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Fakultät gehörige
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Heute sind fünf Kommissionen gebildet worden, denen die Berathung über die Grundgesetze des deutschen Bundes übergeben sind. Die erste Kommission beräth die Organisation der obersten Bundesbehörde, wie den Umfang des „Bundesgebiets.“ Die in Frage kommenden Artikel der Bundes⸗Akte sind Artikel I. IV. V. VI. VII. VIII. IX. Von der Schluß⸗Akte kommen Artikel VI. VII. VIII. IX. X. in Betracht. In derselben hatte den Vorsitz: Oesterreich, und wird sie gebildet Saus: Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Hannover, Hessen und bei Rhein, Kurhessen, Frankfurt, Sachsen⸗Weimar.
Die zweite Kommission hat als Gegenstände der Berathung den „Wirkungskreis des obersten Bundesorgans und die Beziehun⸗ gen des Bundes und der Einzelstaaten zu einander“ überkommen. Es kommen dabei die Artikel VII. X. XI. und XIII. der Bundes⸗ akte und Artikel XI. XII. XIII. XIV. XV. LXV. der Schlußakte in Betracht, eben so wie die Executions⸗Ordnung vom 3. August 1820. Den Vorsitz in dieser Kommission führt Preußen. Sonst wird sie gebildet von Oesterreich, Bapern, Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg⸗Strelitz, Mecklenburg⸗Schwerin, Holstein, An⸗ halt⸗Bernburg. “ 8
Die dritte Kommission behandelt materielle Interessen: Handel, Zoll, Schifffahrt, Verkehrsmittel. Nach Artikel VI. und XIX. der Bundesakte und Artikel LXIV. der Schlußakte. Den Vorsitz führt Bayern. Theil nehmen: Oesterreich, Preußen, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, Sachsen⸗Koburg, Hamburg, Oldenburg.
Die vierte Kommission beräth das Bundesgericht nach Art. XX-XXIV. der Schlußakte, wie nach Art. XXIX—XXXII. der⸗ selben und mit Betracht der Austrägalgerichts⸗Ordnung vom 16. Juni 1817. Den Vorsitz führt Sachsen. Theil nehmen: Han⸗ nover, Nassau, Braunschweig, Bremen, Schaumburg⸗Lippe.
In der fünften Kommission wird die Weise der Protokollfüͤh⸗ rung berathen. Den Vorsitz führt Hannover. Theil nehmen: Preußen, Sachsen (Königr.), Sachsen⸗Meiningen.
Außerdem wurde ein Legitimationsausschuß gewählt, welchem der preußische Bevollmächtigte Graf von Alvensleben präsidiren wird. Der österreichische Ministerialrath Thierri wird in den Konferenzen die Protokolle führen. 1
Angekommen sind hier noch die Bevollmächtigten für Baden: Minister Freiherr von Rüdt und Legationsrath von Meisenbug; für Nassau: Minister a. D. von Dungern, Rath Bertram; für Hessen⸗ Homburg: von Holzhausen.
Nach Ankunft des Grafen Buol entschloß sich der Fürst zenberg, den Herrn Minister⸗Präsidenten Ba von N nach Berlin zu begleiten. 8
Hannover. Göttingen, 26. Dez. (Hannov. Ztg.) Die hiesige Universität zählt im laufenden Semester 715 Studi⸗ rende, darunter 404 Hannoveraner und 311 Ausländer, nämlich 119 Theologen, 258 Juristen, 190 Mediziner, 158 zur philosophischen 49 weniger als im Sommersemester.
Hessen. Kassel, 28. Dez., Nachmittags 3 Uhr. (D. R.) Graf Leiningen hat dem landständischen Ausschuß unter Androhung kriegsrechtlicher Strafe jede Zusammenkunft und weitere Thätigkeit
untersagt. 1 Weitere Executionen wurden vorgenommen, und alle bis jetzt
nicht abgelieferten Waffen sollen ebenfalls durch Execution einge⸗
trieben werden.
Als künftiges Eidesformular für die Offiziere des Kurfürstli⸗ chen Armeecorps ist in Wilhelmshad das folgendermaßen lautende beschlossen und festgesetzt worden: „Ich gelobe und schwöre einen leiblichen Eid zu Gott dem Allmächtigten, daß ich dem Allerdurch⸗ lauchtigsten Landesherrn, Kurfürsten Friedrich Wilhelm I., in allen
und jeden Vorfällen zu Kriegs⸗ und Friedenszeiten getreu und red⸗
lich dienen, die Befehle meiner Vorgesetzten genau befolgen, den mir vorgelesenen Kriegsartikeln überall nachkommen, die Landes⸗ verfassung beobachten und aufrecht erhalten und mich überhaupt so betragen wolle, wie es einem treuen ehrliebenden und braven Offi⸗ ziere ansteht und gebührt, so wahr mir Gott helfe durch Jesum
Christum unsern Herrn (oder: und sein heiliges Wort!) Amen!“
Aus dem Kriegs⸗Ministerium zu Wilhelmsbad sind zugleich unterm 6. Dezember d. J. nachstehende Erläuterungen hinzugefügt vorden: „Aus dem Gesammt⸗Inhalte dieses von den Offizieren er Armee zu leistenden Diensteides ergebe sich, daß jeder Offizier durch seine dienstliche Stellung verpflichtet sei, jeden von einem Vorgesetzten erhaltenen dienstlichen Befehl zu befolgen, ohne die Verfassungsmäßigkeit eines solchen zu dem Zwecke einer Prüfung
nterwerfen zu dürfen, um von dem Ergebniß derselben die Befol⸗ gung des Befehls abhängig zu machen, indem die durch jenen Eid übernommene Verpflichtung zur Beobachtung und Aufrechthaltung der Landes⸗Verfassung fuͤür die Offiziere in dienstlicher Beziehung erst alsdann in Anwendung komme, wenn er dienstliche Handlungen orzunehmen habe, zu welchen ein Befehl eines Vorgesetzten ihm nicht zugekommen sei. Der Wiedereintritt in das kurhessische Offi⸗ zier⸗Corps von solchen, die ihre Entlassung in einem ehrerbietigen Gesuche eingereicht haben, kann nur unter der Bedingung stattfin⸗
den, daß der Diensteid in dem oben dargelegten Sinne abgelegt
Kassel, 22. Dez. (Frankf. Journ.) Folgendes Schrei⸗ en des österreichischen Gesandten an den kurhessischen Vorstand es Ministeriums des Aeußern, Herrn von Baumbach zu Wilhelms⸗
bad, ist den Bezirks⸗Direktoren mit der Weisung zugegangen, um danach polizeilich vorzuschreiten: „Der durch seine Theilnahme an den letzten badischen Aufständen als Freischaarenführer so berüchtigte Ph. Becker hat seitdem seinen Aufenthalt in der Schweiz genommen ind entwickelt von dort eine ungemeine Thätigkeit in der Verbrei⸗ tung der gefährlichsten Umsturz⸗Theorieen. Nächst Dr. Gaber steht Becker an der Spitze des im vorigen Jahre begründeten „Europäischen Völkerbundes“, und wird von den eigentlichen Führern der deutschen Revolutions⸗Partei allenthalben in der Schweiz vorgeschoben, weil er als Bürger von Biel nicht aus der Eidgenossenschaft gewiesen werden kann. Becker organisirt nunmehr eine sogenannte wandernde Legion in der Schweiz, welche theils aus Flüchtlingen, meist aber aus deutschen und schweizerischen Handwer⸗ kern besteht und bereits so festen Fuß gefaßt hat, daß in den meisten Städten Sectionen desselben bestehen. Von dem diesfälligen, unter Becker's Leitung stehenden Comité zu Genf werden förmliche Wanderkarten ausgefertigt, welche, mit Sihtalement versehen, als Pässe benutzt und von den Polizei⸗ Füereer. in Freiburg, Genf und Neuenburg nicht nur als solche veesee sondern auch zur Weiterreise mit dem offiziellen Visa ee- “ Es liegt ohne Zweifel im Interesse aller Re⸗ grerungen, der Verbreitung und den Tendenzen dieser neuen, zu⸗ nächst sozial⸗demokratische Zwecke verfolgenden Association, welch bereits an 3000 Mitgiieder zählen und küglich an Ausbreilung ae⸗ winnen soll, mit allen zu Gebot stehenden Mitteln entgegen ü
. ken. Der ergebenst Unterfertigte beehrt sich, diese verfässicen An⸗ gaben zur Kenntniß Sr. Hochwohlgeboren des kurfürstlichen Herrn Legationsraths und Vorstands des Ministeriums Freiherrn 89 Baum⸗ bach zu bringen und dessen Verwendung behufs Ergreifung der
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geeigneten Maßregeln anzusprechen. Frankfurt am Main, 25. Ok⸗ tober 1850. Der K. K. Gesandte: gez. Graf von Hartig.
Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 27. Dez. (Darmst. Ztg.) Die heute erschienene Nummer des Großherzoglichen Re⸗ gierungsblattes enthält folgendes Edikt, die Einberufung der außer⸗ ordentlichen Ständeversammlung betreffend: „Ludwig III. ꝛc. Nachdem Wir Uns entschlossen haben, Unsere getreuen Stände zu der durch Unsere Verordnung vom 7. Oktober d. J. verkündigten außerordentlichen Ständeversammlung auf den fünfzehnten Januar 1851, kraft dieses, einzuberufen, so verkünden Wir solches hierdurch öffentlich und befehlen, daß die Abgeordneten zur gehörigen Zeit besonders eingeladen werden, damit Unsere getreuen Stände sich an dem festgesetzten Tage in Unserer Residenzstadt Darmstadt zu der Ausübung ihrer verfassungsmäßigen Rechte vereinigen mögen. Urkundlich ꝛc. Darmstadt, am 19. Dezember 1850. Ludwig. von Dalwigk.“ 18
In der Kass. Ztg. liest man: „Wie wir vernehmen, ist gestern an den Fursten von Thurn und Taxis von München aus die Weisung ergangen, denjenigen Theil der bayerischen Truppen, welcher unter den jetzigen Umständen behufs der Bundeserecution überflussig erscheint, sofort aus Kurhessen zurückzuziehen. Dieser Befehl durfte heute schon den Anfang seines Vollzugs finden.“
Der Feldmarschall⸗Lieutenant Graf von Leiningen hat nach⸗ stehende Verordnung erlassen: „Der den kurfürstlichen Verordnun⸗ gen vom 4ten, 7ten und 28sten September d. J. gewährte Bun⸗ desschutz macht es nothwendig, daß deren allseitige Vollziehung und Handhabung gesichert und überwacht werde. Alle kurfürstlichen Be⸗ hörden, in deren Wirkungskreis die Bestimmungen der genannten Verordnungen und die auf deren Vollzug berechneten weiteren Re⸗ gierungsmaßregeln und Beschlüsse des hohen Bundes und seines Kommissärs einschlagen, werden daher für die gehörige Befolgung persönlich haftbar gemacht und haben, nach Maßgabe ihrer Dienstkompetenz, dahin zu wirken, daß alle Contraventionen dagegen zur Bestrafung gezogen werden. Insbesondere beauftragt der Un⸗ terfertigte die Herren Bezirksdirektoren des Kurfürstenthums, diese Weisung und Warnung gehörig bekannt machen zu lassen und durch die ihnen untergebenen Verwaltungs⸗ und Polizeistellen, so wie durch die Gendarmerie, alle sich noch ergebenden Renitenzfälle und Contra⸗ ventionen dem Unterfertigten unmittelbar zu melden, damit wegen der strafrechtlichen Behandlung das Erforderliche befohlen werden kann. Die Herren Bezirks⸗Direktoren werden daneben angewiesen und ermächtigt, wegen etwa erforderlichen Beistandes der Bundes⸗ truppen sich an den Unterfertigten oder an den nächsten Besatzungs⸗ Kommandanten zu wenden und binnen acht Tagen dem Unterfer⸗ tigten über den Vollzug und Erfolg spezirlle Meldung zu machen. Kassel, am 24. Dezember 1850. Der Bundes⸗Civil⸗Kommissär für die kurhessischen Angelegenheiten: Graf von Leiningen, Feld⸗ marschall⸗Lieutenant.“
Suchsen⸗Koburg⸗Gotha. Koburg, 20. Dez. (N. K.) Unser Staats⸗Ministerium hat eine Revision und Vervollständi⸗ gung, auch nach Befinden eine völlige Umarbeitung des hiesigen Preßgesetzes vom 8. April 1848 angeordnet. Es ist deshalb bereits vom hiesigen Justiz⸗Kollegium an mehrere Landesbehörden die Auf⸗ forderung ergangen, ihre etwaigen desfallsigen Vorschläge bericht⸗ lich mitzutheile
Ausland.
Oesterreich. Zara, 20. Dez. (W. Z.) Man hofft, da durch eine von dem neuen Statthalter an die Mostarianer gerichtete Proclama⸗ tion die Angelegenheiten der Herzegowina friedlich geschlichtet werden. Einem Gerüchte zufolge sind die Truppen des Seraskiers von den trav⸗ niker Rebellen geschlagen worden; doch ist dieses Gerücht sehr un⸗ wahrscheinlich. Kavas Pascha's Aufenthalt ist unbekannt.
Frankreich. Paris, 26. Dez. Gestern besuchte der Prä⸗ sident der Republik die Weihnachts⸗Ausstellung der Gebrüder Susse.
In der gesetzgebenden Versammlung wurde heute die zweite Berathung des Gesetzentwurfes über Privilegieen und Hypotheken fortgesetzt und eine Reihe von Artikeln bis 2129 angenommen.
Am 12. Dezember 1850 belief sich das Defizit des laufenden Jahres auf 150 Millionen Fr.
Der Moniteur veröffentlicht ein Dekret, welches den neu⸗ lich erfolglos gebliebenen Zuschlag von Staatsrenten auf den neuen Termin vom 31. Dezember d. J. festsetzt. Die Bedingungen der Subhmission sind, was die Cautionen betrifft, dieselben, dagegen sind natürlich die Ratentermine verändert. Die Zahlung geschieht in fünf 20proz. Raten, davon die erste acht Tage nach Zuschlag, die zweite am 10. Februar, die dritte am 10. März, die vierte am 10. April, die fünfte am 10. Mai fällig wird. Im Durchschnitt bewilligt also der Finanz⸗Minister einen Kredit von 70 Tagen. Die⸗ ses Mal dürften, wie man glaubt, mehrere Kompetenten auftreten, da dem Finanz⸗Minister im Laufe der letzten Tage vielfache An⸗ erbietungen zugegangen sind, die Renten zu seinen Minimalpreisen sofort anzukaufen. Der Finanz⸗Minister konnte keinen Gebrauch davon machen. Bis jetzt sind zwei große konkurrirende Gesellschaften be⸗ kannt. An der Spitze der einen steht Rothschild, an der Spitze der anderen stehen mehrere General⸗Einnehmer.
In dem Prozeß gegen Allais erklärte der Polizei⸗Kommissär Yon ferner, Allais sei ihm von Lebreton, General und Repräsen⸗ tant, empfohlen worden und im Monate November 1849 bei der gesetzgebenden Versammlung ins Amt getreten, wo er bei seiner aus⸗ gebreiteten politischen Bekanntschaft stets gute und vortreffliche Dienste geleistet habe. Seine über die Dezembristen gemachten Angaben hätten sich Tag für Tag bestätigt, wie die über andere bonaparti⸗ stische Gesellschaften, denen er allen als Mitglied angehörte. Gegen Ende Oktobers sei die Dezembristensraction der Rue du Faubourg Montmartre in ungewohnlicher Aufregung gewesen. Am 27. Oktober habe Allais Kenntniß davon erhalten, daß man etwas im Schilde führe und durch Korrespondenzen die Bonapartistenin den Provinzen vorbereite. Er erzählt dann von der Sitzung, wo Dupin’'s und Changarnier's Mord be⸗ schlossen worden sei. Er schildert den fürchterlichen Eindruck, den diese Nachricht auf ihn gemacht. Die unterlassene Anzeige an den Polizeipräfekten rechtfertigt Jon mit einem Artikel seiner Spezial⸗ Instruction, was den Staatsanwalt zu Entgegnungen veranlaßt. Das von einer Kommission untersuchte und zu klein befundene Lokal, sagt Yon, sei keineswegs die Hinterbude, sondern ein Speise⸗ zimmer. Allais spricht von Qualen, die man ihm angethan und noch anthue. Der Präsident nimmt ihm das Wort, arthelemy, Repräsentant und Zeuge, bringt nichts Neues. Heute wird die Sitzung um 11 Uhr eröffnet. Allais scheint sehr aufgeregt und spricht lebhaft zu zwei Stenographen. Es folgt das Verhör des Entlastungszengen. Francesque giebt an, es habe Allais vom Präsidenten Hülfe in seiner verzweifelten Lage erbe⸗ ten. Eingezogene Erkundigungen hätten erhärtet, daß Allais Familienvater und sehr unglücklich sei. Allais will das Geld für geleistete Dienste erhalten haben. Der Staatsanwalt ver⸗
liest die Bittschrift von Allais an den Präsidenten, welcher darin „himmlischer Prinz“ genannt ist und dem der Bittsteller wünscht, „er möge der größte Monarch der Erde“ werden. Der zweite Ent⸗ lastungszeuge schildert den Charakter von Allais als sehr verderbt und verleumderisch. Der Angeklagte hatte ihn selbst als Entlastungs⸗ zeugen verlangt. Allais verlangt, es solle der dritte Entlastungs⸗ zeuge Benoit unter Anderem auch über die Dezembristen⸗Exzesse am Rouener Bahnhofe vernommen werden, wogegen der Staatsanwal protestirt; der Präsident verweigert die Gewährung. Gegen die Aussagen des dritten Zeugen, Frau Raymont, protestirt der Poli⸗ zei⸗Kommissär YNon. Der vierte Zeuge, Aveligne, erklärt, daß er im Beisein des Allais von einem der eifrigsten Dezembristen die vor bereitenden Korrespondenzen habe lesen gehört. Chairx⸗d'Est⸗Ange der Advokat der Kläger, beginnt mit einer sehr. wenig empfehlen den Schilderung von Allais, der Weib und Kinder ver lassen und dann, auf seine Eigenschaft als Familienvater si stützend, beim Präsidenten der Republik gebettelt habe. Yon se nicht leichtgläubig, sondern ein Mitschuldiger von Allais, denn e habe ernsthaft nie an die ganze Komplottgeschichte geglaubt. E bestreitet das Recht des Präsidenten Dupin, dem Polizeipräfekte den Komplottbericht vorzuenthalten. Es erregt Aufsehen, daß de Constitutionnell mit voller Bestimmtheit behauptet, der vom Jour nal des Debats seiner Zeit veröffentlichte Komplottbericht sei von Dupin selbst diktirt worden. Das Vote universel bemerkt übe den Allaisschen Prozeß: „Die Verhandlungen haben herausgestellt, daß Allais aus der Kasse der Gesellschaft des zehnten Dezembe Geld erhalten hat, daß man Allais einen Paß und Geldunter stützung angeboten hat und daß Allais, sowohl im Spitale, wie im Gefängnisse, Gegenstand einer Ueberwachung und Belästigung gewesen ist, die einen gewissen Einfluß auf ihn ausüben sollten.“
Am ersten Donnerstag des Januar findet eine Versammlung der französischen Akademie statt, um den Tag der Ersatzwahl fü den verstorbenen Akademiker Droz zu bestimmen. Bis jetzt bewer⸗ ben sich um diese Stelle Montalembert, Alfred de Musset, Philarite, Chasler und Ponsard. Die medizinische Akademie hat bei Erneu⸗ erung ihres Büreau's die Herren Orfila zum Präsidenten, Louis zum Vice⸗Präsidenten, Gibert zum Secretair ernannt.
