ Gld.

Wenig Geschäft; jedoch Dän. und Amerik. 6proz. etwas an⸗ genehmer.

Amsterdam, 10. Aug. Die hiesige Fonds⸗Börse blieb diese Woche in dem nämlichen Zustande, wie vorige Woche; der Umsatz