1850 / 242 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Regierung beglaubigte Kaiserliche Geschäftsträger dem Großherzog⸗ lichen Minister der auswärtigen Angelegenheiten einen unter dem 28. März von dem Herrn Fürsten von Schwarzenberg an den Herrn Geschäftsträger gerichteten Erlaß vorgelesen, und damit zu⸗ gleich ihm Abschrift einer diesem Erlaß beigefügten Denkschrift übergeben, wonach die Kaiserliche Regierung bei der provi⸗ sorischen Bundes⸗Central⸗Kommission zu Frankfurt gegen die von der Königlich preußischen Regierung mit Mecklenburg⸗Stre⸗ litz, Anhalt⸗Deßau, Anhalt⸗Cöthen und Braunschweig im vergange⸗ nen Jahre abgeschlossenen Militair⸗Conventionen Protest eingelegt hatte, und worin der Mittheilung hierüber hinzugefügt war, daß nach Andeutungen, welche der Kaiserl. österreichischen Regierung zugekommen seien, Preußen auch noch mit anderen deutschen Staa⸗ ten und namentlich mit Baden Verträge und Uebereinkünfte über Militairverhältnisse abgeschlossen habe, auf welche, falls jene An⸗ deutungen sich als verlässig bewährten und danach diese Verträge oder Uebereinkünfte mit jenen Conventionen im Wesentlichen über⸗ einstimmen sollten, die österreichische Einsprache sich ebenwohl aus⸗ dehnen müsse. Der 1 Minister erwiederte dem Herrn Geschäfts⸗ träger auf diese mündliche Mittheilung sofort in gleicher Weise, daß eine Militair⸗Convention des angedeuteten Inhalts zwischen Preußen und Baden weder abgeschlossen, noch in der Unterhand⸗ lung begriffen sei, daß die Großherzogliche Regierung allerdings beabsichtige, einen Theil ihrer in der Reorganisation begriffenen Trup⸗ pen in preußische Garnisonen zu verlegen, theils weil dort zu ihrer Unterkunft sich Raum und Gelegenheit darböten, welche hier zur Zeit fehlten, theils weil die Ausbildung der Truppen in militairischer Uebung und Disziplin durch eine solche Verlegung auf eine sehr wünschenswerthe Weise werde erleichtert werden, daß aber die die⸗ serhalb in Aussicht stehende Uebereinkunft nach Inhalt und Zweck mit den vorerwähnten Militair⸗Conventionen durchaus nichts ge⸗ mein habe, und namentlich die badischen Truppen ihrer nächsten und eigentlichen Bestimmung im mindesten nicht entziehe, vielmehr gerade im Gegentheil darauf hingerichtet sei, die Großherzogliche Regie⸗ rung früher als sonst möglich in den Stand zu setzen, ihren Bun⸗ despflichten in militairischer Beziehung wieder vollständig Genüge zu leisten. An dem nämlichen Tage, an welchem der angeführte Erlaß Sr. Durchlaucht des Fürsten von Schwarzenberg an den Kaiserlichen Geschäftsträger in Karlsruhe erging, am 28. März d. J., erließ die provisorische Bundes⸗Central⸗Kommission, wohl auf den Betrieb ihrer österreichischen Mitglieder, an das Großherzogliche Staats⸗ Ministerium ein Schreiben, in welchem sie, eben so wie der Kaiser⸗ liche Herr Minister⸗Präsident, auf die zu Anfang jenes Monats in der badischen Stände⸗Versammlung stattgehabten Verhandlungen Bezug, und davon die Veranlassung zu diesem ihrem Schritte her nehmend, sich dahin äußerte, daß eine über die Ausführung der fraglichen Maßregel zwischen Preußen und Baden abgeschlossene oder abzuschließende Convention aus dem Standpunkte der Bun⸗ desgesetzgebung, und insbesondere der Bundes⸗Kriegsverfassung, in Erwägung zu ziehen sein würde, und daß sie deshalb mit Rücksicht auf den §. 6 der Uebereinkunft vom 30. September 1849 sich für verpflichtet halte, die Großherzoglich badische Regierung aufzufor⸗ über diesen Gegenstand möglichst bald genaue Aufklärungen zu geben. 1 Das Großherzogliche Staatsministerium gab ungesäumt die gewünschte Aufklärung in einem Antwortschreiben vom 4. April d. J. Dieses Schreiben ist ohne Zweifel durch die österreichischen Mitglieder der Bundes⸗Centxralkommission zur Kenntniß ihrer Re⸗ gierung gebracht worden; es ist darauf von Seiten der Bundes⸗ Centralkommission nie irgend eine, von Seiten der Kaiserlich öster⸗ reichischen Regierung nie eine andere, als die jetzt vorliegende Aeuße rung erfolgt; die Großherzoglich badische Regierung hatte also nicht den mindesten Grund, von ihrem Vorhaben abzustehen; sie schloß daher nach Verlauf von beinahe zwei Monaten unter dem 25. Mai d. J. ohne alles Bedenken die vielbesprochene Uebereinkunft mit Preußen ab, welche von ihren Ständen in geheimer Sitzung im vor⸗ aus gebilligt war, welche sie aus naheliegenden Gründen bis jetzt nicht öffentlich bekannt gemacht hat, welche sie auch der Bundes⸗Centralkom⸗ mission nicht besonders mittheilen zu müssen glaubte, welche aber nichts⸗ destoweniger, wie anzunehmen war, und wie jetzt mit Bestimmtheit behauptet werden kann, durch die preußischen Mitglieder zu deren Kenntniß gebracht worden, und gegen welche ebenwohl bis heute keinerlei Einsprache, als die in der jetzt vorliegenden Erklärung der Kaiserl. österreichischen Regierung enthaltene, erfolgt ist. Sie hat demzufolge nach Verlauf von weiteren sieben Wochen in der Mitte des letztvergangenen Monats Juli mit dem Vollzuge jener Ueber⸗ einkunft, was die Verlegung der badischen Truppen betrifft, begon⸗ nen, und jetzt legt sie dieselbe in der Anlage ihren sämmtlichen Bun⸗ desgenossen mit eben so offenem Vertrauen und in der festen Ueber⸗ zeugung vor, damit den Pflichten gegen ihr Land nachgekommen zu sein, die Pflichten gegen ihre Genossen in dem deutschen Bund aber in keiner Weise verletzt, vielmehr in ihrem vollen Umfange vor Augen gehabt und nach allem ihrem Vermögen mit großen Opfern gewahrt zu haben. Die Bundes⸗Central⸗Kommission ist ihrer durch ihr bisheriges Verhalten an den Tag gelegten Ansicht von der Unverfänglichkeit der oft gedachten Maßregel treu geblieben; denn als bei dem Durch⸗ zuge zweier badischer Bataillone durch den Rayon der Bundesfestung Mainz auf dem Rheine, am 16ten und 17ten v. M., wegen ihrer durch Zufall verspäteten Anmeldung bei dem Festungs⸗Gouverne⸗ ment ein Bedenken entstanden war, welches den Vice⸗Gonverneur der Festung veranlaßte, deshalb bei jener Kommission anzufragen, verfügte dieselbe, daß der Durchzug gestattet werden solle; eben so fest beharrt aber auch nach einer in den letzten Tagen von dem Kaiserlichen Geschäftsträger zu Karlsruhe hierher mitgetheil⸗ ten Verfügung des Herrn Fürsten von Schwarzenberg vom 28. Juli die Kaiserlich österreichische Regierung bei ihrem Wi⸗ derspruch, und es pflichtet ihr hierin die Königlich hannoversche Regierung bei, welche die einzige von allen den seitens der Großherzoglich badischen Regierung um die Gestattung des Durchäugs durch ihr Staatsgebiet ersuchten Bundes-Regierungen hänt the Perfchager hat. Die Großherzoglich badische Regierung menhe Biilegsünhren dues die unleugbare, zum wenigsten stillschwei⸗ Behöͤrde fin vönrder is sest allein kompetenten obersten Bundes⸗ lichen entgegen eseßten d gäfe htfertigt, sie wird einer künftig mög⸗ kompetenten dber B nsicht und Willensmeinung einer künftigen einkunft vom e. sich nicht entziehen, die Ueber⸗ würde fie sehe 2. Mat, äßt ihr hierfür freie Hand, bis dahin aber d 1e4 e. uldigung einer Verletzung ihrer Bundespflichten J ihr Verfahren entschieden zurückweisen müssen. (Fortsetzung folgt.)

Baden, 30. Aug. Se. Königliche Hoheit der Pri 8 Preußen ist heute hier eingetroffen; e-; sich SP ma gen der König von Württemberg heute, nach längerem Gebrauch der Badekur, wieder nach Stuttgart begeben. Der Kronprinz von Württemberg ist gestern nebst seiner Gemahlin hier angekommen. Die neueste Kurliste zählt 24,000 Kurgäste. ““

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Bruchsal, 29. Aug. (Han. Ztg.) Heute Morgen wurden

20 der im hiesigen Zellen⸗Gefängniß bisher gefangen gehaltenen Männer, die zum Theil auf 6 Jahre Einzelhaft verurtheilt waren, als begnadigt entlassen, mit dem Bedeuten für die Inländer, daß sie bei etwaigen neuen politischen Bestrebungen gegen den Staat doppelt gestraft werden würden; für die Ausländer, den badischen Boden nie mehr zu betreten.

Hessen. Hanau, 30. Aug. (F. J.) Vorgestern hat hier die Einweihung der neuen katholischen Kirche durch den Bi⸗ schof von Fulda stattgefunden, zu welcher Feierlichkeit sämmtliche hiesige Geistliche außer dem deutschkatholischen Prediger und dem Rabbiner geladen waren.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, 31. Aug. (B. H.) Gestern Mittag zeigte sich vor unserem Hafen eine größere Anzahl von russischen Kriegsschiffen. Mehrere sind wieder abgesegelt, aber an⸗ dere blieben und scheinen hier Station nehmen zu wollen, so daß gegenwärtig 8 russische Kriegsschiffe nebst einer dänischen Fregatte eine Linie vor unserem Hafen bilden. Wie man hört, steht in der Nähe von Eckernförde eine große Menge Belagerungs⸗Geschütz, und gestern sollen Dänen bei Bülck gelandet sein oder eine Landung versucht haben. 8

Mecklenburg⸗Schwerin. Rostock, 31. Aug. (N. C.) Heute ist ein Militair⸗Kommando, geführt von dem Lieute⸗ nant von Lewetzow, nach Dargun und Umgegend von hier abge⸗ gangen, da bei den vielen in den letzten Wochen dort vorgekomme⸗ nen Feuern wohl der dringende Verdacht entstehen muß, daß eine förmlich organisirte Mordbrennergesellschaft daselbst existirt, die nicht verfehlen wird, so lange sie nicht gestört wird, ihr Treiben noch weiter fortzusetzen, und die also einen militairischen Schutz sehr wünschenswerth macht.

Nassau. Wiesbaden, 30. Aug. (Fr. J.) Heute ließ der Graf von Chambord eine Messe für den verstorbenen König Ludwig Philipp in der hiesigen katholischen Kirche lesen und wohnte derselben nebst allen anwesenden Franzosen bei. Der Graf von Chambord reist morgen früh hier ab und zwar über Frankfurt a. M. und Regensburg nach Frohsdorf. Ihn begleiten nur die Herren Marquis de Pissy und J. Barrande. Die übrigen Herren seines Gefolges ꝛc. bleiben noch einige Tage hier. Die bis heute hier eingetroffenen Legitimisten belaufen sich auf die Zahl von 10.2

Ausland.

Oesterreich. Venedig, 27. Aug. (Lloyd.) Am 24sten hat eine Deputation der Handelskammer dem neuen Präsidenten der K. Statthalterschaft die Abschrift einer an Se. Majestät gerich⸗ teten Bittschrift überreicht, in welcher die Handelskammer unterthä⸗ nigst ansucht, daß Venedig wieder als Freihafen erklärt werde. Die Deputation hat sich mit großer Befriedigung über die wohlwollende Weise, mit der sie vom Präsidenten empfangen wurde, und über das Interesse, das er für die Wohlfahrt der Stadt an den Tag legte, geäußert.

