1850 / 330 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

zeichneten Departementschefs sich, theilen: 8

Die in der außerordentlichen Diät vom 9. September bis zum 5. Oktober d. J. berathenen Gesetzentwürfe sind mit den von der Versamm⸗ lung beschlossenen Abänderungen von der Statthalterschaft genehmigt; dem⸗ gemäß sind folgende Gesetze erlassen; unterm 20. September 1850, in Be⸗ treff einer Vervollständigung der Wahldistrikte im Wahlgesetz vom 20. Ok⸗ tober 1848; an demselben Tage über fernere Abänderungen der Verordnung vom 8. Juli 1848, betreffend die Einführung allgemeiner Wehrpflicht; an demselben Tage in Betreff der Ausprägung von Scheidemünze; am 4. Oktober 1850, über eine, nach Maßgabe des Vermögens auf⸗ zubringende Anleihe; an demselben Tage über eine nach Maß⸗ gabe des Einkommens aufzubringende Anleihe; unterm 5. Oktober 1850, in Betreff einstweiliger Außerkrastsetzung mehrerer Artikel des Staats⸗ grundgesetzes; unterm 23. Oktober 1850 über einige Abänderungen des zweiten Theils des Militair⸗Strafgesetzbuches für die Zeit, während welcher die Armee im Felde steht; und unterm 31. Oktober 1850, betreffend die Emittirung von 1,250,000 Mk. Cour. in Kassenscheinen. E

Von den Anträgen der Versammlung werden diejenigen auf Erlaß eines Un terrichts⸗Gesetzes, auf Abänderungen der Stempelpapier⸗Gesetze, auf Abschaffung des Lotto's und wegen Niederlassung von Auslaͤndern, welche in der schleswig⸗hol⸗ steinischen Armee Dienste gethan haben, durch Einbringung desfälliger Gesetzvor⸗ lagen in der gegenwärtigen Dlät ihre Erledigung finden. Die auf Vorle⸗ gung von Gesetzentwürsen hinsichtlich der Ablösbarkeit der Reallasten, Zwangs⸗ und Bannrechte und insonderheit des Mühlenzwangs, und wegen vorbereitender Bestimmungen über die Theilbarkeit des Grundbesitzes gerich⸗ teten Wünsche der verfassungsgebenden Landesversammlung sind der einge⸗ hendsten Berücksichtigung unterzegen und Materialien behufs Entwerfung gesetzlicher Vorlagen gesammelt. Diese Ansammlung der nothwendigen fak⸗ tischen Unterlagen hat indessen wegen obwaltender politischen Verhältuisse nur unvollständig geschehen können, und die Vollendung der Gesetzentwürfe ist ferner verhindert durch den Umstand, daß diese Angelegenheit in genauer Verbindung steht mit der neuen Organisation der Verwaltung, mit der Ge⸗ meinde⸗ und einer Gewerbe⸗Ordnung, wie nicht minder mit einleitenden Schritten zu einer Vereinfachung des Steuerwesens, welche erst nach und nach auf einheitlichere Grundlage sich werden ausarbeiten, und zugleich mit Vorschlägen über die sozialen Verhältnisse und die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen auf dem Lande, die ihrer Vollendung nahe sind, der Versammlung zur Berathung und Beschlußnahme vorlegen lassen.

Ueber den Verlauf der Vorarbeiten in Betreff der Katastrirung des Lan⸗ des wird der Versammlung eine besondere Mittheilung zugehen.

Bei der Würdigung des von der Landesversammlung gestellten Antra⸗ ges auf Amnestie der wegen politischer Vergehungen zur Untersuchung und zur Strafe gezogenen Personen, mit Ausnahme der Landesverräther, hat die Statthalterschaft zuvörderst das mehrfach in der Landesversammlung geäu⸗ berte Mißtrauen gegen die Rechtspflege in der angegebenen Weise als ge⸗ rechtfertigt nicht erachten können. Es ist ferner in Betracht gezogen worden, raß die Sorge für die Erhaltung und Befestigung des Vertrauens zu den Gerichten zu den wichtigsten Pflichten der Staatsregierung gehört, dasselbe aber eher erschüttert oder geschwächt, als gestärkt werden möchte, wenn die Regierung auf Veranlassung eines geäußerten Mißtrauens gegen die Rechts⸗ pflege eine Anzahl anhängiger Strassachen der Entscheidung durch die Gerichte entzöge. Die Statthalterschaft hat endlich in einer Bewilligung der beantragten Amnestie ein geeignetes Mittel zur Ausgleichung der in der Landesversammlung und überhaupt im Lande, wie im ganzen deutschen Vaterlande herrschenden ver⸗ schiedenen politischen Anschauungen und zur Versöhnung der diesen verschiede⸗ nen Ansichten anhängenden Personen nicht erkennen können, sie hält sich vielmehr verpflichtet, allen politischen Ansichten gegenüber rücksichtslos gleiche Gerechtigkeit walten zu lassen. Von vorstehenden Erwägungen geleitet, hat die Statthalterschaft auf den gestellten Amnestieantrag nicht eintreten zu fönnen geglaubt, sondern ist vielmehr der Ansicht, daß sie namentlich in Be⸗ ziehung auf die Rechtspflege durch ein Festhalten an dem regelmäßigen Ge⸗ schäftsgange und an dem unabhängigen Walten der Rechtsordnung neben der Leitung einer zweckmäßigen und zeitgemäßen Fortbildung der Gesetzge⸗ bung, die ihre gestellte Aufgabe zu erfüllen habe. Uebrigens wird die Statthalterschaft nach wie vor von der ihr zustehenden Befugniß Gebrauch machen, in vorkommenden Fällen auf dem Wege der Begnadigung diejeni⸗ gen Milderungen erkannter Strafen eintreten zu lassen, welche eine billige Berücksichtigung der mannigfach bewegten und aufgeregten jüngsten Vergan⸗ genheit, wie der noch nicht befestigten Verhältnisse der Gegenwart erheischt und gestattet.

Im Anschluß an diejenigen größeren Gesetzesvorlagen über Verände⸗ rungen in der Organisation der Rechtspflege und Verwaltung, deren Be⸗ rathung einem Ausschusse der Versammlung übertragen ist, werden fernere Gesetz⸗Entwürfe,

betreffend die Einrichtung und Geschäftsvertheilung der Ministerial⸗De⸗

partements,

zu einer Staatsdiener⸗Ordnung und Gemeinde⸗Ordnung, der Versammlung im Laufe der Diät vorgelegt werden. Bei der Wichtig⸗ keit dieser, wie der schon der Berathung unterliegenden Gesetz⸗Entwürfe, bei dem tief eingreifenden Einfluß derselben auf alle öffentlichen, wie nicht min⸗ der auf vielfache Privat⸗Rechtsverhältnisse darf die Staatsregierung nicht daran zweifeln, daß dieselben der sorgfältigsten Prüfung der Versammlung unterzogen werden. Es wird nicht minder auch die Staatsregierung mit gleicher Umsicht die darauf bezüglichen Bemerkungen und Anträge der Versamm⸗ lung ihrer weiteren Erwägung unterziehen und, so sehr sie auch mit der Versamm⸗ lung in dem Wunsche nach Verbesserungen in den mannigfach derselben be⸗ dürfenden Einrichtungen übereinstimmt, doch zugleich auch der Frage ihre ernsteste Berücksichtigung widmen, welcher Zeitpunkt für die demnächstige Durchführung der beabsichtigten neuen Einrichtungen mit Rücksicht auf die gegenwärtigen, im hohen Grade unsicheren und zweifelhaften Landes⸗ und Zeitverhältnisse, die alle Kräfte der Staatsbürger für die Vertheidigung des Landes im höchsten Grade in Anspruch nehmen, zu Ersparungen in allen übrigen Zweigen der Verwaltung auffordern und die Erhaltung eines ein⸗ trächtigen, auf die Wahrung der höchsten Rechte des Landes abzielenden Wirkens aller Staatsbürger dringend erheischen, zu wählen sei.

Gesetzes⸗Vorlagen von minderem Umfange zwar, aber doch auch von Wichtigkeit für die einzelnen Zweige der Verwaltung, werden außerdem noch

der Versammlung von den betreffenden Departements zur Berathung und Beschlußnahme vorgelegt werden. 8 I“

Der Voranschlag zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1851 ist dem von der Versammlung bestellten Ausschusse behändigt und wird in einer übersichtlichen Zusammenstellung den Mitgliedern der Versammlung zuge⸗ hen. Die Regierung darf annehmen, daß der Budgets⸗Ausschuß hierüber und nicht minder der Finanzausschuß über die Staatsrechnungsablage pro 1849 der Versammlung Bericht erstatten werden. 3

Die Vorschüsse der Herzogthümer für die Verpflegung deutscher Trup⸗ pen im Jahre 1849 sind seitdem von der Herzoglich nassauischen Regierung zum vollen, von der Großherzoglich badischen und Fürstlich lippe⸗detmold⸗ schen Regierung theilweise zurückbezahlt. Die Gesammtsumme der Rück⸗ zahlungen beträgt gegenwärtig 329,725 Mrk., welche zurückgestellt, mithin zu den laufenden Ausgaben nicht verwendet werden.

4 Unsere Landessache ist auch ferner von Deutschen im In⸗ und Aus⸗ lande durch freiwillige Beiträge unterstützt; vor allen ist in dieser Beziehung

der ansehnliche Beitrag aus der Stadt Bremen von 250,000 Mark in

dankbarer Anerkennung hervorzuheben. Die eingezahlte Gesammtsumme solche Beiträge belief sich am 23sten d. M. auf 1,079,696 Mark.

„Für die freiwillige Anleihe sind ausgegeben 2974 Obligationen à 125 Mark = 371,750 Mark, wovon ungefähr der dritte Theil bereits eingezahlt worden ist. Bei der Ausführung der Gesetze vom Aten v. M.

bI.. viel als nur immer thuntich, hingewirkt auf Erreichung einer gleich⸗ Anwendung; der aufopfernde patriotische Sinn des Lan⸗ Ausfuͤhrasg bea der rühmlichsten Weise bewährt und die ergiebt di hrade erleichtert. Die Anleihe vom Einkommen

giebt die Summe von 663,000 Maik, die Anlei Vermi 4,200,000 Mark, so weit eaeee Anleihe vom Vermögen Autorisation, noch ² schon jetzt sich übersehen läßt. Von der ,noch pCt. der Vermö 9 1 ;

Gehrauch gemacht worden 8 mögens⸗Anleihe zu erheben, ist seither kein d. M. 3,028,411 Mart, em aer 8 der Hauptkasse betrug am 23sten nen von 1,250,9000 Mark sich eaean. 1eeee Hmittirenden Kassenschei⸗ S 1 3 610,000 Mark. Aus dem Vor⸗

breE, Ie Faanch4nein. S für 1851 ergiebt sich als muthmaß⸗

der Versammlung Folgendes mitzu⸗

1

1940

Die in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der Landes⸗Versamm⸗ lung verfügte Ausprägung von Scheidemünze ist der Vollendung nahe. 8

In dem Voranschlag zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1851 haben zwar vom finanziellen Standpunkt aus, welcher lediglich die Gegen⸗ wart ins Auge zu fassen hatte, die Einnahmen aus dem Herzogthum Schles⸗ wig, wiewohl solche selbstverständlich aufgeführt sind, nicht in Rechnung gebracht werden können. Die politischen und militairischen Verhältnisse des Landes berechtigen aber zu der bestimmten Erwartung, daß eine bessere Zukunft, auf Grundlage der Landesrechte, bevorsteht. Eine gewaltsame Intervention war allerdings in Aussicht gestellt, gegenwärtig sind solche Be⸗ sorgnisse in die Ferne gerückt. Große Freignisse, welche in Deutschland 29 entwickeln, werden des Einflusses auf die Herzogthümer nicht verfehlen önnen.

Auf Anlaß der Anträge wegen Verstärkung der Armee sind die durch das Gesetz vom 20. September d. J. der Dienstpflicht unterworfenen 19jäh⸗ rigen und die älteren bisher übergangenen Mannschaften ausgehoben und Freiwillige angenommen, welche noch in dem Waffendienst geübt werden. Die ganze Armee ist vollständig ausgerüstet und kampfbereit.

Kiel, den 25. November 1850.

Die Departementschefs: Francke. Krohn. Fontenayv.

Boysen. Rehhoff.“

I1I1X“ Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. (Sitzung vom 26. November.) Den Vorsitz führt Dupin. Die Sitzung wird um 2 ½ Uhr eröffnet, das Protokoll der letzten angenommen. Der Präsident zeigt der Versammlung an, es sei um Ermäch⸗ tigung zu gerichtlicher Verfolgung des Repräsentanten Pean das Ansuchen gestellt. Der General⸗Prokurator vom Appellhofe erhebt die Anklage gegen denselben auf Erregung von Haß und Verach⸗ tung der Regierung wegen eines von ihm unterzeichneten Artikels in der Constitution du Loire. Die Sache wird an eine Spe⸗ zial⸗Kommission verwiesen. Tagesordnung: Antrag Benoit's und Charassin's über Kantonal⸗Organisation. Dieselbe enthält nicht weniger als 123 Artikel. Frankreich würde danach in 2000 Kan⸗ tone von 15,000 bis 20,000 Seelen getheilt. An jedem Kanton⸗ Hauptorte wären folgende Agentien: 1) Unterricht, 2) Oeffentlich⸗ keit, 3) Polizei, 4) Justiz, 5) Redaction und Registrirung öffent⸗ licher und Privat⸗Akte, 6) Finanzen, 7) Gesellschafts-Inventar, 8) Zollstätte und Waarenbazar, 9) öffentliche Arbeiten, 10) Post⸗ und Frachtwesen. Diese Agentien korrespondiren mit 10 analogen Administrationen in Paris. Am Kantons⸗Hauptorte befände sich ein Gebäude zur Aufnahme von 6—700 Kindern von 9 bis 16 Jahren während der Hälfte des Jahres, eine Bibliothek, ein Archiv und mehreres Andere. Die Kommission will den Antrag nicht in Betracht genommen wissen. Mortimer Ternaux will ihn im Gegentheile recht weitläufig verhandelt sehen, da man da⸗ durch den Sozialismus enthüllen und vernichten könne. Charass in hat das Wort zur Begründung seines Antrages. Er beginnt mit dem Mißverhältniß der Bevölkerung zum Flächenraum. Alle Kin⸗ der eines Kantons erhielten am Hauptorte Unterricht vom Alpha⸗ bet bis zur Wissenschaft und Kunst. Die Oeffentlichkeitsagentie solle die Journale und die Huissiers unnöthig machen. Die bewaffnete Macht bestehe einzig aus der Nationalgarde; 2 Ka⸗ nonen und 30 Kavalleristen kämen auf den Kanton. Jede Untersuchung müsse durch drei Untersuchungsrichter geschehen. Diese halb dem Phalanstères, halb Cabet entnommene Begründung wird von der Majorität mit Gelächter aufgenommen. Mortimer Ternaux giebt sich die Mühe, die Unhaltbarkeit des Antrages durch finanzielle Daten darzuthun. Das Journal kostete jährlich 100, der Unterricht 500 Millionen. Charassin wundert sich, daß man seinen Antrag so leichtfertig behandle. Er bitte um zehn Siz⸗ zungen zur Erklärung desselben, dann werde man anders sprechen. Der Antrag wird verworfen. General Lahitte überreicht den Entwurf zur Ratification des Handels⸗ Vertrages zwischen Frank⸗ reich und Sardinien. Creton beklagt sich, daß sein Antrag auf Aufhebung der Verbannungsgesetze gegen die Bourbonen stets ver⸗ schoben werde. Man wisse, es sei die Regierung dem Antrage nicht günstig. Baroche erklärt, er habe zwar gestern Creton den Wunsch geäußert, er möge seinen Antrag verschieben, erkläre aber nun, daß er jeden Tag bereit sei. Nach einigen zweifelhaften Proben kömmt der Antrag für Sonnabend auf die Tagesordnung. Die Sitzung wird aufgehoben.

Paris, 26. Nov. In den gestrigen Abtheilungsverhandlun⸗ gen über den Rüstungs⸗Kredit betrachteten mehrere Repräsentanten es als einen Eingriff in die Rechte der Nationalpersammlung, daß zuerst und ohne Vorlage 40,000 Mann einberufen und dann erst der nöthige Kredit gefordert worden. Namentlich wurde die Be⸗ hauptung nicht ohne Betfall verfochten, daß die Versammlung nicht nur über Krieg und Frieden, sondern auch über Neutralität allein zu entscheiden habe. Die Minister sprachen sämmtlich im Sinne der Botschaft und der Neutralität und hielten die Rechte der Na⸗ tionalversammlung nicht für verletzt, da ihr durch ihre Verfügung wegen des Kredits die Bewilligung oder Verwerfung des Gesche⸗ henen anheimgestellt sei. Lahitte, Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, hielt es nicht für ganz unmöglich, daß Frankreich vielleicht die Rolle des Friedensstifters übernehmen würde. Die Opposition bekämpfte die Maßregel durchaus und stellte ihre Zustimmung nur dann in Aussicht, wenn Garantieen dafür geboten würden, daß die französische Armee für das deutsche Volk verwendet würde. Die Kommission zur Prüfung der Kreditforderung für Rü⸗ stungen hat Molé zu ihrem Präsidenten und Corcelles zum Secretair gewählt. Der Bericht der Kommission wird, wie es heißt, darauf dringen, daß die Ziffer von 40,000 Mann nicht überschritten und keine Armee konzentrirt werde; man wolle so dem Clysee die Möglichkeit benehmen, Chan⸗ garnier das Kommando einer Rheinarmee zu übertragen. Seit heute Morgen sollen die Konferenzen zwischen Baroche und den Quästoren bestimmt abgebrochen sein. Die Quästoren sol⸗ len in Folge des schroffen Auftretens des Ministers alle Zugeständ⸗ nisse zurückgezogen haben, die sie anfangs zu machen gesonnen ge⸗ wesen. Baze und seine Kollegen dürften daher, wie man glaubt, ihren Antrag auf ein selbstständiges Polizei⸗Kommissariat der gesetz⸗ gebenden Versammlung wieder aufnehmen, und Kerdrel soll sogar bereits ermächtigt sein, den bezüglichen Kommissions⸗Bericht einzu⸗ bringen. Der gestrige Artikel des Moniteur du Soir soll eine von den Ursachen des Bruches sein. Doch waren schon gestern Baroche und Parrieu fortwährend in leb⸗ haftem Verkehr mit der sogenannten Burggrafen⸗ Partei. Die Nachricht von dem Abbrechen der Konferenzen über die Poli⸗ zei⸗Kommissariats⸗Frage wird auch vom Repräsentanten Chambolle, Haupt⸗Redacteur des Ordre, bestätigt. Der Minister hätte nach ihm sich geweigert, die Absetzung des Polizei⸗Kommissärs der gesetz⸗ gebenden Versammlung von der Zustimmung des Büreau's abhängig zu machen. Der Repräsentant fordert die Minister auf, wohl zu überlegen, von welchem Gewichte eine öffentliche Debatte über einen solchen Gegenstand werden würde. Nicht undeutlich giebt er zu verstehen, es werde die Versammlung, „zur Wahrung ihrer Würde““

den Antrag der Quästoren annehmen. Man glaubt jedoch noch immer, es werde der Streit eine friedliche Lösung finden. Nach⸗ schrift von 7 ½ Uhr Abends. Der Minister Baroche und die Quä⸗ storen haben sich eben über die Polizei Kommissariats⸗Frage ge⸗ einigt. Diese Frage wäre dahin gelöst, daß der Polizei⸗Kommissär vom Minister in Uebereinstimmung mit dem Büreau abgesetzt wer⸗ den kann. 8

