1851 / 7 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

8 Dresden, 4. Jan. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer, die Vormittags nach 10 Uhr in Anwesenheit des Königli⸗ chen Kommissars, Herrn Geheimen Kirchenraths Dr. Hübel, begann wurde die Berathung über das Ausgabe⸗Budget für das Departe⸗ ment des Kultus und öffentlichen Unterrichts fortgesetzt. Pposition 66a. fordert „für die evangelischen Kirchen“ jährlich 34,786 Rthlr., welche, von der Deputation zur Genehmigung em⸗ pfohlen, von der Kammer unverändert bewilligt wird. Eine län⸗ gere Debatte veranlaßte ein mit dieser Position verbundener außer ordentlicher Posten von 5000 Rthlr., als Unterstützung für die Ge⸗ meinde Jöhstadt zu deren Kirchenbaue. Die gedachte Gemeinde hat nämlich jetzt eine Petition dahin eingereicht, daß diese Summe von 5000 Rthlr. auf 8000 Rthlr. erhöht werden möchte; die De⸗ putation hat jedoch kein höheres Postulat als obige 5000 Rthlr. zur Bewilligung vorschlagen zu dürfen geglaubt. Schließlich werden diese 5000 Rthlr. einstimmig bewilligt und dadurch die erwähnte Petition der Gemeinde Jöhstadt erledigt. Position 66 b. verlangt jährlich: 1) 1000 Rthlr. Zuschuß für die

Landesschule zu Meißen (die Hälfte des früheren Betrages); 2) 2350

Rthlr. für die Landesschule zu Grimma (1950 Rthlr. weniger als vor⸗ her); 3) 14,100 Rthlr. zu Unterstützung der städtischen Gelehr⸗

tenschulen in Bautzen, Freiberg, Plauen und Zwickau, und 4) 4500

Thaler zur Unterstützung der Realschulen. Bie Deputation schlägt hier vor, den Posten unter 3 nur mit 12,540 Rthlrn. und den un⸗ ter 4 mit nur 1060 Rthlrn. oder höchstens 1200 Rthlrn. zu be⸗ willigen; in letzterer Bewilligung werden zugleich die verlangten 3000 Rthlr. für eine Realschule zu Chemnitz abgelehnt.

Der Abg. von Nostitz spricht sich in einem längeren Vortrage über die inneren Einrichtungen der beiden Landesschulen aus, die er nicht ganz den Anforderungen der Zeit entsprechend findet, und beantragt: die Staatsregierung wolle die Landesschulen in Meißen und Grimma in disziplinarer Beziehung mit besonderer Berücksich⸗ tigung der höheren Klassen und der älteren Schüler einer zu grö⸗ ßerer Selbstständigkeit der letzteren führenden zeitgemäßen Reorga⸗ nisation unterwerfen. (Wird ausreichend unterstützt.)

Der Königl. Kommissar, so wie die Abgeordneten Unger, von

ezschwitz, Schäffer, Sachße, Scheibner, Reichenbach, Dr. Platzmann und von der Planitz sprechen gegen diesen Antrag, während die Ab geordneten Rittner, Meisel und von Criegern mit demselben ein⸗ verstanden sind; bei der Abstimmung wird derselbe mit großer Ma⸗ jorität verworfen.

Die Abgeordneten Secretair Scheibner und Schäffer ver⸗ wenden sich bür Bewilligung der vollen, für die Realschulen im Bud⸗ get aufgenommenen Summe, und der Königl. Kommissar weist zu gleichem Zwecke nach, daß hier, so wie bei den städtischen Gelehr⸗ tenschulen, die Regierung mit der von der Deputation vorgeschla⸗ genen geringeren Summe schlechterdings nicht auskommen könne. Beide bezeichnen die Ansicht der Deputation, welche die Realschulen als Lokal⸗Institute der betreffenden Orte betrachtet, als eine irrige. Das Deputations⸗Gutachten wird, außer durch den Referenten, von den Abgeordneten von der Planitz und Meisel vertheidigt.

Nachdem noch der Königl. Kommissar in einem ausführlichen Vortrage die einzelnen Posten der Regierungs⸗Vorlage, der Refe⸗ rent dagegen das Deputations⸗Gutachten aufrecht zu erhalten ver⸗ sucht hatte, konnte endlich nach einer sehr in Einzelheiten sich ver⸗ lierenden, fast zweistündigen Debatte über diese Position abgestimmt werden. Es wurden bewilligt: die obigen Posten unter 1, 2 nach der Regierungs⸗Vorlage, der unter 3 aber nach dem Antrage der Deputation, und der unter 4 nach dem Antrage der Majorität der Deputation mit nur 1060 Rthlrn. (für die Realschule in Anna⸗ berg), die für eine Realschule in Chemnitz postulirten 3000 Rthlr., die übrigens von der Regierung im Laufe der heutigen Sitzung auf 1000 Rthlr. (für 1851) ermäßigt waren, aber gegen 7 Stim⸗ men abgelehnt. 1

Hier wurde die Berathung dieses Gegenstandes für heute ab⸗ gebrochen, und es erstattete nun Secretair Kasten noch einen kur⸗ zen Direktorial⸗Bericht über mehrere einberufene, jedoch nicht er⸗ schienene Kammer⸗Mitglieder. In Folge desselben wurden die drei Stellvertreter Buchhändler Fleischer und Banquier Seyffert in Leip⸗ zig, so wie der Fabrikant Böhler in Plauen, da sie auf die drei malige Ladung nicht erschienen waren, ihrer Wählbarkeit ‚für ver⸗ lustig und deren Stellen in der Kammer für erledigt erklärt; von Beantragung einer Neuwahl für diese Stellen für den gegenwärti⸗ gen Landtag wurde abgesehen. Zugleich beschloß die Kammer, in Bezug auf den Stellvertreter Fabrikant Hecker in Glauchau, wel⸗ cher auch auf die zweite Ladung ablehnend sich erklärt hat, demsel⸗ ben nach §. 18 des Wahlgesetzes die dritte und letzte Ladung zu⸗ gehen zu lassen.

Schließlich erledigte die Kammer noch ein Kommunikat des Königl. Gesammtministeriums, die im 15ten städtischen Wahlbezirke stattgefundene Neuwahl betreffend. In gedachtem Bezirke ist der Kaufmann Bamberger zu Zwickau zum Abgeordneten gewählt worden. Derselbe hat jedoch angezeigt, daß ihm die Herren Hirzel⸗ Lampe und Comp. in Leipzig, deren Fabrik Bamberger vorsteht, nicht gestattet haben, die Wahl anzunehmen, und bittet die Ablehnung derselben zu genehmigen. Die Entscheidung hierüber steht der Kam⸗ mer zu. Diese beschloß auf Vorschlag ihres Direktoriums: Herrn Bamberger auf Grund des §. 18 des Wahlgesetzes aufzufordern, die von ihm in seiner Eingabe angeführten Verhältnisse durch ein ge⸗ richtliches Zeugniß zu belegen, inzwischen aber sofort nach §. 21 der Landtagsordnung den im 15ten städtischen Wahlbezirke zum Stell⸗

ertreter ernannten Herrn Fabrikant Müller in Crimmitzschau ein⸗ uberufen.

Um 2 Uhr ging hierauf die Kammer zu einer geheimen Sitzung

über. Die erste Kommission der Ministerial⸗Konferenz hat heute, dem Vernehmen nach, ihre zweite Sitzung gehalten. Der Königlich

preußische Minister⸗Präsident, Freiherr von Manteuffel, der vor⸗

gestern Mittag hier anlangte, kehrte am nämlichen Tage Abends nach Berlin zurück. Se. Durchlaucht, Fürst Schwarzenberg, wird

morgen einem Diner bei Hofe beiwohnen. Die Rückreise desselben ch Wien wird, wie verlautet, erst in den nächsten Tagen erfolgen.

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ehlshaber ins Leben getretene Krie sgericht besteht aus einem obe⸗ ren und einem unteren Militairgericht (deren auf Besch des Ober⸗ befehlshabers auch weitere durch die betreffenden

einem oder zwei Rechtsverständigen.

Hessen. Kassel, 1. Jan. (O. P. A. Z.) Das nach ei⸗ ner Vereinbarung zwischen dem Bundes⸗Kommissär und Oberbe⸗

2 1 ommandanten niedergesetzt werden können). Jedes solches Militairgericht besteht aus einem vorsitzenden Stabsoffizier, zwei Hauptleuten, zwei Lieu⸗ änd Bei dem unteren

kann der Fasscsehne gech gentens statt des Stabs⸗ ffiziers auch ein Hauptmann sein. Das dermalen niedergesetzte 8. Militairgericht besteht aus einem Stabsoffizier, zwei Haupt⸗ euten, zwei Lieutenants, einem Stabs⸗Auditor und einem kurhes⸗

8 11““ Amts⸗Aktuar Wilhelm Henkel ist als Suppleant der kurhessis chen Justizbeamten bestimmt, die darüber zu wachen 88 gen die kurhessischen Gesetze bei dem militairgeri⸗ htlichen erf . verstoßen wird. Die Untersuchungen werden ““ 8 gliedern des Untergerichts genommene stommission geführ 1 lehe aus einem Hauptmann, einem Lieutenant, einem Regiments⸗Aubi gr und einem kurhessischen Justizbeagmten. Vor diese Militairgerichte gehört die Untersuchung und Bestrafung aller Vergehungen und Verbrechen, welche §. 2 per kurfürstlichen Verordnung vom 28. September 1850 den Kriegsgerichten übertragen hat; die Widersetzlichkeiten gegen die Verordnungen vom 4., 7. und 28. September und die dieselben schützenden Bundesbeschlüͤsse, so wie die Anordnungen des Bundescivilcommissärs; die Unternehmungen und Handlungen zur Bedrohung oder Verletzung der Ehre und Si (hherheit der Bundestruppen; endlich die Fälle, welche der Bundes⸗ kommissär zur Erreichung der ihm gestellten Bundesaufgabe beson⸗ ders an diese Milttairgerichte zu verweisen für erforderlich erachtet. Die Untersuchungen werden vor der oben erwähnten Kommission schriftlich geführt und protokollirt. Der Rechtsverständige leitet das Verfahren hierbei, unter Mitwirkung der beisitzenden Offiziere. Es ist dabei so weit möglich die kurhessische Militairstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 (§§. 58 bis 69) zu beachten. Gleichfalls werden die allge⸗ mein gesetzlichen wesentbichen Formen beobachtet, mit Weglassung aller, der Vereinfachung und Raschheit entgegenstehenden Prozeduren und Förmlichkeiten. Die Angeschuldigten und Zeugen werden generell und speziell zu Protokoll vernommen, alle Anzeigen, Beweismittel und Nachweisungen benutzt; jedoch sind kaptiöse und Suggestivfragen, Einschüchterungen und Drohungen, Zwang ꝛc. streng untersagt. Die Zeugen und Auskunftspersonen werden, ausgenommen bei un⸗ erheblichen Vergehen, oder wenn die Aussagen nicht von Einfluß sind, beeidigt, wenn nicht besondere Bedenken gegen Glaubwürdig⸗ keit und Unverdächtigkeit der Person vorliegen. Diese Beeidigung erfolgt nach der Protokollirung jedoch nach vorausgegangener ernst⸗ licher Verwarnung, daß die Aussagen beschworen werden müssen. Am Schluß der Untersuchung wird der Angeschuldigte nochmals über Alles vernommen, was gegen ihn vorliegt, und seine Vertheidigung vollständig protokollirt. Der Rechtsverständige hält erschöpfenden Vortrag über die Sache in Sitzung des gesammten Gerichts und stellt speziellen Antrag auf Strafe oder Freisprechung. Das Gericht giebt seinen Ausspruch nach Stimmenmehrheit ab. Die Stimmen werden von unten nach oben gegeben und protokollirt. Der Rechtsverständige faßt das Ur⸗ theil ab, unter gedrängter Angabe der Entscheidungsgrüͤnde, wel⸗ ches alsbald dem Angeschuldigten eröffnet und auch sofort vollzogen wird, wenn nicht eine Berufung an das Obergericht statthaft oder eine Revision nothwendig ist, oder der Oberbefehlshaber, der dieses allein vermag, der Vollziehung Einhalt thut. Das obere Militair⸗ gericht ist die höchste Instanz für Appellation und Revision ge⸗ gen die militairgerichtlichen Straferkenntnisse. Statthaft ist eine Berufung an dasselbe nur, wenn das Untergericht mehr als vier Wochen Freiheitsstrafe verhängt hat. Die Appel⸗ lation muß binnen 48 Stunden schriftlich oder mündlich bei dem Untergericht eingelegt werden, welches dann die Sache sofort dem oberen Gericht übermacht. Bei Freiheitsstrafen über 6 Monate oder schwereren Strafen anderer Art ist Revision nothwendig. In solchen Fällen werden die Akten sofort dem Obergericht zur Bestätigung oder Aenderung der Straferkenntnisse eingesandt; die Bestätigung ist einfach, bei Aenderung werden die Entscheidungsgründe kurz beigefügt. Das Urtheil geht dann zur Publication und Vollziehung an das Untergericht zurück. Das Obergericht prüft ebenfalls auf Vortrag seines Rechtsverständigen in vollständiger Gerichtssitzung das untergerichtliche Verfahren und thut seinen Ausspruch nach Stimmenmehrheit von unten aufwärts. Alle Protokolle, Verfügungen und Erkenntnisse der Militairgerichte werden von sämmtlichen Mitgliedern unterzeichnet. Die Eidesfor⸗ meln für die Zeugen zur Aussage der lauteren Wahrheit nach

