1851 / 104 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

auf sechs Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ ang des preußischen Staats ertheilt worden. III1““ Regi jerüber rüber 8 2 7

8 8 Ke. nicht, daß der Kultusminister je so unsinnig

Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Waldemar

zu Lippe⸗Detmold, von Detmold. 8 Prinz Ludwig zu Schönaich⸗Carolath, von Amiitz. 8 Se. Excellenz der Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Staats⸗Minister, Graf von Bülow, von Schwerin.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, Graf von Renard, nach Breslau.

Der Wirkliche Geheime Legations⸗Rath, Freiherr von Patow, nach Lübben.

Der Fürst zu Lynar, nach Dresden.

Deutschland.

SGSesterreich. Wien, 11. April. Im C. Bl. g. B. liest man: „Fast täglich finden Berathungen des Minister⸗Präsidenten mit Herrn Grafen Thun und Herrn von Thierry statt. Die deutschen Ange— legenheiten sind ausschließlich Gegenstand der Berathungen. Die englisch⸗französische Protestation wegen des Eintritts Gesammt⸗ HOesterreichs in den deutschen Bund scheint jetzt auch bei dem rus⸗ siisschen Kabinet Bedenklichkeiten erregt zu haben, und am 7ten traf ein russischer Kabinets⸗Courier mit Depeschen in dieser Angelegen⸗ heit ein, welche alsogleich eine Konferenz des Herrn von Meyen⸗ dorff mit dem Minister⸗ Präsidenten zur Folge hatten. Rußland giebt in seiner Note durchaus keinen Widerwillen gegen den Ein⸗ tritt Oesterreichs in den deutschen Bund kund, meint aber zugleich, daß die gegenwärtigen Zeitverhältnisse in dieser Hinsicht nicht ganz ohne Beachtung gelassen werden sollten.“

Baron Anselm Rothschild ist von Frankfurt hier angekommen.

Die Oesterr. Corresp. schreibt: „Mehrere Blätter bringen Nachrichten über Arbeiter⸗Entlassungen, welche in hiesigen Fa⸗ briken und in einigen Geschäftszweigen stattgefunden haben sollen. Wir sind glücklicherweise in der Lage, diesen Ausstreuungen, wel⸗ chen es bereits gelungen ist, einige Beunruhigung zu erregen, auf das bestimmteste widersprechen zu können. Arbeits⸗Einstellungen und Entlassungen von Arbeitern haben nicht stattgefunden. Im Gegentheile macht sich beinahe in allen Industriezweigen und selbst bei Handwerkern noch immer ein Mangel an hinlänglichen Arbeits⸗ kräften fühlbar. Nirgends macht sich Mangel an Arbeit und Be⸗ schäftigung, wohl aber an vielen Orten Mangel an Hülfsarbeitern bemerklich. Diese Lage hat für die arbeitende Klasse nichts Beun⸗ ruhigendes, darf aber auch von ihr nicht zu übermäßigen Forde⸗ rungen und zu unbotmäßigem Betragen gegen die Arbeitgeber aus⸗ gebeutet werden.“

In Temeswar erschien von Seiten des Militairkommando's ein Plakat, worin gesagt wird, daß das Auffliegen des Pulvermagazins Nr. 3 aus Unwissenheit und Böswilligkeit vom Publikum falsch ge⸗ deutet wurde, daß in Folge der bisherigen umfassenden Untersu⸗ chungen jenes Unglück wahrscheinlich durch die Reibung beim Transport des Pulvers von einem Magazin ins andere entstand, und daß, so viel bisher bekannt, der Verlust von 15 Menschenleben und eben so viele leichte Verwundungen zu beklagen seien. Zur Verhinderung weiterer Unfälle seien alle Anstalten getroffen. Die Lage sei im gegenwärtigen Augenblicke ganz gefahrlos, und so weit menschliche Voraussicht reiche, sei zu ferneren Besorgnissen kein Grund vorhanden.

Der Handelsvertrag Oesterreichs mit der Türkei ist, dem Wanderer zufolge, seinem Abschlusse nahe; nur die Fage, wie die Zollverhältnisse mit den Donaufürstenthümern geregelt werden, sollen, verursache noch einigen Aufschub.

Bayern. München, 8. April. (N. C.) Kammer der Abgeordneten. Auf der Tagesordnung steht zunächst die vorläu⸗ sige Verhandlung über die Anträge des Abgeordneten Dr. Schmidt auf Ergreifung der Initiative a) bezüglich eines Gesetzentwurfes, die Religionsverhältnisse in Bayern, insbesondere E9— der Verfassungs⸗Urkunde und die dazu gehörige Beilage II. betref⸗ fend, b) bezüglich eines Gesetzentwurfs, die Abhaltung von Kirchen⸗

ersammlungen betreffend.“) Abgeordneter Schmidt erhält das Wort zur Begründung: Seine Anträge bezweckten einerseits, den vielfach als vorhanden anerkannten religiösen Indifferentismus zu brechen, andererseits, die Wirkungslosigkeit der Kiosterinstitute ins rechte Licht zu stellen. Hierzu habe ihn die bekannte Denkschrift des bayerischen Episkopats bestimmt. Die frommen Väter hätten zu Freisin Berathung gepflogen und ihre Forderungen als die Wünsche iner Bevölkerung von drei Millionen hingestellt; an der Kammer ei es nun, auszusprechen, ob sie sich als Organ des Volkes diesen anschließe, oder Namens vieler gläubigen Herzen erkläre, daß sie für eine demnächstige Organisation unserer religiösen Verhältnisse eine andere Grundlage erwarte. Spreche man auch offen und Feee wie die Männer in Freising, und man werde dadurch 8 JZZo und pflichtgemäß handeln. Der Redner durch⸗ gn 3 positiven Forderungen der fraglichen Denkschrift, ver⸗ 1 Abschaffung des Pfarrkonkurses, Klöstereinrich⸗ tet 98 nie B rziehung des Klerus; hezüglich des letzteren beleuch⸗ 2 s ““ des tridentiner Konzils und bezeichnet es schmiede LErtz⸗ nglück, wenn man den Klerus in die Fesseln hmieden wellte, die aus einer Zeit der tiefsten Finsterniß und der

Kammer auf den ersten Antrag zur Zeit nicht weiter eingehen.

eihhm (Redner) nicht bekannt, daß Was den zweiten betreffe, so . bednen ache ee peabstchige

abe; er glaube 8 ben Uönnte⸗ seinen Namen unter einen derartigen h qg zu hven. (Gemurmel.) Fürst Wallerstein: Seine Ansicht in dieser Frage weiche von der seiner politischen Freunde ab, weshalb er diesen 69 6 1 ber eine Rechtfertigung seiner Ab⸗ und dem hohen Hause gegenüber ; ,2

5 hohen Haufe chie. Er sehe sich hierzu vor Allem noch stimmung für nöthig erachte. daseer. Wwraul., durch eine Aeußerung des Herrn Antragste ers veran⸗ aßt, . in der Nichtzustimmung zu den vorliegenden Anrägen zugleich eine Billigung der Forderungen des Episkopats gelegen sei, woge⸗ gen er sich entschieden verwahre. Einige Bestimmungen des ersten Antrages seien höchst anerkennenswerth, denn sie begründeten eine Erweiterung der religiösen Freiheit und der Autonomie der ver⸗ schiedenen Religions⸗Gesellschaften; allein seine Ueberzeugung gehe dahin, daß die Freiheit der Kirche mit der politischen Hand in Hand gehe. Da aber unser politisches constitutionelles Leben in einer argen Bevormundung liege und einer noch schlimmeren ent gegensehe, so wäre es ein Anachronismus, die Kirche gegenüber der politischen Knechtung freizugeben. Eine Freiheit der Kirche, wie sie der erste Antrag verlange, sei ein sehr gefährliches Ferment, das uns Religionskämpfe, wie sie vor Jahrhunderten unser Vaterland durchwütheten, bringen dürfte; deshalb müsse man zur Zeit gerade im Interesse des geistigen und politischen Fortschritts dagegen stim⸗ men. Der zweite Antrag sei noch bedenklicher, da er ein höchst büreaukratisches Institut mehr schaffen und gerade das Gute des ersten Antrags wieder vernichten würde. Dr. Heine will das Wort ergreifen, wird jedoch von der Kammer durch allgemeinen Schluß⸗ ruf hiervon abgehalten. Dr. Schmidt sucht nun noch die vorge⸗ brachten Bedenken zu widerlegen und die Vorzüge seiner Anträge zu empfehlen. Dem Herrn Thinnes gegenüber müsse er, bemerkt der Redner, stillschweigen, da jedes Urtheil frei sei und er ohne Animosttät sprechen zu wollen erklärt habe; ihn aber würden die Polizei⸗Rücksichten des Hauses abgehalten haben, einem anderen

Redner gegenüber von „unsinnigen Anträgen“ zu sprechen; die öf fentliche Meinung werde den Herrn Redner übrigens richten, wes⸗ halb er die Polizei nicht anzurufen brauche. Der Präsident unterbricht den Redner und verwahrt sich gegen den indirekten Vor⸗ wurf, als ob er die Polizei des Hauses nicht unparteiisch handhabe. Der Ausdruck des Herrn Thinnes möge allerdings ungeeignet ge⸗ wesen sein, allein eine persönliche Beleidigung wäre blos dann ge⸗ geben gewesen, wenn derselbe geäußert hätte; Herr Schmidt sei unsinnig. (Großes Gelächter.) Das sei jedoch nicht der Fall ge⸗ wesen. Thinnes und Dr. Schmidt streiten sich ums Wort, wor auf Letzterer dasselbe nochmals erhält. Er finde es nicht für noth⸗ wendig, dem Herrn Präsidenten gegenüber etwas zu erwiedern, die öffentliche Meinung werde, er wiederhole es, diejenigen richten, die sich darüber hinwegsetzen. (Gelächter.) Lachen Sie, fährt der Red⸗ ner fort, so viel Sie wollen, ich will nun schließen. (Beifälliges Gelächter. Der Präsident ersucht um Ruhe.) Lassen Sie sich nicht beirren durch die Urtheile der feilen und verkäuflichen Presse, die meine Anträge bewitzelte. Dr. Jäger (Redacteur der Pfälzer Zei⸗ tung) will vas Wort zu einer faklischen Entgegnung, die Kammer, welche Schluß begehrt, geht jedoch hierauf nicht ein, weshalb zur Abstimmung geschritten wird. Der erste Antrag wird mit großer Majorität, der zweite einstimmig verworfen.

Sachsen. Dresden, 11. April (Dr. J.) Heute Mittag sind die zweite und die vierte Kommission der Ministerialkonferenz zu einer gemeinsamen Sitzung im Brühlschen Palais versammelt gewesen.

und bei Rhein. Darmstadt, 10. April. (O. P. A. Ztg.) Auf der Tagesordnung der zweiten Kammer stand a) ein Antrag des Abgeordneten ven Rabenau, auf Beseiti⸗ gung des Monopols der Landesgebäude⸗Feuerversicherungs Anstalt und Zulassung zuverlässiger Privatgebäude⸗Versicherungs⸗Anstalten im Großherzogthum Hessen, und b) ein Antrag des Abgeordneten Kempf, auf Revision und Abän erung der Statuten der Staats⸗ Immobiliar⸗Brandversicherungs⸗Anstalt. Beim Beginn der Ver⸗ handlung stellte der Abgeordnete Krug den Antrag: die Kammer möge sich in Erwartung der nach dem Ausschußbericht von der Re⸗ gierung zugesagten baldigen Vorlage eines Gesetz-Entwurfs nur allgemein aussprechen, aber über das Prinzip, ob Aufhebung der Ausschließlichkeit der Staats⸗Feuerversicherungs⸗Anstalt oder Bei⸗ behaltung derselben nicht abstimmen, um sich die Hände nicht zu binden. Bei der Erörterung betheiligten sich, außer den beiden Antragstellern, die Abgeordneten Nessel, Breidenbach, Kraft, Zöppritz, Hoffmann, Lehne, Muͤller⸗Melchiors, Vollhardt, Frank und Reh für und gegen die Beibehaltung der Ausschließlichkeit der Staats⸗ Anstalt. Der Antrag des Abgeordneten Krug wurde eiustimmig angenommen.

Nassau. Wiesbaden, 10. April. (N. A. Ztg.) Die Vermählung Sr. Hoheit des Herzogs wird am 2ö3sten d. M. in Deßau vollzogen werden. Am 29sten werden Hochdieselben mit Dero erlauchter Gemahlin in Biebrich um 4 Uhr Nachmittags ein treffen und sich von dort nach der Mittagstafel zu einem Besuche bei Ihrer Hoheit der verwittweten Frau Herzogin begeben und dabei die Rhein⸗ und Wilhelmsstraße passiren. Am 4. Mai findet der Festball statt, den die Wiesbadener dem hohen Ehepaar im Kur⸗ saal zu geben beschlossen haben. Als Mitglied der Zollvereins⸗ Kommisston für die londoner Ausstellung ist der im Bergministerium angestellte Ministerial⸗Assessor Odernheimer bestimmt; Hofrath Hen⸗ noch wird sich als Spezial⸗Kommissarius für Nassau dorthin be⸗ geben. 8 . 1

Hessen

größten Unwissenheit herrührten Hiera ü ragsteller 1“ 2 ruhrten. i knüpft der Antragsteller ehh veee über die in der Denkschrift vEensera Fägeütk. ie in die Hände von acht Männern gegeben werden solle: gewiß ein maßloses Begehren. Seine Anträge bezweckten, den unzeitgemäßen uud gemeinschädlichen Anträgen des Episkopats entgegenzuwirken, was Redner nun aus den einzelnen Artikeln nachzuweisen sucht. Thinnes: Er könne gegen eine Verbesse⸗ rung des Religionsedikts nichts einwenden; ob nach den Forde⸗ rungen von Freising oder nach denen des Dr. Schmidt dieg Frage sei zur Zeit jedoch nicht gegeben. Die Staatsregierung habe chcn während der vorigen Session Berathungen über die ge des Religionsedikts gepflogen und werde einen desfallsigen Entwurf vorlegen, wenn sie dessen Opportunität für das Land gegeben s achte; an der Kammer sei es alsdann, sich gleichfalls ne gwärlaren, b sie eine Abänderung für opportun halte. Deshalb möge die

*) Von diesen Anträgen bezweckt der eine die Ordnung der reli⸗ giösen Verhältnisse und des Verhältnisses der Kirchen zum Staate unge⸗ fähr noch Anologie der betreffenden Bestimmungen der deutschen Grund⸗ rechte, der andere die Einführung von Kirchen⸗Versammlungen mit brei⸗

testen demoksgtischer Wahlbasis,

Ausland.

Gesetzgebende Versammlung. An der Ta⸗

gesordnung ist der Kredit von 200,000 Fr. zur Feier des dritten

Fraukreich. Sitzung

vom 10. April. Den Vorsitz führt General⸗ Bedeau.

Jahrestages der Prollamirung der Republik. Noël Parfait be⸗ fämpft den Kredit für gemalte Leinwand und Lampen, dagegen wollte er, die Versammlung möge sich am 4. Mai in corpore nach dem Bastilleplatze begeben und daselbst die Amnestie proklamiren. Der Kredit wird mit 459 gegen 83 Stimmen bewilligt. Ohne Debatte wird ein Kredit von 30,000 Fr. für die Porzellanfabrik von Sevres genehmigt. Dann folgt die Fortsetzung der zweiten Berathung des Gesetzentwurfes über Leihhäuser.

Paris, 10. April. Der Präsident der Republik speiste gestern beim Marineminister Vaillant. Außer ihm waren geladen der Prä⸗ sident der National⸗Versammlung, der Vice⸗Präsident der Republik, der Erzbischof von Paris, die Minister, Marschall Excelmans, Ad⸗ miral Mackau, die Generale Baraguay d'Hilliers, Perrot, Carrelet und Roguet, die Präfekten des Seine⸗Departements und der Po⸗ lizei, der Gouverneur der Bank, die Generale und obersten Beam⸗ ten der Marine. Nach der Tafel war glänzender Empfang.

Folgende Minister⸗Liste cirkulirte heute in der National⸗Ver⸗ sammlung und fand vielen Glauben: Auswärtige Angelegenheiten Chasseloup Laubat, Inneres Baroche, Justiz Rouher, Finanzen Fould, Marine Buffet, Handel Bocher, Krieg Raudon, Unterricht Giraud, Arbeiten Magne.

Die betreffende Kommission hat die Verwendung der geheimen Fonds durch Minister Baroche während seiner Amtsdauer heute ge⸗ prüft und bestätigt.

Das Pays verwahrt sich heute entschieden gegen die Vermu⸗ thung der Union, Lamartine werde nun eine „elysäische Republik“ inauguriren.

Ein Antrag auf Auflösung des Kapitels von St. Denis, der Grabstätte der Könige von Frankreich, ist von der Linken einge⸗ bracht worden. Die Kapitel⸗Mitglieder sollen bis zur anderweitigen Anstellung Wartegeld erhalten.

Heute angelangte lyoner Briefe melden, daß der schweizer Bun⸗ desbeschluß wegen Ausweisung der franzosischen Flüchtlinge im Kan⸗ ton Genf nicht vollzogen werde.

Ueber die Cortes⸗Auflösung bemerkt der Constitutionnel „Kaum sind es drei Monate, daß die heimgeschickten Cortes ge⸗ wählt und zum erstenmale versammelt waren. Man muß unmittel⸗ bar wieder neue Wahlen anordnen und dieses Land ein zweites Mal in Fieber⸗Aufregung versetzen, welches seit einigen Jahren und namentlich unter der letzten von Marschall Narvaez präsidirten Ver⸗ waltung sich an Ruhe zu gewöhnen begann. Was aber ernster ist, die Wahlen werden angesichts der großen Spaltung der moderirten Partei geschehen, einer Spaltung, deren Schuld das neue spanische Ministerium trägt, einer Spaltung, die einen wüthenden Kampf zwischen denen hervorrief, deren Eintracht unter Marschall Narvaez die Stärke der Ordnungspartei ausmachte. Die Progressisten kön⸗ nen sich nur Glück wünschen, unter solchen Umständen, die ihnen so ganz günstige Aussichten verschaffen, zu den Wahlen zu schreiten. Wer weiß, ob sie nicht sogar eine Majorität durchsetzen, die ihnen erlaubt, sich der Regierung zu bemächtigen. Man darf sich es nicht verhehlen, was in Spanien vorgeht, interessirt Frankreich und ganz Europa.“

Die Gemächer, welche früher der Herzog von Montpensier im Schlosse von Vincennes bewohnte, werden eilig hergestellt. Sie sollen angeblich dem Präsidenten zum Absteigequartier dienen, wenn er den Uebungen der Garnison beiwohnt. .““

Emil von Girardin vertheidigt heute in der Presse die An⸗ sicht, daß die Forderung eines sogenannten parlamentarischen Mini⸗ steriums nothwendig auch die Auflösbarkeit der Kammer bedinge, weil die Regierung sonst auf den Despotismus einer unverantwort⸗ lichen Majorität hinausliese. Majorität und Präsident seien gänz lich von einander unabhängig, so lange es sich nicht um einen Akt der Komplizität handle; mit Frankreichs Sicherheit stehe es daher um so besser, je weniger parlamentarisch das Ministerium sei.

Louis Blanc erklärt in einem Schreiben an mehrere Journale, daß er den Verleger Pagnerre keinesweges ermächtigt habe, die „Geschichte von acht Jahren“ von Elias Regnault als eine Fort⸗ setzung seiner „Geschichte von zehn Jahren“ anzukündigen, sondern daß er sich diese Fortsetzung selbst vorbehalte.

Bei den Gemeinderathswahlen in La Chatre im Departement der Nièvre ist, ungeachtet des neuen Wahlgesetzes, die rothe Liste ganz und mit zwei Drittel Majorität durchgegangen.

Kardinal Antonelli hat dieser Tage an eine Notabilität des französischen Klerus ein Schreiben gerichtet, dem zufolge der päpst liche Stuhl in der Kontroverse des Erzbischofs von Paris mit dem Bischof von Chartres auf die Seite des Letzteren zu treten ent schieden wäre.

Der Constitutionnel schließt heute einen durch die letzten Erklärungen und Entgegnungen über die Februar⸗Revolution her⸗ vorgerufenen Artikel mit den Worten: „Thiers, mit Recht ergriffen von der Februar⸗Katastrophe, sprach ein Wort, das sich viele Leute zur Richtschnur nehmen sollten. Es bleibt uns nichts mehr übrig, als uns in Vergessenheit zu bringen.“

Der Geschäftsführer des Bien⸗Etre universel, Bour⸗ dillot, ist wegen Unterzeichnungsverstoß von der 7ten Abtheilung des Zuchtpolizeigerichts zu 500 Fr. Strafe verurtheilt worden.

Das Genie⸗Regiment von Montpellier ist nach Perpignan Rhodez, Marseille und Bordeaux verlegt worden. v

Großbritanien und Irland. Parlament. Unter⸗ haus. Sitzung vom 9. April. Das Haus beschäftigte sich mit einer rein lokalen Angelegenheit, die aber beinahe funfzig Jahre lang die londoner Parlamentsmitglieder und Corporationen in Be⸗ wegung gesetzt hat, nämlich mit der Bill über den Smithfielder Viehmarkt in der Hauptstadt. Die Debatte dauerte von 12 Uhr Mittags bis 6 Uhr Abends und begann mit Ueberreichung einer großen Masse von Petitionen für und wider die Entfernung des Viehmarktes aus der City; unter ersteren war eine von 30,000 Kaufleuten, Banquiers und anderen Bürgern Londons unterzeich⸗ nete, unter letzteren eine von Sir J. Duke übverreichte, die 78,000 londoner Unterschriften zähl e. Sir J. Duke beantragte die zweite Lesung einer Bill, welche einen Vorschlag ent⸗ hält, den Viehmarkt beizubehalten, aber durch eine Erwei⸗ te. ung der Lokalität zu reformiren. Herr Christopher spricht da⸗ gegen und sucht zu bemeisen, daß die angebliche Reform nichts bessern würde, obgleich ihre Kosten auf 1 Million Pfd. geschätzt würden, und Herr Fitzroy macht sich anheischig, zu beweisen, daß viele Unterschriften auf Duke's Petition, die er namentlich bezeich⸗ net, Fälschungen seien. Sir C. K nightley erklärt (unter fort⸗ währendem Gelächter des Hauses), er wolle keine Neuerungen. Der Smithfield⸗Markt gehe Niemand ctwas an, der nicht in Smith⸗ sield wohne. Die armen Ochsen würden schändlich verleumdet; nie habe einer eine Lady verletzt, denn die feinen Ladies seien zur Marktzeit noch in den Federn; wenn ein Ochs ein Kindermädchen oder eine Amme über den Haufen renne, so thue er Recht daran, denn was hätten Kinder und Ammen in der Nähe des Markts zu schaffen? Nach langem Hin⸗ und Herreden verlangt Sir J. Duke, daß beide Bills, die Erweiterungs⸗ und Entfernungsbill, vor ein Spezial⸗Comité gewiesen würden, und darin von Alderman Sidney und von den beiden Radikalen Hume und Wakley (Letzterer fürch⸗ tet eine Fleischvertheuerung durch die Entfernung des Marktes) lebhaft unterstützt. Sir G. Grey und Lord J. Russell prote⸗ stiren gegen diese falsche Fragestellung, und bei der Abstimmung geht das Amendement Christopher’'s mit 246 gegen 121 Stimmen durch. Sir J. Duke's Bill ist also verworfen. Die Bill zur Entfernung des Viehmarkts aus der City wird dann zur zweiten Lesung vorgeschlagen und diese mit 230 gegen 65 Stimmen ge⸗ nehmigt. Die Bill soll nun einem Spezial⸗Comite, überwiesen werden, welches einen neuen Raum in einer Vorstadt für den Vieh⸗ markt vorschlagen soll. Herr Hume protestirt gegen dieses „At⸗ tentat auf die Privilegien der City.“ Sir H. Willoughby nennt die Bill geradezu einen Akt der Consiscation, aber Lord J. Russell erklärt, daß die Regierung nur das öffentliche Wohl im Auge habe. Herr S. Worthley fragt, ob die City gegen die Bill nicht den Rechtsweg einschlagen könne, worauf der Sprecher mit Ja antwortet. Die zweite Lesung der Bill über die „Religions⸗

häuser,“ deren unmittelbare Verwerfung der Irländer Grattan verlangte, wurde bis nach dem 14. Mai verschoben. Das Haus ver⸗

tagte sich um 6 Uhr Abends.

London, 10. April. Die Königin besucht jetzt, der Reihe nach, alle londoner Theater. Der Prinz von Wales erschien in dieser Saison zum erstenmale an der Seite seiner erlauchten Ael⸗ tern in der italienischen Oper. Zum Montag hat Ihre Majestät sämmtliche Minister zu einer Geheimeraths⸗Versammlung nach dem Buckingham Palast eingeladen. 1 1 8

Der Lord⸗Mayor gab gestern im Mansion⸗House den Mitglie⸗ vern des Kabinets ein Bankett von über 200 Gedecken. Lord John Russell feierte in seinem Trinkspruch wieder das Andenken des 10. April 1848 (an welchem sich London gegen die angekündigte Char⸗ listenerhebung bewaffnete) und sprach sein Vertrauen aus, daß von den Ausstellungsgästen keine Ruhestörung zu befürchten sei; welcher Fremde versuchen wollte, die Ruhe dieses Landes zu stören, der würde von der allgemeinen Stimme der Menschheit der nie⸗ derträchtigsten Verletzung des Gastrechts schuldig gesprochen werden. (Lebhafter Beifall.) Das diplomatische Corps war nur durch Herrn Lawrence, den nordamerikanische Gesandten, vertretenz, die anderen Gesandten hatten sich wegen Unwohlbefindens entschuldigen lassen. Herr Lowrence rühmte die außerordentliche Güte und Freundlichkeit der Königin gegen das diplomaitische Corps und die liebenswürdige Gastlichkeit des Palmerstonschen Hauses. „Wir kennen den edlen Viscount Palmerston,“ sagte er, „nicht nur als den fleißigsten, ar⸗ beitsamsten und gefälligsten Geschäftsomann im Königreich, sondern auch als den gastlichsten Wirth in der Stadt, auf dem Lande, in

der Saison und außer der Ssison (Lachen und Beifall). Sie wissen

Alle so gut wie ich, wie viel auf die ersten Eindrücke eines Fremden ankömmt, der seinen Staat hier vertreten soll.“ Lord Palmerston ließ im Namen des Unterhauses den Lord⸗Mayor leben.

Ein Privatbrief in der Times macht darauf aufmerksam, daß, trotz aller schönen Worte Ledru Rollin's und seiner Freunde, irgend ein verzweifelter Streich während der Ausstellungszeit vorbereitet werde, und weist namentlich auf die Mühe hin, die man sich gege⸗ ben habe, die aus der Türkei angekommenen Polen und Ungarn von der Auswanderung nach Amerika abzuhalten.

Pulßky hielt gestern Abend, auf Einladung der Universität, in der neuen Halle derselben eine Vorlesung über Archäologie. Die Harfen⸗Virtuosin Mad. Parish Alvars aus Wien erschien gestern zum erstenmale in England vor dem Publikum; ihr Er⸗ solg war uüberaus glänzend.

RNußland und Polen. St. Petersburg, 5. Aprll. Seine Majestät der Kaiser hat folgendes Reskript an den Comman⸗ deur des abgesonderten orenburgschen Corps und General⸗Gouver⸗ neur von Oreubuxrg und Samara, General⸗Adjutanten Perowsli, erlassen: „Wassili Alexejewiisch! Indem Ich Sie aus St. Peters⸗ burg zur Verwaltung eines wichtigen und umfangreichen Theiles Meines Reiches sende, kann Ich nicht umhin, der nützlichen Bemü⸗ hungen zu gedenken, denen Sie sich während Ihrer Anwesenheit in der Hauptstadt in Meinem Auftrage unterzogen. Unabhängig von den Verpflichtungen, die Ihnen Ihren Aemtern nach obliegen, habe Ich Sie wiederholentlich zur Verwaltung des Marine⸗Ministeriums, so wie auch der Militair⸗Angelegenheiten Finnlands, berufen und habe bei Ihrem Verfahren in diesen Aufträgen beständig dieselbe einsichtsvolle Thätigkeit, denselben Eifer und dieselbe Ergebenheit gegen Thron und Vaterland gesehen, durch welche sich auch Ihre frühere langjährige und an besonderen Verdiensten reiche amtliche Laufbahn ausgezeichnet hat. Es ist Mir angenehm, dies gegen⸗ wärtig gegen Sie auszusprechen und zugleich Meine volle Erkennt⸗ lichkeit an den Tag zu legen für Ihren Meines Vertrauens wür⸗ vigen Dienst, auf welchen Ich auch in Zukunft zum Besten des Ihnen anvertrauten Landes und Heeres rechne. Ich verbleibe Ih⸗ en wohlgewogen. St. Petersburg, 2. April 1851. Nikolaus.“

Belgien. Brüssel, 11. April. Der Herzog und die Her⸗ zogin von Aumale trafen am 8ten d. aus England über Ostende hier ein und begaben sich sofort nach Lacken, von wo sie vorgestern mit der Eisenbahn ihre Reise nach Neapel fortsetzten. Bis Ostende hatte sie der Prinz von Joinville begleitet.

Italien. Turin, 2. April. (Lloyd.) Die im Budget des Ministeriums des Innern für wohlthätige Anstalten und Fin⸗ delhäuser namhaft gemachten Summen sind schon ihrer Geringfü⸗ gigkeit wegen, sie betreffen fuͤr den Gesammtstaat gegen 600,000, Lire, anstandslos angenommen worden. Die Debatten hierüber, obwohl rein lokaler Natur, haben jedoch manches Interessante her⸗ aufbefördert; so ist z. B. in dem Provinzial⸗Hospiz in Pinarola mit Königlichem Dekrete vom Jahre 1837 ein jährlicher Unterstützungs⸗ Beitrag von 1000 Lire zu dem Zwecke angewiesen worden, um Kinder akatholischer Aeltern im katholischen Glauben zu erziehen. Da jedoch mit dem Statutjede Intoleranz in Religionssachen wegfällt, so ward man erstaunt, eine solche Rubrik in der ministeriellen Vorlage zu finden, wel⸗ ches jedoch der Minister dahin erklärte, daß dieser Posten eigentlich nur deswegen angesagt worden sei, um die Administration des Hospiz für das laufende Jahr nicht in Verlegenheit wegen eines für dasselbe namhaften Ausfalls zu bringen. Nicht so glücklich war das Kabinet mit den Unterstützungsgeldern, welche einige herabge⸗ kommene adlige Familien in Genua von der Regierung zu erhalten pflegten. Man beanstandete hier nicht sowohl die Summe, als den Titel selbst, der einen Gegenstand künftiger Debatten bilden soll. Eine außerordentliche Abend⸗Sitzung hatte die Bankfrage zum Ge⸗ genstande. Beinahe einstimmig wurde die Errichtung einer Depo⸗ siten⸗- und Escompte⸗Bank bewilligt, welche ihren Sitz in Anuccy und ihr Filiale in Chambery haben soll. Nur bei Berathung der Statuten dieser Bank wollte der Deputirte Farina das Minimum der Bankbillets auf 100 Lire beschränkt wissen, während das Mi⸗ nisterium sie mit 50 ansetzte, es blieb aber bei dem letzteren. In der Sitzung am 1. April ist, im Verfolge des Budgets für Ausga⸗ ben des Ministeriums des Innern, die für die Gazetta piem on⸗ tese veranschlagte Summe von 23,100 Lire auf 16,350 Lire herabgesetzt worden; die Kategorie für unvorgesehene Ausgaben, mit der Ziffer 60,000 Lire, erfuhr eine Opposition, in welcher der Redner Vorella seine Sachkenntniß so klar an den Tag legte, daß die Kammer hierüber unwillig zur Abstimmung schritt und diese Summe unangefochten bestätigte. Gegen die K ategorie für geheime Ausgaben berritete die Linke eine sehr heftige Opposition vor, welche jedoch an einer geschickten Wendung des Präsidenten, ohne auch nur zur Aeußerung zu kommen, völlig scheiterte. Pinelli brachte diese Kategorie, ohne ihren Inhalt zu nennen, einfach die ordnungsmä⸗ ßige Nummer verlangend, zur Abstimmung. Die Linke votirte in ihrer Zerstreuung mechanisch zu Gunsten der Summe und versah sich ihres Irrthums erst, als sie bereits angenommen war.

Die Königliche Verordnung in Betreff der Reorganistrung des St. Lazarus⸗ und Mauritius⸗Ordens, welche neben der Signatur des Königs von verschiedenen Personen, von denen einige den Titel Räthe führen, gezeichnet ist, und wo der einzige Pinelli die Ken⸗ trasignatur vertritt, gab in der Sitzung vom 2ten d. M. dem De⸗ putirten Pescatore zur Interpellation des Ministeriums Veranlas⸗

sung. Pescatore vermißt in diesem Patente nicht nur die Kontra⸗ signatur der Minister, sondern er ersieht aus dessen Inhalte, daß für die Zukunft in Administrations⸗Angelegenheiten dieses Ordens, in Betreff der Gnaden⸗Ertheilung und Pensions⸗Bewilligungen, nur mittelst Königlicher Dekrete, welche der erste Ordens⸗ Secretair mitzuzeichnen haben wird, die nöthigen Bestimmun⸗ gen verfügt werden würden. Er frage daher, ob dieser Secretair als ein an der Spitze eines öffentlichen Administrationszweiges ste⸗ hender Minister zu betrachten sei, dem nach der Landes⸗Constitution die Verantwortlichkeit anheimfalle. Die Antworten Galvagno's und Pinelli's lauteten dahin, daß dieser Orden ein moralischer Körper sei und nicht einen Theil der öffentlichen Administration ausmache und vom König nur in der Eigenschaft als Großmeister desselben verwaltet werde. Der Zweck dieses Instituts sei aller⸗ dings, die buͤrgerlichen und militairischen Tugenden zu belohnen und die minder wohlhabende Klasse auf alle mögliche Art zu unter⸗ stützen, und man könnte im Grunde sagen, daß einige Theile seiner Wirksamkeit in das öffentliche Interesse hinübergrif⸗ fen, und daß somit zwischen diesem Institute und dem Staate einige Berührungen stattfinden, aber dies muß also angesehen werden, daß diese Vorkehrungen vom Fürsten unter Verantwortlichkeit seiner Minister ausgehen, Alles aber, was das Innere des Ordens, dessen Autonomie durch die Landes⸗Con⸗ stitutionsakte garantirt ist, selbst betrifft, darf nicht als vom Fürsten, sondern nur als vom Großmeister des Instituts ausgehend betrachtet werden. Es könne demnach betreffs der letzteren keine andere Ver⸗ antwortlichkeit stattfinden, als nur eine reale des ersten Secretairs gegen den Großmeister und eine moralische desselben Secretairs ge⸗ gen das Publikum, von einer constitutionellen Verantwortlichkeit aber könne hier durchaus keine Rede sein. Pescatore forderte die Kammer zu der Erklärung auf, daß die constitutionellen Garantieen auch auf Königliche ritterliche Ordens⸗Institute betreffende Dekrete und Verordnungen anzuwenden seien. Hierauf schlug ein anderer Deputirter die Tagesordnung vor, welche mit Stimmenmehrheit an⸗ genommen wurde.

Nächstens soll das bereits ausgearbeitete neue Preßgesetz zur Berathung vorgelegt werden. 6

In diesen Tagen hat man in Novara und der Umgegend einige Haussuchungen vorgenommen. Der Avpotheker Celotti von Novara ist gefänglich eingezogen worden, er vertheilte aufrührerische Schriften, die in letzter Zeit über die Schweiz den Weg hierher fanden, und gab eine davon einem Militair. Dieser trug sie in seine Kaserne, übergab sie seinen Vorgesetzten, und von diesen wurde sofort an die betreffenden Behörden die Anzeige gemacht. Der Prozeß gegen Celotti ist eingeleitet. Auch in Arona und einigen Gränzorten der Schweiz und der Lombardei sollen Verhaftungen vorgenommen worden sein.

Nach einigen glücklich durchgeführten Versuchen ist das von der Agrikulturs⸗ und Handelslammer errichtete Etablissement zur Zu⸗ bereitung der Seide mittelst Dampfes am 1. April eröffnet worden. Zum Modell hierzu diente die gleiche Anstalt von Lyon, deren Di⸗ rektor, Herr Gamot, auch einen Beamten hierher schickte, um die hiesige einzurichten und in Gang zu bringen; der Erfinder dieser Methode ist ein gewisser Talabot, sein Nachfolger Muzard hat den Plan und die Maschinen für die hiesige Anstalt geliefert. Man verspricht sich sehr große Vortheile von dieser neuen Behandlung der Seide.

Der Deputirte Dr. med. Bertini hat vom Präsidenten der französischen Republik den Orden der Ehren⸗Legion erhalten.

Der Präsident des National⸗Kollegiums, Dr. Rachelli, ist, und man behauptet, in Folge einer Intrigue, seines Postens enthoben und durch den Theologen Monti zeitweise ersetzt worden, eine Maß⸗ regel, die viel Mißbilligung findet.

Aus Alessandria wird berichtet, daß die Erdarbeiter des dorti⸗ gen Genie-Corps beordert sind, sich nach Casale, wo der Krirgs Mmister einige Befestigungs⸗Arbeiten auszuführen beabsichtigt, bereit zu halten.

Turin, 5. April. Die Organisation von National⸗Schützen⸗ Gesellschaften unter dem Namen Carabinieri italiani wird im gan⸗ zen Lande betrieben und zu diesem Ende Unterschriften gesammelt.

Gegen den Handelsvertrag mit England und Belgien haben auch die Fabrikanten von Intra einen Protest erhoben.

An die Stelle Siccardi's wird Graf Galvagno und an dessen Stelle der Senator und General⸗Post⸗Inspektor des Reiches, Graf Pellone, bezeichnet.

Die gemäßigte Presse fängt seit ein paar Tagen an, gegen die Emigranten aufzutreten.

Turin, 6. April. Die Deputirtenkammer hat die vom Se⸗ nate im Steuergesetze vorgenommenen Abänderungen genehmigt und das Nationalfest zur Erinnerung an die Parlamentseröffnung vom 8. Mai 1848 auf den zweiten Maisonntag eines jeden Jahres festgesetzt, den Munizipien übrigens freigestellt, den 8. Mai zu feiern. Demarchi's Antrag, die Stadtbehörden mögen sich wegen dieser Feier mit der Geistlichkeit verständigen, veranlaßte eine lange Dis⸗ kussion und viele Amendements, indem einige Abgeordnete die Be⸗ hauplung aufstellten, daß dadurch die Civilbehörden der Geistlich⸗ keit gleichsam untergeordnet würden. Brunier erstattete Bericht über die mit Belgien und England abgeschlossenen Handels⸗ und Schiffahrtsverträge; Ellena überreichte einen Vorschlag zur Rege⸗ lung der Schiffahrtsstaxen; der Finanzminister hat Vorschläge über die Grundpersonal⸗ und Successionssteuer vorgelegt.

Genna, 5. April. Bekanntlich sind eine der Ursachen, welche die Regierung zu dem Entschlusse, die Flotte aus der Darsena zu ziehen, bewogen, die darin befindlichen verdorbenen Wässer, welche die Fäulniß der Schiffe beschleunigen. Sollte die Verlegung der Flotte nach Spezia oder nach irgend einem anderen Hafen stattfin⸗ den, was jedoch noch dahingestellt bleiben muß, weil in der De⸗ putirtenkammer sich dagegen eine von gewissen Spekulanten inspi rirte Opposition gebildet hat, so wird unsere Darsena, wie man glaubt, um 7— 9 Millionen verkauft werden. Die Gesellschaft, die sich bereits darum bewirbt, würde einen Dock errichten und die Ar⸗ senalgebäude zu Magazinen umgestalten. Der Regierung aber wäre durch die erlegte Verkaufssumme eine große Beisteuer zu den nöthigen Bauten in Spezia gesichert.

Modena, 7. April. (W. Z) König Ludwig von Bayern ist auf der Durchreise nach Rom hier eingetroffen.

Florenz, 2. April. (Ll.) Der bekannte Prediger Giulio Arrigoni von Bergamo, Erzbischof von Lucca, hat seine bischöflichen Gewänder abgelegt, ist in dem einfachen Büßerkostüm der Reformaten vor dem Großherzog in Florenz erschienen und hat hier erklärt, daß er seine kirchenfürstlichen Insignien nicht wieder berühren werde, wenn nicht die leopoldinischen Gesetze in der Diözese Lucca zurück⸗ genommen werden würden. Er sprach energisch und beredt, und seine Forderung wurde gewährt. Diese Gesetze werden demnach den Gegenstand eines Konkordats mit Rom bilden.

Livorno, 4. April. Heute kam in diesem Hafen die franzö⸗

sische Dampfkriegsfregatte‚Vauban“, Capitain Genouilly, mit 16 Ka⸗ nonen und 224 Bemannung an.

Rom, 5. April. (W. Z.) Der Abschluß von Traktaten mit Bolivien und Toskana steht hervor.

Der spanische Gesandte hat ein authentisches Exemplar des Kon⸗ kordats zur Ratification mitgetheilt. 11X“

Die städtische Munizipalität ist konstituirt und beeidet. 8

Neapel, 1. April. (W. Z.) Durch Königliches Dekret werden die Bezirks⸗Räthe diesseits des Faro zum 1., die Provin⸗ zial⸗-Räthe zum 20. Mai berufen.

Neapel, 2. April. (Ll.) Mehrere zur Zwangsarbeit im Bagno von Nisita verurtheilte „Unitarier“, darunter Poerio, Pi⸗ ronti und Niseo, wurden aus diesem Gefängnisse in den unterirdi⸗ schen Kerker (Fosso) des Kastells von Ischia gebracht.

Spanien. Madrid, 5. April. (F. B.) Bravo Murillo bemerkte in seiner Rede für den Regierungs⸗ Entwurf hinsichtlich der Schuldregelung über die Mittel zur Deckung der dadurch ent⸗ stehenden Ausgaben: „Das Gesammt⸗Budget der Ausgaben be⸗ trägt 1,108,510,088 Realen. Davon die Monatsbeträge, und zwar eine für die aktiven, zwei für die passiven Klassen und 4, 6 und 10 für die passiven, abgezogen: 75,000,000. Obwohl das Budget eine Verringerung von 80 Millionen nachweist, hat man die Ziffer von 75 Millionen angenommen. Das ordentliche Ausgabe⸗Budget für 1851 ist folglich reduzirt auf 1,033,219,000 Realen. Das Ge⸗ sammteinnahme⸗Budget beläuft sich auf 1,218,996,000 Realen. Zieht man davon für reproduktive Ausgaben 128,800,000 Realen ab, so bleibt ein reines Einnahme⸗Budget von 1,090,196,000 Realen. Da sich das ordentliche Ausgabe⸗Budget auf 1,033,219,000 Rea⸗ len beläuft, so ergiebt sich ein Einnahme⸗Ueberschuß von 56,977,000 Realen. Von diesem Ueberschusse zieht man auf das diesjährige Bud⸗ get sowohl zur Zinszahlung als Amortisation bei allenfallsiger An⸗ nahme des vorliegenden Gesetzes 36 Millionen Realen. Das efizit ist auf 50,976,000 Realen reduzirt. Darauf kömmt das Budget der außerordentlichen Ausgaben mit 202,546,000 Realen; die Summe von 50,976,000 Realen abgezogen, bleiben für das außerordentliche Ausgabe⸗Budget 151,570,000 Realen. Dies ist das Desizit, welches das Budget von 1851 darstellen wird.“ Der Minister will dieses Defizit in vier Jahren decken und rechnet zur Deckung der durch die Schuldregelung entstehenden Verpflichtungen auf den Ueberschuß des ordentlichen Budgets die natürliche Vermehrung der eventuellen Einkünfte und die Einbehaltungen auf die Gehalte der aktiven und passiven Klassen. Diese Quellen schlägt er zu 100 Millionen an. Um zur Ziffer von 112 Millionen zu gelangen, sehlen noch 12 Millionen, die man leicht aus dem Ueberschusse der Kolonien ziehen zu können glaubt. Die heutige Sitzung bot bis Postabgang kein Interesse, doch glaubte man, daß Mon noch spre⸗ chen werde.

Türkei. Konstantinopel, 30. März. (Ll.) Es bestehen hier allerdings mehrere auf europäische Art eingerichtete Unterrichts⸗ Anstalten, es ist hier unter anderen eine polytechnische Schule, ein medizinisches Kollegium in Galata u. s. w., aber das, was man eine Universität nennt, wird wohl im ganzen Umkreise des ottoma⸗ nischen Reiches, außer Kahira, umsonst gesucht. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat der Großherr die Gründung einer solchen beschlos⸗ sen; neben dem Sophieendome wird bereits an einem grandiosen Gebäude gearbeitet, das zu diesem Zwecke bestimmt ist, es wird außer den Hörsälen und Kabinetten die Wohnungen für alle Pro⸗ fessoren und für 600 Zöglinge enthalten, und der im Oriente als Dichter und Gelehrte rühmlichst bekannte Kemail Efendi ist von der Regierung nach Europa geschickt worden, um die vorzüglichsten Universitäten kennen zu lernen und danach die hiesige einzurichten.

Ein anderes großartiges Bauwerk ist der Kaiserliche Palast in Dolma Baklsche, an dem rüstig gearbeitet wird. Von behauenen Steinen und Marmor, in sehr solidem Style gebaut, wird, einmal beendigt, dieses Gebäude eine der schönsten Zierden von Konstan⸗ tinopel und unstreitig die schönste und edelste unter allen Kaiser⸗ lichen Wohnungen sein. Auch verfehlt der Großherr nicht, ihm eine eigene Aufmerksamkeit zu widmen und öfters dem Fortgange des Baues nachzusehen. Auch der abgebrannte Palast der Sul⸗ tanin Adile, Gemahlin des Kriegs⸗Ministers, wird sich aus solidem Materiale und in europäischem Geschmacke aus seiner Asche erhe⸗ ben, wozu schon Voranstalten getroffen werden. Seitdem diese Baulichkeiten nicht mehr von Armeniern pachtweise betrieben, sondern von europäischen Baumeistern auf soliden Grundlagen unternommen und geleitet werden, ist Aussicht vorhanden, daß Konstantinopel sein Flickwerk und seine hölzernen Paläste verlieren und neuverjüngt in schönerem Gewande auferstehen wird. Zu wünschen aber wäre vor Allem, daß man den Aquadukten und Reservoirs mehr Aufmerk⸗ samkeit zuwendete, denn das ist ein Uebelstand, der die Gesammt⸗ Bevölkerung am härtesten trifft. Die Einwohner von Pera und Galata sind dieses Jahr wieder in großer Furcht, in den Sommer⸗ Monaten einem großen Wassermangel ausgesetzt zu werden, was gewöhnlich einzutreten pflegt, wenn in den Winter⸗Monaten, eigent⸗ lich Regen⸗Monaten, kein hinlänglicher Regen fällt. Da dies jetzt der Fall gewesen, so denken schon viele Familien daran, die Vor⸗ städte zu verlassen und in den Oeten auf der asiatischen Küste den Sommer zuzubringen.

Derenglische General⸗Konsul von Beirut, Oberst Hugh Rose, ist hier auf dem österreichischen Paketboote „Asia“ angekommen, um seinen neuen Posten als erster Secretair der hiesigen Gesandtschaft anzu⸗ treten; mit ihm zugleich ist der russische General⸗Konsul von Bei⸗ rut, Herr Konstanz Basili, angelangt, er wird sich von hier aus nach Odessa begeben. Herr Blondel van Kulembrok, belgischer Ge⸗ schäftsträger bei der hohen Pforte, wird neben seiner hiesigen Mis⸗ sion auch in dieser Eigenschaft in Griechenland fungiren und hat sich nach Athen begeben, um der Königin seine Kreditive vorzule⸗ gen, wonach er wieder zurückkehren wird. Der ägyptische Gesandte, Kijani Pascha, ist in diesen Tagen zu einer Audienz beim Groß⸗ herrn zugelassen und sehr gnädig empfangen worden, was mit auf eine friedliche Lösung der ägyptischen Frage deutet.

Im Finanz⸗Ministerium fand die Lokalsteuer⸗Versteigerung der vorzüglichsten Städte des Inlandes statt, auch die Tabacksteuer wurde um 5,700,000 Piaster verpachtet: dieser letztere Artikel könnte der Regierung leicht das Zehnfache und, wie Sachverständige be⸗ haupten, bedeutend mehr noch eintragen, ohne daß die Konsumen⸗ ten deshalb belästigt wären. 1

Unglaublich war der Zudrang zu dem Tidjaret, wo die zur londoner Ausstellung bestimmten Gegenstände sich beftnden; für das große Publikum sind Tage bestimmt gewesen, an welchen vnn.--29, eine andere Corporation Zutritt erhielt; wenn die u 8 ter sie wird besichtigt haben, werden die Sachen S En ans geschifft werden. Dschemal Edin Pascha wird sie naCch le. 8e begleiten. Die hiesigen Industriellen sind Fᷓ giesigen Jare Wichtigkeit gekommen, sie sprechen wieder zum Selbstgefühle ihrer Wichtigken a, der Großherr seine von ehemaligen Zeiten, wo sie immer, weor ia urirte it Res et Aoß, in seinem Gefolge figurirten, und mi Residenz betrat Lder verlich, in senuf ihre Bazare hin, welche den einem gewissen Stolze weisen sie auf i 3 hin,