Heute Abend wurde der Redacteur des Vote universel, Charles Lesseps, aus dem Büreau des Journals ins Gefängniß abgeführt. Man beschuldigt ihn der Theilnahme an dem lyoner Komplotte. Der Preßprozeß des Journals Le Vote u niversel ist auf morgen verschoben. General Castellane hat dieses Blatt im ganzen Umfange seiner Division (Lyon) verboten.

Die Kommission zur Gesetzgebung für Algier hat sich heute

wieder versammelt.

n 1 Ihre Arbeiten dürften bald beendigt sein. Nur übver die Zollfrage

herrschen zwischen Kommission und Regierung

Meinungsverschiedenheiten, die sich aber, wie man glaubt, binnen

kurzem ausgleichen werden. 1 Die Supplementar⸗Kredits⸗Kommission hat ihre Ansichtsabgabe

über die Forderung von 20,000 Fres. behufs Wiederanstellung

eines Marine⸗Unterstaatssecretairs bis zum Eingang des Berichts der Marine⸗Untersuchungs⸗Kommission verschoben. 8

General Grammont, ein dem Elysee befreundeter Repräsentant, hat mehreren Freunden die Rede mitgetheilt, welche er zur Unater⸗ stützung seines Autrages auf Verlegung des Regierungssitzes von Paris halten wird. Sie enthält starke Ausfälle auf Changarnier.

Von dem Redacteur des Bulletin de Paris wird nächstens eine Broschüre unter dem Titel: „Deutschland und Frankreich; über die Politik des Präsidenten“ erscheinen. Die Frage der Allianzen und der Verträge von 1815 soll dort vom Standpunkte französi⸗ schen Interesses und Einflusses behandelt soin.

In den Kolonieen sollen alle pariser Journale ohne Ausnahme verboten sein.

Großbritanien und Irland. London, 26. Nov. General⸗Lieutenant von Radowitz ist in London angekommen und in Fenton's Hotel abgestiegen.

Ein Brief des katholischen Lord Beaumont an Lord Zetland über die jetzige kirchliche Kontroverse macht großes Aufsehen. Es heißt darin unter Anderem: „Der Papst hat durch übel berathene Maßregeln die Katholiken dieses Landes in eine Lage gebracht, wo sie entweder mit Rom brechen oder ihrer Anhänglichkeit an die Ver fassung dieses Königreiches untreu werden müssen; sie sind gezwun gen, entweder die päpstliche Bulle als null und nichtig zu betrach ten, oder einem fremden Fürsten das Recht zuzugestehen, durch seine souveraine Autorität englische Titel und Bischofswurden zu verlei⸗ hen. Es ist schlechterdings unmöglich, nach dem Geiste der briti⸗ schen Verfassung zu handeln und zugleich die Jurisdiction des Papstes in lokalen Angelegenbeiten anzuerkennen. Das ist das Dilemma, in welches der Papst die Katholiken Englands versetzt hat. Die römische Kirche duldet keine gemäßigte Partei unter ihren Bekennern. Mä⸗ ßigkeit in Bezug auf ihre Anordnungen ist Lauwärme und das Lauwarme stößt sie aus. Man muß für oder gegen sie sein, oder man ist ihr gar nichts. In dem Glauben, daß das letzte kühn und deutlich gehaltene Edikt von Rom von keinem englischen Ka⸗ tholiken angenommen und anerkannt werden kann, ohne seine Bür⸗ gerpflichten zu verletzen, brauche ich nicht weiter hinzuzufügen, daß ich das Benehmen Lord John Russell's als das eines aufrichtigen Freundes unserer Verfassung betrachte.“

In der gestrigen unter dem Vorsitz des Lord⸗Mayors gehalte nen City⸗-Versammlung wurde eine Adresse „der Kaufleute, Ban quiers und anderer Bürger von London“ an die Königin beschlos sen und sogleich aufgesetzt. Darin heißt es: „Die großen Fort⸗ schritte, welche diese Nation in den letzten drei Jahrhunderten ge⸗ macht hat, sind der Befreiung Englands von dem verderblichen Einfluß auswärtiger kirchlicher Herrschaft zuzuschreiben. Das ge⸗ genwärtige Verfahren des Papstes ist von dem Verlan⸗ gen eingegehen, allmälig jene Herrschaft wiederherzustellen, aus deren Banden England durch die Reformation erlöst worden ist, welche die Märtyrer mit ihrem Blut besiegelt haben.“ Inständigst wird daher die Königin gebeten, „Maßregeln zur wirk⸗ samen Aufrechthaltung der Königlichen Autorität und zur Schir⸗ mung der Unabhängigkeit des Staates zu ergreifen, kraft jenes Ar⸗ tikels der britischen Verfassung, welcher erklärt, daß keine fremde Person, kein fremder Fürst, Prälat, Staat oder Potentat irgend eine Gerichtsbarkeit, Macht, Obergewalt, einen Vorrang oder eine Autorität, kirchlicher oder geistlicher Art, innerhalb dieses Reiches hat oder haben soll.“

Heute Morgens war ein kleiner Arbeiterkravall im Hydepark. Die beim Ausstellungsgebäude beschäftigten Arbeiter forderten eine Erhöhung ihres Arbeitslohnes. Die Glaser beklagten sich, daß sie blos 22 Schilling in der Woche erarbeiten könnten, und die anderen Werkleute, daß sie blos eine halbe Stunde Zeit für ihr Mittags⸗ 1 essen hätten. Die Polizei stellte die Ruhe schnell her.

Heute Mittag brach in den Ost⸗ und Westindischen Docks Feuer aus. Es war schnell Hülfe bei der Hand und der Brand wurde bald gelöscht.

Der elektrische Telegraph nach Brighton wird noch in dieser Woche vollendet sein.

900

—2.

Italien. Turin, Nov. (Lloyd.) Das Oppositions⸗ Blatt Il Progresso meldet dem Vernehmen nach, daß in einer Privat⸗Versammlung der Abgeordneten der Rechten die Mitglieder der Kammer⸗Büreaus bezüglich ihrer Wiedererwählung großen Wi⸗ derstand gefunden haben. Unter denjenigen, welche sich gegen deren Neuwahl ausgesprochen haben, soll sich selbst der Handels⸗Minister befinden. Als die Deputirten sich vorgestern zur Sitzung begeben wollten, fanden sie das Plakat, welches die Schließung der dies⸗ jährigen Session enthielt, bereits an den Straßenecken angeschlagen. Sie zeigten darüber große Empfindlichkeit und nannten es eine Verletzung der der Kammer schuldigen Rücksichten. Der Minister des Innern entschuldigte die Sache als einen Verstoß, der aus dem übertriebenen Eifer seiner Unterbeamten hervorgegangen sei.

Ferrara, 10. Nov. (Lloyd) Die Stadt hat an ihren Kunstschätzen einen unersetzlichen Verlust erlitten. Bei Gelegenheit eines Festes in der Kirche San Domenico fing der Vorhang unter

dem kostbaren Gemälde des berühmten Meisters Benvenuto da Ga⸗

rofalo Feuer, und zerstörte fast gänzlich eines der ausgezeichnetsten Produkte dieses unsterblichen Künstlers.

Aus Rom geht uns die Nachricht zu, daß Valerga, der Pa⸗ triarch von Jerusalem, sich seit einigen Tagen dort befindet. Auch der karlistische General Cabrera ist nebst Gemahlin dort angekom⸗ fuene. Um Weihnachten sollen neue Kardinals⸗Ernennungen statt⸗ inden.

Neapel, 11. Nov. (Fr. B.) Zwei amerikanische Fre⸗ gatten haben im hiesigen Hafen Anker geworfen.

Der Prozeß der Unitarier wird wieder aufgenommen. Die Regierung beantragt den Tod für 9 Mitglieder, 25 bis 30 Jahre Gakeerensrafe für die übrigen.

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erschien General Narvaez Ministern. Er begab sich vom Königl. Palast zur Königin Mutter. ii Fehten g da National⸗Industrie⸗Ausstellung eröffnet worden.

Die Kommission zur Regelung der Staatsschuld hat ihre Ar⸗ beit beendigt und dem Finanz⸗Minister vorgelegt. Sie hat drei Entwürfe eingereicht.

Madrid, 21. Nov. Der Kommandant der französischen Schiffs⸗ diviston in den westindischen Gewässern hat wegen seines Beneh⸗ mens in der Cuba⸗Angelegenheit von der Königin das Großkreuz des Ordens Karl's des III. erhalten.

Die Deputirten⸗Kammer debattirt die Antworts-Adresse. Amendements sind bis jetzt verworfen.

Alle

Türkei. Beirut, 29. Okt. (Konsular⸗Berichte der Wien. Ztg.) Nach den vor kurzem aus Aleppo eingetroffenen Nachrichten fand daselbst in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober eine von den frevelhaftestemn Erzessen begleitete Volkserhebung statt, welche am 19. Oktober, als der Courier die Stadt verließ, noch nicht ge⸗ dämpft war. Der Aufstand begann mit dem Angriffe auf einen militairischen Wachtposten in der Straße Bab el Nerab, auf welchen sich ein aus Türken, Beduinen und Landleuten be⸗ stehender Pöbelhaufe stürzte. Der Gouverneur Zarif⸗Pascha, hiervon in Kenntniß gesetzt, verfügte sich mit etwa 40 Po⸗ lizei⸗Soldaten sogleich an Ort und Stelle, um durch seine Gegen⸗ wart einem weiteren Umsichgreifen der Empörung Einhalt zu thun. Er hat sich indessen bald überzeugt, daß er dem bewaffneten und an Zahl weit überlegenen Volkshaufen auf diese Weise nicht impo⸗ niren könne, worauf er sich in die Kaserne zurückzog, aus welcher sodann einige Kanonenschüsse und Gewehrsalven auf die Menge ge⸗ richtet wurden, ohne dieselbe jedoch sonderlich einzuschüchtern. Mitt⸗ lerweile trachtete man, die Empörung auf guͤtlichem Wege zu stillen, doch war jeder diesfällige Versuch vergebens. Größere Kraft konnte nicht entfaltet werden, da kurz zuvor die meisten in Aleppo garniso⸗ nirenden Truppen auf Geheiß des syrischen Armee⸗Kommandanten nach Damaskus abgegangen sind, die zurückgebliebenen aber zur Be⸗ kämpfung des Aufstandes zu schwach waren⸗ Obgleich von Seiten der Rebellen die angeordnete Rekrutirung als Grund ihrer Erhebung vorgeschützt wurde, so bewiesen sie in der That, daß es ihnen mehr Wum Raub und Mord zu thun war, in welcher Beziehung sich na⸗ mentlich der Musselim Abdalla⸗Bey mit seinem Gefolge thätig er⸗ wies. In ihrem blinden Fanatismus richteten die Empörer ihr

Augenmerk hauptsächlich auf die christlichen und jüdischen Stadt⸗ quartiere, wo sie von Gasse zu Gasse zogen, die Häuser der Ver⸗ möglicheren plünderten, Weiber und Kinder entehrten. Mehrere angesehene Personen wurden auf grausame Weise ermordet. Unter letzteren befand sich ein maronitischer Priester. Der syrische Patriarch wurde verwundei. Auch die Kirchen entgingen der Plünderung nicht; drei hiervon wurden niedergebrannt, worunter zwei griechische und eine syrische. Leider ist auch der naturalisirte österreichische Unterthan Joseph Cassab, dessen Haus man vollstän⸗ dig ausplünderte, ein Opfer geworden. Nach den Berichten des Kaiserlichen Vice⸗Konsulats in Aleppo hat sich dasselbe sogleich an Zarif⸗Pascha gewendet, um, sobald es die Umstände erlauben, die Rückstellung der geraubten Effekten und Bestrafung der Schuldigen zu erlangen. Der englische General⸗Konsul Colonel Rose ver⸗ langte vom hiesigen General⸗Gouverneur die Absendung eines Truppen⸗-Corps zur Sicherung der in Alexandrette liegenden engli⸗ schen Waaren, was der Letztere jedoch verweigerte, da die hier stationirten Truppen kaum zum Schutze von Beirut hinreichen.

Auch im Paschalik von Damaskus ist die Ruhe noch nicht her⸗ gestellt. Am 17ten d. fand ein neuer Zusammenstoß zwischen den von Mustafa⸗Pascha kommandirten Regierungs⸗Truppen und dem an 2000 Mann starken Emir Mohamed statt. Letzterer war in der Nähe von Mallula (Ostseite des Antilibanon) gelagert und begann den Angriff. Die bei Ain⸗el⸗Tin aufgestellten türkischen Truppen machten mit Hinterlassung ihrer Zelte einen Schein⸗Rück⸗ zug, wendeten jedoch, von ihren Gegnern hitzig verfolgt, plötzlich um, wodurch diese in ein mörderisches Artillerie⸗Feuer geriethen und bis hinter die Mauern von Mallula zurückgeworfen wurden. Mu⸗ stafa⸗Pascha ließ darauf den Ort beschießen. Zugleich fielen die türkischen Bataillone, im Vereine mit einer Anzahl Kurden und anderen Mieth⸗Truppen, über die Rebellen her, was ein so erbittertes Gemetzel zur Folge hatte, daß beiderseits eine beträcht⸗ liche Anzahl Streiter auf dem Platze blieb. Mustafa⸗Pascha be⸗ hielt endlich die Oberhand und ließ Mallula plündern. Die Kirche zur heiligen Thekla und das St. Sergius⸗Kloster wurden aller Habe beraubt. Ein Mönch wurde getödtet, einem anderen die Hand abgehauen, der griechische Bischof Mons. Zaccaria erhielt eine Schußwunde, und noch andere 8 Personen wurden niedergemacht. Dem Emir Mohamed gelang es, in eine nahe Grotte zu flüchten, aus welcher er noch 4 Personen, die ihn zur Unterwerfung auf⸗ forderten, niederschoß. Endlich ergab er sich dem Anführer der irregulären Truppen, Schamedin⸗Aga, welcher ihn dem Mustafa⸗ Pascha auslieferte. Emir Mohamed wurde mit zweien seiner Brüder nach Damaskus abgeführt, wo sie am 18ten d. eintrafen. Die fol⸗ genden 3 Tage wurden sie, in Lumpen gekleidet und mit Ketten beladen, an der Brust eine Tafel, die ihr Verbrechen bezeichnete, in der Stadt herumgeführt, während ein öffentlicher Ausrufer dem Volke ihre Missethaten schilderte. In das Gefängniß zurückgeführt, wurden sie jeden Tag mit Stockstreichen gezüchtigt. Bereits ist der Emir Mohamed mit 9 anderen Rebellen⸗Chefs und 36 minder gra⸗ virten Gefangenen nach Beirut gebracht und sogleich auf eines der hier vor Anker liegenden türkischen Kriegsfahrzeuge eingeschifft wor⸗ den, um weiter nach Konstantinopel geschafft zu werden. In Hau⸗ ran ist es für den Augenblick ruhiger, indem man die Aufstän⸗ dischen mit dem Versprechen beschwichtigte, binnen zwei Mo⸗ naten einen Pforten⸗Befehl zu erwirken, welcher sie von der Rekrutirung befreien soll. Die Regierung erlangte dadurch freie Passage in jenen Gegenden und wird sich von den den Hauranern verbündeten Beni⸗Schaher⸗Beduinen die für die rückkehrende Pil⸗ ger⸗Karavane nöthigen Kameele verschaffen können, während sie die⸗ serwegen noch vor kurzem in großer Verlegenheit war.

Weitere Nachrichten aus Aleppo bis zum 23sten d. melden, daß sich am 19ten Abends bedeutende Volkshaufen um die Kaserne sammelten, in welche Zarif Pascha eingeschlossen war, und die Freilassung von etwa 200 Arabern verlangten, welche, als sie die Stadt mit den von ihnen geplünderten Gütern verlassen wollten, von den Truppen gefangen genommen wurden. Za⸗ rif⸗Pascha bewilligte die Forderung, und die Aufrührer schie⸗ nen für kurze Zeit zufriedengestellt. Am darauf folgenden Tage nahmen sie jedoch neuerdings eine drohende Stellung an, so daß sich die in Aleppo residirenden Konsuln veranlaßt fanden, eine Kollektivnote an Abdalla⸗Bey, der das Vertrauen der Massen genoß, zu richten, in welcher sie für sich und ihre Administrirten Schutz und Sicherheit verlangten. Abdalla⸗Bey verfügte sich per⸗ sönlich zu den verschiedenen Konsuln und versicherte sie, die diesfalls erforderlichen Maßregeln getroffen zu haben. Endlich wurde zwi⸗ schen den Insurgenten und Zarif Pascha ein Abkommen getroffen,

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U 2 aar EEZEEE11.“ welcher auf ihr Verlangen Folgendes zusagen mußte: 1) Einstellun der Rekruten⸗Aushebung. 2) Einhebung des Ferdi nicht 88- Köpfen, sondern nach dem Besitzthume. 3) Verzeihung der be⸗ gangenen Verbrechen. 4) Ernennung des Abdalla⸗Bey zum Gou⸗ verneur⸗Stellvertreter. 5) Rückkehr des Zarif Pascha und aller Stadt⸗Primaten in ihre Wohnungen. Zarif Pascha machte auch wirklich diese Zugeständnisse, wenngleich mit Widerwillen und nur in Folge der Vorstellungen des Herren von Picriatto, im Vereine mit seinen Kollegen von Rußland, Frankreich und England.

Aleppo, 9. Nov. (Lloyd.) Die türkischen Rebellen in den drei Quartiren von Aleppo haben nach einem dreitägigen Kampfe eine gänzliche Niederlage erlitten. Der General⸗Gouverneur be⸗ mächtigte sich Abdullahs Babelsi nebst fünf anderen Häuptern. Die Truppen plünderten die Rebellen. Man zählt unter diesen 500 Todte und beinahe 72 Todte unter den Truppen.

Auswärtige Börsen.

