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absolut dringlich, daß gerade das bayerische Heer dabei mitwirkte?“
ten. Ich glaube an die Möglichkeit einer sittlichen Politik; es ist nicht ge⸗
An dem Tage, wo Nord⸗ und Süddeutschland auseinandergerissen sein werden, hat die deutsche Geschichte, meiner Ueberzeugung nach, ein Ende. Das war aber der Standpunkt im Oktober und No⸗ vember vorigen Jahres, ob diese Zerreißung stattfinden solle; und damit sie nicht stattfinde, und damit wir unserestheils, was an uns lag, dazu beitrügen, daß es verhindert werde, darum sind die bayerischen Fahnen in Kurhessen entfaltet worden. Bis zu dieser Stunde ist der Zweck erreicht, wie schon eine Stimme hervorgehoben, heute ist diese Zerreißung des deutschen Vaterlandes noch nicht ins Werk gesetzt; heute vielmehr sind wir näher als irgend in den letzten drei Jahren an dem Zustande, der das Zusammenhalten aller Stämme der Nation möglich macht. Ob in einer Form, welche den augenblicklichen Ueberzeugungen entspricht oder nicht, kann in diesem Augenblicke nicht entscheidend sein; denn jede Form des Zusammenhaltens ist immer besser nach meiner Ueber⸗ zeugung, als der Mangel alles Zusammenhaltens. Noch im⸗ mer haben wir die Einigung in der Zukunft zu erreichen. Daß sie nicht erreicht werden kann, wie ein Geschenk vom Christbaum, darüber ist wohl Niemand im Zweifel, der die Geschichte der Völ⸗ ker mit ruhigem Auge geprüft hat und die Vorgänge in Deutsch⸗ land seit dem Jahre 1848 beobachtet. Unsere deutschen Zustände sind das Produkt einer 2000 ährigen Geschichte; solche Produkte ändert man nicht im Augenblick der Begeisterung. Was eine lange Geschichte hergebracht hat, kann auch nur eine ruhige ge⸗ schichtliche Entwicklung fortbilden. Ich glaube, jetzt ist der Weg betreten, der allein zu dem großen Ziel führen kann, der Weg der Einigung der materiellen Interessen des Volkslebens. Nur wenn diese gewonnen ist, kann eine dauernde politische Einigung als ihr Ausdruck und Vollendung des Werkes hervorgehen. Man muß im⸗ mer darauf zurückkommen, und das ist die große Täuschung der letz⸗ ten Jahre, an der ihre Bestrebungen alle gescheitert sind und schei⸗ tern mußten nach einem inneren Gesetze, daß sie das, was Ausdruck der vorhandenen Lebenszustände ist, als Mittel betrachtet haben, solche Lebenszustände herbeizuführen. Die Seele bildet sich ihren Körper und giebt ihm den Stempel ihres Wesens, nicht umgekehrt. Die Verfassungsformen sind der Ausdruck dessen, was im Volke ist und lebt, aber man kann das Volksleben nicht in eine Richtung bringen, die ihm zuwider ist, dadurch, daß man ihm Verfassungs⸗ formen aufdrängt. So lange man diesen Irrthum nicht abschwört, werden alle Bestrebungen, unsere öffentlichen Zustände abzuän⸗ dern, scheitern, wie sie in den vergangenen Jahren gescheitert sind. Meine Hoffnung für unsere Zukunft knüpft sich hauptsächlich an die Thatsache, daß man in neuerer Zeit sich von dem Irrthum abgewendet hat und daß man — zum Theil, weil die anderen Be⸗ strebungen scheiterten, zum Theil im Bewußtsein des Richtigen, zum Theil instinktmäßig — sich der Pflege der materiellen Interessen und des Anstrebens ihrer Einigung angenommen hat. Diese Möglich⸗ keit, uns eine große Zukunft zu bauen, wäre vernichtet von dem Augenblicke an, wo Nord⸗ und Süddeutschland in politischer Ge⸗ staltung entschieden getrennt und auseinandergerissen wären; und damit dieses nicht geschehe, deshalb sind, ich wiederhole es, die bayerischen Fahnen in Kurhessen entfaltet worden. Haben wir hierin geirrt, so haben wir es wenigstens in gutem Glauben ge⸗ than und aus eben so patriotischen Gefühlen, als Jene haben, die es für ihre Pflicht halten, uns anzuklagen. Wie aber die Ge⸗
schichte über uns urtheilen wird, müssen wir abwarten. Als das jetzige bayerische Ministerium im Jahre 1849 die Anerkennung der deulschen Reichsverfassung ablehnte, da drohte man uns mit dem Brandmale der Geschichte. Ich weiß nicht, ob wir auch heute noch in demselben Maße solches Urtheil zu scheuen haben, wie dort, ob es in demselben Umfange, ob es in derselben Ausdehnung ausge⸗ sprochen wird, wie damals von Ihnen mit Ueberzeugung geschehen ist. Wenn die Zeit erst dasjenige abgestreift haben wird, was der Moment, die augenblickliche Erregung des Gefühls, die Beur⸗ theilung der Thatsachen ohne Auffassung ihres höheren Zu⸗ sammenhanges als Urtheil herausstellt, dann wird der Kern hoher nationaler Bedeutung überbleiben, den die kurhessische Frage hat, dann wird das Urtheil der Geschichte ein leiden⸗ schaftsloses sein. Dem sehen wir mit Beruhigung entgegen. Forndran erklärt, wohl dem Ausschuß⸗Gutachten, seinem formellen Inhalte nach, beistimmen zu wollen, verwahrt sich aber dagegen, als liege hierin eine Zustimmung zu den kurhessischen Vor⸗ gängen selbst, was der Ausschuß gewiß auch nicht wolle. Niemand könne ohne tiefe Betrübniß über diese Vorgänge sein, und uner⸗ freulich sei es, daß gerade das bayerische Heer die Aufgabe erhal⸗ ten, gegen ein nicht unter Waffen befindliches Volk eine Execution auszuführen. „Auch ich bin damit einverstanden“, bemerkt der Herr Redner, „daß die kurhessische Frage mit der deutschen im Zusammen⸗ hange steht, aber ich bedaure, daß gerade Kurhessen das Mittel geben mußte, um diese deutsche Frage zu lösen. War es aber auch
