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Ordnung über den Antrag der Abgeordneten von Keller und Genossen, wegen Abänderung des §. 32 der Geschäfts⸗ Ordnung.
Berathung des Berichts der Justiz⸗Kommission über den An⸗ trag des Abgeordneten von Blankenburg und Genossen und über den von der Ersten Kammer beschlossenen Gesetz⸗ Entwurf, betreffend die Ergänzung des Gesetzes über die Presse vom 12. Mai 1851.
Berathung des Berichts der Kommission zur Prüfung des Staatshaushalts⸗Etats über den Antrag der Abgeordneten Karl und Dopfer, betreffend den Etat für die hohenzollern⸗ schen Lande.
Bericht der Kommission zur Prüfung der Zoll⸗ und Handels⸗ Verträge über den Gesetz⸗Entwurf, betreffend die Ermäßigung der Elbzölle.
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Angekommen: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und
Commandeur der 5ten Division, von Wussow, und Der General⸗Major und Commandeur der 9ten Infanterie⸗
Brigade, von Bequignolles, von Frankfurt a. d. O.
Personal-Veränderungen. I. In der Armee.
Rffkztere. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen Den 14. März.
Spieker, Pr. Lt. vom 8., des Barres, Pr. Lt. vom 35., G öhlich, Pr. Lt. vom 39., v. Kornatzkli, Sec. Lt. vom 22,, v Sorlbg, Seece. Lt. vom 16., Stempel, Sec. Lt. vom 22., Liebe, Sec. Lt. vom 3. Inf. Regt., sämmtlich zum 1. Mai d. J. von dem Kommando beim Kadetten⸗ Corps entbunden, und treten dieselben zu ihren resp. Truppentheilen zurück. Das Kommando der Pr. Lts. v. Rango vom 31., v. Steinäcker vom 2., v. Cederstolpe vom 39., Hergaß vom 27., Weißhun vom M.. Iuf. Regt., v. Fuchs vom 1. Jäger⸗Bataill., der Sec. Lts. v. Sellin vom 35., v. Slupecki vom 27., Hicksch vom 5., v. Wedell vom 390., v. Below vom 11., v. Trzeschewsli vom 6., v. d. Marwitz vom 5. Infanterie⸗Regiment, Reuter vom 6. Jäger⸗Bataillon, Himpe I., Himpe II. vom 23., v. Ciriacy vom 15., Hollatz vom 7., Oesterheld vom 8. Infanterie⸗Regiment, als Erzieher, so wie des Hauptm. v. Wedell vom 6. Art. Regt., der Pr. Lts. v. Fran⸗ gois vom 37., v. Flatow vom 18., Klugmann vom 20., Crüger II. vom 2. Inf. Regt., der Sec. Lts. Mund vom 34. Juf. Regt., v. Wohl⸗ gemuth vom 6. Art. Regt., als Lehrer beim Kadetten⸗Korps auf 1 Jahr und zwar bis zum 1. Mai 1855 verlängert. Hübner I., Pr. Lt. vom 5. Art. Regt., v. Alvensleben I., Sexc. Lt. vom 2. Garde⸗Regt. zu Fuß, v. Prittwitz, Sec. Lt. vom 19., Gotzhein I., Sec. Lt. vom 1 v. Beyer, Sec. Lt. vom 7., Backe, Sec. Lt. vom 33. Inf. Regt., sämmtlich als Erzieher beim Kadetten⸗Korps auf 1 Jahr, und zwar vom 1. Mai 1854 bis zum 1. Mai 1855 kommandirt. v. Mützschefahl, Pr. Lt. vom Kadetten⸗Korps, zum 1. Mai d. J., unter Versetzung à la suite des 27. Inf. Regt., zum Abtheilungs⸗Vorsteher beim Kadestenhause zu
Wahlstatt ernannt. 8 Den 16. März.
v. Homeyer, P. Fähnr. vom 2. Inf. Regt., zum Sec. Lt. befördert. Scheuermann, Pr. Lt. vom 28., ins 1. Inf. Regt, Sergiant, Pr. Lt. vom 1., ins 28. Inf. Regt. versetzt. v. Ploetz, Major vom 11. Inf. Regt., zum Commandeur des 5. komb. Reserve⸗Bats. ernannt. 8 VBeilvder Landwehr:
Den 16. März. v. Homeyer, Sec. Lt. vom 1. Aufg. des 2. Bals. 2. Regts., zum Pr. Lt. befördert. Horn, Sec. Lt. vom 1. Aufgeb. des 1. Bats. 11., ins 1. Bat. 9. Regts., Schmidt, Sec. Lf. vom 1. Aufgeb. des 2. Bats. 18. Regts., Strecker, Sec. Lt. von der Kav. 2. Aufgeb. des 3. Bats. 32., ins 1. Bat. 14. Regts. einrangirt. v. Born, Hauptm. und Führer des 2. Aufgeb. vom 2. Bat. 14. Regts., zum Major befördert. Ott⸗ mann, Sec. Lt. vom 2. Aufgeb. des 1. Bats. 5. Regts., Schöpke, Sec. Lt. von der Kav. 2. Aufgeb. des 1. Bats. 4., ins 2. Bat. 14. Regts., v. Knoblauch, Sec. Lt. von der Kav. 1., Aufgeb. des 1. Bats. 1. Regts., Scheunemann, Sec. Lt. von der Artill. 1. Aufg. des 2. Bataillons 14., ins 3. Bataillon 14. Regiments einrangirt. Leonhardy, Pr. Lt. von der Kav. 2. Aufgeb. des 1. Bats. 21. Regts., zum Rittm., Holtz, v. Zitzewitz, Vice⸗Wachtm. vom 2. Bat. 21. Regts., zu Sec. Lts. bei der Kav. 1. Aufgeb. befördert. v. Blankensee, Sec.
“
Lt. a. D., zuletzt im 4. Ulan. Regt., bei der Kav. 1. Aufgeb. des letztge⸗
nannten Bats. einrangirt. 3 FbHshhtbeesFerllligungen .,. Den 16. März.
v. Hardtenstern, Hauptm. vom 9. Inf. Regt., mit Pension zur Disposition gestellt. v. Behr⸗Negendank, Sec. Lt. vom 3. Drag. Regt., als Pr. Lt., v. Blanckensee, Pr. Lt. vom 5. Hus. Regt., diesem als Rittm. mit der Regts.⸗Unif. mit den vorschr. Abz. f. V. und Pension, der Abschied bewilligt.
“ BDNamwvywehr. ¹ Den 16. März.
Bütow, Pr. Lt. von der Kav. 1. Aufgeb. des 2. .“ Regts.,
mit seiner bisher. Unif. mit den vorschr. Abz. f. V., Geppert, Pr. Lt. vom 2. Aufgeb. des 3. Bats. 9. Regts., der Abschied bewilligt.
Offiziere. 111613“ Foerstner, überzähl. Unteroff. v. See⸗Bataillon, zum Port. Fähnr. befördert.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 1. April.
und Mecklenburg⸗Schwerin an den Telegraphen⸗Ver⸗ ein sind jetzt ausgewechselt. Die mecklenburgische Telegraphenlinie wird vom 1. April ab ihre Thätigkeit beginnen, während die v Linien schon längere Zeit dem Verkehre übergeben sind.
— Die neueste Nummer der „Volkszeitung“ erwähnt eines auf der Börse verbreiteten Gerüchtes, welchem zufolge die „Mobil⸗ machung des 1. und 5. Armee⸗Corps (Preußen und Posen) be⸗ schlossen sei.“ Wir können, bemerkt die „Pr. C.“, mit voller Be⸗ stimmtheit versichern, daß auch dieses Gerücht unbegründet ist.
— Da sich zur Zeit noch nicht absehen läßt, ob es möglich sein wird, unter den kriegerischen Verhältnissen auf der Ostsee die Post⸗Dampfschiff⸗Verbindung zwischen Stettin und St. Petersburg ins Leben treten zu lassen, so sind noch keine Bestimmungen über die Eröffnung dieser Post⸗Verbindung für die⸗ ses Jahr getroffen worden. Wenn auch die Fahrten der preußi schen Post⸗-Dampfschiffe durch die im Kriege begriffenen Flotten nicht gestört werden sollten, so dürfte doch der Verkehr zwischen Preußen und Rußland in diesem Jahre voraussichtlich ein so ver⸗ minderter sein, daß die bisherige See⸗Verbindung zwischen Stettin und St. Petersburg nur in geringem Umfange herzustellen sein würde. (Pr. C.)
Lübeck, 29. März. In der heute abgehaltenen General⸗ Versammlung der Riga⸗Lübecker Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft wurde der von Riga aus gestellte Antrag auf Verkauf des Schiffes einstimmig (mit 51 Stimmen) abgelehnt, und dagegen beschlossen, das Schiff vorläufig stillliegen zu lassen, aber der Direction zu überlassen, dasselbe wieder nach Riga oder anderweitig in Fahrt zu setzen, sobald dieses mit Sicherheit thunlich sei. (Lüb. Z.)
Bremen, 31. März. Die russischen Capitaine in unserem Hafen suchen ihre Schiffe zu veräußern, und ist u. a., wie wir ver⸗ nehmen, die russische Bark „Sylphide“ für 45,000 Mark hambur⸗ ger Banco von einem Kaufmann in Bremerhaven, H. Bischoff, an⸗ gekauft worden. (Wes. Ztg.)
Hessen. Mainz, 30. März. Heute Mittag gegen 1 Uhr traf das Königlich preußische 7. Jägerbataillon hier ein, hält mor⸗ gen Rasttag und wird nächsten Sonnabend Morgen um 6 Uhr mit dem von hier ausmarschirenden Königlich preußischen 38. Infante⸗ rie⸗-Regiment nach Frankfurt a. M. als künftige Garnisonsstadt ziehen. Letzteres Regiment stand länger als 20 Jahre hier in Garnison und hat sich stets durch musterhaftes Benehmen, so wie durch das freundlichste Einvernehmen mit den übrigen Garnisons⸗ truppen und der mainzer Bürgerschaft ausgezeichnet. (Mz. J.)
Frankfurt a. M., 31. März. Der bei der Bundesver⸗ sammlung akkreditirte Königlich großbritannische Gesandte, Sir Alex. Mallet, ist vor einigen Tagen von seiner mehrmonatlichen Urlaubsreise wieder auf seinen hiesigen Posten zurückgekehrt. Bei dieser Gesandtschaft herrscht große Thätigkeit, indem Couriere fast täglich eintreffen und abgesendet werden. — Die Quartiermacher des morgen hier einrückenden Königlich preußischen 7ten Jäger⸗ Bataillons und des 38sten Infanterie⸗Regiments sind bereits ein⸗ getroffen.
Nassau. Wiesbaden, 30. März. In getrennten Sitzun⸗ gen der Ersten und Zweiten Kammer wurde heute um 10 Uhr der 1853r Landtag geschlossen und darauf um 11 Uhr in vereinig⸗ ter Sitzung beider Kammern der Landtag für 1854 eröffnet. Die Eröffnung geschah Auftrags Sr. Hoheit des Herzogs durch den Staats⸗Minister Prinzen Wittgenstein. In der ehegestrigen Sitzung der Ersten Kammer wurde das Gesetz über Vereinigung der Justiz und Verwaltung in unterster Instanz in der Schlußabstimmung mit allen Stimmen gegen die des Abgeordneten von Eck angenommen.
Baden. Karlsruhe, 30. März. Se. Erlaucht der Graf zu Leiningen-Billigheim, Großherzoglicher General⸗-Major à la Suite, ist heute in außerordentlicher Mission nach Rom abgegangen. In Begleitung des Hrn. Grafen befindet sich der Großherzogliche Regierungs⸗Assessor Turban. (Bad. Landesz.)
Niederlande. Haag, 29. März. Die Berathungen über die Erhöhungen des Kriegs-Etats haben (wie schon telegraphisch gemeldet wurde) wider Erwarten bereits gestern mit der Ge⸗ nehmigung des Antrages ein Ende genommen. Das größte Bedenken gegen denselben war der Charakter der Bestän⸗ digkeit, welchen die Erhöhung nach dem Inhalte des Gesetz⸗ Entwurfes zu haben schien. Nachdem man aber aus den Reden des Ministers der auswärtigen Augelegenheiten und
2 Die Ratificationen Verträge wegen Anschluß der Großherzogthümer Baden
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des Kriegs⸗Ministers vernommen hatte, daß es eigentlich nur eine durch die augenblicklichen Konjunkturen gebotene Vorsichtsmaßregel galt, und nachdem ein von dem Herrn Thorbecke vorgeschlagenes und von der Regierung genehmigtes Amendement, welches jeden Zweifel über die Einstweiligkeit des Antrages zu beseitigen bezweckte, angenommen war, wurde von weiteren Erörterungen abgelassen
Belgien. Brüssel, 29. März. Die Kammer begann gestern die Debatten des Handelsvertrags mit Frankreich. Auf Verlangen des Ministers des Innern wurden dieselben aber vom geheimen Comité verhandelt.
Großbritannien und Irland. London, 29. März. Die in dem gestern Abend ausgegebenen Supplement der „Gazette“ enthaltene Kriegserklärung lautet also:
„„Mit tiefem Bedauern kündigt Ihre Majestät das Mißlingen ihrer eifrigen und langwährenden Bemühungen an, ihrem Volke und Europa die 8o des zu F
Der unprovozirte Angriff des Kaisers von Rußland gegen die Hohe Pforte ist mit solcher Nichtbeachtung der Folgen durchgefüihr. nachdem der Kaiser von Rußland die Bedingungen verworfen hatte, welche der Kaiser von Oesterreich, der Kaiser der Franzosen und der König von
reußen, ebenso wie Ihre Majestät als gerecht und billig ansahen, Ihre Majestät durch das Gefühl für das, was die Ehre ihrer Krone, die Inter⸗ essen ihres Volkes und die Unabhängigkeit der Staaten Europa's fordern, genöthigt wird, vorzugehen zum Schutze eines Verbündeten, dessen Gebiet überfallen und dessen Würde und Unabhängigkeit angegriffen ist.
„Ihre Majestät bezieht sich zur Rechtferligung des Weges, den sie ein⸗ zuschlagen im Begriff steht, auf die Transaction, in welche Ihre Majestät verwickelt gewesen ist.
„Der Kaiser von Rußland hatte einigen Grund zur Beschwerde gegen den Sultan mit Bezug der von Sr. Hoheit sanctionirten Regulirung der einander widerstreitenden Ansprüche der griechischen und lateinischen Kirche auf einen Theil der heiligen Grabstätten in Jerusalem und dessen Nachbar⸗ schaft. Den Beschwerden des Kaisers von Rußland über diesen Punkt wurde Gerechtigkeit zu Theil, und der Botschafter Ihrer Majestät in Kon⸗ stantinopel hatte die Befriedigung, ein Arrangement zu fördern, gegen welches von der russischen Regierung keine Einwendung erhoben worden ist.
„Während aber die russische Regierung wiederholt der Regierung Ihrer Majestät die Versicherung ertheilt, daß die Mission des Fürsten Mentschikoff nach Konstantinopel ausschließlich auf die Regulirung der Frage wegen der heiligen Grabstätten in Jerusalem gerichtet sei, bedrängte Fürst Mentschikoff selbst die Pforte mit anderen Forderungen von einem bei weitem ernsteren und wichtigern Charakter, und war anfangs bemüht, das Wesen derselben so viel wie möglich vor dem Botschafter Ihrer Ma⸗ estät zu verheimlichen. Und diese in solcher Weise sorgsam verheimlichten Forderungen betrafen nicht nur die Privilegien der griechischen Kirche in Jerusalem, sondern die Stellung vieler Millionen türkischer Unterthanen in hren Beziehungen zu ihrem Souverain, dem Sultan.
„Diese Forderungen wurden durch freiwilligen Entschluß der hohen
forte verworfen.
„Zwei Versicherungen waren Ihrer Majestät gegeben worden; die eine, aß die Sendung des Fürsten Mentschikoff nur die heiligen Grabstätten betreffe; die andere, daß diese Sendung einen versöhnlichen Charakter haben werde.
„In beiden Beziehungen wurden die gerechten Erwartungen Ihrer Majestät getäuscht.
„Es wurden Forderung gemacht, welche nach der Meinung des Sultans sich so weit erstreckten, daß die Autorität des Kaisers seiner eige⸗ nen in Bezug auf einen großen Theil seiner Unterthanen substituirt werden würde; und diesen Forderungen wurde durch eine Drohung Nachdruck gege⸗ ben; und als Ihre Majestaͤt erfuhr, daß bei Ankündigung des Schlusses seiner Mission Fürst Mentschikoff erklärt habe, es werde die Verweigerung seiner Forderungen der Kaiserlichen Regierung die Nothwendigkeit auferle⸗ gen, eine Garxantie in ihrer eigenen Macht zu suchen, hielt Ihre Majestät für geeignet, daß ihre Flotte von Malta abgehe und in Gemeinschaft mit der Flotte Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen ihre Station in der Nähe der Dardanellen nehme. 1
„So lange die Unterhandlungen einen friedlichen Charakter trug, hat
sich Ihre Majestät jeder Gewaltdemonstrationen enthalten. Als aber, nach⸗ dem schon eine bedeutende Militairmacht an der türkischen Grenze versam⸗ melt war, der Botschafter Rußlands auch noch andentete, daß die Weige⸗ rung des Sultans ungehörigen (unwarrantable) Anforderungen sich zu fü⸗ gen, zu ernsten Folgen führen könne, hielt Ihre Majestät es für Recht, in Gemeinschaft mit dem Kaiser der Franzosen einen unzweideutigen Beweis v Entschlusses, die souverainen Rechte des Sultans zu schützen, dar⸗ zu egen. „Die russische Regierung hat behauptet, daß der Entschluß des Kaisers, die Fürstenthümer zu besetzen, in Folge des Vorgehens der Flotten von England und Frankreich gefaßt worden sei. Aber die Drohung des Ein⸗ falls in das türkische Gebiet wurde schon in der Note des Grafen Nessel⸗ rode an Reschid Pascha am 19. (31.) Mai ausgesprochen, und in seiner Depesche an Varon Brunnow am 20. Mai (1. Juni) wiederholt, welche Depesche den Entschluß des Kaisers von Rußland ankündigte, seinen Truppen den Befehl zur Occupation der Fürstenthümer zu ertheilen, wenn die Pforte sich nicht innerhalb einer Woche den Forderungen Rußlands füge.
„Die Depesche an den Botschafter Ihrer Majestät in Konstantinopel, welche ihn ermächtigte, unter gewissen bestimmten Umständen die britische Flotte kommen zu lassen, war vom 31. Mai, und der direkt von England an Ihrer Majestät Admiral abgesandte Befehl, sich in die Nachbarschaft der Dardanellen zu begeben, vom 2. Juni datirt.
„Der Entschluß, die Fürstenthümer zu besetzen, war daher gefaßt, bevor der Befehle zum Vorgehen der vereinigten Geschwader ertheilt worden war.
„Der Minister des Sultans wurde benachrichtigt, daß, wenn er nicht
innerhalb einer Woche und zwar ohne Abänderung eines Wortes die von de Fürsten Mentschikoff der Pforte am Vorabende vor seinem Abgange 8 Konstantinopel vorgeschlagene Note unterzeichne, die Fürstenthümer Moldau und Walachei von russischen Truppen besetzt werden würden. Der Sultan konnte einer so beleidigenden Forderung nicht nachgeben; als aber die Be⸗ sitznahme der Fürstenthümer wirklich stattfand, erklärte der Sultan nicht, wie er in Ausübung seines unzweifelhaften Rechtes hätte thun können, den Krieg, gvh eüng. an seine Verbündeten. . „Ihre Majestät, im Verein mit Oesterreich, Frankreich und Preußen, hat verschiedene Versuche gemacht, jedweden “ “ 8 Kaisers von Rußland zu entsprechen, ohne der Würde und Unabhängigkeit des Sultans zu nahe zu treten; und wäre es der alleinige Zweck Ruß⸗ lands gewesen, Sicherheit dafür zu erlangen, daß die christlichen Untertha⸗ nen der Pforte ihre Privilegien und Immunitäten genießen, so würde es dieselbe in den vom Sultan gemachten Anerbietungen gefunden haben. Aber, ba diese Sicherheit nicht in der Form einer speziellen und separa⸗ ten Stipulation mit Rußland dargeboten wurde, ward sie verworfen. Zwei Mal ist dieses Anerbieten von Seiten des Sultans erfolgt und von den vier Mächten empfohlen worden, das erste Mal mittelst einer ursprünglich in Wien entworfenen Note, das zweite Mal durch den Vorschlag von Grundlagen zur Unterhandlung, über welche man am 31. Dezember in Konstantinopel sich verständigt hatte und welche in Wien am 13. Januar genehmigt worden waren, als beiden Parteien die Mittel darbietend auf eine geeignete und ehrenhafte Weise zu einer Vereinbarung zu gelangen. „Es ist demzufolge einleuchtend, daß ein Recht für Rußland, sich in die ordentlichen Beziehungen türkischer Unterthanen zu ihrem Souverain ein-⸗ zumischen, und nicht das Glück der christlichen Gemeinden in der Türkei, der
alleinige Gegenstand war, welchem die russische Regierung nachstrebte; einer solchen Forderung wollte der Sultan sich nicht Nüs eve en 68 Se. Hoheit erklärte daher den Krieg gegen Rußland aus Nothwehr; Ihre Majestät hat aber nichtsdestoweniger ihre Bemühungen nicht aufgegeben, den Frieden zwischen den streitenden Parteien herzustellen.
„Der Zeitpunkt ist aber jetzt gekommen, wo, nachdem der Rath und die Vorstellungen der vier Mächte sich als durchaus unwirksam gezeigt haben und die militailischen Vorbereitungen Rußlands täglich größere Aus⸗ dehnung gewinnen, es nur zu klar ist, daß der Kaiser von Rußland eine Politik verfolgt, welche, wenn ihr nicht Halt geboten wird, zur Vernichtung des ottomanischen Reiches führen muß.
„In dieser Lage der Dinge fühlt sich Ihre Majestät berufen, durch
die Rücksicht auf einen Verbündeten, dessen Reich in seiner Integrität und Unabhängigkeit als ein wesentliches Element des europäischen Friedens an⸗ erkannt worden ist, durch die Sympathie ihres Volkes für das Recht gegen das Unrecht, durch den Wunsch, von ihren Besitzungen höchst nachthei⸗ lige Folgen abzuwenden und Europa vor dem Uebergewicht einer Macht zu bewahren, welche die Treue der Verträge verletzt hat und der Mei⸗ nung der civilisirten Welt Trotz bietet, — in Gemeinschaft mit dem Sh der Franzosen, zur Vertheidigung des Sultans die Waffen zu er⸗ greifen. „Ihre Majestät ist überzeugt, daß, indem sie so handelt, sie den auf⸗ richtigen Beistand ihres Volkes erlangen wird; und daß der Vorwand des Eifers im Interesse der christlichen Religion vergebens gebraucht werden wird, um einen Angriff zu verdecken, der unter Mißachtung ihrer heiligen e und ihres reinen und wohlwollenden Geistes unternommen wor⸗ den ist.
„Ihre Majestät hegt in Demuth die zuversichtliche Hoffnung, daß ihre Bestrebungen erfolgreich sein werden, und daß, kraft des Segens des Himmels, der Friede auf sicherer und fester Grundlage wieder hergestellt werden wird.
„Westminster, 28. März 1854.“
Dieser Kriegs⸗Erklärung ist unter demselben Datum noch fol⸗ gende Declaration beigegeben:
„Ihre Majestät die Königin des Vereinigten Königreichs Großbritan⸗ nien und Irland, gezwungen die Waffen zu ergreifen zum Schutze eines Verbündeten, hegt den Wunsch, den Krieg für die Mächte, mit denen sie im Frieden bleibt, so wenig wie möglich lästig zu machen.
„Um den Handel der Neutralen vor aller unnöthigen Behinderung zu bewahren, ist Ihre Majestät willens, sich für jetzt (for the present) eines Theils der Rechte zu begeben, welche ihr nach dem Völkerrechte als kriegführender Partei zustehen.
„Es ist Ihrer Majestät unmöglich, sich die Ausübung ihres Rechtes zu versagen, Artikel der Kriegscontrebande wegzunehmen und Neutrale an der Beförderung von Depeschen des Feindes zu hindern; auch muß sie die Rechte eines Kriegführenden in so weit behaupten, Neutrale daran zu verhindern, daß sie eine effeklive Blockade brechen, die mit zureichender Macht gegen die Forts, Häfen oder Küsten des Feindes angelegt werden möchte. 1—
„Aber Ihre Majestät wird sich des Rechtes begeben, Feindes⸗Gut, das an Bord neutraler Schiffe verladen ist, wegzunehmen, es wäre denn Kriegs⸗ Contrebande. 1
„Es ist nicht die Absicht Ihrer Majestät, die Confiscation neutralen Eigenthums, das keine Contrebande ist, zu beanspruchen, wenn es am Bord feindlicher Schiffe gefunden wird, und Ihre Majestät erklärt ferner, daß sie, eifrigst bemühet, so viel wie möglich die Uebel des Krieges zu vermindern und die Operationen der regelmäßig organisirten Streitkräfte des Landes zu beschränken, für jetzt nicht die Absicht hat (it is not her present inten- tion), Kaperbriefe zur Ausrüstung von Kaperschiffen auszustellen.“
In militairischen Kreisen wird davon gesprochen, daß das Heer noch um 30,000 Mann verstärkt werden soll. Lord Lucan, der Befehlshaber der Kavallerie des Expeditions⸗Corps, geht schon am nächsten Sonnabend nach der Türkei ab. Die erste Infanterie⸗ Division hat Befehl erhalten, so schnell wie möglich sich von Malta nach Konstantinopel zu begeben.
Der „St. George“, von 120 K., begleitet von dem Dampf⸗ schiffe „Hecla“, von 6 K., ist vorgestern von Spithead nach der