der größten deutschen Handelshäuser Anerbietungen gemacht wor⸗ den, in Folge deren vielleicht das ganze Anlehen als schon gedeckt erscheinen könnte. Eine zweite Erklärung geht dahin: die Regie⸗ rung hat sich früher immer bewogen gefunden, über die finanziellen Maßregeln in geheimer Sitzung berathen zu lassen. Es hat dies Gründe für sich, die keiner näheren Andeutung bedürfen. Aus den⸗ selben Gründen ist auch bei den früheren Kammern der Antrag ge⸗ stellt worden, diesen Gegenstand in geheimer Sitzung zu behandeln. Und damit habe ich mich damals einverstanden erklärt, so wie daß die Verhandlungen zum Handgebrauch der Mitglieder gedruckt wer⸗ den könnten; sie sind in dieser Weise bereits an die Mitgliever der ggegenwärtigen Kammer gelangt. Auch jetzt, bei Abgabe 5 Hekres 5 die finanziellen Maßregeln, ist in der zweiten Kammer der “ worden, daß der Gegenstand in geheimer Sitzung 1s sen möge. Da man indessen gerade von diesem “ ebch Verfahren Veranlassung genommen hat, unwahre TL.L M Sig breiten, so gebe ich im Namen der Regierung Ii. er eng pr, daß von Seiten der Regierung kein Bedenken entgegensteht, „wenn die Kammern die Berathung der finanziellen Maßregeln in öffent⸗ licher Sitzung vornehmen wollen. (Allseitige Beifallsäußerung der Kammer.) Ich habe vorhin vergessen, noch zu bemerken, daß die Regierung nicht nur fortwährend wegen aufzunehmender Handdarlehne Anerbietungen erhält, sondern daß ich auch in demselben Augenblicke, wo ich mich in die Kammer begeben wollte, von dem betreffenden Kassirer davon in Kenntniß gesetzt worden bin, daß es abermals nöthig sein werde, die Auswechselungs⸗ Kasse mit Papiergeld zu versehen, weil es so sehr gesucht werde. Auch dies steht mit den Nachrichten, welche darüber verbreitet wor⸗ den sind, in direktem Widerspruch.“
Auf der Tagesordnung, zu welcher nun übergegangen ward, befand sich der Bericht der zweiten Deputation (Referent von Römer) über das Königliche Dekret, die Schlachtsteuer betreffend. Derselbe ist in seinem allgemeinen Theile bemüht, die Bedenken,
welche einer Erhöhung der Schlachtsteuer unverkennbar entgegen⸗ stehen, zu beseitigen, und wird in dieser Beziehung Folgendes an geführt: 1) Es könne eine bedeutende Mehreinnahme bei den indi rekten Abgaben nur durch die höhere Besteuerung eines allgemeinen Verbrauchsgegenstandes gewonnen werden; 2) die Mahlsteuer, welche man in Sachsen nicht kenne, werde Niemand befürworten wollen; ) die Erhöhung der Salz⸗, Bier⸗ und Branntweinsteuer würde die öffentliche Meinung noch mehr gegen sich haben, abgesehen da⸗ von, daß ihr die Zollverhältnisse entgegenstehen; 4) alle Stimmen, welche sich gegen die Abänderung der Schlachtsteuer erklärt, haben einen anderen angemesseneren Ersatz für die erforderlichen Einnah⸗ men der Staatskasse nicht vorzuschlagen vermocht; 5) die jetzt be
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ihrerseits gänzlich unveranlaßt, sowohl von einem der größten aus⸗ wärtigen deutschen Handelshäuser, als aus dem Inlande, bereits freiwillige Anerbietungen der Art gemacht worden, daß möglicher⸗ weise die ganze Anleihe dadurch allein schon gedeckt sein könnte. Sollte Jemand Gründe haben, den näheren Nachweis dieser An⸗ gaben zu wünschen, so würde er ihm von dem Vorstande der Fi⸗ nanz⸗Verwaltung bereitwillig gegeben werden. Dagegen bleibt den betreffenden Blättern überlassen, ihrerseits die Wahrheit ihrer An⸗ gaben zu erweisen, wenn sie nicht dem Verdachte geflissentlicher Er⸗ findung von Unwahrheiten bloßgestellt bleiben wollen.
Hessen. Kassel, 2. Sept. (N. H. Z.) Außerordentliche Sitzung der Stände. Die auf heute Morgen 8 Uhr berufene Stände⸗Versammlung wurde vom Präsidenten nur eröffnet, um folgende vom Landtags⸗Kommissar verlesene, die Auflösung der ge⸗ genwärtigen Versammlung betreffende Aktenstücke zu vernehmen: Von Gottes Gnaden, Wir Friedrich Wilhelml., Kurfürst und souverainer Landgraf von Hessen, Großherzog von Fulda, Fürst zu Hersfeld, Hanau, Fritzlar und Isenburg, Graf zu Katzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg ꝛc. ertheilen hiermit dem Landtags⸗Kommissar, Assessor von Göddäus hierselbst, Vollmacht und Auftrag, die Verkündigung Unserer hierbei folgenden Verord⸗ nung vom heutigen Tage, die Auflösung der gegenwärtigen Stände⸗ Versammlung betreffend, zu bewirken und darauf zu achten, daß nach dieser Verkündigung die landständischen Verrichtungen sus⸗ pendirt werden. Urkundlich Unserer allerhöchsteigenhändigen Unter⸗ schrift und des beigedrückten Staatssiegels, gegeben zu Kassel am 1. September 1850. (L. S.) Friedrich Wilh elm. Hassenpflug. Von Gottes Gnaden, Wir Friedrich Wilhelm I., Kurfürst und souverainer Landgraf von Hessen, Großherzog von Fulda, Fürst zu Hersfeld, Hanau, Fritzlar und Isenburg, Graf zu Katzen⸗ elnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda und Schaumburg ꝛc., finden Uns, nach Anhörung Unseres Gesammt⸗Staats⸗Ministeriums und in Gemäßheit des §. 83 der Verfassungs ⸗Urkunde bewogen, Fol⸗ gendes zu verordnen: §. 1. Die gegenwärtige Stände⸗Versammlung wird hierdurch aufgelöst, und von dem Augenblicke der Verkündigung dieser Verordnung hört die Wirksamkeit derselben auf. §. 2. Es wird die Wahl neuer Stände verordnet, deren Einberufung binnen der nächsten sechs Monate von heute an erfolgen soll, und es wird deshalb von Unserem Ministerium des Innern in Gemäßheit des — fassungs⸗Urkunde das Nöthige zeitig erlassen werden.
