1851 / 170 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

standen erklären, vornehmlich deshalb, weil damit der Regierung das Mittel genommen wird, um das mit dem Grundbesitze steigende Stimm⸗ verhältniß (welches ausnahmsweise für die lüneburgsche Landschaft, wiewohl ungern, zugestanden ist) zu beseitigen. Er wuünscht dringend, daß man den Konferenzvorschlag ablehnen möge, und zwar um so mehr, als doch vermuthlich eine verstärkte Konferenz erforderlich sein werde. Es wird diese Ansicht von Gerding und Richter unterstützt, woge⸗ gen die anderen Mitglieder der Konferenz, Lindemann, Heise und Dammers, einen so erhehlichen Werth auf die Festhaltung des hie⸗ sigen Beschlusses nicht legen, um den jedenfalls im Erfolge sehr insicheren Versuch zu machen, in einer verstärkten Konferenz dfe Mitglieder der anderen Kammer zum hiesigen zuziehen. Bei der Abstimmung entscheidet die Kammer mit; 1 ge⸗ gen 35 Stimmen sich für die Annahme des Konferenz⸗Vorschlages. Ein zweiter Vorschlag, der auf Widerspruch stößt, ist derjenige zum §. 18, wonach die hier beschlossene Einschaltung der „Lokalstatuten“ hinter den Provinzialgesetzen wieder wegfallen soll. Lehzen hält den Beschluß für durchaus fehlsam, weil nunmehr einerseits ferner der Zweifel bestehen bleibe, welche Formen zur Errichtung eines gültigen Lokalstatutes erforderlich verscheinen, an⸗ dererseits aber die Mißdeutung Raum gewinnen könne, als ob ein Lokalstatut ohne irgend welche ständische Genehmigung Gesetzeskraft rlangen könne. Er glaubt daher entschieden gegen den Vorschlag sich erklären zu müssen. Lindemann führt als Gründe für den Beschluß der Konferenz an, einmal daß der hiesige Beschluß zu der Mißdeutung habe Veranlassung geben können, als ob zwi⸗ schen Regierung und Provinzialständen Lokalstatute ohne gleichzeitge Genehmigung der betreffenden Gemeinde errich⸗ tet werden könnten, sodann aber, daß die Aufführung der kokalstatute als überflüssig deshalb sich darstelle, weil die Statuten ls ein Theil der provinziellen (im Gegensatz zur allgemeinen) Hesetzgebung von selbst der Zustimmung der betreffenden Provin⸗ fallandschaft bedürftig erscheinen. Lehzen kann sich von der Richtigkeit dieser Argumentation nicht überzeugen und bleibt bei einem Widerspruche, die Kammer aber entscheidet gegen 35 Stim⸗ men sich für die Annahme des Konferenz⸗Vorschlages. Einer der wichtigsten Differenzpunkte betraf ferner die Frage, ob der von der Landschaft zu wählende Landsyndikus der Bestätigung der Re⸗ gierung bedürfen solle oder nicht, welche hier verneint, in der ersten Kammer dagegen bejaht worden war. Die Konferenz schlägt vor, dem Beschluß der ersten Kammer beizutreten, dahin lautend: „Der Landsyndikus bedarf der Bestätigung der Regierung, welche nur unter Anführung bestimmter Gründe versagt werden kann.“ Nach Freudentheil und Buddenberg mit dem Referenten kurz dagegen sich ausgesprochen, wird der Konferenz⸗Vorschlag mit 37 gegen 36 Stimmen angenommen. Schließlich ruft noch der letzte, auf die osnabrücksche Landschaft speziell bezügliche Konferenz⸗Vor⸗ schlag eine kurze Diskussion hervor. Die Konferenz hat nämlich anheimgegeben, die Eingangsworte des hier in Beziehung auf die Verhältnisse einerseits der verschiedenen osnabrückschen Landestheile und andererseits der dortigen ländlichen und städtischen Wahlkreise zu einander gefaßten Beschlusses: „Stände setzen voraus, daß u. s. w.“ verändert werden in: „Stände empfehlen der Königlichen Regierung, daß u. s. w.“ Man hat in der Konferenz geglaubt, daß die allgemeine Stände⸗Versammlung keine genügende Veranlassung habe, in dieser Weise bestimmt sich über die Sache auszulassen und deshalb die auch in Beziehung auf die übrigen Landschaften meist angewandte Form der Empfehlung für passender gehalten. Leh⸗ zen, Buddenberg und Westerkamp erklären sich jedoch auf das entschiedenste gegen die vorgeschlagene Abänderung des hiesi⸗ gen Beschlusses, wodurch derselbe seiner Bedeutung fast gänzlich beraubt werde. Sie vermögen jedoch die Kammer zur Ablehnung des Konferenz⸗Vorschlages nicht zu bewegen, es wird derselbe viel⸗ mehr gegen 25 Stimmen angenommen.

Württemberg. Stuttgart, 15. Juni. (Schw. Merk.) Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog und Se. Hoheit der Prinz Gustav von Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach sind hier angekommen.

Stuttgart, 17. Juni. Diesen Vormittag fand hier zur

r der heute in Friedrichshafen stattfindenden Vermählung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Auguste mit Sr. Hoheit dem Prin⸗ zen Hermann von Weimar festliche Parade statt.

Baden. Karlsruhe, 16. Juni. (K. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin sind heute Mittag, in Begleitung des Prinzen Karl Großherzogliche Hoheit, mit Gefolge nach Ischl abgereist.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog und der Prinz Friedrich Großherzogliche Hoheit haben Höchstdieselben bis nach Wilferdingen begleitet. 8

Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 16. Juni. (O. P. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preu⸗ ßen ist vorgestern zu einem Besuche bei seinem Schwiegersohn, dem Prinzen Karl Großherzogliche Hoheit, hier eingetroffen.

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EIIe“

Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 17. Juni. Den Vorsitz führt Daru. Der Minister Lron Faucher vertheilt die Petitionen, welche die Präfekten im Dienst⸗ wege einschicken, an die Repräsentanten, die sie dann auf die Tri⸗

büne bringen. Drei Lokalgesetzentwürfe werden ohne Debatte an⸗ genommen. Eben so wird die Bewilligung zur Ratification der Zusatz⸗Artikel zum französisch⸗sardinischen Handels⸗ und Schifffahrts⸗ Vertrage ertheilt. Es folgt die zweite Berathung des Antrages Delessert's über die Sparkassen. Delessert beantragt als Maxi⸗ mum der Einlage 1000 Fr., will aber durch Zinseszinsen eine Ver⸗ mehrung auf 1250 Fr. zulassen. Gouin als Berichterstatter will das Maximum von 1000 Fr. festgehalten, da dann die Interes⸗ senten Renten kaufen können. Zu hohe Einlagen brächten in Zeiten der Krisis den Staatsschatz in Verlegenheiten. Lanjui⸗ nais sucht diese letztere Behauptung durch Ziffern zu widerlegen. Er beantrage sogar ein Maximum von 1500 Franken. Passy spricht für den Kommissionsantrag. Das Amendement Lanjuinais wird mit 398 gegen 249 Stimmen verworfen. Ueber das Amen⸗ dement Delessert wird zuerst das Skrutinium verlangt, dann aber wieder zurückgenommen. Das Amendement Delessert wird ebenfalls verworfen. Art. 1 bis 6 der Kommission werden angenommen und die Sitzung aufgehoben.

AMHAusland.

Frankreich.

Paris, 17. Juni. Das Gerücht, der Präsident wolle, wenn die Revision scheitere, seine Demission geben, um dann die Natio⸗ nal⸗Versammlung allein dem Gesetze vom 31. Mai, gegen welches

2 2 v1111 er feierlich protestiren würde, gegenüber zu lassen, wird als falsch bezeichnet. Die Revistons⸗Kommission hat heute abermals eine sehr stürmische Situng gehalten. Cavaignac sprach schroffer als je für rie Republik. Charras erklärte, würde der Präsident wieder ge⸗ wählt, so würde man ihn nach Vincennes schicken. Montalembert erwiederte, daß dies nicht so leicht sein dürfte. „Sie irren sich“, entgegnete Bäaze, „man braucht auf Bonaparte nur zu hauchen, und er wird verschwinden.’“ Morgen ist abermals Sitzung. Bouhier de l'Ecluse, Legitimist, hat folgenden Antrag eingebracht: „Alle Wähler Frankreichs, in ihren respektiven Wahl⸗Kollegien ver⸗ sammelt, werden aufgefordert, nach allgemeinem Wahlrechte, wie es vor dem Gesetze vom 31. Nai bestanden hatte, in folgender Art und Weise: 1) Kraft Art. 45 der Verfassung die Ernennung eines provisorischen Präsidenten der Republik; 2) die Ernennung einer konstituirenden Versammlung vornehmen, welche mit einem Volks⸗ Mandate und Vollmachten versehen ist, um an die totale Revision der Verfassung zu gehen und die Regierung Frankreichs zu ver⸗ kündigen.“ Las Pays erklärt heute, es sei irrig, daß Lamartine sich fur totale Revision ausgesprochen habe. Lamartine werde nur die partielle Revision und auch diese nur unter Bedingung der Wiederherstellung des allgemeinen Wahlrechtes votiren. Die Gazette berechnet, daß für Revision des neuen Wahlgesetzes 230 Mitglieder der Linken und des Tiers parti, wenigstens 100 Legitimisten und 100 Elyseer stimmen würden, was zusammen 430. Stimmen wenigstens ergiebt. Da im Durchschnitt nur 640 bis 650 Mitglieder anwesend sind, so wären gegen die Revision höch stens 200 bis 210 Stimmen. Das Hauptorgan der Bourgeoisie, das Siéele, enthält heute unter der Ueberschrift Caveant Consules folgende Erklärung: „Der Präsident kann weder constitutionelle, noch inconstitutionelle Verlängerung erhalten. Eine Verlängerung ist überhaupt unmöglich. Wir machen euch daher im voraus aufmerksam, daß wir von dem Tage an, wo die Amtsdauer Louis Bonaparte's abgelaufen ist, kraft unserer Pflicht und unseres Rechtes ihn nicht mehr in der Eigenschaft als Präsident anerkennen werden. Wir erklären euch, daß wir die ihm der Verfassung zuwider gegebenen Stimmzettel als null, aufrühre⸗ risch, die Verfassung und die Volkssouverainetät angreifend be⸗ trachten werden. Wir haben es euch schon einmal gesagt. Ihr werft es uns heute vor. Wir bekräftigen es feierlich. Wir werden uns nicht unterwerfen, nicht einen Tag, nicht eine Stunde. Erinnert euch des Wortes, das schon einmal eine Antwort auf eure Drohungen war: Wir gestatten dem ans Ende seiner Amts zeit gekommenen Präsidenten auch nicht eine Stunde darüber. Man macht eine solche Erklärung nicht, ohne einen hartnäckigen Ent⸗ schluß im Herzen zu haben. Nehmt Notiz davon und nöthigt nicht eines Tages mehrere Millionen Menschen, euch daran zu erinnern. Die Frage wird dann nicht mehr eine Frage des Skrutiniums sein.“

Laboulie hat in der heutigen Sitzung einen Antrag niederge⸗ legt, die Vertagung der Versammlung zu verhindern und jedem Repräsentanten zur Sitzung der General⸗Conseils auf Verlangen 6 Wochen Urlaub zu geben. Das Ministerium wartet, wie es heißt, nur auf die Revisions⸗Debatte, um den Zeitpunkt der Einberufung der General⸗Conseils und Gemeinde⸗Räthe sestzusetzen.

Der Minister des Innern ist gestern in der Sitzung der Kom⸗ mission für das Klubgesetz erschienen. Die Majorität der Kommis⸗ sion wollte gänzliche Abschaffung der Klubs, die Minorität pro testirte dagegen. Der Minister erklärte, die Regierung wolle keines⸗ weges die Freiheit der Wahlversammlungen hindern. Heute wurde das Klubgesetz von der Kommission angenommen, und Jules de Lasteyrie zum Berichterstatter ernannt.

General Gemeau hat wegen der steigenden Aufregung im Kir⸗ chenstaate und des Vorrückens der Oesterreicher dringend um sofor⸗ tige Absendung der ihm schon länger versprochenen Verstärkungen ge⸗ eten.

Die Kommission für die La⸗Plata⸗Angelegenheit hat beschlossen, trotz der Nachricht vom Bruche Urquiza's mit Rosas die Annahme der Verträge Lepredour's zu beantragen, da gestern der Minister Baroche erklärte, es existirten allerdings Gerüchte darüber, ihm sei aber nichts Offizielles zugekommen. General Pacheco y Obes ver öffentlicht in seiner Eigenschaft als Gesandter der Republik Uru⸗ guay die Aktenstücke, welche den Bruch Urquiza's mit Rosas bestä tigen, darunter einen Brief des Letzteren im spanischen Originale und französischer Uebersetzung. Diese sämmtlichen Aktenstücke hat bereits vor mehreren Tagen dem Minister Baroche zu⸗ gestellt.

Die Nationalgarde von Chautelle ist aufgelöst worden.

Eine von 57 Repräsentanten unterzeichnete Petition beantragt Abschaffung des Eingangszolls auf Rum und Taffia aus den fran⸗ zösischen Kolonieen.

Der Antrag Sautayra's, telegraphische Depeschen der Regie⸗ rung sollten am Tage nach ihremn Abgange im Moniteur ver⸗ öffentlicht werden, ist von der Kommisston verworfen worden.

Der Constitutionnel äußerst in einem Artikel gegen Sal⸗ danha seine ernsten Bedenken darüber, daß die Rebellion in Por⸗ tugal so leicht triumphire, und daß jetzt, bei der allgemeinen Auf⸗ regung der Geister, dieser Skandal schon drei Monate dauere.

Ein Antrag A. Nettenseuts auf Milderung der Strafbestim⸗ mungen gegen Unterzeichnungsverstöße bei Journalartikeln ist von der betreffenden Kommission verworfen worden.

Trotz einer Eskomtirung von 95,000 Franken 5prozentiger Rente sielen heute die 5pCt. um 40 Centimen, die 3 Ct. um 35 Centimen.

Zu Grenoble haben sich 2000 Männer der Ordnungspartei feierlich verpflichtet, bei der ersten anarchischen Bewegung bewaffnet einzuschreiten.

In Marseille hat der Präfekt einen Klub, der sich mit politi⸗ schen Angelegenheiten zu beschäftigen anfing, als gesetzwidrig schlie⸗ ßen und alle Bücher und Papiere wegnehmen lassen. Gegen die Mitglieder ist eine gerichtliche Untersuchung im Gange.

Die Assemblee Nationale findet es sehr bedenklich, daß die revolutionairen Journale den Hirtenbrief des Erzbischofs ohne Vorbehalt billigen; sie bebält sich daher eine gewissenhafte Prüfung dieses Aktenstückes vor, sobald ihr dasselbe, was noch nicht der Fall sei, als Ganzes vorliege.

Dem Vernehmen nach arbeitet Louis Bonaparte gegenwärtig an einem für den Druck bestimmten Werke über die Organisation der Armee.

Wie es heißt, wird in kurzem ein neues bonapartistisches Jour⸗ nal Le Conservateur erscheinen.

Gegenwärtig halten sich nur noch sehr wenige deutsche Flücht⸗ linge in Paris auf. Ein großer Theil hat Frankreich freiwillig und viele gezwungen verlassen. Gestern begaben sich wieder mehrere Flüchtlinge aus Baden und der Pfalz nach Dieppe, um sich von vort nach England einzuschiffen.

Der Gemeinderath von Angouleme hat mit bedeutender Majo⸗ rität eine Adresse an den Präsidenten der Republik votirt, in wel⸗ cher derselbe eingeladen wird, nach der Einweihung der Eisenbahn von Poitiers, der er beiwohnen wird, seine Reise fortzusetzen und der Stadt Angoulème einen Besuch abzustatten. Es heißt in dieser Adresse, daß die Stadt Angoulème Freundin der Ordnung sei und ihm bei der Dezemberwahl fast einmüthig ihre Stimmen gegeben

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Disraeli's zum zweitenmal verlesen.

Die außerdem erledigten Geschäfte waren sehr um ½ auf 2 Uhr nach b

habe, sie würde sich glücklich schätzen, ihm ihren Dank für den Schutz, den seine Regierung den moralischen und materiellen In⸗ teressen Frankreichs gewährt habe, an den Tag legen zu können.

Paris, 18. Juni. (K. Z.) In der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung kam es zur Diskussion über die Centralist⸗ rung der lyoner Polizei⸗Präfektur; Minister Leon Faucher sprach u Gunsten derselben. Die allgemeine Debatte war stürmisch.

er Artikel 1, welcher die wesentlic sten Bestimmungen enthält, wurde mit 449 gegen 217 Stimmen angenommen. Lasteyrie legte seinen Bericht in Betreff des Klub⸗Gesetzes vor.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haues. Sitzung vom 16. Juni. Lord Brougham sprach sich, unter Anführung eines speziellen Falles als Beispiel, für die Noth⸗ wendigkeit und Zweckmäßigkeit der von Lord J. Russell eingebrach⸗ ten Kanzleigerichts⸗Reformbill aus, bedauernd, daß die Reform nicht weiter gehe. Ueber die vorzunehmende Neuwahl eines schottischen Pairs wurden einige kurze Worte gewechselt; Lord Lansdowne sprach mehrmals, war jedoch auf der Stenographen⸗Gallerie ganz unhörbar.

Unterhaus. Sitzung vom 16. Juni. Unter den zahlreichen Petitionen war eine aus Van⸗Diemens⸗Land, uüberreicht von Herrn Anstey, gegen das Transportationswesen; eine von Herrn T. Dun⸗ combe, um energische Verwendung des Hauses für die ungarischen Gefangenen in der Türkei; und eine Menge kirchlicher und finan⸗ zieller Bittgesuche. Eine Reihe von Interpellationen nahm den größeren Theil des Abends weg. Herr Disraeli erkundigte sich nach den Absichten der Regierung in Bezug auf Herrn G. Ward, englischen Kaufmann in Caraccas, den die Regie⸗ rung von Venezuela willkürlicherweise verhaften liꝛß. Lord Palmerston erwiederte, es sei einer der gröbsten Fälle von Ungerechtigkeit, wie sie in den südamerikanischen Republiken vor⸗ zukommen pflegten. Die britische Regierung habe nicht nur die soforeige Freilassung Herrn Ward's verlangt, sondern auch, daß ihm für jeden Hafttag eine Schadloshaltung von 25 Psd. St. ge⸗ zahlt werde, und sich außerdem das Verlangen anderweitiger Ge⸗ nugthuung vorbehalten. Die Regierung von Venezuela habe nach⸗ gegeben, Herrn Ward in Freiheit gesetzt und ihm die verlangte Entschädigung für 26 Tage gewährt, ihn aber später wieder auf 7 Monate eingekerkert, unter demselben nichtigen und ver⸗ leumderischen Vorwande, daß er sich in revolutionaire Um triebe eingelassen habe. Herrn Ward's Anspruch beträgt jetzt 35,000 Dollars für Geschäftsstörung und 25,000 Dollars für persönliche Unbill, welche ihm die Stadt Caraccas zugefügt. Diese Angaben Herrn Disraeli's seien vollkommen richtig, und die Regierung sei entschlossen, dem Gekräakten sein volles Recht zu verschaffen. (Hört, hört!) Herr Maynhart fragt, ob es wahr sei, daß die ungarischen Flüchtlinge, mit Eng⸗ lande Zustimmung, aus der Türkei unter der Bedingung entlassen worden, daß sie nie mehr dahin zurücktehren dürften. Lord Pal⸗ merston hat keine positive Kenntniß von jenen Bedingungen, glaubt jedoch, daß die erwähnte Bedingung an die Eutlassung der Flüchtlinge geknüpft war. „In Bezug auf die Polen“, sagt er, „war eine solche Bedingung in vollkommener Gemäßheit der russisch⸗ türkischen Verträge, welche der Türkei die Wahl ließen, die Geflüchteten festzuhalten oder auszutreiben; da Rußland die Auslieferung derselben forderte, war die zweite Alternative der Pforte am genehmsten. (Hört, hört! In Bezug auf die Ungarn, welche Unterthanen Oesterreichs waren, konnte man nicht erwarten, daß der Sultan, bei seinen Verpflichtungen guter Nachbarschaft gegen den Kaiser von Oesterreich, jenen Flüchtlingen erlauben sollte, das türkische Gebiet zu einem sicheren Zufluchtsort zu machen, von welchem aus sie Un ruhen in Oesterreich schüren könnten. Die britische Regierung gab dem Sultan zu bedenken, daß er die Verpflichtungen guter Nachbarschaft ge⸗ gen Oesterreich vollständig erfüllen würde, wenn er die Flüchtlinge aus der Türkei entfernte, und ohne Zweifel hatte der Sultan das Recht, an ihre Freilassung die erwähnte Bedingung zu knüpfen.“ Herr Urqu⸗ hart: „Soll das so viel heißen, daß die britische Regierung jene Bedingung angerathen oder sanctionirt hat?“ Lord Palmer⸗ ston: „Man hat die britische Regierung um ihre Sanetion nicht gebeten, aber ich gestehe, der Türkei den Rath gegeben zu haben, den aus der Auslegung der Verträge entspringenden Ver⸗ wickelungen mit Oesterreich und Rußland durch Fortsendung jener Personen, deren Auslieferung gefordert wurde, rasch 111“ʒ fragte, ob es die Absicht der Regierung sei, die Siz⸗ zungen der Universitäts⸗Untersuchungs⸗Kommission suspendiren zu lassen, bis das geeignete Tribunal sich über die Petition der Uni⸗ versität Oxford gegen jene „ungesetzliche“ Kommission ausgesprochen haben werde. Lord J. Russell: „Solches ist nicht die Absicht der Regierung.“ Die Zoll⸗Bill wurde nach einigen Einwürfen Herrn Bei der zweiten Lesung der Bill über Abgaben von bewohnten Häusern bemerkte Herr W. Williams, daß durch die Verwandlung der Fenster⸗ in die Wohn⸗ haus⸗Steuer viele Häuser in London, welche die erstere Steuer nie gezahlt hätten, der zweiten unterliegen würden, und kündigte an, daß er im Ausschuß eine Ausnahme zu Gunsten solcher Häuser beantragen werde. Das Haus löste sich nun in einen Ausschuß zur Bewilligung der Civildienst⸗Veranschlagungen auf und bewilligte mehrere Posten ohne Anstand; aber gegen das Votum von 23,239 Pfd. für öffentliche Gebäude in Irland stellte Herr Shooner das Amendement, von der Summe die Maynooth⸗Gelder im Betrage von 1236 Pfd. abzuziehen; und das ursprüngliche Votum ging nur mit der kleinen Majorität von 2 Stimmen (121 gegen 119) durch. unerheblich. Schluß

London, 17. Juni. Zu dem Bankette in all, welchem

die Königin beiwohnen wird, werden großartige Vorbereitungen ge⸗

troffen. Der Hof besuchte gestern in den Morgenstunden das Aus⸗

stellungsgebäude. Später war Lord John Russell in Audienz bei Ihrer Majestät. Um 4 Uhr fuhr Ihre Majestät mit dem Prinzen Albert nach Claremont, um die Familie Orleans zu besuchen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Juni. Das heutige Journal de St. Petersbourg meldet, daß Se. Majestät der Kaiser mittelst Tagesbefehls vom 6ten d. M. Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen zum Chef des isumschen Husaren⸗Regiments ernannt hat, welches fortan den Namen „Husaren⸗Regiment Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen“ annimmt.

„Belgien. Brüssel, 18. Juni. Der König ist gestern früh mit seinen Kindern und Gefolge nach England abgereist, wo er angeblich 14 Tage verweilen wird.

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Italien. Turin, 10. Juni. (Ll.) Die Deputirten⸗Kammer beschäftigt sich noch immer mit der Nizzardischen Angelegenheit, in der alle Nagerblice neue Vorschläge auftauchen, und die so langsam vorschreitet, weil die meisten Redner sie von einem falschen Ge⸗ sichtspunkte auffassen und mit nicht zur Sache gehörenden Erörte⸗ rungen und Beleuchtungen die Zeit verlieren. Wir haben bereits sieben verschiedene Projekte zu hören bekommen, wovon der des De⸗ putirten Mellana besonders auffiel. Er glaubt durch eine Spezial⸗ Konzession an Nizza den Grundsatz der Gleichheit beein⸗ trächtigt und verlangt Aufhebung des Freihafens und die Bewilligung von 15 bis 18 Millionen für einen Straßen⸗ bau, um diese Grafschaft mit den anderen piemontesischen Pro⸗ vinzen in Communication zu setzen. Der Freihafen von Nizza ist aber, wie Graf Cavour gleich Anfangs der Debatten darstellte, nichts Anderes als ein Depot für die Consumtion der dortigen Bevölke⸗ rung und hat für den Gesammtstaat durchaus keine andere Be⸗ deutung. Der Grafschaft dieses Privilegium entziehen, heißt ein⸗ fach ihren Zustand gegen den der anderen Provinzen bedeutend verschlimmern, zudem würde, wie der Minister Paleocapa sehr tref⸗ fend bemerkte, mit der Aufhebung des Freihafens die Errichtung einer Donanenlinie den Vaco entlang, also in einem Orte nothwen⸗ dig sein, welcher den Schmuggel außerordentlich begünstigt. Die Kosten einer solchen Aufsichtslinie würden durch keine andererseits zu gewärtigenden Vortheile ersetzt, und man dürfe sich nur an Spanien ein Beispiel nehmen, welches noch niemals der heimlichen Einführung englischer, in Gibraltar aufgespei⸗ cherter Waaren sich zu erwehren im Stande war. Graf Revel, ein eben so praktischer Finanzmann, wie bewandert in den Ge⸗ heimnissen der Administration, und der deshalb auch immer seine Ansichten auf Thatsachen stützt, brachte den sechsten Plan zur Dis⸗ kussion, befriedigte aber damit nicht, denn er will nicht nur den Freihafen mit den vom Ministerium vorgeschlagenen Modificationen, sondern auch nach dem Antrage der Kommission die Differenzial zölle beibehalten wissen, welche letztere jedoch nicht den Konsumen⸗ ten, sondern einigen wenigen Spekulanten und Fuhrleuten zu Gute kommen. Der Graf und mit ihm die Mehrzahl sind der Ansicht, daß die Grafschaft einige ausnahmsweise Vergünstigungen genießen solle, auch würde ihr das, was sie mit den neuen Weinzöllen mehr als die anderen Provinzen zahlen müsse, durch die Wohlfeilheit der Kolonial⸗ und anderen Waaren, welche sie durch ihren Frei⸗ hafen bezieht, hinlänglich aufgewogen werden. Der eigentliche Freihafen der sardinischen Staaten sei aber Genua, und dieser werde durch das Privilegium von Nizza durchaus in gar nichts beeinträch⸗ tigt. Der Abgeordnete Lorenzo Valerio brachte in der Nachtsitzung, denn die Kammer entschloß sich um nur ein Ende dieser ihr bereits lästig werdenden Debatten herbeizuführen, Abends nochmals zusam⸗ menzutreten, eine andere Version in diese Nizzardische Frage, die jedoch mehr darauf berechnet schien, ihm Gelegenheit zu einem Aus⸗ falle gegen das Ministerium zu geben. Er beschuldigte es geradezu in dieser Provinz die Rückschrittspartei zu begünstigen und unter⸗ stützte diese Behauptung mit mehreren Thatsachen, welche die Mini⸗ ster zwar bekämpften, jedoch wie es schien, ohne völlig überzeugt zu ha⸗ ben. Eine größere Ausmerksamkeit wurde der Rede des Abg. Lanza vom linken Centrum zu Theil, die damit schloß: 1) Die Douanallinie sei an der Gränze des Vaco zu errichten, 2) Nizza möge den im gan⸗ zen Lande gleichmäßig in Kraft bestehenden Gesetzen unterworfen, sonach 3) der Privilegien, welche sie bis jetzt genoß, fortan verlustig erklärt werden. Kaum wird es in der nächsten Sitzung schon zur Abstimmung kommen können. Allem Anschein nach wird Graf Ca⸗ vour auch hier den Sieg davontragen. Sowohl bei der Zollreform, wie bei den mit anderen Staaten letzthin geschlossenen Handelsver⸗ trägen tritt hauptsächlich die Tendenz hervor, auf jede mögliche Weise die Ausfuhr der Seide zu begünstigen. Es ist auf diesen Punkt insbesondere aufmerksam zu machen, weil die Kultur und Verarbeitung der Seide in letzterer Zeit von mehreren,

selbst solchen Nationen, die sich früher damit nicht beschäf⸗ tigten, aufgefaßt worden ist und bei einigen sogar einen ungewöhn⸗ lichen Aufschwung nimmt. Italien aber, dessen Boden allerdings eine außerordentliche Produktivität besitzt, reicht zwar zur Ernäh⸗ rung seiner Einwohner hin, aber die Quelle aller Wohlhabenheit der Cultivateurs ist doch nur die Seide, wenn sie es aber auch künftig gegen alle Konkurrenz bleiben soll, so muß Italien mit eben der Leichtigkeit wie andere, und wier sie sich jetzt eben Piemont zu verschaffen sucht, dieselbe auch ausführen können. Die Begünsti⸗ gung des Exports ist bei ihr besonders eine Begünstigung der Pro⸗ duction, und das, was dem Staate an Ausfuhrzoll entgeht, kömmt ihm durch eine höhere und minder empfindliche Besteuerung der Manufaktur reichlich wieder ein. Besonders der Landmann der Lombardei und des Venetianischen würde ohne Seidenbau im gan⸗ zen Sinne des Wortes verloren sein. 8

In einigen wohlunterrichteten Kreisen will man wissen, daß Graf Cavour mit Oesterreich über einen abzuschließenden⸗Handels⸗ vertrag in Unterhandlung stehe.

Heute war Ministerrath, wozu auch die Präsidenten des Se⸗ nats und der Deputirtenkammer geladen wurden; man sagt, daß der vom Senate mit einer großen Stimmenmehrheit modifizirte Gesetzvorschlag über die fruchttragenden Schuldforderungen hierzu

die Veranlassung gewesen sei. Man will von geheimen Agenten wissen, die in Mentone und Roccabonne für die Wiedereinsetzung des Fürsten Florestan thä⸗ tig sind. 1

Die Regierung von Neapel hat gegen die Vorträge des nea⸗ politanischen Professors Mancini an der hiesigen Universität förm⸗ lichen Protest eingelegt. G

In der Kathedrale von Novara ist während der Firmung eine tumultuarische Störung vorgekommen, welche das Einschreiten der bewaffneten Macht nöthig machte und jetzt den Gegenstand gericht⸗ licher Erhebungen bildet. Gestern hatte sich in jener Kathedrale eine so außerordentliche Menge von Kindern mit ihren Aeltern und Firmpathen eingefunden, daß, um alle Verwirrung zu verhindern, die heilige Handlung bei geschlossenen Thüren vorgenommen werden mußte. Der Bischof, nachdem er einer großen Anzahl von Kin⸗ dern das heilige Sakrament ertheilt hatte, wollte, ermüdet, wie er war, sich zur Ruhe begeben, da entstand durch die Ungeduld der Wartenden ein Tumult, und Reden wurden

vernommen, welche der Heiligkeit des Ortes nichts weniger als an⸗ gemessen waren. Man mußte nach der Wache schicken, und der Prälat mußte seine Function wieder aufnehmen. Die Blätter ge⸗ ben als Ursache dieser Unordnungen an, daß die Bewohner der Umgegend ohne Vorwissen des Bischofs alle an einem Tage ihre Kinder brachten. Die Behörden sind vorläufig mit der Erhebung der Thatsachen beschäftigt.

Die sgztnen ü. 8 hat einen gewissen Grafen Bertola von Rimini, ein geborner Malteser, welcher sich dort unter dem falschen Ramen Robert Kiß aufhielt, verhaftet. Schon längere Zeit die Spur dieses Emissärs verfolgend, hat sie ihn jetzt unter militairi⸗

r Bedeckung über die Gränze geschafft,

(Fr. B.) Die Deputir⸗

Spanien. Madrid, 12. Juni. b 1 58 Zum Präsidenten

tenkammer hat sich heute definitiv konstituirt.

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wurde, da die gemäßigte Opposition keinen Kandidaten aufgestellt hatte, Mayans mit 141 von 177 Stimmen gewählt. Olozaga er⸗ hielt 25 Stimmen, Rios Rosas 2, Castro 2, Obrados 5, Escosura 1. Zu Vice⸗Präsidenten wurden gewählt Candido Nocedal mit 158, Tejada mit 126, Castro mit 123, Canga mit 120 Stimmen. Die Secretaire des provisorischen Büreau's wird man wahrscheinlich beibehalten.

Griechenland. Athen, 10. Juni. (Triester Zei⸗ tung.) Die Frage, betreffend das heilige Grab, wird vom Aion als gelöst angesehen. Der französische Gesandte in Konstantinopel, Herr Lavalerte, hat dem Sultan außer den eigenhändigen Schrei⸗ ben des Präsidenten der sfranzösischen Republik und des Papstes über diese Angelegenheit eine Note mitgetheilt, in welcher er ent⸗ schieden die Rückgabe des heiligen Grabes an die Katholiken als deren rechtmäßiges Eigenthum verlangte; allein die hohe Pforte sprach sich dahin aus, daß sie den Griechen, die von allen Sulta⸗ nen als Eigenthümer des heiligen Grabes anerkannt worden sind, dasselbe nicht entziehen könne.

Einer Mittheilung an die griechische Regierung zufolge, hat die in London niedergesetzte Kommission zur Abschätzung der por tugiesischen Bons, die Don Pacifico bei der Plünderung seines Hauses verloren hat, entschieden, daß er nur auf eine Entschädigung im Betrage von 150 Pfd. St. Anspruch habe.

Die Direction der griechischen Nationalbank macht bekannt, daß falsche Banknoten von 25 Drachmen im Umlaufe sind, die leicht an der Unterschrift zu erkennen seien, da in derselben griechische und lateinische Buchstaben vorkommen, statt daß die echten blos griechische Schriftzüge haben.

esterreichische Lloyd⸗Dampfschifffahrt.

Obgleich schon die Betriebs⸗Resultate des Jahres 1849 den voͤn dieser mit so reichen Mitteln ausgestatteten Unternehmung ge⸗ hegten Erwartungen entsprochen haben, indem die Resultate pro 1849 die von allen vorhergegangenen Jahren bedeutend übertrafen, so sind dennoch die Ergebnisse des Jahres 1850 gegenüber denen des Jahres 1849 wiederum bedeutend gestiegen und ist auf eine fernere Zunahme des Verkehrs zu rechnen, indem schon jetzt den täglich auftauchenden Bedürfnissen kaum entsprochen werden kann. Die Anzahl der Reisen ist in 1850 auf 1090 von 517,782 See⸗ meilen gegen 819 Reisen von 428,319 Seemeilen in 1849 und 727 Reisen von 330,202 Seemeilen in 1848 gestiegen; sonach wurden in 1850 gegen 1849 271 Reisen von 89,463 Seemeilen und gegen 1848 363 Reisen von 187,580 Seemeilen mehr gemacht. Befördert wurden in dem Betriebsjahre 1850 215,752 Rei⸗ sende, 263,852 Colli in 437,217 Ctr. Güter, nebst 37,440 Paketen und 417,358 Briefen, der Betrag von Geldsendungen belief sich auf 43,824,718 Fl. Im Jahre 1849 wurden befördert 143,028 Reisende, 199,650 Colli im Gewicht von 345,297 Ctr. nebst 24,946 Paketen und 342,099 Briefen, die Geld⸗ sendungen betrugen 37,232,442 Fl. Im Jahre 1848 wurden nur befördert 118,343 Reisende, 147,788 Colli von 267,836 Ctr. nebst 20,618 Pake en und 289,566 Briefen, die Geldsenvungen betrugen 30,846,271 Fl. Es wurden demnach in 1850 gegen 1849 mehr befördert 72,724 Reisende, 64,202 Colli von 91,920 Ctr. nebst 12,494 Paketen und 75,259 Briefen, die Geldsendungen betrugen mehr 6,592,276 Fl.; gegen 1848 wurden mehr befördert 97,409 Reisende 116,004 Colli von 169,381 Ctr. nebst 16,822 Paketen und 127,792. Briefen, die Geldsendungen betrugen mehr 12,978,447 Fl. Das Gesammt⸗Erträgniß pro 1850 betrug 2,724,500 Fl. und verblieb davon ein Reinertrag von 628,000 Fl. Im Jahre 1849 betrug das Ge⸗ sammt⸗Erträgniß 2,320,828 Fl., von welchem ein Reinertrag von 517,500 Fl. verblieb. In 1848 betrug das Gesammt⸗Erträgniß 1,736,860 Fl. und der Reinertrag 401,000 Fl. Es betrug dem⸗ nach in 1850 gegen 1849 das Gesammt⸗Erträgniß 403,672 Fl. und der Reinertrag 110,500 Fl. mehr; gegen 1848 betrug in 1850 das Gesammt⸗Erträgniß 987,640 Fl. und der Reinertrag 227,000 Fl. mehr. Diese günstigen Resultate gestatteten die Ver⸗ theilung einer Super⸗Dividende von 4 % an die Actionaire und die Vermehrung des Reservefonds um 165,640 Fl., so vaß letzte⸗ rer nun 812,688 Fl. betraͤgt. Betrachtet man das Jahr 1848, so findet man, daß trotz aller Stoͤrungen im Verkehr, trotz des brachliegenden lukrativsten Geschäftszweiges, der Fahrten zwischen Triest und Venedig, welche im Jahre 1847 für sich allein 193,739 Fl., also eirca 6 ½ vCt. des ganzen Gesellschafts⸗Kapitals betrug trotz der unterbrochenen Verbindung mit Ancona und Brindisi und trotzdem, daß endlich durch lange Zeit 8- 10 Dampfschiffe im Hafen von Triest müßig vor Anker lagen, die Gesellschaft dennoch an ihre Actionaire 6 pCt. Zasen zahlen, nicht weniger als 208,535 Fl. 47 Kr. von ihrem Inventar abschreiben und den erst im Jahre 1844 gebildeten Reserve⸗Fonds durch Zuschreibung von 52,280 Fl. auf 552,248 Fl., sonach mehr als ½ des ganzen Gesellschafts⸗ Kapitals bringen konnte, wodurch der innere Werth einer jeden der 6000 Stück das Gesellschafts⸗Kapital von 3,000,000 bildenden Actien, à 500 Fl., bereits am Schlusse des Jahres 1848 schon 592 Fl., also mehr wie 118 pCt., betrug. Das Unternehmen, ursprünglich mit einem Kapital von 1 Million ausgestattet, konnte die Gesell⸗ schaft 1836—1837 sieben Dampfschiffe von 630 Pferdekraft in Thätigkeit setzen und hatte in dem erwähnten Rechnungsjahre ein Defizit von 103,190 Fl. zu decken. In den Jahren 1838, 1839, 1840 und 1841 waren zehn Schiffe von je 860 Pferdekraft, in den Jahren 1842 und 1843 waren elf Schiffe mit 930 resp. 940 Pferdekraft, in dem Jahre 1844: 14 Schiffe von 1380 Pferdekraft, in den Jahren 1845 und 1846: 20 Schiffe von 2110 Pferdekraft, in 1847: 21 Schiffe von 2470 Pferdekraft, in 1848: 26 Schiffe von 3370 Pferdekraft und im Jahre 1849: 29 Schiffe von 4030 Pferdekraft in Thätigkeit. Die Zahl der Schiffe hat sich seit dem vorjährigen Rechnungs⸗Abschlusse ebenfalls vermehrt und wird, da ein im Bau befindliches der Vollendung nahe ist, in kurzem 34 betragen, mithin mehr als je eine Gesellschaft Seedampfschiffe be⸗ saß. Dennoch genügen sie den sich vermehrenden Bedürfnissen nicht, welche nicht nur Vermehrung der bisherigen Fahrten, sondern auch Gründung neuer Linien fordern. So sind bereits die Fahrten von Konstantinopel nach Galatz von vier auf sechs im Monat ver⸗ mehrt und die Linie nach Fiume bis Segna verlängert. Jetzt beabsichtigt man, die Fahrten im Schwarzen Meere zu vervielfälti⸗ gen, die Linie nach Syrien und von Konstantinopel nach Alexan⸗ drien zu verdoppeln, die wöchentlichen Fahrten zwischen Konstan⸗ tinopel und Smyrna wieder zu errichten, die Reise von Salonich nach den Dardanellen bis Konstantinopel auszudehnen, die Fahrten von Triest nach Aegypten zu vermehren, an der Küste von Alba⸗ nien und in Griechenland einige neue einzurichten, eine häufigere Verbindung mit den verschiedenen Häfen im Adriatischen Meere, namentlich Ancona herzustellen, und endlich eine ganz neue Linie zu gründen, welche von Triest aus die wichtigsten Häfen auf den beiden Küsten Italiens, und dann Marseille berührend, in Barcel⸗

lona enden würde, um sich dort an eine spanische Dampfschifffahrt anzuschließen, die Triest in regelmäßige Verbindung mit der Ha⸗

nen,

vanna bringen soll. Die Vermehrung der Fahrten von Triest nach Aegypten, denen sich später auch eine bis jetzt noch fehlende Verbin⸗ dung nach Malta anschließen soll, steht im Zusammenhange mit dem durch die General⸗Versammlung nunmehr genehmigten Projekte des Lloyds, in Gemeinschaft mit der in London neuerrichteten Eastern Steam Navigation Compagnie das Monopol, welches die Peninsu⸗ lar⸗ und Oriental⸗Compagnie in Beziehung auf den englisch⸗ostindi⸗ schen Verkehr besitzt, zu bekämpfen.

Die Frequenz seit der Gründung des Unternehmens, dem Jahre 1836—37 bis zum Schlusse des Jahres 1850, ist folgende: 88 Zahl der Zahl der

.Bezinag der Reisende. Geldsendungen. Briefe. Päcke. 5,787

1.

18 ½ 7,907 3,934,209 8 14,138 15,561

1838 21,959 10,849,358 21,681

Waaren. Gebinde. Centner.

35,205 5,752 71,071 28,346 79,812 23,254 91,909 35,087 100,372 8 155 98,966 41,240 101,961 41,409 111,385 36,575 227,216 135,733 277,152 136,397 295,933 186,310 315,434 41,027 1848 118,343 30,846,271 289,560 147,788 267,836 20,618 1849 143,028 37,232,442 342,099 199,650 345,297 24,94 1850 215,752 43,824,718 417,358 263,852 437,217 37,440 1,108,266 299,339,102 2,540,005 1,319,087 2,244,202 342,953

9,613 37,318 40,366 59,444 65,645 68,198 24,39 65,582 24,636 236,994 31,706 238,873 36,3527

1839 27,930 10,963,126 1840 38,886 12,550,647 1841 35,141 15,020,454 1842 34,301 14,291,650 1843 39,497 12,818,217 1844 55,475 13,177,228 1845 117,949 25,531,361 1846 124,985 31,827,160 1847 127,022 87,072,229'

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 21. Juni. Im Schauspielhause. 96ste Abonnements⸗ Vorstellung: Zurücksetzung, Lustspiel in 4 Abth., von Dr. C. Töpfer. (Fräul. Würth: Mathilde.) Hierauf: Der Kurmärker und die Pi⸗ carde, 1815, Genrebild von L. Schneider. (Fräul. Würth: Marie.)

Sonntag, 22. Juni. Im Opernhause. 73ste Abonnements Vorstellung: Die Hugenotten, Oper in 5 Abth. Musik von Meyerbeer. Ballets von Hoguet. (Herr Roger, erster Tenorist der großen Oper zu Paris: Raoul de Nangis, als erste Gastrolle.) Anfang 6 Uhr.

Billets zu dieser Vorstellung sind in dem vormaligen Billet⸗ Verkaufs⸗Büreau des Schauspielhauses, nach der Seite der Tauben⸗ straße gelegen (Eingang Jägerstraße neben der Vorfahrt), zu den nachfolgenden hohen Opernhaus⸗Preisen zu haben.

Im Schauspielhause. 97ste Abonnements⸗Vorstellung: Im Walde, ländliches Charakter⸗Gemälde in 4 Akten, von Ch. Birch⸗ Pfeiffer. b Billets zu dieser Vorstellung sind in dem alten Billet⸗Verkaufs⸗ Büreau des Schauspielhauses, Eingang Jägerstraße, zu haben.

Die unterzeichnete Verwaltung bringt hiermit Folgendes zur öffentlichen Kenntniß:

Um dem Publikum den Besuch der Königlichen Theater im Allgemeinen zu erleichtern und um ein besseres Verhältniß der Preis der verschiedenen Plätze im Opernhause herzustellen, werden diesel⸗ ben, und zwar vorzugsweise die des zweiten und dritten Ranges daselbst, vom 22sten d. M. an ermäßigt, wie aus der folgenden Nachweisung hervorgeht:

b. Mittel⸗

Preise.

3474

Fremden⸗Loge Erster Rang und Balkon daselbst, inkl. der Prosceniums⸗Logen da⸗ selbst und am V Parquet, Tribüne, Parquet⸗Loge und Proscenium des zweiten Ranges L1“ 20 Zweiter Rang 8 15 Dritter Rang und Balko 2 6— 17 Parterre 15 20 Amphitheater.. .. 7 40

. „000„2..—

Die Preise ad a. kommen bei der sogenannten komischen Oper und bei Schauspiel⸗Vorstellungen im Opernhause in Anwendun die Preise ad b. bei größeren Opern und Balletts, die Preise ad c. bei besonders kostspieligen Vorstellungen oder bei Gastspielen be rühmter Künstler (deren Auftreten mit bedeutenden Kosten verbun⸗ den ist), um nicht, wie bisher, zu den höchsten Preisen schreiten z müssen, deren Anwendung sich die General⸗Intendantur nur in ganz besonderen Fällen vorbehält.

Berlin, den 20. Juni 1851. ral⸗Intendantur der Königlichen Schauspiel

Königsstädtisches Theater.

Sonnabend, 21. Juni. Gast⸗Vorstellung der jungen Tänzerin- unter der Leitung der Balletmeisterin Frau Josephine Weiß, in 3 Abtheilungen. Nach dem ersten Akt des Stücks: Amoretten⸗ Tanz. Nach dem zweiten Akt: Pas Rococo. Nach dem dritten Akt und zum Schluß: Pas de fleurs. (Sämmtliche Tänze kompo⸗ nirt von Frau Josephine Weiß.) Dazu: Das Mädchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionair, Zaubermährchen mit Gesang in 3 Akten, von F. Raimund. (Herr Weiß, vom K. K. National⸗Theater zu Wien: Wurzel, als Gastrolle.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Anfang 6 ½ Uhr.

Sonntag, 22. Juni. Gast⸗Vorstellung der jnngen Tänzerin⸗ nen, in 4 Abtheilungen. Dazu: Preciosa, großes romantisches Schauspiel mit Gesang, in 4 Akten. Musik von C. M. von Weber⸗

Montag, 23. Juni. Gast⸗Vorstellung der jungen Tänze⸗ rinnen.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends Nach einmaliger 10 Ubr. Beobachtung.

v Morgens Nachmittags 6 Uhr. 2 Uhr.

1851. 19. Juni.

5 720 Luftdruck ..... 338,01“„var. 336,14““Var. 336,02“ Par. Cdellmeems 213 + 9,1 R. + 12,2“ R+ 11,0“ R. Fluzswurme 2. 3,1 8 + 7,2°0 + 7,32* n. 7,40 R. Bodenwörme 2 81 pCt. trübe. V

Luftwärme

Thaupunkt . .. Dunstsättigung .† Wetter ..

7 8:2 5 71 pCt. Ausdünstung 59 pct. 8cis palbbeiter. Nfederschlag 0,141 “„Rb. W. W. Wärmewechsel + 12,5“ W. 9,9°

+ 7,3“ üu. 70 vet. W.

Wind.. Wolkenzug . .. 6 Tagesmittel: 336,72“ Pac. + 10, 8 BR. —.—

nd Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hosbuchdruckerei.

85

W.

Berlin, Druck u