Vom 1. Januar an treten die neuen Polizei⸗Verordnunge über das Anschlagen der Theaterzettel in Kraft. Die Zettel müssen in nachstehender Rangordnung folgen: Große Oper, Theatre fran cais, Komische Oper, Italienische Oper, Odéon, Theatre historique Vaudeville, Variété, Gymnase, Montausier, Gaité, Ambigu co⸗ mique, Porte St. Martin, Cirque National, Folier dramatiques Funambler, Delassements comique, Luxembourg, Lazary, Beau⸗
marchais, Saint Marcel, Cirque des Champs Elysée, Hippodrome.
Der Stempel beträgt für gewöhnliche Vorstellungen füunf, für Bene⸗ fiz⸗Vorstellungen 10 Centimes zu Gunsten der Armen⸗Kasse. Die Zettel dürfen nur 86 Centimeter hoch und 62 Centimeter breit sein. Man erwartet ein Verbot des Polizei⸗Präfekten gegen Zulas⸗ sung der Claqueurs vor dem Publikum in den Zuschauerraum. Be der letzten zahlreichen Vertheilung von Orden der Ehrenlegion bemerkte man keinen dramatischen Schriftsteller unter den Dekorirten. Der Minister des Innern, dem zahlreiche diesfällige Gesuche zugekommen waren, soll erklärt haben, er werde zur Ehrenlegion nur Verfasser von Arbeiten, die auf den beiden Operntheatern, im Théatre francais und im Odéon zur Aufführung gekommen, vorschlagen. Das Vau⸗ deville⸗Theater ist wegen Bankerotts seines Direktors Paul Ernest geschlossen. Als Nachfolger nennt man Bouff6öé. 8 Das Journal des Débats hatte vor einigen Tagen einen
Brief über die Goldfrage, unterzeichnet: „Ein Abonnent“ gebracht.
Es wird nun wegen Verstoß gegen die Unterzeichnungs⸗Verpflichtung gerichtlich belangt. 6
Der gegenwärtige Wechsel⸗Cours auf London bietet nur noch einen geringen Vortheil bei Umprägung englischer Sovereigns in Zwanzig⸗Frankenstücke.
Der frühere Minister Duchatel ist in Paris angekommen.
Man baut gegenwärtig ein provisorisches großes Gebäude zum Fleischverkaufe im Versteigerungswege.
Für die Stadt Paris ist die Ausbeute der Unrathskanäle ein bedeutender Theil ihres Einkommens. Sie wurde im Jahre 1806 um 64,000 Franken, 1813 um 75,000, 1830 um 166,000, zuletzt um 500,500 Franken jährlich vervachtet. Dieser letzte Kontrakt läuft mit dem 1. Januar 1851 ab. Wie früher Montfaucon und der östliche Theil von Paris, so ist gegenwärtig die Umgebung des Waldes von Boudy von den zerstörenden Einflüssen der Verarbei⸗ tung des Unrathes verheert. Die flussigen Stoffe werden nämlich allmälig nach La Villette auf Wagen, von dort mit Dampf in die Bassins nach Boudy geleitet, dort mit den festen Stoffen vermengt und zu Dünger verarbeitet. Die pariser Munizipalität hat nun Desinfection, Konkurrenz und Abgabe von 25 Sous für das Kubik⸗ meter provisorisch festgestellt.
Aus Frankreich sind zur Weihnachtsfeier allein 56,250 Trut⸗ hühner im Werthe von 281,250 Franken nach England ausgeführt worden. .
Das Zusammentreffen zweier Züge auf der Chartres⸗Eisen⸗ bahn kostete gestern Abends einem Heizer das Leben und beschädigte den Zugführer und einen zweiten Maschinisten. 8
Wegen des gestrigen Weihnachtsfeiertages ist gestern beinahe
gar kein Abend⸗Journal erschienen.
Großbritanien und Irland. London, 26. Dez. Der österreichische Geschäftsträger, Baron Koller, ist von Middletown⸗ Park, dem Landsitze des Grafen von Yersey, nach London zurück⸗ gekehrt. Die Industrie⸗Ausstellungs⸗Kommission veröffentlicht ein Cir⸗ kular, dem zufolge nur von Attesten der betreffenden Landes⸗Kom mission begleiteten Gegenständen sofort die Einsendung an die In dustrie⸗Ausstellung gestattet werden kann, sonst aber alle in den Zolllegstätten bis auf speziellen Befehl aufzubewahren sind.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Dez. (Fädrelandet.) Zufolge des den Ständen vorgelegten Seever⸗ theidigungs⸗Planes wird die schwedische Flotte bestehen aus: 6 Fre⸗ gatten von 44 — 52 Kanonen, 5 Korvetten von 20 Kanonen, 3 Briggs von 10, 3 Schoonern von 6 Kanonen, 3 Dampf⸗Korvetten von 300 Pferdekraft mit Bombenkanonen, 2 größeren Transport⸗ Dampfschiffen, 14 Bataillonen Kanonenböten und 8 Bataillonen Kanonenjollen mit dazu gehörigen Troßfahrzeugen, 22 Hauptfahrzeu⸗ gen (Chefsfartöter) nebst 22 Bugsir⸗Dampfschiffen. Von den jetzi⸗ gen Linienschiffen sollen 4 zu schwimmenden Batterieen oder Block⸗ schiffen verwendet und 3 („Stockholm,“ „Skandinavien,“ und „die Vorsicht“) in Fregatten verwandelt werden.
Für den Fall, daß der Kultusminister Genberg seine Stelle im Staatsrathe niederlegte, soll Professor Carlsson in Upsala zu seinem Nachfolger ausersehen sein. 1 1
Der bekannte Philanthrop und praktische Philosoph, Graf Torsten Rudenschöld hat einen Vorschlag zu einem größen Ver⸗ eine gemacht, welcher die Förderung der Religiösität, Sittlichkeit, Mäßig⸗ keit und Sparsamkeit bezwecken soll. Aus Veranlassung dessen hatte die
ökonomische Gesellschaft im Jönköpinger Bezirk die ökonomischen Ge⸗
sellschaften im ganzen Rei 8 1 eich sammlung in Sros. in che aufgefordert, Deputirte zu einer Ve Anfforden “ noch in diesem Monate zu schicken. Die nnfe zrenhg scfchen Beifall, daß die Versammlung bereits, Vorsitz des Landeshauptmanns Liljecrantz, i Sitzn 2 gonnen hat. p 1 b, ihre Sitzungen be⸗ Ake v den in diesem Jahre eingegangenen Preisschriften hat die Pra 88. einer, „die Natur des Nordens“ genannt, ihre zweite Grafe zuerkannt. Zu ihrem Direktor hat dieselbe ben Professor 1” röm, und zum Kanzler den Erzbischof Wingaͤrd erwaͤhlt. hol 8 Titel „Recht und Wahrheit im Ernst“ ist in Stock⸗ blätte 8 Blatt erschienen. Es soll zunächst mit den Schand⸗ kurriren. sS Volkes Siimme“ und „das Sonntagsblatt“ kon⸗
e“ eh olm, 20. Dez. (Alt. Merk.) Der Repräsentations⸗
Bors ag ist im Adel⸗ und Priesterstande durchgefallen. Im Ple⸗
Ritterschaft und des Adels ist er am 18ten mit 316 gegen
Hes herwoes h“ am 17ten mit 30 gegen 14 Stim⸗ erworfen. Im Bürgerstande soll über Pors 281'
488 g er den Vorschlag am 28ste
entschieden werden. 1 8
“ 1 dma er ast Fuhenn 24. Dep. (Lloyd.) Die Deputirten⸗
el des Gebäudesteuer⸗ Gesetzes, der Senat zwei Artitel des Banalitäts⸗Gesetzes angenommen. Der Risorgi⸗ mento tadelt das Benehmen jener Deputirten, welche das Ge⸗ bäudesteuer ⸗Gesetz bis nach der Budget⸗Debatte verschoben “ wollten, sehr unverholen; obwohl der Linken angehörig, hätten se G“ der Verwaltung mehr Rücksicht, der anerkannten 1 soßen und Sparsamkeit der Regierung mehr Vertrauen schen⸗ Turin, 22. Dez. (W. Z.) Der Senat hat das Gesetz über die Aufhebung der Zannalnäten mit 51 gegen 7 Stimmen angenommen. Die Abgeordnetenkammer beschäftigt sich mit der Prüfung eingelaufener Petitionen. Der Kriegs⸗Minister hat ein Gesetz vorgelegt, mit welchem die Regierung ermächtigt verden soll Enage italienischen Offizieren weitere Hulfsgelder zu ver⸗ “ 24. Dezember bis 2. Januar werden die Sitzun⸗
8 188 „ * , 1
8 „Florenz, 20. Dez. (Lloy d.) Ein Vertrag des römischen Heßts mit dem toscanischen in Betreff von Zoll⸗ und Mauth⸗Er⸗ eichterungen ist heute durch den Monitore to no veröffent⸗ eich 1 urch Monitore toscano veröffent⸗ licht worden. 1
„Die Sperrung der Universitäts⸗Kollegien zu Siena ist wegen gröblich unehrerbietigen Benehmens einiger Scholaren in der Kirche San Vigilo erfolgt; man versichert, die Regierung habe die Gewiß⸗
heit erlangt, daß politische Umtriebe dem dortigen Universitätsleben
nicht fremd geblieben.
Rom, 16. Dez. (Ll.)
Die Vorstellungen des General⸗Vi⸗ kars und der Congregation
der Propaganda gegen die Eröffnung
einer amerikanischen Kapelle für den protestantischen Gottesdienst in
Rom sind ohne Erfolg geblieben, und heute soll bereits der erste Gottesdienst in derselben stattfinden.
Dez. (Lloyd.) Außer den unvermeidlichen Landes fast täglich zwischen Militair⸗ und Civil⸗ Personen vorkommenden Reibungen weiß man hier nichts von einer Störung der öffentlichen Ruhe Wund Ordnung im Großen, wovon usländische Blätter erzählen. Der öffentliche Geist hat sich eher ebessert als verschlimmert.
Moldau und Walachei. Bukarest, 16. Dez. (Buk. Ztg.) Dienstags wurde Se. Excellenz der Herr Großban Michael Ghika, ältester Bruder des früheren Fürsten der Walachei, Alexan
er Ghika, mit großem Pomp begraben. Se. Durchl. der regie⸗ rende Fürst, Ihre Excellenzen die Herren Minister, das gesammte Corps der Bojaren und viele Fremde folgten der Leiche, die im Kloster Serindar beigesetzt wurde. Der Verstorbene war nur 24 Stunden krank, und Niemand glaubte an einen so nahen Todes⸗ all, da er noch Tages zuvor, am Namenstage seiner Gemahlin, zesellschaft bei sich empfangen hatte.
Türkei. Salonichi, 3. Dez. (Lloyd.) Eine Räuberbande treibt argen Unfug in der hiesigen Gegend. Neulich begab sie sich in das Kloster zwischen Nausta und Voddino, bat um gastliche Auf⸗ nahme, welche die Moͤnche ihr ohne Argwohn gewährten. Kaum waren die Räuber im Kloster, als sie den Prior vor dem Altar ermordeten, nachdem sie ihm zuvor aufs grausamste gemartert hatten, um ihm das Geständniß herauszulocken, an welcher Stelle sich ein, wie sie glaubten, im Kloster verborgener Schatz befinde. Außer dem Prior ermordeten sie zwei andere Mönche, eine Frau und ihr Kind.
Adrianopel, 12. Dez. (Lloyd.) Anfangs dieses Monats wurden zwei Fermans veröffentlicht, deren einer die Erhebung des Zehnten und der andere die Beschränkung des Papiergeldes auf die Hauptstadt betrifft. Beide Maßregeln erregten hierorts Unzufrie⸗ denheit, die eine von Seiten der Beys, welche gewöhnlich den Zehn⸗ ten in Pacht übernehmen, und die andere bei den Geschäftsleuten, welche sich über Mangel an klingender Münze beklagen.
Der neue Gouverneur, Hafiz Pascha, ist hierorts eingetroffen; er wird als ein energieloser, doch keinesweges christenfeindlicher Mann geschildert. Sein älterer Sohn, der einige Tage später an⸗ kam, wird zum Polizei⸗Chef ernannt werden.
Damaskus, 5. Dez. (Lloyd.) Die hiesigen Christen und Juden leben seit den letzten Vorfällen in Aleppo fortwährend in Angst, daß der muselmännische Fanatismus auch in Damaskus seine Rache üben werde. Diese Furcht ist jedoch jetzt durch das energische Einschreiten in Aleppo beseitigt. Für letztere Stadt wurden in Alexandrette 5000 Mann regulärer Truppen eingeschifft, um die dortige Garnison zu verstärken. Von Beirut nach Damaskus wird jetzt eine Fahrstraße angelegt.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗ York, 10. Dez. Im Senate zu Washington hat ein Herr Giddens aus Ohio den Versuch gemacht, die Agitation über die Sklaven⸗ frage von neuem ins Leben zu rufen, und zwar in einer Rede voll großer Bitterkeit, indem er einen Antrag stellte hinsichtlich der Er⸗ ledigung gewisser in der Botschaft des Präsidenten empsohlener Geschäfte. Er drang jedoch nicht damit durch, wurde vielmehr von einigen seiner gemäßigteren oder konsequenteren Kollegen scharf mitgenommen. Im Repräsentantenhause ist eine Resolution, welche den Finanz⸗Ausschuß veranlassen wollte, sich für Aussetzung einer Summe zur Ausrüstung des Linienschiffes „Pennsylvania“ auszu⸗ sprechen, um auf demselben amerikanische Erzeugnisse nach der lon⸗ doner Ausstellung zu befördern, verworfen worden, zum großen Bedauern eines sehr bedeutenden Theiles des amerikanischen Volkes. Dem New⸗York Herald zufolge, ist die „Pennsylvania“ das größte Kriegsschiff in der Welt, und das genannte Blatt meint, das Erscheinen desselben in der Themse würde große Sensation hervorgebracht und den Engländern einigermaßen einen Begriff von amerikanischer Größe gegeben haben.
Aus Kalifornien hat man um 14 Tage spätere Nachrichten Auch eine neue Sendung Goldstaub, zum Werthe von zwei Millio⸗ nen Dollars, die von den einzelnen Passagieren mitgebrachten Schätze nicht mit eingeschlossen, ist eingetroffen. Die Fortkauer der Cholera abgerechnet, lauten die Berichte fast in jeder Beziehun sehr ermuthigend. Die Demonstrationen zur Feier der Nachas Kaliforniens in die Union hatten ihr Ende noch nicht erreicht und die öffentliche Aufmerksamkeit begann sich auf die Wahl von Se⸗ natoren und Repräsentanten zur Beschickung des Kongresses zu richten. Was man aus den Minen hört, stimmt mit den letzten Nachrichten überein. 8 2 Die „Empire City“, die Ueberbringerin der Neuigkeiten aus Kalifornien, hatte unterweges in Jamaika angelegt. Dort wüthete die Cholera noch immer furchtbar. Wie man glaubte, hatte sie die Bevölkerung bereits dezimirt. In einigen der ländlichen Distrikte soll das Verhältniß der Sterblichkeit sogar ein noch größeres ge⸗ wesen sein.
Wie man erzählt, ist ein nordamerikanischer Capitain von Ba⸗ hia in Boston angekommen, welchem der britische Dampfer „Rai⸗ ler“ sein Schiff weggenommen hatte, weil er glaubte, dasselbe sei im Sklavenhandel beschäftigt. Der erwähnte Capitain halte aller⸗ dings behauptet, nur gesetzmäßigen Handel zu treiben; da aber seine Papiere irgendwie nicht in Ordnung waren, so hatte sich der Befehlshaber des englischen Schiffes veranlaßt gefunden, das ver⸗ dächtige nordamerikanische Fahrzeug als Prise zu erklären. Der Amerikaner hatte den Fall dem Befehlshaber des nordamerikanischen Geschwaders vorgelegt, aber keine Genugthuung erhalten; daher seine Rückkehr in die Vereinigten Staaten. “ 8 b
In Chili hatte die erwartete außerordentliche Session des Kongresses noch nicht stattgefunden. Die Bewohner des Landes 1 mit den Schritten der Regierung sehr zufrieden ge⸗
9. „† 8 — „ Der Stadtrath von Toronto in Kanada hat beschlossen, 100,000 Dollars zum Bau der Eisenbahn zwischen Toronto, Simcoe und dem Huron⸗See vorzuschießen.
Zum Gedächtniß des verewigten Generals fanterie a. D. von Krauseneck. (Eingesandt.)
Am 2. November d. J. Abends entschlief, zum Erwachen in einem höheren Leben, — nach jahrelangen schmerzhaften Leiden, doch in den letzten Stunden anscheinend ruhig und schmerzenlos — hier in Berlin der Königlich preußische General der Infanterie außer Dienst, Wilhelm von Krauseneck, im 76sten Lebensjahre. Seitdem haben die zahlreichen Freunde und Verehrer dieses in mannigfachen Beziehungen ausgezeichneten und hochbegabten Mannes bisher noch vergebens erwartet, daß aus den Reihen der Armee, welcher der Verewigte 57 Jahre lang angehörte, und in welcher derselbe unter der Regierung dreier Könige in den verschiedenartigsten Dienstver⸗ haͤltnissen eine stets eben so ausgezeichnete als wirkungsreiche Thä⸗ tigkeit entwickelte, eine dazu berufene Stimme sich vernehmen lassen würde, um ein öffentliches Zeugniß von dem langen und ehrenrei⸗ chen Wirken des Dahingeschiedenen abzulegen; und daß dies noch nicht geschehen ist, kann wohl nur dem Umstand beigemessen werden daß dieser Todesfall gerade zu einer Zeit erfolgte, deren schwere und ernste Bedeutung für unser Vaterland die sorgenvolle Aufmerk⸗ samkeit eines Jeden fast ausschließend in Anspruch nahm und ins⸗ besondere die Angehörigen unseres gesammten Heeres nach allen Rich⸗ tungen hin in angestrengte dienstliche Thätigkeit versetzte. Bis nun nach wiederkehrender Ruhe eine berufene Feder uns jenes bisher noch vermißte Zeugniß bringen wird, möge es der Stimme achtungsvol⸗
Verewigten und einiger seiner bedeutenderen Wirkungssphären die nachfolgenden wenigen Worte ehrender Anerkennung zu widmen. Am 13. Oktober 1775 zu Baireuth geboren, wo sein früh ver⸗ storbener Vater als Rechtsgelehrter eine amtliche Stellung inne hatte, trat der Verewigte im 17ten Lebensjahre*) bei der Artillerie *) Als 16jähriger Kadett aus dem älterlichen Hause geschieden, wurde ihm die Freude zu Theil, nach 25 ähriger Abwesenheit als General und glücklicher Gatte und Vater, in der ihn festlich empfangenden Vaterstadt die geliebte Mutter wieder zu begrüßen.
als Kadett in den dortigen Dienst, wo er auf der Veste Plassen⸗ burg bei Culmbach unter Leitung des geschickten Majors Stierlein eine sorgfältige Ausbildung, auch in den Elementen des Ingenicur⸗ dienstes, so wie in topographischen und Vermessungs⸗Arbeiten er⸗ langte. Mit Erlaubniß seines Dienstherrn trat er 1791 als In⸗ genieur⸗Geograph in den Königlich Preußischen Dienst, und war als solcher während der ersten Feldzüge des damaligen Krieges in dem Hauptquartier des Fürsten von Hohenlohe beschäftigt. Von hier zur Theilnahme an den Arbeiten der mit den topographischen Aufnahmen und Vermessungen in der⸗damaligen Provinz Südpreußen beauftragten militairischen Kommission nach Warschau berufen, ward er demnächst als Offizier in die ostpreußische Füsilier⸗-Brigade zum Bataillon von Stutterheim versetzt, in welchem er den Krieg
von 1806 bis 1807 mitkämpfte und hier bereits durch Dienstlei⸗
ler Freundschaft und Ergebenheit gestattet sein, dem Andenken des
der thätig war, mögen hier unerwähnt bleiben; es sei nur angte⸗ führt, daß der erste pariser Friede im Jahr 1814 ihn als Oberst und Brigade⸗Kommandeur im zweiten (von Kleistschen) Armee⸗Corps in Paris fand. Von hieraus übertrug ihm demnächst — nachdem er zuvor die Festung Wesel aus den Händen der Franzosen für Preußen übernommen halte — noch im Sommer 1814 des König⸗ Majestaät die preußische Kommandantur der von österreichischen und preußischen Truppen gemeinschaftlich zu besetzenden Frstung Mainz, — eine um se bedeutsamere aber auch schwicrige Stellung, als er hier als preußischer Kommandant sich mit gleichen Rechten neben einen Kaiserlich österreichischen Gouverneur gestellt be⸗ fand. — Was der General von Krauseneck — im Frühjahr 1815 zu diesem Rauge befördert — in dem genannten Verhälimiß wäh⸗ rend der mehr als sieben Jahre, in welchen er es bekleidete, gelei⸗ stet hat, kann nur von denen, die in dieser Zeit an der Spite der Geschäfte standen, und zum Theil von denen, die so glucklich waren, ihm da⸗ mals näher zu stehen, vollständig und richtig gewürdigt werden; hier möge es genügen, anzuführen, daß einerseits die Geradheit, Unbefangen⸗ heit und Liebenswürdigkeit seines Charakters wesentlich dazu bei⸗ trug, das schwierige Verhältniß, welches durch die Nebeneinander⸗ stellung eines preußischen General⸗Majors als Kommandanten, und eines österreichischen Feldmarschall⸗Lieutenants — ja im Jahr 1815 sogar eines Kaiserlichen Feldmarschalls, des allverehrten Erzhex⸗ zogs Karl — als Festungs⸗Gouverneur mit gleichen Rechten, — entstehen mußte, vor so manchen Spitzen und Mißverstandnissen zu bewahren, welche die Harmonie des gemeinsamen Kommando's und die nothwendige Eintracht einer zwei verschiedenen Kriegshee⸗ ren angehörigen Garnison gefährdeten; — so wie es anerkannt werden muß, daß andererseits der dem General Krauseneck eigen⸗ thümliche helle und richtige Blick, sein gesundes Urtheil, seine scharfe Auffassung der Verhältnisse und seine ganze bedeutende geistige Be⸗ gabung den wesentlichsten und wohlthätigsten Einfluß auf die zweck⸗ mäßige Regelung der Verhältnisse der Bundes festung Mainz aus⸗ übten, welche in den Jahren 1816 — 18 in Frankfurt a. M. unter Vermittlung W. von Humboldt's, damaligen preußischen Gesandten beim Bundestag, begründet wurde. — Aber nicht nur in den dienst lichen, auch in allen rein menschlichen Beziehungen fand der Ver⸗ ewigte vorzüglich während seiner 7 jährigen Wirksamkeit in Mainz reichlich Gelegenheit und wußte sie auf die natürlichste und unbe⸗ fangenste Weise geltend zu machen, neben der besonnenen Festigkeit — gehoben durch eine imponirende Persönlichkeit — auch die hohe Rechtlichkeit, die Offenheit und Liebenswürdigkeit seines Charakters an den Tag zu legen; dies werden nicht allein diejenigen, die in dieser Zeit ihm näher standen, auch die aus jener Zeit noch vor⸗ handenen Einwohner von Mainz aus allen Klassen werden dies übereinstimmend bezeugen. Im Herbst 1821 übertrug ihm Se. Ma⸗ jestät der König das Kommando der 6ten Division in Torgau, von wo er jedoch im Jahr 1829 zur Uebernahme der wichtigen Stel⸗ lung als Chef des Generalstabs der Armee nach Berlin berufen ward; — ein schon damals vorhandenes chronisches Kopfleiden, das mit den Jahren sich steigerte, trübte von da ab seine ferneren Le⸗ bensjahre; und wenn gleich seine geistige Frische und Lebendigkeit bewunderungswürdig lange sich erhielt, so war doch von dieser ausgezeichneten Persönlichkeit schon die schönste Blüthe abgestreift S 48 nxth; . ab 5 8 Im Jahre 1848 nöthigten zunehmende Krankheitsbeschwerden ihn, ganz aus dem Allerhoͤchsten Dienst zu scheiden. Seitdem waren seine letzten Lebenstage einerseits durch den Schmerz über das schwere Unheil, welches unser Land und Königshaus betroffen hatte und lange auf denselben lastete, andererseits durch tiefe körperliche Leiden verkümmert; doch blieb er seinen in zärtlicher Liebe und im glücklichsten Familienleben ihm verbundenen Angehörigen und seinen zahlreichen Freunden stets der gleichgesinnte, milde und wohlwollend theilnehmende Freund, bis der Todesengel seine reine, aber lebens müde Seele von ihren irdischen Fesseln sanft löste. Lricht decke ihn die Erde, und Friede sei mit seiner Asche!
Eisenbahn⸗Verkehr. Preßburg⸗Tyrnauer Eisenbahn.
Die ersten neun Monate des laufenden Jahres weisen gegen
dieselben neun Monate der vorhergegangenen Jahre eine Vermin⸗
derung sowohl in der Personen⸗ als Güterfrequenz nach, jedoch
stellt sich eine Vermehrung der Einnahme heraus. Eine richtige Verheicheng ist jedoch nur mit dem Jahre 1 847, in welchem der Betrieb keinerlei Störungen erfuhr, zulässig, hauptsächlich sind auch die monatlichen Ausweise der Frequenz und Einnahme vom Jahre 1849 nur sehr mangelhaft zur öffentlichen Kenntniß gekommen, und liegt uns nur der Ausweis der Frequenz und Einnahme vom gan⸗ zen Jahre 1849 vor. Es wurden in erwähnten neun Monaten des laufenden Jahres 78,597 Personen und 315,167 Ctr. Güter be⸗ fördert, die Gesammt⸗Einnahme betrug 103,167 Fl. 32 Kr. In denselben neun Monaten des Jahres 1848 wurden befördert 97,957 Personen und 333,941 Ctr. 91 Pfr., die Gesammt⸗Einnahme be⸗ trug 86,972 Fl. 43 Kr. In gleichem Zeitraum 1847 wurden be⸗ fördert 95,701 Personen und 354,058 Ctr. 85 Pfd. Güter, die eine Gesammt⸗Einnahme von 93,602 Fl. 30 Kr. ergaben. — Es
stung in Generalstabsgeschäften die Aufmerksamkeit seiner Vorge⸗ setzten auf sich zog. Im Jahr 1809 als Major zur Artillerie versetzt, übertrug ihm noch im selben Jahr das Vertrauen des hoch seligen Königs das Kommando des damals neu formirten Garde⸗ Füsilier⸗Bataillons (Füsilier⸗Bataillon des 1sten Garde⸗Regiments
wurden sonach in erwähntem Zeitraum des laufenden Jahres ge gen denselben 1848 weniger befördert 19,360 Personen und 18 774 Ctr. 91 Pfd. Güter, die Gesammt⸗Einnahme betrug jedoch mehr 16,194 Fl. 49 Kr.; gegen denselben Zeitraum 1847 wurden in 850 ebenfalls weniger befördert 17,104 Personen und 38,891 Ctr. 85 Pfd. Güter, die Gesammt⸗Einnahme betrug jedoch mehr 9565 Fl.
zu Fuß), in welchem Verhältniß er sich der dauernden Aufmerksam⸗ keit und Annäherung Sr. Majestät zu erfreuen hatte, da der hoch⸗ selige König Sich zu jener Zeit in Königsberg vorzugsweise gern
mit diesem neuen Bataillon und dessen Ausbildung beschäftigte. Auch knüpft sich an jene Epoche, welche alle diejenigen, denen Preu- ßens Wiedergeburt am Herzen lag, emander näher brachte, die ver⸗ traute Bekanntschaft des Verewigten mit Scharnhorst und so man⸗ chem anderen gleichgesinnten Vaterlandsfreund. In derselben Zeit berief, auf Scharnhorst's Vorschlag, das Königliche Vertrauen auch ihn in die Kommission, welche auf Befehl Sr. Majestät mit Abfas⸗ sung des neuen Exerzier⸗Reglements für die Armee beschäftigt war; und es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß sein Antheil an die⸗ sem für die Armee und ihre neue Formation so wichtigen und wohl⸗ thätigen Werk ein sehr bedeutender war. Als die Verhältnisse Preußens im Jahr 1812 durch die gezwungene Allianz mit Frant⸗ reich gegen Rußland sich verwickelten, übertrug ihm der König den Befehl in der dem Kriegsschauplatz näher gelegenen Festung Grau⸗ denz dem einzigen noch von eigenen Truppen besetzten preußischen Waffenplatze, in welchem Verhältniß er auch während des verhäng⸗ nißvollen Rückzuges der in Rußland vernichteten Armee blieb, bis der neue Umschwung der Dinge ihn in den Generalstab ins Haupt⸗ quartier der Armee berief, wonächst ihm während des Waffenstill stands die ehrenvolle aber schwierige Aufgabe ward, die seit 1807 fast zerstörte Festung Schweidnitz als Kommandant in möglichst kurzer Frist in vertheidigungsfähigen Zustand wieder herzustellen, und dann eintretenfalls zu vertheidigen. Die verschiedenen Wir⸗ kungskreise, in denen ferner der damalige Oberstlieutenant von
Krauseneck vom Wiederausbruch der Feindseligkeiten an nach einan⸗
2 Kr. Im ganzen Jahre 1849 wurden befördert 102,910 Personen und 268,980 Ctr. Güter und Gepäck, die Gesammt⸗Einnahme betrug 141,913 Fl., es wurden sonach in 1849 im Durchschnitt pro Monat und Meile befördert 1039 Personen und 2716 Ctr. 97 Pfd. Güter, die durchschnittliche Einnahme betrug 1433 Fl. 7 Kr. In den neun Monaten des laufenden Jahres wurden im Durchschnitt pro Mo nat und Meile befördert 1058 Personen und 4244 Ctr. 67 Pfͤ Güter, die durchschnittliche Einnahme betrug 1389 Fl. 28 Kr. In gleichem Zeitraum 1818 wurden im Durchschnitt pro Monat und Meile befördert 1319 Personen und 4497 Ctr. 53 Pfd. Güter die durchschnittliche Einnahme betrug 1171 Fl. 3 Kr. In denselben neun Monaten des Jahres 1847 betrug die D urchschnittszahl der beförderten Personen 1289, und die der Güter 4768 Ctr 47 Pfd die durchschnittliche Gesammt⸗Einnahme betrug 1260 F 37 Kr. Es wurden sonach 1850 gegen 1847 im Durchschnitt pro Monat
und Meile weniger befördert 231 Personen und 523 Ctr. 80 Pfd.
zistor 9 ozr gi 9 Mo 428 5 5 Güter, dagegen mehr eingenommen 128 Fl. 51 Kr. Die verschie⸗
denen Quartale gegenübergestellt zeigt folgende Resultate; im ersten
Quartal des laufenden Jahres wurden befördert 18,190 Personen
und 89,707 Ctr. Güter, die Einnahme betrug 26,344 Fl.; in glei⸗ 84 wurden befördert 27,835 Personen und 121,701
r. 57 Pfd. Güter, die Einnahme betrug 27,930 Fl. 51 Kr. ; ; demselben Quartal E11“ 98,826 Ctr. 25 Pfd. Güter, die Gesammt⸗Einnahme betrug 23,298 Fl. 28 Kr. Es wurden sonach in diesem Quartal 1850 gegen 1848 weniger befördert 9645 Personen und 31,994 Ctr. 57 Pfd., und weniger eingenommen 1586 Fl. 51 Kr.; gegen denselben Zeitraum
1817 wurden befördert 22,666 Personen und
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