Arbeiten wurden nach Uebernahme von Seiten des Staates eben⸗ falls fortgesetzt und sind gegenwärtig so weit vorgerückt, daß mit dem Legen des Oberbaues begonnen werden kann. Da auch die Besorgnisse, welche der bauliche Zustand der noch während der Wirk⸗ samkeit des Direktoriums der aufgelösten Gesellschaft aufgeführten Pfeiler des Diemel⸗Viaduktes längere Zeit hindurch einflößte, in Folge einer von der gegenwärtigen Staats⸗Direction geleiteten um⸗ sichtigen und durchgreifenden Reparatur als gehoben zu betrachten sind, so steht die Vollendung des Baues dieser Strecke und damit die Herstellung der Eisenbahnverbindung zwischen Warburg und Kassel in naher Aussicht. -9 8
Die Betriebs⸗Eröffnung auf der ganzen Westfälischen Eisen⸗ bahn ist jedoch bei dem außerordentlichen Umfange der Planirungs⸗ Arbeiten auf der Gebirgsstrecke zwischen Paderborn und Warburg im günstigsten Falle erst zum Herbste des Jahres 1852 zu erwarten.
Durch die Allerhöchst befohlene Mobilmachung der Königlich preußischen Armee wird die Anstellung einer großen Anzahl von Aerzten und Wundärzten, sowohl für die Truppen, als auch für die Feld⸗Lazarethe, nothwendig.
Diejenigen geeigneten Individuen, welche — wenngleich nicht mehr zum Militardsenste verpflichtet — für die Dauer dieses Ver⸗ hältnisses eine solche Anstellung zu erhalten wünschen, um dem Va⸗ terlande in diesem wichtigen Berufe ihre Kräfte zu weihen, wollen sich persönlich oder schriftlich, unter Einreichung der erforderlichen Ausweise über ihre seitherigen Verhältnisse und über die etwa be⸗ reits bestandenen ärztlichen oder wundärztlichen Prüfungen, entwe⸗ der direkt an den Unterzeichneten oder an den betreffenden Herrn Corps⸗General⸗Arzt der Provinz ohne Zeitverlust wenden. Berlin, den 9. November 1850. 96
Der Chef des Militair⸗ Medizinalwesens. en Dr. Lohmeyer. .“
Bei den durch die Allerhöchst befohlene Mobilmachung des preußischen Heeres in Aussicht stehenden kriegerischen Ereignissen er⸗ laubt sich der Unterzeichnete darauf aufmerksam zu machen, wie ichtig für die Militair⸗Heilanstalten ein hinreichender Vorrath an guter Charpie und an alter, rein gewaschener und gerollter Lein⸗ wand ist, und wie schwierig, ja fast unmöglich, die Beschaffung des Bedarfes an diesen Gegenständen in geeigneter Qualität durch An
Nur der Milde und Menschenfreundlichkeit der edlen Frauen
“ “
und Jungfrauen unseres Vaterlandes mag es gelingen, diesem Be⸗ dürfnisse in entsprechender Weise abzuhelfen, indem sie die in ihrem Besitze befindliche alte schadhafte Leinwand theils zur Anfertigung von Charpie verwenden, theils zu Verbandleinwand bestimmen, und dazu im Kreise ihrer Bekannten anregen.
Alles, was an diesen Gegenständen ihre liebevolle Fürsorge den Militair⸗Heilanstalten zuzuwenden geneigt ist, wird aus den Berlin nahe gelegenen Provinzen unter der Adresse:
„An das Königlich medizinisch⸗chirurgische Friedrich⸗Wilhelms⸗ Institut zu Berlin, Friedrichsstraße Nr. 141 (Verbandgegen⸗ stände für die Militair⸗Lazarethe)“,
aus den entfernteren Provinzen aber unter der Adresse:
„An den Ober⸗Stabsarzt bei dem stellvertretenden General⸗ Koöoommando (resp.) in Königsberg, Stettin, Magdeburg, Posen, Breslau, Münster, Koblenz (Verbandgegenstände für die Militair⸗Lazarethe)“
mit innigem Danke angenommen und für dessen zweckmäßige Ver⸗ theilung Sorge getragen werden. “
Berlin, den 9. November 1850. “
Deer Chef des Militair⸗Medizinalwesens. 8 Dr. Lohmeyer.
Eisenbahn⸗Verkehr.
Personen⸗Frequenz der Magdeburg⸗Leipziger Eisenbahn. Bis inkl. 26. Oktbr. c. wurden befördert 638,942 Personen. Vom 27. Oktbr. bis inkl. 2. Novbr. c., inkl. 1575 Personen aus dem Zwischenverkehr ... 14,067 8
in Summa 653,009 Personen.
Königliche Schauspiele.
Montag, 11. Nov. Im Opernhause. 182ste Schauspielhaus⸗ Abonnements⸗Vorstellung. Zur Geburtsfeier Schiller’s: Prolog, gedichtet von Lua, gesprochen von Frau Thomas. Hierauf: Wal⸗ lenstein's Tod, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. Anfang 6 Uhr.
Schauspielhauspreise im Opernhause: Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Ta Rang und erster Balkon 1 Rthlr., Parquet, Tri⸗ büne und zweiter Rang 20 Sgr., dritter Rang, Balkon daselbst und Parterre 15 Sgr., Amphitheater 7 ½ Sgr. Ein Fremdenlogen⸗ Billet 2 Rthlr.
Dienstag, 12. 125ste Abonnements⸗
Nov. Im Opernhause.
Musik von
Vorstellung: Die Zauberflöte, Oper in 2 Abtheil., Mozart.
Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.
Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung beginnt erst Montag, den 11ten d. M.
— — —
Koönigsstädtisches Theater. 181,I..
Montag, 11. Nov. Erste Gastrolle der Mad. Castellan: (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lucia di Lammermoor. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti. (Mad. Castellan: Lucia.)
Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. zc.
Zu dieser Vorstellung sind die mit „Sonnabend“ bezeichneten Billets gültig. 1
Dienstag, 12. Nov. Junger Zunder, alter Plunder. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D. Kalisch. Musik von A. Schäffer. Vorher: Die Schwäbin. Lustspiel in 1 Akt, von Castelli.
———
—
Abends Y
Morgens Nach eiuimnaliger
6 Uhr.
1 “ 334,02“Par. 334,69“ var. 337,11"„Par. Auellwürme 7,4 . + 5,42° n. + 6,00 n. † 5,1 K. Flusswärme 3,80 K. + 4,40 n +X. 4,1° R 199b bes Fres.
80 GOt 76 pCt. 82 pcCt. Ausdünstung
Wetter trübe. halbheiter. halbheiter. Ntederschlag 0,011“R). EI“ NW. NW. V NW. Wärmewechsel + 6,70 Wolkenzug — NW. — 4,00⁰
335,24“ Par. +† 5 79 pCt.
s Nachmittags
2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
Luftdruck Luftwärme Thaupunkt .. Dunstsüttigung .
Tagesmittel: — 4,29 h.. NW.
BeNrlin, 9. Nov. Die ganze Woche über und besonders in den letzten Tagen ist die Börse von einem panischen Schreck er⸗ griffen und bei dem plötzlichen bedeutenden Rückgang der Course konnte von regelmäßigen Umsätzen keine Rede sein. Auch heute noch blieb der Zustand sehr schwankend, und die eingetretenen Ver⸗ legenheiten unserer Mittel⸗Spekulanten veranlaßten neue Verkäufe zu weiter gewichenen Coursen. Bemerkenswerth ist die größere Be⸗ sonnenheit in den Provinzen, denn es zeigte sich, daß von dort viele Käufer eintrafen, wodurch wenigstens reeller Abzug eintrat. Unser Pri⸗ vatpublikum drängte sich nur am ersten Tage nach Bekanntmachung der Mobilmachung zum Verkauf, nachdem die Course aber einen Abschlag von 10 bis 20 pCt. erfahren haben, bemerken wir von dieser Seite her mehr Käufer als Abgeber, und so dürfen wir auch die Hoffnung aussprechen, daß, wenn die Börse mehr Besonnenheit und Ruhe zeigt, bald wieder eine größere Festigkeit eintreten wird.
Berliner Börse. Die beträchtlichen Schwankungen der Course stellen wir wie folgt zusammen. Preuß. Staatsschuldscheine von 85 ½ a 70 u. 75 bez.
do. 5proz. freiw. Anl. von 106 5 a 97 u. 98 bez.
do. 1 ½2proz. neue Anleihe von 101 ¼ a 90 u. 91 ½ bez. Preußische Bank⸗Antheile von 97 ¼ a 83 bez. Kassenverein⸗Bankactien von 110 ¼ a 99 und 100 ½ bez. Berlin⸗Anhalter von 97 ¾ a 82 bez.
Köln⸗Minden von 98 a 81 u. 83 bez. Niederschlesisch⸗Märkische von 72 ¼ a d2 ½ bez. Posen⸗Stargard von 82 ¾ bis 72 beaz. Oberschl. Litt. A. von 113 a 96 bez. Rheinische Actien von 64 a 44 bez.
Berlin Potsdamer von 62 ½ a 45 bez. Bergisch⸗Märkische von 36 ¾ a 30 bez.
Friedrich Wilh. Nordb. von 37 ½ a 29 ½ u. 30 ½ bez.
In vielen anderen Eisenbahn⸗Actien war fast gar kein Geschäͤft, und deren Course blieben fast nominell. Auch auf alle Prioritäts⸗ Obligationen wirkte der Rückgang der Stamm⸗Actien sehr betrücht⸗ lich ein, so daß auch deren Coursstand meistens nominell blieb.
In fremden Fonds ziemlich lebhaftes Geschäft, deren Course erfuhren aber ebenfalls einen bedeutenden Rückgang. 5proz. russi⸗ sche Anleihe von 109 bis 100 bez., 4 ½proz. Anleihe von 96 ½¼ a 89 bez., 5proz. Certifikate Litt. A. von 93 a 80 bez., russische Schatz⸗ Obligationen 78 a 69 bez. In den übrigen Effekten wenig Geschäft. “ .“
Wechsel blieben heute meistentheils offerirt und nur für Paris und Frankfurt a. M. einiger Begehr. 8 8
Bemerkenswerth ist der Rückgang der Augustd'or von 1123 a 111 ½ pCt., ein Beweis, daß im allgemeinen Verkehr die Besorg⸗ nisse nicht so verbreitet sind, als an der Börse. Preußische Frie⸗ drichsd'or 113 ½ bezahlt.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 9. Nov. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 96 Gld. Louisd'or 112 ¾⅜ Gld. Poln. Papiergeld 94 u. 94 ½ bez. Oesterrei⸗ chische Banknoten 77 bez. Staats⸗Schuldscheine 77 ½ Br. See⸗ handlungs⸗Prämienscheine 2 50 Rthlr. 103 Gld. Pos. Pfandbriefe 3 ½¶p&roz. 89 bez. Schlesische Pfandbriefe 3½proz. 90 — 92 bez. do. Litt. B. 4proz. 96 Gld. do. 3 ½ proz. 90 Br.
