gänzlich aufgehoben, und seine etwa noch beizubehaltenden Besug⸗ nisse fallen dem Ministerium des Innern zu. Durch letztere Maßre⸗ gel, durch die Einführung einer Einkommensteuer, deren Ertrag auf 45 Millionen angeschlagen wird, durch die Unterdrückung der Aus⸗ fuhr⸗Prämien und durch die Vermehrung gewisser Einnahmen ge⸗ rade in Folge des veränderten Zoll⸗Systems hofft Sainte Beuve den auf 73 Millionen berechneten Verlust des Staatsschatzes nicht nur aufzuwiegen, sondern noch einen Ueberschuß von 1,681,000 Fran⸗ ken zu erhalten. In der Einleitung zu seinem Gesetzvorschlage drückt Sainte Beuve (gemäßigter Republikaner) sich folgendermaßen aus: „Der Erfolg der staatswirthschaftlichen Reformen, die Eng⸗ land vollbracht hat und Holland nachahmt, hat mich veranlaßt, ein ähnliches Unternehmen für Frankreich zu versuchen. Ich glaube, daß die Erfüllung dieses Werkes, d. h. die Anwendung der Frei⸗ heit auf den Handel, unserem Lande Wohlstand und Ruhe geben wird. Die Republik wird gegen die Wühler stark sein, wenn sie ihre thatsächlichen Verbesserungen deren Versprechungen entgegen⸗ halten kann, wenn sie den arbeitenden Klassen sagen kann: Ich habe euch die Wohlfeilheit des Brodtes, des Fleisches, und der Kleidung gegeben. Die Republik wird sich Ehre einärndten, wenn sie durch Reformen, die man kaum noch kühn nennen kann, da sie durch schlagende Beispiele dargethan worden sind, unsere Marine wieder emporbringt, und wenn sie bei uns dem Handel und der Industrie, die mehr als je das Maß der Stärke für die Nationen sind, einen mächtigen Aufschwung giebt.“ Als die Verhandlungen über diesen äußerst wichtigen Gegenstand beginnen sollen, verlangen Baroche und Leon Faucher wegen der Reise ihres Kollegen vom Handels⸗ Ministerium nach London einen achttägigen Aufschub, der indessen auf den Widerstand von Thiers, der gegen Sainte Beuve sprechen will, nicht genehmigt wird. Sainte Beuve ent⸗ wickelt hierauf sein System, wobei er zu wiederholten Malen R. Peel's Andenken verherrlicht und mit großer Ueberzeugungs⸗ wärme von der Vortrefflichkeit des Freihandels⸗Systems spricht. Die Verhandlungen werden endlich durch den Sitzungsschluß unter⸗ brochen und auf morgen vertagt, wo Sainte Beuve nochmals spre⸗ chen wird.
Paris, 27. Juni. (K. Z.) In der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung bekämpfte Thiers das Freihandels⸗System.
Gestern fand wieder eine Revue im Beisein des Präsidenten der Republik auf dem Marsfelde statt. Der Präsident war, wie gewöhnlich, von einer großen Anzahl Generale und Offi⸗ ziere begleitet und wurde von Baraguay d'Hilliers am Ein⸗ gange des Marsfeldes empfangen. Eine ungeheure Menschenmenge war auf dem Marsfelde und in dessen Umgebung versammelt, und die Rufe: „Es lebe Napoleon!“ „Es lebe die Republik!“ erschall⸗ ten, wie es bei den früheren Revüen der Fall war. Den Ruf: „Es lebe der Kaiser!“ will man heute weniger bemerkt haben. Die Truppen waren alle ruhig und defilirten stillschweigend vor dem Präsidenten. Unter den Zuschauern bemerkte man viele Repraͤsen⸗ tanten und den Polizei⸗Präfekten Carlier.
Großbritanien und Irland. Parlament. Unter⸗ haus. Sitzung vom 23. Juni. In der Comité⸗Bera⸗ thung über die Juden⸗Emancipations⸗Bill erklärte sich Sir R. Inglis gegen die Maßregel aus Prinzip, will aber gegen die Details nicht stimmen, sondern behält sich seine Opposition auf ein späteres Stadium der Bill vor. Herr Plumptre: Die Annahme der ersten und einzigen Klausel, daß nämlich die Worte: „auf den wahren Christenglauben“, aus dem Parlamentseid gestrichen werden sollten, würde demselben alle Kraft und Bedeutung nehmen. Die kleine Majorität von 25 Stimmen bei ei⸗ nem Hause von 400 Mitgliedern bei der zweiten Lesung sei für eine Regierungsbill so viel wie eine Verwerfung. Er sei nie ein Judenfeind gewesen, wünsche vielmehr auf eichtig, die Juden zu bekehren. Zum Schluß protestirt er feierlich gegen die Bill, ohne für den Augenblick weitere Opposition zu machen. Herr Walpole: Nach dieser Bill könnte ein Jude Lord⸗Kanzler, Pre⸗ mier⸗Minister oder Erzbischof von Canterbury werden, während ein Katholik von diesen Aemtern ausgeschlossen sei. Oberst Sibth vrp protestirt gegen die Bill und erklärt, er verlasse sich auf die Gesinnung des Oberhauses. Diese Bill, welche der Titel⸗Bill auf der Ferse folge, sei der klarste Beweis, daß Lord J. RNussell sich keinen Heller um die Religion kümmere. Der General⸗ Fiskal: Die Ausschließung der Katholiken von gewissen Aemtern habe politische und nicht religiöse Gründe; gegen die Juden sei übrigens ein ähnliches Verbot unnöthig; denn da sie sehr fromm seien und am Sonnabend nicht Geschäfte versehen könnten, so brauche man nicht zu besorgen, daß ein Jude jemals den Wollsack des Lord⸗Kanzlers einnehmen werde. Herr Hume glaubt nicht, daß sehr viele Juden ins Parlament kommen würden; übrigens hätten sie in anderen Ländern die höchsten Stellen gewissenhaft und ehrenvoll bekleidet; warum nicht hier? Lord J. Russell: „Die Ausschließung der Juden ist eine bürger⸗ liche Unterdrückung und Verfolgung; solch ein Unrecht könue nie⸗ mals christlich sein oder der Christlichkeit des Parlaments frommen. Man solle die Befähigung für ein Amt nicht nach der religiö⸗ sen Meinung, sondern nach der Handlungsweise eines Men⸗ schen beurtheilen. Herr Reynolds: Die öffentliche Mei⸗ nung sei nicht gegen die Juden⸗ Emancipation, am we⸗ nigsten in Irland. Dies beweise nicht nur die zweimalige Wahl Rothschild's in der City, sondern auch die geringe Anzahl von Pe⸗ titionen gegen die Bill. Von 37 katholischen Mitgliedern hätten 36 für die Juden gestimmt. Oberst Thompson rieth, in den Parlamentseid die Worte „bei dem wahren Glauben eines an das alte Testament Glaubenden“ aufzunehmen. Die Bill wurde dar⸗ auf, als Ganzes, nebst Einleitung, genehmigt und die dritte Lesung auf kommenden Freitag festgesetzt.
Sitzung am 24. Juni. Die Bill über Entfernung des Smithfield⸗Viehmarkts aus dem Innern Londons kömmt mit 81 gegen 32 Stimmen zur dritten und letzten Berathung, nachdem Herr A. Stafford gegen die Maßregel protestirt und seine Ueberzeugung ausgesprochen hat, daß die Bill im Oberhaus fallen werde. Die zweite Lesung der Bill über Verbesserung der Kir chenbau⸗Akte wird von Sir G. Grey beantragt und von ir R. Inglis und Herrn Plumptre unterstützt, dagegen von Herrn Hume und Sir B. Hall bekämpft. Die Bill bezweckt die Unter⸗ Abtheilung großer Kirchspiele, um die Errichtung neuer Kirchen zu erleichtern. Herr Hume findet, daß sie nur dazu dienen werrde, die Anzahl freier Sitzplätze in den Kirchen zu beschränken, da die Bill den Bischöfen das Recht gebe, die Sitze in den zu bauenden so wie die in den alten Kirchen zu besteuern. Die Debatte kömmt aber nicht zum Schluß und wird bis Freitag vertagt. Das Haus macht eine Pause von zwei Stunden und versammelt sich wieder um 6 Uhr Abends. Herr Disraeli kündigt auf Montag ein Amen⸗ dement gegen die Comité⸗Berathung der Haussteuer⸗Bill an, in⸗ dem der provisorische Zustand des Budgets, der beschränkte, durch den Kaffernkrieg einschmelzende Ueberschuß von 2 Millionen und der Umstand, daß 5 ½ Millionen des Staats⸗Einkommens von der blos auf 1 Jahr votirten Einkommensteuer abhängen, eine sonst wünschens⸗
’856 werthe Veränderung in anderen Besteuerungszweigen nicht zuließen. Herr Millner Gibson beantragt eine besondere Kommission über das Magazin für unverzollte Waaren zu Manchester. Der Kanzler der Schatzkammer wolle seine in dieser Beziehung discretionaire Ge⸗ walt brauchen und der wichtigen Industrie von Manchester die Pri⸗ vilegien des Entrepot⸗ Systems entziehen, die mancher unbedeu⸗ tende Hafenort besitze. Der Kanzler giebt als Grund sei⸗ ner Entschließung einfach die Weigerung der Lokal⸗Behörden von Manchester an, die Zollhaus⸗Kosten, welche das Privi⸗ legium nothwendig mit sich bringt (2700. Pfd. jährlich), zu bestreiten. Die Motion wird schließlich mit 65 gegen 50 Stimmen verworfen. Herr H. Herbert beantragt eine theilweise Entschä⸗ digung derjenigen, welche durch den Bankerott der Sparkassen in einigen Städten Irlands (Searborough, Tralee, Killarney) um ihre Ersparnisse gekommen. Die Devpositärs hätten sich anf die Bürg⸗ schaft der Regierung verlassen und seien durchgehends arme Leute aus den Arbeiterklassen, die in den Grundsätzen der Ersparniß auf⸗ gemuntert werden müßten. Aehnliche Hulfe sei den Opfern der Cuffestrect⸗Sparbank in Dublin geleistet worden. Diese Maßregel der Humanität, Gerechligkeit und Politik wuürde kaum 100,000 Pfd. kosten. Herr Slaney bemerkt, in der Bank of England könnten die Arbeiterklassen ihre paar Schillinge nicht anlegen, und die Sparbanken Irlands seien unsicher. Herr Bright dagegen fürchtet, die Maßregel würde wie eine Prämie auf den Bankerott angesehen werden, und der Kanzler der Schatzkam⸗ mer erklärt, daß die Bürgschaft der Regierung nicht weiter gehe, als ihre Kontrole; und bis zu dieser Gränze seien die Depositärs vollkommen gedeckt. Bei der Abstimmaaug wird die Motion mit 63 gegen 556 Stimmen verworfen. He rquhart erhebt sich, um rie Wiederernennung einer besonderen Kommission über Diplomaten⸗ Gehalte zu beantragen, aber Herr Brotherton stellt sogleich den Antrag auf Vertagung des Hauses, der mit 64 gegen 32 Stim men durchgeht. Schluß um ¼ auf 1 Uhr in der Nacht. 2 5
Sitzung vom 25. Juni. Es wurde eine Petition der Geist⸗ lichkeit von Dunwich (Suffolk) gegen Juden⸗Emancipation und eine Petition der Bürger von Leicester um Befreiung der ungarischen Flüchtlinge in Kiutahia überreicht. Herr Ansley interpellirt den Unter⸗Staatssecretair des Kolonialamts, ob es wahr sei, daß der irländische Verbannte Mac Manns auf Befehl des Gouverneurs von Vandiemensland zum zweitenmal verhaftet und gezwungen wor⸗ den, von Launceston nach Hobart⸗Town, eine Strecke von 120 eng⸗ lischen Meilen zu Fuß zu mwarschiren, obgleich der Obergerichtshof von Vandiemensland diese Haft für ungesebölich erklärt habe. Herr Hawes (Unter⸗Staatssecretair) verspricht die betreffenden Ak tenstücke vorzulegen, sobald sie der Regierung zugekommen sein würden. Herr Cowan (für Edinburg) beantragt die zweite Lesung der schot⸗ tischen Universitäten⸗Bill. Im Beginn des vorigen⸗ Jahrhunderts, nämlich 1717, habe das Parlament eine Reihe von Probe⸗Eiden auf den schottischen Universitäten eingeführt, um eine Anzahl jako⸗ bitisch gesinnler Professoren, die man für gefährlich hielt, von ihren Lehrstühlen zu entfernen. Diese Test⸗Eide hätten jetzt keinen Zweck oder Sinn mehr, außer daß sie eine Menge wissen⸗ schaftlich tüchtiger Männer, weil sie nicht zur schottischen Kirche gehörten, von der Professoren⸗ Laufbahn ausschlössen. Die Bill bezwecke den Widerruf jener veralteten Eidformeln. Herr Lockhart vertheidigt die alten Formeln, weil sie den spezifischen Protestantismus der schottischen Universitäten aus⸗ drückten. Herr Ewart unterstützt die Motion als dringend und zeitgemäß. Sir G. Grey billigt das Prinzip der Bill und will für dieselbe stimmen, hält aber den Zeitpunkt nicht für geeignet, um die Maßregel durchzusetzen und räth Herrn Cowan, den Antrag zurückzunehmen, wozu sich dieser nicht entschließen will. Bei der Abstimmung wird die zweite Lesung mit 66 gegen 65, also mit der schwachen Majorität von 1 Stimme, abgewiesen. Die zweite Lesung der Bill über die irländischen belasteten Güterpachten wird von Herrn Mac Cullagh beantragt, der die Maßregel als höchst wohlthätig für den irländischen Landbau darstellt; dieselbe versügt nämlich, daß die Pächter auf Gütern, die wegen Schulden⸗Ueberladung von Regie⸗ rungs wegen versteigert werden, eine ewige Pacht der von ihnen bebauten Grundstücke erlangen können, wenn sie den vierten Theil des abgeschätzten Werthes derselben baar erlegen, so daß die ande⸗ ren drei Viertel in einen jährlichen Pachtzins verwandelt werden. Blos Herr Sharman Crawford giebt der Bill seine unbedingte Unterstützung. Herr C. B. Roch ewill sie vor den Ausschuß gewiesen sehen. Oberst Dunne hatte schon die Akte über die belasteten Güter für eine Confiscations⸗Maßregel gehalten, diese Bill aber sei geradezu Raub. Herr Napier und Herr French machen gegen die Bill geltend, daß dieselbe die irlaäͤndischen Güter furchtbar entwerthen und Kapitalisten die Lust nehmen würde, sich in Irland anzukau fen. Die Abstimmung ergab für die zweite Lesung 15, dagegen 94 Stimmen. Schluß der Sitzung um 6 Uhr Abends.
London, 26. Juni. Die Königin hielt gestern Hof im Buk⸗ kingham⸗Palast und später eine Geheimeraths⸗Versammlung. Bei⸗ ersterem überreichte Herr Drouyn de Lhuys, bisheriger französischer Botschafter, sein Abberufungs-Schreiben. Auch der britische Ge⸗ sandte im Haag, Sir Edward Disbrowne, hatte eine Audienz bei Ihrer Majestät, um sich zu verabschirden. Beide Herren wur⸗ den vom Viscount Palmerston eingeführt. Prinz Albert legte gestern den Grundstein zu einem neuen, City⸗Hospitale für Brustkrankr. Der König der Belgier stattete dem Prinzen von Wasa einen Besuch ab.
Der Marquis von Clanricarde, General⸗Postmeister, gab ge⸗ stern sämmtlichen Kabinets⸗Mitgliedern ein Diner.
Die vorgestrige Soiree des preußischen Gesandten, Ritter Bun⸗ sen, war die letzte, welche in dieser Saison im preußischen Gesandt schaftshotel gegeben wurde.
Belgien. Brüssel, 26. Juni. Der König wird Ende der Woche aus England zurückerwartet, um bereits am 1. Juli mit seiner Familie nach Sachsen abzureisen und unterwegs einen Tag⸗ in Koblenz zu verweilen.
Die Repräsentantenkammer hat vorgestern ihre Sitzungen zum erstenmal nach der Ministerkrisis wieder aufgenommen. Sämmtliche Minister waren anwesend. Herr Rogier gab über die Minister⸗Krisis einige Erläuterungen, welche das schon Bekannte wiederhol⸗ ten. Er äußerte sovann, daß der Finanz — Minister die Ansichten und Beschlüsse des Kabinets auseinandersetzen werde, und zeigte die Wiederbesetzung des Kriegs⸗Ministeriums an, indem er den neuen Minister, General Anoul, vorstellte, der in kurzen Worten seine Zustimmung zu den Ansichten und Absichten des Kabinets aussprach. Nachdem hierauf die Herren Verhaegen, Lebeau und Brouckere über die Krisis und deren Lösung ebenfalls Erläuterun⸗ gen gegeben hatten, nahm der Finanz⸗Minister Frère das Wort. Das Kabinet beharrt nach seiner Erklärung auf der Verhaltens⸗ linie, die er sich vorgezeichnet. Es will das Gleichgewicht in den Staats⸗ Finanzen vermittelst des Ertrags der Erbschaftssteuer herstellen, und es wird von der Kammer die zur Ausführung seines Programms der öffentlichen Arbeiten hinreichenden Hülfsquellen verlangen. Der Finanz⸗ Minister bedarf theils zur Deckung des Deftzits, theils zur Ausfüh⸗
rung der projektirten Arbeiten eine jährliche Mehreinnahme von 4 bis 5 Millionen Franken. Zur Deckung des Defizits sind 2 ½ Mil⸗ lionen nöthig, welche er durch das von neuem zu diskutirende Erb⸗ schaftssteuer-Gesetz aufzubringen erwartet. Die für Ausführung der beabsichtigten öffentlichen Arbeiten (Eisenbahnbauten) nö⸗ thigen zwei Millionen sollen durch Bestenerung von Branntwein und Taback herbeigeschafft werden. IJ.
Frère diese Mittheilungen machte, legte er zugleich den . Weglassung der Bestimmung wegen des Eides abgeänderten ersten Artikel des Gesetzes wegen der Erbschaftssteuer wieder vor.
einigen weiteren Debatten, welche durch die Erklärungen des Fi lanz⸗Ministers veranlaßt wurden und zu einem heftigen Auftritt zwischen Letzterem und Herrn Dumortier Anlaß gaben, wurde di Fortsetzung der im Mai abgebrochenen Debatte über das Erbschafte Steuergesetz auf die nächste Tagesordnung gesetzt und die Sitzun geschlossen.
Dänemark. Kopenhagen, 25. Juni. (A. M.) De Minister des Auswärtigen von Reedtz und der Miuister Tillisch sin heute Mittag mit dem Dampsschiff „Hekla“ von Flensburg ange kommen. Herr von Reedtz begab sich unmittelbar nach seiner An kunft zum Könige nach dem Christiansborger Schlosse, wo er ein lange Audienz hatte. Auch Geheimerath Tillisch hatte gleich na⸗ seiner Ankunft Audienz beim Könige.
Middagsposten zufolge wird beute eine Staatsrathssitzung gehalten, nach welcher sich der König nach Frederiksborg begeben wird. 8
Der päpstliche Kammerherr, Chevalier Datti, ist bier ange kommen
Das neulich gesetzlich eingefühte staͤatswissenschaftliche Examen welches zweimal jährlich abgehalten wird, enthält eine erste schrift liche und eine folgende mündliche Prüfung. Die schriftliche Prü sung umfaßt: 1) natiynalökonomische, 2) finanzwissenschaftliche, 3 rechtsencyklopädische, 4) verfassungs⸗ und verwaltungsrechtliche Fra gen. Die mündliche Prüfung umfaßt 5 Hauptfächer: 1) National Oekonomie, 2) Finanzwissenschaft, 3) Berfassungs⸗- und Verwal tungsrecht, 4) Rechtseneyklopädie, 5) vaäterkändische Statistik; fer ner 5 Nebenfächer: 1) staatswissenschaftliche Encyklopädie, 2) allge meines Staatsrecht, 3) politische Geschichte, 4) Völkerrecht, 5) ver gleichende Statistik. — Den Kandidaten, die das Examen überstan den, wird ein Pestimon. puͤblic. ertheilt, in der Weise wie bein vollständig juristischen Eramen. Außer dem Examinator müssen Censoren zugegen fein, um die Charaktere gemeinschaftlich zu be⸗ stimmen. Ausschließliche Anwartschaft auf gewisse Bedienungen giebt dies Examen nicht, es dient nur als besondere Empfehlung für die Anstellung in gewissen Aemtern unter den verschiedenen Ministerien welche eine gewisse Kenntniß von Gesetz und Recht, aber doch kei vollständiges juristisches Examen fordern. (Die juristische Fakultät hat demnach von ihren Ansprüchen nichts aufgegeben.) Durch eine, Flensburg vom 9. Juni datirte Bekanntmachung des Ministeriums für das Herzogthum Schleswig wird vas unterm 18. Februar d. J. erlassene Verbot der Aussuhr von Heu aus dem Herzogthum Schles wig außer Kraft gesetzt.
Italien. Turin, 21. Juni. Die Deputirten⸗Kammer in Turin nahm in der Sitzung vom 19ten den Gesetzvorschlag des Deputirten Bertolini über die Civilehe in Erwägung und bestätigte mit 95 gegen 15 Stimmen das Gesetz über Erweiterungspläne der Städte und Gemeinden.
Nach einem so eben erschienenen Königlichen Dekrete wird die Militair-Division von Cuneo am 1. Juli aufgehoben, und die Pro vinzen, aus denen sie bestand, werden sodann unter der von Turin stehen. Die Militair-Divisionen von Nizza und Novara erhalten die Benennung: „Militairische Unterdivisionen“ und werden von General⸗-Majoren befehligt; bei den Militair⸗Divisionen von Turin, Genua, Chambery und Cagliari tritt diese Neuerung nicht ein.
Nach einer von der General-Post⸗Direction veröffentlichten Uebersichts-Tabelle hat in den ersten vier Monaten des Jahres 1851, ungeachtet der mit Belgien und der Schweiz geschlossenen Conventionen, ein Ausfall von 12 pCt. oder namentlich von 94,648
Lire an Briefporto stattgefunden.
Graf Revel ist von der Regierung mit der Mission betraut worden, in London das von der Kammer nunmehr hestätigte An⸗ lehen von 75 Millionen zu effektuiren, und ist am 19ten d. dahin abgereist.
v“ rere Berichte vernommen, dann über das Ausgabenbudget im All⸗ gemeinen eine Diskussion geführt und den ersten Artikel des Ent⸗ wurfs genehmigt. Der Minister des Innern hat einen Gesetzvor⸗ schlag über die Besoldungen der Gerichtsbeamten und über die an Hasen von Porres vorzunehmenden Arbeiten der Abgeordnetenkam mer vorgelegt. Die Abgeordnetenkammer hat heute die Debatte über die Industrie⸗ und Handelssteuer begonnen. Die zur Prüfung des mit Frankreich abzuschließenden additionellen Handels- und Schiff⸗ fahrtsvertrags niedergesetzte Kommission hat aus vorwie⸗ gend politischen Gründen dessen Annahme befürwortet. Eine dieser Rücksichten besteht laut der Armonia darin, daß, im Falle der Traktat verworfen werden sollte, Graf von Cavour aus dem Ministerium scheiden muͤßte, da er sich für die Annahme auffallend exponirt habe, wenn nicht vielleicht sogar eine gänzliche Ministerkrisis dadurch herbeigeführt werden sollte, was im Augen⸗ blicke nicht blos den Constitutionellen, sondern auch den Radikalen unangenehm wäre. Die Handelskammer von Turin fühlt sich durch den vom Grafen Cavour bei Gelegenheit der Debatten über die Handelsverträge mit Belgien und England öffentlich in der Kam⸗ mer an sie gerichteten Tadel so sehr verletzt, daß sie nach mehreren desfalls gehaltenen Sitzungen nunmehr den Entschluß gefaßt haben soll, ihre Demission in Masse einzureichen.
Bei den nothwendig gewordenen Neuwahlen dreier Repräsen⸗ tanten zur turiner Kammer ist eine radikal, die zwei anderen mini⸗ steriell ausgefallen.
Der 16te d. M. ist als Jahrestag der Thronbesteigung Sr.
Heiligkeit in Rom und in allen größeren Städten des Kirchenstaa tes mit großen Feierlichkeiten begangen worden.
In Bologna sind von dem K. K. Militairgericht sechs des Raubes überwiesene Individuen zum Tode durch Pulver und Blei, drei andere zu drei Jahre Zwangsarbeit verurtheilt worden; für den Jüngsten der zum Tode Vexurtheilten ist in Anbetracht seiner Jugend (er zählt 19 Jahre) dieses Urtheil im Gnadenwege dahin gemildert worden, daß er nur eine zehnjährige Galeerenstrafe aus⸗ zustehen haben wird.
Turiner Blätter, und namentlich die Opinione, brachten ein päpstliches Breve, in welchem die Erzbischöfe und Bischöfe von Pie⸗ mont aufgefordert werden, auf ihre Diözesen zu verzichten, um auf diese Weise die Harmonie zwischen der heiligen Kurie und der Re⸗ gierung von Sardinien um so leichter wieder herzustellen. Es halte den Anschein, daß dieses Breve als ein Vorläufer des so sehnlichst erwünschten Konkordats, dessen Zustandebringung sich das Ministerium sehr angelegen sein läßt, zu betrachten sei, in⸗ dessen zeigte sich dieses Aktenstück nur als ein bloßes von Herrn
Giovini gegen die Erzbischöfe von Turin und Cagliari und die Bi⸗ chöfe von Aqui und Saluzzo gerichtetes Kunststückchen und ist außer⸗
dem nur ein Plagiat des früheren an den französischen Klerus gerich⸗
teten Breve. Stellung des Herrn Ghione in Rom wird auch immer chwieriger, dieselben Ausflüchte, welche Herr Pinelli während seri⸗
ner Anwesenheit in Rom ersuhr, werden auch gegen ihn gebraucht. Se. Heiligkeit schickt ihn an den Kardinal Antonelli, dieser hat für
hn niemals Zeit oder meint doch, in Geschäften wäre es gerathe⸗ ner, mit Marchese Spinola zu sprechen. Genug, nach zwei Mona⸗ en seiner Anwesenheit in Rom befindet sich der sardinische Gesandte noch auf demselben Punkte, auf welchem er am ersten Tage seiner Ankunft stand. b
In der turiner Nationalbank sollen am 21sten d. Mts. bis auf die Zahl von 23,430, in Genua und der Provinz von 6000. der zu veräußernden Staats⸗Obligationen Unterschriften eingegan gen sein, wonach die Anfrage bedeutend die von der Regierung zu
emittirenden 18,000 Obligationen ubersteigt.
Griechenland. Athen, 10. Juni. (Lloyd.) Da man iberzeugt war, daß in dem eingeschlagenen Regierungssysteme durch⸗ nus keine Aenderung erfolgen werde, so konnte die vorgenommene Modification des Käabinets wohl die Neuglerde, aber kein tiefes po⸗ itisches Interesse erwecken, auch zeugte die Wahl der neuen Mit⸗ glieder desselben, daß hierbei die öffentliche Meinung nur wenig bder gar nicht zu Rathe gezogen worden ist. General Meletopulo, der an Notara's Stelle das Portefeuille des Innern erhielt, kann einer Zeit ein guter Soldat gewesen sein, hat aber ein nur mit telmäßiges administratives Taleut. Früher Präfekt von Attika, ebte er seitdem in völliger Zurückgezogenheit von Geschäften und den öffentlichen Beziehungen. Man glaubt, weil ein Schwager des Senals⸗Präsidenten Delijanni ist, daß mit seiner Ernennung der erste Schritt zur Aussöhnung mit der Oppositionsfraction in Senate geschehen sei, aber wir wissen, daß Delijinni so eben erst die Stellung seiner drei Söhne im Staate seinen politischen Ansichten aufgeopfert hat. Das Portefenille der Justiz, wofuür Herr Paiko das der auswärtigen Angelegenheiten erhielt, bekam der Deputirte von Hybra, Advokat Damiano, ein junger Mann, dessen ganzes Wissen sich auf die an der hiesigen Universität ge⸗ nachten Stuvdien beschränkt. Welche Idee bei dieser wie bei der rnennung des Deputirten von Mautinea, Herrn Barbogla, zum Unterrichts⸗Minister vorgewaltet haben mochte, ist wohl sehr schwer zu ermitteln, da diese beiden Herren viel zu wenig bekannt sind. Notara’'s Austritt vom Kabintt ist die Folge einer vom ⸗„Minister Christides gegen ihn gesponnenen Intri⸗ die aber diesem keine Früchte brachte, weil er das ersehnte Portefeuille des Innern dennoch nicht Diese Metamorphose wird dem Ministerium keinesweges u einer besonderen Majorität in den Kammern verhelfen, dürfte bielmehr den fruheren Stand derselben bedeutend verringern. Man hätte diese Jagd nach diesen erledigten höchsten Staatsstellen sehen ollen. Der Eifer, die Hast, die Rücksichtslosigkeit, womit der Pa⸗ ast zur Zeit der Ernennungen förmlich belagert wurde, zeigten deut ich, daß das Streben nach diesem Ziele die Ursache der vielen Ver vwirrungen sei, denen nur daburch begegnet werden könnte, wenn bekannte Kapazitäten, die durch das Gewicht ihres Namens und hres überwiegenden Einflusses alle die so leicht erregbaren Rivali⸗ äten niederzuhalten im Stande sind, zur Repräsentanz dieser Re⸗ gierungszweige berufen würden, aber diese sind leider zum großen Theil mit Missionen im Auslande betraut, und Griechenland hat einen Ueberfluß an solchen Männern.
Zwei Ereignisse aus dem Innern des Palastes werden, um so nehr, als sie ein gewisses mysteriöses Dunkel umschwebt, vielscitig besprochen. Die Obersthofmeisterin der Königin ist plötzlich und ohne daß früher etwas hiervon verlautet hätte, nach Deutschland, angeblich wegen sehr dringenden Familien⸗Angelegenheiten, abge⸗ reist; da Mavdame Pluskow stets das volle Vertrauen der Königin genoß, so muß diese plötzliche Ungnade bei dem Umstande, als auch der Hofmarschall General Gardikioti Griya, dieser bekannte Lieb ing des Hofes, eine unbeschränkte Urlaubsreise autreten soll, zu den verschiedenartigsten Vermuthungen und Combinationen Veranlassung geben.
Athen, 17. Juni. Die Angelegenheit des portugiesischen Juden Pacifico ist endlich erledigt. Die griechische Regierung ist von der zu Paris niedergesetzten Kommission, welche sich im Auf rage der britischen und französischen Regierung mit dieser Angele⸗ genheit zu beschäftigen hatte, zu einer Entschädigung im Betrage von 150 Pfp. Sterl. verpflichtet worden. Der brilische Gesandte am Hofe zu Athen hat die diesfällige Entscheidung bereits einge⸗ händigt erhalten.
Athen, 17. Juni. (Lloyd.) Die Kammern sind am 16ten d. nach vierzigtägiger Rast wieder zusammengetreten, ohne jedoch rine Sitzung gehalten zu haben, weil die Deputirten noch nicht in beschlußfähiger Zahl beisammen sind. Das von einigen Journalen verbreitete Gerücht, daß der Finanzminister Kristides und der Kriegsminister Oberst Spiro Millios zurücktreten werren, hat sich eben so wenig bestätigt, als jenes, daß acht oder zehn neue Sena oren gewählt werden sollen. Der neue Minister des Innern, Ge⸗ neral Meletopulos, und der Kultus⸗ und Unterrichtsminister Bar⸗ vogla haben bereits ihre Portefeuilles übernommen.
Eisenbahn⸗VBerkehr. Bonn⸗Kölner Eisenbahn.
Die Betriebs⸗Einnahmen des Jahres 1850 haben gegen denen er Jahre 1849 und 1848 eine nicht unbeträchtliche Vermehrung erreicht, jedoch hinter denen der Vorjahre 1846 und 1847 noch ehr bedeutend zurückgeblieben und auch die Höhe der Einnahme von dem ersten vollständigen Betriebsjahre 1845 nicht vollständig
erreicht. Dagegen hat sich in Beziehung der Ausgaben im Jahre 1850 den vorhergegangenen Jahren gegenüber das Resultat günstig gestellt, indem dieselben nur 38 pCt. der Brutto⸗Einnahmen betra⸗
An Personen wurden im vergangenen Jahre befördert welche eine Einnahme von 112,285 Rthlr. 12 Sgr. ge⸗
„ im Jahre 1849 wurden befördert 565,036 ½ Per
für 103,0600 Rthlr. 7 Sgr. 8 Pf., im Jahre 1848: 608,937 Personen für 107,906 Rthlr. 10 Sgr., im Jahre 1847 634,893 Personen für 122,052 Rthlr. 5 Sgr. 3 Pf., im Jahre 1846 660,006 Personen für 120,587 Rthlr. 24 Sgr. FPf und im Jahre 1845 dem ersten vollständigen Betriebsjahre — wurden befördert 627,929 Personen für 122,215 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pf. Es wurden sonach in 1850 gegen 1849 mehr befördert 29,363 „ Personen und mehr eingenommen 9219 Rthlr. 4 Sgr. 1 Pf.; gegen 1848 wurden in 1850 weniger befördert 14,537 Per⸗ onen, aber mehr eingenommen 4378 Rthlr. 26 Sgr.; gegen 1847 wurden in 1850 weniger befördert 40,493 Personen und mehr ein⸗ enommen 9766 Rthlr. 23 Sgr. 3 Pf.; gegen 1846 weniger 65,660 Personen und 14,302 Rthlr. 11 Sgr. 6 Pf. Einnahme und gegen 845 in 1850 weniger 33,529 Personen und 9930 Rthlr. 4 Sgr. 3 Pf. Einnahme. Die beförderte Personenzahl in den letztverflos⸗
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senen sechs Jahren vertheilt sich auf die verschiedenen Wagenklassen
wie folgt: J. Klasse. 1845 19,957 1846 21,138 1847 21,942; 1848 13,492;
IV. Klasse. 174,283 ½
210,104
II. Klasse. 223,430
202,319
III. Klasse. 210,258;2 226,505 ½ 187,725 205,300 219,919 ½ 159,0712 779,812 256,561 1849 17,098 149,031 175,7265 223,181 1850 24,372 160,468 178,760 230,800 Die Personenzahl und die Einnahme dafür vertheilt sich auf die vier Wagenklassen nach Prozenten: „„„an Pers. an Geld a. P. a. G. ao. N. a. G. 1845 3,18 6,92 35,38 41,60 39,48 30, 2529 1840 2-v ba. 8JSSe bweee. 9, eE S— 318ZE 1847 3,7561115. 29,57 39,02 32, 88 3 34,65 22,92 1818 2,22 5,30 26,12 37,22 29,53 42,35 27,21 1840 3,02 6,84 25,38 35,27 31,10 1,60 65 8 1850 2 od0o0doo “ 2 82 8 927 S
1845: 1846: Rthlr. Sgr. Rthlr. Sgr. Pf. fi 2,215 16 126,687 24 6 fur Güter u. 5,868 11 9,356 24 9 sonstige 1,852 10 2,268 8 9
für Personen 122,052 12,683
3,707
1847: 8 Rthlr. Sgr. Pf.
Die sämmtlichen Einnahmen in 1850 betrugen: vom Personen⸗ Transport 112,285 Rthlr. 12 Sgr., für Gepäck, Wagen, Vieh ꝛc. 4942 Rthlr. 1 Sgr., für Güter 6753 Rthlr. 8 Sgr., für Post⸗ güter 1660 Rthlr. und die sonstigen Einnahmen, als Pachten, Mie⸗ then ꝛc. 1860 Rthlr. 11 Sgr., zusammen 127,501 Rthlr. 2 Sgr. Die Personenfrequenz pro 1850 ergiebt bei 4174 Fahrten, welche in 365 Tagen gemacht worden sind: pro Tag 1628 und pro Fahrt 1424 Personen und als Einnahme pro Person 5 Sgr., pro Fahrt 26 Rthlr. 27 Sgr. und pro Tag 307 Rthlr. 19 Sgr. Jede Per⸗ son hat durchschnittlich 2,6 Meilen, jeder Centner Gut 3,6 Meilen zurückgelegt, und es betrug die Einnahme pro Person pro Meile 2,2 Sgr., pro Centner und pro Meile 1,0 Sgr. Die Betriebs⸗ Einnahmen in den letztverflossenen Jahren betrugen:
1850: Rthlr. Sgr.
112,285 12 13,358
1,860 44
1849: Rthlr. Sgr. Pf. 103,05665 7 8 2 119 27— v 7 2,24816
—,
Rthlr. v. P. 9 3 107,906 5 — 12 1 10,485 28 12 3 824 6
Summa 129,936 8 188öböö 44:
— 5 119,216 [17166,,6 11 127,501 2
IShS E2 1 für Nahß 82 Die Betriebs⸗Ausgaben für die Bahn⸗, Transport⸗ und die allgemeine Verwaltung betrugen:
1845:
Rthlr. Sgr. Pf.
Bahnverwaltung w 85 Transportverw. 3
Allg. Verwaltung
14,296 37,963 5,681
5,292 23 4,729 17 9,412 19
1846: 1847: Rthlr. Sgr. Pf. Rthlr. Sgr. Pf. 2
1850: Rthlr. Sgr. Pf 1 2 31,646 9
5,040 11
1848: 1849: Rthlr. Sgr. Pf. 27,1S 15 7 32 41bbeä 4,698 14 11
5 11,481 9 10 EIII1111
9 — 4,688 29 9
Summa 59,426 Ab von der Ein⸗
nahme
1 8 7 77,941
8Zö 138,443
10 53,523 20 8 49,341 48,728 22
9 127,501 2
Ueberschuß 70,510 † 84,005 22 5 80,501
Die Betriebs⸗Ausgaben betragen Prozente der Brutto⸗Einnahme:
43,6 pCt. 39,16 pCt. 41,8 bb
Der Reinertrag pro 1850 wurde wie folgt verwendet: I. Zin⸗ sen und Dividende des Stamm⸗Actien⸗Kapitals von 1,051,200 Rthlrn. a 6 pCt. 63,072 Rthlr.; II. Zinsen der Prioritäts⸗Obli⸗ gationen von 114,100 Rthlr. a 5 pCt. 5705 Rthlr.; III. Zur Amortisation der Prioritäts⸗Obligationen 1260 Rthlr.; IV. Tan⸗ tieme der Direction 1732 Rthlr.; V. Zum Reservefonds 4000 Rthlr., und VI. zur Disoposition der Verwaltung 3003 Rthlr. 10 Sgr. Summa 78,772 Rthlr. 10 Sgr. Von dem Anlagekapitale der Bahn zu 1,166,500 Rthlr., 303,630 Rthlr. pro Meile der 3,89 Meilen langen Bahn, beträgt der Reinertrag 6¾ pCt. An Zinsen und Dividende wurde im Jahre 1849 gezahlt 6 pCt.; in 1848 5 pCt.; in 1847 6½ pCt.; in 1846 7 ½ pCt. und im Jahre 1845 7 pCt.
Zu erwähnen wäre noch Folgendes: Das Material der Bahn besindet sich nach einem siebenjährigen Gebrauch noch im besten Zu⸗ stande. Die 8 vorhandenen Lokomotiven, welche zusammen schon 22,702 Meilen durchlaufen haben, sind bis jetzt noch keiner größe⸗ ren Reparatur unterworfen gewesen; auch ist noch kein Achsenbruch vorgekommen. Der Wagenpark befindet sich in einem ebensowohl erhal⸗ tenen Zustande, daß ein Verschleiß derselben einer ferneren Zukunft an⸗ gehört, nur bei einzelnen Wagengattungen, welche einer größeren Be⸗ nutzung unterworfen sind, lassen sich umfassendere Reparaturen, jedoch ohne bedeutenden Kostenaufwand, erwarten. Mit Eröffnung der Bahn am 15. Februar 1844 sind von den im Gebrauch befind⸗ lichen Schienen 266 Stück oder 1,8 „Ct. ausgewechselt worden. Von den eichenen Querschwellen wurden, nachdem dieselben circa acht Jahre im Schienengeleise liegen, bis jetzt nur 391 oder 1,1 pCt. erneuert. Unglücksfälle sind auch im vorigen Jahre nicht zu beklagen; nur dreimal kamen Störungen im Fahr⸗ dienste vor, und zwar zweimal durch heftiges Schneetreiben und das drittemal durch eine während der Fahrt dienstunsähig gewor⸗ dene Lokomotive. Ueberhaupt ist, trotzdem seit Eröffnung der Bahn 4,228,867 Passagiere befördert wurden, kein Unfall, weder bei den Passagieren, noch bei den dienstthuenden Beamten, zu beklagen.
Zitta „ 25. Juni. Heute fand allhier im kleineren Saale der Sozietät die achte General⸗Versammlung der Löbau⸗Zittauer Eisenbahn⸗Gesellschaft statt, in welcher 1391 Actien Litt. A. und 2786 Litt. B. mit 263 Stimmen vertreten waren, und da dem Staatsfiskus, als dessen Bevollmächtigter sich Herr Finanzrath von Tschi rschky von Dresden eingefunden hatte, der vierte Theil mit 65 Stimmen zustand, so erhöhte sich die Gesammt⸗Stimmenzahl auf 328. 3
Die Sitzung ward vom Königlichen Kommissar, Herrn Kreis⸗ Direktor Ritter von Könneritz, mit der Erklärung eröffnet, daß die Versammlung, nach der von ihm genommenen Einsicht der be⸗ treffenden Bekanntmachungen, für konstituirt zu betrachten sei, und knüpfte hieran die Notiz, daß das hohe Finanz⸗Ministerium Herrn Postmeister Ehrt hierselbst an die Stelle des Herrn Ober⸗Post meisters Röntsch als Mitglied des Direktoriums ernannt habe.
Der Vorsitzende im Direktorium, Herr Kaufmann Erxrner, ging hierauf zur Tagesordnung über. Auf derselben standen:
1) der siebente Geschaftsbericht auf das Jahr 1850, von dessen Vorlesung die Anwesenden absahen und ihn einstimmig genehmigten;
2) der Rechnungs⸗Abschluß vom 31. Dezember 1850, ward gleichfalls genehmigt und dessen Instification ausgesprochen;
1111141X1XAX“ Der Vorsitzende theilte insbesondere den Uebergang des Betriebes von der Sächsisch⸗Schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft an den Staat, welcher zu Anfang dieses Jahres erfolgte, mit, bemerkte jedoch, daß das vom Direktorium bei dieser Gelegenheit gestellte Ersuchen um einige Beguünstigungen höheren Orts nur zum Theil sich einer Berücksichligung zu erfreuen gehabt hätten.
Was die Frequenz der Bahn betrifft, so waren vom 1. Ja⸗ nuar bis Ende Mai d. J. 51,197½ Personen und 179,516,88 Ctr. Güter befördert worden, was für den Tag im Durchschnitt 339. Personen und 1189 Ctr. Güter ergiebt. In demselben Zeitraum des vorigen Jahres wurden 51,552 Personen und 100,398,00 Ctr. oder pro Tag im Durchschnitt 341½ Personen und 1062 Ctr. befördert, es hat daher eine Vermehrung von 127 Ctr. täg⸗ lich stattgefunden, während in der Personen⸗Frequenz eine Verminderung von 2 ½ Personen pro Tag wahrzunehmen gewesen, wobei jedoch zu bemerken, daß die Pfingstfeiertage dieses Jahr nicht in die fünf ersteren Monate gefallen, während es voriges Jahr der Fall war.
Was die Verbindung mit Reichenberg betrifft, so ward vom Vorsitzenden mitgetheilt, daß das Direktorium, als zu An⸗ fange des Jahres der Gegenstand der Berathung der ersten Stände⸗
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119,216 20 20 65,6993 — 1IW“
585 g 78,727
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8 18 7 Regierung zum Angriff des Bahnbaues ermächtigen zu wollen, a dieselbe durch den früheren Landtags⸗Abgeordneten Herrn Scholze überreichen ließ, welcher durch seine Fürsprache kräftig mitzuwirke suchte. Leider blieben diese Bestrebungen ohne Erfolg, und obwoh die Stände in ihrer Majorität, die Wichtigkeit der Sache anerken nend, zu Allem, was bisher von der Regierung darin geschehe war, ihre Zustimmung ertheilten, so nahmen dieselben doch wegen der damaligen allgemeinen Kriegsbesorgnisse Anstand, die erforder lichen Geldmittel zu bewilligen, empfahlen jedoch der Regierung die fortgesetzte Beachtung des Unternehmens.
Am Schlusse seines Vortrags verkündete der Vorsitzende noch daß im anstoßenden Saale die im Auftrage der Staats⸗Regierun vom Ober⸗Ingenieur Herrn Rachel ausgearbeiteten Pläne der Bahn von Zittan nach Reichenberg zur Besichtigung ausgelegt seien, und können wir berichten, daß dieselben den ungetheiltesten Beifall der Anwesenden, die sie nach Schluß der Sitzung mit dem größter Interesse in Augenschein nahmen, gefunden haben.
1 Herr Direktor Helfft referirte hierauf über die Rechnungs⸗ führung in eigener Regie vom 1. Januar bis ult. Mai dieses Jahres und über die Betriebsrechnung desselben Zeitraums. Aus letzterer entnehmen wir, daß die Einnahme 19,560 Rthlr. 4 Ngr. 9 Pf. und die Ausgabe 17,749 Rthlr. 3 Ngr. 7 Pf. betragen habe, so daß die ersteren 5 Monate dieses Jahres einen Ueberschuß von 1811 Rthlr. 1 Ngr. 2 Pf. gewährten. . „Derselbe theilte auch mit, daß das Direktorium im Einver ständnisse mit dem Ausschusse sich entschlossen habe, das der Gesell schaft gehörense Braunkohlenwerk vom 1. Juni d. J. an auf sechs Jahre unter vortheilhaften Bedingungen zu verpachten.
1) Die Wahl zweier Ausschuß⸗Mitglieder betreffend ist nur zu bemerken, daß die statutenmäßig ausscheidenden Mitglie⸗ der, Herr Bürgermeister Just und Herr Rittergutspächter Güh⸗ ler, ersterer mit 226 und letzterer mit 180 Stimmen, wieder erwählt wurden, und erklärten beide die Wahl wiederum anzunehmen. Nächstdem waren 111 Stimmen auf Herrn Advokat Adolph und 106 auf Herrn Kaufmann Stöhr gefallen, die übrigen Stimmen zersplitterten sich.
Nachdem noch von einem Actionair ein Dank an das Direk⸗ torium für dessen uneigennützige und mühsame Besorgung der Ge⸗ schäfte im Namen der Gesellschaft durch allgemeines Erheben vor⸗ geschlagen und angenommen war, bat der Vorsitzende im Ausschuß, Herr Gerichtsrath Auster, einen gleichen Dank der hohen Staats⸗ Regierung durch Aufstehen für die vielseitige Unterstützung, welche sie der Löbau⸗Zittauer Eisenbahn⸗Gesellschaft seither gewährt, an den Tag zu legen, was einmüthig angenommen wurde.
Nach Vorlesen des Protokolls ward hierauf die Sitzung nach 11 Uhr Vormittags geschlossen.
Preise der vier Haupt⸗Getraide⸗Arten
in den für die preußische Monarchie bedeutendsten Marktstädten im Monat Mai 1851 nach einem monatlichen Durchschnitte in preußischen Silbergro⸗ schen und Scheffeln angegeben. 8
Namen der Städte. Weizen Roggen Gerste Hafer
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S
Königsberg 11 . 68 35 ½3, 28 “ 60 36 2 “ 57 1 32 ½ SVIIIILI“ 52 5 Neidenburg.. 64 ½
7 8
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8
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Hguzig. ....... 8. 57 3JII (õ33 . Kulm Thorn Posen Bromberg .... FrG .Rawitsch Kempen
kammer unterlegen, eine Petition des Inhalts, die hohe Staats⸗
Berlin 2. Brandenburg . 3. Kottbus 1 4... d. D 5. Landsberg a. d. W.. 6 Stetin 7. Stralsund .. 8. Kolberg.. 1“