Bayern. München, 13. März. Heute Vormittag hat sich Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich mit seiner erlauchten Braut und der Herzoglichen Familie an den Starnbergersee nach Possenhofen begeben, von wo die hohen Herrschaften diesen Abend
nach 6 Uhr wieder hier eintreffen werden. Diesen Morgen ist der
Kaaiserliche Ober⸗Lieutenant Fürst Windischgrätz als Kabinets⸗ Courier aus Wien mit Depeschen für den Kaiser hier eingetroffen, und diesen Abend wird ein Kabinets⸗Courier von hier nach Wien abgesendet. Morgen soll in der Königlichen Erzgießerei das Monu⸗ ment für Westenrieder gegossen werden. (A. A. Ztg.)
Hesterreich. Wien, 13. März. erwähnte Artikel der „Oesterr. Corresp.“ lautet wie folgt:
„Wenn die Uebereinstimmung der Politik Oesterreichs und Preußens zu jeder Zeit den beiden Mächten und dem gesammten Deutschland eine starke und geachtete Stellung gewährt, so fordern in der gegenwärtigen ernsten Weltlage die Wünsche aller Vater⸗ landsfreunde das Zusammengehen der beiden Mächte mit der Kraft der einmüthigsten Ueberzeugung. Um so empfänglicher zeigen sich aber die
Gemüther für Besorgnisse, die sich in entgegengesetzter Richtung kund⸗
geben. Wir glauben allen Grund zu haben, Besorgnisse solcher Art nicht etwa blos für ungegründet zu halten, sondern ihnen den Ausdruck vollen Vertrauens in die Einigkeit der beiden deutschen Mächte entgegen⸗ zustellen. Die orientalische Frage hat bis zu diesem Augenblicke noch kein Stadium durchlaufen, welches nicht durch übereinstimmende Entschlüsse Oesterreichs und Preußens bezeichnet wäre. Der Augen⸗ blick, in welchem leider die gemeinschaftlichen vermittelnden Be⸗
strebungen als abgeschlossen erkannt werden mußten, findet die beiden
deutschen Mächte in vollkommen gleicher Stellung: die Gesinnungen
der Friedensliebe und der Mäßigung gehören der einen wie der anderen an, aber auch ihr Urtheil über die europäische Tragweite der Frage bleibt das gleiche. Es ist daher ihrem Verhalten und offentlich jenem des gesammten Deutschlands auch für die Zukunft gie gleiche Richtschnur gegeben.“ 8 Belgien. Brüssel, 12. März. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha ist heute Morgen von Paris hier ein⸗ getroffen. Der Herzog begab sich nach Laeken zu Sr. Majestät dem önige. Der preußische Gesandte hatte heute eine Privataudienz ei dem Könige. Der Herzog von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha reist heute Abend nach Deutschland zurück. Frankreich. Paris, 13. März. Der „Moniteur“ ent⸗ hält das Organisations⸗Dekret für die nach dem Orient bestimmte Armee; Folgendes sind die wichtigsten Bestimmungen desselben: Oberbefehlshaber ist der Marschall Leroy de Saint⸗Arnaud; bei⸗ gegeben sind ihm 3 Adjutanten, Oberst Trochu, Oberst⸗Lieutenant de Waubert de Genlis und Hauptmann Boyer, und 5 Ordonnanz⸗ OfDer Generalstab ist folgendermaßen zusammengesetzt: Chef des Generalstabes Brigade⸗General de Martinprey; Sous⸗ Chef des Generalstabes Oberst⸗Lieutenant Jarras; Kommandant der Artillerie Oberst Leböoeufß; Kommandant des Genie-Corps Oberst Tripier; Militair⸗Intendantur: Militair⸗Intendant Blan⸗ chot; Großprofoß Gensd'armerie⸗Schwadrons⸗Chef Guisse; Ober⸗ Feldprediger Abbe Parabère. Beigegeben sind dem Generalstab: 5 Stabs⸗Offiziere, 4 Artillerie⸗Offiziere, 5 Ingenieur⸗Offiziere und 7 Intendanz⸗Beamte. Der Generalstab begreift überdies ein poli⸗ tisches Departement in sich, dessen Chef der Oberst⸗Lieutenant De⸗ saint ist. Die erste Division der Armee befehligt der Divisions⸗ General Canrobert. Die erste Brigade dieser Division besteht aus dem 1sten Bataillon Jäger zu Fuß, dem 1sten Regiment Zuaven ind dem 7ten Linien⸗Regiment und wird von dem Brigade⸗General Espinasse befehligt. Die zweite Brigade wird von dem Brigade⸗ General Vinoy befehligt. Sie besteht aus dem 9ten Bataillon Jäger zu Fuß, dem 20sten und 27sten Linien⸗Regiment. Die zweite Division der Armee befehligt der Divisions⸗ General Bosquet. Die erste Brigade derselben besteht aus eingebornen irailleurs des 3. Regiments Zuaven und dem 50. Linien⸗Regi⸗ ent, und wird von dem Brigade⸗General d'Autemarre befehligt; die zweite, vom Brigade⸗General Bouat befehligte, begreift das 3. Bataillon Jäger zu Fuß, das 7. leichte und das 6. Linien⸗ Regiment. An diese beiden Divisionen Infanterie schließen sich an: 1 Brigade Kavallerie, welche das 1. und 4. Regiment afrikanische Jäger begreift, und von dem Brigade⸗General d'Allonville befehligt wird; ferner ein Reserve⸗Corps unter dem Befehl des Divisions⸗Generals Prinzen Napoleon, bestehend aus em 2. Regiment Zuaven, dem 22. leichten und 1 Regiment Ma⸗ rine⸗Infanterie. Beigegeben sind diesem Reserve⸗Corps: Oberst Desmarets, erster Adjutant des Prinzen, mit der Function eines Chefs des Generalstabs und drei Adjutanten des Prinzen, Feri Pisani, Roux und David. Der Artillerie⸗Reserve⸗Park steht unter dem Kommando des Oberst⸗Lieutenants Roujoux und besteht aus: 2 Fußbatterieen, 2 Parkbatterieen, 1 reitende und 1 Gebirgs⸗Bat⸗ terie, 1 Raketen⸗Abtheilung, 1 halbe Parkbatterie und 1 halbe Arbeiter⸗Compagnie. Der von dem Bataillons⸗Chef Guérin be⸗ fehligte Genie⸗Reserve⸗Park besteht aus: 2 Compagnieen Sapeurs, Detaschement Sapeurs Conducteurs und 1 Detaschement Arbei⸗ ter. Darauf folgen die Administrativ⸗Departements, der Gesund⸗
Der bereits telegraphisch
(heits⸗Dienst, das Personal zweier Militair⸗Spitäler, die Intendanz⸗ V Büreau's, die Subsistenz⸗, Kleidungs⸗ und Lager⸗Dienste. Dann 88 folgt der als „Troupes“ bezeichnete Theil der Armee: 2 leichte Compagnieen und 1 reitende Compagnie des Trains der militairischen Equipagen, 1 Detaschement Arbeiter und 3 Detaschements Kranken-⸗ wärter. Dies ist der Bestand der zunächst in Thätigkeit zu setzenden Expeditions⸗Armee. Dann folgt die Zusammensetzung der Reserbe-⸗ Division, nicht zu verwechseln mit dem vom Prinzen Napoleon be-⸗ fehligten Reserve⸗Corps. Sie besteht aus 2 Brigaden Infanterie, 1 Brigade Kavallerie, 2 reitenden und 1 Batterie zu Pferde, 1 Genie⸗Compagnie, 1 reitenden Compagnie und 1 halben leichten Compagnie des Equipagen⸗Trains, 1 Detaschement Administrations⸗ Arbeiter und 1 Detaschement Krankenwärter. Im Ganzen besteht
die Expeditions⸗Armee, mit Einschluß der Reserve, aus 9 Regi⸗ mentern Linien⸗Infanterie, 2 Regimentern leichter Infanterie, 3
Regimentern Zouaven, 4 Bataillonen Jäger zu Fuß, 1 Regiment eingeborner Tirailleure, 1 Regiment Marine⸗Infanterie, 2 Regi⸗-⸗
mentern Chasseurs d'Afrique (Kavallerie), 1 Regiment Kürassiere,
1 Regiment Dragoner, 14 und 1 halbe Artillerie⸗Batterieen, 4 Compagnieen Genie⸗Sappeurs. 1 Portugal Wie der „Pr. C.“ aus Lissabon gemeldet wird, ist am 16. Febr., des Nachmittags um 4 ½ Uhr, durch die unverant⸗ wortliche Nachlässigkeit eines Lootsen, das neue Memeler Bark⸗ schiff „Lucifer“, Capitain H. Budd, von Cardiff nach Lissabon bestimmt und mit 400 Tonnen Steinkohlen befrachtet, bei der Einfahrt in den Tejo, in der Nähe des Kastells Belem, gestran⸗
det. Der Lootse, der verhaftet wurde, ist den Gerichten über⸗
geben. Um 9 ½ Uhr Abends leckte das Schiff. Das Zollamt schickte sogleich Hülfe an Bord. Den 17ten, des Morgens um 3 Uhr, kam auch der General⸗Inspektor des Königlichen Werftes mit seinen Leuten an Bord. Es wurde den ganzen Tag über gelöscht. Von 4 bis 6 Uhr des Nachmittags bei hohem Wasser wollte man versuchen, das Fahrzeug flott zu machen. Alle Anstalten dazu waren getroffen. Der Dampfer „Terceira“ heizte. Doch mußte bald jede Hoffnung aufgegeben werden, da sich bereits 7 Fuß Wasser im Raum befanden, obwohl alle Pumpen im Gange waren, so daß man vorhersehen konnte, daß das Schiff, wenn es flott geworden wäre, sogleich sinken würde. Man begnügte sich da⸗ her für das Erste, dem Schiffe eine andere Richtung zu geben. Der General⸗Inspektor befahl, die ganze Ladung, so wie allen Zu⸗ behör des Schiffes zu löschen, um dann einen Versuch zu machen, es abzubringen. Hierauf ging er ab. Die nöthigen Arbeitsleute vom Lande kamen an Bord, um die Löschung vorzunehmen. Der Gouverneur des Kastells Belem, so wie der General Graf Santa
Maria, stellten auf die Verwendung des preußischen Konsuls Poppe
die nöthigen Mannschaften, um die geborgenen Gegenstände wäh- rend der Nacht zu bewachen. Die Gefahr war groß; denn wenn der Wind umschlug, war das Schiff verloren. Am 18ten begab sich, auf die Aufforderung des preußischen Konsuls, das Handels⸗ gericht an Bord, um den Zustand des Schiffes durch eine Besichtigung zu konstatiren. Um 2 Uhr des Nachmittags erfuhr Hr. Poppe, daß bis dahin nur 150 Tonnen Kohlen gelöscht waren. Da auch der Consignateur Schwarz keine größere Anzahl Barken beschaffen konnte, als bis dahin beim Löschen beschäftigt waren, so trug der preußische Kon⸗ sul darauf an, daß auf sämmtliche große Leichter im Tejo Em⸗ bargo gelegt werde, was zur Folge hatte, daß der General⸗In⸗ spektor der Marine 10 Mann Militair absandte und um 4 Uhr des Nachmittags 11 Barken zur Verfügung stellte. Durch anhaltende Arbeit gelang es nun, die ganze Ladung bis auf 50 Tonnen, die sich im Raume unter Wasser befanden, zu löschen, worauf dieselbe dem Empfänger übergeben wurde, während der Zubehör des Schif⸗ fes im Porto franco in Verwahrung gebracht ward. Am 22. früh sollte ein Schiffsbaumeister nebst dem Patrao mor des Arsenals und einer Anzahl Leute an Bord gehen, um das Schiff wo möglich flott du⸗ machen und darauf dessen Reparatur vorzunehmen. Italien. Turin, 9. März. In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer legte der Kabinets⸗Präsident und Finanzminister Graf Cavour das Budget für 1855 vor und verlas alsdann einen detaillirten Bericht über die gegenwärtigen finanziellen Ver⸗ hältnisse Piemonts. Nach diesem belaufen sich die gewöhnlichen Ausgaben für 1855 auf 131 Millionen Francs, die außergewöhn⸗ lichen auf 6 Millionen — im Ganzen 137 Millionen; die ordent⸗ lichen und außerordentlichen Einkünfte werden zusammen auf 128 Millionen Fr. veranschlagt, und das Gesammt⸗Defizit mithin auf 9 Millionen Fr. Nach dieser Darlegung wies Graf Cavour auf die Nothwendigkeit einer neuen Anleihe von 40 Millionen hin, um bis zu Ende 1855 allen laufenden Staats⸗Bedürfnissen Rechnung tragen zu können; doch fügte er hinzu, daß das Land, wenn die großen Ereignisse, welche sich vorbereiten, Piemont berufen würde, sich aktiv an ihnen zu betheiligen, neue und größere Opfer werde darbringen müssen. 8 Genua, 10. März.
G“ Die Dampffregatte „Costituzione“ wird ausgerüstet, um nebst der Segelfregatte „Euridice“ in den levanti⸗
nischen Gewässern zu kreuzen. 7 8 A — 4 n 2 4 Türkei. Briefe aus Smyrna vom 1. März d. J. melden der
„Pr. C.“, daß dort die Nachricht von dem Ausbruche eines allge⸗ meinen Aufstandes auf der Insel Samos verbreitet war. Auch in Smyrna hatten die bekannt gewordenen Berichte über die griechische Bewegung in Albanien große Aufregung hervorgerufen. Die französische Brigg „Merkur“ hatte am 28. Februar Befehl erhalten, nach dem Piräus unter Segel zu gehen, und verließ bereits Mit⸗ tags den Hafen von Smyrna, woselbst zur Zeit nur drei österreichi⸗ sche Kriegsschiffe vor Anker liegen. Die türkische Garnison beträgt kaum 200 Mann.
Nach Berichten des „Wanderers“ aus Bukarest vom öten d. M. wurde in den letzten Tage die Waffenruhe an der Donau wiederholt unterbrochen. Zwischen Giurgewo und Ruscuk dauert die gegenseitige Kanonade fort; durch die Kanonen des be⸗ festigten Brückentopfes bei Turnu wird der Hafen von Nikopoli fortwährend belästigt, so daß die Schiffe, wenn nicht Schaden neh⸗ men, doch im Verkehr gehindert werden. Eine Schiffsabtheilung, die am 1. März den Hafen verlassen wollte, wurde genöthigt, zurückzukehren, wobei einige Schiffe in Brand geriethen, da die russische Batterie mit glühenden Kugeln feuerte. Am 4ten d. M. hat bei Kalarasch (fetzt Likoreschti genannt) ein ernstes mehr⸗ stündiges und blutiges Gefecht stattgefunden, in welchem sich etwa 8000 Mann gegenüber standen. Die Türken, in einer Stärke von beiläufig 4000 Mann, passirten in zwei Abtheilungen unterhalb und oberhalb Silistria die Donau, griffen gleichzeitig durch eine dritte Erpedition, die in gerader Richtung aus dem Hafen von Silistria kam, unterstützt, die russischen Verschanzungen an und nahmen eine Batterie mit dem Bajonette, während die am jensei⸗ tigen Ufer aufgefahrenen türkischen Mörser- und Granatengeschütze gegen die Russen feuerten. Die Russen, kommandirt von dem Ge⸗ neral Boguschewski, formirten sich in Sturmkolonnen, griffen ent⸗ schlossen mit dem Bajonette an, während ein Kosaken⸗Regiment in die Flanten sprengte und eine Batterie die Ufergeschütze der Türken beschäftigte. Obgleich die Türken den Sturm wiederholt zurück⸗ schlugen, gelang er dennoch nach längerer blutiger Anstrengung. Die Türken zogen sich an das Ufer, eilten zu ihren Schiffen, und kehrten, geschützt von den Kanonen Silistrias, wieder dahin zurück. Der Verlust der Türken wird auf 80 Mann angegeben. Den Russen wurden einige Kanonen demontirt. Die beschädigten Schan⸗ zen werden wieder in guten Stand gesetzt. Der Zweck des Angriffs der Türken war, den von den Russen jenseits besetzten Brückenkopf der Höhen von Silistria zu nehmen. Von den Russen standen im Gefechte 4 Bataillons Iufanterie, 2 Escadrons Kavallerie, 1 Re⸗ giment Kosaken, 1 Abtheilung Jäger und 12 Feldgeschütze. Man erwartet 8 18 ee Schanzen bei Matschin. tSicbenbürger Bote“ vom 8. März meldet: „Wir ent⸗ nehmen einem Schreiben aus Bukarest vom 4ten d. M. die Nachricht, daß Tages zuvor im Hauptquartiere ein Feldjäger aus St. Petersburg mit dem Manifeste des Kaisers von Rußland ein⸗ getroffen sei. Wie man uns schreibt, sollte der Text dieses Ma⸗ nifestes schon am andern Morgen in walachischer, bulgarischer und serbischer Sprache unter die Bevölkerung vertheilt werden.“
Ferner schreibt man demselben Blatte aus Galacz unterm 26. v. M., daß in den letzten Tagen daselbst viel von einem Uebergange ge⸗ sprochen wurde, welchen die russischen Truppen von Braila und Galacz aus nach dem jenseitigen Ufer binnen Kurzem vorneh⸗ men sollen. Auf der großen Braila gegenüberliegenden Donau⸗ insel wurde russischer Seits eine Redoute aufgeführt. Dieselbe wird von einem dichten Gehölze gegen die Donau verdeckt, und kann daher von den Türken, deren Verschanzungen jenseits des Matschiner Kanals, in der Nähe von Giezed, nur wenige hundert Schritte liegen sollen, nicht so leicht wahrgenommen werden. Vom 10. bis 19. v. M. hatten die Batterieen in Braila mit den türki⸗ schen täglich einige Schüsse, aber ohne Erfolg, gewechselt. „Vor Galacz liegen die beiden Dampfer „Pruth⸗ und „Ordinarez mit sechs Kanonenbooten. — Die Truppenzahl beläuft sich daselbst noch auf 8000 Mann, es werden aber neue Anmärsche von Reni erwartet. Der „Satellit“ schreibt vom 7. März: „Heute ist uns die höchst wichtige Nachricht zugegangen, daß das Gros der russischen
Armee bei Kalafat sich am 3ten d. M. in Bewegung gesetzt
10,000 Mann sollen zur
hätte und donauabwärts marschirt sei.
Beobachtung der Türken bei Kalafat zurückgeblieben sein, um die
Türken in Schach zu halten. Auch sind Nachrichten von neuen Gefechten bei Giurgewo eingelaufen, die uns aber so übertrieben scheinen, daß wir denselben keinen Glauben schenken können.“
Die „Kronstädter Zeitung“ vom 6. März schreibt: Gortschakoff ist am 1. d. M. in der Nacht aus Ismael nach Bu⸗ karest zurückgekehrt. Unglaubliche Gerüchte sind mit der Ankunft des Feldherrn gleichzeitig in Umlauf gekommen. Es ist wohl nicht anzunehmen, daß der Kriegsrath in Ismael seine Beschlüsse an die große Glocke gehängt hat, aber wie nun immer, im Publikum er⸗ zählt man sich, daß Sonnabend den 18. März die ernsten Operatio⸗ nen der Russen ihren Anfang nehmen würden. Auf drei Punkten
7
soll an diesem Tage die Donau überschritten werden; nämlich bei
Braila, Oltenitzäa und Giurgewo. “
nächsten Tagen einen vierten Angriff auf die
„Fürst
I.
Ueber Corfu sind Nachrichten vom südlichen Albanien eingetroffen, die bis zum 7ten reichen. In Prevesa und Sa-⸗ lo nichi sind türkische Truppen ausgeschifft und ziehen gegen die Insurgenten. In Thessalien haben die Aufständischen, welche sich am rechten Ufer des Salambria bei Jenischehr (Larissa) sammel⸗ ten, eine totale Niederlage erlitten. Der zum Militair⸗ und Civil⸗ Kommandanten der Provinz Janina ernannte Bessim Pascha, früher Gouverneur von Monastir, ist mit seinem Hauptquartier in Janina eingetroffen, nachdem er eine Inspectionsreise im Lande gemacht hatte. In Prevesa liegt ein englisches Kriegsschiff permanent im Hafen. Ein österreichisches Kriegsschiff soll nächster Tage eintreffen. Uebereinstimmende Berichte melden, daß der Aufstand keine Fort⸗ schritte mache, und daß die meisten Berichte über angebliche Siege der Griechen den Bülletins der Insurgenten entnommen sind.
Nußland und Polen. St. Petersb urg, 8. März. Die „Senats⸗Zeitung“ enthält nachstehende Bekanntmachung:
„Se. Majestat der Kaiser haben, mittelst Allerhöchster Ukase an den dirigirenden Senar, d. d. 21. Februar (3. März), bei den gegenwärtigen Umständen füur gur erachtet, in den Kniegszustand zu erklären; das Gou⸗ vernement Si. Petersburg, die Gouvernements Estyland und Livland, das Gouvernement Archangel, das Königreich Polen und die Gouvernements Kurland, Kowno, Wilna, Grodno, Wolhynien und Podolien. Den Ober⸗ befeyl erhalten: im Gouvernement St. Petersburg, Se. Kaiserliche Hoheit der Grotzfurst Thronfolger Cäsarewitsch, Oberbefehlshaber der Garde⸗ und des Grenarier⸗Corps, mit den Rechten cines Armee⸗Ober⸗ befrhtshabers in Kriegszeiten, gemaß vem Reglement für die Armee⸗Ver⸗ waltung vom 5. Dezember 1846; — im Gouvernement Esthland der General⸗Adjutamm von Berg, der die in diesem Gouvernement stehenden Truppen kommandirt und im Gouvernement Livland der in die⸗ sem Gouvernement kommandirende Militatr⸗Gouverneur von Riga, Gene⸗ ral⸗Gouverneur von Livland, Esthland und Kurland, General⸗Adjutant Fürst Italiiski, Graf Ssuworow⸗RNimnitsti, wobei denselben für die Zeu, daß die genannten Gouvernements im Kriegszustande verbleiben, die Rechie von Commandeurs abgesonderter Corps in Kriegszeiten ertheilt werden, gemaß dem Reglement für die Armee⸗Verwaltung vom 5ten Dezember 1846v — im Gouvernement Archangel, dem dortigen Mintair⸗Gouverneur, Vice⸗Admiral Boyl, mit denselben Rech⸗ ten, wie die vorhergehenden; — im Königreich Polen, den Gouvernements Kurland, Kowno, Wilaa, Grodno, Wolhynien und Podolien, so wie in dem durch den Ukas vom 19. November 1853 schon in Kriegozustand er⸗ klärten bessarabischen Gebieie und in dem Theile des Gonvernements Chersson, am rechten Ufer des Bug, — dem Oberbefehlshaber der aktiven Armre, General⸗Feldmarschall Fürsten von Warschau, Grafen Paskewitsch von Eriwan, mit den ihm in Kriegszeiten nach dem Reglement fur die Armre⸗Verwaltung den 5. “ 1846
zugestandenen Rechten. Zugleich wird verfügt; a) daß das Gou⸗ vernement Podolien und der am rechten Üfer des Bug belegene Theit der chersonschen, so wie das bessarabische Gebiet zugleich dem Kom-⸗ mandirenden der Truppen des 3ten, 4len und 5ten Infanterie⸗Corps, Ge⸗ neral⸗Adjutanten Fursten Gortschakow, untergeordnet sind mit den vemselben als Commandeur eines abgesonderten Corps in Kriegszeiten, ertheilten Rechten; b) daß das Königreich Polen und die Gouvernements Kurland, Kowno, Wilna und Grodno, während der Abwesenheit des Generab⸗ Feldmarschalls vom Königreiche, dem Kommandirenden des Grenadier⸗Corps und 1sten und 2ten Infanterie⸗Corps, General⸗ Adjutanten Graf Rüdiger, untergeordnet sind gleich falls mit den Rechten des Commandeurs eines abgesonderten Corps in Kriegszeiten; c) daß außerdem der, die im Gouvernement Kurland stehenden Truppen Kommandirende, für die ganze Zeit, daß dieses Gouvernement in Kriegs- zustand bleibt, gleichfalls die Rechte des Commandeurs eines abgesonder⸗ ten Corps gemeßen soll, grmaäß dem Reglement vom 5. Dezember 1846, unter dem unmittelbaren Befehle des General⸗Feldmarschalls 2 oder im Falle der Abwesenheit desselben vom Königreiche Polen, un⸗ ter dem Befehle des General⸗Adjutanten Grafen Rüdiger; — 4) daß der General⸗Adjutant Baron Osten⸗Sacken I. die Rechte des Comman⸗ deurs eines abgesonderten Corps beibehält, welche ihm, durch den Ukas vom 19. November 1853, über das bessarabische Gebiet und den am rech⸗ ten Ufer des Bug gelegenen Thril des Gouvernements Chersson ertheilt sind, wobei er unter dem unmittelbaren Befehl des Kommandirenden der Truppen des 3ten, 4ien und 5.en Infanterie⸗Corps verbleibt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. März. Se. Majestät der König hat befohlen, daß die Linienschiffe
„Carl XIII.“ und „Prinz Oscar“, so wie die Fregatte „Eugenie“, wo möglich schon am 1. April aus dem Werft von Carlscrona auslegen sollen.
V Der erst 1 ¼ Jahr alte Erbprinz Oscar, Herzog von Süder⸗ mannland, ist seit einigen Tagen bedenklich erkrankt. Es werden täglich Bülletins über den Verlauf seiner Krankheit ausgegeben.
Auf offiziellem Wege ist hier die Nachricht eingelaufen, daß der schwedische Gesandte am russischen Hofe, General⸗Major von Nordin, nach einem längeren Urlaube, den er meist in Italien zu⸗ gebracht, am 24. Februar wieder auf seinem Posten in St. Pe⸗ tersburg eingetroffen ist. 88
Zum Brigade⸗Chef der zur Verstärkung nach Gottland be-⸗ stimmten Truppen ist Oberst E. W. Nordenfelt ernannt. Diese Verstärkung besteht aus einer (bisher in Gothenburg stationirten
und von da am 14. März nach Westervik, von wo sie nach Gott⸗ land übergeführt werden soll, abgehenden) 6pfündigen fahrenden und einer 12pfündigen Fußbatterie, 100 Mann von Kronprinz⸗Hu⸗ saren, je 700 Mann von 3 Infanterie⸗Regimentern und einem Grenadier⸗Bataillon. 6