1850 / 226 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

tragten Reduzirungen bei den beiden Corps in Böhmen und in Vorarlberg vorläufig nicht in Ausführung kommen. Das Gerücht von einer Auflösung des Armee⸗Corps in Böhmen, welches meh⸗ rere Blätter kürzlich brachten, wäre jedenfalls unrichtig, da dieses Corps eben jetzt nothwendig gewordene Ergänzungs⸗ Mannschaft, Waffen und Geschütze an sich ziehe. Der Lloyd sagt: „Bei den ernsten Konflikten, welche jetzt in Italien entstehen, hat der heilige Stuhl sich Sardinien gegenüber in eine schwächere Position gestellt, als derselbe so leicht hätte ein⸗ nehmen können. Selbst der am kirchlichsten gesinnte Theil Fe 2 lienischen Volkes ist einer absoluten Regierung und einer selhann Administration gründlich abgeneigt, und der Kirchenstaat v n der die beiden in seltener Ausbildung. Es ist eine die man sich so gern ableugnen möchte, die Jedermann aber, vwelche Wahrheit liebt, anerkennen muß, daß die Chri der weltlichen Obhut des Hauptes der e al g .

F. ter verwaltet worden und schlechter tenhei vertr ind, schlechter verwaltet word ö“ b. ein anderes europäisches Land. Nun

0 verde 8 .

Land nach absolutistischen Grundsätzen regiert und dasselbe nach gar keinen Grundsätzen verwaltet, daß darum das siccardische Mi⸗ nisterium ein Recht habe, die Maßregeln, welche es in kirchlicher Hinsicht ergriffen hat, ins Leben zu führen. Aber das Volk denkt nicht logisch, am wenigsten das italienische. Ein Theil desselben wird die kirchliche Autoritat des Papstes mißachten, blos weil es mit der Weise, wie er seine weltliche Autorität ausübt, unzu⸗ frieden ist. Und viele Andere werden dem Ministerium Sieccardi ihre Unterstützung zu Theil werden lassen, nicht weil sie mit dessen religiösen Ansichten, aber darum, weil sie mit seiner constitutionellen Gesinnung einverstanden sind. Wenn die weltliche Regierung des heiligen Stuhles eine halbweg gute wäre, so würde derselbe keine große Schwierigkeiten zu überwinden haben, um seiner geistlichen Autorität in ganz Italien die unbedingteste Geltung zu verschaffen. Wie aber die Lage der Dinge leider in diesem Augenblick ist, wer⸗ en die in Italien obwaltenden Konflikte nicht verfehlen, einen ern⸗ sten und bedrohlichen Charakter anzunehmen.“

Allen für den Bau oder die Herstellung der Staats⸗Eisenbah⸗ nen nöthigen Baumaterialien ist die Mauthfreiheit zugestanden worden.

Im Handels-Ministerium werden Berathungen über die Maß⸗ regeln gepflogen, um dem überhand nehmenden Schleichhandel an den österreichischen Gränzen ernstlich und schnell zu begegnen. Eine Verstärkung der Finanzwach Mannschaft an den Gränzen durch Fi⸗ nanzwache und Militair sell vorläufig veranlaßt worden sein.

Auf der nach Pesth führenden Eisenbahnstrecke werden bereits theilweise Probefahrten vorgenommen. Die wirkliche Eröffnung die⸗ ser Bahn ist ganz nahe.

Emanuel Geibel, von Gastein zurückgekehrt, befindet sich seit einigen Tagen hier.

Die politischen Behörden, so wie die Grundentlastungs⸗Kom⸗ missionen, sind angewiesen worden, das Zustandekommen freiwilliger Absindungen zwischen den ehemaligen Grund⸗ und Zehentholden

über Frohnen und Zehnte möglichst zu befördern. Die Grundent⸗ lastungs⸗Kommissionen müssen derlei Vergleiche, die obne ihre Da⸗ zwischenkunft geschlossen werden, aufnehmen, und ist ihnen zugleich die Befreiung vom Stempel bewilligt worden.

Der päpstliche Nuntius Michael Viale ⸗Prela ist vorgestern Abends mit seinem Secretair Falenziani nach Prag abgereist, um der feierlichen Installation des Kardinal⸗Erzbischofs Fürsten von Schwarzenberg beizuwohnen. Auch der Minister des Kultus und Unterrichts, Graf Leo Thun, ist gestern früh nach Prag abgereist.

Freiherr Friedrich von Schirnding ist als außerordentlicher Courier nach Frankfurt a. M. abgegangen.

Prag, 15. Aug. (Pr. Z.) Nach den eingegangenen Be⸗ richten zählte man in Prag in der Epoche vom 4. bis zum 11. August 22 Cholerakranke, darunter 15 neue Erkrankte. Hiervon genasen 5, starben 8, zur weiteren Heilpflege verblieben 9. Fünf

derlei Kranke waren von auswärts in die prager Kanken⸗Anstalten

aufgenommen worden. Als Krankheits⸗Anlässe wurde in einigen Fällen der Uebergenuß von Schwämme d von Erdäpfeln be⸗ zeichnet. 8 .“

