1851 / 112 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

sitze Gegenstände erörtern zu lassen, worüber Wir jedesmal besondere Wei⸗ sungen an den Präsidenten des Reichsrathes ertheilen werden.

§. 39. Die Einleitungen zum Vollzuge dieses organischen Gesetzes haben der Praͤsident des Ministerraths und der Präsident des Reichsrathes, theils im Einvernehmen, theils jeder in seinem Bereiche, zu treffen. Gegeben in Unserer Haupt⸗ und Residenzstadt Wien, am dreizehnten April im Eintausend achthundert ein und fünszigsten, Unserer Reiche im dritten Jahre. Franz Joseph. Schwarzenberg. Ph. Krauß. Bach. Bruck. Thinnfeld. Csorich. K. Krauß. Kulmer.

Der amtliche Theil der Wiener Zeitung bringt heute den Vortrag des Finanzministers Freiherrn von Krauß über die provi⸗ sorische Einführung der Einkommensteuer im lombardisch⸗venetia⸗ nischen Königreich für das Verwaltungsjahr 1851, nebst dem Kaiserlichen Patente vom 141. April d. J., wodurch die provisorische Einkommensteuer für dieses Königreich vom 1. Mai d. J. in, ge⸗ setzliche Kraft tritt. In dem ministeriellen Vortrage wird ausein⸗ andergesetzt, wie mit der Ausdehnung der Einkommensteuer auf 8 lombardisch⸗venetianische Königreich bisher nicht vorgegangen Per⸗ den konnte, da es erforderlich war, rüher die wegen An⸗ ziehung der lombardisch venetianischen Schatzscheine durch ein lehen getroffenen Verfügungen durchzuführen. Die letztrren sin nunmehr so weit gediehen, daß das Anlehen in den venetianischen Provinzen und in jener von Mantua durch Unternehmer, in den übrigen lombardischen Provinzen im Zwangswege gesichert ist. Die Einziehung der lombardisch⸗ venetianischen Schatzscheine wird im zweifachen Wege erfolgen: durch die Einzahlungen auf das lom⸗ bardisch⸗ venetianische Anlehen, und durch die Umgestaltung dieser

Schatzscheine in Schuldverschreibungen des lombardisch⸗ venetiani⸗

schen Monte. Dadurch ist es nunmehr möglich, folgende als drin⸗ gend nothwendig gewordene Maßregeln ins Leben treten zu lassen: 1) Die Aufhebung des Zwangs⸗Courses der lombardisch⸗venetiani⸗ sschen Schatzscheine und die Zurückführung des Geldumlaufes im lombardisch⸗ venetianischen Königreiche auf Metallmünze. 2) Die Auszahlung der Zinsen von der Staatsschuld und sämmtli⸗ cher Gehalte, Ruhegenüsse ꝛc. in Metallmünze. 3) Die Ermäßigung des bedeutenden Zuschlages zur Grund⸗ und Gebäudesteuer von 50 Proz. auf 33 ½ Proz. und dadurch die Gleichstellung des Grund⸗ und Hausbesitzes in Absicht auf das Ausmaß des Steuerzuschlags mit den deutschen Kronländern. 4) Die Herstellung eines gerechten, Verhältnisses in der Besteuerung zwischen dem Grund⸗ und Haus⸗ besitze von der einen und den Kapitals⸗ und Gewerbenutzungen von der anderen Seite. Diese beiden letzteren Punkte machen die un⸗ verzügliche Einführung der Einkommensteuer unumgänglich noth⸗ wendig, die denn mit jenen aus den Verhältnissen des lombardisch⸗ venetianischen Königreichs hervorgehenden Abweichungen vom 1. Mai d. J. an ins Leben tritt. Diese Abweichungen beschränken sich hauptsächlich darauf, daß in den lombardisch⸗venetianischen Provinzen (Delegations⸗ Bezirken), in denen eine geordnete Haͤusersteuer nichtbesteht, daher die Ein⸗ kommensteuer durch einen Zuschlag zur Gebäudesteuer nicht vertre⸗ ten werden kann, die Hauszinse zum Behufe der Bemessung der 5prozentigen Einkommensteuer durch besondere Fassionen auf die in den übrigen Kronländern für die Hauszinssteuer vorgeschriebene Art einbekannt werden müssen, daß die dürftigste Klasse der Grund⸗ besitzer, nämlich die der den Boden selbst bebauenden Coloni, von der Einkommensteuer ausgenommen wird, und daß die in den deut⸗ schen Kronländern rücksichtlich des Verhältnisses der Erwerbsteuer zur Einkommensteuer bestehenden Bestimmungen im lombardisch-ve⸗ netianischen Koͤnigreiche die Anwendung auf den contributo delle arti e commercio erhalten.

Wien, 18. April. Gestern früh starb in Pesth nach sieben⸗ monatlichem Krankenlager der Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur von Siebenbürgen, Feldmarschall⸗Lieutenant Ludwig Freiherr von Wohl⸗ gemuth. Auf der Reise nach Wien begriffen, wohin er auf Kaiser⸗ lichen Befehl berufen war, um an den Schlußberathungen über die Organisation Siebenbürgens Theil zu nehmen, warf ihn ein veraltetes Lungenübel auf das Krankenlager, das er nicht mehr verlassen sollte. Der Lloyd sagt über den Verstorbenen: „Ein Biedermann mit seltenen Gaben des Verstandes und Herzensgüte ist dahin, der treueste Diener seines Kaisers, ein ruhmgekrönter Feldherr, ein klar sehender Staatsmann. Die Armer wird seinem Namen die verdiente Glorie zollen; sein Verdienst um Siebenbür⸗ gen, das er nach einem verheerenden Bürgerkriege aus dem Zu⸗ stande der Anarchie in das Geleise der Ordnung brachte, wird die

Geschichte einzeichnen.“

Wien, 20. April. Ueber die Errichtung des Reichsraths be⸗ merkt der Lloyd: „Wie groß die Tragweite des neuen Ereignis⸗ ses ist, läßt sich nicht überblicken. Ein Reichsrath kann, wenn das Institut so weit ausgedehnt wird, wie das Statut es zuläßt, zu ciner Notabeln⸗Versammlung werden und einen fast parlamentari⸗ schen Charakter annehmen. Er kann dem Ministerium bei dessen Arbeiten seine Unterstützung bieten, und er kann ihm auch dieselbe

versagen. So vorsichtig, wie das Statut abgefaßt ist, so präzis, wie die Befugnisse des neuen Körpers auch in demselben festgestellt sind, so wird der Reichsrath doch innerhalb des Statuts eine große Gewalt indirekt, wenn nicht direkt, ausüben können. Auch zweifeln wir gar nicht daran, daß in der politischen Geschichte Oesterreichs der Tag, an welchem der Reichsrath ins Leben gerufen wurde, noch in einer sehr markirten Weise wird bezeichnet werden. Wo die Ent⸗ wickelung und der künftige Gang einer neuen Institution noch dem Auge verborgen ist, da ist es natürlich, daß man mit erhöhtem In⸗ teresse die Männer ins Auge faßt, welche in dieselbe aufgenommen werden. Die beiden ungarischen Mitglieder des Reichsraths gehö⸗ ren der altkonservativen Partei an, und es ist möͤglich, daß ihre Ernennung einen sehr einflußreichen Theil der Ungarn der Regie⸗ rung nähern wird. Freiherr von Krieg gehört zu den Ausgezeich⸗ netsten unter den emeritirten Staats⸗Beamten, und seine großen Erfahrungen und Kenntnisse werden ihn gewiß zu einem bedeu⸗ tenden Mitgliede des Reichsraths machen. Der frühere Staats⸗ rath von Purkharte hat gleichfalls den Namen eines bedeutenden Beamten, während seine politische Gesinnung uns nicht bekannt ist. Die Herren Baron Buol und von Baumgartner, welche beide als Sections⸗Chefs in dem Ministerium fungirt haben, dür⸗ fen als Männer bezeichnet werden, welche mit dem Ministerium, be⸗ züglich der Hauptfragen der Politik, einverstanden sind, obgleich wir

hiestges Blatt 6 sich heute Darlegung angeblicher Schwierigkeiten, welche aus der in⸗ in. de Brelkung. des Reichsrathe entspringen könnten. Es spricht die Besorgniß aus, daß das Verhaͤltniß, welches bisher ob⸗ herrschte und maßgebend war, eine unliebsame Störung erleiden dürfte. Wir vermögen selbe keinesfalls zu theilen. Wo ein we⸗ sentlicher Gedanke, ein Prinzip, ein Gefühl, mit Ausschluß jedes unlauteren Jarteistrebens vorwaltet, da kann und wird allemal nur von erfreulichem Zusammenwirken die Rede sein. Das Widerspiel der Staatsgewalten, welches der constitutionelle Mechanismus häufig bewirkt, wird bei der neuen Institution nicht eintreten, ist sie doch vorzugsweise berufen, die Idee der Staatseinheit wirksam zu ver⸗

Oest. Corresp. sagt: „Ein

uns an die Hoffnung klammern wollen, daß der letztere Herr nicht

die Ansichten seines früheren Chefs bezüglich der S aatsfinanzen

u den seinigen gemacht hat. Fürst Hugo Salm, der bereits in 8 112. Jugend den Staatsdienst verließ, ist unter dem grundbe⸗ sitzenden hohen Adel, wie unter den Industriellen der Monarchie, welchen er sich auch beizählt, ein sehr hervorragender und populä⸗ rer Mann. Als Präsident der Bank⸗Kommission wie als Mitglied des Zoll⸗Kongresses hat er sich einen hohen Ruf erworben. Wir betrachten seine Ernennung als einen großen Gewinn für das Land. Herr von Salvotti ist bekannt als ein Jurist, als ein sehr guter Jurist und als nichts weiter wie ein Jurist. Seine Landsleute hätten ihn gern dort zu einem Politiker und zu einem sympathisi⸗ EHe „Patrioten“ gemacht, wo er nur ein Richter sein konnte

Festig⸗

und war, und sie grollen ihm noch heute wegen der

keit, mit welcher er seine richterlichen Pflichten erfüllte.”“ Die

lebendigen.“ 8 . 8 ¹ Im Constitutionellen Blatt a. B. liest man: „Zwischen

dem Divan und dem hiesigen Departement der auswärtigen Ange⸗ legenheiten schwebt neuestens eine ziemlich lebhafte Korrespondenz, welche das künftige Schicksal der in Kiutahia internirten Flücht⸗ linge betrifft. Man ist hier der Ansicht, daß die von der Türkei nicht ohne Energie beantragte Freigebung derselben nicht vor dem Ablaufe einer längeren Zeit, namentlich nicht vor dem Ausgange des in vielen Beziehungen entscheidenden Jahres 1852, zu erfolgen hätte. Die von dem britischen Kabinet in der Flüchtlingssache erst vor kurzem ergriffene Politik berechtigt hier zu der Erwartung, daß auch die Pforte, die in Allem und Jedem den Inspirationen des Whig⸗Kabinets zu folgen gewohnt ist, einen gemilderten Ton an⸗ schlagen werde.“

Die temesvarer Handelskammer hat über das vom Handels⸗ Minister entworfene Projekt des Eisenbahnzuges sich dahin ausge⸗ sprochen, daß alle südungarischen Eisenbahnen bei Temesvar ihren Vereinigspunkt finden sollten. Die projektirte Westostbahn, welche bei Triest beginnt, über Agram, Fünfkirchen, Theresiopel, Szegedin nach Siebenbürgen führen soll, soll von Szegedin aus, statt über Arad, direkt nach Temesvar trazirt und von hier über Lugos durch das Bistraer und Hatzeger Thal durch Siebenbürgen weiter geführt werden, um einst an den Ufern des Schwarzen Meeres auszulaufen. Die temesvarer Handels⸗ und Gewerbekammer hat dem Ministerium den Antrag gemacht, die aus Galizien über über Eperies, Kaschau, Tokai, Debreczin, Großwardein, Arad bis Temesvar projektirte Bahn von Temesvar über Werschetz, Weißkirchen bis an die Donau bei Bazias zu verlängern, und den Antrag damit unterstützt, die riesigen Steinkohlenschätze zu exploitiren, so wie die Blei⸗, Eisen⸗ und Kupfer⸗Bergwerks⸗Erzeugnisse u. s. w. besser und massenhafter zu verwerthen.

Der Minister Thinnfeld ist am 17ten d. in Pesth eingetroffen.

Das Landes⸗Verfassungs⸗Statut für Siebenbürgen ist in meh⸗ reren diesfalls gehaltenen Minister⸗Konferenzen festgestellt worden und dürfte, dem Lloyd zufolge, nächstens zur Kaiserlichen Sanction vorgelegt werden. Die mit den Vertrauensmännern vor längerer Zeit gepflogenen Verhandlungen sollen für den Entwurf beinahe durchgehends die Grundlage gebildet haben.

Die Stadt Debreczin schickte eine Deputation an die Regie⸗ rung, wegen baldiger Inangriffnehmung der Szolnok⸗Debrecziner Eisenbahnlinie zu petitioniren. Die Deputation erhielt, nach dem Lloyd, eine zusichernde Antwort. Debreeczin erbot sich, nicht nur das Areal unentgeltlich dem Staate abzutreten, sondern auch 6 Millionen Ziegeln wie hinlängliches Holz zu liefern und 18,000 Handroboten zu leisten.

Das Reichsgesetzblatt enthält ein Kaiserliches Patent vom 12. März über die Durchführung der Grundentlastung in dem Gebiete des ehemaligen Freistaats Krakau.

Triest, 18. April (Ll.) Die Centralseebehörde veröffentlicht Schutzmaßregeln wegen Behandlung der aus der Berberei und aus Genua anlangenden Felle und Häute.

Bayern. München, 18. April. „A. Ztg.) Das neueste Regierungsblatt enthält den Abschied für den Landrath von Ober⸗ bayern, über dessen Verhandlungen in den Sitzungen vom 26. No⸗ vember bis 10. Dezember 1850, so wie eine Bekanntmachung des Staats⸗Ministeriums des Innern über den Schuldenstand sämmt⸗ licher Stadt⸗, Markt⸗ und Landgemeinden des Königreichs am Schluß des Verwaltungsjahrs 1848/49. Danach beträgt die Summe des Gesammtschuldstandes sämmtlicher Gemeinden des Königreichs 10,064,420 Fl., wovon 2,957,818 Fl. auf Oberbayern, 464,421 Fl. auf Niederbayern, 31,660 Fl. auf die Pfalz, 169,457 Fl. auf die Oberpfalz, 679,614 Fl. auf Oberfranken, 1,069,426 Fl. auf Mit⸗ telfranken, 3,386,563 Fl. aaf Unterfranken und 1,328,457 Fl. auf Schwaben treffen. b

Die Sp. Ztg. theilt folgende zwei Regierungs⸗Reskripte mit, den Unterricht in der bayerischen Geschichte betreffend: I. „Speyer, den 21. Januar 1851. Im Namen Sr. Majestät des Königs. Den Unterricht in der bayerischen Geschichte betreffend. In der Anlage erhält die untenbenannte Behörde einen Abdruck der aller⸗ höchsten Entschließung vom 13ten d. M. im rubrizirten Betreffe mit dem Auftrage, darauf zu dringen, daß allenthalben an den deutschen Schulen die bayerische Geschichte in dem Sinne dieser allerhöchsten Entschließung zur allgemeinen Förderung des National⸗ gefühls gelehrt und danach die Orts⸗Schul⸗Inspektoren und Lehrer allenthalben und alsbald angewiesen werden. Uebrigens wird bemerkt, daß das Königl. Staatsministerium des Innern für Kirchen⸗ und Schul⸗ Angelegenheiten eine in diesem Geiste bis auf die neueste Zeit fortgeführte Bearbeitung der bayerischen Geschichte gern entgegennehmen werde, welche, als zum Gebrauche in den deutschen Schulen bestimmt, kurz gehalten sein muß, und sich weniger mit Aufzählen aller möglichen Thatsachen, als mit Heraushebung der wichtigsten und glorreichsten Momente der bayerischen Geschichte zu befassen hat. Bei dieser Gelegenheit wird zur Kenntniß gebracht, daß in den Schulen aller Kategorieen bemalte Umschläge der Schreibhefte eingebracht wer⸗ den, welche revolutionaire Portraits, Lobpreisungen dieser Revo⸗ lutionaire, verächtliche Anspielungen auf christlich⸗religiöse Ge⸗ bräuche, sogar unzüchtige Abbildungen zur Schau tragen. Die sämmtlichen Schulvorsteher und Lehrer sind gehalten, auf diese Schreibhefte und ihre Umschläge ein sorgfältiges Augen⸗ merk zu richten und dergleichen der gesetzlichen Ordnung, der Religion und Sitte Hohn sprechende Darstellungen sofort wegzu⸗ nehmen und der Königl. Distrikts⸗Polizei⸗Behörde mit Angabe des Verkäufers derselben zuzustellen. Königl. bayerische Regierung der Pfalz, Kammer des Innern. Hohe. Luttringshausen.“ S „Königreich Bayern. Staats⸗Ministerium des Innern für Kirchen⸗ und Schul⸗Angelegenheiten. Die Geschichte der neuesten Zeit hat wiederholt die providentielle Bestimmung Bayerns in Deutschland kundgethan, indem es aufs Neue, wie in der Vor⸗ zeit mehr als einmal, der Revolution und den Gelüsten nach 1 Zerreipnus Deutschlande h Entschiedenheit und Er⸗

g entgegengetreten ist. Der Bayer kann stol f seine Geschichte. Sie eht zurück in das ie und verkündet auf all ihren Blättern, wie das Volk treu an seinem angestammten Fürstenhause gehangen, wie dieses für sie bestens gesorgt, wie beide vereint ihre Selbstständigkeit be⸗ hauptet und damit nicht nur die eigene Bossfsährdi⸗ sondern auch die der übrigen deutschen Völker und des Reiches mit

kräftiger Hand geschützt haben. Die Provinzen, die in Folge Alles erschütternder Umwälzungen zu Anfang dieses Jahrhunderts mit der Krone Bayern verbunden wurden, meistens den in der Zeiten Schoß

hinabgesunkenen geistlichen Fürstenthümern angehörig, sind seitdem

berufen, mit den älteren Provinzen eine Geschichte zu theilen. Sie

können dieses Anschlusses sich nur freuen, denn sie haben als Theile

des erkräftigten Ganzen jetzt an der Lösung der geschichtlichen Auf⸗ gabe Bayerns partizipirt und durch ihr Schwergewicht der retten⸗ den That den Ausschlag gegeben, zum Heile Deutschlands. Zu einem Volke zu zählen, welchem in der deutschen Staatenfamilie

diese hohe Bedeutung zukömmt und dessen Staatsbau wie kein an⸗ - derer den revolutionairen Stürmen der Neuzeit widerstanden hat,

muß jedem Angehörigen des bayerischen Staates ein befriedigendes Ge⸗ fühl gewähren und ihn zu einem freudigen Aufblicke zu seinem Königl. Herrn veranlassen. In gleicher Weise muß bei jedem Unbefangenen, der es erkennt, daß dem eigenthümlich naturwüchsigen Charakter der deutschen Völkerschaften eine unitarische Staatsverfassung im Ja⸗

nersten widersteht und daß deshalb die Einführung einer solchen 8

nur eine mißlungene Nachbildung fremder Muster sein würde, die den Keim unseligen Zwiespalts und baldigen Zerfalls selbst in sich trüge, die Ueberzeugung sich feststellen, daß der Bestand eines kräf⸗ tigen, selbstständigen Bayerns auch für die Zukunft, wesentliche Bedingung der Sicherheit, Wohlfahrt und Einigkeit Deutschlands sein werde. In viesem Sinne soll die bayerische Ge⸗

schichte gelehrt und hierdurch bei der Jugend das bayerische Natiov-⸗-

nalgefühl geweckt, genährt und gefördert werden. München, den 13. Januar 1851. Auf Sr. Königl. Majestät Allerhöchsten Befehl. (gez.) Dr. Ringelmann. Durch den Minister der General⸗Secre tair, Ministerial⸗Rath (gez.) Hänlein.“

Baden. Karlsruhe, 18. April. (N. Fr. Z.) Das Groß⸗ herzogliche Ministerium der Finanzen hat unter dem 12ten d. ein

Cirkularschreiben an sämmtliche Bezirksverrechnungen des Seekrei⸗

ses (Obereinnehmereien, Domainen⸗Verwaltungen, Hauptzoll⸗ und Hauptsteuerämter) in Betreff der schweizerischen Münzangelegenheit gerichtet. Diese werden, um die Landesangehörigen so viel als möglich vor Schaden zu bewahren, beauftragt, bei jeder Gelegen⸗

heit die Bewohner ihrer Bezirke auf die bevorstehende Aenderung in dem schweizer Münzwesen aufmerksam machen und durch die unter-⸗ gebenen Erhebungsstellen darauf aufmerksam machen zu lassen, damit

sie sich baldmöglichst ihrer schweizer Münzen entledigen; ferner da⸗

hin zu wirken, daß Geschäftsleute des Bezirks sich mit der Einlö⸗

sung dieser Münzen und deren Ausfuhr nach der Schweiz befassen. Um die hierdurch in dem Geldverkehr entstehenden Lücken ausfüllen zu können, soll sogleich ein angemessener Vorrath von Scheidemün⸗ zen bezogen und verbreitet werden. *

—————

Ausland.

16. April.

Oesterreich. Venedig, dereinführung des Freihafens definitiv ernannt worden, und lauten die desfalls von den Ministerien des Handels und der Finanzen er⸗ gangenen Weisungen so bestimmt und so zweckmäßig, daß an der raschen Durchführung nicht zu zweifeln ist.

Mailand, 14. April. Die amtliche Gazzetta di Milano bringt eine Bekanntmachung, worin den freiwilligen Theilnehmern an der lombardisch⸗venetianischen Anleihe das Recht wird, die Erhebung der Zinsen erforderlichenfalls auch auf ander⸗ wärtigen Handelsplätzen zu begehren.

Die Po⸗Schifffahrtsgesellschaft hat die Verfügung getroffen, daß die im triestiner Hafen anlangenden, für die Lombardei, Par⸗ ma, Modena und die südliche Schweiz bestimmten Waaren nach Cavanella gebracht werden, wo jene Gesellschaft ein sie repräsenti⸗ rendes Handelshaus unter der Firma Napoleone Perelle⸗Paradisi errichtet hat. Dieser Einrichtung zufolge werden die von Triest nach Mailand und Pavia gehenden Waaren nur einer einzigen Ueber⸗ packung bedürfen, wodurch sowohl an Geld als an Zeit eine bedeu⸗ tende Ersparniß erzielt wird.

Agram, 17. April. Die Agramer Zeitung berichtet:

„Gestern empfing Se. Excellenz der Banus den Fuad Efendi

(Ober⸗Intendanten der Armee Omer Pascha's) und Fazli Pascha (die gestern hier eintrafen) in Gegenwart der Herren Generale Baron Burits und Ritter von Denkstein, dann mehrerer Herren Stabs⸗ und Oberoffiziere. Wie wir bereits erwähnten, hat dieser Besuch gar keine politische Bedeutung, daher auch unsere werthen türkischen Gäste bei der gestrigen Vorstellung Sr. Excellenz dem

Banus nichts als die Begrüßung von Seiten des Omer Pascha vor-

brachten. Der Efendi erschien in einer einfachen Kleidung, einer Art Atilla, dagegen Fazli Pascha in reicher goldgestickter Uniform, Beide mit dem brillantenen Nizam⸗Orden dekorirt. Auch der Franziskaner Jukic, von Omer Pascha mit den beiden Obbenannten

eigens abgesandt, befand sich in ihrer Gesellschaft bei Sr. Excellenz

dem Banus. Se. Excellenz der Banus erwiederte bald darauf den Besuch. Heute ist Fuad Efendi, Fazli Pascha und der Franziska⸗ ner zu Sr. Excellenz dem Ban zur Mittagstafel geladen. Auf die Zeit der Anwesenheit des Fuad Efendi und Fazli Pascha in Agram, die vier bis fünf Tage dauern wird, ist ihnen der Herr Hauptmann Preradovic als Ordonnanz⸗Offizier beigegeben worden.“

Cattaro, 10. April. (Ll.) Am 1., 2. und 3. April ist es an der montenegro⸗türkischen Gränze zwischen den Gluhodoljanern, d. i., den Nahias von Montenegro, und den Spicanern, d. i., den türkischen Unterthanen, zu hitzigen Gefechten gekommen, wobei auf Seiten der Montenegriner fünf Mann getödtet und acht schwer ver⸗ wundet wurden. Auf Seiten der Türken sollen aber ungleich mehr Todte und Verwundete geblieben sein. Ein Montenegriner, Na⸗ mens Georg Vuksanvvic, der seine Wafse verloren hatte, riß einem Türken die Hacke aus der Hand und spaltete ihm damit den Kopf. Wie man hört, sollen neuestens zwei Begs, Barski (Antivari) und Ucinski mit ihren Haufen die Nahias von Montenegro in die Flucht gesprengt haben.

Frankreich. Paris, 19. April. Die gestrige Longchamps⸗ Promenade war vom besten Wetter begünstigt. Glänzende Equipagen und geschmackvolle Toiletten hatten sich zahlreich eingestellt. Der Prä⸗ sident der Republik war ebenfalls erschienen. An fünf Punkten sind die Arbeiten zum Feste des 4. Mai bereits in Angriff genommen und zwar von der Madeleine, in der Hauptallee der Champs Elysees, auf der Brücke de la Concorde und vor dem Palaste der Ehrenle⸗ gion an der Seine. Vor der Madeleine und in den Champs Ely⸗ sees werden die Piedestale für die historischen Statuen aufgerichtet. Vor der National⸗Versammlung wird das Gerüst zum Feuerwerke aufgeschlagen. Auf der Brücke arbeitet man an einer Wasserkunst.

Es wird heute bestimmt versichert, daß eine Annäherung des Präsidenten an Changarnier weder geschehen noch im Werke sei.

Der Sohn des Ministers Baroche ist mit einer diplomatischen

wie bisher,

b Dem Lombardo Venecto zufolge, ist die Kommission zur Berathung über die Wie⸗

zugestanden

Sendung nach Deutschland beauftragt und wird binnen wenig Ta⸗ abreisen. n Rach der Abreise des Generals Hautpoul von Algier über⸗ nimmt General Pelissier die Regierung bis zur Ernennung eines ouverneurs. dits telegraphischem Wege wird aus Madrid das Gerücht von der Verhaftung Thomar's in Lissabon gemeldet. Michel Chevalier bemerkt heute im Journal des Débats über die Zusammensetzung der Kommission, welche Handelsminister Schneider kurz vor seinem Austritte zur Untersuchung der in der See⸗Gesetzgebung nothwendigen Aenderungen einsetzte: „Es wäre u wünschen, daß die Zusammensetzung der Kommission größere Hoffnungen auf einen Beschluß zu Gunsten liberaler Reform in der Marine⸗ und Handels⸗Gesetzgebung böte. Herr Schneider hat allerdings sehr ehrenwerthe Mitglieder ernannt, aber die Majorität gehört nur zu augenscheinlich der Prohbitions⸗Doktrin an. Das Ultra⸗Schutzzoll⸗System ist darin durch seine bestimmtesten Parteigänger vertreten, durch einige derer, welche 1847 in der Deputirten⸗Kammer einen von der Verwaltung eingebrach⸗ ten Gesetz⸗Entwurf über eine unendlich mäßige Reform des Tarifs und spezielle Freigebung der zum Schiffbau gehörigen Materien zur Verwerfung oder Verstümmelung brachten. Wir verzweifeln aber dennoch nicht. Die liberale Ansicht ist in der Kommission durch mehrere ausgezeichnete Männer vertreten. Und dann darf man es nicht bedauern, daß die Schutzzöllner sich erklären müssen. Behalten sie bis zum Ende in der Kommission die erdrückende Ma⸗ jorität, die man ihnen sichern wollte, so werden wir die vollkom mene Darlegung der Mittel erhalten, durch welche die Männer dieser Meinung die französische Handelsmarine anders als auf Basis der Reziprozität mit England zu restauriren beabsichtigen, was nicht ohne Interesse sein dürfte. Gezwungen, wie sie es nicht anders sein können, den gegenwärtigen Zolltarif zu diskutiren, werden sie Beweise zur Unterstützung dieser Grundthesis ihres Sy⸗ stems beibringen müssen, daß Theuerung ein Glück und Wohlfeil⸗ heit ein Unglück sei, was jedenfalls noch pikanter werden wird.“ Der Central⸗Ackerbau⸗Kongreß hat seine Sitzungen ge⸗ schlossen. Man will wissen, der Herzog von Broglie werde einer der ersten Unterzeichner des Antrages auf Verfassungs⸗Revision sein. In einer von der Patrie veröffentlichten Note rechtfertigt sich der Minister Leon Faucher gegen die wider ihn erhobene An⸗ klage in Betreff falscher Angabe der Majorität, die das Ministe⸗ rium in der Sitzung vom 11ten bei der Abstimmung über den St. Beuveschen Mißtrauens⸗Antrag erhalten und die von der nach den Provinzen gesandten Depesche viel höher angegeben wurde, als sie wirklich war. In dieser Note sagt derselbe, daß in allen von dem Ministerium abgesandten Depeschen die Majorität mit 327 und nicht mit 388 Stimmen angegeben worden sei. Nur auf der Telegra⸗ phenlinie nach Bordeaux sei ein Irrthum begangen worden, der jedoch nur zehn in der Nachbarschaft von Bordeaux liegende De⸗ partements hätte mitbetreffen können. Der heutige Moniteur

enthält nun auch einen Bericht des General⸗Direktors der Tele⸗

graphenlinien über diesen Gegenstand, welcher behauptet, die De⸗ pesche sei richtig von Paris bis Tours gekommen, dann aber vom

Direktor zu Bordeaux in Folge eines falschen Zeichens die unrich⸗ tige Ziffer weiter telegraphirt worden.

Eine Korrespondenz über spanische Zustände in der Repu⸗

blique berichtet, daß, trotz des strengen Verbots des Ministers

Sartorius im Kabinet Narvaez, ülle sozialistischen Schriften in

Spanien Eingang und weite Verbreitung gefunden hätten.

Die Wache im Elysee war gestern bedeutend verstärkt. Auch der Staats⸗Rath hat seine vierzehntägigen Ferien an⸗ getreten.

Mehrere bedeutende politische Persönlichkeiten wollen dieser Tage von hier nach Brüssel abgehen, um vom Fürsten Metternich Abschied zu nehmen, bevor sich derselbe auf seine Güter nach Böh⸗ men begiebt.

Bei den Gemeinderathswahlen zu Linards und Vaire sind die

rooethen Listen mit großer Majorität durchgegangen.

Malleville dürfte, wie man glaubt, an die Stelle Leon Faucher's

zum Vice⸗Präsidenten der Nationalversammlung gewählt werden.

Die Nachricht der Patrie, Montalembert sei dem Redactions⸗ comité der Assemblee nationale beigetreten, wird von anderen Seiten für falsch erklärt.

Die Jury für die Kunstausstellung im Palais national wird wahrscheinlich heute entscheiden, ob die große Ehrenmedaille einem der Aussteller verliehen werden soll. In nächster Woche werden dann die Preise vom Präsidenten der Republik in einem dazu ein⸗ gerichteten Saale des Palais national vertheilt werden.

Großbritanien und Irland. London, 19. April. Der Lord-Mayor von London hat seine Soireen aufgeschoben und die Absicht ausgesprochen, zu warten, bis es ihm gegönnt sei, neben den Notabilitäten Englands auch ausgezeichnete Gäste vom Auslande, namentlich Aussteller, welche einen Preis davongetragen haben, zu empfangen. Der Bischof von Rhode Island in den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika drückt, in einem Schreiben an die Diözese von Orford vom 18. März, seine Sympathieen für die Agitation der anglikanischen Geistlichkeit gegen die päpstlichen Anordnungen aus. Die kurzen Parlaments⸗Ferien wurden von der Finanz⸗ und Parlaments⸗Reform⸗Association benutzt, um in Manchester, dem Hauptstützpunkte der radikalen Reformpartei, eine Versammlung zu veranstalten, bei welcher Herr Bright (der Quäker) und Herr Gibson, Beide Parlaments⸗Mitglieder für Manchester, sich über die Lage des Landes aussprachen. Die Staatskirche wurde als Haupt⸗ Hinderniß religiöser Freiheit und als Hauptquelle aller religiösen Streitigkeiten dargestellt. Herr Bright wollte wissen, daß an 300 anglikanische Geistliche im Begriff ständen, katholisch zu werden, und wenn die puseyitischen Bischöfe selber nicht nach⸗ folgten, so geschehe es einfach deshalb, weil diese fest an den Kir⸗ chengütern hingen. Lord John Russell, sagte Herr Bright, habe die Absicht, aber nicht die Kraft, ehrlich zu sein; sein Versprechen, kommendes Jahr eine Wahlrecht⸗Erweiterungs⸗Bill einzubringen, sei eben ein Versprechen, welches ohne eine außergewöhnliche Kraft⸗ anstrengung des Volkes leerer Schall bleiben werde. Die Versamm⸗ lung endeigte mit den gewöhnlichen Ermahnungen zur Ausdauer und unablässigen Thätigkeit für die großen Zwecke des Vereins. Der „Clyde“ lief gestern, von Westindien kommend, in Sout⸗ hampton ein. Blätter aus Surinam enthalten zwei Königliche De⸗ krete des Königs der Niederlande, wonach bremer und lübecker Fahr⸗ zeuge in allen überseeischen holländischen Kolonieen dieselben Rechte wie holländische Schiffe erhalten. Ausgenommen hiervon ist blos der Küstenhandel in den ostindischen Kolonieen Hol⸗ lands, von dem die Hanseschiffe auch ferner ausgeschlossen bleiben. Diese Dekrete wurden am 6ten in Surinam publizirt. In Barbadoes ist ein großer Theil der Zuckerärndte schon einge⸗ bracht. Sie soll, was Quantität betrifft, der vorjährigen nicht nach⸗ stehen. Früchte aus Barbadoes, in Wachs modellirt, sind nach London für die Ausstellung abgeschickt worden. Aus Trinidad wird

8 tt 8 über schlechtes Wetter geklagt, worunter alle Arbeiten in den Plan⸗

tagen leiden.

Die neue Route nach dem Norden Europa's, über Lowestoft und Hjerthing, wird bereits von der Post und den Viehhändlern Jütlands, Holsteins, Schleswigs und selbst Schwedens viel benutzt. Gestern kam der Dampfer „Prince“ zum dritten Mal diesen Mo⸗ nat von Jütland zurück. Die Vieheinfuhr auf diesem Wege betrug bis jetzt schon 217 Stück Rind, 228 Schweine und 16 Pferde, ab⸗ gesehen von großen Massen Pökelfleisch in Fässern; die Einfuhr über Hamburg soll nie so groß gewesen sein. Das Schiff „Princt“ machte seine Fahrt binnen 27 Stunden. „Viele Ausstel⸗ lungsbesucher aus Schweden werden, wie man hört, diese neue Route, über Kopenhagen, Röskild, Hjerthing und Lowestoft, nach London einschlagen. 11

Der zoologische Garten ist um eine Seltenheit reicher. Es ist vor wenigen Tagen ein Elephantenweibchen mit seinem noch säu⸗ genden Kalbe angekommen, das erste Exemplar in diesem Alter, welches bis jetzt in Europa zu sehen ist.

Das größte eiserne Dampfschiff, welches bis jetzt im londoner Hafen gebaut wurde, ist vorgestern auf der Themse von Stapel gelaufen und wurde „Baron Osy“ (nach dem belgischen Deputirten) getauft. Dasselbe ist zur Fahrt zwischen hier und Antwerpen be⸗ stimmt, hat 800 Tonnen Gchalt, eine Länge von 210 Fuß, 28 Fuß Breite, 16 Fuß im Raum und wurde von den Herren Robinson und Russell in der kurzen Frist von drei Monaten gebaut. Man glaubt, das Schiff werde die Fahrt nach Antwerpen in 14 Stun⸗ den machen.

Auf der Insel Man im Georgs⸗Kanal hat man viele Ton⸗ nen Guano aufgefunden. Der kostbare Dünger liegt in einer sehr abgelegenen und nur zu Wasser zugänglichen Küstenschlucht, in der wilde See⸗ und andere Vögel ihre Nester bauen. Der entdeckte Vorrath scheint das Produkt mehrerer Jahrhunderte zu sein und wird jetzt in Booten nach dem Hafen St. Mary gebracht.

Schweiz. Bern, 15. April. (Journ. d. 2ST Bundesrath hat eben eine Mittheilung der englischen Gesandtschaft erhalten, worin diese gegen die Absendung der Flüchtlinge nach England protestirt. In diesem Augenblicke können daher die Flücht⸗ linge nur nach Amerika geschickt werden.

Italien. Turin, 15. April. (Lloyd.) Der Senat hielt am 12ten eine Sitzung, in welcher ihm Berichte über die Ge⸗ setzvorschläge, die Invalidenkassen betreffend, vorgetragen und vom Ministerium der Finanzen verschiedene von der Kammer angenenom⸗ mene Gesetzvorschläge mitgetheilt wurden.

Das Ministerium hat der Deputirtenkammer einen Gesetz⸗Vor⸗ schlag uͤberreicht, wonach bei den Universitäten Lehrstühle für die Anatomie, gerichtliche Medizin und die Giftkunde errichtel werden sollen. Die Kommission hatte sich fur die Annahme desselben aus⸗ gesprochen, allein die Kammer ging gleichwohl auf den Antrag des Abgeordneten Verdi zur Tagesordnung über und verschob diese An⸗ gelegenheit bis zur definitiven und allgemeinen Regelung des Un⸗ terrichtswesens.

Das Handels⸗Ministerium hat unterm 9ten folgende Bekannt⸗ machung veröffentlicht: „Die Kaiserliche brasilianische Regierung hat unterm 4. September v. J. ein neues Gesetz erlassen, wonach der Sklavenhandel unter die Rubrik des Piratenwesens klassifizirt wird. Die Königliche Regierung bringt dieses Gesetz der Handels⸗ schifffahrt zu ihrer Danachachtung und mit der Erinnerung zur Kenntniß, daß mit Artikel 104 des Strafgesetzbuches vom 13. Ja⸗ nuar 1827 die Strafe für dieses Verbrechen bis auf 15 Jahre Zwangsarbeit und im Gelde bis zu 24,000 Lire bestimmt ist.

Genua, 14. April. (Ll.) Gestern ist auf dem französischen Dampfboot „Languedoc“ der Marchese Hippolyt Spinola, Geschäfts⸗ träger Sr. Maj. des Königs bei der römischen Kurie, hier ange⸗ kommen und heute schon nach Turin abgegangen.

Florenz, 13. April. (Wien. Ztg.) Laut der heutigen Num⸗ mer des Conservatore costituzionale ist der toskanische Mi⸗ nister-Präsident Baldasseroni von Rom nach Neapel abgereist, offen⸗ bar zunächst in der Absicht, daselbst seinen Souverain zu begrüßen. Man will jedoch wissen, daß es sich außerdem noch um die Besei⸗ tigung von Hindernissen handle, welche das Ministerium des Herzogthums Parma dem österreichischen Vorschlage, Triest und Livorno durch eine Eisenbahn zu verbinden, in den Weg stelle. Weiter wird erzählt, daß es sich um die Stiftung eines Bündnisses zwischen Neapel, Rom, Toscana, Parma und Modena handle, welche Staaten sich gegenseitige Hülfeleistung zusichern sol⸗ len, um die Intervention fremder Mächte vorkommendenfalls ent⸗ behrlich zu machen.

Die Schriften des piemontesischen Minister⸗Präsidenten d'Azeg⸗ lio sind zu Livorno verboten worden.

Livorno, 14. April. Die nordamerikanische Dampffregatte „Mississippi“ ist aus Neapel im hiesigen Hafen eingelaufen.

Nebst dem Emissär Ranuzzi sind noch mehrere andere Personen wegen des Besitzes Mazzinischer Anlehenslooöse in Haft genommen worden.

Rom, 12. April. (Lloyd.) Monsignor Berardi ist als Staatssecretair substituirt, Rossi zum apostolischen Delegaten von Ravenna und Brutti zum Delegaten von Velettri ernannt worden. Monsig. Fornari und Monsig. Gousset haben vom heiligen Kolle⸗ gium, von dem hiesigen diplomatischen Corps, von den Prälaten, dem hiesigen Adel und vielen anderen ausgezeichneten Personen und Fremden die Glückwünsche zu ihrer Erhebung zur Kardinalswürde entgegengenommen. 1

Mittelst eines Proklams des Kardinal⸗General⸗Vikars wird die römische Bevölkerung zu Sammlungen für eine in London zu erbauende katholische Kirche zum Behufe der dort wohnenden Ita⸗ liener aufgefordert. Es lautet: „Die Missionen in England ziehen in diesem Augenblicke die Aufmerksamkeit eines jeden guten Katho⸗ liken auf sich und insbesondere die der Römer, die sich immer durch Eifer und Frömmigkeit so sehr auszeichnen. Der häufige Uebertritt zum Katholizismus in jenem Lande, die gute Gemüthsbeschaffenheit und die Anstrengungen, zum wahren Glauben zu gelangen, welche bei vielen Engländern bemerkt werden, müssen alle Gutden⸗ kenden mit besonderer Genugthuung und hoher Freude erfül⸗ len, aber der Mangel an Kirchen, namentlich in London, ist ein mächtiges Hinderniß nicht nur in der Verbreitung, aber auch in der Erhaltung des katholischen Glaubens in jener Metropole.“ Weiter sagt dies Proklame: „Der heilige Vater hat schon früher den Plan zur Begründung einer katholisch⸗italienischen Kirche in London gebilligt und allen Bischöfen des päpstlichen Gebietes auf⸗ getragen, für mildchristliche Beiträge hierzu Sorge zu tragen; die bekannten bedauerlichen Vorgänge und Wechsel aber, welche die rö⸗ mische Revolution im Lande zu Stande brachte, haben diese Unter⸗ nehmung unterbrochen. Da sich jedoch jetzt die unaufschiebbare Dringlichkeit desselben herausgestellt hat, so ruft der heilige Vater jeden Römer auf, zu diesem für Italien so ehrenvollen Werke nach seinen besten Kräften unverzüglich beizutragen. Jedem Kontribuen⸗ ten sind 100 Tage Ablaß zugesichert.“

Spanien. Madrid, 14. April. (Fr. Bl.) Der Staats⸗ rath hat sich endlich günstig über das Projekt zur Kanalistrung des Ebro ausgesprochen und die Herren Pourcet und Haykem ermäch⸗ tigt, mit den Arbeiten zu beginnen. Die Königin hat beiden Her⸗ ren das Commandeurkreuz des Ordens Isabella's der Katholischen verliehen. 1 .

Es scheint, die alte Opposttion habe auf die Einsetzung eines leitenden Wahl⸗Comité verzichtet.

Türkei. Von der bosnischen Gränze, 14. April. (Ll.) Der bekannte Insurgent Ibrahim Kapic ist ermordet worden. Tausend Albaneser marschiren über Travnik von der Kraina; sie sollen auf ihrem Marsche zahlreiche, mitunter sehr grausame Exzesse verüben.

Durazzo, 6. April. (Ll.) Zweihundert Albanesen von Ti rano und anderen Ortschaften Albaniens haben dem General⸗Gou⸗ verneur eine mit 15,000 Unterschriften versehene Petition überreicht, worin sie sich über die Gewaltthaten des Unterstatthalters Sulei man Bey lebhaft beklagen.

Aegypten. Alexandrien, 5. April. französische Korvette durchkreuzt das Rothe Meer, Fahrt ist einstweilen ein Geheimniß. 8 1 3

Die Differenzen zwischen Aegypten und der Pforte neigen sich friedlicher Schlichtung zu. Unter den Mitgliedern der Familie des Abbas Pascha herrschen starke Zwistigkeiten. Mehmed's jüngste Tochter ist nach Konstantinopel aus diesem Grunde abgereist. Sie soll ihrem Bruder und seinem politischen Systeme entschieden ab⸗ geneigt sein. (Semaphore de Marseille.) In der Provinz Sennaar ist ein großer Aufstand ausgebrochen. Die regulären Truppen des Vice⸗Königs sollen von den Insurgenten geschlagen sein. In großer Eil bewegen sich von Alexandrien und Kahira Militair⸗Abtheilun⸗ gen nach jenen Gegenden, wo der Aufstand einen sehr bedrohlichen Charakter angenommen zu haben scheint.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗Yor 1 5. April. In Boston erhielt die Aufregung wegen der Sklaven bill durch Gefangennehmung eines Schwarzen neue Nahrung. Herr Fletcher Webster, ein Sohn Daniel Webster's, wurde bei dieser Ge⸗ legenheit zum Arrest gebracht, weil er sich ungebührlich gegen einen Poltzeibeamten benommen hatte. Die Majorität der Bevölkerung scheint jedoch bereit, dem Gesetze seine Kraft zu bewahren.

Ostindien. Bombay, 17. März. Nach dem Overlan Friend of China hat die Revolution in den Provinzen Kwang tung und Kwangsi nicht ihr Ende erreicht, wie die Provinzialregie⸗ rung verbreitete, sondern wüthet heftiger, als jemals. Die Insur⸗ genten stehen in großen Haufen 60 englische Meilen von Canton und schreiben offen den Sturz der gegenwärtigen Dynastie als Lo⸗ sungswort auf ihre Fahne. Sie haben nach altchinesischer Sitte den Queu gekündigt, was so viel heißt, wie das Schwert ziehen und die Scheide wegwerfen. Der nach dem Revolutionsschauplatz gesandte Kaiserliche Untersuchungs⸗Kommissär hat den Gouverneur von Kwangsi nicht, wie erwartet, in Ketten nach Peking geschickt, son dern, nach Vernehmung der Zeugen für und wider ihn, eine Denk⸗ schrift an den Kaiser eingereicht, worin alle Schuld auf Sen's Säumig⸗ keit geworfen wird, durch welche die Rebellion bis zu einem die Regierungsdauer des Kaisers höchlichst gefährdenden Grade ang wachsen sei. Der Gouverneur war nun bereits 4 Monate von Canton entfernt, und seinem Verhalten allein schreibt man es zu, daß die wahre Lage der Dinge so lange verborgen bleiben konnte

Die Verhältnisse China's zu Großbritanien sind, demselben Blatt zufolge, in eine sehr bedenkliche Verwickelung gerathen, die leicht einen Krieg zur Folge haben könnte. Es sei nämlich ans Licht gekommen, daß der Chinese Chui⸗Apoo, den die britische Re⸗ gierung als den Mörder des Capitain Da Costa und des Licute⸗ nant Doyer bei der chinesischen verklagte, von der letzteren für sein That mit einer Ehrenstelle belohnt worden.

(Lloyd.) Eine der Zweck ihre

Berichtigung. In der Beilage zum gestrigen Blatte des Staats⸗-⸗Anzeigers, erste Spalte, Zeile 14 von oben, so wie zweite Spalte, Zeile 17 von unten, statt „Link“ lies: Linné. b

Königliche Schauspiete.

Mittwoch, 23. April. Im Opernhause. 69ste Schauspielhaus⸗ Abonnements⸗Vorstellung: Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Abth von Schiller. Anfang 6 Uhr.

Schauspiel⸗Preise im Opernhause: Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., erster Rang und erster Balkon 1 Rthlr., Parquet, Tri⸗ büne und zweiter Rang 20 Sgr., dritter Rang, Balkon daselbst und Parterre 15 Sgr., Amphitheater 7 ½ Sgr. Ein Fremden Logen⸗Billet 2 Rthlr.

Donnerstag, 24. April. Im Opernhause. 4, Vorstellung: Martha, romantisch⸗komische Oper in von Fr. von Flotow.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Räihlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. v“

47ste Abonnements⸗ 4 Abth. Musik

Königsstädtisches Theater.

Mittwoch, 23. April. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) crezia Borgia. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balko des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Donnerstag, 24. April. Zum erstenmale wiederholt: Gustav Adolph in München, dramatisches Gemälde in 5 Abtheilungen aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges, mit einem Vorspiele: Die Verlobten, in 1 Aufzug, von Bahrdt.

Meteorologische Beobachtungen.

Nachmittags Abends 2 Uhr:; 10 Unr.

1851. Morgens 21. April. 6 Ubr.

Nach einmaliger Beobachtuug.

8n 335,14““Par. 334,11“Par. 333 57“Par. Auellwärme 7,5 R.

Luttdruck 7,2 R. + 15,60 R V ün 11,6 R. Flusswärme + 8,9 H.

Lufrwärme + 7,2 8 8 8 9 0 s. 0 , Föürme Thaupunkt + 1,8 n 9,5 R. + 7,9 R Rode 28 irn 61 pCt. Ausdünstuns

Dunstsättigung 18 82 pCt. Wetter .. halbbeiter. a hee1“ Wolkenzug Tagesmittel: 334,27“ Par.

Nfederschlag 0,046 1 84 Wärmewechsel 15,8

81— 10,7 0 W.

74 pCt.

heiter. halbheiter. 8S SW.

SW.