1851 / 45 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

lichen Hauptgütern gehören zur Zeit der Landesherrschaft 67; einer fürstlichen Familie 7; 264 adlichen Familien 425; 343 bürgerlichen Familien 363; 18 geistlichen Stiftungen 85; 17 weltlichen Kommu⸗ nen 43 und 6 Bauerschaften 6 Güter.

Nassau. Wiesbaden, 9. Febr. (Fr. J.) Die Verhand⸗ lungen des hiesigen Zoll⸗Kongresses werden in einem dafür geeig⸗ neten Lokale unseres Ministertal⸗Gebäudes stattfinden und dürften sich auch ohne Zwischenfälle noch bis Ende des Monats Maͤrz aus⸗ dehnen. Die hier tagenden Zoll⸗Kongreß⸗Mitglieder werden ₰₰ für Preußen Geheimer Ober-Finanzrath Henning, Bavern L.ög Zollrath Meixner, Sachsen Ober⸗Zollrath Lehmann, Württemberg Ober⸗Steuerrath Herzog, Baden Ministerial⸗Rath Hack, Geheimer Ober⸗Finanzrath Duysing, 1 W heimer Ober⸗Finanzrath Biersack, Thüringen Geheimer Thon, Braunschweig Finanz⸗Direktor von Thielau, Nassau Ober⸗ Steuerrath Scholz, Frankfurt a. M. Senator Cöster.

Lauenburg. Moͤlln, 8. Febr. (L. Ztg.) Die Zahl der serreichtscher⸗ Kranken im hiesigen Hospital hat sich auf 20 vermehrt und bleiben dieselben bisweiter der Sorge des hiesigen Gar⸗ n sonarztes vom lauenburgischen Jägercorps anvertraut. Die Quantität Mehl, welche sich bei den Reserven befindet, beläuft sich auf 30,000 Ctr.; die Oesterreicher führen solches immer mit. Alles ist in Tonnen festgestampft und wird nur in Nothfällen berührt. Auch eine große Feldbäckerei ist daher im Gefolge. Die Sanitäts⸗ Compagnie soll aus lauter verschiedenen Nationen komponirt sein, damit im Kriege jedem österreichischen Soldaten von Männern seiner Sprache die erste Hülfe und Pflege zu Theil werden kann. Die österreichischen Bataillone sind größer als die preußischen; sie be⸗ stehen aus 6 Compagnieen, deren jede 213 Mann in sich faßt, folg⸗ lich aus 1278 Mann. In der Umgegend, namentlich in Breiten⸗ felde und Alt⸗Mölln, ist wieder Kavallerie angesagt, welche sich jedoch wahrscheinlich nur auf dem Durchmarsche befindet.

Ratzeburg, 10. Febr. Heute Nachmittag gegen 1 Uhr rück⸗ ten etwa gegen 80 Reiter des Regiments Windischgrätz hier ein. Der General, nach welchem das Chevauxlegers⸗Regiment Nr. 4 den Namen führt, ist der Feldmarschall Fürst Alfred zu Windischgrätz. Das Regiment 1616 Pferde ohne Offiziere besteht aus Deutschen und wird kommandirt vom Obersten Baron Csollich. Die Hälfte des Regiments wird im Lauenburgischen dislozirt werden. Die Gemeinen haben grüne Uniformen, unten mit weißen Streifen, die Offiziere grüne mit weißen Röcken. Die Kopfbedeckung besteht aus Helmen mit ehernen Kämmen. Vom Musik⸗Corps sind gegen 40 Mann hier.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 11. Febr. (Fr. J.) Die Kriegsreservisten des unserer Besatzung beizählenden 29sten preu⸗ ßischen Infanterie⸗-Regiments sind nunmehr entlassen worden und werden heute die Rückkehr in ihre Heimat antreten. Diesen Abgang zu ersetzen, wird eine Abtheilung Füsiliere hierher verlegt.

Hamburg. Hamburg, 10. Febr. Der Senat hat Herrn Charles Landré zum hamburgischen Konsul in Bayonne ernannt. LE 8 8 ür G 8

Alusland. 1.“

Oesterreich. Zara, 6. Febr. (Ll.) Hassan Aga und Mehmed Aga sind heute hier angekommen und gerüchtweise auf der Reise nach Triest begriffen, um die Schätze ihres Herrn nach Konstan⸗ tinopel in Sicherheit zu bringen.

Eine Deputation ist von Skutari nach Konstantinopel abgereist, um den Sultan zu bitten, eine im Betrage von 110,000 Piastern aufgelegte Contribution nachzusehen, da blos 55,320 Piaster zusam⸗ mengebracht werden konnten.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 10. Februar. Den Vorsitz führt Dupin. Nach der Tages⸗ ordnung wird die Sitzung mit der Diskussion, die gerichtliche Ver⸗ folgung Ney's de la Moskwa betreffend, eröffnet. Ney de la Moskowa erklärt, daß er den Kommissions⸗Bericht in seinen Kon⸗ klusionen nicht bekämpfen wolle, er habe aber ein Recht zu fragen, was aus der Unverletzbarkeit der Volksvertreter würde, wenn Jeder⸗ mann ein Mitglied der Nationalversammlung mit einer ver⸗ leumderischen Anklage verfolgen könne. Dies habe die Ver⸗ sammlung stets eingesehen, und selbst im Falle von Duellen habe sie die Verfolgungen verweigert. Der Fall, um den es sich heute handle, sei ein ganz anderer; sogar so gering, daß man mit Recht fragen könne, welche Garantieen dafür vorhanden, daß er ernsthaft sei. Jedoch man mache ihn zu einem solchen, man spreche von einer Beschimpfung des öffentlichen Gerichtsbeamten bei Aus⸗ übung seiner Functionen. In dem einen oder anderen Falle habe man entweder die Sache verringert oder übertrieben. Der Redner erklärt, daß er für die ministeriellen Beamten die größte Achtung habe, allein ihre Amtsverrichtungen seien nicht die eines Priesters. Hierauf geht er zu einer Erörterung des Vorfalles über und bemerkt, daß kein Gegenstand zu einem Prozesse vorhanden set, und daß er den Herrn Ramond herausfordere, seine Anschuldigungen zu bewei⸗ sen; er ruft einen Ordonnanz⸗Offizier des Präsidenten zum Zeugen auf, daß Alles in größter Ruhe vor sich gegangen und daß der Präsident erst 3 Tage danach durch den Polizeipräfekten davon er⸗ fahren habe, bei welchen Ramond seine Klage angebracht. Der Redner fordert am Schluß die Versammlung auf, in seiner Person die Unverletzlichkeit der Volksvertreter zu schützen. Ohne die Rede des Berichterstatters E. Leroux anzuhören, bewilligt die National⸗ Versammlung die gerichtliche Verfolgung Ney's de la Moskwa. Der Kern der Verhandlung von heute war die Diskus⸗ sion der Kreditforderung von 1,800,000 Fr. zur Deckung der Repräsentationskosten des Präsidenten der Republik. Die Ver⸗ sammlung ist ungemein zahlreich, die Tribünen überfüllt. Royer, Justizminister, ergreift das Wort, um gegen den Kommissionsbericht zu sprechen. Er erklärt, daß die Regierung keine in Details einge⸗ hende Diskussion des Gesetzvorschlags beabsichtigt und erwartet habe, daß die Regierung bereits ihre Beweggründe bekannt gegeben und jetzt die Entscheidung der Versammlung ruhig und, wie sie sich be⸗ rechtigt glaube, auch vertrauensvoll erwarte. Man habe nichts als einen Kredit wie im vorigen Jahre verlangt, die Kommission habe daraus eine politische F gemacht, wogegen das Ministerium protestire. Der Kommissions⸗Bericht gec den Präsidenten der Republik blos. Nicht eine einzige Thatsache im Leben des Praͤsidenten rechtfertige die Besorgnisse eines Staats⸗ streichs, gegen welchen derselbe in Lyon ausdrücklich pro⸗ testirt habe. Der Minister rechtfertigt hierauf die Reisen des Praͤsidenten in den Departements; sein Zweck sei blos, die Versöh⸗ nung der Staatsgewalten zu erhalten und der Ordnung zu dienen. (Zahlreiche Stimmen: Schluß! Schluß!) Die Versammlung be⸗ schließt, daß die Diskussion fortwähre. Dufougerais: Die Ver⸗ sammlung habe sich seit Changarnier's Absetzung vom Präsidenten getrennt. Die Dotation sei überflüssig, sie würde den Präsidenten

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nur in seiner Anmaßung bestärken. Diese Ansicht drückt der Redner

in einer langen Rede aus. Montalembert spricht für das Projekt. Er habe bis zum Bericht Piscatory's gehofft, daß dieselbe würde stillschweigend votirt werden können. Jetzt aber erdas Wort. Es gebe in dem Projekte eine Geld⸗ und eine politische Frage. Die Geld⸗ frage werde er nur kurz berühren. Wenn man ihn konsultirt hätte, so würde er von der Forderung abgerathen haben; nachdem fie aber einmal gestellt worden, müsse man sie auch bewilligen. Die gesetzgebende Versammlung sei 25 dotirt, um an einer Geld⸗ frage Anstand zu nehmen. Die Bauern nehmen mehr Anstoß an den 25 Fr., welche die Repräsentanten täglich erhalten, als an der Dotation des Präsidenten. Der Redner geht in historische Ueber⸗ sichten seit dem 10. Dezember. Europa sei noch von einem Lava⸗ strom bedroht und die Beute einer Horde von Studenten und Journalisten gewesen, als der Name des Neffen des Kaisers diesen Strom aufgehalten und die Horden unterdrückt habe. Die Bauern, die für ihn gestimmt, hätten ihn zum Kaiser zu machen geglaubt. (Lärm). Dupin wendet ein, daß die Wahl des Präsidenten nur konstitutionell habe sein können. Montalembertrechtfertigt seine Be⸗ hauptung und wiederholt sie. Er habe angefangen, sich für Louis Napoleon zu interessiren, als er gesehen, daß er zum Spott der Gliedermännchen werde. Man sage, er habe Fehler begangen: „Wirklich“, ruft der Redner, „habt ihr das entdeckt? Meiner An⸗ sicht nach, war sein einziger Fehler der Brief an den Oberst Ney. Aber er hat denselben auf eine edle Weise wieder gut gemacht. Seit dem 31. Oktober ist die Ordnung stets erhalten worden. Wir haben das Unterrichtsgesetz, das Wahlgesetz; was immer der ehrenwerthe Herr Thiers sagen mag, die exekutive Gewalt beabsich⸗ tigte nie gegen dieses Gesetz aufzutreten. Wir haben indessen die Initiative dieses Gesetzes ergriffen, die Regierung hat die Verant⸗ wortlichkeit dafür übernommen. Als man aber das Gesetz vom 31. Mai hatte, sprach man von Unruhen; die alten monarchischen Parteien wollten die Bärenhaut verkaufen, bevor sie den Bären getödtet hatten. „Changarnier“, fährt der Redner fort, „habe nicht nöthig gehabt, seinen Degen zu ziehen, aber seit dem Wahl⸗ gesetz herrsche eine dumpfe Feindseligkeit gegen den Präsidenten, die sich zuerst in der Wahl der permanenten Kommission geäußert habe. Die frühere Majorität habe seitdem mit einer solchen Regelmäßig⸗ keit gegen das Ministerium losgeschlagen, wie der Hammer gegen das Glockenwerk einer Uhr. Die größte Beschwerde gegen Louis Napoleon sei die Absetzung Changarnier's gewesen. Was seitdem vorgegangen, habe in seinen Augen die Nothwendigkeit dieses Schrittes bewiesen. (Großer Lärm.) Changarnier: „Ich bitte den ehrenwerthen Herrn von Montalembert, da ihm sein Gewissen geboten hat, meinen Namen in diese Diskussion zu bringen, mir gefälligst zu sagen, welches doch die Thatsachen sind, die ihm die Nothwendigkeit meiner Absetzung zu rechtfertigen scheinen.“ Montalembert: „Der ehrenwerthe General hat meinen Gedanken schlecht aufgefaßt. Ich meine die Thatsachen, die nach der Absetzung folgten, und diese sind die Reden, die auf der Tribüne gehalten wurden. Die Feindseligkeit gegen den Präsidenten ist es, welche diese Maßregel in meinen Augen rechtfertigt. Dieses Mißtrauen ist auch im Kommissions⸗Berichte enthalten, und ich bin auf die Tribüne gestiegen, um diesem traurigen Zwiste ein Ende zu machen; lieber will ich für das Elysee einstehen, als den bösen Lei⸗ denschaften der Demagogie schmeicheln. Napoleon repräsentirt unter uns die einzig legitime Autorität, weil er die einzig mögliche ist. (Bewegung.) Ludwig Philipp sagte, es gebe in Frankreich eine Hartei der Desorganisation, allein es gebe auch Hülfsgenossen dieser Desorgani⸗ sation unter denen, welche sie zu bekämpfen berufen sind. Seht Ihr nicht, die ihr die alte Monarchie wiederherstellen wollt, seht Ihr nicht, was Ihr vorbereitet, wenn Ihr Louis Napoleon's Herrschaft be⸗ kämpft. Es giebt nur Eine Möglichkeit, die Regierung wiederher⸗ zustellen, und diese ist die Aufrechthaltung der Bedingungen der Regie⸗ rung, die man hat. Gelangt man dann selbst zur Macht, so besitzt man eine starke Waffe.“ Die Sitzung wird auf eine Viertelstunde aufgehoben. Dupin befragt dann die Versammlung, auf welchen Tag sie die Diskussion des Gemeindegesetzes festsetze. Die Ver⸗ sammlung bestimmt nächsten Montag. Montalembert setzt seine Rede fort. „Wenn ich von Regierungen sprach, sagt er, so meinte ich nicht Scheusale wie Robespierre (Lärm links). Naudaud reklamirt gegen diese Aeußerung. Stimme: „Oder Borgia, oder Ludwig XIV.“ Montalembert fährt fort: „Cavaignac war nur der absetzbare Mandatar einer souverainen Versammlung. Ein Präsident der Republik ist aber ein König auf vier Jahre, ein Präsident weicht nur in vier Dingen von einem Könige ab: in dem Recht, über Krieg und Frieden zu beschließen, in dem Veto, in der Erblichkeit und in der Unverantwortlichkeit.“ Baudin unterbricht den Redner zweimal und wird zur Ordnung gerufen. Die Rede Montalembert's wurde vom Berichterstatter Piscatory heftig angegriffen. Das Resultat der Abstimmung war: Sltim⸗ mende 688, absolute Majorität 346, für 294, gegen 390. Die verlangte Dotations⸗Erhöhung ist also durch absolute Majorität und mit einer relativen Majorität von 102 Stimmen verworfen.

Paris, 10. Febr. Die Presse sagt: „Der Sinn und Zweck des Piscatoryschen Berichtes ist nicht zu verkennen. Damit ver⸗ weigert die Majorität dem Präsidenten nicht blos die Dotation, sondern auch die Revisson der Verfassung. Weder Dotation, noch Revision! Jeder, der die Bedeutung der Worte zu würdigen ver⸗ steht, weiß, daß er diese und keine andere Bedeutung habe. Pis⸗ catory und die Kommission, deren Organ er ist, nahmen in der That weniger Rücksicht auf die Geldfrage. Die politische Frage allein hat ihren Beschluß bestimmt. Sie waren der Meinung, daß die Repräsen⸗ tation des Präsidenten, so wie seine Würde, nur persoͤnlich und temporär zu sein habe. Sie haben in ihm nichts Anderes, als den ersten Beamten unn Bürger des Staates erblickt, der Präsident war für sie der Chef der Exekutive, nicht aber der Chef des Staates. Sie haben endlich noch erklärt, daß die Weisheit der Regierung dem Wohlwollen nicht entsprochen, welches die National⸗Versammlung ihr gegenüher an den Tag gelegt, indem sie bereits ein erstesmal, obgleich wider ihren Willen, die Dotation votirte; daß es heute unmöglich sei, der Regierung diesen neuen Beweis des Zutrauens zu geben, da mit diüsem Schritte die doppelte Gefahr verbunden wäre, der Exekutive eine für sie unvortheilhafte Stellung zu schaffen und die legislative Gewalt zu schwächen. Somit ist der unverholene Sinn der politischen Frage, welche heute zur Debatte gekommen: Persönliches Mißtrauen von Seiten der National⸗Versammlung ge⸗ gen den Präsidenten; absolute Einschränkung seines Mandates in die constitutionellen Gränzen, die uns die Zeit täglich näher rückt, kurz, weder Revision noch Dotation. Wir fügen noch bei, daß die⸗ selben Gründe, welche die Verwerfung der Dotation, auch unfehlbar die Verweigerung der Revision zur Folge haben werden, an dem Tage, wo diese große Frage legal aufgeworfen, debattirt und gelöst wer⸗ den kann.“ Das Sidele bemerkt: „Einige Brauseköpfe haben die Idee einer Nationalsubscription aufgenommen, jedoch ohne allen Erfolg. Jene Aufopferungsfähigkeit, von der Jules Lasteyrie spricht, ist auch noch nicht so erprobt, als man glauben möchte, und alle halboffiziellen Berichte, welche im Ministerium des Innern über diese so delikate Angelegenheit eingelaufen sind, erlauben eine so

gewagte Unternehmung nicht. Die Mitglieder der Gesellschaft vom 10. Dezember werden seit einigen Tagen wieder thätig.“ Die legi⸗ timistische Gazette de France äußert sich ähnlich: „Der Con⸗ stitutionnel,“ heißt es in diesem Blatte, „versichert, daß die

Nationalsubscription offiziell desavouirt werden würde. Unterdessen

ist die Subscription insgeheim der Lieblingsgedanke der Freunde des Elysee. Ein Journal, welches die Namen der in die Provinzen zur Organisirung dieser Subscription abgegangenen Kommissäre giebt, macht hierüber noch andere sehr lehrreiche Bemerkungen. Uebrigens scheint die Sache dort, wo sie kund wird, nicht sehr viel Anklang zu finden. Kaisers sammeln gehe.“

Die Kommission für den Antrag Montalembert's in Bezug auf

die Sonntagsfeier soll für die Annahme des Antrags mit einigen Modificationen stimmen.

Durch den Tod Spontini's ist ein Platz in der musikalischen Abtheilung der Akademie der schönen Künste erledigt. Die bis jetzt bekannten Kandidaten sind A. Thomas, Zimmermann, F. David,

Clapisson, Martin dngssght, Niedermeyer, Benoist und Batton.

Auch in der Abtheilung für Malerei ist an Drolling's Stelle eine neue Wahl vorzunehmen. Die verlesenen Kandidaten sind: Alaux, Direktor der französischen Maler⸗Akademie zu Rom, Eugen Dela⸗ eroix, Flandrin, Lariviere, Signol, Vinchon, H. Lehmann, A. Hesse, Gosse, Gudin und J. Gigeux.

Großbritanien und Irland. London, 10. Febr. Prinz Albrecht präsidirte am Sonnabend in der Sitzung des Comité's für die Industrie⸗Ausstellung. Die Eintrittts⸗ preise sind nun definitiv festgesetzt. Am ersten Tage, wo man glaubt, daß die Königin die Ausstellung besichtigen wird, soll blos denjenigen der Eintritt gestattet sein, welche Karten für die ganze Ausstellungsdauer gelöst haben. Es kosten diese für einen Herren 3, für eine Dame 2 Guineen und können keinem Anderen abgetreten werden. Zur Vorkehr dagegen wird jeder Besitzer einer solchen Karte jedesmal, wenn er die Ausstellung besucht, an der Kasse seinen Namen einzuschreiben haben. Am 2. und 3. Mai kostet der Eintritt 1 Pfd. Sterling. Vom 4. bis 24. Mai einschließ⸗ lich 5 Shilling. Von da an beträgt der Eintrittspreis Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in jeder Woche 1 Sh., Frei⸗ tag 2 ½ Sh. und Sonnabends 5 Sh. Abnderungen dieser Bestim⸗ mungen behält sich, für den Fall, daß sie sich nicht praktisch erwei⸗ sen, die Königl. Kommission vor. Man ist damit beschäftigt, zwei große Uhren an dem Ausstellungs⸗Gebäude anzubringen, welche durch Elektomagnetismus in Bewegung gesetzt werden, und wovon die beiden Fronten des Transepts die Zifferblätter abgeben sollen. Da es von vorn herein als eine Unmöglichkeit betrachtet wird, daß die übergroße Menge von Erzeugnissen aller Art in den Räumlichkeiten untergebracht werden könne, urd damit vielen Ausstellern dennoch Kosten und Mühen nicht unnöthig bereitet wor⸗ den seien, haben einige Unternehmungslustige in der Nähe von Hyde⸗Park Lokale gemiethet, die sie den Ausstellern, deren Gegen⸗ stände keine Aufnahme finden könnten, zur Ausstellung derselben anbieten. Dieser sogenannte kleine Krystallpalast wird die Erzeug⸗ nisse von nahe an tausend Ausstellern aufnehmen, bietet außer der Gelegenheit zur Schaustellung noch den Vortheil des sofortigen Ver⸗ kaufs und wird zu diesem Behufe bis Ende 1851 offen bleiben. Außerdem werden die Unternehmer für begueme Wohnungen im Gebäude selbst sorgen, welche sie den Ausstellern, nebst den anderen Lebensbedürfnissen, für billige Preise anbieten.

Der russische Gesandte, Baron Brunow, hatte am Sonnabend eine Zusammenkunft mit dem Kolonial⸗Minister Grey.

Der Präsident des Geheimen Raths, Marquis von Lansdowne, gab vorgestern ein großes Diner. Nach demselben versammelte sich eine zahlreiche und sehr glänze schaft in S Viscounteß Palmerston.

Italien. Turin, 6. Febr. (Fr. Bl.) Der Senat hat gestern fast einstimmig die zwei Verträge mit Frankreich, den Han⸗ del und die Schifffahrt betreffend, angenommen, so wie auch den Vertrag über das literarische Eigenthum. Einer der Hauptgründe dieser Einhelligkeit war die Mittheilung Cibrario's, des piemontesi⸗ schen Unterhändlers, der das Gegenprojekt vertrat, welches die sub⸗ alpinische Regierung damals entwarf, als das französische Ministe⸗ rium mit Hinweisung auf den alten Handelsvertrag hartnäckig die Fortsetzung der wechselseitigen Vortheile, die beide Parteien dar⸗ aus zogen, verweigerte.

In der Deputirten⸗Kammer fand heute die Fortsetzung der Diskussion des Budgets des Justiz⸗Ministeriums statt. Die Taktik der Linken hat, wie gewöhnlich, wieder eine kostbare Zeit geraubt. Die Diskussion wird morgen fortgesetzt.

Se. Königliche Hoheit der Herzog von Genua gab gestern eine glänzende Soiree.

Turin, 6. Febr. den Entwurf eines provisorischen Ge⸗ gelegt.

Siccardi's Krankheit wird als eine moralische betrachtet, da er sich durch die Reductionen im Budget des Justiz⸗Ministeriums em⸗ pfindlich gekränkt fühlt, derzeit wird Rosoglio als sein Nachfolger bezeichnet. 8

Die Nationalgarde von Cortona ist wegen eines Erzesses auf⸗ gelöst worden.

Livorno, 5. Febr. (Ll.) Die französische Fregatte „Vau⸗ ban“ ist aus Spezia, der Dampfer „Eclaireur“ aus Porto⸗Ferrajo hier angelangt.

Rom, 1. Febr. (Ll.) Vom Justiz⸗Departement ist ein Dekret ergangen, wodurch die Einsendung aller Anklage⸗Akte wegen Kri⸗ minal⸗Verbrechen und die Ausarbeitung einer erschöpfenden Krimi⸗ nal⸗Statistik angeordnet wird.

Es ist auffällig bemerkt worden, daß, während das päpstliche Motuproprio von 1847 100 Kommunal⸗Räthe bestimmte, jetzt nur 48 bestimmt worden find.

Zahllose Gerüchte durchlaufen die Stadt. Man weiß nicht, ob und in wie weit sie begründet sind. Nur so viel scheint sicher, daß etwas Uugewöhnliches im Zuge ist. Der französische Komman⸗ dant Gemeau soll nämlich den Belagerungszustand in seiner vollen früheren Strenge wieder herstellen, das Dominikaner⸗Kloster mili⸗ tairisch besetzen und die päpstlichen Truppen zum Theile auflösen wollen; die Karnevals⸗Ordnung soll wesentlich beschränkt werden und der Schluß der Theater schon um 9 Uhr Abends erfolgen. Gewiß ist, daß ein Zimmer in der Engelsburg, welches den Namen „del Papa“ führt, bequem möblirt wird, und man vermuthet, daß General Gemeau sich eventuell dort einquartieren wird. Die fran⸗ zösische Besatzung exerzirt fortwährend auf den öffentlichen Plätzen.

8.8 Ober⸗Intendanz der päpstlichen Dampfschiffe ist errichtet worden.

Ein gewisser Erculei aus Ferentilli ist als Verfasser jener be⸗ kannten, aus einer Winkeldruckerei hervorgegangenen Broschüre, welche so großen Skandal erregte und worin die päpstliche Regie⸗

(Wien. Ztg.) Cavour hat dem Senate setzes über die Reiskultur vor⸗

Die Bauern fragen, weshalb man für den Neffen des

rung und Verwaltung auf das bitterste kritisirt wird, verhaftet

worden. Neapel, 2. Febr. (Ll.) Heute ist der neugeborene Sohn

des Grafen von Aquila gestorben.

ärkei. Sarajewo, 23. Jan. (Osserv. Dalm.) Ali Wasr der Herzegowina, hat sich vor einigen Tagen von Buna nach der Festung Stolaz zurückgezogen, immer vorschützend, sich vor den Rebellen zu flüchten, obgleich Jedermann weiß, daß er nicht nur in Verbindung mit ihnen steht, sondern den⸗ selben sogar Subsidien zukommen läßt. Sein Kavas Pascha führt mittlerweile das Kommando der Rebellen von Mostar. Omer Pascha hat seine Vorposten, welche schon bis Lepota (Lipeta) vorgeschoben waren, wieder nach Kogniza zurückgezogen. Alle Musselim und sonstigen Häuptlinge der verschiedenen Kadiluk in der Herzegowina sind nach Sarajewo entboten und mehrere der⸗ selben befinden sich schon auf dem Wege dahin. Der Seraeneer Hat seinen Lieutenant Andi Pascha nach Skutari geschickt, um Waffen⸗ Sendnngen zu veranlassen, und man glaubt, daß er erst nach ihrem Einmarsche die Offensive ergreifen werde. Einige Hundert Pferde sind zum Transport des Kriegsmaterials und der Lebensmittel re⸗ quirirt worden; doch scheint es, Omer Pascha hoffe die Lösung die⸗- ser Wirren noch auf friedlichem Wege zu erreichen. „Wenigstens spricht dessen Milde gegen die Schuldigen für diese Vermuthung. Andererseits glaubt man an eine baldige freiwillige Unterwerfung Mostars.

Bericht über die Gründung der Preußischen Flachs⸗ bau⸗Gesellschaft. 18

Die Gesellschaft zur Beförderung des Flachs⸗ und Hanfbaues in Preußen, deren Errichtung bei den Kammer⸗Verhandlungen über die Hebung der Leinen⸗Industrie in Schlesien und Westfalen an⸗ geregt und bei dem vorjährigen Kongreß von Abgeordneten der landwirthschaftlichen Vereine des preußischen Staats lebhaft befür⸗ wortet war, hielt am 24. Januar d. J. zu Berlin im Lokal der zweiten Kammer ihre erste General⸗Versammlung. Es waren ge⸗ gen sechszig Personen anwesend, unter denen die Herren Landes⸗ Oekonomieräthe Koppe, Weyhe, von Lengerke, Ockel, die Kammer⸗Mitglieder Graf Schwerin, Harkort, Degenkolb, von Patow, die Leinenhändler Bahre aus Mexiko, Metzner aus Berlin, die Ministerialräthe Mentzel, Kette, Schellwitz, Präsident Lette, die Gutsbesitzer Aldenhoven, Cäsar, Ben⸗ trup, von Küster, Kelch, die Professoren Kries, von Hen⸗ ning, Dr. Stolle und Andere. Den Vorsitz übernahm auf Wunsch der Versammelten Geheimerath von Viebahn.

Kommissionsrath Kaselowsky, erst kürzlich von einer Reise nach England und Irland zurückgekehrt, berichtete über die Fort⸗ schritte des Flachsbaues und der Leinen⸗Industrie in diesem Inselreiche, über die lebendige und erfolgreiche Einwirkung, welche die Königliche Gesellschaft zur Beförderung des Flachsbaues in Belfast, deren letzte Jahresberichte vorgelegt wurden, darauf geübt habe, über die Nothwendigkeit auch bei uns bei der Röste, dem Brechen und Schwingen des Flachses ein besseres Verfahren einzuführen, über die in diesen Verarbeitungs⸗ stufen neuerdings eingetretenen wichtigen Verbesserungen, nament⸗ lich die Warmwasser⸗Röste, die Brech⸗ und Schwingmaschine über die dadurch herbeizuführende Wertherhöhung des Produkts und des⸗ sen Bedürfniß für unsere Spinnereien. 1

Herr Bahre berichtete über die Vortheile, welche die englische und irländische Leinen⸗Manufaktur von den Fortschritten des dorti⸗ gen Flachsbaues und der Flachsbereitung gehabt, über den Stand des Leinenhandels in Mexiko und über die unabweisliche Nothwen⸗ digkeit, die deutsche, namentlich die schlesische Leinen⸗Manufaktur durch Zuführung eines besseren Materials und auf andere Weise zu heben und zu verbessern, wenn nicht unser wichtiger Leinenabsatz nach den überseeischen Ländern von dem großbritanischen ganz verdrängt werden solle.

Herr Justizrath von Görz schilderte die Bestrebungen, welche bis jetzt in Schlesien der Verbesserung des Flachsbaues und der Flachsbereitung gewidmet seien und den freudigen Eindruck, welchen die Nachricht von der Bildung der Flachsbau⸗Gesellschaft dort her⸗ vorgebracht habe. Derselbe hob hervor, daß durch Vermehrung der Flachsbereitungs⸗Schulen, durch Umsendung ambulanter Instruk⸗ toren, durch Austheilung guter Samensorten und besonders durch die Beförderung von Flachs⸗Faktoreien, welche den Flachs roh auf dem Felde kauften und weiter verarbeiteten, die⸗ sem Wirthschaftszweige ein bedeutender Aufschwung gegeben werden könne.

Die Herren von Sanden und Mentzel trugen über den Zustand des Flachsbaues in Litthauen und Ostpreußen vor, wo der preußische Stein von 33 Pfd. mitunter noch zu dem gerin⸗ gen Preise von 1 ½ Rthlr. verkauft wird, während der rationell be⸗ arbeitete Flachs mit 5 bis 8 Groschen für das Pfund von den Spinnereien bezahlt zu werden pflegt. Auch dort wird die Etabli⸗ rung technisch ausgebildeter Flachsfaktoren, welche den Landleuten den Flachs auf dem Felde abkaufen, als ein Hauptförderungsmittel angesehen. Es wurde bemerkt, daß der litthauische und ermländi⸗ sche Säelein dem liefländischen an natürlicher Güte gleichstehe, und daß Tausende von Centnern desselben nach Liefland ausgeführt und unter dem Namen von rigaer oder revaler Säelein in den Handel gebracht würden. 3

Der Vorsitzende bemerkt, daß der deutsche Zollverein in den letzten drei Jahren durchschnittlich jährlich an Leinsaat und Leindotter 683,959 Ctr. eingeführt und 427,073 Ctr. ausge⸗ führt, mithin durchschnittlich jährlich 256,886 Ctr. mehr eingeführt, an Flachs, Werg, Hanf und Heede 224,907 Ctr. eingeführt, 176,809 Ctr. ausgeführt, mithin 48,098 Ctr. mehr eingeführt habe; daß mithin, der Centner eingeführten Flachses zu 15 Rthlr. gerech⸗ net, die jährliche Einfuhr an diesen Spinnstoffen auf 3,373,605 Rthlr. und, den Centner Leinsaat und Leindotter zu

5 Rthlr. gerechnet, die jährliche Einfuhr auf 3,419,7905 zusammen die Einfuhr auf

6,793,400 Rthlr. jährlich zu rechnen sei, mithinschon hieraus die hohe volkswirthschaftliche Wichtigkeit der Ausdehnung und Verbesserung des Flachsbaues und der Flachsbereitung ersichtlich sei; daß allerdings die mit litthauischem und ermländischem Säelein gemachten verglei⸗ chenden Versuche die vorzüglichen Eigenschaften dieses Samens voll⸗ ständig bestätigt hätten, und daß die Bestrebungen der Freunde die⸗ ses Kulturzweiges in ähnlicher Weise, wie dies schon bisher von dem Königlichen Ministerium für landwirthschaftliche Angelegenhei⸗ ten und von dem Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium geschehen, auch auf die Verbesserung und Ausdehnung der Leinsamen⸗Gewinnung ge⸗ richtet werden müßten, wozu die Einführung der Warmwasserröste, bei welcher der Flachs laͤnger auf dem Felde stehen könne, ebenfalls Gelegenheit darbiete.

Herr Metzner machte auf die hohe Wichtigkeit reiner und gut Fesemnnehgr Flachsgarne für den ganzen Leinenhandel und auf

die Uebelstände, welche sich in dieser Beziehung bei den schlesischen

und westfälischen Leinen gezeigt hätten, aufmerksam; er berichtete über den unter seiner Mitwirkung in Bielefeld gebildeten Flachs⸗ bau⸗Verein, und empfahl auch seinerseits ein kräftiges Einwirken auf die Ausdehnung und Hebung dieses Wirthschaftszweiges.

Die Herren Koppe und Kelch wiesen auf die Nothwendig⸗ keit hin, beim Flachsbau zugleich die Fruchtfolge und die gesammte Wirthschaftseinrichtung im Zusammenhange in Betracht zu ziehen, und empfahl, sich bei der örtlichen Ausführung der darauf bezüg⸗ lichen Schritte an die bereits bestehenden landwirthschaftlichen Ver⸗ eine in den Provinzen anzuschließen. Herr Jande berichtete über den Betrieb des Flachsbaues in Böhmen, Herr Krumbholz über Mähren. Verschiedene Proben von Flachs und Flachsgarn wurden vorgezeigt. 1““ , 1

Von den Anwesenden wurde einstimmig die Gründung der Gesellschaft beschlossen und, unter Zugrundelegung des Entwurfs vom 23. Februar vorigen Jahres, der Beschlüsse des landwirthschaftlichen Kongresses vom Mai v. J. und der Regeln der belfaster Flachsbau⸗Gesellschaft, ein Gesellschafts⸗Statut bera⸗ then, wobei namentlich die Herren Graf Schwerin, Harkort, von Patow, Präsident Lette, Kette, Kries, Bentrup, Cäsar und Degen⸗

kolb sich lebhaft betheiligten.

Demnächst ging man zur Wahl eines Vorstandes von sieben Mitgliedern in Berlin, wobei die Herren von Viebahn (Vorsitzen⸗

der), Geheimer Rath Kette (Stellvertreter des Vorsitzenden), von

Lengerke (Schriftführer), Mentzel (Schatzmeister), Kaselowsky, Lette.

und von Patow, so wie von sieben Mitgliedern in den Provinzen, wobei Aldenhoven zu Zons in der Rhein⸗Provinz, Graf Burg⸗

hauß auf Laasan in Schlesien, von Görz in Breslau, Har⸗ kort zu Wetter in Westfalen, Graf Kayserling auf Rauten burg in Litthauen, Koppe auf Brestau in der Lausitz und Graf Schwe⸗ rin auf Putzar in Pommern bie meisten Stimmen erhielten, über.

Es murden ansehnliche Beiträge bis zu 20 Rthlrn. von ein⸗ zelnen Theilnehmern unterzeichnet.

Bei der Fortsetzung der Verhandlungen, Freitag den 31. Ja⸗ nuar, wurde das in der vorhergegangenen General⸗Versammlung festgestellte Statut der Gesellschaft, welches gegenwärtig im Druck befindlich ist, unterzeichnet und die Geschäftsordnung berathen: es wurde dabei zweckmäßig erachtet, für die wichtigsten Flachsland⸗ schaften Schlestens und Westfalens und, wenn die Mittel der Ge⸗ sellschaft dies gestatteten, auch für Sachsen und Preußen Techniker zur örtlichen Mitarbeit und Anleitung zu engagiren.

In der Vorstands⸗Sitzung am 7. Februar wurde unter An⸗ derem ein Kosten⸗Anschlag zur Anlegung einer Warmwasserröste, in Verbindung mit einer rationell eingerichteten Flachsbrech⸗ und Schwinge⸗Anstalt, von Herrn Kaselowsky vorgetragen und beleuchtet.

Gewiß darf das Zusammentreten dieser Gesellschaft mit frohen Erwartungen begrüßt werden; gerade dieser Wirthschafts⸗ und In⸗ dustriezweig bedarf im Interesse einer zahlreichen Bevölkerung einer vielseitigen Anregung, einer raschen Ausdehnung der Production und Verbesserung sowohl des Erzeugnisses als der Zubereitung; gerade dieser ist vermöge der neuerdings über die Natur der Flachs⸗ pflanze und über die zu ihrer Benutzung erforderlichen Prozesse einer solchen Förderung durch Verbreitung der Kenntniß derselben, durch technische Unterweisung und Anlegung einiger Kapitalien zu den dabei erforderlichen Anstalten, Werkzeugen und Vorkehrungen fähig und empfänglich; gerade die frische volksthümliche Anregung durch eine solche Gesellschaft scheint die Herbeiführung solcher Er⸗ gebnisse auf dem natürlichsten und sichersten Wege zu versprechen, wenn, wie wir nicht zweifeln, die betheiligten Staatsbehörden auch ihrerseits diesen nützlichen Zwecken und dem dafür jetzt geschaffenen neuen Organ ihre mächtige Mitwirkung zu Theil werden lassen.

Bei der Feststellung der Geschäftsordnung ist nach dem Muster des Statuts der irländischen Flachsbaugesellschaft bestimmt, daß diejenigen Landwirthe, welche sich der Gesellschaft anschließen und einen verbesserten Flachsbau oder eine rationelle Flachsbereitung nach den neueren Erfindungen bei sich einführen wollen, einen vor⸗ züglichen Anspruch auf die Hülfe der Techniker der Gesellschaft ha⸗ ben. Der geringe Jahresbeitrag von 2 Rthlr. gestattet auch we niger Bemittelten den Beitritt.

Diejenigen Freunde der Sache, welche dieser Gesellschaft als Mitglieder beitreten oder sonst Geldmittel diesem gemeinnützigen Zwecke zu widmen geneigt sein möchten, werden ersucht, ihre Er⸗ klärungen bei dem Geheimen Rath von Viebahn, Lennéstraße Nr. 8, oder auf dem Büreau des Landes⸗Oekonomie⸗Kollegiums, Schützenstraße Nr. 26, abzugeben.

Berlin, den 10. Februar 1851.

Wissenschaft und Kunst. Archäologische Gesellschaft.

Inb der Sitzung der Archäologischen Gesellschaft vom 4. Fe⸗ bruar d. J. wies Herr Panofka, zugleich als Bereicherung der Kunst⸗ und

Sittengeschichte, auf cinem in Pastenabdrücken vorgelegten Achatonyr des Königlichen Museums (Winckelmann VIII, Bl. 2. Tölken VIII, Bl. 66) eine Kopie jenes bronzenen Pferdes nach, eines Werkes des Argiver Dionpsios, welches der unter Ginron und Gelon sich auszeichnende Feld⸗ herr Phormis in Folge eines Sieges dieses Renners nach Olympia ge⸗ weiht hatte. Diese eherne Stute mit aufgeflochtenem Schweif und einge⸗ branntem Oelzweig und Kranz verdankt ihren großen Ruf besonders jener durch Zauberei ihr beigebrachten Pferdetollmachung ( ‿᷑e‿ιοαμααιε⁷), welche auch dem Taraxippos in Olympia wahrscheinlich zum Grunde lag. Ein Nachkomme und Homonym des Phormis hatte dieses eherne Pferd, dessen Name Aithales bisher nicht bekannt war, verkleinert sich auf seinem Ring zum Siegeln schneiden lassen. Herr Curtius legte der Gesellschaft ei⸗ nen Grundriß des Apollotempels in Bassae vor und stellte die Punkte zu⸗ sammen, welche trotz der wiederholten Untersuchung jener Tempelruine noch immer im Unklaren geblieben sind, namentlich die der allgemeinen Regel des hellenischen Kultus widersprechende Richtung des Tempels, welche nicht aus der Beschaffenheit des Terrains erklärt werden könne, dann die Zeit der Erbauunng und die räthselhafte Verpflanzung des Apollokolosses nach Megalopolis, endlich die Architektur des Tempels, die im Aeußeren den at⸗ tischen Bauwerken durchaus analog, im Innern aber von allen bekannten Heiligthümern abweichend ist. Hierbei kam die Einrichtung der jonischen Halle, der östliche Seiteneingang, die Aufstellung des Tempelbildes und der sogenannten korinthischen Saͤäule zur Sprache, deren von Stackelberg voraus⸗ gesetzte Existenz sehr in Frage gestellt ward. Von Prof. Wieseler zu Göttingen waren als Winckelmannsfest Programm „Epikritische Bemer⸗ kungen über die ficoronische Cista“ eingelaufen, welche Herr Gerhard zu⸗ gleich mit den beiden anderen stattlichen Publicationen jenes vortrefflichen Kunstwerks (der aus Bröndsted's Nachlaß zu Kopenhagen, und dem durch Braun's neuere Sorgfalt bei Wigand zu Leipzig erschienenen Prachtwerk) vorlegte und hesprach. Weitere Ausführungen über diesen Gegenstand stellte Herr Panofka auf akademischem Wege in Aussicht. Ferner berichtete Herr Gerhard aus römischen Mittheilungen über die durch L. Vesco⸗ vali erfolgte Aufräumung des Tabulariums und über Entdeckung einer von dort aufs Forum herabführende Treppe; über eine von Dr. Braun in Rom gemeldete Vervollständigung des zwölf Götter oder Heroen darstel⸗ lenden Theils des Parthenonfrieses; ferner aus einer Notiz des Herrn G. Scharff zu London über die jetzt im britischen Museum vollendete Auf⸗ stellung der antiken Skulpturen, wonach den phigalischen Reliefs und El⸗ gin⸗Marbles, deren Stelle unverändert ist, die halikarnassischen und lylischen Marmorwerke in Verbindung mit den Townley'schen sich anreihen, die as⸗ syrischen Skulpturen aus Niniveh aber zwischen den Townley’schen und den ägyptischen ihre Stelle gefunden haben. Von neuen Erwerben der Frau

Mertens⸗Schaffhausen in Bonn ward Abdruck eines ansehnlichen geschnitte⸗

nen Steins in Art der Leanderköpfe und Zeichnung eines weiblichen Brust⸗

bildes von Erz mit Thurmkrone (nach der entblößten Brust zu urtheilen,

eher einer Provinz als Cybele) vorgelegt. Mit Bezug auf Sabatier's

Souvenirs de Kertsch pag. 111 u. f. ward die statuarische Werkstatt der bekannten Trinkschale des Königlichen Museums Nr. 1608 (rnhhbe 8 Trinkschalen Taf. XII. XIII) neu besprochen und wie bisher im Sinn einer

Erzgießerei aufgefaßt, indem erwogen ward, wie die zahlreichen in jenem Bild aufgehängten Hammer den Gedanken an getriebene Arbeit zwar leicht

hervorzurufen, den ansehnlichen nebenher dargestellten Schmelzofen aber nicht zu rechtfertigen vermögen. Herr Stüler erfreute die Versammlung durch Vorlage eines ersten Hestes seines den großartigen Bau des hiesigen neuen Museums zunächst in seiner Gesammtheit darstellenden Prachtwerkes über das⸗

selbe. Herr Zahn legte pompejanische Wandmalereien, der Fortsetzung sei⸗

nes berühmten Werkes entnommen, vor. Herr Koner brachte ein erstes Heft der vom Architekten E. Falkener vorbereiteten und zu großen Er⸗ wartungen berechtigenden archäologischen Zeitschrift (Cthe Museum of clas- sical Antiquities) zur Stellr. Endlich legte Herr Gerhard noch vor

1) Fr. Carelli numorum Italiae veteris tabulae Cll, welches längst er- wartete berühmte Münzwerk neuerdings durch Emil Braun's Veranstal⸗

tung mit begleitendem Text Avellino's und Cavedoni's im G. Wi⸗ gandschen Verlage zu Leipzig erschienen ist. 2) Fr. Lanza Antiche La- pide Salonitane. Seconda edizione. Zara 1850. Eine aus den Funden von Salona reich ausgestattete Sammlung römischer Inschriften. 3) Ger⸗ hard, zur monumentalen Philologie: nach einem in der berliner Philo⸗ logen⸗Versammlung gehaltenen Vortrag (aus deren Verhandlungen in nur 12 Exemplaren besonders abgedruckt).

Eisenbahn⸗Verkehr.

Betriebs⸗Einnahmen der Magdeburg⸗Wittenberge⸗ 8

schen Eisenbahn in der Zeit vom 1. Oktober bis ult. Dezember 1850: für 34,803 Personen. 20,464 Rthlr. 3 Sgr. 10 Pf. für 202,346,5 Ctr. Güter, Equipagen ꝛc. ““ Summa 40,343 Rthlr. 25 Sgr. 11 Pf. Gegen 41,550 Rthlr. 4 Sgr. 5 Pf. im letzten Quartal 1849.

Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 13. Februar. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 49—51 Rthlr. Roggen loco 31 34 Rthlr. 5 pr. Frühjahr 1851 31 ¼ a 31 Rthlr. verk., 31 Br. u. G. Mai)/Juni 31 ¼ Rthlr. Br., 31 verk. u. G. Juni / Juli 32 ¼, 32 ½ a ¼ Rthlr. verk., 32 ½ Br. u. G. Gerste, große loco 25—28 Rthlr. 8 kleine 23 26 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 20 22 Rthlr. 48pfd. pr. Frühjahr 19 ½ Rthlr. Br., 19 ¾ verk., 19 G 50fd. 20 ½ Rthlr. Br., 20 G. 8 Erbsen, Koch⸗ 39—43 Rthlr., Futter⸗ 34—36 Rthlr Rüböl loco 10 ¼ Rthlr. pr. diesen Monat 10 ¼ Rthlr. Br., 10 ½ G. Febr./März 10 ¼ Rthlr. Br., 10 verk. u. G. März /April 10 ¾ Rthlr. Br., 10 ½˖ G. b April /Mai 10 ¼ Rthlr. verk. u. Br., 10 ¼ G. Mai /Juni 10 ¼½ Rthlr. Br., 10 G. Sept. /Okt. 10 ¼ Rihlr. Br., 10 12 verk., 10 ½ G. Leinöl loco 11½ Rthlr. bez. 8 pr. April Mai 11 Rthlr. Br., 14 ½ & Südsee⸗Thran 12 Rthlr. Mohnöl 13 Rthlr. Hanföl 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 15 Rthlr. bez. mit Faß pr. Febr. 15 Rthlr. Br., 14 ½ G. Febr. /März 15 Rthlr. Br., 14 verk., 14 G. März / April 15 Rthlr. verk. u. Br., 14 ½ G. April / Mai 15 ¼ a ½ Rthlr. verk., 15 ¼ Br., 15 a 15 ½ G. Mai /Juni 15 %2 Rthlr. Br., 15 ½ G. Juni / Juli 16 ¼ Rthlr. Br., 16 G. Juli /Aug. 17 Rthlr. Br., 16 ½ G. Wetter: veränderlich. Geschäftsverkehr: in Roggen nicht unwesentlich, sonst schwach. Weizen: ohne Geschäft. Roggen: sehr flau und zu weichenden Preisen ziemlicher Umsatz⸗ Hafer: niedriger offerirt. Rüböl: matt und etwas billiger zu kaufen. Spiritus: ebenfalls flau und auf die meisten Termine unter gestrigen Notirungen anzukommen.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 14. Febr. Im Opernhause. Mit Allerhöchster Genehmigung. Zum Vortheil der Hinterlassenen des Kapellmeisters Lortzing: Czaar und Zimmermann, komische Oper in 3 Akten. Musik von Lortzing. Tanz von Hoguet. Vor der Oper, als letztes Werk des Verstorbenen: Das Lied vom 9ten Regiment, genannt Kolberg, gesungen von Herrn Kraus und dem Männer⸗Chor. Im ersten Zwischenakt: Pas seul, getanzt von Fräul. Lilienthal und Damen des Corps de Ballet. Pas de deux, ausgeführt von Frau Brue und Herrn Gasperini. Im zweiten Zwischenakt: Pas seul, aus dem Ballet: „Die Weiberkur“, ausgeführt von Fräul. M. Taglioni, begleitet von den Damen Bethge, Koch ꝛc.

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten, mit „Sonnabend“ bezeichneten Opernhaus⸗Billets gültig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit „Sonnabend“ bezeichnet sein.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rihlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Abonnements und freie Entreen sind ohne Ausnahme nicht gültig.

Sonnabend, 15. Febr. Im Schauspielhause. 34ste Abonnements⸗ Vorstellung: Struensee, Trauerspiel in 5 Abth., von Michael Beer. Die Ouvertüre, die Musik zu den sämmtlichen Zwischenakten und die zur Handlung gehörige Musik ist von G. Meyerbeer⸗ f

Kshnigsostädtisches Theater.

Freitag, 14. Febr. Die beiden Faßbinder. Posse mit Ge⸗ sang in 2 Akten, von L. Feldmann. Musik von Franz von Suppé⸗ Hierauf: Caprice aus Liebe, Liebe aus Caprice. Lustspiel in 1 Akt, von Feodor Wehl.

Preise der Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 20 Sgr. ꝛc.

Sonnabend, 15. Febr. Zum Benefiz für Mad. Castellan. theilungen. (Im Kostüm.)

Preise der Plätze: Ein Pla in des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. , G Leb

1 Eonehe F. Febr. Zum erstenmale: Die Schule des Lebens. Romantisches Schauspiel in 5 Akten, von Raupach.

(Italienische Opern⸗ Vorstellung.) 8 Mustkalische Akademie in 2 Ab⸗

den Logen und im Balkon