Sachsen. Dresden, 15. Aug. In der gestrigen Siz⸗

zung der ersten Kammer befand sich auf der Tagesordnung der Bericht der ersten Deputation, die Verordnungen vom 7. und 8. Mai 1849 betreffend. Diese beiden nach §. 88 der Verfassungs⸗-Urkunde bereits erlassenen Verordnungen vom 7. und 8. Mai 1849 wurden mittelst Königlichen Dekrets vom 19. Juli d. J. den Ständen zur nachträglichen Genehmigung zu⸗ gefertigt; die erste derselben enthält Vorschriften über das Verfah⸗ ren bei Störungen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, während die zweite unter Aufhebung der Bestimmung §. 5 des Gesetzes vom 6. September 1834 die Publication der Gesetze und Verordnungen betreffend, für diesen Fall einen früheren Zeitpunkt bestimmt, mit welchem die erstere in Wirksamkeit treten sollte. In An⸗ sehung beider Verordnungen war zuvörderst a) die Frage zu untersuchen, ob dieselben als solche zu betrachten, de⸗ ren Erlassung ohne ständische Zustimmung durch das Staats⸗ wohl geboten gewesen und ob daher die Staatsregierung wegen der geschehenen Erlassung nach §. 88 der Verfassungs⸗Urkunde für gerechtfertigt zu erklären sei, in Ansehung der anderen, der vom 7. Mai 1849, b) aber auch darüber Beschluß zu fassen, ob die Stände⸗Versammlung die fernerweite Geltung derselben als Lan⸗ desgesetz genehmigen wolle. In Bezug auf die Frage sub a. heißt es in dem Berichte der Deputation (Referent Freiherr von Frie⸗ sen) wie folgt: „Daß diese Frage zu bejahen, und zwar mit dank⸗ barer Anerkennung der vor der Staatsregierung damals bewiesenen treuen Fürsorge für das Wohl des Landes zu bejahen sei, darüber dürfte in der geehrten Kammer eben so wenig ein Zweifel herr schen, als er in der unterzeichneten Deputation aufkommen konnte, und es wird letztere daher gewiß gerechtfertigt erscheinen, wenn sie, ohne bei einem Rückblick auf die damalige bejammernswerthe Lage 8 M” der Stadt Dresden insbesondere länger zu verwei⸗ Feessch Ne.94 See anräth, „im Einverständniß mit der ie Staatsregierung wegen der nach §. 88 der

988 ⸗Urkunde unternommenen Erlassung der beiden Ver⸗

ordnungen 8 8 Her 2 v8 1 8 he eten n 7. und 8. Mai 1849 für vollständig gerechtfertigt

über statfand,mie Eeti rntrag wurde, ohne daß eine Debatte dar⸗

In Vem neinhelligkeit angenommen. 7. Mai 18898,e soh⸗ das fernere Bestehen der Verordnung vom daß es hinreichen 81 für die Zukunft, glaubt die Deputation, solches Gesetz noihwendi statt aller ausführlichen Beweise, daß ein zu erinnern, wah . ja wahres dringendes Bedürfniß sei, daran reits beantragt und vea⸗ früheren Ständeversammlungen be⸗ aber zu wiederholten Malen * von Seiten der Staatsregierung

1404

Eil abgefaßt wurde, im Einzelnen Manches zu erinnern sein, wie denn auch die Kammern von 1850 solches fühlten und geltend mach⸗ ten, die Staats⸗Regierung selbst aber solches auch gar nicht in Ab⸗ rede stellte, so konnte doch die Deputation über das Bedürfniß selbst, so wie auch darüber nicht in Zweifel sein, daß die Verordnung vom 7 Mai 1849 im Wesentlichen wohl als Grundlage oder als Ent⸗ wurf für ein künftig geltendes Gesetz zu benutzen sei.“

Hierauf wurde zu der Berathung und Beschlußfassung über die einzelnen Paragraphen des Gesetz⸗Entwurfs geschritten, und kamen davon die §§. 1 bis mit 10 zur Erledigung. Unter den heutigen Registranden⸗Eingängen befand sich der Bericht der ersten Deputation über die Verordnung vom 3. Juni d. J., einige Zu⸗ sätze zu dem Preßgesetze vom 18. November 1848 betreffend. Die nächste Sitzung ist auf den Freitag anberaumt.

Württemberg. Stuttgart, 15. Aug. (Schwäb. Merk.) Nach einer Verfügung des Finanzministeriums wird, nachdem durch das Gesetz vom 9. Juli 1850 der Zeitraum für die einstweilige Forterhebung der in dem ordentlichen Etat auf 1848—49 verwil ligten Steuern und Abgaben bis zum letzten August 1850 verlän⸗ gert worden ist, der Staatsschulden⸗Zahlungskasse, zu Sicherung ihres Dienstes, der auf 376,000 Fl. berechnete Bedarf für die ersten zwei Monate des Etatsjahrs 1850 51 Juli und August auf den Grund des Art. 4 des Staatsschuldenstatuts vom 22. Februar 1837, nach getroffener Uebereinkunft mit dem Ausschusse der Landesversamm⸗ lung, in folgenden Staats⸗Einkünften zum unmittelbaren Bezuge angewiesen: a) direkte Staatssteuer von Grund⸗Eigenthum, Ge⸗ fällen, Gebäuden und Gewerben 250,000 Fl.; b) Wirthschafts⸗Ab⸗ gaben 126,000 Fl. Diese Mittel sind unter der allgemeinen Be⸗ stimmung, daß für etwa entstehende Ausfälle an den bestimmten Einnahmen die Königliche Staats⸗Hauptkasse einzutreten hat, und zwar die direkte Staatssteuer von den Oberamtspflegen, welche auch Namens der Staatsschulden⸗Zahlungskasse an die in ihren Bezirken angesessenen Staatsgläubiger Zinszahlungen leisten, die Wirth⸗ schafts⸗Abgaben aber von den Kameral⸗Aemtern zu gewähren.

Baden. Karlsruhe, 14. Aug. Die Karlsruher Zei⸗ tung enthält Folgendes: „Wie weit heut zu Tage die erhitzten Phantasieen der Verbreiter lügenhafter Nachrichten gehen, mag fol⸗ gende Korrespondenz des Schwäb. Merkurs aus Frankfurt vom 12. August beweisen. Diese lautet:

„„Große Aufregung bewirkt hier die Nachricht, daß der öster⸗ reichische Vice⸗Gouverneur von Mainz heute Vormittag mit gewaff⸗ neter Hand gegen die Durchfaͤhrt badischer Truppen auf dem Rhein eingeschritten sei. Wir erfahren darüber, daß, als die Dampfschiffe mit dem Militair anlangten, Kanonen am Ufer aufgapflanzt und die österreichischen Kanoniere mit brennender Lunte daneben angewiesen wurden, bei vorgängiger Bewegung der Schiffe auf dieselben zu feuern. Der Vice-Gouverneur begab sich sodann hierher, und Mittags erfuhr man, daß, wahrscheinlich auf Anweisung der Bun⸗ des⸗Kommission, die Dampfschiffe bis nach Weißenau, oberhalb Mainz, zurückgeführt, die Truppen dort gelandet, und endlich, nach Umge⸗ hung der Festung am unteren Rheinufer, wieder in die Schiffe auf⸗ genommen werden sollten.““

„Das klingt Alles so natürlich und glaublich, daß Niemand daran zweifeln sollte. Und doch ist die ganze Nachricht von A bis Z erlogen. Es hat gar kein Abmarsch der Truppen stattgefunden, 1g sich Nichts zugetragen, was sich als Folge daran knüpfen

önnte.

