genommen hätte, sowürde ich ihn wegen Verleumdung belangt ha⸗ den. Ich weise die gegen mich vorgebrachte Beschuldigung mit Unwillen und Verachtung zurück.“ Endlich wird abgestimmt und die vom Ministerium verlangte einfache Tagesordnung mit nur 335
gegen 300 Stimmen angenommen, worauf die Versammlung sich in
ziemlicher Aufregung trennt.
Paris, 15. Juni. Forcade antwortet dem Polizeipräfekten, was dessen Behauptung betrifft, seine Denkschrift sei nie fertn 5 und er hätte sie nie überreicht, so erinnere er⸗ ihn an die Schlußworte
des Schreibens, in welchem der Bericht eingeschlossen gewesen: geae begreifen meinen Wunsch, die Denkschrift rasch zu L“ Ihr ergebener Carlier.“ Der Desavoutrung setzt Forcade die schrift und Unterschrift Carlier's entgegen und bemerkt, die Noten und den Bericht würde er dem Polizeipräfekten zurückgegeben haͤ⸗ ben, wenn er ihn zu Hause gefunden hätte und nicht. am fol⸗ genden Tage aufs Land gezogen wäre. Als er zurückgekehrt, habe er denselben Carlier ganz verändert und in der Afsaire Allais als den heftigsten Gegner der National⸗Versammlung wiedergefun⸗ den. Von dem Tage an sei er entschlossen gewesen, ihm diesen schlagenden Beweis von den Umtrieben des Bonapartismus nicht zurückzugeben. Da habe ihm die Regierung wegen Enthüllung eines bonapartistischen Manöͤvers einen Preßprozeß gemacht, der General⸗Advokat, durch seine Stellung geschützt, habe ihn vor den Geschworenen einen Lügner genannt, und er habe seinerseits daher die Waffe gebraucht, die ihm zu Gebote gestanden, um seine Gegner zu vernichten. Dennoch bedaure er, gezwungen durch eine von ihm nicht hervorgerufene Debatte, dem Polizei⸗Präfekten Unannehmlich⸗ keit verursacht zu haben. Es heißt, Carlier wolle Forcade und den Messager de l1'Assemblee wegen Veröffentlichung eines ver⸗ traulichen Aktenstückes gerichtlich verfolgen lassen.
Der Gesandte der Republik Uruguay hat den Redacteur des Journal des Débats, Armand Bertin, vor das Zuchtpolizei⸗ gericht laden lassen, weil er dessen offizielle Nachricht von Urugnay's Bruch mit Rosas für falsch erklärt hatte.
Am Schlusse der gestrigen Sitzung legte Bocher den Kommis⸗ sions⸗Bericht über die Untersuchung der Getränkesteuer vor.
Der Moniteur enthält heute eine Reihe von Ernennungen im Beamten⸗Personal der Marine.
Gestern Abends sollen in den verschiedenen Klubs der Majo⸗ rität sehr heftige Sitzungen stattgefunden haben.
Ein Agent Saldanha's, de Varal, ist hier angekommen. Die Sendung desselben hat Bezug auf eine Anleihe, welche die portu⸗ giesische Bank machen will.
Es giebt zu allerhand Deutungen Anlaß, daß Changarnier, der früher mit Rothschild keinesweges auf gutem Fuße stand, den⸗ selben seit einiger Zeit sehr häufig besucht.
Caussidièere hat diese Woche von London aus einen Ausflug hierher im Interesse seines Weingeschäfts gemacht, sich jedoch nur ganz kurze Zeit hier aufgehalten.
Die Verwaltung der Bank soll gegenwärtig mit der Regie⸗ rung und der städtischen Verwaltung wegen eines Vorschusses von 50 Millionen Franken an die Stadt Paris in Unterhandlung ste⸗ hen. Man würde diese Summe zum Bau der Centralhallen und zur Verlängerung der Straße Rivoli bis zum Stadthause ver⸗ wenden.
Mehrere Journale heben hervor, daß bei dem Votum über das Nationalgarden⸗Gesetz, das demselben politischen System wie das Gesetz vom 31. Mai angehöre, eine Anzahl der vertrauten Freunde des Präsidenten der⸗Republik nicht mitgestimmt oder dagegen ge⸗ stimmt haben. Odilon Barrot, der sich für Alles, auch für eine
nnäherung an die Linke, möglich erhalten wolle, um Leon Fau⸗ cher's Nachfolger werden zu können, habe sich auch bei diesem wich⸗ tigen Gesetze der Abstimmung enthalten.
Nachrichten aus Algier zufolge ist der Sherif Bu Baghla, dem man die Schuld an dem letzten Kabylen⸗Aufstande zuschreibt, gefangen genommen worden. Man hat ihm den Kopf abgeschlagen und denselben in Milianah als Warnungszeichen aufgesteckt.
Die Maschinen der pariser Münze arbeiten gegenwärtig von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, was früher nie der Fall war.
General Piat erklärt in einer Zuschrift an die pariser Jour⸗ nale, er habe in der Gesellschaft der Dezembristen von ihrer Gründung
zu ihrer Auflösung den Vorsitz geführt, sie sei in ihrem Prin⸗ zipe und ihrer Zusammenstellung stets ehrenwerth gewesen und habe nie ihren Namen einer wechselseitigen Unterstützungs⸗Gesellschaft Lügen gestraft.
Die vor die Geschworenen von Agen verwiesenen Angeklagten des lyoner Komplotts, welche seit sieben Monaten in Untersuchungs⸗ haft sind, protestiren gegen dieses Verfahren.
Die Delegirten der Runkelrüben⸗Fabrikanten haben den Prä⸗ sidenten ersucht, er möge von seinem Rechte, eine neue Berathung des Zucker-⸗Tarifs zu verlangen, Gebrauch machen. Obwohl der Moniteur das Gesetz noch nicht veröffentlicht hat, glaubt man doch, der Präsident werde diesem Ersuchen nicht willfahren.
Eine Finanz⸗Compagnie will dem Minister der öffentlichen Arbeiten einen Vorschlag zur sofortigen Ausführung der Bahn von Bordeaux nach Cette machen. Die Compagnie verlangt dieselben Bedingungen, wie die eine der Paris⸗ Lyoner Gesellschaften, näm⸗ lich 55 Jahresraten. Es könnten dann zu gleicher Zeit die Bah⸗ nen Paris⸗Lyon, Lyon⸗Avignon, Bordeaux⸗Cette gebaut werden.
Es soll nunmehr bestimmt sein, daß General Aupick seinen Ge⸗ sandtschaftsposten in England nicht antritt, sondern in gleicher Eigen⸗ schaft nach Madrid geht. In London wird ihn Graf Colonna Walewski, jüngst von Neapel als Gesandter nach Madrid gegangen, ersetzen.
Nach der vorgestrigen Debatte der Kommission für die Paris⸗
vignon Eisenbahn scheint es, daß die Kommission für die Aus⸗ führung durch den Staat sich entscheiden werde, wenn keine Com⸗ pagnie billigere Bedingungen stellt.
Paris, 16. Juni. Baroche, Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten, hat gestern wegen der hamburger Vorfälle eine lange Konserenz mit dem österreichischen Gesandten gehabt. Nach der Konferenz fand ein Ministerrath statt, und Abends ging ein Cou⸗ rier mit Depeschen nach Wien.
Ein Agent des Marschalls Saldanha, Varal, ist von hier nach London abgegangen. Seine Mission bezieht sich auf vas Aulehen, welches durch Vermittelung der Bank von Lissabon abgeschlossen werden soll. .
Man glaubt, die Revistons⸗Kommission werde morgen die all⸗ gemeine Debatte beendigt haben. Die Petitionen werden, wie es heißt, 1,500,000 bis 1,800,000 Unterschriften aufweisen, von denen jedoch die Mehrzahl angefochten werden soll. Bereits sind der Kom⸗ mission eine große Anzahl von Beschwerden zugekommen, die zu heftigen Debatten in der Versammlung Anlaß gaben. Der Con⸗ stitutionnel sucht heute zu beweisen, daß die Petitionen um Präsidentschafts⸗Verlängerung keinesweges verfassungswidrig, son⸗ dern im Gegentheil höchst constitutionell seien. Art. 111 bestimme ja ausdrücklich, daß die National⸗Versammlung sich über totale oder partielle Revision ausspreche. Müsse die Versammlung spezifiziren,
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meidlichen Frage nicht aus.
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so müßten auch die Petitionirenden, welche sich an sie richteten, spe⸗
Hoffe man nun mit solchen Spitzfindigkeiten die Stimme ersticken? „Man weicht“, sagt dies Blatt Schikanen und Spitzfindigkeiten einer unver⸗ Reviston und Präsidentschafts⸗Verlän⸗ gerung ist für die Masse der Petitionaire Eines und Dasselbe. Die Parteien koalisiren sich jetzt zwar gegen die Präsidentschafts⸗ Verlängerung als ihren gefährlichsten Gegner, kömmt aber der entschei⸗ dende Tag, wo jede Fraction ihre Ansprüche vertagt, so werden dieselben aus Patriotismus, Prinzip und Nothwendigkeit dieselbe bewilligen. Sie müssen sie bewilligen, um dem Sozialismus den Sieg zu entreißen. Den Republikanern bleibt ja doch die Republik. Auf zweierlei Weise kann nun die Regierung Bonaparte's erhalten werden. Die erste ist die
zifiziren. Frankreichs zu weiter, „mit
nach constitutionellem Rechte durch Revision, die zweite die durch!
das nationale und souveraine Recht, welches in Ermangelung einer Revision Louis Bonaparte wieder wählt. Und diese zweite Weise scheint unvermeidlich. Der Präsident wird aber dann, von der Na⸗ tion gegen die Versammlung gewählt, über derselben stehen. Die⸗ sem Uebelstande suchen nun die Petitionen abzuhelfen, indem sie der gesetzgebenden Versammlung die Möglichkeit geben, sich mit Anstand in das Unvermeidliche zu fügen, zu bewilligen, was sie nicht ver⸗ hindern kann.“
Die Kommission für die Avignoner Bahn hat heute die Aner⸗ bieten aller Compagnieen verworfen. Mit 11 gegen 3 Stimmen hat sie beschlossen, die Bahn von Chalon nach Avignon solle nicht auf Staatskosten ausgeführt werden. Das Ganze läuft aufeine Ver⸗ tagung des Baues überhaupt hinaus. Die Kommission entwirft jetzt selbst Vertragspunkte für eine eventuelle Gesellschaft.
Die Montagnards haben Colfavru wegen seiner Fahrlässigkeit vorgeladen. Michel (de Bourges) vertheidigt ihn. Die Delegir⸗ ten der Arbeiter⸗Associationen werden als Geschworene entscheiden.
Die Gesellschaft für Ermunterung des Elementar⸗ Unterrichts hat gestern im Palaste Luxembourg eine Sitzung gehalten, bei wel⸗ cher Dupin präsidirte und der Vice⸗Präsivent der Republik an⸗ wesend war.
Am 15. August findet die Einweihung der Eisenbahnstrecke Angers⸗Nantes statt.
Der Staatsanwalt hat die Broschüre „Der Republikaner des flachen Landes“, von Eugen Sue, Felix Pyat, Schölcher, Joigneaur und Pierre Dupont, mit Beschlag brlegt.
General Castellane hat für die 5te und 6te Militair⸗Division den Befehl ertheilt, daß die Posten gegen jeden Angreifer, bei Nacht gegen jeden sich trotz Anruf Nähernden von der Waffe Ge⸗ brauch zu machen haben.
Die sterblichen Ueberreste des Kardinal Fesch und der Mutter Napoleon's werden von Corneto nach Ajaccio übertragen. Der Marine⸗Minister hat der Fregatte „Vauban“ den Befehl ertheilt, sie in Civitavecchia abzuholen. Bei ihrem Eintreffen in Korsika werden sie mit militairischen Ehren empfangen.
Aus Algier sind Nachrichten vom 10 ten angekommen, welche von neuen Erfolgen der französischen Waffen berichten und die Un⸗ terwerfung mehrerer widerspenstiger Stämme anzeigen.
Der Constitutionnel bemerkt heute, es habe die Annahme des Zucker⸗ und Kaffee⸗Tarifs in den Nord⸗Departements, die sich mit Runkelrüben⸗Kultur beschäftigen, große Bestürzung hervorge⸗ bracht, und die Regierung müsse mit den ihr zu Gebote stehen⸗ den Mitteln die traurigen Folgen dieses Gesetzes zu mildern suchen.
Großbritanien und Irland. Parlament. Unter⸗ haus. Sitzung vom 13. Juni. Nachdem die Regierung im Co⸗ mité des Hauses ihren Antrag auf Bewilligung von 300,000 Pfd. für außerordentliche Kriegskosten am Cap gestellt hatte, äußerte Herr Adderley die Meinung, daß der Kanzler der Schatzkammer so viel wie ein Anderer von den Kosten des früheren, des jetzigen oder des künftigen Kaffernkrieges wisse. Die letzten Verpflegungs⸗ Rechnungen lägen ganz sicher und ungeprüft in der Capstadt, wohin die Regierung sie weislich habe transportiren lassen; weder ein Lieferant auf dem Cap, noch ein Mitglied des Hauses sehne sich danach, den wüsten Papierhaufen auf den Tisch des Parlaments kommen zu sehen. Der gegenwärtige Krieg sei der siebente und wahrsch inlich nicht der letzte, noch der humanste, wenn man den Berichten glauben könnte, daß die Europäer die Wilden durch Hunger ausrotteten, während diese ihre Gefangenen lebendig brieten. So lange die Kolonie nicht die verlangte Selbstregierung und damit die Ver⸗ pflichtung erhalte, ihre Kriege selber zu bezahlen, werde es nicht im Interesse der Lieferanten, Verpflegunge⸗Kommission und ehr⸗ geiziger Generale sein, ein gutes Einvernehmen mit den Eingebor⸗ nen zu unterhalten und ihren gerechten Beschwerden Gehör zu geben. Die Kostenlast werde aber stets mit ihrer ganzen Schwere auf das Mutterland fallen, das müsse Sir C. Wood so gut wie er (Herr Adderley) wissen; die 300,000 Pfr. seien daher nur der kleine Finger, dem bald die ganze Hand folgen werde. Er warne vor einer sofortigen und unbedingten Bewilligung. Der Premier⸗ Minister rechtfertigte die Regierung. Dieselbe habe dem Cap eine Verfassung geboten; man sei jedoch auf dem Cap mit ihren Einzelnheiten nicht zufrieden gewesen. Herr Hume, Herr Bright, Sir B. Hall und Herr Waklay unter⸗ stützten Herrn Adderley's Argumentation mit großer Wärme, bis Lord John Russell sie durch die feierliche Zusage beschwich⸗ tigte, dem Cap, sobald es die Umstände erlaubten, eine demselben angemessene Repräsentativ⸗Verfassung zu gewähren. Herr Ad der⸗ ley nahm dann sein Amendement zurück, und die verlangten Ex⸗ tra⸗Gelder wurden, wie schon erwähnt, bewilligt, ohne daß es zu einer Abstimmung kam. In der ordentlichen Sitzung verwarf das Haus die Hauptstadt⸗Polizei⸗Bill des Oberst Sibthorp gegen Leierkasten und Annoncen⸗Wagen nach eini⸗ gem Gelächter. Derselbe sagte, als er die zweite Lesung seiner Bill beantragte: „Sie hat mich viel Schweiß und Geld gekostet, aber das schadet nichts; sie wird eine Wohlthat sein fürs Vaterland. (Hört, hört!) Ich selber kümmere mich nicht um Leierkasten und Annoncekarren (Heiterkeit), denn ich bin Soldat gewesen; vor mei nen Fenstern mögen 20 Militairmusikbanden spielen, und ich werde ruhig schlafen, denn ich habe ein leidlich gutes Gewissen, verhältniß⸗ mäßig, wenn man diese schlimmen Zeit bedenkt“. (Lautes Gelächter.) Sir G. Grey stellte das Amendement, daß die Bill in 6 Monaten wieder gelesen (d. h. verworfen) werde, weil sie unnöthig sei, indem die Polizei ohnedies störende Kasten aus dem Wege räume, alle Straßenmusik aber nicht verboten werden müsse. Oberst Sib⸗ thorp rief darauf: „Ich habe das Meinige gethan; die Verant⸗ wortlichkeit fällt jetzt auf das Haupt der Regierung (Gelächter), besonders auf den Minister des Innern, der sich freilich nichts dar⸗ aus macht.“ (Gelächter.) Das Amendement ging darauf durch, und die Bill wurde ohne Stimmenzählung verworfen. Schluß um 1 Uhr nach Mitternacht.
London, 16. Juni. Beim Grafen von Rosse fand am Sonn⸗ abend eine große Soiree ausschließlich für Männer der Wissenschaft statt. Es waren außer dem Prinzen Albrecht und den bedeutend⸗ sten englischen Gelehrten alle fremden Notabilitäten geladen und wurden über einzelne Zweige der angewandten Naturwissenschaften
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kurze erläuternde Vorträge gehalten. An demselben Abende sammelte sich in den Salons Lord Palmerston's Alles, was Lon⸗ an Celebritäten des Ranges und Reichthums aufzuwei⸗ en hat.
RMußland und Polen. St. Petersburg, 13. Juni. Der Reichskanzler Graf von Nesselrode ist am 10. Juni Abends aus Warschau kommend, nach St. Petersburg zurückgekehrt. 8
Am 13ten d. M. wüthete in der Umgegend von Charkoff ein fürchterlicher Gewittersturm, von Regenströmen und Hagel begleitet. Das Unwetter zog sich um 4 ½ Uhr Nachmittags von Nordwesten her über dem Dorfe Olschana zusammen und verbreitete sich funf⸗ zig Werst weit über die Gränzen des bogoduchowschen Kreises hin⸗ aus, seinen Weg mit Verwüstung bezeichnend. Alles Getraide auf den Feldern, Heuschläge und Gärten wurden zu Grunde gerichtet, Mühlen und Schleusen zerstört, mehr als funfzig Bruͤcken, nament⸗ lich auf den großen Poststraßen, gänzlich vernichtet und große Erd⸗ stücke fortgerissen, so daß an verschiedenen Stellen weitklaffende Durchbrüche entstanden. Das Wasser stand selbst auf höher lie⸗ genden Feldern so hoch, daß es zurückgebliebene Pflüge wegschwemmte. Ein Knabe und ein Mädchen, die Vieh hüteten, wurden von der Re⸗ genfluth ereilt und ertranken, eben so ein Bursche, der sammt seiner Telega fortgeschwemmt wurde. Die Schlossen des Hagels waren 50 bis 71 Solotnik schwer, aber auch wo dieser nicht fiel, richteten Sturm und Regen entsetzlichen Schaden an. In der Stadt Charkoff wur⸗ den, unter anderen Verwüstungen, 83,836 Scheiben an Kirchen, Häusern und Laternen vom Hagel zertrümmert, was allein einen Schaden von 21,000 Silber⸗Rubel ausmacht. Sturm und Hagel hatten nur ungefähr eine halbe Stunde angehalten, während der Regen sich zwei und eine halbe Stunde hindurch unablässig ergoß.
In der unlängst gegründeten Hafenstadt Eisk, im Lande der ischernomorischen Kosaken, lief jüngst das griechische Schiff „Eu⸗ ropa“ mit einer Ladung ausländischer Waaren ein. Dies ist das erste fremde Fahrzeug, das die südöstliche Küste des asowschen Meeres besucht, seitdem sich die tschernomorischen Kosaken in dieser Gegend niedergelassen.
Turin, 13. Juni. (Ll.) Der Herzog und die
Italien. Ersterer ist sogleich
Herzogin von Genua sind hier angekommen. nach Moncalieri abgereist.
Die Debatte über die Freihafen⸗Angelegenheit von Nizza wird in der Kammer fortgesetzt. Rovina's Antrag, welchem ein ministe⸗ rielles Amendement beigefügt wurde und dahin lautet, daß sowohl der Freihafen als die Differenzialzölle mit dem Jahre 1854 nach der im Jahre 1853 zu bewerkstelligenden Aktivirung des revidirten Zolltarifs im Jahre 1853 abzuschaffen seien, wurde im Prinzipe mit Stimmenmehrheit angenommen. Morgen findet eine weitere Berathung über diesen Punkt statt, ob in der Zwischenzeit der mi⸗ nisterielle Vorschlag zu adoptiren sei oder nicht, worauf die De⸗ batte abgeschlossen werden wird.
Das englische General⸗Konsulat in Genua macht bekannt, daß die mit dem zwischen England und Sarndinien geschlossenen Han⸗ dels⸗Traktate bedungenen Vortheile auch auf diejenigen englischen Waaren, die sich gegenwärtig im Freihafen befinden, auszudeh⸗ nen sind.
Florenz, 10. Juni. (Ll.) Gestern ist Se. Königl. Hoheit der Großherzog und die ganze Großherzogliche Familie von Florenz abgereist, hat in Pisa übernachtet und ist heute früh in Lueca an⸗ gekommen, von wo sich dieselben in die dortigen Bäder begeben werden.
In Siena ist die Nationalgarde aufgelöst, und es sind die Waffen derselben eingezogen worden.
In Folge der Erhebungen über die am 29. Mai in der Kirche Santa Croce in Florenz stattgehabten Demonstration sind mehrere Individuen, welche bei dieser Gelegenheit verhaftet worden sind, entlassen, jedoch andere wieder gefänglich eingezogen worden, und unter diesen ein Individuum, welches wahrend des Tumults dem Gendarmerie⸗Lieutenant einen Dolchstich versetzen wollte, daran aber durch einen Säbelhieb verhindert wurde; gleichzeitig wurde auch ein anderes Individuum eingezogen, dessen Beschäftigung war, Petarden in der Stadt herumzuwerfen.
Aus Ferrara sind am 9ten d. M. zwei Compagnieen pͤpstlicher Truppen nach Bologna abgegangen.
Livorno, 10. Juni. Ueber die in Livorno vorgenommenen Verhaftungen enthält der Conservatore Co stituzionale fol⸗ gende nähere Daten: „Sonnabend, 3 Uhr Nachmittags, begab sich auf Anordnung des Militair⸗Kommandos eine aus zwanzig Mann bestehende Abtheilung Gendarmerie nach einer von der Stadt entle⸗ genen Villa, welche von der Familie des verstorbenen Lord Alborough bewohnt wird. Die isolirte Lage dieser Familie machte es unge⸗ achtet aller angewandten Vorsicht möglich, daß man darin einen Wink über das Nahen der Gendarmerie erhielt, und ein Indivi⸗ duum versuchte, mittelst Uebersteigung der Gartenmauer sich zu flüchten, wurde jedoch verfolgt und ergriffen; man erkannte in ihm einen gewesenen luchesischen Polizei⸗Soldaten. Auf die im Namen des Gesetzes erfolgte Aufforderung, die Wohnung zu öff⸗ nen, wurde die trotzige Antwort ertheilt, daß die Wohnung eine eng⸗ lische und somit unverletzbar sei; da alle Ueberredung vergeblich angewendet war und man inne wurde, daß der Verzug zur Ver⸗ nichtung und zum Verbrennen einiger Gegenstände benutzt werde, schlug man die Eingangsthür ein und mußte dasselbe Verfahren auch im ersten Stockwerke wiederholen. Man fand dort zwei In⸗ dividuen mit Verbrennen verschiedener Schriften beschäftigt, und es gelang nur durch Anwendung von Gewalt, das weitere Vernichten zu verhindern; bei sorgfaͤltiger Haussuchung wurde eine sehr um⸗ fangreiche Korrespondenz in englischer Sprache gefunden, dann eine förmliche Buchdruckerwerkstatt, eine Menge Lettern, vorgerichtetes Papier zur Publication der fünften Nummer der Wochenschrift „Apo⸗ stolo“, verschiedene Schmäh⸗ und andere unerlaubte Schriften, diese letz⸗ teren mit den sequestrirten Lettern gedruckt, zuletzt ein Stoßdegen, ein Dolch, ein Bajonnet, zwei Pistolenkisten und verschiedene andere Gegen⸗ stände der Art entdeckt. In Gegenwart des englischen Konsuls wurde hierüber ein Inventar verfaßt, alles in zwei große Kisten verpackt, versiegelt und der Militairbehörde übergeben, die drei⸗ Söhne des verstorbenen Lord Alborough aber mit dem Individuum, das die Flucht versuchte, sind verhaftet und auf die Festung Vecchia gebracht worden. Aus dem bereits eingeleiteten Prozesse wird man die Wichtigkeit und Ausbreitung dieser verbrecherischen Umtriebe erfahren; vor der Hand sollen schon vierzehn daran betheiligte Per⸗ sonen sich in den Händen der Behörden befinden.“
Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Toscana hat in An⸗ betracht, daß in Tlemcen die Cholera morbus ausgebrochen ist, die Provenienzen von der Küste zwischen Mellila und Oran einer Kon⸗ tumaz von zwölf Tagen und die von Algerien einer Kontumaz von sieben Tagen zu unterziehen angeordnet.
Rom, 9. Juni. (Ll.) Die Vorarbeiten zur Austrocknung der pontinischen Sümpfe sind vollendet, und man hofft, dieses für den Kirchenstaat so höchst wichtige Unternehmen bald ins Werk ge⸗ C111
Sechs Individuen von Sinigaglia, überwiesen gewaltthätiger Störung und Insultirung der Eigarrenraucher, sind von dem dor⸗ tigen Militairgerichte, und zwar zwei mit 25 Stockschlägen und funfzehntägigem mit zweimaligem Fasten verschärften Arreste, weil sie nicht fähig befunden wurden, die ihnen zuerkannte Strafe von 50 Stockstreichen auszuhalten, die anderen mit 50 Stockstreichen
bestraft worden. — B In Neapel ist der Feldmarschall Gennaro Spinelli, Fürst von
Cariati, nach einer langwierigen Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben. b 1
Das französische Occupationscorps soll nächstens um 5000 Mann Kavallerie und Infanterie vermehrt werden, demnach wird es 13— 44,000 Mann betragen.
Marchese Monclair, dessen Vorschlag hinsichtlich der Eisenbahn⸗ bauten dem Staatsrathe vorliegt, soll über die Zögerung und Unentschlossenheit der päpstlichen Regierung ungeduldig geworden sein und die großen Kapitalien, über die er als Haupt mehrerer Gesellschaften verfügt, der spanischen Regierung ange⸗ boten haben.
Das einer neapolitanischen Gesellschaft gehörende Dampfboot „Golfo di Napoli“ wird von nun an eine regelmäßige Küstenfahrt zwischen Neapel und Rom unterhalten und im päpstlichen Hafen Rivagrande die Reisenden aufnehmen. Um den Preis von acht Skudi wird man den Weg nach Neapel in sechzehn Stunden dar⸗ auf zurücklegen.
Die feierliche Einweihung des apostolischen Nuntius am Kö⸗ niglich bayerischen Hofe, Mgr. Sacconi, zum Erzbischof von Nicca, fand in Gegenwart des Königlich bayerischen Gesandten Grafen Spaur durch den Kardinal Franzoni, Präfekten der Congregation der Propaganda, und in Asfsistenz des Patriarchen von Jerusalem, Mgr. Valerga, in der Kirche der heiligen Vicenzio und Ana⸗ stasio statt.
Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Nassau hat um den Preis von 28,000 Skudi die Villa Mattei auf dem Monte Celi ge⸗ kauft; diese Villa war durch einige Zeit Eigenthum des vielbekann⸗ ten Fürsten Godoy della Pac. Die Monumente des Palastes und der Villa sind von großem Werthe und von Amadazzi in einem eigenen Werke beschrieben worden. Diese Besitzung, seit einiger Zeit vernachlässigt, wird sich nunmehr gewiß der nöthigen Restauration zu erfreuen haben.
(Fr. B.) Die Königin
Spanien. Madrid, 10. Juni. Sie wird Ende Monats in
Mutter ist beinahe ganz hergestellt. Madrid erwartet.
Zur Regulirung der Gränzstreitigkeiten mit Frankreich ist als spanischer Kommissar Crisostomo Vidaondo ernannt worden. Als den französischen bezeichnet man Bois le⸗ Comte.
Salamanca soll die Konzession der Eisenbahn von Aranjuez nach Alicante erhalten und die betreffende Compagnie die nöthigen Fonds bereits beisammen haben. Die Bahn wird in 3 Jahren fer⸗ tig. Sie kostet 300 Millionen Realen, welche der Staat in Zprozentigen Renten zum Course von 40 an Salamanca nach Bedarf aus⸗ zahlt.
General Pezuela ist in Madrid angekommen.
In der heutigen Senatssitzung interpellirte Ollivero den Mini⸗ ster des Auswärtigen wegen Portugals. Marquis Miraflores be⸗ gann mit der in sehr vorsichtigen Worten gegebenen Erklärung, daß das gegenwärtige Kabinet vor der Selbstständigkeit der Nationen die größte Achtung habe. Nur in einem Falle sähe die Regierung den Thron der Königin von Portugal in Gefahr, aber diese Eventualität sei nicht eingetroffen und im Augenblicke kein Grund zu ernsthaften Befürchtungen vorhanden. Marschall Saldanha habe sich beeilt, den Repräsentanten Frankreichs, Englands und Spaniens die Versicherung zu geben, daß für den Thron der Königin, so lange dieselbe ihn mit ihrem Vertrauen be⸗ ehre, nichts zu fürchten sei. Bis jetzt haben die Repräsentanten der genannten drei Mächte in Lissabon sich darauf beschränkt, dem Marschall Saldanha und der portugzesischen Regierung weise und heilsame Rathschläge im Interesse der Erhaltung des Throns zu geben. Wenn dennoch eines Tages die Krone der Königin von Portugal in Gefahr käme und eine spanische Intervention nothwen⸗ dig würde, so fände diese nicht statt ohne vorheriges Uebereinkommen mit den Mächten, welche die Quadrupel⸗Allianz unterzeichnet haben. Ollivero erklärte sich durch diese Antwort befriedigt. Nach Cadix ist vom Marineministerium der Befehl abgegangen, in größter Eile eine Division, aus dem Linienschiff „Soberano“, der Korvette „Co⸗ lon“ und der Brigg „Patriota“ bestehend, auszurüsten. Dieselbe hat nach der Tajomündung abzugehen.
Eine Verordnung des Justizministers kündigt an, daß statt der eingegangenen Beamten der Crusada eben so viele bei der Direc⸗ tion des Kultus und Klerus angestellt werden.
Griechenland. Athen, 10. Juni. (Ll.) Das neue Ministerium ist gebildet. General Meletopulos hat das Innere statt Notaras, der seine Demission erhielt. Paikos, definitiv das Aeu⸗ ßere, Damianos, Deputirter der Insel Hydra, die Justiz, Barbogla und Mantineas, Deputirte, Kultus und Unterricht; Kriesis bleibt. Präsident und Marineminister Kristides behält die Finanzen, Oberst Millios den Krieg.
Aegypten. Alexandrien, 4. Juni. (Oest. Kor.) Was die von der Pforte geforderte Limitirung der Dienstzeit des ägyptischen Militairs betrifft, so hatte schon Abbas Pascha in den ersten Jahren seiner Regierung beschlossen, daß die lebenslängliche Dienstzeit aufzuhören habe und der gealterte Soldat aus den Rei⸗ hen der Armee treten dürfe. Was jedoch gleichzeitig die von der Pforte geforderte Reduzirung der Armee auf 18,000 Mann betrifft, so würde man, wollte man in diesem Punkte willfahren, auf Ord⸗ nung und Sicherheit in diesem Lande Verzicht leisten müssen. Die Sen⸗ dungen nach Mekka und Medina nehmen namentlich bedeutende Militair⸗ kräfte in Anspruch und bedingen die Aufrechthaltung eines Heeres von mindestens 20,000 Mann. Es ist ferner unwahr, daß die im Dienste der Regierung beschäftigten Taglöhner gar keinen oder doch sehr kleinen Sold erhalten. Sie sind ungleich besser gestellt, als
Sieht man in den Händen der Fellahs kein Geld, so darf
nicht schließen, daß sie den Lohn nicht erhalten haben,
es ist ein uralter Gebrauch dieser Menschenklasse, ihr gewonnenes Geld zu vergraben. Die Intention des Abbas Pascha, diesen Leu⸗ ten zu helfen, ergiebt sich wohl am deutlichsten aus der von ihm verfügten Aufhebung der Terda (Kopfsteuer). In Bezug auf die Zwistigkeiten im Schoße der Familte des Abbas Pascha, von welchen zu Konstantinopel so viel Aufhebens gemacht wird,kann versichertwerden, daß dieselben durchaus nicht sehr bedentend sind, sie haben dereinst stattge⸗ funden, allein sie sind zum größten Theile ausgeglichen, und nur die ungesuchte Intervention der Pforte könnte die glimmende Kohle dieses Hasses vielleicht wieder zur Flamme anfachen. Im Ganzen genommen, wird der Vice⸗König nicht säumen, allen billi⸗ gen und erfüllbaren Forderungen der Pforte gerecht zu werden; sollten diese jedoch alles Maß übersteigen, dann wird er, auf die
Witwirkung der europäischen Großmächte gestützt, denselben im
Interesse seines Hauses und des seiner Führung anvertrauten Vol⸗ kes entgegenzutreten wissen.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerikga. New⸗ York, 31. Mat. Präsident Fillmore ist mit der Mehrzahl der Minister in Washington angekommen und hat den neuen sranzssi⸗ schen Gesandten de Sartiges empfangen.
Man will in Washington eine jährliche Industrie⸗Ausstellung veranstalten. Die Idee wird enthustastisch aufgenommen, und große Summen sind bereits gezeichnet.
La Plata⸗Etaaten. San Jose, 4. April. Der Gou⸗ verneur und General⸗Capitain der Provinz Entrerios, General Urquiza, hat nachstehendes Manifest an die Gouverneure der ver⸗ schiedenen Provinzen der argentinischen Conföderation entsendet: „Hauptquartier San Jose, 3. April 1851, im 42sten Jahr der Freiheit, im 37sten der entrerioschen Föderation, im 36sten der Un⸗ abhängigkeit und 22sten der argentinischen Conföderation. Der Augenblick ist gekommen, um den raschen Bestrebungen des Gou⸗ verneurs von Buenos⸗Ayres ein Ende zu machen, wel⸗ cher, nicht befriedigt durch die unermeßlichen Schwierigkeiten, welche seine launenhafte Politik in der Republik erzeugt und herbeigeführt hat, jetzt seine verhaßte Diktatur auf un⸗ bestimmte Zeit zu verlängern sucht; zu diesem Zwecke reproduzirt er wieder seine pharisäische Entsagung von der Regierung und glaubt hierdurch die konföderirten Regierungen, in Anbetracht eines wirklichen oder imaginairen Interesses, dahin zu bringen, daß sie sich an die Spitze der so ernstlich gewünschten Bewegung stellen, durch welche er, ohne die entfernteste Verantwortlichkeit, das Haupt der argentinischen Conföderation zu werden hofft. Die Provinz Entrerios, welche im Verein mit den Schwester⸗Provinzen im Innern des Landes und an der Küste so eifrig für die Wieder⸗ herstellung des Friedens in der zuversichtlichen Hoffnung gearbeitet hat, daß durch den Frieden der Republik Stabilität verliehen werden würde, diese Provinz ist endlich enttäuscht und fest überzeugt, daß Rosas, weit entfernt, der argentinischen Conföderation nothwendig zu sein, im Gegentheil das einzige Hinderniß ihrer Ruhe, Ord⸗ nung und künftigen Vergrößerung ist. Der Unterzeichnete, an der Spitze der Geschicke eines großherzigen und tapferen Volkes stehend, ertrug bis jetzt ohne Widerstand die verderblichen Wirkungen jener despotischen Gewalt, mittelst welcher der mit unseren auswärtigen Beziehungen betraute Mann seine Herrschaft über das ganze argen⸗ tinische Territorium perpetuirlich zu machen suchte; jetzt aber ist er es müde geworden, eine Veränderung und vernünftige Modification der Politik des General Rosas zu erwarten und hat da⸗ her den Entschluß gefaßt, sich selbst an die Spitze der großen Freiheitsbewegung zu stellen, durch welche die Provinzen von La Plata ihren Glauben und ihre politischen Prin⸗ zipien aufrecht erhalten müssen; sie dürfen nicht länger den ver⸗ brecherischen Mißbrauch von Seiten des Gouverneurs von Buenos⸗ Ayres in ihren hohen und unverletzlichen Rechten dulden, jenen Miß⸗ brauch, durch welchen jede Section der Republik zu jener Willkür⸗ lichkeit beitrug, welche General Rosas zu seinem eigenen Nutzen und Vortheil in so unbegränzter Weise ausdehnte und ausbreitete, daß die National⸗Interessen und Prärogative durch dieselbe gänzlich zer⸗ stört wurden. In Anbetracht dieser mächtigen Gründe hofft der Unter⸗ zeichnete zuversichtlich, daß Ew. Excellenz als Repräsentant der Provinz von. den hinterlistigen Einflüsterungen des Gouverneurs von Buenos⸗ Ayres kein Gehör schenken und den offiziellen Beschlüssen des Generals Rosas nicht länger Folge leisten werden, da sein Sturz das noth⸗ wendige Resultat der Macht der Verhältnisse sein wird und der Triumph der öffentlichen Gerechtigkeit früher oder später unaus⸗ weichlich erfolgen muß. Zur Aufrechthaltung dieser Erklärung wer⸗ den Ew. Excellenz keinesweges nöthig haben, zu den Waffen grei⸗ fen zu müssen. Die Lanzen der Armee von Entrerios sind mehr als genügend, um die imaginäre, nur vom Schrecken und der von Rosas mit verabscheuungswürdiger Geschicklichkeit im ganzen von ihm beherrschten Gebiete verbreiteten Demoralisation unterstützte Macht zu stürzen. Wenn Ew. Excellenz von der Nothwendigkeit, dem General Rosas die ihm übertragene Gewalt zur Leitung der allgemeinen Angelegenheiten der Republik zu entzie⸗ hen, überzeugt sein und diese Ihre Ueberzeugung aus⸗- gesprochen haben werden, so wird die große und wech⸗ tige argentinische Frage entschieden und gewonnen sein, da die Armee von Entrerios bereit stehen und nicht fehlen wird, falls General Rosas auf seinen widersinnigen und tyrannischen Ansprüchen beharren und der mächtigen Kraft der öffentlichen Mei⸗ nung nicht weichen sollte, die ihn verwirft, und die unterstützt wer⸗ den wird von jenen Lanzen und Bajonetten, die auch früher schon siegreich waren an den östlichen und westlichen Ufern des La Plata⸗ stromes. Der bewährte Patriotismus Ew. Excellenz und die wich⸗ tigen Dienste, welche Sie der argentinischen Conföderation bereits geleistet haben, rechtfertigen die Hoffnung des Unterzeichneten, daß Sie mitwirken werden zur Vollführung des edlen Gedankens, die Republik La Plata von dem tiefen Abgrunde zu retten, in welchen sie rasch gestürzt zu werden droht von dem bösen Genius, der jetzt in den Berathungen ver Regierung von Buenos⸗Ayres den Vorsitz führt. Gott erhalte Ew. Excellenz noch durch viele Jahre.
Justo Jose de Urquiza.“
Brasilien. Rto Janeiro, 12. Mai. (W. Z.) In dem von dem Finanz⸗Minister am 8ten vorgelegten Budget für das Jahr 1852 werden die Staatseinkünfte auf 30,500,000 Dollars, die Ausgaben auf 29,368,579 Dollars veranschlagt, was einen Ueberschuß der Einkünfte von 1,131,421 ergiebt. Dieses Resultat wurde von der Börse sehr günstig aufgenommen. Die Course ha⸗ ben sich auch sehr fest gehalten. Die neue brasiltanische Bank hat sich definitiv konstituirt, es wurden bereits 1500 Actien abgesetzt, und es ist wahrscheinlich, daß in kurzer Zeit das ganze Kapital (10 Millionen Dollars) gänzlich subskribirt sein wird. In einer Generalversammlung der Actionaire der Handelsbank wurde der Beschluß gefaßt, 5000 Reserveactien zu 100 proz. Prämie zu emit⸗ tiren, in wenigen Tagen waren sie sämmtlich vergriffen.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 18. Juni. Poln. Papiergeld 95 ¾ Gld. Q esterr. Bankn. 82 Br. Poln. Pfandbr. neue 95 Gld. Poln. 500 Fl. 83 Gld. Bank⸗Cert. 200 Fl. 19 Br. Russ. Poln. Schatz⸗ Obl. 81 ⁄ Br. Krakau⸗Oberschlesische Oblig. in pr. C. 80 % Br., „ Gld. Oberschles. A. 130 ¼ Br., ½ Gld. Freiburg 78 ⅔ Gld. Niederschles. 89 ¾ Gld. Neisse⸗Brieg 46 ½ Br., ½ Gld. Friedrich⸗ Wilhelms⸗Nordbahn 38 ¼ Br.
Wien, 17. Juni. Met, 5proz. 95 ¾ Br., 95 75 Br., 74 ½ Gld. 4 ½proz. 83 8% Br., 83 ¾ Gld. 2 ½poroz. 49 ½ Br., 48 ¼ Gld. Anl, 34: 202 Br., 201 Gld. 39: 119 ¾ Br., 119 ¼ Gld. Nordbahn 132 ½ Br., 132 Gld. Gloggn. 132 ½ Br., 132 Gld. Mailand 75 Br., 74 ½ Gld. Pesth 89 8 Br., 89 ½ Gld. B. A. 1232 Br., 30 Gld.
· Wechsel⸗Course. Amsterdam 174 Br. 1 Hamburg 184 Br. Augsburg 124 ¾ Br. u. Gld. Frankfurt 124 ½ Br. u. Gld. London 12.15 Br. u. Gld. Paris 147 ¼ Br. u. Gld. K. Gold 131 ½1 bez. Sillber 125 ½ bez. 8
Fonds und Aetien unverändert aber matt. viel gemacht und weniger offerirt.
Fremde Valuten
Leirzig, 18. Juni. Leipz.⸗Dresdn. Partial⸗Obligationen 108 ¾ Gld. reipz. B. A. 173 ½ Br. Leipz.⸗Dresd. E. A. 143 Gld. Sächsisch Bayer. 85 Br. Schles. 96 ¾ Gld. Löbau⸗Zittau 22 Br. Magdeb.-Leipzig 218 Br., 217 Gld. Berlin⸗Anhalt. 110 ½ Br., 110 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 38 Gld. Altona⸗Kiel 97 Br., 97 ⅛ Gld. Deßauer B. A. A. 145 ¾ Gld. Preuß. B. A. 96 ½ Br., 96 Gld.
Fraukfurt a. M., 17. Juni. Oesterr. 5proz. Metallig.⸗ Oblig. 76 ¼ Br., 76 ½ Gld. Bank⸗Actien 1181 Br., 1179 Gld. Badische Partial⸗Loose a 50 Fl. vom Jahre 1840 55 6½ Br., 55 ¾ Gld., do. 35 Fl. vom Jahre 1845 33 ¼ Br., 33 ¾ Gld. Kurh. Partial⸗Loose a 40 Rthlr. 32 ½ Br., 31 ⅔ Gld. Span. 3 proz. in⸗ länd. 35 ¾ Br., 35 % Gld. Poln. 4proz. Obligat. a 500 Fl. 84 ¾ Br., 84 ⅛ Gld. Sardin. Loose bei Gebr. Bethmann 35 ¾ Br. 35 ⅜ Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordb. 40 ⅞ Br., 40 ½ Gld. Köln⸗ Minden 107 Br., 106 ¾˖ Gld. Bexbach 83 Br., 82 ⅞ Gld.
Die niedrige Wechselnotirung von Wien vom 16ten und über⸗ dies die willige Haltung der pariser Börse brachten heute in österr. Fonds eine günstige Wirkung hervor. Alle Gattungen derselben waren willig begehrt und deren Course gingen auf mehrere Ein⸗ käufe merklich höher als gestern. Auch waren preuß. Staats⸗ schuldscheine, Köln⸗Mindener Actien, russ. und sard. Oblig., so wie kurhess. Loose mehr in Nachfrage. Alle übrigen Fonds und Actien bei geringem Geschäft gut preishaltend.
3 proz. pr. C. 89 ⅞ Br., ¼ Gld. St. Prämien⸗Obligat. 95 Br. E. R. 106 ¾ Gld. 4½ proz. 95 ½ Br. und Gld. Stiegl. 88 ½ Br. und Gld. Dän. 72 ½ Br. Ard. 14 ¾ Br. Zproz. 33 Br. und Gld. Amerik. 6proz. V. St. 106 ⅞ Br., 106 ¾ Gld. Hamburg⸗Berlin 97 ½ Br., 97 Gld. Bergedorf 92 Br. Magdeburg⸗Wittenberge 56 ½ Br., 56 Gld. Altona⸗Kiel 974 Br., 97 ½ Gld. Köln⸗Minden 105 ½ Br., 105 ¼ Gld. Friedri Wilhelms⸗Nordbahn 38 Br. Mecklenburg 30 ¾ Br. 2 Wechsel⸗C Paris 189 ¼. St. Petersburg 33. Amsterdam 35.85. London 13. 2 ½¼. Frankfurt 89 . Wien 184. Breslau 152 ½. Louisd'or 10. 12 ½ Gold al Marco 425. Dukaten 100 ½. Preuß. Thaler 50 ½. Amer. 6proz. und. russ. gesucht. gut zu lassen.
Paris, 16. Juni. bahn 480.
Hamburg, 17. Juni.
Köln-Minden und Alt.⸗Kiel
Zproz. 55.80. 5proz. 92 Wechsel⸗Course.
Amsterdam 210 ¾ Gld.
Hamb. 185 ½.
Berlin 3. 68 ½ Gld.
London 24.85 Gld.
Frankfurt 210 ⅛.
St. Petersburg 387 ¼ —
London, 16. Juni. Zproz. Cons. p. C. 97 ½3. 3 1lͤ-roz. 98 ½. Ardoins 20 ¼, . 3 proz. 40 ½, ¼. Pass. 6 ½. Int. 60 ¼, 59 ⅓. 4proz. 90 ½a, . Dän. 77, 76. 5proz. 104, 103. Russ. 5proz 114, 112. 4 ½ proz. 102 ¾. Belg. 93, 91. Bras. 90, 88. Chili 105, 109. Mex. 34 ½, †.
In engl. Fonds wurde fast gar nichts gemacht. ben wenig geschwankt.
Um 2 Uhr. Engl. Fonds ohne Geschäft. Cons. 96 ½, ex. Div.
Fremde unverändert.
Fremde ha⸗
Amsterdam, 16. Juni. Bei ziemlich lebendigem Umsatz in Integr. und 3proz. waren holl. Fonds fast unverändert. — Von fremden Effekten waren span. etwas weniger fest. In russ. öster., franz. und portug. Fonds war wenig Veränderung. Mex. mehr angeboten. — Zproz. Span. 35 ¼, †. Zfr. 5 ½. Neue 5proz. Met. 77 ½, , 2 ½ proz. 38 ⅛, 38. Mex. 32, 31 ⅛. Peru 5proz. 86 ½. Franz. 3proz. 52 %, .
Holl. Integr. 58 ¼, ¼, 3proz. neue 68 ¾%, 69, 68 ¾. Span. Ard. 15 %, ¼. gr. Piecen 15 ½, Coupons 8 ½. Russen alte 105 ½, 4Aproz. 88 ½. Stiegl. 88 ½, . Oest. Met. 5proz. 72 ½¼, 5.
Paries 2 Mt. 56 9% Gld.
1 kurz 56 % Gld.
Wien 6 Mt. 28 Gld. Frankfurt 6 W. 99 Gld. London 2 Mt. 11.75 Br. 3 M. 1. Hamburg 2 Mt. 35 ½ Gld. kurz 35 ¾ Gld.
Markt⸗Berichte. Verliner Getraidebericht vom 19. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: eeizen loco nach Qualität 57 — 63 Rthlr. „ im Detail 60 — 64 Rthlr. „ 8spfd. thorner 62 Rthlr., 20 Wspl. 89 pfd. weißer schles. 62 ½ frei Mühle bez. Noggen loco nach Qualität 39 — 42 Rthlr. im Detail 39 ½ — 43 Rthlr. 86pfd. 39 Rthlr., schwimmend 87 4pfd. 39 ⅞ Rthlr. pr. Fesg. bez. pr. Juni 201 20 39 ½ Br., 39 ½ G. Juni /Juli 38 3 a 39 Rthlr. bes⸗ 6. ü Juli /Aug. 38 ½ a 39 Rthlr. bez., 39 ½ Br., 39 ½ G. Aug./Sept. 39 a 39 ½ Rthlr. bez., 40 Br., 39 ¾⅔ G. Sept./Okt. 39 a 39 ⁄¾ Rthlr. bez., 40 Br., 39 G. Okt. /Nov. 39 a 39 ½ Rthlr. bez., 39 ¾ Br., 39 ¾ G. große 33 — 34 Rthlr. kleine 29 — 30 Rthlr. nominell.