Pesth, 26. Aug. (Wien. Ztg.) Unlängst wurde der un⸗ garische Landwirthschafts⸗Verein von der Regierung aufgefordert, eine treue Schilderung seiner Zustände und Anliegen zu entwerfen. Dieser Aufforderung ist der Verein mit Ueberreichung einer um⸗ fangreichen Schrift bereitwilligst nachgekommen. Als vorzüglichstes Mittel, den Landbau in Ungarn ertragreicher zu machen, wird darin die Verbreitung landwirthschaftlicher Intelligenz durch Errichtung e Lehr⸗ und Muster⸗Anstalten und Ackerbauschulen auf⸗ geführt.

Verona, 26. Aug. (Lloyd.) Man sieht für morgen dem

Eintreffen der ministeriellen Entscheidungen über das lombardisch

venetianische Anleihen entgegen. Agenten mehrerer wiener Bank häuser befinden sich hier, die für bedeutende Summen Anerbietun⸗ gen machen werden.

Frankreich. Paris, 30. 98 Der Präsident, welcher seit

seiner Rückkehr nur wenig Personen empfangen hat, wird bereits am 3. September nach Cherbourg abreisen. Er wird die Nacht vom 3ten in Evreux zubringen. Den Aten begiebt er sich von Evreux nach Caen, den 5ten von Caen nach Cherbourg, wo er den bten und 7ten bleibt. Den 8ten von Cherbourg nach St. Lô, den 9ten von St. L0 nach Avranche (über Coutances und Granville). Den 10ten von Avranche nach Argenton über Vire, den 11ten von Argenton nach Evreux, den 12ten von Evreux nach Paris. In allen diesen Städten werden große Empfangs⸗Vorbereitungen ge⸗ troffen. Die Gemeinde von Caen hatte 10,000 Fr. für den Em⸗ pfang bestimmt, bevor man noch wußte, daß der Präsident diese Stadt passiren werde. „Der Generalrath des Aube⸗Departements hat auf Antrag Ka⸗ simir Périer's mit 20 gegen 5 Stimmen folgenden Wunsch geäußert: „Der Generalrath, stets mehr und mehr über die Gefahren be⸗ troffen, welche die Verfassung von 1848 darbietet, macht neuerdings die Nationalversammlung als Bewahrerin der Volkssouverainetät darauf ausmerksam und erneuert im vollen Vertrauen auf ihre Einsicht und Festigkeit den in der letzten Sitzung ausgesprochenen Wunsch in Bezug auf die Revision der Verfassung.“ Der Generalrath der Ostpyrenäen hat seine Sitzungen mit dem Wunsche auf Revision der Verfassung und Festsetzung der Präsidentschaftsdauer für Louis Napoleon auf zehn Jahre eröffnet. Im Oise⸗Departement hat Grattier bereits einen Antrag auf Verfassungs⸗Revision in ähnlichem Sinne gestellt. Die meisten Departements dürften jedoch, wie dies bisher noch im⸗ mer geschah, erst am Schlusse der Sitzung ihre Wünsche aus⸗ sprechen.

Die Assemblé nationale enthält folgenden Artikel: „Es gehen sonderbare Dinge vor! Es giebt eine regelmäßige, constitu⸗ tionelle Regierung, und man beurtheilt ihren Werth, ihre Kraft nach dem lärmenden Schreien einer brutalen Menge! Eine Regie⸗ rung ist kein Schauspieler, den man beklatscht oder auspfeift, er ist, weil ihn das Gesetz gemacht hat, er handelt, weil es sein Recht ist. Der Präsident ist das Oberhaupt des Staates. Es steht Niemand, als der National⸗Versammlung und dem Lande zu, seine Handlungen zu be⸗ urtheilen, und man sagt ganzernsthaft: „daß er von dem Haufen Billigung oder Tadel erhalten“ und Jeder maßt sich das Recht an, ihm eine Lection zu geben. Eine solche Unordnung muß aufhören. Der Prinz⸗Präsident hat keinen Richter in dieser Menge. Das Volk muß gehorchen, es ist nicht im Theater. Wir wissen wohl, daß die Eifrigen Fehler begangen haben, man hat von Huldigungen geträumt, man hat die Reise des Präsidenten kompromittirt, man

hat zu viel gehofft und ist getäuscht worden. Das ist aber kein

sagen. Wir billigen alle Maßregeln, welche man gegen die demo⸗ kratischen Schreihälse ergreifen wird. Ein Klub genügt, um eine Bevölkerung zu verderben. Wenn der Präsident eine neue Reise unternimmt, möge sich die Behörde unbeugsam erweisen. Das Be⸗ nehmen der Regierung hat seinen natürlichen Richter. Nicht die Straßenlärmer haben darüber zu entscheiden. Hebt doch den Vor⸗ hang auf und ihr werdet sehen, wer diese Demokraten sind, welche das Gefolge taub machen mit dem aufrührerischen Geschrei: Es lebe die Republik!“

Bekanntlich sind seit der Zusammenkunft der Legitimisten in Wiesbaden die Gazette de France und L'Union, Larochejac⸗ quelin's und Berryer's Organe, sehr gespannt. In Folge eines Ar⸗ tikels der Union, welcher glauben ließ, daß die Verschmelzungs⸗ Politik in Wiesbaden gesiegt habe, liest man heute in der Ga⸗ zette de France: „Unsere Freunde können in dieser Beziehung vollkommen ruhig sein. Wir berufen uns auf das Zeugniß aller von Wiesbaden anlangenden Personen. Die Politik des Han⸗ delns hat das Uebergewicht erhalten. Die legitimistische Partei wird von nun an ihre eigene Existenz haben, sie wird sich nach dem ausschließlichen Interesse ihrer Grund sätze richten. Stillschweigen, Zurückziehen, Verschmelzen haben aufgehört, und wir müssen hoffen, die parlamentarische Rechte werde die Stellung wieder einnehmen, welche sie durch bedauernswerthe Abstimmungen aufgegeben zu haben schien. Diese wichtige Aende⸗ rung in der Politik der parlamentarischen Rechten schließt keines⸗ weges die so wünschenswerthe Vereinigung und Eintracht aller Ver⸗ theidiger der Ordnung aus. Aber diese Einigung wird nur in der einzig möglichen Weise geschehen, sie wird geschehen nach den wah⸗ ren Grundsätzen der Ordnung und Freiheit nach und in dem natio⸗ nalen Rechte.“

Das Pouvoir sucht heute darzuthun, daß keine Partei die Constitution aufrichtig wolle. Man möge den Bonapartisten nicht entgegen halten, daß drei Viertheile der Stimmen nothwendig seien, damit die Verfassung revidirt werden könne und daß, weil eine solche Majorität nie zu Stande kommen würde, auch an eine Re⸗ vision der Verfassung nicht zu denken sei. Ob denn die Legitimisten, welche nach Wiesbaden gehen, aufrichtig die Constitution wollten? Dasselbe gelte von den Orleanisten und den Rothen. Diese Parteien wollen die Constitution nur vertheidigen, weil sie noch nicht im Stande sind, sich der Gewalt zu bemächtigen. Ein Aufruf an das Volk möge die Frage entscheiden und dann werde es sich zeigen, welche Partei sich gegen diese souveraine Entschei⸗ dung auflehnen werde. Die Frage der Revision stehe nicht mehr vor der National⸗Versammlung, die sich durch alle Parteileiden⸗ schaften beherrschen läßt, sondern vor dem Lande. Denselben Ge⸗ danken führt heute der Constitutionnel in seinem Leitartikel aus. Er fordert außerdem die Generalräthe direkt auf, sich für eine Verfassungs⸗Revision auszusprechen, und entwickelt, daß die⸗ selbe nur in einer zehnjährigen Verlängerung der Präsidentschaft bestehen könne. 8

Die Union rügt es heute, daß mehrere englische Blätter die Person Ludwig Philipp's und die Handlungen seines Lebens schon jetzt einer strengen und verletzenden Kritik unterwerfen.

8 Nach dem Moniteur du soir hatten mehr als die Hälfte der gestern Abends verhafteten 37 Individuen schon früher Händel mit der Justiz gehabt. Zwei der Verhafteten wurden festgenommen, weil sie beim Vorbeifahren Louis Napoleon’'s ganz laut riefen: „Es lebe die demokratische und soziale Republik! Nieder mit dem Prä⸗ sidenten!“

Mehrere Repräsentanten von der republikanischen Partei haben beschlossen, der National⸗Versammlung die Aufhebung der Verban⸗ nungsgesetze gegen die Bourbons mit dem Beifügen vorzuschlagen: daß die Mitglieder der Familie der Bourbons bei ihrer Ankunft auf dem Gebiete der Republik in der gewöhnlichen Form Gehorsam gegen die Gesetze schwören sollen, bei Strafe des Verlustes der Er⸗ laubniß zu ihrer Rückkehr.“ Wie man sagt, wäre dieser Antrag darauf berechnet, den Apfel der Zwietracht zwischen die Orleanisten und Legitimisten, und zwischen die Prinzen des Hauses Orleans und den Grafen von Chambord selbst zu schleudern, indem er viel⸗ leicht die Rückkehr des Prinzen von Joinville und des Herzogs von Aumale zur Folge haben könnte.

Vom 1. bis 15. August sind in Paris 6,300,000 Journale gestempelt worden, was zu 5 Centimes durchschnittlich für Paris allein 315,000 Franken ausmacht.

Das Journal La Liberté, welches seit einiger Zeit aufgehör hatte, wird nächstens wieder erscheinen.

Der französische Gesandte in Brasilien ist in Paris angelangt und dürfte, wie es heißt, kaum wieder dahin zurückkehren.

Das Pouvoir enthält in einem Artikel: „Der Kranke und seine Aerzte“ betitelt, folgende Stelle: „Mögen die Generalräthe muthig den Wunsch der sie umgebenden Bevölkerung nach Revision der Verfassung aussprechen, aus dieser Revision eine neue Periode der Macht für den Mann hervorgehen lassen, der sie schon am 10. Dezember gerettet hat und den ihr Zuruf, ihre Freundschaft vor kurzem begrüßten. Möge die National⸗Versammlung, deren Mit⸗ glieder diesen Hoffnungsruf der Provinzen gehört haben, diese Wünsche der Generalräthe hören und bestätigen, möge man dem Lande auaf diese Weise Sicherheit verschaffen, und man soll sehen, ob das Vertrauen nicht mit Einem Schlage zurückkehrt, ob die

Todesfurcht nicht weicht.“ Paris, 30. Aug. (Köln. Ztg.) Heute Morgens um 9 Uhr fand unter dem Vorsitze Louis Bonaparte's ein Ministerrath im Elysee statt. Man unterhielt sich viel von der Wirkung, welche die Reise des Präsidenten hervorgebracht hat, und von der beim Wiederzusammentritt der National⸗Versammlung zu befolgenden Politik.

Nach dem Bulletin de Paris sind zur Ueberwachung des Treibens der Sozialisten die strengsten Befehle ertheilt und durch die gesteigerte Thätigkeit der Behörden schon wohlthaäͤtige Ergebnisse für die öffentliche Ruhe erzielt worden. Zu Langres, Varennes, La Ferté ꝛc. hat man bei Haussuchungen sehr wichtige Papiere, Waffen und Patronen in Beschlag genommen.

Das Journal des Deébats sagt in seinem heutigen Blatte über die Reise des Präsidenten: „Man kann dem Prä⸗

sidenten eine in Frankreich immer populäre

Eigenschaft, den Muth, nicht abstreiten, und in dieser Hinsicht hat er auf sei⸗ ner Reise neue Ansprüche auf die Sympathie der Massen er⸗ worben. Allein wir freuen uns, hinzufügen zu können, daß er zu gleicher Zeit durch das Maß seiner Worte dem öffentlichen Ver⸗ krauen Unterpfänder gegeben hat. Die Achtung vor den Gesetzen und den Gewalten, die mit ihm zusammen die National⸗Souve⸗ rainetät repräsentiren, zu lehren und anzuempfehlen, wie er es bei jeder Gelegenheit gethan hat, war und wird immer das beste Mittel sein, diese bedeutende Majorität zusammenzuhalten, die vor Allem die Befestigung der Ordnung, die Beschützung des Friedens, die Sicherheit vEEEE“ und zu häͤufige Erxperi⸗ mente fürchtet. .

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Großbritanien und Irland. London, 29. Aug. Die Königin hat sich gestern die Merkwürdigkeiten von Castle Ho⸗ ward angesehen. Dahin gehört außer einer Menge werthvoller Kunstwerke unter Anderem ein Pfeiler, von welchem herab die Py⸗ thia im Tempel zu Delphi ihre Orakelsprüche verkündet haben soll. Es ist dies ein drei Fuß hoher runder Sandsteinblock ohne irgend eine Verzierung, ein Geschenk Nelson's. Die Königlichen Gäste wurden gestern durch das Wetter mehr begünstigt, als am vorher⸗ gehenden Tage, und hatten daher Gelegenheit, die anmuthigen näch⸗ sten Umgebungen des Schlosses in Augenschein zu nehmen. Um 12 Uhr wurde der Cricket Ground im Park besucht, wo man den Leistungen des Castle Howard Club zuschaute. Nachdem um 2 Uhr die etwa 70 Personen starke Gesellschaft ein Frühstück eingenommen hatte, besichtigte man die im Park weidenden ausgezeichneten Rinder⸗ Heerden.

Die Leiche Ludwig Philipp's wird am nächsten Sonnabend in der Frühe von Claremont nach der Borromäus⸗Kapelle zu Wey⸗ bridge, in der Grafschaft Surrey, gebracht und dort der Gruft übergeben werden. Heute Morgen sind bereits Arbeiter dorthin geschickt worden, um das Grabgewölbe für den neuen Gast bereit zu machen und die Kapelle mit schwarzem Tuch zu behangen. Dr. Witty wird in Abwesenheit des nach Rom gegangenen Dr. Wiseman dem Leichen⸗Gottesdienste vorstehen; Abbé Guelle wird assistiren. Aller Pomp soll bei der Feierlichkeit vermieden werden. Die mei⸗ sten Handelsleute von Weybridge haben erklärt, daß es ihre Absicht ist, ihre Läden am Tage der Beerdigung zu schließen.

Die ganze unterseeische elektrische Telegraphenlinie zwischen Dover und Calais (oder eigentlich zwischen Dover und Cap Grinez) ist (wie bereits erwähnt) gestern wirklich glücklich gelegt worden. Um halb 11 Uhr Morgens begann die Arbeit. Bei ruhiger See und günstigem Winde verließ der „Goliah“, mit Vorräthen für den Tag versehen und mit 30 Matrosen bemannt, den Hafen von Dover. Der Cylinder oder die Trommel, welche die 30 englische Meilen telegraphischen Drahtes trug, hat eine Länge von 15 und eine Höhe von 7 Fuß. Der Draht ist Zoll dick; die Gutta⸗Percha Verhüllung hat die Dicke eines kleinen Fingers. Das ge⸗ sammte Gewicht des Drahtes betrug fünf Tonnen, das Gewicht des Cylinders zwei Tonnen. So wie das Schiff in offener See war, steuerte es in der Geschwindigkeit von 3— 4 Meilen die Stunde gerade auf Cap Grinez (auf halbem Wege zwischen Ca⸗ lais und Boulogne, 21 Meilen von Dover entfernt) los. Die Ar⸗ beit des Drahtabwickelns ging durchaus befriedigend von statten. In der Entfernung von * Meile ward jedesmal ein Bleigewicht von 14 24 Pfd. Schwere an dem Draht befestigt, um denselben auf den Grund der See zu senken. In der Nähe der englischen Küste ist die Tiefe der See 30 Fuß und variirt näher nach Frank⸗ reich zu von 100 180 Fuß (30 Faden), der größten Tiefe, welche sie auf der ganzen Strecke, durch welche der Telegraph gelegt wurde, erreicht. Ueber ein paar gefährliche Treibsandstellen (Ridge und Varne genannt) in der Mitte des Kanals, zwischen welchen sich ein tiefes Thal hinzieht, kam man glücklich weg. Um halb neun Uhr Abends telegraphirte der neue Telegraph die Nachricht von seiner Vollendung nach Dover.

Italien. Turin, 26. Aug. (Fr. Bl.) Der König ist von seinem Unwohlsein vollkommen hergestellt. Das Gerücht eines Ministerwechsels findet keinen Glauben. Es heißt, daß die Aus⸗ weisungsbefehle gegen lombardische Emigranten zurückgenommen werden.

Neapel, 19. Aug. Dem Commune italiano zufolge wurden in Folge der zu Gunsten der Constitution gemachten De⸗ monstration mehrere Majore, Hauptleute und etwa hundert Unter⸗ offiziere abgesetzt und viele Schweizer aus dem Lande entfernt.

Spanien. Madrid, 25. Aug. (Fr. Bl.) Ein König⸗ liches Dekret beauftragt den Marine⸗Minister mit der provisorischen Führung der Geschäfte des Kriegs⸗Ministers, welcher zum Ge⸗ brauch der Bäder sich nach Granada begiebt.

Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus.

Don Juan. Frau Küchenmeister⸗Rudersdorf: Donna Anna: als erste Gastrolle.

(Den 1. September.)

Frau Küchenmeister⸗Rudersdorf, eine Sängerin, sich be⸗ reits einen nicht unbedeutenden Namen in der Kunstwelt zu schaffen gewußt hat, trat am verflossenen Sonntag zum erstenmale auf unserer Hofbühne als Donna Anna im „Don Juan“ auf. Was die Wahl dieser Rolle be⸗ trifft, so möchte sie insofern keine ganz glückliche gewesen sein, als es der Gastsängerin dadurch jedenfalls nicht gestattet war, sich von ihrer vortheil⸗ haftesten Seite zu zeigen, obgleich ihre Leistung immerhin eine in manchem Betracht anerkennungswerthe genannt werden kann. Hätten wir übrigens gewünscht, Frau Rudersdorf zuerst in einer anderen, ihr mehr zusagenden Partie zu sehen, indem das künstlerische Naturell die⸗ ser Sängerin sie vorzugsweise für die französische und italienische große Oper befähigt erscheinen lassen dürfte, so soll es jedoch augenblick⸗ lich nicht in der Macht des Bühnenvorstandes gelegen haben, diesen Wunsch im Interesse des Publikums, wie der Gastsängerin selbst, zu erfüllen. Was nun, nach diesem einmaligen Auftreten zu urtheilen, zuvörderst die Stimme der Frau Ru dersdorf anbelangt, so zählt sie keinesweges zu denjenigen, die das Prädikat „groß“ beanspruchen können, dagegen ist sie von ange⸗ nehmen Timbre, so lange ihr nicht zu viel zugemuthet wird, nimmt jedoch eine gewisse Schärfe des Klanges an, sobald dies der Fall ist. Die Ge⸗ sangsbildung angehend, so kann der Künstlerin eine bedeutende Virtuosität, die sie auch mit Gewandtheit und Geschick entfaltet, nicht abgesprochen werden, doch ist sie keinesweges eine nach allen Seiten vollendete, und die Mängel der neuesten ittalienischen Gesangschule machen sich im Vortrage in vielen Manieren, namentlich durch Tremuliren des Tons, durch übermäßige Forcirung der Stimme, durch geschmacklose Nüancirung u. s. w., bemerkbar. Dazu kommt eine dramatische Auffassung, die durch ihre Exentrizität in Gesang und Darstellung die Gränzen der Wahrheit und des Schönen ebenfalls überschreitet, so daß am allerwenigsten Mozart's stets maßvolle Musik als ein geeignetes Terrain für die Sängerin er⸗ scheint. Dies bewies die Durchführung der Donna Anna in schlagender Weise. In allen Scenen, wo es galt, Leidenschaften auszumalen, schlug die Wirkung durch Ueberbieten der Stimme und der dramatischen Situa⸗ tion ins Unschöne über. So in vielen Momenten der Eingangs⸗ Scene, vorzugsweise aber in der Erzählung des Ueberfalls, die zwar ef⸗ fektvoll erfaßt und wiedergegeben wurde, das künstlerische Maß und den wahren Adel des Ausdrucks aber oftmals in der Ausführung durch die ge⸗ nannte Sängerin vermissen ließ. Weiß indeß Frau Rudersdorf, nach dem Gesagten, Mozart's Musik in ihrer ganzen geistigen Größe und Schönheit nicht zu durchdringen, so erwarten wir um so Besseres von ihren Leistungen im Gebiete der modernen Oper, und schen wir daher dem näch⸗ sten Auftreten der Gastsängerin als Isabella in „Robert der Teufel“ mit Vergnügen entgege

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Berlin. Am Sonntag, den 1. Sept., um 10 Uhr, fand die Ein⸗ weihung des neuerbauten Gotteshauses der hiesigen jüdischen Gemeinde (Oranienburgerstr. 30) durch Musik, Gebet und Predigt statt. Das Haus selbst ist im Innern sehr einfach und anspruchslos eingerichtet, doch von angemessener Räumlichkeit und Bequemlichkeit, und gewährt einen freund⸗ lichen Eindruck. Eine Cantate, gedichtet von Louis Levy, für Soli, Chor und Orchester komponirt von Louis Lewandowsky, eröffnete die Feierlichkeit. Das Werk, namentlich in den Chören recht textgemäß erfaßt und von glänzender Wirkung, wurde unter der Leitung des Komponisten gelungen ausgeführt und trug zur Erhöhung der Feier wesentlich bei. Dem Einleitungs⸗Gebet in hebräischer Sprache folgte alsdann die Einweihungs⸗ Predigt, in deutscher Sprache gehalten von Henn Dr. Sachs. Der Schluß jener Cantate, aus ecinem Recitativ und einer wirksamen Fuge bestehend, beendete die ganze Feierlichkeit in festlicher Weise.

Zur Militair Literatur.

Deutschlands Militair⸗Literatur im letzten Jahr⸗ zehent und Uebersicht der wichtigsten Karten und Pläne Central⸗Europa's, von A. von Witzleben, Königl. Preuß. Hauptmann. Berlin. Mittler's Sortiments⸗ Buchhandlung (Bath). 1850. 8.

Vor nunmehr acht Jahren erschien zu Darmstadt des Hauptmann Scholl: „Systematische Uebersicht der Militair⸗Literatun seit dem Jahre 1830.“ Das vortreffliche Buch erwarb sich rasch den Beifall, den es um seiner Wissenschaftlichkeit, Reichhaltigkeit und Nutzbarkeit willen in vollstem Maße verdiente. Der Verfasser war seither bemüht, in seinen „Bibliogra⸗ phischen Blättern“ und in der trefflichen „Militair⸗Zeitung“ Ergänzungen seiner Arbeit zu geben, von denen dasselbe zu rühmen ist, wie von dem Hauptwerke. Der Natur der Sache nach können so umfassende, der ge⸗ sammten Militair⸗Literatur gewidmete Arbeiten nur langsam vorrücken, und es ist daher ein glücklicher Gedanke des auf dem betreffenden Gebiete wohlbekannten Hauptmann von Witzleben, dem Bedürfnisse nach einem Füh⸗ rer durch die Militair⸗Literatur Deutschlands seit den letzten zehn Jahren durch ein Buch abzuhelfen, welches vollständig, lichtvoll geordnet, mit kritischem Sinn das Gute von dem weniger Erheblichen sondernd, jün⸗ geren Kameraden, Geschichtsforschern und Bibliothekaren sich anbietet, um rathend, belehrend, fördernd Jedem zu spenden, was er sucht. Und diese Vorzüge müssen der Witzlebenschen Arbeit nachgerühmt werden. Die reich ausgestattete Verlagshandlung bot bereit⸗ und opfer⸗ willig das Material, und der einsichtsvolle Verfasser benutzte den dargebote⸗ nen Stoff in der angemessensten und zuverlässigsten Weise; was der deutsche Büchermarkt in jener angegebenen Frist zeitigte, ist hier wissen⸗ schaftlich aufgestellt, es wäre überflüssig, das Inhalts⸗Verzeichniß abzuschrei⸗ ben; Kriegskunst, die technischen Waffen, Taktik und Strategie, Mili⸗ tair⸗Geographie, die Hülfswissenschaften, vornehmlich die Kriegsgeschichte (bis zum 1. Juli 1850), allen diesen Disziplinen ist gleiche Sorgfalt und Arbeitstreue zugewendet und ein wohl geordnetes Ganze in sehr befriedi⸗ gender Weise aufgestellt worden. Bei der Ausreahl der Karten und Pläne ist die vorzügliche, wohlbekannte Arbeit des Königlichen Generalstabs be⸗ nutzt und der Beirath sachkundiger Freunde gehört worden. Das sehr reich ausgestattete, mit trefflichem Register versehene Buch ist im Verhältniß zu seinem inneren Werthe sehr preiswürdig. F.

