1854 / 124 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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der Beschwerde von Lippe gegen Kurhessen, Außenlehen be⸗ fung de Besehs ein eigener Ausschuß niedergesetzt. Dem ehe⸗ maligen Marinerath Jordan ist eine Pension auf die Dauer eines Jahres bewilligt worden. In Betreff der Besvürfnisse für die Festungsbauten von Ulm und Rastatt sür 1854 wurde beschlossen, dieselben vorläufig aus dem Marinefond zu bestreiten. Hessen⸗ Darmstadt und mehrere andere Regierungen erstatteten Anzeigen von den durch ihre respektiven Gebiete laufenden Eisenbahnen. Von Seite Schaumburgs erfolgte die Erklärung, daß es dem Gothaer Vertrag wegen der Aufnahme Ausgewiesener beigetreten sei. Endlich liefen wieder mehrere Reclamationen ehemaliger schleswig⸗holsteinischer Offiziere ein, die jedoch, da ihre Ansprüche um Unterstützung nicht mit dem betreffenden Bundesbeschluß ver⸗ einbarlich waren, zurückgewiesen werden mußten.

Baden. Freiburg, 23. Mai. Die „Bad. Landeszeitung“ meldet über die Verhaftung des Erzbischofs folgendes Nähere: Gestern Mittag um 4 Uhr verfügte sich Herr Stadtamtmann von Senger mit einem Protokollführer in die Wohnung des Erzbischofs, um denselben wegen der ihm zur Last gelegten Handlungen ein⸗ zuvernehmen. Bald darauf verbreitete sich in der Stadt das son⸗ derbare Gerücht, der Erzbischof solle in die Veste Kislau gebracht werden. Kurz vor 5 Uhr sah man den Hofrath Dr. von Wänker aus dem erzbischöflichen Palast heraustreten, nachdem er ein ärzt⸗ liches Gutachten darüber abgegeben hatte, ob der Erzbischof in der Lage sei, ohne Gefahr für seine Gesundheit ein Verhör be⸗ stehen zu können, und welche Frage er mit „Ja“ beantwortete. Der Erzbischof soll den an ihn von der Gerichts⸗Behörde gestellten Fragen ein hartnäckiges Stillschweigen entgegengesetzt haben. Die Folge war, daß der Untersuchungsrichter den Herrn Erzbischof im Namen des Gesetzes für verhaftet erklärte. Als Urkundspersonen waren Gemeinderath Keller und Apotheker Bleyler beigezogen wor⸗ den. Der Erzbischof ist nun in seiner Wohnung beständig von Gen⸗ darmen bewacht und darf ohne deren Gegenwart mit Niemanden verkehren. Früh Morgens wurden gestern von ihm noch eigenhän⸗ dige Briefe nach Frankfurt (an die Bundesversammlung), nach Wien an den Kaiser von Oesterreich und an den Papst nach Rom gesandt. Der Erzbischof hat die Hofgerichts⸗Advokaten Schmitt und Lamey zu seinen Vertheidigern erwählt. Was den Hirtenbrief vom 5. Mai betrifft, so hört man, daß er in den meisten Landgemeinden am letzten Sonntag von der Kanzel verlesen wurde, obgleich die Gen⸗ darmerie ihn an vielen Orten abverlangt hatte. Es scheint dem⸗ nach, daß die Geistlichen zwei Exemplare besaßen. Das Original desselben wurde schon Freitags vom Erzbischof durch die Behoöͤrden gefordert; er soll vamals die Herausgabe verweigert haben.

Bayern. München, 24. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen hat seine Reise⸗ route geändert, und es wird Se. Königliche Hoheit auf der Rück⸗ reise nach Italien nicht hierher kommen, sondern sich direkt nach Baden⸗Baden begeben.

Oesterreich. Dem jüngst erfolgten Abschlusse eines öster⸗ reichisch⸗russischen Post⸗Vertrages ist in der Presse unter den jetzigen Verhältnissen eine politische Bedeutung beigelegt wor⸗ den. Wie man jedoch erfährt, lag es seit langer Zeit in der Ab⸗ sicht der österreichischen und der russischen Regierung, die geltenden Bestimmungen für den internationalen Postverkehr zwischen Oester⸗ reich und Rußland, für welchen die Portosätze höher standen, als in den einzelnen Ländern, den inländischen Verhältnissen entsprechend umzuändern. Durch den inzwischen erfolgten Abschluß des deutsch⸗ österreichischen Post⸗Vertrages kamen die auf den Postverkehr zwischen den oben genannten beiden Ländern bezüglichen Fragen in eine wesentlich veränderte Lage, und es war erforderlich, die Unter⸗ handlungen mit Rücksicht auf den deutsch⸗österreichischen Post⸗ Vertrag von Neuem zu beginnen. Diese Unterhandlungen, welche seit geraumer Zeit geführt wurden, haben nun, wie wir jüngst be⸗ richteten, den lange erwarteten Abschluß gefunden. (Pr. C.)

Schweiz. Bern, 24. Mai. Der neue große Rath ist zum 1. Juni einberufen. 1b

Großbritannien und Irland. London, 24. Mai.

Zu Anfang der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte Lord John Russell, auf eine Anfrage des Herrn Wood über die angebliche Vermittelung Englands in dem Kirchenstreite zwischen Rom und Sardinien und die darauf bezügliche diplomatische Kor⸗ reg daß es keine Noten über diesen Gegenstand gebe, welche er dem Hause vorlegen könne. Hierauf fand eine längere Dis⸗ ug statt über einen Antrag des Sir W. Clay, daß ihm Er⸗ stäͤndi sscsegeht ecde zur Einbringung einer Bill, wegen voll⸗ Ant 9 ufhe ich der Kirchensteuern. Er basirte seinen ntrag hauptsächlich darauf, daß es ungerecht sei, zu dieser E 1 Interesse der herrschenden Kirche verwendeten die fast die Hälfte der Bevölkerung von England und Wales ausmachenden Dissenters herbeizuziehen, und verwies auf den reichen Ertrag des Kirchenvermögens, als das Mittel zum voll⸗ ständigen Ersatz für den ausfallenden Steuer⸗Betrag darbietend. Die Mehrzahl der nachfolgenden Redner erklärte sich mit dem

Antragsteller einverstanden, und obgleich ministeriellerseits Lord John Russell geltend zu 8 deluchn ; 33 die wohlerworbenen Rechte der herrschenden Kirche nicht in der vorgeschlagenen Weise beeinträchtigen dürfe, vielmehr die Auf⸗ hebung der Kirchensteuern nur beschließen könne, wenn man zu⸗ gleich einen von dem Kirchen⸗Vermögen unabhängigen Ersatz dar⸗ zubieten im Stande sei, so wurde doch der Antrag des Sir W Clay mit 129 gegen 62 Stimmen angenommen. Heute wurde im Unterhause die Diskussion über die zweite

Verlesung der Bill, welche den Nonnen die unbeschränkte Verfü⸗

gung über ihr Vermögen sichern soll, fortgesetzt, aber wieder kein Beschluß erzielt.

„Die Regierung ist jetzt eifrig mit der Befestigung der Haupt⸗ Küstenpunkte beschäftigt. So wird am nördlichen Ende von Liver⸗ pool eine von zwei Festungsthürmen flankirte gemauerte Batterie aufgeführt, welche mit 14 Geschützen armirt werden soll; der Hafen von Sunderland erhält ebenfalls mehrere Batterieen zu seinem Schutze, die längs den Quais aufgeführt werden, und die Festungswerke von Dover werden fortwährend verbessert und er⸗ weitert.

Spanien. Madrid, 19. Mai. Die amtliche Zeitung bringt ein Dekret, welches dem Minister⸗Präsidenten die vollstaͤndigsten Befugnisse in Bezug auf alle überseeischen Angelegenheiten ertheilt die nicht in den Amtsbereich der Ministerien der Marine, des Krieges und des Staates gehören; auch sollen diese letzteren Departements

die amtliche Korrespondenz der auswärtigen Provinzen nur durch Vermittelung der Minister⸗Präsidentschaft empfangen können. Das

schon seit einigen Tagen verbreitete Gerücht, daß die Regierung eine Zwangs⸗Anleihe beabsichtige, durch welche sie sich 180 Millio⸗ nen Realen zu verschaffen hofft, wird jetzt von den bestunterrichteten

Personen bestätigt. Man wird vom ganzen Lande „einen halbjähri⸗ gen“ Steuerbetrag als Vorschuß verlangen, der dann 8 10 pCt.

V Zinsen tragen und nach drei Jahren zurückerstattet werden soll.

Der „Heraldo“ berichtet, daß die Regierung die Absendung einer Anzahl schwerer Geschütze nach Cuba befohlen hat, un die Forts zu bewaffnen. Die dorthin bestimmte Flottille unter Contre⸗Admiral Guttierez besteht im Augenblick aus sieben Kriegs⸗ schiffen verschiedenen Ranges mit 1557 Mann. Wie verlautet, soll sie noch durch andere Schiffe verstärkt werden. Die Wittwe Ludwig Philipps hat Sevilla verlassen, um nach England zurückzu⸗ tehren. In mehreren Ortschaften bei St. Sebastian hatten die

Jesuiten regierungsfeindliche Predigten gehalten. Die höhere Be⸗

hörde hat ihnen jetzt eingeschärft, auf religiösem Gebiete zu blei⸗ ben und sich aller. politischen Erörterungen zu enthalten. Man be⸗ schuldigt die Jesuiten, daß sie die karlistischen Umtriebe begünstigen

und die Plane Rußlands unterstützen, welches in Spanien und

Portugal neue Revolutionen hervorrufen möchte. Türkei. Nach den neuesten der „Pr. C.“ zugehenden Mit⸗

theilungen aus Serbien hatten die Woiwoden, welche an die

Spitze der fünf Militairdistrikte gestellt worden, die Weisung erhal⸗ ten, jeder Ueberschreitung der serbischen Gränze, von welcher Seite sie auch stattfinden möge, den kräftigsten Widerstand entgegenzu⸗ setzen. Die serbische Regierung soll bei Anordnung dieser Maß⸗ regel der auswärtigen Diplomatie erklärt haben, sie beabsichtige damit keine Demonstration gegen Oesterreich oder Rußland, da von Seiten dieser Mächte kein Angriff zu besorgen sei, sondern sie wolle die Gränzen nur gegen die Einfälle des zügellosen türkischen Land⸗ sturme schützen. Uebrigens war in Belgrad das Gerücht verbreitet, Oesterreich ziehe seine Streitkräfte von der serbischen Gränze zurück um sie nach Ungarn zu dirigiren.

Amerika. Mit dem Dampfschiffe „Arabia“ sind Nachrichten aus New-York vom Sten und aus Boston vom 10. Mai einge⸗ gangen. Präsident Pierce hatte zum ersten Male seit seinem Amts⸗ Antritt sein Vetorecht ausgeübt. Es handelte sich um eine vom Kongreß angenommene Bill, derzufolge der Ertrag von 10 Millio⸗ nen Aeres National⸗Ländereien zum Unterhalte der Geisteskranken angewiesen werden sollen. Nach Ansicht des Präsidenten ist dieses aber Sache der einzelnen Staaten der Union. Man wollte wissen, daß der Senat sich durch das Veto nicht abhalten lassen werde, den Antrag von Neuem zum Beschluß zu erheben. Im Senate hat Herr Ingersoll am 9ten d. M. einen Vortrag über den jetzi⸗ gen Krieg in Europa gehalten und verlangt, die Regierung der Vereinigten Staaten solle unverweilt die Erklärung abgeben, daß vie neutrale Flagge die Laͤdung decke und daß sie weder eine Durchsuchung von amerikanischen Schiffen noch eine Inspictrung ihrer Papiere dulden werde. Die Nebraska⸗Bill war im Reprä⸗ sentantenhause noch nicht erledigt.

Von der New⸗Yorker Handelskammer ist eine Denkschrift an den Kongreß gerichtet worden, in welcher sie die Einleitung von Unterhandlungen mit den europäischen Mächten befürwortet, und die allseitige Anerkennung des Prinzips, „frei Schiff, frei Gut“, zu bewirken.

Die Versuche, das kalorische Schiff „Ericsson“ wieder flott zu machen, hatten der ungünstigen Witterung wegen noch keinen Er⸗ folg gehabt, indeß sind mit einem Kostenaufwand von 15,000 Doll.

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alle nöthigen Vorbereitungen getroffen, um das Schiff, sobald die Umstände es erlauben, zu heben. Nach einem Schreiben des Ca⸗ pitain Ericsson an den „New York Herald“ hat sich auf der Probe⸗ ahrt, auf der das Schiff, wie bekannt, nur durch eine grobe Nach⸗ lässigkeit der Mannschaft verunglückte, ergeben, daß es bei nicht vollkommen angewandter Kraft und einem verhältnißmäßig sehr geringen Kohlen⸗ Konsum 11 Meilen in der Stunde zurücklegte, und Capitain Ericsson wird daher, nachdem das Schiff wieder flott gemacht und reparirt ist, seine Versuche zur Vervollkommnung der

ine fortsetzen. 2 I 88— Mexiko, die indeß nicht ganz zuverlässig schei⸗ nen, geben an, daß das früher erwähnte Treffen zwischen Santa Anna und Alvarez am 13. April stattgefunden habe und daß es nach dreistündigem Kampfe dem Ersteren gelungen sei, die von 1200 Mann vertheidigte befestigte Stellung des Alvarez zu nehmen. Nach Anderen soll nicht Alvarez selbst, sondern Villa Real den Befehl geführt haben und der Ausgang des Treffens wenig entscheidend gewesen sein. Wieder andere Berichte wollen wissen, daß Alvarez in Acapulco von Santa Anna an der Spitze von 3 bis 5000 Mann belagert werde und daß ein Sturm auf die Festung in der Nacht vom 22. auf den 23. April unternommen werden sollte. Von der Seeseite her wurde Acapulco ohne Erfolg von zwei mexikanischen Kriegsschiffen beschossen. Die Verhaftung der ohne Pässe bei Guyamas gelandeten Engländer und Franzosen (es sind unter den 50 Gefangenen 20 geborene und 12 naturalisirte Amerikaner, 11 Deutsche, 3Dänen und AEngländer), welche, wie schon berichtet, in Ketten nach Mazatlan gebracht worden sind, hat Santa Anna in eine bedenkliche Differenz mit den englischen und amerikanischen Geschäftsträgern verwickelt. Sie wandten sich in einer Kollektivnote an ihn und verlangten humane Behandlung der Gefangenen, so wie die Freigebung derselben, wenn ihnen nicht ein gesetzlich strafbares Vergehen wirklich nachgewiesen werden könne.

Obgleich die mexikanische Regierung behauptet, daß die Gefangenen

human behandelt werden, so weiß man doch, daß sie sich in Ketten auf einem alten Schiffe an einem ungesunden Orte befinden und erwartete daher eine neue ernstere Reclamation.

Nach Berichten aus Havana vom 3. Mai herrscht dort voll⸗

kommene Ruhe. Der General⸗Kapitän hat eine General⸗Amnestie für alle politischen Verbrecher erlassen, dieselben dürfen indeß ohne besondere Erlaubniß sich weder auf Cuba noch auf Puertorico nie⸗ derlassen. Es werden große Vertheidigungs⸗Anstalten gemacht; die

Garnison von Kuba soll 12,000 Mann stark sein.

Paris, Sonnabend, 27. Mai, srüh. (Tel. Dep. v. C Der heutige „Moniteur“ meldet, daß die Division des General Forey und ein Regiment englischer Marinesoldaten die Weisung erhalten haben, den Pyräus zu besetzen. Frankreich und England erklären Griechenland nicht den Krieg, sondern wollen die griechi⸗ sche Regierung dem betrübenden Einflusse entziehen, und derselben

die letzte Wahl des Heils anbieten. Der „Moniteur“ theilt ferner

mit, daß zu Wien ein neues Protokoll der vier Großmächte unter⸗ zeichnet worden sei; dasselbe vereine die beiden Conventionen der vier Großmächte zu den Engagements des Protokolls vom 9. April

(reliant deux conventions des quatre puissances à engage-

ments protocole 9. Avril.)

London, Freitag, 26. Mai, Abends. (Tel. Dep. d. G

In heutiger Unterhaus⸗Sitzung erklärt Graham, daß die Weg⸗ nahme des Dampfers „Tiger“ sich bestätige, ferner, daß sowohl

Riga als auch sämmtliche russische Häfen in der Ostsee und im Schwarzen Meere blokirt seien, und daß von den vier Mächten ein

neues Protokoll in Wien unterzeichnet worden sei.

Die von Seiten der Regierung eingebrachte Eidbill ist aus dem Grunde nicht durchgegangen, weil diese Maßregel sowohl die Schutzwehr des Protestantismus gegen die Papisten aufheben, als auch die Juden ins Parlament zulassen würde, was der eingestan⸗ dene Zweck der Bill war.

In heutiger Sitzung des Oberhauses erklärte Clarendon, daß ihm der Inhalt des österreichisch⸗preußischen Vertrages, aber

nur in vertraulicher Weise, mitgetheilt worden sei. Daß das Ge⸗ rücht von einem Schutz⸗ und Trutzbündnisse zwischen Rußland,

Persien, Khiwa und Bokhara sich bestätigen werde, bezweifle er.

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Berlin, 26. Mai. Mit Hinsicht auf die bevorstehende Eröffnung des neuen Krystallpalastes zu Sydenham bei London war auch an Se. Majestät den König von Seiten der Königin Victoria die Einla⸗ dung ergangen, Preußen durch eine Kommission bei dieser Feierlichkeit ver⸗

treten zu lassen. Se. Majestät hatten, wie wir hören, die Erfüllung die⸗ ses Wunsches zugesagt, und es ist in Folge dessen nun von der britischen Regierung die Anzeige hier eingegangen, daß der Tag der Eröffnung jenes für die Veranschaulichung der Kunst⸗, Industrie⸗ und Natur⸗Erzeugnisse aller Länder und Zeiten bestimmten Gebäudes auf den 10. Juni festgesetzt ist, und daß die Königin von England bei der Feierlichkeit zugegen sein wird. Für den Fall, daß Se. Majestät geruhen wollten, auch Gegenstände preußischer Kunst und Industrie für diese Eröffnungsfeier übersenden zu lassen, wird zugleich um geneigte Uebermittelung derselben bis zu dem be⸗ zeichneten Termine ersucht.

Die von dem Königlichen Handels⸗Ministerium angeordnete und von dem korrespondirenden Publikum mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ausgabe von Frei⸗Couverts hat auch im Auslande die verdiente An⸗ erkennung gefunden. Ein Artikel in der neuesten „Indépendance Belge“ scheint darauf hinzudeuten, daß die belgische Postverwaltung dem von Preußen gegebenen Beispiele binnen Kurzem nachkommen wird. Das ge⸗ nannte Blait hebt nicht allein die durch die Frei⸗Couverts dem Publikum verschaffte Bequemlichkeit hervor, sondern weist auch auf die Vortheile hin, welche die neue Einrichtung der Verwaltung bietet, insofern die Couverts zegen Nachahmung und mehrfachen Gebrauch viel größere Sicherheit ge⸗ währen, als die Frankatur⸗Marken, und dabei die Anwendung eines Ent⸗ werthungsstempels nach emmaligem Gebrauche überflüssig machen. (Pr. C.)

Die Mittheilung einiger Zeitungen, daß sich eine englische Gesellschaft zur Ausführung einer Eisenbahn von Soest über Belecke, Rüthen, Brilon, Beringhausen, Aborf, Süchtdorf, Corbach, Berigerhütte, Wildungen bis zar Einmündung in die Main⸗Weserbahn bei Wabein gebildet habe, bedarf noch der weiteren Bestätigung, da bis jetzt hier noch nichis von einem solchen Vorhaben bekannt geworden ist. (Pr. C.)

Auf der Semmeringer Eisenbahnstrecke hat der Frachtenverkehr begonnen und wird von nun an regelmäßig fortgesetzt.

Einem sehr interessanten Berichte, welchen der französische Kriegs⸗ Minister dem Kaiser über die Lage Algeriens erstattet hat, und welchen der „Moniteur“ in seiner jüngsten Nummer veröffentlicht, entnehmen wir folgende Angabe, welche die schnell zunehmende Entwickelung der Handels⸗ und Verkehrs⸗Verhältnisse der französischen Kolonie bekunden. Die laut Ge⸗ setz vom 4. August 1851 errichtete Bank von Algerien trat am 1. No⸗ vember desselben Jahres mit einem Kapitale von 1,250,000 Fr. in Wirksam⸗ keit. Im Jahre 1852 hat sie 11,906 Effekten im Betrage von 8,756,000 Fr. und im folgenden Jahre 1853 schon 17,369 Effekten im Betrage von 13,728,000 Fr. diskontirt, was für letzteres Jahr eine Vermehrung um 5463 Effekten im Werthe von 4,972,000 Fr. ergiebt. Um den ste genden Ansprüchen des Handelsstandes zu genügen, ist im Jahre 1853 bereits eine Zweigbank in Oran hergestellt worden. Der Ein⸗ und Ausfuhr⸗ handel Algeriens giebt, nach den Zollregistern, für das Jahr 1853 folgende Resultate: Die gesammie Einfuhr repräsentirte einen Werth von 72,788,015 Fr., während die Ausfuhr einen Betrag von 30,782,592 Fr. erreichte. Aus diesen Zahlen erhellt, daß, in Bezug auf die Bedeutung der Handelsbeziehungen mit Frankreich, Algerien den sechsten Platz (hinter Amerika, Nord⸗Amerika, Belgien, Sardinien und Schweden) einnimmt und noch vor Spanien steht, dessen Verkehr mit Frankreich im Jahre 1853 im Ganzen nur einen Werth von etwa 97 Millionen hatte, während für Al⸗ gbebhn die Gesammtsumme des Ein⸗ und Ausfuhrwerthes 103 Millionen übersteigt.

Das von den russischen Behörden erlassene Verbot der Ge⸗ treide⸗Ausfuhr aus den Donaufürstenthümern hat die öster⸗ reichische Regierung veranlaßt, gegen diese den Handels⸗ und Subsistenz⸗ Verhältnissen der K. K. Länder nachtheilige Maßregel Einsprache zu thun und gleichzeitig über die Versperrung der Sulina⸗Mündung Beschwerden zu führen. Das petersburger Kabinet soll, wie verlautet, den Wünschen der benachbarten Regierung insoweit Rechnung getragen haben, als die Ausfuhr von Getreide stromaufwärts freigegeben und die stromabwärts noch bis zum 15ten (27sten) d. M. gestattet wird. Die Erledigung der auf die Sulina⸗Mündung bezüglichen Beschwerden bleibt einer speziellen Vereinbarung vorbehalten. (Pr. C.)

Briefe der „Pr. C.“ aus Warschau berichten von der immer fühlbarer werdenden Siockung des Handelsverkehrs, mit welcher das Steigen der Getreidepreise gleichen Schritt hält. Weizen wird pro Scheffel mit bis 5 Rthlr., Roggen mit 4 ¼ und Hafer mit 28 Rthlr. bezahlt

Marktpreise.

1 Berlin, den 27. Mai. u Landes Weizen 3 e ..6663 9 Pf. Roggen 3 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 2 Rthlr. 25 Sgr. Grosse Gerste 2 Kthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 2 Rthlr. 3 Sgr. 2 Pf. Hafer 1 Rthlr. 23 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 1

Leipzig, 26. Nai. Leipzig-Dresdener 184 G. Sächsch- Baierische 81 G. Sächsisch-Schlesische 100 G. Löbau-Zittauer 26 ½ Br. Mazdeburg-Leipziger 262 Br. Berlin-Anhaltisch e 111 ½ G. Berlia- Stettiner 130 Br. Köln-Mindener 113 Br. Thüringer 95 ¾ Br., 95 G. Altona-Kieler 101 ½ G. Anhalt-Dessauer Landesbank -Actien 139 Br. Braunschweiger Bankactien 105 ¾ Br. Weimarische Bankactien 93 ½4 G. Wiener Banknoten 73 ¾ Br., 73 ½ G.

HBamburxg, 26. Mai, 2 Uhr 52 Minuten Nachmittags. Course höher, Stimmung animirt und bei ansehnlichen Umsätzen. Geld-Course: Berlin-Hamb. 98. Köln-Mind. 113 ⅛. Kieler 103 ½¾. Magdeburg-Witten- berge 39. 3 proz. Spanier 33 ¼. 1 proz. Spanier 17 ¾. Sard. 76 ⅛. 5proz- Russen 91 ½. Mexicaner 17 ½1. 1“

Getreidemarkt: Weizen stille. Rogge