Der Redner bezweifelt dies und legt überhaupt Verwahrung ein gegen alle Folgen, welche aus den gegenwärtigen Verhältnissen, aus der Executlon in Hessen für alle mit constitutionellen Verfassungen begabten Länder hervorgehen können, z. B. bezüglich der Nichtge⸗ nehmigung der Steuern, für welche ein Budget nicht bestanden. Seines Erachtens ist der Ausspruch des Ausschusses nichts Anderes, als die Trauer über die Machtlosigkeit, in der wir uns gegenwärtig befinden, und vielleicht auch eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sofern wir den deutschen Zuständen überhaupt eine Ruhe gönnen. Nachdem der Redner diese letztere Ansicht ausführlich begründet, schließt er mit dem Wunsche, daß es dem Ministerium gelingen möge, das baldige Aufhören des Zustandes in Kurhessen herbeizu⸗ führen, der Alle mit tiefster Betrübniß und Mitleiden erfüllen müsse. Dr. Bayer: Ich hatte gehofft, das Staats⸗Ministerium werde über die hesstsche, über die deutsche Frage sich erklären gegenüber dem sittlichen Gefühle des Volkes, welches durch die Vorgänge in Hessen und Schleswig⸗Holstein auf das tiefste verletztt worden ist; ich wollte fragen, wie das Staats⸗Ministerium es über das Herz bringen konnte, das hessische Volk mit einem Kriegsheere zu über⸗ ziehen. Nach den Aeußerungen des Herrn Staats⸗Ministers ist diese Frage überflüssig geworden, aber ich fürchte, daß das Gefühl des Volkes durch diese Aeußerungen noch schmerzlicher verwundet worden ist. Der Standpunkt, auf den ich mich in jeder politischen Frage stelle, ist der Standpunkt der Sittlichkeit. Wenn wiederholt die Ansicht geltend gemacht werden will, die deutsche Frage sei eine Frage der Macht, so sage ich im Gegentheile: die deutsche Frage ist eine Frage der Sittlichkeit, und die Lösung dieser Frage ist in ihrer letzten Entscheidung dem religiösen Bewußtsein des Volkes vorbehal⸗
nug, den Namen Gottes in den Tempeln anzurufen, es muß uns ein wahrhaftiger Ernst sein um die göttliche Gerechtigkeit auf Erden. Dieser ethische Gesichtspunkt wird oft als eine unfruchtbare Ideo⸗ logie bezeichnet, Auch ich verabscheue jene falsche Art von Ideologie, die das deutsche Volk thatlos gemacht und seiner nationalen Kraft beraubt hat, aber der wahre Idealismus muß in der Politik herr⸗ schen; ich fordere vom deutschen Volke den Glauben an das Ideal und zugleich die sittliche Kraft zu seiner Verwirklichung. Im Jahre 1848 war der innere Grund der Erhebung des Volkes die sittliche Ueberzeugung, daß das deutsche Volk zum geistigen Wahrheitssinne,
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zu seinem wissenschaftlichen Tiefsinne auch die geschichtliche That⸗
kraft gewinnen müsse. Der jene innerlichen, im Geiste des Volkes erzeugten, sittlich nothwen⸗ digen Thatsachen, auf die wir die Forderungen an eine sittliche Politik in der deutschen Frage vorzugsweise begründen. Diese sitt⸗ lich nothwendigen Thatsachen waren: das Aufhören des deutschen Bundestages und die deutsche Volksvertretung. Der alte Bundes⸗ tag hat aufgehört, aber das Erlöschen seiner Thätigkeit war nicht nur eine äußerliche, durch den Beschluß vom 12. Juni vollzogene, sondern eine innerliche, im Gewissen des Volkes lange vorher voll⸗ endete Thatsache. Die einzig befriedigende Reform des Bundes ist die Gesammtvertretung des deutschen Volkes: das Volk forderte das Parlament. Die alte Zwietracht war vergessen, und die alte Schuld schien gesühnt, die Friedensschlüsse zu Basel und Tilsit, die Auflösung des Reichs und der Rheinbund, und was in Wien und Paris geschehen war, und die lange Unthätigkeit des Bundes⸗ tags für alle nationalen Zwecke. So ist auch die Einberufung der ersten deutschen National⸗Versammlung nicht blos eine Folge der Beschlüsse vom 30. März und 7. April, sondern eine sittlich nothwendige Thatsache gewesen, und eine solche That hat im Leben des Volks ewige Geltung und Bedeutung. Das deutsche Parloment lebt fort im Geiste des Volkes, und so wahr das Volk keine Horde ist, das deutsche Parlament wird sichtbar wieder auferstehen, und gewiß in einem von Leidenschaften und Täuschungen minder getrübten Glanze. In⸗ dessen damals blieb das Werk unvollendet; die Völker traten zu⸗ rück, und die Regierungen nahmen es allein in die Hand. In die⸗ ser Zeit der Zuruüͤckgezogenheit und der Abspannung trat in Kurhes⸗ sen plötzlich der Angeklagte von Greifswald auf. Unwilliges Er⸗ staunen ergriff das ganze Volk und eine peinliche Erwartung, was daraus werden solle. Bald sahen wir in jenem Lande die Tugend zum Verbrechen gestempelt, die Beamten, die Richter, das Heer in die schmerzlichste Gewissens⸗Kollision versetzt, und dies Alles um einer Steuerverweigerung willen, die gar nicht stattgefunden. Ueber diese Verkehrung aller sittlichen und rechtlichen Begriffe, über diese heil⸗ lose Verwirrung der deutschen Frage herrscht in unserem Vater⸗ lande ein, wie ich bisher glaubte, allgemeiner Schmerz; erst heute in diesem Saale mußte ich erfahren, daß es in Deutschland Ein⸗ zelne giebt, die über diese politischen Unthaten nicht geschaudert haben! Durch den Antrag des Herrn Fürsten von Wallerstein hoffte ich eine bestimmte und für die ethische Beurtheilung beruhigende Erklärung des Staatsministeriums über sein Verhältniß zur hessi⸗ schen Politik hervorgerufen zu sehen. Der Ausschuß will nun die⸗ sen Antrag nicht gutheißen; der Herr Antragsteller hat die Gründe des Ausschußantrags hinreichend gewürdigt. Auch wurde die Warnung ausgesprochen, die deutsche Frage nicht zu berühren, denn es drohe unserer Verfassung Gefahr, und wir könnten doch nur unsere Ohnmacht zeigen. Was die Ohnmacht betrifft, so dächte ich, wir hätten mit derselben Heeresmacht, die man aufgeboten, um ein schuldloses