Gestern Nachmittag überzog die hiesige Gegend ein sehr hef⸗ tiges Gewitter, das sich stundenlang in wolkenbruchähnlichen Regen⸗ güssen entlud. Das Lager bei Forchheim wurde dadurch ganz unter Wasser gesetzt und von dem dabei herrschenden Sturme meh⸗ rere Zelte umgerissen, so daß es den Truppen unmöglich wurde, länger daselbst zu verbleiben. Um 9 Uhr Abends begann deshalb der Abmarsch derselben in die nächstgelegenen Ortschaften Forch⸗ heim, Mörsch, Daxlanden, Grünwinkel ꝛc., wo vorher ausgeschellt worden war, die Oefen zu heizen, damit die bis auf die Haut durchnäßten Truppen sich trocknen und erholen könnten. Mit der größten Bereitwilligkeit wurde jenem Wunsche entsprochen.

Schleswig⸗Holstein. Altona, 15. Aug. (Alt. Merk.) Heute Nachmittag 5 Uhr 10 Minuten sind 200 dänische Gefangene von hier nach Glückstadt transportirt worden, der Rest folgt mor⸗ gen nach.

Missionar Gützlaff, welcher heute Abend in der hiesigen Haupt⸗ kirche einen Vortrag hielt, wird morgen in der Brüderkirche hier selbst zur Stiftung eines „Vereins zur Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Chinesen“ auffordern.

Kiel, 15. Aug. (Alt. Merk.) Nach sicheren Nachrichten aus Eckernförde hat sich ein bedeutender Theil der dänischen Armee in und um Eckernförde konzentrirt. Es werden starke Schanzarbei⸗ ten vorgenommen, namentlich bei der windebyer Mühle. Die dazu requirirten Tagelöhner von den adeligen Gütern erhalten einen sehr hohen Tagelohn für sehr kurze Arbeitszeit, und die Gutsherrschaften werden bei Vermeidung militairischer Execution angewiesen, diesen Tagelohn zu bezahlen.

Bremen. Bremen, 15. Aug. (Wes. Ztg.) Die Bür⸗ gerschaft hat in ihrer heutigen Sitzung die Geldforderung der schleswig-holsteinischen Regierung für Verpflegung des bremischen Kontingents berathen und einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: „Obschon der Bürgerschaft keine offizielle Kunde von Ansprüchen, welche die Statthalterschaft der Herzogthümer Schleswig und Hol⸗ stein für Verpflegung des bremischen Kontingents an unseren Staat gemacht hat, geworden ist, so lassen doch verschiedene Verhältnisse, insbesondere auch die Zahlungen anderer Staaten, erwarten, daß auch ähnliche Forderungen an uns gemacht sind. Die Bürgerschaft glaubt daher die Erwartung aussprechen zu müssen, daß Bremen hierin anderen Staaten, welche mit unserem Staat in gleicher Lage sich befinden, nicht nachstehen wird, hofft, daß der Senat ihr zustim⸗ men und sodann das Nöthige in Ausführung bringen werde.“

Frankreich. Paris, 11. Aug. Der Präsident ist vor⸗ gestern Abends 10 Uhr in Dijon angelangt. Wo er durchkam, gab sich der lebhafteste Enthusiasmus kund. Auf einigen Punkten wur den vereinzelte Versuche gemacht, sich diesen Manifestationen zu wi⸗ dersetzen. Sie sind aber überall gescheitert. Gestern früh hat der Präsident im Park von Dijon eine Revue abgehalten, mitten unter ungeheurem Zulaufe des Volkes, welches ihn mit den freundlichsten Zurufen empfing. Die Republique widerspricht heute den offi⸗ ziellen Reiseberichten, welche in Bezug auf die Aufnahme, die der Präsident in Sens gefunden, bonapartistischen Jubel gemeldet hatten. Der Korrespondent der Republique meldet gerade das Gegen⸗

auch sagt der Berricht na dges⸗ worden ist. „Mag daher

9. an der Verordn 7 1849, welche in jenen Tagen der h, demsenhet

theil und will wissen, daß das Volk einstimmig: Es lebe die Re⸗ gen. und nur die Beamten und Geistlichen im Wartesaale: Es ebe Napoleon! gerufen haben. Der Präsident bringt heute den

ganzen Tag in Macon zu und übernachtet daselbst, morgen früh geht er nach Lyon, wo er um 10 Uhr Nachts eintrifft. Im Win⸗ tergarten von Lyon giebt ihm der Handelsstand ein Bankett. Der National theilt ein Cirkular des Präfekten an sämmtliche Maires des Departements Cote d'Or mit, welches bezüglich der Reise des Präsidenten auf Art. 21, 22 und 23 des Dekrets vom 24. Messidor des Jahres XII. verweist. Dieses Dekret regelte den

Empfang des Kaisers; der National fragt daher, ob dieser Prä⸗

fekt nicht auch zur Gesellschaft des zehnten Dezember gehöre. Man will behaupten, die Reise des Präsidenten werde nahe an 3 Millio⸗ nen kosten und das Elysée stürze sich dadurch in bedeutende Ver⸗ legenheiten und werde wieder an die gesetzgebende Versammlung sich wenden müssen. Dem großen journalistischen Gefolge, welches den Präsidenten begleitet, ist ein außerordentlicher Estafettendienst zur Verfügung gestellt. Ein Schneider in Dijon soll bei Gele⸗ genheit des Empfanges des Präsidenten für 5000 Fr. schwarze Kleider verfertigt haben. Alle Handschuhladen waren seit zwei Tagen rein ausgekauft.

Eine Proclamation des Maire von Lyon schließt folgendverma⸗ ßen: „Moͤge der Präsident hier den Ausdruck des Dankes finden, der sich mit seinem Andenken verknüpft, der überall denjenigen be⸗ gleiten muß, welchen die Stimmen Frankreichs für den ersten Platz in der Hierarchie der Gewalten bestimmt haben.“

Wegen der Erklärung des Maire und der Adjunkten von La Guillotière, daß sie gegen Solidarität mit dem Beschlusse protestir⸗ ten, demzufolge dem Präsidenten keine Aufwartung gemacht werden sollte, hat es in der letzten Sitzung einen stürmischen Auftritt ge⸗ geben. Ein Gemeinde⸗Rath äußerte sich bitter über diese Anma⸗ ßung des Maire, dieser rief ihn in sehr derben Ausdrücken zur Ordnung, und darüber entstand großer Tumult. Der Maire hob sofort die Sitzung auf, und 11 Gemeinde⸗Räthe von 15 gaben ihre Entlassung.

Am 10. August Mittags ist das Geschwader des Admirals Parceval⸗Deschones auf der Rhede von Cherbourg angelangt. Das Admiralschiff „Friedland“ warf zuerst um 11 ½ Uhr Anker. Seit der Reise Ludwig's XVI. nach Cherbourg im Jahre 1786 befanden sich daselbst nicht so viele Kriegsschiffe, als jetzt. Es ankern dort 6 Linienschiffe, 1 Dampffregatte, 5 Dampf⸗Korvetten und 1 Segel⸗ Corvette. Man verzichtet noch immer nicht auf die Ankunft des Präsidenten in Cherbourg. Der Gemeinderath hat bereits ein Fest⸗Programm angenommen. Im Saale des Gabaris soll dem Präsidenten ein Bankett von 600 Gedecken gegeben werden, im Saale d'Espadage werden Vorbereitungen zu einem großartigen Balle getroffen, und 6000 Fr. sollen an die Armen vertheilt werden. Das Ordre erzählt, daß die Flotte, welche in Cherbourg ange⸗ kommen ist, beim Auslaufen von Nreapel ihre Bestimmung nicht gekannt habe. Die Capitaine hätten für den Fall einer Trennung der Schiffe versiegelte Ordres und Auftrag gehabt, dieselben erst jenseits der Meerenge von Gibraltar zu öffnen.

Das Bülletin de Paris giebt folgenden Bericht über das zweite Militair⸗Bankett im Elysee, worüber man bisher keine ge⸗ nauen Nachrichten hatte: „Eine Tafel von 400 Couverts war im Garten des Elysee parallel mit der großen Allee der Elysäischen Felder errichtet worden. Um 6 ½ Uhr versammelten sich 300 Unter offiziere und 100 Offiziere und nahmen an der Tafel Platz. Der Präsident der Republik und der Kriegs Minister speisten nicht mit, mischten sich aber am Anfange und am Ende des Banketts unter die Gäste. Die Unterhaltung war einsylbig und kühl, aber am Ende des Banketts vernahm man den Ruf: Es lebe Napoleon! Es lebe unser Kaiser! Diesen wiederholten Ruf vernahmen die Spaziergänger in den Elysäischen Feldern und wur⸗ den dadurch veranlaßt, sich zahlreich um das aͤußere Gitter zu sammeln. Man zerstreute sie jedoch. Wie während des ersten Ban ketts war auch diesmal der Präsident genöthigt, den etwas zu lebhaften Ei⸗ fer und die zu begeisterten Toaste durch Miene und Wort zu dämpfen. Nach der Rückkehr des Präsidenten werden diese Bankette fortgesetzt werden.“ Im Ordre liest man: „Einige Journale fragen, warum wir nicht genauere Umstände von dem zweiten Militairbankett im Elysee mit⸗ getheilt und zum Beispiel erklärt haben, bei welcher Gelegenheit der Ausbruch der glühenden Sympathieen vor sich ging, welcher dem Präsidenten zu Theil geworden ist. Wir haben uns eines näheren Eingehens auf die Details enthalten, weil sie keinen poli⸗ tischen Stoff geben. Ist beim letzten Bankett der Unteroffiziere ein ungesetzlicher Ruf gehört worden, so ist er so vereinzelt geblie ben, daß man gar nicht ernsthaft Rechenschaft darüber fordern darf. Der Beifall der Eingeladenen brach mit einer Art Enthusiasmus los, als der Präsident, welcher eben um die Wiese herumging, ein Gewehr zur Hand nahm und mehrere Griffe mit Präzision aus⸗ führte. Man sieht, die Journale, welche am neugierigsten waren, brauchen sich diese Sache nicht sehr zu Herzen zu nehmen“

Lord Normanby und seine Gemahlin sind gestern Abends nach Kissingen abgereist.

Das Pounvoir bespricht die staatlich⸗kirchliche Differenz in Piemont. Obgleich in diesem Artikel der sardinischen Regierung das freie Verfügungsrecht der Kirche gegenüber zugestanden wird, bringt man denselben Artikel doch mit dem Gerüchte in Verbindung,

daß der römische Hof sich an das französische Kabinet gewendet habe, um eine Vermittelung in dem Streite zwischen Kirche und Staat in Piemont zu begehren. Der Artikel schließt mit folgenden Worten: „Der Volkshaufe, welcher die Kirchen geplündert und die Priester zum Fenster hinausgeworfen, wirft auch das Königthum und die Regierungen zur Thür hinaus. Wir machen die piemon tesische Regierung darauf aufmerksam.“

Der Cassationshof hat gestern beschlossen, daß Herr Thiers nicht von der Wählerliste gestrichen werden soll.

Die Spaltung, welche in der Bergpartei eingetreten ist, hatte sich schon seit einiger Zeit durch verschiedene Symptome zu erkennen gegeben. Die Abstimmung über das Wahlgesetz, wobei ein Theil des Berges sich des Votums enthielt, war darunter das bedeutendste. Die gegenseitigen Anfeindungen, worunter Proudhon's rücksichtslose Kritik besonders hervortrat, zeigte diesen Riß noch deutlicher. Seit einigen Tagen fordern einige demokratische Journale sogar, daß der Berg diesen seinen Namen, der für die Gegenwart ohne Sinn sei, aufgeben solle. Das Manifest des Berges wurde von der Presse heftig angegriffen. Dasselbe war nicht von allen Repräsen⸗ tanten unterzeichnet gewesen. Diejenige Fraction des Berges, welche sich demselben nicht anschließen woͤllte, erläßt in der heutigen Nummer des Peuple ein eigenes Manifest, das von Madier de Montjau, Baune, Colfavru, Greppe, Matte, Nadaud, Richardet und Anderen unterzeichnet ist. Dasselbe überragt an revolutionai rem Charakter das erstere bei weitem. Seine Hauptpolemik ist gegen das neue Wahlgesetz gerichtet. Die Theilung des Berges wird hierin ausdrücklich und gleichsam offiziell angeführt. Das Blatt Le Peuple de 1850 wird heute als Organ einer eigenen Fraction des Berges bezeichnet, die noch keinen Namen erhalten hat, aber sich der Richtung Proud⸗ hon's anschließen wird. Die Repräsentanten, welche als Redac teure des Peuple angekündigt werden, sind folgende: Michel (de Bourges), Baune, Boysset, Colfavru, Deflotte, Eugéène Sue, Edgar Quinet und Madier de Montau. Ihnen folgt P. J. Prondhon.

Die alte Redaction: Darimon, Chévé und Vasbenter, bleibt eben⸗ falls. Das Blatt hat dadurch sehr an Bedeutung gewonnen. Die heutige Nummer enthält unter Anderem einen Artikel Eugene Sue's über Edgar Quinet.

Die halboffiziellen Journale enthalten Berichte über die vor⸗ gestrige Preisvertheilung bei der großen Prüfung der Sekundär⸗ schulen, so wie die dabei vom Unterrichts⸗Minister gehaltene Rede.

Einem Dekret des Präsidenten zufolge können Provenienzen aus Ländern, wo das gelbe Fieber herrscht, in den Mittelmeerhäfen einer Quarantaine von 5 bis 10 Tagen unterworfen werden. Tritt ein Krankheitsfall ein, so wird die Quarantaine um 10 Tage ver⸗ längert.

Der Schriftsteller Bonne ist in Folge eines Wortwechsels mit dem Secretair des Elysee, Herrn Chevalier, verhaftet worden.

Der Repräsentant Buvignier widerspricht in einem Schreiben an den Constitutionnel der Nachricht, daß er in der Concier⸗ gerie mit Proudhon eine Schlägerei gehabt habe.

Die Gerüchte von Aenderungen in der Central⸗Verwaltung der Koloniecen und im Personale der Antillen werden vom Mo⸗ niteur für unrichtig erklärt.

Die Journalisten von Paris sind vorgestern von einem der Quästoren gebeten worden, während der Vertagung das Palais Bourbon nicht zu besuchen, da die permanente Kommission das größte Geheimniß wünsche.

Der Moniteur du Soir erhält wieder seine frühere ultra⸗ bonapartistische Redaction.

An allen Ecken waren gestern Vergnügungsfahrten zu bedeu⸗ tend ermäßigten Preisen nach Wiesbaden angekündigt. In den Arbeitervierteln wurden sie sämmtlich herabgerissen.

Vorgestern Morgens war großer Skandal in dem sonst sehr ruhigen Stadtviertel Beaujon. Der Anlaß war Lola Montez. Dieselbe hatte dort ein prächtiges Hotel gemiethet und es mit asia⸗ tischem Luxus möbliren lassen. Die Möblirung sollte in Raten be⸗ zahlt werden. Vorgestern langte nun der Gläubiger an und traf gerade auf die Möbelwagen, die zum Transport nach England bepaͤckt wurden. Er bestand auf Bezahlung, Lola Montez verlangte einige Tage Verzug, da ihr Gemahl verreist sei und den Schlüssel der Geldschatulle eingesteckt habe. Der Möbelhändler wurde unge⸗ duldig. Lola Montez ersuchte ihn, einige Minuten zu warten, sie wolle selbst einen Schlosser holen, um die Schatulle zu öffnen. Sie ging, bog um die Ecke, bestieg einen sie dort erwartenden Wagen und wurde nicht mehr gesehen. b

Der Moniteur veröffentlicht heute das Gesetz über das Ein⸗ nahme⸗Budget für 1851, das Gesetz über den Stempel bei Ent⸗ scheidungen der Schiedsgerichte, das Gesetz über die Vertheilung der Wahlkosten, das Gesetz über Verlängerung der Dauerzeit der Prämien für Stockfisch⸗ und Wallfischfang und die Gesetz Entwürfe über die am Ende der Sitzung bewilligten Supplementar⸗Kredite.

Nach einer Mittheilung Arago's hat Herr Rochel d'Hericourt aus Abyssinien eine Wurzel mitgebracht, welche gepulvert sich als untrügliches Mittel gegen die Hundswuth bewährt hat.

Der Bildhauer Gayart hat eine Statue der Tänzerin Fanny Cerrito vollendet, die sehr ähnlich sein soll. Sie wird im Foyer der großen Oper aufgestellt werden. 1 Heute Mittag war Ministerrath im Ministerium des Auswär⸗ igen.

Der Bezirksrath von Montreuil hat den Wunsch nach Verlän⸗ gerung der Regierungsgewalt Louis Bonaparte's ausgesprochen.

Alle militairischen Punkte von Paris sind seit einigen Tagen stärker, als gewöhnlich besetzt.

Die Monatsschrift Le Proscrit findet weder rechts, noch links Beifall. So eben ist eine Broschüre unter dem Titel „Ant⸗ wort der Gesellschaft der Proskribirten an das Journal Le⸗ Prosecrit“ erschienen, in welcher namentlich Ledru Rollin heftig angegriffen wird.

Das Journal des Débats theilt heute folgende diploma⸗ jische Aktenstücke in Bezug auf die griechische Frage mit: 1) Eine Depesche Nesselrode's an Brunnow vom 26. April⸗ 1850. In der⸗ selben tadelt die russische Regierung sehr streng die Maßregeln, welche England gegen den Handel und die Marine Griechenlands ausgeübt habe. 2) Eine förmliche Protestation von derselben Seite gegen die begonnenen Feindseligkeiten vom 14. Mai. 3) Eine zweite Protestation, welche die Motive der ersteren erläutert. Die⸗ selbe ist vom 27. Mai datirt. 1

Der gestrigen großen Preisvertheilung an der Universität wohnten der Vice⸗Präsident der Republik, der Präsident der Na⸗ tional-Versammlung und die Minister in einer Tribüne bei. Um 41 Uhr erschien Guizot und nahm Platz auf der Bank der Pro fessoren. Er erhielt einen dreimaligen Applaus. Um 12 Uhr kam der Unterrichts⸗Minister Parieu unter Vortritt aller Fakultäten und des Universitätskörpers. Die Zöglinge begrüßten ihn mit einem sehr kräftigen: Es lebe die Republik! Die Eröffnungsrede sprach Professor Didier. Sie handelte vom Einflusse der Civilisation. Nach ihm nahm Minister Parieu das Wort zu einer Rede, die halb eine Lobrede auf den Kaiser, halb eine solche auf das Unter richtsgesetz war.