Eisenbahn⸗Verkehr.

Personen⸗Frequenz der Magdeburg⸗Leipziger Eisenbahn. Bis inkl. 17. August c. wurden befördert 467,762 Personen, vom 18. August bis inkl. 24. August c. inkl. 1032 Personen aus dem Zwischenverkehr 1

in Summa 481,262 Personen.

Aluswärtige Börsen.

Wien, 31. Aug. Met. 5proz. 96 %, 96, 95 ⅞. 4 ½proz. 76 75 ½. Aproz. 84 % 84. 2 ½2proz. 52 51 ½. Anleihe 34: 184 183 ½, 39: 118 ½ ¼. Nordbahn 144 ¼, ½, 111. Gloggnitz 118 ¼ 118. Mail. 78 77 ½. B. A. 1165—63.

K. Gold 121 ½. Silber 115 ½. Wechsel⸗Course. Amsterdam 161 ¼ Gld. Augsburg 117 Gld. Frankfurt 116 ½ Br., 116 ¼ Gld. Hamburg 172 ¼ Br., 171 Gld. London 11.37 Gld. Paris 137 ¾ Gld. b Fonds und Actien etwas matter. Devisen hingegen fester.

Frankfurt a. M., 31. Aug. Das Geschäft an heutiger Börse war im Allgemeinen höchst unbedeutend. Oesterr. Fonds waren dennoch wegen ihres Steigens von Wien zu besseren Cour⸗ sen gefragter, ohne Abgeber. Zproz. Span. etwas angenehmer. Die Course aller übrigen Fonds und Eisenbahn⸗Aectien erlitten gar keine Veränderung.

Oestr. 5proz. Met. 82 ½ Br., 81 Gld. Bank⸗Artien 1202 Br., 1198 Gld. Bad. Partial⸗Loose a 50 Fl. v. J. 1840: 53 Br., 52 ⅔⅜ Gld. Hessen Partial⸗Loose a 40 Rthlr. preuß. 32 ¼ Br., 32 Gld. Sardin. Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 33 Br., 33 Gld. Darmstadt Partial⸗Loose a 50 Fl. 77 ½ Br., 77 ½ Gld., do. a 25 Fl. 29 Br., 28 ¾ Glid. Spanien Zproz. inländ. 33 % Br., 33 % Gld. Poln. 300 Fl.⸗Loose 136 ½ Gld., do. 4proz. Obligationen a 500 Fl. 81 Br., 81 ½ Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗ Nordbahn 43 ½ Br., 43 Gld. Berbach 80 Br., 79 ¾ Gld. Köln⸗ Minden 97⸗ Br., 97 Gld.

Frankfurt a. M., 31. Aug. Im Bereiche des Wechsel⸗ handels zeigte sich im Laufe dieser Woche viel Regsamkeit, und fast in allen Devisen wurden namhafte Posten umgesetzt; die gesuchte⸗ sten blieben die auf Amsterdam, Leipzig (pr. Messe), London und Bremen; für Paris zahlte man auch schon 94 ½, schloß aber flauer zu 94 offerirt. In Wien schwacher Umsatz und schwankte zwischen 101 ½ a ½ pCt. Was den Staatspapier⸗Handel betrifft, so brachte die gestern stattgehabte Liquidation für Ende August etwas Lebhaftigkeit hervor, indem verschiedene Zeitkäufe und Prämien⸗ Abschlüsse von mehreren gangbaren Fondssorten, die am gestrigen Ultimo abliefen, realisirt werden mußten. Hauptsächlich war dies bei den Zprozentigen Spanischen der Fall, worin ansehnliche Posten, welche in Prämien⸗ und Stellgeschäften verhandelt, zum Cours von 33 pCt. gekündigt werden mußten, und nach der Kündigung beide Parteien solche größtentheils zwischen 33 a 33 ½ pCt. umsetzten.

Auch nach österreichischen Fonds war mehr Frage, und man bezahlte für die verschiedenen Metalliques⸗Sorten, wiener Actien und Loose höhere Preise. Die Speculationslust scheint in diesen Effek⸗ ten doch nach und nach zuzunehmen, indem man heute wahrgenom⸗ men hat, daß viele Besitzer von anderen zinstragenden Fonds gegen

diese umtauschten. In Anlehens⸗Loosen ist Geschäft auch et

wesen; verschiedene auswärtige Kaufaufträge in badischen, kurhes⸗ sischen und darmstädter Loosen brachten eine Preiserhöhung hervor.

Die Eisenbahn⸗Actien variirten nur nach den eingelaufenen Kommissionen; Bexbach blieben auf mehrere Comptant⸗Verkäufe gedrückt; Taunus⸗Actien gesucht und steigend, in Folge der zuneh⸗ menden Frequenz; in Friedr. Wilh. Nordbahn hat im Augenblick die Speculation fast ganz aufgehört, und die geringen Aufträge brach⸗ ten nur unbedeutende Schwankungen zu Wege. In Köln⸗Minden fanden einige Umsätze zwischen 97 a 97 ½ statt.

Die sardinischen, toskanischen und belgischen Effekten hielten sich bei schwachem Handel fast ganz stationair. 3

bproz. Amerikanische beliebt und wurden höher bezahlt.

Der Geld⸗Zinscours behauptete sich für Wechsel auf 2 ½ pCt für Depot⸗ und Prolongations⸗Geschäfte auf 3 ½ a 4 p Ct. pr. anno.

3 ½prpz. p. C. 89 ¼ Gld. E. R. 106 Gld. Stiegl. 89 Br. 74 ½1 Br. Ard. 11 Br., 11 ½ Gld. Zproz. 31 ¾ Br. und Gld. Amer. 6proz. Vereinigte Staa⸗ ten 106 ¼ Br., 106 ¾¼ Gld. Hamb. Berl. 12 Iv Gld. Bergedorf 93 Gld. Magdeburg⸗Wittenb. 57 ⅞˖ Br. Altona⸗Kiel 91 ½ Br. Köln⸗Minden 97 ½ Br. und Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗ Nordbahn 41 Br. Mecklenburg 36 Br. 8 1 In Fonds wenig Veränderung. 3 roz. p. C. höher und feh⸗ lend. Köln⸗Minden höher bezahlt. Berlin⸗Hamb. schlossen flau.