Volk zu unterdrücken, uns selbst vertheidigen können gegen jede unwürdige Zumuthung von Außen. Und sene Besorg⸗ niß? Es ist sehr gefährlich, Furcht vor einer Gefahr zu zeigen, die nur so lange besteht, als man sie will. Ich stimme für den Antrag, weil ich an die Nothwendigkeit einer sitt⸗ lichen Politik, weil ich an eine Zukunft des deutschen Volkes glaube. Crämer vergleicht den Aus chuß⸗Antrag mit einem Winter⸗ felde, das mit Schnee bedeckt ist und einen trüben grauen Himmel über sich hat, ohne einen einzigen sonnigen Lichtstrahl. Er fühle, wie schwer es dem Ausschusse geworden sein möge, diesen Antrag so und nicht anders zu fassen; die Furcht, daß solche Thatsachen ans Tageslicht kämen, welche möglicherweise den Rücktritt des Mi⸗ nisteriums zur Folge haben fkönnten, was man um jeden Preis verhüten wolle, habe ihn bei seinem Beschlusse geleitet. „Allein“, fährt er fort, „was hätte es denn geschadet, die Papiere vorzulegen, bleibt denn nach der Vorlage der Papiere Ihre Majorität nicht? Wird das Ministerium wankend gemacht, wenn wir noch mehr Reden darüber halten? Das Mini⸗ sterium wankt und weicht unsertwillen nicht, eben so wenig als wir um dieses Ministeriums willen weichen oder wanken. Wir stehen demselben gegenüber und halten dies für unsere heiligste Pflicht um unseres Prinzips willen, welches auf der Seite des Rechts gegen das Unrecht in aller Form und auf jede Weise kämpft. Sind Sie aber denn so sicher, daß der Sturz des Ministeriums, den Sie für ein Unglück halten, dadurch vermieden ist, wenn die Papiere in der kurhessischen Frage nicht vorgelegt werden? sage: nein, so sicher sind wir doch nicht. Meine Herren! Die Zeit geht vorwärts, Sie mögen ihr Hindernisse in den Weg legen, wie Sie wollen. Wohin kommen wir aber, wenn wir auf dem Wege beharren, der jetzt in deutschen Ländern der ge⸗ wöhnliche ist, wohin kommen wir, wenn wir uns auf den Standpunft des Beklagens und des Mitleids mit ei⸗ nem Bruderstamme stellen, der deshalb ausgehungert und zur Verzweiflung getrieben wurde, weil die Pläne der deutschen Diplo⸗ matie durch seinen Untergang erst zur Reife gedeihen können? Sie kommen am Ende dahin, daß, eben um solche Pläne gehörig durch⸗ zusetzen, das ganze Land dem Unglücke preisgegeben wird. Und wenn die Revolution kommt und siegt, dann geben Sie einem ver armten, in seinen Gefühlen alles sittlichen Haltes baar und ledig gewordenen Volkes alle, auch die freiesten Institutionen — sie wer⸗ den nichts mehr helfen. Und lassen Sie andererseits diese Revo⸗ lution besiegt werden, wie es ja nach der Aeußerung des Herrn Minister⸗Präsidenten: „man hat gelernt, die Revolution zu besiegen“ ganz sicher ist — so bleibt Ihnen auch nichts als ein verarmtes und jedes sittlichen Haltes baares Volk. Gerade dar⸗ aus aber sehe ich, daß man, wenn auch alles Andere, nur das nicht gelernt hat, wie man ein Volk glücklich macht, wohl aber das, wie man um jeden Preis seine Ansicht festhält, es niederdrückt und jede Bewegung, wenn sie auch die gerechteste ist, zur Revolution stempelt, nur um diese Ansicht festzuhalten. Das ist die große Kunst unserer deulschen Staatsmänner. Ich möchte wünschen, daß sie ihre Ex⸗ perimente da gemacht hätten, wo es nicht einmal Halbwilde, nein, wo es gar keine Menschen giebt, denn ich trage menschliche Ge⸗ fühle für Jeden in der Brust. Aber da sie diese Experimente in solcher Weise nicht machen können, müssen sie sich doch dem Urtheile der Geschichte unterstellen, und die Zeit wird vielleicht doch noͤch Geschichtschreiber schaffen, welche so viel Rechtsgefühl haben, daß sie solches Gebahren richtig beurtheilen, das nicht Kraft hatte, ein Volk glücklich zu machen, sondern nur die Kraft, es an den Rand der Verzweiflung zu bringen.“ (Bewegung.) Dr. Jäger verzichtet aufs Wort. Binder erinnert an das ale „Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi“, was er also ins Deutsche übersetzt: „Was die Minister und Diplomaten verschuldet, müssen die Völker büßen.“ Das habe sich wieder in Kurhessen bewährt, das zeige die jetzige Lage Deutschlands. Man spreche immer von dem schädlichen Ein⸗ flusse der sogenannten „schlechten Presse“, die alle Begriffe von Recht und Glauben verkehre und umstürze; mehr als alle Blätter und Umsturzmänner hätten die Vorgänge in Hessen das Rechtsge⸗ fühl und die Rechtsbegriffe vernichtet. Wohin das für die Folge einsehen, wenn es wirklich zu spät sei.
Ausfluß dieser Ueberzeugung waren
Ich
entgegnet den gemachten Einwendungen in ausführlicher Weise, worauf der Referent das Schlußwort erhält. Freiherr von Lerchenfeld: „Man hat tadelt, weil es darauf hinausging, zu begutachten, Aktenvorlage nicht stattfinde. Allein ich daß es die Mission des Ausschusses sei, in gehen, denn das sagt der Antrag selbst. Er selbst geht nur au Vorlage der Akten, und wenn der Ausschuß begutachtet, man möge diesem Antrage nicht beistimmen, so haͤt er gerade seine Aufgabe gelöst. Er kann nur zweierlei beantragen: soll man dem Antrage
hielt, so sehe ich nicht, was er weiter thun konnte. gesprochen wurde, der Ausschuß sei zu seinem Gutachten dadurch
genehme Wahrheiten hören müsse, so gestehe ich aufrichtig, darüber hat sich kein Mitglied des Ausschusses Illusionen gemacht, und die heutige Debatte hat zur Genüge bewiesen, daß der Ausschuß sich nicht getäuscht hat. Wenn Thatsachen, welche die Majorität spalten könnten, so muß ich be⸗ merken, daß Thatsachen genug gegeben sind, welche mehr sprechen, als sich in den Papieren findet, wenn solche
Bewandtniß hat.
