1851 / 133 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

8 8 . bei dem öffentlich⸗mündlichen Verfahren in Schwurgerichten, welcher Gegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung kommen soll. Hierauf solgt der dritte Gegenstand der Tagesordnung. Hier werden die Positionen in dem Anschlage der Einnahmen und Aus⸗ gaben der Amtskassen, betreffend den Bau⸗Etat und die au⸗ ßerordentlichen Ausgaben genehmigt, namentlich erklären sich auch Stände mit dem Antrage der Regierung und des Finanz⸗ Ausschusses einverstanden, daß behufs der gewöhnlichen Unterhal⸗ tung der Gebäude und Bauwerke zur Bewilligung des Bau⸗Etats für das nächste Rechnungsjahr ein Kredit zum Belaufe bis 400,000 Rthlr. alljährlich eröffnet werden dürfe. 8

Auf eine Anfrage von Oppermann, ob nicht eine Beschrän⸗ kung des Bauetats, wie die Staͤnde im vorigen Jahre erforderlich gehalten, eintreten werde, erwiedert der Berichterstatter Lehzen, daß eine Verminderung des Bau⸗Etats selbst unthunlich sein werde. Obwohl von Seiten der Regierung auf die Verminderung mancher Bauwerke, die die Stände beseitigt zu sehen gewünscht, Bedacht ge—

nommen worden sei, nehme doch die übrigen Staatsbauten, nament⸗ lich die Einrichtung der Gerichtslokale, 2. bedeutende Summen in

Anspruch, daß an eine Verminderung der Summe für den Bau⸗ Etat nicht zu denken sei.

Es wird hiernächst unter einstweiliger Aussetzung der Verhandlun⸗ gen über die Nr. II. der Einnahme: Ueberschüsse von den Steuern, wor⸗ über ein anderer Referent bestellt ist, fortgeschritten zu der Ver⸗ handlung über Nr. III.: Ueberschüsse vom oberharzischen Bergwerks⸗ und Forsthaushalte, und wird von dem Berichterstatter Lehzen in dem Spezial⸗Budget des oberharzischen Silberbergwerks⸗Haushalts auf eine neue Position der Ausgabe, Seite 9, sub Nr. 3 h. für den

tiefsten Stollen hingewiesen und ausführlich die Wichtigkeit dieses beabsichtigten Werks erörtert, von welchem die Existenz des Berg⸗ baues auf dem Harze abhänge, und wobei es sich um eine Anlage handle, welche möglich mache, in den Gegenden des Harzes, wo der einträglichste Bergbau getrieben wird, die Gruben von Zellerfeld und Klausthal in größere Tiefe zu treiben und andere Erzgruft in Bau zu nehmen. Das Eindringen in größere Tiefe hange aber davon ab, die Grundwasser zu bewältigen und aus der Tiefe her⸗ auszubringen, was bei der gegenwärtigen Einrichtung nicht möglich und durch den tiefsten Stollen bewirkt werden solle. Während von Weinhagen und Detering mancherlei Bedenken aus der Kostspie⸗

8 ligkeit der in Rede stehenden Unternehmung und der anscheinenden

Ungewißheit der unbedingten Nothwendigkeit und der Einträglich⸗ keit derselben, so wie verschiedene Zweifel über die Ergiebigkeit des Bergbaues des Harzes überhaupt hervorgehoben werden, suchen die Berichterstatter Lehzen und Stüve diese Bedenken und Zweifel in längeren Vorträgen zu beseitigen. Es werden sodann sämmtliche Positionen des Budgets, betref⸗ fend Ueberschüsse vom oberharzischen Bergwerks⸗ und Forsthaus⸗ halte, genehmigt, nebst folgenden von dem Finanz⸗Ausschusse dazu gestellten und von dem Berichterstatter gerechtfertigten Amrägen:

1) Stände verstellen zur Erwägung der Königlichen Regie⸗ rung, ob nicht die Einrichtung, wonach den Harzarbeitern bei einer“ bestimmten Höhe der Kornpreise Brodroggen zu ermäßigtem Preise verabfolgt wird, nach und nach abzustellen oder wenigstens zu be⸗

schränken; so wie auch, ob nicht, selbst, wenn und so lange noch jene Einrichtung beibehalten wird, die Harz⸗Kornmagazine zweckmäͤ⸗ ßigerweise aufzuheben seien.

2) Stände bewilligen behufs Durchführung der festgestellten Lohnsätze für Unterförster und Forstaufseher die Erhöhung des Besoldungs⸗Etats der Forstbeamten um 260 und 40, zusammen 300 Rthlr.

3) Stände bewilligen behufs angemessener Besoldung der Euu“ die Summe von jährlich 311 Rthlr. 2 gGr. f.

Ferner wird Ueberschüsse vom Hütten⸗Haushalte, Nr. VI. Ueberschüsse der Salinen, Kalkberge zu Lüneburg.

Die Verhandlung über Nr. VIII., Ueberschüsse von den Wasser⸗ zöllen, wird ausgesetzt, da das Referat darüber ein anderes Mit⸗ glied des Finanz⸗Ausschusses hat, und wird übergegangen zu Nr. IX., Ueberschüsse von den Posten. Nach einigen allgemeinen merkungen des Berichterstatters Lehzen wird der Anschlag der Ein⸗ nahmen und Ausgaben der Postverwaltung nebst den dazu von dem Finanz⸗Ausschusse gestellten und von dem Berichterstatter gerecht⸗ fertigten Anträgen wie folgt, genehmigt:

1) Stände erklären mit der Aufhebung des Schreibgeldes in Bremen sich einverstanden.

2) Stände bewilligen zur Remunerirung von Comtoirgehülfen die beantrngten 2756 Rthlr.

3) Stände bewilligen die Erhöhung der Position für das Hülfs⸗ personal des General⸗Post⸗Direktoriums von 1850 auf 2200 Rthlr.

4) Stände bewilligen (jedoch nicht als feste Besoldung für den Vorstand des Montur⸗Büreaus oder eines anderen Postbeam⸗ ten) zur Remunerirung des mit Ausgabe der Franko⸗Marken beauf⸗ tragten Beamten die Summe von 100 Rthlr.

Die Position des Budgets sub Nr. XII., Ueberschüsse von den Lotterieen, XIII. Sporteln der Ober⸗Behörden, XIV. Zinsen von Aktiv⸗Kapitalien, XV. Uebrige unmittelbare Einnahmen der König⸗ lichen General⸗Kasse und XVI. Zahlungen von anderen Kassen, werden genehmigt. Die Verhandlungen über die Nr. X. Ueber⸗ schüsse der Eisenbahn⸗Verwaltung und XI. Chaussee⸗ und Bruͤcken⸗ gelder der Chausseebau⸗Verwaltung, welche andere Referenten haben, sind ausgesetzt.

Oldenburg. Oldenburg, 11. Mai. (Wes. Ztg.) Das neue Ministerium ist definitiv ernannt worden. Die Herren von Buttel und Berg haben ihre Entlassung bekommen. Die Stelle des ersten übernimmt] der Obergerichtsrath Kammerherr von Rös⸗ sing. Herr Major Römer, Herr von Eisendecher und Herr Krell bleiben auf ihrem Posten. Letzterer übernimmt vorläusig neben seinem bisherigen Departement der Finanzen das des Innern, dem Herr von Berg bis jetzt vorgestanden hatte. Herr von Eisendecher, der Oldenburg beim Bundestage vertreten wird, reist heute Abend nach Frankfurt ab. Er wird seine ganze Familie mit hinnehmen und sich dort häuslich einrichten. 8 8 1““

Ausland.

SOesterreich. Venedig, 9. Mai. (W. Z.) Heute 10 Uhr Vormittags fand eine glänzende Parade auf dem isplatze statt, welcher der Großherzog von Hessen beiwohnte.

Die Freihafens⸗Kommission hat ihre Arbeiten bereits vollendet.

das Budget genehmigt rücksichtlich der Nr. Kommunion⸗Unterharzischen Bergwerks⸗ und

Nr. V. Ueberschüsse der Kohlen⸗Bergwerke, Nr. VII. Ueberschüsse vom

Be⸗

gegen Mar⸗

Frankreich. Paris, 10. Mai. Der portugiesische Ge⸗ sandte hatte gestern Abend eine längere Konferenz mit dem Mini⸗

ster der auswärtigen Angelegenhezten. In der Assemblee nationale, dem Organe Guizot'’'s, liest

man: „Der Graf Dietrichstein, welcher bis zu den Ereignissen von

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1848 mit so viel Auszeichnung den Platz eines österreichischen Ge⸗ sandten in London einnahm, ist seit zwei Tagen in Paris. Die Reise dieses Diplomaten bezieht sich angeblich auf den Entwurf des Eintrits der nichtdeutschen Provinzen der österreichischen Monarchie in den deut⸗ schen Bund. Dieser Entwurf, wie wir bemerkt haben, ist jetzt an⸗ gesichts der Opposition der Großmächte unmöglich zu realisiren. Aber Fürst Schwarzenberg wartet ab, bis ihm die Umstände die vortheilhafte Wiederaufnahme seines Incorporations⸗Projektes ge⸗ statten, und er wollte jetzt schon Frankreich bewegen, wenn auch nicht mitzuwirken, so doch eine bestimmte Opposition⸗ aufzugeben. Dies scheint der Zweck der Sendung des Grafen Dietrichstein zu se.

Der neu ernannte französische Minister-Resident zu Rio Ja⸗

neiro, Delisle de Siry, hat den Auftrag erhalten, sich auf seinen Posten zu begeben. Die Ursache dieser Beschleunigung liegt in dem Wunsche der Regierung, verschiedene mit Brasilien obschwebende Fragen, namentlich die von Pernambuco, zur Lösung zu bringen. Bereits ist der Kommandant der dortigen Schiffestation, Contre⸗ Admiral Montagnes de la roque, mit bezüglichen Depeschen dahin abgegangen. . Nach dem Bulletin de Paris, welches gut unterrichtet zu sein behauptet, wäre vor zwei Tagen ein Schreiben des Prinzen Joinville an eine bedeutende hiesige Persönlichkeit gelangt, wo⸗ rin derselbe auf das bestimmteste erkläre, weder er, noch Nemours, noch Aumale würde ihren Zustimmung zur Fusion geben.

Im heutigen Constitutiennel bemerlt Veron: „Die Natio⸗ nal⸗Versammlung möge zum Heile und zur Wohlfahrt Frankreichs die Verfassung revidiren oder, wenn die Revision nicht angenommen wird, das neue Wahlgesetz vom 31. Mai abschaffen, um unsere Gefahren nicht zu vermehren. Die Demagogen, welche schon jetzt auf 1852 hinweisen, müssen auf diese Art um die Möglichkeit und den Vorwand gebracht werden, 1852 eine Revolution anzufangen.“ Die bonapartistischen Journale veröffentlichen folgende Notiz: „Je⸗ dermann weiß, raß Herr Veron sein Journal nach seiner Phantasie dirigirt und gegenwärtig keinesweges den Gedanken der Regierung ausdrückt. Warum besteht also die Opposition darauf, die Mini⸗ ster und den Präsidenten der Republik für die Exzentrizitäten des Constitutionnel verantwortlich zu machen““.

Die Mitglieder der National-⸗Versammlung kamen gestern in den Abtheilungen zusammen, um eine Kommission für Chapot'’s Antrag bezüglich der Petitionen zu wählen. Es wurden auch zwei Mitglieder des Berges, Pascal Duprat und Lau⸗ rent (de 1'Ardéche), in dieselbe gewählt. Diese Beiden, so wie Emanuel Arago, Michel (de Bourges), Detours bekämpften den Antrag sowohl im Prinzipe, als in den Details. Ma⸗ thien (de la Drome) wollte das Auskunftsmittel die unter zeichneten Petitionen auf der betreffenden Mairie auflegen lassen, wodurch man leicht zur Entdeckung der falschen Unterschriften ge⸗ langen könnte. Die Mitglieder der Majorität waren im Allgemei⸗ nen damit einverstanden. Odilon Barrot wollte blos die Strafart und den Aufenthalts⸗Nachweis geändert. Er sieht keine Unzukömm⸗ lichkeit in Massenpetitionen über politische Fragen. Vatismenil will auch das Geschlecht und Alter der Unterzeichner bestäligt wissen. Einige Mitglieder wollten den Bramten jede Betheiligung an Pe⸗ titionen verboten haben. Der Punkt, daß der, welcher seine Un⸗ terschrift legalisiren läßt, für alle anderen verantwortlich sein soll, erregte lebhafte Einwürfe. Die Kommission ist dem Antrage Cha⸗ pot's in der Majorität günstig.

Die Kommission für das Gesetz über innere Verwaltung be⸗ schloß gestern auf Oilon Barrot's Antrag, daß die Kantonalräthe jährlich ihre Ansichten über die Feldhüter auszusprechen haben soll⸗ ten, daß sie ferner, falls mehrere Gemeinden auf gemeinschaftliche Kosten nur Einen Feldhüter halten wollen, zu Rathe zu ziehen seien. Eine wegen Gchaltsbestimmung der Feldhüter aufgeworfene Frage wurde an eine Sub⸗Kommission verwiesen. Nach längerer Debatte und gegen Odilon Barrot wurde endlich beschlossen, es solle der Friedensrichter nicht von Rechts wegen, selbst nicht mit bera⸗ thender Stimme, Mitglied des Kantonalrathes sein tönnen.

Die Kommission hat sich heute für Bewilligung ver von der Regierung geforderten Kredite für Montevideo erklärt.

Viele Offiziere der Nationalgarde von Grenoble haben, dem Beispiele ihres Obersten folgend, ihre Entlassung gegeben. Man glaubt, die dortige Nationalgarde werde aufgelöst werden.

Von den nach Bona in Afrika gebrachten Junitransportirten sollen am 4. Mai 80 begnadigt worden sein.

General Rulhières, vor d'Hautpoul Kriegs⸗Minister, ist von einer dreimonatlichen schweren Krankgoeit genesen.

Der Minister des Innern hat den Präfekten die Ermächtigung ertheilt, in bestimmten Städten der Departements zusammenzukom⸗ men, um über die in gegenwärtiger Lage zu ergreifenden Maß⸗ regeln Berathungen zu hatten.

Auf dem Marsfelde fanden gestern große Manöver statt.

In Folge mehrerer Reclamationen sollen auf dem Triumph⸗ bogen de ‚Etoile einige bisher vergessene Celebritäten aus der Kaiserzeit aufgezeichnet werden.

Gestern Abends um 8 Uhr 55 Minuten kamen zum erstenmale die von Wien um 4 Uhr expedirten Course desselben Tages hier an. Die Depesche legte also den Weg von Wien nach Paris in 4 Stunden 55 Minuten zurück.

Als die sardinische Fregatte „Governolo“ Anfangs der Woche nach der Rhede von Cherbourg kam, feuerte sie 21 Salutschüsse ab. Unglücklicherweise lamen vabei durch Selbstentzündung der Patro ien in Folge nachlässiger Reinigung des Rohres 2 Matrosen ums Leben.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 9. Mai. Nachdem das gewöhnliche Kon⸗ tingent antipäpstlicher Petilionen eingelaufen war, überreichte Lord Lyttleton zwei Beschwerdeschriften von Van⸗Diemens⸗Land gegen das Transportalionssystem. Der Erzbischof von Dublin, so wie die Bischöfe von Oxford und Salisbury, unterstützten Lord Lyttleton's Argumente gegen das verderbliche System, eine junge Kolonie mit Verbrechern zu überschwemmen. Dagegen führte Graf Grey die Schwierigkeit an, England auf andere Weise zu säubern und den verlorenen Kindern der Gesellschaft auf den Weg der Bes⸗ serung und ehrlichen Erwerbes zurückzuhelfen. In demselben Sinne sprach Lord Monteagle und damit schlossen Debatte und Sitzung.

Unterhaus. Sitzung vom 9. Mai. Auf eine Interpellation Urquhart's wegen der Donauprovinzen und der ungarischen Flücht⸗ linge antwortete Lord Palmerston: Eine Depesche vom 17. April meldet den Beginn des Abmarsches der russischen Truppen, die binnen 14 Tagen wenigstens die Walachei geräumt haben würden. Um die⸗ selbe Zeit zögen auch die türkischen Truppen ab. Der russische Plan einer neuen Besitzung der Fürstenthümer werde zu neuen diplomatischen Korrespondenzen Veranlassung geben. Was die Befreiung der ungarischen Gefangenen in Kiuntaha betreffe, so melde er bedauernd, daß die Bemühungen der englischen und der französischen Regierung bisher erfolglos geblieben. Unwahr sei die Behauptung, daß dies fernere Gefangenhalten der Flüchtlinge in einer

Konferenz zwischen dem türkischen, dem britischen und dem franzö⸗ sischen Gesandten genehmigt worden, sondern dieser Beschluß sei das Resultat von Unterhandlungen zwischen der österreichischen und der türkischen Regierung. Herr T. Duncombe interpellirte wegen der militatrischen Besetzung Roms. Lord Palmerston: Frank⸗ reich hat die römische Intervention aus eigenem freien Willen unternommen und hielt es nicht für nöthig, die Zustimmung des britischen Kabinets einzuholen, welches auch kein Recht hatte, dafür oder dawider einzuschreiten.“ (Hört, hört!) Wenn man ihn frage,

N 8 1 1 ob die Occupation zur Begründung einer guten Regierung geführt

habe, so könne er freilich nicht bejahend antworten. (Hört, hört!) Wegen der langen Dauer der Occupation hätten freundliche Kor⸗ respondenzen mit dem französischen Kabinet stattgesunden. Aber weder hier noch in Paris könne man sich der Rücksicht entschlagen, daß der Rück⸗ zug der französischen Truppen den Einmarsch von Truppen einer anderen Macht zur Folge haben würde, und es frage sich, ob der Tausch dem römi⸗ schen Volk Vortheil bringen würde. Frankreich habe erklärt, daß es weder eine permanente Besetzung, noch eine Gebietserwerbung im Schilde führe, obgleich es den Zeitpunkt des Abmarsches sei⸗ ner Truppen seinem eigenen Urtheil überlassen wünsche, und so weit sein Einfluß beim heiligen Stuhl reiche, er ihn zur Erreichung des Zieles geltend machen, welchem es eben so nothwendig streben müsse wie die englische Re⸗ gierung. (Hört, hört!) An der Tagesordnung war die amendirte Einkommensteuer⸗Bill, und Kanzler der Schatzkammer brachte, den von Spooner, Sibthorpe und Chaplin angekündigten Amende⸗ ments vorkommend, eine Klausel zur Unterstützung der Pächter ein, wonach diejenigen, die am Ende des Jahres nachweisen kön⸗ nen, daß ihr Feldertrag und Gewinn nicht die Summe err habe, auf die sie abgeschätzt worden, auf einen verhältnißigen Nachlaß und auf Rückzahlung des Mehrbetrags der Steuer Anspruch erheben können. Der Kanzler der Schatzkammer erhielt dafür die wärmsten Lobsprüche. von Disraeli und die Herren Spooner und Genossen zogen ihre Amendements zurück, nachdem die Klausel genehmigt worden war, gesordnung war die Comité⸗Berathung d Herr Urquhart, unterstützt von den entgegengesetzten Oppositions⸗ Schattirungen den Tories und Lord Manners, den katholischen Irländern, wie Reynolds und Sadleir, und vielen Radikalen von Roebuck'e Farbe, einen Versuch machte, das Mi⸗ nisterium zu erschüttern. In Anbetracht der Combination protestantischer, katholischer, radikaler und des Kabinets, gerade in dieser Frage wird die Majorität,

als vollkommen gesichert betrachtet.

ses Jahr wenigstens, auf ein Tadelsvotum, welches er von

Urquhart trug nämlich

einem Mißtrauensvotum unterschieden wissen wollte, gegen die Re⸗

gierung an, indem er behauptete, daß die „Uebergriffe“ des Pap stes durch die Politik der Regierung selbst hervorgerufen worden ferner, daß diese „Uebergriffe“ keine Verletzung des Völker rechts oder irgend eines Vertrages

diese „Uebergriffe“ unwirksam und doch versolgungssüchtig sei, in

dem die Regierung, während sie den katholischen Theil der Nation Stipulationen der Bill

beleidige, nicht dir ehrliche Absicht habe, die praktisch geltend zu machen; endlich verdiene schon Lord John Russell's Schreiben an den Bischof von Durham an und für sich ein Tadelsvotum, weil es höchst unrecht gewesen, ein des Aktenstück in die Welt zu schleudern zu einer Zeit, wo man mit dem römischen Hofe hätte unterhandeln können. Was den Vor⸗ wurf betreffe, daß der heilige Stuhl zur Ernennung Wiseman’s aufgemuntert worden, so sei dies eine thatsächliche und nicht eine Meinungsfrage. Der Antragsteller führte hier alle Gerüchte, In⸗ sinuationen und Angaben an, die seit einem halben Jahr im Um lauf sind. Sir G. Grey, Minister des Innern, verwahrte sich gegen den Versuch, eine durch große Majoritäten Sache von neuem in Frage zu stellen, und berief sich zur Vertheidigung von Lord Minto auf einen Brief des Abbate Hamilton. Aus Rücksicht auf die früheren Entscheidungen des Hau⸗ ses wollte Lord D. Stuart nicht für den Antrag stimmen; Sir R. Inglis und Herr Plumptre wollten ihre Unzufriedenbeit mit der „schwachen“ Titel⸗Bill unterdrücken, weil sie besser sei als gar nichts, wäͤhrend Lord Manners, Stamford, Spooner und Disraeli sich darauf beriefen, daß es sich rein um Thatsachen handle, zu denen sie Ja sagen müßten. Die Herren Bankes und Spooner meinten zugleich, das Reynolds, Sadleir und Roebuck aber stimmten fur den An⸗ trag, eben weil er nach ihren Meinung die Bill gefährde, welche sie los sein wollten. Lord J. Russell vertheidigte sich, indem er her⸗ vorhob, daß die päpstlichen „Uebergriffe“ stattgefunden haben wür⸗ den, gleichviel, welche Politik England in Rom oder Dublin er⸗ griffen hätte, um den unversöhnlichen Katholizismus zu ver⸗ söhnen, denn die „Uebergriffe“ seien nichts, als das erste Symptom einer großen, weitverzweigten Liga gegen die bürgerliche und reli⸗ giöse Freiheit von ganz Europa, und die wirkliche Frage sei jetzt, ob man sdie Comstéberathung über eine bereits votirte Bill durch die erbärmlichsten Winkelzüge hintertreiben lassen wolle oder nicht. Die Abstimmung ergab für Urquhart's Antrag 201, dagegen 280. Majorität fur die Regierung: 79 Stimmen. Nach einer lebhaften Debatte über die Ernennung eines Unter⸗ suchungscomité's wegen der Kafferstämme (die Irländer waren be⸗ leidigt, daß keiner von ihnen im Comité ist), schloß die Sitzung um auf 2 Uhr in der Nacht.

Die Königin und ihre hohen Gäste be⸗ gaben sich gestern Mittags nach Stafford House zu einem Besuche des Herzogs und der Herzogin von Southerland, nahmen dort ein Gabelfruͤhstück ein und besichligten die schöne Bildergallerie des Herzogs. Früher waren der Prinz und die Prinzessin von Preu⸗ ßen mit dem Prinzen Albrecht in der großen Ausstellung gewesen. Um 4 Uhr fuhren die Königin und die Prinzessin von Preußen in den Park; die Herren machten einen Spazierritt. Abends erschie⸗ nen die hohen Gäste mit dem Prinzen Albrecht im französischen Theater.

Im auswärtigen Amte war gestern Kabinets⸗Rath.

Auf einem großen Zalle, den gestern die ihres Reichthums wegen auch auf dem Kontinente vielfach genannte Miß Coutts gab, waren der Prinz Heinrich der Niederlanden, Peinz Eouard von Sachsen⸗ Weimar und die meisten der hier anwesenden fremden Geschäftsträ⸗ ger anwesend.

London, 10. Mai.

Rußland und Polen. Kalisch, 6. Mai. Auf Antrag des Kuratoriums des warschauer Lehrbezirks hat die Vermehrung der Ober⸗Schulinspek oren und Schulräthe behufs besserer Ueber⸗ wachung des Schulwesens im Königreiche Polen die Kaiserliche Genehmigung erhalten. Durch einen Kaiserlichen Ukas vom 20. März hat der Minister der Volks⸗Aufklärung den Befehl erhalten, daß in dem pädagogischen Institute zu St. Petersburg fortan für die Gymnasien des Königreichs Polen Lehrer der rus⸗ sischen Geschichte und Literatur ausgebildet werden mögen. Dieselben aber müssen die polnische Sprache gründlich erlernen, und

8

werde

nach

erreicht

Zunächst an der Ta-⸗ über die Titel⸗Bill, als

Hochkirchenmännern Disraeli und

prolectionistischer Gründe zur Anfeindung die es davon trug, als doppelt bedeutungsvoll und seine Cxistenz, für die-⸗ Herr

seien, endlich daß die Bill gegen

so aufregen⸗

erledigte

Tadels⸗Votum gefährde ja die Bill nicht,

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es wird deshalb in der erwähnten Anstalt ein Lehrer der polnischen Sprache angestellt werden. Die Zahl der zu diesem Zweck aufzu⸗ zunehmende Zöglinge soll stets 20 betragen.

Unsere Gränze entvölkert sich immer mehr und mehr vom Mi⸗ litair, und es sind fortwährend aus dem westlichen Theile des war⸗ schauer, so wie aus dem radomer Gouvernement bedeutende Trup⸗ pen⸗Abtheilungen im Anmarsche nach Lowicz begriffen. In der Nähe der letzteren Stadt wimmelt es bereits von Soldaten. Die Generale Read, Suchozanet, Oldenburg, Staniukowitsch, Lut⸗ kowski und mehrere andere, welche die im Königreich zerstreut lie⸗ genden Truppen inspizirt haben, sind bereits wieder in Warschau eingetroffen.

Italien. Turin, 7. Mai. (Ll.) Das Marine⸗Pensionsgesetz ist mit 103 gegen 15 Stimmen angenommen. Graf Cavour wird am Donnerstag den versprochenen Bericht über die gegenwärtige Finanz⸗ lage vorlegen.

Der Rechtsanwalt Canal in Genua ist verhaftet, sein

on der Sicherheitsbehörde genau durchsucht worden.

Die Deputirtenkammer hat die Auflösung des Protomedikats mit

97 gegen vier Stimmen beschlossen; die Anlage einer neuen Tele⸗

raphenleitung zwischen Turin und Genua zum ausschließlichen Gebrauche des Ministeriums des Innern mit 96 gegen acht Stim⸗ men genehmigt.

Der Kriegs⸗Minister hat das Ausgaben⸗Budget des Kriegs⸗ Departements und der Minister der öffentlichen Acbeiten den Ge⸗ setz⸗-Vorschlag wegen Anlage eines Straßentunnels durch den Colle di Tenda vorgelegt. 1t

Büreau

Livorno, 4. Mai. (Ld.) Graf Walewoki, früher französt⸗ cher Gesandter in Neapel, ist gestern auf vem Dampfer „Langue⸗ doc“ aus Neapel hier angekommen.

Rom, 2. Mai. (Ll.) Der römische Ingenieur Romolo Burri hat den alten Plan über die Wiedereinrichtung des neronischen Hafens in Anzio, den man schon so oft diskutirt und wiedrr aufge⸗ geben hatte, einer Prüfung unterzogen und darüber einen Bericht durch die Presse veröffentlicht. Es scheint, daß sowohl Se. Heilig keit wie der Minister füur öffentliche Bauten eine besondere Vorliebe für diesen Plan hegen, dessen Ausführung unstreitig dem Papste und seinen Ministern zum unsterblichen Ruhm gereichen würde.

Ne1b Gefangene vom Könige begnadigt worden.

Provenienzen aus Hamburg werden künftighin frei zugelassen 1

werden.

Moldau und 1 (Lloyd.) Der Ferman bezüglich kischen Truppen aus der Walachei lautet: „Preis der An⸗ gesehensten des Volkes Messias, Auser wwählter unter den Ersten der Anhänger Jesu, Woywod der Walachei, Barbu Stirbey Möge sich dir deine Würde verewigen! Sobald dieser mein hoher Be fehl zu dir gelangt, sollst du Nachstehendes wissen: Nachdem es

Walachei. Bukarest, 29. April.

des Abmarsches der tür⸗

beschlossen worden ist, daß im laufenden Monat April die Trup⸗

pen, welche von Meinem Kaiserthum und dem Kaiserthum Ruß⸗ land in die Fürstenthümer Walachei und Moldau gesendet worden waren, sich wieder zurückziehen sollen, da vermalen die öffentliche Ruhe hergestellt ist und mit Gottes Hülfe sich je länger desto mehr

befestigt, so hofft Meine Kaiserliche Hoheit, daß keiner der Einwoh⸗

ner dieser Länder, Klein oder Groß, bei voller Vernunft und die Erfahrung der letzten Zeit vor Augen habend, irgend eine Bewegung gegen die gute Ordnung und die üffentliche Ruhe unternehmen werde, daß serner Jedermann, den dermaligen Friedenszustand gehörig würdi⸗ gend, sich bestreben werde, seinen Beschäftigungen in ehrbarer Weise und mit guter Aufführung verbunden obzuliegen, um zu verhüten, daß das Vaterland in neue Aufregungen und Kalamitä ten stürze und damit die Wohlgesinnten und Ruheliebenden vor Gefahr und Unglück bewahrt werden mögen. Diesem zufolge wirst du, getreuer Meines Reiches, Barbu Stirbey Woywod, der di nach den Bestimmungen des organischen Reglements in der voll⸗ ständigsten Weise berufen, die Gesetze und Einrichtungen des Lan⸗ des zu wahren und in Vollzug zu bringen, sie zu schützen und ihnen Kraft zu verleihen, und der du daher bei dieser dir an⸗ vertrauten Mission ganz besonders dafür verantwortlich bist, des eine Unsterhrg h he Nuhe im Lande herrsche, und daß die Gesetze ohne Parteilichkeit gegen und von Jedermann gehandhabt werden, hiermit bevollmächtigt, mit aller Sorgfalt Tag und Nacht darüber zu wachen, daß, falls Leute betreten würden, die 8 . 2 gegen das organische Reglement und die bestehendeg Landesgesetze handeln oder sich erkühnen sollten, die öffentliche Ruhe zu stören oder sich demjenigen zu widersetzen, was die dermalige legale Re⸗ gierung, welche dir anvertraut ist, im Einklang mit den Gesetzen und der Gerechtigkeit verordnet oder verbietet, solche Leute unver⸗ weilt abgeurtheilt und bestraft werden mögen. Endlich wirst du nicht weniger beharrlich darauf bedacht sein, das Land in guter Ordnung, ohne vom Wege des Rechts abzuweichen, zu verwalten. Da du ferner hierzu von Meiner Kaiserl. Hoheit bestellt und mit aller Macht ausgerüstet bist, um alle Veranlassungen zu ver⸗ hindern und zu nichte zu machen, welche die ruhige Existenz der Einwohner stören könnten, d. i. die Nachtheile die

(wir hoffen, daß solches nicht geschehe) durch einige Ver⸗ irrte und korrumpirte Menschen eintreten könnten, welche im Verderben des Landes ihren Privatvortheil zu finden wähnen; so zweifelt Meine Kaiserliche Hoheit nicht daran, daß du mit jener I und dem Eifer, welcher dich auszeichnet, diesen Meinen Willen in Vollzug bringen wirst. Damit sonach Meine Kaiserliche Entschließung bekannt werde, ist dieser hohe und mächtige Befehl erlassen und dir zugeschickt worden, damit du dich beeilen mögest, seinen Inhalt zur Ausfüͤhrung zu bringen. Solches ist Unser Kaiserlicher Wille. Gegeben in der Hälfte des Dsemaziul Achir des Jahres 1267 (6. April).“ 1

Zugleich mit diesem überbrachte Emin Efendi noch einen zwei⸗ ten Ferman, welcher für die Walachei nicht minder wichtig ist und 8 dieser feierlichen Versammlung ebenfalls öffentlich verlesen wurde.

868 diesen wird einem Theil der Forderungen der Landbauern Rechnung getragen und es werden einige oneröse Punkte des orga⸗ nischen Reglements durch andere ersetzt.

Am 26ten d. ist der Ober⸗Kommandirende, General Lüders, 8 aes üaga Er wird noch die letzten Anordnungen für den hiesigen zu 8 Armee⸗Corps gehörigen Truppen Re . ae am 2. Mai wieder abreisen. Die vollständige aiee ens 88 kasr von russischen Truppen soll bis zum 9. Mai türkischen r et sein und gleichzeitig auch der Ausmarsch der Abmarsches mielgeng Heute Abend giebt aus Anlaß dieses General I ʒ hren Lüder’s der bisherige Truppen⸗Komman⸗ fast 5 lich klei win, ein glänzendes Abschiedsfest. Inzwischen gehen

X heklfine Truppen⸗Abtheilungen von hier ab. gar nichts - gleich von Schuldenmacherei bei den Türken sonst s verlautet, an alle diejenigen, die etwa Forderungen an

Abermals sind mehrere politische

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türkische Militair⸗Personen zu stellen haben, eine Aufforderung er⸗ gehen lassen, sich, im Fall die Schuldner nicht gutwillig bezahlen wollten, direkt an ihn zu wenden. Auch wird versichert, daß Emin Efendi, der Ueberbringer der obigen Fermans, angewiesen worden sei, die Beschädigungen zu vergüten, welche von den Türken in den Privat⸗Wohnungen, wo sie bequartiert gewesen, angerichtet wurden.

Besonders interessant unter den eben vorwaltenden Umständen ist eine Meldung, die wir durch den gestern aus Konstantinopel an⸗ gekomme en Courier erhalten haben, daß nämlich mittelst Or⸗ donnanz des Sultans vom 15ten d. M. Chebik Efendi, Mit⸗ glied des Kaiserlichen Staͤatsrathes, zum „General⸗Inspektor“ in den Donau⸗Provinzen“ ernannt worden sei. Natuͤrlich ist man über die Bedeutung dieses neu kreirten Postens in dem Augenblicke, wo sich die Oecupations⸗Truppen und die Kaiserlichen Kommissäre zu⸗ rückziehen, in einigem Zweifel. Vefik Efendi, der türkische Kom⸗ missar, soll, wie verlautet, schon morgen seine Rückreise nach Kon⸗ stantinopel antreten.

Türkei. Konstantinopel, 29. April. (Ll.) Das Pro⸗ jekt, einen Kanal von Kustendsche uach Tschernawoda zu graben, ist neuerdings von walachischer Seite aufgenommen und sind dies⸗

falls mehrere Projekte der Pfortenregierung unterbreitet worden.

Es wird darin entschieden ausgesprochen, daß ein Kanal der leich⸗ ten Beweglichkeit des Transportes wegen den Vorzug vor einer Eisenbahn verdiene. Außerdem wird geltend gemacht, daß es vortheilhafter wäre, den Kanalbau durch Privatkräfte, als durch die türkische Regierung bewerkstelligen zu lassen.

Die Finanz⸗ und Bank⸗Kommission hielt vor vor einigen Tagen im Münzgebäude abermals eine Sitzung.

Briefe aus Persien melden, daß der Schach am 20. April seine Residenz zu Teheran verlassen wolle, um, von dem ge⸗ sammten diplomatischen Corps begleitet, eine Reise nach Ispahan oder Schiras anzutreten. Am 21). Februar starb zu Teheran der siebzigjährige englische General Lings, welcher noch unter dem frü⸗ heren Schach von der britischen Regierung nach Persien gesendet worden war, um die neue Regulirung der Armee einzuleiten.

Wissenschaft und Kunst. Die deutsche geologische Gesellschaft.

Berlin, 7. Mai. Die deutsche geologische Gesellschaft hielt tte ihre monatliche Sitzung. Nach Verlesung des Protokolls zeigte der Vorsitzende Herr von Carnell die neu eingetretenen Mitglieder an, legte eingegangene Bücher vor und theilte den Inhalt einiger Briefe mit, worin die Mitwirkung an der Bearbeitung der von der Gesellschaft herauszuge⸗ benden geognostischen Uebersichtskarte von Deutschland zugesichert wird. Der Stich der topographischen Grundlage dieser aus zwei großen Blättern be⸗ stehenden Karte wird in kurzem vollendet und sollen dann denjenigen, welche sich an der Kolorirung zu betheiligen erklärt haben, Exemplare zugesandt werden. Herr Abich aus Tiflis hielt einen Vortrag über das kauka⸗ ische Gebirge, namentlich über den mittleren Theil desselben an dem Passe, über welchen die russische Hauptstraße von Modok nach Tiflis führt. Redner beschrieb die dortige Gabelung der Hauptkette, die Zerspattungen der südlichen Kette, die Eigenthümlichkeiten der zwischenliegenden Kesselthäler mit ihren tiefen und engen Ausgängen, welche an den schroffen Felswänden herrliche Entblößungen der inneren Zusammensetzung darbieten, ferner die Form der südlichen Abdachung bis nach dem unteren Kaukasus in fortifi⸗ cationsähnlichen Absätzen, welche der Schichtenlage entsprechen. Derselbe gab an, daß die Hauptmasse jenes Theiles des Gebirges aus aufgerichteten Schichten eines dunkelgefärbten Thonschiefers bestehe, dessen Alter zu be⸗ stimmen, wegen des Mangels an Einschlüssen animalischer Versteinerungen, die bisherigen Beobachtungen noch nicht ausreichten; daß sich in der süd⸗ lichen Kette in diesem Thonschiefer plutonische und metamorphe Gesteine einfänden, daß darüber mächtiger Kalkstein folge, welcher dem oberen Jura entspreche, und daß weiter südlich in allmälig immer sanfter geneigter Schich⸗ tenlage Kreide⸗ und Tertiär⸗Bildungen sich anlegen, unter welchen aber noch häufig Granite kuppensörmig zum Vorschein kommen. Endlich schil derte Redner auch noch die höchst merkwürdigen vulkanischen Becken in der Hauptkette mit ihren unzähligen Kratern und den mächtigen Lavaströmen, welche sich von jenen Becken aus in die Thäler ergossen haben. Die klare, auf eigener Anschauung beruhende und durch vortreffliche Abrisse des Ge⸗ birges unterstützte Schilderung jener noch wenig bekannten Gegenden er⸗ weckte das lebhafteste Interesse der Versammlung.

Der Verein der Kunstfreunde im preußischen Staate wird am Mitt⸗ woch, den 28. Mai d. J., Nachmittags 4 Uhr, im Vereins⸗Lokale, Unter den Linden Nr. 21, seine jährliche General⸗Versammlung abhalten, in welcher über die Wirksamkeit des Vereins und den Befund der Rechnungs⸗ Abnahme Bericht erstattet, die Verlosung der erworbenen Kunstgegenstände und die Wahl für Vorstand und Ausschuß vorgenommen werden wird Da in der auf den 28. August 1850 anberaumt gewesenen General⸗Ver sammlung über den Vorschlag des Vorstandes auf Abänderung des Sta⸗ tuts dahin:

Daß der nach §. 4 zu öffentlichen Zwecken bestimmte Theil der Jahres⸗Ein⸗ nahme nur dann, wenn die Zahl der zu derselben beitragenden Mitglie⸗ der Zweitausend übersteigt, auf ein Fünftheil, sonst aber auf ein Zehn⸗ theil festzusetzen, 1 wegen unzureichender Zahl der erschienenen Mitglieder kein Beschluß ge⸗ faßt werden fonnte, so wird auch über diesen Vorschlag zu beschließen sein.

Die verehrten Mitglieder werden zu dieser Versammlung ergebenst ein⸗ geladen und zugleich nach §. 10 des Statuts ersucht, die etwa noch rück⸗ ständigen Beiträge bis zu Mittwoch den 21. Mai einzuzahlen, um ihre Theilnahme an der Verlosung zu bewahren. Bis zu diesem Tage ist auch der Zutritt neuer Mitglieder mit dem Anrecht an die diesjährige Vereins⸗ gabe und die Verloosung der Kunstwerke gestattet. .

Die Ausstellung der zur Verloosung bestimmten Kunst⸗ werke wird vom 7. Mai bis zum 21. Mai einschließlich in dem oben erwähnten Lokale täglich von 11 bis 2 Uhr stattfinden. Den hier wohnenden Mitgliedern werden Karten zum Gebrauch für sich und ihre Freunde, auch die Liste der für die Wahl der statutenmäßig ausscheidenden Ausschußmitglieder vorgeschlagenen Kandidaten übersendet werden, die aus⸗ wärtigen hier anwesenden Mitglieder können solche vom 1. Mai c. ab bei dem Schatzmeister Stadtrath Keibel, Stralauerstraße Nr. 52, Morgens zwischen 8 und 10 Uhr im Empfang nehmen.

Berlin, den 15. April 1851. 8 Der Vorstand des Vereins der Kunstfreunde im preußischen .“ Staate.

Auswärtige Börsen. Vreslau, 12. Mai. Poln. Papierg. 94 ¼ Br. u. Gld. Oest. Bankn. 77 ½ Br., 77 %⁄ Gld. Poln. Pfandbr. neue 94 ½ Br. Bank⸗ Cert. 200 Fl. 19 ¼ Br. Krakau⸗ Oberschlesische Oblig. in pr. C. 74 % Gld. Oberschlesische K. 1185 Br., 118 ¾ Gld., do. B. 111 Gld. Freib. 74 Br. u. Gld. Niederschles. 83 ½ Gld. Neisse⸗Brieg 11 ½ Br. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 38 ½ Br.

Leipzig, 12. Mai. Leipz.⸗Dresdn. Partial⸗Obligationen 108 ½ Br. Leipz. B. A. 169 Gld. Leipz. Dresd. E. A. 142 ¼ Br. Sächsisch⸗Bayerische 83 ½ Gld. Schles. 95 Gld. Löbou ⸗Zittau 22 Br. Magdeb. Leipzig 213 ½ Br. Berlin⸗Anhalt 109 ¾ Br., 10835, Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 39 Gld. Altona⸗ Kiel 94 Br., 94 Gld. Deßauer B. A. A. 144 Br. Preuß. B. A. 95 Br., 94 ½ Gld.

Frankfurt a. M., 11. Mai. Oesterr. 5proz. Oblig. 73 Br., 73 i Gld.

Metalligq. Bank⸗Actien 1145 Br., 1142 Gld. Badische Partial⸗Loose a 35 Fl. vom Jahre 1845 33 Br., 32 Gld., do. a 50 Fl. vom Jahre 1840 55 ¼ Br., 54 Gld. Kurhess. Partial⸗Loose a 40 Rthlr. 32 ½ Br., 32 ¼ Gld. Span. Zproz. inländ. 34 ½ Br., 34 % Gld. Poln. 4proz. Obligat. a 500 Fl. 83 Br., 83 Gld. Sardin. Loose bei Gebr. Bethmann 35 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗ Nordbahn 40 ¾¼ Br., 40 ¾ Gld. Köln⸗Minden 103 Br., 103 2 Gld. Bexbach 82 ½ Br., 82 ½¼ Gld.

Von Oesterr. Fonds waren heute die 5⸗ und 4 ½ proz. Metall. und Loose g fragter und deren Course stellten sich höher. Nur allein die Ba k⸗Actien wurden billiger abgegeben. Zproz. Span. waren wegen ihres Steigens von Paris und Madrid gesuchter und wurden dasur bessere Course bezahlt. Alle übrigen Fonds und Actien ohne Veränderung. Der Umsatz war jedoch im Ganzen unbedeutend.

Paris, 10. Mai.

bahn 475. 8— Wechsel⸗Course Amsterdam 210 . Hamb. 185 ½. Berlin 368 ½. London 24. 82 ¾ Frankfurt 210 5. St. Petersburg 388. Gold 2. 25 2

Dukaten 11.65 11 .60.

3proz. 56.30. 5proz. 90. 65. Nord⸗

3proz. Cons. p. C. 97 ½, a. 8I 3 ½proz. 97 ½. Ard. 19 ⅛, 3proz. 33 ½. Pass. 5 ⅞. Int. 59 ¾⅞. Russ. 5proz. 112, 4 ½proz. 99 5, 100. Bras. 90. Mex. 35 ⅛. 1 Engl. Fonds still und flau, die Preise wie gestern und die Geschäfte beschränkt. Von fremden sind nur Mex. 8 % gewichen, sonst keine Veränderung. 8 2 Uhr. Der Markt fest und engl. Fonds gestiegen.

geschäftslos. Wechsel⸗Course.

Amsterdam 11.155.——15 ½. Hamburg 13. 7 ½ —7½. Paris 25 282 29 Frankfurt 119 —418 . Wien 13.15 13.8. Petersburg 37 ½. 37. 8

Amsterdam, 10. Mai. Holl. Int. 57 ½, neue 67 %, X. Span. Ardoins 15 486, 4¼, gr. Piecen 8 ½. 3 prez. 38 ½, 39. Zfr. 5 .%, .

Holl. Fonds waren gut preishaltend, ohne daß der Handel varin besonderes Leben zeigte. Span. waren neuerdings etwas an- genehmer. Von Russ. waren 4proz. zu besseren Preisen gefragter. Oesterr., anfangs steigend, schlossen später zu den gestrigen Preisen; im Uebrigen war der Handel unbedeutend. Russ. alte 104 ½, Aproz. 87 ⅛, . Stiegl. 86 ½. Oester. Met. 5proz. 69 ¾, 70, neue 76 ⅞, . 2 ⅛proz. 37 ½, 5. Mex. 33 ¼, 45.

London, 10. Mai.

Fremde

Coup.

Markt⸗Berichte. Beoerliner Getraidebericht vom 13. Mai. Am heutigen Markt waren die Preise wie föolgt: 8 Weizen loco nach Qualität 50 54 Rthlr. im Detail 51 55 Rthlr. vagen oco nach Qualität 33 35 Rthlr. im Detail 34 36 Rthlr. r. Frühjahr 32 ½ a ½ Rthlr. bez., Mai /Juni 32 ¾ Rthlr. Br., 32 ½ bez. Juni /Juli 32 ½ a 33 Rthlr. bez., 33 Juli /August 32 ¾ a 33 n., 9 B Aug. Sept. 33 a 33 ½ Rthlr. bez., 33 ¾ Br., 33 ½ G. Sept./Okt. 33 a 33 ½ Rthlr. bez., Br., 33 ½ G. Berse, große 28 30 Rthlr. 1 kleine 24 26 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 23 2 Rthlr. schwimmend 22 ½ Rthlr. zu machen. erbsen, Koch⸗ 38 42 Rthlr., Futter⸗ 34 36 Rthlr. Sommer⸗Rübsen 53 a 51 Rthlr. „übüöl loco u. pr. Mai 9 Rthlr. Br., 9 7. Mai /Juni 9 ½ Rthlr. Br., 9 8 G Juni/ Juli 9 ½2 Rthlr. Br., 9 Juli /August 10 Rthlr. Br., 9 G. August./Sept.) Skt./Nov. 10 ¼ Rth. r. Br. Nov. / Dez. veinel loco 11½ Rthlr. Br. Lieferung pr. Mai 11 ½¼ Rthlr. Br., 11 ½ G wohnsl 13 a 12 Rthlr. Hanföl 14 a 13 ½ Rthlr. Palmöl 11 ½ Rthlr. Süidsee⸗Thran 11 ¾ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 15 ¼ Rthlr. bez. u. G. Juni / Juli 15 ¼ a Rthlr. Br., 15 ¼, a 15 ½ G. Juli /Aug. 15 ⁄2 Rthlr. Br., 155 G. Aug./Sept. 152 ö“ Se8.,/Dh. 15 % Rthlr. Br., 15 ½ G. Wetter: rauh und windig. Geschäftsverkehr: nur in Roggen etwas lebhafter. Weizen: ohne Geschäft. 8 Roggen: animirt und höher bezahlt Hafer: höher gehalten. Ruböl: fest.

Spiritus: in loco etwas besser, Termine still bei unverander⸗

Marktpreise vom Getraide.

Berlin, den 12. Mat. Weizen 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 1 1 Rthlr. 12 Sgr.

8 188 ». 15 Sgr., auch Roggen 1 Rthlr. 15 Sg Hafer 1 Rthlr.

Zu Lande: 6 Pf. Große Gerste 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf. 2 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 88— 6

2 e ser d. Fice gnhg 2 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch 6 Sgr. 3 Pf. und 2 Rihlr. 2,Sgr. 6 Pf. Roggen 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 10 Sgr. Große Gerste 1 Rthlr. Sgr. 6 Pf. Kleine Gerste 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pi.- Haser 1 Rthlr., auch 27 Sgr. 6 Pf. Erbsen 1 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf., 8 Rthlr.

15 Sgr. (schlechte Sorte).