Actien: Oberschles. Litt. A. 102, 103 bez. u. Gld. do. Litt. B. 100 Gld. Krakau⸗Oberschlesische 60 bez. u. Gld. Frledrich⸗Wil⸗ helms⸗Nordbahn 32 ½ — 33 bez.
Wechsel⸗Cour
Amsterdam 2 M. 142 Gld. Hamburg a vista 151 ¼ Br.
do. 2 M. 150 ½ Br. London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 22 ½ Berlin a vista 100 ¼ Br.
do. do. 2 M. 99 ¼ Gld. Paris 2 M. 80 ¼½2 Gld. 18
Wien, 8. Nov. Met. 5proz. 93, 92 ½, 92 ½. 4 ½proz. 80 %, 2, ½, 7. 2 ½ proz. 49 ½⅛, 49. Anl. 34: 39: 114 ⅞. Nordbahn 107 ½, „¼, 107 ½, t. Gloggnitz 115 ½-⸗ Mail. 71—70. Pesth 88 — 87 ½. B. A. 1145 — 1140. Wechsel⸗Course. Amsterdam 173 Gld. Augsburg 124 ½ Gld. Frankfurt 124 Gld. Hamburg 184 Gld. London 12.21 Gld. Paris 147 Gld. K. Gold 131 ½. Silber 123 ½. Fonds und Actien gedrückt. Fremde Valuten sehr begehrt, und will Niemand solche hergeben, obgleich über Notiz geboten wurde.
Leipzig, 9. Nov.
4proz. 73.
185 — 184.
— 115.
18 Leipzig⸗Dresdener Part. Oblig. 108 Br. Leipz. B. A. 161 Br. Leipz.⸗Dresd. E. A. 130 Br., 126 Gld. Sächsisch⸗Bayer. 85 Br. Sächsisch⸗Schles. 95 Br. Mag⸗ deburg⸗Leipzig 212 Br. Berlin⸗Anhalt. 85 Gld. Deßauer B. A. A. 138 Br., do. B. 114 Br.
Franksurt a. M., 8. Nov. Der sehr bedeutende Rück⸗ 18. Fonds⸗Course (pr. Telegraph) von Berlin vom 7ten d. Fonds benv hier eine sehr ungünstige Wirkung hervor. Alle estern an ebAletien⸗Gattungen hielten sich bedeutend billiger als 99 Zpro eg n hszne Begehr. Nur allein in Oesterr. Metall. gen Lereeigahe kein Unscinige⸗ um. In allen übrigen Gattun⸗
estr. 5proz. Met. 70 ½¼ Br., 70 Bank. A⸗ 440 Br. Bad. Parial⸗Loose 3 50 Fi. vom Gahre waer e enr. 820 a 35 Fl. vom Jahre 1850: 29 ½ Br. Kurhess. Part.⸗Loose 8 40 Rthlr. preuß. 30 ½ Br. Sardin. Part.⸗Loose a 36 Fr. bei
Gebr. Bethm. 32 ½ Br. Darmst. Partial⸗Loose a 50 Fl. 74 ½ Br., do. a 25 Fl. 27 ¾ Br. Spanien 3 proz. inländ. 30 ⅞ Br., 30 ⅜ Gld. Poln. 4proz. 300 Fl. Loose a 105 Kr. 136 Br., Oblig. a 500 Fl. 80 ½ Br. Friedr. Wilh. Nordb. ohne Zins. 36 Br., 35 ½ Gld. Bexbach 73 Br. Köln⸗Minden 93 Br.
Hamburg, 8. Nov. 35proz. p. C. 87 ¾ Br. und Gld. IIEECTEr. 103 Br. Stiegl. 86 ½ Br. Dan. 73 Br. Ardoins 12 ¾ Br. Zproz. 30 ½ Br., 30¼ Gld. Amer. 6proz. V. St. 105 ½ Br. Hamburg⸗ Berlin 84 Br., 83 ½ Gld. Bergedorf 90 Br. Magdeburg⸗Wittenb. 51 Br. Altona⸗Kiel
7 Br., 86 Gld. Köln⸗Minden 87 Br., 86 Gld. Mecklen⸗
burg 28 Br.
R.
Wechsel⸗Course.
St. Petersburg 33 ½. London 13. 4 ½. Frankfurt 88 ½. Wien 183. Breslau 153. Louisd'or 11. ½. Gold al Marco 429 ½. Dukat. 101 ½. Preuß. Thaler 50 ½.
Nachdem gestern Abend die Course in der Börsenhalle sehr gedrückt waren, stellten sie sich heute sämmtlich höher.
Paris, 7. Nov. Zproz. 57. 75. 5proz. 92. 75. bahn 461. 25. Nach der Böͤrse. 5proz. 92. 65. Wechsel⸗Course. Amsterd. 211. Hamb. 185 ⅛. Berlin 367 ½. London 25. 5. Frankf. 211. Wien 206 . Petersb. 390. Gold al Marco 3—2. HDutaten 11 80 411 75. Fonds, anfangs steigend, wichen durch Verkäufe.
London, 7. Nov. 3proz. Cons. p. C. und a. 3. 97 ¼%, 3 ½proz. 98 ¾, 3. Int. 58, 57 ½. 4proz. 89 ½, 88 ¾. Ard. 18 ½, 3proz. 39, ¼. Pass. 3 ½, 3⁄i. Russ. 5proz. 110, 109. 4 ½proz. ½, ½. Bras. 90, 88. Mex. 32 ¼, 31 ⅛. Peru 81, 80. Engl. Fonds blieben fest und steigend. In fremden war wenig Bewegung. 2 Uhr. Engl. Fonds durch Verkäufe flanuer. Geschäft. Amsterdam, 7. Nov. Die Stimmung in holl. Fonds war bei ziemlich belebtem Geschäft in Integralen etwas slauer. Actien der Handels⸗Maatschappy, neue, waren zu höheren Preisen
Nord⸗
50.
Fremde ohne
sehr lebhaft gefragt. Span. 5proz. waren anfangs gedrückt, erhol⸗ ten sich jedoch wieder und schlossen etwas fester. Russ. etwas mehr angeboten. Oesterr. höher gefragt. In den übrigen fremden Ef⸗ fekten wenig Handel und Veränderung. Holl. Int. 565, ½. 3proz. neue 67 ⅛. Maatsch., neue 112 ½S, 114 ½. Span. Ard., Coup. 8 ¾, ½, . Russen alte 104 ½¼, 4. 75 ½, z. 2 ½proz. 40, 39 1½. Wechsel⸗Course. Paris 56 Gld. Wien 29 ¾ Br. Frankfurt 99 Gld. London 2 Mt. 11. 75, k. S. 11.80. Hamburg 34 22⁄2. Petersburg 184 ½.
Actien der Handels⸗ gr. Ptecen 13 ½, †, ½. Oesterr. Met. 5proz.
Königsberg, 7. Nov. Zufuhr war gering. 1 zen 55 bis 65 Sgr. pr. Schffl., Roggen 35 bis 39 Sgr., große Gerste 25 bis 30 Sgr., kleine Gerste 24 bis 28 Sgr., Hafer 18 bis 23 Sgr., graue Erbsen 45 bis 55 Sgr., weiße Erbsen 38 bis 45 Sgr., Kartoffeln 18 Sgr.
Posen, 8. Nov. (Der Scheffel zu 16 Metzen.) Weizen 1 Rthlr. 23 Sgr. 4 Pf. bis 2 Rthlr.
Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 9 Pf. bis 1 Rthlr. 12 Sgr. 3 Pf.
Gerste 28 Sgr. 11 Pf. bis 1 Rthlr. 3 Sgr. 4 Pf.
Hafer 20 Sgr. bis 22 Sgr. 3 Pf.
Buchweizen 25 Sgr. 8 Pf. bis 1 Rthlr. 1 Sgr. 1 Pf.
Erbsen 2 Rthlr. 2 Sgr. 3 Pf.
Kartoffeln 11 Sgr. bis 13 Sgr. 6 Pf.
Heu, der Ctr. zu 110 Pfd., 20 Sgr. bis 25 Sgr.
Stroh, das Schock zu 1200 Pfd., 5 Rthlr. bis 6 Rthlr. 1
Butter, ein Faß zu 8 Pfd., 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf.
Stettin, 9. Nov. 22 Roggen 33 ½ bez., Frühj. 38.
Rüböl pr. Nov. 10 ½ Gld.
Spiritus 22 ½. pr. Frühjahr 21 bez. u. Gld
Uhr. E“ 1 1
297*
Telegraphische Notizen. Frankfurt a. M., 8. Nov. 2 ½ Uhr. Nordbahn 35. Met. 4 ½proz. 59. 5proz. 68. B. A. 1010. Loose 145, 87. Bad. 28. Kurh. 29. Wien 96. Alles Br. Span. 30 ¼ Gld. Hamburg, 9. Nov. 2 ½ Uhr. Matte Börse. Hamburg⸗ Berlin 82, 80. Köln⸗Minden 83. Magdeb. Wittenb. 44. Getraide still. Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. Beilage
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Inhalt.
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Fraukreich. Paris. Changarnier’s Haltung. — Das Munizipal⸗ und Departemental⸗Gesetz. — Herzog von Broglie. — Vermischtes.
Moldau und Walachei. Bukarest. Rückkehr des ottomanischen Kommissärs. — Reise des russischen Generals Dannenberg nach Bralla. — Tagesbefehl des Chefs der walachischen Truppen.
Herbien. Belgrad. Neue Kanonen⸗Bohrmaschine. — Bergwerks⸗ Industrie. — Der bosnische Aufstand.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York. Be⸗ gründung eines katholischen Erzbisthums für New⸗York. — Nachrichten von Cuba. — Vermischtes. — Die Sklavensrage.
Wissenschaft und Kunst. Zweite Sinfonie⸗Soiree. Markt⸗Berichte.
Ausland.
nt 6. November. Die Patrie, halboffizielles Blatt, sagt: „General Changarnier konnte nicht (mit seinem Tagesbefehle) den Gedanken haben und hatte ihn auch nicht, eine Vergangenheit zu verurtheilen, für welche die moralische wie die gesetzliche Verantwortlichkeit vor⸗ züglich auf ihm lasten würde, weil er selbst nach nicht widerlegten Behauptungen anfangs militatrische Zurufungen veranlaßt hat. Der Ober⸗Kommandant der pariser Armee konnte noch weniger die Absicht haben, einen Tagesbefehl zu erlassen, welcher nicht in dem Gedanken des Präsidenten der Repu⸗ blik gelegen hätte. Die neuen Begründungen, welche jenen vom 2. November veranlaßt haben, sind mit aller gebührenden Ehr⸗ furcht dem Staatsoberhaupte vorgelegt worden, welcher ihnen seine Genehmigung ertheilt hat.“ General Changarnier speiste gestern beim Präsidenten. Abends las man im halboffiziellen Moniteur du Soir in einem Artikel aus der Feder eines persönlichen Freun⸗ des des Präsidenten: „Der Friede ist geschlossen, man muß daran glauben, weil man es wünscht. Der Tagesbefehl des General Schramm bezog sich auf jenen, welcher die Obersten strafte, weil sie sich in direkte Beziehung zu der Regierung setzten, jenem, welcher sich der Ueberwachung des verantwortlichen Ministers zu entziehen wagte, jenen endlich, der sich in seiner doppelten Eigenschaft als Befehlshaber und Mitglied der permanenten Kommission den Ober⸗ aufseher des Regierungs⸗Oberhauptes nennen läßt. Für dessen Tagesbefehl fehlt die Bezeichnung, und es ist davon nichts klar, als die böswillige Absicht. Die erste Aufgabe eines Offiziers ist die Unterstützung der Regierung und nicht die Abschüttelung der gesetz⸗ lichen Unterordnung. Es war nothwendig, gewisse Insub⸗ ordinations ⸗Vorgänge kurz abzufertigen, die sehr unzei⸗ tig zu Tage kamen, Vorgänge gewisser schwerer Epau⸗ lettes, die immer befehlen und nie gehorchen wollen.“ Das Evénement bemerkt: „Man erkennt sicherlich nach der Sprache der dem Elysee und Changarnier ergebenen Journale, daß es sich nur um einen Waffenstillstand von acht Tagen handelt.“ Mehrere Blätter veröffentlichen folgenden Tagesbefehl Changarnier 8, welcher der ersten Militair⸗Division die Kommando⸗Aenderung anzeigt: „Durch Dekret des Präsidenten der Republik vom 29. Oktober ist General Carrelet, Kommandant der 7ten Militair⸗Division, zum Kommando der 1sten und zum Ersatze des zum Ober⸗Befehlshaber der 14ten und 15ten Division beförderten Generals Neumayer be⸗ rufen. Der Ober⸗General, welcher diese Verfügung zur Kenntniß der Truppen bringt, zweifelt nicht, daß General Carrelet in den Abtheilungen seiner Division den Geist der Ordnung, der Disziplin und der Anhänglichkeit zu erhalten wissen werde, welcher die pari⸗ ser Armee stark gemacht hat, und daß er nach dem Beispiele seines Vorgängers in allen Punkten die vollkommene Beobachtung der Militair⸗ Reglements zu sichern wissen werde. Der Ober⸗General Changarnier.
Das Ordre fordert den Präsidenten der Republik auf, den von allen Blättern des Elysee gegen Changarnier geschleuderten „Ver⸗ leumdungen“ ein Ende zu machen, und erzählt dann: „Die Gesell⸗ schaft des zehnten Dezember, diese angeblich blos philanthropische Gesellschaft, wird nächsten Sonnabend in der Passage Jouffroy eine Versammlung ihrer sämmtlichen Organisatoren abhalten, um sich über die Haltung der Gesellschaft am Eröffnungstage der gesetz⸗ gebenden Versammlung zu berathen. Da die Thatsache noch nicht geschehen ist, so wird man sie wahrscheinlich leugnen und den Ver
sammlungsort ändern. Wir versichern aber die Genauigkeit unseres Berichts.“
Der Staatsrath hat in erster Lesung das ganze ihm von der gesetzgebenden Versammlung zugewiesene Munizipal⸗- und Departe⸗ mental⸗Gesetz angenommen. Nur mit einer schwachen Majorität wurde die von Baroche lebhaft unterstützte Ernennung der Maires durch die Exekutivgewalt verworfen. Zur Absetzung der Maires würde daher noch immer der Beschluß des Staatsrathes erforder⸗ lich sein.é Wie schon in der gesetzgebenden Versammlung die Legi timisten sich als entschiedene Gegner dieses Gesetz Entwurfes zeig ten, tadeln ihn auch heute das Union und die Opinion publiquc sehr heftig. .
Der Herzog von Broglie ist hier angekommen.
Heute ist das Probeblatt eines neuen Journals, L'’'Ami du Peuple, ausgegeben worden.
Die Redacteure des Univers, Eugene Veuillot und Louis Veuillot, haben vom Papste, und zwar Ersterer den Sylvester Or⸗ den, Letzterer ein von Kardinal Antonelli im Auftrage Sr. Heilig keit Sesien Schreiben erhalten, worin die Redaction für ihre dem Katholizismus geleisteten Dienste belobt und zum Fortfahren in der bisherigen Weise ermuntert wird.
Auf der Nordbahn sind heute durch den Zusammenstoß zweier Züge 4 Personen schwer verwundet worden.
Moldau und Wallachei. Bukarest, 18. Okt. (W. Z.) Gestern ist Se. Excellenz der Kaiserlich „ottomanische Kommissär Vefik⸗Efendi von seiner Reise durch die Fürstenthümer wieder hier eingetroffen.
Nachdem Se. Excellen Dannenberg gestern in der
Frankreich. Paris, ein
der Kaiserlich russische General von bene von Kolentina ein großes Revue⸗
Manöver abgehalten hat, dem Se. Fürst mit einer zahlreichen Suite, die hohe Generalität der Kaiser⸗ lich ottomanischen Armee und viele hiesige Einwohner beiwohnten, ist Se. Excellenz heute von hier nach Braila gereist.
Unmittelbar nach seiner Ernennung zum Chef der walachischen Truppen hat der Herr Groß⸗Spatar Cheresko folgenden Tagsbefehl an die Truppen erlassen: „Da Se. Durchlaucht der regierende Fürst mich zum Chef der walachischen Truppen ernannt hat, so beeile ich mich, ihnen hierdurch zu eröffnen, daß ich nichts sehnlicher wünsche, als daß alle meine Waffenbrüder, vom ersten Offizier bis zum letzten Soldaten, mit einander wetteifern, mir darin beizustehen, den hohen Beruf zu erfüllen, der mir auvertraut ist. Den militairischen Geist aufzufrischen — sich unter einander als gute Kameraden zu lieben — gefällig und artig sich gegen alle Klassen der Einwohner⸗ schaft, Einheimische wie Fremde, zu betragen, — Gehorsam und die den Vorgesetzten schuldige Hochachtung ihnen stets bezeigen, in⸗ dem Ihr pünktlich und unermüdlich Euren Dienstpflichten nach⸗ kommt, ohne welches keine gut organisirte Truppe bestehen kann: das sind die Punkte, durch deren Erfüllung allein wir uns des Vertrauens unseres Fürsten und unserer Mitbürger würdig machen können. Mit dieser Hoffnung betrete ich abermals die militairische Laufbahn, und ich verspreche Euch, daß ich jederzeit trachten werde, so weit ich es im Stande bin „ bei unserem guten Fürsten der unparteiische Vertreter des Verdienstes jedes Einzelnen zu sein, damit es belohnt und aufge⸗ muntert werde. Ich kenne hierbei keinen anderen Leiter als die Gerechtigkeit, durch deren strenge Handhabung das walachische Mi⸗ litair allein das Ziel erreichen kann, welches der unermüdliche Eifer Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten erstrebt, der für uns wie ein Vater sorgt. Euch Alle fordere ich also auf, mit größter An⸗ strengung Eure Dienstpflichten zu erfüllen und eine vollkommener Eintracht unter einander aufrecht zu halten, um so das gewünschte Resultat zu erreichen, welches der süßeste Lohn unserer Arbeit ist, und so das Vertrauen und die Wünsche unserer Landsleute zu recht⸗ sertigen. Nur wenn dies geschieht, werde ich mich glücklich schätzen, die gehoffte Sympathie gefunden zu haben und von allen meinen Kameraden unterstützt worden zu sein, und dann erst wird es mir erlaubt sein, mich der großen Ehre zu erfreuen, die Se. Durchlaucht durch meine Ernennung mir erwiesen hat. (gez.) Der Chef der walachischen Truppen, Groß⸗Spatar Cheresko.“
Serbien. Belgrad, 29. Okt. (Südslavische Zei⸗ tung.) Die neue Kanonen⸗Bohrmaschine von sieben Pferdekraft ist bereits angekommen, und die früher angelangte von zwei Pferde⸗ kraft wird in Topeider zu einer Dampf⸗Mahlmühle, welche der Fürst bauen will, verwendet werden. M
Beim Spitalsgebäude arbeitet eine Bohrmaschine an einem artesischen Brunnen, dem ersten in Serbien. Später wird dieselbe zur Aufsuchung eines Salzlagers im Gebirge Omolja verwendet werden. Bekanntlich hat Serbien Mangel an Salz und zieht es vor, das Salz aus der Walachei, statt aus Oesterreich, wozu die⸗ ses traktatmäßig verpflichtet ist, zu beziehen, indem die österreichi⸗ schen Preise zu hoch sind. Angekommen ist die erste Sendung des in Majdanpek zu Tage geförderten und gehämmerten Ei⸗ sens. Daselbst sind sehr reiche Kupfer⸗Minen (Alexander⸗ schacht) entdeckt worden. Für die Unterbringung der Bergleute wurden sieben Häuser von der Regierung gebaut. lleberhaupt schreitet die Montan⸗Industrie in unserem Fürstenthume aufs Er⸗ freulichste vorwärts. Unsere Bergdirection läßt überall schürfen und wirkt mit so gutem Erfolge, daß wir begründete Hoffnung ha⸗ ben, unseren ganzen Bedarf von Eisen schon in den nächsten Jah⸗ ren mit serbischem Eisen zu decken. Daß es Serbien auch an edlen Metallen nicht mangele, ist bekannt; da man aber vor Allem das Nothwendigste anstrebt, so wird vor der Hand blos auf nutzbares Metall gegraben. Es werden übrigens auch die edlen Metalle an die Reihe kommen, sobald es Zeit und Umstände erlauben werden.
Aus den neuesten Berichten von der bosnischen Gränze ent⸗ nimmt der Lloyd, daß der Haupt⸗Rädelsführer bei der Insur⸗ rection in der Herzegowina Kavas⸗Pascha ist, welcher auch eine große Sympathie bei der türkischen Bevölkerung sindet, die sich in der That auch thätig an dem Aufstand betheiligt. „Omer Pascha“, heißt es in dem genannten Blatte, „hat neulich seinen Adjutanten Osman⸗Pascha nach Skutari entsendet, wahrscheinlich, um von dort Beistand und Verstärkung seiner Armee zu erlangen. Omer⸗Pascha hält Mustapha⸗Pascha Babic in seiner Nähe, woran er sehr wohl thut, denn diesem Manne ist wenig zu trauen. Aus Vorsicht hat der Seraskier neuerdings ein Lager vor Sarajevo aufgeschlagen und in dasselbe die vier Bataillone verlegt, welche früher in der Stadt garnisonirt waren. Das Lager ist durch die Citadelle Wund die Höhe von Gorizza, auf welcher sich das Haupt lager und die Artillerie befinden, vollkommen geschützt. Ali⸗ Pascha Slolesevics befand sich nach den letzten Nachrichten in seiner Villa Buna bei Mostar. Man glaubt aber, daß er sich in die Festung Stolaz zurückziehen werde. Die Truppen des Se⸗ raskiers sind auf dem Marsch gegen Mostar, um der Insurrection ein Ende zu machen.“
Durchlaucht der regierende
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New York, 15. Okt. (Wes.⸗Ztg.) Durch päpstliche Bulle vom 19. Juli d. J., welche vorgestern hier eintraf, ist New⸗York zu einem Erzbisthume erhoben, und sind die Bischofssitze von Boston, Harford, Albany und Buffalo demselben als Suffragane unter⸗ geordnet. Der Erzbischof Hughes wird wahrscheinlich noch diesen Winter selbst nach Rom gehen, um sich das Pallium zu holen.
Die letzten Berichte aus Cuba melden, daß dort wieder das Gerücht in Umlauf ist, als stände eine neue Landung der Nord⸗ Amerikaner zu erwarten. Alle möglichen Vorsichtsmaßregeln sind deshalb getroffen, obgleich es zuverlässig ist, daß Zucker⸗Spekulan⸗ ten dieses Gerücht verbreitet haben, um die Zuckerpreise zu drücken. Der erste neue Zucker kam am 4ten d. nach New⸗Orleans. Im Innern Cuba's wüthet die Cholera noch fortwährend, dahingegen ist die Krankheit aus dem mexikanischen Staate ganz ver⸗ schwunden.
Vom Vorgebirge der guten Hoffnung sind Nachrichten ange⸗ langt, welche bis zum 1. August gehen und die schrecklichsten Schil⸗ derungen von den Stürmen machen, welche in jener Zeit in diesen Gewässern geherrscht haben. Die ganze Küste war mit Trümmern und Schiffsgütern bedeckt, und man sieht mit Angst den nächsten Nachrichten von der Ostküste des Caps entgegen, weil auf dieser Seite die Stürme noch schlimmer gehaust haben sollen.
In Boston wäre der Impressario Barnum bald ein Opfer der Volkswuth geworden, wenn er sich nicht heimlich aus dem Staube gemacht hätte. Er hatte bei dem letzten Konzrrt, welches Jenny Lind dort gab, doppelt so viele Billets ausgegeben, als der Saal Menschen faßte. Die Unzufriedenheit wurde während des Konzer⸗
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tes schon stürmisch laut, und Fräulein Lind ließ erklären, der, der keine Stelle finden könne, sein Geld wieder erhalten würde . Viele ließen sich auch wirklich ihr Geld zurückerstatten. Anderen Tages hatten sich Tausendesan der Station versammelt, die großentheils zertrümmert wurde, um Herrn Barnum den Abschied zu geben, er war aber auf anderem Wege schon fort.
Die Hoffnung, daß mit der vom Kongresse genehmigten Kom⸗ promiß⸗Bill die Sklavenfrage auf lange Jahre beseitigt und der Friede der Union gesichert sein werde, scheint rasch verschwinden zu sollen. Urplötzlich erheben sich von neuem drohende Gewitterwolken am Horizonte. ganz seine alte Heftigkeit wieder, und die Abolitionisten zeigen eine weit imposantere Macht, als man je vermuthete. Wenn man einen Blick auf die Stellung der Parteien wirft, so sieht man, daß die Demokratie des Nordens für das Festhalten der Constitution und der Union, die Demokratie des Südens ebenfalls für unnachgiebige Aufrechthaltung der südlichen Ansprüche ist. Das Whigthum im Norden ist mit bedeutender Majorität für Aufhebung des Sklaven⸗ Institutes, und tritt als Partei der Abolitionisten oder Sewarditen offen und kühn gegen Constitution und Union auf; die kleine Mi⸗ norität der Fillmoristen in den nördlichen Staaten sieht sich viel zu schwach und vereinigt sich deshalb mit den gleichgesinnten Whigs des Südens, um die Constitution und die Union um jeden Preis zu erhalten. Die Union wäre nie zu Stande gekommen, wenn dem Süden von dem Norden bei der Abschließung des Föderalpaktes nicht die feierliche Versicherung gegeben worden wäre, daß gewisse Rechte der südlichen Staaten gewahrt und garantirt werden sollten. Dieses Uebereinkommen wurde zum Landesgesetze, und es muß daher, so lange die Union besteht, mit allen Kräften in Erfüllung gebracht werden. Der Süden betrachtet die Sklaven als Eigenthum, und es ist die Pflicht des Nordens, diese so unbestreitbaren Rechte ver⸗ tragsmäßig zu schützen; die Bill wegen flüchtiger Sklaven war ein nothwendiger Akt des Kongresses, was man auch gegen die Bar⸗ barei eines solchen Gesetzes einzuwenden haben mag. Dieses Ge⸗ setz kann freilich die unseligsten Folgen für die Ruhe des Landes nach sich ziehen, denn das Resultat eines ernstlichen Widerstandes gegen die Anwendung desselben kann nur sein: Blutvergießen und Bürgerkrieg. Die Bill verpflichtet den Norden, aus der Regierungs⸗ Kasse für jeden entlaufenen Sklaven 1000 Doll. an seinen Herrn zu be⸗ zahlen. Die Distrikts⸗Kommissäre haben daher die gemessensten Befehle, jeden Flüchtling einzufangen und auszuliefern. Eine Klausel be⸗ stimmt für die Einlieferung eines jeden flüchtigen Sklaven 250 Dollars; dies ist der Schandfleck der Bill, weil dadurch der Hab⸗ sucht ein weites Feld geöffnet wird. Durch Trug und Hinterlist werden die Unglücklichen zur Flucht überredet, heuchlerisch an wohl⸗ besetzte Tafel geführt und schnöder Weise an die Häscher gelie fert; pensylvanische Bauern ziehen auf die Jagd aus, um die Flüch tigen gleich Rehen oder Hirschen zu schießen, und diese Menschen⸗ jagd wird von den Behörden gebilligt. In Massachussetts ru⸗ fen dagegen viele Gemeinen die nach Canada geflüchteten Sklaven zurück und versprechen sie mit Gut und Blut zu verthei digen.
zu befreien.
tritte herbeiführen.
Blut, Revolution, Rache, das Losungswort gewesen wäre. diesem Herbste stattfindenden Wahlen bestimmen zugleich die Mit⸗ glieder für den 32sten Kongreß, welcher seine legislative Wirksam keit im Dezember 1851 beginnen wird. Deshalb hat die Sensa⸗ tion den höchsten Punkt erreicht, weil es den Anschein hat, als würden die Abolitionisten in mehreren Staaten, besonders im new⸗ vorker, die unzweifelhafte Majorität erhalten.
Am 12ten wurde in Philadelphia ein äußerst kühner Postraub vollführt; drei Säcke, welche die Post von New⸗York nach Rich⸗ mond, Wilmington, Wheeling und Saint Louis enthielten, wurden fortgeschleppt. Es ist noch nicht gelungen, den Thätern auf die Spur zu kommen, man fand jedoch ungefähr 1000 geöffnete Briefe und eine Anzahl von Wechseln u. s. w. Die Summe des baaren Geldes wird von 20,000 bis 100,000 Doll. geschätzt. Die leeren Briese sind wieder in New⸗York angekommen, wo sie von den Ei⸗ genthümern reklamirt werden.
Wissenschaft und Kunst. Zweite Sinsonie⸗Soiree. Mittwoch, den 6. November. Der größte Theil der zweiten Sinfonie⸗Soiree war der Erinnerung an Mendelssohn gewidmet, dessen Gedächtniß alle größeren Kunstanstalten der Hauptstadt, so das Königliche Theater am 4. November durch die Darstel⸗ lung der Antigone, in Verbindung mit den von dem verstorbenen Ton⸗ dichter dazu komponirten Chören, und der Sternsche Gesangverein am 7. November durch die Aufführung der Walpurgisnacht und einiger anderen Compositionen feierten. Wie man auch über den Kunstwerth der Mendels⸗ sohnschen Werke denken mag, so war er es doch, der als Komponist, und noch mehr, als Dirigent am meisten zur Pflege und Hebung der Instru⸗ mental⸗Musik in Nord⸗Deutschland beigetragen. Die Aufführung einer Beethovenschen Sinsonie ist freilich etwas Alltägliches geworden, aber die Zeit liegt noch nicht weit hinter uns, in der die größeren Instrumental⸗ werke dieses Meisters so gut wie gar nicht für die Menge der Dilettanten existirten und ein Konzert, welches jene berücksichtigte, in dem musikalischen Leben Epoche machte. Mendelssohn war der eifrige Verbreiter des Bee⸗ thoven⸗Kultus, er verkündete das neue Evangelium durch alle Welt, zog das Publikum zum Verständniß desselben heran, und besähigte die Orchester, die er leitete, und die übrigen durch sein Beispiel, Aufgaben zu lösen, die kurz vorher noch für unüberwindlich galten. Er wurde auf diese Weise der geistige Gründer auch unserer Sinfonie⸗Soireen, die eben nur eine Pflicht der Pietät erfüllen, wenn sie den Tag seines Todes nicht un⸗ beachtet vorübergehen lassen. Das Programm des Abends enthielt solgende Nummern: Sinfonie A-moll von Mendelssohn, 8 Ouvertüre und G-moll, Scherzo aus der Musik zum Sommer⸗ nachtstraum, Sinfonia eroica von Beethoven. Die Sinfoniein A-moll, welche schon vor drei Jahren um dieselbe Zeit in diesen Konzerten aufgeführt wurde, trägt in hohem Grade die Eigenthümlichkeit
des Mendelssohnschen Wesens zur Schau. Wie in sast allen seinen Werken, so tritt uns auch hier eine Meisterschaft in Behandlung der Form entgegen, Hier ist gezeichnet und das Ganze hüllt sich in das bestechende Gewand der glänzendsten Instrumentation. Aber wie zierlich, phantasievoll und geistreich auch diese Musit ist, Ernst und Tiefe gehen ihr ab, es wird nur mit Gefühlen und Leidenschaften ges spielt; die Reflexion steht über der Empfindung, und so verflacht sich der Schmerz zur Sentimentalität und die Lust zur Tändelei. Verhältnißmäßig Inhalt bietet der erste Satz, indem das melodisch durchaus Thema, auf das er gebaut ist, eine reiche Entwickelung au⸗
hinter der die eigentlich produktive Krast manchmal zurückbleibt. Alles mit der äußersten Feinheit und Sorgfalt
den meisten ansprechende
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Der Parteienkampf gewinnt in den Wahlen schon
In Detroit, Staat Michigan, stürmten weiße und schwarze Fanatiker, die Gefängnisse, um die eingekerkerten flüchtigen Sklaven Das sämmtliche Militair steht heute noch unter Waf⸗ fen, um die Ruhe herzustellen; Blut wurde bereits vergossen, und die geringste Unvorsichtigkeit der Behörden wird die ärgsten Auf⸗ Die schwarze Race ist aus ihrer Versunkenheit emporgerüttelt; nicht eine Versammlung wurde gehalten, wo nicht Die in
daß je⸗