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“ und Simitsch haben nur, um sich zu erholen und ihre rivat⸗Angelegenheiten zu ordnen, einen Urlaub auf einige Zeit genommen, von denen der erstere, als er in Erfahrung brachte, daß man diesen Urlaub in öffentlichen Blättern für einen Austritt aus⸗ beutete, denselben sogleich nur auf zwei Monate restringirte. Der Justiz⸗ Minister Paul Jankowitsch ist von seiner schweren Krankheit genesen. Die Abhaltung einer National⸗Versammlung in Serbien könnte wohl zwischen Volk und Regierung einige Differenzen verursachen. Der Fürst Karagjorgjewitsch hält fest an den vom Sultan durch Hatischerif vom 24. Dezember 1838 der Bevölkerung Serbiens ver⸗ liehenen Ustaw (Constitution), worin kein Sterbenswörtchen über den National⸗Konvent gesprochen wird. Das Volk hingegen, An8 stützt auf uralte Observanz, vermäge welcher Nationalversammlungen abgehalten und darin Nationalangelegenheiten berathen wurden, glaubt fest im Rechte zu sein, dieselbe betreiben zu dürfen. Wir trauen jedoch dem friedlichen Charakter der serbischen Nation und dem Edelsinn und Patriotismus des Woywoden Wutschitsch zu sehr, als daß sie durch voreiligen Aufstand dem gesegneten Serbien ein Unheil bereiten sollten; auch bauen wir auf staatsmännische Ein⸗ sichten des belgrader Metropoliten Joanowitsch, der vermittelnd jede schädliche Richtung der Parteien abzuwenden und auf den rettenden Weg zu führen wissen wird. Hier ließe sich unseres Erachtens, um jeder Eventualität vorzubeugen, am zweckdienlichsten momentan folgendes Mittel anwenden. Fürst Ka⸗ ragjorgjewitsch dürfte nur durch ein Manifest den Serben bekannt geben, daß vermöge bestehenden Ustaws zwar keine National⸗Ver⸗ sammlung abgehalten werden könne, wenn sie aber beharrlich die⸗ selbe verlangen, so sollte man den kontradiktorischen Ustaw durch die Pforte verbessern oder mit einigen Landes⸗Primaten in Form einer National⸗Versammlung eine Besprechung brevi manu uber National⸗Angelegenheiten abhalten lassen. Der Ustaw, welcher auf Betreibung des russischen Gesandten, Titoff, und größtentheils, um die willkürliche Verwaltung des damaligen Fürsten Milosch Obre⸗ nowitsch zu beschränken, gegeben wurde, scheint in sich Wider⸗ sprüche zu enthalten. Laut §. 2 desselben wird dem Für⸗ stenthume Serbien von der Pforte eine selbstständige innere Ver⸗ waltung zugesichert, und zufolge §. 17 können die siebzehn Staats⸗ räthe, welche der Fürst zu ernennen hat, lediglich nach dem bei der Pforte ausgetragenen Prozesse von derselben ihrer Stellen entho⸗ ben werden. Diese Siebzehn bilden die höchste Landesbehörde, welcher selbst der Ministerrath in Folge §. 15 jährlich eine Ueber⸗ sicht über seine Amtsverrichtungen zu unterlegen verpflichtet ist, und diese Personen sind unabhängig vom Fürsten und dem Volke und richten ihre Blicke auf den Divan. Wie könnte also anders das Volk des constitutionellen Serbiens zur Kenntniß der National⸗ Angelegenheiten und seines eigenen Schicksals gelangen, als durch eine geregelte National⸗Versammlung. Mit Spannung sieht man demnach entgegen, ob, wann und in welcher Form die vom Volke gewünschte National⸗Versammlung wird abgehalten werden. Es ist ferner eine Absurdität, wenn einige Blätter behaupten, daß Petron⸗ jewitsch, Minister des Aeußern, deshalb ausgetreten wäre, weil er, von der Pforte gemahnt, sein verpfändetes Versprechen, die an Serbien zurückgefallenen sechs Distrikte der hohen Pforte zurückzustellen, nicht zu erfüllen vermag. Unter Fürst Milosch im Jahre 1833 wurden in Gegenwart des türkischen Kommissärs Tejuschif Efendi und der serbischen Abgeordneten Joksa Mirosavljewitsch und Georg Protitsch,
der Juden nicht wünschenswerth sei. Er behauptete, daß die fran⸗ zösische Kirche seit der Aufnahme der Juden ins Parla⸗ ment der christlichen Kirche entfremdet worden sei, daß er⸗ leuchtete Staaten die Emancipation der Juden als un⸗ zulässig erklärt hätten, daß endlich die Religion der Juden keines⸗ weges der Glaube an das alte Testament, sondern eine aus Talmud und Mischna kompilirte Doktrin sei, die mit der protestantischen Bi⸗ belverehrung nichts gemein habe. Der Redner beantragt, die Le⸗ sung der Bill auf weitere sechs Monate hinauszuschieben. Herr Roebuck unternimmt es, die angeführten Beweisgründe zu ent⸗ kräften. Die historische Widerlegung in Betreff dessen, was von der Nichtemancipation der Juden in anderen Staaten gesagt wor⸗ den, sei nicht schwer. Dann geht er zur eigentlichen Eidesfrage über. Der Jude schwöre dem Staate und der Krone Treue, das sei die Hauptsache und mehr könne man nicht verlangen. Herr Newdegate habe behauptet, daß die jüdische Religion sich auf den Talmud und nicht auf die Bibel gründe; er habe aber trotz dieser theologischen Weisheit nimmer behaupten können, daß die Juden deshalb schlechte Bürger, Gatten, Väter oder Unterthanen seien. Die Worte des alten Eides gegen eine ganze Religionsklasse im Staate zu gebrauchen, das hieße blos schwachen und beschränkten Geistern eine Waffe gegen Männer in die Hand geben, die mehr werth, als sie. Herr Wigram hat weniger gegen die Bill selbst einzuwenden, aber die Konsequenzen findet er furchtbar, denn, meint er, zu Gunsten der Juden allein könne man keine Ausnahme machen; man könnte dann in der Folge auch den muhamedanischen Bürgern Englands das Recht, im Parlamente zu sitzen, nicht ver⸗ weigern. Dadurch würde letzteres nothwendigerweise mit der Zeit die Achtung und das Zutrauen des Landes verlieren. Darauf er⸗ wiedert der General⸗Fiskal: Allerdings könnte man auch den Be⸗ kennern Muhamed's, wenn sie Bürger Englands wären und dessen Lasten mittrügen, den Eintritt nicht verwehren. Die Religion, das hätte das Haus doch längst anerkannt, könne keinen Bürger vom Repräsentationsrechte ausschließen. Der Eid sei blos in der End⸗ formel zeitgemäß zu modifiziren. Den Fremden aber gegenüber, welche gerade in diesem Momente als Gäste nach England strömen, wäre es eine schmachvolle Erniedrigung, wollte das Haus sich in die dunklen Zeiten der Religionsverfolgungen zurückversetzen. Sir Robert Inglis stellt es entschieden in Abrede, daß jeder Bürger ein Recht habe, im Parlament zu sitzen; es sei ein Privile⸗ gium, welches von jeher dem Besitzstande und einer ge⸗ wissen Religionsklasse gehört habe. Herr J. A. Smith. stellt beide Behauptungen entschieden in Abrede. Herr Ans⸗ ley spricht in ähnlicher Weise und befürwortet die Aen⸗ derung des Eides für Mitglieder jüdischer Religion. Lord John Russell: Baron Rothschild habe die wesentlichsten Punkte des Eides geleistet; aber das Haus habe entschieden, daß er sich auch der letzten Worte der Eidesformel („auf den wahren Glauben ei⸗ nes Christen“) bedienen muüͤsse, um zugelassen zu werden. Der General⸗Fiskal habe die Unwesentlichkeit dieser Schlußformel aus⸗ einandergesetzt. Das einzige neue Argument in dieser vielbesprochenen Sache sei das von Herrn Wigram, der behauptet habe, das Volk werde kein Vertrauen mehr zu einem Parlament haben, in welchem Nichtchristen säßen. Aber wie falsch dieser Beweis sei, gehe schon daraus her⸗ vor, daß eben Baron Rothschild von einem Theile des Landes, und wahrlich nicht dem unbedeutendsten (City von London), auf seinen Sitz ins Haus geschickt worden sei. Schließlich fordert der Lord
die unter dem alten Hospodar Karagjorgjie Serbien einverleibt gewesenen sechs Nahijen, als: Kraina, Timok, Gurgusovacz, Alexi⸗ nacz, Kruschevacz und Podrinje, Serbien zurückgegeben, bei deren Arrondirung durch Gewandtheit der serbischen Abgeordneten und Unwissenheit des türkischen Kommissärs mehr Terrain, als Karag⸗ jorgje wirklich besessen, Serbien zugeschanzt wurde. Diese Begrän⸗ zung jedoch wurde auf Grundlage des bukarester Traktats unter dem Schutze Rußlands von der Pforte angenommen und ratifizirt. Es mag dahingestellt sein, ob einige serbische Primaten nach der Entsetzung des Fürsten Michaͤel im Jahre 1842 der Pforte einige Versprechungen gemacht, daß aber Petronjewitsch allein für sich ein Versprechen, das er nicht im Stande zu erfüllen war, gemacht und deshalb abdizirt habe, ist völlig unbegründet.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 2. Mai. Die Versammlung beschäftigt sich bei allgemeiner Unaufmerksamkeit mit den Detail⸗Artikeln der Ostbahn. Das Ge⸗ rücht verbreitet sich, die Ostbahn⸗Compagnie (Stokese u. s. w.) habe die Versailler Bahn am rechten Ufer gegen 400,000 Fr. Renten gekauft.
Paris, 2. Mai. Der französische Legations⸗Attaché de Calvo ist von Kopenhagen mit Depeschen an den Minister Baroche hier angekommen, in Folge deren sogleich eine Sitzung des Ministerra⸗ thes stattfand.
Aus Madrid vom 30. April, 2 ½⅔ Uhr Nachmittags, ist fol⸗ gende telegraphische Depesche hier eingegangen: „Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten an den spanischen Gesandten. Die Garnison von Porto ist am 24sten in Folge der Ver⸗ haftung einiger Offiziere und Soldaten aufgestanden und hat sich für General Saldanha erklärt. Nach einem zweistündigen Kampfe wurde der General, welcher zuerst inkognito in der Stadt geblieben war, dann aber sich auf den Weg nach Vigo begeben hatte, um sich auf einem englischen Schiffe einzuschiffen, von den Insurgenten zurückgerufen. Die Bewohner von Porto haben sich für die Insurrection erklärt.“ Nach der Opinion publique soll der englische Gesandte zu Lissabon erklärt haben, seine Re⸗ gierung würde ihre Intervention auf den Schutz des Lebens der Königin beschränken.
Die Polizei hat heute die Presse und ein Bülletin (das 11te) des „Widerstands⸗Comité's“ mit Beschlag gelegt und auch 4 Mit⸗ glieder dieses Comité's gefangen genommen, unter denen 3 frühere Junitransportirte sich befinden sollen. Jenes 11te Bülletin war an die Departements gerichtet und erklärte die Republik als in Ge⸗ fahr. „Dem Volke“, heißt es darin, „sagen die Einen: Dulde bis zum Ende! Die Anderen: Erhebe den Kopf, nimm Sichel und Flinte zur Hand! Welchem sollst du folgen? Länger warten, heißt in die uns von unseren Feinden gelegte Falle gehen, heißt die Fusion vollenden lassen. Nein! Nicht mehr warten! Genug der Feigheit und dee Verraths. Es giebt Festtage, die von der Vor⸗ sehung bezeichnet sind, um auch Tage der Befreiung und der Ge⸗ rechtigkeit zu werden. Wir stehen vor einem solchen Tage, wo von einem Ende Frankreichs bis zum anderen ein Ruf und ein Wille uns vereinigen muß. In den allgemeinen Schrei: Nieder mit dem Gesetz vom 31. Mai! mische sich der Ruf: Es lebe die demokra⸗ tische und soziale Republik!“
Großbritanien und Irland. Parlament. Un⸗ terhaus. Sitzung vom 1. Mai. Die Mitglieder versammelten sich nach 6 Uhr. Hauptgegenstand der Debatte war die zweite Le⸗ sung der Abschwörungs⸗ (Juden⸗) Bill. Herr Newdegate nahm zuerst das Wort gegen die Bill, um theils durch historische Analo⸗ gieen mit anderen Staaten, theils aus der Zusammensetzung des englischen Parlaments den Beweis zu führen, daß eine Zulassung
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das Haus auf, 40,000 Mitbürgern die Schmach abzunehmen, nicht an der Gesetzgebung Theil nehmen zu dürfen. Bei der Abstimmung ergaben sich für die Lesung der Bill 202, gegen dieselbe 177, Majorität 25.
London, 2. Mai. Der Prinz Preußen und Prinz Friedrich Wilhelm ritten gestern mit Prinz Albrecht spazieren; die Prinzessin von Preußen und Prinzeß Louise machten eine Spazier⸗ fahrt mit den Gräfinnen Hacke und Oriola im Parke. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen stattete den Herzogen von Cam⸗ bridge und Wellington gestern einen Besuch ab. Abends besuchte die Königin mit ihren heohen Gästen die italienische Oper, und wohnten Dieselben der Aufführung der „Hugenotten“ veinahe bis zum Schlusse bei.
In dem gestrigen Zuge, bei Eröffnung der Industrie⸗Ausstel⸗ lung, führte Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen die Herzogin von Kent, der Prinz Heinrich der Niederlande die Prin⸗ zessin von Preußen, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen die Prin⸗ zessin Maria von Cambridge, Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar ging mit dem Herzoge von Cambridge. Als das Hallelujah von Händel gesungen war, drängte sich plötzlich der anwesende chinesische Mandarin durch die Reihen des diplomatischen Corps bis zur Königin, sank vor ihr nieder und begrüßte sie im Namen des chinesischen Reiches. Die Königin lächelte ihm ihren gnädigen Dank zu. Der Lord⸗Mayor gab in der Aegyptischen Halle gestern ein großes Diner zur Feier der Ausstellungs⸗Eröff⸗ nung. Im Gemeinde⸗Rathe wurde beschlossen, daß ein Spezial⸗ Comité niedergesetzt werde, um zu erwägen, ob es wünschenswerth wäre, die ausgezeichneten Fremden, die in London erwartet werden, einen Ball in Guildhall zu geben, oder ihnen eine andere Auf⸗ merksamkeit zu erweisen. Ein Bäcker, Namens Elliott, hat sich vurch einen „Ausstellungs⸗Kuchen aller Nationen“ hervorgethan. Die Ingredienzien zu diesem 920 Pfd. schweren Riesenkuchen sind aller⸗ dings aus aller Nationen Ländern: Butter aus Holland, Eier aus Frankreich, Citronen aus Portugal, Gewürz aus Ceylon u. s. w. Der Kuchen ist aber auch ein Kunststuck, denn er bildet ein genaues Modell des Ausstellungsgebäudes; dennnoch will ihn Herr Elliott pfundweise verkaufen, wenn sich nicht ein Liebhaber für das Ganze findtt. Trotz der unendlichen Schwierigkeiten, welche bei der Bear⸗ beitung der Kataloge in den Weg traten, da besonders viele der Listen erst in den letzten Tagen eingesendet wurden, ist es den Anstrengungen der Unternehmer doch gelungen, gestern, am Eröffnungs⸗Tage der Ausstellung durch Ihre Majestät die Königin, den kbeinen englischen Katalog vollstän⸗ dig und den großen illustrirten und beschreibenden Katalog theil⸗ weise zu veröffentlichen. Was den Katalog in deutscher Sprache anbelangt, so ist er vollständig übersetzt; es bleiben jedoch die Listen Frankreichs (theilweise), Rußlands, Portugals und einiger anderer kleiner Länder noch zu setzen. Eben so ist auch die Korrektur noch im Rückstande, die wegen der Unvollständigkeit der Listen und der fortwäh⸗ rend folgenden Nachträge bis jetzt nicht vorgenommen werden konnte. So viel verlautet, wird diese Arbeit jedoch in wenigen Tagen vollen⸗ det sein, die Classification demnächst folgen und somit der Veröffent⸗ lichung von dieser Seite nichts weiter im Wege stehen. Die ge⸗ genwärtige Lage des Kataloges in französischer Sprache ist beinaͤhe dieselbe wie diejenige des deutschen. Die verzögerte Herausgabe des Kataloges wird, abgesehen von den bereits erwähnten Mängeln, auch durch den Inhalt selbst entschuldigt. Er berührt das ganze industrielle Gebiet in einer so ausgedehnten Weise wie wohl noch kein früheres Werk. Die mannigfachsten Verbesserungen in allen Fächern der Industrie knüpfen sich an eine Reihe unbe⸗ kannter und höchst merkwürdiger Erfindungen, deren Ei⸗ genthümlichkeiten in den eingesandten Listen von den
meistens der Feder nicht gewachsenen Ausstellern in der Weise nicht
beschrieben worden sind, daß sie von dem sachverständigen Publikum wohl verstanden werden konnten. Hieraus entsprang die Nothwen⸗ digkeit, viele der Beschreibungen vor dem Drucke erst mit den Ge⸗ genständen durch Sachverständige vergleichen zu lassen. Diese Ar⸗ beit konnte aber bis jetzt nicht vollendet werden, da noch viele Ge⸗ genstände eingepackt ruhen. Die Unternehmer hoffen jedoch, am 15. Mat den großen illustrirten Katalog vollständig herauszugeben, und man glaubt, daß derselbe alle billigen Erwartungen befriedi⸗ gen wird.
Nach allen eingelaufenen Polizeiberichten war im Laufe des gestrigen Tages kein ernster Unfall zu beklagen.
Seit gestern gehen Eisenbahn- und Dampfboot⸗Züge nach
Paris über Dover und Calais in 12, über Folkestone und Boulogne in 11 Stunden. Die Route wird wechselsweise eingeschlagen, je
nachdem die betreffenden Häͤfen der Fluth wegen zugänglich sind. Italien. Turin, 28. April. (Ll.) Die Deputirten⸗ Kammer hat den vom Senate zurückgeschickten und von der Kom⸗ mission modifizirten Gesetzvorschlag über die Erbschaftssteuer mit 92 gegen 14 Stimmen bestätigt.
Zu dem nächsten Montag, Dienstag und Mittwoch abzuhalten⸗ den Markte in Turin, der besonders wegen seines Pferdehandels
einer der berühmtesten in Piemont ist, wird ein großer Zudrang von Fremden bemerkt.
Beinahe alle Tage werden verdächtige Personen und Vaga⸗ bunden, welche, ohne zur Nationalgarde zu gehören, eine ihr gleiche Kopfbedeckung tragen, von der Polizei aufgegriffen.
Das Tribunal von Pinerolo hat erkannt, daß gegen den Theo⸗ logen Costelli, Pfarrer von S. Catherina di Vigont, kein gerichtli⸗ ches Verfahren einzuleiten sei.
Dem Vernehmen nach soll zwischen der hiesigen und der nea⸗ politanischen Regierung eine ziemlich lebhafte Differenz sich ergeben haben. Als Grund derselben werden die strengen Maßregeln gegen die Ankömmlinge und Provenienzen aus Piemont, welche Neapel zu verordnen für gut fand, angegeben. 8
Das Gebaͤudesteuergesetz und ein Gesetz zur Verlängerung der Fristen bei Einhebung von Taxen bis Juni ist, mit der Königlichen Sanction versehen, erschienen.
Livorno, 25. April. Die Königliche Sanitäts⸗Behörde von Neapel hat mit Erlaß vom 22sten d. M. verordnet, daß die Zurück weisung der von Genua anlangenden Provenienzen zwar in Kraft zu bestehen habe, die daher kommenden leeren oder mit keinen der Ansteckung unterworfenen Waaren beladenen Schiffe einer Kontu⸗ maz von 21 Tagen aber zu unterwerfen sind.
Florenz, 28. April. Dem Monitore Toscano wird aus Rom geschrieben, daß es dem Minister⸗Präsidenten, Senator Graf Baldasseront, gelungen sei, über die Vereinigung der Eisenbahnen Oberitaliens mit der, die in Toscana schon konstituirt ist, und denen, die in den römischen Staaten gebaut werden sollen, übereinzukom⸗ men und die Differenzen, die seit lange zwischen der päpstlichen Kurie und Toscana obwalteten, beizulegen. Dieses günstige Resul⸗ tat soll der Minister⸗Präsident durch einige zugestandene Modifica⸗ tionen in der Form, aber nicht in den Maximen, welche der Ad⸗ ministration der kirchlichen Angelegenheiten in Toscana zu Grunde liegen, erzielt haben.
Rom, 27. April. (Ll.) Am 24sten d. begaben sich mehrere Kardinäle und das diplomatische Corps in das Hotel des Königlich bayerischen Gesandten, Grafen von Spaur, um dort Sr. Majestät dem König Ludwig von Bayern einen Besuch abzustatten.
Der Infant von Spanien, Don Carlos, ist am 4ten nach Ober⸗ Italien abgereist.
In den letzten Tagen hat hier ein schändliches Verbrechen den allgemeinsten Unwillen erregt. Seit einiger Zeit hat man im Kriegs⸗ Mimisterium, und zwar in der Intendanz⸗Kasse der ersten militairi⸗ schen Division, einen Abgang bedeutender Summen wahrgenommen und zugleich bemerkt, daß dies gewöhnlich an dem einen Festtage vorangehenden Tage zu geschehen pflegte. Der Kassirer konnte nicht entdecken, wer wohl der Thäter dieses periodischen Diebstahls sein könne, aber es mußte ihm Alles daran gelegen sein, diesen zu entdecken. Nach einer mit dem Minister und dem Ge⸗ neral⸗Auditor genommenen Verabredung wurden also an dem Osterfeiertage in dem Kasse⸗Zimmer zwei verkleidete Carabi⸗ niers verborgen aufgestellt, so daß sie selbst ungesehen Alles, was vorging, genau übersehen und beobachten konnten. Während nun des Morgens die ganze römische Bevölkerung dem Vatikan, wo der Papst den Segen ertheilt, zuströmte und die Ministerial⸗Büreaus außer den gewöhnlichen Schildwachen ganz menschenleer waren, kam ein Beamter der obengenannten Intendanz ganz allein in das Kasse⸗Zimmer und öffnete mit falschen Schlüsseln so geschickt und leicht die Geldtruhen, daß die Beobachter in ihm den in solchen Thaten wohlerfahrenen Mann erkennen konnten. Als er nun das Geld aus der Kasse in seinen Beutel zu thun im Begriffe war, stürzten die Carabinters aus ihren Verstecken und faßten ihn bei der noch mit Geld gefüllten Hand.
Nach einer Korrespondenz des Messagere di Modena er⸗ wartet man binnen kurzem die Kundmachung mehrerer Gnadenakte gegen diejenigen Beamten, die der Strafe der Suspension vom Amte oder völliger Entsetzung verfallen waren. Laut einem in der Amtszeitung veröffentlichten Dekrete hat der heilige Vater die mit gerichtlichem Urtheile gegen mehrere Regierungsbeamte ausgespro⸗ chene Suspensionsstrafzeit vom Amte auf die Hälfte herabgesetzt. Es handelt sich nun darum, ob diese Vergünstigung blos auf die vor diesem Erlasse Verurtheilten oder auch auf die, welche nach der Publication desselben zu ähnlicher Strafe verurtheilt wurden, an⸗ zuwenden sei. Eine neuerliche päpstliche Verordnung, welche, wie es heißt, der Minister für öffentliche Arbeiten veranlaßt haben soll, stellt nunmehr die Anwendung obiger Vergünstigung auch auf die letztere Kategorie fest.
Der heilige Vater hat beschlossen, das Andenken an den Bei⸗ stand und an die Hülfe, welche die Diplomatie ker fremden Regie⸗ rungen seiner Person während des Aufenthalts in Gaecta leistete, mit einer großen goldenen Medaille zu verewigen. Die Münze stellt auf der rechten Seite das Schloß von Gaeta, worin der nea⸗ polltanische Monarch den ausgezeichneten Verbannten gastlich bewir⸗ thete, und auf der Kehrseite eine Inschrift dar. Es werden sechs⸗ zehn Exemplare dieser Denkmünze geschlagen, also ungefähr zwei oder drei mehr, als die Zahl der Minister betrug, welche den hei⸗ ligen Vater ins Exil begleiteten. Jede Medaille wird den Namen des Gesandten, für den sie bestimmt ist, enthalten.
Die Polizei hat einen Verfälscher der römisch⸗republikanischen Schatzscheine aufgegriffen. Man sah seit längerer Zeit falsche Scheine dieser Gattung zu 50 Scudi, die auf 35 Scudi (unge⸗ fähr 190 Franken) reduzirt sind, zirkuliren. Der Verdacht fiel auf einige Demagogen, welche mit ihren flüchtigen Freunden in Pie⸗ mont einen unausgesetzten Briefverkehr unterhalten. Endlich hat die Polizei ihr Augenmerk auf einen Kaufmann, Namens L. Car⸗ dinali, in der Straße Fraltina, nahe am Corso, geworfen. Ein
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Gendarmerie-Unteroffizier begab wo auch ein Hauptmann der
sich in die Wohnung desselben, französischen Oecupations⸗Armee war. Kaum hatte der Unteroffizier seinen Na⸗ und Eigenschaft genannt und sein Mandat vorgezeigt, als die Tochter des Kaufmanns in das nächste Zimmer eilte und ein versiegeltes Paket dort zu verbergen suchte. Der Gendarm aber folgte ihr und nahm ihr das Paket aus der Hand, gerade als der französische Hauptmann in das Zimmer trat. Das Mädchen bat ihn um Beistand, die Erklärung des römischen Gen⸗ darmen aber, daß es sich hier nicht um eine politische Angelegen⸗
. heit, sondern um Verfälschung öffentlicher Münzpapiere handle, pa⸗
ralysirte jede Einmischung französischer Galanterie. Das besagte, auf dem Polizei⸗Amte eröffnete Paket enthielt eine große Anzahl noch feuchter Scheine, denen nur noch die Unterschriften fehlten. Bei einer zweiten Nachsuchung in dem Kaufmannshause fand man die Pressen, womit diese Billette verfertigt wurden, und nebenbei eine sehr ausgebreitete Korrespondenz mit einem Prälaten, Namens Gazzola, der als Mitarbeiter des Sterbiny am Contemporaneo bekannt ist und sich gegenwärtig in Genua befindet.
Eröffnung der Industrie⸗Ausstellung zu London.
London, 1. Mai. Die heutige Eröffnung der Industrie⸗ Ausstellung aller Völker fand, begünstigt vom schönsten Frühlingswetter, in erhebender Feierlichkeit stakit. Gegen 10 Uhr begannen die Räume des Industrie⸗Pallastes, eines Glashauses von einer Million Quadratfuß Grundfläche, sich zu füllen. Es
waren außer dem diplomatischen Corps, den Ausstellungs Kom⸗
missarien und Jurymitgliedern der fremden Staaten, diejenigen fremden Aussteller, welche sich um Eintrittskarten bei ihren Regie⸗ rungs⸗Kommissarien gemeldet hatten, und die Inhaber von perma⸗ nenten Karten, nicht aber die londoner Aussteller zugelassen. Im Ganzen mochten etwa 30,000 Personen in dem Gebäude selbst, und vielleicht die doppelte Anzahl derselben in den Umgebungen dessel⸗ ben, wo namentlich der ganze Hyde⸗Park von Menschen aller Klassen wimmelte, versammelt sein.
Von elf Uhr an war das diplomatische Corps, ein ziemlich zahlreiches Offiziercorps, namentlich viele Offiziere der Horsegards, das Corps der Hellebardiere, die Wappenträger und Herolde, das Hofpersonal der verschiedenen Klassen in ihren eigenthümlichen Fest⸗ kleidern versammelt. Ueberall glänzten die Gallerieen, in denen die ersten Reihen durchgängig nur von Damen besetzt waren, in den schönsten Tolletten. Der Erzbischof von Canterbury trat ein, be⸗ gleitet von zwei Dechanten, der Lord⸗Kanzler, der Lord⸗Mayor von London, Sheriffs und Aldermen der Hauptstadt. Alle hatten sich im vollständigsten amtlichen Prunk mit ihren alterthümlichen Karossen und barok gekleideter Dienerschaft, welcher letzteren aber der Eintritt nicht gestattet war, eingefunden.
I1Ib Uhr erschien Ihre Majestät die Königin, ge⸗ führt von ihrem Gemahl, dem Prinzen Albrecht, begleitet von Ihrer Mutter, der Herzogin von Kent, und ihren beiden älte⸗ sten Kindern, von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin von Preußen, dem Prinzen Friedrich Wil⸗ helm und dem Herzog Georg von Cambridge. Nachdem sie sich auf dem Thronsessel niedergelassen, wo Ihre vorgenannten höch⸗ sten Gäste zu Ihrer Seite placirt waren, erfolgte die Anrede durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht wie folgt:
Allerdurchlauchtigste Majestät!
„„Wir, die von Ihrer Majestät durch einen Königlichen Erlaß vom 3. Januar 1850 zur Beförderung der Industrie⸗Ausstellung aller Völker ernannten und später durch einen Königlichen Brief vom 15. August desselben Jahres mit dem Corporationsrechte be⸗ ehrten Kommissäre, erlauben uns unterthänigst bei Gelegenheit von Ihrer Majestät beglückender Gegenwart bei der Eröffnung der Aus⸗ stellung Ihnen einen kurzen Bericht über unsere bisherige Thätig⸗ keit vorzulegen.
„Kraft der uns von Ihrer Majestät huldreichst ertheilten Voll⸗ macht haben wir der uns anvertrauten Angelegenheit das ernsteste Nachdenken gewidmet: nämlich die beste Art, die Erzeugnisse der Kolonieen und des Auslandes in das britische Reich einzuführen, der Wahl des bestgeeigneten Platzes für die Ausstellung, dem allge⸗ meinen Verhalten bei dem Unternehmen, der zweckdienlichsten Me⸗ thode der Preiskrönungen nnd der unparteilichsten Vertheilung der⸗ selben.
„Zur Förderung dieser unserer Nachforschungen und zur ge⸗ wissenhaftesten Erfüllung der uns durch drei Corporationsbriefe zu Theil gewordenen Pflichten, haben wir immerwährende Plenarbe⸗
rathungen gehalten, und haben außerdem manche Fragen über die
verschiedenartigsten Gegenstände Comités zur Untersuchung über⸗
lassen, welche theils aus unseren eigenen Mitgliedern, theils aus
Individuen bestanden, die in den verschiedenen Zweigen der Wissen⸗ schaften und der Künste einen ausgezeichneten Ruf genossen, und
so oft wir uns diesen Beistand erbaten, so ist er uns mit der größ⸗
ten Bereitwilligkeit und mit Aufopferung entgegengekommen. „Unter den Fragen, welche uns zuerst beschäftigten, war die,
welche die Normen betraf, die bei der Annahme der Ausstellungs⸗
Gegenstände als leitend anzusehen wären. Und da wir den Haupt⸗
Charakterzug dieses nationalen Unternehmens darin zu erkennen
glaubten, daß das Gelingen des Ganzen von der freiwilligen Un⸗ terstützung von Seiten des Volkes abhänge, so beschlossen wir so⸗ sort, daß keine Abgabe für die Zulassung der Gegenstände vom Einsender gefordert werden sollte. Wir hielten es auch für rath⸗ sam, daß die Auswahl der einzusendenden Sachen zuerst den Lokal⸗ Comités überlassen werden müßte, welche in den verschiedenen Thei⸗
len des Auslandes wie des Inlandes gebildet werden sollten, wo⸗
S sich die Kommission eine gewisse allgemeine Kontrole vor⸗
ehält.
„Wir können jetzt mit großer Genugthuung sagen, daß unser
Verhalten in dieser Hinsicht sich der allgemeinsten Zufriedenheit
zu erfreuen habe. Die gnädige Gabe, welche Ihre Majestät uns zu gewähren geruht haben, war das Signal für die freigebigsten Beikräge, welche von allen, selbst den unbemitteltsten Klassen Ihrer Unterthanen uns reichlich zuflossen, und welche sich gegenwärtig auf die Summe von 65,000 Pfd. belaufen. Lokal⸗Comités, von denen wir uns ohne Ausnahme der eifrigsten Mitwirkung zu erfreuen hatten, wurden in allen Theilen des Königreichs, in vielen von Ihrer Majestät Kolonieen und in den Besitzungen der geehrten ostindischen Compagnie gebildet. Auch wurde uns der kräftigste Vorschub von allen Regierungen fast aller Länder der Welt ge⸗ leistet. In den meisten derselben sind Spezial⸗Kommissionen zur Förderung der Ausstellung ernannt worden, welche Ew. Majestät in Ihrer Königlichen Vollmacht mit Recht als eine Ausstellung der Industrie⸗Erzeugnisse aller Völker bezeichnet haben.
„Wir haben ferner die große Bereitwilligkeit anzuerkennen, mit der Leute aus allen Klassen sich als Aussteller betheiligten; und es ist unsere Pflicht, Ihrer Majestät hier unseren tiefergebensten Dank für die huldreiche Weise auszusprechen, mit welcher Ihre Ma⸗
jestät Sich Ihren Unterthanen anzuschließen geruht haben, indem
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Sie selbst einige höchst schätzbare und interessante Artikel zur Aus⸗ stellung beigetragen haben. 8
„Die Zahl der Auossteller, deren Erzeugnisse aufzunehmen möglich gewesen ist, ist ungefähr 15,000, von welchen nahe die Hälfte Briten. — Der andere Theil bringt die Erzeugnisse von mehr als 40 fremden Ländern, welche beinahe alle civilisirten Na⸗ tionen der Erde in sich schließen. — Bei Einrichtung des Raumes, welcher jedem Theile zugewiesen ist, haben wir die Natur des Er⸗ zeugnisses sowohl, als die Vortheile der leichteren Verbindung unse⸗ res Landes mit Rücksicht auf seine geographische Lage in Erwägung gezogen. Ihre Majestät werden die Erzeugnisse von Ihrer Maje⸗ stät Unterthanen in dem westlichen Theile, die der fremden Länder in dem östlichen Theile des Gebäudes aufgestellt finden. Die Aus⸗ stellung ist in die folgenden vier großen Klassen eingetheilt: 1) Rohe Materialien. 2) Maschinerie. 3) Fabrikate. 4) Bildhauer⸗ arbeiten und schöne Künste. Eine fernere Eintheilung ist mit Rücksicht auf die geographische Lage der vertretenen Länder gemacht worden; die Gegenstände aus den wärmeren Klimas sind nahe dem Centrum und diejenigen der kälteren Länder an den Enden des Gebäudes untergebracht.
„Ihre Majestät hat die Gnade gehabt, einen Theil des Ihrer Majestät gehörigen Königlichen Parks zu dem Unternehmen der Ausstellung huldreichst anzuweisen, und die Befestigung der ersten Säule des Gebäudes wurde am 26. September vergangenen Jahres von Ihrer Majestät mit Ihrer hohen Gegenwart beehrt. In dem kurzen Zeitraum von sieben Monaten ist daher durch die Energie der Unternehmer und den thätigen Fleiß der Arbeiter, welche von den Unternehmern beschäftigt wurden, ein Gebäude errichtet, das vollkommen nur in seiner Construction einen Raum von mehr als 18 Acker einnimmt, eine Länge von 1851 Fuß, und 456 Fuß Breite hat, eine Anzahl von 40,000 Besuchern aufnehmen kann und in seinen Räumen einen Schatz von mehr als 10 Millionen Pfund Werth verbirgt. Für die ursprüngliche Idee der Einrichtungen des Gebäudes ist die Kommission dem Heern Joseph Paxton verpflichtet, dem sie ihre Erkenntlichkeit für den Umriß ihres Unternehmens auszusprechen sich gedrungen fuͤhlt.
„„Mit Rücksicht auf die Vertheilung von Belohnungen an ver⸗ diente Aussteller, haben wir beschlossen, daß dieselben in Form von Medaillen gegeben, und daß bei der Vertheilung nicht auf eine in⸗ dividuelle Konkurrenz, sondern auf die Vortrefflichkeit der Erzeug⸗ nisse in jedweder Art gesehen werden soll. Die Wahl derjenigen Aussteller, denen diese Auszeichnungen zu Theil werden sollen, ist Preisrichtern überlassen, die zur Hälfte britische Unterthanen, zur Hälfte Ausländer sind. Die ersteren sind aus den von den Lokal⸗ Comités Vorgeschlagenen von der Kommission erwählt, die letzte⸗ ren dagegen sind von den Regierungen der aunswärtigen Staaten, deren Erzeugnisse ausgestellt sind, ernannt worden. Die Namen dieser Preisrichter, worunter einige der gefeiertsten Männer in Europa zu finden sind, ist die beste Gewährleistung, daß bei der Ver⸗ theilung der Auszeichnungen mit der strengsten Unparteilichkeit ver⸗ fahren wird. Keine geringe Freude gewährt es uns auch, daß trotz des ungewöhnlichen Umfanges dieses Unternehmens und der großen Entfernungen, welche viele der ausgestellten Sachen zurück⸗ zulegen hatten, der Tag, an dem Ihre Majestät bei der Einweihung dieser Ausstellung gegenwärtig zu sein geruht haben, der nämliche ist, der für die Eröffnung derselben ursprünglich festgesetzt wurde, worin wir einen Beweis dessen zu erblicken glauben, was mit Got⸗ tes Segen durch den guten Willen und die herzliche Cooperation unter den Nationen, und mit Hülfe der durch die Fortschritte der Wissenschaften gewährten Mittel vollbracht werden kann.
„Indem wir hiermit Ihrer Majestät die Resultate unserer
Arbeiten vorgelegt haben, erübrigt uns noch Ihrer Majestät unsere
ergebensten und loyalsten Dankgefühle auszusprechen für die Unter⸗ stützung und Aufmunterung, welche wir während der sorgeheischen⸗ den und mühevollen Arbeit von Ihrer Majestät Huld und Fürsorge erhalten haben. Es ist unser heißestes Gebet, daß diese Unterneh⸗ mung, welche die gedeihliche Beförderung aller Zweige des mensch⸗ lichen Fleißes und die Befestigung der Bande des Friedens und der Freundschaft unter allen Nationen der Erde zum Ziele hat, mit dem Segen der göttlichen Vorsehung zur Wohlfahrt des Vol⸗ kes Ihrer Majestät gereiche, und daß sie unter den glänzendsten Ereignissen von Ihrer Majestät friedlicher und glücklicher Regierung im langen Angedenken bleibe.“
Ihre Majestät die Königin erhoben sich hierauf und ant⸗ worteten:
„Mit der größten Genugthuung nehme Ich die Adresse entge⸗ gen, die Sie Mir bei der Eröffnung dieser Ausstellung übereicht haben.
„Mit warmer, immer gesteigerter Theilnahme bin Ich dem Gange der Arbeiten gefolgt, der Sie sich in der Erfüllung der Ihnen durch das Königliche Patent auferlegten Pflichten unterzogen haben, und es gewährt Mir eine aufrichtige Freude, in dem herrlichen, Mich gegenwärtig umgebenden Schauspiel den Erfolg zu erblicken, welcher Ihre umsichtigen und unaufhörlichen Bemühungen ge⸗ krönt hat. 1
„Von Herzen schließe Ich Mich dem von Ihnen zum Himmel gerichteten Gebet an, daß mit Gottes Segen dies Unternehmen zur Wohlfahrt Meines Volkes und dem allgemeinen Besten des Men⸗ schengeschlechts gereichen möge, indem es die Künste des Friedens und die Industrie befördert, die Bande der Einigkeit unter den Völkern der Erde befestigt und einen freudigen und ehrenvollen Wetteifer in der Ausübung jener geistigen Fähigkeiten erweckt, welche von einer allgütigen Vorsehung zum Wohle der Menschheit verliehen sind.“
Dann folgte das feierliche Gebet des Erzbischofs von Canterbury, worin derselbe den Segen des Himmels auf dies große Unternehmen herabflehte. Als nach diesem feierlichen Gebet eine augenblickliche Pause entstand, eilte der chinesische Aus⸗ stellungs⸗Kommissar, ein vornehmer Mandarin, welcher sich durch einen bunten gestickken Ueberwurf auf der Brust und beson⸗ ders auf dem Rücken, so wie durch eine Pfauenfeder auf dem Haupte, auszeichnete, wahrscheinlich überwältigt von der Großartig⸗ keit des Eindrucks, auf den leeren Raum vor der Königin und be⸗ rührte mit großer Emphase nach zweimaligen tiefen Verbeugungen mit der Stirn die Erde, eine Ehrfurchtsbezeugung, welche die Kö⸗ nigin lächelnd durch einen freundlichen Gruß erwiederte, während die ganze Umgebung trotz der feierlichen Stimmung kaum einen Ausbruch der Heiterkeit zurückhielt.
Hierauf folgte der feierliche Umzug Ihrer Majestät und ihrer Begleitung durch das ganze Gebäude. Im Gebiete des Zoll vereins wurde, wiewohl der gewaltige Umfang des Gebäudes und der in demselben enthaltenen Darlegung von Erzeugnissen nirgends einen Aufenthalt gestattete, doch dem großen Werke unseres Lands⸗ manns Kiß, dem Kampf der Amazone mit dem Tiger, welches schon jetzt den Hauptgegenstand der Besprechung und Bewunderung unter den ausgestellten Gegenständen bildet, auch diesmal eine eifrige Betrachtung um so mehr zu Theil, da an demselben Mor⸗
gen, aus Veranlassung des Geburtstags des zweiten Prinzen in 8
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der Königlichen Familie, dessen hoher Pathe, der Prinz von Preußen, demselben die auch in der Ausstellung befindliche kleine Ausführung des Kunstwerkes geschenkt hatte. Nach diesem Umzuge verließen die Königlichen Herrschaften das Haus in derselben Weise, wie der Eintritt stattgefunden hatte. Bei jeder neuen Scene des großen Schauspiels zeigte sich die allgemein
verbreitete lebhafte Anhänglichkeit des Volkes durch den jauchzen-
den Zuruf und das Schwenken der Hüte, welches kein Ende nahm, so lange sie in der Ausstellung waren. Namentl ich machte es einen herrlichen und zugleich rührenden Eindruck, als sie beim Weggehen mit dem Prinzen von Wales und der Prinz Albrecht mit der ältesten Prinzessin an der Hand vom Hause Abschied nahmen.
Nächst diesem das Gemüth angenehm bewegenden Eindruck wa es der Glanz des Schauspiels, welcher überraschte und erhob: ein so großer lichtvoller Raum, eine solche Fülle und Mannigfaltigkeit von Erzeugnissen des menschlichen Fleißes, eine solche Versammlung der bedeutendsten und angesehensten Personen Großbritaniens, ver mehrt durch den Besuch von Gesandten, Kommissarien und Ausstellern aus der ganzen Welt, war selbst in der Geschichte dieses glanzvollen Inselreichs noch nicht vorgekommen, dabei das frische Grün der großen alten in dem Transept gebliebenen Bäume, das Strahlen und Plätschern von sieben Fontainen, der Klang der beiden ausgestellten Orgeln, von denen die unseres deutschen Landsmannes Schulze aus Paulinzelle auch schon mit Beifall gehört wurde, das Ge⸗ schmetter der Drommeten und der feierliche Gesang der National⸗ Hymne „God save the queen“, — alle diese Eindrücke rissen di ganze Versammlung zum freudigsten Enthusiasmus hin. “
Auch daß die Königin den preußischen Thronfolger und dessen so hoffnungsreich aufgeblühten Sohn zu ihren Begleitern bei die⸗ sem Feste erwählt, daß dasjenige Volk des Kontinents, welches dem englischen in Abstammung, Sprache und in den geistigen Interessen am nächsten steht, auch persönlich auf die glanzvollste Weise vertreten war, machte einen Eindruck, welcher sich mehr und mehr verbreitete. Auch die zahreiche und in manchen Zweigen ganz ausgezeichnete Beschickung der Ausstellung durch die preußi⸗ schen und vereinsländischen Erzeugnisse, welche letzteren in ihrem richtigen Verhältnisse zu den preußischen aufzufassen dem hiesigen Publikum noch sehr schwer wird, trägt dazu bei, die dem englischen Volke natürlichen Sympathieen für Preußen und Deutschland zu verbreiten und zu verstärken.
So viele Schwierigkeiten auch zu überwinden und so viele Mißgriffe auch untergelaufen waren, so kann doch die Eröffnung der Ausstellung nur als eine durchaus gelungene und glückver⸗ sprechende Feierlichkeit bezeichnet werden. Die Arbeiten zur Vollendung der Aufstellung und des Arrangements, so wie die Bezeichnung der Waaren nach dem Katalog, wird, was die preußische und vereins⸗ ländische Beschickung betrifft, noch etwa vierzehn Tage in Anspruch nehmen.
Markt⸗Berichte.
Perliner Getraidebericht vom 5. Mai. Am heurigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen loco nach Qualität 48 — 51 Rthlr. „ im Detail 49 — 52 Rthlr. Roggen loco nach Qualität 32 — 34 Rthlr. im Detail 33 — 35 Rthlr. pr. Frühjahr 31 ¼ a ½ Rthlr. bez., 31 ¾ Br. u. G. Mai/Juni 31 ¼ Rthlr. Br., 31 ⅞ bez. u. G. Juni/Juli 32 a 31 ¾ Rthlr. Br. 31 ⅞ hbez. u. G. Juli/ August 32 ½ Rthlr. Br., 32 bez. u. G. Aug. /Sept. 32 ½ Rthlr. Br., 32 bez. u. G. Sept./ Okt. 32 a 32 ⅞ Rthlr. bez., 32½ Br., 32 ½ G Gerste, roße 28 — 30 Rthlr. Hafer loerr nach Qualität 22 — 24 Rthlr. „ pr. Frühjahr 48/50 pfd. 22 Rthlr. Br. Erbsen, Koch⸗ 38—- 42 Rthlr., Futter⸗ 34—36 Rthlr. Sommer⸗Rübsen 54 Rthlr. Rüböl loco 9 ⅞ Rthlr. Br., 9½ üG. 1 pr. Mai 5 2. Juni⸗ 98 Rthlr. verk. u. Br., 98 G. Juni/Juli 10 Rthlr. Br., 9⁄¾ G. Juli/August 10 Rthlr. Br., 9½ G. 8 August/ Sept. 10 Rthlr. Br., 95 a 10 G. Sept. /Okt. 10 ¼ Rthlr. Br., 10 ⅞ bez. u. G. Okt. / Nov. 192 bb. „ Nov./Dez.) 10 ½⅛ Rthlr. Br., 10 ¼½2 G. Leinöl loco 118 Rthlr. Br. 3 „ pr. April /Mai 11 ½¼ Rthlr. Br., 11 ⅞ bez. u. G. Mohnöl 13 ½ a 13 ¼ Athlr. . Hanföl 14 a 13 ½1 Rthir. Palmöl 11 ¾ Rthlr. Südsee-Thran 11 ⅞ a 11 ½⅞ Rihlr. Spiritus loco ohne Faß 14 % Rthlr. bez. » mit Faß pr. Mai 14 ½ a *‧. Rthlr. bez., Mai/Juni 14 ½³½3 G. Juni/ Juli 15 ½ Rthlr. Br., 15 bez. u. G. Juli /Aug. 15 ½ Rthlr. Br., 6611I1“ Aug./ Sept. 15 ½ Rthlr. bez., 15 % Br., 15 5⁄2 à ½ Sept./Okt. 15 1¾ Rthlr. Br., 15 ½ G. Wetter: Sonnenschein und Regen abwechselnd. Geschäftsverkehr: mäßig. Weizen: wenig begehrt.
18 Pr
Roggen: gefragter und höher bezahlt, am Schluß der Börse die Stimmung etwas matter.
Gerste: große auf Notirungen gehalten, kleine wenig gefragt. Hafer: stiller. Rüböl: nahe Termine etwas fester, Termine unverändert. Spiritus: angenehmer.
Meteorologische Beobachtungen.
Nachmittags 2 Uhr.
Abends 10 Uhr.
Morgens 6 Uhr.
Nach einmaliger Beobachtung.
1851. 1. Mai.
Luftdruck! . Lufrwärme
Thaupunkt .. .
333,42“ Par. 333,31"“ „ar. 333,14““Par. qvellwürme 7,5 2 † 418 n. + 1 18 R — 1b; KR. Flusswürme †+† 10,1 8 + 3,20 u + 3,9“ n. ₰. 3,80 R Bodenwürme
Dunstsättigung . 88 pCt. 56 pCt. 2 pCt. 1nnde 1asg 104 "nb. 1 — vneir I eiter. Nfedersc „
Fer “ 1 F. Wäͤrmewechsel † 11,9 ° ind. . . .
4 55 Wolkenzug .. . . — 8 W. 1 333 29“ Par. + 7.7
Tagesmittel:
Schausprecte. 52ste Abonnements⸗
Königliche Dienstag, 6. Mai. Im Opernhause.
het, Oper in 5 Akten. Musik von Meyerbeer.
Vorstellung: Der Prop