Königl. General⸗Lotterie⸗Direetion.
wird den 25. März d. J., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaal des Lotteriehauses ihren Anfang nehmen. Berlin, den 18. März 1851.
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Nichtamtlicher Theil. Deutschland
Oesterreich. Wien, 15. März. Se. Majestät der Kai⸗ Karlsburg und die Errichtung von zwei neuen griechisch⸗katholischen Bisthumern zu Szamos⸗Ujvar in Siebenbürgen und zu Lugos im
emescher Banate genehmigt. Büscnsrtae Versammlung, welche in Wien 89 sammentreten wird, soll sich, dem Lloyd zufolge,⸗ enih 72 drei Gegenständen beschäftigen, und zwar mit der Art und 65 8 wie kuͤnftig die Verwaltung des Kirchenvermögens ö waäre, sodann mit weiteren Vorschlägen zur Regelung dg⸗ Vo 8⸗ schulwesens und endlich drittens, um die Mittel aufzufinden, durch welche die materielle Lage des niederen Klerus verbessert werden 9 8 8 künn h aglich der ersten Ergänzungswahlen der Gemeinderäthe hat das Ministerium des Innern entschieden, daß diese Wahlen erst im März 1852 vorzunehmen sind und somit erst nach einem Jahre die gleiche Zahl der Ergänzungswahlen aus dem Gemeinderathe
zu treten habe.
Erzherzog Ferdinand, Bruder Sr. Majestät des Kaisers, und Fürst Jablonowski sind in Begleitung ihrer Adjutanten gestern Abend nach Prag abgereist.
Bayern. München, 14. März. (N. M. Ztg.) Kammer der Abgeordneten. Die Tagesordnung führt zur Berathung und Schlußfassung uber den Gesetz⸗Entwurf, die kaufmännischen An⸗ weisungen betreffend. Die allgemeine Debatte eröffnet Rein⸗ hard, um sich gegen den Gesetz⸗Entwurf auszusprechen. Durch das Wechselgesetz sei die Wechselreiterei abgeschafft, durch den neuen Gesetz⸗Entwurf werde derselben wieder ein Hinterpförtchen geöff⸗ net, um sie einzuführen. Er glaube nicht, daß es an der Zeit sei, dem Gesetz⸗Entwurfe seine Zustimmung zu geben. Blos die Kauf⸗ leute von Augsburg und Nurnberg hätten hierum petitionirt; die deutsche Wechselordnung habe auch nichts von den Anweisungen wissen wollen. Er glaube, es sei am passendsten, wenn die Staats⸗ Regierung ihren Gesetz⸗Entwurf bis zum nächsten Landtage zurück⸗ zöge, bis man mehr Erfahrungen über das Wechselgesetz habe. Auch Morgenstern hält das Gesetz weder für nothwendig noch nützlich. Wer auf diese Weise sich Nutzen schaffen wollte, der müsse sich auf der anderen Seite durch unendlih große Zinsen Schaden bereiten. Dennoch würde er nicht gegen das Gesetz stim⸗ men, weil es erstlich in der Privat⸗Willkür eines Jeden liege, sich
Die Ziehung der 3ten Klasse 103ter Königlichen Klassen⸗Lotterie
Nutzen oder Schaden zu bereiten, und viele erfahrene Männer des⸗ sen Nützlichkeit empfohlen hätten. Er bedauert, daß die Bestim⸗ mungen über Wechselhaft in dasselbe nicht aufgenommen worden seien. Fraas hält gegen seinen Vorredner das Gesetz für wohl⸗ thätig und nützlich. Wechselreiterei werde durch die Anweisung nicht vermehrt werden. Das Aufhören des augsburger Uso sei für den Handel kein Schaden. Ex sei der Ansicht, daß Anweisungen besser seien als Wechsel mit dieser Bestimmung. Dr. Arnheim: Er habe sich im vorigen Jahre bereits für Wechsel mit prompter Ac⸗ ceptation ausgesprochen und sich gegen den augsburger Uso erklärt. Demnach stimme er für das Gesetz. Assignationen beständen jetzt schon neben den Wechseln und würden nach den in verschiedenen Gegenständen bestehenden Gesetzen beurtheilt. An⸗ weisungen seien für den kleinen Verkehr, Wechsel für den Weltver⸗ kehr. Das Verfahren bezüglich der Anweisungen müsse geregelt werden. Lang: Ein Ausschußmitglied aus der Pfalz habe im Ausschusse die Ansicht ausgesprochen, daß das Gesetz in der Pfalz nicht Geltung haben könne, er ergreife das Wort, um nicht durch sein Stillschweigen per Meinung Platz zu lassen, daß er mit dieser Ansicht einverstanden sei, und rechtfertigt hiernach aus der pfälzischen Gesetzgebung seine Behauptung, daß das neue Gesetz mit der pfälzischen Gesetzgebung vollkommen in Einklang stehe. Refe⸗ rent Breitenbach faßte in seiner Schlußäußerung die gemach⸗ ten Einwürfe kurz zusammen, um sie zu widerlegen, und hierauf er⸗ griff der Justizminister das Wort. Man habe von dem egoistischen Verlangen des Handelsstandes von Nürnberg und Augsburg ge⸗ sprochen; außer diesem fordere Niemand das Gesetz; hier wolle er nur auf die Verhandlungen des Landtags von 1849 und 50 ver⸗ weisen, wo sogar vom Ergreifen der Initiative bezüglich dieses Ge⸗ setzentwurfes die Rede gewesen, so nothwendig habe man es gefun⸗ den. Wechselreiterei sei bei den Assignationen, die sich im kleinen Kreise bewegten, nicht so leicht möglich, wie bei der Tratte, die eine große Circulation habe. Wenn man sich auf andere Länder be⸗ ziehen wolle, so wolle er darauf hinweisen, daß in Ländern, wie in Sachsen, wo das Wechselgesetz schon lange in seiner größten Strenge bestanden, die Anweisungen in sehr großer Zahl vorkämen. Das verschiedene Verfahren bezüglich dieser Anweisungen im Königreiche müsse geregelt werden. Er sei auch mit der Ansicht einverstanden, daß das Gesetz auch für die Pfalz Geltung haben müsse, und be⸗ halte sich vor, über einzelne antizipirte Punkte sich in der speziellen Dehatte auszusprechen. (Fortsetzung folgt. Das Gesetz wurde mit 129 gegen 1 Stimme angenommen.) 8
Sachsen. Dresden, 15. März. (Dr. J.) Die Ministe⸗ rial⸗Konferenz ist heute Mittag im Brühlschen Palais zu einer Plenar⸗Sitzung versammlt gewesen. — Die zweite Abtheilung der von der Nieder⸗Elbe nach den Kaiserlichen Staaten auf dem Rück⸗ marsch begriffenen K. K. österreichischen Truppen (2tes Bataillon des Regiments Erzherzog Albrecht) ist heute Mittag von Leipzig hier eingetroffen. L 6
Württemberg. Stuttgart, 13. März. (Schw. M.) Ueber den Erdstoß am 10. März, Nachmittags 4 Uhr, erhalten wir eine Reihe Berichte, aus welchen wir Folgendes zusammenfassen: Friedrichshafen: Temperatur + 3,5 Grad, Barometerstand 26 10“ 2‧; der ziemlich starke Erdstoß ging von Nordwest nach Südost. Im
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sich der Himmel; der Barometer fing an zu steigen, die . ur, wefaf hrs, sg 8 Ue,abfase; Nnid 8 stand, stieg bis heute Mittag auf 0,2 11X1““ Sae Geazene Föynwinde und einer höherauchartigen Anssche vfe 6— mels. Aehnlich lauten die Berichte aus Tetinang, 18 86 18 Dauer wird auf 2— 3 Sekunden angegeben. In Zwiefalten
. t ertönte und Uhren und nerkte man, daß eine Hausglocke lau 189% Fe Fanss ten ja selbst Personen fühlten sich merklich Lan e2 Sitzen erhoben. Ein Bericht aus Scheer schishert den 8⁄ b einen sehr starken. Aengstlich sprangen viele Leute auf die Straße, 5 theilweise erschüttert und Personen und Gegen⸗
da die Gebäude G 1s 9 stände von ihren Plätzen gerückt wurden. Auch in Stockach, Kon
stanz ꝛc. wurde Aehnliches beobachtet. 4. Ma
8. i Mhein. Darmstadt, 14. ärz. (O. “ 2 vrr 2 des Gesetzes vom 10. Oktober 1849 wegen der landständischen Seeweeeen wählt jede Kammer ihren Präsidenten und die zwei Vice Präsidenten, sodann zwei Schriftführer und zwei Stellvertreter. Diese Wahlen sind jedoch nur auf acht Wochen gültig, nach deren Ablauf sie von neuem, und zwar für die ganze Dauer des Landtags vorgenommen werden sollen. Diese acht Wochen sind nun im Ablaufen. Die erste Kam⸗ mer schritt daher in ihrer heutigen Sitzung zur neuen definitiven Wahl. Diese siel auf die früher Gewählten. Graf von Solms⸗ Laubach wurde wieder zum ersten Präsidenten ernannt, während Ober⸗Appellationsrath Hesse zum ersten, Kanzler und Professor Birnbaum zum zweiten Vice⸗Präsidenten erkoren wurden. Die Schrift⸗ führer Justizrath Winter und Regierungsrath Kritzler behielten gleich⸗ falls ihre Plätze. Morgen schreitet die Kammer zur Berathung des Antrags der Abgeordneten Kritzler und Camesaska auf Abän⸗ derung des Gesetzes vom 10. Oktober 1849, wodurch eine neue Geschäftsordnung für die beiden Kammern eingefuhrt ward. In der zweiten Kammer wurde der erwartete Entwurf des Preßgesetzes bis jetzt nicht vorgelegt. Die provisorische Wahlordnung erlischt von selbst mit dem Ablauf der Zeit von sechs Monaten, auf welche sie beschränkt ist, also mit dem 5. April.
Darmstadt, 14. März. In der heutigen Sitzung der zwei⸗ ten Kammer erfolgte die definitive Wahl des Büreaus. Da die konservative und gothaer Partei sich über diese Wahl verständigt hatten, geschah dieselbe immer im ersten Skrutinium. Es wurden erster Präsident: Goldmann, zweiter: Klipstein, dritter: Hoffmann; erster Secretair: von Grolmann, zweiter: Eich (welcher die Stelle des seitherigen Secretairs Metz, Kandidat der Demokratie, ein⸗ nahm). Als Stellvertreter der Secretaire wurden gewählt: Draudt und Werle.
Sachsen⸗Weimar. Weimar, 13. März. (W. Ztg.) In der heutigen Vormittagssitzung des Landtags erstattete der Verfas⸗ sungs⸗Ausschuß Bericht über das Ministerialdekret vom 5. März, die Umänderung der dreijährigen Wahlperiode in eine sechsjährige betreffend. Die Staatsregierung führt als Hauptgründe für diesen Vorschlag an, daß die große Bedeutung der Wahlen durch zu häu⸗ fige Wiederholung des Wahlgeschäfts zu sehr in den Hintergrund trete, und daß die Abgeordneten, wenn sie längere Zeit ihr Amt versehen müßten, genauere Kenntniß der Landtags⸗Angelegenheiten und praktische Uebung in den Landtagsgeschäften erlangten. Der Ausschuß dagegen, von der Ansicht ausgehend, man könne erfah⸗ rungsmäßig annehmen, daß die Abgeordneten, die sich das beson⸗ dere Vertrauen des Landes erworben haben, auch bei einer kürzeren Wahlperiode wieder gewählt werden, daß den Wäh⸗ lern aber, wenn sie sich in ihrer Wahl getäuscht haben, ihr Abgeordneter nicht zu lange aufgedrungen werden dürfe, schlug aus diesen Gründen vor, auf Umänderung der dreijährigen Wahlzeit in eine sechsjährige nicht einzugehen. Der Landtag stimmte dieser Ansicht bei und ging hierauf zur Berathung des bei dieser Gelegenheit vom Ausschuß einer näheren Prüfung unterzo⸗ genen §. 7 des Wahlgesetzes von 1848 („die Wahl der Abgeord⸗ neten geschieht auf die Dauer der gesetzlichen Finanzperiode“) über. In Beziehung auf den Sinn und auf die durch ihn herbeigeführ⸗ ten Schwierigkeiten dieses Paragraphen hinsichtlich der Anfangs⸗ und Endpunkte der Amtsdauer der Abgeordneten ist der Ausschuß der Ansicht, daß die allgemeine Amtsdauer der Abgeordneten nicht die Finanzperiode selbst, sondern nur die Dauer, d. h. die Zeitlänge, einer Finanzperiode sei. Die Amtsdauer der Abgeordneten sei da⸗ her nicht zu identifiziren mit der Finanzperiode selbst, sondern diese Amtsdauer sei nur als Zeitgröße gleichzustellen der Zeitgröße einer Finanzperiode. Da nun im §. 7 des Verfassungsgesetzes gesagt sei, „die Wahl der Abgeordneten geschieht auf die Dauer der gesetzli⸗ chen Finanzperiode“, so sei damit die Wahl als ein Moment in der Zeit bezeichnet, woran sich die Amtsdauer der Abgeordneten auf natürliche Weise anreihe. Man könne als Anfangspunkt der Amts⸗ dauer entweder nur den allgemeinen Wahltag oder den Tag der Be⸗ kanntmachung der Wahlen annehmen. Das Ende bestimme sich dann durch den Ablauf von drei Jahren. Der Wahltag war den 18. Januar 1849, die Bekanntmachung der Wahlen erfolgte am 10. Mai 1849, mithin habe der jetzige Landtag eine bis wenigstens zum 18. Januar 1252 reichende Lebensfähigkeit. Es sei aber mißlich, den Anfangspunkt der Amtsdauer der Abgeordneten auf den Wahltag zu setzen und für die Zukunft stehen zu lassen. Deshalb sei schon zu §. 30 des älteren Verfassungsgesetzes im Patente vom 8. Mai 1827 der Anfangs⸗ und Endpunkt für die sechsjährige Wahlzeit durch die der Zweckmäßigkeit zwar entsprechende, aber dennoch willkürlich angenommene Regel: „vom eordentlichen Landtag zu ordentlichem Landtag“ anders bestimmt worden. Da nun aber dieses den §. 30 auslegende Patent mit dem §. 30 selbst hinweg⸗ gefallen sei, so werde es am zweckmäßigsten sein, wenn man den in jenem Patente enthaltenen Sinn wieder aufnehme. Auf Grund dieser Ansichten des Ausschusses beschloß der Landtag, an Stelle des §. 7 folgende Bestimmung zu tressen: die allen Abgeordneten ge⸗ meinschaftlich zugehörige Amtsdauer beginnt mit dem nach der Wahl zusammentretenden ordentlichen Landtage und dauert bis zum Zusammentritt des nächstfolgenden ordentlichen Landtags. Erfolgt die Auflösung eines Landtags vor Verabschiedung des Etats, so sind die neuzuwählenden Abgeordneten zu einem ordentlichen Land⸗ tage zusammenzurufen und ihre Amtsdauer erstreckt sich bis zum nächsten ordentlichen Landtage. Erfolgt die Auflösung nach Verab⸗ schiedung des Etats, so findet die Wahl des Landtags für die nächste Periode statt; dieser kann jedoch schon während der laufenden zu einem außerordentlichen Landtage einberufen werden. Zu dieser neuen Fassung des §. 7 nahm der Landtag noch folgende transito⸗
Freien will man ein momentanes starkes Getöse in der Luft vor dem Ausbruch des Erdstoßes wahrgenommen haben. In den meisten Häusern von Friedrichshafen und der nächsten Umgegend wurde, insbesondere in den oberen Stockwerken, ein starkes Krachen des Gebälkes, ein Heben des Bodens, ein Geklirr der Fenster und Thüren, überhaupt eine Bewegung aller freistehenden und hängen⸗ den Gegenstände in einem ziemlich hohen Grade bemerkt. Ob eine wellenförmige oder sonst eine auffallende Bewegung der Oberfläche des Sees stattgefunden habe, konnte bis jetzt noch icht in Erfahrung gebracht werd Bald nach dem Erdstoß trübte
rische Bestimmung an: auf nöthig werdenden außerordentlichen Landtagen können die jetzigen Abgeordneten bis zum 18. Januar 1852 tagen, die in dem Jahre 1851 zu wählenden Abgeordneten aber sollen, vorbehaltlich etwa nöthig werdender Auflösung, eine allgemeine Amtsdauer haben vom 18. Januar 1852 oder, im Fall einer Auflösung des gegenwärtigen Landtages, von dem Zeitpunkte dieser Auflösung an bis zur Eröffnung des zur Feststellung des Budgets für die Jahre 1857, 58, 59 einzuberufenden ordentlichen Landtages. Bezüglich der Dauer des gegenwärtigen Landtags⸗ Vorstandes nahm hierauf der Landtag folgenden vom Abgeordneten
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Fries gestellten Antrag an: Im §. 8 der nunmehr verabschiedeten Geschäftsordnung wird vorgeschrieben: Jedes der drei Mit⸗ glieder des Landtags⸗Vorstandes wird beim Beginn des Land⸗ tages auf drei Wochen gewählt. Noch Ablauf dieser Zeit erfolgt eine neue Wahl. Der aus dieser zweiten Wahl bervorgehende Landtage⸗Vorstand verbleibt bis zur Eröffnung des nächsten Land⸗ tags in Function. Wenn nun nach §. 93 der Geschäfts⸗Ordnung dieses Gesetz mit dem Tage seiner Publication in Kraft tritt, so könnten, wenn auch unbegründete Zweifel und Bedenken darüber angeregt werden, ob der gegenwärtige Landtags⸗Vorstand, als aus der ersten Wahl hervorgegangen, bis zum Zusammentritt des näch⸗ sten Landtags in Wirksamkeit bleibe. Um solchen Zweifeln vorzu⸗ beugen, schlage ich vor: Zu §. 93 der Geschäfts⸗ Ordnung e Großh. Staatsregierung zu ersuchen, bei der Publication ausdrücklich auszusprechen, daß der §. Zerst mit Eröffnun g des Landtags in Krafttrete und bis dahin der gegenwärtige Landtags⸗Vorstand in Function bleibe.
In der heutigen Nachmittagssitzung bewilligte der Landtag die zu Kap. IX. des Einnahme⸗Etats (allgemeine direkte Einkom⸗ mensteuer) postulirten 311,163 Rthlr. Um die durch Ablehnung der Fleischsteuer nothwendig werdende Steuermehrausschrift an die rekten Steuern im Betrage von 46,249 Rthlrn. zu decken, beschloß der Landtag die Mehrbewilligung von einer Grundeinkommensteuer im Betrage von 16,506 Rthlrn. und die Mehrbewilligung von 2 Pf. vom Thaler des Einkomutens vom Nichtgrundbesitz im Betrage von 32,017 Rthlrn. Demnach würden für das Jahr 1851 und für den Fall, daß die neuen Steuergesetze nicht verabschiedet werden sollten, auch für die Jahre 1852 und 53 ausgeschrieben sein: 9½ Termine Grund⸗ einkommensteuer und 14 ¼ Pfennige vom Thaler des Einkommens aus Nichtgrundbesitz, während, wenn die Verabschiedung der Steuer⸗ gesetze erfolgen sollte, die Grundeinkommensteuer vom Jahre 1852 ab in der jetzigen Form wegfallen und in den Jahren 1852 und 53 überhaupt nur 14 ¼ Pfennige vom Thaler des Einkommens aus Grund⸗ und Nichtgrundbesitz zu erheben sein würde. Hierauf erstattete der Rechnungsausschuß Bericht über Prüfung und Ab⸗ nahme der Rechnungen 1847 und 1848. In Bezug auf die Kriegs⸗ kostenrechnung vom Jahre 1848 kam die Verwendung der für die vom 6. Oktober 1848 in das Großherzogthum eingerückten Reichs⸗ truppen verausgabten Summe von 55,999 Thalern in Frage Von Seiten des Landtags wurde die Staats Regierung um Auskunft darüber ersucht, wie es sich, im Fall, daß der Ein marsch der Reichstruppen nicht blos auf strategischen Anord nungen der Centralgewalt beruhe, sondern durch Anträge der Groß⸗ herzoglichen Staats⸗Regierung selbst mit veranlaßt sein sollte, mit dem Anspruch auf Zurückerstattung der oben genannten Summ verhalte? Hierauf erwiederte Staats⸗Minister von Watzdorf: Es sei zwar von Großherzoglicher Staats⸗Regierung eine Requisition wegen Truppen erlassen worden, allein auf eine geringere Zahl. Ob aber für die Verpflegung der fremden Truppen das Mehr, welche Großherzogliche Staats⸗Regierung von den betreffenden auswärti⸗ gen Staaten beansprucht, wirklich gefordert werden könne, diese Frage sei noch schwebend. Jedenfalls werde die Staats⸗Regierung später dem Landtage weitere Mittheilung machen. Nach weiterer Debatte wurde von dem Präsidenten die Erklärung gegeben, er halte nicht für nöthig, noch weitere Fragen in dieser Angelegenheit an den Landtag zu stellen; Großherzogliche Staats⸗Reglerung werde nach der gegebenen Zusicherung dem nächsten zusammenkom menden Landtage weitere Auskunft geben. Gegen diese Erklärung wurde vom Landtage keine Erinnerung gemacht.
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Musland.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 14. März. Den Vorsitz führt Leon Faucher. Ohne Diskus⸗ sion und in zweiter Berathung wird ein Gesetzentwurf über Ver theilung eines Restes, von der mexikanischen Entschädigung nach Vertrag vom 9. März 1839 herrührend, mit 508 gegen 18 Stim⸗ men angenommen. Desmousseaux de Givré hat das Wort zu einer Bemerkung über die Geschäftsordnung, welche die Ueber bringung einer Petition in Person verbietet. Da gestern eine Pe⸗ tition sogar von einer Zusammenrottung überreicht worden, sei offenbar die Geschäftsordnung verletzt. Lärm links. Der Präst dent entgegnet, die Versammlung wisse nur von Petitionen, welche die Repräsentanten Aubry und Versigny niedergelegt. Habe außer⸗ halb eine Zusammenrotlung stattgefunden, so wäte es Sache vder Regierung gewesen, sie zu zerstreuen. Eine dritte Berathung des Gesetzentwurfes wegen Ueberlassung von Baulichkeiten an die Zoll verwaltung wird ohne Debatte beschlossen. An der Tagesordnung ist der Bericht der Petitions⸗Kommission. Ueber eine Petition, es möge die Versammlung zur Zahlung der rückständigen Zinsen sei tens der spanischen Regierung sich verwenden, wird zur Tagesord nung übergegangen. Der Bericht über den Prozeß Lesurques wird verlagt.
Paris, 14. März. Heute hielt der Präsident der Republik in Gegenwart des Kriegsministers und des Befehlshabers Bara⸗ guay d'Hilliers eine Revue über mehrere Regimenter der Armee von Paris auf dem Marsfelde ab. Man vernahm diesmal keine Ausrufungen von den Truppen, und die Zahl der Zuschauer war gering. Gestern Mittags empfing Marschall Exelmans aus den Händen des Präsidenten der Republik das Zeichen sriner neuen Würde, den Marschallsstab.
Man spricht heute wieder von einer Minister⸗Combination Odi⸗ lon Barrot, Passy, Chasseloup Laubat, Quetin Bauchard und Dronyn de Lhuys.
Der frühere sardinische Finanz⸗Minister Gallina ist gestern hier angekommen. Er soll den Grafen Pralormo in dem hiesigen Gesandtschaftsposten ersetzen.
Ueber den gestern von der Kommission für das Nationalgarde⸗ gesetz gefaßten Beschluß äußert sich ein Abendjournal: „In der gegen⸗ wärtigen politischen Lage hat die Kommission wohl nicht das Gewicht eines solchen von der National⸗Versammlung aufgestellten Präze⸗ denzfalles erwogen. Das gegenwärtige Nationalgardegesetz setzt die Dauer der Functionen der Ofsiziere auf drei Jahre fest. Sind die Parteien der Majorität unklug genug, gegen die Gesetzlichkeit sie zu verlängern, welche Kraft könnte sie eines Tages der Prorogation gleichfalls vom Volke ausgehender, gleichfalls begränzter Gewalten, der Präsidentschafts⸗Verlängerung, entgegen setzen.“ Das bonapar⸗ tistissche Pays bemerkt hierzu in einem Artikel aus der Feder seines Hauptredacteurs: „Bei diesem Anlasse ist die Bemerkung am Platze, daß nur die Feinde Louis Napoleon's das Gerücht beglaubigt und
wverbreitet haben, seine Gewalten könnten durch ein parlamentari⸗
sches Votum verlängert werden. Louis Napoleon hat seine Macht von Frankreich. Frankreich allein kann sie verlängern, erneuern und ausdehnen. Die National⸗Versammlung hat sich einzig nur mit Revision der Verfassung, welche die nationalen Freiheiten fes⸗ selt, zu befassen. „Eine offizielle Mittheilung widerlegt die Nachricht mehrerer Journagle, es habe die Regierung der Nationalgarde⸗Kom⸗
mission noch nicht alle erforderlichen Dokumente zur Verfügung gestellt. 1 185. 8
führlichere Berichte und Zeitungen mit.
Bewohner der Avenue Marigny am Elysee fordern heute die Regierung auf, in dieser Gegend die Ruhe wiederherzustellen. Sie beklagen sich, daß täglich ein Kommando von 150 Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten Dezember daselbst stationire, welche mit 1 Fr. 50 Cent. besoldet werde, den Präsidenten der Republik bei seinen Spazierfahrten mit dem Ruf: Es lebe der Kaiser! zu em⸗ pfangen, und friedliche Vorübergehende, welche in den Ruf nicht einstimmen wollten, mit Thätlichkeiten bedrohten, ohne daß die zahl⸗ reich aufgestellten Stadt⸗Sergeanten sie daran behinderten. Die Gesellschaft des zehnten Dezember soll unter dem Namen „Hor⸗ tensia“ wieder ans Licht treten.
Die Kommission für Armee⸗Rekrutirung hat heute im Prinzip die Idee des Generals Lamoricière, daß von Staats wegen für die Stellvertretung gesorgt werden solle, angenommen, um den mit den Stellvertretern von Privatleuten betriebenen betrügerischen Men⸗ schenhandel zu beseitigen.
Im Messager de l'Assemblee liest man: „In der Na⸗ tional⸗Versammlung ging heute das Gerücht, Fould, Rouher und einige ihrer gleichgesinnten Kollegen hätten das Eigenthum des Journals Le Pays an sich gebracht, um dem allzulangen Still⸗ schweigen des Constitutionnel abzuhelfen.
Der aus den Zeiten der römischen Republik bekannte Pater Ventura predigt jeden Sonntag in der hiesigen Kirche de l'As⸗ somption.
Folgendes ist der Text der von den pariser Studirenden gegen die Suspension Michelet's übergebenen Protestaton: „An die Buürger Volksvertreter. Die Zöglinge der Schulen. Bürger! Durch die Suspendirung Michelet's ist die Gedankenfreiheit verletzt worden. Wir Unterzeichnete, Zöglinge der Schulen, appelliren von dieser willkürlichen Verfügung an die souveraine Versammlung der Volks⸗ vertreter und protestiren.“ Folgen die Unterschriften.
Der Redacteur der Gazette de France, Lourdoneix, ist nach Privas, wo er am 20sten wegen Theilnahme an einer gehei⸗ men legitimistischen Gesellschaft zu erscheinen hat, abgereist.
Nach der medizinischen Zeitschrift Union medicale sind ge⸗ genwärtig in Paris dreimalhunderttausend Menschen mehr oder weniger von der Grippe befallen.
Der Repräsentaut Daniel Rey (Drome) hat den Antrag ein⸗ gebracht, die Steuer der 45 Centimes durch eine Steuer auf das bewegliche Vermögen einzubringen. Heute erklärt ein Hauseigen⸗ thümer der Rue Blanche, daß er in keinem Falle die Wiedererstat⸗ tung seines Steuerbeitrages von 300 Franken annehmen werde und nicht ohne Gesinnungsgenossen in seinem Bezirk stehe.
Die englische Kommission für die Industrie⸗ Ausstellung hat Frankreich den größten Theil des anfangs zugestandenen, später entzogenen Raumes zurückgegeben. Auf diesen 2300 Quadrat⸗ Metern werden die französischen Maschinen aufgestellt werden.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 13. März. Nach Ueberreichung einer klei⸗ nen Anzahl Petitionen gegen die „päpstlichen Uebergriffe“ aus einer Landstadt in Gloucestershire um Vertreibung der Jesuiten und aus Blackburn um eine Aenderung in den Patentgesetzen beantragte der Graf von Carlisle die zweite Lesung der Bill uber Regulirung des Arsenikverkaufs, welche verordne, daß Niemand Arsenik verkau⸗
fen dürfe, ohne in einem besonders dazu bestimmten Rechnungs⸗ 1 8 L
buch jedesmal die verkaufte Quantität, den Zweck, zu dem das Gift angeblich verlangt würde, so wie Namen und Adresse des Käufers einzutragen. Der Antrag wurde angenommen, worauf Lord Brougham auf einen mit der Einkommensteuer⸗Erhebung ver⸗ bundenen schweren Uebelstand aufmerksam machte; er habe Bei⸗ spiele und Beweise, daß die Ausweisungen des Steueramts über das Einkommen und Vermögen von Handelsleuten durch die Nach⸗ lässigkeit der Steuerbeamten in unrechte Hände kämen, was dem Interesse der Betheiligten wesentlichen Schaden zufügen könne. (Hört!) Marquis von Lansdowne hielt diese Beschwerde fur gerechtfertigt und verdrießlich. Leider habe die Steuer einen noth⸗ wendig inquisitorischen Charakter, der durch die geringste Nachlässig⸗ keit in der Aufbewahrung der Ausweisungen oder Tabellen verschlimmert werden müsse. Er sei jedoch überzeugt, die angeführten Beispiele seien nur Ausnahmefälle, die Beamten würden übrigens zu größerer Sorgsam⸗ keit ermahnt werden, bis der glückliche Tag erscheine, wo im Un⸗ terhaus die endliche Abschaffung der Steuer werde beantragt wer⸗ den können, (Lord Brougham: Wenn wirs erleben!), und dann werde er mit Freuden verlangen, daß alle auf die Steuer bezüg⸗ lichen Papiere ins Feuer geworfen würden. Auf Lord Wharn⸗ cliffe's Antrag wurde ein Ausweis über die ausländischen Schiffe, die seit den Aenderungen in der Kauffahrtei⸗Marine⸗Akte als britische Schiffe zugelassen wurden, angeordnet, und das Haus ver⸗ tagte sich Abends um 6 Uhr.
Unterhaus. Sitzung vom 13. März. Als der Minister um 4 Uhr Nachmittags seinen Sitz einnahm, waren keine 40 Mit⸗ glieder anwesend, so daß die Sitzung vertagt werden mußte. Lord John Russell hatte seine Juden⸗Emancipattons⸗Bill einbringen wollen, die er schon dreimal angekündigt, ohne sie wirklich vor⸗ zulegen.
Lonvon, 14. März. Das Dampfschiff „Bosporus“, welches gestern vom Cay in Plymouth eintraf, brachte endlich einige aus⸗ fül Der „Bosporus“ hatte das Cap am 2. Februar verlassen. Am 2. Februar war der Ober⸗ Befehlshaber der englischen Truppen, Sir Harry Smith, noch in Williams⸗Town und hatte daselbst eine Streitmacht von ungefähr 5000 Mann um sich versammelt, darunter zum größten Theil Frei⸗ willige und Hottentotten, welche treu geblieben waren. Die Furcht, daß die beiden wichtigen Forts White und Cox den Kaffern in die Hände fallen dürften, war geschwunden, denn Sir H. Smith schien nun in die Lage versetzt, sie mit dem Fort Hare in Communication zu bringen und ihnen die nöthige Verproviantirung zukommen zu lassen. In Captown und Grahamstown selbst war nicht ein einzi⸗ ger englischer Soldat, da Alle ins Innere des insurgirten Landes detaschirt waren. Seit dem 8. Januar war übrigens nur Ein Zu⸗ sammenssoß von größerer Bedeutung vorgekommen. Es war dies der Angriff der Kaffern auf das Fort Hare und die Stadt Alice. Alle englischen Nachrichten stimmen zwar darin überein, daß die An⸗ greifenden mit bedeutendem Verluste zurückgeschlagen wurden; die Capzeitungen und auch die offiziellen Bülletins verschweigen jedoch nicht, daß die wilden Horden sehr gut geführt wurden und sich mit großer Tapferkeit geschlagen haben. In dem einen Punkte stim⸗ men ferner alle Berichte überein, daß der englische Kommandant sich noch nicht für stark genug hält, in einer größeren Ausdeh⸗ nung angreifend vorzurücken, während man, wie es in dem Be⸗ richt der Times heißt, auf dem Cap mit Zuversicht hofft, daß Sir Harry Smith mit den ihm gegenwärtig zu Gebot stehenden Streitkräften im Stande sein werde, den Krieg in drei, vier, läng⸗ stens sechs Monaten zu beendigen. Der Ausbruch des wilden Kam⸗ pfes soll vorzüglich durch den Kaffern⸗Propheten Umlangeni und seinesgleichen veranlaßt worden sein. Er hatte dem Häuptling San⸗ dilli die Versicherung gegeben, daß die britischen Flintenkugeln wie Wasser zerfließen würden, daß die Engländer selbst in Schweine,
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dagegen die Bäume in Kaffern würden verwandelt werden, so daß es ein Kinderspiel sein werde, die Weißen im Süden Afri⸗ ka's zu vertilgen. Diese Prophezeihungen verloren natürlich ihren Glauben, als die ersten Leute Santilli's von den englischen Kugeln niedergestreckt wurden. Der Prophet aber schiebt jetzt die Schuld auf seine Landsleute, weil sie, gegen seinen aus⸗ drücklichen Befehl, zuerst geschossen hätten. Als der „Bosporus“ vom Cap abging, war in der Kolonie Alles ruhig, sogar die großen Viehheerden weideten wie im tiefsten Frieden in der Nähe des feind⸗ lichen Reviers, ohne daß man von Räubereien oder Angriffen hörte. Aber gerade diese Ruhe im feindlichen Lager ist den Kolo⸗ nisten, wie man aus den Cap⸗Zeitungen ersieht, sehr unheimlich. Sie kennen ihre Gegner, und die Furcht ist allgemein, daß sich im Kaffernlager ein großer, kühner Streich vorbereite. So lange die Hottentotten sich nicht in Masse mit den Kaffern verbinden, glaubt man allerdings dem Feinde mit den disponiblen Truppen die Spitze bieten zu können. Aber wenn einerseits ein solcher Bund, der alten historischen Feindschaft beider Stämme zufolge, für nicht sehr wahrscheinlich gehalten wird, so gestehen andererseits die offi⸗ ziellen Berichte zu, daß bei dem Angriff auf Beaufort, Hottentotten in den Reihen der Kaffern gegen die englischen Truppen fochten.
Nach einem auf den Antrag Nendegate's veröffentlichten offi⸗ ziellen Ausweis beträgt die Anzahl antipäpstlicher Adressen, die seit der Ernennung Dr. Wiseman's zum Erzbischof von Westminster an die Königin gelangt sind, 3145, die Anzahl der Unterschriften 1,006,708; außerdem erhielt Ihre Majestät zwei katholische Adres⸗ sen, zum Ausdruck der Treue und Loyalität der Katholiken Eng⸗ lands, mit 255,691 Unterschriften.
In Liverpool fand vorgestern eine Versammlung von 3000 bis 4000 Katholiken, meist Arbeitern, gegen die Titel⸗Bill statt. Es wurde eine Petition ans Parlament angenommen und den 65 Mit⸗ gliedern, die gegen Lord J. Russell's Bill gestimmt, der Dank der Versammlung votirt.
In Limerik bildet sich eine permanente katholische Association zum Schutz unbeschränkter Kutusfreiheit und „zur Verwendung der Einnahmen der sogenannten Staatskirche für weltliche Zwecke.“ Der Erzdechant Hamilton in Dublin macht den Pfarrkindern von St. Mary, St. Thomas und St. George bekannt, daß auf den Befehl des Erzbischofs am kommenden Sonntag an der Kathedralthüre keine andere als die gewöhnliche Geldsammlung zu kirchlichen Zwecken stattfinden wird; diejenigen, welche zum Besten der projektirten katholischen Uni⸗ versität beisteuern wollen, möchten ihre Beiträge ihm (Hamilton) einsen⸗ den. Ein anderer katholischer Geistlicher, Dr. Derry von Clonfort, klagt in seinem Fasten⸗Hirtenbrief über die ministeriell gesinnten Katho⸗ liken, die zum Besten der künftigen Universität bisher keinen Heller beigetragen hätten, „diejenigen, welche von dem Exil und den Entbeh⸗ rungen des heiligen Vaters nicht gerührt werden, welche keine Neigung zeigten, der verfolgungssüchtigen Maßregel ihrer politischen Gönner zu dem eingestandenen Zweckder Vernichtung der katholischen Hierarchie Widerstand zu leisten, welche selbst nie eine vollständige katholische Erziehung erhalten oder die Lehren derselben in den Hallen der protestantischen Universitäten verlernt hätten“, das seien die Leute, welche auch gegen das Universitätsprojekt die kälteste Gleichgültigkeit an den Tag legten; aber die katholische Universitaäͤt werde, trotz ihrer Lauheit oder Feindseligkeit, gegründet werden. Kommenden Sonntag soll in allen Kirchen Dublins zum Besten der projektirten exklusiv ka⸗ tholischen Universität gesammelt werden. Es ist aber herausgekommen, daß die Geldsammlung nicht auf Befehl oder mit der Sanction des katho⸗ lischen Erzbischofs Dr. Murray angeordnet ist. Der letztere erklärt dieses Gerücht durch ein im Freeman veröffentlichtes Schreiben ausdrücklich für unwahr. In einem anderen Schreiben an den Erz⸗ dechant Hamilton erklärt Dr. Murray, daß er das Universitätsprojekt für kaum ausführbar halte und es daher nicht über sein Gewissen habe bringen können, von dem armen Arbeiter, Tagelöhner oder Krämer zum Besten eines solchen Projekts einen Beitrag zu verlangen.
Die deutschen Flüchtlinge in London hatten gestern Abend ein Bankett veranstaltet, an welchem Polen, Italiener, Ungarn und Engländer theilnahmen und wobei unter anderen Rednern auch Kinkel, Mazzini, Ruge, Tausenau, Ronge, Frank und der Chartist Harney auftraten. Es wurde beschlossen, die gehaltenen Reden in Tausenden von Abdrücken über ganz Deutschland zu verbreiten. Saal und Galerie waren gedrückt voll. Die einzige Decoration war eine hinter dem Stuhle des Präsidenten (Haug von Wien) angebrachte schwarze Drapperie, darauf mit rothen Buchstaben der Name Robert Blum's. Es waren auch an hundert Frauen zuge⸗ gen. Zur Sicherheit war ein Polizeimann vor dem Versammlungs⸗ Lokal postirt
Die nordamerikanische Fregatte „St. Lawrence“ mit sämmt⸗ lichen Beiträgen der Vereinigten Staaten für die Ausstellung ist gestern in Southampton eingetroffen. Sie bringt eine größere An⸗ zahl Artikel, als man erwartet hatte. Es hatten sich naͤmlich im Ganzen nur 500 Aussteller angemeldet, und nun sind beinahe 2000 Verpackungen angelangt. Das Verzeichniß derselben nimmt drei eng gedruckte Spalten des New⸗York⸗Herald ein. Merkwürdig ist ein Stück Zinkerz von 16,400 Pfd. Gewicht, wahrscheinlich der größte Zinkblock, der bis auf den heutigen Tag produzirt wurde. Die Fre⸗ gatte hat den Auftrag, sobald sie ausgeladen ist, die sterblichen Ueberreste des berühmten Commodore Paul Jones, die bisher in Paris ruhten, an Bord zu nehmen und nach Amerika zu führen. Der Verstorbene war erster republikanischer See⸗Capitain unter Washington. Die Amerikaner sind fest entschlossen, im nächsten Jahre in New⸗York eine große Welt⸗Industrie⸗Ausstellung nach dem Muster der lon⸗ doner zu machen. Es hat sich zu diesem Zwecke eine Gesellschaft von Kapitalisten gebildet, die das Gebäude im Hydepark ankaufen wollen. Die Königin Pomareh von Otaheiti hat, ohne vorher um eine Platzanweisung im Glaspalast angesucht zu haben, plötzlich auch eine verschlossene Kiste an das Ausstellungs⸗Comité in London gesandt. Man hofft, daß die Sendung noch einen Platz im Hyde⸗ park finden werde; was die geheimnißvolle Kiste enthält, daruͤber lassen die Zeitungen nichts verlauten; man glaubt, mehr Natur⸗ produkte als Fabrikate.
Die Kosten der in diesem Jahr vorzunehmenden Volkszählung sind auf 110,000 Pfd. veranschlagt und sollen aus dem Staatsschatz, statt wie bisher aus den Lokalabgaben, bestritten werden. Vor dem Anfang dieses Jahrhunderts war die Volkszählung eine in England unerhörte und unbekannte Maßregel, noch jetzt sträuben sich dawi⸗ der Sitte und Gewohnheit einigermaßen. Fünfmal hat in diesem Jahrhundert der Census stattgefunden; der bevorstehende wird der vollständigste und rationellste sein, den man bisher in Großbrita⸗ nien kannte.
Der übliche Ausweis über die Eisenbahnen Großbritaniens für dieses Jahr ist so eben gedruckt worden. Die Gesammtzahl der auf allen fertigen und projektirten Eisenbahnen des vereinigten Kö⸗ nigreichs beschaͤftigten Personen war im vorigen Jahre 159,784; nämlich 114,013 in England und Wales; 18,494 in Irland und 27,277 in Schottland. Die Länge der eröffneten Bahnen im gan⸗ zen vereinigten Königreich betrug 5447; der im Bau begriffenen 1504 und ver noch nicht in Angriff genommenen Bahnen 5132, die Gesammtlänge der autorisirten Bahnen 12,083 englische Meilen.
Das Schrauben⸗Dampfschiff „Arabian“ von 800 Tonnen Ge⸗
halt und 130 Pferdekraft ist in der unerhört kurzen Frist von Wochen fertig geworden. Am 12. Dezember 1850 wurde der Bau begonnen, am 3. Februar 1851 wurde das Fahrzeug vom Stapel gelassen, und am 28. Februar war es vollständig seefertig. „Arabian“ ist 200 Fuß lang, 26 breit und 17 tief. Die Schraube hat 11 Fuß im Durchmesser. Napier in Liverpool gebaut und wird im Dienst der glasgow⸗ un liverpooler Schifffahrts⸗Compagnie zugleich mit dem „Grecian“ regelmäßige Fahrten nach Konstantinopel machen. Zur Fahrt von Greennock nach Liverpool brauchte der „Arabian“ jüngst nicht mehr als 16 Stunden.
Die Times macht die Handelswelt darauf aufmerksam, daß Briefe nach Oesterreich und den hinter Oesterreich liegenden Län⸗ dern sehr schnell befördert werden, wenn man sie über Ostende und Wien adressire, indem die Eisenbahnen von Belgien, Deutschland und Oesterreich jetzt vollständig ineinandergreifen; Briefe nach Kon⸗ stantinopel, wenn sie am Dienstag nach Wien gelangten, seien schon einmal binnen 12 Tagen an ihre Adresse gelangt. Gleiche Ge
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schwindigkeit könne nicht immer verbürgt werden, aber sicher sei die
Route über Oesterreich während des größeren Theils im Jahr kür zer als alle andere Routen nach dem Orient.
Die Zins⸗ und anderen Schulden, die auf der von John O' Connell aufgegebenen Conciliatiosshalle haften, sollen nicht gan 100 Pfd. ausmachen. Am 20sten findet eine Versammlung in Dub⸗ lin statt, um das Gebände als Versammlungsort für die Zweck irgend eines anderen Vereins zu pachten.
Die Jewish Chroniele widerlegt heute das vom Stan⸗ dard gebrachte Gerücht von dem Uebertritt des Baron Lionel
Rothschild zum Christenthum. Bei einer Versammlung der großen Jury in Galway wurde
ein Brief aus Amerika vorgelesen, worin aus angeblich bester Quelle
die Nachricht mitgetheilt wurde, daß man in Washington geneigt sei, die Errichtung einer Dampfschifffahrts⸗Verbindung mit Gal⸗ way (als Paketstation) zu begünstigen; im Fall der rechtzeitigen Vollendung der Dublin⸗Galway⸗Eisenbahn im nächsten Dezember würde sogar ein darauf bezüglicher Antrag im Kongreß gestellt werden. Der Briefschreiber bemerkt: „Ich betrachte das Projekt, Galway zur europäisch⸗transatlantischen Paketstation zu machen, und unser Projekt einer europäisch⸗ und nordamerikanischen Eisen⸗ bahn, als Theile eines und desselben großen nationalen Unter⸗ nehmens.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. März. Der Russische Invalide veröffentlicht nachstehenden von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großfürsten Thronfolger als Ober⸗Chef der Militair⸗Lehr⸗Anstalten am 17. Februar an diese Anstalten er⸗ lassenen Tagesbefehl: „Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfurstin Katharina Michailowna hat gestern an ihrem Vermählungstage folgenden Wunsch zu erkengen zu geben geruht: „„Die tiefe Erkennilichkeit (das sind die Worte Ihrer Hoheit), welche in Mir der allseitige Ausdruck der aufrichtigen und rüh⸗ renden, dem Andenken Meines geliebten Vaters geweihten Gefühle erregt, einem Andenken, das so heilig in den Militair⸗ Lehranstalten bewahrt wird, und der herbe Schmerz, Waise zu sein, den Ich selbst empfunden, haben in Meinem Herzen den Wunsch erzeugt, zum Gerächtnisse an den erhabenen Verstorbenen beständig einen Pensionair in der Michailowschen Artillerie⸗Schule auf Meine Kosten zu unterhalten. Ich möchte den Tag Meiner Vermählung dadurch heiligen, daß Ich das Loos, wenn auch nur einer Waise, deren Schmerz Ich so vollkommen begreife, sicherstelle, und dadurch zugleich beweisen, wie angenehm es Mir ist, ein Andenken an Mei⸗ nen theuren Vater mit den Gefühlen zu verbinden, die er in den Herzen der Zöglinge der Militair⸗Lehranstalten zurückgelassen hat.““ Se. Maiestät der Kaiser hat mit besonderem Vergnügen zu dem Anerbieten Ihrer Hoheit seine Genehmigung ertheilt. Durchdrungen von tiefer Verehrung für das Gedaͤchtniß des für immer un⸗ vergeßlichen erhabenen Wohlthaäters der Milttair⸗Lehran⸗ stalten und die Gefühle der Frau Großfürstin Katha⸗ rina Michailowna vollkommen theilend, bringe Ich Vorstehen⸗ des zur Kenntniß der Militair⸗Lehranstalten, die vormals unter der Leitung des Großfursten Michael Pawlowitsch standen und Mir gegenwärtig Allerhöchst anvertraut sind. Ich befehle, daß dieser Tagesbefehl in sämmtlichen Compagnieen, Schwadronen und der Batterie vorgelesen und in allen Lehranstalten ein Gebet ge⸗ halten werde für ein langes und glückliches Ehebündniß Ihrer Kai⸗ serlichen Hoheit. Die Michailowsche Artillerieschule ist beauftragt, den Willen Ihrer Kaiserlichen Hoheit in Ausführung zu bringen. (gez.) General⸗Adjutant Alexander.“
Schweiz. Bern, 12. März. Die Berner Ztg. bringt folgendes am 6. März erlassene Kreisschreiben des Bundesraths an sämmtliche Stände: „Der schweizerische Konsul in Genua meldet mit Depesche vom 1. Januar l. J., es scheine seit einiger Zeit, daß in der Schweiz Mannschaft geworben werde, welche für den päpst⸗ lichen Dienst bestimmt ist, wenigstens sei es auffallend, wie besonders aus den Kantonen Luzern, Solothurn, Schwyz, Zug, Unterwalden und Graubündten vor einiger Zeit immer partieenweise junge, kräftige Leute über Genua nach Rom reisten, angeblich um ein Handwerk daselbst zu treiben. Da aber mehrere derselben ein Gewerbe treiben, in welchem sie in Rom gar keine Beschäftigung finden können, wie Senne, so sei der Verdacht, daß sie für den Militairdienst be⸗ stimmt, um so mehr gerechtfertigt, als die Betreffenden, die mit dem schweizerischen Konsulate in Berührung kommen, Pässe vorwei⸗ sen, welche von der päpstlichen Nunziatur in Luzern gratis visirt worden, und als dieselben überdies alle reichlich und keinesweges handwerksburschenmäßig mit Reisegeld versehen waren. Unterm 26. v. M. berichtet der Konsul, die Reisläuferei nach Rom habe zwar in letzter Zeit etwas abgenommen, hingegen werde in Genuag, an den Gränzen und, wie es scheine, im Kanton Tessin selbst bedeu⸗ tend für die italienische Legion in Montevideo geworben, und es lassen sich tessinische Bürger schaarenweise verlocken, daselbst ihrem gewissen Verderben entgegenzugehen. Da die Meisten ihre Reise⸗ schriften in Ordnung haben, so habe der Konsul bis dahin nichts Anderes thun können, als die armen Leute zu warnen, was aber bis jetzt bei den Wenigsten etwas gefruchtet habe. Auf diese Mittheilungen hin haben wir Angesichts der von der hohen Bundes⸗Versammlung beschlossenen Ein⸗ stellung der Werbungen und in Betracht, daß die meisten dieser Reisläufer in der Schweiz milizpflichtig sind, sowohl dem Konsul in Genua als den schweizerischen Konsuln in Livorno und Marseille die Weisung zugehen lassen, daß sie in Fällen, wo augenscheinlich Reisläuferei vorliege, das Konsulatsvisa zur Weiterreise 2e der und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Betreffenden “ S Neapel oder Montevideo angeworben, indem in “ 8v fremden Werbungen verboten sind. b “ lungen “ 29 eg 8 geben wir Ihnen von dee Feitern de Konsuln in Genua, Livorno und Mar⸗
s Weisungen an die 1b e Weisung g Frind hae m Ueagean und richten hierbei an Sie, getreue, liebe
Eidgenossen, gleichzeitig die Einladung, die Lesgeh g snps
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Nachrichten aus ne 8 88
Das Schiff ist von Herrn .