Grafen von Westmoreland, im Koburgschen Palais, ist nun voll⸗ ständig eingerichtet und mit allen nöthigen Erfordernissen versehen. Es wurden mehrere Zu⸗ und Neubauten veranstaltet. Der Herr Gesandte wird vor Ablauf des künftigen Monats nicht eintreffen, um seinen Posten zu übernehmen.
Bayern. München, 31. Mai. (N. C.) Kammer der Abgeordneten. Die Tagesordnung führt zur Berathung über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe bezüglich des, Ceses. Entwurfs, die kaufmännischen Anweisungen beireffend. 2 Paur bemerkt: Es frage sich vor Allem, ob dessenungeachte daß
der Beschluß der Kammer der Abgeordneten vom 1“ 1J der Kammer der Reichsräthe vom 22sten J. M. sich gegenüberstehen,
gleichwohl noch eine Uebereinstimmung der L11.“ “
zielen getrachtet werden solle. Diese Frage müsse ejaht wer
indem die Möglichkeit einer solchen Uebereinstimmung noch gegeben
und im Interesse der Sache der Versuch, sie zu erreichen, zu machen
sei. Das Materielle der Sache anlangend, proponirt der Refe⸗
tent, den Art. 2 Abs. 1²) so zu modiftziren, daß das nach
dem Worte: „bezeichnet“ sich vorfindende Wort: „und, durch einen Beistrich ersetzt und zwischen den Worten „versehen, und „ist“ die Worte: „und überdies ausdrücklich auf Ordre gestellt 8 eingeschaltet werden. Auf diese Weise werde 1) der Zweck erreicht, welchen die Kammer der Reichsräthe ihrer letzten Weigerung, dem Beschlusse der Kammer der Abgeordneten beizustimmen, zu Grunde gelegt habe, da auch dann, wenn eine kaufmännische Anweisung in ihrem Kontexte die Stellung auf Ordre ausdrücklich enthalten müsse, bewirkt werde, daß die Anweisung jedem Aussteller um so klarer als ein sehr wichtiges Handelspapier erscheine; und 2) werde durch die vorgeschlagene Einschaltung der kommerzielle Gebrauch dieser Anweisungen gefördert. Abg. Neuffer unterstützt diesen Antrag, während Dr. Morgenstern in längerem Vortrage dem⸗ selben entgegentritt und die Fassung des Entwurfs aufrecht erhalten wissen will. Der Staats⸗Minister der Justiz glaubt, daß die Frage, ob der Regierungs⸗Entwurf unbedingt aufrecht zu erhalten, durch die kategorische Erklärung der Kammer der Reichsräthe, daß sie ihm in Art. 2 Abs. 1 nicht völlig beipflichte, entschieden sei. Man könne demnach nur zwischen der Modification der Kammer der Reichsräthe und der des Ausschusses wählen. Die letztere er⸗ scheine nun wirklich als ein zweckmäßiges Auskunftsmittel; der Vor⸗ schlag sei aber auch an und für sich ganz angemessen, da die Aus⸗ stellung eines Papiers auf Ordre dem Wesen und der Natur eines Handelspapiers entspreche; an vielen Orten, wo kaufmännische Anweisungen bereits existiren, gelten blos solche Papiere auf Ordre als Handelspapiere, und es sei für die Circulation im Auslande, d. h. außerhalb der bayerischen Gränzen, nichts zu fürchten. Fraas unterstützt vom merkantilischen Standpunkte den Ausschuß⸗Antrag aufs lebhafteste, worauf sich zwischen den Herren Morgenstern und Neuffer ein Berichtigungs⸗Dialog entspinnt, der jedoch durch die Kammer unterbrochen wird. Dr. Arnheim verzichtet auf das Wort, worauf Paur in Kurzem die Gründe für den proponirten Vorschlag rekapitulirt. Bei der Abstimmung wird die Modification mit großer Majorität (die meisten Mitglieder der Linken stimmten mit dafür) angenommen. Den Schluß der Tagesordnung bildet die Berathung über den Antrag des Abgeordn. Crämer, die Herstel⸗ lung größerer Ertragsfähigkeit der Staatswaldungen ꝛc. betreffend. Referent Sedlmayr erstattet unter Bezugnahme auf sein gedruck⸗ tes Referat Vortrag. Der Abgeordnete Fraas übergiebt folgen⸗ den Antrag: „Es sei an die Königliche Staats⸗Regierung ferner der dringende Wunsch zu bringen, das Schlagen des Fichten⸗ und sonstigen Schälholzes in den ärarialischen Waldungen, insoweit die Nähe von Gerbereien und deren Bedarf an Lohrinde dies wün⸗ schenswerth erscheinen läßt, zur Saftzeit — d. i. in den Mona⸗ ten Mai und Juni — vornehmen zu lassen.“ Crämer drückt sein Bedauern aus, seine Ansichten von dem Referenten so wenig getheilt zu sehen, und kann nicht glauben, daß er wirklich so sehr im Irrthum sei, als dieser angenommen habe. Bei seinem ersten Antrage könne er sich trösten, da, wie er ersehe, die Regierung Schritte behufs der Zugänglichmachung des bayerischen Waldes gethan habe; allein sein zweiter Antrag auf Errichtung von Holz⸗Magazinen habe zu wenig Berücksichtigung gefunden. Die Reichen leben ohnehin besser als die Armen, sie leben aber noch dazu billiger, während der Arme außer der Noth, mit der er zu kämpfen hat, auch noch theurer be⸗ zahlen muß, was er kauft, da er es erst durch die dritte oder vierte Hand erhält. Der Redner glaubt zwar nicht, daß diesem Grundübel durch ähnliche Vorschläge, wie der seinige, abgeholfen werden könne, die soziale Frage werde durch Gesetzgebung und guten Willen nicht entschieden werden, aber er glaube auch, daß es deshalb dringende Pflicht sei, nichts zu versäumen, um nicht den Vorwurf sich machen zu müssen, nicht Alles wenigstens zum Wohl des Landes versucht zu haben. Dann koͤnne man wenigstens innerlich beruhigt sein, wenn die wetterschwangere Wolke sich entlade, wo und wie, wisse man freilich nicht. ezüglich des dritten Antrags ist es dem Redner gleichgültig, welche Fassung er erhalte, wenn nur etwas geschehe. Fraas motivirt hierauf seinen Antrag mit praktischen Erläuterun⸗ gen. Ministerial⸗Kommissär von Waldmann: Die Staatswal⸗ dungen in Bayern haben allerdings eine Größe von 2,300,000 Tagewerk, während das ganze Waldareal des Landes auf 7,000,000 Tagewerk angenommen werden kann. Wir haben aber die Staats⸗ waldungen in einer ungleichen Vertheilung; indem die großen Waldmassen größtentheils an der Gränze liegen, während in den inneren Bezirken Mangel vorherrscht. Die Staats⸗ regierung hat es sich daher zur Aufgabe gesetzt, für Trift⸗ anstalten und Wege zu sorgen, und es ist in dieser Bezie⸗ hung in den letzten zwei Dezennien sehr viel geschehen. Ins⸗ besondere wurde viel Sorgfalt auf die Triftbarmachung des Regen und der übrigen Flüsse des bayerischen Waldes, vorzüglich der Ilz, verwendet. Die Trift⸗Anstalten sind wirklich großartig. Was die Errichtung von Holz⸗Magazinen betrifft, so dürften deren Dotirung, die Kosten der Verwaltung und der Regie zu beträcht⸗ lich sein, um irgend einen namhaften Vortheil zu gewinnen. Auf das Bedürfniß der Minderbemittelten wird ohnehin bei Holz⸗Ab⸗ gaben billige Rücksicht genommen, es sind die betreffenden Bestim⸗ mungen in der Verordnung vom 19. August 1849 niedergelegt. An Gemeinden, welche Holz⸗Magazine errichten, wird das Brennholz
ach der Taxe willig ab 1S — — n ülte lei g abgegeben, die Regierung wird auch in der Folge Hülfe leisten. Ueber die Eichenschäwaldungen behält sich der Redner das Wort bis zum Schlusse vor und bemerkt nur noch be⸗ züglich des Antrages des Abg. Fraas, daß von der Regierung die bestimmtesten Aufträge wiederholt ergangen seien, an die Gerbereien Fichtenrinde abzugeben. Kann auch die Regierung nicht dem Be⸗ darf an Eichenrinde genügen, so soll doch so viel als möglich Fich⸗ tenrinde geliefert werden. Pfarrer Knollmüller drückt sein tie⸗
*) Dieser Absatz lautet: „Als kaufmännische Anweisung ist jede Ur⸗ kunde zu betrachten, welche in ihrem Texte als (Reichsräthe: kaufmännische) Anweisung bezeichnet und mit den im Art. 4 Ziff. 2 bis 8 der Allgem. deutschen Wechselordnung aufgeführten Erfordernissen eines gezogenen Wech⸗ sels versehen ist.“
daher hierau
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1“ “ W11X“
es Bedauern über 19 auch bei uns Holzmangel eintreten werde, wenn man nicht bes⸗
ür die Waldkultur sorge. Man habe freilich dafür gesorgt, daß sh nicht in 8 wachsen (Heiterkeit), allein dafür, daß sie nicht ausgehen, sei wenig geschehen. Der Redner em⸗ pfiehlt schließlich die Gegenden an der Donau zum Anbau von Eichenschälwaldungen. Fillweber verbreitet sich über die Bonität des bayerischen Waldes, welche die der fränkischen übertreffe, und glaubt, daß deshalb die Ertragsfähigkeit des ersteren gesteigert werden könne. Die Nutzungsgröße der gegen den Regen hin abdachenden Staatsforsten betrage 1 Klafter pr. Tagwerk, im Ganzen 40,000 Klafter, er sei der Ansicht, daß man den Ertag auf 50,000 treiben könne. Nachdem der Redner die Holztriften auch für den Frankenwald als wünschenswerth bezeichnet hat, ergeht er sich in bitteren Klagen über die Holzfrevel, welche dort auf unbe⸗ schreibliche Weise stattfinden und das Triften unmöglich machen; er hofft, daß bald das Polizeistrafgesetzbuch eingebracht werde, damit dem Eigenthum endlich ein kräftiger Schutz zu Theil werde. Der zweite Präsident bemerkt, daß das eingebrachte Forstgesetz die be⸗ rührten Fälle vorsehe, worauf Fillweber erwiedert, daß ihm das⸗ selbe nicht genügend erscheine. Hensolt schildert den Zustand unserer Gerbereien und den Verfall der Leder⸗Fabrication. Die Häute, be⸗ merkt er, gehen ins Ausland, werden dort verarbeitet und kehren alsdann nach Bayern zurück. Welche Nachtheile aus einer derarti⸗ gen Verarbeitung der Rohprodukte im Auslande entstehen, brauche wohl nicht erst erörtert zu werden. Nicht der Zollverein, wie man irrthümlich behaupte, sei Schuld an dem Ruin der bayerischen Ger⸗ berei, sondern die große Unterstützung, welche dieselbe in anderen Ländern finde, während in Bayern nichts dafür geschehe. Der Redner erläutert, daß zu 1000 Stück Häuten 2 — 3000 Centner Loh erforderlich seien, und giebt zu erwägen, daß jeder Centner bei uns auf einen Gulden kommt. Dadurch, daß der Staat wenig Schäl⸗ waldungen unterhalte, sei man ganz in die Hände der Privaten ge⸗ geben, die die Preise willkürlich bestimmen. Der Redner macht noch auf den merkwürdigen Umstand aufmerksam, daß die Preise der Lohrinde in neuerer Zeit gefallen seien, erklärt dies aber dadurch, daß die Fabrication ganz ins Ausland gezogen sei. In Orten, wo vor Jahrzehnten Dutzende von Gerbereien in höchster Blüthe stan⸗ den, beständen nunmehr einzelne, die kaum den örtlichen Bedarf decken. Wiedenhofer vertheidigt als Ausschußmitglied in aus⸗ führlicher Rede den Ausschußantrag, widerlegt den Abg. Crämer und vindizirt die Idee der Floßbarmachung der Flüsse im bayerischen Wald dem Landrathe der Oberpfalz, welcher seine desfallsigen Anträge jährlich erneuerte, bis sie durch den Budget⸗Einsatz von 15,000 Fl. ihre thatsächliche Erledigung fanden. Der Raum des Blattes und das im Allgemeinen wenig anziehende Thema veranlaßt Ihren Re⸗ ferenten, die äußerst gediegenen Reden, welche mit großer Sach⸗ kenntniß über den Berathungs⸗Gegenstand gehalten wurden, aus⸗ führlicher mitzutheilen. Lerchenfeld freut sich, so entschiedene Stimmen für kräftigen Forstschutz vernommen zu haben, die Forst⸗ behörden und die Gerichte müßten energisch einschreiten, um dem Forstfrevel zu steuern, denn es sei an manchen Orten so weit ge⸗ kommen, daß die Privaten ihre Wälder abhieben, damit sie ihnen nicht abgehauen würden. Nachdem der Redner sich höchst ausführ⸗ lich über die Anträge und die im Laufe der Debatte aufgestellten Behauptungen verbreitet hat, spricht er die Ansicht aus, daß für den kleineren Gewerbsmann seit 1848 viel geschehen sei, muß aber einem Vorredner darin beistimmen, daß die soziale Frage nicht durch die Gesetzgebung gelöst werden könne. Die⸗ selbe werde nicht eher gelöst werden, als bis jene große moralische Macht, die Religion, wieder auf die Menschen wirke und deren gegenseitige Unterstützung herbeirufe. Schließlich em⸗ pfiehlt er den Ausschuß⸗Antrag, was auch von Forndran ge⸗ schieht. Reinhart unterstützt die Anträge der Abgeordneten Crä⸗ mer und Fraas und behauptet, daß die treffenden Beamten mit wenigen Ausnahmen häufig der Holzschälung entgegenträten; er be⸗ legt dies mit Beispielen aus seiner Erfahrung und vindizirt siche das Verdienst der Lohrindenschälung im Saalgrunde. Crämer entgegnet ausführlich auf die gegen seinen Antrag erhobenen Ein⸗ wendungen und berührt hierbei die Servituten im nürnberger Reichs⸗ walde, welche in einer Zahl und Masse herangewachsen seien, die wirklich großartig sei. Die Staatsregierung sei dort nichts Ande⸗ res, als ein großartig Eingeforsteter, und habe den gleichfalls Forst⸗ berechtigten Prozesse an den Hals geworfen, die der Fiskus naturlich leicht führe, die aber viele Familien zu Grunde gerichtet haben. Auf einer Seite sage man, der Reichswald trage nicht mehr, was von ihm gefordert werde, und auf der anderen Seite verkaufe man Staatsholz aus demselben. Aehnlich sei es mit der Streu; die Klagen hierüber seien allgemein und nirgends ersehe man eine Abhülfe. Der Referent knüpft hieran seine Schlußbemerkungen und unter⸗ stützt den Antrag des Abgeordn. Fraas lebhaft. Der Ministerial⸗ Kommissär Waldmann giebt eine Geschichte des nürnberger Reichswaldes und deduzirt, daß die Krone Bayern nicht blos das Einforstungsrecht dort ausübe, sondern den Wald als Eigenthum besitze. Viele Prozesse seien bereits geschlichtet, und es sei zu hoffen, daß auch die obschwebenden friedlich vermittelt würden. Bezüglich der Schälwaldungen bemerkt er, daß wir in Bayern 150,000 Tag⸗ werke besitzen, wovon 32,000 dem Staate gehören, und daß die Regierung gesonnen sei, an der Donau und in deren Seitenthä⸗ lern ihrer günstigen klimatischen Lage willen weitere Schälwaldun⸗ gen zu errichten; er hoffe, daß dadurch auch der Impuls für Pri⸗ vaten gegeben werde. Bei der nun erfolgenden Abstimmung wird mit Verwerfung der Anträge Crämer's der Antrag des Ausschusses und das Amendement des Abgeordn. Fraas angenommen.
Sachsen. Dresden, 4. Juni. (Dr. J.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Johann ist heute früh nach Karlsbad ab⸗ gereist.
Hannover. Hannover, 3. Juni. (Han. Ztg.) Erste Kammer. In der heutigen Sitzung gelangt das Schreiben des Königlichen Gesammt⸗Ministeriums vom 30sten v. M., das Volks⸗ schulwesen betreffend, zur Berathung. Zuvörderst ertheilt Regie⸗ rungs⸗Kommissär Bruel nähere Erläuterungen über den Zweck und den Umfang der beantragten ständischen Bewilligung. Einem Antrage Kirchhoff's, auf Verweisung des Schreibens an eine Kommission von 3 Mitgliedern, widersetzt sich Bening, weil der Gegenstand einfach und auch ohne das Medium einer unvermeid⸗ liche Verzögerung herbeiführenden Kommission sich wohl übersehen lasse, wie er durch ausführliche Darlegung des Sachverhalts im Einzelnen anschaulich zu machen sucht. Auf eine im Laufe der Diskussion von Ro⸗ senthal aufgeworfene Frage, ob es nicht möglich sei, statt die be⸗ treffenden Ueberschüsse zu Beihülfen behufs Urbarmachung unkul⸗ tivirter Schulländerei zu verwenden, mit Hülfe solcher Ueberschüsse die von ihm näher beschriebenen sogenannten Wanderschulen und die Reihetische gänzlich zu entfernen, entgegnet Bening, daß die Reihetische in dem bestehenden Volksschulgesetze, auf welches er des⸗ halb lediglich Bezug nimmt, zugelassen, daß aber, so viel die soge⸗ nannten Wanderschulen anlangt, das Gesetz allerdings bezwecke, jedem Lehrer zunächst eine Dienstvohnung zu gewähren. Es werde
3 bei Verwendung der vorhandenen Mittel vorzugs⸗
den Verfall der Eichenwälder aus und besorgt,
weise Rücksicht genommen und bevor diesem gesetzlichen Zwecke nicht entsprochen sei, von einem Ueberschusse nicht geredet werden können Eben deshalb sei in dem Schreiben auch nur eines etwanigen Ueberschusses gedacht. Eine voraufgegangene Aeußerung Breu⸗ sing's, daß im Publikum verlaute, als ob solchen dem Schulfache angehörenden Personen, welche in religiöser Hinsicht einer hyper⸗ orthodoxen und in politischer Beziehung der ultrakonservativen Rich⸗ tung huldigten, Unterstützungen aus den Schulfonds zu Theil wür⸗ den, ruft die Erwiederung Wyneken's hervor, daß rücksichtlich der fraglichen Verwendungen von einer gewissen Parteilichkeit sie
wohl keine Regierung ganz frei zu erhalten im Stande sein möchte Dieselbe und noch viel größere Gefahr sei aber da vorhanden, wenn die Regierung in Hände übergehe, welche das christliche Glau⸗ bensbekenntniß abgestreift. Bei uns, zu Lande habe es übrigens mit der Hyperorthodorie noch lange keine Roth. Im vollsten Rechte aber erkennt er die an die christliche Konfession sich haltende Regierung an, wenn sie den lutherischen Prediger einem solchen vorzieht, welcher etwa, wie Dulon, gar keine christ⸗ liche Religion mehr vertritt. Dasselbe wendet er auf den christlichen Volkslehrer an, indem er mit Lebhaftigkeit hinzufügt: „der Lehrer, welcher an seiner Religion halte, sei der ehrliche Mann, und derje⸗ nige, welcher das nicht thue, sei in seinen Augen der unehrliche Mann!“ So lange wir des christlichen Staats uns erfreuen, werde die Regierung nothgedrungen darauf sehen müssen, wie der Schullehrer sich in seinem Amte verhalten, nicht aber, wie Rosen⸗ thal einwendet, sich darüber erheben und es sich genügen lassen dürfen, daß der Mann nur sonst nichts verbrochen. Eine weitere Debatte hierüber schneidet Präsidium ab, worauf zur Abstimmung geschritten wird. Nach Ablehnung des Kirchhoffschen Antrages ge⸗ nehmigt die Kammer sämmtliche Anträge der Königlichen Regie⸗ rung mit großer der Einstimmigkeit nahe kommenden Majorität.
Baden. Karlsruhe, 3. Juni. Das Großh. Regie⸗ rungsblatt enthält Folgendes: Die Verlängerung des Kriegs⸗ zustandes betreffend. Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen.
Nach Anhorung Unseres Staats⸗Ministeriums haben Wir Uns bewogen gefunden, zu bestimmen, daß der Kriegszustand nach Maßgabe des Gesetzes vom 29. Januar d. J. noch fortzudauern hat. Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats⸗Ministerium, den 2. Juni 1851. A. von Roggenbach. von Marschall. Stabel. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Königl. Hohrit des Großherzogs: Schunggart.
Ausland.
Fraukreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 3. Juni. Den Vorsitz führt Dupin. Die Versammlung ist zahlreich und aufgeregt. Thiers, bereils von seiner londoner Reise zurüͤck, spricht sehr lebhaft. Duvergier de Hauranne, Malleville, Piscatory und Mornay berathen im Konferenzsaale über die In⸗ terpellation wegen der dijoner Rede des Prästdenten. Leon Faucher soll gegen einen seiner Freunde geäußert haben: „Ich stehe nicht dafür, daß ich in zwei bis drei Tagen noch Minister bin.“ Die Fortsetzung der dritten Berathung des Gesetz⸗Entwurfs über den Verkauf von Früchten an Halmen und Stöcken findet keine Aufmerksamkeit. Die Berathung wird vertagt. In dritter Berathung und ohne Debatte wird der Antrag Desmousseaux de Givre's, in Bezug auf Einbringung von Petitionen in die Nationalversammlung, genehmigt. In zweiter Berathung wird ein Gesetz⸗Entwurf über Anweisung von Staatsgebäuden für das Unterrichts⸗ und Kultus⸗Ministerium angenommen. Es folgt die zweite Berathung über den Gesetz⸗ Entwurf, den Gehalt des Ordens der Ehren⸗Legion den im Juni 1848 dekorirten Ober⸗ und Unteroffizieren und Soldaten der republikanischen Garde zu bewilligen. General Gourgaud bean⸗ tragt, es solle den Soldaten des 14ten Regiments, welche am 24. Februar den Posten des Chateau d'Eau vertheidigten, mittelst De⸗ krets vom 2. Januar 1851 bereits zu Mitgliedern der Ehren⸗Legion ernannt wurden, später aber wegen ihrer Wunden entlassen werden mußten, der Gehalt eben so bewilligt werden, als wenn sie noch in Aktivität wären. Links wird die Vorfrage verlangt. Dieselbe wird mit großer Majorität verworfen. Madier de Montjau bekämpft das Amendement, da die der Revolution entstammende Versammlung nicht diejenigen belohnen könne, welche die Revolutien verhindern wollten. Der Redner behauptet, die Ernennung im Januar 1851 sei nur ein Unterpfand der Versöhnung mit der durch Changar⸗ nier’'s Absetzung gereizten Majorität gewesen. Baroche, Mini⸗ ster der auswaͤrtigen Angelegenheiten, erwiedert, er könne es für keinen Widerspruch halten, wenn die Minister, welche 1848 als Deputirte das Kabinet in Anklagestand versetzten, 1850 die Opfer der Disziplin dekorirten. Er habe nie das Volk zum Anfruhr ge⸗ trieben. Madier de Montjau: „Am 23. Februar Abends, nachdem vor dem Ministerium des Auswärtigen ungefähr 60 Bür⸗ ger unter dem Feuer des 14ten Linien⸗Regiments gefallen waren, veisammelten sich die Nationalgarden der zweiten Legion auf der Mairie. Zu einem von denselben, der eben seine Flinte lud und dessen Grundsätze wohl bekannt waren, sagte ein Depu⸗ tirter: „„Gehen Sie und thun Sie Ihre Schuldigkeit.““ Der Nationalgardist war ich, der Deputirte Herr Baroche.“ Baroche entgegnet, daß in dem berührten Augenblicke eben die Nationalgar⸗ den unter Kommando ihrer Offiziere abmarschirten, um ihre Schul⸗ digkeit zu thun. Er habe sie blos erinnert, dieselbe nicht zu ver⸗ gessen. Am folgenden Tage, den 24. Februar, habe er übrigens nach Kräften sich denen widersetzt, die in die Kammer gedrungen seien. General Changarnier: „Diese Soldaten sind auf meine dringende Fürbitte dekorirt worden. Man hat diesen Akt also mit Unrecht als ein Manöver hingestellt, um die Uebelstände meiner Abberufung zu paralisiren.“ (Beifall rechts.) Larochejacquel⸗ lin fordert nun auch Dekorirung der 1830 treu geblie⸗ benen Soldaten. Baraguay d'’'Hilliers unterstützt den Antrag Gourgaud's. Charras bemerkt, daß seit 21 Jahren mehr als 3000 entlassene Soldaten und Unteroffiziere dekorirt worden, ohne den Gehalt zu bekommen. Warum wolle man also das Pri⸗ vilegium fur die Soldaten vom 14ten Regiment, wenn man nicht einen politrischen Gedanken damit verbinde. General Gourgaud giebt sein Ehrenwort, der Antrag habe keinen politischen Grund. Chavuras verliest eine Stelle aus General Foy’s Reden, worin dieser den passiven Gehorsam des Soldaten bekämpft. (Rechts: Zur Ordnung!) „Sie kennen also die letzten 60 Jahre Frank⸗ reichs nicht.“ (Lärm.) Der General Baraguay d'Hilliers äußert mit Bezug auf die Theorieen der Linken von den Pflichten der Armee sehr energisch: „Die Soldaten haben niemals die Gesetze des Landes zu diskutiren, sondern sie zu voll⸗ strecken!“ worauf Charras mit den deutlichsten Anspielungen auf einen neuen 18. Brumaire antwortet. Dies ruft den General Changarnier auf die Tribüne, der unter tiefem Schweigen folgende Worte spricht: „Wenn man gewissen Besorgnissen glauben sollte, so wäre die Armee bereit, in einem Augenblick des Enthusias⸗
niteur veröffentlichte offizielle.
rung zufrieden, worauf die Sitzung geschlossen wird.
mus sich gegen die Gesetze des Landes und diese Versammlung zu vergehen. Es könnte mir genügen, die Frage zu stellen, wo denn der Vorwand zu dem Enthustasmus sein sollte? Allein, ich gehe weiter: Die Armee, vom Gefühl ihrer Pflicht und ihrer eigenen Würde durchdrungen, wünscht keinesweges, dem Lande das Elend und die Schmach einer Regierung von Cäsaren, ausgerufen durch trunkene Prätorianer, auferlegt zu sehen. (Sensa⸗ tion.) Der Geist der Disziplin ist tief in ihr einge⸗ wurzelt; allein die Anführer, die es versuchen würden, sie gegen die Gesetze und diese Versammlung zu führen, würden nicht ein Bataillon, nicht eine Compagnie, nicht einen Mann mit sich fortrcißen, und würden sich gegenüber die Männer finden, die stets auf der Bahn der Pflicht und der Ehre gewandelt sind. Vertreter Frankreichs, berathet in Frieden!“ (Allseitiger Beifall.) Léon Faucher, Minister des Innern, entgegnet: „Die Regierung nimmt die Lection nicht an, die der General gegen eine fabelhafte Conspiration in der Regierung gerichtet hat. Die Regierung kon⸗ spirirt einzig und allein das Wohl des Landes. Die Armee ist eine franzöoösische National⸗Armee und enthält für keinerlei Gewalt Prätorianer. Wir werden in der Armee stets Disziplin und Gehor⸗ sam gegen die Gesetze erhalten.“ Die Vorschläge, die diese Diskus⸗ sionen hervorgerufen haben, werden darauf mit 306 gegen 295 Stimmen verworfen. Interpellationen von Desmousseaux de Givré und Piscatory über die Rede von Dijon werden sodann mit der Tagesordnung beseitigt, da der Minister des Innern erklärt, die Regierung kenne keine andere Rede, als die im Mo⸗ e Die beiden Redner nennen die Aeußerungen des Präsidenten der Republik beleidigend, insultirend, verleumderisch für die National⸗Versammlung und fragen das Mi⸗ nisterium horausfordernd, ob „irgend Jemand“ in Dijon folgende Worte gesprochen habe: „Die National⸗Versammlung hat mir für alle Widerstandsmaßregeln ihren Beistand gewährt, mich aber bei allen wohlthätigen Maßregeln, die ich im Interesse des Volkes er⸗ sonnen hatte, im Stich gelassen.“ Piscatory erklärt sich jedoch mit der offiziellen Zurücknahme obiger Aeußerung durch die Regie⸗
Paris, 3. Juni. Die heutigen neuen Wahlen der Abthei⸗ lungen ergeben folgendes Resultat: Präsidenten, Lauriston, Vitet, Parisis, Changarnier, Drouyn de Lhuys, Achard, Berryer, Bussie⸗ res, Broglie, Seze, Radoult, Dambray, Vatismenil, Molé und Be⸗ deau; Secretaire, Godelle, Blavoyer, Bouvattier, Kerdrel, Bancel, Echassériaux, Tirlet, Collas, de Lexours, Howyn Trancheère, Des⸗ maroux, Chassaigne Goyon, Ladevausaye, Lafosse und Chegaray.
Fabvier's Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes in der sechsten Militair⸗Division ist von der Kommission verworfen worden. Faucher hat ihn bekämpft.
Paris, 4. Juni. (K. Z.) In der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung wurde die Quästoren⸗Wahl vorgenommen. Die Gemeinde⸗Kommission übergiest einen Bericht, wonach die Munizipal⸗ und General⸗Räthe bis zum 1. Dezember in Function bleiben sollen. Am Freitag wird die Wahl des Revisions⸗Comité's stattfinden. Es wurden wieder Petitionen wegen Revision der Ver⸗ fassung deponirt. Im Uebrigen waren die Verhandlungen uabe⸗
eutend.
Großbritanien und Irland. Parlament. haus. Sitzung vom 2. Juni. Lord Stanley bat um Erlaub⸗ niß, seine Motion in Betreff der Schifffahrtsgesetze auf die erste Sitzung nach den Pfingstferien verschieben zu dürfen. Lord Lyndhurst hoffte, die Regierung habe sich entschlossen, die von Lord J. Russell angekündigte Kanzleihofs⸗Reform⸗Bill als eine un⸗ befriedigende Maßregel stillschweigend zurückzunehmen und durch eine andere zu ersetzen, an die der Lord⸗Kanzler hoffentlich selbst Hand anlegen werde; besonders sei zu wünschen, daß Sir J. Romilly's Akte zur Einfuhrung eines mehr summarischen Verfahrens beim irländischen Kanzleigericht dabei als Richtschnur diene. Der Lord⸗ Kanzler dankte, etwas unwillig, für den guten Wink und gab einige allgemeine Zusagen. Lord Lyndhurst: „Beabsichtigt die Regierung, die Arbeiten der Kriminal⸗Gesetz⸗Kommission vollständig zu übergehen oder die Anempfehlungen derselben in Berathung zu ziehen.“ Der Lord⸗Kanzler kann darüber keine Auskunft geben und glaubt nicht, daß die Regierung daran denke, die Kommission von neuem einzusetzen. Die Bill zur Erleichterung der Verhaftung flüchtiger Schuldner kommt zur zweiten Lesung. Lord Wharneliffe’'s An⸗ trag auf Vorlegung der Aktenstucke über die öffentlichen Arbeiten und Verbesserungen in Indien wird genehmigt. Der Marquis von Westmeath fragt, ob noch keine Anstalten getroffen sind, um die sogenannte „Nadel der Kleopatra“, den berühmten Obelis⸗ ken in Alexandrien nämlich, den Mehmed Ali 1820 Georg IV. schenkte, nach England zu transportiren. Man behaupte zwar, das Denkmal sei die Transportkosten nicht werth, er sei je⸗ doch anderer Meinung. Der Obelisk, den die englische Armee 1801 in Besitz genommen, sei eine britische Trophäe, und man sei es dem Andenken des Helden Abercrombie schuldig, sie auf britischen Bo⸗ den aufzustellen. Eben so habe der verewigte Sir R. Peel ge⸗ dacht, und im selben Sinne habe sich Prinz Albrecht zu mehreren Deputationen ausgesprochen. Der Graf von Carlisle versicherte, daß nur mechanische Schwierigkeiten noch den Transport verzöger⸗ ten. Schluß um 3 auf 8 Uhr Abends.
Unterhaus. Sitzung vom 2. Juni. Herr Spooner über⸗ reicht eine Petition von H. Edwards, der wegen „Verletzung der
Privilegien des Hauses“ (Verweigerung seiner Zeugenaussage vor
dem St. Albans Wahluntersuchungs⸗Comité) in Newgate sitzt; der Gefangene bekennt sein Vergehen mit „tiefster Zerknirschung“ und fleht die Gnade des Hauses an. Der Druck der Petition wird an⸗ geordnet. Ferner kömmt eine Reihe irländischer Petitionen gegen die Titel⸗Bill auf den Tisch des Hauses. Herr Hume beantragt die endliche Ernennung des vom Hause votirten und von der Regierung bereits vor einem Monat geneh⸗ migten Spezial⸗Comités zur Untersuchung der gegenwärtigen Ver⸗ theilung der Einkommen⸗ und Eigenthumssteuer. Die meisten Pro⸗ tectionisten stimmten damals für Hume's Motion, deren Haupt⸗ bestandtheil die Bewilligung der Steuer auf 1 Jahr (statt auf 3 Jahre) war. Heute aber erhoben sich die damaligen Alliirten Hume's, die Herren Herries, Smith, Henley und Andere, gegen die Motion. Herr Herries namentlich sieht mit Argwohn ein Comits einsetzen, dessen Urheber die Absicht ausgesprochen, die Einkommensteuer permanent zu machen. Herr Disraeli fühlt auch kein Verlangen danach, das Comité an der Arbeit zu sehen, erkennt aber an, daß er durch sein Votum gebunden sei und fernere Opposition von seiner Seite illoyyal wäre. Herr Aglionby protestirt gegen das Benehmen der Majorität, welches sich selbst widerspreche. Herr T. Baring hält das Untersuchungs ⸗Comité zur Beruhi⸗ gung des Publikums für nothwendig, und Herr Cobden erklärt, der Einkommensteuer sei in vielen Städten allerdings drückend, aber doch schweren Zöllen und Accisen vorzuziehen. Cobden hatte seiner Zeit gegen Hume und für die Bewilligung der Steuer auf drei Jahre gestimmt. Der Kanzler der Schatzkammer
nung des Comité's 193, dag
des Hauses
wechsel zwischen England und Spanien Veranlassung geben.
Ober⸗
und der Premier⸗Minister sprachen sich zwar nicht eben freund⸗ lich für eine Motion aus, die gegen den Wunsch der Regierung durchgegangen, wollen jedoch neutral bleiben und die Entscheidung dem Hause anheimstellen. Die Abstimmung ergiebt für die Ernen⸗
egen 94 Stimmen, also eine Majorität von 99 Stimmen für e⸗ Motion, und die sofor⸗ tige Ernennung wird angeordnet. Im darauf folgenden Comité über die Titelbill bringt Herr Walpole sein vielbe⸗ sprochenes Amendement vor. Er verlangt, daß die Krone sowohl wie der einzelnen Bürger befugt sei, wegen ungesetzlicher geistlicher Titel zu klagen; dem General⸗Fiskal solle jedoch bei Privat⸗Prozessen ein Veto esegen Auf der Deportations⸗Klausel bestehe er nicht. End⸗ lich beantragt er die Einschaltung der Worte: „wer in Zukunft von dem be⸗ sagten Bischof oder Stuhl in Rom irgend ein Restript, Breve oder einen apostolischen Brief erhalte, erlangen lasse, oder veröffentliche oder in Anwendung bringe.“ Der General⸗Fiskal wendet ein, das wäre eine Häufung der Geldstrafen; nämlich 100 Pfd. für die Annahme, dann 100 Pfd. für die Veröffentlichung u. Das eigentliche Vergehen könne nur in der Annahme von Titeln bestehen, deren Verleihung der Krone allein zu⸗ komme. Nach einer langen Diskussion bequemt sich Herr Walpole zur freiwilligen Zurücknahme seines Amendements. Ein der Bill feindliches Amendement von Mac Cullagh wird darauf mit 291 gegen 45, und ein Amendement von Herrn Moore zur Einschaltung der Worte: „so lang besagte (Staats⸗) Kirche die vereinigte Kirche von England und Irland bleiben wird“, mit 240 gegen 36 Stimmen verworfen. Schluß der Sitzung ¾ auf 1 Uhr nach Mitternacht.
London, 3. Juni. Die Königin hielt gestern Nachmittags Hof im Buckingham-⸗Palast und fuhr unmittelbar darauf nach Windsor, mit Ihrer Majestät der Herzog und die Herzogin von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha und der Herzog Ernst von Württemberg. Prinz Heinrich der Niederlande kam Abends um 6 Uhr in Wind⸗ sor an.
Belgien. Brüssel, 4. Juni. Die Ministerkrisis ist, der Independence zufolge, beendet; das Ministerium bleibt.
Madrid, 28. Mai. (Fr. Bl.) Vor der Er⸗ eine General⸗Versammlung aller um sich über die Mitglieder der
Spanien. öffnung der Cortes findet noch ministeriellen Deputirten staltt, Kommission für Prüfung der Wahlen zu berathen. nicht, daß der Kongreß vor dem 10. Juni konstituirt sein werde. Bis dahin führt der Alters⸗Präsident Cortazor den Vorsitz. Mayanx ist definitiv Regierungs⸗Kandidat zur Präsidentschaft der De⸗ putirten⸗Kammer.
Die Zerstörung des Piratennestes Jolo soll zu einem
jng⸗ land sieht in dieser Zerstörung eine Verletzung des zwischen dem Sultan von Jolo und dem britischen Bevollmächtigten J. Brooke abgeschlossenen Vertrages. Auf Jolo war auch noch ein Engländer Windham, welcher einen Tauschhandel mit Kattun gegen Perlen und Korallen trieb und fast für das Faktotum des Sultans galt. Es soll zwischen dem spanischen Gouverneur der Philippinen und dem Kommandanten der dortigen britischen Schiffsstation bereits zu Erörterungen gekommen sein. 5 Gonzalez Bravo ist zum spanischen Gesandten bei den Verei⸗
nigten Staaten ernannt. Den heute aus Portugal eintreffenden Nachrichten zufolge ist
das Preßgesetz des Grafen Thomar abgeschafft und von Saldanha ein Bericht über die Moralität aller Staatsbeamten, behufs deren
Reorganisation, verlangt worden.
Madrid, 29. Mai. (Fr. B.) Das Gerücht von der Er⸗ nennung des Herrn Rios Rosas zum Justizminister ist falsch.
Uebermorgen findet die erste Versammlung der ministeriellen Deputirten statt. 8
Man glaubt, daß die Differenz mit England wegen Jolo (Phi⸗ lippinen) beigelegt sei.
Madrid, 2. Juni. (K. Z.) Gestern sind die Cortes eröff⸗ net worden. Der ministerielle Kandidat Mavans wurde mit 165 gegen 32 Stimmen zum Präsidenten gewählt.
Nach heute hier eingetroffenen Berichten aus dem portugiesi⸗ schen Estremadura hat die dort stehende zweite Division dem Ge⸗ neral Das Antas den Gehorsam verweigert, gegen die Revolution protestirt und sich für die Charte und die Königin erklärt.
Portugal. Lissabon, 29. Mai. (K. Z.) Eine Kom⸗ mission zur Prüfung der Finanzen ist gebildet worden; der Fi⸗ nanz⸗Minister hat eine regelmäßige Dividenden⸗Zahlung zugesagt. Die Hauptstadt ist ruhig. ““
In Porto haben zwei Regimenter eine reactionaire Bewegung versucht, dieselbe wurde aber vom Volke und anderem Militair un⸗ terdrückt.
Auswärtige Börsen. Poln. Papiergeld 95 ¾ Gld. Oesterr. neue 94 ½ Gld. Poln. Russ.⸗Poln. Schatz⸗
Breslau, 5. Juni. Bankn. 80 ¼ Br., ¹½ Gld. Poln. Pfandbr. 500 Fl. 83 ½ Gld. Bank⸗Cert. 200 Fl. 19 Br. Scha Obl. 82 Br. Krakau⸗Oberschlesische Oblig. in pr. C. 75 ½ Br., 75 ⁄ Gld. Oberschlesische A. 120½ Bn. u. Gld., do. ” 15 Gld. Freiburg 75 Br. Köln⸗Minden 104 Br. Niederschles 84 ½ Gld. Neisse⸗Brieg 43 Br., 43 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 38 Br.
Wechsel⸗Course. Amsterdam 141 %˖ Br. Hamburg k. S. 150 ¼ Br.
2 M. 149 Gld. London 3 M. 6.18 * Gld. Berlin k. S. 100 ¼12 Br. 2 M. 99 ½ Gld.
Wien, 4. Juni. Met. 5proz. 9 76 Br., 75½ Gld. 4proz. 84 ½ Br., 84 Gld. 25proz. 50 Br., 49 ½ Gld. Anl. 34: 203 ½ Br., 203 Gld. 39: 119 ¼ Br., Gld. Nordbahn 130 ¾ Br., Gld. Gloggn. 132 Br., 131 ½ Gld. Mailand 76 Br., 75 ¾ Gld. B. A. 1228 Br., 1226 Gld. Wechsel⸗Course. Amsterdam 176 ¾ bez. Augsburg 127 ¾ bez. 8 Frankfurt 127 bez. Hamburg 187 ⅓ bez. London 12.30 bez. Paris 150 ½ bez. Kaiserl. Gold 133 ½ Silber 127 ¾ Heipzig, 5. Juni. 108 ½ Gld. “ B. A. 174 ½ Br.
96 ½ Br., 96 Gld. 4 proz.
1 bez.
Leipz.⸗Dresdn⸗ Partial⸗Obligationen Leipz. Dresd. E. A. 142
Gld. Sächsisch⸗Bayer. 85 Br. Schles. 95 ⅜ Gld. Löbau⸗Zittau
22 Br. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 38 ¼
92 Br. Magdeburg⸗Wittenberge 56 ½ Br., 56 ⅞ Gld.
3proz. inländ. 35 Br., Fl. 84 Br., 83 ⅔⅜ Gld.
Man glaubt
Magdeb.⸗Leipzig 214 ½ Br. Berlin⸗Anhalt. 108 ¾ Gld. Gld. Altona⸗Kiel 94 ¾˖ Br., 94 Gld. Deßauer B. A. A. 144 ½ Br., do. B. 116 ½ Gld. Preuß. B. A. 96 Br., 95 ⅞ Gld.
Frankfurt a. M., 4. Juni. Oesterr. 5proz. Metallig.⸗ Oblig. 74 8& Br., 74 % Gld. Bank⸗Actien 1142 Br., 1139 Gld. Badische Partial⸗Loose a 50 Fl. vom Jahre 1840 55 ¼ Br., 55 ⅔ Gld., do. 35 Fl. vom Jahre 1845 32 Q⅞ Br., 32 ¾ Gld. Span. 34 ⁄ Gld. Poln. 4proz. Obligat. a 500. Sardin. Loose bei Gebr. Bethmann 35 ½ Friedrich⸗Wilh.⸗Nordbahn 40 ½¼ Br., 39 ⅞e Gld. Köln⸗Minden 103 ¾ Br., 103 ½ Gld. Bexbach 82 ½ Br., 82 ½ Glv.
Oesterr. Fonds aller Gattungen, so wie Fproz. lombard. Obli⸗ gationen, waren heute mehr in Nachfrage, und man bot dafür hö⸗ here Course als gestern. Alle übrigen Fonds und Actien blieben ohne Veränderung. Friedr.⸗Wilh.⸗Nordbahn und Berbacher Actien etwas matter. Der Umsatz war jedoch im Allgemeinen von gerin⸗
gem Belang.
Hamburg, 4. Juni. Prämien⸗Obligat. 95 Br. Gld. Stieglitz 87 ½ Gld. Gld. Zproz. 32 ⅞ Br., 32 ¼ Gld. Br. Hamburg⸗Berlin 96 ¾ Br.,
3 ½proz. pr. C. 89 ⅞˖ Br., u. Gld. E. R. 106 ¾ Gld. 4 ½proz. 95 ⅞ Br. Dän. 73 ¼ Br. Ard. 14 ½ Br., Amerik. 6proz. V. St. 96 ½ Gld. Bergedorf Altona⸗Kiel 93 ½ Br. u. Gld. Köln⸗Minden 102 ¾ Br., 102 ⅔R0 Gld. Friedrich Wühelms⸗Nordbahn 38 Br. Mecklenburg 30 ½ Br., 30 ½ Gld. Die Course im Allgemeinen wenig verändert; Umsatz unbe⸗ deutend.
Paris, 3. Juni. 3 proz. 56.5. 5proz.
bahn 472 50. Wechsel⸗Course. Amsterdam 210 ½⅞. Hamb. 185 ½¾. Berlin 368 ½. London 24.85. Frankfurt 2100t. St. Petersburg 387 ½. Fonds eröffneten etwas besser.
Lgondon, 3. Juni. 3 proz. Cons. p. C. 98, 97 , c6. . 98½., 98. 3 &roz. 98 ⅛, 1. Int. 59 ¾¼, I. 4proz. 90, 3¼. Ard. 5, 3. Zproz. 40 ½, 39 ½¾. Pass. 6, 5 ½. Russ. 5proz. 113, 411. 4 zproz. 102 ⅞⅛, 101 ¾. Bras. 90, 88. Mex. 35, 34 ½. Peru
232, 85, 84. Englische Fonds behaupteten sich ziemlich fest, doch die Ge⸗ In fremden wenig Veränderung.
schäfte darin nur gering. — ränder 1 2 Uhr. In englischen Fonds wenig Geschäft Von fremden
sind Peru zu 85. 84 ½ gemacht.
St. 14⁄ 106½
Nord⸗
90.55.
“
Amsterdam, 3. Juni. Holl. Fonds keine meldenswerthe
Veränderung. Für Span. 5proz. zu besseren Preisen vielfache Kän⸗ fer; die übrigen Gattungen unverändert. — In Russ. 4⁄proz. etwas belebter Handel; in Oester. wenig Geschäft; nur 5proz. neu. mehr angeboten, im Uebrigen war der Markt unbedeutend. Met. 5proz. 71 ¼, do. neue 77. 76 ¾ 2 ½proz. 37 ¼, 8. Meyx.
5proz. 32 ½. Wechsel⸗Course. ondon k. S. 11. 82 ½ G. Hamburg k. S. 35 46 2 Mt. 35 G. Gold 11 %, 11. Dukaten 5. 70— 60. 2ꝗ Mst. 11 G Holl. Int. 58, 57 ⁄. 3Zproz. neue 68 ¾. Span. Ardoins 15 %„, 7, gr. Piecen 15 ½, ), v5. Coup. 8 %, 4. Russ. 4proz. 4 z proz. 98 %, ½. Stiegl. 87 ¾%, 5, .
Mlarkt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 6. Juni. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen loco nach Qualität 51 — 56 Rthlr. „ im Detail 52 — 57 Rthlr. „ 87 pfd. hochbunter guhrauer 55 ½ Rthlr. bez. weggen loco nach Qualität 36 ½ — 39 Rthlr. “ im Detail 37 — 40 Rthlr. . 85/86 pfd. vom Boden, 36 ½ Rthlr. pr. 82 pfd., schwmd. 83 pfd. 36 ½l bez. pr. Juni 36 Rthlr. bez. Juni/ Juli 36 ½ a 36 Rthlr. verk., 36 ½ Br., 36 G.
Juli/Aug. 36 ¾ Rthlr. Br., 36 ⅞ bez. u. G. Aug. /Sept.
2eg./V 37 Rthlr. Br., 36 ⁄ bez. u. G.
Okt./Nov. 37 Rthlr. Br., 36 ⅞R G. Gersee, große 30 — 31 Rthlr. 8 kleine 27 — 29 Rthlr. Safer loco nach Qualität 27 — 28 Rthlr. „ schwmd. 50 pfd. 28 ½ Rthlr., 48pfd. 28 Rthl Frbsen, Koch⸗ 38—42 Rthlr., Futter⸗ 36.—38 Rthlr. Sommer⸗Rübsen 52 a 51 Rthlr. „ubhl loco 9 ¾ Rthlr. bez., 10 Br., 9 % G. pr. Juni 9 ½ a 920 Rthlr. bez., 10 Br., 9 G. Juni / Juli 9 ⅞ a 10 Rthlr. bez., 10 Br., 9 G. Juli /August 10 a 10 ¼2 Rthlr. bez., 10 ¼ Br., 1 August./Sept. 10 ¼ Rthlr. Br., 10 ½ bez. u. G. 1 Sept. /Okt. 10 ¼ a * Rthlr. bez., 10 ½ Br., 10 ½ G. Okt. /Nov.) 10½ 8 r10½ G. Nov./ Dez.— 10½ Rthlr. Br 8 Leinöt loco 11 ½ Rthlr. bez. „ Lieferung 11 ½ Rthlr. Br. Mohnöl 13 a 12 ½ Rthlr. Hanföl 14 a 13 ¾ Rthlr. Palmöl 11 ½ Rthlr. Südsee⸗Thran 113 Ab 8 Spirwus loco ohne Faß 165 Rihlr. bez. “ mit Faß pr. Juni 15 ⁄2 a * Rthlr. bez., 158 Br., Juni /Juli G 15 82 G. Juli Aug. 15 ¾ Rthlr. bez. u. Br., 15⸗8 G. 6 8 Aug./Sept. 15 ½ a *ℳ% Rthlr. bez., 15 8 Br., † G. 3 Sept. /7Okt. 16 a 15 3 Rthlr. verk., 16 Br., 15 % G. Wetter: sehr warm. . Geschäftsverkehr: schwach. Gec n vʒb“ Weizen: fest bei kleinem Geschäft. Ro bc8 t höheren Forderungen nur einiges gehandelt. 85 ohne Anstellungen. Küböl: gefragter und höher e. Spiritus: loco und laufender Termin Termine ohne wesentliche Aenderung.
G.
höher bezahlt; spätere