1850 / 238 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Sache vollkommen in ihrem Rechte ist, dürfte sich dieselbe gewiß gern bereit finden lassen, das Wort preiszugeben und für die Be⸗ lehrungen, welche sie dem Vice⸗Gouverneur Feldmarschall⸗Lieutenant von Mertens ertheilt hat, jede beliebige Benennung, welche ihren Bundesgenossen minder anstößig sein dürfte, anzunehmen.“

Ischl, 21. Aug. (W. Z.) Seit der Anwesenheit Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers, dessen Geburtsfest hier durch Freudenfeuer auf den Bergen glänzend gefeiert worden, sind Gasthöfe und Privat⸗ wohnungen überfüllt, so daß es den Reisenden Mühe kostet, Unter⸗ kunft zu finden. Nicht selten sieht man den Monarchen im einfachen grauen Paletot eines Infanterie⸗Offiziers durch die Straßen des Marktes reiten, auf allen Stegen und Wegen begleitet ihn die ungeheuchelte Theilnahme des freundlichen Alpenvolkes, dessen wahrhaft österreichische und entschieden konservative Gesin⸗ nung über jeden Zweifel erhaben ist. Die Stammgäste Ischls sind so ziemlich die alten geblieben. Die hohe Aristokratie ist unter ihnen eben so sehr als der begüterte Mittelstand vertreten, wobei jedoch der Charakter der Gesellschaft ein entschieden und vorwiegend wienerischer ist, so daß man Ischl den in die majestätische Alpen⸗ natur übertragenen Volksgarten nennen könnte, wären nicht hier manche triviale Elemente, welche sich dort im Rondeau bewegen, ausgeschieden, und haäͤtte nicht die bewältigende Majestät ei⸗ ner unvergleichlichen Natur dem gesammten Badeleben hier den Typus edlerer Einfachheit und ungesuchter Eleganz aufgedrückt. Nebst der großen Zahl norddeutscher Reisenden treten noch die un⸗ garischen Familien hervor, welche während der Saison in diesen Gegenden sich niederlassen. Namentlich in Ischl sind sie stark ver⸗ treten. Politik wird in diesen Thälern lediglich nebenbei getrieben. In friedlicher Eintracht leben hier alle Parteien zusammen, und die Conversation dreht sich zum größten Theile um die Herrlichkeiten der wohlthätigen Luft, der smaragdenen Alpenwässer, der allenthal

ben entrollten Naturbilder. Die Herren Löhner und Rochau haben ein Plakat in den Gasthöfen auflegen lassen, worin sie zu Geldbei⸗ trägen für die Schleswig⸗Holsteiner auffordern; doch sind bis jetzt nur spärliche Beiträge eingelaufen.

Laibach, 26. Aug. (Ll.) Se. Majestät der König von Grie⸗ chenland ist heute früh mit dem Postzuge nach Bruck abgereist, um von dort sogleich die Reise in zwei vierspännigen Wagen nach Salz⸗ burg, mit einem kurzen Zwischen⸗Aufenthalte in Ischl, fortzusetzen.

Bozen, 20. Aug. (W. Z.) Seit vorgestern befinden sich Ihre Majestäten der Kaiser Ferdinand und die Kaiserin Maria Anna in unseren Mauern. Schon am Sonnabend war Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Rainer mit Familie von Meran, so wie Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Sigismund von Trient, hierher gekommen, um Ihre Majestäten zu begrüßen. Gestern hatten der Herr Abt vom Benediktiner⸗Stifte Gries, die Chefs der Justiz⸗ und politischen Behörden und der Herr Bürgermeister der Stadt die Ehre, zur Kaiserlichen Tafel gezogen zu werden, nach welcher Se. Majestät Kaiser

Ferdinand die neuen Fabriken in St. Antoni, so wie das romantische Schloß Runggelstein, besichtigte. Heute beabsichtigt Ihre Majzestät die Kaiserin Maria Anna einen Ausflug nach Kal⸗ tern zu machen; auch dem Stiste Gries ist ein Besuch zugedacht. Wie wir vernehmen, werden wir das Glück haben, den Aufenthalt Ihrer Mazestäten sich bis Donnerstag verlängern zu sehen. Heute Mittags 11 ½ Uhr traf hier Se. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Toskana ein und empfing alsbald nach seiner Ankunft den Be⸗ such Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Rainer.

Trient, 19. Aug. (Bote f. Tyr. u. Vorarlb.) Aus allen Theilen des Landes gehen Nachrichten ein über entsetzliche Verheerungen, welche die durch den anhaltenden Regen der letzten Tage angeschwollenen und aus ihren Ufern getretenen Wildbäche angerichtet haben. So wird von unermeßlichen Verwüstungen der Ländereien und Einreißen und Hinwegschwemmen fast sämmtlicher Brücken und Stege im Val di Sol durch den wilden Noce berich⸗ tet. Die St. Antonskirche in Fustne wurde zerstört und ein benach⸗ bartes Haus von der Fluth fortgerissen. Alle Communicationen sind unterbrochen. Man vermuthet einen Bruch der Ferner von Prio. Noch immer geht der Bach sehr hoch und reißend. Auch das Etablissement von Rabbi war durch das Austreten des Rabies, dee die Felder überschwemmte, hart bedroht, kam aber diesmal ohne weite⸗ ren Schaden davon. Aus Tione wird von gleichen Unglücksfällen durch das Anschwellen der Wildbäche in den Thälern Judikariens gemeldet. Die ältesten Leute versichern, daß seit der großen Ueberschwemmung vom Jahre 1757 die Gebirgswässer nicht mit solcher Wuth gehaust hätten. Besonders verheerend zeigte sich die Sarca auf ihrem Laufe durch das Thal von Rendena und Tione, dann der Chies mit sei⸗ nen Nebenbächen im Thal von Condino. In gleicher Weise wurde die Gegend von Lodron durch den S. Barbarabach in weiter Aus⸗ dehnung überschwemmt, wobei auch die Ortskirche schweren Schaden litt. Menschenleben sind außer einem 12jährigen Knaben aus Ci⸗ mego, den beim Holzauffangen die Fluth wegspülte, so viel man weiß, noch keine verloren gegangen. Die Behörden thun ihr Mög⸗ lichstes, aber das Unglück ist groß, sehr groß und wird seine trau⸗ rigen Wirkungen nachhaltig äußern.

