1850 / 354 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

stark nach außen sei.“ Diese Worte vom Throne haben überall freudigen Anklang gefunden. Sie verleihen der Kammer die Zuver⸗ sicht, daß die Großherzogliche Regierung, berufen, an den Berathungen über eine deutsche Verfassung Theil zu nehmen, dahin wirken wird, 1) daß eine oberste Gewalt in Deutschland errichtet und mit den Befugnissen ausgestattet werde, welche erforderlich sind, um, unab⸗ hängig von fremden Einflüssen, die Rechte und Interessen der Na⸗ tion nach außen und im Innern zu schützen und zu fördern; 2) daß diese oberste Gewalt umgeben werde mit einer National⸗Vertretung, deren Theilnahme die deutsch⸗nationale Richtung der allgemeinen Po⸗ litik, die Kraft der Gesetzgebung und der Leitung der gemeinsamen Interessen, den Schutz des Rechts und der berechtigten Selbststän⸗ digkeit der einzelnen Staaten verbürgt. Nicht minder hat die Kam⸗ mer die Zuversicht, daß die Großherzogliche Regierung, so viel an ihr ist, jeder Verletzung der nationalen Interessen von außen und des Rechtszustandes im Innern entgegentreten, daß sie folgeweise sowohl gegen die Zumuthungen, die Rechte Deutschlands auf das Herzogthum Holstein und auf dessen unzertrenn⸗ liche Verbindung mit Schleswig preiszugeben, entschiedenen Wider⸗ spruch einlegen, als die in anerkannter Wirksamkeit bestehende Ver⸗ fassung des Kurfürstenthums Hessen gegen jeden Angriff in Schutz nehmen wird. Indem die Kammer diese Erklärung in ihr Proto⸗ koll niedergelegt, fühlt sie sich getragen von dem Bewußtsein, einer Pflicht zu genügen, welche den Vertretern jedes deutschen Stammes gebietet, in einer Zeit, in welcher es sich um die Verwirklichung der feierlichsten Zusicherungen handelt, an deren redliche Erfüllung zu mahnen, wodurch allein das Wohl, ja die Existenz des großen deut⸗ schen Vaterlandes wie der einzelnen Glieder gesichert werden kann. Sie fühlt sich aber zugleich gehoben durch die Thatsache, daß ihre Mahnung für die Großherzogliche Regierung nicht ein Vorwurf, son⸗ dern eine Stütze ist.“

Auf diese Interpellation gab der Staats⸗Minister von Rüdt folgende Erklärung: „Die Großherzogliche Regierung kann nur wiederholen, was sie schon früher erklärt hat. Die Großherzogliche Regierung wird bei den bevorstehenden Konferenzen auch ihrerseits nach Kräften zu einer Verfassung Deutschlands mitwirken, durch welche die Rechte und Interessen der Nation nach Außen, durch welche nach Innen das monarchische Prinzip gewahrt und den Be⸗ dürfnissen des Volkes entsprochen wird. Nachdem die Königlich preußische Regierung die Unausführbarkeit der Union ausgespro⸗ chen, hat sich auch die badische Regierung dafür erklärt, daß die Union einstweilen für suspendirt angesehen werde. Später wird die Frage entstehen, ob innerhalb des weiteren Bundes noch engere Bündnisse geschlossen werden sollen. Die Regierung wird dann in Erwägung ziehen, ob und inwiefern die Verfassung des weiteren Bundes nicht vollkommene Befriedigung gewährt.“

Hessen. Kassel, 20. Dez. (N. H. Z.) Sicherem Ver⸗ nehmen nach hat der bleibende landständische Ausschuß bei den Ver⸗ handlungen und dem Beschluß des Ober⸗Appellationsgerichts, wel⸗ cher wegen vorläufiger Erhebung der Steuern bis zur definitiven Regulirung der kurhessischen Angelegenheiten gefaßt sein soll, sich in keiner Weise betheiligt.

Heute Mittag sind 2 Bataillone bayerische Infanterie und eine Division Chevauxlegers durch hiesige Stadt gezogen, um in die umliegenden Ortschaften des rechten Fuldaufers (Nieder⸗Vellmar, Ihringshausen, Wolfsanger ꝛc.) verlegt zu werden. Die hier noch garnisonirenden preußischen Truppen bestehen aus zwei Bataillonen vom 13ten Infanterie⸗Regiment, zwei Escadrons vom 9ten Husa⸗ ren⸗Regiment, einer Abtheilung Jäger und einer halben Batterie. Auch befindet sich -hier das Brigadequartier des Herrn General⸗ Majors von Cölln. Die bayerischen Truppen kamen zum leipziger Thor herein (von den Ortschaften des rechten Fuldaufers, wo sie seit einigen Tagen im Quartier lagen) und zogen zum holländischen Thor hinaus weiter. Das 2te Bataillon der Kurfürstlichen Leib⸗ garde steht dem Vernehmen nach in Wabern.

(D. A. Z.) Ueber die vom Oberappellationsgericht abgegebene Er⸗ klärung ist nun Genaueres und Zuverlässiges in Erfahrung gebracht. Der General von Peuckerzhat den Mitgliedern jenes höchsten Gerichts⸗ hofs seine Vollmacht mitgetheilt, wonach derselbe im Namen der preußischen Regierung und der mit ihr verbündeten deutschen Re⸗ gierungen hier auftritt. Der österreichische Kommissar, Graf von Leiningen, hat an den vertraulichen Unterhandlungen Antheil nicht ge⸗ nommen. General von Peucker hat aber die Versicherung gegeben, daß derselbe nicht blos im Namen Oesterreichs, sondern auch im Namen der mit Oesterreich verbündeten deutschen Staaten hier sei. Das Oberappellationsgericht hat nun geglaubt, nicht länger wider⸗

stehen zu dürfen, da nach den erhaltenen Mittheilungen die beiden Kommissare sämmtliche deutsche Regierungen repräsentiren und die Gesammtheit der deutschen Regierungen die oberste Gewalt in Deutschland sei, deren Ausspruch auch rechtlich anerkannt werden müsse. Die rechtliche Entscheidung der kurhessischen Angele⸗ genheit solle nun zwar erst auf den dresdener Konferenzen erfolgen, aber die Gesammtheit der deutschen Regierungen fordere, daß bis dahin die Steuerverordnung vom 4. Sept. faktisch in Ausführung komme, und es bleibe nichts übrig, als dieser Forderung der höch⸗ sten Gewalt in Deutschland sich zu fügen. Aus diesen Motiven hat das Oberappellationsgericht seine Erklärung abgegeben, die wörtlich so lautet: „Das Oberappellationsgericht erklärt: bis zur demnächstigen definitiven Regulirung der kurhessischen Angelegen⸗ heiten der Verordnung vom 4. September und somit auch dem Be⸗ schlusse des kurfürstlichen Justizministeriums vom 17. Dezember Folge leisten zu wollen.“ In das Protokoll dtr Sitzung, in welcher diese Erklärung beschlossen worden, ist übrigens noch die Erklä⸗ rung niedergelegt worden, daß durch die faktische Ausfüh rung der Steuerverordnung vom 4. September eine richterliche Entscheidung, zu welcher das Gericht etwa Veranlassung er⸗ hielte, nicht präjudizirt werden solle. Die an die Kommissare abzu⸗ gebende Erklärung ist einstimmig gutgeheißen worden, aber darüber, die thatsächlichen Voraussetzungen vorhanden sind, also wohl, ob die beiden Kommissare wirklich als Vertreter sämmtlicher deut⸗ schen Regierungen angesehen werden müßten, sind die Stimmen ge⸗ theilt gewesen. Die Majorität hat sich aber für Bejahung dieser Vorfrage entscheiden zu müssen geglaubt. Die fragliche Erklärung hat das Ober⸗Appellationsgericht in einer Sitzung gefaßt, welcher kein Mitglied einer anderen Behörde beigewohnt hat. Gestern Nachmittag hat aber eine gemeinschaftliche Zusammenkunft der Mit⸗ glieder des Ober⸗Appellationsgerichts und der Direkloren der Fi⸗ nanz⸗ und sonstigen Behörden stattgefunden, in welcher die Erklä⸗ rung mitgetheilt, erläutert und motivirt worden ist. Jedermann sieht, wie natürlich, die Erklärung des Ober⸗Appellationsgerichts für maßgebend an, wenn auch nur indirekt. Alle übrigen Be⸗ hörven und Beamten werden sich jedenfalls nach derselben richten, eiwa nur mit wenigen Ausnahmen. Wie verlautet, haben die Ober⸗ gerichtsräthe in Rotenburg, welche ihren Abschied eingegeben hat⸗ ten, die Gesuche heute wiever zurückerhalten, und es in ih heimgegeben worden, dieselben zurückzunehmen 89 he Menen. Erfahrung gebracht, daß die Diviston Kurfürst⸗ Hufaren 1 . leichte Batterie in und um Guyensberg, drei bh ee Stunden von hier, liegt. Die Nachricht, daß sie bei Nau⸗

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heim hätten Halt machen müssen, ist ungegründet gewesen und aus einem Mißverständniß entsprungen. Wegen der kurze Tagen und des schlechten Wetters haben sie das Großherzoglich hessische Gebiet nicht in einem Tage durchschreiten können und deshalb in Großherzoglich hessischen Ortschaften ein Nachtquartier machen müssen. Das Ge⸗ rücht, daß heute das kurhessische Garderegiment nach Wabern und Umgegend komme, erhält sich, aber weitere Bestätigung fehlt. Heute Morgen soll hier der Befehl eingetroffen sein, die Kasernen für das kurhessische Leibregiment und die Jäger in Bereitschaft zu setzen. Das Hauptquartier des bayerischen Corps, welches aus Oberhessen ist seit ein paar Tagen in Dissen, an der frankfurter Straße.

Fulda, 19. Dez. (O. P. A. Z.) Zufolge einer Ministerial⸗ Verfügung hat der hiesige Bezirksdirektor allen Verwaltungsstellen des Bezirkes die Wiedererhebung der Stempel in der Weise anbe⸗ fohlen, daß auch die nach einer früheren Auweisung des Bezirks⸗ Direktors blos notirten Stempel nachträglich zur Erhebung gebracht werden.

Im hiesigen Lazarethe liegen noch ungefähr 7 kranke preußi⸗ sche Soldaten, welche von einem dafür zurückgebliebenen preußischen Militair⸗Arzte behandelt werden. Vor einigen Tagen traf nun ein preußischer katholischer Feldprediger aus Vacha hier ein, um diesen wenigen Soldaten den Trost ihres eigenen Seelsorgers zu ge⸗ währen.

Melsungen, 18. Dez. (O. P. A. Z.) Auf drei Straßen rücken die Bundestruppen gegen Kassel an: die Brigaden von Hail⸗ bronner und du Ponteil auf den Straßen von Marburg und Fulda bis jenseits Fritzlar und Melsungen, die Brigade von Haller, von Bebra und Sontra auf der leipziger Straße über Waldkappel ge⸗ gen Kaufungen. Das Hauptquartier des Fürsten von Taxis ist hier. Dagegen kommt das Hauptquartier des Generals Damboer nach Rotenburg.

Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 19. Dez. In Be⸗

ziehung auf eine der Freib. Ztg. entlehnte Notiz über die Anzahl

der im badischen Revolutionskampfe gefallenen und verwundeten Militairs, geht der Darmst. Ztg. von dem Großherzoglichen Obersten Fresenius nachstehende ergänzende Berichtigung zu: „Wäh⸗ rend im Jahr 1849 die Großherzoglich hessischen Truppen gegen die Rebellen im Großherzogthum Baden die Gefechte bestanden, befand ich mich als Lazareth⸗Kommissär in dem Militair⸗Lazareth zu Darmstadt. Zu derselben Zeit hatte sich ein Comité gebildet, welches für die verwundeten Hessen die eingehenden Gelder in Empfang nahm, und war ich Mitglied und Rechner desselben. Hierdurch er⸗ langte ich genaue Kenntniß über den Verlust der Großherzoglich hessischen Truppen und fühle ich mich, durch den in der Darmst. Ztg. Nr. 348 aus Baden vom 14. Dezember befindlichen Artikel veranlaßt, Folgendes zu bemerken: daß der Verlust, welchen die Großherzoglich hessischen Truppen erlitten haben, bestanden hat in 2 Offizieren und 22 Unteroffizieren und Soldaten todt, sodann 5 Offizieren und 175 Unteroffizieren und Soldaten verwundet. Es wur⸗ den von Letzteren in dem hiesigen Militair⸗Lazareth 127 Mann be⸗ handelt, worunter drei amputirte befindlich waren. Von diesen hier behandelten Verwundeten sind 5 gestorben, 24 zum Militairdienst untauglich erklärt und wegen mehr oder minder begründeter Ar⸗ beitsunfähigkeit pensionirt worden, die übrigen geheilt an die Re⸗ gimenter abgegangen, bis auf 2 Mann, welche sich noch in ärztlicher Behandlung im Lazareth befinden, und muß ich dabei bemerken, daß bei den Amputirten kein Sterbefall eingetreten ist. Außerdem waren in dem hiesigen Militair⸗Lazareth Verwundete aufgenom⸗ men: Von den Königlich preußischen Truppen 1 Offizier, schwer verwundet, und 1 Unteroffizier, welche geheilt entlassen worden sind. Von den Kurfürstlich hessischen Truppen ein Mann schwer verwun⸗ det, wurde geheilt entlassen. Von den Großherzoglich mecklenbur⸗ gischen Truppen 1 Offizier und 38 Unteroffiziere und Soldaten, und unter Letzteren 1 Amputirter. Von diesen ist ein Mann ge⸗ storben, alle Anderen aber geheilt entlassen worden.“

Darmstadt, 21. Dez. (Darmst. Ztg.) Die beiden Groß⸗ herzoglich hessischen Bevollmächtigten, Ministerial⸗Président Frei⸗ herr von Dalwigk und Geheimer Staatsrath Hallwachs, sind heute Morgen nach Dresden abgereist. Die interimistische Leitung des Ministeriums des Gr. Hauses und des Aeußern ist dem Herrn Ministerial⸗Direktor Freiherrn von Schenk und die des Ministe⸗ riums des Innern dem Herrn Ministerial⸗Rath von Bechthold übertragen worden.

Oldenburg. Oldenburg, 20. Dez. (Wes. Ztg.) Nach⸗ dem die Vorversammlungen über die Legitimation der Abgeordneten beendet und keine Wahl war beanstandet worden, wurde heute Vor⸗ mittag um 11 Uhr in Gegenwart des Gesammtministeriums der vierte allgemeine Oldenburger Landtag von dem Vorsitzenden des Staats⸗Ministerums, Herrn Ministerialvorstande von Buttel, mit nachstehender Rede feierlich eröffnet:

„Meine Herren! Ich habe mich eines ehrenvollen Austrages Sr. Kö⸗ niglichen Hoheit des Großherzogs zu entledigen, nämlich die hier gegenwär tige Versammlung in Höchstdessen Anftrage mit freundlichem Gruße will⸗ kommen zu heißen und den vierten allgemeinen Landtag zu eröffnen.

„Mit tiefem Schmerze, meine Herren, gedenken Se. Königl. Hoheit des wachsenden Mißgeschickes, das Deutschlands Verfassungs⸗Angelegenheit verfolgt. Drei Jahre eines fortgesetzten Entwickrlungs⸗Kampfes haben das angestrebte Ziel der Einigung nicht zu erreichen vermocht, vielmehr, wie es scheint, zunächst nur dazu gedient, die unter einander sich widerstrebenden Ansichten, Meinungen und Interessen um so ungefügsamer hervortreten zu lassen. Versuch auf Versuch ist gescheitert, und bittere Erfahrungen, durch welche die edelsten Hoffnungen getäuscht worden sind, bezeichnen den Gang, den, wie allgemein bekannt, weithin die Dinge genommen.

„Was hierbei insbesondere das berliner Bündniß vom 26. Mai 1849 betrifft, so sieht die Regierung Sr. Königl. Hoheit dasselbe, seitdem bereits zur provisorischen Ausführung der Unions⸗Verfassung vorgeschritten gewesen, jetzt aber letztere von der Königl. preußischen Regierung für unausführbar erklärt worden, als gegenstandslos und für erloschen an, weshalb es in die⸗ sem Sinne an den betreffenden Stellen bestimmte Erklärungen hat abgeben lassen. „Während die größeren Staaten Deutschlands verhängnißvoll gerüstet in Waffen stehen, werden gegenwärtig neue Versuche angebahnt.

„Zur Lösung der brennendsten Fragen und ferneren Gestaltung der ge⸗ meinsamen deutschen Verhältnisse werden sich schon in den nächsten Tagen in Dresden Abgeordnete der einzelnen Staaten zu freien Konferenzen zu⸗ sammenfinden, bei denen, auf Besehl Sr. Königl. Hoheit, auch Oldenburg vertreten sein wird. Ob der Ausgang ein glücklicher sein werde? es knüpfen sich schwere Sorgen daran!

„Welche härteste Prüfungen möglicherweise auf diesem Gange noch über Deutschland in den kommenden Zeiten verhängt werden, steht in Got⸗ tes gnädiger Hand, aber wenn sie kämen, würde auch unser Land nicht ver⸗ schont bleiben können, sondern vielmehr bereit sein müssen, wie für das ge⸗ meinsame Vaterland, so auch letztlich für seine eigensten und nächsten durch die Lage ihm angewiesenen Interessen mit willigen Opfern kräftigst einzu⸗

ehen. üge „Der von Preußen, Namens des deutschen Bundes, mit Dänemark abgeschlossene Frieden ist, wie von allen deutschen Regierungen, so auch von Sr. Königl. Hoheit ratifizirt worden. Es ist dabei die ausdrückliche Vorgussetzung ausgesprochen, daß den Rechten der Herzogthümer Schleswig⸗ Holstein in keiner Weise Abbruch geschehen dürfe, und es wird jetzt Sach⸗

sämmtlicher deutschen Regierungen sein, zu bewirken, daß solcher gerechten Erwartung entsprochen werde. Denn nur die strengste Gerechtigkeit kann bei der unglücklichen Verwickelung der Verhältnisse einen wirklichen Friedens⸗ zustand dauernd begründen und das schwer geprüfte Land zur ersehnten Wohlfahrt zurückführen.

„Se. Königliche Hoheit sind fortwährend und unablässig bemüht gewe⸗ sen, das Gedeihen der auf der Weser stationirten deutschen Flotte, die freilich auch noch, wie Deutschland selbst, einer besseren Zukunft entgegenharrt, mög⸗ lichst zu fördern. Insbesondere sind im Hafen zu Brake Vorkehrungen ge⸗ troffen, um der Flotte für den Winter ein sicheres Unterkommen zu ver⸗ schaffen, und sechs Schiffe nehmen dort gegenwärtig ihren völlig geschützten Platz ein. I

„Ueber einen Anschluß an den östereichisch⸗preußischen Postverein sind Verhandlungen eingeleitet und hoffen Se. Königliche Hoheit, daß das Er⸗ gebniß dem allgemeinen Landtag noch mitgetheilt werden könne.