ohne Beachtung von Schaden oder Vortheil, so wie die Verpflich⸗ tung der Richter zur unpartetischen Ausübung ihres Amts in glei⸗ chem Sinn, sind vorgeschrieben. Kassel, 3. Jan. (Kasseler tg.) Morgen und übermorgen wird eine bedeutende Dislocation der in und um Kassel liegenden Bundestruppen vor sich gehen, und zwar zu dem Ende, um den übermorgen hier eintreffenden ersten Abtheilungen des nach Schles⸗ wig⸗Holstein bestimmten Bundesexecutionscorps für die Zeit ihres Durchmarsches Platz zu machen. diese Zeit von den Bundestruppen nur das Bataillon österreichi⸗ scher Jäger, eine Division bayrischer Jäger und eine kleine Abthei⸗ lung Cheveauxlegers, so wie das Hauptquartier mit seinen Depen⸗ denzen. Die Brigade Du Ponteil von den Bundestruppen wird den Diemelgrund und die Ortschaften des Reinhardswaldes bele⸗ gen, mit Ausnahme von Helmarshausen und Karlshafen, welche Orte für Quartiere des schleswig⸗ holsteinischen Exe⸗ cutionscorps bestimmt sind. Die Brigade Hailbronner bezieht Quartiere in der Edder⸗ und Schwalmgegend, namentlich

in und um Felsberg, Homberg und Borken, so wie auf der anderen Seite in und um Wolfhagen, Zierenberg und Volkmarsen. Die Brigade Haller rückt vorzugsweise in den Bezirk Eschwege in und

um Großallmerode, Eschwege, Wannsried, Waldkappel, Bischhausen V Leon Faucher's und Malleville's Eintritt in das Kabinet.

und Lichtenau.

Welche Quartiere die hessischen Bundes⸗Executionstruppen

nach dem Durchzuge der schleswig⸗holsteinschen Exekutionstruppen beziehen werden, und wie lange ihr Verbleiben und in welcher Stärke im Lande sein wird, ist zur Zeit noch ungewiß. Uebrigens

haben die letzten Theile des unter General Lesuire stehenden Re⸗ 1 serve⸗Cerps der hessischen Executionstruppen heute die hessischen Grün⸗ zen verlassen.

Kassel, 4. Jan. (Kass. Ztg.) Das untere Bundesmili⸗ tärgericht ist seit mehreren Tagen in Wirksamkeit. Die erkannten Strafen wegen geringfügiger Excesse und Beleidigungen der Bun⸗ destruppen bestehen gegen zwei Personen in fünftägigem Arrest und gegen eine in geschärfter Freiheitsstrafe von drei ochen.

Nassau. Wiesbaden, 3. Jan. (O. P. A. Z.) Die Nass. Allg. Zeitung enthält im amtlichen Theile das Gesetz vom 28. Nov. 1850, die Zusammensetzung der Hofgerichte und deren Abtheilung im Senate betreffend; ferner im nichtamtlichen Theile die Mittheilungen des nass. Staatsministeriums an den Bericht⸗ erstatter des ständischen Ausschusses zur Vereinbarung der Civilliste, Nauf Bericht der Ministerialabtheilung der Finanzen vom 17. Nov. 1850, die Verhandlungen wegen Feststellung der Civilliste be⸗ treffend.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 3. Jan. (Frankf. 9 Nachdem in der heutigen Sitzung der gesetzgebenden Versammlung

ischen Justizbeamten (Obergerichts⸗Referendarius und öffentlicher die von dem Senat getroffenen Verfügungen zur Erhebung der be⸗

nkläger Karl Lautenbach); das untere Militairgericht aus ei⸗

willigten Abgaben für 1851 53 mitgetheilt worden waren, be⸗

. Hauptmann qua Major, zwei Hauptleuten, zwei Lieutenants, gann, der Tagesordnnung gemäß, die Berathung der Vorschläge

inem Regiments⸗Auditor und einem kurhessischen Justizbeamten zur Ahänderun Rechts⸗Praktikant und öffentlicher Ankläger Konrad Dallwig.)

des Einkommensteuer⸗Gesetzes. Dieses aus 16 Pa⸗ ragraphen bestehende Gesetz veranlaßte lange und weitläufige Erör⸗

Küstenfahrt.

; E“ antworten. Art. 9 bestem Wissen und Gewissen, ohne Freundschaft und Feindschaft, b

In der Residenz verbleiben für

das Recht der

nung angenommen und und Garnon haben in heutiger Sitzung den Antrag eingebracht,

terungen, ohne irgend welche wesentliche Veränderungen herbeizu⸗ führen, denn alle gestellten Anträge wurden abgelehnt, so nament⸗ lich einer von Dr. Souchay, welcher von der Einkommensteuer den Betrag abgezogen wissen wollte, den das aus dem Auslande bezo⸗ gene Einkommen dort zu entrichten habe. Die zu §8. 8 von Dr. Haag vorgeschlagene Abänderung: daß aus dem Steuerverbande tretende Kontribuenten nur bis zur Zeit ihres Austritts zu zahlen haben, so wie eine von Dr. Souchay beantragte Redactionsänderung in §. 9 über die zu bestellende Schätzungskommission wurden angenommen, und da letztere Kommission in den übrigen Paragraphen des vorliegenden Gesetzes noch eine wesentliche Rolle spielt, so wurde beschlossen, mit der Berathung des letzteren abzubrechen und die des Entwurfs, die Wahl, Ernennung und den Wirkungskreis einer Sch ätzungs⸗ Kommission für die Einkommensteuer betreffend, an die Hand ge⸗ nommen. Wahlberechtigung, Wählbarkeit und Zusammensetzung veranlaßten abermals lange Debatten, welche einige Veränderungen herbeiführten, die eine neue Redaction nöthig machen. Um 8 Uh wird die Aufhebung der Sitzung beantragt, und diese beschlossen, ohne die Zeit der weiteren Verhandlungen dieses und des ersten Entwurfs zu bestimmen. Der Antrag auf Erlassung eines Preß⸗ gesetzes kam heute nicht zur Sprache.