Sachsen. Dresden, 26. Aug. Das Dr. J. enthält Fol gendes: Es ist seiner Zeit in diesem Blatte von den Erwägun⸗ gen und den Entschließungen die Rede gewesen, zu welchen die Königlich sächsische Staatsregierung durch die Vorlage des von Preußen in seinem und in des deutschen Bundes Namen mit Dänemark unterm 2. Juli d. J. abgeschlossenen Friedens zu dies⸗

itiger baldmöglichster Ratification sich veranlaßt sah. Später hat bekanntlich die Königlich preußische Regierung zur Beseitigung der Hindernisse, welche der Ratification jenes Friedens sich entgegen⸗ stellten, veränderte Vorschläge deshalb gemacht, welche dahin gin gen, daß entweder Se. Majestät dem Könige von Preußen Voll⸗ macht zur Ratification in seinem und des deutschen Bundes Namen von jeder Bundesregierung ertheilt oder daß die in Frankfurt that sächlich fortbestehende provisorische Bundes⸗Kommission mit Auftrag 88 hoc von ihnen versehen werden möge. Rücksichtlich der früheren 1— 8 die allgemeine Theilnahme so sehr in Anspruch neh⸗ sch 8 Ungelegenheit hatte die Königlich sächsische Regierung eüh 4 auch an sämmtliche Bundes⸗Regierungen mitge⸗ ö““ Uiis vom 14. Juli ausgesprochen. Dieses Aktenstück ücch durch die Deutsche Allgemeine Zeitung, ä m Wege also veröffentlicht worden, welcher die Königlich sächsische Regierung guch nicht der V 2 Percer. hie dazu ausseßt, nge es ece der Vermufhung einer Milveranlassung liegt, in solcher Weise Demo s 8a hin nicht in ihren Gewohnheiten jene Veröffentlichung der auf die früher zu machen. Nachdem aber einmal stattgesunden hat ö Lage bezüglichen Denkschrift . r die weitere ofrwscg. Be⸗

uitheinng hües8 var sich knüpfenden Fragen doch von Velang ein, s auf die ferneren Vorschläge wegen des M. 1 dus der Ratification jenes Friedens erfolgte Rückäußerung der R. 1 gierung nicht unbekannt bleibe, und sind wir jetzt in den Stand 88

setzt, dieselbe in Folgendem mitzutheilen:

„Mittelst geehrter Note vom 27sten d. M. ist es dem König⸗

lich preußischen Gesandten und bevollmächtigten Minister Herrn Grafen von Galen gefällig gewesen, der diesseitigen Regierung ein Cirkularschreiben der Königlich preußischen Regierung vom 24sten d. M. mitzutheilen, worin zu dem Zwecke der Beseitigung der bis⸗ her vorgekommenen Ausstellungen gegen die Ratification des von der Krone Preußen im Namen des deutschen Bundes abgeschlosse⸗ nen Friedens in der jenseits beantragten Form ein neuer doppelter Modus der Ratification in Vorschlag gebracht wird. Es geht dieser Vorschlag dahin, daß entweder Sr. Majestät dem König von Preußen von sämmtlichen Genossen des deutschen Bundes Vollmacht ertheilt werde, um die Ratifications⸗Urkunde in seinem und im Namen des deutschen Bundes auszustellen, oder daß die in Frankfurt a. M. unter stillschweigendem Einverständnisse der Bundesregierungen der⸗ malen noch bestehende Bundes-Central⸗Kommission von sämmtlichen deutschen Regierungen mit Vollmachten ad hoc versehen werde, um nach genommener Einsicht und Prüfung des Traktates die Ratifi cation desselben im Namen des Bundes zu ertheilen.

„Die diesseitige Regierung hat in einer sowohl der Königlich preußischen Regierung, als auch den übrigen Mitgliedern ves Bun⸗ des übergebenen Denkschrift ihre Ansichten über die in Frage be⸗ findliche Ratification ausführlich dargelegt, und der Unterzeichnete erlaubt sich, indem er dem Herrn Gesandten eine Abschrift davon zuzustellen sich beehrt, auf deren Inhalt ganz ergebenst Bezug zu nehmen. Eine geneigte Erwägung der darin hervorgehobenen Mo⸗ mente wird es in den Augen der Königlich preußischen Regierung gerechtfertigt erscheinen lassen, wenn die diesseitige Regierung aus gleichen Günden eine Erledigung der von ihr geltend gemachten Bedenken in jenem zweifachen Modus der Ratification zu finden nicht vermag. Diese Bedenken waren theils formeller Natur, theils betrafen sie den materiellen Inhalt des Friedens und die Abwen⸗ dung der daraus möglicherweise für Deutschland sowohl, als für das Bundesland Holstein, entstehenden Gefahren.

„Insofern nun dieselben zunächst dem bestehenden Bundesrechte entnommen waren, so würde die diesseitige Regierung, nachdem sie sich nicht für befugt gehalten, einen im Namen des Bundes abge⸗ schlossenen Frieden einseitig, zu ratifiziren, sich eben so wenig be— rechtigt glauben können, auf ein Glied des Bundes die Machtvoll⸗ kommenheit zu übertragen, die Ratifications⸗Urkunde dieses Friedens im Namen des Bundes auszustellen. In gleicher Weise mußte sie sich behindert sehen, eine solche Vollmacht der gegenwärtig noch zu Frankfurt fungirenden Interims⸗Kommission zu ertheilen. Daß diese Kommission dermalen noch in Wirksamkeit bestehe, wird zwar dies⸗ seits insofern nicht bestritten, als es von den Bundesregierungen nur mit Dank anerkannt werden kann, daß diese Behörde seither wegen des noch immer fortdauernden Mangels allseitigen Einver⸗ ständnisses über die Bildung einer neuen Centralgewalt, die Fort⸗ führung der dringendsten laufenden Geschäfte, insbesondere so weit dieselben auf die Erhaltung und Verwaltung des Bundeseigenthums Bezug haben, sich unterzogen hat. Der rechtliche Bestand dieser Behörde, als des durch die Uebereinkunft vom 30. September v. J. eingesetzten und mit den Befugnissen des engeren Rathes bekleide⸗ ten Bundes⸗Organs, kann aber nur als mit dem 1. Mai d. J. erloschen angesehen werden.