Wien, 27. Nov. Met. 5proz. 86 ½, 88 ½. 4proz. 63 64. 4 ½proz. 76 ½ 77. 2 ⅛proz. 49 48. Anl. 34: 175 176. 39: 107 ½ 108 ¾. Nordbahn 113 ½ 114 ¼. Gloggn. 132 130. Mail. 65— 66. Pesth 85 84. B. A. 1060 30. Wechsel⸗Course. Augsburg 140 Gld. Frankfurt 140 Bö. Hamburg 210 Br., 285 Gld. London 14 Gld. Paris 168 Br., 165 Gld. K. Gold 153 Br., 147 Gld. Silber 142. Fonds und Actien höher. Valuten und niedriger, zu Ende über Notiz wieder gesucht.

Leipzig, 28. Nov. Leipzig⸗Dresdener Part. Oblig. 107 Br. Leipz. B. A. 158 Br. Leipz.⸗Dresd. E. A. 120 Gld. Säch⸗ sisch⸗Bayer. 80 Br. Sächsisch⸗Schles. 90 Br. Magdeburg⸗Leipzig 210 Br. Berlin⸗Anhalt. 83 Gld. Deßauer B. A. A. 125 Br., do. B. 111 Br. Preuß. B. A. 82 ½ Gld.

Frankfurt a. M., 27. Nov. Die bedeutend niedrigen Fonds⸗ und höheren Wechsel⸗Course von Wien vom 26sten, so wie der Rückgang der Fonds von Berlin vom 26sten und über⸗ dies die monatliche Abrechnung, welche morgen stattfindet, brachten an heutiger Börse eine ungünstige Wirkung hervor. Alle Gattun⸗ gen der Fonds und Actien hielten sich offerirt und im Cours sehr gedrückt. Es machte sich dazu gar keine Kauflust bemerklich. Mit Ausnahme der 3proz. Span., worin Mehreres umging, war in allen Fonds und Actien beinahe kein Umsatz. Oestr. 5proz. Met. Oblig. 64 ½ Br. Bank⸗Artien 900 Br. Bad. Partial⸗Loose a 50 Fl. vom Jahre 1840 49 ¾ Br., do. 35 Fl. vom Jahre 1850 28 ¼ Br. Kurhess. Partial⸗Loose a 40 Thlr. Preuß. 28 ¼ Br. Sardin. Partial⸗Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 32 ¼ Br. Darmstadt Part.⸗Loose a 50 Fl. 73 Br., do. 25 Fl. 26 ½. Br Span. Zproz. inländische 30 ½ Br., 30 Gld. Poln. Loose a 300 Fl. 135 ½ Br., 4proz. Obligationen a 500 Fl. 75 ½ Br. Friedr.⸗Wilh.⸗Nordb. 31 Br. Ludwigsh.⸗Bexbach 70 Köln⸗Minden 80 ¼ Br.

Br.

Hamburg, 27. Nov. 3 ½proz. p. C. 83 Br., 82 Gld. St. Präm. Oblig. 89 Br. 4 ½proz. 86 Br., 86 Gld. Stiegl. 83 Br. Dän. 72 Gld. Ard. 10 Br. Zproz. 28 ¾ Br., 28 ½i Gld. Amer. 6proz. V. St. 103 ½ Br., 103 ½ Gld. Hamb.⸗Berl. 75 ½ Br. 74 ½ Gld. Magdeb.⸗Witt. 41 Br., 40 Gld. Altona⸗Kiel 78 Br⸗ Köln⸗Minden 81 Br., 80 Gld.

Paris, 26. Nov. bahn 452. 50. Nach der Börse. 5proz. 91.40. Wechsel⸗Course. Amsterdam 212 ½. Haeamburg 187 ½. Berlin 367 ½. London 24.95. Frankf. 211 ½. Wien 197 ½. Petersb. 390. Gold al Marco 2—1. 50. Dukat. 11.75—11. 70. Fonds neuerdings gewichen.

London, 26. Nov. Zproz. Cons. p. C. u. a. Z. 96 ½. 3 ½proz. Int. 56 ½¼. Russ. 4 ½proz. 95 ½. Bras. 87 ½. Mex. 34 ½, 4. Die Stimmung des engl. Fonds⸗Marktes war sehr ungünstig und die Preise X % gewichen. Fremde Fonds ebenfalls flau und 1 % niedriger als gestern. 2 Uhr. Con. p. C. u. a. Z. 96 ½, z. sehr wenig Geschäft, und der Markt bleibt flau. Actien Umsatz beschränkt.

Amsterdam, 26. Nov. Durch den fortdauernden Rückgang der österreichischen Effekten und durch die niedrigen Notirungen der pariser Börse vom 25sten war die Stimmung heute wiederum sehr flau. Von holl. Fonds war in Int. noch etwas Leben; in frem⸗ den Effekten, die Alle mehr oder minder niedriger angeboten waren, blieb der Umsatz unbelangreich.

Holl. Int. 53 ½, v. Zproz. neue 63 ½, ½. Span. Ard. 12, 2. gr. Piecen 12 ½. Coupons 7 1%, ½. Russ. alte 102 ½⅞. Oesterr. Met. 5proz. 66 ½, 65 ⅜⅛, neue 71, 70 ½. 2 ⁄proz. 35 ½, 34 ½%, 35.

Wechsel⸗Course. London k. S. 11. 72 ½ Gld., 2, Mt. 11. 67 ½ Br. Hamburg 35 7A, 2 Mt. 35 %.

Comptanten bedeutend

3Zproz. 56. 65. Nord⸗

““

71 97 2 .

In fremden Fonds In Eisenbahn⸗

locy 10 Rthlr. Br., 10 ½ bez. u CG. pr. diesen Monat 10 ½8 Rthlr. Br., 10 % pr. Nov. /Dez. 10 ⅞˖ Rthlr. Br., 10 ¼ G. Dez./Jan. 11 Rthlr. Br., 103 bez., 10 ½ G. s Jan./ Febr. 11 ¾ Rthlr. Br., 11 bez., 11 ½ G. Febr./ März 11½ Rthlr. Br., 11 ⁄½ G. Rthlr. Br., 11 bez. u. G. 1' pri ai 11 ¼ Rthlr. Br. 11 ½⅔ Leiugl 1ogo 12 Rthlr. veri,. Br⸗ 11 a 14 beg, 11 G. »„ pr. Nov. 12 Rthlr. pr. Frühjahr 11 ½ Rthlr. Mohnél 14 Rthlr.

