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der scheinbar heterogensten Art liegt, in der Natur begründete Drang nach Ausdehnung. Man wird daher nicht Unrecht haben, wenn man behauptet, daß der Zollverein zu einer befriedigenden Lösung der in seinem Innern schwebenden Fragen nur durch gleichzeitige Berücksichtigung des Strebens nach Erweiterung, nur durch gleichzeitige Behandlung der Anschlußfragen nach allen Seiten hin elangen kann. Und darum kann man behaupten, daß die Disposition des 8sng7s für eine weitere Vereinigung im gegenwärtigen Momente eine günstige sei. Wende. man sich nach Oesterreich, so findet man dort die Regierung einer Annäherung, ja selbst einem Anschlusse an den Zollverein auf das eatschiedenste geneigt und bereits mit einer Revision des Zollwesens ernstlich beschäftigt, welche, dem wohlverstandenen eigenen Interesse Rechnung tra⸗ gend, den prohibitiven Tarif in einen mäßig schüßenden verwandeln und hoffentlich auch die administrativen Eimichtungen denen des Zollvereins nähern wird. . 882” Norden endlich haben sich in der neuesten Zeit wieder Ver⸗ suche geltend gemacht, die, wenngleich vorläufig gescheitert, im Falle ihres Gelingens neben einer Vermehrung der finanziellen Hülfs⸗ nellen der betheiligten Länder zugleich eine wesentliche Annäherung an den Jollvereinstarif in mehreren Hauptartikeln bewirkt haben würden. Und auch sonst fehlt es nicht an Anzeichen, welche eine Geneigtheit des Nordens zu Annäherung an den Zollverein beurkunden, die übrigens gewiß um so ent⸗ schiedener hervortreten wird, wenn es sich nicht mehr um letzteren allein, sondern gleichzeitig um die enorme Vergrößerung des Marktes handelt, welche eine Annäherung an Oesterreich gewähren würde.
Also von beiden Seiten Zeichen der Gravitation nach dem Mittel⸗ punkte des Zollvereins, und dieser selbst in einem Zustande, daß bei all⸗ seitigem guten Willen und vorurtheilsfreier Auffassung der Verhältnisse Niemand bezweifeln wird, daß eine befriedigende Lösung der in seinem In⸗ nern entstandenen Differenzen nur durch eine wesentliche Erweiterung des Marktes erreicht werden kann.
Unverantwortlich möchte es scheinen, wenn man einen solchen Moment ungenützt vorübergehen lassen wollte.
Aber was soll überhaupt geschehen? Was kann jetzt geschehen? Was kann durch die Konferenzverhandlungen in der angedeuteten Richfung ge⸗ schehen?
Was soll überhaupt geschehen? Die Beantwortung dieser Frage ist in Bezug auf den größten Theil der im Eingange dieser Denkschrift erwähnten materiellen Detailverhältnisse nicht schwierig. Daß in allen diesen Dingen nach Uebereinstimmung und möglichster Beseitigung aller Unterschiede in den Gesetzgebungen und Einrichtungen der einzelnen deutschen Staaten zu stre⸗ ben, daß diese in Ermangelung der erforderlichen technischen und sonstigen Grundlagen nicht bei der gegenwärtigen Ministerial⸗Konferenz zu bewirken, sondern daß hier nur die gemeinschaftliche Absicht bestimmt auszusprechen und für ein Organ der Verwirklichung zu sorgen ist, das möchte ohne Weiteres klar sein, da es hier keine Schwierigkeiten zu überwinden’ giebt, deren Beseitigung nicht in der Macht der Regierungen läge, da kein Sonderinteresse der Volksstämme von berechtigter Geltung denkbar ist, welches einer Uebereinstimmung der Handelsgesetzgebung, der Post⸗ und Eisenbahneinrichtungen, der Münzen, Maße und Gewichte, einer möglich⸗ sten Befreiung des Flußverkehrs u. s. w. widerspräche.
Weit schwerer ist die Frage in Bezug auf die Zollverhältnisse zu be⸗ antworten. Der Wunsch zwar nach einem Fallen der Binnenzollschranken in Deutschland, die Erkenntniß der Nothwendigkeit, auf ein solches Endziel hinzuarbeiten, sind wohl allgemein, und gegen ein Aussprechen dieser Absicht möchte wohl pon keiner Seite ernstliches Bedenken obwalten. Soll es aber nicht blos bei der guten Absicht verbleiben, soll auch die Ausführung der⸗ selben gesichert werden, so müssen die ersten Schritte zu deren Erreichung zu⸗ gleich gethan, einige der wichtigsten Grundsätze selbst vertragsmäßig festge⸗ stellt und ein Organ zu Fortbildung der Idee geschaffen werden.
Da ist denn allerdings die Beantwortung der Frage, auf welchem Wege das Ziel zu erreichen? vor allen Dingen nöthig, wenn nicht Unheil statt Segen gestistet werden soll.
Man könnte meinen, das Einfachste wäre, die Auflösung aller schon in
Deutschland bestehenden Zoll⸗Vereinigungen zu beschließen, oder auf eine solche hinzuwirken und durch gemeinschaftliche Verhandlungen aller deutschen Staaten einen allgemeinen deutschen Zollverein zu Stande zu bringen. Abgesehen jedoch davon, daß hierzu schwerlich die Zustimmung aller bethei⸗ ligten Staaten zu erlangen sein würde, wäre dieser Weg jedenfalls der un⸗ geeignetste, den man betreten könnte; er würde vom Ziele abführen, anstatt demselben zu nähern. Man würde des großen Vortheils entbehren, den die bereits faktisch bestehenden Vereinigungen von Stämmen mit scheinbar sehr abweichenden Interessen in mehrere große Gruppen für den weiteren Fortgang der Vereinigung darbieten; die partikularen Vorurtheile, wieder nackt und unverbunden neben einander gestellt, würden sich um so schroffer geltend machen, und da die später aufzuführenden Gründe, welche eine so⸗ sortige, mit Revenüentheilung verbundene gänzliche Vereinigung Oesterreichs, des Zollvereins und des norddeutschen Steuervereins als unmöglich erschei⸗ nen lassen, nicht minder einzelnen Staaten als ganzen Gruppen gegenüber Geltung haben, so würde das Resultat sicher keine allgemeine Vereinigung, sondern, wenn nicht ein völliges Auseinanderfallen, höchstens eine etwas andere Gruppirung sein, bei welcher fast alle Theilnehmer einen mehr oder minder roßen Theil ihres jetzigen gewissen Marktes und ihrer bereits bestehenden Verbindungen einbüßen und dafür entweder gar keine oder doch sehr unge⸗ wisse Früchte gewinnen würden. Jedenfalls wäre man aber dann einer gänzlichen Vereinigung ferner als je. Im günstigsten Falle käme man, wenn das dann überhaupt noch möglich sein sollte, auf den gegenwärtigen Zustand zurück und hätte den Verlust kostbarer Zeit und unzählige verletzte Interessen zu beklagen. Dasselbe leidet Anwendung auf die ebenfalls auf⸗ getauchte Idee einer süd⸗ und einer norddeutschen Zoll⸗ und Handels⸗ einigung.
Das Resultat eines derartigen Gruppirungsversuches würde genan das oben geschilderte sein.
Ber einzige praktische, ohne Rückschritte vorwärts nach dem Ziele füh⸗ rende Weg ist der des Ausbaues auf den bestehenden Grundlagen. Man muß die bestehenden Vereinigungen mit Sorgfalt aufrecht erhalten, mit Rück⸗ sicht auf gegenseitige Annäherung in ihren Systemen und Einrichtungen fortbilden und die gänzliche Verschmelzung vorbereiten.
Wir sagen vorbereiten. Denn wenn auch in nicht wenigen einzelnen Punkten eine völlige Gleichstellung und Aufhebung aller Unterschiede sofort zu erreichen steht, so ist doch eine sofortige vollständige Einigung der getrennten Theile bis zu gemeinschaftlicher Verwaltung des Zollwesens und Revenüentheilung aus mehreren Gründen nicht möglich.
(Schluß folgt.)
Heute war wieder die erste Kommission der Ministerial⸗Kon⸗ ferenz, und zwar zum erstenmal unter persönlicher Theilnahme des Königlich preußischen Minister⸗Präsidenten, Freiherrn von Man⸗ teuffel, versammelt.
Hannover. Hannover, 10. Jan. (Hannov. Ztg.) Die Marschtage der österreichischen zur Pacification Holsteins bestimm⸗ ten Truppen sind durch Wegfall der Ruhetage etwas verändert; dieselben werden nicht bei Wittenberge, sondern, wenn bis dahin kein Eisgang sich einstellt, bei Boitzenburg vermittelst einer Pontonbrücke die Elbe passiren. Die Truppen werden demzufolge bis Lüneburg per Eisenbahn transportirt werden. Zunächst dürfte eine Aufstel⸗ lung im Lauenburgschen genommen werden.
Am 17. Januar kommen durch die Stadt Hannover: unter Kommando des General⸗Majors Blomberg vier Schwadronen Win⸗ dischgrätz Chevauxlegers und halten daselbst und in der Umgegend am 18ten Ruhetag. Vier weitere Schwadronen desselben Regiments nebst einer Kavalleriebatterie passiren am 19ten die Stadt und hal⸗ ten am 20sten Ruhetag (Uniform grün mit roth). Am 12. Januar kommen in Hildesheim an: Divisionsstab des Feldmarschall⸗Lieute⸗ nants Teimer und Brigadestab des General⸗Majors Zobel, 3 Jäger⸗ Bataillone (Niederösterreicher) und ·1 Bataillon Wellington⸗Infanterie (Böhmen). Am 13. Januar: 2tes und 3tes Bataillon Wellington⸗In⸗ fanterie (Böhmen.) Am 14. Januar: Brigadestab des General⸗Ma⸗ jors Signorini, 1sies und 2tes Bataillon Fürst Karl Schwarzenberg⸗ Infanterie (Ungarn.) Am 15. Januar: 3tes Bataillon Fürst Karl
unbewußt dem Einzelnen, der
E11 LEE11““ Schwarzenberg (Ungarn.) Am 17. Januar: Sta der Division des Erzherzogs Leopold und der Brigade des General⸗Majors Martini. 1stes Bataillon Erzherzog Albrecht⸗Infanterie (Italiener), lstes Bataillon Kaiser⸗Jäger (Tyroler.) Am 18. Januar: 2tes und Zies Bataillon Erzherzog Albrecht (Italiener.) Am 19. Januar: Stab der Brigade des General⸗Majors Görger, 1stes und 2tes Ba⸗ taillon Graf Nugent⸗Infanterie (Galizier.) Am 20. Januar: 1stes und 2tes Bataillon Erzherzog Ludwig⸗Infanterie (Mähren.) Die Truppen werden immer am Morgen nach ihrer Ankunft auf der Eisenbahn weiter befördert. Jede Brigade führt ihre Artillerie mit sich.
Osnabrück, 9. Jan. (Hannov. Ztg.) Der Ausschuß hat seine Arbeiten beendet, nach Regulirung der Vertretung des Landes zu den Städten und Bestimmung des Wahlmodus der länd⸗ lichen Deputirten ist die Regierungsvorlage angenommen. Osna⸗ brück erhält 29 Deputirte, davon kommen, wie bereits gemeldet, 11 für die Städte, 18 für das Land; Bentheim 6, davon wählen 2 die Städte, 4 das Land; Meppen und Lingen 15, davon senden die Städte 6, das Land 9, 1 stellt der Herzog von Aremberg. Von den Städten wählt Lingen 2, Meppen 1, Haselünne 1, Papenburg 1; die Amtsvertretung der sechs in diesem Kreise einzurichtenden Aemter wählt je einen Deputirten, für welchen ein Census nicht be⸗ stimmt worden; drei Deputirten wählen die zur ersten Kammer wahlfähigen Grundbesitzer nach dem für die erste Kammer vorge⸗ schriebenen Census. Der allgemeine Landtag tritt jährlich in Osna⸗ brück zusammen, dazu senden die mehrgenannten Landestheile ihre Vertreter; möglichst bald nachher treten die Spezial⸗Landtage in den einzelnen Kreisen zusammen.
Hessen. Kassel, 9. Jan. (Weser⸗Ztg.) Gestern ist solgende Bekanntmachung erschienen: „Auf Veranlassung des Kur⸗ fürstlichen Justiz⸗Ministeriums wird im Nachstehenden die Zusam⸗ menstellung der hier in Wirksamkeit getretenen permanenten Mili⸗ tairgerichte, so wie auch deren Kompetenz, zur öffentlichen Kenntniß gebracht. I. Oberes Militairgericht. 1) Oberst⸗Lieutenant, Ritter von Peßler, des K. K. 14ten Jäger⸗Bataillons als Vor stand; 2) Hauptmann Schreiber des K. K. 1Aten Jäger Bataillons, 3) Hauptmann Herter des Königlich bayerischen Zten Jäger⸗ Ba⸗ taillons, 4) Lieutenant Maschke des K. K. 14ten Jäger⸗Bataillons, 5) Lieutenant Kopp des Königlich bayerischen Zten Jäger⸗Ba⸗ taillons, als Mitglieder; ferner Stabs⸗Auditor Kohler und Ober⸗ gerichts⸗Referendar und öffentlicher Ankläger Karl Lautenbach, als Korreferent. II. Unteres Militairgericht. 1) Hauptmann Bijot vom Königl. bayerischen Zten Jäger⸗Bataillon qua Major, als Vorstand; 2) Hauptmann Kastel vom K. K. 14ten Jäger⸗Batail⸗ lon, 3) Rittmeister Grund vom K. bayerischen 5ten Chevaurlegers⸗ Regiment, 4) Lieutenant von Thüngen vom K. bayerischen 3ten Jäger⸗Bataillon, 5) Lieutenant Znojemsky vom K. K. 14ten Jäger⸗ Bataillon, als Mitglieder; endlich Regiments⸗Auditor Trönau und Praktikant und öffentlicher Ankläger Konrad Dallwig, als Korre⸗ ferenten. III. Untersuchungs⸗Kommission. 1) Rittmeister Grund vom K. bayerischen 5ten Chevauxlegers⸗Regiment, als Vor⸗ stand; 2) Lieutenant Znojemsky vom K. K. 14ten Jäger⸗Bataillon, als Mitglied, endlich Regiments⸗Auditor Trönau und Praktikant ꝛc. Konrad Dallwig, als Zuhörer, Amts⸗Aktuar Wilhelm Henkel ist als Suppleant der vorgenannten Kurfürstlichen Justizbeamten bestimmt. Den Militairgerichten des Bundes⸗Exe⸗ cutions⸗Corps wird die Untersuchung und Bestrafung aller Ver⸗ gehungen und Verbrechen überwiesen, welche durch den §. 2 der Kurfürstlichen Verordnung vom 28. September 1850 an Kriegs⸗ gerichte übertragen sind; ferner alle Widerstandsfälle gegen die ebengenannte Verordnung, so wie gegen die Kurfürstlichen Verord⸗ nungen vom 4. und 7. September v. J. und gegen die die letzte⸗ ren schützenden Beschlüsse des hohen deutschen Bundes und die An⸗ ordnungen der Bundes⸗Civil⸗Kommission; endlich alle Unterneh⸗ mungen und Handlungen, welche die Ehre und Sicherheit des Bundes⸗Executions⸗Corps, einzelner Abtheilungen und einzelner Mitglieder desselben als solcher bedrohen oder verletzen, und schließ⸗ lich alle diejenigen Fälle, welche diese Kommission zur Erreichung der ihr gestellten Bundes⸗Aufgabe dahin besonders zu verweisen für erforderlich erachten wird.
Kassel, den 7. Januar 1851.
Der Bezirks⸗Vorstand hierselbst. Wachs.“
Scchleswig⸗Holstein. Kiel, 10. Jan. (Börs. H.). Ueber die gestrige geheime Sitzung der Landesversammlung, welche von 8 bis gegen 12 Uhr Abends dauerte, erfährt man im Wesent⸗ lichen Folgendes: Es kamen in derselben die gegenwärtigen poli⸗ tischen Verhältnisse zur Verhandlung, und sämmtliche mit den Kom⸗ missären verhandelten Aktenstücke wurden vorgelegt. Die von diesen gestellten Forderungen sind: 1) Sofortige Einstellung der Feindse⸗ ligkeiten; 2) Zurückziehen sämmtlicher Truppentheile hinter die Ei⸗ der; 3) Reduction der Armee auf ein Drittel des jetzigen Bestan⸗ des; 4) Auflösung der Landesversammlung; 5) Einstellung aller zum Behuf der Feindseligkeiten angeordneten Maßregeln. Und die dagegen gemachten Zugeständnisse: 1) Die dänische Regierung wird ihre Armee aus Süd⸗Schleswig zurückziehen, so, daß nur die zur Aufrechthaltung der materiellen Ordnung unerläßlichen kleinen Abtheilungen dort zurückbleiben; 2) der Zweck des Wirkens der Kommissäre sei die Herstellung eines Zustandes, welcher dem Bunde erlaubt, die Rechte des Herzogthums Holstein und das altherkömmlich berechtigte Verhältniß zwischen Holstein und Schles⸗ wig zu wahren. Im Weigerungsfalle, auf obige Forderungen ein⸗ zugehen, wird die Execution vor sich gehen. Spätere Verhandlun⸗ gen zwischen den Kommissären und den Statthaltern haben zu ver⸗ schiedenen Fragen und Antworten geführt, welche letztere aber zu Gunsten der Herzogthümer wenig ausgetragen haben. Sehr be⸗ dauerlich ist es, daß wegen der eben jetzt in Verhandlung stehenden Dinge zwischen den beiden Statthaltern eine Einigung nicht hat erzielt werden können. Beide waren gestern Abend in der Sitzung gegenwärtig und trugen ihre verschiedenen Ansichten der Versamm⸗ lung vor. Reventlou und mit ihm die sämmtlichen Minister er⸗ klärten sich für ein unbedingtes Fügen in die von Seiten der Kom⸗ missäre an die Statthalterschaft gestellten Forderungen, wogegen Beseler dieselben pure abgelehnt und ein einstweiliges ungestörtes Fortgehen unserer Sache wollte. Für die Prüfung der Sachlage wurde ein Ausschuß von 9 Mitgliedern gewählt, der diesen Abend 8 ½ Uhr in geheimer Sitzung seinen Bericht erstatten wird.
