1851 / 53 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Buch⸗, Stein⸗ und Kupferdruckerei⸗ und Buchhandlungs⸗Besugnisse verliehen werden dürften, auf welche Orte die Ertheilung von der⸗ lei Gewerben künftig beschränkt sein wird.

Bayern. München, 18. Febr. (D. R.) Das rechte Cen⸗ trum hat dem linken Vorschläge zu einer Vereinigung gemacht. Zwei Gesetz⸗Entwürfe, die Revision und resp. Vollzugs⸗Instruction des Ablösungsgesetzes und die Notariats⸗Verhältnisse betreffend, werden dem Landtage übergeben werden. Der Abgeordnete Reinhard will an das Ministerium die Interpellation richten, ob nicht diejenigen Mitglieder der Reichsraths⸗Kammer, welche in Folge des Ablösungsgesetzes nicht mehr sitz⸗ und stimmberechtigt sind, ausscheiden werden. 8

Der Adjutant des Königs Otto, Mauromichalis, ist vorgestern nach Athen abgegangen. Es scheint, daß diese Reise zugleich als eine Entfernung aus seiner Stellung in der Nähe des Königs sein wird, da die Stimme in Griechenland sich jetzt sehr entschieden ge⸗ gen die Familie Mauromichalis ausspricht.

Sachsen. Dresden, 19. Febr. (D. J.) Zweite Kammer. Zur Tagesordnung übergegangen, wird zuvörderst der Bericht der zweiten Deputation über Position 7 des außerordentlichen Staats⸗Budgets, dessen Berathung in der Sitzung vom 15. Januar ausgesetzt wurde, erledigt. In dieser Position wird „zu außerordent⸗ lichen Anschaffungen für die Armee in Folge der allgemeinen Kon⸗ tingents⸗Erhöhung“ die Summe von 946,932 Rthlrn. gefordert, welche die Deputation mit 939,490 Rthlrn. zur Bewilligung em⸗ pfiehlt und zwar mit dem Antrage an die Staatsregierung: „daß dieselbe der nächsten Stände⸗Versammlung bei Vorlage des Mili⸗ tair⸗Budgets eine genaue Uebersicht sowohl der Rüstungskosten, so wie aller Ueberschreitungen der Positionen des dermaligen Militair⸗ Budgets, unter Zurechnung der bei dem gegenwärtigen außerordent⸗ lichen Budget erfolgten Bewilligung, zur nachträglichen Bewilligung vorlegen wolle.“

Nachdem die Abg. Naundorf und Riedel sich gegen die Be⸗ willigung dieses Postulats ausgesprochen haben, weil sie in dem Beschlusse der National⸗Versammlung „einen notorischen Zwang“ für Sachsen zur Erhöhung seines Kontingents nicht zu erblicken ver⸗ mögen, die Abgg. von Nostitz, von der Beeck, der Referent von der Planitz und Schäffer aber die Berechtigung der sächsischen Regie⸗ rung zu den von ihr in dieser Beziehung ergriffenen Maßregeln nochmals nachgewiesen haben, wird die obige Summe von 939,490 Rthlrn. (die durchgängig in bereits gemachten Ausgaben besteht) von der Kammer gegen 4 Stimmen bewilligt, der vorstehende Antrag der Deputation aber durch das inmmittelst eingegan⸗ gene Königliche Dekret vom 24. Januar d. J. für erledigt erachtet. Der Deputationsbericht über dieses Königliche Dekret, welches einen Nachtrag zum außerordentlichen Staatsbudget wegen der erhöhten Militairverhältnisse an die Kammern bringt, befand sich als zweiter Gegenstand der Berathung auf der Tagesordnung. Wir haben den Inhalt dieses Königlichen Dekrets und die einzelnen Postulate dieses Nachtrages, welcher im Ganzen die Höhe von 1,340,000

Rthlrn. erreicht (worin jedoch 495,000 Rthlr. von den Kammern schon bewilligt und nur vom ordentlichen Militairbudget hierher übertragen worden sind), bereits mitgetheilt und wiederholen hier nur den Inhalt desselben, insoweit derselbe in der Kammer zur Abstimmung zu bringen war. Die Beilage zu dem mehrgedachten Dekrete zerfällt in drei Abtheilungen, die als Position 15, 16 und 17 des außerordentlichen Staatsbudgets bezeichnet sind. Die allge⸗ meine Debatte über diesen Gegenstand war nicht von großer Aus dehnung. Sie wurde von dem Abgeordneten Hilbert eröffnet, der sich mißbilligend über die Militairverwaltung aussprach, hauptsächlich weil er durch mehrere in den vorliegenden Positionen enthaltene, ohne Genehmigung der Kammern gemachte Verausga⸗ bungen das ständische Bewilligungsrecht gekränkt glaubt, in welcher Beziehung ihm die Abgeordneten Riedel und Haberkorn beitreten, während die Staatsregierung durch die Abgeordnen von Criegern, von Zezschwitz, den Referenten von der Planitz und den Königlichen Kom⸗ missar Oberstlieutenant von Zeschau, im Hinblick auf die außerordentli⸗ chen Zeitverhältnisse, in Schutz genommen und das Verfahren derselben zu rechtfertigen gesucht wird. Uebergegangen zu den einzelnen Abtheilungen der Vorlage, so ist zwar Position 15 „Mehrerforderniß der Verpflegung“ in Summa mit 675,000 Rthlrn. angesetzt, wovon jedoch, wie oben erwähnt, 495,000 Rthlr. als Mehrerforderniß der Verpflegung im Jahre 1849 bereits bewilligt sind, so daß gegen⸗ wärtig nur noch 180,000 Rthlr. als der im Jahre 1850 zu gleichem Zwecke erforderliche Aufwand zu genehmigen sind. Die Deputa⸗ tion räth der Kammer an, diese 180,000 Rthlr. nachträglich zu bewilligen, und nachdem der Abgeordnete Riedel sich gegen, der Ab⸗ geordnete von Nostitz, gestützt auf die vorliegenden Erfolge der Regie rungsmaßregeln, aber für die Bewilligung sich erklärt, wird dieser Antrag der Deputation gegen 8 Stimmen von der Kammer ange⸗ nommen. Position 16 fordert 40,000 Rthlr. für in Folge der Vermehrung der Armee nothwendig gewordene Neubauten (Militair⸗ hospital, Arrestlokale und Garnisonsschulgebäude), welche die Depu⸗ tation, von der Nothwendigkeit und Unerläßlichkeit dieser Neubauten üiberzeugt, zwar zur Bewilligung empftehlt, jedoch im Berichte dabei bemerkt, daß sie nicht habe unterlassen können, dem Regierungskom⸗ missar ihr Bedauern darüber auszudrücken, daß das vorliegende Po⸗ stulat der Ständeversammlung so spät und erst am Schlusse ihrer Wirksamkeit vorgelegt worden ist, da die betreffenden Baue schon vor Beginm des dermalen zusammengetretenen Landtags erforderlich gewesen sind. Der Abgeordnete Kölz führte die Ansicht weiter aus, daß durch die verspätete Vorlage dieses Postulats vom Kriegsministerium die con⸗ stitutionelle Form verletzt worden sei. Wenn er auch annehme, daß diese Verletzung der Form im Drange der Geschäfte geschehen, mit⸗ hin keine absichtliche sei, so scheine doch die ausdrückliche Anerken⸗ nung der von der Deputation ausgesprochenen Mißbilligung das Mindeste zu sein, was die Kammer in dieser Beziehung dem Mi⸗ nisterium gegenüber zu erklären habe. Er bringt daher den Antrag ein: „die Kammer wolle zu Protokoll erklären, daß sie in Bezug der verzögerten Vorlage dieses Postulats die im Berichte ihrer zwei⸗ ten Deputation niedergelegten Ansichten theile.“ Es wird dieser Antrag ausreichend unterstützt und von dem Abgeordneten Unger noch besonders befürwortet, während die Abgeordneten von Nostitz, Vice⸗Präsident von Criegern, Präsident Dr. Haase, Meisel und von Zezschwitz sich gegen denselben erklären, da sie zwar mit den von der Deputation ausgesprochenen Ansichten einverstanden seien, es jedoch nicht für gerechtfertigt erachten können, gegen eine Regierung, der das Land so Vieles zu danken habe, wegen eines unabsichtli⸗ chen Verstoßes gegen die Form einen ausdrücklichen Tadel auszu⸗ sprechen. Bei der Abstimmung wird der Antrag des Abgeordneten Kölz von der Kammer mit 28 gegen 27 Stimmen abgelehnt. Die Position selbst wurde sodann mit 40,000 Rthlrn. gegen 5 Stimmen bewilligt.

Dresden, 19. Febr. (Dr. J.) Der Königlich preußische Ministerpräsident, Freiherr von Manteuffel, ist heute Nachmittag gegen 3 Uhr von Berlin wieder hier eingetroffen. Im Brühlschen Palais war heute die zweite Kommisston der Ministerialkonferenz abermals zu einer Sitzung versammelt.

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Württemberg. Stuttgart, 19. Febr. Das Regie⸗ rungsblatt vom 18. Februar enthält eine Köni liche Verordnung, wonach die widerruflich (sei es im Sinne des §. der Dienstprag⸗ matik oder in täglich widerruflicher Weise) angestellten Eisenbahn⸗ diener, so fern sie ohne ihr Ansuchen, ohne ihre Schuld und ohne Aufbesserung ihrer bisherigen Besoldung auf eine andere Stelle an der Eisenbahn versetzt werden, neben kostenfreier Beförderung ihrer Person, ihrer Familien⸗Mitglieder und Dienstboten, so wie der zu ihrer Haushaltung gehoörigen Gegenstände, auf die ihrem künftigen Aufenthalt nächstgelegene Eisenbahn⸗Station nachstehende Entschä⸗ digung ohne Rücksicht auf die Größe der Entfernung anzusprechen haben: 1) Vergütung des Miethzinses, welchen ein Diener, der an seinem bisherigen Dienstsitz keine freie Wohnung zu genießen hatte, für die daselbst innegehabte Miethwohnung in Folge seiner Versetzung über die Zeit ihrer wirklichen Beuutzung hiuaus erweislich zu bezahlen hat. Diese Vergütung soll jedoch in keinem Fall auf mehr als ein hal⸗ bes Jahr, und innerhalb dieser Gränze nicht ein Vierteljahr von dem nächsten auf die Eröffnung des Versetzungs⸗Dekrets folgenden ortsüblichen Kündigungs⸗Termin hinaus erstreckt werden. 2) Ver⸗ gütung für Umzugskosten nach der Größe des Gehalts ohne Rück⸗ sicht auf die Entfernung: 2) unverheirathete Diener eins und ein halb vom Hundert; b) verehelichte Diener und Wittwer ohne oder mit nicht mehr als zwei bei ihnen befind⸗ lichen Kindern zwei vom Hundert; c) solche mit drei oder mehr bei ihnen befindlichen Kindern drei vom Hun⸗ dert ihrer Jahresbesoldung, mit Ausschluß der Nebenbezüge (Dienstwohnung, Kleidung, Gütergenuß und dergleichen). Unter kostenfreier Beförderung der Haushaltungsgegenstände ist auch die Ablieferung derselben in die Wohnungen, so weit sie den Güter⸗ Beförderern obliegt, begriffen. Tritt mit der Versetzung eines Eisenbahndieners eine Vermehrung seiner Besoldung ein, so hat derselbe die gedachte Vergütung und freie Beförderung nur inso⸗ weit anzusprechen, als der jährliche Betrag jener Gehaltsauf⸗ besserung weniger beträgt, als die obige Vergütung für Um⸗ zugskosten zusammengerechnet mit dem durch die Versetzung herbeigeführten nothwendigen Aufwand an Eisenbahnfracht, wor⸗ üͤber genaue Nachweisung zu liefern ist. Im Uebrigen finden die Bestimmungen der Verordnung vom 28. Februar 1818 auch auf die bei der Eisenbahnverwaltung widerruflich angestellten Diener Anwendung. Sodann enthält das Regierungsblatt eine Verfügung der Ministerien der Justiz, der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern, wonach sowohl den untergeordneten Behörden, als den Kreis⸗und Centralstellen jede unmittelbare amtliche Communication mit Gesandtschaften untersagtist; unter dieses Verbot fällt auch jede Commu⸗ nication einer Stelle als solcher mit einem bei einer fremden Gesandt schaft angestellten Beamten in einer Privatangelegenheit des letzteren.

Baden. Karls ruhe, 17. Febr. Das Grobherzoglich badische Regierungsblatt Nr. 11 vom heutigen enthält einen allerhöchsten Erlaß Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs aus Groß⸗ herzoglichem Staats⸗Ministerium vom 6ten d. M., das Gesetz über die Aufnahme eines neuen Anlehens der Großherzoglichen Amorti⸗ sationskasse bis zu 5 Millionen Gulden betreffend, begleitet von einer Bekanntmachung Großherzoglichen Finanz⸗Ministeriums vom 10ten d. M., den Vollzug dieses Gesetzes betreffend.

Hessen. Kassel, 17. Febr. (O. P. A. Ztg.) Der Ab⸗ marsch der bayerischen Truppen wird nunmehr am 19ten d. M. und den folgenden Tag stattfinden. Der Kurfürst hat dem Gene⸗ ral⸗Lieutenant Fürsten von Thurn und Taxis das Großkreuz des Kurfürstlichen Hausordens vom goldenen Löwen verliehen. Nach dem Abmarsch der Bayern wird das erste Infanterie⸗Regiment (Leibregiment) wieder hier einrücken. Das erste Husaren⸗Regiment wird gleichfalls seine früheren Quartiere verlassen und in der Um⸗ gebung der Residenzstadt, in Woldau ꝛc. Garnison beziehen. Das 2te Husaren⸗Regiment wird nach Fritzlar verlegt. Ueber die Ankunft des Herrn von Uhden erfährt man, daß dieselbe wohl noch im Laufe dieser Woche, spätestens gegen Ende derselben statt⸗ finden wird.

Fulda, 18. Febr. (Fr. J.) Heute Mittag um 12 Uhr traf das erste Bataillon der nach Bayern zurückkehrenden Truppen hier ein und wurde in die Stadt einquartiert. Das Musikcorps und die sämmtlichen Offiziere des hier garnisonirenden kurhessischen 2ten Infanterie⸗Regiments war diesem Bataillon entgegengegangen und geleitete es in die Stadt.

Lauenburg. Ratzeburg, 19. Febr. (B. H.) Gestern Abend um 10 Uhr traf der Königl. dänische General⸗Lieutenant von Bardenfleth mit seinem Stabschef, dem Major Diedrichsen, hier ein und wurde von dem Commandeur des lauenburgischen Bataillons empfangen, den er von seiner Ankunft unterrichtet hatte.

Frankfurt. Frankfurta. M., 19. Febr. (O. P. A. Z.) Die in Vorschlag gebrachte neue israelitische Gemeinde⸗Ordnung ist ge⸗ stern, bei einer Anwesenheit von 428 Stimmen, durch 302 gegen 126 Stimmen abgelehnt worden.

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Ausland.

Frankreich. bFb Feb. Ohne Namen des Verfassers ist in der Buchdruckerei von Napoleon Chaix so eben eine Broschüre erschienen, in welcher gesagt wird: „Warum das Staunen, wenn man jetzt vom Kaiserthume spricht? Der Ruf: Es lebe der Kaiser! ist nicht nur der Ausdruck schmerzlicher Sehnsucht nach dem Großen und Ruhmvollen dieser Epoche unserer Geschichte, es ist weit mehr ein Umkehren zu den Einrichtungen, welche die Gesellschaft neu gestaltet, zur energischen Form der Kaiserlichen Regierung, zur Ordnung und Kraft, die sie charak⸗ terisirten. Es ist natürlich, daß der Gedankengang zur hauptsächlichsten der großen Schöpfungen Napoleon's geführt wird, auf welche alle anderen sich stützten, und die wir gerade nicht beibehalten haben. Die politischen Einrichtungen des Kaiserreichs sind gänzlich unab⸗ hängig von dem Ruhme, unter dessen Schutze sie gegründet wurden. Sie geben Zeugniß für das Genie ihres Urhebers, aber von ihm geschaf⸗ fen, können sie doch ohne ihn leben. Frankreich hat die administrativen, gerichtlichen und religiösen Einrichtungen, welche Napoleon's glorreiche Regierung bezeichneten, sich wohl anzueignen verstanden. Warum sollte es nicht auch darauf denken, zur politischen Organisation zurückzu⸗ kehren, welche nach der Ansicht dieses großen Mannes alles von ihm Geschaffene harmonisch ordnen und eine Bürgschaft für die Geschicke der Zukunft geben sollte? Diese Umkehr zur Vergangen⸗ heit, diese Erinnerungen an die kaiserliche Regierung haben also nichts Sonderbares. Die Regierungsform, welche auf das Kaiser⸗ reich folgen und in der Reihenfolge von der älteren und jüngeren Linie des Hauses Bourbon geübt wurde, die parlamentarische Regierungsform hat die Vergangenheit gegen sich. Sie hat nach einander zwei große Revolutionen erzeugt. Sie hat sich, so zu sagen, zweimal selbst gemordet. Es ist e zu glauben, daß diese Regierungsform nicht großes Mißtrauen erwecken sollte. Auch

verwirft sie der Nationalinstinkt, und kluge Männer haben wenig

Hoffnung auf deren Wiederherstellung. Die Gedanken richten sich

also natürlich auf andere praktische Einrichtungen und namentlich

auf die der Kaiser⸗Regierung, zu der uns die Gewalt der Dinge zurückzuführen scheint. Die traurige Zeit, in der wir leben, hat eine große Analogie mit jener, welche die Einrichtungen Napo⸗ leon's entstehen sah; 1851, wie 1800 und 1804, scheinen geeig⸗ net, die Gesellschaft von den thörichten Utopien und ver⸗ derblichen Lehren, welche sie in so große Verwirrung gestürzt ha⸗ ben, zu heilen. Aber weit mehr als 1804 haben wir Erfahrung über die traurige Anwendung des englischen Repräsentativsystems auf Frankreich. Wir haben dieses System walten gesehen, wir konnten über seine beklagenswerthen Wirkungen urtheilen, und die hieraus geschöpfte Belehrung giebt den Kaiserlichen Einrichtungen eine ganz neue Sanction. Ist es also unvernünftig, an die Ruͤck⸗

kehr zu den Kaiserlichen Einrichtungen zu denken? Der Kaiser ist

nicht mehr da, aber können seine Einrichtungen nicht nochmals das Land retten?“

Molé hat folgendes Schreiben an die Assemblee national gerichtet: „Herr Redacteur! Die Assembleenationale nennt heut meinen Namen unter den jener Mitglieder, die sich eben vom Ver eine der Rue des Pyramides losgesagt haben. Ich war nie Mit glied der Reunion ves Pyramides. Seit der Auflösung des Ver eines im Staatsrathe habe ich nur dem Vereine der Rue de l'Uni versité angehört.“ Der Rücktritt mehrerer anderer bedeutender Mit glieder von dem Parteivereine der Rue des Pyramides in Folge der Erwählung Baroche's zum Präsidenten bestätigt sich dagegen Das Ordre bemerkt dazu: „Von diesem Tage an ist also die Ver⸗ sammlung der Rue des Pyramides ein elysäischer Parteiverein.“

Gestern Abend erschien die erste Nummer eines neuen Irur nals, Le Messager de l'Assemblée, welches die Herren Four cade und Solar zu Redacteuren hat, die früher, bevor sie bona⸗ partistisch wurden, die Patrie redigirten. Das Journal erklärt mit der National⸗Versammlung gehen zu wollen. Die erste Nummer behauptet, Minister Vaisse habe die neuliche Erklärung wegen An wendbarkeit des Wahlgesetzes vom 31. Mai auf die Präsidenten wahl aus eigener Inspiration und keinesweges im Auftrage des Ministerraths gegeben, und der Entschluß, die National Subscrip tion zurückzuweisen, gehöre ausschließlich der Initiative Veron's an

Die Arbeit des Ministers des Innern über die Reform de Verwaltungs⸗Beamten ist vollendet.

Paris, 18. Febr. In der gestrigen Debatte in den Abthei⸗ lungen über das Gemeinde-Gesetz bemerkte Herr von Broglie, er finde in dem Gesetz nichts Neues, sondern nur eine Sanction des Bestehenden. Das Bestehende in Frage stellen, wäre eine Unter⸗ grabung des Ansehens des Gesetzes. Er glaubt, die Versammlung sei keinesweges im Stande, einen Verwaltungs⸗Kodex auszuarbei⸗ ten, und will daher deren Thätigkeit blos auf die Abänderungen beschränkt wissen. Baroche will nur eine einzige Wählerliste. ie Ernennung der Maires durch die Regierung ist ihm eine Lebens⸗ bedingung derselben, da die Opposition der Gemeinde⸗Rätbe volkreicher Städte gefährliche Situationen herbeiführen könnte. Das bloße Recht der Absetzung ist ihm keine hinlängliche Waffe für die Regierung. We⸗ nigstens müsse die Regierung, wenn anders dieselbe regieren solle, die Befugniß haben, den Maire aus den Gemeinderäthen zu er⸗ nennen. Schon die Verantwortlichkeit der Exekutivgewalt bedingt nach seiner Ansicht das Ernennungsrecht für dieselbe. Die Furcht, die Regierung könne sich dadurch überall Werkzeuge schaffen, sei grundlos, da der Maire stets seinen Mitbür⸗ gern für seine Handlungen verantwortlich bleibe. Piscatory sieht die Uebelstände der Centralisation vollkommen ein und ist nicht hartnäckig gegen jede von Zeit und Erfahrung gebotene Neuerung. Trotz seiner Freiheitsliebe und seinem Wunsche nach Selbstständigkeit der Bürger fürchte er Alles, was die Einheit Frankreichs, die Kraft der Regierung angreifen könnte. Das Uebel wäre noch lange nicht so gefährlich, wenn Frankreich mit seinen Nach⸗ barn in ewigem Frieden leben könnte. Aber der Tag des Krieges komme früher oder später, und dann habe Frankreich den furchtbarsten, den un⸗ verhältnißmäßigsten Kampf zu bestehen. Sein Ruhm und sein Glück wür⸗ den dann eine Schnelligkeit und Einheit der Ausführung fordern, die nur von einer mächtigen Verwaltung gefordert werden könne. Blut und Geld müssen dann einem einzigen obersten Willen zu Gebote stehen. Dieser Wille solle nicht despotisch, aber, ob constitutionell oder republikanisch, stets energisch sein. Er fürchtet gegenwärtig nur, daß die Versammlung bei der jetzigen Stellung zur Exekutivgewalt und Angesichts dieses Ministeriums sich nicht die nöthige Freiheit des Geistes bewahren werde. Nach seiner Ansicht mache die vorliegende Arbeit dem Staats⸗Rathe die größte Ehre. Er wollte, sie würde ungeändert von der National⸗Versammlung angenommen. Er ist für Ernennung oder Wahl der Maires durch die Regierung. Im Uebrigen fände er nur Kleinigkeiten an den Details zu ändern. Grévy vergleicht zuerst die Gemeinde⸗Ver⸗ fassungen anderer Länder mit Frankreich. Er verlangt all⸗ gemeines Wahlrecht und eine einzige Wählerliste. So wie er den Präsidenten von der Versammlung gewählt wissen will, vindizirt er dem Gemeinderath das Recht, den Maire zu wählen. Die Ernennung des Maire durch die Regierung mache denselben plötzlich ans einem Gemeindebeamten zu einem Staats⸗ beamten. Er beanspruche volle Autonomie der Gemeinderäthe in reinen Lokal⸗Angelegenheiten und will nur für Veräußerungen, Tausche und Anlehen die Dazwischenkunft des Staates. Morellet will, daß jeder Gemeindebewohner auch Wähler sei. Poujoulat hat mit Bedauern ersehen, daß man seit 15 Jahren nicht aus dem alten Geleise gekommen. Die Pyramide des großen französischen Staatsbaues, deren Grundlage ihm die Gemeinde ist, stehe seit 60 Jahren auf der Spitze. Restauration und Juliregierung hätten Fehler über Fehler begangen, erst das Gesetz vom 3. Juli 1848 habe die Ge⸗ meindeverwaltung bedeutend verbessert. Für alle Gemeinden unter 6000 Einwohnern will er die Wahl des Maire dem Gemeinderathe überlassen, für größere soll die Regierung unter drei vor⸗ geschlagenen Kandidaten wählen. Die Ernennung der Maires durch die Regierung verwirft er entschieden. Randot, der Urheber des Antrags über Gemeinde⸗Verwaltung ist erstaunt über die Verände⸗ rung seines Entwurfs durch den Staatsrath, der aus seinem Kinde eine Amme gemacht hatte. Er lobt die englische Organisation. Die Centralisation sei Ursache aller Unzufriedenheit, aller Aufstände und Revolutionen. Er greift die Büreaukratie scharf an, tadelt das neue Wahlgesetz und hält dessen Abänderung bei Ge⸗ meinde⸗Wahlen fi Der Ernennung der Maires

ür unerläßlich. LErn. durch die Regierung widersetzt er sich entschieden. Mathieu (de

la Dröme) bekämpst entschieden das neue Wahlgesetz, will die Er⸗ nennung der Maires und Adjunkten durch die Gemeinde und die entschiedenste Decentralisation in der Gemeindeverwaltung. Nach ihm sollen über außerordentliche Ausgaben alle Wähler abstimmen. Die Abtheilungen haben sich heute wieder versammelt und dürften fast alle heute noch ihre Kommissäre wählen.

Gestern früh fand bei General Cavaignac eine Versammlung von Repräsentanten seiner Farbe statt. Es handelte sich um die Amnestiefrage. Man schien zuerst für Enthaltung gestimmt. Du⸗ faure aber suchte zu beweisen, daß eine so passive Stellung den

Männern von 1848 keinesweges gezieme. Sobald die Linke einen sol⸗ chen Antrag eingebracht habe, sei es Pflicht der Nationalversammlung, denselben zu unterstützen. Ein früheres Mitglied der Constituante wollte die Verurtheilten des 15. Mai ausgeschlossen, was Dufaure be⸗ kämpfte und die Versammlung verwarf. Ein Mitglied zeigte an, daß ein Vertrauter des Präsidenten, Laity, vor einem Monate be⸗ reits einem politisch Verurtheilten brieflich mitgetheilt habe, der Präsident sei für Amnestie. Endlich wollte man auch von einem Schreiben des Prinzen Joinville wissen, das seine Freunde auf⸗ forderte, für die Verurtheilten zu stimmen. Die Versammlung be⸗ schloß, den Amnestie⸗Antrag zu unterstützen. Bei der Debatte über die Amnestie im Elysee machte Montholon bemerklich, daß es der seit drittehalb Jahren verbannte Louis Blanc gewesen sei, der die Rückberufung der Familie Bonaparte hauptsächlich unterstützt habe. Man glaubt, das Elysee dürfte vielleicht durch das Ministerium einen Amnestie⸗Antrag für alle politisch Verur⸗ theilten, mit Ausnahme der Sträflinge, einbringen und die Natio⸗ nalversammlung denselben annehmen. Zugleich wird Alton's oft verschobener Antrag auf Aufhebung der Exilgesetze an die Tages⸗ ordnung kommen, für den diesesmal sowohl Orleanisten als Legi⸗ timisten zu stimmen bis jetzt entschlossen sind. Die Regierung will angeblich beide Anträge unterstützen.

ꝓDas Bulletin de Paris erklärt, der Prästdent der Repu⸗ blik habe nie die Absicht kundgegeben, die londoner Industrie⸗Aus⸗ stellung zu besuchen, es könne daher auch von einer Kreditforde⸗ rung zu diesem Zwecke keine Rede sein.

Das Pays kündigt an, daß die Personen, welche Beiträge zur Nationalsubscription bei Devedeux, Rue du Faubourg St. Ho⸗ noré, niedergelegt haben, dieselben täglich von 10 bis 4 Uhr wie⸗ der in Empfang nehmen können.

Seitdem die Republik besteht, war der festliche Umzug mit dem Mast⸗Ochsen am Fastnachts⸗Dienstage nicht ausgeführt worden, weil die Polizei⸗Präfektur den unter der Monarchie den Fleischern zu diesem Zwecke bewilligten Zuschuß verweigerte. In diesem Jahre soll nun der Umzug wieder stattfinden und die Kosten aller Art durch eine Lotterie von 600 Loosen zu 10 Franken gedeckt werden. Nach der Promenade ist die Ziehung, in welcher der Ochse ausgespielt wird.

General Baraguay d'Hitliers hielt heute auf dem Marsfelde Revue über die zweite Division der pariser Armee.

Man spricht davon, daß eine neue Gesandtschaft nach China abgehen soll.

Die Araber der Wüste nehmen gegenwärtig, wenn sie auf Handelsplätze des französischen Afrika kommen, ohne alle Schwierig⸗ keit Bankbillete in Zahlung an.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 17. Februar. Graf von Enniskillen, Graf von Erne, Lord Stanley, Marquis von Lansdowne und Graf von Bandon bringen Petitionen gegen die „päpstlichen Uebergriffe“, Lord Stanley eine andere gegen die Zulassung der Juden ins Parlament, Graf von St. Germans eine gegen die Fenstersteuer ein. Nachdem noch Lord Brongham zum zweiten Male seine am Freitag einzubringende Bill über die Jurisdiction der Graf⸗ schaftsgerichte angezeigt hatte, vertagte sich das Haus kurz vor 6 Uhr.

Unterhaus. Sitzung vom 17. Februar. Das Haus kon“ stituirt sich als Gesammt⸗Ausschuß, um die Finanzvorlage des Kanz⸗ lers der Schatzkammer, Sir Charles Wood, in Empfang zu nehmen. Dieser bemerkt als Einleitung zu seinem Vortrage, daß die Bilanz des vergangenen Jahres bis zum 5. Januar 1851 einen ziemlich genauen Anhaltspunkt für das Budget des kommenden Fi⸗ nanzjahres abgeben dürfte. Die Revenüen betrugen im vergange⸗ nen Jahre 52,585,000 Pfd.; sie dürften sich bis zum 5. April auf 52,656,000 Pfd. belaufen. Die indirekten Steuern des vergangenen Jahres überstiegen die Schätzung um nicht weniger als 688,000 Pfd. Die Ausgaben betrugen bis zum 1. Januar 50,205,879 Pfd., somit ge⸗ gen voriges Jahr ein Ersparniß von 641,000 Pfd. Es würde schon am 5. April, dem Schluß des englischen Finanzjahres, sich ein Ue⸗ berschuß von 2,521,000 Pfd. ergeben. Die Revenüen des nächsten Finanzjahres ließen sich etwa folgendermaßen veranschlagen: Den Ertrag der Zölle könne man so hoch annehmen wie im letzten Jahre, nämlich auf 20,400,000 Pfd. Die indirekten Steuern dagegen dürften weniger abwerfen, vermöge der schlechteren Gerste⸗Aerndte. Er schätzt sie blos auf 14,000,000 Pfd. Auch die Stempeltaxe, glaubt der Minister, werde weniger abwerfen, insofern die neue Parlamentsakte erst mit dem Oktober in ihre volle Wirksamkeit treten könne. Er veranschlagt sie auf etwa 6,310,000 Pf. An dere Steuern, mit Inbegriff der Einkommensteuer, nach der Norm des letzten Jahres angenommen, geben mit dem vorigen zusammen die Totalsumme der Revenüen von 52,140,000 Pfd. Ausgabe⸗ Budgets: Interessen der konsolidirten Staatsschuld: 30,692,000 Pfd.; Landarmee: 6,593,945 Pfd.; Kriegsflotte: 6,537,055 Pfd.; Feldzeugamt: 2,424,171 Pfd. Die noch immer nicht ganz geordneten Verhältnisse des Kontinents, bemerkt hien Sir Charles Wood, mögen die Regierung entschuldigen, wenn sie in den drei letztgenannten Verwaltungszweigen keine namhaften Reductionen vorschlagen könne. Die Kosten des vorzunehmenden Census sind auf 110,000 Pfd., die Summe der Ausgaben somit auf 50,247,171 Pfd. veranschlagt. Verglichen mit der Veranschla⸗ gung der Ausgaben wäre demnach ein Ueberschuß von 1,892,000 Pfd. zu gewärtigen. Vor Allem sei nun zu erwägen, inwiefern dieser Finanz⸗ status auf die Erneuerung der Einkommensteuer und der Stempeltaxe in Irland einzuwirken habe. Erstere betrug 5,400,000 Pfd., letztere in runder Ziffer 100,000 Pfd. Würde man diese Steuern fallen lassen, so ergebe sich nothwendig ein Defizit von 5,500,000 Pfd. oder, mit Rücksicht auf den obenerwähnten Ueberschuß von 1,892,000 Pfd., immer noch ein Defizit von 3,610,000 Pfd. Wolle man jene beiden Steuern fallen lassen, so müsse sich das Haus zu neuen ent⸗ schließen, und diese dürften schon der Neuheit wegen unwillkomme⸗ ner sein; weitere Ersparnisse in den Ausgaben seien unmöglich. Die Einkommensteuer sei vor der Hand unentbehrlich; sie werde fallen, wenn ihre Zeit zu Ende sei. Er müsse ihr warm das Wort reden, sie sei die billigste und gerechteste. Der Minister schrei⸗ tet nun zu der Frage, was er mit dem Ueberschuß von drittehalb Millionen anzufangen denke. Den ersten An⸗ spruch vindizirt er den Staatsgläubigern. Da nun einmal die Staatsschuld in den letzten 20 Friedensjahren um

27,000,000 Pfd. gewachsen sei, wünscht er 1 Million von den 2 ½⸗

Millionen zur Tilgung der Schuld verwendet zu wissen. Es blie⸗ ben dann noch 1 ½ Million. Von diesen werde ein Theil zur Er⸗ leichterung, nicht Abschaffung, der Fenstersteuer benutzt, und zwar auf folgende Weise: die Taxe soll um 5 herabgesetzt werden. Neu gebaute und wesentlich umgebaute Häuser, die mehr als 20 Pfd. jährliche Rente zahlen, mögen künftig von der Fenstersteuer ganz befreit bleiben, dafür jedoch eine Haussteuer von ³ des Betrages der bisherigen Fenstersteuer entrichten. Dadurch werde, meint der Kanzler, der Baustyl allmälig gebessert, die größte Zahl der Hauspächter von der lästigen Taxe befreit und der Gesammtheit eine

Erleichterung gewährt. Der Ausfall in den Revenüen würde in Folge dieser Modificationen 700,000 Pfd. betragen. Ferner schlägt der Kanzler eine Herabsetzung des Kaffeezolles vor. Der Differenzial⸗ Zoll wurde aufgegeben. Kolonial⸗ und fremdes Produkt werde gleichmäßig mit 3 Pence auf das Pfund verzollt. Der Ausfall für den Schatz betrüge dadurch 176,000 Pfd., aber es werde da⸗ durch der Verfälschung des Kaffee's vorgebeugt. Dann eine Her⸗ absetzung des Zolles auf eingeführtes Bauholz jeder Art um die Hälfte des gegenwärtigen Betrages. Es würde dies 286,000 Pfd. betragen. Eben so soll der Zoll für Ackersamen auf 1 Sh. für den Centner erniedrigt werden. Endlich schlägt die Regierung vor: der Staat möge einen Theil der Kommunalkosten für hülfsbedürftige Irrsinnige übernehmen, so daß die Ausgaben der Gemeinden für dieselben künftig nicht größer wären als für ihre gewöhnlichen Armen. Diese Maßregel würde den Schatz mit 170,000 Pfd. belasten. Nachdem Sir Charles Wood Irland noch inso⸗ fern befürwortet, daß ihm die Erleichterung in der Einkommen⸗ und Stempelsteuer vor Großbritanien noch im nächsten Finanzjahr zugestanden bleibe, wird auf Antrag von Herrn Herries die eigentliche Debatte auf Freitag vertagt. Trotzdem kön⸗ nen sich einige Mitglieder nicht enthalten, dem Kanzler sogleich ei⸗ nige Bemerkungen über seinen Vortrag zu machen. Herr Hume nennt den Bericht einen durchaus unbefriedigenden und macht der Regierung den Vorwurf, daß so wenig geschehen, um im Ausgabe⸗ Budget, namentlich, was die Kolonial⸗Verwaltung betreffe, Erspar⸗ nisse vorzubereiten. Lord Duncan will von der proponirten Haus⸗ taxe nichts hören. Herr Williams meint, ohne Zwang von au

ßen werde die Regierung das Sparen nicht lernen. Seit 1845 sei ohne erkleckliche Veranlassung das Ausgabe⸗Budgetum2 Mill. gestiegen. Alderman Sidney spricht in gleichem Sinne. Herr Hodges wünscht, daß man gelegentlich auch an eine Erniedrigung der Ho⸗ pfensteuer denke. Herr Slaney wünscht Maßregeln zur Förde⸗ rung des moralischen und physischen Wohles der Arbeiterklassen. Sir Benj. Hall kündigt an, daß er gegen Haustaxe mit aller Macht ankämpfen werde, und fragt, ob denn diese neue Last auch Irland zu Gute kommen solle. Herr Alcock spricht für Abschaffung der Gerstensteuer. Der neunte Theil englischen Ackerbodens sei mit Gerste bepflanzt und zahle für den Acre durchschnittlich 5 Pfd. Steuer. Sir W. Solliffe klagt dar⸗ über, daß von allen vorgeschlagenen Erleichterungen keine den Päch⸗ tern zu gute komme. Lord Dudley Stuart wiederholt die Frage an den Kanzler, ob die neue Haustaxe auch auf Irland ausge⸗ dehnt werden solle. Sir Charles Wood verneint es, bemerkt auch, daß sein Vorschlag wegen der armen Irrsinnigen und deren theilweisen Verpflegung durch den Staat auch für Irland gelte, daß die Haustaxe endlich keine Anwendung auf Fabriken und Ma⸗ gazine finde, sondern lediglich von Wohnhäusern zu erheben sei. Die Sitzung schloß gegen 12 Uhr Nachts.

London, 18. Febr. Der neu ernannte Artillerie⸗Kommandant von Hong⸗Kong, Oberst⸗Lieutenant Nevett, war kaum auf der Insel gelandet, als er, am 28. Dezember 1850, dem Klima als Opfer fiel. Die tapfersten Offiziere lehnen das Kommando dieser engli⸗ schen Besitzung ab. „Geh nach Hong⸗Kong!“ ist eine sprüchwört⸗ wörtliche Verwünschung geworden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Febr. Morgen findet die Feier der Vermählung der Großfürstin Katha⸗ 1 mit dem Herzog Georg von Mecklenburg⸗Stre⸗ itz statt.

Schweden und Norwegen. Christiania, den 11. Febr. (H. C.) Se. Majestät der König haben am heutigen Tage das 13te ordentliche Storthing des Königreiches Norwegen mittelst folgender Rede eröffnet: „Gute Herren und norwegische Männer! Ich empfinde eine wahrhafte Befriedigung, in eigener Person die Session des Storthings zu eröffnen und Ihnen Heil und Gedeihen in Ihren Bestrebungen für das öffentliche Wohl zu wünschen. Mein Herz war tief gerührt von der Theilnahme, welche meine Freude über die Vermählung meines vielgeliebten Sohnes so allge⸗ mein gefunden. Diese Verbindung wird, mit Hülfe der Vorsehung, die Thronfolge sichern und die Bande, die meine Familie an das edle norwegische Volk knüpfen, noch enger schließen. Möge der Himmel, der die skandinavische Halbinsel mit den Gefahren verschont, von denen während dieser letzten Jahre andere Staaten so verderb⸗ lich heimgesucht worden, uns gestatten, unsere anhaltende Sorgfalt ununterbrochen auf Befestigung unserer Institutionen und Siche⸗ rung des allgemeinen Wohlergehens zu richten! Mögen die Lei⸗ den, die aus übertriebenen Hoffnungen, die wiederum auf täuschen⸗ den Theorieen beruhten, entsprungen sind, nachdem sie andere Länder erschüttert, uns eines Besseren belehren und uns gegen Ideen schützen, die nur zur Unzufriedenheit mit den beste⸗ henden Verhältnissen, zur bürgerlichen Zwietracht, zur Vergessen⸗ heit der Pflichten gegen Staat und Gesetz führen! Weisen wir einmüthigen Sinnes diese umwälzerischen Grundsätze von uns, setzen wir aber Alle unser Streben an die möglichste Förderung der geistigen und materiellen Entwickelung der von dem Schicksal minder begünstigten Klassen. Unter den Ihnen mitzutheilenden Vorschlägen empfehle ich Ihrer besonderen Aufmerksamkeit den Gesetz⸗Entwurf wegen Anlegung einer Eisenbahn von Christiania nach dem Mjösen⸗See, den ich vertrauensvoll in Ihre Hände lege. Unsere Beziehungen zu den ausländischen Mächten tragen fort⸗ während das Gepräge einer aufrichtigen Freundschaft. Der ent⸗ schiedene Beistand, den treue Verbündete der gerechten Sache Dänemarks geleistet und welcher die Vereinigten Königreiche eben⸗ falls eine thätige Theilnahme gewidmet, hat einem blutigen Kampfe ein Ziel gesetzt. Die ernsten Fragen, die denselben ver⸗ anlaßt und in die Länge gezogen haben, werden bald eine fried⸗ liche Lösung erhalten. Aus der Ihnen mitzutheilenden allgemei⸗ nen Uebersicht der Lage des Königreichs werden Sie mit Freuden ersehen, daß unser Gewerbfleiß trotz der ungünstigen Konjunkturen der letzten Jahre dennoch befriedigende Fortschritte gemacht hat. Seit dem letzten Storthing ist der Bau des Königl. Schlosses be endigt und dasselbe bereits von mir bezogen. Mit aufrichtiger Dankbarkeit habe ich diesen neuen Beweis der Anhänglichkeit empfangen, den das norwegische Volk mir und meinem Hause widmet. Ich erkläre hiermit das 13te ordentliche Storthing Nor⸗ wegens für eröffnet, und indem ich die Segnungen des Aller⸗ höchsten für Ihre Arbeiten anflehe, erneuere ich Ihnen, gute Herren und norwegische Männer, die Zusicherungen meines ganzen Königl. Wohlwollens.“ 3

Dänemark. Kopenhagen, 16. Febr. Graf Sponneck ist gestern mit dem Dampfboote „Eider“ hier angekommen.

Italien. Turin, 13. Febr. (Ll.) Dem Vernehmen nach ist die Mission, in welcher sich der türkische Gesandte, Herr Mussu⸗ rus, hier eingefunden hat, eine außerordentliche und mit speziellen Aufträgen verbundene.

8 Das zur Beförderung der piemontesischen Industrie⸗Gegen⸗ stände für die londoner Ausstellung bestimmte Dampfboot „Gover⸗ nolo“ hatte bereits am 11ten Genua verlassen, um sich nach dem

Orte seiner Bestimmung zu begeben, als seichte Stelle gerieth; durch geschickte Manöver . 8 indeß das Schiff wieder flott zu machen, so daß es am anderen Morgen Üae 8

In Rom werden die Ausgrabungen auf der appi Straß welche bereits zur Entdeckung verschiedener führten, fortgesetzt werden; das dortige Ministerium hat hierzu für 1851 den Betrag von 5000 Louis bestimmt. b

Turin, 14. Febr. (W. Z.) Das Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ist von der Deputirtenkammer mit 124 gegen 9 Stimmen angenommen worden.

Spanien. Madrid, 12. Febr. (Fr. B.) In der Depu⸗ tirten⸗Kammer interpellirt General Ortega über die wahren Ur⸗ sachen der Auflösung des letzten Kabinets. Pidal gab ausweichende Antworten, Bravo Murillo hielt eine längere Rede und gab nicht undeutlich zu verstehen, daß er eventuell die Cortes aufzulösen ge⸗ sonnen sei. Die Debatte war bei Postabgang noch nicht zu Ende, ihr Ausgang ist ungewiß.

Salamanca soll wegen seiner Bemühungen um die Madrid⸗ Aranjuez⸗Bahn in den Grafenstand erhoben werden.

Griechenland. Athen, 8. Febr. (LlI.) Der Senat hat den Gesetzvorschlag, der Wittwe Korfiotaki's Pension zu geben, verworfen.

Moldau und Walachei. Bukarest, 11. Febr. (Ll.) Wie die offiziellen türkischen Blätter versichern, soll die Räumung der Fürstenthümer von den russischen Truppen im Laufe von zwei bis drei Monaten erfolgen.

Türkei. Konstantinopel, 4. Febr. (Lloyd.) Herr von Titoff hatte im Laufe dieser Tage eine lang andauernde Unterre⸗ dung mit dem Großwesir, in welcher namentlich die Angelegenhei⸗ ten der Insel Samos zur Sprache gebracht worden sein sollen.

Das Journal de Constantinopel citirt nicht ohne den Accent großer Befriedigung eine Stelle aus einem griechischen Blatte, worin das Benehmen der Samioten getadelt und dieselben zur Ver⸗ huͤtung größeren Unheils zur Unterwerfung unter die Botmäßigkeit der Pforte ermahnt werden. Man hat, setzt das Blatt hinzu, un⸗ gemessene Nachsicht gegenüber den Anarchisten walten lassen. Die Milde müsse ihr Ende nehmen und endlich die Strenge walten.

Die zur Regelung der Finanzverhältnisse sofort niedergesetzte Kommission hält fleißig ihre Sitzungen, bei denen meistens der Mi⸗ nister der auswärtigen Angelegenheiten präsidirt.

Am verflossenen Sonntag versammelte sich der Ministerrath un⸗ ter dem Vorsitze des Großwesirs.

Der bekannte Master Urquhart, Palmerston's geschworner Feind und Mitglied des Hauses der Gemeinen, kehrt nach längerem Auf⸗ enthalte in hiesiger Stadt wieder nach London zurück.

Imoschi (an der Gränze der Herzegowina), 11. Febr. (W. Z.) Skanderbeg hat mit 1400 Mann und 7 Kanonen am 5. die Na⸗ renda bei Kognitza ohne Widerstand passirt. Die Insurgenten, 1000 Mann stark, nebst einer Kanone, lieferten bei Bozzi, acht Stunden von Mostar, ein Treffen ohne Resultat. Später zogen sich dieselben auf sechs Stunden vor Mostar zurück. Am 9. wurden sie nach zweistündigem Gefechte zerstreut und nach Mostar zurück⸗ gedrängt. Die Flucht der Häupter entmuthigte sie, und gestern Mittags ist Skanderbeg ohne Schwertstreich in Mostar eingerückt. Kawas Pascha ist nebst zweihundert Rebellen bei Gasko umzingelt. Die Insurgenten haben viel Todte auf dem Kampfplatz zurückge⸗ lassen. Sämmtliche Häuptlinge sind entflohen und haben ihre Burgen und Familien verlassen.

Samos, 4. Febr. (Ll.) Zwei der aufständischen Gemeinden haben sich den Kaiserlichen Truppen unterworfen. Die übrigen scheinen diesen ohne Blutvergießen auch zu folgen.

Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 21. Februar. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 48—51 Rthlr. Noggen loco 30 32 ½ Rthlr. pr. Frühjahr 1851 29 ½R a 29 ½ Rthlr. verk. Mai,/Juni 30 ½ a 30 Rthlr. verk., 30 Br., 29 ¾ G. Juni / Juli 31 ½ Retlr. verk. u. Br., 31 G. Gerste, große loco 26—27 Rthlr. kleine 24 26 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 21 22 Rthlr. 48pfd. pr. Frühjahr 19 ½ Rthlr. 50pfd. 20 ½ Rthlr. Br., 20 bez. Erbsen, Koch⸗ 39 43 Rthlr., Futter⸗ 34.—36 Rthlr. Rüböl loco 10 ½⅛ Rthlr. Br., für flüssiges 10½ bez., 10½ G. pr. diesen Monat 10 ¼ Rthlr. Br., 10½ G. Febr./ März 10 ¼ Rthlr. Br., 10 ¾ a 10⅛ G. März /April 10 ¼¾ Rthlr. Br., 10 ½ G. April / Mai 10 ¼ Rthlr. Br., 10 ¾ bez., 10 ½ bez Mai / Juni 10 ½¼ Rthlr. Br., 10 ½ G. Juni/ Juli 10 ⁄2% Rthlr. Br., 10 ½ G. Sept./ Okt. 10½ Rthlr. Br., 10 ¼ G. Leinöl loco 11 Rthlr.

pr. April / Mai 11 ½ Rthlr. Südsee ⸗Thran 12 à 141 Rthlr. Mohnöl 13 Rthlr.

Hanföl 14 a 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 ¼ a 11 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 155½2 a 15 ½ Rthlr. verk mit 9 15 ½ Rthlr. pr. ebr. ¹ 8 8 481 März / April 15 7⁄2 Rthlr. Br., 15 ¾ G. April / Mai 15 ⅛, ½ a k Rthlr. verk. Mai /Juni 15 Rthlr. bez. u. Br., 15 ˖ G. Juni / Juli 16 ½ Rthlr. bez. u. Br., 16 à 16 ½ G Juli /Aug. 17 Rthlr. Br., 16 ¾ G. Wetter: sehr milde. Geschäftsverkehr: gering. Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 20. Februar. u Lande: Weizen 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr.

2 Sgr. 6 Pf. und 1 Rthlr. 20 Sgr. 8 Pf. Roggen 1 Rthlr. 13 g Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 11 Sgr. 3 Pf. Große Gerste 1 Rthlr.

Kleine Gerste

4 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf. 8 82 4. lr gr. Szgpf Hafer 1 Rthlr.,

1 1 Rthlr. 4 Sgr. 5 Pf. auch 26 Sgr. 3 Pf. Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. Roggen 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 11 Sgr. 3 Pf. Große Gerste 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf. auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf. Hafer 27 Sgr. 6 Pf., auch 25 Sgr. Erbsen 1 Rthlr. 27*Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pf. (schlechte Sorte).