§. 81 der Verf a Alle, welche es angeht, haben sich hiernach gebührend zu achten.
Urkundlich Unserer allerhöchsteigenhändigen Unterschrift und des bei⸗ gedrückten Staatssiegels, gegeben zu Kassel am 1. September 1850.
(1. S.) Friedrich Wilhelm. Hassenpflug. Lometsch. Haynau.
antragte Erhöhung der Schlachtsteuer ist zur Hälfte nur eine Wiederher⸗ stellung des Betrages der Steuer, wie sie bis zum Jahre 1840 war, wo eine beträchtliche Ermäßigung eintrat, und daß somit in den letzten neun Jahren eine Summe von 1,092,978 Rthlr. den Steuer⸗ pflichtigen zu Gute gegangen ist; 6) zur Schlachtsteuer tragen die Fremden nicht unwesentlich bei; endlich 7) handelt es sich nur um eine zeitweilige außerordentliche Maßregel. Unter diesen Gesichts⸗ punkten hatte sich die Deputation im Allgemeinen mit der Bewilli⸗
Baumbach.
Nachdem hiermit die Stände⸗Versammlung für geschlossen er— klärt war, trennte sich die Versammlung mit einem Hoch auf die Landes⸗Verfassung.
Kassel, 1. Sept. (Fr. J.) Gestern hielt die Ständever⸗ sammlung zwei öffentliche und zwei vertrauliche Sitzungen. Sie
dauerten mit einstündiger Unterbrechung von Morgens 9 Uhr bis
Der Probst Wolf in Kiel wird die Landtagspredigt halten. Kiel, 1. Sept. (B. H.)
net werden; kommen, die Landtags⸗Predigt zu halten.
Neergaard; die drei Letzteren gehören der Linken an.
Holstein schon aufhalten. — Herr H. von Arnim ist gestern hier ten Unwohlsein befallen, wieder genesen sein wird. — Die russischen Kriegsschiffe, sich vorgestern vor unseren Hafen legten, wieder verlassen, heute sah man nur noch vier, doch ist es mög rücht, nach welchem die Dänen Eckernförde geräumt hätten, scheint sich nicht zu bestätigen; b zurückziehen mögen, so werden sie Eckernförde, welches überdies durch die Schiffe gedeckt ist, doch immer mit wenigen Mitteln besetzt halten können.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 2. Sept. (Meckl. Ztg.) Der General von Wrangel, welcher gestern hier angekom⸗
bei welcher Gelegenheit der General ein Lebehoch auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog ausbrachte. Heute und morgen finden Exercitien der Truppen statt, übermorgen ist große Parade, zu welcher Se. Königl. Hoheit der Großherzog erwartet wird, und am Donnerstag und Freitag, den öten und 6ten d. M., sollen die Feldmanövers ausgeführt werden. Das erste Musketier⸗Bataillon aus Wismar hat ein Lager am Haselholze bezogen, während die aus Ludwigslust eingetroffenen Dragoner in den umliegenden Dör⸗ fern einquartiert sind.
Nach amtlichen Berichten sind seit Ausbruch der Cholera in Schwerin, nämlich vom 20sten v. M. bis heute Mittag, von den Aerzten Schwerins angemeldet als an dieser Krankheit: erkrankt 27, gestorben 15, genesen 1 und in Behandlung 11.
Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Gotha, 28. Aug. (Ztg. f. Nd.) Unser Landtag ist vorgestern auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Als Grund der Vertagung gab das Ministerium die Nothwendigkeit der Berufung des koburgschen Landtags und die Unmöglichkeit an, mit zwei Abgeordneten⸗Versammlungen zugleich zu unterhandeln. Dann aber habe das Ministerium auch seine ganze Aufmerksamkeit den zum größten Theil beendigten Unions⸗Verhand⸗ lungen zuzuwenden, welche sie nach nochmaliger Prüfung und Fest⸗ stellung den ständischen Kommissarien übergeben und vor Wieder⸗ eröffnung des Landtags, die etwa im Oktober stattfinden könne, durch den Druck veröffentlichen werde. Für unbedenklich hielt das Ministerium die einstweilige Vertagung, da die dringendsten Arbei
wig⸗Holsteins wird am 9ten d. außerordentlich zusammentreten.
Dem Vernehmen nach, soll der neue Landtag nunmehr doch einberufen und am 9ten d. M. eröff⸗ der Hauptpastor Wolf hierselbst hat den Auftrag be⸗ nme 8⸗Pr. Von den Landtags- Mitgliedern befinden sich fünf in der Armee, die Herren Major von Dalitz, Lieutenant Nitzsch, Dr. Dreis, Advokat Hedde und Advokat
r. . Die neu⸗ gewählten schleswigschen Deputirten werden sich fast sämmtlich in
eingetroffen; er wurde leider nach seiner Ankunft von einem leich⸗ von welchem er jedoch jetzt wohl schon welche haben uns einstweilen lich, daß die übrigen sich noch in der Nähe befinden. — Ein Ge⸗
wenn sie sich auch mehr hinter die Schlei
men ist, wurde Abends durch ein militairisches Ständchen begrüßt,
ten erledigt seien, und beantragte nach diesen Erläuterungen .
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mittag in Begleitung des Herzogs von Levis und der Herren Pa⸗ storet und Berryer, von Wiesbaden kommend, hier ein und setzte nach kurzem Verweilen seine Reise auf der Main⸗Neckar Eisenbahn, wie es heißt, nach Baden⸗Baden, weiter fort. — Minister Hassen⸗ pflug hat sich vorgestern nach dem Schlosse Wilhelmshöhe zu dem Kurfürsten von Hessen begeben.
Frankfurt, 2. Sept. (Fr. J.) Der engere Bundesrath wird sich heute Vormittag konstituiren, sofort in Thätigkeit treten und die zur Ausübung der zu seiner Kompetenz gehörigen Befugnisse erforder⸗ lichen Maßregeln ergreifen.
Frankfurt a. M., 2. Sept. (Fr. J.) Der Bevollmächtigte der freien Stadt Frankfurt bei dem kasseler Zollkongreß, Herr Se⸗ nator Cöster, ist am Freitag Abend hier eingetroffen. Wie man hört,
wird derselbe jedoch nach einigen Tagen wieder dorthin abgehen.
Ausland.
Frankreich. Paris, 1. Sept. Der Minister⸗Rath soll sich gestern mit den Angelegenheiten Oesterreichs und Preußens be⸗ schäftigt haben. Nach dem Conseil wurden Depeschen an den Gra⸗ fen Nesselrode abgesendet.
Die Sitzungen der Generalräehe bieten noch immer kein gro⸗ ßes Interesse dar. Das Pouvoir sagt, wenn man das Verhält⸗ niß berechne, in welchem Mitglieder der National⸗Versammlung zu Präsidenten der General⸗Conseils gewählt worden seien, wo be⸗ kanntlich ein halber Repräsentant auf das Departement komme, so habe man einen glänzenden Beweis, daß das Volk die National⸗ Versammlung nicht liebe, mithin nur Louis Napoleon wolle. Die republikanischen Journale sind mit den Conseils nicht zufrieden. Der National bemerkt: „Die Generalräthe, welche 1848 gewählt wurden, sind nicht mehr der Ausdruck des Landes. Sie bestehen, weil noch kein organisches Gesetz über sie gemacht wurde, aber ihr Wille ist nicht mehr jener der Nation. Als sie gewählt wurden, gab es noch keine republikanische Constitution, sie haben daher gar kein Mandat in Bezug auf dieselbe.“ Die République klagt die Präfekten inconstitutioneller Einflußnahme an.
Ueber die Hauptfrage des Augenblicks, das heißt über die Hal⸗ tung, welche die General⸗Räthe der Departements in Bezug auf die Revision der Verfassung einnehmen, läßt sich heute die legitimi⸗ stische Union in folgender Weise aus: „Die Sitzungen der General⸗ Räthe haben kaum begonnen und schon kann man behaupten, daß die Anzahl derjenigen, die sich für die Revision der Verfassung aus⸗ sprechen, weit geringer sein wird, als man es bei einer gewissen Partei hoffte. Man wünschte lebhafte Diskussionen, die vor allen Dingen die Nothwendigkeit darthun sollten, das Oberhaupt der Exekutivgewalt durch alle möglichen Mittel auf seinem Posten zu er⸗ halten. Es scheint aber, daß die Debatten im Gegentheil ziemlich ruhig sind, und daß die Achtung vor der Verfassung überall die Wünsche um Revision derselben begleitet. Dieselben verlieren daher die Wichtigkeit, welche die ungeduldigen Freunde des Elysee ihnen seit lange zuschrieben. Sie sind der Ausdruck eines ganz gesetzlichen Wunsches und keineswegs eine Kundgebung von weiterer Bedeu⸗
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gelöst werden sollen oder nicht. Wie man versichert, soll der Prä⸗ sident selbst sich dagegen ausgesprochen und blos gefordert haben, daß das neue Nationalgarde⸗Gesetz unmittelbar nach der Verta⸗ gung zur Verhandlung komme. Die Artillerie mehrerer National⸗ Garden soll dann gänzlich aufgehoben werden.
Der Staats⸗Rath beschäftigte sich diese Woche mit einem Ge⸗ setzentwurfe über Arbeiten in den Gefängnissen.
Der Finanz⸗Minister Fould ist zum Präsidenten des General⸗ Rathes der oberen Pyrenäen ernannt worden.
Da in Folge der Nachricht, daß die Cholera in Marseille aus⸗ gebrochen sei, französische Provenienzen von da in fremden Häfen mit Quarantaine belegt wurden, erklärt heute der Moniteur, daß die Cholera nicht epidemisch, sondern sporadisch aufgetreten sei. Die Cholera sei nur bei eilf Fällen konstatirt worden, bei den vom 29. Juli bis 27. August vorgekommenen vierundzwanzig sei der cholerische Charakter theilweise sehr zu bestreiten. An den Ausbruch einer Epidemie in Marseille sei daher nicht zu denken.
Der Gesandte von Repaul ist heute um drei Uhr Nachmittags vom Präsidenten der Republik empfangen worden. Er wurde von einem Adjutanten Louis Napoleon's abgeholt.
Herr Berryer ist gestern Abend in Paris wieder eingetroffen.
Heute um 11 Uhr fand in Neuilly (vor der Barrière von Paris) in der Kapelle, die zur Erinnerung an den Tod des Her⸗ zogs von Orleans gebaut worden war, eine kirchliche Feierlichkeit wegen des Todes Ludwig Philipp's statt. Man bemerkte sämmt⸗ liche ehemalige Freunde des Verblichenen unter den Anwesenden.
Der Unterrichts⸗Minister verläßt am Montag den 2. September Paris, um eine Ferienreise zu machen.
Der Draht des unterseeischen Telegraphen ist, wie eben ge⸗ meldet wird, zerrissen.
Die Kriegs⸗Korvette „La Triomphante“ ist, von Admiral Le⸗ prédour expedirt, von La Plata in Brest angekommen und dürfte wohl den von ihm mit der argentinischen Confederation und der orientalischen Republik abgeschlossenen Vertrag mitbringen. Bei Abgang der „Triom⸗ phante“ hieß es, die französischen Truppen würden sofort auf der Insel Martin Garcia auf argentinischem Gebiete ausgeschifft, wo ihnen General Rosas erlaubt hatte, die definitive Vollziehung des zwischen Frankreich und Buenos⸗Ayres abgeschlossenen Friedens⸗ und Freund⸗ schafts⸗Vertrages abzuwarten. Anderen Nachrichten zufolge, sollten die Truppen zu Montevideo ans Land gesetzt werden. Nach dem Pouvoir wäre das letzte wahrscheinlicher.
Die Vorstellungen der großen Oper beginnen wieder mit dem 2. September.
Paris, 1. Sept. (Köln. Ztg.) Der Ministerrath hat sich mit der Frage in Bezug auf die Ratification des von dem Admiral Lepredour abgeschlossenen Vertrages beschäftigt. Die Majorität der Minister hat sich für denselben ausgesprochen und soll in dieser Be⸗ ziehung der National⸗Versammlung im Monat November ein Ge⸗ setz vorgelegt werden.
Großbritanien und Irland. London, 31. Aug. Nachrichten aus Edinburg zufolge, haben Ihre Majestät die Köni⸗ gin und Prinz Albrecht gestern früh den Gipfel von Arthur’'s Seat bestiegen. Um ein Uhr hat Prinz Albrecht den Grundstein der
sich hinschauend, war sie ein Bild, das man von eine bürtigen Künstler für immer festgehalten zu sehen wünschte.
Ihr Spiel zeigt uns die Eigenschaften und Seelenzustände der Heldin in lebensvollster Entwickelung. Wir sehen die fromme Tochter und liebende Braut in der gerührten Empfindung des Scheidens vom Vaterhause; in der ersten Ahnung eines traägischen Geschicks; in dem gewissen Vorgefühl des Entsetzlichen, das ihr von Claudius droht. Wir sehen sie dem Tyran⸗ nen gegenüber in der vollen Größe und Charakterstärke der Römerin und tugendhaften Jungfrau. Wir fühlen die Kraft, die Virginia nach der im edelsten Widerstande durchwachten Nacht in tiefster Erschöpfung noch auf⸗ recht hält, und den Adel der Seele, der sie nach dem Ausspruch des Rich⸗ ters mit der rührendsten Wahrheit der Empfindung den Tod von der Hand des Vaters erflehen heißt.
Das Spiel der Künstlerin hatte einzelne Glanzpunkte, die wie Blitze in die Herzen der Zuschauer einschlugen. Als Claudius ihr zuruft:
Repousser les présents d'un homme qui vous aime!. 8 Est-ce mépris pour moi? — 8 antwortet Virginia: C'est respect pour moi-mêeme
Fräul. Rachel sprach diese Worte mit einer Hoheit, einem Gefühl des eigenen Werthes, daß die Zuschauer nicht umhin konnten, Laute der Be⸗ wunderung auszustoßen. — Als Fausta vor Claudius erklärt, daß Jcilius auf seinen Befehl durch Meuchelmord gefallen sei, und Claudius dies als Verleumdung zurückweisen will, tritt die Künstlerin vor ihn hin und sagt: Je la croisIU — in einem Tone nicht nur von der tiefsten Ueberzeugung, sondern zugleich von niederschmetternder Wahrheit. Der Ausspruch war in ihrem Munde zugleich ein absoluter Richterspruch für den Verbrecher. Wundervoll rief Fräulein Rachel dem Typrannen die Worte zu:
Sachez que dans mon àme un tel courage vibre, Qu'en depit du Destin je me proclame libre.
Im dritten Akt, wo Marime die Geschichte erzählt, nach welcher Virginia die Tochter seiner Sklavin sein soll, ruft sie im Bewußtsein der freiesten Seele, welche den bloßen Gedanken zurückwirft:
Moi, fille d'une esclave? Sie tritt vor Marime hin und spricht dier Worte: Voyons: regarde-moi! répète! que dis-tu? Mon pere fut trompé? Je ne suis pas sa fille? Et je naquis esclave au sein de sa famille? b 111, Regardez: cet homme est un vil instrument! 8 Regardez-le Palir: II ment! . . . .. il ment il ment! mit so niederwerfender Gewißheit, daß das ganze Haus davon electrisirt wird. — Am Schluß dieses Akts giebt Fabius der Jungfrau einen Dolch, um im Hause des Claudius ihre Ehre zu vertheidigen. Die Künstlerin, ihn schnell verbergend, ruft: Je suis libre et mon honneur l'emporte — mit einem Aufleuchten der Freude in ihren Mienen, das von der höchsten Erhebung der Seele zeugt.
Es fehlte der Darstellung allerdings nicht an Zügen, wo wir alten Tadel wiederholen könnten. Das Zittern der ausgestreckten Hände scheint Fräul. Rachel zur anderen Natur geworden zu sein. Unstreitig wäre es besser, wenn sie damit etwas sparsamer sein wollte. In Momenten der höchsten Leidenschaft zeigte sie wieder einen Ausdruck des Zornes und Hoh⸗ nes, der mit den Forderungen idealer Kunst nicht in Einklang zu bringen ist. Man fühlt sich übrigens von der außerordentlichen Naturkraft ihres Spiels in diesen Momenten so gefaßt, daß man diese Bemerkung erst nach⸗ her macht. 1.“
Es wäre ungerecht, wenn wir nicht auch der übrigen Darsteller geden⸗ ken wollten. Der Virginius des Herrn Randourx ist eine bedeutende Lei⸗ stung. Im vierten Akt ging es bei der höchsten Kraftäußerung freilich nicht ohne Uebertreibungen ab; doch auch hier war der Beifall nicht unverdient,
verfassungsmäßige Zustimmung des Landtags zu seiner Vertagung, die einstimmig ertheilt wurde. Dann wurde das Herzogliche Ver⸗ tagungs⸗Reskript verlesen, welches der „Umsicht und dem E der Versammlung Anerkennung zollt. Zum Schluß sprach Prä⸗-⸗ sident Becker: „Wir gehen aus einander, damit die Vorberathung bung andere mehr oder minder abeuteuerliche Schlüsse daraus zie⸗ der wichtigen Angelegenheit der Vereinigung von Gotha und Ko⸗ hen. Die Generalräthe bleiben noch mehrere Tage zusammen. burg durch die von uns gewählten Kommissarien erfolgen könne. Bezeichnendere Wünsche werden vielleicht ausgesprochen werden. Daß die Entscheidung, welche uns vorbehalten bleibt, bald erfolge, Einstweilen stellen wir fest, daß die Revision der Verfassung bisher ist dringendes Bedürfniß; ihre Verzögerung tritt einem sicheren nur allgemeine, unbestimmte und ganz unschuldige Diskussion her⸗ und festen Vorschreiten in der Organisation unserer Staatsverwal⸗ vorgerufen hat.“ Außer dem Generalrathe des Aisne⸗Departements, tung und in der Gesetzgebung für eine gedeihliche Entwickelung der
den der Künstler erhielt. Am schönsten und reinsten war er im Ausdruck väterlicher Zärtlichkeit. Die Worte im vierten Akt: Accordez un moment
A ce coeur paternel dans le ravissement etc. “ sprach er namentlich mit wahrster herzlichster Empfindung. — Herr Raphael gab den Claudius mit Kraft und brachte wenigstens einzelne Züge dieses Cha⸗ rakters treffend zur Anschauung. Auch Fräul. Durrey fuͤhrte den Beweis, daß sie tragischer Kraftanstrengung nicht unfähig ist.