Kiel, 11. Jan. (Börs. H.) Die Landes⸗Versammlung hat in einer geheimen Sitzung, die von gestern 8 ½ Uhr Abends bis heute 5 ⅛ Uhr Morgens dauerte, sicherem Vernehmen nach mit 42 gegen 26 Stimmen den Beschluß gefaßt: die Regierung zur An⸗ nahme der von den Kommissarien gemachten Forderungen, doch nur unter der Bedingung, daß Rendsburg und Friedrichsort von den schleswig⸗holsteinischen Truppen besetzt bleiben, zu ermächtigen. Heute ist folgende Bekanntmachung erschienen: „Das Mitglied der Statthalterschaft, Herr Beseler, hat mittelst Schreibens vom 11ten d. M. als Mitglied der Statthalterschaft nieder⸗
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gelegt. Der Herr Graf von Reventlou sortsähren. . Kiel, den 11. Januar 1851. Departement des Innern. Boysen.“
Hamburg, 12. Jan. Ein Extra⸗Blatt der Bör⸗ 5 ba enthält Folgendes: „Die Wendung, welche die verungen ver agger — 9 Herzogthümern durch Annahme der For⸗ “ his hen und preußischen Kommissäre erlangt * e durch eine Proclamation der Statthalterschaft verkün⸗ digt worden. Da die Unterschrift von Bo 1” 3
“ 2 Boysen fehlt, so glaubt man,
daß er seine Entlassung genommen habe. Die Statthalterschaft bleibt bis zum Antritt der von dem deutschen Bunde I. ns. Regierungs⸗Kommission im Amt. Wir geben in Hab fsausehen die Proclamation und die uns über die vorhergehenden Unterhandlungen zugegangenen Berichte: b
„Schleswig⸗Holsteiner! Der Friedens⸗Vertrag vom 2. Juli 1850 erkannte die Rechte unseres Landes von neuem an und uüber⸗ ließ es den Herzogthümern, diese Rechte mit eigener Kraft zu schützen. Nachdem nun der deutsche Bund beschlossen hat, den Frieden durchzuführen, mit der Verheißung, das Recht Holsteins und das altherkömmlich berechtigte Verhaͤltniß zwischen Holstein und Schleswig zu wahren, war die Statthalterschaft verpflichtet, die Ein⸗ stellung der Feindseligkeiten anzuordnen, und hat die Landesrechte unter den Schutz des deutschen Bundes gestellt. Die Statthalterschaft stattet der Armee und der Marine ihren Dank ab für die ruhmvollen Beweise von Tapferkeit und ehrenwerther Ausdauer, sie dankt Euch Allen für die freudige Bereitwilligkeit, mit der Ihr schwere Opfer gebracht habt. Die Landesregierung fuͤhlt sich verpflichtet, den Uehbergang zu einer von dem deutschen Bunde einzusetzenden neuen Regierung zu vermitteln, und wird nach geschehener Einsetzung derselben ihre Gewalt nieder⸗ legen. Schleswig⸗Holsteiner! Ihr werdet den Ruhm der Ordnung und Gesetzlichkeit auch ferner Euch bewahren!
Kiel, den 11. Januar 1851.
Die Statthalterschaft der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein.
Reventlou. Francke. Krohn. Rehhoff. Fontenay.“”)
Ueber die geheime Sitzung vom 10ten Abends theilt das ge⸗ nannte Blatt noch Folgendes mit:
Kiel, 11. Jan. Der Ausschuß hatte sich zu einem gemeinsamen Antrage nicht vereinigen können, und während die Minorität, beste⸗ hend aus Th. Olshausen, Dr. Gülich und Fock, die Ansichten der Regierung nicht billigte und ein Eingehen auf die Vorschläge der Kommissäre zur Zeit noch ablehnte, schloß sich die Majorität, beste⸗ hend aus dem Herzog von Augustenburg, Balemann, Harbou, Vers⸗ mann, M. T. Schmidt und Semper, unbedingt der von dem Statt⸗ halter Grafen von Reventlou und den sämmtlichen Ministern ver⸗ tretenen Ansicht an, daß ein unbedingtes Nachgeben und Fügen in die Forderungen der Großmächte den Interessen des Landes am meisten entsprechend und deshalb nicht nur wünschenswerth, sondern auch nothwendig sei, und sie empfahl ein solches denn auch der Ver⸗ sammlung. Nach erfolgter Abstimmung beschloß die Versammlung die Veröffentlichung der gefaßten Beschlüsse, und es wurden diesel⸗ ben, nachdem sie dem Protokoll einverleibt waren, diesen Morgen auch schon in öffentlicher Sitzung verlesen. Der Majoritäts⸗Antrag lautet:
„Die Landesversammlung wolle beschließen:
über die in der geheimen Sitzung vom 9ten d. M. regierungs⸗
seitig gemachten Mittheilungen, betreffend die Eröffnungen der
österreichisch⸗preußischen Kommissäre, sich gegen die Staats⸗Re⸗ gierung dahin auszusprechen,
1) daß die Landesversammlung mit der vom Gesammt⸗Ministe⸗ rium ausgesprochenen Ansicht übereinstimme;
2) daß die Landesversammlung den Wunsch und die Erwartung hege, die Statthalterschaft werde nach bestem und freiem Er⸗ messen dazu beitragen, daß bei der Ausführung der von den österreichisch⸗preußischen Kommissarien im Auftrag und im Namen des deutschen Bundes hinsichtlich eines interimistischen Zustandes zu treffenden Anordnungen und bei den bevorste⸗ henden Verhandlungen zwischen dem deutschen Bunde und dem Landesherrn die Rechte und Interessen der Herzogthümer Geltung und möglichste Förderung finden;
3) daß die Landesversammlung ihrerseits die Landesrechte im Ganzen und Einzelnen bei einer definitiven Ordnung der Verhältnisse ausdrücklich gegen jedwede Verletzung verwahre;
4) daß sie das Präsidium ermächtige, diese Verwahrung nebst Vorbehalt auf geeignete Weise zur öffentlichen Kunde zu bringen.“
Der Abstimmung über diesen Antrag ging die allgemeine Frage: „Ob die Landesversammlung sich mit der in dem Schreiben des Gesammtministeriums vom 9ten d. M. ausgesprochenen Politik ein⸗ verstanden erkläre,“ voran, und während dies in namentlicher Ab⸗ stimmung mit 47 gegen 28 Stimmen bejaht wurde, ward oben⸗ gedachter Majoritätsantrag mit 42 gegen 30. Stimmen angenom⸗ men. Durch die Annahme dieses Antrages fallen die Anträge der Minorität weg.
Der langen Nachtsitzung folgte heute Mittag 12 „Uhr eine öffeniliche Sitzung. Nachdem die vorstehenden, in der Frühmorgen⸗ stunde gefaßten Beschlüsse verlesen waren, theilte das Präsidium ein von dem Statthalter Beseler eingegangenes Schreiben mit, in welchem derselbe der Landesversammlung anzeigt, daß die von ihr gefaßten Beschlüsse es ihm unthunlich machten, an der Regierung des Landes ferner noch Theil zu nehmen, und daß er deshalb sich veranlaßt ge⸗ sehen habe, das ihm von der Centralgewalt gewordene Mandat zu⸗ rückzugeben, und daß der Graf von Reventlon⸗ einstweilen allein die Zügel der Regierung führen werde.
Altona, 12. Jan. (Börs. H.) Dem Vernehmen nach wer⸗ den die Cadres der schleswig⸗holsteinischen Armee beibehalten werden und nur die Beurlaubung von zwei Driltheilen der Mannschaft und zwar erst dann, wenn von dänischer Seite die Permittirung gleichfalls angeordnet worden, erfolgen.