Hamburg. Hamburg, 1. Jan. (B. H.) Die beiden Kommissäre für die schleswig⸗holsteinische Angelegenheit sind heute nicht abgereist. Sie hatten gestern einen Adjutanten nach Kiel an die Statthalterschaft abgesandt, der heute Vormittag zurückgekehrt ist. Ihre Abreise nach Kiel ist auf Montag festgesetzt.

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WMusland.

Oesterreich. Verona, 4. Jan. (W. Z.) Bis auf eine kleine Verletzung am rechten Ellbogen fühlt sich Feldmarschall Graf Radetzky heute weiter wohl.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 3. Januar. Den Vorsitz führt Dupin. Der Prästdent schrei⸗ tet zur Verloosung der Abtheilungen. Er verliest dann das Schrei⸗ ben eines Verwandten Bastiat's, welcher den am 24. Dezember zu Rom erfolgten Tod dieses Repräsentanten anzeigt. Das Schreiben wird an den Minister des Innern verwiesen. Tagesordnung: Erste Berathung des Gesetzentwurfes über den Rekrutenbedarf von 80,00 Mann. Francisque Bouvet spricht prinzipiell als Antagonist der stehenden Heere. Die Versammlung schenkt ihm keine Aufmerksamkei Adelsward macht einige Bemerkungen über die Repartition des Kon tingents. Berichterstatter Aymée meint, diese Bemerkungen sollten bei der Debatte des organischen Gesetzes vorgebracht werden. Eine zweite Berathung des Gesetzes wird nach einer kurzen Erwiederung Adelsward's beschlossen. General Lahitte überreicht einen Gesetz⸗Entwurf über Repartition des Reliquats der mittelst Ver⸗ trags von 183] bewilligten mexikanischen Entschädigung. Dan folgt die zweite Berathung des Kommerzial⸗Gesetz⸗Entmwurfes für Algier. Art. 7, die Zollfreiheit von Ausgangszöllen für den algie rischen Handel nach dem Auslande, einige Artikel ausgenommen betreffend, wird angenommen. Art. 6 betrifft die Schifffahrt und Callot beantragt größere Begünstigung für fremde Schifffahrt. General Lahitte spricht für den Kommissionsantrag. Art. 6 der Kommission wird angenommen. Art. 7 ermächtigt den Präsidenten der Republik zur Erlassung von selbstständigen Dekre⸗ ten in gewissen Zollgegenständen. Montigny bekämpft dieses Verfahren lebhaft und erklärt, der Gedanke des Gesetzes ruinire den französischen Ackerbau. Charles Dupin, Berichterstatter erwiedert, die Gesammtfragen seien schon bei Debatte des Art. ausreichend erörtert worden, er brauche daher jetzt nicht mehr zu wird angenommen. Napoleon Bona⸗ parte drückt sein Erstaunen über die von der Patrie mit getheilten Artikel aus einem Tagesbefehle Changarnier's aus. Eine heftige Kritik der einzelnen Artikel folgt. Namentlich nimmt

er den Artikel mit, welcher der Versammlung das verfassungsmäßige Recht der Truppen⸗Disposition verweigert. Die Versammlung habe das Recht, die bewaffnete Macht aufzubieten. „und die bewaffnete Macht wird ihr sicher gehorchen.“ N. Bona—

Präsident Dupin

parte schlägt eine motivirte Tagesordnung auf Abschaffung dieser Befehle vor. Kriegs⸗Minister Schramm wünschte Vertagung auf Montag. General Changarnier erklärk, eine solche permanente Instruction existire gar nicht. Kein Befehl von ihm mißkenne Versammlung, über die Truppen zu verfügen. (Rauschender Beifall). Er selbst habe nur Instructionen für der Kampf geschrieben und sei bereit, sie sofort vorzulesen. (Nein Nein! Bravo!) Beinahe einstimmig wird die einfache Tagesord die Sitzung aufgehoben. Emile Leroux

ein Repräsentant solle ohne Genehmigung der Versammlung wegen Schulden verhaftet werden können. Sei er nicht binnen Monats⸗ frist aus dem Schuldenarreste enrlassen, so gehe er seiner Stelle verlustig. Paris, Es ging gestern Abends das Gerücht von Baroche; Entlassung wird von der Patrie bestritten. Dasselbe Blatt erzählt aber: „Ein charakteristischer Vorfaͤll wurde in der Erzäh lung der Dienstags⸗Soiree im Elysee vergessen. Im Augenblicke,

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als die Mitglieder des Büreau's der Versammlung den Präsiden ten der Republik umgaben, trat Louis Napoleon zu Leon Faucher, schüttelte ihm lebhaft die Hand und richtete folgende Worte an

ihn, deren Authentizität wir garantiren können. „„Es freut mich, Sie zu sehen. Sie sind und bleiben immer derselbe. Sie än

dern sich nicht mit den Umständen, und man kann von Ihnen sagen: Victrix causa Diis placuit, sed victa Catoni. " Im Evénement liest man: „Dahirel sollte gestern von der Tribüne einige Fragen stellen, welche das Büreau genöthigt hätten, sich über die sonderbare Veröffentlichung des Constitutionnel und das noch sonderbarere Stillschweigen des Moniteur zu er

klären. Es scheint aber, daß Dahirel von diesem Vorsatze durch

den Präsidenten Dupin und den Quästor Leflo abgebracht wurde. Gegen fünf Uhr verbreitete sich das Gerücht, Vesin würde wagen,

was Dahirel nicht konnte. Endlich sollte ein Mitglied der Linken die Stelle der Herren Dahirel und Vesin einnehmen. Dupin aber bat, man möge bis heute jede Interpellation aufschieben, er wolle den Journalen eine von ihm unterzeichnete Erklärung zusenden, welche der gerechten Empfindlichkeit der Nationalversammlung volle Genugthuung geben sollte.“ Diese Erklärung ist zwar in der bezeichneten Weise nicht versendet worden, man liest aber im Jou ETIF Débats folgenden von Armand Bertin unterzeichneten, jedoch angeblich von Dupin herrührenden Artikel: „Die Gerüchte, welche aus dem von Herrn Dupin am Vorabende des Neujahrstages Herrn Louis Napoleon abgestatteten Besuche ein Ereigniß von hoher po⸗ litischer Bedeutung gemacht haben, sind vorgestern und gestern um Vieles von ihrer Wichtigkeit gekommen. Um die Wahrheit gerade