„Wollten nun die deutschen Regierungen auf diese thatsächlich

noch in Wirksamkeit bestehende Kommission eine solche Vollmacht ad boc, nämlich behufs Prüfung sowohl als Ratification des Friedens⸗ Traktates, und somit zugleich die Befugnisse des engeren Rathes und des Plenums übertragen, so wäre damit ein Weg gewählt, welcher eben so den bei Errichtung jener Bundes⸗Kommission getrof⸗ fenen ausdrücklichen Stipulationen, wie dem seitherigen Bundesrechte entgegen und zugleich weit schwieriger sein würde, als derjenige, welchen die diesseitige Regierung bezeichnete, indem sie eine Berathung im engeren Rathe und Abstimmung im Plenum mittelst spezieller ad hoc erfolgender Bevollmächtigung vorschlug.

„Beide Modalitäten, sei es die einer Vollmachtertheilung an Se. Majestät den König von Preußen oder die in Frankfurt fungirende Kommission, dürften aber auch einen praktischen Erfolg in Aussicht zu stellen nicht geeignet sein. Es wurde bereits in der diesseitigen Denkschrift hervorgehoben und möchte durch das, was über die Ab⸗ sichten der verschiedenen Bundes⸗Regierungen bekannt geworden, be⸗ stätigt werden, daß ein Theil der Bundesglieder den abgeschlossenen Friedens⸗Traktat ohne Modification, insbesondere was den Art. IV. des Traktates betrifft, gutzuheißen nicht gemeint ist. Bei dieser Verschiedenheit der Ansichten erscheint eine gemeinsame Berathung, bei welcher die einzelnen Bundesglieder durch selbstständige Abstim⸗ mung sich betheiligen können, als das einzige Mittel, zu einem Bun⸗ desbeschlusse zu gelangen.

„Die diesseits angeregten Bedenken dürften aber im Hinblick auf die materiellen Folgen des Friedens nur in noch höherem Grade von Bedeutung erscheinen. Die Befürchtungen nämlich, welche die diesseitige Regierung rücksichtlich des Art. IV. des Friedens⸗Trak⸗ tates auszusprechen sich berufen hielt, die Gründe, welche dieselbe für die Nothwendigkeit einer kräftigen Einschreitung des Bundes in seiner Gesammtheit geltend zu machen sich veranlaßt fand, dürften durch die neuesten Ereignisse in den Herzogthümern nur allzusehr gerechtfertigt worden sein, und wenn die diesseitige Regierung auf jene Nothwendigkeit nochmals dringend hinweist, glaubt sie deshalb deß Vorwurf einer Verschleppung dieser Angelegenheit nicht zu ver⸗ ienen.

„Der Unterzeichnete hat aus einer ferneren geehrten Note des Herr Gesandten Grafen von Galen vom 27sten d. M. und der derselben in Abschrift beiliegenden Note des Königlich großbritanischen Gesandten zu Berlin vom 4Aten d. mit Befriedigung entnommen, daß die Kö⸗ niglich dänischen Unterhändler auf Grund des Art. IV. des Frie⸗ denstraktates die Verpflichtung des König⸗Herzogs anerkannt ha ben, die Dazwischenkunft des Bundes vor Anwendung eigener mili⸗ tairischer Zwangsmaßregeln gegen Holstein in Anspruch zu nehmen. Soll aber die Erfüllung dieser Zusage möglich, soll sie für Deutsch⸗ land sowohl, als für Holstein ersprießlich werden, so erscheint es unerläßlich, daß der Bund als Gesammtheit eintrete und sich da⸗ vhs eg so thatkräftig zeige, die Unterwerfung des Herzogthums Holstein unter die legitime Autorität zu erzwingen, als dessen Rechte gegenüber der Krone Dänemark zu wahren und aufrecht zu er⸗ halten.

Die diesseitige Regierung vermag der Hoffnung nicht zu ent⸗ sagen, daß diese ihre Betrachtungen und Wünsche bei der König⸗ üaaceüd cie Regierung Eingang finden werden, und hat es in⸗ Püllhenn nn nu. Balane⸗ nnen, daß durch deren geneigte Vermittelung

ig zur igerung der für die Ratification des Friedens bestimmten Frist getroffen worden ist.

„Indem der Unterzeichnete den Herrn Gesandten Grafen von Fhaces. ersucht, vorstehende Bemerkungen zur Kenntniß seiner hohen Regierung bringen zu wollen, benutzt er auch diesen Anlaß ꝛc.

Dresden, den 29. Juli 1850. (gez.) Beyst.“

Hannover. Hannover, 25. Aug. (Hannover. Ztg.) Gestern starb hier im 8ö6sten Jahre seines bewegten Lebens der General⸗Lieutenant August von Berger, ehemaliger Königlich han⸗ noverscher außerordentlicher Abgesandter und bevollmächtigter Mini⸗

ster am Königlich preußischen Hofe. Auch er gehörte zu den schrockensten Kämpfern zur Befreiung des Vaterlandes in der Kö⸗ niglich großbritanisch⸗deutschen Legion.

Baden. Mannheim, 26. Aug. (O. P. A. Z.) Die hie⸗ sige Rheinbrücke ist endlich durch Benutzung der verschiedenartigsten Brücken⸗Nachen wieder hergestellt. Vier Joche im Ganzen werden von eisernen Pontons, zwölf an der Zahl getragen; die übrigen ruhen noch immer auf hölzernen Nachen, welche gegen eiserne ver⸗ tauscht werden sollen. Halb Mannheim passirte gestern auf dem nun über ein Jahr unterbrochenen regelmäßigen Communications⸗ wege nach dem jenseitigen Ufer, theils nach Ludwigshafen, theils zu dem beliebten Kirchweihfeste nach Mundenheim. Viele Bewohner der bayerischen Pfalz benutzten auch die gebotene Gelegenheit zum Besuch unserer Stadt und insbesondere der gestrigen Theatervor⸗ stellung. Die Communication zwischen hier und Ludw'igshafen mit seinen naheliegenden Dörfern wird nach Wiederherstellung der Rhein⸗ brücke und Herabsetzung des Brückengeldes auf die Hälfte immer bedeutender werden.

Hessen. Kassel, 26. Aug. (D. A. Z.) Heute Vormittag wurde die Stände⸗Versammlung von dem Vorstande des Finanz⸗ Ministeriums, Geheimen Rath Lometsch, eröffnet. Auch die Ministe⸗ rial⸗Vorstände von Baumbach, von Haynau und der mit der Ver⸗ sehung des Ministeriums des Innern beauftragte Herr Abée waren erschienen. Als Landtags⸗ Kommissar ist der Assessor von Göddäus beauftragt. Sämmtliche Abgeordnete ohne Ausnahme leisteten so⸗ dann den in der Verfassungs⸗Urkunde vorgeschriebenen Eid. Es wurde dann auf den Antrag des Präsidenten die Wahl eines Aus⸗ schusses zur Entwerfung der Antworts⸗ Adresse, auf den Antrag des Abgeordn. Oetker die alsbaldige Wahl eines bleibenden landständi⸗ schen Ausschusses beschlossen und zur Vornahme dieser Wahl eine weitere Sitzung auf Nachmittag anberaumt. Die Eröffnungsrede lautet wie folgt: 8 8

„Hochgeehrteste Herren! Durch allerhöchste Vollmacht Sr. Kö⸗ niglichen Hoheit des Kurfürsten bin ich ermächtigt, den neuen Land⸗ tag zu eröffnen, zu welchem, nach eingetretener Auflösung der vori⸗ gen Stände⸗Versammlung, Sie durch neue Wahlen berufen sind. Im Namen Sr. Königlichen Hoheit des Kurfürsten habe ich hierbei unter Versicherung der landesherrlichen Huld und Gnade die zu versichtliche Hoffnung auszusprechen, daß Ihre Thätigkeit eine se⸗ genbringende sein werde. Die schon seit dem Jahre 1848 in große Verwickelung gerathene Finanzlage des Landes ist begreiflicherweise noch die nämliche, wie zur Zeit der Auflösung, nur daß jetzt, nach⸗ dem mehr als zwei Monate verflossen sind und nur durch die au⸗ ßerordentliche Beihülfe Sr. Königlichen Hoheit des Kurfürsten die Erfüllung der dringendsten Verbindlichkeiten ermöglicht wurde, die Nothwendigkeit einer unverzüglichen Gewährung der Mittel zur Bestreitung der Staatsausgaben noch unabweisbarer sich darstellt. Die Regierung wird Ihnen daher sofort, als den nächsten Gegen⸗ stand Ihrer Thätigkeit, einen Gesetzentwurf über die einstweilige Forterhebung der Steuern bis zum 30. September d. J. zur Be⸗ rathung und Annahme vorlegen und nach Erledigung dieses Ge⸗ schäfts eine Vertagung eintreten lassen, um bis zur Mitte des künf⸗ tigen Monats ein neues Budget, dessen Vollendung noch von der Erwägung und Feststellung der in den Ausgaben der Rechtspflege und der Kriegsverwaltung möglichen Ersparungen abhängt, nebst Vorschlägen zur Deckung des aus der früheren Zeit vorliegenden bedeutenden Defizits, so wie sonstige, den Bedürfnissen der Gegen⸗ wart entsprechende Gesetzvorschläge, zur Vorlage bringen zu können. Den unleugbaren Schwierigkeiten gegenüber, welche die gegenwär⸗ tige Lage des Staats nach außen und nach innen darbietet, ist sich die Staatsregierung der ihr desfalls obliegenden Pflichten tief be⸗ wußt; sie kennt die Wege, welche sie einerseits mit Vorsicht, ande⸗ rerseits mit Kraft und Entschiedenheit zu gehen hat, und ist in kla— rer Auffassung der gegebenen Verhältnisse von dem reinsten Willen beseelt, die dem engeren und weiteren deutschen. Vaterlande drohenden Gefahren, so viel an ihr liegt, abzuwehren und für die wahre Wohl⸗ fahrt des Staats mit allen Kräften thätig zu sein. Soweit sie hierbei Ihrer verfassungsmäßigen und loyalen Mitwirkung bedarf, glaubt sie darauf um so sicherer rechnen zu dürfen, als auch Sie nicht unterlassen werden, den Ernst des Augenblicks und die konkre ten Verhältnisse klar und mit Vermeidung jeder Selbsttäuschung ins Auge zu fassen. Die Staatsregierung wird in jeder Lage im Auf⸗ sehen auf den Willen und Beistand des Allmächtigen ihr Amt so auszuüben trachten, wie sie es in ihrem Gewissen vor Gott und dem Lande zu verantworten gedenkt. Von Ihrer Seite, hochgeehrteste Herren! darf sie mit Zuversicht diejenige bereitwillige Unterstützung in Anspruch nehmen, welche die Möglichkeit eines gemeinschaftlichen gedeihlichen Wirkens auf der Bahn der Verfassung und der regel⸗ mäßigen Ordnung bedingt. Im Namen Sr. Königl. Hoheit des Kurfürsten erkläre ich den Landtag für eröffnet.“

Sachsen⸗Weimar. Weimar, 26. Aug., 10 Uhr Abends. (D. A. Z.) So eben ist im hiesigen Zuchthause und anliegenden Holzhöfen eine furchtbare Feuersbrunst ausgebrochen. Die Flamme steigt lichterloh, und die Wolken lagern sich über die ganze Stadt. Glücklicherweise ist die große Gefahr, in der unsere Stadt schwebte, dadurch abgewendet worden, daß das Feuer über den Heerd seines Ursprungs nicht hinausging und nur eine gewaltige Masse Holz verzehrt, im Uebrigen aber nur Beschädigungen angerichtet hat, Di ausgeleerten Häuser füllen sich wieder mit den Mobilien, die, Sb der Bürgerwehr bewacht, auf dem Karls⸗Platz ausgebreitet ag n.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 27. August. (O. P. A. Z.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen traf gestern Abend um 7 Uhr, von Kreuznach kommend, hier ein und wurde auf dem Bahnhofe der Taunus⸗Eisenbahn von dem Befehlshaber der König⸗ lich preußischen Truppen, Oberst von Schlichting, und von dem Kommandanten, Major Deetz, empfangen. In dem Hotel de Russie, wo Se. Königliche Hoheit das Absteige⸗Quartier genom⸗ men, wurde derselbe von den Königl. preußischen Mitgliedern, der Bundes⸗Centralkommission, den gesammten Stabsoffizieren der Gar⸗ nison, unter Vortritt des Feldmarschall⸗Lieutenants Baron von Schirnding, und von mehreren diplomatischen Personen erwartet, von welchen sämmtlich Se. Königliche Hoheit sofort die Aufwartung annahm. Vor der Wohnung war eine Ehrenwache aufgestellt, welche der Prinz besichtigte, vorbeidefiliren und demnächst abrücken ließ. Den angeordneten großen Zapfenstreich, so wie eine Abend musik, lehnte Se. Königliche Hoheit ab.

Frankfurt a. M., 27. Aug. (H. A. P. Z.) Die englischen und amerikanischen Mitglieder des Friedenskongresses machten gestern einen Ausflug nach Heidelberg. Dort wurde von ihnen die schöne Ruine des Schlosses in Augenschein genommen. In der Kapelle traten die Herren Professoren Zöpfl und Dr. Ca⸗ rové zu den Anwesenden und begrüßten sie im Namen der Univer⸗ sität. Die Herren Sturge und Lee dankten in angemessenen Wor⸗ ten. Alsdann trat Herr Dr. Carové vor und überreichte dem Neger Dr. Pennington das Doktordiplom der Universität Heidelberg. „Sie sind“, sprach Herr Carové, „der erste Afrikaner, welcher von

vom Triumphbogen bis zur Präfektur.

europäischen Universitäten diese Würde erhält, und die Universität Heidelberg ist es, die zuerst hierdurch thatsächlich die allgemeine Verbrüderung der Menschheit ausspricht.“ Der Redner umarmte den Angesprochenen, der bewegt erwiederte, daß er, ein entlaufener Sklave, für die Liebe, die er gefunden, in seinem Namen wie im Namen seiner unglücklichen Brüder in Afrika und Amerika tiefge⸗ rührt danke. Er hoffe, daß die Zeit nicht mehr fern sei, wo alle Sklaverei aufhören werde und wo die ganze Menschheit nur von einem Bruderband umschlungen sein werde. Allgemeiner Beifall wurde dem Redner zu Theil, und es schien, als sei im alten Ge⸗ wölbe neues Leben erwacht, das im Echo seine Stimme gefunden. Nach dieser improvisirten Feier verfügte sich ein Theil der Gesell⸗ schaft nach dem Universitätsgebäude, wo der neuernannte Doktor noch einige Worte in lateinischer Sprache, statt der üblichen Dis⸗ putation, vortrug. Der Rest des Tages wurde mit dem Betrachten der Sehenswürdigkeiten verbracht. Den heutigen Tag werden die vorbezeichneten Herren in Wiesbaden verweilen, wo ein großes Diner ihrer harrt. 8

Ansland Aunslad.

Oesterreich. Venedig, 26. Aug. (Lloyd.) Einige an⸗ gesehene Bürger sollen von der Statthalterei zusammenberufen wer⸗ den, um über einige von dem Munizipium und den Handelskam⸗ mern öfter gemachte Fragen ihre Meinung abzugeben.

Zara, 23. Aug. (Lloyd.) Omer Pascha hat mit 15 Ba⸗ taillonen, jedes von 600 bis 800 Mann stark, ein Lager bei Sar⸗ raglio bezogen, wo auch Fazli Pascha, Muttai Pascha, der Musse⸗ lim, der Kadia und die Senioren von Livno anlangten. Der Musselim von Skopliz und Kommandant der Spahia soll auf dem Wege nach Sarrajewo vergiftet worden sein.

Frankreich. Paris, 26. Aug. Die heutigen telegraphi schen Regierungs⸗Depeschen über die Reise des Präsidenten lauten: 1) „Metz, 25. August, 3 Uhr Nachmittags. Gestern Abend um 7 Uhr ist der Präsident in Nanecy angekommen. Seit vorgestern um 1 Uhr, wo er von Straßburg abreiste, wurde er auf dem ganzen Wege mit Aufmerksamkeit und Sympathie empfangen. In Sarre⸗ bourg, wo er übernachtete, war von allen Orten des Bezirkes eine ungeheure Menschenmasse zusammengekommen. In Luneville hatten sich ungeachtet eines seit Tagesanbruch dauernden heftigen Regens zahlreiche Nationalgarden vom flachen Lande der Natio⸗ nalgarde der Stadt angeschlossen. Bei seinem Einzuge in Nancy fand der Präsident am Beginn der Häuser einen von den Arbeitern der Vorstadt errichteten Triumphbogen, welcher die In⸗ schrift trug: „Gott schütze Frankreich! für Louis Napolcon die Ar⸗ beiter der Vorstadt!“ Eine zahllose Menschenmenge begleitete ihn 1n Abends wohnte er einem von der Stadt gegebenen Balle bei.“ 2) „Der Präfekt des Mosel⸗ Departements an den Minister des Innern. Metz, 25. August, 5 ½ Uhr Abends. Der Präsident der Republik ist um 2 Uhr in Metz eingetroffen. Der Maire und der Gemeinde⸗Rath hatten sich zu seinem Empfange am Bahnhofe eingefunden. Eine ungeheure Menschenmenge kam ihm entge⸗ gen. Er fand einen sehr lebhaften Empfang. Auf seinem Wege hörte man den Ruf: Es lebe Napoleon! Es lebe der Präsident der Republik!“ Am 22. August traf im Auftrage seines Königs der niederländische Kammerherr, Baxron Hardenbrouk, bei dem Prä⸗ sidenten ein, um demselben die Glückwünsche seines Monarchen dar⸗ zubringen. Zu gleichem Zwecke fand sich der Großstallmeister des Großherzogs von Baden ein. Von dem Ball in Nancy wird fol⸗ gender Vorfall berichtet: Ein Offizier der Nationalgarde sagte zum Präsidenten der Republik, er möge ihm die Hand reichen. Dieser antwortete: „Ich gebe sie nicht Jedem.“ Hierauf sagte der Offizier: „Also hoch die Republik!“ Einige im Saale riefen: „Hinaus mit dem Störenfried!“

General Castellane ist gestern Abends in Paris angelangt. Man wollte dies mit politischen Ursachen in Verbindung bringen, was jedoch nicht der Fall sein soll, da den General angeblich Fa⸗ milien⸗Angelegenheiten hierhergerufen haben, nach deren Schlichtung er binnen wenig Tagen wieder nach Lyon zurückkehrt. Doch hält man es für nicht unwahrscheinlich, daß der Belagerungszustand Lyons, über welchen man nach Louis Bonaparte’s Rückkehr eine Verfügung erwartet, zwischen ihm und Baroche besprochen wird.