Nassau. Wiesbaden, 9. Ian. (O. P. A. Z.) Die heu⸗ tige erste Sitzung unseres Landtags nach den Ferien beginnt mit der Begründung des von den Abg⸗. Born und Unzicker gestellten Antrags, den Geschwornen Taggebühren für die Dauer ihrer An⸗ wesenheit bei den Assisensitzungen zu bewilligen. Der Abg. Schmidt erklärt, er werde zwar nicht für den Antrag, wohl aber für die Inbetrachtnahme des Antrags stimmen, indem er wünscht, die Kom⸗ mission möge ihre Aufmerksamkeit darauf erstrecken, ob nicht auf andere Weise die Belästigung der Geschworenen vermindert werden könne, namentlich dadurch, daß Vorsorge getroffen werde, daß die jedesmaligen Sitzungen sich für den einzelnen Geschworenen nicht über 14 Tage erstreckten. Er behalte sich vor, in dieser Be⸗ ziehung einen Antrag einzubringen. Die Inbetrachtnahme wird mit großer Mehrheit beschlossen. Die Tagesordnung führt zur Begründung des in Form eines Gesetz⸗Entwurfs eingebrachten An⸗ trags des Abg. Raht, wonach für den neuen Landtag die Wahlen auf den 15. Februar ausgeschrieben, die dermalige Versammlung aber nach Vollzug der Wahlen sich auflösen solle. Nach längerer
vom 10. Januar.
g wird die Inbetrachtnahme des Antrags von Raht ab⸗ gelehnt. Sodann folgt die Berichterstattung über das Budget des Justiz⸗Ministeriums. Berichterstatter Raht unterwirft das Verfah⸗ en des Ministeriums einer strengen Kritik. An der Debatte be⸗ theiligen sich für das Ministerium Großmann, Leisler und Andere, gegen dasselbe Braun, Snell, Raht. Die Standesaufwand⸗Gelder werden beseitigt. 8
Nusland. “
Gesetzgebende Versammlung. Sitzung (Independ. belge.) Gleich bei Beginn der Sitzung interpellirte ein Mitglied der konservativen Partei, Herr von Remusat, das neue Kabinet (s. unten Paris vom 10ten) und schlug vor, daß die Versammlung sich sofort in ihre Abtheilungen zurückziehen möge, um eine Kommission zu ernennen und ihr den Auftrag zu ertheilen, diejenigen Maßregeln zu treffen, welche sie in Betracht der ernsten Lage füͤr angemessen erachten möchte. Es war dies ein Mißtrauens⸗Antrag gegen das neue Kabinet, eine Art Kriegser⸗ klärung gegen das Elysee. Die Herren Baroche und Rouher wollten gegen den Antrag ankämpfen, aber die bedeutendsten Mitglieder der Ma⸗ jorität folgten einander auf der Rednerbühne, um das Ministerium anzugreifen. Die Herren Berryer, Dufaure und General Bedeau unterstützten den Antrag Remusat's mit außerordentlicher Lebhaf⸗ tigkeit und Energie. Das Resultat unterlag keinem Zweifel mehr. Zuvörderst sprach eine sehr große Majorität die Dringlichkeit aus;
Frankreich.
dann, als über den Antrag selbst abgestimmt wurde, entschieden
330 Stimmen gegen 273, daß Anlaß für die Versammlung vor⸗ handen sei, sich unverzüglich in ihre Abtheilungen zurückzuziehen, um die Kommission zu ernennen. Wenn die Majorität bei dieser zweiten Abstimmung nicht größer war, so lag dies daran, daß ein Theil des Berges, nachdem er für die Dringlichkeit gestimmt, sich jetzt des Mitstimmens enthielt, weil er den General Changarnier dem Präsidenten gegenüber nicht in eine gar zu günstige Lage versetzen wollte. Ohne diese Spal⸗ tung des Berges wäre die Niederlage für das Kabinet noch stärker gewesen, als sie es schon ist. Die Versammlung zog sich also in ihre Ab⸗ theilungen zurück, um die Kommission zu ernennen. Von 1 5 Abtheilun⸗ gen nahmen 11 ihre Wahl noch während der Sitzung vor, 4 scho⸗ ben die Wahl bis morgen auf. Die Namen der 11 ernannten Kommissare erfüllen zwar nicht alle Erwartungen der Gegner des Elysee, diese Wahlen sind aber dennoch eine neue und schwere Niederlage für das Kabinet, denn unter jenen 11 befindet sich nur ein dem Elysee ganz ergebener Mann, Herr von Montebello; drei andere, die Herren von Mornay, Daru und Gustav von Beaumont, neigen zu derselben Seite hin, jedoch minder entschieden; dann aber kommen ein Montagnard, Herr Morellet, der Quästor Baze, ein entschiedener Feind der vollziehenden Gewalt, Alfred Nettement, der Hauptredacteur der Opinion publique und ebenfalls sehr ent⸗ schieden gegen das Elysee gestimmt, Herr Lanjuinais vom Tiers parti, endlich die Herren Cavaignac, von Lamarline und Biyxio, aller⸗ dings gemäßigte und versöhuliche, aber entschiedene Republikaner, die, wenn sie auch gewiß alle gewaltsame Maßregeln zurückweisen, doch ihre Fahne nicht vor dem Elysee senken werden.
Paris, 9. Jan. Nach dem Evénement hätte der Prä⸗ sident gestern mit stummer Aufmerksamkeit die acht eingeladenen Majoritätsmitglieder der Nationalversammlung angehört, welche, und namentlich Molé, für Beibehaltung Changarnier'’s sprachen und dessen Absetzung für einen Casus belli erllärten. Nachdem alle geendigt hatten, hätte der Präsident ruhig, aber energisch erwiedert: „Ich will mit der Legislativgewalt in vollkommenster Harmonie blei⸗ ben. Ich werde für das beiderseitige gute Einvernehmen alle nöthigen Opferbringen, Bildung eines Ministeriums im Sinne und nach den An⸗ sichten der Majorität, Aufgeben der Dotation, wenn es sein muß, Alles mit Ausnahme des mir zustehenden Rechts, einen Subalternen abzusetzen.“ Das Journal des Débats bemerkt über denselben Gegenstand: „Der Präsident der Republik ließ gestern durch einen seiner Adju⸗ tanten acht der vorzüglichsten Majoritäts⸗Mitglieder der National⸗ Versammlung Einladungsschreiben zukommen. Diese acht Mitglie⸗ der, Dupin, Molé, Thiers, Broglie, Odilon Barrot, Berryer, Montalembert und Daru, waren ersucht worden, sich um 2 Uhr im Elysee einzufinden. Gegen 3 Uhr empfing sie der Präsident. Vor 5 Uhr waren sie in der Versammlung zurück. Sie versammelten sich dann im ersten Büreau, wo sie, nachdem eine sehr große An⸗ zahl Repräsentanten sich eingefunden, denselben mittheilten, was zwischen ihnen und dem Präsidenten der Republik vorgegangen war. Sind wir genau unterrichtet, so war keinem der eingeladenen Mit⸗ glieder ein Beweggrund der Einladung mitgetheilt worden, die übrigens keine Konferenz, sondern nur eine einfache Mittheilung des Präsidenten zum Gegenstande hatte. Der Präsident der Re⸗ publik soll nach einigen Worten über die Schwierigkeit der Bildung eines neuen Kabinets, aber ohne direkte Aufforderung an die Er⸗ gebenheit eines der Sprecher, ihnen gesagt haben, er sei zur Auf⸗ hebung des Kommando's des Obergenerals der pariser Armee ent⸗ schlossen und wollte, da er sie zur Eröffnung dieses Entschlusses be⸗ rief, ihnen hauptsächlich die Versicherung geben, derselbe sei durch keine feindliche Absicht gegen die Nationalversammlung hervorge⸗ rufen. Diese Mittheilung wurde mit dem Gefühle eines tiefen und auf⸗ richtigen Bedauerns entgegengenommen. Jeder nahm nach der Reihe das Wort, machte die Folgen einer so außerordentlichen Maßregel bemerkbar und beschwor den Präsidenten, in den gegenwärtigen Um⸗ ständen von der Ausübung eines Rechtes, das ihm übrigens Nie⸗ mand zu bestreiten gedächte, abzustehen. Jeder bemühte sich zu zeigen, wie Angesichts einer solchen That die besten Versicherungen Gefahr liefen, den Glauben zu verlieren, daß ein unvermeidliches Miß⸗ trauen die Folge sein würde, und daß es eine schwere Verantwort⸗ lichkeit aufbürdete, so freiwillig die Eintracht beider Staatsgewalten, der man alles seit zwei Jahren geschehene Gute verdankte, zu stö ren. Nachdem die acht ehrenwerthen Mitglieder der Majorität ein⸗ stimmig ihr Bedauern und ihre Befürchtungen ausgedrückt, nach⸗ dem sie einer so ernsten Pflicht sich mit, man möchte fast sagen, lie⸗ bevoller Aufmerksamkeit entledigt hatten, zogen sie sich zurück und nahmen nur eine sehr schwache Hoffnung mit, den ihnen mit⸗ getheilten Entschluß erschüttert zu haben.“ Journale des Elysee erichteten gestern, ein Theil der Republikaner werde mit der Rech⸗ ten für Changarnier als Kommandanten der Parlamentstruppen stimmen. Heute erklärt nun der National: „Die Republikaner haben in dieser Frage nicht einen Augenblick geschwankt. Wenn die Majorität, wegen der Unabhängigkeit und Sicherheit der Par⸗ lamentsgewalt beunruhigt, in der That daran gedacht hätte, An⸗ gesichts gewisser Möglichkeiten, von Artikel 32 der Verfassung Ge⸗ brauch zu machen, so hätte sie nothwendig, um auf die Unterstützung der Linken rechnen zu können, einen General wählen müssen, wel⸗ cher der Republik und der Verfassung mehr Garantieen geboten hätte, als Changarnier jemals bieten wird. Was wir von der Vergangenheit sagen, hat auch seine Anwendung auf die Zukunft. Die Rechte und das Elysee können dessen gewiß sein.“ Die Presse lobt heute den Präsidenten, weil er die Republik in
dem gegenwärtigen Streite gegen die Royalisten unter Changarnier vertheidige. Zu den Nachrichten über die gestrige Konferenz im Elysee wird noch Folgendes hinzugefügt: Dupin machte angeblich dem Präsidenten die Bemerkung, daß die Juli⸗Revolution nicht stattgehabt hätte, wenn Karl X. die Führer der Opposition gehört und ihren Ansichten gefolgt wäre. Die Worte: „Sie sollen Trup⸗ pen, aber keinen Feind haben“ hätte der Präsident, nach diesen Be⸗ richten, nicht gesprochen, wohl aber folgende: „Sie sollen Truppen haben, aber Sie werden sich lächerlich machen“, worauf Thiers sehr gereizt erwiedert haben soll: „Eine souveraine Versammlung, die ihrer Würde Achtung verschaffen will, hat Mittel, sich nicht lächer⸗ lich zu machen.“ Auf alle Vorstellungen soll der Präsident bei der Antwort geblieben sein: „Habe ich einmal nach reiflicher Ueber⸗ legung einen Beschluß gefaßt, so ist er unwiderruflich.“ Das Verschmelzungsblatt, die Assemblée nationale, bemerkt: „Man wird dem General Changarnier die Marschallswürde anbie⸗ ten, um ihm für das Kommando der pariser Armee einen Ersatz zu geben. Nimmt er an, so ist die Krise geendet, und das Elysee ärndtet die Früchte seines Feldzugs gegen die National⸗Versamm⸗ lung. Weigert er sich, so wird man warten, bis ihn die Versamm- lung mit dem Kommando der zu ihrem Schutze bestimmten Trup⸗ pen beauftragt. Dann würde der Präsident keinen Widerstand lei⸗ sten, er würde ein ergebenes Ministerium von Nullitäten bilden, welches sich hüten würde, die Tribüne zu betreten. Der Präsident würde dann auf die Dotation verzichten, er würde sein Haus ein⸗ schränken und in der Politik die äußerste Zurückhaltung beobachten. Sollte dagegen die Kammer wanken, nähme sie die Absetzung des Generals Changarnier an, ohne einen kräftigen Entschluß zu fassen, so behielte der Präsident von den gegenwärtigen Ministern die ihm unentbehrlichen. Er würde sie selbst aus dem Centrum der Majorität zu ergänzen suchen, er würde die Forde⸗ rung einer Dotation zu wagen versuchen, und kurz nach dem Er⸗ folge würde das Ministerium der Dotation durch ein Ministerium der Lösung ersetzt werden.“ General Changarnier würde angeblich einen Marschallsstab nicht annehmen. Es heißt, die Quästoren hätten in vergangener Nacht die Besatzung des Palastes der Na⸗ tional⸗-Versammlung verstärken lassen. Die Patrie behauptet heute abermals, nach Versicherung von Offizieren, der von ihr ge⸗ brachte Tagesbefehl Changarnier's existire wirklich im Generalstabs⸗ Büreau in zwei Exemplaren mit des Ober⸗Generals eigenhändiger Unterschrift. Nach demselben Journale wäre General Neumayer seit zwei Tagen in Paris. Die Partei⸗Vereine der Rue Rivoli, der Rue de 'Université und der Rue des Pyramides haben eine Kommission von 16Mit⸗ gliedern ernannt, die täglich vor der Sitzung bei Broglie sich ver⸗ sammelt. Rue Rivoli ist vertreten durch Berryer, Benoist d'Azy, Larcy, St. Priest, Vatismenil, Rue de l'’Université durch Molé, de Mornay, Montebello, Vitet, Rue des Pyramides durch Thiers, Broglie, Piscatory, Léon Faucher, der Tiers⸗parti durch Odilon Barrot, Lanjuinais und J. de Lasteyrie.