Der zweite Akt von Racine’s „Athalie“, der zum Schluß vorgestellt wurde, gab Fräul. Rachel Gelegenheit, in einer von der Virginia höchst verschiedenen Rolle dieselbe Gewalt und überlegene Kunst zu beweisen. Sie wurde nochmal gerufen und erschien mit Fräulein Dinah Felix, die
Abends 7 Uhr und hatten die verlangte Steuerbewilligung, so wie die Wiederbesetzung einer Stelle beim Ober⸗ Appellationsgerichte, 1 zum Gegenstande. Die Steuerfrage ist folgendermaßen entschieden worden. Die Forterhebung der indirekten Steuern bis Ende Sep⸗ tember wurde (wie schon gemeldet) einstimmig zugestanden, dagegen mit 29 gegen 18 Stimmen die Deposition beschlossen. Die direk⸗ ten Steuern sollen einstweilen nicht erhoben werden. Dieser letztere Beschluß ist Sache der Linken; die Rechte stimmte mit 22 Stim⸗ men fur die Erhebung hinsichtlich des Monats Juli und würde auch für die übrigen Monate gestimmt haben, wenn der Antrag
gung eines außerordentlichen Zuschlags zur Schlachtsteuer einver⸗ anden erklärt. An der hierüber geführten allgemeinen Debatte betheiligten sich außer dem Staatsminister Behr mehrere Mitglieder der Kammer. Bürgermeister Wimmer, von Erdmannsdorf, besonders aber Bürger⸗ meister Hennig erklärten sich gegen den Entwurf, insofern er eine Erhöhung der Steuersätze des Tarifs von 1834 in Vorschlag bringe und meint der letztere, daß der etwaige Mehrertrag der beabsichtigten Schlachtsteuererhöhung durch Ersparnisse, namentlich bei dem außerordentlichen Budget (Zwingerbau 113,000 Rthlr.,
tung. Die Verfassung von 1848 enthält Mängel und Widersprüche genug. Es ist daher natürlich, daß der Gedanke an ihre Revision bei vielen Leuten entstehe. Allein man könnte nur mit Uebertrei⸗
National⸗Gallerie gelegt; eine ungeheure Menschenmenge war zu der Feierlichkeit herbeigeströmt.
Eine Bekanntmachung des Lord⸗Kämmerers zeigt an, daß der Hof vom 1. September bis zum 11. September Trauer für Ludwig Philipp anlegen wird.
Am 2. September findet das Leichenbegängniß Ludwig Phi⸗ lipp's statt. Um 9 Uhr ist Trauer⸗ Gottesdienst in der Privat⸗ Kapelle zu Claremont, dann wird der Sarg bis an die Thore des Parks zu Fuß begleitet. Von da begeben sich die Leidtragenden zu Wagen nach Weybridge, woselbst ein Todtenamt gefeiert wird.
“
aber die Revision der Verfassung ausdrücklich unter den von
zogen sich im Wesentlichen auf das ungünstige Verhältniß, in welchem
Kasernenbau in Dresden und Leipzig 200,000, Rthlr.), gedeckt wer⸗ den könne. Secretair Bürgermeister Starke hat die ihm gegen den Entwurf beigekommenen Bedenken der Hauptsache nach durch die Erwägung beseitigt, daß es sich hier nur um eine provisorische Maßregel handle; nichtsdestoweniger nehme er hierbei Gelegen⸗ heit einige Bedenken zu berühren. Die angeführten Bedenken be⸗
sich die städtischen Fleischer den Landfleischern gegenüber befänden, und auf die Behauptung, daß dadurch jetzt schon den ärmeren Klassen der Genuß des Fleisches so sehr erschwert sei, eine Ursache zu vielen Krankheiten zu suchen sei. Dagegen fand der Gesetz⸗ Entwurf in Bürgermeister Müller und von Schönberg⸗Bibran und Anderen lebhafte Befürwortung, so wie auch Staats Minister Behr in ausführlicherem Vortrage die erhobenen Einwände widerlegte. Ein Antrag des Bürgermeisters Hennig, der im Wesentlichen dar⸗ auf hinausging, unter Verwerfung des Gesetz⸗Entwurfs auf den Tarif von 1834 zurückzugehen, fand nicht ausreichende Unterstützung. Die Kammer ging hierauf zur Berathung der einzelnen Paragra⸗ phen des Gesetz⸗Entwurfs über. Der ganze Entwurf wurde mit den von der zweiten Kammer beschlossenen Abänderungen und Zu⸗ sätzen, mit alleiniger Ausnahme des Amendements des Abgeordn. Pusch, gegen fünf Stimmen (Wimmer, von Metzsch, von Heynitz, von Erdmannsdorf und Hennig) angenommen. Schluß der Sitzung gegen 2 Uhr; die nächste ist unbestimmt.
Dresden, 2. Sept. Die Leipziger Zeitung enthält Folgendes: Schon zu wiederholtenmalen haben wir uns genöthigt gesehen, den geflissentlich erdichteten Gerüchten entgegenzutreten, die man in uns feindselig gesinnten Blättern über die säͤchsischen Fi⸗ nanzzustände zu verbreiten sucht. Ursache und Zweck dieser Gerüchte sind leicht zu errathen. Die Ursache liegt in dem Unmuthe über das Vertrauen, das die sächsische Finanzverwaltung genießt, das sie aber niemals getäuscht hat, noch täuschen wird. Der Zweck ist, der sächsischen Regierung, wenn irgend möglich, auf diesem Wege Ver⸗ legenheiten zu bereiten, da alle anderen Versuche erfolglos geblie⸗ ben sind. Das Siegel'sche Journal vom 2. Septem⸗ ber enthält folgenden Artikel: „Man erinnert sich unserer neulichen Notiz aus Frankfurt, die ablehnende Antwort auf die von zwei deutschen Regierungen nachgesuchten Anleihen betreffend.“ Deutlicher drückt sich die Kölner Zeitung aa Frantfuüih vom 729. März Folgendes be⸗ -b-b-ee üseäeunh, don er veasag, Besshtißigkeit ihrer letzten Schritte denken mag, die frankfurter aunthäuser scheinen anderer Meinung zu sein Sie hat bei ver⸗ schiedenen dieser Häuser Schritte gethan, ei Anleih egocii⸗ renz sie erhielt aber mit d g LbETTT11“* EZI“ selhaftigkeit der zu bzen b rücklicher Hinweisung auf die Zwei⸗ halben eine ablehnende en verfassungsmäßigen Garantieen allent⸗ Antwork: Die 89 e Antwort.“ Hierauf dient Folgendes zur „Fetheber bei” Fecege sächsische Regierung hat nie⸗ nusläͤndischen c catte. noch bei einem ande⸗ gesucht. Seit der den afgesgspen JEE1116““ Zemachten Mittheilung h. Ir Kammern über die Finanzzustände 2 1 9 g hat sie überhaupt, außer den freiwilligen Handdarlehnen, wozu sie ermächtigt war, keinerlei Anleih nommen, weder im Auslande, noch im Iekande. i. daeha, cirte⸗ nicht allein tagtäglich neue Anerbietungen von größeren 88 anddarlehnen, sondern es sind ihr auch, obwohl bis jetzt
fur Juli durchgegangen wäre, während sie eine Lücke für bedenklich hielt. Die Deposition ist wesentlich von der Rechten beschlossen worden, denn sie stimmte mit 20 Stimmen für den deshalbigen Antrag des Ausschusses. Ueberhaupt war nur die Rechte bei dieser ganzen Verhandlung in sich geschlossen; die Linke ging in eine Unzahl verschiedener Anträge und Meinungen aus ein⸗ ander: sie schwankte zwischen dem verfassungswidrigen Antrage von Kellner und dem der Regierungs⸗Proposition am nächsten stehen⸗ den des Herrn Bayrhoffer zehnfach hin und her. Die vielfachen Prophezeihungen haben sich also schon erfüllt, daß im Augenblicke einer entscheidenden Maßnahme die demokratische Majorität sehr schwankend und sehr bedenklich, wohl gar zur Minorität werden würde. Die Herren Bayrhoffer und Gräfe stimmten auf vorigem Landtage für Abbrechung allen Verkehrs mit dem Ministerium; jetzt, da die Linke die Majorität bildet, standen sie der Proposition am nächsten. Gestern Nachmittag ist Herr von Hassenpflug hier angekommen und alsbald zu einer Ministerberathung geeilt. Auch der ehemalige Minister des Aeußern, Dörnberg, ist von Rin⸗ teln hier angekommen.
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Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 31. Aug. (H. N.) Der Chef der Avantgarde, Oberst von Gerhardt, hat folgende An⸗ sprache an die Avantgarde erlassen: „Es ist mir der ausgezeichnet ehrenvolle Auftrag geworden, eine von Natur und noch mehr durch Eure Mühe und Kraft sehr starke Position nicht allein sehr hart⸗ näckig zu vertheidigen, sondern auch bis auf das Aeußerste zu hal⸗ ten. Die Zahl unserer Streitkräfte beläuft sich jetzt auf mehr denn .... Mann; damit können, wollen und müssen wir die ganze dänische Armee nicht allein aufhalten, sondern selbige so schlagen, daß sie das Wiederkommen vergißt. Um jedoch diesen glänzenden Auftrag auszuführen, bedarf ich vorzugsweise Eurer angespanntesten Kraft und Eures ausdauerndsten Muthes; beides werdet Ihr. ruhm⸗ voll bewähren und so dem Vaterlande und dem kommandirenden General zeigen, daß wir werth sind, auf diesem Posten zu stehen. Es lebe Schleswig⸗Holstein! Euer Euch treu ergebener Kriegs⸗ kamerad und Brigade⸗Commandeur. (gez.) von Gerhardt.“
(B. H.) Unterm 22. August hat Tillisch dreizehn Verord nungen der „sogenannten“ provisorischen Regierung und der Statt⸗ halterschaft aufgehoben: 1) über Bürgerbewaffnung, 2) öffentliche Versammlungen, 3) Preßfreiheit, 4) Annahme des preußischen Gel⸗ des bei öffentlichen Kassen und Ausschließung der dänischen Bank⸗ noten, 5) Errichtung möbiler Sicherheitswachen, 6) Unterstützung für die Landesvertheidiger, ⁷ Aufhebung des Jagdregals, 8) Ver⸗ ordnung, betreffend die Aufnahme in den Kommunen, 9) Verord⸗ nung, betreffend die Münzsorten, in denen bei öffentlichen Kassen die Bezahlung geschehen kann, 10) Bekanntmachung, betreffend die Attestationen bei Pensions⸗Auszahlungen, 11) Aufhebung des §. 149 der Forst⸗ und Jagd⸗Verordnung von 1782, 12) Aufruhrgesetz und 13) Gesetze, die Unterstützung und Pensionirung der Nachgebliebe⸗ nen der im Kriege gegen die Dänen Verwundeten und Gefallenen betreffend. — An die Stelle des unter 4 erwähnten Erlasses hat, nach dem Flensburger Korrespondenten, Herr Tillisch wieder
eine Bekanntmachung über die bei den „Königlichen“ Kassen in Schleswig anzunehmenden Münzsorten ergehen lassen, wonach die preußischen Thaler zu 40 Sch. Crt. zu berechnen.
(H. C.) Die erste ordentliche Landes⸗Versammlung Schles⸗
unserer bürgerlichen Zustände überall hemmend entgegen. Dieses Hinderniß muß endlich gehoben werden. In Hoffnung hierauf scheiden wir. Möge, wenn wir wieder zusammentreten, auch in der Einigung unseres Gesammtvaterlandes ein befriedigender Schritt geschehen sein. Gott lasse die Fürsten Deutschlands endlich erken⸗
nen, was unserem Volke und was ihnen selbst Noth thut!“
Gotha, 31. Aug. (L. Ztg.), Die Linke unseres Landtages, welche die zukünftige Besteuerung des Privatvermögens des Herzogs nach den Bestimmungen des neuerdings berathenen Klassen⸗ und Einkommen⸗ steuergesetzes durchzusetzen nicht vermochte, hat kurz vor Vertagung der Versammlung den Beschluß ermöglicht, daß von einer Juristen⸗ Fakultät ein Rechtsgutachten über die Frage eingeholt und dem Landtage zur weiteren Schlußfassung mitgetheilt werde, ob nach dem Inhalte des bis zu Ende d. J. noch gültigen vorjährigen Ein⸗
kommensteuergesetzes das Privatvermögen des Herzogs der Besteue⸗ rung unterliege.
Unsere offiziellen Anzeigen enthalten folgende höhere Bekannt⸗
machung: 1 Herr, haben geruht, den Kabinets⸗Rath Strauß zu Höchstihrem Ge⸗ sandten bei dem am lsten k. M. zu Frankfurt a. M. wieder zu⸗ sammentretenden Bundestage und zum Geheimen Kabinetsrath zu
ernennen, welches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Bückeburg, 27. Aug. 1850. Fürstlich Schaumburg⸗Lippesche Re⸗
gierung. von Lauer.
Frankfurt. Fra nkfurt a. M., 31. Aug. (Fr. J.) Unser Herbstmesse nimmt einen sehr erfreulichen Fortgang, und wird be sonders durch die noch sehr starken Fremdenzuzüge der Detailhande derselben begünstigt. In Folge der neuen Meßordnung, welche di Dauer der Messe auf drei Wochen beschränkt, beginnt der Leder handel am 4. September, und werden die für diese Messe bestimm⸗- ken Ledervorräthe morgen und in den folgenden Tagen hier anlan⸗ gen. Nach den aus den rheinpreußischen und anderen Fabrikgegen⸗ den eingelaufenen Berichten hatten sich daselbst viele Lederhändler eingefunden, die bedeutende Vorräthe an Waaren einkauften und dafür Preise ea Mt Rie denen der Ostermesse gleichkamen, um Theil sogar überstiegen. 8 2
solche zh end nel Fend een Gegenden leider vielfach über eingetre⸗ tene Kartoffelfäulniß geklagt wurde, hatte man auch in unserer Gegend noch vor kurzem keine gegründete Hoffnung auf eine er⸗ giebige Kartoffel⸗Aerndte. Seitdem aber die längere Trockenheit durch fruchtbaren Regen unterbrochen wurde, ist 8 Besorgniß ei⸗ nes Mißrathens der Kartoffel⸗ Aerndte 1616 88 um so erfreulicher ist, da die Frucht⸗ und demzufolge auch die Brodpreise und nicht blos hier bereits angezogen haben. Dagegen steht den Freunden des frankfurter edlen Nationaltrankes keine beruhigende Aussicht bevor, denn die Aepfel sind so wenig gerathen, daß bereits das Malter am Baume für 7 Fl. verkauft wurde.
Frankfurt, 1. Sept. (Fr. J.) Gestern Abend ist ein Kaiserl. österreichischer Kabinets⸗Courier hier eingetroffen und hat Depeschen für Graf Thun und die österreichischen Bundes⸗Kom⸗ missarien überbracht. Man sieht der Eröffnung des engeren Raths
für morgen entgegen. Graf von Chambord traf gestern Vor
Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 31. Aug. (Z. f. N. D.)
Se. Durchlaucht, unser gnädigst regierender Fürst und
der Verfassung vorgeschriebenen Bedingungen will, hat sich auch jetzt der Generalrath des Drôme⸗Departements für die Revision ausgesprochen. Der der Oberen Marne hat einen Ausschuß zur Prüfung dieses Gegenstandes ernannt und wird die Revision wahr⸗ scheinlich auch votiren. Der Generalrath des Aveyron⸗Departements hat die auch ihm vorgelegte Frage über die Revision mit der Vor⸗ frage beseitigt. 8
Die bonapartistische Schrift von Léon Vidal: „Note an die Generalräthe über die Revision der Verfassung“, worin derselbe die Nothwendigkeit einer Verlängerung der Präsidentschaft Louis Napo⸗ leon Bonaparte's nachzuweisen suchte, hatte bei den Generalräthen, denen sie vom Verfasser zugeschickt worden war, einige Zweifel über die Quelle erregt, aus denen sie ihnen zugekommen wäre, und es war das Gerücht ausgestreut worden, daß diese Zusendung auf Veranstaltung und selbst unter dem Siegel des Ministers des In⸗ nern stattgefunden hätte. Herr Léon Vidal sieht sich heute zur Erklärung veranlaßt, daß er in der erwähnten Schrift durchaus nicht im Namen des Ministers des Innern, sondern nur in seinem und einiger Freunde Namen gesprochen und dieselbe auch persönlich durch die Post den Generalräthen zugeschickt habe.
Großes Aufsehen erregt ein offenes Schreiben des Erzbischofs von Paris, worin derselbe das Dekret des letzten Konzils von Pa⸗ ris, betreffend die Schriftsteller, die kirchliche Gegenstände behon⸗ deln, veröͤffentlicht und dann insbesondere das Journal L'Uni⸗ vers einem scharfen Tadel unterwirft. Dies Blatt hatte das ver⸗ söhnliche Verhalten bedeutender Prälaten bei der Diskussion des organischen Unterrichts⸗Gesetzes rücksichtslos scharf kritisirt, über die Rechte der Bischöfe und Konzile sich sehr beschränkend und anmaß⸗ lich ausgesprochen, über die Wunder der Madonna von Rimini, (die, wie der Erzbischof sagt, von der Kirche nicht anerkannt, noch gebilligt seien), mit dem National und anderen, selbst konservativen Blättern einen heftigen Streit angefangen, der natürlich nicht zum Vortheil der Kirche ausschlagen konnte, ein vom Erzbischof von Paris gebilligtes Buch (Bouillet's Diction⸗ naire nniversel) der Unsittlichkeit und Irreligiosität bezüch⸗ tigt und endlich, trotz des ausdrücklichen Verbots des Erz⸗ bischofs, eine Skandal erregende Apologie der Inquisition und Po⸗ lemik darüber gegen den National u. s. w. unternommen. Der Erzbischof tadelt die Redaction einstweilen und warnt sie, droht ihr aber zuletzt mit allen Strafen, welche die Kirche in seine Hand gebe. Das Schreiben des Erzbischofs, das er gestern Abend dem EWI nal des Débats und dem Ordre, zwei „Voltairianischen“ Jour⸗ nalen, wie das Univers sie zu nennen pflegt, zugeschickt hat, steht nicht im Univers; dagegen hat dies Blatt, wie zur Antwort, ein Breve des Papstes an den Bischof von Rimini (vom 25. Juli 1850) veröffentlicht, worin diesem die Erlaubniß ertheilt wird, das Bild⸗ niß der Madonna, das nach seiner Erzählung seit zwei Monaten durch das Wunder der Augenbewegung berühmt geworden sei, mit einer goldenen Krone zu schmücken und die Ceremonie im Namen des Papstes und mit dessen Autorität zu feiern.
Die wenigen Mitglieder der permanenten Kommission, welche in Paris anwesend sind, haben gestern eine Konferenz über die neueste Haltung der Gesellschaft „der 10. Dezember“ gehalten.
Der Minister⸗Rath soll sich jetzt mit der Frage beschäftigen, ob die National⸗Garden der verschiedenen Städte, welche den Prä⸗ sidenten mit republikanischen Demonstrationen begrüßt haben, auf⸗
Der Leichnam wird in der dortigen Gruft beigesetzt.
Als Kandidat für die durch den Tod Law's, des Rekorders von London, erledigte Vertretung der Universität Cambridge wird unter Anderen Spencer Horatio 2 zalpole, Parlaments⸗Mitglied für Midhurst, genannt, ein eifriger Gegner der Juden⸗Bill und der Marriage⸗Act.
Die Aerndte ist in der vergangenen Woche nur langsam fort⸗ geschritten. Im südwestlichen Theile des Landes hat es stark ge⸗ regnet, doch ist der Weizen dort zum größten Theile eingebracht und zwar in leidlich gutem Zustande. Brand ist allerdings hier und da vorgekommen, allein nicht in großer Ausdehnung. Was hingegen die englische Weizen⸗Aerndte im Allgemeinen betrifft, so hat diese Gattung des Getraides durch Mehlthau und Brand nicht unbedeutend gelitten, und die Preise werden wahrscheinlich steigen, wenn die auswärtige Zufuhr nicht sehr reichlich ist. Auch mit den Kartoffeln steht es in England nicht gut; die Fäule ist in einzelnen Gegenden sehr verbreitet. Aus Irland lauten die Nachrichten über den Stand der Aerndte jetzt guͤnstig, die Kartoffel⸗Aerndte nicht ausgenommen.
Die Familie Ludwig Philipp's wird auch fernerhin ihren Wohnsitz in Claremont beibehalten.
Die Deputirten⸗Kammer von Brasilien hat den Sklavenhandel für Barbarei erklärt und den Zoll auf englische Waaren erhöht.
Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus.
Virginie, tragédie en cinq actes, par Mö (de Saint-Ybars).
Mlle. Rachel: Virginie.
Die Tragödie von Latour hält beim Lesen nicht ganz die Probe einer poetischen Composition. Es finden sich darin schleppende Partieen, wie denn gleich der erste Akt durch Gedehntheit und Mangel an dramatischem Leben auffällt. Dem Ganzen fehlt das Licht, das auf die Ursachen und den Zweck des behandelten Stückes Geschichte hinreichend erhellende Strahlen wirft. Aber schon beim Lesen erkennt man das dramatisch Wirksame des zweiten und der Hauptscenen der folgenden Akte. Man muß gestehen, daß die drei Hauptrollen treffende, bedeutende Züge enthalten und den Darstel⸗ lern zur höchsten Kraftentfaltung Gelegenheit geben.
Frl. Nachel hat in der Partie der Virginie ihre künstlerischen Eigen⸗ schaften wieder aufs glänzendste bewährt. Das Publikum erkannte dies auch an, wie kaum je zuvor. Die Darstellerin wurde viermal gerufen und
der Beifall wollte nicht enden.
Vor Allem hatte man wieder ihre schöne Plastik zu bewundern. Fräul. Rachel hat dazu alle Mittel des Körpers und des Geistes. Ihre Gestalt schon ist in gewissem Sinn ein Kunstwerk: von edlem Gepräge und durchaus erfüllt von Seele und Leben. Diese Gestalt wird aber mit völliger Ueberlegenheit von einem Geiste beherrscht, der ein Ideal der Schönheit zu erfüllen trachtet. Da trägt jede Stellung, jede Bewegung den Stempel der Kunst — wenn die Darstellerin ihn ihr geben will. Dies war bei der gestrigen Vorstellung namentlich im ersten Mie der Fall. Hier war das ruhige Gehen und Stehen, das Anschmiegen an den Vater, die bittende, entgegenkommende Stellung, die Haltung des halbgebogenen Armes mit den zierlichen weißen Fingern und das Andrücken an die Brust durchaus edel, eine Freude dem kunstgebildeten Auge. Ueberaus anmuthig war ihre Erscheinung im römi⸗ schen Brautschmuck. Wie sie dastand in dem einfachen, schöngefalteten, weißen Gewand, in dem sanftgelben Oberkleid, mit dem Brautkranz auf den schwarzen Haaren, mit schönen, größen Augen ahnungsvoll vor
den Joad mit guter Haltung und jugendlicher Wärme gegeben hatte.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 5. Sept. Im Schauspielhause. 138ste Abonnements⸗ Vorstellung: Torquato Tasso, Schauspiel in 5 Abth., von Göthe. Anfang halb 7 Uhr.
Eingetretener Hindernisse wegen kann das angekündigt gewe⸗ sene Trauerspiel: „Maria Stuart“, nicht gegeben werden.
Freitag, 6. Sept. Im Opernhause. 95ste Abonnements⸗ Vorstellung: Robert der Teufel, Oper in 5 Abth., Musik von Meyerbeer. Ballets von Ph. Taglioni. (Frau Küchenmeister⸗ Rudersdorff: Isabella. Herr Salomon, neu engagirtes Mitglied des Königlichen Theaters: Bertram. Herr Pfister: Robert. Herr Mantius: Raimbaut. Frau Herrenburg⸗Tuczek: Alice.) Anfang 6 Uhr.
bre der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.
Sonntag, 8. Sept. Mit Allerhöchster Genehmigung. Im Opernhause. Vorstellung der Dlle. Rachel, in Begleitung von Künstlern des Théatre françgais. Zum Besten des Fonds zur Be⸗ schaffung von Granit für das National⸗Krieger⸗Denkmal im Königl. Invaliden⸗Park: Andromaque. Tragédie en 5 actes et en vers, de Racine, (Mlle. Rachel remplira le rôle de: Andro- maque.) Anfang halb 7 Uhr.
Der Billet⸗Verkauf zu den 6. September.
dieser Vorstellung beginnt Freitag,
Königsstädtisches Theater.
Donnerstag, 5. Sept. Zum erstenmale; Der Wilddieb. Vor⸗ märzliches Possenspiel in 3 Akten, von Tönnies. Hierauf, zum erstenmale: Luchs und Fuchs, oder: Die Schambergarnisten. Posse mit Gesang in 1 Akt, nach dem Englischen, von Gustav Räder.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Uhr.
Nach einmaliger Beobachtung.
Nachmittags 2 Uhr.
Morgens 6 Uhr.
1850. 2. Sept.
Luftdruck Luftwärme Thaupunkt
340,81“Par. 340,04“ Var. 338,7. „Par. Quellwärme 7,809 R.
9,1° n. + 13,2 ° K. + 10,59 R. Plusswärme 12,98 M. + 8,7 n + 9,0° u. + 9,6 ° K. Bodenwärme
Dunstsättigung . 95 pCt. 61 pet. 91 pct. Ausdünstung
Wetter . trübe. trübe⸗ Regen. Nrederschlag 0,414 "Rb.
Seeeßeö w. W. w. Wurmewechsel + 13,80
Wolkenzug . — W. + 9,1°
339,85“ "par. + 11,00 K... n82 „Ut W
Tagesmittel: