9
6 ahrt von Stettin findet am 23. Okto
letzte Fahrt von Stralsund am 27. November statt. Stettin und Ystadt: I. Platz 10 Rthlr. Shada 6 Rthlr. preußisch Courant, I. Platz 6 Rthlr. II. Rthlr. III. Platz 12 preußisch Courant. Familien genteßen ein tion. Güter werden Fracht befördert. 8
II.
Stralsu nd und YUstadt:
v1“
Berlin, den 27. Mai 1851. General. Postannt. Schmückert. 1111““ 8 8 „Dampfschiff⸗Verbindung zwischen Stettin un e-s; (St. Petersburg). Die Abfertigung der Post⸗Dampsfschiffe erfolgt: aus Stettin jeden Sonnabend Mittags, des ersten Eisenbahnzuges von Berlin, haus Kronstadt jeden Sonnabend Abends. Der „Preußische Adler“ geht ab: s Stettin den 17. und 31. Mai, den 14. und 28. Juni, den 12. und 26. Juli, den 9. und 23. Au⸗ gust, den 6. und 20. September, den 4. und 18. Oktober; aus Kronstadt den 24. Mai, den 7. und 21. Juni, dden 5. und 19. Juli, den 2., 16. und 30. August, den 13. und 27. September, den 11. und 25. Ok⸗ tcober. Der „Wladimir“ dagegen: aus Stettin: den 24. Mai, den 7. und 21. Juni, den 1 5. und 19. Juli, den 2., 16. und 30. August, den 13. und 27. September, den 11. und 25. Oktober,
nach Ankunft
28. Juni, den 12. und 26. Juli, den 9. und 23. August, den 6. und 20. September, den 4. und 18. HOlktober.
Passagegeld: I. Platz 62 Rthlr., II. Platz 40 Rthlr., III. Platz 23 i Rthlr. In diesen Beträgen sind die Kosten fur die Bekösti⸗ gung, mit Ausnahme des Weines, einbegriffen. Kinder unter 12 Jahren zahlen die Hälfte. Ein Wagen mit 4 Rädern 50 Rthlr., mit 2 Rädern 25 Rthlr., ein Pferd 50 Rthlr., ein Hund 52½ Rthlr. preußisch Courant. Güter und Kontanten werden gegen billige Fracht befördert. Berlin, den
27
Mai 1851. General⸗Post⸗Amt. Schmückert.
Angekommen: Se. Durchlaucht der Fürst zu Sayn⸗ Wittgenstein⸗Hohenstein, von Braunschweig. Se. Durchlaucht der Fürst Otto von Schönburg⸗Wal⸗ enburg, von Waldenburg. Der Fürst von Pückler⸗Muskau, von Dresden. Der General⸗Major und Inspecteur der 2ten Ingenieur⸗In⸗ pection, From, von Breslau. Der General⸗Major und Commandeur der 7ten Landwehr⸗
Uichtamtlicher Thei Deutschland.
“ 16. 8 . 1“ Oesterreich. Wien, 26. Mai. Herr von Baumgartner
hat beretits die Leitung seines Ministeriums übernommen. Als vdie Ministerial⸗Beamten ihm sectionsweise ihre Aufwartung machten, gab er ihnen, dem Lloyd zufolge, mit besonderer Ausdrücklichkeit die Versicherung, daß das System seines Vorgängers auch das sei⸗ nige sei, und daß er auf der gegebenen Basis überall foöͤrtbauen werde. Herr von Bruck wird sich im Laufe von etwa vierzehn Ta⸗ gen nach London begeben und wird dann seinen Aufenthalt als Privatmann in Triest nehmen. Gestern besuchte ihn der Feldmar⸗ schall Graf Radetzky. Heute sah man den Präsidenten des Reichs⸗ raths und andere hochstehende Männer in der Wohnung des bis⸗ herigen Handels⸗Ministers. Im Constit. Blatt a. B. liest man: Der Rücktritt des Handels⸗Ministers, Freiherrn von Bruck, bildet das ausschließliche Tagesgespräch. Schon lange hat kein Ereigniß eine so allgemeine Ueberraschung in allen Kreisen der Gesellschaft hervorgebracht, als dieses; so plötzlich, so unerwartet, so unvor⸗ bereitet ist es gekommen. Sonst pflegten jedem Ministerwechsel Gerüchte voranzueilen, die, erst dunkel, allmälig einen immer be⸗ stimmteren Charakter annahmen. Diesmal hat die Thatsache selbst jedes Gerücht überholt. Noch am 23sten Vormittags hatte man keine Ahnung davon; erst Nachmittag begann ein Gerücht sich zu erheben, das schnell zur Gewißheit wurde, indem gegen Abend be⸗ reeits das Kaiserliche Handbillet herablangte. Es ist vielfach vie Meinung verbreitet, daß der neue Zolltarifs⸗Entwurf die Veranlassung zum Rücktritt des Herrn von Bruck gegeben habe. Dem ist jedoch nicht so. Ueber den Tarif in seiner revidirten Gestalt haben noch gar keine Diskussionen, weder im Ministerrathe, noch im Reichsrathe statt⸗ gefunden. Der Grund von des gewesenen Handelsministers plötz⸗ lichem Rücktritte liegt vielmehr in den eben schwebenden Finanz berathungen. Von unterrichteter Seite hört man folgendes Nähere darüber. Herr von Bruck hatte vom Anfange an zu jener vom Finanzminister bekämpften Seite gehört, welche die Ergreifung energischer und durchgreifender Maßregeln zur Herstellung der Valuta für nothwendig erklärte. Er hatte die Maßre⸗ geln, welche durch das zu Ende der vorletzten Woche publi⸗ zirte Finanz⸗Patent angeordnet wurden, für unzulänglich gehalten und drang auf neue, kräftigere Beschlüsse, die durch ein sofort zu veröffentlichendes neues Patent kundgemacht werden sollten. Dienstag fand eine Berathung in dieser Angelegenheit statt, wel⸗ cher nebst sämmtlichen Ministern auch der Reichsraths⸗Präsident Freiherr von Kübeck beiwohnte. Die Anträge, welche Herr von Bruck stellte, wurden sowohl von diesem als von dem Finanz⸗Mi⸗ nister auf das entschiedenste bekämpft und blieben, als es zur Ab⸗ stimmung kam, in Minorität. Es scheint nicht, daß Herr von Bruck schon damals die Absicht hatte, durch diese Niederlage im Minister⸗Rath sich zu einer Resignation auf sein Portefeuille be⸗ stimmen zu lassen; wenigstens deutete nichts darauf hin. Allein bereits am folgenden Tage reichte er nach einer Be⸗ prechung, die er mit dem Minister⸗Präsidenten hatte, sein Rücktrittsgesuch ein, und dieses fand eine unerwartet rasche Erledi⸗ gung. Se. Majestät unterschrieben die Handbillets an die Herren
er, und die
Platz III. Platz 3 Rthlr. und zwischen II. Platz 3 Rthlr. Kinder und e Modera⸗ für billige
712
von Bruck und Baumgartner, eben im Begriffe abzureisen. Freunde
wie Gegner der Bruckschen Maßregeln sind einig in der Ueberzeu⸗
gung, daß mit ihm eine Kapazität ersten Ranges aus dem Rathe der Krone, aus dem Staatsdienste scheide. Selbst die am heftig⸗ sten gegen seine Handelspolitik angekämpft, gestehen es zu, daß er einen genialen Geist, wie Wenige, besitzt und von einem wahr⸗ haft redlichen und energischen Wollen beseelt war. Wir selbst waren nicht blind gegen so manche verfehlte Schritte, die vom abgetretenen Minister geschahen; allein wir haben nie seine glänzende Befähigung, sein schöpferisches Talent, das so kühne und so wohlthätige Reformen im Bereiche seiner Wirksamkeit her⸗ vorbrachte, verkannt. Und diese Ueberzeugung ist so allgemein, daß die Nachricht seines Rücktrittes auf die Bevölkerung der ganzen Stadt einen sehr deprimirenden Eindruck gemacht hat. In der That, Herr von Baumgartner ist um seiner neuen Stellung willen nicht zu beneiden. Ein so erfahrungsreicher und tüchtiger Verwal⸗ tungschefs er auch unbestreitbar ist, als Nachfolger eines so emi⸗ nenten Geistes, der durch seine Leistungen die Bevölkerung Oester⸗ reichs gewissermaßen berechtigte, die weitgehendsten Ansprüche auf die Wirksamkeit des Handels⸗Ministeriums zu machen, wird er keinen leichten Stand haben.“
„Der Prager Zeitung schreibt man: „In neuester Zeit härt man wieder das Gerücht auftauchen, daß an der französischen Gränze eine bedeutende Truppenmacht seitens der deutschen Regie rungen werde aufgestellt werden, um gegen alle kommenden Even tualitäten gesichert zu sein; so viel uns von dieser Sache bekannt ist, dürfte dieselbe bis jetzt noch der Bestätigung bedürfen, wenig⸗ stens hat die österreichische Regierung noch keine Schritte gemacht, welche auf einen solchen Beschluß hindeuten könnten. Uebrigens ist auch viese ganze Angelegenheit lediglich Sache des Bundes und kann nur durch einen vollständigen Beschluß desselben nach dieser oder jener Seite hin entschieden werden.“
Im Kronlande Ungarn sollen, dem Wanderer zufolge, sechs Anstalten zus Bildung von Lehrern errichtet werden. In Preßburg und in Pesth werden Lehrer für Haupt⸗ und Landschulen, an den übrigen geeigneten Orten aber nur solche für Landschulen gebildet werden.
Meyerbeer ist auf seiner Durchreise nach Berlin vorgestern Abends hier eingetroffen und setzt morgen seine Reise fort.
Wien, 27. Mai. Der Lloyd berichtet, zum Theil nach der L. Z. C. „Die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Ni⸗ kolaus in Olmütz wird am 29sten d. M. erwartet. In Be⸗ gleitung des Kaisers befindet sich der Fürst Paskewitsch. Der Auf⸗ enthalt des Czaren dürfte nicht länger als zwei Tage dauern. Cine Ehren⸗Compagnie begiebt sich von Olmütz nach der Gränze, um daselbst den hohen Gast zu empfangen. Die erzbischöfliche Burg ist durch Herbeischaffung von prächtigem Ameublement aus der K. K. Hofburg auf das glänzendste eingerichtet; im Marmor— saale wurde ein aus Wien herbeigeschaffter Thron errichtet. Ge⸗ stern wurde wieder mit großer Bestimmtheit davon gesprochen, daß die Truppen⸗Manöver nicht in der Umgebung von Olmütz, son⸗ dern bei Wien stattfinden sollen. Der Kaiserl. russische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf von Meyendorf, wird am 2. Juni, veon der Reise an das Hoflager seines Kaisers nach Warschau, zurück erwartet. Feldzeugmeister Freiherr von Haynau ist vorgestern nach Olmütz abgereist. Der Kaiserlich russische Staatsrath von Saloo⸗ mon ist vorgestern aus St. Petersburg hier eingetroffen. Der Tag der Abreise des Herrn Minister⸗Präsidenten Fursten von Schwar⸗ zenberg nach Olmütz ist noch nicht festgesetzt. Man glaubt aber, daß Herr von Schwarzenberg die Residenz morgen verlassen werde, um seinem Monarchen in das Hoflager nach Olmütz zu solgen. Der Herr Landes⸗Militair⸗Kommandant Graf von Schaafgotsche ist nach Olmütz abgereist. Die hier anwesenden Generale machten vorgestern dem Herrn Feldmarschall Grafen Radetzky ihre Aufwar⸗ lung. Der Marschall wird bei Hofe mit großer Auszeichnung be⸗ handelt und genießt die Ehre, täglich an der Hoftafel zu speisen. Der Herr Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur von Siebenhürgen, Karl Fürst von Schwarzenberg, ist über Gänserndorf nach Olmütz gereist.“
Der Prager Zeitung wird geschrieben: „Das Gerücht, wel⸗ ches in neuester Zeit über den Rücktritt des Grafen Radetzky zir⸗ kulirt und nach welchem derselben in kurzer Zeit in den Ruhestand treten soll, dürfte sich nicht bestätigen. Zwar hat der Marschall bereits zu wiederholtenmalen den Wunsch geäußert, es möge ihm vergönnt sein, den Rest seines Lebens in stiller Zurückgezogenheit zuzubringen, allein ein eigenes Entlassungsgesuch hat er bis jetzt an Se. Majestät noch nicht gerichtet. Der Graf ist zuviel mit den italienischen Zuständen vertraut, als daß er nicht davon überzeugt sein sollte, daß seine Anwesenheit in Mailand wenigstens für jetzt noch ein dringendes Bedürfniß ist. Die Unterhandlungen, in welchen der Marschall wegen des Ankaufs eines Guts in der Umgebung der Stadt Görz seit längerer Zeit steht, haben einen anderen Zweck, als den das Gerücht ihnen zugeschrieben, wie es denn auch gewiß ist, daß der greise Feldherr, wenn er sich wirklich von den Staats⸗ Geschäften zurückziehen will, seinen Aufenthalt in einer Staͤdt Mäh⸗ rens nehmen wird, und man bezeichnet als solche die Stadt Olmütz, für die er seit jeher eine besondere Vorliebe an den Tag gelegt, wovon die Antwort den besten Beweis liefert, welche er der olmützer Oeputation bei Gelegenheit der Ueberreichung des Ehrendiploms gegeben, und in der er darauf hingedeutet, wie er hoffe, in ihrer Mitte seine Tage beschließen zu können.“
Die L. Z. C. schreibt: „Als verläßlich wird mitgetheilt, daß der neue Handels⸗Minister, Herr von Baumgarten, sich mit den Prinzipien des im Entwurfe vollendeten Zolltarifs einverstanden erklärt, doch dabei die Absicht ausgesprochen habe, daß die einzel nen Sätze nur theilweise und erst nach Erledigung der Douanen⸗ und Valutenfragen ins Leben gerufen werden können.“
Das Kriegsministerium hat abermals die Herabsetzung des Standes bei mehreren Batterieen und den Verkauf der dadurch überzählig werdenden diensttauglichen leichten und schweren Artil⸗ leriepferde angeordnet, aber auch gestattet, diese Pferde an Land wirthe, welche dieselben unter den bestehenden Bedingungen entwe⸗ der gegen seinerzeitige Beistellung anderer diensttauglicher Pferde oder gegen ratenweise Bezahlung übernehmen wollen, zu überlassen. Die Anzahl der in den verschiedenen Kronländern zu veräußernden Pferde wird durch die Amtsblätter bekannt gemacht werden.
In Ungarn werden fortwährend große Güterverkäufe gemacht. Die im vespriner Komitate gelegene dem Grafen Felix von Zichy⸗ Ferraris gehörige Herrschaft Nagy⸗Kasony ist so eben für die Summe von 625,000 Fl. C.⸗M. an das hiesige Großhandlungs⸗ haus Todesco verkauft worden. 8
Dem Lloyd zufolge, ist die Selbstständigkeit der romanischen Kirche, eben so wie die Trennung der Kirchen⸗Oberhäupter der ro⸗ manischen und serbischen Kirche, nicht gewährt worden, wie dies von den romanischen Bischöfen beantragt war.
Graf Sandor ist in Prag gestorben.
Olmütz, 26. Mai. (Lloyd.) Die am Tage der Ankunft Sr. Majestät angesagte Illumination der Stadt fiel prächtig aus;
durch die hellbeleuchteten Straßen und vorzüglichsten Orte der Stade und wurde überall vom Volke mit Freudenbezeugungen begrüßt. Zur Seite Sr. Majestät ritt der Herr Staithalter Graf Lazansky. dem der Kreis⸗Präsident und mehrere hochansehnliche Militairs folg ten. Gestern um 10 Uhr Morgens wurden sämmtliche Beamten umd die Repräsentanten der Gemeinde von Sr. Maj. zur Audienz zuge⸗ lassen; sie wurden von dem Herrn Statthalter Sr. Majestät vorgestell, welcher sich über die Verhältnisse einer jeden Sphäre des Beamtenstan⸗ des, über die Menge der Geschäfte erkundigte und Jedem elwas Verbindliches zu sagen wußte; namentlich trug Se. Majestät ein großes Interesse, sich über die Angelegenheiten unserer Gemeinde zu er⸗
kundigen und den Stand der Verhältnisse zur Kenntniß zu nehmen
bei welcher Gelegenheit er auch die Loyalität der Bewohner un⸗ serer Stadt hervorzuheben nicht unterließ. Heute war auf der
nimlauer Haide großes Manöver mit allen in der Umgebung statie⸗
nirten Truppenkörpern, wobei Se. Majestaͤt die Leitung aller Evo⸗
lutionen selbst übernahm. Se. Majestät wird, wie man uns ver⸗ V sichert, hier in Olmütz die Ankunft des russischen Kaisers abwarten und zum Empfang desselben seinen General⸗Adjntanten an die Gränze beordern. Der Tag des Eintreffens der fremda Fürsten ist auf Mittwoch angesagt, an welchem Tage bei prächtiger Schmückung der Häuser die Buden nach einen Beschlusse des Handels⸗Gremiums geschlossen werden sollen.
Da an diesem und den folgenden Tagen viel Wagenfahr⸗ ten gemacht werden dürften, so erließ unser Gemeinderath bis auf weitere Bestimmung eine Fiaker⸗Taxe. Folgendes ist die so eben erschienene Liste aller bereits in Olmütz angekommenen Militairs:
1 V
General-Adjutant Graf Grünne; kommandirender Feldzeugmeister
Schlick; Kommandaut der ersten Armee, General der Kavallerm Graf Wratislaw; Minister des Acußern, Feldmarschall⸗Lieutenan Fuürst Schwarzenberg; Minister des Krieges, Feldmarschall⸗Lieute nant Freiherr Csorich; Genie⸗Direkton Feldmarschall⸗Lieutenant Graf Caboga; Fldmarschall⸗Lieutenant Freiherr Kempen. Divisto naire: Fürst Taxis, Graf Thun, Baron Boineburg, Graf Salis von Schlitter, Ponert; Baron Gablenz, Oberst des Generalstabes, Baron Reichard, Oberst des mährischen Gendarmerie⸗Regiments; Bearon Keller, Furst Liechtenstein, Graf Wrbna, Graf Odonell und Graf Wewer, Flügel⸗Adjntanten Sr. Majestät.
(C VW. a. S.ö.
'
Prag, 27. Mai. Gestern Abends ist Se
Heute Morgens ist Prinz Albert von Sachsen von Dresden
Olmütz durchgereist.
nach
““
5 ʒ M 8 929 M 1 8
Bayern. München, 23. Mai. (A. Z.) In der heu tigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde folgende An⸗ sfrage des Fürste n von Wallerstein beantwortet: 1) Ist das Verlags⸗ kapital zu 6,940,668 Fl. noch vollständig vorhanden? Wenn „Nein“ welcher Betrag existirt effektiv, wo und in welcher Weise ist das vorhandene Verlagskapital hinterlegt? 2) Sind die Aktivkapitalien zu 10,186,309 Fl. noch vollständig, und zwar in dem früheren un⸗ kelasteten Zustand und in der früheren Verfugbarkeit vorhanden Wenn „Nrein“, welche Aenderungen hat der ministeriell nachgewie sene Stand vom letzten September 1849 erfahren? 3) Waltet gleichen Fall ob bezüglich der Staatsrealitäten⸗Kaufschillinge? 4) Wieviel ist seit 1848 an Staatsgefälls⸗Ablösungsschillingen, einschließlich der dop pelten Handlöhne, Leibrechtsgelder und sonstigen Besitzänderungs abgaben, eingegangen; wieviel vavon wurde auf Grund der Rewilli gung der beiden Kammern den votirten Anlehen zugewendet, ist der Ueberrest effektiv vorhanden, und in welcher Weise ist derselbe hin
Kaiserl. Hoheit Erzherzog Leopold von Wien hier angekommen.
Dampf⸗Korvette
terlegt? 5) Wie stellt sich mindestens nach den verschiedenen Budget⸗ Kapiteln der provisorische Rechnungsabschluß für 1849—507 6) Welche außerordentliche, d. h. in dem Budget nicht vorhergesehene Ausgaben wurden bisher für 1850 vekretirt? Die Beantwortung durch den Ministerial⸗Kommissar Wanner war, wie sich bei einer Frage, welche sich über einen großen Theil der Finan⸗⸗Verwaltung erstreckt, von selbst versteht, sehr ausführlich. Die erste Frage wird nach einer längeren Ausetnandersetzung mit Ja beantworlet. „Daß ein Theil des Verlags⸗Kapitals in Effekten vorhanden ist, liegt in der Natur der Sache. Die Rechnung von 1848—49 schließt neben der Ausweisung des Verlags⸗Kapitals mit einem Aktivrest, welcher mit ersterem auf das Jahr 1849—50 übergeht. Auf die Frage, wo das Verlagskapital hinterlegt ist, kann ich aus der Natur der Dinge nur antworten: es liegt in allen Staatskassen, theils in Baarschaft theils in Ausgabe⸗Papieren und geleisteten Zahlungen, was auch nicht anders sein kann, wenn das Verlagskapitat seiner Bestimmung dienen soll. Denn wenn wir es immer baar in den Kassen hätten, so bedürften wir es nicht.“ Zu 2) Die Staats⸗Aktivkapitalien sind zur Zeit noch in derselben Summe vorhanden, mit alleiniger Ausnahme der darunter begriffenen 800,000 Fl. Actien⸗Antheil des Staats an der pfälzischen Ludwigs⸗Eisenbahn, über welche seitdem gesetzlich verfügt worden ist, theils durch Verwendung für die an den Handelsplatz Ludwigshafen a. R. geleistete Entschädigung im Betrage von 282,200 Fl., theils durch Bezahlung der außerordentlichen Budget ⸗Ausgaben gemäß dem Finanzgesetz von 25. Juli 1850. Zu 3) Die Realitäten⸗Kanufschillinge gelder bis zum Schluß des Jahres 1848,/49 sind in dem bisher bekannten Bestand bei der Staatsschulden-Tilgungs⸗Anstalt ange legt, die seitdem sich ergebenden Anfälle werden nach den gesetzlichen Bestimmungen verwendet. Zu 4) Diese Kaufschillinge bis zum Jahre 1848 sind noch in demselben Zustande der Verfügbarkeit und in derselben Beschaffenheit vorhanden, und die seitdem ein gegangenen Erträgnisse sind zum Theil bereits ihrer gesetzlichen Bestimmung zugewendet; der vorhandene Rest sieht demnächst sei ner Bestimmung entgegen. Zu 5) Wegen der spaͤten Bewil⸗ ligung des Budgets⸗ und Finanzgesetzes der beiden ersten Jahre der sechsten Finanzperiode und anderweitiger dringender Arbeiten z. B. Fatirung der Einkommensteuer und dergl., konnte der pro visorische Rechnungs⸗Abschluß für das Jahr 1849—50 noch nicht stattfinden. Zu 6) Weder für 1849 — 50, noch im Laufe der bereits verflossenen Zeit des Jahres 1850 — 51 sind von Seiten des Finanz⸗Ministeriums andere Anweisungen und außergewöhn liche Ausgaben⸗Verfügungen getroffen worden, als welche sich aus dem genehmigten Budget und aus den durch das Finanzgesetz be⸗ zeichneten und im Vollzug desselben liegenden Anweisungen ergeben haben. — In Beziehung auf die Ausgaben für die kurhessische Ex pedition bemerkte der Königliche Kommissär; „Was die Anweisun gen für das Militair anlangt, welche der Herr Interpellationsstel⸗ ler vorzugsweise im Auge zu haben scheint, so haben auch hierin bis jetzt außerordentliche Anweisungen und Vorschußleistungen von Seiten des Staats⸗Ministeriums nicht stattgefunden. Allerdings haben die jüngsten militairischen Rüstungen und die Aufstellung des Heeres an der Gränze und in Kurhessen einen außerordent⸗ lichen Aufwand verursacht. Das Königliche Kriegs⸗Ministerium hat jedoch denselben einstweilen aus den früheren Anlehns⸗ und den laufenden Militair⸗Budgetbeträgen und unter vorläufiger Zu⸗ rückstellung anderer, weniger dringenden Ausgaben bestritten, und es wird darüber seiner Zeit die erforderlichen Nachweisungen ge⸗
Se. Majestät, von dem Bürgermeister ehrerbietigst eingeladen, fuhr
ben und wegen Wiederersatz die betreffenden Postulate einbringen.“
den 30sten d. M. hierher einberufen worden.
(Dresd. Journ.) Se.
en. Dresden, 27. Mai. n Sachse Olmütz
Königl. Hoheit der Prinz Albert ist gestern Abend nach gereist.
Leipzig, 28. Mai. Die Leipziger Ztg. enthält das fol⸗ gende Gesetz, die Aufhebung der zu Publication der deutschen Grundrechte ergangenen Verordnung vom 2. März 1849 betreffend,
1 12. Mai 1851:
8n. Wir Friedrich Au gust, von Gottes Gnaden, König von Sach⸗ sen ꝛc. ꝛc. ꝛc., verordnen, unter Zustimmung Unserer getreuen Stände, wie folgt: — 8 8
§. 1. Die im Einverständnisse mit den Kammern erlassene Verordnung vom 2. März 1819, die Publication des Reichsgesetzes über die Grundrechte des deutschen Volkes betreffend, wird hier⸗ durch aufgehoben.
§. 2. Die in Folge der bereite begründeten Privatrechte sprochene Aufhebung der Verordnung vom berührt. “ 4 1“ 8
§. 3. Hinsichtlich der Strafe der körperlichen Züchtigung, so wie hinsichtlich der Verhältnisse verjenigen Juden, welche sächsische Unterthanen sind, bewendet es zur Zeit und, was die be⸗ trifft, bis zu einer allgemeinen gesetzlichen Regulirung der Verhält⸗ nisse derselben, bei dem, was in der Ausführungs⸗Verorduung vom 20. April 1849, §. IV. und VI. geordnet und verfügt worden ist. Es wird jedoch überdies auch die Bestimmung von §. 36 unter 0 des Militair⸗Strafgesetzbuches vom 5. April 1838 außer Wirksam⸗ keit gesetzt.
Dagegen durch §. 3 dieses Gesetzes aufrecht erhalten wird, cation des letzteren außer Kraft.
§. 4. Unsere Ministerien, ein jedes derselben innerhalb seines Geschäftsbereichs, sind mit der Ausführung dieses Gesetzes beauf⸗ tragt. 1 8
v Urkundlich haben Wir dasselbe eigenhändig vollzogen und Un⸗ ser Königliches Siegel beidrucken lassen.
Gegeben zu Dresden, den 12. Mai 1851. gust. Richard Freiherr von Friesen.
Bremerhaven, 18. Mai. (N. C.) Die deutsche Bekanntmachung erlaßen: und Verwaltungsbehörden
Publication der Grundrechte bis jetzt bleiben durch die im §. 1 ausge⸗ 2. März 1849 un-⸗
tritt die nurerwähnte Verordnung, soweit sie nicht mit der Publi⸗
Friedrich Au⸗
Hannover. Marine⸗Intendantur hat heute folgende „Alle diejenigen, welche an die Kassen d der bis zu Anfang des Jahres 1849 unter der Benennung Elb⸗Ge⸗ schwader und seitdem im erweiterten Umfange der Nordsee⸗Flottille bestandenen deutschen Kriegs⸗Marine, namentlich: 1) an die Segel⸗ Fregatte „Deutschland“, 2) an die Segel⸗ G „Eckernförde“,
3) an die Dampf⸗Fregatte „Hansa“, 4) an die Dampf⸗Fregatte
„Erzherzog Johann, 5) an die Dampf⸗Fregatle „Barbarossa“, 6) an die Dampf⸗Korvette „Der
kön. Ernst August“, 7) an die Dampf⸗Korvette „Greßherzog von Oldenburg“, 8) an die Dampf⸗Korvetie „Frankfurt“, 9) an die Dampf Korvette „Hamburg“, 10) an die Dampf⸗Korvette „Lübeck“, 11) an die Bremen“, 12) an das Marinier⸗Corps, 13) an die
7⁷7 Verwaltung der Seezeugmeisterei für die Nordseeküste, 14) an die von derselben ressortirende Verwaltung der Kanonenböte, ingleichen 15) an die Arsenal⸗, Magazin⸗ und Material⸗Verwaltung und 46) an die Medizinal⸗ und Lazareth⸗Verwaltung aus den Jahren 1848, 1849 und 1850 Forderungen aus irgend einem Rechtsgrunde er⸗ heoben zu können vermeinen, werden hierdurch aufgefordert, ühre diesfälligen Ansprüche unverzögert und spätestens bis zum 15. Juli d. J. unter Vorlegung der nöthigen, für ihre Forderung sprechen⸗ den Beweismittel bei der unterzeichneten Intendantur anzumelden, widrigenfalls sie sich die aus der Nichtanmeldung entstehenden Nach⸗
theile selbst beizumessen haben.“”
8 * , 11 —g Stuttgart, 24. Mai. (Fr. J.) Gestern
22 8 Württemberg. — ai. (Fr.- Bayern, der jüngste Bruder der
hier eingetroffen und im
Abend ist Prinz Adalbert von Könige von Bayern und Griechenland, hier ei 1 Hotel Marquardt abgestiegen, wo ihm die höchsten Herrschaften, namentlich der Kronprinz und Prinz Friedrich Besuche abstatteten. Niederlande ist gestern Nachmittag Friedrichshafen hier
Ihre Majestät die Königin der N.
mittelst eines Extrazuges der Eisenbahn von
angelangt, wird sich aber schon in wenigen Tagen nach Baden be⸗ geben. Die erste Abtheilung des Ficklerschen Aufruhr⸗ und Hochverraths⸗Prozesses soll nun im Monat Juli vor einer außer⸗ ordentlichen Schwurgerichts⸗Sitzung in Ludwigsburg zur Verhand⸗ lung kommen, die wahrscheinlich bis in den Oktober herein währen wird, Wie neulich Bankiser von Pforzheim vom Hohenasperg ge⸗ gen eine Caution von 5000 Fl. entlassen wurde, so nun auch der ebenfalls vor vas Schwurgerlcht verwiesene Schatz aus Riedlingen gegen eine Cantion von 600 Fl. Schatz ist nicht bei den riedlin ger Scenen betheiligt, sondern nach der Auklage Akte wegen seiner Betheiligung am badischen Aufstand. Als Vertheidiger in diesem Riesenprozeß nennt man bis jetzt die Rechtskonsulenten Schoder, Tafel und Hesterlen, die bereits zum größten Theile schon die Ak⸗ jen der Kategorie von Angeklagten, die sie übernehmen, eingesehen haben.
Braunschweig. Braunschweig, 24. Mai. (L. Ztg.) Das Ministerium hat der Kammer eine wichtige Vorlage gemacht, einen Gesetzentwurf nämlich, durch welchen die bisherige Kompetenz der Schwurgerichtshöfe verringert, die der Kreisgerichte dagegen erweitert wird. Den Schwurgerichten waren nach dem Justiz⸗Or⸗ ganisationsgesetz vom 21. August 1849, außer bestimmten, besonders aufgeführten Verbrechen, insbesondere allen Preßvergehen, die von Amts wegen zu verfolgen sind, diejenigen Verbrechen überwiesen, welche im höchsten Maße mit einer härteren Freiheitsstrafe als dreijährigem Gefängniß oder cinjähriger Zwangsarbeit oder mit Dienstentsetzung oder Dienstentlassung bedroht sind. Nach dem irsprünglichen Regierungs ⸗ Entwurfe war dreijähriges Ge⸗ fängniß oͤder zweijährige Zwangsarbeit als Gränze der richterlichen Kompetenz vorgeschlagen, auf die Anträge der Abgeordneten ⸗ Versammlung indeß die jetzige Bestimmung in das Gesetz aufgenommen. Um nun aber die Ge⸗ schworenen nicht zu sehr zu belästigen und der Staatskasse einen unverhältnißmäßigen Aufwand aufzuerlegen, hat die Regierung die Kompetenz der Schwurgerichte zu ermäßigen vorgeschlagen, und beantragt sie zu dem Ende, die kreisgerichtliche Kompetenz bis auf fünf Jahre Gefängniß oder Zwangsarbeit auszudehnen; außerdem sollen auch die in §. 8 der Gerichts⸗Verfassung besonders aufge⸗ führten Verbrechen, wohin jedoch nicht die eigentlichen politischen oder Preßverbrechen gehören, namentlich Auflauf, Widersetzlichkeit gegen obere Beamte, Beleidigung der Landesregierung und oberen Beamten, ebenfalls der Kompetenz der Schwurgerichte ent⸗ zogen werden.
Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Die Mitglieder der hiesigen, seit Abgeordneten⸗Versammlung sind durch
Gotha, 25. Mai. (L. Ztg.) Ende August v. J. vertagten Ministerial⸗Ausschreiben auf Veranlassung hierzu
die B dresdener Konferenzen gegeben
hat vorzüglich digung d
““ — da das Staats⸗Ministerium das Resultat derselben dem Landtage mitzutheilen gedenkt. Eben so wird der neue Militair⸗Etat für die zwei noch übrigen Jahre der Finanz⸗Periode einen Theil der mini⸗ steriellen Vorlagen bilden.
Sachsen Meiningen. Meiningen, 25. Mai⸗ (O. P. A. Ztg.) Gestern wurde zufolge eines bestehenden, die Feststellung der Veizinsung und Tilgung der Staatsschuld betreffenden Gesetzes die Ergebnisse der Rechnung der Staatsschulden⸗Tilgungs⸗Kasse vom 1. April 1849 bis April 1850 im Regierungsblatt mit⸗ getheilt. Der Schuldenstand zu Ende des März 1849 ergab die Summe von 4,317,198 Fl. 35½ Kr.; zu Ende des März 1850 hatte sich diese Summe bis auf 4,477,291 Fl. 20 ½ Kr.; also um 160,092 Fl. 45 ¼ Kr. erhöht. Da jedoch dabei für 492,796 Fl. 30 Kr. Kassen⸗Anweisungen mit einbegriffen sind, so bietet sich das erfreuliche Ergebniß, daß die verzinsliche Schuld im Etatsjahre 1849 — 50 um 332,703 Fl. 44 Kr. sich vermindert hat.
Hamburg. Hamburg, 27. Mai. (B. H.) Der Senat hat dem zum Königlich dänischen Geuneral⸗ Konsul hierselbst ernann⸗ ten Herrn Hendrik Pontoppidan das Exequatur ertheilt und Herrn H. Schack Sommer als Königlich dänischen Vice⸗Konsul aner⸗ kannt.
Musland.
Fraukreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 26. Mai. Es werden gegen zwanzig Petitionen und Berichte, die entweder die Verfassungs⸗Reviston schlechtweg verlangen (dies sind die meisten), der die schleunige Revision, oder die gesetzliche Revision, oder die Revision mit besonderem Hinblick auf die Wie⸗ dererwählbarkeit des Präsidenten der Republik. Von Mitgliedern der Linken werden drei Petitionen gegen das Gesetz vom 31. Mai niedergelegt. Hierauf wird die zweite Berathung des National⸗ garden⸗Gesetzes, zweiter Abschnitt: „Von der Organisation“, wie⸗ der aufgenommen. Der Haupt⸗Artikel heißt: „Die Nationalgarde besteht mit folgenden Ausnahmen aus allen Franzosen, die 21 Jahre alt sind.“ Da diese Ausnahmen zahlreich sind und den dem Wahl⸗ gesetz vom 31. Mai entspringenden Ausnahmen entsprechen, so stellt Gavini ein Amendement gegen diese Ausnahmen und spricht da⸗ bei im Vorbeigehen auch gegen das Gesetz vom 31. Mai. Aber seine Bemühungen haben keinen Erfolg, und die obigen Bestim⸗ mungen mit den Ausnahme⸗Kategorieen werden mit bedeutender Majorität angenommen. Es folgt nun eine der wichtigsten und meist bestrittenen Bestimmungen des ganzen Gesetzes: die Scheidung der Nationalgarde in ein aktives Corps, das allein den Dienst ver⸗ sieht, an Musterungen Theil nimmt und so weiter, und in eine Reserve, die nur unter außerordentlichen Umständen durch einen Beschluß des Präfekten in die Waffen gerufen werden kann. Zu jenem sollen nach dem Regierungs⸗ und Ausschuß⸗Entwurf nur die seit wenigstens einem Jahre in der Gemeinde an⸗ sässigen Bürger gehören; in diese sollen aber nicht nur die weniger als ein Jahr A’ sässigen, sondern auch alle diejenigen eingereiht
werden, für welche der gewöhnliche Dienst eine zu beschwerliche Last wäre; außerdem die Dienstboten. Das Comité, vas darüber zu entscheiden haben wird, soll vom Unterpräfekten ausgewählt wer⸗ den. Die Anstrengungen der Linken sind auf Abschaffung dieser Scheidung gerichtet, und Baudin schlägt ein Amendement in die⸗ sem Sinne vor, das jedoch mit 423 gegen 193 Stimmen verwor⸗ fen wird. Pascal Duprat hat durch ein Amendement vorgeschlagen, anstatt die Dürftigen durch ein von den Be⸗ hörden ernanntes Comité ausscheiden zu lassen, jedem Bürger das Recht zu ertheilen, die Befreiung vom Dienste in der Ratio⸗ nalgarde, sobald er nachweist, daß derselbe ihm eine zu große Last sein würde, selbst zu verlangen. Victor Hennequinunterstützt dieses Amendement, damit es nicht geschehe, daß die National⸗Garde eine
Art Bourgeoisie⸗Garde und dann vielleicht mit der Zeit eine Kö⸗ nigs⸗Garde werde.
Dabet weist der Redner die terroristischen Ge⸗ sinnungen, die in einer vorigen Sitzung der Linken
zugeschrieben worden, zurück. Er wolle, sagt er, auch nicht einmal Robespierre's Theorie, daß die National⸗Garde zum Gegengewicht gegen die Armee vdienen solle, gelten lassen, und bezeichnet als ihren Zweck, nicht die Armee zu bekämpfen, sondern sie aufzuklären. (Jronische Bewegung auf der Rechten.) Der Ausschuß⸗Berichterstatter de Riancey bleibt dabel, daß die von der Linken der National⸗ Garde zugeschriebene Rolle nur den Bürgerkrieg gebären könne, und erinnert daran, wie Robespierre's National⸗Garde zuletzt zu den be⸗ waffneten Sectionen geführt habe, die um das Schassot Lud⸗ wig's XVI. die schaurigen Trommelwirbel geschlagen. Die in Rede stehende Bestimmung des Nationalgarden⸗Gesetzes sei⸗ lediglich im Interesse der Armuth abgefaßt, und noch dazu auf die schonendste Weise, indem ihr vas peinliche Blosstellen ihrer selbst erspart wer⸗ den solle. Jules Favre hält die Aufertigung der Listen der Na⸗ tionalgarde durch ein vom Unterpräfekten ernanntes Comité für so wichtig, daß er ausruft: „Gebt mir die Ernennung der Unter⸗ präfekten, und ich lasse euch das ganze Gesetz!“ Die Rede Jules Favre's, mit vielem Beifall von der Linken gehört, wird durch Vatimesnil beantwortet, der besonders hervorhebt, daß das Recht auf den Wahlstimmzettel keinesweges das Recht auf eine Flinte in sich schließe. Das Amendement Pascal Duprat's wird mit 391 Stimmen gegen 231 verworfen und darauf die Sitzung aufgehoben.
Der Präsident der Republik hat Sonn⸗ und des Maire des 7ten der Rue Croix
Paris, 26. Mai. abends in Begleitung seines Adjutanten Arrondissements das große Fabrik⸗ Etablissement in de la Bretonnnerie besichtigt.
Dupin ist von einer Reise nach Brüssel wi 1 Er wurde daselbst von der Königin Amalie, Wittwe Ludwig Phi⸗ lipp's, dem Herzoge und der Herzogin von Nempurs empfangen, und speiste mit denselben bei König. Leopold im Schlosse Laeken.
Die französische Regierung hat Depeschen aus Lissabon erhal⸗ ten, denen zufolge die beabsichtigte längere Reise des Gemahls der Königin nach Deutschland eine Erfindung ist.
Gestern fand auf Odilon Barrot's Landsitze bei Bougival eine Konferenz zwischen zehn Mitgliedern des Tiers⸗Parti statt. Zweck der Konferenz war, sich über ein Kabinet zu verständigen, in welches Odilon Barrot, Victor Lefranc, Quentin Bauchard und Bixio eintreten würden. Programm des Kabinets wäre Revision des neuen Wahlgesetzes.
Die Kommission für Moulin's und Morin's Anträge in Be⸗ zug auf Behandlung der Verfassungs⸗Revisionsvorschläge hat deren Berücksichtigung beschlossen und Moulin zum Berichterstatter er⸗ nannt. Der Gemeinde⸗Rath von Marseille hat sich mit 19 gegen 3 Stimmen für Verfassungs⸗Revision ausgesprochen. Der Partei⸗ Verein der Rue des Pyramides hat neuerdings nicht, wie bereits amendementsweise beschlossen war, partielle, sondern über⸗ haupt blos Revision der Verfassung zu beantragen beschlossen. Da aber die Verfassung ausdrücklich die Worte: partielle
wieder zurückgekehrt.
oder totale Revision vorschreibt, so sind die Mitglieder der
Rue des Pyramides auf heute Abend zu einer neuen Sitzung ein⸗ berufen. Die Anzahl der Mitglieder der Linken, welche gegen jede Revision zu stimmen sich verpflichtet haben, wird auf 225 angege⸗ ben, was mehr als hinreichend wäre, jede Revision unmöglich zu machen. Das Journal des Débats erklärt heute, der Haupt⸗ grund, welcher ihm die Revision wünschenswerth mache, sei die da⸗ durch geschehene Desavouirung der Februar⸗Revolution. Es will, das Land solle selbst über seine Regierungsform entscheiden und daher eine neue Constituante mit der nöthigen Vollmacht einsetzen. Den Repu⸗ blikanern wird mindestens Inkonsequenz vorgeworfen, da doch die provi⸗ sorische Regierung Sanctionirung der Staatsform durch das Volk versprochen habe und jetzt eben die republikanische Partei nicht das Volk handeln lassen wolle. Das Journal des Déebats erwar⸗ tet von der Constituante namentlich zwei Kammern und eine län⸗ gere Amtsdauer der Exekutivgewalt. Die Hauptfrage sei eine gute Reglerung. Endlich werde die Revision auch die Spaltungen der Ordunagspartei beseitigen, denn die Constituante werde entscheiden, ob verbesserte Republik, ob monarchische Fusion, ob Präsidentschafts⸗ Verlängerung? Endlich könne es durch die Revision in Frankreich nicht schlechter, wohl aber besser werden.
Mazzini soll von dem italienischen National⸗Anlehen dem in Amerika weilenden Garibaldi eine Penston ausgeworfen haben.
Briefe aus Madrid stellen die Ankunft der Königin Christine in Paris für Ende August oder Anfang September in Aussicht Sie wird ihre sehr ausgedehnten Güter in Ostfrankreich besuchen.
Paris, 27. Mai. (K. Z.) Im Beginne der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung legte Odilon Barrot eine Proposition in Betreff der Verfassungs⸗Revision nieder, was Sensation in der Versammlung erregte. Dieselbe berieth heute noch über das Na⸗ tionalgarden⸗Gesetz. Zweihundert Mitglieder des Vereins der Py⸗ ramidenstraße unterzeichneten gestern Abend eine Erklärung, worin sie die Revision der Verfassung beantragen, um der Nation ihre Souverainetät zu wahren.
Großbritanien und Irland. London, 26. Mai. Der Geburtstag der Königin wird auf den ausdrücklichen Wunsch Ihrer Majestät erst am 31sten d. gefeiert werden. Eine mi⸗ litairische Parade, welche in Hydepark stattfinden sollte, ist, wie verlautet, abgesagt worden, um den Platz, welcher ge⸗ genwärtig durch die Ausstellung ohnedies sehr voll ist, nicht noch mehr zu überfüllen. Der Hof und seine hohen Gäste sind von der Insel Wight wieder in der Hauptstadt eingetroffen. Die Kö⸗ nigliche Jacht „Bictoria und Albert“ (Capitain Lord Adolphus Fitzcla⸗ rence), welche die erlauchte Gesellschaft über den Kanal führte, hatte, dem Prinzen von Preußen zu Ehren, neben der britischen auch die preußische Flagge aufgezogen. Sonnabends hatte die Königin mit ihren Gä⸗ sten von Osbornehouse aus eine Spazierfahrt im offenen Wagen nach dem Inneren der Insel Wight unternommen. Gestern wohn⸗ ten dieselben dem Gottesdienste in der Hauskapelle bei.
Bei Lord und Lady Palmerston war am Sonnabend eine glän⸗ zende Soiree. Außer dem Prinzen Eduard von Sachsen⸗Weimar waren auch sämmtliche fremde Gesandte mit ihren Damen theils zum Diner, theils nach demselben zur Abendgesellschaft gebeten.
Lord Palmerston hat für den 31sten Einladungen zu einem Di⸗ ner ergehen lassen, welches er in seinem Hause zu Ehren des Ge⸗ burtstages der Königin giebt. Ein gleiches findet bei Lord John Russell und dem Kanzler der Schatzkammer statt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat mittelst Handschreibens vom 5ten d. M. dem Wirklichen Geheimen Rath Tutschkoff den St. Andreas⸗Orden verliehen.
Einem Kaiserlichen Ukase vom 9ten d. gemäß tritt der Justiz⸗ Minister, Gebeime Rath und Staats⸗Secretair Graf Panin, nach seiner Rückkehr in die Residenz, die Verwaltung des Ministeriums wieder an.
Dem Ceremonienmeister Fürsten Kotschubei sind die Functionen eines Hof⸗Marschalls und Vice⸗Präsidenten des Hof⸗Comtoirs übertragen. 2
Auf Vorstellung des Ministers des Innern hat Se. Majestät der Kaiser am 24. April befohlen, den jüdischen Frauen das Scheeren des Haupthaares zu verbieten.
Warschau, 27. Mai. Vorgestern Abend um halb 9 Uhr trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit ihrem Ge folge in Skierniewice ein und stiegen im Kaiserlichen Schlosse ab, welches in einem herrlichen Garten gelegen ist, der an diesem Abend glänzend illuminirt war. Gestern Vormittag um halb 11 Uhr be gaben sich Allerhöchst⸗ und Höchstdieselben nach Lowitsch, wo Se. Majestät der Kaiser eine Musterung des zweiten Armee⸗Corps abhielt. Um 3 Uhr Nachmittags war die hohe Gesellschaft wieder in Skiernie⸗ wice zurück, wo um 4 Uhr ein Diner im Kaiserlichen Schlosse statt fand. Abends wurde eine Vorstellung im dortigen Stadttheater mit deren Besuche beehrt.
Der russische Reichskanzler Graf Nesselrode, der preußische Minister-Präsident Freiherr von Manteuffel und der russische Ge⸗ sandte am österreichischen Hofe, Freiherr von Meyendorff, sind von Warschau abgereist. Freiherr von Manteuffel ist nach Berlin und Freiherr von Meyendorff nach Wien zurückgekehrt.
Der dänische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von Reedtz, ist von Kopenhagen hier angekommen.
Italien. Turin, 21. Mai. (Ll.) Der Munizipalrath von Nizza beschloß dem Proteste der Bevölkerung beizutreten, je doch darin die zu starken Ausdrücke am Schlusse, welche eine Drohung gegen die Regierung enthalten, hinwegzulassen, und er wählte eine Deputation aus den Herren Avigdor, Bunico und Ma laussera, um bei der Regierung und den Kammern ihre Beschwer⸗ den vorzubringen, zu welchem Ende ihnen auch das Protest⸗Doku⸗ ment mitgegeben worden ist. Während der Sitzung des Muni⸗ zivalrathes war das Volk auf dem Platze des Hotel de Ville in großer Anzahl versammelt; ein Tisch, worauf der Protest lag, stand inmitten, und man drängte sich, um diese Akte zu unterzeichnen; in weniger als zwei Stunden war das Do⸗ koment mit mehr als 2000 Unterschriften bedeckt, dabei machte sich eine allgemeine Erregtheit durch Acclamationen, durch Rufe: „Un⸗ abhängigkeit“ kund. Ein einziger Arbeiter trat dieser Stimmung feindlich entgegen, sogleich wurde er umringt und allerhand Dro⸗ hungen erhoben sich gegen ihn, er zog sein Messer, und es wäre gewiß zu Thätlichkeiten gekommen, wenn nicht die Nationalgarde eingeschritten und ihn durch Verhaftung der Wuth der Menge ent⸗ zogen hätte.
In Genua hat Garribaldi's alte Mutter die Regierung gebe⸗ ten, ihrem Sohne, der landesflüchtig jetzt in Amerika sich aufhält, die Erlaubniß zu ertheilen, vor ihrem nahen Tode den letzten Segen von ihr zu empfangen. d
In — bat Guicciardini, der, wie die Regierungs⸗Ver⸗ ordnung lautet, als Haupt einer religiösen Sekte verhaftet war,
Gesandten die Erlaubniß erhalten,
auf Einschreiten des englischen nach England abzugehen. Fech