Das Civilgericht der Seine hat gestern auf Andringen des Gläubigers A. Chéron beschlossen, den Repräsentanten Mauguin behufs Wiederaufnahme der Verhaftung vorzuladen, da ihm seine Würde keine Ausnahmestellung sichere.
Der Moniteur enthält heute einen Vorschlag des Generals Excelmans, als Groß⸗Kanzlers der Ehrenlegion, und eine andert⸗ halb Spalten lange Liste zu den verschiedenen Graden dieses Or⸗ dens vorgeschlagener Militairs aus der Kaiserzeit.
Paris, 10. Jan. (K. Z.) Der heutige Moniteur ent⸗ hält die Ernennung des neuen Ministeriums. Baroche, Rouher, Parieu und Fould behalten ihre frühere Stellung; auswärtige An⸗ gelegenheiten: Drouyn de l'Huys; Krieg: General Regnault de Saint Jean d'Angely; Marine: Ducos. Der Moniteur meldet zugleich die Absetzung Changarnier's; sein Kommando ist an Ba⸗ raguay d'Hilliers übertragen worden.
Die Sitzung der National⸗Versammlung, in welcher sämmtliche Minister anwesend waren, hatte einen sehr stürmischen Charakter. Der Antrag Remusat's, die Versammlung möge sich in die Büreaus zurückziehen und eine Kommission zur Berathung der nöthigen Maß⸗ regeln zum Schutze der National⸗ Versammlung ernennen, wurde mit 330 gegen 276 Stimmen angenommen und sogleich ausgeführt. Der Minister Baroche sprach vergeblich dagegen, obschon er Achtung der Constitution und der National⸗Versammlung versprach. Es geht das Gerücht, Dupin werde seine Demission geben und Chan⸗ garnter zum Präsidenten gewaͤhlt werden. Paris ist ruhig.
Paris, 10. Jan. (Ind. belge.) Der Moniteur hat gesprochen, das Ministerium ist wieder konstituirt, aber man kann nicht sagen, daß die Krise damit zu Ende wäre; im Gegentheil, sie beginnt erst. Vier Minister bleiben und behalten ihre Portefeuilles. Die fünf anderen, Lahitte, Romain⸗Desfossés, Schramm, Bineau und Dumas, treten ab. Sie werden durch Drouyn de Lhuys in den auswärtigen Angelegenheiten, Ducos in der Marine, Regnault de St. Jean d'Angely im Krieg, Magne in den öffentlichen Arbei⸗ ten und Bonjean im Handel ersetzt. Nur zwei dieser Minister gehören der Nationalversammlung an, die Herren Magne und Bonjean. Ge⸗ neral Changarnier ist abgesetzt, die pariser Armee aber nicht aufge⸗ löst, nur wird der Oberbefehl über die Nationalgarde von dem über die Truppen abgezweigt. General Baraguay d'Hilliers ist zum Oberbefehlshaber dieser letzteren ernannt; General Carrelet bleibt Kommandant der ersten Militair⸗Division, welchen Posten er schon bekleidete; Geveral Perrot hat den Oberbefehl über die National⸗ garde des Seine⸗Departements erhalten.
Großbritanien und Irland. London, 10. Jan. Das Waterford Mail will bereits jetzt aus guter Quelle er⸗ fahren haben, daß es die Absicht Ihrer Majestät der Königin sei, im künftigen Juni Limerick und die Seen von Killarney mit ihrem Besuch zu beehren.
Gestern Abend versammelten sich die Direktoren der Bank von England und beschlossen einstimmig, die Erhöhung des Diskonto um ein halbes Prozent, welche unlängst angenommen wurde, vor der Hand beizubehalten.
Die Nothwendigkeit, einen öffentlichen Ankläger für die Regie⸗ rung anzustellen, scheint sich immer mehr geltend zu machen. Es werden zu dem Zwecke mehrfach Versammlungen veranstaltet und Petitionen an das Unterhaus gerichtet.
Die Morning Post will wissen, daß Graf Buol⸗Schauen⸗ stein, österreichischer Bevollmächtigter bei den dresdener Konferenzen, als Gesandter am Hofe von St. James akkreditirt werden wird.
Der nordamerikanische Gesandte Abbot Lawrence gab gestern eine zahlreich besuchte Abendgesellschaft.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. Jan. Se. Majestät der Kaiser hat folgendes Handschreiben an den wirk⸗ lichen Geheimen Rath Fürsten Dolgorukoff gerichtet: „Fürst Was⸗ sili Wassiljewitsch! In Beachtung Ihrer Verdienste als Vice⸗Prä⸗ sident der Freien Oekonomischen Gesellschaft und in gerechter An⸗ erkennung Ihrer sachkundigen Mühwaltung bei Veranstaltung der in St. Petersburg abgehaltenen ersten Ausstellung landwirthschaft⸗ licher Erzeugnisse des gesammten Rußlands, rechne Ich es Mir zum besonderen Vergnügen, Ihnen für Ihr dem allgemeinen Be⸗
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sten gewidmetes Wirken Meine aufrichtige Erkenntlichkei i⸗ gen. St. Petersburg, 20. Dezember 1990. Nöheiit zu beze
Die physikalisch⸗medizinische Sozietät bei der Kaiserlichen Uni⸗ versität zu Moskau hat den hiesigen Arzt, Hofrath Dr. Maximilian Heine, zu ihrem korrespondirenden Mitgliede erwählt.
Mehr als 50 Fahrzeuge, die aus dem Azowschen Meere in Feodosia eingelaufen, warteten am 22. November mit ihrer Ladung in unserem Hafen auf günstigen Wind zur Fahrt nach Konstanti⸗ nopel. Man hatte dort viel Regen, und in der Nacht vom 17.
zum 18. November trat Frost ein; jedoch dieser Vorbote des Win⸗ ters ging schnell vorüber, und jetzt erfreute man sich wieder des schoͤnsten Wetters.