Das Journal des Döbats bemerkte über eine beabsichtigte Finanzmaßregel des österreichischen Kabinets: „Es handelt sich um nichts Geringeres als um Aufhebung des Zwangscourses der Reichs⸗ schatzscheine und Banknoten, Wiederaufnahme der Baarzahlungen, endlich Einziehung der im ganzen Kaiserreiche verbreiteten Kassen⸗ anweisungen. Wenn es der Regierung gelingt, im Hinblicke auf diese heilsamen Maßregeln zu erträglichen Bedingungen das zur Ausführung nöthige Anlehen abzuschließen, so wird der Kredit wieder zunehmen, das baare Geld aus dem Verstecke, wo man es zurückhält, her⸗ vorkommen und der finanzielle Druck unvergleichbar geringer sein. Dieser wird aber erst dann gänzlich aufhören, wenn das Gleichge⸗ wicht des Budgets gründlich hergestellt und die Tilgung der Staats⸗ schuld gedeckt ist. Mit Gottes und der Ereignisse Hülfe wird diese Stunde der Erlösung kommen. Schlägt sie von jetzt bis in zehn Jahren, so haben die Urheber sich um das Vaterland verdient ge⸗ macht.“

Die République enthält heute eine Erwiederung Mazzini's auf eine neulich von dem Univers und anderen Blättern gebrach⸗ ten Behauptung. Er erklärt ein⸗ für allemal auf seine Ehre, daß er nie ein Todes Urtheil öffentlich oder geheim gefällt oder ange regt, dagegen stets die persönliche Freiheit der in Rom bekannten fünf oder sechs Feinde der römischen Republik geschützt habe, und daß der einzige Akt der Gewalt in seiner Verwaltungszeit der Be⸗ lagerungszustand von Ancona gewesen sei.

Herr Fiorentino, Redacteur des Con stitutionnel, welcher den Redacteur der Assemblée nationale, Achard, im Duell gefährlich verwundete, hat sich heute als Gefangener gestellt. Der Prozeß kömmt in den ersten Tagen des Septembers vor die Assisen.

Der Gesandte von Nepal, welcher gegenwärtig mit seinen Brüdern und Gefolge hier sich aufhält, besucht täglich die großen Waaren⸗Niederlagen von Paris und macht beträchtliche Einkäufe. Die größten Bestellungen hat er bis jetzt bei Fabrikanten unechter Schmucksachen gemacht. Am Losten tritt er seine Reise nach Mar⸗ seille an, wo ihn ein Schiff bereits erwartet, um ihn seiner Heimat zuzuführen.

Gestern wurde auf der Seine eine nautische Unterhaltung ver⸗ anstaltet. Die Schiffer waren in zwei Parteien getheilt: Blaue und Rothe. Die Rothen trugen den Sieg davon, was von den Zuschauern mit vielem Beifalle aufgenommen wurde.

Der Staatsanwalt ließ gestern das Peuple de 1850 mit Beschlag belegen wegen eines Artikels: „Miszellen. Französische Civilisation.“ Die gerichtliche Verfolgung geht gegen den Ge⸗ schäftsführer L. A. Bisson und den Verfasser dr) Favre. Die An⸗ klage lautet auf Erregung von Haß und Verachtung der Bürger gegen einander, Beleidigung der öffentlichen und religiösen Moral und der guten Sitten und Aufreizung zum Bürgerkriege.

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Großbritanien und Irland. London, 26. Aug. Der heutige Globe meldet: „So eben erhalten wir die Nachricht vom Tode Ludwig Philipp's. Das traurige Ereigniß trat heute am frühen Morgen zu Claremont ein.“ 8

Der russische Gesandte, Baron Brunnow, ist von hier nach St. Petersburg gereist.

Schweiz. Bern, 22. Aug. (D. Z.) Das schweizerische Militalr⸗Departement theilt den sämmtlichen Kantons⸗Regierungen mit, daß nach einer Untersuchung des Materiellen sich ergeben habe, daß von verschiedenen Zeughaus⸗Verwaltungen Zündkap⸗ seln aus fremden Fabriken um einen allerdings wohlfeileren Preis, aber auch von geringerer Qualität als die in der eid⸗ genössischen Zündkapsel Fabrik verfertigten, bezogen wer⸗ den. Das Militair⸗Departement macht nun auf den Um⸗ stand aufmerksam, daß bei geringem Absatze die eidgenössische Zündkapselfabrik ihre Arbeiten schließen müßte, was im Falle eines Krieges für die Schweiz namhafte Verlegenheiten bringen könnte. Um solchen Uebelständen zu begegnen, sind die Inspektoren des Materiellen angewiesen worden, bei der Inspection der Zeughäuser darauf zu wachen, daß der Bedarf von Zündkapseln einzig aus der eidgenössischen Fabrik zu beziehen sei.

Zur Ausarbeitung eines Gesetzvorschlags über die Heimatlosen hat sich Herr Bundesrath Furrer eine aus drei Mitgliedern beste⸗ hende Kommission beigeordnet.

In St. Gallen mehren sich die Konflikte zwischen der Kirchen⸗ und Staats-Gewalt. Die Regierung hat das katholische Ritual zur Einsicht verlangt, nachdem schon seit längerer Zeit von Laien und Geistlichen Klage eingegangen war, dasselbe enthalte Be⸗ stimmungen, wie z. B. über das Institut der gemischten Ehen, welche den bürgerlichen Gesetzen geradezu widersprechen. Der Bischof hat jedoch die Auslieferung des Rituale verweigert und dabei erklärt, das sei eine unbefugte Einmischung der Regie⸗ rung in kirchliche Dinge. Die ultramontane Presse sieht durch je⸗ nes Begehren die Religion in Gefahr und beschuldigt die Regie⸗ rungsräthe des Sakrilegiums, da sie die heiligen Sakramente an⸗ greifen. Der Bischof geht noch weiter, denn er hat den von der Regierung in seinem Amte eingestellten Pfarrer Klaus als Kaplan der gleichen Gemeinde mit dem Auftrage betraut, die pfarramtlichen Missionen zu übernehmen.

Die Universität in Basel erbält einen neuen Zuwachs durch die Berufung des Professor Miescher aus Bern. Diese Hochschule hat jetzt vier Professoren und vier Studenten der medizinischen Fa⸗ kultät. Die juridische Fakultät zählt nur drei Studenten; auch wurde im laufenden Semester von keinem Professor der Medizin eine Vorlesung gehalten.

Die Bewegung in Freiburg geht ihren Gang und die Regierung hindert jetzt nicht mehr die Unterzeichnung der Petition an die Bun⸗ desversammlung. Dieselbe schildert das freiburgische Volk, wie es allein in der Schweiz von dem Schirm der neuen Bundeseinrichtungen ausgeschlossen und aller Rechte beraubt dastehe; sie zeigt die ge waltsame Einsetzung der provisorischen Regierung und des Großen Raths, die Annahme der Verfassung ohne Volksgenehmigung, so wie den Ausschluß derjenigen Bürger, die diese Verfassung nicht beschworen, vom Wahlrechte. Die Petition verlangt entweder Ab⸗ schaffung des Art. 4 der Uebergangs⸗Bestimmungen der Bundes⸗ Verfassung, und daß die Verfassung dem Volke zur freien Abstim mung vorgelegt werde, oder daß neue und ganz freie Wahlen an⸗ gestellt oder endlich eine neue Landes⸗ Verfassung angeordnet werde. Sollte die Petition wirkungslos bleiben, so wird die Zusammenbe⸗ rufung einer Volks- Versammlung in Aussicht gestellt.

Italien. Turin, 20. Aug. (Const. Bl. a. B.) Der ehemalige Minister und Kammer⸗Präsident Pinelli, welcher mit ei⸗ ner vertranlichen Mission seitens des hiesigen Kabinets an den rö⸗ mischen Hof betraut worden, ist beauftragt, an zwei Hauptbedin⸗ gungen ohne jedwede Nachgiebigkeit festzuhalten. Diese bestehen in der Anerkennung der Siccardischen Gesetze seitens des römischen Hofes und der Abberufung des Erzbischofs von Turin, des Präla⸗ ten Franzoni. Die turiner Journale geben die Mission des Herrn Pinelli nur gerüchtweise, ein Zeichen, wie geheim das Kabinet sein diplo⸗ matisches Verhalten leitet, und zugleich davon, wie wenig die hie⸗ sige Presse von der Transaction des Konfliktes unterrichtet ist.

Herr Franzoni soll auf der Festung Finistrella sehr mißge⸗ stimmt sein. Er wird zwar mit Achtung daselbst behandelt, doch gestattet man ihm nicht eben größere Freiheiten, als den übrigen politischen Gefangenen. Einige Richter haben sich dahin ausge⸗ sprochen, daß wenn Herrn Franzoni das mildeste Strafmaß zu Theil würde, ihm nach der Schwere der vorliegenden Schuld eine zehnjährige Gefängnißstrafe bevorsteht.

Turin, 22. Aug. (W. Z.) Das Gerücht, Siccardi habe in Folge der Sendung Pinelli's nach Rom seine Entlassung ein⸗ gereicht, wird offiziell widerlegt und versichert, Siccardi set damit einverstanden. Geschriebene Plakate mit der Aufforderung, Abasso Galvagno e d'Azeglio und viva Siccardi e Bianchi Giovini zu rufen, wurden von den Mauern abgenommen. Die Opinione versichert, weder Redaction noch Haltung ändern zu wollen.

Turin, 22. Aug. (Lloyd.) Der verstorbene sardinische Mi⸗ nister Pietro Derossi de Santarosa, Vetter des Generals Santorre Santarosa, welcher sich am griechischen Freiheitskampfe betheiligte und in der Schlacht von S. Facteria fiel, wurde in Turin im Jahre 1805 geboren. Er studirte in den Kollegien von Pinerolo und Sevigliano und zeichnete sich daselbst durch Fleiß und hervor⸗ tretenden Verstand sehr vortheilhaft aus. Später vervollkommnete er sein Wissen auf der Universität zu Turin. Das Drama, mit welchem er seine literarische Laufbahn betrat, erfreute sich keines günstigen Erfolgs, was ihn jedoch nicht hinderte, den dramatischen und historischen Studien mit neuem, unermüdetem Eifer obzuliegen. Seine erste geschichtliche Arbeit erschien unter dem Titel: „Scene storiche del Kedio Evo in Italia“, das zweite: „La conguira dei Ciompi in Ficenze.“ Im Jahre 1848 war er piemontesischer Kommissär in Reggio und Modena, später Minister des Ackerbaues und Handels, trat aber nach dem Falle des Kabinets Perrone zurück. Mit Er⸗ nennung des Ministeriums d'Azeglio erhielt Santarosa sein Porte⸗ feuille wieder.

Die Opinione zeigt an, daß Herr Bianchi Giovini auf den Willen des Ministerraths-Präsidenten aus den Königlichen Staaten verwiesen worden, sie aber weder Richtung, noch Redaction ändern werde, und die Administration die Anstalt getroffen habe, daß der erwähnte Publizist nach wie vor seine Theilnahme am Blatte in der Weise bethätige, die ihm die gegenwärtige Verfolgung (persecuzione) zugezogen hat. Giovini selbst erscheint noch immer als Leiter des Bliattes mit folgender Unterschrift: „Bianchi Giovini, Ex⸗Depu⸗ tirter des turiner Parlaments, ausgewiesen von Massimo d'Azeglio, weil er der Sache der Ordnung wahre Dienste geleistet.“

Griechenland. Athen, 18. Aug. (W. Z.) Das neue Ministerium ist gebildet: Kriesis, Marine⸗Minister, zugleich Con⸗ seils⸗Präsident; Notaras, Inneres; Christides, Finanzen; Deli⸗ janni, Auswärtiges; Korfistakis, Kultus; Laikos, Justiz; Milios, Krieg.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 29. August. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 55—60 Rthlr. Roggen loco 35—37 Rthlr. 2 ) . . dnn.] 344 338; Rthlr. verk. 8 pr. Frühjahr 1851 39 a 38 ½ Rthlr. verk., 38 Br.

Gerste, große loco 25—28 Rthlr.

leine 22 24 Rthlr.

Hafer loco nach Qualität 18 20 Rthlr.

50pfd. pr. Sept./ Okt. 19 ½ Rthlr. Br. 48pfd. pr. Frühjahr 22 Rthlr. Br., 21 G. 50pfd. 22 ½ Rthlr. Br., 22 bez.

Erbsen 40— 45 Rthlr.

Ruböl loco 11 232 a 12 Rthlr. bez., 12 Br., 11 1 G. pr. Aug. Aug./ Sept. 1 Sept. / Okt. Okt./ Nov. Nov./ Dez. 12 Rthlr. Br., 11 bez. u. G.

März /April 1851 1289 8 8 April / Mai 12 Rthlr. bez. u. Br., 11 ½ G. Leinöl loco 11 ¾ Rthlr. Br. pr. Aug. —Okt. 11 ½ Rthlr

Mohnöl 13 ¼ a 13 ½ Rthlr.

Palmöl 11 ¾ Rthlr.

Südsee⸗Thran 12 ¼ a 12 Rthlr.

Spiritus loco ohne Faß 16 ½ a 16 Rthlr. bez.

mit Faß pr. Aug.

Aug./Sept.

Sept./ Okt.

pr. Frühjahr 1851 17 ½ a 17 ¾ Rthlr. bez., 18. Br., 17 ½˖ G.

Stettin, 28. Aug. Weizen still.

Roggen flau, loco 35 Rthlr., pr. Herbst 34 ½ Rthlr., pr. Früh⸗ 38 Rthlr. Br.

Rüböl loco 11 ½⅔ Rthlr., pr. Herbst 11 ½¾ Rthlr.

Spiritus 22 Rthlr., pr. Frühjahr 21 Rthlr. Br.

12 Rthlr. Br., 11 % bez. u. G.

.

16 ½ Rthlr. Br., 16 bez. u. G.

Bekanntmachung.

Mit Hülfe eines 11 Jahre hindurch thätig gewesenen patrio⸗ tischen Vereins, ist endlich am 6. September v. J. zum Andenken an die ruhmvolle Schlacht bei Dennewitz eine Militair⸗Waisen⸗ Anstalt gegründet worden, welche nunmehr nach ihren Statuten alljährlich diesen Tag festlich begehen wird.

Am 6. September d. J. werden daher nach Beendigung der um 10 Uhr Vormittags in Jüterbogk anberaumten General⸗Ver⸗ sammlung der Mitglieder der Anstalt, die 17 derselben bisher an⸗ gehörigen Militair⸗Waisenkinder gespeist, wonächst vom Marktplatz aus ein Festzug zum Sieges⸗ Denkmal stattfindet, an welchem der Herr Ober⸗Prediger Roth eine dem Ernste des Tages entsprechende patriotische Rede halten wird. -

Der übrige Theil des Tages soll dann noch unter Aufsicht der Behörden dem Vergnügen gewidmet bleiben.

Alle guten Preußen, welche sich an diesem wollen, sollen herzlich willkommen sein!

D bei Jüterbogk, den 28. August 1850.

Der Vorstand der Dennewitz⸗Anstalt. Hauschteck.

este betheilig

Königliche Schauspiele.

Freitag, 30. Aug. Im Opernhause. 134ste Schauspielhaus⸗ Abonnements⸗Vorstellung: Faust, dramatisches Gedicht von Göthe, in 6 Abth. Ouvertüre, Entreakts und die sonst zur Handlung ge⸗ hörige Musik ist theils von dem Fürsten Radziwill, theils vom Kapellmeister Lindpaintner. Anfang 6 Uhr.

Schauspiel⸗Preise im Opernhause, als: Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., erster Rang und erster Balkon 1 Rthlr. Parquet, Tri⸗ büne und zweiter Rang 20 Sgr., dritter Rang, Balkon daselbst und Parterre 15 Sgr., Amphitheater 7 ½ Sgr. Ein Fremden⸗ Logen⸗Billet 2 Rthlr.

Sonnabend, 31. Aug. Im Schauspielhause. 135ste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Spieler, Schauspiel in 5 Abth., von A. W.

Iffland.

Im Opernhause. Vorletzte Vorstellung der Mlle. Rachel. Auf vielfaches Begehren; 1) Horace, tragédie en cinq actes et ra vers, de P. Gorneille. Le cinquieme acte est supprimé. (Mlle. Rachel: Camilla.) 2) Lydie, comédie en un acte et en vers, par Mr. Pponsard. (Mlle. Rachel: Lydie.) Anfang 7 Uhr.

Preise der Plätze:

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Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr. Ein Billet zum Parquet, den Parquet⸗Logen, zur Tribüne und zum Orchester 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet zu den Logen des zweiten Ranges und den daselbst be⸗ findlichen Logen des Prosceniums 1 Rthlr. Ein Billet zu den Lo⸗ gen des dritten Ranges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr. Ein Billet zum Amphitheater 10 Sgr. Ein Billet zu den Frem⸗ den⸗Logen 3 Rthlr.

gönigsstädtisches Theater.

Sonnabend, 31. Aug. Zur Wiedereröffnung des Königsstädti⸗ schen Theaters nach zweimonatlichen Ferien. Zum erstenmale: Junker und Knecht. Charakter-Gemälde in 2 Akten, von Fr. Kaiser. Musik von F. W. Meyer. 8

(Herr Böttcher: Junker von Stralheim; Dlle. Cecilie Boden: Vroni, neu engagirte Mitglieder, als Antrittsrollen.)

Sonntag, 1. Sept. Zume rstenmale wiederholt: Junker und Knecht.

Die neue Italienische Opern⸗Saison beginnt mit der künftigen Woche. Das Personal besteht aus folgenden Personen:

Sängerinnen: Signore Claudina Fiorentini, Giuditta Ber⸗ trand, Virginia Viola, Clelia Merli. Tenore: Signori Domenico Labocetta. Gaetano Pardini. Bässe: Signori Bianchi de Mazzo⸗ letti, Pietro Sottovia, Giuseppe Paltrinieri. Bariton: Signor Giovanni Guicciardi. Regisseur: Signor Gregorio Carozzi. Ka⸗ pellmeister: Signor Orsini. Souffleur: Signor Montersino.

Die Vorstellungen des Professors der indischen und chinesischen Magie, Herrn Herrmann aus Hannover, beginnen mit dem 10. Sep⸗ tember.

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