5proz. 96.60. Nord⸗

Hamburg, 31. Aug.

Dän. ld

Paris, 30. Aug. 3 proz. 58. 15. bahn 462. 50. Nach der Börse. 5proz. 96. 57 ½. Gold al Marco 8 a 9. Dukaten 11.80 a 14.90. Wechsel Amsterd. 209 ½. 8 Hamb. 185 ½. Berlin 367 ½. London 25. 20. Frankf. 210 ½¼ Wien 213 ½. Petersb. 397 ½. v11“ Der Markt gedrückt und Fonds niedriger im Preise.

London, 30. Aug. Zproz. Cons. p. C. 96 ⅛, , a. Z 1.

7 8 271 88. Ard. 19 ½x, , , , 3 proz. 37 ½, X, , .

Russ. 5proz. 113, 111, 4 ½proz.

5

, Davz. 99, 2

4, 3 ¾. Int. 57, ¼, 4proz. 89 ¼, 2. Englische Fonds verfolgten heute früh eine steigende Tendenz.

Fremde Fonds bei geringem Geschäft fest. Span. steigend.

2 Uhr. Engl. Fonds behaupteten sich steigend. Span., an⸗

fangs steigend, gingen wieder auf 19, 19¼¾ zurück.

Amsterdam, 30. Aug. Holl. Fonds bei geringem Geschäft gut preishaltend. In Span. herrschte viel Bewegung; durch hö⸗ here Notirungen derselben von London vom 29sten fanden 8 meh⸗ rere Käufer zu diesen Preisen, doch gingen sie später durch Gewinn⸗ Realisirungen wieder zurück und schlossen nur hhöher als gestern. Coupons ebenfalls angenehmer. Russ. und Oest. höher gesucht; im Uebrigen kein bedeutender Markt.

Holl. Int. 57 %, ½, Z proz. neue 68 ¾, . Span. Ardoins 1 Piecen 13 ½%S, 12 ⁄. Coupons 8 .%, k. Pass. 4. Russ. Stiegl. 88 ½, ½. Oest. Met. 5proz. 78 ¾. Hamb. 35 ⅛, ¼. Gold 13

12 1., 8, gr. alt. 105 ½, ½, 4proz. 88 ⅞. 8 London k. S. 12 G. 2 Mt. 11.95. 1

2. Duk. 5.80, 70.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 2. Septe Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 56— 60 Rthlr. Roggen loco 35—37 Rthlr. 8 pr. Sept. / Okt. 33 ½ a 34 Rthlr. bez., 34 Br., 33 e1 G. 8 pr. Frühjahr 1851 39 ½ Rthlr Br., 39 bez. u. G. Gerste, große loco 26—29 Rthlr. kleine 23—25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 18 21 Rthlr. 50pfd. pr. Sept. / Okt. 19 ½ Rthlr. Br. 48pfd. pr. Frühjahr 20 ½ Rthlr. Br., 20 G. 50pfb. 22 Rthlr. Br., 21 G. Erbsen 40—45 Rthlr. Rüböl loco 5 O“ 12 Rthlr. Br., 11 G. Sept. /Okt. 11 ½ 2 11 Rthlr. bez., 12 Br., 11 ½ Ott.⸗ Nov. 12 Rthlr. Br., 11427 bez. u. G. Nov. /Dez.) ¹ März /April 1851 11 ½ a 11 2 Rthlr. bez., April/ Maa . I“ Leinöl loco 11 ¾⅔ Rthlr. pr. Sept. /Okt. 11 ¼⁄2 Rthlr. Br., 11 ½ G. Mohnöl 13 ½ a2 13 ¼ Rthlr. Palmöl 11 ¾ Rthlr. Südsee⸗Thran 12 ½ a 12 Rthlr. 1 Spiritus loco ohne Faß 16 a 16 ¾ Rthlr. bez. 8 mit Faß pr. Sept. 15 ¾ a 16 Rthlr. bez., 16 » Sept./Okt. Br., 15 ½ G. pr. Frühjahr 1851 17 a 17 ¾⅞ Rthlr. bez., 17 ¾ Br. u. G.

Neuß, 30. Aug. Weizen 2 Rthlr. 8 Sgr., Roggen 1 Rthlr. 19 Sgr., Wintergerste 1 Rthlr. 8 Sgr., Sommergerste 1 Rthlr. 7 Sgr., Buchweizen 1 Rthlr. 10 Sgr., Hafer 25 Sgr., Erbsen 1 Rthlr. 22 Sgr., Rappsaamen 3 Rthlr. 20 Sgr., Kartoffeln 15 Sgr. 8

Heu pr. Ctr. von 110 Pfd. 1 Rthlr.

Kleiner Samen 3 Rthlr. 10 Sgr.

Rüböl pr. Ohm a 282 Pfd. o. F. Rthlr.

Rübkuchen pr. 1000 St. 31 Rthlr.

Preßkuchen pr. 2000 Pfd. 27 Rthlr. 8

Branntwein pr. Ohm 18 Gr. 12 Rthlr. 15 Sgr.

Gereinigtes Oel 34 Rthlr. 15 Sgr. 1

Stroh pr. Schock von 1200 Pfd. 4 Rthlr. 25 Sgr.

Für Getraide hat sich hauptsächlich wohl in Folge der besseren Witterung die Kauflust zu den gestiegenen Preisen etwas gemin⸗ dert; Rüböl bei den höheren auswärtigen Notirungen fester.

Aachen, 30. Aug. 3 Weizen 2 Rthlr. 13 Sgr. 4 Pf. Roggen 1 Rthlr. 18 Sgr. 5 Pf. Gerste 1 Rthlr. 7 Sgr.

Hafer 24 Sgr.

Bonn, 30. Aug. (2 ½ Scheffel.) Weizen, neuer 5 Rthlr. 10 Sgr