In einem politischen Salon bemerkte man gestern, daß ein Theil der Legitimisten sich vielleicht zu einer beschränkten Verläu gerung der Präsidentschaftsdauer herbeilassen dürfte. In Wiesba⸗ den soll deswegen angeblich sogar eine Konferenz stattfinden.

Großbritanien und Irland. London, 13. Aug. Die bereits erwähnte Note, welche der preußische Gesandte, Ritter Bunsen, in Bezug auf die londoner Konferenz über die schleswig holsteinschen Angelegenheiten an Lord Palmerston gerichtet hat, lau⸗ tet nach der Mittheilung des Globe:

„London, 1. August. Der unterzeichnete bevollmächtigte Mi⸗ nister Sr. Majestät des Königs von Preußen u. s. w. hat vor⸗ gestern die Ehre gehabt, die Note vom 29sten v. M. zu erhalten, in welcher Viscount Palmerston u. s. w. ihn zu einer morgen, Freitags, in Bezug auf einen der Note beigefügten Protokoll⸗Ent⸗ wurf im auswärtigen Amte zu haltenden Konferenz einladet.

Der Unterzeichnete dankt dem Herrn Viscount für diese Mit⸗ theilung, hält es aber für seine Pflicht, ihm anzuzeigen, daß er nicht ermächtigt ist, einem solchen Protokolle seine Mitwirkung zu geben. Da die Zurückhaltung, die er bei Gelegenheit der Konferenz vom 4ten v. M. in dieser Hinsicht zu beobachten für Pflicht hielt, vie Billigung seiner Regierung erhalten hat und neue Instructionen ihm nicht zugegangen sind, so kann der Unterzeichnete sich einfach auf die Bemerkungen beziehen, die er Viscount Palmerston in sei⸗ ner Note vom 6. Juli vorzulegen die Ehre hatte, sowohl in Bezug auf die Präliminarfragen und Formalitäten, als die wesentlichen und Spezial⸗Argumente, die nach der Ansicht der preußischen Re⸗ gierung einem solchen europäischen Protokoll und namentlich dessen Annahme von Seiten Preußens und Deutschlands entgegenstehen. Denn das neue Protokoll unterscheidet sich von dem ersten, einige Wortänderungen in den Artikeln 3 und 4 in Folge des Friedens⸗

schlusses abgerechnet, nur durch die dem 1. Artikel hinzugefügte Klausel „unbeschadet der Beziehungen ꝛc.“

Nun ist diese Klausel an sich sehr unbestimmt, und außerdem wird sie mehr als neutralisirt durch einen sehr präzisen und in sei⸗ ner Wirkung bedeutsamen Ausdruck, der in Verbindung damit vor⸗ kommt eine dem europäischen Völkerrecht neue und rücksichtlich Deutschlands unzulässige Phrase. Es ist der zweimal im Entwurf wiederholte Ausdruck „in der ursprünglichen Integrität der dä⸗ nischen Monarchie.“ Unstreitig muß dieser Ausdruck in dem Sinn verstanden werden, daß das Herzogthum Holstein, zusammen mit Dänemark und Schleswig, die dänische Monarchie bilde. Der Un⸗ terzeichnete hält es für unnöthig, die Argumente und Thatsachen zu wiederholen, welche beweisen, daß dieser Ausdruck weder in völker⸗ rechtlicher Hinsicht richtiger, noch in politischer Hinsicht weniger dro⸗ hend gegen Deutschland ist, als es der Ausdruck „Integrität der holländischen Monarchie“ sein würde, in dem Sinne, daß das Großherzogthum Luxemburg in Verbindung mit Holland die hollän⸗ dische Monarchie bildete. Solche integrale Theile Deutschlands können niemals als integrale Theile eines fremden Staates be⸗ trachtet werden. Wäre dies der Fall, so hätten sie das Schicksal dieser Staaten zu theilen, wenn die dynastischen oder constitutionel⸗ len Bedingungen aufgehört haben, unter denen sie allein mit einem fremden Staate denselben Monarchen haben können. Holland könnte seine jetzige Dynastie verlieren und die neue holländische Regierung das Herzogthum Luxemburg beanspruchen unter der gleichzeitigen Versicherung, daß dies unbeschadet der Beziehungen des Herzogthums zum deutschen Bunde geschehe; und eine neue, Deutschland fremde Dynastie in Dänemark oder eine neue Linie, die darin kein Erbfolgerecht hat, könnte eben das in Bezug auf Holstein sagen.

Ueberdies ist der Ausdruck „Integrität der dänischen Monar⸗ chie“ kein neutraler, sondern seit den letzten 44 Jahren der Aus⸗ druck einer Parteimeinung gewesen.

Der neue Protokoll⸗Entwurf nnterscheidet sich nicht wesentlich von dem ersten, insoweit er Deutschland betrifft.

Der Unterzeichnete hat die Beachtung Biscount Palmerston's auf die wichtige Thatsache zu lenken, daß der am 2. Juli zu Ber⸗ lin zwischen Deutschland und Dänemark abgeschlossene Friedens⸗ Vertrag und das beigefügte Protokoll klar und pofitiv die Art und Weise der Communication zwischen beiden Mächten in Bezug auf die in dem Protokoll behandelten Fragen festgesetzt haben, und daß dieses Arrangement Preußens Betheiligung an einem solchen Pro⸗ tokoll nicht allein überflüssig gemacht hat, sondern sie, wenigstens für den gegenwärtigen Augenblick, in der That auesschließt.

Zuvörderst verpflichtet sich der König von Dänemark durch Ar⸗ tikel 4 des Vertrags, bevor er zu den Waffen greift, die Inter⸗ vention des deutschen Bundes in dem Herzogthum Holstein nachzu⸗ suchen und in diesem Fall seine Absichten gegen die Herzogthümer kundzugeben. Sodann heißt es im ten Artikel des Protokolls, daß dieser Monarch hinsichtlich der zur Regelung der Erbfolge⸗ Ordnung bestimmten Maßregeln die Initiative ergreifen und daß der König von Preußen an den zu dem Zweck einzuleitenden Un⸗ terhandlungen Theil nehmen solle.

Diese beiden Punkte, und namentlich der erste, bilden, nachdem die Friedensfrage entschieden, den Gegenstand der Fürsorge der drei nichtdeutschen Mächte, welche sich über diesen Protokoll⸗Entwurf geeinigt haben.

Ein so außerordentlicher Grad von Sorglichkeit erscheint aber um so weniger durch die Lage der Dinge erfordert zu einer Zeit, wo die beiden kriegführenden Theile (Deutschland und Dänemark) sich so eben verpflichtet haben, zu einer direkten und freundschaft⸗ lichen Verständigung über die fraglichen Punkte zu kommen, und wo von neuem ein blutiger Konflikt zwischen Dänemark und den Herzogthümern über rein constitutionelle Fragen ausgebrochen ist

ein Koͤnflikt, von dem nicht zu erwarten ist, daß er zu einer befriedigenden und dauernden Lösung gebracht werden kann durch den diktatorischen Akt dreier fremden Mächte, welche erklären, daß es wünschenswerth sei, wie der König von Dänemark um jeden Preis Herzog von Schleswig und Holstein bleibe. Jedenfalls aber würde es befremden, wenn Preußen nach solch einem Vergleich mit Dänemark das natürliche, regelmäßige und legale Verfahren, wie es der Vertrag vorschreibt, aufgeben wollte, um den neuen, ungewohnten und gefährlichen Weg eines europäischen Protokolls einzuschlagen.

Von dem Könige von Dänemark muß Preußen Mittheilungen über diesen Gegenstand erwarten. Erst durch diese Mittheilungen wird es in den Stand gesetzt sein, über die Gerechtigkeit der von dem Könige von Dänemark vorgeschlagenen Maßregeln zu urthei⸗ len und demgemäß auch über ihre Weisheit sich zu erklären, sowohl was die Anerkennung und Garantie der Rechte Holsteins und des Bundes, als was die Erbfolge betrifft, die in Zukunft die Union der verschiedenen Staaten, welche ihn als ihren Souverain anerken⸗ nen, zu erhalten bestimmt ist. 8

Diese Mittheilungen hat Preußen von dem Könige von Dä⸗ nemark noch nicht erhalten. Bis dieselben erfolgen, ist Preußen augenscheinlich in jeder Weise verpflichtet, sich der Theilnahme an dem Protokoll eines europäischen Bundes zu enthalten, der in dieser Angelegenheit hinsichtlich Preußens die Initiative ergrif⸗ fen hat.

In dieser Beziehung muß der Unterzeichnete den Ober⸗Staats

secretalr auf die Thatsache aufmerksam machen, daß, obgleich es in der Einleitung zu dem vorgeschlagenen Protokolle heißt, die Mächte, deren Mitwirkung an demselben vorausgesetzt ist, hätten sich auf die Einladung des Königs von Dänemark behufs der Abfassung eines solchen Protokolls vereint, dies doch bestimmt nicht der Fall ist in Bezug auf den König von Preußen, der in der Einleitung genannt ist. So viel dem Unterzeichneten bekannt, hat Se. Maje⸗

stät bis jetzt eine solche Einladung nicht erhalten.— Es würde da⸗ her, was Preußen betrifft, der Wahrheit nicht gemäß sein, wenn es einer derartigen Erklärung beiträte.

Es wird also nothwendig sein, entweder zu warten, bis diese Phrase eine Wahrheit wird, oder sie aus dem Protokoll zu strei⸗ chen. Beides unterliegt keinen Schwierigkeiten. Nicht so leicht würde es aber sein, besonders wenn im gegenwärtigen Augenblick zur Unterzeichnung eines europäischen Protokolls gedrängt wird, aus der öffentlichen Meinung in Deutschland und der jeder deut⸗ schen Regierung, die einige Selbstachtung besitzt, folgende Thatsachen zu streichen:

Daß die nichtdeutschen großen Mächte den Gedanken des gegen⸗

wärtigen Protokolls gefaßt haben, nicht allein auf die Ein ladung des Königs von Dänemark, der damals mit Deutsch⸗ land im Kriege war, sondern auch ohne Wissen Deutsch⸗ lands, das bis zum letzten Tage der Konferenzen und Un⸗ terhandlungen, die zu dem ersten Protokoll geführt haben, sorgsam ausgeschlossen wurde; dieses, in der Voraussetzung, daß der Friede noch nicht, ab⸗ geschlossen sei, entworfene Projekt mit Modificationen wieder erscheint, die nur geringes Vertrauen erwecken; 1

ß es wieder erscheint nicht allein nach Abschluß dieses Friedens,

sondern auch, nachdem die Art und Weise der direkten Mit⸗

8 theilungen zwischen den beiden Mächten in Bezug auf die Erbfolgeordnung und das Bundesverhältniß in klarer, posi⸗ tiver und vorsorglicher Weise festgesetzt ist;

daß Preußen nach allem dem eingeladen wird, eine in Recht und

Politik unangreifbare Stellung aufzugeben, bevor der König

von Dänemark jene Mittheilungen gemacht, in denen er in

Bezug auf Deutschland die Initiative zu ergreifen versprach,

und bevor er seine Absichten rücksichtlich des Herzogthums Holstein kundgegeben.

Der Unterzeichnete zweifelt nicht, daß Viscount Palmerston die Argumente in ernste Erwägung ziehen wird, die er die Ehre ge⸗ habt, ihm vorzulegen und die es ihm zur Pflicht machen, seiner Einladung zu der Konferenz nicht nachzukommen. Der Unterzeich⸗ nete benutzt diese Veranlassung ꝛc. Bunsen.

N. S. vom 2. August 10 Uhr V. M. Der Unterzeichnete hat diese Note bis zu Ankunft der heutigen Post zurückbehalten. Er hat jetzt die Ehre, hinzuzufügen, daß er so eben positive In⸗ structionen von seiner Regierung erhalten hat, nicht an der Kon⸗ ferenz Theil zu nehmen und die Motive dafür an Lord Palmer⸗ ston auf Grund derjenigen Erwägungen mitzutheilen, welche er in der gegenwärtigen Note demselben vorzulegen die Ehre ge⸗ habt hat.“

Dänemark. Kopenhagen, 14. Aug. (B. H.) Die De⸗ partementalzeitung meldet nunmehr amtlich die Entlassung des Marineministers Zahrtmann, auf sein Ansuchen und wegen Kränk⸗ lichkeit, und die vorläufige Uebernahme dieses Portefeuilles durch den General⸗Adjutanten des See⸗Etats, Capitain Irminger.

Italien. Turin, 10. Aug. (Lloyd.) Der Bruch mit Rom ist vollständig. Graf Sauli begiebt sich nicht mehr dahin; ein Entschluß, der an Bedeutung gewinnt, wenn man erwägt, daß der König mit der Maßnahme des Ministeriums gegen den Klerus vollkommen einverstanden zu sein scheint und, wie verlautet, die Handlungsweise desselben öffentlich gebilligt hat. Die Güter der Serviten sind mit Beschlag belegt und ihre einzelnen Pächter, Mieth⸗ leute, Schuldner u. s. w. vom General⸗Oekonomate unter Andro⸗ hung der Strafe, wiederholt zahlen zu müssen, angewiesen worden, die fälligen Beträge unter keinem Vorwande den Ordensgeistlichen, sondern der General⸗Verwaltung zu übermitteln, welche in höherem Auftrage vom Kloster und den übrigen Lokalitäten der Serviten nächst der Pfarrkirche von S. Carlo Besitz genommen hat. Die verschiedenen Legationen in Sardinien haben ihren Regierungen durch außerordentliche Cou riere die bedenklichen Vorfälle in hiesiger Stadt mitgetheilt. Der Pöbel jubelt; in den hoöͤheren Schichten der Gesellschaft jedoch scheint sich eine Reaction gegen die in keiner Weise zu rechtferti⸗ genden Schritte der Regierung vorbereiten zu wollen. Der be⸗ sonnere Theil der Bevölkerung wendet seinen ganzen Einfluß auf, damit das Ministerium in den Vermittelungspfad einlenke; bis jetzt waren seine Bemühungen gänzlich erfolglos. Sieccardi hat vom Hoflager des Königs, aus welchem er gestern zurückgekehrt ist, die strengste Weisung erhalten, gegen alle Ausschreitungen der Massen entschiedene Vorkehrungen zu treffen. Wahrscheinlich in Folge dieses Befehls durchziehen noch fortwährend Patrouillen die Stadt.

Ancona, 5. Aug. (Ll.) Die Messe in Sinigaglia war wenig belebt, woran die drückenden Steuern, die Unsicherheit der Straßen und der schwankende politische Zustand einen nicht gerin⸗ gen Antheil haben. Die äußere Ruhe ist scheinbar wieder herge⸗ stellt, doch suchen fremde Emissäre, namentlich sardinische, die Be⸗ völkerung stets in Aufregung zu erhalten.

Spanien. Madrid, 9. Aug. Das Konkordat mit dem päpstlichen Stuhle, welches bereits dem Abschlusse nahe war, soll nun doch verunglückt sein. Man spricht deshalb vom Abtreten Pidal's.

Der neapolitanische Gesandte lebt zurückgezogen in der herr⸗ lichen Umgegend des Escurial.

Zproz. 33 .

Der Vorsteher der Delegation holländischer Inhaber von spa⸗ nischen Bons hat Madrid sehr unbefriedigt verlassen. Er dürfte im Dezember wieder hierher zurückkommen, wo die Cortes sich mit der Sache befassen sollen.

Die madrider Münze hat im Monate Juli für 7,459,526 Realen Münzen verschiedener Gattungen geprägt.

Die Königin von Portugal ist seit drei Monaten wieder in ge⸗ segneten Umständen.

3proz. 33.

1

Ein neues

Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. (Ll.) Reglement bezüglich der Kopfsteuer wird erwartet; man vermuthet, die ganze Kopfsteuer werde aufgelassen werden.

Aus Burgos lief die Nachricht ein, daß neuestens zwei russische

Kriegskutter in Begleitung von ottomanischen Kriegsbriggs die Tiefe der dortigen Gewässer untersucht haben. Die russischen Schiffe wendeten sich dann in der Richtung von Varna nach Ku⸗ stendje.

Königliche Schauspiele. Sonntag, 18. Aug. Im Opernhause. 87ste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Ehestifter, Lustspiel in 1 Akt, nach Goldoni, von J. R. Minsch. Hierauf: Die Insel der Liebe, oder: Das unaus⸗ führbare Gesetz, phantastisches Ballet in 2 Akten, von P. Taglioni. Musik von Gährich. 8 Montag, 19. Aug. Im Schauspielhause. 129ͤte Abonnements⸗ Vorstellung: Camoens, dramatisches Gedicht in 1 Akt, von F. Halm. Hierauf: Die Komödie der Irrungen, Lustspiel in 3 Abth., von Shakespeare, für die deutsche Bühne eingerichtet von C. von Holtey. Im Opernhause. Siebente Vorstellung der Mlle. Rachel. Phèedre, tragédie en 5 actes et en vers, de Racine. (Mlle. Rachel: Phèdre.) Vorher: II faut qu'une porte soit ouverte ou fermée, proverbe en 1 acte de Mr. A. de Musset. Anfang 7 Uhr 1 Dienstag, 20. Aug. Im Opernhause. S88ste Abonnements⸗ Vorstellung: So machen es Alle! Opera buffa in 2 Aufzügen, von Mozart. Nach Cosi fan' tutte, bearbeitet von L. Schneider.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends Nach einmaliger 10 Uhr.

1850. Morgens Nachwittags

. 16. Aug. 6 Uhr. 2 Uhr. Beobachtung.

ar. 334,71"„Par. 334,52“ „Par. Quellwärme 7,80 R. + 19,69 R. + 13,9˙ R. Flusswärme 17,0° R. + 10,02 n. +† 11,1* R. Bodenwöͤrme Dunstsättigung . 47 pCt. 80 pct. Wetter balbheiter. halbheiter. Wind. 80. 80. Wolkenzug .. .. 80. I. . P 16,1*„ K. 10

Luftdruck Luftwärme Thaupunkt ... Ausdünstung

Nrederschlag 0 Rb. Wurmewechsel + 19,8°

Tagesmi