vi“ v“ “ sondern noch abrechnen werde, denn aufgeschoben sei nicht auf⸗ Der Redner schildert nun den Minister Hassenpflug und egreift gar wohl, warum es dem bayerischen Ministerium nicht an⸗ genehm sei, die verlangten Papiere vorzulegen, weil leicht dabei Unterschriften eines Mannes gefunden werden könnten, der wegen seiner Schlechtigkeit nicht einmal Schulze in einem Dorfe sein könnte. Daß mit einem passiven Widerstande, schließt der Redner, nichts ausgerichtet werde, das habe sich in Hessen gezeigt, und selbst die blindesten Gothaer hätten die Vergeblichkeit einer solchen Passi⸗ vität eingesehen. Man müsse sich entschließen, entweder Hammer oder Ambos zu sein. von Lassaulgx beginnt seine Rede mit einem Bilde von gutem Bierbrauen; hierzu sei außer dem nöthigen Bierver⸗ stande und Ingredienzien auch noch ein verhaäͤltnißmäßiger Kessel noth⸗ wendig; in einem Glase koͤnne man höchstens Grog, aber kein Bier brauen. Zu gewissen Dingen gehörten gewisse Proportionen, und wenn diese Proportionen nicht eingehalten würden, gerathe man in Gefahr, sich lächerlich zu machen. Er halte den Antrag des Fürsten Wallerstein für verfehlt, schon deßhalb, weil eine Vorlage der Pa⸗ piere auf dem Tisch des Hauses in einem Staate, wie England, das eine Weltmacht und von entscheidendem Einflusse in Europa sei, zwar sehr angemessen, bei unseren kleinen Verhältnissen aber nutzlos sei. Der Redner geht sodann auf den Gegenstand selbst über und äußert die Ansicht, der Herr Antragsteller müsse es aus seinen diplo⸗ matischen Erfahrungen wissen, daß es sich in Kurhessen weder um den Kurfürsten noch um seinen Minister gehandelt habe, sondern darum, die Union zu sprengen und die Zerreißung Deutschlands zu verhüten. Die jetzigen Zustände unseres unglücklichen Vaterlandes halte er (Redner) freilich für eben so trostlos, als der Antragstel⸗ ler, wir seien rein auf die Wendungen des Schicksals angewiesen, und kein menschliches Auge vermöge, das Ende vorauszusehen. Man habe gesagt, wenn es so fortginge, seien nur zwei Alternativen ge⸗ geben: der Absolutismus oder die Republik. Wie er über die Re⸗ publik denke, habe er schon öfter in diesem Saale ausgesprochen, er halte sie für eine eben so ehrenwerthe und tüchtige Staatsform als jede andere; aber uns fehle dazu die Hauptsache: Republikaner mit republikanischen Tugenden. Auch der Absolutismus sei für gewisse Perioden gut und allein rettend, allein auch zu einem absoluten Re⸗ giment fehlten die Männer. Der einzige Mann, der in Europa da⸗ zu vorhanden, gehöre nicht Deutschland an. Der Redner ergeht sich noch weiter in trüben Betrachtungen und räth sodann der Kammer, ihre Aufgabe lediglich in der inneren Consolidation zu suchen, damit wir in Bagyern in die Lage kämen, dem furchtbaren Sturme, der hereinbrechen werde und müsse, denn blos das Schwert entscheide im Volksleben in letzter Instanz, als Männer die Spitze zu bieten, dann werde es allerdings sich bewahrheiten das gute alte deutsche Sprich⸗ wort von Hammer oder Ambos. Der tiefe Ernst und das patriotische Gefühl, welche die heutige Rede des Herrn von Lassaulr durchzogen, 8 verfehlte nicht, einen großen Eindruck auf die Kammer zu machen, wel⸗ cher sich am Schluß der Rede in einem allegemeinen Bravo äußerte. Kolb sucht die Inkonsegunz des Ausschußberichtes nachzuweisen. Die kurhessische Frage sei eine abgeschlossene und als solche gerade jetzt in Erwägung zu ziehen. Er stellt in Abrede, daß es parlamen⸗ tarische Sitte sei, Aktenstücke über Fragen, die nicht abgeschlossen seien, nicht der Berathung zu unterstellen. Es könne zwar solche Fälle geben, aber der vorliegende sei nicht der Art; denn wenn die Unterhandlungen über die deutsche Frage erst abgeschlossen sein würden, dann könne die Kammer gar keinen Einfluß auf dieselbe mehr üben. Wie man jetzt sage: „es ist zu früh“, so werde man dann sagen: „jetzt ist es zu spät“. Was solle aber denn überhaupt für ein Nutzen aus dem ewigen Schweigen hervorgehen? Das Ministerium werde daraus schließen, daß man alle seine Schritte billigen werde, und sich dann nicht abhalten lassen, wenn man Bayern wieder in einen Krieg hineinziehen wolle. Eine Aeußerung eines Vorredners beweise, daß man neue Pläne gegen die Schweiz hege. Schweigen würde also schon in dieser Beziehung gefährlich sein. Der Redner verweist noch auf das männliche Auftreten der hannoverschen Kammer. Man hat davon gesprochen, schließt der Redner, Bayern solle der Hort des Constitutionalismus sein; jetzt ist es an Ihnen, meine Herren, dies zu beweisen. (Schluß folgt.)
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 5. Mai. (M. Z.) Se. Majestät der König von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen⸗ Altenburg sind heute Mittag von Ludwigslust hier angekommen und werden sich diesen Nachmittag dorthin zurückbegeben.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 4. Mai. (Frankf. Journ.) Der zum Vertreter des Großherzogthums Baden in der Bundes⸗ Versammlung ernannte Großherzogliche Regierungs⸗Präsident, Frei⸗ herr von Marschall, ist hier eingetroffen und hat bereits am Frei⸗ tage in einer Sitzung im fürstlich Thurn⸗ und Taxisschen Palais dem Kaiserlich osterreichischen Bundes⸗Präsidialgesandten, Grafen von Thun, seine Beglaubigungsschreiben überreicht. — Graf Thun hat sich in Begleitung seiner Gemahlin heute Vormittag wieder zu den Festlichkeiten nach Wiesbaden begeben. “
“
OIn“ Frrankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 3. Mai. Den Veorsitz führt Benoist d'Azy. Wie gewöhnlich, werden unter allgemeiner Unaufmerksamkeit die Details der Ostbahn
verhandelt. Thiers spricht, als Deputirter der unteren Seine, für die Linie durch die Normandie und bedauert, daß die Bahn nicht vom Staate ausgeführt werde. Auf eine Interpellation Joly's, warum der Moniteur die Angabe bringe, zwei Reprä⸗
sentanten seien bei der gestrigen Beschlagnahme gravirt, antwortet Leon Faucher, daß die Justiz mit der Sache sich befasse, die Re⸗ gierung daher nicht antworten könne. Minister Magne legt einen Entwurf für die Paris⸗Avignoner Bahn nieder.
Paris, 2. Mai. Persigny's Einfluß im Elyses soll durch die Unterredung, die er mit Changarnier gehabt, sehr erschut⸗ tert worden sein. Die Patrie veröffentlicht folgendes Schrei⸗ ben Persigny's: „Paris, 1. Mai 1851. Ich erkläre, daß ich zu dem Besuche, welchen ich dem General Changarnier zu machen die Ehre hatte, durch Mittheilungen bewogen wurde, die ich vom General selbst ausgegangen glaubte. Ich füge noch hinzu, daß, weit entfernt, einen Auftrag vom Prä⸗ sidenten der Republik erhalten zu haben, ich ihn in Unkenntniß von diesem Schritte ließ. Endlich erkläre ich den im Ordre, der Independence belge und anderen Journalen erschienenen Be⸗ richt für gänzlich falsch. von Persigny.“ Wegen des hohen Wasserstandes der Seine wird die auf den 4. Mai angekündigte Regatta laut amtlichen Mittheilungen nicht stattfinden. 1 1 Der neue Geschäftsträger bei den Vereinigten Staaten, de Sartigues, hat Instructionen zum Abschlusse einer Post⸗Convention zwischen Frankreich und Nordamerika erhalten. 1 Morgen wervden im Palais National die bei Gelegenheit der
Die Preisstücke bleiben dann wahrscheinlich bis zum 1. Juni aus⸗
estellt. 8 B . 88 Im Invalidenhotel starb gestern ein 127jähriger polnischer Ve⸗
teran aus der Kaiserzeit. Die Museen im Louvre sollen werden.
den 15. Mai wieder eröffnet 2
Paris, 3. Mai. Der Präsident hat die Einladung mehrerer Mitglieder der englischen Aristokratie, zur Industrie⸗Ausstellung nach London zu kommen, abgelehnt. Am Montag, den 5. Mai, als am Todestage des Kaisers Napoleon, wird der Präsident nicht em⸗ pfangen.
Die Flotte unter dem Admiral Parseval Deschenes hat nun⸗ mehr bestimmten Befehl, am 5ten d. M. nach dem mittelländischen Meer zu segeln.
MNach dem Programm für die Feier des 4. Mai kündigen um 6 Uhr Morgens Artilleriesalven das Fest an. In den 12 Bezirken von Paris werden Unterstützungen an die Armen vertheilt. Um 2 Uhr Regatta mit Ruder⸗ und Segelbooten auf der Seine. Die Sieger erhalten goldene und silberne Medaillen. Franzosen und Fremde werden zugelassen. Auf der Seine werden beflaggte Dampf⸗ und Segelschiffe, chinesische Dschunken und Pirogen stehen. Auf der Konkordienbrücke steht auf künstlichen Felsen der Genius der Schifffahrt, von Tritonen und Ssepferden umgeben. Ueber die Felsen stürzt von 10 Uhr Morgens bis Mitternacht ein großer Wasser⸗ fall in die Seine. Der Palast der National⸗Versammlung wird dekorirt. Auf dem Port d'Orsay spielt ein Musik⸗Corps. Die Madeleine⸗ Kirche wird mit Statuen und Blumenkränzen geschmückt. Die Springbrunnen am Konkordienplatze werden mit Guirlanden ver⸗ ziert. In der Avenue der Champs⸗Elysees werden 12 historische Statuen aufgestellt. Auf der Stelle der Fontaine im Rondpoint erhebt sich die Statue Frankreichs. Im Viereck der Champs⸗Ely⸗ sees sind mannigfaltige Belustigungen veranstaltet. Von 8 bis 9 Uhr ist Konzert am Port d'Orsay. Um 8 Uhr wird der Portikus der Madeleine mit elektrischem Lichte erleuchtet. Die Gas⸗Kandelaber des Konkordienplatzes in den Champs⸗Elysees erhalten farbige Sterne. Die Fontainen am Konkordienplatz und die Statuen der ersten Städte Frankreichs daselbst werden mit bengalischem Feuer erleuchtet. Der Wasserfall und die Quais werden mit farbigem bengalischen Feuer illuminirt. Auf der Seine schwimmen erleuchtete Barken. Auf dem Flusse brennt bengalisches Feuer. Um 9 Uhr wird auf der Anhöhe von Chaillot und zu gleicher Zeit an der Barriere du Tröne ein Feuerwerk abgebrannt. Die Staatsgebäude und das Marsfeld werden erleuchtet.
Das Comité, welches sich im Interesse der Verfassungs⸗Revi⸗ sion gebildet, hat sich schriftlich an den Redacteur der Patrie ge⸗ wendet, um seine Unterstützung zu verlangen, die derselbe auch be⸗ reitwillig zugesagt hat. Dasselbe wünscht für seine Muster⸗Petition möglichst viele Unterschriften und diese baldigst zu erhalten, da nach seiner Ansicht die Petitionen schon am 28. Mai, dem ersten Tage des dritten Jahres der gesetzgeben⸗ den Versammlung, niedergelegt werden müßten, wenn sie ihr volles Gewicht haben sollten. Die Petition beginnt damit, daß der Maimonat 1852 zwar noch entfernt sei, aber dennoch flöße die fürchterliche Prüfung, zu welcher die Verfassung von 1848 Frankreich verdammt habe, schon jetzt gerechtes und allgemeines Entsetzen ein. Die Bürger hätten das Recht, Revision derselben zu verlangen. Namentlich seien sie mit Recht beunruhigt über die gleichzeitige Wahl der Exekutive und Legislative im Jahre 1852, durch die Schwächung beider Gewalten in den letzten Mo⸗ naten ihrer Existenz und durch die Siegesgewißheit der Ro⸗ then für 1852. Auch des Daniederliegens der Geschäfte und des Elends der Arbeiter wird gedacht. Es folgt dann wörtlich die Musterpetition des Bulletin de Paris: „Wir Unterzeichnete ver⸗ langen dringend, mit der brennenden Energie, die ihnen das Ge— wicht der Umstände einflößt, es möge baldmöglichst der Wunsch nach gesetzlicher Revision der Verfassung ausgesprochen werden.“ Den Repräsentanten wird schließlich sehr bestimmt die Revision als Pflicht in Erinnerung gebracht. Der Haupt⸗Redacteur der Patrie er⸗ klärt, das General-Revisions⸗Comité habe sich durch die Initiative in dieser Petitions⸗Abfassung um das Vaterland verdient gemacht. Die Union bemerkt ihrerseits, eine dreijährige Erfahrung habe alle Nachtheile der Republik herausgestellt. In der ganzen Debatte über die Revisionsfrage könne es sich daher nur um die Herstellung der Monarchie handeln. Mehrere Mitglieder der konservativen Wahl⸗ Union setzen, nach dem Bulletin de Paris zahlreiche Petitionen, um Verfassungs⸗Revision in Paris und der Bannmeile in Umlauf. Die Kommisston, welche dem bonapartistischen Partei⸗Vereine der Rue des Pyramides ein System der Verfassungs⸗Revision vorschla⸗ gen soll, besteht aus den Herren Beugnot, Broglie und Cecille. Dieselben haben bereits ihre erste Sitzung gehalten, wollen aber für ihre Arbeit erst das Resultat der Aufforderung zu desfallsigen Petitionen abwarten. Der Antrag Moulin's, alle die Verfassungs⸗Revision betreffenden Vorschläge einer Spezial⸗Kommission zuzuweisen, ist von der be⸗ treffenden Kommission in Betracht genommen worden. Die Majo⸗ rität der Kommission beantragt nur eine Modification; sie will nämlich diese Spezial⸗Kommission nicht nach dem Antrage in der Plenarsitzung, sondern in den Abtheilungen wählen lassen. Die Abtheilungen sollen nämlich berathen, ob eine theilweise oder gänz⸗ liche Verfassungs⸗Revision nothwendig sei. Nach der Ansicht der Kommission böten diese eine bessere Garantie für die Absichten der Versammlung. Moulin hat gegen diese Modification keine Oppo⸗ sition gemacht.
Die Kommission für innere Verwaltung hat in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, daß die Kantonal⸗Räthe die Repartition der direkten Steuern unter die Kantons⸗Gemeinden zu besorgen haben. Der Antrag darauf wurde von Odilon Barrot gestellt. Der Staats⸗Rath hatte ihnen in dem Entwurfe nur ein Gutachten zu⸗ gestanden. Die Kommission hat auch beschlossen, daß in Abwesen⸗ heit des Präfekten der Alters⸗Präsident der anwesenden Präfektur⸗ Räthe den Vorsitz zu führen habe. An die Reihe kam dann die Oeffentlichkeit der Sitzungen bei Streitsachen. Nach einer längeren Debatte, an welcher Farconnet, Odilon Barrot, Moulin, de Larcy, E. Arago, Vatismenil, Michel de Bourges und Dufour sich be⸗ theiligten, wurde beschlossen, daß, mit Ausnahme der im Gesetz⸗ Entwurfe vorgesehenen Fälle, rie Berichte über Streitsachen in öf⸗ fentlicher Sitzung zu erstatten seien, die Instruction im Wege des schriftlichen Verfahrens geführt werde und die mündliche De hatte nur für gewisse on einer Subkommission zu bestimmende Fälle zu gestatten sei, daß endlich bei derselben, als Regierungs⸗ Kommissar der Präsekt, in dessen Verhinderung ein Präfekturrath. oder sonstiger Beamter zu fungiren habe. Mit den Aktuariatsge⸗ schäften solle kein eigener Aktuar, sondern ein vom Präfekten zu bezeichnender Beamter beauftragt werden. Die Kommission, deren Arbeiten bereits sehr vorgerückt sind, wird wahrscheinlich in der näch⸗ sten Sitzung ihren Berichterstatter wählen.
Der Minister des Innern hat bei der heutigen Kunstausstel⸗ lungs⸗Preisvertheilung den Malern Decampz das Offizierkreuz,
Diaz, Jolivet, Léon Fleury, Maxime David und Eugene Giraud
.
diesjährigen Kunstausstellung zuerkannten Preise vertheilt werden.
das Ritterkreuz, dem Bildhauer Desboeufs und dem Gre 1hs
Achille Leféèvre ebenfalls das Ritterkreuz der Ehrenlegion übergeben.
In der Rede, welche der Minister des Innern, Leon Faucher, bei
dieser Gelegenheit hielt, bemerkte derselbe, daß gegenwärtig, wo es bei dem demokratischen Systeme weder einen reichen Klerus, noch eine reiche Geburts⸗Aristokratie, noch reiche Bürger gebe, die Kunst allein auf den Staat angewiesen sei. „Die Kunst“, fügte er hinzu, „ist kein Ausdruck der Phantasie, sie ist bestimmt, für die Augen zu übersetzen, was die Vernunft begreift, was das Herz fühlt und was die Einbildung sieht.’“ Zum Schlusse sprach er die Hoffnung aus,
wenn die Gesellschaft erst große Bürger hervorbringe, werde sie
auch an großen Künstlern keinen Mangel leiden. .
In den Salons des Grafen Molé waren vorgestern bei der Unterzeichnung des Heirathsvertrages des ältesten Sohnes des Her⸗ zogs von Noailles mit der Enkelin des Grafen Molé viele politische Notabilitäten anwesend, darunter Valmy, Lamoricière, Changarnier,
Berryer. Zwischen dem Ministerium des Innern und der Polizeipräfek⸗
tur wird ein Telegraph eingerichtet, der binnen wenig Tagen spie⸗ len wird. 8 Der oberste Unterrichtsrath 1. Mai zur einer einmonatlichen Sitzung auf den 19ten d. rufen. Brenier soll zu einem wichtigen diplomatischen Posten beru⸗ fen sein. Nachdem Dumon die Kandidatur
wird mittelst Verordnung vom einbe⸗
Caussin de Perceval vereinigen. D. der Rue Rivoli haben in einer gestern Abends gehaltenen Partei⸗
sitzung beschlossen, die Mitglieder Bechard und Larey sollen sich mit
den übrigen Parteivereinen ins Einvernehmen setzen, um entweder Caussin de Perceval oder Langsdorff als Kandidaten fur den Staats⸗ rath durchzubringen.
Die Kommission für das Nationalgarde⸗Gesetz hat dir vom
Minister Faucher vorgeschlagenen Aenderungen angenommen und soll dasselbe Montags zur Berathung kommen. Das Gerucht, daß George Sand's neues Drama „Molière“ verboten worden sei, soll sich nicht bestätigen. . Großbritanien und Irland. terhaus. Sitzung vom 2. Mai. l tigen Interpellationen, befand sich auch eine
Parlament. Un⸗ Unter mehreren heu⸗ an Lord Palmer
ston gerichtete in Bezug auf die Nothwendigkeit der Pässe für
Fremde bei ihrer Ankunft in England. Herr S. B. Smithfragt nämlich den Minister, ob es seine Absicht sei, eine Aenderung in Betreff de Fremd enpässe einzuführen. Wie er (der Redner) gehört, müßten all Fremden, welche keine Pässe mit sich führten, eine Geldbuße von 40 Sh zahlen. Reisende, die kürzlich in Dover ans Land gestiegen, seier förmlich nach ihren Reisepässen gefragt worden. Freilich ver lange man dergleichen auch in französischen Häfen, aber habe man sich dort einmal legitimirt, dann könne ma ungehindert nach Belgien und wieder zurück. Es scheine demnach daß die Fremden in England mehr als auf dem Kontinente belästig werden sollten, und er frage hiermit den edlen Lord, ob er irgen eine Maßregel getroffen, dieser Unbequemlichkeit entgegenzutreten Lord Palmerston: „Allerdings werden Pässe von Reisenden bei ihrer Landung gefordert. Nach Erlöschung der Fremden⸗Akte im Jahre 1836 war jeder Fremde einer neuen Parlaments⸗Akte zufolg gehalten, seinen Namen anzugeben, und um diesen zu erfahren wurde der Paß abgefordert. bei sich, dann braucht er einfach blos seinen Namen anzugeben.
Was die Strafe von 40 Sh. betrifft, so traf sie blos diejeni⸗
gen, welche sowohl die Vorzeigung eines Passes als die Na⸗ mens⸗Angabe verweigerten.“ Herr Cobden bemerkte darauf, es solle somit also Jedermann deutlich wissen, daß kein Reisende bei seiner Ankunft in England eines Passes bedürfe. Es sei im
mer klar gewesea, daß das Paß System seiner Nutzlosigkeit wegen
aufgegeben werden musse. Kein Reisender, der in Newhaven ode Shoreham ans Land gestiegen, sei je um seinen Paß gefragt wor⸗ den, aus dem einfachen Grunde, weil krin Beamter daselbst zu die⸗ sem Zwecke stationirt sei. Dagegen habe man sich in Dover und Folkestone die 40 Sh. Strafe einkassirt. Er hoffe, alle Fremder würden nun klar und deutlich verstehen, daß sie in Englan keine Pässe brauchten, und daß keine Macht im Staate si zurückweisen könne, auch wenn sie keine Pässe besäßen. D Haus ging dann zur Comité⸗Debatte über die Einkommen⸗ steuer uͤber, und Herr Hume beantragte, die Verlängerung derselben vorläufig blos für die Dauer eines Jahres zu gestatten⸗ Herr Thomson unterstützte den Antrag, aber nicht aus freihänd lerischen Grüͤnden, sondern weil, seiner Ansicht nach, die Steuern weniger auf direkte Weise, als durch gewichtige Einfuhrzölle einge⸗ bracht werden sollten. Mehrere Protectionisten⸗Mitglieder sprachen in gleichem Sinne und machten somit prinzipielle Oppositionen ge gen das Ministerium, indem sie mit den liberalen Freunden dessel ben aus der Manchester⸗Schule zusammen gingen. der für den Antrag ist, bekämpft blos die n. Opposition, um deren willen diese sich so eifrig für d Amendement von Hume erklärte. Es gebe, meinte er schließlich, Steuern im Betrage von vielen Millionen, deren Abschaffung wün⸗ schenswerther sei als die der Einkommensteuer. Herr Bell und Herr Herbert sprachen fuͤr unbedingte Beibehaltung der Steuer.
Gründe der
5 L66G6 „ 8 Herr Miles gegen dieselbe im Interesse der Pächter. Der Kanzler
der Schatzkammer beruft sich auf seine früheren Auseinander⸗ setzungen und auf die Autorität Sir Robert Peel's. Auch er denke nie daran, eine Steuer für ewige Zeiten vorzuschlagen, aber sie
auf ein Jahr beschränlken, würde nur Gelegenheit geben, in der nächsten Session die Debatte wieder von vorn zu beginnen, und die
Finanzpolitik des Landes ewigen Schwankungen ausseten. Herr Disraeli erklärt, daß er für Hume stimme, weil die Steuer durch und durch unbillig sei. Dergleichen sei nur bei denen popu⸗ lär, die keine direkte Steuern zu zahlen hätten. Lord J. Rus⸗ sell hielt den Humeschen Antrag für unparlamentarisch und in⸗ konsequent. Beweis dafür sei, daß die Gegner der Freihandels⸗ Theorie sich mit solcher Hast fur denselben erklärten. Sie sähen darin, und mit einem gewissen logischen Recht, den ersten Schritt zur Wieder⸗ einführung der Getraidezölle. Der Rerner weist auf die große Ausstel⸗ lung und die Massen zufriedener Menschen hin, die sich bei der Eröffnungs⸗ feier um die Königin drängten. Man möge diesen Massen doch die Freiheit ihrer Arbeit und ihr wohlfeiles Brod erhalten. Herr Munz und Herr Roebuck stimmen für das Amendement, können aber mit Lord J. Russell darin nicht übereinstimmen, daß es zur Wiedereinfüh⸗ rung der Getraldezölle führen könne. Bei der Abstimmung erga⸗ ben sich für Hume's Amendement 244, gegen dasselbe 230 Stim⸗
men, also eine Majorität von 14 Stimmen gegen die Regierung.
Das Haus vertagte sich um 1½ Uhr nach Mitternacht.
London, 2. Mai. Die türkischen Notabilitäten, die an Bord einer Dampffregatte in Southampton ankamen, werden von den dortigen Be⸗ hörden sehr festlich bewirthet. Der Mayor von Southampton, Richard Andrew, hatte dieselben auf sein Landhaus bei Winchester eingeladen, und dort verbrachten sie den Dienstag. Man führte sie in den Dom
für die erledigte Staats⸗ rathsstelle abgelehnt hat, wollen die Fusionisten ihre Stimmen auf Die legitimistischen Repräsentanten
Hatte der Reisende aber keinen Paß
Herr Cobden, 8
das
1u““ 8 „ . „21 %
von Winchester, den sie ungemein bewunderten, obgleich sie erklärten, die Sophienkirche oder Moschee in Konstantinopel sei andachtein⸗ flöͤßender. In der Villa des Mayors wurde dann ein kaltes Frühstück aufgetragen, und es war besondese dafür gesorgt, daß dabei keines der Gebote und Verbote des Korans verletzt wurden. Zwischen den Weinen figurirten Scherbeths, und während der internationalen Verbrüderungstoaste auf die Königin und den Sultan, auf Prinz Albrecht und die Sultaninnen, gingen Pfeifen mit unverzolltem echt türkischen Taback und Mokka herum. Vorgestern machten der Mayor und die Corporation von Sout⸗ hampton den Türken ihren Gegenbesuch am Bord der Fregatte. Der Mayor erhielt von seinen Gästen ein werthvolles Geschenk, nämlich einen mit Brillanten verzierten Schreibschrank. Die Fre⸗ gatte ging vorgestern Abends in See nach Woolwich.
Der Bischof von Exeter versuchte, zum 28. April eine Synode zu Stande zu bringen. Sein Aufruf rief jedoch Widerspruch unter den Geistlichen seiner Diözese hervor, da erstens „die anglikanische Kirche nicht das Recht zu Synodal⸗Berathungen und Synodal⸗ Beschlüssen habe“, und zweitens, da Dr. Philhotts offenbar die Tendenz verfolge, „die reformirte Kirche zurückzureformiren.“ Von 37 Geistlichen kamen nur 15 zusammen, und von diesen protestirte Einer gegen das ganze Unternehmen, und drei erklärten, sie würden eine ähnliche Versammlung nicht wieder besuchen.
Bei der großen Versammlung der Katholiken in Dublin, welche am Dienstag stattfand, fehlten die katholischen Prälaten; obgleich Alle die Einladung unterzeichnet und sanctionirt hatten, war keiner von ihnen zugegen. Der runde Saal in der Rotunda war übri⸗ gens gedrängt voll, und es wird berichtet, man erinnere sich seit Jahren keiner Versammlung, die in Bezug auf die Zahl und Respek⸗ tabilität der Mitgliecer so imposant gewesen. Die sogenannte „irische Brigade“ (Mitglieder des Unterhauses) feierte einen Triumph, indem alle ihre Resolutionen gegen die Titel⸗Bill, gegen Lord John Russel's Brief und gegen Drummond's Aeußerung uber die Non⸗ nenklöster mit Enthusiasmus angenom en wurden. Zwischen Herrn Lucas und John O'Connell wäre es indeß fast zu Thätlichkeiten gekommen. Der Redacteur des Tablet (Lucgs) erlaubte sich näm⸗ lich, Herrn O'Connell, weil er nicht mit Disraeli gestimmt, zu jenen Seelen zu rechnen, die in Dante's „göttlicher Komödie“ als zwischen Hölle und Himmel schwebend geschildert sind. Darüber entstand großer Tumult, der mit Mühe gestillt wurde. John O'Connell erklärte sich dagegen, daß systematische Opposition den Patrioten verpflichte, aus Katholizismus mit dem „Brodvertheue⸗ rer“ Disraeli zu stimmen, und meinte, daß diese Taktik nur dazu führen könnte, Lord Stanley ans Ruder zu bringen. Zum Schluß gab er indeß die Versicherung, sein Herz, wenn auch nicht sein Verstand gehe indeß mit der Versammlung, und er wolle lieber mit den Bischöfen Unrecht haben, als Recht mit Anderen.
Nach newyorker Blättern überstieg die Einwanderung in Ame⸗ rika bis jetzt bei weitem die des vorigen Jahres. Im Monat März allein langten in New⸗York 16,033 Auswanderer an, näm⸗ 12,633 Irländer, 805 Deutsche und 1736 Engländer. Die Ge⸗ sammteinwanderung (blos in New⸗York) in den ersten drei Mona⸗ ten von 1850 und 1851 giebt folgenden Vergleich: 1850 im Ja⸗ nuar 13,154, Februar 3206, März 5269, zusammen 21,929. Im Jahre 1851 respektive 14,709, 8177 und 16,053, zusammen 38,939. Demnach beträgt die Einwanderung dieses Jahr schon 17,010 See⸗ len mehr als 1850.
Nach den letzten Nachrichten aus Kalifornien ist, trotz der Kla⸗ gen, die man von mehreren Seiten hört, die Goldausbeute nichts weniger als im Abnehmen begriffen. Die letzten Sendungen nach atlantischen Häfen betrugen wieder im Lauf eines Monats über 2 Millionen Dollars in Goldstaub. Seit dem Beginn der Gold⸗ gräberei hat Kalifornien für etwa 95 Millionen Dollars Gold in die Welt geschickt. Auch der Aufschwung Sau Franciscos macht noch immer rasche Fortschritte. Die jetzige Bevölkerung dieser Stadt schätzt man auf 35,000 Seelen. Die Preise mancher Bedürfnisse sind gefallen. Man fährt jetzt von San Francisco nach Sacra⸗ mento oder Stockton für 1 Dollar; vor einem Jahr kostete diese Fahrt 50 Dollars.
Der Papst hat die Erwählung des Pfarres Dr. Vanghan zum katholischen Bischof von Killaloe, an der Stelle des verstorbenen Dr. Kennedy, bestätigt. Der katholische Bischof von Raphoe hat den Parlamentsmitgliedern Koegh und Reynolds ein Belobungsschreiben für ihre Leitung der katholischen Versammlung in Dublin zugeschickt, Die Müller des südlichen Bezirks von Tipperary kamen neulich in Clonmel zusammen und beschlossen, mit der in London neu ge⸗ bildeten proteclionistischen britischen Korn⸗Müller⸗Ligue in Verbin⸗ dung zu treten. vhh Cheshire Lancashire⸗Verbindungs⸗ Eisenbahn stießen
och Abends zwei Züge, von und nach Manchester, auf ein⸗ ander. Fünf Personen blieben auf der Stelle todt; 15 wurden schwer verwundert, von denen drei oder vier tödtlich. Das unlängst erwähnte Zeitgedicht „Belgravia“ soll von Bul⸗ wer sein.
London, 3. Mai. Im Palast der Königin finden am 7ten und 19ten Hofbälle, am 12ten und 28sten Hofkoͤnzerte statt. Ihre Majestät die Königin, Prinz Albrecht nebst den Königlichen Kin⸗ dern, so wie der Prinz und die Prinzessin von Preußen, Prinz Friedrich Wilhelm und Prinzessin Louise von Preußen besuchten gestern Mittag die Königliche Akademie in Trafalgar⸗Square. Die hohen Gaste aus Preußen und Prinz Eduard von Sachsen⸗ Weimar fuhren um 3 Uhr vom Buckigham⸗Palast nach Claremont zum Besuche der Familie Orleans. Dieselben trafen gegen 8 Uhr Abends wieder in London ein. Abends waren die Königin und ihre Gäste im französischen Theater. Prinz Viktor von Hohenlohe ist gestern nach Liverpool abgereist. Prinz Heinrich der Niederlande war zum Besuch bei der Herzogin von Kent. 1
Von Ihrer Majestät der Königin sind folgende Gegenstände zu der Industrie⸗Ausstellung gegeben: Ein Juwelenkästchen im Cinquecento Styl, entworfen von L. Gruner, Esg., und ausge⸗ führt in der Fabrik des H. Henry Elkington in Birmingham. Das Material ist Bronze, vergoldet und versilbert durch den elektrographischen Prozeß. Ein durch den elektrogalvanischen Prozeß vergoldeter und versilberter Tisch, gefertigt von Herrn Elkington. Portrait Ihrer Majestät auf Ssvres⸗Porzellan, in halber Lebensgröße, von A. Ducluzeau, nach einem Portrait von Winterhalter. Portrait des Prinzen Albrecht auf Sévres⸗Por⸗ zellan, in halber Lebensgröße, gemalt von A. Bezanget, nach einem Portait von Winterhalter. Diese Portraits werden von Ihrer Majestät und von dem Prinzen Albrecht gemeinsam aus⸗ gestellt. Eine Wiege, geschnitzt aus türkischem Buchsbaumholz von W. G. Rogers und gezeichnet von seinem Sohn, mit Versinn⸗ bildung der Vereinigung des Königlichen Hauses von England mit dem von Sachsen⸗Koburg und Gotha. Zwei Armleuchter von ge⸗ schliffenem Glase, verfertigt von den Herren Osler aus Birmingham. Ein Arminster⸗Teppich, gezeichnet von L. Gruner und gefertigt in Glasgow für Herrn Dowbiggen. Ein Teppich aus berliner Wolle, ausgeführt von 150 englischen Damen. Die Dimensionen dieses Teppichs sind 30 Fuß in der Länge und 20 in der Breite,
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Er ist auf folgende Weise gefertigt worden: Das Muster wurde in Quadrate abgetheilt, welche von verschiedenen Damen gearbeitet und nach Beendigung so vereinigt wurden, daß sie die vollständige Zeichnung bildeten. Die Absicht bei der Anfertigung dieses Teppichs war, eine ergiebigere Arbeitsquelle denjenigen zu verschaffen, denen andere Mittel abgehen, und eine Methode an die Hand zu geben, einen Teppich zu produziren, der in seinem ganzen Styl und Cha⸗ rakter mit den anderen Zimmer⸗Decorationen in Uebereinstimmung wäre. Vom Prinzen Albrecht: Drei Proben von Feldfrüchten auf den Königlichen Gütern bei Windsor gewonnen: Weizen, Hafer und Bohnen. Zwei Tischblätter gezeichnet von L. Gruner, in dem Cinquecento⸗Styl, ausgeführt von Herrn Thomas Woodroof zu Bakewell, in Derbyshire⸗Stein mit Nachahmung von florentinischem Mosaik. Ein zum Theil polirter Block Parret⸗Kohle aus der Kohlengrube zu West⸗Wemyß, Kirkaldy, Fifeshire. Ein Gartenstuhl, gezeichnet von L. Grnner und ausgeführt in Fifeshire von Thomas Will. Wann aus Par⸗ ret oder Rohrsteinkohle von dem Gute des Contre⸗Admirals Wemyß. Ein Armleuchter im Cinquecento⸗Styl, gezeichnet von L. Gruner, modellirt von Ant. Trentanofe und ausgeführt in „Scagliola“ mit Nachahmung von Giallo antico von L. Romoli. Eine Gruppe in Marmor „Theseus und die Amazonen,“ ausgeführt in Rom von Engel, aus Ungarn, Schüler der Königl. Akademie. — Vom Prinzen Albrecht im Namen des Prinzen von Wales: Der Schild, den Se. Majestät der König von Preußen Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Wales, bei dem Se. Majestät Pathenstelle vertrat, zur Erinnerung an seine Taufe hat überreichen lassen. — „Der Eintritt zur Ausstellung“ berichtet die Mor ning Chronicle,“ „war gestern, mit Ausnahme derjenigen, die Karten für die Saison besitzen, nur auf solche Personen beschränkt, welche fuͤr jede Eintrittskarte den Preis von einem Pfunde be⸗ zahlten. Dieser hohe Preis, so hart er auch die unbemittelten Klassen betraf, war doch darauf berechnet, ihnen wieder zu gute zu kommen, indem man die Wohlhabenderen, die mit mehr Bequemlich⸗ keit und Ungestörtheit die Dinge besehen wollten, für die Vortheile dieser Exklusivität zahlen ließ, und so die Unternehmer in den Stand gesetzt wurden, die Preise zu ermäßigen, zu welchen die ärmeren Klassen späterhin der Segnungen der kostspieligen Unternehmung mit theilhaftig werden konnten. Aber noch ein anderer beträcht⸗ licherer Vortheil erwuchs aus der behinderten Zulassung des Pu⸗ blikums. In Folge vieler ungünstiger Umstände, mit denen die auswärtigen Aussteller zu kämpfen hatten, war es ihnen unmöglich, ihre Einrichtungen zu vollenden, wenn es gleich ihren außerordentlichen Bemühungen gelungen ist, für den Tag der Ausstellung Alles insoweit in Ordnung zu brin⸗ gen, daß der Eindruck auf den Beschauer so befriedi⸗ gend und gefällig war, als man nur erwarten durfte. Die ver⸗ gleichsweise hohen Eintrittspreise der nächsten paar Tage werden es denjenigen Ländern, welche noch im Rückstand sind, möglich machen, alle ihre Einrichtungen zu Ende zu bringen. Dies ist besonders bei der Türkei zu wünschen, deren Güter noch nicht sämmtlich im Gebäude angelangt sind. Dasselbe Bewenden hat es mit Rußland und mehr oder oder weniger mit allen auswärtigen Ländern. Es dürfte Vielen von Interesse sein, zu erfahren, daß trotz des hohen Ein⸗ trittspreises beinahe 1500 Personen gestern für ihre Karten ein Pfund bezahlt haben, um das anziehende Schauspiel in dem Pa⸗ laste zu genießen. Diese große Anzahl muß, wie wir glauben, in einem hohen Grade der glücklichen Art zugeschrieben werden, in welcher an dem Eröffnungstage Alles von statten ging. Man kann sich auch in der That nichts Angenehmeres oder Erfreuliche⸗ res denken, als die ganze Feier, und wir haben Grund zu glauben, daß die Ueberraschung und Bewunderung, welche die hohen Gäste ausdrückten, für diejenigen sehr schmeichelhaft sei, denen die Anord⸗ nung und Ausführung des Ganzen oblag. Das Innere des Ge⸗ bäudes gewährte gestern in manchen Hinsichten einen weit vortheil⸗ hafteren Anblick, als an dem Eröffnungstage. Wenn wir auch die vielen interessanten Gäste und Herren nicht mehr vor uns sahen, deren Gegenwart in dem festlichen Zug dem Ganzen einen eigen⸗ thümlichen Reiz verlieh, so waren wir gestern durch die stö⸗ renden Einwirkungen der Gerüste nicht mehr belästigt und konnten frei und ungenirt überall umhergehen und alle Kunstschätze und Sehenswürdigkeiten ruhig betrachten. Die sehr zahlreichen Zuschauer, welche die weiten Rãume aus⸗ füllten, schienen sich noch nicht auf eine speziellere Prüfung der Ge⸗ genstände einlassen zu wollen, sondern wandelten in kleinen Grup⸗ pen hin und her und blieben nur dann und wann bei einem Ge⸗ genstand, wie dem großen Koh⸗i⸗Noor⸗Diamant oder einer der be⸗ sonders schönen Statuen, stehen. Die Unzahl und Mannigfaltig⸗ keit der interessanten Gegenstände schreckte die Meisten von einem tieferen Eingehen ab. Da nach der Bestimmung der Königlichen Kommission die Preise an die eingesandten Artikel nicht geheftet werden dürfen, so haben einige Unternehmungslustige in Hunger⸗ ford⸗Hall, Strand, ein Lokal für Wissenschafts⸗, Kunst⸗ und In⸗ dustrie⸗Gegenstände eingerichtet, worin alle Gegenstande aufgenom⸗ men werden, welche in dem großen Ausstellungs⸗Gebäude nicht platz⸗ finden können oder welche nach der Ausstellung zum Verkauf ausgeboten werden sollen. Es koͤnnen an die in dieses Etablis⸗ sement eingesandten Gegenstände die Preise und die Namen der Agenten in London vermerkt werden. Der Ort, den die Unternehmer zu diesem Etablissement ausgewählt haben, ist in einem der frequentesten Staditheile, dem bekannten Hungerford⸗Market. Sie beabsichtigen, dieselbe Anzahl Klassen (30), wie in der großen Ausstellung, einzurichten, jedoch Nr. 1, für rohe Materialien, aus⸗ zulassen und anstatt derselben fermentirte und destillirte Flüssigkeiten aller Arten zu bringen. In die Abtheilung für Maschinen werden auch Modelle zugelassen. Das Etablissement soll bis Mitternacht bei freiem Eintritt offen bleiben, um es auch gleichzeitig zu einem angenehmen Abend⸗Spaziergang der Besucher Londons zu machen. Da manche Fabrikate nur zum Gebrauch bei Licht bestimmt sind, so soll eine Abtheilung zu einer Ausstellung bei Licht auch während des Tages eingerichtet werden. Die Unter⸗ nehmer werden sprachkundige Männer anstellen, die den frem⸗ den Besuchern die Eigenthümlichkeiten jedes Produkts erklä⸗ ren werden. Kunstgegenstände und vorzügliche Produkte werden auch zum Verkauf angenommen, und werden die Unternehmer auf Verlangen auf die resp. Gegenstände Vorschüsse leisten. Gegen⸗ stände, welche den Fortschritt der Kunst und Wissenschaft befördern, werden frei aufgenommen, für diejenigen, welche zum Verkaufe ausgestellt werden, werden bestimmte Provisionen berechnet. Die Unternehmer wollen jede zu wünschende Sicherheit gewähren und eine Liste der Preise aller in der großen Ausstellung befindlichen Gegenstände zur Einsicht des Publikums auslegen. Die Unterneh⸗ mer haben außerdem ein Versammlungs⸗Lokal für die Aussteller er⸗ richtet, wo sie die Mittel finden sollen, Geschäfte und Korrespondenzen zu besorgen, eben so Journale aus allen Ländern der Erde und täg⸗ liche telegraphische Mittheilungen oder andere wichtige Nachrichten für Kaufleute aus allen Hauptstädten der Erde. Der Eintritt in die⸗ ses Lokal wird während der großen Ausstellung für Aussteller und
deren Agenten gegen Vorzeigung ihrer Billettes gratis sein, Nicht⸗
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aussteller haben gegen bestimmte Eintrittspreise (pr. Woche 2 Sh. 6 Pre., Monat 10 Sh. u. s. w.) Zutritt. Dieses sind die allge⸗
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meinen Bestimmungen, unter denen das Etablissement errichtet wer⸗ den soll; wir begrüßen es mit Freude und wunschen demselben ein fruchtbares Gedeihen.“ —
Nirgends weist der diesjährige Census eine erstaunlichere Zu⸗ nahme der Bevölkerung nach, als in den Fabrikbezirken. Leeds, in Porkshire, ist seit 1841 um 19,751 Seelen gewachsen und zählt jetzt 171,805 Einwohner. Nottingham ist seit 10 Jahren um 5341 Seelen gewachsen und zählt 58,432 Einwohner. Leicester ist um ungefähr 10,000 Einwohner reicher geworden und hat jetzt eine Bevölkerung von 60,650 Seelen.
In der gestrigen Sitzung des Gemeinderaths der City kam der Antrag vor, eine Adresse an Lord Palmerston zu richten, mit dem Ersuchen, daß er sich bei der hohen Pforte energisch um die Freilassung Kossuth's und seiner Mitgefangenen verwende. Herr Gilpin, der Antragsteller, bat jedoch um die Erlaubniß, seine Motion zu verschieben, indem die Nachricht angelangt sei, daß Kos⸗ suth sich in diesem Augenblick wahrscheinlich schon in Freiheit be⸗ finde, und daß seine Ankunft in London täglich erwartet werde. Die Motion wurde demnach verschoben, und der Lord⸗Mayor er⸗ klärte, er werde also vielleicht nächstens Kossuth im Manston⸗House
bewirthen können.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. April. Se. Majestät der Kaiser hat unterm 20. April folgendes Reskript an den Kriegsrath erlassen: „Indem Ich unausgesetzt dem Gange aller Theile der Verwaltung der Land⸗Kriegsmacht des Reichs folge, sehe Ich mit besonderem Vergnügen, daß alle Bestrebungen des Kriegsraths auf die Erfüllung der zwei ihm von Mir aufge⸗ tragenen Haupt⸗Obliegenheiten gerichtet sind: der Vervollkommnung der Militair⸗Gesetzgebung und der Ordnung des Oekonomiewesens in allen seinen Fächern und Beziehungen. Die richtige Berechnung der Ausgaben und ihre zweckmäßige Vertheilung; die Leitung aller Oekonomie⸗Maßregeln zum Vortheile beiderseits, der Krone wie der Privat⸗Gewerbthätigkeit, und endlich die Raschheit im Geschäfts⸗ gange, dienen Mir als überzeugendster Beweis des einmüthigen Strebens des Kriegsraths, Meine Absichten und Wünsche zu er⸗ füllen. Gleichzeitig ist es Mir angenehm, dem ersprießlichen Ein⸗ flusse Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, durch welchen alle Anord⸗ nungen des Kriegsraths in den letzten drei Jahren bei Mobil⸗ machung der aktiven Truppen und Formirung der Reserve⸗Armee bezeichnet sind. Für solch' ausgezeichnete Wirksamkeit bezeige Ich dem gesammten Kriegsrathe mein volles Wohlwollen und Meine aufrichtige Erkenntlichkeit. Nikolaus.“
St. Petersburg, 29. April. Der Wirkliche Staatsrath Kisselew, Gesandtschaftsrath in Paris, ist unterm 20sten d. zum Geheimerath befördert, in spezieller Mission bei der französischen Regierung akkreditirt und mit der Direction der Kaiserlichen Ge⸗ sandtschaft in Paris beauftragt worden.
Spanien. Madrid, 28. April. (Fr. Bl.) Der König hat heute den österreichischen bevollmächtigten Minister in besonderer Audienz empfangen.
Die Ferdinandsbank vertheilt an ihre Aetionaire eine Divi⸗
dende von 6 pCt. ,
Der Heraldo ist mit Beschlag belegt worden. 8
Das Wahlprogramm der demokratischen Progressisten verlangt: allgemeines Stimmrecht, eine Kammer, einen wählbaren Staats⸗ rath, absolute Gemeinde⸗, Provinzial⸗ und Preßfreiheit, Jury für alle Vergehen, Abschaffung der Todesstrafe, radikale Steuerreform, Aufhebung der Besteuerung der Lebensmittel, Abschaffung der Mo⸗ nopole, Verminderung der Ausgaben, unentgeltlichen Unterricht, Abschaffung der Conscription und Errichtung einer National⸗Miliz.
Markt⸗Beri
Barliner Getraidebericht vom 6. Mai. n heuntigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen loco nach Qualität 48 — 52 Rthlr. 1 „ im Detail 50 — 53 Rthlr. oggen loco nach Qualität 31 ½ — 33 Rthlr. im Detail 32 — 34 ½ Rthlr. 8 vr. Frühjahr 31 ½ Rthlr. verk. u. Br., 31¼ G. Mai / Juni 31 ¼ Rthlr. Br., 31 ¼ G. Juni / Juli 31 9 a ¼ Rthlr. verk., 31 ½ Br., ¾ G. Juli / August) 3) whl. 9. a11 — Aug.Sept. 8 32 Rthlr. Br., 31 ½ G. Sept./Okt. 32 Rthlr. bez., Br. u. G. Gerste, große 28 — 30 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 22 — 24 Rthlr. „ schwimmend 50 pfb. 21 ½ Rthlr. bez. FErbsen, Koch⸗ 38- 42 Rthlr., Futter⸗ 34 36 Rthlr. Sommer⸗Rübsen 54 Rthlr. vüböl loco 9 ¾ Rthlr. Br., 9 ¾ G. pr. Mai 9 ½ Rthlr. Br., 9¾ a ¾ G. Mai / Juni 9½ Rthlr. Br., 9 ¾ G. Juni / Juli 9 %¾ Rthlr. Br., 9 ½ G. Juli/August 10 ½½ Rthlr. Br., 10 G. August/Sept. 10 ⅛ Rthlr. Br., 10 G. Sept. / Okt. Okt. /Nov. Nov. / Dez. Leinöl loco 11 ½⅛ Rthlr. Br. „ pr. Mai 11⅝ Rthlr. verk. Mohneél 13 ⅛ a 13 ½ Rthlr. Hanfsl 14 a 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 ¾ Rthlr. Südsee⸗Thran 11 ¾ a 11 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 15 Rthlr. bez. mit Faß pr. Mai 15 a 15 ⅝ Rthlr. bez., 1⸗ Mai /Juni 8 15 ½8 G. Juni / Juli 15 ½1 a Rthlr. bez., 15 8 Br., 1 Juli /Aug. 15 ½ Rthlr. Br., 15 ½ G. Aug. /Sept. 15 Rthlr. Br., 15 ½ G. „ Sevpt./Okt. 15 Rthlr. Br., 159 a *% G. Wetter: kühl und windig. Geschäftsverkehr: nur in Spiritus einiger Umsatz, i Artikeln kaum nennenswerth. Weizen: ohne Kauflust. Raooggen: billiger offerirt, aber auch dazu wenig Frage. Hafer: still. Ruböt: gut behauptet. Spiritus: gefragter und höher bezahlt.
10½ Rthlr. Br., 10 ½ G.
. 1 Rählr.
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 5. Mai. Weizen 1 Rthlr. 25 Sgr. 12 Sgr. 6 Pf. Große Gerste 1 Rthlr. 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., kleine Gerste 2 7 8 8x ü oy F Hafer 1 Rthlr. 1 Sgr. 14 Pf.
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148 Roggen 1 8 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.
Zu Lande: