1854 / 99 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

chen und franzöfischen Ihetr ötn. ihrer Kauffahrteischiffe und ihres Egenthenns, ee atsaags der Bekanntmachungen der englischen und fran⸗ öͤsischen Regierungen hat die Kaiserliche Regierung, bei dem, aufrichtigen Wunsche, die zerstörenden Wirkungen des Krieges nach Möglichkeit für Privatpersonen zu beseitigen, folgende Regeln festgestellt: Den englischen und französischen in unseren Häfen besindlichen Kauf⸗ fahrteischiffen wird eine sechswöchentliche Frist zur Einnahme ihrer Ladun⸗ gen und zum ungehinderten Absegeln ins Ausland gestattet. Diese Frist wird in den Häfen des Schwarzen, Asowschen und Baltischen Meeres vom 25. April d. J., in den Häfen des Weißen Meeres aber vom Tage der Navigations⸗Eröffnung an gerechnet werden. 1“ Ausnahmsweise, und zwar Kriegsrücksichten halber, werden die beiden englischen Schiffe „Anna Maclister“ und „William Broderick“, von denen das erstere sich in Kronstadt, das letztere aber in Reval befindet, bis auf Weiteres zurückbehalten werden. Diese Schiffe sollen keinesweges der Confiscation unterzogen, und in der Folge, sobald die Umstände nur irgend die Möglichkeit dazu bieten, freigelassen werden. 1 1 Denjenigen englischen und französischen Schiffen, die nach ihrem Aus⸗ aufen aus unseren Häfen auf dem Meere russischen Kreuzern begegnen, wird von diesen, auch selbst nach Ablauf des bestimmten Termins, gestattet werden, ihre Fahrt fortzusetzen, sobald es sich nur aus der Beprüsung der Schiffsdokumente ergiebt, daß die auf selchen Schiffen befindlichen Ladun⸗ gen noch vor Ablauf des obenerwähnten Termins eingenommen wor⸗ den sind. 1.“ M ““ Das Eigenthum englischer und französischer Unterihanen auf Schiffen neutraler Nationen, wird von unseren Kreuzern als unantastbas angesehen werden. Englische und französische Waaren unter neutraler Flagge wer⸗ den, selbst wenn sie englischen oder französischen Unterthanen augehören sollten, ohne Hindernisse von unserer Seite zur Einfuhr in unsere Häfen, nach allgemeiner Grundlage des Tarifs, zugelassen werden. Außerdem wird auch das Eigenthum von Unterthanen neutraler Mächte, das auf feindlichen Schiffen gefunden werden sollte, der Consiscation icht unter⸗ zogen werden. 1.“ 8 8 Im Uebrigen aber versteht es sich von selbst, daß die neutrale Flagge nicht als Schutz für solche Ladungen und Gegenstände dienen wird, die nach dem Völkerrechte als Kriegs⸗Connebande betrachtet werden; daher venn auch die Schiffe, auf denen sich solche Contrebande vorfinden sollte, von unseren Kreuzern aufgebracht und als gesetzliche Seeprise werden be⸗ trachtet werden, in Uebereinstimmung mit der am 27. November v. J. schon erlassenen Bekanntmachung des Finanz⸗Ministeriums. 8 Während die Kaiserliche Regierung ihre sämmtlichen Handelshäfen für die Kauffahrteischiffe neutraler Nationen offen läßt, kann sie jedoch keine Verantwortlichkeit auf sich nehmen für allen Schaden und Verlust, den solche Schiffe durch die Kriegsoperationen erleiden dürften. 85 Schon im Monat Oktober des vorigen Jahres machte der Finanz⸗ Minister, in Folge der damals verbreiteten Kriegsgerüchte, im Namen Sr. Majestät des Kaisers, den Mitgliedern der beim petersburger Hasen han⸗ delnden englischen Kaufmannschaft bekaunt, daß selbst im Fall eines Krie⸗ ges, sie weder für sich noch für ihr Eigenthum etwas zu befürchten hätten, und daß sie auf den Schutz, dessen sie bisher genossen, auch fernerhin bauen dürften. Eines solchen Schutzes und einer solchen Sicherheit, so⸗ wohl für ihre Person als auch für ihr Vermögen, werden sämmtliche groß⸗ britannische und französische Unterthanen, ohne Rücksicht auf den Stand, dem sie angehören, in Rußland im vollen Maße genießen, insofern sie sich, bei ruhiger Befassung mit ihren Geschäfts⸗Angelegenheiten, den bestehenden Gesetzen unterwerfen und aller, durch diese untersagten Handlungen enthal⸗ ten werden. Schweden und Norwegen. Christiania, 21. April. Die Ungewißheit, welche bisher in Betreff der Existenz der mehr⸗ erwähnten Bestimmung, daß nicht mehr als vier fremde Kriegsschiffe gleichzeitig in dem Hafen einer schwedischen, resp. norwegischen Festung sollen liegen dürfen, geherrscht hatte, ist nunmehr gehoben. Vor⸗ gestern ist nämlich dem Storthing in einer geheimen Sitzung die betreffende Ordre aus der Kommando⸗Expedition in Stockholm für die norwegische Armee vorgelegt worden. Sie besteht in einer, auf einem vom 6. März datirten königl. Befehle basirten Instruction für die sämmtlichen Kommandantschaften des Reiches, à. d. Chri⸗ stiania, 14. März 1854. Aus dem Inhalte dieser Instruction geht hervor, daß sie nur Dispositionen in Bezug auf den der Kriegs⸗ Erklärung vorausgehenden Zustand betraf, jetzt aber, da die Kriegs⸗Erklärung offiziell bekannt gemacht, wieder aufgehoben ist, indem nunmehr die Bestimmungen der Neutralitäts-Erklärung

selbst in Kraft treten.

Triest, Mittwoch, 26. April, Vormittags. (Tel. Dep. d. C. B.) Das fällige Dampfschiff ist eingetroffen und bringt Nachrichten aus Konstantinopel vom 17. d. M. Nach den Berichten der „Triester Zeitung“ ist am 14. d. ein zweiter Transport englischer Truppen eingetroffen und im Marmorpalast des Sultans einquartirt worden.

Die Flotte befand sich noch vor Varna. ist durch Warnungsschüsse von Odessa abgewiesen worden. In Gal⸗ lipoli ist der französische Schraubendampfer „Napoleou“ eingetroffen. Daselbst sind bereits 25,000 Franzosen und 8000 Engländer gelan⸗ det; man hat ihnen Moscheen zu Quartieren angewiesen. Es herrschte dort Mangel an Getreide. Derselbe Dampfer brachte der „Triester Zeitung“ auch Nachrichten aus Athen vom 21. d. Nach denselben haben französische Schiffe den korinthischen Meerbusen ab⸗

Ein englischer Dampfer

geschlossen. Von Seiten Englands soll mit Blokade gedroht wor—

den sein.

Den griechischen Unterthanen katholischens Glaubens ist das Verbleiben in der Türkei gestattet worden.

Paris, Mittwoch, 26. April, Morgens. (Tel. Dep. d. C. B.) Der heutige „Moniteur“ stellt in Abrede, daß eine Aufforde⸗ rung an Preußen ergangen sei, aus seiner Neutralität herauszu⸗ gehen. In dem Augenblicke, wo Preußen durch die Unterzeichnung des Wiener Protokolls von Neuem seine Zustimmung zu den von den Seemächten proklamirten Prinzipien bethätigte, konnten seine Intentionen nicht in Zweifel gezogen werden. Die deutschen Ka⸗ binette seien vollkommen aufgeklärt über den Charakter und die politischen Absichten, welche Frankreich und England bekämpfen wollen. Die Gemeinsamkeit der Interessen garantire hinlänglich die Gemeinschaftlichkeit der Action.

Ein Dekret des „Moniteur“ verordnet die Bildung von 56 neuen Schwadronen Kavallerie.

Toulon, Dienstag, 26. Anril. (Tel. Dep. d. C. B.) Mit dem Dampfer aus Konstantinopel eingetroffene Nachrichten melden, daß der französische Admiral Hamelin in Baldchik Anker gewor⸗ fen und mit Ausnahme dreier, sämmtliche Dampfer nach Algier zu— rückgeschickt habe. Die russischen Truppen rücken nicht vor, sondern befestigen sich in der Dobrudscha. Omer Pascha habe eine rück⸗ gängige Bewegung gemacht, um seine Truppen zu konzentriren. Die Engländer haben auf dem Felde von Bujukder zweites

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Lager bezogen.

Statistische Mittheilungen.

Die Bevölkerung von England und Wales hat sich seit 1840 um etwas über 2 Millionen vermehrt; sie belicf sich in jenem Jahre auf 15,739,994, und im Jahre 1853 auf 18,004,551 Seelen. In dieser Zahl sind die Soldaten der Land⸗ und Seemacht, so wie die Matrosen der Kriegs⸗ und Kauffahrtei⸗Flotte, welche aus England und, Wales her⸗ stammen, mit eingeschlossen. Die Zahl der Geburten in beiden Ländern belief sich im Jahre 1840 auf 502,303, im Jahre 1853 auf 612,341, die der Todesfälle im ersteren auf 359,634, im letzteren auf 421,775, die der Heiraten auf respektive 122,665 und 162,135. Unterstützung auf Grund des Armengesetzes erhielten im Jahre 1849 in den 590 Armen⸗ Bezirken, welche damals gebildet waren, 934,419 Individuen, im Jahre 1854 ist die Zahl dieser Bezirke auf 618 gestiegen und werden in denselben 818,315 Individuen aus den Armen⸗Fonds unterstützt; von diesen erhalten 704,778 die Unterstützung in ihren Wohnungen und 113,537 durch Auf⸗ nahme in die öffentlichen Arbeitshäuser; 136,049 der unterstützten Armen sind noch in gesundem und vollkommen arbeitsfähigem Zustande, die ande⸗ ren 682,266 sind Gebrechliche, Kranke, Altersschwache und Kinder. In Irland empfingen im Jahre 1849 im Ganzen 620,747 Arme öffentliche Unterstützung, im Jahre 1854 aber beläuft sich dort die Zahl der auf Grund des Armengesetzes in den Arbeitshäusern und außerhalb derselben unterstützten Armen nur auf 106,802. Die Abnahme ist wohl hauptsächlich aus der bedeutenden Verminderung, welche die Bevölkerungszahl Irlands in den letzten Jahren durch Auswanderung erlitten hat, und vielleicht auch aus einiger Verbesserung in den Zuständen jenes Landes zu erklären.

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Die Einnahmen des Zollvereins aus den Eingangs⸗ Abgaben sind im Jahre 1853 gegen das Vorjahr um 2,551,202 Thlr. zurückgeblieben. Diese Minder⸗Einnahme ist zum Theil dadurch herbeige⸗ führt worden, daß im ersten Vierteljahre sowohl der gewöhnliche Fracht⸗ verkehr während der Monate Februar und März, wegen des starken Schneefalls in diesen Monaten, fast ganz gehemmt war, als auch die Eröffnung der Schifffahrt sich sehr verspätete. Auf das Sinken der Einnahme beim Eingangszolle haben auch die immer drohender sich gestaltenden politischen Differenzen im Osten, in Verbindung mir den schon seit längerer Zeit bestehenden ungünstigen Handels⸗Konunkturen, vedeutend eingewirkt. Den größten Einfluß auf die Verminderung dieser Einnahmen haben die Maßnahmen ausgeübt, welche aus Anlaß der mit dem 1. Januar dieses Jahres vollzogenen Vereini⸗ gung des Stenervereins mit dem Zollvereine eingetreten sind, und unter denen besonders die vom Beginn des zweiten Semesters ab stattgehabte erhebliche Herabsetzung der Tarifsätze mehrerer wichtiger Einfuhr⸗Artikel, wie des Weines in Fässern, des rohen Kaffees und der Kaffee⸗Surrogate, so wie der unbearbeiteten Tabaksblätter und Stengel hervorzuheben ist. Außerdem ist auch die vom 15. September v. J. an eingetretene Suspen⸗ sion der Eingangszoll⸗Erhebung von Getreide, Hülsenfrüchten, Mehl⸗ und anderen Mühlen⸗Fabrikaten, ingleichen jene von geschältem Reis in Be⸗ tracht zu ziehen. Der Einnahme⸗Ausfall von diesen vier Artikeln ergiebt, nach den eingegangenen Mengen derselben berechnet, einen Betrag von ca. 1,600,000 Rihlr. Rechnet man hierzu noch die Summe von 260,000 Rthlrn., welche gegen das Jahr 1852 mehr an Export⸗Vergütigungen ge⸗

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zahlt word en, so ist die Minder⸗Einnahme der Eingangs⸗Abgaben im Jahre 1853 zu fast vier Fünstheilen durch die Zoll⸗Ermäßigungen herbeige⸗ führt worden. Die Ausgangs⸗Ausgaben haben eine Minder⸗Ein⸗ nahme von 34,6039 Rthlr. ergeben, welche vornämlich dadurch herbeigeführt worden ist, daß mehrere Gegenstände, welche früher, beim Eingange, in der Regel in den freien Verkehr überzugehen pflegten und erst beim Ausgange zur Verzollung kamen, in Folge der direkten Spedition durch die Eisen⸗ bahnen gegenwärtig mehr wie früher zur Durchgangs⸗Abfertigung gelangen. Bei den Durchgangs⸗Abgaben hat sich eine Mehr⸗Einnahme von 132,274 Thlr. herausgestellt, welche besonders dadurch erzielt worden ist, daß bei der im Vorjahre genehmigten zollfreien Einfuhr von Getreide auch die Einnahme an Durchgangs⸗Abgaben bedeutend zurückgeblieben war, während im abgelaufenen Jahre die Zollbefreinng erst mit dem 15. Sep⸗ tember eintrat und bis zu diesem Zeitpunkte auch der Durchgangszoll zur Erhebung gekommen ist. (Pr. C.)

Aus dem Regierungs⸗Bezirk Koblenz wird der „Pr. C.“

mitgetheilt, daß, wenn auch seit Wiedereröffnung der Schifffahrt ein rege⸗ res Leben im Handel und Gewerbebetriebe eingetreten ist, doch der lähmende Einfluß der politischen Verhältnisse sich bereits fühlbar macht. Größere Bestellungen bleiben aus, bedeutendere Unternehmungen werden aufgeschoben. Die verhältnißmäßig größte Thätigkeit wird zur Zeit noch dem Bergbau zugewendet, der sich namentlich in den Kreisen Koblenz, Neuwied, Alten⸗ kirchen und Wetzlar eines schwunghasten Betriebes erfreut. Mehrere neue Unternehmungen sind ins Leben getreten. So hat eirne Gesellschaft ange⸗ fangen, bei Dieblich, Kreis Koblenz, auf Kupfererz arbeiten zu lassen. Ferner hat in demselben Kreise die Gesellschaft „Phönix“ das Stahleisen⸗ Bergwerk bei Kobern wieder in Betrieb gesetzt; sie beschäftigt bei demselben 72 Arbeiter. Aehnliche Klagen über den Einfluß der politischen Verhält⸗ nisse auf den Gewerbebetrieb und die Speculation sind auch aus den Re⸗ gierungs⸗Bezirlen Arnsberg und Aachen lant geworden. 8 8 St. Louis, in Missouri. (Handelsbericht für das Jahr 1853.) Wenn schon jedes der letztvergangenen Jahre ein rasches Aufblühen unse⸗ rer Stadt und ihres Handels gezeigt, übertraf das Jahr 1853 vdennoch alle früheren. Dasselbe begann mit einem äußerst gelinden Winter, brachte einen mäßig warmen Sommer und das günstigste Herbstwetter, um die üher alle Erwartung reichlich ausgefallenen Schätze der Agrikultur einzu⸗ bringen. In keinem Theile des ganzen großen Nordwestens gab es einen Ausfall gegen das vorhergehende Jahr, vielmehr haben die Haupterzeug⸗ nisse mit nur einer Ausnahme (Tabak) einen bedeutenden Mehrertrag er⸗ geben, deren Versendung bei dem forwährend günstigen, durch keine Fluth unterbrochenen Wasserstande unserer Flüsse sehr erleichtert wurde. Diese Begün⸗ stigung der Natur wurde gegen Herbst durch das bedentende Steigen der Brot⸗ stoffe in Folge der starken Nachfrage aus Europa unterstützt, so daß eine starke Exportation und ein sehr lebhafter Geschäftsverkehr im In⸗ nern folgten, was natürlich auf St. Lonis, als den Centralpunit eines so großen Gebietes, einen überaus günstigen Einfluß ausüben mußte. Wenn⸗ gleich die im Jahre 1852 proponirte Stadtgränzen⸗Ausdehnung gewisser, in der desfallsigen Gesetzes⸗Akte vorgesehener Bedingungen wegen, durch das Volksvotum vermorfen wurde, so nimmt die Stadt dennoch fortwäh⸗ rend zu, und hat sich das taxrbare Grundeigenthum im vorigen Jahre um 1,110,000 Dollars gegen das vorhergehende Jahr vermehrt. Eine Zusam⸗ menstellung der progressiven Steigerung für die letzten fünf Jahre mit Uebergehung des unglücklichen Jahres 1849, welches einen dunkeln Flecken in der Geschichte unserer Stadt bildet, zeigt folgendes Verhältniß:

Im Jahre 1848 wurde dasselbe abgeschätzt für 19,506,498 Dollar, desgl. 1850 für 29,676,649 Dollar, desgl. 1851 für 34,433,529 Dollar, desgl. 1852 für 38,281,669 Dollar und desgl. 1853 für 39,397,186 Dollar.

Die, obgleich erst im Entstehen begriffenen Eisenbahnen haben im ver⸗ flossenen Jahre tausende von Acker Landes der Kultur zugänglich gemacht, und wenn erst zu unsern immensen Wasserstraßen die nach allen Richtungenhin entste⸗ henden Schienenwege beigefügt sein werden, so wird sich schwerlich ein anderer Inlandplatz der Union mit St. Louis messen können. Entstände ihr aber auch durch das Zusammentreffen besonderer Umstände wirklich eine Kon⸗ kurrenz, so bleibt sie doch immer der kommeszielle Mittelpunkt eines Terri⸗ roriums von cireca 700,000 Quadratmeilen des fruchtbarsten, an Mineralien überaus reichen Landes, auf dem 100 Millionen thä iger Menschen hin⸗ eichende Subsistenz finden können. Eine große Zahl neuer Gebäude, meistens Wohn⸗ und Waarenhäuser, wurde errichtet, und zwar von sehr solider Bauart; die frühere leichte Bauart macht mehr und mehr einer substantielleren Platz. Trotz dieser fortwährenden Neubauten sind die Miethen dennoch ziemlich hoch, was deutlich zeigt, daß erstere mit der Zunahme der SBevölkerung nicht gleichen Schritt halten können, denn gerade für die arbeitende Klaässe ist der Mangel bequemer Wohnungen

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fühlbar.

Unsere Fabrifen sind fast durchgehends vergrößert worden, besonders Eisengießereien und Maschinenbau⸗Anstalten; ich will hier nur ein Beispiel anführen: die Eisengießerei von Palm u. Robertson ist binnen fünf Jahren aus einer 30 Quadratfuß großen Werkstätte eine Fabrik, einen Flächeninhalt von circa 1 ½ Acker einnehmend, geworden, und beschäftigt gegenwärtig etwa 150 Menschen; ans derselben gingen im verflossenen Jahre die ersten Lokomotiven westlich vom Mississippt, hervor, die, so wie die daselbst angefertigten Ma⸗ schinen und Werkzeuge denen in den östlichen Staaten gefertigten durchaus nicht nachstehen. Es gereicht dem deutschen Namen zur Ehre, daß dieses Etablissement seine Gründung und glückliche Fortführung einem Deutschen, dem Hrn. Palm, verdankt. Die Fabrication von gußeisernen Oefen hat einen ungeheuern Auf⸗ schwung genommen, und statt, daß St. Louis noch vor wenigen Jahren diesen Ar⸗ tikel importirte, exportirt es denselben jetzt in großer Menge. Ziegel⸗ brennereien, Mahlmühlen, Brau⸗ und Brennereien, Seisen⸗ und Lichter⸗ fabriken u. a. m. sind bedeutend vermehrt. Nichts desto weniger fehlen uins noch mehrere Industriezweige, deren Einführung nutzenbringend sein würde, wie z. B. Glas⸗, Papier⸗ und Tuchfabriken, da unser Export des rohen Materials, wie Sand, Lumpen, Wolle zc. ziemlich bedeutend ist Mangel an Kapital und die höhern Arbeitslöhne gegen die im Osten sind

wohl als die Ursachen anzusehen, die der Errichtung derartiger Fabriken

bisher hinderlich waren

8 8 I Schifffahrts verkehr wwar im verslossenen Jahre äußerst lebhaft nur durch das im Spätsommer in New⸗Orleans mit so außer⸗ ordentlicher Heftigkeit auftretende gelbe Fieber, wodurch der Verkehr mit diesem für uns so wichtigen Haupthafen für beinahe zwei Monate, und . des Jahres durch den niedrigen Wasserstand sowohl der oberen 1 8 auch des unteren Mississippi, mehr oder weniger gehemmt; den⸗ sch betrug die Zahl der in unseren Hafen eingelaufenen Dampfer 3307 mit einem Tonnengehalt von 835,397 Tonnen, was eine Vermehrung von 100,153 Tonnen gegen 1852 ergieb Außerdem w 40³ gege rgiebt. Außerdem waren etwa 40 Barken t We- 5 Kanalböte mit circa 3000 Tonnen Gehalt beschäf⸗ bge- C““ 9 den verunglückten Dampf⸗ 91g8e die auf dem Ohio, Arcansas, Red und den übrigen Tributorien des Mississippi verunglückten inbegriffen sind. Der Verlust an Menschenleben wird mit 80 aufgeführt, doch dürfte diese Zahl jedenfalls zu niedrig angeschlagen sein, da Viele in Folge der erhaltenen Verletzungen erst später starben; das dabei zu Grunde gegan⸗ gene Kapital wird auf 1,167,500 Dollars geschätzt. 8 57 Einwander ung von Europa war im vorigen Jahre bedeu⸗ tend, indeß ließ sich die genaue Seelenzahl nicht ermitteln, da die meisten Schiffe sehr spät in New⸗Orleans einliesen, die über New⸗York und an⸗ dere östliche Häfen kommende Einwanderung aber schwer zu kontrolliren ist. Der im vorigen Jahre ungewöhnlich früh eingetretene Frost und der zeitige Schluß der Schifffahrt zwangen Viele vorlé ufig in New⸗Orleans und andern Städten unterhalb St. Louis zu verovleiben, wodurch die Emigration des letzten Jahres kleiner erscheint, als sie in Wirklichkeit ist, was sich erst später herausstellen wird. Ueberhaupt haben die Emigran⸗ ten im vorigen Jahre viel von Krantheiten zu leiden gehabt, und war die Sterblichkeit in Folge schlechter Nahrungsmittel und schändlicher Be⸗ handlung auf den Seeschiffen, nicht allein auf der Seereise, sondern auch auf der Reise nach dem Innern, wahrhaft schreckenerregend. Es ist empörend, auf welche gewissenlose und unmenschliche Weise mit diesen unglücklichen Menschen umgegangen wird, die, indem sie ihr Vaterland verlassen, völlig schutzlos, Mißhandlungen und Erpressungen jeglicher Art preisgegeben sind! Für diejenigen der Anfömmlinge, die an harte Arbeiten gewöhnt sind, wie Landleute, findet sich hier fortwährend genügende Beschäftigung; schwerer wird es schon den Professionisten und Kaufleuten, ein Unterkommen zu sinden, da diese sich erst an die hier übliche Arbeits⸗ und Geschäftsweise gewöhnen müssen, ehe sie einen guten Lohn beanspruchen können; am seltensten gelingt es den Nichtprofessionisten, wie Künstlern, Bramten, Lehrern u. s. w., einen passenden Wirkungskreis zu finden, und die Meisten sehen stch bitter getäuscht. Nur diejenigen von ihnen, die sich in die Verhältnisse schicken und sich den niedrigsten Arbeiten zu unterziehen wissen, gründen sich nach und nach eine bessere Existenz: deren sind aber wenige, wogegen Beispiele von Leuten, die in angenehmen Verhältnissen in Deutschland lebten, hier dagegen mit Kummer und Noth zu kämpfen haben, häufig sind; es wäre sehr zu wünschen, daß die wahren Zustände Ame⸗ rikas dort besser gekannt, und Vielen die ihnen bevorstehenden bittern Ent⸗

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tänschungen erspart würden.

Breslarzs, 26. April, 1 Uhr Minuten Nachmitlags. (Tel. Dep. d. Staais-Anzeigers.) Oesterreichische Banknoten 73 % Br. Freiburger Actien 100 Br. Oberschlesische Actien Litt. A. 161 ¼ Br. Oberschlesi- sche Actien Litt. B. 137 ¾ Br. Oberschlesisch-Krakauer 77 ¼ G. Neisse- Brieger 58 ¾˖ Br. 8

Getreidepreise: Weizen, weisser, 89—107 Sgr., gelber 89 106 Sgr. Roggen 78—87 Sgr. Gerste 61-72 Sgr. Hafer 38 47 Sgr.

Stestizn. 26. April. 2 Uhr 4 Minnten Nachmittags. (Tel. Dep. d. Staats - Anzeigers.) Weizen 87 ½ 98 bez., Frühjahr 96 bez. Rogsen 70—75 gefordert, Frühjahr 70 ½ 70 bez. u. Br., Mai-Juni 69, Juni-Juli 69 ½. Spiritas F. ühjahr 10 ¾, Juni-Juli 10 ½. Oel April 12 5½, September-Oktober 11⁵12 bez.

EAHXAIB2 BbgA b“—ꝓꝙ 25. April, 2 Uhr 55 Minnten Nachmittags. (Tel. Dep. d. Staats-Anzeigers.) Börse sehr animirt, doch beschränkte sich das Geschäft hauptsächlich auf Ultimo- Hegulationen. Geld-Course: Berlin- Hammnburger 90 ¾. Köln-Mindener 103 ½. Kieler 97 ½. 3 proz. Spanier 30 ½. 1proz. Spanier 16 ½. Sardinier 72 ½. 5 proz. Russen 88.

(etreidemarkt: Weizen flau. Roggen geschäftslos.

Kaflee ruhig. Oel 25 ½, 25 ⅞, 24 ¼, von let terem war viel Umsatz. Zink 2000 Ctr. 14 ½ Lieferung und loco.

London lang 12 Mrk. 15 Sh. notirt, 12 Mrk. 15 Sh. bez., kurz 13 Mrk. 1 ¼ Sh. notirt, 13 Mrk. 2 ½ Sh. bez. Amsterdam 35., 95.

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Wien 104 ½.

Disconto 2.

Hönigliche Schauspiele.

Donnerstag, 27. April. Im Opernhause. (75ste Vorstellung): Die Nachtwandlerin, Oper in 3 Abtheilungen. Musik von Bellini. (Frl. Krall, K. K. Hof⸗Opernsängerin, aus Wien: Amine.) Hierauf: Eine Tänzerin auf Reisen, Episode mit Tanz, vom König⸗ lichen Balletmeister Hognet. Mittel⸗Preise.

Freitag, 28. April. Im Opernhause. (76ste Vorstellung). Die Krondiamanten, komische Oper mit Tanz in 3 Akten, von Scribe. Musik von Auber. Kleine Preise.

Im Schauspielhause. (105te Abonnements⸗Vorstellung): Der Arzt seiner Ehre, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, nach dem Spa⸗ nischen des Calderon, von C. A. West. Die zur Handlung ge⸗

hörige Musik ist von G. A. Schneider Kleine Preise.