1851 / 89 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Nachdem der Herr landesherrliche Kommissär, Geheime Konfe⸗ renzrath Graf Reventlow⸗Criminil, den gegen die Annahme der in den Jahren 1848

Kassenscheine in den öffentlichen Kassen anfangs erhobenen Wider⸗ spruch in Folge eines zur Kunde der obersten Civilbehörde für Hol⸗

stein gebrachten Allerhöͤchsten Reskripts vom 4. Februar d. J. je⸗ doch unter der Voraussetzung fallen lassen zu wollen erklärt hat, daß die gegenwärtige Form der Kassenscheine abgeändert werde, und nachdem darauf zufolge Schreibens des genannten Herrn Kom⸗ missärs das für die bei der demnächstigen Einwechselung der Kassenscheine neu auszugebenden Scheine in Vorschlag gebrachte Formular, welches also lautet: 8 „(10) Mark Courant. 1“ Diese Anweisung auf (Zehn) Mark Courant ist mit Genehmigung

und 1850 emittirten schleswig⸗holsteinischen

Loosungs⸗Pflicht sich betheiligt haben,

Sr. Majestät des Königs von Dänemark, Herzogs zu⸗ Schles⸗ wig, Holstein und Lauenburg ꝛc., von der obersten Civilbehörde für Holstein zur Einwechselung eines gleichen Betrages von den in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleswig⸗holsteinischen Kassenscheinen verwendet und wird bis zu ihrer demnächstigen Ein⸗ lösung in allen öffentlichen Kassen des Herzogthums Holstein als vollgültige Zahlung angenommen. 1 Die oberste Civilbehörde für Holstein.

8 Kiel, den 1851.2

durch Allerhöchstes Reskript vom 16. März d. J. genehmigt wor⸗ den ist, bringt die oberste Civil⸗Behörde für Holstein solches mit dem Hinzufügen zur öͤffentlichen Kunde, daß mit dem vorstehend angegebenen Formular übereinstimmende Anweisungen werden ange⸗ fertigt und nach näherer demnächstiger Bekanntmachung zur Ein⸗ wechselung der in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleswig⸗ holsteinischen Kassenscheine verwendet werden. Kiel, den 24. März 1851. Die oberste Civil⸗Behörde. Adolph Blome. Prehn. W. Lesser.

Oldenburg. Oldenburg, 24. März. (B. H.) Dem Landtage wurden heute mehrere Schreiben der Regterung vorgelegt, darunter auch eines das Budget betreffend. In demselben äußert sich die Regierung über das Militair⸗Budget also: „Was sodann das Militatr⸗Budget anbetrifft, so habe die Staatsregierung, ob⸗ gleich die verbindliche Kraft der Reichsbeschlüsse fortwährend aner⸗ kannt werde, in abwartender Stellung zwar auf den Anderthalb⸗ Prozentsatz herabgehen, aus demselben Grunde aber das Reiter⸗ Kontingent nicht ganz wieder eingehen lassen können. Abweichende Ansichten in Auslegung der Bundes⸗Kriegsverfassung erklärten siche leicht daraus, daß der Landtag mehr das finanzielle Interesse im Auge habe, die Staatsregierung die Verpflichtungen gegen den Bund wahre. Im Provisorium glaube indeß die Staatsregierung nicht auf Alles bestehen zu müssen, was sie für das Richtige halte. Eine Möglichkeit zur Verständigung erblicke sie darin, daß beider⸗ seits die Prinzipienfragen bei Seite gelegt würden, ohne Verzicht auf das Recht, darauf zurückzukommen. Unter dieser Bedingung und ohne also die Motive der Landtagsbeschlüsse anzuerkennen, sei sie bereit, alle jene Beschlüsse anzunehmen, wenn die bewilligte Ge⸗ sammtsumme von 248,000 Rthlr. auf die Summe von 274,000 Rthlr. erhöht werde.“

Hamburg. Hamvburg, 27. März. (B. H.) Die der Bür⸗ gerschaft heute vorgelegten Senals⸗Propositionen sind unter Anderem folgende: Nichtwiederbesetzung der erledigten Burgermeisterstelle, ver⸗ änderte Einrichtung des Obergerichtssjund Wahl eineszaußerordentlichen Senats⸗Secretairs. Definitive Deckung der bis zum November v. J. aufgelaufenen Einquartierungskosten. Potestivirung der Kammer zur Aufnahme einer Anleihe behufs vorläufiger Deckung der Kosten der Einquartierung der österreichischen Truppen. Prolongation der Feuerkassen⸗Ordnung auf drei Jahre, wobei zu dem F. 2 folgender Zusatz gemacht werden soll: „einem jeden Grund⸗ eigenthümer ist die anderweitige Versicherung seines durch die Ge⸗ neral⸗Feuerkasse ungedeckt bleibenden Risiko's verstattet, wenn der⸗ selbe von solcher anderweitigen Versicherung, vor deren Abschluß, der General⸗Feuerkassen⸗Deputation Anzeige macht, und diese die⸗ selbe als dem Verbote doppelter Versicherung nicht widersprechend, genehmigt. Jedoch hat der Versicherte demnächst nach Abschluß der weiteren Versicherung und spätestens innerhalb vier Wochen nach dem Abschlusse die desfallsige Police der General⸗Feuerkassen⸗De⸗ putation zur Kenntnißnahme vorzulegen.“

Erbgesessene Bürgerschaft genehmigt angetragenermaßen sämmt⸗ liche Propositionen E. E. Raths und nimmt ad 1 mit Dank die bisherigen Mittheilungen E. E. Raths über den Fortgang der Verfassungs⸗Angelegenheit entgegen, dabei den dringenden Wunsch aussprechend, daß die Einfuhrung der neuen Verfassung durch ein abgekürztes Verfahren möglichst beschleunigt werde.

116“ 8 3 E 1“

Ausland.

Fraukreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitz

G

vom 26. März. Den Vorsitz führt Daru. Der Antrag wegen Gränzbestimmung wird in zweiter Berathung angenommen. Die Debatte bietet kein Interesse. Die Versammlung beschäftigt sich mit Privatunterhaltung. Der Antrag Rancé's auf Vollendung der Paris-Avignoner Roche wird auf die Tagesordnung von Frei⸗ tag gesetzt. Baze verlangt, es solle der Desmarssche Antrag we⸗ gen Anwendung des neuen Wahlgesetzes auf die Prasidentenwahl auf die Tagesordnung kommen. Faucher bekämpft, Desmars vertheidigt den Antrag. Er wird auf die Tagesordnung von Frei⸗ tag gesetzt. Die Sitzung wird wegen der Aufregung über dieses Votum auf 10 Minuten vertagt. Leon Faucher verlangt, es sollen die verschiedenen Anträge über das neue Wahlgesetz, darun⸗ ter der von Favreau für dessen Anwendung auf Gemeindewahlen, auf die Tagesordnung kommen. Die Versammlung beschließt, es solle davon der Antrag Arnaud's (de ['Ariège) auf Abschaffung des neuen Wahlgesetzes nach dem Antrage von Desmars auf vdie Ta⸗ gesordnung kommen. Die Sitzung wird aufgehoben.

Paris, 26. März. Der Präsident hat das Schreiben, worin der General Mariano Arista ihm seine Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Mexiko anzeigt, erhalten. Der parmesa⸗ nische Gesandte, Baron Antonini, hat dem Präsidenten ein Schreibeen des Herzogs von Parma übergeben, worin ihm dieser die Geburt eines Prinzen anzeigt. 8

Einem gestrigen großen Diner des Polizei⸗Präfekten wohnten der Vice⸗Praͤfident der Republik, der Erzbischof von Paris und fast alle hier anwesenden fremden Diplomaten bei.

Der Unterrichts⸗Minister hat an alle Rektoren ein Cirkular erlassen, die Vorträge über Philosophie und Geschichte strengstens zu überwachen. 1

Die Kommission für das Nationalgardegesetz hat heute Mit⸗ tags den Bericht Riancey's angenommen, der im Laufe der heuti⸗ en Sitzung niedergelegt werden soll. Die Kommission will, der Ansicht des Staatsrathes entgegen, die Kavallerie beibehalten und nur die Artillerie abschaffen.

424 Der Polizeipräfekt hat durch Stadt⸗Sergeanten die Coulissiers, welche in großer Anzahl vor dem Börsengebäude versammelt waren, auseinandertreiben lassen. Auch sind die Polizeiagenten angewiesen, streng darauf zu achten, daß dieselben außer der gesetzlichen Bör⸗ feraes keine Geschäfte an der Börse machen.

Die Kommission für das Gesetz über innere Verwaltung hat eben beschlossen, daß alle jungen Leute, welche an der Militair⸗ von Amts wegen in ihren

Gemeinden als Wähler für die Gemeinderäthe und General⸗Con⸗

eils auf die Listen zu setzen sind.

S ist der Antrag auf Abschaffung der Subventionen für alle pariser Theater zur Sprache gekommen und hat fast gar keinen Widerstand gefunden. Ein Beschluß ist noch nicht gefaßt.

Der Brand in der Pleyelschen Fortepiano⸗Fabrik ist gestern Abend noch gedämpft worden. Der Konzertsaal ist unverletzt.

Chavoix hat seinen Antrag auf Wiedererstattung der Steuer der 45 Ct. durch 3proz. und 5proz. Rente für jetzt zurückgezogen, will ihn aber bei der Budgetdebatte wieder einbringen.

Der Präsident der Republik hat gestern in Begleitung seines Adjutanten, des Generals Roguet und des Seine⸗Präfekten mehrere Werkstätten besucht.

Der Geschäftsführer des Moniteur du soir ist wegen Ver⸗ leumdung des pariser Advokaten Legouvel zu 200 Franken Strafe und 500 Franken Schadenersatz verurtheilt worden.

Die Seine steigt fortwährend in Folge heftiger Regengüsse. Bereits stehen die Ausladeplätze am Ufer unter Wasser.

Im Laufe des letzten Vierteljahres sind bei der National⸗Ver⸗ sammlung nicht weniger als 2500 Petitionen eingelaufen.

Die Marine-Untersuchungs⸗Kommission hat sich heute mit der Central⸗ und Hafen⸗Direction beschäftigt, die sie bedeutend modifi⸗ ziren wird.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 25. März. Es entspann sich eine kurze De⸗ batte zwischen dem Bischof von Oxford und Graf Grey über die Stellung der Staatskirche in den Kolonieen; der Letztere gab zu, daß mannigfache und gegründete Beschwerden von Seiten des anglikanischen Klerus der Kolonieen eingelaufen seien, aber keine, die sich nicht auf dem Wege der Kolonial⸗Gesetzgebung abhelfen ließen; übrigens müsse erst eine sorgfältige Untersuchung der kirch⸗ lichen Zustände in den verschiedenen Kolonieen angestellt werden.

Unterhaus. Sitzung vom 24. März. Gegen die zweite Lesung der Titel⸗Bill sprachen bei Eröffnung der heutigen Debatte die Herren Fagan und Smythe; jener wiederholte das Argu⸗ ment, daß die Autorität des Papstes und seiner Hierarchie sich auf rein geistliche Angelegenheiten beschränke; dieser bemerkte, er könnte nicht begreifen, warum man in den Kolonieen, je nach ihrem Ur⸗ sprung, französische, holländische oder spanische Gesetze bestehen lasse, den englischen Katholiken aber nicht erlauben wolle, unter katholischen Gesetzen zu leben. Der Gedanke, eine christliche Ein⸗ heit in England durch die Kraft des Gesetzes herzustellen, sei ein eben so leerer Traum, wie die Idee politischer Einheit in Italien. Herr Monckton Milnes tadelte diejenigen, welche die vorlie⸗ gende Bill verwürfen, ohne eine bessere vorzulegen. Die Noth⸗ wendigkeit der Bill müsse man als sich von selbst verstehend anneh⸗ men, und sie sei verständigerweise gegen die hierarchischen Titel vorzugsweise gerichtet, da diese Titel den wesentlichen In⸗ halt des päpstlichen Aktes bildeten. Herr Savdleir, der gegen die Bill sprach, stellte die Ansicht auf, daß die von Pius IX. eingeführte Hierarchie nichts als eine Maß⸗ regel zum Schutz der englischen Katholiken gegen den Despotismus schlechter Päpste sei; die früheren apostolischen Vikare seien die blo⸗ ßen Geschöpfe des heiligen Stuhles gewesen, während die jetzige hierarische Verfassung den Katholiken Englands eine würdige Un⸗ abhängigkeit gewährleiste. Schließlich vertheidigte er die Synode von Thurles gegen die Angriffe Lord J. Russel's. Dagegen stimmte für die Bill Herr H. Berkeley und lobte Lord J. Rus⸗ sel's Mittelweg zwischen der „Bigotterie“ der Exeter⸗Hall⸗Partei und Sir James Graham's Politik des „Nichtsthuns“. Der Papst habe 10 Jahre lang gewartet, in der Hoffnung, die englische Hoch⸗ kirche werde ihm von selber in den Schooß fallen, bis er, die Ge⸗ duld verlierend, den Baum zu schütteln begonnen, aber nur eine unreife Frucht heruntergebracht habe. An den Hoffnungen des Papstes sei lediglich der Kryptokatholizismus im Schooß der hohen Staatsgeistlichkeit schuld; das Volk werde daher die Bill nicht aus⸗ reichend finden und auf eine Reform der Staatskirche dringen; vor der Hand natürlich unterstütze er die Btll von ganzem Herzen. Sir J. Jenny, der gegen die Bill ist, glaubt, Alles, was der Staat thun könne und solle, sei, die Staatskirche in An⸗ sehen und Achtung zu erhalten. Die Protestanten Irlands, deren materielle Wohlfahrt unter den Folgen dieser Bill leiden werde, sollten sich auf einen schweren und langwierigen Kampf gefaßt machen, wenn die Bill Gesetz würde. Mit dieser Prophezeiung war Sir Grattan ganz einverstanden, er wolle aber, fügte er hinzu, das Kind beim rechten Namen nennen: der zu erwar⸗ tende Kampf heiße Bürgerkrieg. Sir Grantley Berkeley stimmt zwar für die Bill, verdammt aber Drummond's neulichen Ausfall gegen die Katholiken im höchsten Grade. Lord Castlereagh hegt zwar durchaus keine Sympathie für die religiösen Meinungen seiner irländischen Landsleute, rechnet es sich aber zur Ehre, mit ihnen in Reihe und Glied für die Sache der Religionsfreiheit und für Irlands Nationalität zu fechten. Die Bill befriedige England nicht und reize Irland aufs Blut, welches auch mit Recht an der im Unterhaus geführten Sprache Anstoß nehme. Wie wolle man bei dieser Bill Irland regieren? Welcher Katholik würde unter dieser Bill ins Amt treten wollen? Ueber⸗ zeugt, daß die Bill unausführbar oder gefährlich sei, stimme er ge⸗ gen dieselbe. Nachdem noch Herr A. B. Hope gegen die Bill gespro⸗ chen, indem er bemerkte, daß, wenn auch der Papst England beleidigt habe, die Bischöfe, gegen welche die Maßregel gerichtet sei, unschuldig wären, stellte Herr Hobhouse den Antrag auf Vertagung der Debatte. Lord J. Russell erklärte sich dagegen, und es kam zur Abstimmung darüber, wobei die Motion mit 414 gegen 64 Stim⸗ men verworfen wurde. Als jedoch Herr M. O'Connell den Antrag von neuem aufnahm, gab der Premier⸗Minister nach, und es handelte sich nur darum, auf wann die Debatte vertagt werden sollte, bis man nach anderthalbstündiger Diskussion übereinkam, die⸗ selbe Dienstag um 5 Uhr Abends wieder aufzunehmen. Schluß der Sitzung 2 Uhr Morgens.

Unterhaus. Sitzung vom 25. März. Dies war die siebente Nacht, welche ganz der Kirchenfrage gewidmet und in welcher die Diskussion über die zweite Lesung der Titel⸗Bill endlich zum Schluß gebracht wurde. Vorher kam unter anderen Dingen auch Ceylon zur Sprache, und auf eine Anfrage des Herrn Christopher er⸗ klärte der Unterstaatssecretair im Kolonfalcmt, Herr Hawes, daß Sir Emerson Tennent's (Gouverneurs von St. Helena) Anwesen⸗ heit in England lediglich in häuslichen Angelegenheiten ihren Grund

habe und mit der Untersuchung über die ceyloner Vorfälle in keiner

Verbindung stehe. Die Debatte über den auf der Tagesordnun stehenden Gegenstand eröffnete Herr Hobhouse gegen die Titel⸗Bill. Er hatte gestern die Vertagung der Debatte beantragt, um Herrn Dis⸗ raeli und anderen Mitgliedern Gelegenheit zum Sprechen zu geben. Er für seine Person mißbillige alles Gesetzeschmieden über den Gegenstand; er sei der Meinung, daß der Staatskirche viel weniger Gefahr vom Papstthum drohe, als vom Unglauben. Herr Portal hielt seine erste Parlahents⸗Rede, und zwar auch gegen die Bill. Der Angriff Roms sei erstens gegen die kirchlichen Institutionen und

zweitens gegen die zeitlichen Rechte der Krone gerichtet; die Kirche

thue nicht wohl daran, den gefährlichen Schutz des Staates anzu⸗

rufen, den zeitlichen Rechten der Krone aber gewähre die Bill gar

keinen Schutz. Herr J. O'Connell beklagte sich vor Allem über

die Verleumdungen, mit denen das Haus im Laufe der Debatte

den Katholizismus und die Katholiken angegriffen habe, und Herr Lawleß warf Lord J. Russell vor, daß seine Prinzipien in Bezug

auf Irland stets liberal klängen, während seine Maßregeln stets das Gegentheil wären. Herr Muntz machte Sir J. Graham's

meisterhafter Argumentation große Komplimente, konnte sich

aber doch nicht enthalten, für die Bill zu stimmen; ein

Blick auf die Geschichte und auf die gegenwärtige Lage des Kontinents habe ihn mit Grausen vor den politischen Wirkun⸗

gen päpstlicher Herrschaft erfüllt; es gebe nur ein katholisches Land, in welchem die constitutionelle Freiheit geachtet werde, Belgien, und dieses Land sei als Staat erst 20 Jahre alt, habe also kaum Zei

gehabt, die Probe der ersten Kinderkrankheiten zu bestehen. Wer die ruhmreiche englische Verfassung loswerden wolle, möge dem Papst⸗

thum gefällig und zu Willen sein; er wünsche nicht, daß seine Kin⸗ der und Enkel ihm jemals den Vorwurf machen könnten, das Papst⸗ thum gefördert zu haben. Herr Seully und Herr Hume spra⸗ chen gegen die Bill; der Letztere vom Standpunkte unbedingter und unbeschränkter Glaubensfreiheit. Die Bill sei ein Rückschritt, der die Früchte und den Ruhm einer dreißigjährigen liberalen Politik mit einem Schlage vernichte, und davon abgesehen, werde sier nothwen⸗ dig zu Inkonsequenzen und Verwirrung aller Art führen. Man dürfe den Katholiken nicht versagen, was man der schottischen Kirche, den Dissenters und Wesleyanern gestatte. Ueber die praktischen Wirkungen der Bill sei sich Niemand klar. Anders spreche darüber der General⸗Fiskal und anders der General⸗-Prokurator. Das Haus solle sich nicht binden, bevor es den General⸗Prokurator für

Irland über den Gegenstand gehört habe. (Beifall von Seiten der irländischen Opposition.) Sir Freder. Thesiger gab sein Miß⸗ trauen in die protestantische Gesinnung mehrerer Regierungs⸗Mit⸗ glieder zu erkennen. Graf Grey's Begünstigung der katholischen Bischöfe in den Kolonieen sei durch nichts zu rechtfertigen, und das Gesetz gegen die Einbringung päpstlicher Bullen sei nicht so veraltet, daß Lord John Russell die Geltendmachung desselben zu scheuen ge⸗ braucht hätte. Wenn der päpstliche Schritt so unbedeutend und harmlos sei, wie ihn einige Mitglieder darzustellen beliebten, was sollten dann die glühenden und triumphirenden Glückwünschungs⸗ schreiben, die Kardinal Wieseman mit seinen Bischöfen wechsele? Die Bill selbst werde so viel wie eine Null wirken. Jeder Katholik werde den Hierarchen ihre Titel geben, während dieselben sich ein⸗ fach hüten würden, sich als Bischöfe zu unterzeichnen. Indeß nehme er mit der Bill als einem Minimum vorlieb und stimme für die zweite Lesung, um eine Gelegenheit zu haben, bei der Comité⸗Berathung verbessernde Amendements zu stellen. Nach einigen berichtigenden Worten Sir J. Graham's über das Da⸗ tum einer vom Vorredner erwähnten Parlamentsakte erhob sich Herr Gladstone, bedauernd, daß er als Vertreter einer engli⸗ schen Universität mit keinem seiner Kollegen übereinstimmen könne. Nach einer langen Auseinandersetzung, daß es lächerlich sei, von einer völkerrechtlichen Verletzung oder einer Beleidigung der Krone durch den Papst zu reden, in welchem Fall Lord J. Russell eine stärkere Waffe hätte brauchen müssen als seinen Durham⸗Brief, kritisirte er die Bill, über deren Kraft die Synodalthätigkeit des katholischen Klerus zu hindern General⸗Prokurator und Fiskal nicht einig wären. Eben so widersprechende Ansichten herrschten über die ausgelassenen Punkte 2 und 3, so wie über die Wirksamkeit des ersten Punktes der Bill. ichtiger als alles sei die Frage, mit welchem Recht man sich in die geistlichen Angelegenheiten der Katholiken mische. Es sei nicht genug, zu behaupten, daß man die Nothwendigkeit oder den Nutzen der katholischen Hie⸗ rarchie nicht einsehe, und die Katholiken seien nicht verpflichtet, darüber Aufklärung zu geben, sondern die Gegner der katholischen Bischöfe hätten den Beweis zu führen, daß dieselben zu weltlichen Zwecken angestellt seien. Von je her habe es zwei Parteien unter den englischen Katholiken gegeben: eine gemäßigte und eine extreme; jene gerade habe stets die Einsetzung von Bischöfen, die extreme Partei mit den Jesuiten an der Spitze die Beibehaltung der apo⸗ stolischen Vikare verlangt. Man solle die Katholiken durch Aufklä⸗ rung und Duldung zu gewinnen suchen, statt sie durch Mißtrauen und Zwang zu fanatisiren. England solle Rom zeigen, daß es bei seinen toleranten Grundsätzen eben so un⸗ wandelbar und ewig beharre, wie Rom bei seinen in⸗ toleranten Prinzipien. Die Minorität, zu der er stehe,

sei eine kleine, aber die Ueberzeugung ihres guten Rechts stärke

sie in dem ungleichen Kampf gegen die Volksmeinung. Herr Dis⸗ raeli: Weit entfernt, ein machtloser Fürst zu sein, besitze der Papst eine Armee von einer Million Priestern, mit Bischöfen und Erz⸗ bischöfen als Offizieren und Generalen. Sei dies die Macht, die man mit den Wesleyanern oder schottischen Dissenters in eine Linie zu stellen sich erdreiste? Aber, freilich, Herr Gladstone und Ge⸗ nossen meinten mehr, als sie aussprächen. Sie wünschten dem Papstthum Freiheit der Organisation, um nachher auf diesen Grund hin ähnliche synodale Selbstherrschaft für die englische Kirche in Anspruch nehmen zu können. Mit anderen Worten, sie arbeiteten auf die Trennung der Kirche vom Staat hin. An der Bill fand er auszusetzen, daß sie davon ausgehe, Kardinal Wiseman's Auf⸗ treten sei nicht illegal. Das vom Kardinal verletzte Gesetz sei nichts weniger als veraltet; er nenne es Verrath gegen die Freiheiten Eng⸗ lands, ein Gesetz als veraltet zu schmähen, blos weil es alt sei. Fer

ner gebe sich die Bill mit Phrasen statt mit Thatsachen ab un

stelle kein Prinzip auf. Stände er zu Lord J. Russell so, um ih

seinen edlen Freund nennen zu können, so würde er trotz dem we⸗ der seine Politik noch seine Empfindungen schonen. Zum Schluß erhob sich der Redner mit Bitterkeit gegen Sir J. Graham, den er den Konsulats⸗Kandidaten in weißer Toga nannte, und warf

ihm vor, daß er jeden ihm unschmackhaften Gedanken oder Vorschlag

eines Gegners durch Androhung gewaltsamer Heilmittel bekämpfe klagenden Pächtern drohe er mit der Armee, widerspenstigen Wäh lerschaften mit einer neuen Reformbill, den Gegnern des Papstthum mit einer Rebellion in Irland. Er (Disraeli) stimme für di Bill in demselben Sinne wie Sir F. Thesiger. S George Grey, Minister des Innern, sprach noch für Regierungs⸗Maßregel, die Geduld des Hauses war

bereits so erschöpft, daß ein ununterbrochener und lauter Ruf nach

Abstimmung seine Stimme übertönte. Den Grafen von Arunde und Surrey verweigerte der Sprecher das Wort, und die Herrer S. Herbert und P. Howard wurden durch heftigen Lärm von Sei

Man hatte

die Scharfschützen räumten mit ihnen auf.

sich im

zurück.

ten der Ver zum Schweigen gebracht. Bei der Abstim⸗ mung ergaben sich für die zweite Lesung der Vill 438, gegen die Bill 95 Stimmen. Die Ankündigung einer Majorität von 343 Stimmen für die Bill wurde mit lautem Beifall aufgenommen. Lord J. Russell kündigte darauf die Veranschlagungen für die Armee auf kommenden Freitag an; die Comité⸗Berathung der Titel⸗Bill werde er wohl erst auf den Montag nach den Oster⸗ ferien festsetzen können. Das Unterhaus vertagte sich auf Donner⸗ stag, um den Mitgliedern nach der langen Debatte einen Tag der Erholung zu gönnen, denn die Sitzung schloß um 3 ¼ Uhr Morgens.

London, 26. März. Die Königin und Prinz Albrecht ver⸗ ließen gestern mit ihren Kindern und dem ganzen Hofstaate Os⸗ borne und kamen um halb 6 Uhr im Buckingham⸗Palast an. Am 3. April hält Ihre Majestät im St. James⸗Palast einen Cerecle.

Es waren bis gestern im Ganzen 5307 Artikel zur Industrie⸗ Ausstellung hier angekommen; davon aus Oesterreich 106, Honno⸗ ver 9, Hamburg 93, Lübeck 1, Bayern 57, Baden 2, Großherzog⸗ thum Hessen 85, Nassau 14, Preußen 940, Sachsen 135, Württem⸗ berg 97, Frankfurt 21.

Dänemark. Kopenhagen, 26. März. (B. H.) Der König hat gestern sämmtliche Reichstags⸗Mitglieder bei sich zum Mittagsessen gehabt auf Christiansborgschloß, wo der König seit einigen Tagen residirt. Heute werden die Verhandlungen des Reichstags geschlossen werden, ob in der Vormittags⸗ oder Abendsitzung ist, noch nicht bestimmt.

Schweiz. Bern, 25. März. (Ob. P. A. Ztg.) Nach verschiedenen Mittheilungen aus dem Kanton Freiburg war der Aufstandsversuch (s. das gestr. Bl.) keinesweges so unbedeutend, wie es anfangs schien, er hatte vielmehr weite Verzweigung im Lande. Der Plan scheint folgender gewesen zu sein: Carrard mit seinen 70 Mann sollte zum Romontthor hereinziechen, das Zeughaus beim Jesuiten⸗Pensionat nehmen, durch einen Kanonenschuß das Zeichen den in der Umgebung Freiburgs Harrenden geben und, bis diese eingedrungen seien, die Linie von Jaquemard und Ursuliner⸗ Kloster besetzt halten. Wirklich hat man vor dem Murtnerthore 10 Mann mit einer Fahne, beim Bürglenthor 150 Mann und noch anderswo vereinzelte Gruppen von 10 bis 20 Mann in großer Zahl von allen Richtungen auf die Stadt zu marschiren sehen, welche aber, sobald die Thore geschlossen und die eingedrungene Vorwacht abgeschnitten wurde, zerstoben. Carrard rechnete bei seinem auf eine plötzliche Ueberrumpelung berechneten und lheilweise mit tollkühner Energie ausgeführten Plane auf die Sympathieen des auf dem Markte sich befindlichen Landvolks, so wie auf die Unord⸗ nung in der Bürgerwehr und die Bestürzung, welche die Stadt und die Behörden ergreifen werde. Aber an der Besonnenheit der Regierung, dem raschen und kühnen Muth der Bürgerwehr schei⸗ terte das Ganze. Die Bürgerwehr feuerte etwa zwb f Kartätschen⸗ schüsse ab, während nach übereinstimmenden Berichten die Insur⸗ genten nur drei Schüsse aus ihren Kanonen thaten, die aber nicht trafen. Daß sogleich alle Thore geschlossen wurden, machte den geschlagenen Insurgenten die Flucht unmöglich und ver⸗ hinderte das Eindringen des Landvolks. Die Bürgerwehr hat sich durch ihr musterhaftes Benehmen selbst die Achtung ih rer Gegner erworben. Man fand bei den tobdten Insurgenten die bekannte Proclamation vom vorigen Jahr, mit dem französischen Stempel versehen; auch hatten die Aufständischen Brecheisen, Thor⸗ brecher, Schwefelfaden und viele Dinge mitgenommen, die auf ge⸗ fährliche Absichten schließen lassen. Neuere Nachrichten vom Sonn⸗ tag melden, daß die Ruhe seither nicht gestört worden. Neugierige durchzogen die Straßen und drängten sich in das Spital, um die Todten zu sehen. In Waadt rüstete man sich bereits zur Hülfe der freiburger Regierung, in Neuenburg soll die Regierung Truppen aufgeboten haben. 8

Das neueste Bundesblatt enthält ein Reglement für die schwei⸗ zerischen Konsuln nebst Tarif über die von denselben zu erhebenden Gebühren.

Gestern hat das hiesige Obergericht das Freilassungsgesuch des gewesenen Zuchthausdirektors Michel behandelt und beschlossen, den⸗ selben auf Bürgschaft provisorisch der Haft zu entlassen; jedoch wird er in die Stadtgemeinde Bern eingegränzt und ihm Still⸗ schweigen über den Inhalt der Prozedur auferlegt.

Freiburg, 23. März. (Bund.) Ohne daß Jemand eine Ahnung von irgend welchen Ruhestörungen hatte, kam gestern (wie schon erwähnt) plötzlich die Nachricht, daß ein Haufe Bewaffneter durch das Romontthor eingedrungen und sich des Zeughauses beim Pensionat bemächtigt habe. Die Theilnehmer an dem Leichen⸗Be⸗ gängnisse der Frau Perrier⸗Landerset, denen diese Nachricht zuerst zukam, wollten die „Ente“ nicht glauben, allein bald bestätigte sich Alles. Der trauernde; Gatte, Oberst Perrier, warf sich in die Uniform und übernahm das Kommando der Bürgerwehr, die augenblicklich durch Generalmarsch zusammengerufen wurde sichere Kunde, daß sich die Aufrührer mit zwei— geraubten Kanonen beim Jaquemardthurm oben an der Rue de Lausanne aufgestellt hätten, und nun rückte ihnen eine Ab⸗ theilung Bürgerwehr mit ebenfalls zwei Kanonen entgegen, feuerte einige Kartätschenladungen aus ganz naher Entfernung auf sie, wodurch mehrere von der Bedienung des feindlichen Geschützes getödtet wurden, ehe sie einen Schuß abfeuern konnten. Sie hat⸗ ten keine Lunten und wollten mit Schwamm anzünden, allein es

ging nicht, und so nahm die Kolonne Reißaus, besonders als sie

noch von Scharfschützen aus dem Kloster der Ursulinerinnen in der Flanke bedroht wurden. Hinter einer Wagenbarrikade und hinter den Bäumen von Jaquemard leisteten Einzelne Widerstand, allein Es blieben funf oder sechs Mann todt auf dem Platze, und zehn Verwundete besinden Spitale, von denen zwei schon gestern gestorben einem hat man das Bein oberhalb des Knies ab⸗ nehmen müssen. Die Zahl der Gefangenen beläuft sich auf einige 30, worunter 2 Brüder Carrard, deren einer die Sache

aauch diesmal leitete. Die Häuser zuoberst an der Rue de Lausanne tragen die Spuren des Krieges deutlich an sich; eine Menge Fen⸗

sterscheiben sind zertrümmert; jedoch ist beinahe Niemand verwun det worden; man weiß von einem einzigen Bürgergardisten, der leicht gestreift worden, Schüsse durch die Kleider können Mehrere aufweisen. Die Konservativen in der Stadt hielten sich durchaus ruhig, man sah keinen einzigen auf den Straßen, dagegen zeigten

sich auch vor anderen Thoren bewaffnete Bauern, die aber von selbst wieder umkehrten.

Das Zeughaus oben in der Stadt soll sehr schlecht verschlossen gewesen sein, sonst hätte es nicht so schnell geöffnet werden können. Die Aexte ließen indessen deutliche Spuren Die ganze Geschichte ist eben so unerwartet als unsinnig angefangen worden. Die Zahl der Rebellen wird von Nieman⸗ den höher als 100 oder 150 Mann angegeben, die wahrscheinlich ibg wenn sie nur Kanonen im Besitz hätten, so würde ihnen ie ganze Stadt zufallen. Sie täuschten sich sehr; die Regierung fand die kräftigste Stütze an der Bürgerwehr, und nun eilt auf

ihren Ruf das ganze Kontingent in die Stadt. Schon gestern Abend rückten 300 Mann aus dem Bezirke Murten mit 2 Ka⸗ nonen hier ein und sind vom besten Geiste beseelt. Man will end⸗ lich Ruhe schaffen, die Bezirke Romont und Greyerz werden be⸗ setzt werden, und die Untersuchung soll kurz, die Justiz schnell sein. Da der ganze übrige Kanton sehr ruhig ist, so werden keine eidge⸗ nössischen Truppen verlangt. Einer gefälligen Mittheilung entneh⸗ men wir noch Folgendes: Bei Carrard und dessen Bruder fand man Proclamationen an das Volk, wodurch alle seit dem Sonder⸗ bund erlassenen Gesetze als ungültig erklärt, die Regierung aufge⸗ löst, eine neue Regierung eingesetzt, der Landsturm aufgerufen und Jeder ermahnt wurde, das Abzeichen des Sonderbunds, die weiße Binde, am linken Arm, zu tragen. Ferner wurde das ganze Land in Belagerungszustand erklärt und ein Kriegsgericht eingesetzt mit Nennung der Namen. Die Insurgenten sind aus Romont, Rue und Greyerz, dem Hauptsitze der Marilleyschen Umtriebe, gebürtig. (Confederé.) Vor dem Angriff feuerte Carrard seine Leute im Namen der Religion und der heiligen Jungfrau an, das Land von der Regierung, die es unterdrücke, zu befreien. Er soll große Thätigkeit entwickelt haben und mit einem großen Säbel bewaffnet üͤberall zugegen gewesen sein. Bei der Verhaftung wurden ihm zwei Pistolen abgenommen, deren jede mit einem Rosenkranz um⸗ wunden war. Zu Mitgliedern der provisorischen Regierung waren bezeichnet: Ammann, Nikolaus, von Epandes; Gardian, früherer Präfekt von Estavayer; Reynold, Peter, von Nonan; Notar Presset; Rocho de Guin; Altfriedensrichter Carrard, Nikolaus, von Mezieres, und Roulin, Joseph, von Treyvaux. Als General en chek der Trup⸗ pen war Oberst Albiez, als sein erster Adjutant Reynold, Peter, von Nonan bezeichnet. Das provisorische Kriegsgericht, welches berufen war, mit nnbeschränkter Vollmacht sofort und unverzüglich zu functioniren, bis die neue Regierung eingesetzt sein würde, sollte bestehen aus: Piller, Franz; Perroud, Joseph; Roulin, Joseph und Carrard, Nikolaus. Die Proclamation lautet: „Wir, das souve⸗ raine Bolk des Kantons Freiburg, erklären: die gegenwärtige Re⸗ gierung ist von diesem Augenblicke an vollkommen aufgelöst, die Gewalt, die sie usurpirt hatte, ist ihr entzogen. Ihre Autorität ist in aller und jeder Beziehung aufgehoben, alle ihre Beamte sind außer Dienst gesetzt und alle Lehrer in ihren Verrichtun⸗ gen stillgestellt. Ueberdies protestiren wir gegen alles dasjenige, was diese Regierung gethan, als nicht geschehen und nicht gültig. Die Behörden und Beamten dieser angeblichen Regierung haben von ihrer Verwaltung Rechenschaft zu geben und sind solidarisch ver⸗ antwortlich für allen Schaden und alle Verluste, die sie verursacht haben. Der ganze Kanton ist in Belagerungszustand erklärt, das Kriegsgesetz (Standrecht) ist proklamirt gegen die Mitglieder, Be⸗ amten und Parteigänger der abgesetzten Regierung. Jeder Ein⸗ wohner des Kantons ist aufgefordert, die weiße Armbinde zu tra— gen, um zu zeigen, daß er zur Partei der Gerechtigkeit und wahrer Freiheit gehört, widrigenfalls er der Bestrafung nach dem Gesetz verfällt. Jeder, der fuͤr die gestürzte Regierung die Waffen ergreift oder der neu eingesetzten den Gehorsam verweigert, soll sogleich er⸗ schossen werden. Auf Befehl des souverainen Volkes werden die Gendarmerie und die Bürgergarden unverweilt die Waffen nieder⸗ legen, bei Strase des Erschießens. Die Bewohner von Freiburg und dessen Umgegend, welche Staats⸗ oder eigene Waffen besitzen, sind aufgefordert, sie im Stadthause abzugeben oder deren Besitz anzu⸗ zeigen. Eine Stunde nach Veröffentlichung des Gegenwärtigen wird eine Haussuchung stattfinden nach der Strenge des Gesetzes. Je⸗ der freiburgische Unterthan, der im Kanton wohnt und vom Volke zu einer Staats⸗ oder Militairstelle berufen wird, sich dessen aber weigert, wird als Feind des Vaterlandes erklärt und unterliegt den Strafen des Standrechts. Das ganze Kontingent des Kantons, welches noch nicht unter den Waffen steht, soll bei Strafe des Ge⸗ setzes binnen 24 Stunden sich mit Sack und Pack in Freiburg ein⸗ finden. Alle Milizpflichtigen der Reserve und des Landsturms und alle übrigen zur Vertheidigung des Vaterlandes Fähigen sind ein⸗ geladen, sich mit ihren Waffen oder anderen Instrumenten auf dem Piquet zu halten, und es ist ihnen befohlen, im ganzen Kantone Tag und Nacht zu patrouilliren. Jede verdaͤchtige Person, sei es ein Spion oder so elwas, wird verhaftet und ins Gefängniß ge⸗ führt. Die Wehrlosen, das öffentliche und private Eigenthum wird ernstlich respektirt und garantirt bei Strafe des Todes für den, der die Gerechtigkeit verletzen würde.“

Italien. Rom, 18. März. (Ll.) Der Staatsrath ist nun endlich konstituirt und hat seine Arbeiten begonnen. Am 12ten hat Kardinal Antonelli alle hier anwesenden Mitglieder desselben in den Quirinal berufen und in seiner Eigenschaft als Präsident ihren Eid entgegengenommen. Außer der gewöhnlichen Formel des Gehorsams und der Ergebenheit enthielt dieser Eid noch eine Zu⸗ that, auf welche ihrer Fassung nach ein besonderes Gewicht gelegt worden ist, nämlich die Verpflichtung einer strengen Zuhaltung des Amtsgeheimnisses. Die Staatsräthe dürfen demnach Niemanden, wer es auch immer sei, weder über die Eigenschaft der ihrer Berathung unterzogenen Geschäfte und deren Ursprung, noch über die Gutachtung, sei es der einzelnen Mitglieder oder der Majorität, irgend welche Mittheilungen machen, ja sie dürfen es auch dann nicht, wenn die Beschlußnahme vom heiligen Vater sanctionirt ist und Gesetzeskraft erlangt hat. Gegenwärtige Mit⸗ glieder waren:; der Vice⸗Präsident Monsignor Consolini, die Räthe Msg. Vici, Capalti, Fürst Pietro Odescalchi, die Konsistorial⸗ Advokaten Vitani und Scaramuggi und der Professor Orioli, dann die außerordentlichen Räthe: die Herren Mazzoni, Baldini, de Do⸗ minicis Tosti und der Secretair des Staatsraths Francesco Sobtucci. Nach den mit dem Edikte vom 10. September 1850 bekannten gegebenen Bestimmungen zerfallen die Berathungen des Staatsrathes in zwei Sectionen. Die Gerüchte, als ob Graf Zuchini und Pogani ihre Ernennungen in den Staatsrath zurück⸗ gewiesen hätten, ist als eine Erfindung der regierungsfeindlichen Partei zu betrachten, welche Männer von so allgemeinem Rufe der Unbescholtenheit und Klugheit nur ungern in dem neuen Institute sieht. Dieses Gerücht dürfte entstanden sein, weil beide Herren einen Urlaub von einigen Wochen zur unaufschiebbaren Regulirung hrer Geschäfte nahmen.

In den Gebirgen von Montefiascone und Orvieto hat sich un⸗ ter Anführung eines Emigranten eine neue gegen 80 Mann starke Räuberbande militairisch organisirt. Man will wissen, daß dieses ganze Räuberunwesen einen ganz anderen Hintergrund und sehr tief und weitgehende Verbindungsfäden habe. Gegen die genannte Bande ist eine starke Abtheilung französischer Chasseurs a geschickt worden. b

Die Republik Bolivia hat den General Santa Cruz als Be⸗ vollmächtigten hierher gesendet, um über Religions⸗Angelegenheiten zu unterhandeln. 1

Urban del Drago ist zum Senator, d. h. obersten Chef der römischen Munizipalität, vom Papste ernannt worden.

1— Spanien. Madrid, 21. März. (Fr. Bl.) Die Epoca widersprichtt heute dem seit gestern abermals auftauchenden Gerüchte der Auflösung der Kortes. Die umlaufenden Gerüchte von einer

derlegt.

Die General⸗Budget⸗Kommission kommt mit ihrer Arbeit nicht vorwärts. Sie beginnt heute erst das Marine⸗Budget.

Marine⸗Minister Bustillox soll als Flotten⸗Kommandant nach Kuba gehen und durch General Pavia ersetzt werden.

Die Regierung soll gesonnen sein, von den Cortes die Ermäch⸗

setz in Wirksamkeit treten zu lassen. 8

Ein Königliches Dekret genehmigt das Entlassungsgesuch de Herzogs von Gor und enthebt ihn seiner Stelle als Vice⸗Präsiden des Staatsraths. Als sein Nachfolger wird Martinez de la Ros bezeichnet.

Ein zweites Königliches Dekret ernennt Alexander Castro zum Civil⸗Gonverneur von Madrid.

Der französische Gesandte gab gestern den Ministern und Di

plomaten ein Bankett.

Manuel Gaviria, Senator des Königreiches, ist mit dem Titel eines Grafen de Buena esperanza zum Grand von Kastilien er nannt worden.

Castillo y Ayensa wird nach mannigfacher Weigerung und wie man glaubt, doch den Gesandtschaftsposten in Rom annehmen

Die Espana und die Epoca theilen mit, es habe Bertran de Lys, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, den franzö⸗ sischen Gesandten davon benachrichtigt, daß die Aufhebung der spa⸗ nischen Botschafterstellen schon lange vor der Ankunft des Generals in Paris eine beschlossene Sache gewesen sei.

Ministerkrisis werden von den offiziellen Journalen ebenfalls wi⸗

tigung zu verlangen, das von der Kommission entworfene Preßge-⸗

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Zwischen Madrid und Aranjuez wird ein elektrischer Telegraph b

eingerichtet, der binnen kurzem fertig sein soll.

General Prim, Graf von Reus, soll bestimmt zum Gouverneur von Portorico ernannt sein.

Art. 2 des Gesetz⸗Entwurfes über Aushebung von 35000 Mann wurde von der Deputirten⸗Kammer mit großer Majorität ange⸗ nommen.

Mehrere Deputirte sollen den Antrag stellen wollen, die ganze Schuldfrage bis nach Bewilligung des Budgets zu vertagen.

Das nach Rom zur Ratification abgegangene Konkordat ist genau das von Pidal, dem damaligen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, festgestellte. Nur im Patronate der geistlichen Orden und sonstigen Nebendingen sind Aenderungen getroffen worden.

Im Heraldo und in der Epoca rechtfertigt der Herzog von Sotomayor sein Benehmen gegen Narvaez.

In der Kommission zur Regelung der Staatsschuld erklärte bei Berathung des Entwurfs der Minister⸗Präsident, die Regie⸗

rung könne aus Rücksichten des Anstandes und der Delikatesse ih-

ren Entwurf nicht ändern. Den Cortes stände aber Aenderung aller nicht wesentlichen Punkte frei, ohne daß daraus eine Kabinets⸗ frage gemacht würde. der Schuldregelung alle Zinsenzahlungen aufgenommen werden soll⸗

Er erklärte ferner, daß sofort nach Annahme

ten und die Regierung, selbst wenn die nationalen Hülfsquellen nicht ausreichten, diese Pflicht über alle anderen stellen werde. Der

erste Theil des Art. 2 wurde einstimmig, der zweite gegen eine Mino⸗ rität von 2, Llorente und Vilches, angenommen; gestern berieth die Schuldenregelungs⸗Kommission Art 6. Aldamar und Madoz ver⸗ langten mehr Berücksichtigung, resp. Entschädigung für diejenigen, deren Güter im letzten Bürgerkriege geplündert und verbrannt wor⸗ den. Sie will vor einer Beschlußnahme noch mehrere vom Finanz⸗ Minister verlangte Dokumente einsehen.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 30. März. Im Opernhause. 38ste Abonnements⸗ Vorstellung: Die Sylphide, Ballet in 2 Abth., von Ph. Taglioni. (Letzte Vorstellung dieses Ballets vor der Urlaubsreise des Frl. Marie Taglioni.) Vorher, wegen eingetretener Hindernisse, statt des Singspiels: „Die Lotto⸗Nummern“: „Die Helden, Lustspiel in 1 Akt, von W. Marsano.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Im Schauspielhause. 57ste Abonnements⸗Vorstellung. Auf Be⸗ gehren: Der große Kurfürst, vaterländisches Schauspiel in 5 Abth., von H. Köster.

Montag, 31. März. Im Schauspielhause. 58ste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Magdala, DOriginal⸗ Drama in 4 Akten und einem Vorspiele, von Ch. Birch⸗Pfeiffer.

Dienstag, 1. April. Im Opernhause. 39ste Abonnements⸗ Vorstellung: Robert der Teufel, Oper in 5 Abth. Musik von Meyerbeer. Ballets von Ph. Taglioni. Anfang 6 Uhr.

Preise der Plätze wie oben.

Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung beginnt erst Montag, den 31sten d. M.

In Potsdam: Die Marquise von Villette, Original⸗Schau⸗ spiel in 5 Abth., von Ch. Birch⸗Pfeiffer. Anfang 6 Uhr.

Billets zu dieser Vorstellung sind erst Montag, den 3lsten d. M., in der Kastellans⸗Wohnung im Schausptelhause zu Potsdam zu folgenden Preisen zu haben:

Erster Balkon und erste Rang⸗Loge 25 Sgr. Parquet und Parquet⸗Loge 20 Sgr. Zweite Rang⸗Loge 10 Sgr. Parterre 10 Sgr. Amphitheater 5 Sgr. 8

8. t I Königsstädtisches Theater.

Sonntag, 30. März. (Letztes Auftreten des Herrn Grobecker.) Der Talisman, Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Vorher: Ein bengalischer Tiger, Posse in 1 Akt, von B. A. Herr⸗ mann.

Montag, 31. März. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) II Barbiere di Siviglia. (Der Barbier von Sevilla.) Komische Oper ig 2 Akten. Musik von Rossini. 1

(Im zweiten Akt wir Sga. Viola eine Arie aus der Oper: „Don Pasquale“, von Donizetti, singen.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Dienstag, 1. Apr. Die beiden Nachtwandler, oder: Das Nothwendige und das Ueberflüssige, Posse mit Gesang in 2 Akten, von J. Nestroy. Hierauf Paris in Pommern, oder: Die seltsame Testamentsklausel, Vaudeville⸗Posse in 1 Akt, von L. Angely.

Mit der heutigen Nummer des Staats⸗Anzei⸗ gers sind Bogen 109 bis 113 der Verhandlungen der Zweiten Kammer und Bogen 72 der Anla gen zu den Verhandlungen der Zweiten Kamme

ausgegeben worden.

eheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen G