“ 1 Wallerstein weiter an der Debatte betheiligt,
testen zu bestimmen. — Herr Thinnes Ausschusse über die Rechnungsnachweisungen der 1847—48 und 1848—49 zeigt au, daß der Vortrag sees hierüber vollendet und heute noch vertheilt werde. weisungen der Zollerträgnisse in den Etatsjahren 1847 — 49, S den Antrag des Herrn Abgeordneten Kolb, den etwaigen Absch 8⸗ eines Zoll⸗ oder Handelsvertrags mit Oesterreich betreffend, die Bitte des quieszirten Zoll⸗Oberbeamten Gerold und e die Pensionsregulirung nach der Verordnung vom 20. Juli. 1848 fend. Der Antrag des Ausschusses über die Erträgnisse 8 8⁵ 8 auf Anerkennung lautend, haben wir bereits mitgetheilt. vhäl 8 828 Kolb: Die Frage greife tief ein in die materiellen Verhä tnisse des Landes. Vollkommen von der Politik lasse sie sich nicht tren— nen. Diese wolle er zuerst besprechen. Eine durchgreifende Ver⸗ besserung der Verhältnisse Deutschlands erwartete er nicht. Die Diplomatie bemühe sich seit drei Jahren vergebens eine Neugestaltung Deutschlands zu schaffen, nun sei sie zum B undestage zuruckgekehrt, obgleich der Minister⸗ Präsident versprochen, daß dies nicht gesche⸗ hen werde. An uns sei es, zu thun, was unter solchen Verhäͤlt⸗ nissen nützlich sei. Preußen habe bei dem Entstehen des Zollver⸗ eins die politische Frage ins Auge gefaßt. Oesterreich und der scheinbar große Staatsmann Metternich habe die Wichtigkeit des Zollvereins verkannt. Es müsse wünschen, auch in Zollfragen Preußen das Gleichgewicht zu halten. Oesterreich besitze eine un⸗ geheure Produktivität. Es wisse wohl, daß ein Sturm sein Staats⸗ gebäude zertrümmern werde; es müsse dafür sorgen, daß nöthigen⸗ falls durch das Blut Deutscher dies Gebäude zusammengehalten werde. Bayern habe sich in politischer Hinsicht an Oesterreich an⸗ gelehnt, es werde dies auch in materieller thun; wir hätten dafür im Budget den Beweis, wo es in den Motiven heiße, daß über die Erträgnisse der Zölle über das Jahr 1853 hinaus, in welchem der Zollverein vertragsmäßig aufhöre, sich vor der Hand nichts be⸗ stimmen lasse. Die Antwort des Ministers auf seine Interpellation asse ein gleiches Schicksal voraussehen. Er kritisirt hierauf das Re⸗ ferat des Ausschusses, dessen Motive nur für seinen Antrag sprächen. Man habe jetzt zu entscheiden, ob es sich der Mühe lohne, die Ansicht über das, was dem Volke Noth thue, auszusprechen, oder ob ein so tief in die materiellen Verhältnisse eingreifender Antrag zu nichts weiter zu gebrauchen sei, als zu einem Vertrauensvotum für das Ministerium. Stavtsminister von Kleinschrod: Der wesentlichste Punkt, der bei dieser für das Gesammtvaterland so unendlich einflußreichen Angelegenheit ins Auge zu fassen, sei der, daß die österreichischen Vorschläge, welche diese Angelegenheit angeregt haben, keinesweges eine blos kommerzielle Annäherung an den Zollverein beabsichtigen, sondern vielmehr das Auffinden einer gemeinschaftlichen Grundlage für die ökonomischen Verhältnisse und für die gesammte Volks⸗ wirthschaft Oesterreichs und Deutschlands und die innigste Ver⸗ schmelzung ihrer Interessen. Diese Grundlage habe die bayerische Regierung ins Auge gefaßt. Ohne handelspolitische Einigung sämmtlicher deutscher Staaten sei eine internationale Stellung im Großverkehr, welcher diesem Staate allein angemessen sei, und die naturgemäße Entwickelung ihrer unermeßlichen produktiven Kräfte dann von selbst zu Folge habe, eine Unmöglichkeit. Den Beweis hierfür liefere das bisherige Resultat des Zollvereins, welcher unge⸗ achtet seiner Wirkungen auf die innere Industrie, ungeachtet seines Einflusses auf die Finanzen der partizipirenden Staaten, ungeachtet seines theilweise erreichten Ziels, da die jüngste Volkszäh⸗ lung 29,802,000 Seelen in seinem Gebiete ergeben, doch nicht alle Mißstände habe beseitigen können. Hierher gehöre die Ausbeutung seiner edelsten Kräfte durch den Zwischenhandel, der Bedarf an Kolonialwaaren, den man auf 70 Millionen anschlage. Nur das Zustandekommen des großen mitteleuropäischen Handels⸗ bundes sei Deutschlands Heil, nur dieses führe zur vollen Ent⸗ faltung seiner inneren Kräfte. Dadurch allein würde es in den wahren Besitz seiner günstig gelegenen Seehäfen kommen, und den roßen Waarenzug wieder auf deutsches Gebiet zurückführen. Die bayerische Regierung bezwecke eine vertragsmäßige große Zoll⸗ und Handelseinigung sämmtlicher deutscher Bundesstaaten, nicht aber dieser Staaten selbst, sondern der sie umfassenden Zollgebiete, deren noch 9 beständen. Bis zur Erreichung dieses großen Zieles wolle sie weder ein Aufhören des Zollvereins noch eine Vereinigung mit Oesterreich; was man vom Gegentheile sage, seien Erfindungen. Ein Budget müsse die möglich hohen, auf höchste Wahrscheinlichkeit gegründeten Einnahmen festsetzen; das sei nicht anders möglich ge⸗ wesen, als die Regierung habe darauf hingedeutet daß im Jahre 1853 der Zollverein vertragsmäßig aufhöre. (Schluß folgt.) München, 16. Mai. (A. Ztg.) Die Kammer der Reichs⸗ äthe hat in der heutigen Sitzung bezüglich der Frage über die Besoldung oder Nichtbesoldung der Notare so eben dem Regierungs⸗ Entwurf zugestimmt, mit dem Beisatze: die Regierung könne, wo nöthig, den Notaren Einnahms⸗Minima aus den Notargebühren garantiren. Das Notariatsgesetz scheint gesichert. 8
Württemberg. Stuttgart, 17. Mai ä b. Mer In der heutigen Sibgag der Agc eordnete na eh e. da⸗⸗ 9 3 Sitzung der Abg n⸗Kammer wurde zunächst ein Reskript des Königl. Geheimenraths verlesen, wonach von der Wahl zu der gemeinschaftlichen Kommission für die Staatsschuldenver⸗ waltung Einsicht genommen worden ist. Einer Note der Kammer der Standesherren zufolge ist diese dem Gesetzentwurf betreffend die Steuerverlängerung, beigetreten und hat auch keinen Anstand genommen, dem Beisatze hinsichtlich der Beschränkung durch den §. 114 der Verfassung beizupflichten, im Hinblick auf den 9 en⸗ wärtigen außerordentlichen Zustand des Staatshaushalts. 8
Staatsrath von Knapp: In meinem Vortrage zu dem ein⸗ gebrachten Finanzgesetze ist die Wiedereinbringung weiterer Gesetz⸗ entwürfe angekündigt, nämlich eines Gesetzentwurfs, betreffend die Steuer aus dem Kapital⸗, Dienst⸗ und Berufseinkommen, einer erhöhten Accise von Güterveräußerungen, Steuer von Branntwein, Zusätze zum Sporteltarif und so weiter. Diese Gesetzentwürfe werden als wiedereingebracht angesehen und an die Finanz⸗Kom⸗ mission gewiesen. Der Abgeordnete Hochstetter zeigt an, daß die Kommission für innere Verwaltung ihn zum Vorstand, den Abgeordneten Daniel zum Stellvertreter ernannt habe. (Staats⸗ rath von Knapp entfernt sich.)
Die Kammer geht zur Tagesordnung über, zum Berichte der Kommisston über die Geschäftsordnung. Süskind erstattet den Bericht mit folgender Einleitung: Die Geschäftsordnung vom Jahre 1821 hat bekanntlich blos eine provisorische Geltung; ihre Bestimmungen sollen einer Revision zu unterwerfen sein, gleichwohl ist es nie zu der Annahme einer definitiven Re⸗ gelung der Geschäftsordnung gekommen. Erst beim Be⸗ ginne der ersten revidirenden Landesversammlung hat diese eine
Geschäftsordnung festgesetzt, und es ist dieselbe aus einem Entwurfe hervorgegangen, in welchem die gründlichsten Erfahrungen des par⸗ lamentarischen Lebens benutzt sind, auch hat sie sich als vorzügliches
5 beschließt die Kammer, für diesen Fall ausnahmsweise einen Alterspräsidenten zu wählen. Der zweite Präsident ladet deshalb die Kammermitglieder, die das 60ste Jahr zurückgelegt, ein, sich nach der Sitzung zu versammeln, um den Ael⸗ als Referent im zweiten Kreisfonds pro des Ausschus⸗ Hieran schloß
sich als zusammengehörend, die Diskussion über die Rechnungs⸗Nache
und Klarheit gezeigt. Indessen ist der Verfassungsurkunde zunächst wieder auf die aͤltere Geschäftsordnung “ Die Kommisston ist nun der Ansicht, daß auf eine Abün erung dieser Bestimmungen jetzt noch nicht eingegangen werden sollte, doch sollten zugleich auch die bei der letzten gnvdesrsams lung gemachten Erfahrungen benutzt werden hinsichtlich solcher Bestimmungen, welche sich als wesentliche Verbesserung zeigen. Demnach geht der Kommissionsantrag dahin: die Geschäftsordnung der Landesversammlung nach ihren einzelnen Paragraphen als Leit⸗ faden zu weiteren Berathungen und Beschlußnahmen über die Ge⸗ schäftsordnung zu unterstellen, so weit diese Geschäfts⸗Ordnung nicht bereits durch die Verfassungs⸗Urkunde normirt ist. Der Be⸗ richterstatter geht nun zur Verlesung der aus 90 Paragraphen bestehenden Geschäftsordnung über. §. 1 handelt von der Legiti⸗ mation der Abgeordneten. Die Kommission bemerkt nichts dagegen. Als der Berichterstatter zur Verlesung des zweiten Paragraphen übergehen wollte, hielt es Wiest von Ehingen nicht für zweckmä⸗ ßig, daß man ins Detail eingehe, jedenfalls sollte die Kommission die unbeanstandeten Paragraphen weglassen und nur die Abwei⸗ chungen hervorheben. Staatsraͤth von Linden: Es mag ganz richtig sein, daß die Kammermitglieder in der Lage waren, ihre Ansicht sich festzustellen; ganz anders verhält es sich mit der Regierung, welcher außer der Ankündigung der heutigen Tagesordnung noch keine Kenntniß über diesen Gegenstand zugekommen ist, und doch ist die Regierung bei der Feststellung der Geschäfts⸗ ordnung wesentlich betheiligt. Es ist kein unbilliges Gesuch, wenn ich bitte, die Sache paragraphenweise vorzunehmen; anderenfalls müßte ich mir die Aeußerungen der Königl. Regierung vorbehalten. Seeger: Ich bitte dringend, diesem Vorschlage keine Folge zu geben. spezielle Berathung der 90 Paragraphen der Ge⸗
Hülfsmittel für Vereinfachung die Ständeversammlung zufolge
G Durch s schäftsordnung, durch eine Berathung, welche 3—4 Tage dauern würde, würde der Zweck der Vereinfachung selbst scheitern. Es kommen überdies in der Geschäftsordnung ganz wenige Bestim⸗ mungen vor, welche in einem Verhältniß zur Regierung stehen. Staatsrath von Linden: Wenn die Debatten von der Art sind, daß sie 3—4 Tage dauerten, so spricht dieser Umstand gerade für meine Ansicht, daß die vorliegende Frage einer Erörterung und Beleuchtung bepürftig ist. 7
Die Kammer geht nun zur Vornahme der einzelnen Para⸗ graphen über. Nach §. 2 ist bei Wahlbeanstandungen bis zu der von der Versammlung daruber zu treffenden Entscheidung der Angefochtene, wenn er noch nicht für legitimirt erklärt war, nicht berechtigt, an den Verhandlungen der Versammlung Theil zu neh⸗ men; dazu berechtigt ist er dagegen, wenn seine Wahl erst nach be⸗ reits erfolgter Legitimation angefochten wird. Die Entscheidung über Wahlbeanstandungen ist stets vorzugsweise zu beschleunigen. Dieser Paragraph wurde mit der von dem Abgeordneten von Teuffel vorgeschlagenen Abänderung, daß statt „Legitimation“ gesetzt wird „Eintritt“, angenommen. §. 4 von der Wahl des Präsidenten und des Vice⸗Präsidenten wurde mit den Bestimmungen der Verfassungsurkunde und der früheren Ge⸗ schäftsordnung wieder in Einklang gebracht. Bezüglich der Ver⸗ pflichtung des Präsidenten, bei Ruhestörungen auf den Gallerieen die letzteren räumen zu lassen, wurde auf Schoder's Antrag be⸗ schlossen, zu setzen, daß bei solchen nach Umständen die Ruhestörer zu entfernen, im äußersten Falle die Gallerieen zu räumen seien. Der Antragsteller bemerkt nämlich, daß schon Fälle vorgekommen sind, wo der Versuch, die Zuhörer entfernen zu lassen, eine größere Unordnung veranlaßt habe, als die geringere Störung durch die Zu⸗ hörer selbst. Die §§. 5—9 handeln von den Schriftführern und der Re⸗ daction der Protokolle und wurden in der bisherigen Form beibehalten. Die §§. 10 — 15 handeln von der Oeffentlichkeit der Sitzungen. Die Kommission trägt darauf an, auf der rechten Seite der Galle⸗ rieen drei Säulenräume für Diplomaten und Standesherren, zu ei Säulen für Staatsdiener und eine Säule für Frauen zu bestim⸗ men. Suüskind trägt in längerem Vortrag die Gründe vor, welche für die Zulassung der Frauen sprechen. Dietter st da⸗ gegen, er meint, die Frauen sollen ihren häuslichen Angelegenhei⸗ ten nachgehen. von Teuffel ist gleichfalls gegen die Theilnahme der Frauen; er sagt, Frauen, welche ihren Beruf richtig erkennen, werden gar nicht Theil nehmen wollen. (Schluß folgt.)
Schleswig⸗Holstein. Flensburg, 15. Mai. (H. C.) Ueber die heutige erste Sitzung der Notabeln⸗Versammlung erfährt man, daß dieselbe vom Grafen Bille Brahe durch eine Rede in dänischer Sprache eröffnet wurde, in welcher derselbe die versöhnliche Stimmung der Regierung hervorhob und darauf hinwies, wie diese sich durch die erlassene Amnestie zu erkennen gegeben habe. Ferner soll darauf hingedeutet worden sein, daß es der Regierung am zweckmäßigsten scheine, die Zoll⸗Linie an der Eider beizubehalten. Endlich erklärte der Kommissarius, daß es jedem Mitgliede freistehe, sich der dänischen oder deutschen Sprache nach Belieben zu bedienen, wie denn die Regierung überhaupt bestrebt sein werde, die Sprach⸗ verhältnisse möglichst nach dem Grundsatze der Gleichberechtigung zu reguliren. Verhandlungen von Bedeutung scheinen in dieser Sitzung noch nicht stattgefunden zu haben. Die nächste Sitzung sindet am 19ten d. statt. 8
Ausland.
Fraukreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 17. Mai. Den Vorsitz führt Bedeau. Ein Supplementar⸗ Kredit von 7983 Frk. für die Ehrenlegion wird mit 386 gegen 217 Stimmen bewilligt. Die Fortsetzung der Berathung über den Kaffee⸗ und Zuckertarif, welche sich nicht der geringsten Aufmerk⸗ samkeit erfreut und unter beispiellosem Lärmen der Privatgespräche kaum der Form wegen geführt wird, bietet kein Interesse.
Paris, 17. Mai. Der Präsident wird wegen des Todes der Herzogin von Leuchtenberg am Montag keinen Empfang balten. Der niederländische Gesandte hat dem Präsidenten der Republik die Antwort seines Königs auf das Abberufungsschreiben des französischen Gesandten, Dubois de Saligny, übergeben.
Der dänische Gesandte Graf Moltke ist auf zwei Monate nach Kopenhagen gereist.
Privatbriefe aus Rom melden häufige und blutige Schläge⸗ reien zwischen französischen und päpstlichen Soldaten, für welche letztere das Volk Partei ergreift. Am 4. und 5. Mai gab es so⸗ gar mehrere Todte. General Gemeau hat die päpstlichen Truppen aus Rom nach dem platten Lande verlegt. Gestern Abend hatte, wie schon erwähnt, Parteiverein der Rue Rivoli eine Sitzung. Die Mitglieder waren zahlreich anwesend. Falloux nahm zuerst das Wort und legte, sich jedes persönlichen Urtheils enthaltend, die beiden Ansichten, welche im Büreau über die Revisionsfrage aufgetaucht waren, dar. Die eine Ansicht will die totale Revision oder, mit anderen Worten, die
der legitimistische
Debatte der Alternative: Monarchie oder Republik. Die zweite
.
8 8 8* “ b Ansicht will die Debatte auf demselben Boden annehmen, aber die Revision „aus Klugheitsrücksichten“ bis 1852 verschoben wissen. Die erste Ansicht hatte im Buüreau 11, die zweite 5 Stimmen erhalten. Falloux be merkte as Berichterstatter, es solle die erste Ansicht nach der Mei⸗ nung ihrer Träger keine direkte Verpflichtung impliziren, sondern sich auf eine einfache gegenwärtige Weisung über die Frage be⸗ schränken, wie sie heute eben, abgesehen von allen Eventualitäten dastehe. Nach seiner Ansicht wäre es feig, keine Weisung zu ge⸗ ben, aber tollkühn, sich durch eine Verpflichtung zu binden. Leo de Laborde will schon von der gegenwärtigen National⸗ Versammlung die Frage: Ob Republik, ob Monarchie? ent⸗ schieden wissen. Montigny sprach nach ihm für die Ansicht der Elf und stützte sich auf das Schreiben des Grafen von Chambord, um nur eine Aenderung mit friedlichen Mitteln als zulässig zu bewei sen. Auf den Einwurf: im Falle die Revision verweigert werde, würde die Verfassung nicht mehr ein so kräftiges Werkzeug in der Hand der Majorität sein, wie früher, erwiederte er, daß bei der Debatte ja überhaupt gar nicht die Verfassung, die sonst nicht so schlecht wäre, sondern eben die Republik in Frage gestellt und debattirt würde. Für die Verschiebung der Revision bis 1852 sprechen Rouhier de 'Ecluse und de Laboulie. Letzterer namentlich entwickelte, daß, wenn die Reviston votirt würde, die Wahlen der neuen Konstituante gegen Ende September, also unter dem Einflusse des Präsidenten, stattfüänden. Die monarchischen Parteien hätten nicht Zeit genug zu ihrer Entwicklung und setzten ihr Alles auf die einzigen Wahlen, in denen leicht die Rothen siegen könnten. Lasse sich dagegen, wie wahrscheinlich, die gesetzliche Majorität für die Revision nicht aufbringen, so bleibe die Verfassung, aber diskreditirt. Der Prä⸗ sident werde dann zu Abenteuern drängen. Man möge bedenken, daß der Gedanke der Revision vom Elysee ausgegangen sei, was allein schon Mißtrauen erregen müsse. Dennoch will der Redner immer mit der Mazjorität seiner Partei gehen. Nach ihm sorach Berryer und begann mit der Bemerkung, daß in gegenwärtigen Zeiten Nie⸗ mand ein Prophet sein könne. Er ist gegen die Unthätigkeit, da die im Besitze der allein wahren Lösung befindliche legitimistische Partei die Hä de nicht in den Schoß legen dürfe. Je länger man vertage, desto größer und drohender würden die Gefahren werden. Er stellt dann das Programm der Monarchie nach dem Briefe des Grafen von Chambord an ihn auf. Gerade jetzt sei der günstigste Augenblick, dieses Programm vor Frankreich zu diskuti ren. Wenn man ihm einwerfen wolle, die legitimistische Partei könnte bei abenteuerlichen Versuchen ihre Ehre kompromittiren, so halte er das Stillschweigen für die ärgste Kompromittirung. Es fei falsch, daß die Majorität nach Verwerfung der Revision keinen Einfluß mehr auf das Land haben werde. Denn sie habe ja eben durch ihren Respekt vor der Legalität ein größeres Uebergewicht über Alle, welche dieselbe verletzen wollten. Man brauche übrigens gar nicht die Wahlen, im Falle der Annahme der Revision, im September auszuschreiben, sondern könne damit im⸗ merhin bis zu einer günstigen Gelegenheit warten. Also keine Vertagung. Das Votum wird heute Abend stattfinden. Auch die Reunion der Rue des Pyramides hat gestern Abend eine Sitzung gehalten. Der Gegenstand der Debatte war ebenfalls die Revision der Verfassung. Broglie beantragte totale Revision der⸗ selben und will den Antrag darauf von der größtmöglichen Anzahl Repräsentanten aller Fractionen der Majorität unterzeichnet wissen. Er schlägt daher vor, sich deswegen mit den anderen Partei⸗Vereinen ins Einvernehmen zu setzen. Die Debatte wurde zur nächsten Sitzung vertagt.
Unmittelbar nachdem der Minister Faucher gestern seinen Gesetz⸗ Entwurf überreicht hatte, legte General Fabvier folgenden Antrag nieder: „Einziger Artikel. Der Belagerungszustand in der 6ten Militair⸗Division ist aufgehoben.“
Die Budget⸗Kommission hat das Budget der Einnahmen ohne Aenderungen angenommen. 1
Eine in Marseille veranstaltete Einschiffung von 180 jungen für Montevideo angeworbenen Leuten ist durch die Beschlagnahme des Schiffes seitens der Behörde verhindert worden. 8
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 16. Mai. Der Marquis von London⸗ derry überreichte und unterstützte eine Petition aus Shields, worin die Schiffseigner im Norden über die Modification der Schifffahrts⸗ gesetze und die Konkurrenz der Eisenbahnen im Kohlentransport große Klage führen. Graf Hardwicke, die Erfindung der Eisen⸗ bahnen, die nicht mehr rückgängig zu machen, entschuldigend, tröstete die Protectionisten mit der Bemerkung, daß eine energischere Ent⸗ wickelung und Ausbeutung der Dampflraft die Schiffseigner in Stand setzen würde, mit ihren Nebenbuhlern, den Lokomotiven, erfolgreich zu konkurriren.
Unterhaus. Sitzung vom 16. Mai. Unter den mannigfa⸗ chen Petitionen nehmen die für und wider die Titel⸗Bill einen gro⸗ ßen Raum auf dem Tisch des Hauses ein. An der Tagesordnung war die Fortsetzung der Debatte über den Antrag auf Comité⸗ Berathung der Titel⸗Bill. Reynolds: „Ich trage auf Verta⸗ gung an.“ Der Sprecher: „Das ehrenwerthe Mitglied kann dies nicht beantragen, da er bereits gesprochen hat.“ (Hört! hört!) Darauf übergeben Reynolds, Sullivan, Moore, Flaherty, Scully, lauter Irländer, und Sir James Graham Petitionen aus Irland gegen die Titel⸗Bill, und Lord Ashley legt dagegen eine antipäpstliche Pe⸗ tition auf den Tisch. Nach einer Pause von ein paar Minuten und da Nie⸗ mand mehr das Wort nimmt, kömmt es zur Abstimmung. Für die Comité⸗Berathung 116, gegen dieselbe 35 Stimmen. Das Haus verwandelte sich demnach ins Comité, unter dem Vorsitz von Bernal. Herr Keogh verlangt neuen Aufschub der Diskussion, indem es zweckmäßig wäre, die Bill erst in ihrer jetzigen Fassung wieder ab⸗ drucken zu lassen. Lord John Russell hält den Wiederabdruck für unnöthig; die Modificationen der Bill seien deutlich genug er⸗ klärt worden. In Bezug auf das Amendement Walpole's habe die Regierung sich bis jetzt zu nichts verpflichtet. Herr Disraeli: „Die Stellung der Regierung zu der Frage scheint mir we⸗ sentlich verändert durch die neuliche unumwundene Erklärung des Premier⸗Ministers, er erkenne in dem päpstlichen Reskript das Symptom einer Verschwörung gegen die religiöse und bürgerliche Freiheit Englands. Lord J. Russell: „Europa's, sagte ich.“ Disraeli: „Desto besser! Ich nehme Akt von dieser authenti⸗ schen Erklärung und hoffe, die Regierung wird danach handeln.“ Lord J. Russell: „Ich sagte, es sei Theil einer Verschwörung, um die Ausbreitung religiöser und bürgerlicher Freiheit in Europa durch den ihr günstigen Einfluß Englands zu verhindern. Ich sagte nicht, so weit ich mich erinnere, oder wollte wenigstens nicht sagen, daß die Verschwörung unmittelbar gegen die Freiheit Englands gerichtet sei. (Hört, hört!) Disraeli: „Auch nach dieser Berich⸗ tigung glaube ich, daß nie in diesem Jahrhundert ein englischer Minister dem Hause eine wichtigere Mittheilung gemacht hat, (Hört, hört!) und ich frage, ob gegen Gefahren, wie die angedeuteten, die Bill in ihrer jetzigen Fassung genügenden Schutz gewährt. Ist eine Verschwö⸗ rung gegensdie Freiheiten von England oder Europa vorhanden, so müßte der Erzverschwörer Dr. Wiseman vor Allem gefaßt werden.“ Der Red⸗ ner führt dies Thema, dem Amendement Walpole vorarbeitend, weiter
aus. Lord J. Russell dagegen behauptet die ausreichende Wirk⸗ samkeit der Regierungs⸗Bill und erklärt sich im voraus entschieden gegen die gehässige „Denunzianten⸗Klausel“ im Walpoleschen Amen⸗ dement. Darauf folgte ein ziel⸗ und regelloses Wortgefecht, bis Lord J. Russell, auf Herrn Keogh's ursprünglichen Antrag zu⸗ rückkommend, den Wiederabdruck der Bill und Fortsetzung des Co⸗ mité’s am Montag vorschlug, unter der Bdingung, daß die Opposition der Aufnahme der Berathung dann keine Hindernisse mehr in den Weg lege. Herr Grattan fuͤhrte noch einige Streiche gegen die Maßregel im Allgemeinen, während Herr Walpole im Namen seiner Partei einwilligte, mit Vorbrhalt seines Rechts, das bekannte Amendement einzubringen und Opposirion gegen die Details der Bill zu machen. Schluß der Sitzung: 2auf 8 Uhr Abenbs.
London, 17. Mai. Die Königin, Prinz Albrecht und ihre hohen Gäste besuchten gestern früͤh die Ausstellung und widmeten einen großen Theil der Zeit der Besichtigung der Zollvereins⸗Arti⸗ kel. Später beehrten dieselben den Marquis und die Marquisin von Westminster mit einem Besuche, besichtigten daselbst die kostbare Gemälde⸗ sammlung, in welcher sehr werthvolle Stücke von Rubens sich befinden, nahmen im Hause des Marquis ein Fruhstück ein und fuhren um 4 Uhr nach dem Buckingham Palast zurück. Vor dem Diner fuhr die Königin mit ihren Kindern und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin von Preußen in den Park. Prinz Albrecht und der Prinz von Preußen machten einen Spazierritt ins Freie. Abends besuch⸗ ten der Hof und seine Gäste die erste Vorstellung von Bulwer’'s „Nicht so schlimm als wir scheinen“, im Palais des Herzogs von Devonshire. Der Herzog und die Herzogin von Sachsen⸗Koburg, Fürst von Lei⸗ ningen und der Herzog von Württemberg nebst großem Gefolge sind heute nach Mitternacht mit dem Königlich britischen Paketboot „Garland“ von Calais in Dover angekommen. Dieselben wurden von Herrn James Gregor, Präsidenten der südöstlichen Eisenbahn, Dover bis 10 Uhr Morgens aus und setzten dann mit einem Extrazuge ihre Reise nach London fort.
Der Herzog von Wellington gab gestern im Apsleyhouse einen glänzenden Ball. Unter den zahlreichen Gästen, an 1200, bemerkte man Se. Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen, den ganzen in London eben anwesenden hohen Adel und beinahe sämmtliche Gesandte mit ihren Attacheé's.
Gestern Nachmittags war nister beiwohnten.
Der Präsident des Geheimen Raths, Marquis von Lansdowne, lebt seit dem Hinscheiden seiner Gemahlin in strenger Zurückgezo⸗ genheit auf seinem Landgute.
empfangen, ruhten in
Kabinels⸗Rath, dem sämmtliche Mi⸗
Nußland und Polen. Warschau, 18. Mal. Der heutige Kuryer Wa rszawski meldet: „In die Reihe der denk⸗ würdigen Begebenheiten, welche in der Geschichte unserer Stadt einen wichtigen Platz einnehmen, gehört auch die Ankunft Sr. Ma⸗ jestät des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm's IV., in War⸗ schau am gestrigen Tage, während Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin als Gäste in dieser Stadt verweilen. Schon vom frühen Morgen an boten rie Räume des Eisenbahnhofes einen fest⸗ lichen Anblick dar. Die Kaiserlichen Zimmer waren neu dekorirt und mit einer reichen Sammlung exotischer Blumen geschmückt wor⸗ den. Um 11 Uhr Vormittags erschien der Feldmarschall Fürst von Warschau, Statthalter des Königreichs, auf dem Bahnhofe in Begleitung hoher Militair⸗ Personen und Beamten des Kaiserlichen Hofes, um Se. Majestät den König von Preu⸗ ßen zu empfangen. Um 11 Uhr langten auch Ihre Kaiser⸗ lichen Majestäten dort an, um Ihrem Allerhöchsten Gast bis Skierniewice entgegenzueilen. Der prächtige Kaiserliche Waggon war vorgestern abgeschickt worden, um Se. Majestät den König von Preußen hierher zu führen; es war daher für die Fahrt Ihrer Kaiserlichen Majestäten ein anderer, ähnlicher und eben so glänzen⸗ der in Bereitschaft gesetzt. Vor 8 Uhr Abends hatte sich der ganze Platz vor den Eisenbahn⸗Sälen mit einer zahlreichen Versammlung von Personen verschiedener Stände angefüllt, und um 8 Uhr lang ten Ihre Kaiserliche Majestäten und Se. Maj stät Friedrich Wil⸗ helm IV., König von Preußen, hier an. Beim Erscheinen der Allerhöchsten Herrschaften erscholl Freudenruf durch die Reihen, zur Begrüßung sowohl Ihrer Kaiserlichen Majestäten, wie Ihres neu angekommenen Königlichen Gastes. Nach der Ab⸗ fahrt Ihrer Majestät der Kaiserin nahmen Se. Kaiserliche Majestät mit Sr. Königlichen Majestät den Weg, welcher nach dem Königlichen Lazienki führt. Für Se. Majestät den König von Preußen sind Zimmer im Belvedere eingerichtet. In Begleitung Sr. Königlichen Majestät ist von Berlin der Königliche General⸗ Adjutant, General⸗Lieutenant von Gerlach, hier angekommen. Auch der Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs, Graf Münster, ist wieder in Warschau eingetroffen. Von St. Petersburg ist der Kai⸗ serlich russische General⸗Feldmarschall Fürst Peter Wolkonski, Mi⸗ nister des Kaiserlichen Hofes, in Warschau angekommen. Auch der General⸗Major Benkendorff und die Obersten Bonet, Blumenthal und Ungerher sind hier angelangt.“
Belgien. Brüssel, 18. Mai. Gestern, zu Anfang der Sitzung der Repräsentanten⸗Kammer, zeigte der Minister des In⸗ nern an, daß die Mitglieder des Kabinets sämmtlich ihre Entlas⸗ sung in die Hände des Königs eingereicht haben. Der Rücktritt des Kabinets wurde durch das Ergebniß der vorgestrigen Kammer⸗Sitzung herbeigeführt. Man berieth einen Gesetz⸗ Entwurf über die Erbschafts⸗Steuer, und das Ministerium war schon dazu vermocht worden, den Haupt-Artikel des Entwurfs zurückzuziehen. Darauf eutspann sich aber noch eine sehr aufgeregte Debatte, die Opposttion gegen die anderen Artikel des Entwurfs blieb dieselbe, so daß das Ministerium auf keine Majorität rechnen konnte, und die Sitzung wurde unter Lärm aufgehoben. Der ursprüngliche Gesetz⸗Entwurf sollte dem Staatsschatz über 3 Millionen Fr. eintragen. Die Kammer hat nun gestern, auf den Wunsch des Ministeriums, die weitere Diskussion dieses Entwurfs ganz einge⸗ stellt; zugleich erklärte das Ministerium, daß es für die Berathung der anderen dringenden Gesetzvorlagen noch in Bereitschaft sei, bis der König eine Entscheidung werde getroßfen haben.
Italien. Turin, 10. Mai. (Ll.) Nach Verlesung der Gesetze über die Rechte der Post, über Errichtung elektrischer Tele⸗ graphen und über die Gehalte der Marine⸗Invaliden trugen Ba ron Demargherita dem Senate einen Bericht über die Aemter⸗ Anhäufung und größeren Bezüge der Beamteten, und der Senator Mazza Salluzzo über die Unabsetzbarkeit der Richter vor. Der erste Gesetzvorschlag wurde ganz angenommen, beim zweiten hatte die Kommission einige kleine Modificatiogen in der Fassung bean⸗ tragt. Das Gesetz über die Amtshaͤufungen der Beamten kömmt Montag zur Berathung. Sonach las der Marchese Alfieri di So⸗ stegno den Kommissions⸗Bericht über das Budget des Mini⸗ steriums der auswärtigen Angelegenheiten; nach Beleuchtung einiger von den Kammern gemachten Ersparungen, die als rein illusorisch gezeigt wurden, schlug der Berichterstatter, um einen Konflikt zwischen beiden Kammern zu vermeiden, die einfache An⸗ nahme desselben vor. Nachdem nun auch der Kriegs⸗Minister das
665
Gesetz bezüglich der Militair⸗Aushebung für das Jahr 1851 vor
gelegt hatte, wurde noch der Kommissions⸗Bericht über das Budget des Kriegs⸗Ministeriums verlesen, und mit der Bestätigung dessel⸗ ben endete die Sitzung. In der Sitzung der Deputirten⸗Kammer vom 10ten d. M. gab der erste Artikel des Besteuerungs⸗Gesetzes der fruchtbringenden Schuldenforderungen zu einer Debatte Ver⸗ anlassung.
Baron Raffo, Minister der aus⸗
Genua, 12. Mai. (Ll.) ist von
wärtigen Angelegenheiten Sr. Hoheit des Bey von Tunis, Marseille hier angekommen.
Spanien. Madrid, 12. Mai. (Fr. Bl.) Das positive Wahlresultat für die 6 inneren Wahlbezirke Madrids ergiebt eine Majorität von 1205 unter 3756 Stimmen für die Regierungs⸗ Kandivaten. Im Weichbilde erwartet man dasselbe Verhäliniß.
Im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten fand heute die felerliche Auswechselung der Ratificationen des mit Rom abge⸗ schlossenen Konkordats statt. Der erste Artikel desselben lautet: „Die apostolisch⸗ römisch⸗katholische Religion bleibt fortwährend, mit Ausschluß jedes anderen Kultus, die Religion des spanischen Volkes und wird in den Staaten Ihrer katholischen Majestät auf ewige Zeiten bei allen Rechten erhalten werden, die ihr nach Goltes Gesetz und den kanonischen Bestimmungen zustehen.“
Madrid, 16. Mai. (Patrie.) Man kennt berreits fast die sämmtlichen Wahlen. Es sind 40 Progressisten darunter. Die Regierung hat eine beträchtliche Majorität über die vereinigte pro⸗ gressististe und gemäßigte Opposition.
Konstantinopel, 4. Mai. (Ll.) Während es nunmehr ausgemacht ist, daß die Internirung Kossuth’s und seiner bedenklichsten Genossen noch für unbestimmte Zeit fortdauern wird, naht sich die Internirung der in Aleppo befindlichen, zum Islam übergetretenen Flüchtlinge, die in die Reihen der türkischen Armee eingereiht werden sollen, ihrem Ende. Mehreren derselben ist der Nischan⸗Orden verliehen worden; für Kmety und Guyon soll Sir Stratford Canning selbst diese Auszeichnung erbeten haben. Allgemein glaubt man, daß die freigelassenen christlichen Internirten nach Australien deportirt werden dürften.
Die türkische Flotte befindet sich jetzt in einem Zustande gänz⸗ licher Unbrauchbarkeit. Der von der türkischen Regierung zur Re⸗ organisirung derselben berufene Capitain Stade hat fast sämmtliche Fahrzeuge derselben der Reparatur unterworfen, so daß im Laufe dieses Jahres nur sehr wenige türkische Kriegsschiffe in die See stechen dürften. Die Sache macht übrigens viel Aufsehen, und der Divan hat eine Kommission zur Untersuchung derselben bestellt.
Briefe aus Aleppo melden: Der neuernannte General⸗Gou⸗ verneur Mehmed Pascha habe einen Ausflug in das Innere der Provinz gemacht und sei allenthalben mit den Zeichen der größten Zuvorkommenheit aufgenommen worden. Auf der Rückkehr nach Aleppo begleitete ihn ein glänzender Zug arabischer Scheikhs, welche eigens aus der Wüste, um ihn zu begrüßen, herbeigekommen waren.
In dem Theater zu Pera brach kürzlich während der Vor⸗ stellung des „Mose“ von Rossini, Feuer aus, welches bald gelöscht wurde, jedoch immerhin große Verheerungen hätte anrichten können,
Zeit gekommen wäre.
wenn nicht Hülfe zu rechter
Aegypten. Alexandrien, 9. Mat. (Lloyde) Die Tansimatfrage ist geschlichtet bis auf einige neu entstandene, jedoch unbedeutende Differenzen. Die Pforte verlangt nämlich Feststellung der Militair⸗Dienstjahre, Armee⸗Reduzirung auf 18,000 Mann, Arbeiterbezahlung, allenfalls unter Fortbestehen des Frohndienstes, Beseitigung des Streites in Mehemed Ali's Familie, dessen groß⸗ jährigen Mitgliedern erlaubt sein soll, freiwillig ihren Wohnort zu wählen. Eine türkisch⸗ägyptische Kommission soll diese 4 Punkte in Konstantinopel schlichten. *
(Triester Ztg.) Kaum sind die Differenzen, welche durch rie Tansimalfrage hervorgerufen wurden, ausgeglichen, so brechen neue, aber durchaus nicht bedeutende Zwistigkeiten zwischen der Pforte und Aegypten aus, wieder schnell einigen werden, zumal da Abbas Pascha, dessen loyale Gesinnungen gegen den Großherrn bekannt sind, Alles daran gele⸗ gen ist, dessen Wohlwollen und Vertrauen dauernd zu besitzen. Die Pforte besteht auf vier Punkten. (S. oben.) Das türkische Ministerium wünscht, daß diese vier Punkte in Konstantinopel be⸗ sprochen werden möchten, und hat den Vorschlag gemacht, eine Kommission zusammenzusetzen, die aus einer gleichen Anzahl vom Sultan und vom Vicekönige bestimmter Individuen bestände. Was die Punkte 1,3 und 4betrifft, so ist anzunehmen, daß sie mit Leichtigkeit erledigt werden. Soliman Pascha, der Oberbefehlshaber der ägyptischen Ar⸗ mee, hatte schon bei seinen nenen Reformen in derselben daran gedacht, eine nähere Bestimmung hinsichtlich der Dienstzeit des Militairs eintreten zu lassen. Daß die Pforte von Frohndiensten spricht, die noch bezahlt werden müßten, zeigt, daß sie nicht gut mit den ägyp⸗ tischen Zuständen bekannt ist. Schon seit langer Zeit sind den Fel⸗ lahs geleistete Dienste bei den Bauten der Paläste und anderer Regierungs⸗Gebäude bezahlt worden, und der Pascha selbst ver⸗ langt nicht, daß ihm ein Fellah auf seinen Privat⸗Gütern (ihm gehören 35 Dörfer) ohne Bezahlung arbeite. Es versteht sich aber von selbst, daß die Fellahs auf eine Bezahlung keinen Anspruch machen können, wenn es sich um Gemeinde⸗Lasten handelt, wie z. B. um Kanal⸗ und Straßen „Bauten. Was den vierten Punkt betrifft, so hätte es die Pforte unterlassen kön⸗ nen, Abbas Pascha aufzufordern, eine Versöhnung unter den Mit⸗ gliedern seiner Familie zu bewirken. Niemanden können die Spal⸗ tungen in dieser Familie unangenehmer und schmerzenerregender sein, als dem Vice⸗Könige selbst, und dieser hat schon alle möglichen Schritte gethan, Einigkeit in die Familie der Aliden zu bringen, er hat z. B. erst kürzlich die Apanagen jedes Einzelnen erhöht. Aber über den ersten Punkt wird man sich nicht so schnell einigen. Selbst eine Truppenmasse von 30,000 Mann reicht kaum hin, die Ruhe und Ordnung in den weitausgebreiteten ägyptischen Länder⸗Distrik⸗ ten zu handhaben. Die Pforte kann unmöglich auf der Reduzirung der ägyptischen Armee auf 18,000 Mann bestehen, wenn auch sie wünscht, daß fernerhin in Aegypten Eigenthum und Leben sicher⸗ gestellt sei. Es ist hier am Platze, zweier Verordnungen des Vice⸗
„
Türkei.
den Fremden lebhaften Anklang fanden: Kinder, schwangere Frauen und andere gebrechliche Personen sind vom Frohndienste befreit. Die den Armen so drückende Kopfsteuer ist aufgehoben.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 19. Mai. Poln. Papierg. 94 ¼ Gld. Oesterr. Bankn. 79 ¼ Br., 79 Gld. Poln. Pfandbr. neue 94 98 Br. Poln. 5000 Fl. 834 Gld. Bank⸗Cert. 200 Fl. 19 Br. Krakau⸗Oberschlesische Oblig. in pr. C. 75 Br. Oberschlesische A.
120 ½ Gld., do. B. 112 ¾¼ Br. Freib. 75 Br. Niederschles. 848 Br. u. Gld.
Neisse⸗Brieg 41 % Br. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 38 ½ Br.
man hofft aber, daß sich beide Theile †
108 ½ Br. Sächsisch⸗Bayerische 22 Brz
Friedrich⸗ Deßauer B. A.
Wechsel⸗Course. Amsterd. 2 Mt. 142 Br. 1rh 1 Hamb. 150 ½. 885
2 Mt. 149 ½. 8— London 3 Mt. 6. 19212 Gld. Berlin 100 ½2 Br.
2 Mt. 99¼ Gld. Heipzig, 19. Mai. Leipz.⸗Dresdn. Partial⸗Obligationen Leipz. B. A. 172 Gld. Leipz. Dresd. E. A. 142 ¾ Br. 83⁄ Gld. Schles. 95 ½ Gld. Löbau⸗Zittau Magdeb.⸗Leipzig 213 Br. Berlin⸗Anhalt. 108 ¾ Br. Wilhelms⸗Nordbahn 38 ¾ Gld. Altona⸗Kiel 94 Br. 144 Br. Deß. B. A. B. 116 Gld. Preuß.
8
58
B. A. 95 Br., 94 ½ Gld.
Oblig. 74 ⅔ Br., 2 Badische Partial⸗Loose 2 35 Glv.,
Kurhess. Zproz. inlaͤnd. Fl. 35 ½ Köln⸗Minden
Frankfurt a. M., 18. Mai. Oesterr. 5proz. Metalligq.⸗ 74 ½ Gld. Bank⸗Actien 1145 Br., 1142 Gld. Fl. vom Jahre 1845 33 ¾˖ Br., 88 Jahre 1840 55 ½¼ Br., 54 ⅞ Gld. Rthlr. 32 ⅞ Br., 32 ⅞ Gld. Span. Gld. Poln. 4 proz. Obligat. a 500 Sardin. Loose bei Gebr. Bethmann Gld. Br.,
do. a 30 Fl. vomn Partial⸗Loose 2 40 Br., 83 ½ Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 40 ½ Br., 40 ½⁄ 103 ½ Br., 102 ¾ Gld. Bexbach 82 ½
2233 003
Gld.
82 ½ Gld.
85
(Effektensozietät.) Für österr. Fonds zeigte sich heute auf das
Steigen der londoner Wechsel von Wien wiederum eine flaue Stim⸗
mung.
Alle Gattungen derselben waren zu billigeren Coursen als
gestern angeboten. 3proz. Span. auf den besseren Stand derselben
von Paris und Madrid etwas angenehmer.
In allen übrigen
Fonds und Actien machte sich keine Veränderung bemerklich. Das Geschäft war jedoch im Ganzen von keinem Belang.
bahn 471. 25. 8
Paris, 17. Mai. 3proz. 55.80. 5proz. 90. 5. Nord⸗ TTTTEE
Amsterdam 211 ½⁄½
Hamb. 186.
Berlin 368 ½.
London 24. 80.
St. Petersburg 387 ½.
Gold 2. 25—2.
Dukaten 11. 65 — 11. 60.
Die Börse war ziemlich ruhig. Die Rente behauptete sich
dennoch über 90 Fres.
Ee“ 00, 9.
1 4 8 1
London, 17.
21 8 77 9 3 ½proz. 9
78/7 4*
Mai. Zproz. Cons. p. C. 97 ¼, , a. Z. 97 ⅜, Int. 59 ½. 4proz. 90, 88 ½. Ard. 20 , , Pass. 6, 5 ½. Russ. 5proz. 113, 111, 4 proz.
Bras. 90, 88. Mex. 35 ¾. ½.
Peru 82 ½, 81 ½. Englische Fonds blieben fest und steigend, fremde im Allgemei⸗
nen fest; besonders Span. wiederum 5 % höher.
Geschäft in Int. etwas angenehmer. ders für Span., —
7 1 7 1115 7 01 4 223 71 ½, r, neue 77 ½%, t, , 2 ½proz. 38 ⅛,
2 Uhr. Engl. Fonds sehr still. Span. 20 ¾. Wechsel⸗Course. 1 Amsterdam 11.152.—
Hamburg 13. 7 ½
Paris 25.22 ½ — 20. Frankfurt 119½—118 ½. Wien 12. 40 — 35. Petersburg 37 ¼ — ¼.
Mex. 35 ½, †
Holl. Fonds bei ziemlich belebtem Für fremde Effekten beson⸗ fanden sich zu erhöhten Preisen viele Käufer. Russ., alte 105 ¼. Oesterr. Met. 5proz.
1
Amsterdam,
esterr. gut preishaltend.
Hoil. Itt. 57 ½, 6 Span. Ardoins
15 %, gr. Piecen 15 %, X, . Coup. 8 86, . Zfr. 5 ½. Coup. 6 7.
Amsterdam, 17. Mai. An hiesiger Fondsbörse hat sich
diese Woche nur eine geringe Abwechselung in den Coursen der holländischen Staatspapiere ergeben, indem der Umsatz sehr unbe⸗ deutend blieb und sich auf wirkliches Bedürfniß beschränkte; für Zproz. wirkliche Schuld zeigte sich durchgängig etwas Begehr, welcher deren Cours von 67 ¼ auf 67 ½ pCt. brachte, 4proz. do. drückte sich dagegen von 88 % auf 87 ½ pCt., und Integrale behaupteten sich
ungefähr auf 57 ⁄2 „Ct.
Sehr lebhaft ging aber das Geschäft in
österreichischen Fonds, welche wegen des erheblichen Zurückgehens des
wiener Wechselcourses hier sehr gesucht und höher bezahlt wurden Alte Zproz. wiener Metalliques stiegen allmälig von 69 ¾ bis 71 ½ pCt., erreichten gestern von 71 ¼ selbst bis 72 ½ pCt., doch fielen sie später
wieder auf den ersten Preis zurück;
neue do. gingen von 76 bis „Ct., eröffneten an gestriger Börse mit 77 ⅝ und wurden bis zu
78 ½ pCt. abgenommen; dann erschtenen aber plötzlich mehrere Ver⸗ käufer, wodurch der Preis wieder bis 77 nn pCt. geworfen wurde, 2 ½proz.
dito sind um 1 pCt. höher Russische Fonds haben sich bessert, alte 5proz. Hopesche und Aproz. dergleichen Certifikate von 87 ⅜ auf 87 Ct.
gegangen und 38 ⅞ pCt. geblieben. bei mäßiger Frage gleichfalls etwas ge⸗ Obligationen von 104 ¼ bis 105 ½ pCt. Spani⸗
sche Effekten nahmen Anfangs eine weichende Richtung an, sin
aber namentlich gestern wieder merklich
gestiegen. Ardoin⸗Obliga
tionen blieben vorigen Sonnabend 15 ¾ pCt., fielen diese Woche bis
Königs zu erwähnen, die bei den Eingebornen sowohl, als auch bei s
8 im Detail 52 —
14 ½ pCt., und erreichten zuletzt 15 ⁄% pCt.; die Coupons wechselten zwischen 88 binnenländische Obligationen gingen erst herunter und holten zuletzt 34 der ungünstigen Berichte aus Lissabon von 34 ¾ bis heruntergegangen;
52 x¼ und 51 pCt., in Actien der Handelsmaatschappy, welche von pCt. gestiegen sind, fiel in dem Actienhandel nichts vor.
und 8 pCt., gestern galten dieselben 8 ½ pCt., Zproz. von 34 ½3 bis 34 % pCt. pCt., portugiesische dito sind wegen
32 % pCt. Zproz. französische Renten schwankten zwischen deren Cours blieb auf 51 ⅞ pCt. stehen. Außer 107 ˖ pCt. um
Markt⸗Berichte.
Berliner Getraidebericht vom 20.
Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen loco nach Qualität 51 — 55 Rthlr.
8 56 Rthlr.
Noagge ö ität; Roggen loco nach Qualität 1 33 — 36 Athlr.
1 Detail „ 86 3pfd. zu 35 ½ Rthlr., 85 pfd. zu 34 ¾ begeben. pr. Frühjahr, 32 ½ a 33 ½, 33 a 33 ½ Rthlr.
Mai /Juni 33 ½ Br., 33 G. Juni /Juli 33, 33 ½ a Rthlr. bez., 33 Br., 3. Juli/August 34 Rthlr. bez. u. Br., 33 ½ G. Aug. /Sept. 34 ¼ Rthlr. Br., 34 a 34 bez., 3, Sept./Okt. 34 ½, 34 a 34¼ Rthlr. bez., 34 ½ Br., 34 G. große 28 — 29 ¾ Rthlr. „ kleine 24 — 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 23 — 25
d schwimmend 23 Rthlr.
8—
bez.,
Gerste,