Markt⸗Berichte.
v“ Berliner Getraidebericht vom 13. Januar Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 48— 52 Rthlr. Roggen loco 35 — 37 Rthlr. „ pr. Jan. 35 Rthlr. ““ „ pr. Frühjahr 1851 36 a 35 ¾ Rthlr. verk., 36 Br., 3 „ Mai/Juni 36 ½ Rthlr. Br., 36 bez. u. G. Gerste, große loco 25 — 26 Rthlr. 8 kleine 23 — 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 22 ½ — 24 Rthlr. „ 48pfd. pr. Frühjahr 23 Rthlr. Br., 22 ¼ a G. „ 50pfd. 23 8 Rthlr. Br., 23 G. Erbsen, Koch⸗ 40— 44 Rthlr., Futter⸗ 35—39 Rt Rüböl loco 8 Rthlr. Br., 10 ⅞˖ G. pr. diesen Monat; 10 8 3 Ien /Pebr. 1 102 Rthlr. Br., 10½ G. “ 11 Rthlr. Br., 10 ¾ G. März /Apri 1 Aprit/ Mam 15 Rthlr. Br., 11 G. Leinöl loco 11 ½⅔ Rthlr. „ pr. Frühjahr 11 ½ Rthlr. Br., 11 ½˖ G. Mohnöl 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 ¾ Rthlr. Südsee⸗Thran 13 a 12 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 16 ¾¼ a ½ Rthlr. bez. mit Faß pr. Jan./ 16 ½ a ½ Rthlr. Br., Jan. /Febr. 16 ¾ a ½ G. Febr./ März 16 ⅞ Rthlr. Br., 16 5⁄2 bez. u. G. März / April 17 Rthlr. Br., 10 ⅞ G. April /Mai 17 ½1 Rthlr. Br., 17 ¾ a * Mai /Juni 17 ¾ Rthlr. Br., 17 ½ G. „ Juni / Juli 18 8 Rthlr. Br., 18 G. Wetter: leichter Frost und hell. Geschäftsverkehr: unbedeutend. Weizen: ohne Geschäft. Roggen: matter schließend. Hafer: pr. Frühjahr etwas gefragter. Rüböl: Instlos. 8 Spiritus: loco preishaltend, Termine angetragen.
Königsberg, 9. Jan. Zufuhr war gering. Weizen
50 bis 60 Sgr. pr. Schffl., Roggen 34 bis 37 Sgr., große
Gerste 24 bis 28 Sgr., kleine Gerste 22 bis 28 Sgr., Hafer 20
bis 23 Sgr., graue Erbsen 35 bis 45 Sgr., weiße Erbsen 34 bis
40 Sgr., der Ctr. Heu 22 bis 25 Sgr.
Posen, 10. Jan. (Der Scheffel zu 16 Metzen.)
1 Rthlr. 16 Sgr. 8 Pf. bis 1 Rthlr. 25 Sgr. 6 Pf. Roggen 1 Rthlr. 5 Sgr. 7 Pf. bis 1 Rthlr. 10 Sgr. Gerste 25 Sgr. 8 Pf. bis 1 Rthlr. 3 Sgr. 4 Pf. Hafer 17 Sgr. 9 Pf. bis 20 Sgr.
Buchweizen 26 Sgr. 8 Pf. bis 1 Rthlr. 1 Sgr. 1 Pf.
Heu, der Ctr. zu 110 Pfd., 20 Sgr. bis 25 Sgr.
Stroh, das Schock zu 1200 Pfd., 6 Rthlr. bis 7 Rthlr.
Butter, ein Faß zu 8 Pfd., 1 Rthlr. 10 Sgr. bis 1 Rthlr. 20 Sgr.
Bonn, 10. Jan. (2 ½ Scheffel.) Weizen, neuer 4 Rthlr. 28 Sgr. Roggen, neuer 4 Rthlr. 13 Sgr. Gerste, hiesige 3 Rthlr. 12 Sgr. Hafer 2 Rthlr.
Winter⸗Reps 8 Rthlr. 20 Sgr. Aachen, 10. Jan.
Weizen 2 Rthlr. 1 Sgr. 11 Pf. Roggen 1 Rthlr. 25 Sgr. 3 Pf. Gerste 1 Rthlr. 12 Sgr.
Hafer 1 Rthlr. 6 Pf.
Weizen
Königliche Schauspiele.
Dienstag, 14. Jan. Im Opernhause. 6te Abonnements⸗ Vorsteuung: Die Nachtwandlerin, Oper in 2 Akten, von Bellini. (Herr von der Osten: Elwino, als Antrittsrolle.) — Nach dem ersten Akte: Pas de deux, gesetzt von Paul Taglioni, ausgeführt von Fräul. Marie Taglioni und Herrn Gasperini, begleitet von den Damen Bethge, Koch, Ditthammer, Lilienthal und dem Corps de Ballet. Zum Schluß: Menuet⸗Sarabande, gesetzt von Herrn Paul Taglioni, Musik von Balfe, ausgeführt von den Fräuleins Brussi und Galster, von den Herren Gasperini und Hoguet⸗Vestris, begleitet von den Damen des Corps de Ballet.
Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.
In Potsdam. Auf Allerhöchsten Befehl: Die Erzählungen der Königin von Navarra, Lustspiel in 5 Akten, von C. Scribe, über⸗ setzt von W. Friedrich. Anfang halb 7 Uhr.
Billlets zu dieser Vorstellung sind von früh 8 Uhr an in der Kastellans⸗Wohnung im Schauspielhause zu Potsdam zu folgenden Preisen zu haben:
Erster Balkon und erster Rang Logen 25 Sgr., Parquet und Parquet⸗Logen 20 Sgr., zweiter Rang Logen 10 Sgr., Parterre 10 Sgr., Amphitheater 5 Sgr.
Mittwoch, 15. Jan. Im Schauspielhause. 14te Abonnements⸗ Vorstellung: Ein Sommernachtstraum, in 3 Akten, nach Shakespeare, von Schlegel. Musik von Felix Mendelssohn⸗Bartholdy.
Königsstädtisches Thega“
Dienstag, 14. Jan. Zum erstenmale: Der verwunschene Prinz. Lustspiel in 3 Akten, von Plötz. (Herr Theodor Wagner, Fal⸗ Kaiserl. Hof⸗ und National Theater zu Wien: Den Schuster Wil⸗ helm, als Gastrolle.) Hierauf:; Der Markt der Ideen. Sylvester⸗ Zeitungsscherz in 1 Akt (nach von Leuwen), Couplets und Epi⸗ soden von D. Kalisch. Die Karikaturen und Metamorpho