Es giebt in einem gewissen Staate
man nichts findet. andere nicht. Die
pelte Ausfertigung, die eine mit Ziffern, die
weit kommen. Man hat davon gesprochen, die kurhessische Frage
sei keine europäische, sondern eine rein deutsche.
schen hineingezogen worden, mehr, welche nur zwischen Deutschland allein verhandelt würde, welche ganz im Geheimniß zwischen lein sich bewegte, seitdem die gesammten europäischen Mächte in un⸗
Deutschland entzweit. G Frage mit Kurhessen in Abrede zu stellen gesucht; ich glaube, es kann nicht bestritten werden, daß die kurhessische Frage rein nur eine
’
Episode in dem traurigen Drama Daß, wie der Ausschußbericht sagt, sich Deutschlands Verhältnisse geändert haben, kann kein Mensch in Abrede stellen. Es ist nicht meine Aufgabe, in die Frage, welche
sich an die Wiederherstellung des deutschen Bundes knüpft, und in der Vergangenheit und Gegenwart das Beispiel sein möchte, So viel steht fest, daß we⸗- Zustände herbeigeführt worden wären ohne gewisse Vorgänge, auf die ich nicht weiter ein⸗
in Kurhessens Zustände mich näher einzulassen, so lockend auch das von anderer Seite gegeben wurde. der der Bundestag noch die kurhessischen
zugehen brauche. Gewiß ist, daß man über die Frage verschiedener Ansicht sein kann, ob es für das Gedeihen Deutschlands von Nutzen gewesen wäre, wenn Deutschland sich in einen sogenannten Bun⸗ desstaat unter preußischer Suprematie organisirt hätte oder nicht. Und das ist gewiß, daß die Union diese Richtung verwirklicht hatte, und daß sie wesentlich Aussicht hatte, dieses Ziel zu erreichen.“ Frei⸗
herr von Lerchenfeld knüpft hieran weitere Betrachtungen mit Rück⸗ ) L
blicken auf die Paulskirche und die Verantwortung, die jene trifft, welche unter dem Scheine des Constitutionalismus dessen Grundve⸗ sten durch Einwerfen der verschiedenartigsten Fragen zu erschüttern verstanden, und schließt mit der Empfehlung des Ausschußantrags. Hierauf erfolgt die (bereits vocgestern gemeldete) Abstimmung.
Hessen. Kassel, 3. Mai. (O. P. A. Z.) Zwei Com⸗ pagnieen des Aten Bataillons vom 4ten Königlich bayerischen Re⸗ gimente (Gumppenberg, gelbe Aufschläge), welche bis jetzt in den Dörfern Ober⸗ und Niederzwehren bei Kassel gelegen hatten, sind hente um 10 Uhr mit dem Stabe und der Musik hier eingerückt; sie zogen auf den Martinsplatz und wurden sodann in den umlie⸗ genden Straßen der Altstadt einquartiert.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwexrin, 6. Mai. (M. Z.) Nachdem Se. Majestaͤt der König von Preußen gestern die Begräb⸗ nißkapelle Paul Friedrich's im Dome, so wie die Bildergallerie be⸗ sucht, der großen Militair-Parade auf dem Altengarten beigewohnt und den Schloßbau in Augenschein genommen, ist derselbe Nach⸗ mittags 5 Uhr mit Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge nach Ludwigslust zurückgekehrt.
Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 8WIC(Gg V. A. Z.) Vorgestern wurde der erstgeborene Sohn unserer Erbher schaft getauft. Von den auswärtigen fürstlichen Taufpathen waren persönlich anwesend: Ihre Königliche Hoheiten Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Albert von Sachsen, der Erbgroßherzog von Wei⸗ mar, die Herzogin Ida von Weimar und Prinzessin Karoline von Hessen. In der Stadt zeigte sich herzliche Theilnahme; von vielen Häusern wehten Fahnen. Staats⸗Minister
Gotha zu einem glückwünschenden Besuch hier ein.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 3. Mai. (Frankf. Journ.) Die provisorische Berechnung des der freien Stadt Frankfurt aus den gemeinschaftlichen Zoll⸗Einnahmen zu gewährenden Nachschusses für das Jahr 1850 liegt vor. Sie berichtet: X. Eingangsabgaben:
1) Die Gesammt⸗Bruttoeinnahme des Jahres 1850 hat, mit 1 frankfurter Einnahmen, betragen: 21,299,479 Rthlr.
Davon kommen die verschiedenen Kosten und Prä⸗
Die
schluß der 7 Sgr. 11 Pf. mien in Abzug, zusammen 2,273,275 Rthlr. 20 Sgr. 4 Pf. Vereinsstaaten haben also, ohne Frankfurt, im Jahre 1850 eine Reineinnahme aufgebracht von Hierzu tritt die Reineinnahme von Frankfurt und zwar: Bruktoeinnahme betrug 815,018 Rthlr.⸗ Sgr. 9 Pf. von gehen ab: Das Aversum mit mit 294,007 Fl. oder 108,004 Rthlr. c) Die Verwaltungskosten der Zolldirection und des Hauptamtes in Frankfurt einschließlich 2059 Fl. 32 Kr. oder 1176 Rthlr. 264¼
b) Da⸗
41,742 Rthlr. 15 ¼ Sgr., zusammen 209,746 Rthlr. Rthlr. 20 ½ Sgr. übrigen Veceinsstaaten ohne Frankfurt haben daher im Jahre 1850 überhaupt eine Reineinnahme bezo⸗ gen von 19,631,475 Rthlr. 2 Sgr. 1 Pf.; nahme der Vereinsstaaten ohne Frankfurt sind 5 pCt. für Kosten der Zollverwaltung im Binnenlande äbzuziehen (951,310 Rthlr. 5 Sgr. 1 Pf. Von dem verbleibenden Ueberreste wird den Ver⸗ einsstaaten ohne Frankfurt 1 Fl. per Kopf ihrer Bevölkerung für 1850 zu gut gerechnet mit 16,987,648 Rthlr. 17 Sgr. 2 Pf. Das Mehreinkommen gegen den Einheitssatz von 1 Fl. pr. Kopf, welches zwischen den übrigen Vereinsstaaten und Frankfurt ge⸗
Die
11“
Darum beherzige man das Respice finem! Fürst Wallerstein
das Ausschußgutachten bitter ge⸗ daß die
habe nicht geglaubt, die Sache selbst einzu-⸗
beistimmen oder nicht? Wenn er nun das nicht für zweckmäßig Wenn davon
bestimmt worden, weil er gefürchtet habe, daß die Majorität unan⸗ 8
endlich gesprochen wurde von
vorliegen würden, wie es überhaupt mit der Vorlage diplomatischer Papiere eine eigene Behauptet wird, daß in dem Lande, wo die Vor⸗- lage von Korrespondenzen Sitte ist, die Maßregel getrossen ist, daß eine dop⸗
ohne Ziffern wird vorgelegt, die andere sieht man nicht (Bewegung), und mit einer solchen diplomateschen Korrespondenz wird man nicht
Die deulschen Fra⸗ gen sind in neuester Zeit alle zusammen in das Gebiet der europäi⸗ und so giebt es keine deutsche Frage
den deutschen Regierungen al⸗
seren innersten deutschen Angelegenheiten das Schiedsrichteramt sich anmaßten, ermuthigt durch den Zwiespalt, der von Oben bis Unten Man hat den Zusammenhang der deutschen
der deutschen Entwickelung ist. durch den Vorgang in Hessen
von Wechmar erhielt bei dieser Veranlassung das Großkreuz des Sachsen⸗Ernestinischen Haus⸗Ordens. Gegen Mittag traf der Herzog von Sachsen⸗Koburg-
19,026,203 Rthlr. 11 Sgr. 7 Pf. a) Die
5 294,007 Antheilen zu 1 Fl. 8
Sgr. Prämien für Fahr⸗
ten unter Schiffsverschluß beim Gütertransport auf dem Rhein ꝛc. Die Netto⸗Einnahme bei Frankfurt ergiebt sich mithin zu 606,271
Von der Netto⸗Ein⸗
2 1 „ 90 5 38 9 Sgr. 10 Pf. lt werden soll, beträgt daher 1,692,516 Rthlr g 8
889 he.ge ver Berblkerung der Vereinsstaaten ohne Frankfurt von 29,728,385 Köpfen und der Antheile von Frankfurt, wie sol⸗ ches beim Aversum berechnet worden, mit 294,007 Antheile ergiebt
si 8 ehraufkommen auf die Antheile von Frankfurt ein 16,575 Rthlr. — B. Die Gesammtbrutto⸗Ein⸗ nahme von Aus⸗ und Durchgangs⸗Abgaben hat im westlichen Ver⸗ bande ohne Frankfurt 174,021 Rthlr. 25 Sgr. 7 Pf. betragen.
in Frankfurt mit 14,408 Rthlr. Nach Ab⸗
Hierzu die Einnahme 1 1 N. zug Uer 5 p„Ct. Zollverwaltungskosten sind als Reineinnahme Für
179,728 Rthlr. 22 Sgr. 10 Pf. nachträglich zu vertheilen. Frankfurt beträgt dieser Nachschuß rund 3577 Rthlr. Hierzu der Nachschuß bei den Eingangs⸗Abgaben 16,575 Rthlr. Hiernach hat Frankfurl vorläufig an Nachschuß für das Jahr 1850 noch zu beziehen 20,152 Rthlr. “
““
Ausland.
Frankreich. Paris, 4. Mai. Der Präsident hat gestern
eine Deputation des Central Ackerbau⸗Kongresses, mit Dupin, dem Präsidenten der National⸗Versammlung, an der Spitze, empfangen und ihnen zugesagt, die Regierung werde die vom Kongresse aus⸗ gesprochenen Wunsche möglichst berücksichtigen. VVon Seiten der Polizei sind gestern alle Waffenläden unter⸗ sucht worden, um sich zu überzeugen, daß die daselbst befindlichen Feuergewehre durch Abschrauben wichtiger Theile gebrauchsunfähig sind. Im Laufe des gestrigen Tages wurden abermals nach den Tuilericen und nach sämmtlichen Kasernen bedeutende Pulvervorräthe geschafft. General Perrot hat für heute nach jeder der 12 Mai⸗ riern ein Kommando von 100 Nationalgarden bestimmt.
Das Wetter hat sich heute geändert und ist trüb geworden. In Notre⸗Dame wurde vor einer zahlreichen Versammlung das Tedeum gesungen. Der Konkordienplatz und die Champs ⸗Elysees sind außerordentlich belebt. Die Massen zeigen sich übrigens ganz friedlich, und man glaubt, der Tag werde ruhig voruübergehen. Das Konzert, welches am Quai v'Orsay ausgeführt werden sollte, wird im Rondpoint der Champs⸗Elysees zur Ausführung kommen.
Nach der Patrie wären in Folge der Beschlagnahme der heimlichen Presse noch zwei Personen verhaftet. Die Gesammtzahl der Verhafteten beträgt jetzt sechs. Das Gerücht, es seien bei der Beschlagnahme der heimlichen Presse beinahe auch zwei Repräsen⸗ tanten verhaftet worden, wird jetzt für ungegründet erklärt. Es soll bis jetzt kein Repräsentant dabei gravirt sein. Die Untersuchung führt der Richter Broussais. Das Journal des Débats giebt neue Details über die polizeilichen Entdeckungen. Der Ort, wo die heimliche Presse aufgestellt war, befindet sich nicht in Ba⸗ tignolles sondern in der Rue Cadet in der Wohnung eines der Mitglieder. Die Druckerei befand sich noch nicht lange daselbst, da die Werkzeuge dazu nur einen geringen Raum einnahmen, leicht fortgeschafft werden konnten u d virklich immer von einer Woh⸗ nung nach der anderen gebracht wurde. In der Rue Cadet befand sich die Druckerei erst seit zwei Tagen. Auch waren daselbst nur zwei, mit jener Presse überhaupt nur vier Bülletins gedruckt wor⸗ den, wenn auch die letzten ins Publikum gekommenen die Nummern 10 und 11 trugen. Unter den sechs Verhafteten soll sich übrigens der Chef des Komplotts befinden.
Der legitimistische Kandidat, Maurdaroux⸗Vertamy, hat an mehrere Journale ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß er von seiner Kandidatur für die erledigte Staatsrathsstelle abstehe. Der neue Kandidat für die erledigte Staatsrathsstelle, Caussin de Perceval, war früher General⸗Prokurator zu Amiens.
Nach dem Pays wären durch den Attaché Herrn von St. Cha⸗ maux wichtige Depeschen des Gesandten Herrn von Salignac Fe⸗ nelon von Dresden angekommen.
Nubart Bey, der erste Secretair des Vicekönigs von Aegypten, von Ludwig Philipp mit dem Orden der Ehrenlegion dekorirt, ist in Marseille angekommen. Der Zweck seiner Reise ist die Besich⸗ tigung der londoner Ausstellung; man spricht aber zugleich von einer geheimen politischen Mission.
Gestern wurde der Kommissionsbericht Baze’s über Noël Par⸗ fait's Antrag bezüglich der Verwendung von Repräsentanten zu außerordentlichen Missionen vertheilt. Nach demselben hat die Re⸗ gierung für die ersten sechs Monate vollkommen freie Hand. Will sie jedoch einen Repräsentanten über diese Zeit hinaus verwenden, so muß sie von Halbjahr zu Halbjahr um einen Urlaub für den⸗ selben bei der National⸗Versammlung ansuchen. Dem Kommissions⸗ systeme liegt ein Antrag Bazes zum Grunde.
Der Berichterstatter über den Antrag Pascal Duprat's bezüg⸗ lich verfassungswidriger Wahlen richtet zur Vermeidung von Miß⸗ verständnissen über seinen Bericht ein Schreiben an die Journale, worin er die Ansicht ausspricht, die Monarchie sei allein die beste Regierungsform für Frankreich und daher eine Präsidentschafts⸗ Verlängerung nur ein klägliches und unglückseliges Auskunstsmittel.
Nächsten Montag soll der Gesetz⸗Entwurf über die öffentliche Unterstützung zur Debatte kommen. Thiers soll nun dessen Ver⸗ tagung beantragen wollen und gestern im Konferenzsaale der Na⸗ tional⸗Versammlung geäußert haben: „Ich habe mich mit den Re⸗ publikanern zur Verwerfung der Verfassungs⸗Revision geeinigt, ich will mich nicht wegen Unterstützungsfragen mit ihnen entzweien.“
Der Repräsentant Aubry (du Nord) hat einen Antrag einge⸗ bracht, nach welchem die nach Verkündigung des zum Gesetz erho⸗ benen Vorschlages zu erbauenden oder auszubauenden, nicht bereits konzessionirten Eisenbahnen vom taate zu vollenden wären. Der Betrieb soll an Privat⸗Gesellschaften, jedoch nur auf die Dauer von 9 Jahren, vergeben werden können.
Der Admiral Dupetit Thouars hat einen umfassenden Antrag in Bezug auf Gefängnißhaft eingebracht. Nach demselben soll 1) das gemeinsame Gefängniß aufgehoben und von 1853 an jeder Verurtheilte, von 1852 an jeder in Untersuchung Befindliche in Zellenhaft gehalten werden; 2) die Dauer der Gefängnißstrafe ab⸗ gekürzt; 3) die Bagnos aufgehoben; 4) ein Deportationsort für Verbrechen gegen das gemeine Recht ausgemittelt; 5) Kolonieen für die entlassenen Sträflinge angelegt werden.
Dieser Tage werden vor dem Präsidenten der Republik Ver⸗ suche mit einer neuen Feldhanbitze beginnen.
Die Urlaubs⸗Kommission hat Herrn von Fallour eine Verlän gerung seines Urlaubs bis zum 15. Mai zugestanden.
Die von mehreren Journalen gegebene Nachricht, d'Hautpou werde das Kommando der Armee von Paris übernehmen, wird für ungegründet erklärt; eben so wenig werde der General nach Algier zurückkehren,
Vatismenil ist zum Berichterstatter des Departemental⸗ und Kommunalgesetzes erwählt worden.
Der Cassationshof hat d'Arlincourt genöthigt, in seiner Re⸗ kursschrift den Titel Vicomte zu streichen, da das bezügliche Gesetz der provisorischen Regierung noch in Kraft bestehe.
Großbritanien 35 Irland. London, 3. Mai. Der König der Belgier wird erst zu Ende dieses Monats hier er⸗ wartet.
Die Morning Chronicle liefert folgende architektonische
Beschreibung des Ausstellungs⸗Palastes: „Der Baugrund des Ge⸗ bäudes wurde zuerst von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht in einer Privatbesprechung im Buckingham⸗Palast am 30. Januar 1849 in Vorschlag gebracht. Derselbe besteht aus einem rechtwinkligen Landstreifen im Hyde⸗park, der zwischen Queens Drive und Rotten Row liegt, enthält gegen 26 englische Acker (jeder zu ein und zu zwei drittel preußische Morgen gerechnet, macht 43 preußische Morgen) und ist etwa 2300 englische Fuß lang und 500 englische Fuß breit. Die Hauptfront dieses Bau⸗ grundes erstreckt sich von Westen nach Osten. Gerade in der Mitte befinden sich mehrere theils größere, theils kleinere Bäume, besonders einige schöne Ulmen. Die Baufläche, obgleich scheinbar eben, hat indessen einen Fall von 8 —: 250 von West zu Ost. Die Lage des Gebäudes selbst kann in allen Rück⸗ sichten als eine vorzüglich günstige bezeichnet werden, denn der von allen Seiten so leicht zugängliche Ort selbst ist ein im Publikum außerordentlich beliebter und so gelegen, daß von allen Seiten eine vollständige Ansicht des Ganzen gewonnen werden kann. Kurz, es ist kaum ein Platz denkbar, welcher wunderbarer Weise so unend⸗ lich viele Vortheile vereinigt. Der Haupteingang liegt im Mittel⸗ punkt der Südseite, dem Prince of Wales's Gate, einem der Haupt⸗ eingänge zu Hydepark, sn gegestagn. Fnr. 2.
48 F zestibül gelangt man in das Hauptg. 8 9 Phnn Haupttheils, nämlich des
befindet sich unter dem Dache 8
In einer Höhe von 68 Fuß vom Fußboden erhebt sich das Gewölbe von 72 Fuß Durchmesser, seitwärts mag das Auge rechts und links in eine Entfernung von über 900 Fuß nach beiden Richtungen schweifen, denn die Gesammtlänge des Gebäudes beläuft sich auf 1848 Fuß. Das Schiff bildet ein großer Gang, der 64 Fuß lang und 72 Fuß breit ist und das Transept im rech⸗ ten Winkel durchschneidet; an jeder Seite laufen 24 Fuß breite Seitengänge, und über denselben, 24 Fuß hoch vom Erdboden, lau⸗ fen Galerieen, die das Schiff sowohl wie das Transept umgeben, so daß auch in dieser Höhe eine freie Communication durch das ganze Gebäude hergestellt ist. Hinter diesem Seitengange läuft in einer Entfernung von 48 Fuß ein zweiter von ähnlicher Breite, worüber wieder eine Galerie in gleicher Höhe mit der obenerwähnten geführt ist. Zehn Doppeltreppen füh⸗ ren an verschiedenen Stellen zu den Galerieen. Die Leichtigkeit des Baues, seiner außerordentlichen Dimensionen ungeachtet, dürfte die Bewunderung des Beschauers erwecken. Die leichten Verhält⸗ nisse, welche dem Beschauer überall entgegentreten, belehren ihn sehr bald, welche Baumaterialien verwendet worden sind. Während die senkrechten Stützen aus Gußeisen gemacht sind, sind die hori⸗ zontalen Verbindungen und Bindebalken theils aus Schmiede⸗, theils aus Gußeisen hergestellt. Man rechnet, daß mehr als 550 Tonnen Schmiedeeisen und mehr als 3500 Tonnen Gußeisen ver⸗ braucht sind, das heißt zusammen über 80,000 Centner. Das ganze Dach besteht aus eisernem Rahmenwerk, aus Glas und Holz. Man nimmt an, daß mehr als 896,000 Quadratfuß Glas, über 400 Tonnen schwer, verwendet worden sind, während die Quantität des verbrauchten Holzes auf nicht weniger als 600,000
Kubikfuß geschätzt wird. Sämmtliche Eisensäulen sind in der Ent⸗ fernung von 24 Fuß und zwar rechtwinklig gegen einander aufge⸗ stellt. Die so gebildeten Quadrate sind wieder in eben solche klei⸗ nere achtfüßige Quadrate getheilt. Um einen Begriff von den mechanischen Schwierigkeiten zu haben, welche sich bei dem Bau darboten, und um eine ungefähre Vorstellung von der Eigenthüm⸗ lichkeit dieses Unternehmens zu geben, wollen wir das Verfahren beschreiben, wie diese 24füßigen Abtheilungen hergestellt worden sind. Nachdem die Punkte, auf welche die vier Säulen gestellt werden sollten, genau ermittelt waren, grub man Löcher von der nöthigen Tiefe, welche auf dem ganzen Baugrunde von 2 bis 4 Fuß war. Der Umfang der Ausgrabungen zu den Fundamenten und die Kalkmassen (konkrete), welche man einbrachte, um für den Oberbau ein sicheres Fundament zu gewinnen, wurden im Verhält⸗ niß zur Last des Oberbaues bestimmt. Es wurde angenommen, daß der ganze Bau so ausgefüährt werden müsse, daß unter keiner Bedingung ein größerer Druck als höchstens 2 ½ Tonnen auf den Quadratfuß wirken dürfe. Die Oberfläche jener Kalkmasse wurde mit einem feinen Mörtel bedeckt und auf dieselbe eine gußeiserne Sockel (base⸗plate) gebracht. Der untere Theil dieses Stückes besteht aus einer horizontalen Platte, auf welcher sich eine senkrechte Röhre befin⸗ det, die vollständig der Form der darauf zu errichtenden Saͤule entspricht. Die Verbindung der Platte mit der Röͤhre ist durch besondere Seiten⸗ Platten verstärkt. Die Platten liegen von Norden nach Süden; in den auf denselben stehenden Untersäulen befinden sich am unte⸗ ren Theil, in entgegengesetzten Richtungen nach Osten und Westen, Oeffnungen. In diese Oeffnungen sind sechszöllige gußeiserne Röhren eingelassen, die als Wasserleitungen dienen; denn das D ach⸗ wasser wird in die Oeffnungen der Säulen geleitet, fließt aus den Säulen in die Seitenröhren, welche ihrerseits das Wasser in die verschiedenen geräumigen Behälter unter das Gebäude führen, aus venen dasselbe in den Haupt⸗Kanal in Kensington⸗Road abgeführt wird. Allles ist mit solcher Genauigkeit gearbeitet, daß die Ver⸗ bindung der Unter⸗ und Ober⸗Säulen ohne Einlage bewirkt wer⸗ den konnte. Zur Herstellung vollkommener Wasserdichtigkeit aber hat man noch in Bleiweiß getauchten Canevas Ewhite lead canvas) zwischen die Säulentheile gelegt. Die Fußsäulen erheben sich 3½ Zoll über dem Fußboden. Die Säulen haben 8 Zoll Durch⸗ messer, und die im unteren Stockwerk sind 18 Fuß 5 ¾ Zoll hoch. Wie bereits erwähnt, sind die Säulen hohl und nach Verhältniß der Last, die sie tragen sollen, § bis 1 Zoll dick. Die Kraft, welche die Säulen in der Längen⸗Dimension besitzen, wurde von Professor Cowper in einer Vorlesung klar gemacht. In einer Reihe höchst interessanter Versuche, selbst an einem Federkiel, ja an einem einfachen Strohhalm, wies der Redner nach, welche außerordentliche Kraftanstrengung dazu gehörte, solche cylindrische Säͤulen einzudrücken. Zur Unterstützung der Galerieen dienen die eisernen Bindebalken. Bei der Construction derselben ging man davon aus, daß die Haupttragepunkte sich in Distanzen von acht Fuß befinden sollten, man hatte daher darauf Bedacht zu nehmen, diese Punkte vorzüglich zu staärken. Von der gehöͤrigen gleichmäßigen Vertheilung der Last hing die Wirk⸗ samkeit der ganzen Einrichtung ab. Die Tragekraft ist genau be⸗ rechnet und hat sich durch mehrfache Versuche auf mindestens 30 Fpormen herausgestellt. Jeder einzelne Bindebalken wurde auf einem I Zuggewichte von 15 Tonnen geprüft, und wo eine besondere Kraft verlangt wurde, hat man die Probe auf mindestens zweiundzwanzig und eine halbe Tonne Gewicht ausgedehnt. Eine Gallerie⸗Abthei⸗ lung enthält bei 24 Fuß Länge und 24 Fuß Breite überhaupt 576 Qua⸗ dratfuß; es ist ferner durch genaue Versuche dargethan, daß esnnmög⸗ lich ist, eine Oberfläche mit Menschen so zu belasten, daß auf den Qua⸗ dratfuß mehr als 112 Pfd. englisch (1 C. W.) fallen würde. Angenom⸗ men, daß ein solcher Fußboden wirklich 576 C. W., d. b. 30 Tonnen, zu tragen haͤtte, so haben die obigen Prüfun⸗ gen ergeben, daß diese Last auf vier Bindebalken vertheilt wird,
von denen schon zwei vollkommen befähigt sind, die eben berechnete
Last zu tragen.
Wie man sieht, sind diese Schlüsse nun anf eine
sogenannte todte Last anwendbar, das heißt auf eine solche, die sich
in vollkommener Ruhe befindet.
Um aber auch zu erfahren, welchen
Einfluß eine bewegliche Last haben möchte, wurde eine andere Reihe
Versuche angestellt. Man Gallerieboden (ein Quadrat, 24 Fuß) mit den nöthigen Bindestücken, darauf placirte man die beschäftigen Arbeiter drängten Massen als möglich. Nun ließ man die darauf gehen, springen. Um aber auch zu erfahren,
höchst merkwürdiger
einen vollständigen dessen
konstruirte
Seite
Bindeeisen und in so ge⸗
Leute
laufen, zuletzt aber sämmtlich aus allen Kräften welchen Einfluß eine regel⸗
mäßige Bewegung haben möchte, wurde eine hinlängliche Anzahl des Königl. Sappeurs⸗ und Mineurs⸗Corps kommandirt, um dar⸗
über langsam, schneller und geschwind Versuche bewährten in der Praxis die
zu marschiren. Alle diese vollständige Richtigkeit der
zu Grunde gelegten Theorie, nicht die mindeste Spur einer Beschä⸗
digung war sichtbar, und es zeigte sich, daß gerade die
diesem
Baumaterial beiwohnende Nachgiebigkeit (Federkraft) wesentlich dazu beitrug, die Einwirkung lplötzlicher Erschütterungen gewissermaßen zu dämpfen und die Concentration solcher Gewalt auf einen einzelnen Punkt zu verhindern, was bei einer Bewegung a tempo so leicht möglich
wäre.
Alle diese Versuche munterten auf, noch weitere anzustellen.
Herr Field, ehemaliger Präsident der Gesellschaft der Civil⸗Inge⸗
nieure, konstruirte einen Apparat,
vermittelst dessen man über die
gesammten Gallerieen, die das Publikum zu betreten haben würde, eine solche Anzahl von unter einander verbundenen 68pfünder Ku⸗
geln im Geschwindschritt ziehen konnte,
daß auf jeden Quadratfuß
ein Gewicht von 100 Pfund kam. Auch diese Versuche fielen zur
vollständigen Zufriedenheit aus, schädigung wurde bemerkbar.“ Das Postdampfschiff „Washington“,
denn nicht die allermindeste Be⸗
abgegangen von New⸗
York am 19. April, langte gestern früh vor Cowes an, landete Pas⸗
sagiere und Briefe und ging nach Bremen weiter.
war in New⸗York in 9 Tagen und 20 Stunden, Fahrt, die bis jetzt gemacht worden ist, eingelaufen. „Washington“ sagiere eben dahin an Bord. Tage neuere Nachrichten aus Kalifornien.
In New⸗York hatte man Ein Sturm in
Der „Pacific“ die schnellste
Der
hat 2000 Pfd. Spezies für Bremen und 158 Pas⸗
um 10 Boston
richtete einen Schaden an, der auf 500,000 Dollars geschätzt wird.
Nevada in Kalifornien
war von einer Feuersbrunst heimgesucht
worden, die 200 Häuser und Eigenthum zum Betrag von 1,200,000
Dollars zerstörte.
Schweden und Norwegen. (H. C.) In einem gestern abgehaltenen
Stockholm, 29. kombinirten schwedischen
April.
und norwegischen Staatsrath hat König Oskar befohlen, die be⸗ treffenden Behörden der vereinigten Königreiche davon in Kenntniß zu setzen, daß höchstderselbe in Folge des auf Grund einer von der
Königlich
dänischen Regierung gemachten Vorstellung abgegebenen
Ministerial⸗Gutachtens, beschlossen habe, der von der dänischen Re⸗ gierung den holsteinischen Fahrzeugen provisorisch bewilligten Flagge,
nämlich dem Danebrog mit dem holsteinischen Nesselblatt
in dem
der Flaggstange zunächst befindlichen obersten Felde, dieselben Vor⸗ theile und dieselbe Behandlung in den Häfen der vereinigten Reiche zuzugestehen, die der Königlich dänischen Flagge zugelegt sind.
April. (Fr. befinden soll, Die
Spanien. Madrid, 29. die Königin sich in gesegneten Umständen auf den Rath ihrer Aerzte nicht nach Aranjuez gehen.
Türkei. Bihatsch, 27. Bihatsch die
zersprengt wären. e Bihatsch Bestürzung, Furcht und Schrecken, die Häuptlinge
rathlos.
Festung, nachdem früher viele Familien, meist Weiber und Kaiserlichen Boden Schutz zu suchen. sind bis jetzt blos 18
übernommen worden.
mit ihren Habseligkeiten inner der österreichischen Gränze,
der zu ihren Häusern zurückkehren.
Bataillon vorgerückt.
Ostindien. B. im Allgemeinen ungestörter Ruhe.
Bombay, 3. April.
und mehrere Offiziere fielen im Kampf
vorherrschend, u Täͤglich kommen daher Hinxrichtungen vor,
Freibeutern. Gouverneur ist gesonnen, gegen die Bergstämme an der Südgränze in Bewegung gesetzt werden. Der General⸗Gouverneur
achtung soll energisch eingeschritten Peschauer bereits eine ansehnliche Keine indische Provinz ist schneller
Militairmacht
bestenert als andere Bezirke, schon
ter. ist, und die Vollendung der im
Eisenbahn⸗Verkehr.
Magdeburg⸗Leipziger A. Betriebs⸗Einnahmen. Vom 1. Januar bis ult. S + * 8 8 5 — X 7 S vN. November 1850 889,843 g Im Monat Dezember 1850. 80,9„ gegen 62,233 Rthlr. 22 Sgr.
2
nach Peschauer und reiste am 17ten wieder ab nach Simla. und Mord sind, wie man von dort Klagen hört, in Peschauer noch
das Kriegsrecht zu proklamiren. muß zuweilen 2
Bl.) Da
wird sie
Königin Mutter und die Königliche Familie gehen am 2. Mai dahin ab.
Vom bosnischen Kriegsschauplatze bei April. (Agr. Ztg.) Am 2bsten Abends traf in Nachricht ein, daß Omer Pascha Krupa genommen und dort über die Unna in die Kraina eingebrochen sei und die Insurgenten unter Bariaktar Rezitsch und Ale Keditsch vollkommen Auf diese Nachricht bestel die Insurgenten in
wurden
Anfangs wollte man den Verzweiflungskampf noch fort⸗ setzen, als aber heute Morgens eine Hiobspost um die andere ein⸗ traf und nach Aussage der Versprengten Ale Keditsch verschwunden sein soll, so waren die krainaer Türken, welche zumeist die Besatzung von Bihatsch bildeten, nicht mehr zu halten, und zogen gegen 4 Uhr Nachmittags aus derselben über Agyabin Most gegen Turio, einzeln zu verlaufen und zu ihren Häusern zu begeben. Eine Stunde darauf rückten vorerst die Arnauten, dann 1 Bataillon Nizam in die
um sich
Kinder,
sich gegen die österreichische Gränze begaben, um im Nothfalle auf Mehrere der kompromittirten Häuptlinge flüchteten sich gleichfalls auf österreichisches Gebiet. Es Türken theils von der Regierungs⸗, von der Insurgenten⸗Partei, welche sich nach Oesterreich flüchteten, Von den Christen sind wohl viele Familien
theils
die je⸗
doch, sobald die Regierungstruppen Bihatsch ganz besetzt haben, wie⸗ Von dem sluiner, oguliner und ottochaner Regiment ist zur Deckung der Gränze per Regiment ein
Britisch⸗Indien genießt Lord Dalhousie kam am 8. März
Raub
mit den und der Auch Artillerie hat den
Häuptlingen ein Ultimatum gestellt, und im Fall von dessen Nicht⸗ b werden, zu welchem Zweck in konzentrirt ist. auf den Weg finanzieller Ord-⸗ nung gebracht worden als das Pendschab, welches, obwohl leichter ner einen beträchtlichen Ueberschuß liefert: 325,500 Pfd., ungerechnet den Ertrag der konfiszirten Gü⸗ Die Schiffbarmachung des Indus, mit der man beschäftigt Bau begriffenen Bewässerungs⸗ Kanäle versprechen dieser Provinz eine außerordentliche Blüthe.
111“ ds R Ffshe Eisenbabn. *
4 Pf.
22
2 Pf. im Jahre 1849.
Summa 970,784 Rthlr. 7 Szr.