““

heraus zu sagen, diese Wichtigkeit ist gänzlich verschwunden. Zu⸗ vörderst handelt es sich gar nicht um offizielle Reden, selbst nicht um einen beinahe feierlichen Besuch, auf den man beide Theile vorbereitet glauben konnte; es handelt sich in Wahrheit um einen rein offiziösen Schritt und um eine beinahe mit leiser Stimme geführte Unterredung von zwei bis drei Minuten, welche am Ende kaum acht oder zehn Personen hören konnten. Nach genauer Feststellung dieser Thatsache wird man be⸗ greifen, daß wir keinesweges uns anmaßen, wörtlich die beiderseits gewechselten Aeußerungen mitzutheilen. Dennoch glauben wir bei⸗ nahe ganz die Genauigkeit des nachfolgenden Berichtes verbürgen zu können. Was wir übrigens unbedingt verbürgen können, daß ist die getreue Wiedergabe des G istes dieser Unterredung. Nicht im Namen der Versammlung, nicht im Namen des Büreau's, sondern in seinem persönlichen Namen sprechend, begann Herr Dupin: „„Herr Prästdent, ich wünsche, es möge dieses Jahr für Sie, für Frankreich und für uns Alle glücklich sein.““ „„Herr Präsident,““ erwiederte der Präsident der Republik, „„ich nehme mit Vergnügen Ihre Wünsche an und bin überzeugt, daß sie aufrichtig sind. Es ist so wichtig, daß die gute Harmoͤnie der Gewalten in den schweren Zeiten, die wir durchzumachen haben, nicht gestört werde.““ „„ Nichts ist wün⸗ schenswerther,““ engegnete Herr Dupin, „„und für meine Person habe ich, was von mir abhing, immer gethan, um diese Eintracht zu erhalten, denn ohne sie ist das Gute un⸗ möglich. Die gesetzgebende Gewalt hat bei der Schwächung der Exekutivgewalt nichts zu gewinnen, und die Exekutiv⸗ gewalt kann nur verlieren, wenn sie die Legislative zu schwächen sucht.““*% h— „„Sie und ich““, fügte Louis Napoleon hinzu, „„Jeder in den Schranken unseres Wirkungskreises, müssen Alles varauf verwenden, den Gesetzen des Landes und der uns von der Verfassung verliehenen Autorität Achtung zu verschaffen, ohne daß eine Gewalt in das Gebiet der andern eingreift. Ich bestehe nicht auf der Verlängerung, aber ich bestehe darauf, dem Volke, wenn ich ihm die von demselben empfangene Gewalt zurückstelle, sie unversehrt und geachtet wiedergeben zu können. Meiner Ueberzeugung nach will Frankreich Frieden und Ordnung und würde derjenigen der beiden Gewalten Unrecht geben, welche die andere angriffe.““ „„Ich bin voll⸗ kommen dieser Meinung““, antwortete Dupin, „„ich denke, die An⸗ greifenden hätten Unrecht, und die Erfahrung hat bewiesen, daß die, welche einen Schritt vorwärts thun wollte, vier zurück⸗ thun mußte.““ Dies ist, so genau als möglich, die Wahrheit über diese Unterredung, welche gewiß beiderseits sehr verständig ist. Die Verfassung von 1848 hat nur zu sehr Sorge dafür getragen, in der Zukunft unentwirrbare Gefahren und Schwie⸗ rigkeiten zu bereiten, als daß das Land nicht mit Genugthuung je⸗ des Anzeichen aufnehmen sollte, das ihm einige Hoffnung auf das gute Einvernehmen beider Staatsgewalten geben kann. Es ist schon genug geschehen, dasselbe zu stören, wenn nicht gar unmöglich zu machen. Diese unsere Anschauung wird hoffentlich auch die aller guten Bürger sein, wie sie es gestern die der politischen Welt war. Der Berg, welcher, wie man sagt, auf diesen Zwischenfall gerechnet hatte, um ihn zu einem kleinen politischen Skandal zu benützen und gestern den Prä⸗ sidenten oder das Ministerium zu interpelliren, hat stillgeschwiegen. Und doch fehlt ihm bei solcher Gelegenheit nicht der Much, wohl aber hier der Beweggrund. Er hat ohne Zweifel nach und nach, als der Fall aufgeklärt wurde, begriffen, daß dieser nicht den Lärm verdiente, den man daraus machen wollte.“

Der National⸗Versammlung sind bis jetzt vier Anträge bezüg⸗ lich der den Repräsentanten gebührenden Entschädigung, ihrer Be⸗ schlagnahme und des Schuldenarrestes vorgelegt worden. Chassaigne⸗ Goyon beantragt, es solle der Schuldenarrest erst nach erfolgter Genehmigung der National⸗Versammlung verhängt werden. Villeneuve, Faultrier, Simion, Sonis und de Vaudeul verlangen dasselbe und fügen bei, es solle der mit Genchmigung der Versammlung verhaftete Repräsentant als Demissionair be⸗ trachtet werden, wenn er nicht binnen drei Monaten seiner Haft entlassen worden sei. Grimault, Ladervausaye und Ladoucette beantragen, es solle jeder Repräsentant als Demissionair betrachtet werden, welcher länger als drei Monate auf seiner Entschädigung Beschlag liegen habe. Pougeard endlich beantragt, es solle jeder mit Schulden⸗Arrest bedrohte Repräsentant als Demissionair betrachtet werden, wenn er nicht binnen einem Monat nach erfolgter Zahlungsforderung bei der Quästur seinen Gläubiger befriedigt habe. Mauguin dürfte, wie man glaubt, in Folge einer Entscheidung des Apellhofes wieder verhaftet werden.

Großbritaunien und Irland. London, 3. Jan. Der preußische Gesandte hat mit seiner Gemahlin gestern Schloß Wind⸗ sor verlassen. Die Gesandten von Spanien und Sardinien sind dagegen zum Besuch im Königlichen Schlosse eingetroffen.

Die Beamten des Zoll⸗Departements in den verschiedenen Hä⸗ fen Großbritaniens und Irlands haben Befehl erhalten, die Vor⸗ zeigung der Kompetenz⸗ oder Dienst⸗Zeugnisse der Capitaine oder Steuermänner derjenigen Handels Schiffe, die nach ausländischen Häfen segeln, nicht vor dem 1. Februar zu verlangen, vielmehr bis dahin solche Fahrzeuge frei und unbelästigt auslaufen zu lassen. Italien. Turin, 27. Dez. (Ll.) Eine englische Gesell⸗ schaft, die sich kürzlich gebildet hat, macht der sardinischen Regie⸗ rung den Vorschlag, das Arsenal zu Genua um den Betrag von neun Millionen Franken zu kaufen, die dort befindlichen Königlichen Arsenal⸗Vorräthe auf ihre Kosten nach Spezia transportiren zu lassen und an der Stelle des jetzigen Arsenals zu Genua ein groß⸗ artiges Waaren⸗Depot zu errichten.

Turin, 30. Dez. (Fr. B.) Graf Gallina, früher Finanz⸗ Minister und gegenwärtig Senator, soll den Grafen Pralormo auf dem Gesandtschafts⸗Posten in Paris ersetzen.

Florenz, 24. Dez. Der heutige Monitore toscano bring in seinem amtlichen Theile einen ausführlichen, von sämmtlichen Mi⸗ nistern unterzeichneten und dem Großherzog überreichten Bericht, in welchem, in Betracht der veränderten Handels⸗Verhältnisse und in Folge des mit dem Kirchenstaate abgeschlossenen Vertrages, die Noth⸗ wendigkeit einer Abänderung der Zoll⸗Gesetze von 1791, besonders mit Bezug auf den Transito⸗Verkehr, dargestellt wird.

Rom, 23. Dez. (Lloyd.) Man versichert, daß Spolato zur Hauptstadt von Umbrien ernannt werden wird. In Betreff der neuen Gebiets⸗Eintheilung laufen fortwährend Reclamationen von zahlreichen Städten und Märkten des Landes ein. Vor Allem wer⸗ den ältere Privilegien geltend gemacht; es ist ein heißer Kampf, dessen Ende nicht abzusehen ist, wobei sich jedoch herausstellt, daß die Bewohner des Kirchenstaates weit mehr am Alten hängen, als die radikale Partei glaubt. Das Gemeinde⸗Gesetz für die Haupt⸗ stadt Rom wird demnächst erwartet. Die munizipalen Angelegen⸗ Friren enn, Baßzathes deh noch zur Stunde von einer provisorischen

eleitet, welche die 12 . eehiet häte . che die Franzosen bei Besetzung der Stadt

Unter den zahlreichen Fremden, welche Rom besucht haben, be⸗

finden sich die Herren Man, Vinne, Algar, Doktoren der Universität zu Orford, welche ihren heimathlichen Glauben abgeschworen und sich der katholischen Kirche zugewendet haben.

Griechenland. Athen, 4. Dez. (Lloyd.) Eine Depu⸗ tation überreichte heute die Adresse in Erwiederung der Thronrede, welche die Königin mit folgenden Worten beantwortete: „Meine Herren Senatoren! Ich habe mit Vergnügen die Versicherung des Senats, dem Throne ergeben zu sein, vernommen. Es ist mir an⸗ genehm, zu sehen, daß dieser Körper im Einklang mit seiner hohen

ission, meine Regierung in jedem auf das allemeine Wohl hinzie⸗ lenden Vorhaben eifrig unterstützen will; ich hatte eben erst einen thatsächlichen Beweis seiner lobenswerthen Absichten, nehmen Sie, meine Herren, meinen Dank und geben Sie ihn dem Senat für seine Gesinnungen für den König und in meiner Beziehung zu erkennen.”“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗ York, 18. Dez. In der Finanz⸗Uebersicht des Schatz⸗Secre⸗ tairs wird für das Jahr 1851 die Einnahme auf 54,312,594 Dollars veranschlagt, die Ausgabe auf 53,853,597 Dollars, so daß ein Ueberschuß von etwa 458,000 Dollars in Aussicht gestellt wird. Die Staatsschuld betrug den 30. November 64,000,000 Dollars. Ueber die Zollfrage heißt es in dem Bericht: „Die Bestimmungen der Akte vom Juli 1846 sind zur Verhütung von Unterschleifen und Werthunterschätzung unzureichend befunden worden. Die Aus⸗ dehnung, in welcher diese geschahen, und der Grad, in welchem sie zum System gemacht worden, ist dem Schatzeinkommen sehr nach⸗ theilig gewesen. Das Departement hat lange diesen Betrügereien die größte Aufmerksamkeit gewidmet und alle seine Autorität zu ihrer Verhütung und Entdeckung erschöpft. Sie sind aber noch immer so groß und in ihren Wirkungen so demoralisirend, daß sie das Einschreiten des Kongresses erheischen.“ In Folge dessen empfiehlt der Schatzsecretair dem Kongresse, den jetzigen Modus der Zollerhebung nach der Werthangabe des Importeurs einer strengen Untersuchung zu unterziehen und danach sich zu entschließen. Was überhaupt das Zollsystem nach dem Werthe anlangt, so meint der Schatzsecretair, daß die Erfah⸗ rung dagegen spreche, wobei er sich auf das Zollsystem der einsichts⸗ vollsten kommerziellen Nationen Europa's beruft. Darauf hin macht er die bekannten in der Botschaft des Praͤsidenten bereits erwähn⸗ ten Vorschläge. Damit Gleichheit der Abschätzung vorläufig in allen Einfuhrhäfen Platz greife, empfiehlt der Schatzsecretair die Errichtung eines Corps von Abschätzern, welche als Inspektoren überall umherreisen und gleichmäßige Instructionen den Lokal⸗Ab⸗ schätzern ertheilen sollen.

Wenn die Zweigmünze zu New⸗Orleans in Thätigkeit ist, so ist man im Stande, alles aus Kalifornien einströmende Gold nach Belieben zu münzen.

Von der Beringsstraße sind Berichte bis zum 10. August ein⸗ gelaufen, welche weder über Franklin noch über die zu seiner Auf⸗ suchung ausgesandten Schiffe „Entreprise“ und „Investigator“ Kunde bringen.

Central⸗Amerika. Greytown, 16. Nov. (B. H.) Seit dem letzten Berichte vor sechs Wochen sind im Ganzen 8. Schiffe mit 400 Passagieren von Nord⸗Amerika hier eingelaufen. Die Ladung bestand aus fertigen Häusern und Proviant und wurde von den Spekulanten hier schnell und zu guten Preisen verkauft. Von den angekommenen Passagieren sind 300 bereits auf dem Flusse weiter nach Granada gegangen, circa 100 befinden sich noch hier. Jedes Haus ist als ein Gasthaus zu betrachten. Die Rück⸗ fracht der Schiffe geschah prompt; die Herren Louis Beschor und A. Siegaud nahmen sämmtliche Schiffe für 400 Kalifornien⸗Passa⸗ giere in Beschlag, andere 1200 Passagiere von dort, welche die Tour über Realejo und Greytown gewählt, sind durch Mangel der Transportmittel noch im Innern aufgehalten. Die nächste Folge dieses starken Personenverkehrs ist, daß die Preise für Mehl, Pö⸗ kelfleisch, Schinken, Kaffee, Zucker, Thee ꝛc. um 100 pCt. in die Höhe gegangen sind. Was die Dampfschifffahrt auf dem San Juan be⸗ trifft, so sind die Nord⸗Amerikaner beschäftigt, die Hindernisse, welche die Rapids bieten, zu überwinden. Das große Dampfschiff „Orus“ von 200 Tonnen, für die Fahrt auf dem Nicaraguasee bestimmt, ist als zu tief gehend auf den Felsenklippen sitzen geblieben. Der „Direktor“, ein kleineres Dampfschiff, hat die Hindernisse passirt und läuft auf dem See, während zwei flache Bote für den Juan⸗Fluß von New⸗York erwartet werden. Am 15. Dezember wird das erste Dampfschiff, 2800 Tonnen groß, von New⸗York nach Greytown gehen, alle Vorbereitungen sind getroffen. Herr L. Beschor ist vom preußischen General⸗Konsul, Herrn Klee in Guatemala, als Konsul für diesen wichtigen Hafen in Vorschlag gebracht worden, und er⸗ wartet er seine Bestätigung, während er schon jetzt als solcher han⸗ delt. Der großbritanische Konsul bei dem Mosquito⸗König, De. Green, benimmt sich außerordentlich gut gegen unsere Landsleute. Die Deutschen werden, im Vergleich zu den Nord⸗Amerikanern und Franzo⸗ sen, vegünstigt, indem man ihnen bei der Einfuhr der Waaren alle mög⸗ lichen Erleichterungen gestattet. Leider ist nun noch ein sehr betrüben⸗ der Vorfall zu berichten. Fünf Meilen südwestlich von Punta⸗Arena ist ein Schiff mit deutschen Emigranten gestrandet, dabei jedoch glücklicher⸗ weise kein Leben verloren gegangen. Auf Veranlassung des Kon⸗ suls Green wurden die drei Böte des englischen Kriegsschiffes, wel⸗ ches hier stationirt ist, zur Rettung verwendet, und es gelang so, auch noch einige Theile der Maschine, welche bereits verloren ge⸗ gangen waren, und andere Instrumente, so wie sämmtliche Passa⸗ giere und Equipage nach Greytown zu bringen. Die Deutschen sind hier untergebracht so gut es gehen will und befinden sich wohl. So lange noch keine direkte Schifffahrt von Hamburg oder Bremen nach hier besteht, werden die Deutschen immer mit großen Opfern und Schwierigkeiten zu kämpfen haben, um nach Central⸗ Amerika zu kommen, wo jetzt ungemein viel Geld zu verdienen ist.

Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 6. Januar. Am heutigen Markt waren die Preise wie foͤlgt: Weizen nach Qualität 47 31 Rthlr. MNeggen loco 34 ½ 36 ½ Rthlr. 8 pr. Frühjahr 1851 35 ¾ a ½ Rthlr. verk., 35 ¾ Br., ½ G. 1““ Mai / Juni 36 ¼ Rthlr. Br., 36 bez. u. G. Gerste, große loco 25—26 Rthlr. »„ kleine 23 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 23 25 Rthlr. 8 1 schwimmend 23—24 Rthlr. 8 48pfd. pr. Frühjahr 22 ½ Rthlr. Br., 22 G. V INithr. F Erbsen, Koch⸗ 40 46 Rthlr., Futter⸗ 35—39 Rthlr. Rüböl loco 10 Rthlr. Br., 10 bez., 10 ½ a ¾ G. » pr. diesen Monat 10 ¾ Rthlr. Br., 10 ¼ G. Jan./ Febr. 10 ¾ a ² Rthlr. bez., 10 ¾1 Br., 10 ⁄2 a ½ Febr./März 10 ¾⅞ Rthlr. Br., 10 ½ a ½ G. 6 Nüig/hanl 11 Rehlr. Br., 10 10½ G.

Leinsl loco 11 Rthlr. Br. 3 pr. Frühjahr 11 ½ Rthlr. Br., 11 ½ Mohnsl 13 ¾ Rthlr. Palmöl 11 ½ Rthlr. Südsee⸗Thran 13 a 12 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 16 ¼ Rthlr. verk., im Laufe d liefern 16 ⁄¾2 bez. 1“ mit Fa r. Jan. 1 1 16 Rthlr. verk., 16 ½ Br., ½ G. Febr. /März 16 Rthlr. Br., 16 ½ G.

aus ecnebe⸗

März / April 17 Rthlr. Br., 16 G., ohne Faß 17 bez. 5 April/ Mai 17 ¼¾ a 17 Rthlr. verk., 17 ¼ Br., 17 G Mai /Juni 17 ½ Rthlr. Br., 17 ¼ G.

W 8

Königsberg, 3. Jan. Zufuhr war gering. Weizen 55 bis 62 Sgr. pr. Schffl., Roggen 34 bis 88 8 8 Gerste 24 bis 28 Sgr., kleine Gerste 22 bis 25 Sgr., Hafer 20 bis 23 Sgr., graue Erbsen 40 bis 46 Sgr., weiße Erbsen 37 bis

Bonn, 3. Jan. (2 ½ Scheffel.) Weizen, neuer 5 Rthlr. Roggen, neuer 4 Rthlr. 15 Sgr. Gerste, hiesige 3 Rthlr. 15 Sgr. Hafer 2 Rthlr. 11 Sgr. Winter⸗Reps 8 Rthlr. 20 Sgr. *

Neuß, 3. Jan. Weizen 2 Rthlr. 4 Sgr., Rog 21 Sgr., Wintergerste 1 Rthlr. 10 Sgr., Sommergerste 1 Rthlr 7Sgr., Buchweizen 1 Rthlr. 18 Sgr., Hafer 29 Sgr., Erbsen 2 Rthlr 5 Sgr., Rappsaamen 3 Rthlr. 12 Sgr., Kartoffeln 21 Sgr.

Heu pr. Ctr. von 110 Pfd. 1 Rthlr. 4 Sgr.

7 ; 3 Rthlr. 5 Sgr.

üböl pr. Ohm a 282 Pfd. o. F. 32 Rthlr. r.

33 Rthlr. 8 8 1

Leinöl pr. Ohm 35 Rthlr.

Rübkuchen pr. 1000 St. 33 Rthlr.

Preßkuchen pr. 2000 Pfd. 27 Rthlr.

Branntwein pr. Ohm 18 Gr. 11 Rthlr. 5

Gereinigtes Oel 33 Rthlr. 15 Sgr.

Stroh pr. Schock von 1200 Pfd. 7 Rthlr.

Getraide mit geringer Zufuhr; Rüböl ohne Aenderung.

Mai

Amsterdam, 3. Jan. Weizen an Konsumenten; 130 pfd. bunt. poln. 275 Fl.; 127pfd. rhein. 238 Fl.; 123 pfd. neu. oberländ. 190 Fl., nicht schön. Roggen mit einigem Handel an Bedürftige ver⸗ kauft; 125 pfd. rostock. 170 Fl.; 128 pfd. preuß. 180 Fl. in Partieen 122pfd. dito 164 Fl.; 129 pfd. dito 183 Fl. Gerste ohne Handel.

Kohlsamen flau; auf 9 Faß im Sept. 57 ½ L. Leinsamen ohne Handel. Rüböl gleich und auf Lieferung etwas flauer; auf 6 Wochen 35 ½ Fl.; effekt. 34 ½ Fl.; Mai 34 a ½ Fl.; Sept., Okt., Nov. und Dez. 34 ½, ¼ à ½ Fl. Leinöl wieder niedriger abgege⸗ ben; auf 6 Wochen 34 Fl.; effekt. 33 à 32 Fl. Hanföl au 6 Wochen 37 Fl.; effekt. 36 Fl. 1

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 7. Jan. Im Opernhause. 3te Abonnements⸗Vor stellung. Wegen plötzlichen Unwohlseins des Herrn Pfister wird statt der angekündigten Oper: „Sophia⸗Catharina“ gegeben: De Barbier von Sevilla, komische Oper in 2 Abth., nach dem Italieni schen, Musik von Rossini. (Zweiter Akt.) (Mad. de la Grang als Gast: Rosine.) Dieselbe wird Variationen von Rode und Rondo aus der Oper: „La Cenerentola, von Rossini'' vortragen. Hierauf 1 Thea, oder die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von P. Taglioni Zum Beschluß: Ungarische Arie aus der ungarischen Oper: „Hunyadi 1.aszlo', komponirt von Franz Erkel, im National⸗ W 1.“ . de la Grange.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Räihlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. 8 Mittwoch, 8. Jan. Im Schauspielhause. 6te Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Die Erzählungen der Königin von Navarra, Lustspiel in 5 Akten, von Scribe, über⸗ setzt von W. Friedrich. v“

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 7. Jan. Der Markt der Ideen. Sylvester⸗Zei⸗ tungsscherz in 1 Akt (nach von Leuwen), Couplets und Epi⸗ soden von D. Kalisch. Die Karrikaturen und Metamorpho⸗ sen nach Zeichnungen der Herren Steinitz und Heyl. Die Manöver und Divertissements von Herrn Medon. Die am Schlusse erscheinende Sonne vom Königlichen Feuerwerker Herrn Dobermont. Die scenischen Ausschmückungen und die Tableaux im Zuge vom Decoratltonsmaler Herrn Köhn. (Kostüme neu.) Vorher: Die beiden Faßbinder. Posse mit Gesang in 2 Akten, von

L. Feldmann. „Miittwoch, 8. Jan. Gastrolle der Mad. Castellan. (Italie- nische Opern⸗Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: II Matrimonio segreto. (Die heimliche Ehe.) Komische Musik von Cimarosa. (Mad. Castellan:

Oper in 2 Akten. Carolina.) Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und i des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 S 1 1 Donnerstag, 9. Jan. Der Markt der Ideen. beiden Faßbinder.

Vorher: Die

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

1851.

5. Jan.

Morgens 6 Uhr.

Nachmittags

Nach einmaliger 2 Uhr.

Beobachtung.

Luftdruck .. ... 335,80“ Par. 335,41“ „Par. 334,03“Par. Quellwärme 7,40 K. 3,8 ° R. + 3,4“ R + 1,6 RK. Flusswärme + 1,0“9 . Thaupunkt .. .. + 9 2,2 hIP 1 98 R. + 0,4 ° R. Bodenwärme Dunstsättigang . 86 pct. 88 pct. 89 pct. Ausdünstung

1 Wetter trübe. halbheiter. V heiter. Nfederschlag 0,041 "„Rb. 1

Luftwärme

Wind. W. W. W. Würmewechsel + 3,9° Wolkenzug W. + 0,20° Tagesmittel: 335,07“ „Par. + 2,90 K.. +† 1,8 ° R.. 88 pct. W.

Mit der heutigen Nummer des Staats⸗Anzei⸗ gers sind Bogen 4 und 5 der Anlagen zu den Ver⸗ handlungen der Zweiten Kammer ausgegeben worden.

Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen

n Ober⸗Hosbuchdruckerei. eehe I