„Se. Königliche Hoheit haben befohlen, daß Ihnen, meine Herren, der Voranschlag der Central⸗Ausgaben für das Jahr 1851 mit thunlichster Beschleunigung vorgelegt werde. Wenn dies nämlich nicht schon sofort ge⸗ schieht, so liegt die Ursache darin, daß die jüngst durchgeführte neue Mili⸗ tair⸗Formation, ingleichen die kürzlich von Seiten der Hansestädte erfolgte Aufkuͤndigung der zwischen denselben und Oldenburg bis dahin bestandenen Militair⸗Convention, die Aufstellung eines ganz neuen Voranschlags für das Milttair erforderlich gemacht hat, wodurch die schließliche Aufmachung des Gesammt⸗Voranschlags verzögert ist. Die demnächstige Prüfung und und Feststellung desselben, zum Zweck eines zu erlassenden Finanz⸗Gesetzes werden Sie, meine Herren, als eine Ihrer wesentlichsten Aufgaben erkennen.,

„Die erste Rate der Anleihe des Jahres 1849 ist, dem Gesetze gemäß⸗

urückgezahlt. „eeab eun unserer Kassen würde, wenn nicht die außerordentlichen Verhältnisse der Jahre 1818 und 1849 außerorvdentliche Anstrengungen er⸗ fordert hätten, und wenn nicht durch die Ausführung des Staatsgrundge⸗ setzes manche Einnahmen vermindert wären und nene Ausgaben dauernd hätten übernommen werden müssen, befriedigend sein. So aber erscheint die Eröffnung neuer Einnahmequellen dringend nothwendig, zumal die An⸗ forderungen an den Staat fortwährend mit der weiteren Ausfuhrung des Staatsgrundgesetzes sich mehren, und sonst auch von anderweitigen die Landeswohlfahrt fördernden Verwendungen entweder gänzlich würde abge⸗ sehen werden müssen oder solche doch nicht genügend würden beschafft wer⸗ den können. Die Regierung Sr. Königl. Hoheit wird in dieser Beziehung Gelegenheit haben, Anträge auch an den allgemeinen Landtag gelangen zu lassen. „Die Ausscheidung des Kronguts ist noch unerledigt und muß noch vorgenommen werden. Ihnen wird deshalb das Erforderliche zugehen.

„Wegen Ermittelung einer richtigen Quotifizirung der einzelnen Provinze im Beitrage zu den Centrallasten haben Untersuchungen stattgefunden, worüber Ihnen das Ergebniß mitgetheilt werden soll.

„Außerdem haben Se. Königliche Hoheit verschiedene Gesetz⸗Entwürse zur Vorlage vorbereiten lassen. Eine thunlichst baldige Erlassung des Ablö sungsgesetzes, des Gesetzes wegen Entschädigung für aufgehobene Zwangs

und Bannrechte der Mühlen, so wie eines Gesetzes zur milderen Beurthri-

lung der seither als Desertion angesehenen Fälle, kann als besonders wün⸗ schenswerth erscheinen. Außer diesen und einigen anderen Gesetzen werde Ihnen, so wie die Ausarbeitung vollendet ist, das Gesetz wegen Entschädigun für aufgehobene Abgaben⸗Freiheiten, welches auf den Grund des Artikel 154 des Staats⸗Grundgesetzes an den allgemeinen Landtag gebracht werden wird, ferner ein Staatsdiener⸗Gesetz und ein Gesetz über die Um- und Neuge⸗ staltung der Instiz- und Verwaltungs⸗Behörden, dessen schlüssige Berathung unmittelbar bevorsteht, vorgelegt werden. 8 „Von hervorragender Bedeutung ist hierbei der zuletzt gedachte Ent⸗ wurf eines Organisationsgesetzes, weil danach erst wesentlich das Staats⸗ grundgesetz zur Ausführung gelangen und überhaupt damit erst für die wich⸗ tigsten Theile der organisirenden Gesetzgebung die voraus erforderliche Richt⸗ inie genommen wird. Je tiefer und umfassender dies Gesetz die bisher be⸗ standenen Verhältnisse berührt, um so bedenklicher und verantwortlicher es daher ist, eine derartige Neugestaltung ins Leben treten zu lassen, um so mehr vertrauen Se. Königl. Hoheit, daß Sie, meine Herren, bei dessen Be⸗ rathung mit derjenigen eben so umsichtigen, stets das Ganze sich vergegen⸗ wärtigenden, als genau die einschlagenden Verhältnisse im Einzelnen pru⸗ fenden praktischen Erwägung zu Werke gehen werden, welche dieser Gegen⸗

stand vorzugsweise verlangt. eh Sonach wird Ihnen also, meine Herren, ein reiches und mannigfal⸗ 2 7 .8

tiges Feld geboten werden, auf dem Sie mit Ihrer Einsicht, Ihrer Erfah⸗ rung und Ihren Entschließungen der Regierung Sr. Königl. Hoheit zum Wohle des Landes zu Hülfe kommen können. Se. Königl. Hoheit vertrauen, daß Sie, meine Herren, den Druck der Zeiten nicht verkennen und mit Höchst Ihrer Regierung, deren Aufgabe eine ebenso schwierige als mühevolle ist, gemeinsam bemüht sein werden, mit weiser Mäßigung ein einträgliches Einvernehmen zu befördern, damit der Ausbau und die Regelung unserer inneren Verhältnisse einen gedeihlichen Fortgang nehmen könne, und damit zugleich die Kraft und die Festigkeit gewonnen werde, welche es allein mög lich machen, etwa aufziehende bedrohliche Stürme glücklich zu überstehen. Seine Königliche Hoheit erbitten dazu den Segen des Höchsten. Der all⸗ gemeine Landtag ist eröffnet.“

Nach Beendigung der Rede wurde zur Wahl eines Präsidenten geschritten. Die Wahl fiel mit fast allen Stimmen (es waren 39. Abgeordnete anwesend) auf den Obergerichtsrath Kitz zu Birken feld. Derselbe dankte für dies ihm hier wiederholt bewiesene Ver⸗ trauen (auch die drei jüngst vorhergegangenen Landtage wurden von ihm präsidirt), erinnerte daran, daß jetzt zum viertenmale das Volk seine Vertreter gesandt habe, um den Versuch zu machen, das Staatsgrundgesetz vom Papiere ins Leben zu geleiten und, über⸗ gehend auf die Zustände der Gegenwart, wies er darauf hin, daß von allen Großmächten die Macht der Wahrheit und des Rechts die größte sei, denn sie beherrsche die Gewissen; in der Aufrecht⸗ haltung und Erfüllung der Verfassung würde und müsse Volk und Regierung den sie vereinigenden Mittelpunkt finden.

Nachdem der Präsident den Eid in die Hände des Vorsitzenden des Staatsministeriums abgelegt hatte, auch die Verpflichtung der Abgeordneten geschehen war, ward zur Wahl der Vicepräsidenten und der Schriftführer geschritten. Zu Vicepräsidenten wurden ge⸗ wählt: der Obergerichtsrath Wibel mit 25 Stimmen, der Haupt⸗ mann Niebour mit 24 Stimmen; zu Schriftführern: Dr. Janssen mit 36, Auditor Tappenbeck mit 34 und Secretair Gräpel mit 31 Stimmen. Durch den Ausfall dieser Wahlen gab sich sofort ein bedeutendes Uebergewicht der oppositionellen Seite des Landtages kund.

Nassau. Wiesbaden, 19. Dez. (Frankf. Journ.) Mi⸗ nister⸗Präsident von Wintzingerode verkündete in der heutigen Kammer⸗Sitzung, der Herzog habe das votirte Gesetz über die Kriegsschule sanctionirt. Hinsichtlich des Gesetzes über den Pensions⸗ fonds der Real⸗ und Elementarlehrer erklärte derselbe Minister, daß die Staats⸗Regierung gegen die von der Kammer votirten Größen der Pension nichts zu erinnern und nur Anstand hinsichtlich deren Ueber⸗ nahme auf die Staatskasse genommen habe; die Staats⸗Regierung ersuche daher die Ständekammer, die betreffenden Motive des Mini⸗ steriums nochmals in Erwägung zu ziehen, was die Kammer beschließt. Auf des Abgeordneten Braun Interpellation bezüglich der 2, Steuer⸗ simpel aus den Gemeinde⸗Kassen für die Schullehrer⸗Wittwen und Waisen beruft sich der Minister⸗Präsident auf das Schul organisationsgesetz vom Jahr 1817, zu dem ein Regiminalreskript vom 2. November 1819 verordne, daß die Gemeinden zu dem er⸗ wähnten Fonds nöthigenfalls Zuschusse zu leisten haͤtten. Bisher seien mehrmals sogar 5 Steuersimpel erhoben worden, so 1841 und 1844 35 40,000 Fl.; dermalen sei der Fonds wieder erschöpft, die Staatsregierung habe aber gleichwohl nur 2, Simpel in Anspruch genommen. Nach einer weiteren Diskussion darüber beschließt die Kammer, den Antrag Braun's, der nicht das Materielle, sondern die Form dieser Erhebung bestritt: „diese Steuererhebung durch ein Gesetz von der Kammer abhängig zu machen,“ so wie (am Schlusse

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der Sitzung) den Antrag Rath's und Wimpf's: „die Erhebung die⸗ ser Steuer für verfassungswidrig zu erklären und sie bis zu einem legislativen Beschlusse der Kammer zu sistiren,“ in Betracht zu ziehen. Nachdem Dr. Großmann über Müller’'s I. Antrag zur Auszah⸗ lung des Mehr⸗Betrags von 6 Kr. täglich für Einquartireung pr. Mann in Höchst und Umgegend berichtet, nimmt die Kammer Braun's Antrag an: „die frühere Bewilligung der Kammer aufrecht zu erhalten, dergleichen Nachverwilligungen aber künftig nicht mehr zu gestatten.“ Dann berichtet Jung II. über den Gesetzentwurf, die Zusammensetzung der Hofgerichte und deren Abtheilung in Se⸗ nate betreffend (nämlich in einen Civilsenat und Kriminalsenat), der dann, nachdem sich noch die Abgeordneten Raht (der Berichterstat⸗ ter über den Gesetzentwurf hinsichtlich der Kassendefekte in voriger Sitzung,, Braun, Dr. Großmann, von Eck und der Regie⸗ rungs⸗Kommissär Hofgerichts⸗Direktor Flach bei Verhandlungen über mehrere Modificationen betheiligt hatten, einstimmig angenom⸗ men wurde. Darauf folgte die Wahl des Ausschusses über ein Gesetz zu einem Anlehen; ferner die Annahme von Keim's Antrag, das Ministeriumzu ersuchen, dahin zu wirken, daß nach Neujahr die Vor⸗ lage über die Medizinal⸗Reform möglichst bald eingebracht würde; darauf der Beschluß, den Antrag Born's und Unziker’'s, daß ein Gesetz erlassen werde, wonach die Geschwornen eine Taggebühr von 1 Fl. zu erhalten hätten, in Betracht zu ziehen; dann die Annahme von Wimpf's und von Eck's Antrag: „die Regierung zu ersuchen, eine übersichtliche Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben im Jahr 1851 gedruckt nach Neujahr erscheinen zu lassen“; eben so die Inbetrachtnahme von Raht's Antrag zu einem Gesetz, wonach bis zum 15. Februar 1851 die Wahl zur neuen Kammer stattzufinden und mit dem Vollzug des Gesetzes die alte Kammer ihre Thaͤtigkeit zu beendigen habe, verkündete schließlich der Justiz⸗Minister Lexr die Genehmigung der Vertagung der Kammer bis zum 6. Januar 1851 seitens des Herzogs. 8 Sachsen⸗Weimar. Weimar, 18. Dez. (Frankf.

1 In der heutigen Landtagssitzung fand die Berathung eines neuen Schulgesetzes statt. Seit längerer Zeit hatte sich schon der Wunsch nach einer freieren Stellung der Lehrer bemerklich ge⸗ macht, welche bekanntlich bisher von den Geistlichen in ihrem Schul⸗ ache beaufsichtigt wurden. Der §. 23 der Grundrechte hebt eine

solche Beaufsichtigung der Schulen durch Geistliche als solche auf; Geheimer Staatsrath von Wydenbrugk meinte, dies bezöge sich aber nicht auf die Lokal⸗Inspectionen, von denen überhaupt in den grund⸗ rechtlichen Bestimmungen keine Rede sei. Der Landtag war jedoch

anderer Meinung; er fand gerade in den Lokal Inspectionen eine rückende Abhängigkeit der Lehrer, dem Geistlichen gegenüber, und

es wurde demzufolge beschlossen: die Beaufsichtigung der Schulen wird ausschließlich nur von sach⸗ und fachverständigen Männern ausgeübt; die Aufsicht der Geistlichen, wie sie bisher ausgeübt wurde fällt weg. G

8 Hamburg. Hambur g, 21. Dez. (Hamb. Bl.) Das schöne hamburger Schrauben⸗Dampfboot „Helena Sloman“ ist auf einer Rückfahrt von New-York nach Sounthampton verunglückt Am Abend des 19. November wurde das Schiff auf offenem Meere während eines heftigen Sturmes von einer Sturzsee getroffen, die as Steuer und einen Theil des Vorstevens wegriß, die Schraube ingangbar und das Schiff zweimal leck machte. In diesem steuer losen Zustande blieb das Schiff bis zum 28. Nodember, während welcher ganzen Zeit die Mannschaft angestrengt bei den Pumpen beschäftigt war; an dem genannten Tage wurde es von dem eng⸗ lischen Paketschiff „Devonshire“ bemerkt. Dieses setzte seine Boote aus und Mannschaft und Passagiere wurden fast Alle gerettet, je⸗ doch mit Verlust einer Bootsmannschaft des „Devonshire.“ Das Schiff mit der reichen Ladung mußte seinem Schicksal überlassen werden. Die Namen der Umgekommenen sind Dr. E. Lutz aus Württemberg, Auguste Rosenbusch aus Mecklenburg, J. Nelson aus Mecklenburg, J. Popede aus Mecklenburg, H. Atterbury aus

Hannover.

Uusslaunb.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 20. Dez. Den Vorsitz führt Benoist d'Azy. Zweite Lesung verschiedener Gesetzentwürfe wird ohne Debatte bewilligt. Larrabuse überreicht den Bericht über die Kreditforderung von 943,000 Fran⸗ ken für den Paketbootdienst im Mittelmeere bis April 1851. Es wurde dann die Debatte über Regelung der Kommerzialverhältnisse Algiers fortgesetzt. Eine zweite Berathung wird beschlossen. Die Herren Levaistre und Leon Dupré wollen den Kriegsminister wegen Zuschlag einer Lieferung am 12. d. Mts. interpelliren. . Diese In⸗ terpellation wird auf Dupré’'s Wunsch auf morgen festgesetzt und die Sitzung aufgehoben.

Paris, 20. Dez. Der sardinische Gesandte Roberto de Pra⸗ lormo hat dem Präsidenten der Republik die Antwort seines Königs auf vas Abberufungsschreiben Ferdinand Barrot's übergeben.

Der Ministerrath soll sich mit der Frage beschäftigt haben, ob⸗ vas neue Wahlgesetz auf die Präsidentenwahl anwendbar sei, und dieselbe verneint haben. Ein Freund des Ministeriums würde, heißt es, bei der Debatte über den Vickor Lefraneschen Antrag diese Angelegenheit auf die Tribüne bringen und dann der Minister des Innern die Ansicht des Ministeriums öffentlich aussprechen.

Es cirkulirte gestern eine Liste von angeblichen neuen zwölf legitimistischen Vertrauensmännern, welche die fünf Wiesbadener bei dem Grafen von Chambord ersetzen sollten. Sie waren meist der National⸗Versammlung entnommen. Der Herzog von Levis fehlte darin. Berryer war an seiner Stelle als Präsident genannt. Die anderen waren: von Noailles, von Falloux, Benoist d'Azy, von Vatismenil, General St. Priest, Lauvaire Barthélemy, Clermont⸗ Tonnerre, Valmy, Renneville, Pastoret und Herzog von Escars. Ein neues Manifest, hieß es, werde erscheinen. Von Frohsdorf sei übrigens den Legitimisten strenger Befehl zugekommen, nicht abermals für Bewilligung der Präsidenten⸗Dotation zu stimmen. In der Nationalversammlung widerlegten aber gestern Abend meh⸗ rere einflußreiche Legitimisten das Gerücht, es habe der Graf von Chambord neue Vertrauensmänner unter Berryer's Vorsitz und mit Ausschluß des Herzogs von Levis ernannt. Eben so wenig habe die legitimistische Partei von Frohsdorf den Befehl erhalten, gegen eine neue Dotation Louis Bonaparte's zu stimmen. Die Assem⸗ blee nationale hält dessenungeachtet die mitgetheilte Liste der neuen zwölf Vertrauensmänner des Grafen von Chambord für ge⸗ nau und bemerkt: „Stellt man dieser Liste eine andere entgegen, bestehend aus den Herren von Broglie, von Dalmatien, Daru, Duchatel, Guizot, von Lasteyrie, Molé, von Mornay, von Montebello, Piscatory, Salvandy und Vitet, überläßt man den Herren General Changarnier, Thiers, Montalembert und einigen anderen Mitgliedern die Sorge, beide Listen zu verschmelzen und in einem gegebenen Augenblicke darin Platz zu nehmen, hat man dann nicht einen ungeheuren Schritt auf dem Wege der Aus⸗

söhnung gethan, und sollte man nicht hoffen, daß eine andere Frac⸗ tion der gemäßigten Partei eines Tages in dieser allgemeinen Ver⸗ schmelzung einen schönen und ehrenwerthen Platz einnehmen werde? Wir fragen den entschiedensten Zweifler, ob es nicht in Frankreich allgemeine Freude gäbe, wenn eine konstituirende Versammlung die Vereinigung der die gemäßigte Partei trennenden Meinun⸗ gen und Interessen dem Lande zur Bestätigung vor⸗ legte?“ Die Opinion publique, ein legitimistisches Blatt, welches zu dem Herzog von Noailles in Beziehungen steht, bestreitet zwar, daß jene zwölf Männer als ein Kollegium von Vertrauensmännern bestellt seien, giebt aber zu, daß der Graf von Chambord diese seine Freunde mit seinem besonderen Vertrauen bechre. „Die Namen ei⸗ niger Personen,“ fügt dies Blatt hinzu, „welche zusammentreten könnten, um über ihr Benehmen im Parlamente oder anderswo sich zu verabreden, fallen Euch in die Hände, Ihr macht ein zwei⸗ tes Ministerium daraus. Nur ist dieses Mal der Herzog von Levis ausgeschlossen. Das ist ganz einfach, der Abwesende hat immer Unrecht, namentlich bei gewissen Leuten unter Euch. Wenn man sagte, der Herzog von Broglie, der Herzog Parquier, der Graf Montalivet, Thiers, Piscatory, Jules de Lasteyrie, der Ge⸗ neral Graf Rumigny, der Marschall Graf Sebastiani, der Her⸗ zog Decazes, Chambolle, Graf Segur d'Aguesseau, Leon Faucher und der Herzog von Elchingen seien die Minister der zukünftigen Regentschaft, man würde es vielleicht glauben. Was uns anbelangt, wir glauben nichts. Diese Herren sind zu verständig dazu, und wir urtheilen eben so günstig von dem Geiste der Herren, welche das andere Ministerium bilden, um in Beziehung auf sie anders zu denken.“ Berryer's Organ, die Union, erklart: „Wir wie⸗ verholen es, in dieser Beziehung bilden unsere politischen Freunde unter sich weder ein leitendes Comité, noch ein Ministerium; die Bande gegenseitiger Achtung und große Gleichförmigkeit der Ansich⸗ ten bilden, allein diese Versammlungen, wo man über Gegenstände des Benehmes beräth, sich jedoch vollkommene Unabhängigkeit des Urtheils und Handelns vorbehält. 8 Der Versammlungsverein Molé's zählt bereits 60 Mitglieder. Thiers und Cousin arbeiten gegen den Verein, der frühere Polizei⸗ präfekt Delessert dafür. Das Ordre nimmt die Versammlung beim Grafen Molé in Schutz gegen die Angrifse der bonapartistischen Blätter. Der Name Molé allein sei schon eine Bürgschaft der Klugheit und der Ergebenheit gegen die Regierung. Die Ver⸗ sammlung bestehe aus sehr gemäßigten Legitimisten, Altkonservativen und Männern ohne bestimmte Farbe. In der zahlreichsten Versammlung seien 23 Mitglieder zugegen gewesen. Das Gerucht, die Versammlung wolle die Verschmelzung erzwingen, den Grafen von Chambord und die Orleans'schen Prinzen selbst wider ihren Willen gluͤcklich ma⸗ chen, im äußersten Falle aber und, wenn Alles mißlungen sei, Louis Bonaparte die Präsidentschaft verlängern, sei mindestens übertrie⸗ ben. Zwanzig besonnene Leute hätten nicht die Anmaßung, wie seiner Zeit Dr. Louis Veron, dem ganzen Lande eine „Lösung“ aufzudringen. Diese Versammlung sei einfach ein vorübergehendes Ereigniß, wie deren jeden Augenblick im Laufe der Parlamente zu Tage träten. Das Publikum brauche sich nicht ernsthaft damit zu beschäftigen.

Die Union beschwert sich über die ungeheure Dezimirung der Wähler in den südlichen Departements, die durchgehends legitimi⸗ stisch seien. Sie fragt, ob das Streichungs⸗Verhältniß in allen Departements gleich gewesen, und hält dann die Zahl von 7 Mil⸗ lionen gegenwärtiger Wähler für viel zu hoch; oder ob man nur vorzüglich die Legitimisten herabzudrücken beflissen gewesen?

Die Debatte über Victor Lefranc's Antrag beginnt am Mon⸗ tag. Die Legitimisten wollen durch Benoist d'Azy von der Tribüne erklären lassen, daß sie gegen den Antrag nur unter dem ausdrück⸗ lichen Vorbehalte einer strengen Untersuchung stimmen würden, ob nicht bei Anwendung des neuen Wahlgesetzes die Legitimisten ab⸗ sichtlich gegen die anderen Parteien in Nachtheil gebracht würden.

Der Kriegsminister veröffentlicht im Moniteur eine Mitthei⸗ lung, durch welche er die Versetzung des Chef⸗Apothekers und der 9 Aerzte des Militair⸗Spitals zu Lille, welche sich bei der Wahl La⸗ hitte's im Nord⸗Departement der Abstimmung enthalten hatten, vom Standpunkte der Verwaltungsbefugnisse rechtfertigt.

Der Schatzmeister des Präsidenten, Forestier, stellt in einem Schreiben an das Ordre die Behauptung in Abrede, daß Allais als Polizeiagent des Elysee im verflossenen Sommer zu Wiesbaden gewesen. Er erklärt es ferner für unwahr, daß das Elysee eine besondere Polizei außer der Polizei Carlier's besolde, und daß er der Chef derselben sei. Der Prozeß gegen Allaig kömmt am 24. Dezember zur Verhandlung, nicht vor den Geschwornen, son⸗ dern vor dem Zuchtpolizeigerichte. Die Anklagekammer hat nämlich auf das Verbrechen der gemeinen Verleumdung als Basis der An⸗ klage erkannt. 1

Beim Staatsrentenverkauf am Montage werden das National⸗ Comtoir, Rothschild, Baring von London und Hottinguer als Kon⸗ kurrenten auftreten.

Die Patrie versichert, der Präsident Dupin habe den Text seines Toastes dem Präsidenten vorher nicht mitgetheilt, derselbe sei allseitig gebilligt, die Antwort des Präsidenten aber von allen Frac⸗ tionen der Majorität mit Befriedigung aufgenommen worden.

Der Antrag von Charras, ein Drittel aller Offiziersstellen durch Wahlen zu besetzen, wird unter der Armee in 20,000 Abdrücken vertheilt.

Am 1. Januar findet ein Bankett der militairischen Linken statt, zu welchem auch Cavaignac geladen ist.

Der Präsident der Republik hat den Arbeitern von Dijon, welche ihm während seiner Reise eine Fahne widmeten, ein eigen⸗ händiges Schreiben mit einem Geldgeschenke übersendet.

Großbritanien und Irland. London, 19. Dez. Lord und Lady Camden sind von der anglikanischen zur katholischen Kirche übergetreten.

Smith O'Brien, der zur Deportation nach Vandimensland ver⸗ urtheilte irländische Agitator hat von dort nach Kalifornien zu ent⸗ fliehen versucht, wurde aber im Augenblicke, wo er an Bord gehen sollte, durch Constabler daran verhindert.

Der günstige Finanzstand der Vereinigten Staaten, dessen in der Präsidentenbotschaft Erwähnung gethan wird, hat auf den hie⸗ sigen Geldmarkt, namentlich auf die Besitzer mexikanischer Bons, günstigen Eindruck gemacht.

Die Regierung hat für den Postdienst zwischen England und Brasilien mittelst Dampfbooten mit einer Privatgesellschaft einen Vertrag abgeschlossen. Jeden Monat geht ein Dampfboot nach An⸗ kunft der londoner Briefe von Southampton ab, berührt Lissabon, Teneriffa, St. Vincent, Pernambuco, Bahia und Rio Janeiro, von wo Briefe und Packete nach Montevideo und Buenos Ayres be⸗ fördert werden.

Niederlande. Aus dem Haag, 18. Dez. Die Staats⸗ kourant bringt den Königlichen Beschluß, wonach die durch die neue Seegesetzgebung verwilligten Freiheiten auf die preußischen und Zollvereins⸗Schiffe ausgedehnt werden. 1““

Italien. Ro m, 12. Dez. Nach zwei traurigen Jahren hat sich der gewöhnliche Zug der Reisenden wieder nach dieser ewigen Stadt gewendet. Die Frequenz ist in diesem Jahre größer als in man⸗ chen der blühendsten vormärzlichen Jahre. Die alten uad neuen Denkmäler, von denen Rom eine so unerschöpfliche Menge in sich schließt, finden täglich zahlreiche Besucher. Abends werden in di stinguirten Häusern glänzende Soireen veranstaltet, für jeden Tag der Woche ist irgendwo Assemblee, und zwar Sonntag beim Für⸗ sten von Borghese, Montag beim Herzog Doria Pamfili, Dienstag bs. toskanischen Gesandten, Mittwoch beim Marchese Lancelottt, Ronnea, bei Herrn von Drago und Sonnabend beim Fürsten . Der neupolitanische Generalprokurator Angelitto trug in seiner Sentenz, betreffend die Unita Italiana, darauf an, daß sechs An⸗ geklagte, und zwar: Faucitano, Settembrini, Nisco, Agresti, Pironti und der Priester Barilla, mit Tode bestraft würden. Fauci⸗ tano soll in schwarzen Kleidern, barfuß und mit einer, die Worte „Uomo empio“ enthaltenden Tafel auf der Brust, die übrigen aber wie gewöhnlich den letzten Gang machen. Zu dreißigjähriger Zwangsarbeit in Eisen sind verurtheilt: Der ehemalige Minister und Deputirte Poerio, Catalano, Pacifico, Caprio, Dono und Velucci; zu fünfundzwanzigjähriger Zwangsarbeit in Eisen: der Erzpriester Miele und der Buchdrucker Romeo; zu vierundzwanzig⸗ jähriger Zwangsarbeit: der Arzt Braico und Cavaliere; zu neun⸗ zehnjähriger: Carofa de Duchi d'Andria, de Margherita, Mazza, Tedeschi, Pitera und Colombo; zu zehnjähriger: Torassa und Mi⸗ riglia; zu zweijähriger Haft: Montello, Molinaro und de Giovanni.

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Wir bringen es hiermit dankend zur öffentlichen Kenntniß, daß die ver⸗ storbene Frau Geheime⸗Räthin Wehlin g den Erwerbschulen ein Legat von 300 Thaler und die verstorbene Madame Brüßlein unserer Anstalt 100 Thaler testamentarisch ausgesetzt haben. Berlin, den 17. Dezember 1850.

Die Direction der Erwerb⸗Schulen.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 23. Dezember Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen nach Qualität 47 51 Rthlr. Koeggen loco 35 37 Rthlr. pr. Dez. 35 Rthlr. Br., 34 ½ G. pr. Frühjahr 1851 37 ½ Rthlr. Br⸗, I Mai / Juni 38 Rthlr. Br., 37 ¾ G. erste, große loco 25—26 Rthlr. 2 kleine 23 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 24 26 Rthl schwimmend 24 25 Rthlr. 48pfd. pr. Frühjahr 23 ½ Rthlr. Br., 23 C 50 pfd. 24 Rthlr. Br., 23 ½ G. Erbsen, Koch⸗ 42 48 Rthlr., Futter⸗ 35—40 Rthlr. Rüböl loco 10 ½ Rthlr. Br., 10 bez. u. G. pr. diesen Monat 10 4 Rthlr. Br., 10 ½ bez., 10 a & G. pr. Dez./Jan. 10 Rthlr. Br., 10 ½ G. Jan./Febr. 11 Rthlr. Br., 10 ¾ G. b Febr./März 11 ½2 Rthlr. Br., 10 ½ G.

März /Aprꝛüh .. 1 88 April /Mai G II Rehlr. Bv., 11 8 1 2 G. 11½ Rthlr. Br.

Leinöl loco ¹ »„ pr. Frühjahr 11 ¼ Rthlr. Br., 11 G. Mohnöl 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 a 11 ½ Rthlr. Südsere Thran 12 ½⅞ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 16 ½ Rthlr. bez., mit Faß 16 ½⅔ G. mit Faß pr. Dez. 16 Rthlr. Br., 16 ½ G. pr. Dez./ Jan. 16 Rthlr. Br., 16½ G. Jan./Febr. 16 ¾ Rthlr. Br., 16 % G. Febr. /März 17 ¼ Rthlr. Br., 17 G. März / April 17 ½ Rthlr. Br., 17 ½ G. pr. Frühjahr 18 Rthlr. Br., 17½ G.

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Königliche Schausptele.

Dienstag, 24. Dez. Kein Theater. 8

Mittwoch, 25. Dez. Im Opernhause. 146ste Abonnements Vorstellung: Wegen fortdauernder Unpäßlichkeit des Herrn Man tius wird, statt der angekündigt gewesenen Oper: „Der Prophet“ die Vorstellung von: Die Juͤdin, große Oper in 5 Akten, von Halevy, stattfinden.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Im Schauspielhause. 210te Abonnements⸗Vorstellung: Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Akten, von Schiller. 8

Donnerstag, 26. Dez. Im Opernhause. 147ste Abonnements⸗ Vorstellung: Die Helden, Lustspiel in 1 Akt, von Marsano. Hierauf: Robert und Bertrand, pantomimisch⸗komisches Ballet in 5 Abth., von Hoguet. Musik von H. Schmidt.

Im Schauspielhause. 211te Abonnements Vorstellung: Götz von Berlichingen, Schauspiel in 5 Akten, von Göthe. 1

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 24. Dez. Kein Schauspiel.

Mittwoch, 25. Dez. Gastrolle der Mad. Castellan. ( sche Opern⸗Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: Linda di Chamouni. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti. (Mad. Castellan: Linda.) Zum Schluß der Oper wird Mad. Castellan eine Arie ihrer eigenen Composition singen.

Donnerstag, 26. Dez. Die beiden Faßbinder. Gesang in 3 Akten, von L. Feldmann.

Freitag, 27. Dez. Das Käthchen von Heilbronn. Großes Ritterschauspiel in 5 Akten und einem Vorspiel in 1 Akt, genannt: „Das heimliche Gericht“, von H. von Kleist, für die Bühne bear⸗ beitet von F. von Holbein.

Posse mit

Meteorologische Beobachtungen.

1850. V Morgens 22. Dez. 6 Uhr.

Nachmittags Abends Nach einmaliger

2 Uhr. 10 Uhr. I

Beobachtung.

Luftdruck.. 342,04“ Par. 342,62“„Par. 343,33“Par. Auellwärme 7,40 K. Luftwärme 2,1‧ R. 0,5° 2,4“ . Flusswärme + 0,0“9 Thaupunkt. . . 4,5⁰° R 3,3 ° R. 4,59° NA.Hodenwühmb 1 Dunstsättigung 80 pet. 77 bet. 82 vpet. Wetter trübe. trübe. trübe. Wind . No. No. No0. Wolkenzug NOo. Tagesmittel: 342,66“ „Par. 1,70 K. 4,1°9 R.. 80 pct. No.

Ausdünstung . Ntederschlag H“ Wüuͤrmewechsel 0,5°

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