Rühöl EI .9 42

a bez, u.

8 bez. Nov. / Dez. 1 Febr. / März 18 ½1 Rthlr. Br., 18 G.

Palmöl 12 Rthlr. 8 SIIbb1 .“ Spiritus loco ohne Faß 17 ¼ a 17 mit Faß pr. Nov. 17 ½ Rthlr. Br., 1 ea1n Jan./ Febr. 18 Rthlr. Br., 17 ¾⅞ bez. u. G. März/ April 19 Rthlr. Br., 18 G. pr. Frühjahr 19 12 2 Rthlr. bez. u. G.

Marktpreise vom Getraide.

Berlin, den 28. November. Zu Lande: Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 20

Gold al Marco 12 ½, 11 ½. Dukaten 5.70 5. 60.

1

Markt⸗Berichte.

Getraidebericht vom 29. November. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt Weizen nach Qualität 47 51 Rthlr. Roggen loco 36 38 ½ Rthlr. t 2 vr. Nov. 1 2 “M /Sez. 35 ½ Rthlr. bez., 35 ½ G. »„ pr. Frühjahr 1851 39 ½ a ½ Rthlr. bez. Gerste, große loco 25 —27 Rthlr. »„ kleine 23—25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität . 8 f schwimmend 48⸗ u. 50 fd. 21—23 Rthlr. zu machen. » 48pfd. pr. Frühjahr 24 Rthlr. bez. » 50pfd. 24 ½ Rthlr. G. Erbsen, Koch⸗ 45—50 Rthlr., Futter⸗ 35—38 Rthlr.

6 Pf.; große Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr. 3 Pf., auch 26 Sgr. 3 Pf.; Linsen 2 Rthlr. 5 Sgr.

Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.,

Sgr.;

13 Sgr. 9 Pf.; große Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; Hafer 28 Sgr. 9 Pf., auch 26 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. (schlechte Sorte). Mittwoch, den 26. November. Das Schock Stroh 10 Rthlr., auch 9 Rthlr. Heu 25 Sgr., geringere Sorte auch 20 Sgr.

Kartoffel⸗Preise. Kartoffeln, der Scheffel 17 Sgr. 6 Pf., auch 12 Sgr. 6 Pf. metzenweis 1 Sgr. 3 Pf., auch 10 ½ Pf.

b Branntwein⸗Preise. Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 22. Nov. 1850 16 Rthlr. 17 ½ u. 17 Rthlr. 473 u. 17

1G1841ö

frei ins Haus geliefer pr. 10,800 % nach

17 u. 1. 5 TLvrralles. ““

17 ¾ . 4170 Berlin, den 28. November 1850. ie Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

2) 2

Fonds flau.

Amisterdanm, 27. Nov. 4 ½ Uhr. 1 4 ½ proz. 66 ½.

Span. inl. 32 ½. Met. proz. 35 ½. Russ. 4proz. Hope 84 ½.

Rüböl pr. Novbr. 34 , pr. Frühj. 365 ½ willig. Roggen preishaltend.

Stettin, 28. Nov. jahr 38 ½ Gld.

Rüböl 10 ¼ bez. u. Br.

Spiritus 22 Frühjahr 20 Gld.

5proz. 71

22, pr.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

1850. 28. Nov.

Morgens 6 Uhr.

Nachmittags 2 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Luftdruckk . . . .. 335,15“Par. 338,19“ Par. 340,86“ Par. Quellwärme 7,40 R. hITg s . + 4,1 ° R. P 3,8 ° h + 0,6“ R. Flusswärme +f 2,0“ K Thaupunkt 2,90 R +† 1,3° h.

1,79 R. Bodenwärme Dunstsättigung. 90 pCt. 80 pCt. 81 pCt. Ausdünstung Wetter neblig. trübe.

heiter. Ntederschlag 0. Wind wsSw WNW. NW. Wärmewechsel + 4,1° Wolkenzug.... WsWw. WNW.

NW. 1,80° Tagesmittel: 338,06 Par. + 2,80 K. 0,8 ° R.. 84 pCt. WNW

Khbsnigliche Schauspiele. Sonnabend, 30. Nov. Im Schauspielhause. 194ste Abonnements⸗

Vorstellung: Seine Frau! Original⸗Lustspiel in 1 Akt, von G. zu Putlitz. Hierauf, zum erstenmale: Die Scheidung, Lustspiel in 3 Akten, nach dem Französtschen von Mallesville, von G. Kettel.

Sonntag, 1. Dez. Im Opernhause. 130ste Abonnements⸗ Vorstellung: Sophia⸗Catharina.é Romantisch⸗komische Oper in 2 Abth. und 4 Akten, mit Ballet, von Charl. Birch⸗Pfeiffer. Musik von Fr. von Flotow. Ballet von P. Taglioni.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Im Schauspielhause. 195ste Don Carlos, Infant von Spanien. Schiller. Anfang 6 Uhr.

Abonnements⸗ Vorstellung: Trauerspiel in 5 Akten, von

Königliches Opernhaus.

Mit Allerhöchster Genehmigung: 1850, Mittags zwischen 12 und 2 Uhr, dramatisch⸗musika⸗ lische Vorstellung zum Besten der zurückgelassenen Familien der ausgerückten Landwehrmänner und Frauen und Kinder der Unteroffi⸗ ziere des stehenden Heeres, veranstaltet von dem Gesammt⸗Per⸗ sonale der Königlichen Schauspiele. Erste Abtheilung: Fest⸗ marsch von Spontini, ausgeführt von der Königlichen Kapelle und sämmtlichen resp. Musikchören der Garde; dirigirt vom Königlichen Kapellmeister Taubert und dem Königlichen Musik⸗Direktor Wieprecht. Hierauf: Prolog von Stawinsky; dann Borussta, Volkslied von Spontini, vorgetragen von sämmtlichen König⸗ lichen Sängern und Sängerinnen und dem Königlichen Thea⸗ ter⸗Chor, und Tableau. Zweite Abtheilung: Maskenball aus

Sonntag, den 1.

Weizen 2 Rthlr. 7Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. 2 Sgr., auch 1 Rthlr. 17 Sgr. kleine Gerste 1 Rthlr. 6 auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 1 Sgr.,

auch 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. Gerste 1 Rthlr. 3 Sgr., 9 Pf, au 1

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Der Centner

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2 ½a Uhr. Roggen 34 ½ Br., pr. Früh⸗

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