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Nichtamtliches. eeupen. Potsdam, 8. Juli. Gestern fand zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers von Rußland bei Sr. Majestät dem Könige im Schlosse Sanssouci ein Gala⸗Diner statt, zu welchem die hier jetzt anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie, die Herren der Kaiserlich russischen Gesandtschaft, so wie der Minister⸗Präsident, Generale und andere Personen, die große russische Orden besitzen, geladen waren. 1 Se. Majestät der König brachten bei der Tafel die Gesund heit Sr. Majestät des Kaisers aus, und trugen Allerhöchstdieselben, wie auch die Königlichen Prinzen Königliche Hoheiten bei dieser Feier die russische Uniform. Abends besuchten Ihre Königlichen Majestäten die Pfauen-Insel,
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nahmen dort den Thee ein und kehrten zum Souper nach Sans⸗
souci zurück.
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— In verschiedenen Zeitungen werden mancherlei Mittheilungen
über den angeblichen Inhalt der Rückantwort des St. Peters⸗ burger Kabinets auf die von Preußen und Oesterreich im vorigen Monat dorthin gerichteten Noten gemacht. Wir bemerken dazu,
heißt es in der „Pr. C.“, daß die Rückantwort in der That hier
eingetroffen ist, daß jedoch über den Inhalt derselben die strengste
Discretion beobachtet wird, weshalb die in der Presse enthaltenen Angaben als zuverlässig wohl kaum zu betrachten sein dürften. — Man meldet der „Pr. C.“ von der russisch⸗ preußischen Gränze unter dem 5ten d. M., daß die englische Flotte einen Verlust von 5 Kriegsschiffen durch eines der Forts, welche die Seestraße nach Kronstadt decken, erlitten haben soll. Wir haben geglaubt, diese Nachricht, welche uns aus sonst verläßlicher Quelle kommt, nicht vorenthalten zu dürfen, machen aber darauf aufmerk⸗ sam, daß, bei dem Mangel jeder nähern Angabe, ein Irrthum leicht stattgefunden haben kann, jedenfalls also nähere Nachrichten abzu⸗ warten sein werden. — Danzig, 6. Juli. Heute früh 7 ½¼ Uhr ankerte die englische Kriegs⸗Dampf⸗Brigg: „Gorgon“ Capt. Com. P. Crocraft von 6 Kanonen und 160 Mann Besatzung, von Barösund kommend, auf unserer Rhede. Das Schiff bringt Depeschen und wird eben
olche abholen und Schlachtvieh und andere Sachen für die Flotte
einschiffen. Capt. Crocraft theilt mit, daß Admiral Napier, mit dem größten Theil der Flotte bei der Insel Seskaer, 11 Meilen von Kronstadt vor Anker liegt; die kleineren Schiffe dagegen an⸗ kern noch in Barösund, unweit Sveaborg. (Osts. Ztg.)
Düsseldorf, 7. Juli. Nachdem Ihre Königlichen Hoheiten
der Prinz und die Frau Prinzessin von Preußen gestern Abend 9 Uhr von Elberfeld hierher zurückgekehrt waren, hat sich Se. Kö⸗
nigliche Hoheit der Prinz von Preußen heute Morgen um 8 Uhr nach Cöln begeben. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prin-
zessin besuchte noch das Ursuliner⸗Kloster. Nach 9 Uhr fuhr Ihre Königliche Hoheit zu Wagen nach Kaiserswerth, die dortige Dia⸗ konissenanstalt zu besichtigen und sich dann um 11 Uhr von der Eisenbahnstation Calcum aus nach Cöln zu begeben. (Düss. Ztg.)
Elberfeld, 6. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Preußen langten gegen 1 Begleitung des Fürsten von Hohenzollern, des Herrn Regierungs⸗ Präsidenten von Massenbach und ihrem Gefolge, mit dem regel⸗ mäßigen Personenzuge von Düsseldorf kommend, am Steinbecker⸗ Bahnhofe an und wurden daselbst vom Staatsminister Herrn von
der Heydt Excellenz, so wie sämmtlichen Behörden willkommen
geheißen. 29u Vom Bahnhofe fuhr man über die Königsstraße zur Wohnung des Ober⸗Bürgermeisters Herrn Lischke, bei dem die hohen Herr⸗
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schaften abzusteigen geruhten, woselbst Vorstellung der sämmtlichen
Behörden, Geistlichkeit und der Deputation der Freimaurer ⸗Loge Nachdem die höchsten Herrschaften verschiedene Fabrik⸗
tattfand. xhaften okale besichtigt hatten, begaben sich Höchstdieselben nach Barmen,
besuchten auf dem Rückwege die „Elisenhöhe“ auf der Hardt, wo⸗ V
selbst einige Erfrischungen eingenommen wurden und begaben sich dann zum Gesellschafts⸗Lokale der Schützen⸗Gesellschaft am „Brill“, um gegen 8 Uhr nach Düsseldorf zurückzufahren. (Elbf. Ztg.) Hldenburg, 6. Juli. Die in neuester Zeit verschiedentlich darüber aufgetauchten Zweifel, ob es gelingen werde, die der schlüs⸗
sigen näheren Feststellung des in dem gräͤflich Bentinckschen Suc⸗ V cessionsstreite gemachten Vergleichsvorschlags von allen Seiten ent-
gegentretenden Hindernisse und Streitigkeiten zu überwinden, sind nunmehr durch eine im heutigen Gesetzblatte erschienene Verordnung,
welche den Landtag „wesentlich zum Zweck der Erledigung einer den gräflich Bentinckschen Erbfolgestreit betreffenden Vorlage auf den 19. d. M.“ außerordentlich einberuft, vollständig beseitigt wor⸗
den. Die Dauer dieses außerordentlichen Landta ist bi
ges ist bis zum 31. d. 818 bestimmt worden. Die weiteren Vorlagen, welche neben⸗ bei zur Erledigung kommen, betreffen dem Vernehmen nach einige
ganz unerhebliche, jedoch keinen Aufschub leidende Gegen ände. 222. 33) ufschub leidende Gegenst
Frankfurt, 7. Juli. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl V
von Preußen ist gestern Morgen mit dem Schnellzuge aus
h 41— Weimar hier eingetroffen, im Hotel der Bundes⸗Gesandtschaft ab gestiegen und hat sich mit dem Mittagszuge nach Baden⸗Baden be⸗ geben. Auch ist gestern der Vice⸗Gouverneur der Bundesfestung Mainz, Feldmarschall⸗Lieutenant von Mertens, hier angekommen und hat heute Vormittag über den österreichischen Theil der hiesigen Bundes⸗Garnison Inspection abgehalten. — In der am 5ten statt⸗ gefundenen Bundestags⸗Sitzung soll das Bund es⸗Preßgesetz angenommen worden sein. (Fr. Bl.) Großbritannien und Irland.
Landon, 5. Jult.
Im Unterhause beantragte gestern Herrn Phillimore eine Re⸗
solution des Inhalts, daß, wenn auch unter den besonderen Ver⸗ hältnissen für den gegenwärtigen Krieg eine Milderung des Prin⸗ zipes, demzufolge Feindesgut in befreundeten oder neutralen Schiffen als gute Prise betrachtet wird, gerechtfertigt erscheinen möge, doch eine völlige Verzichtleistung auf dieses Recht mit der Sicherheit und Ehre des Landes unvereinbar sein würde.
Er berief sich auf eine Reihe älterer und neuerer Autoritäten, vom
Consulato del Mare bis zum Kanzler Kent, um die beiden Hauptgrund⸗ sätze des internationalen Seerechis in Kriegszeiten festzustellen, nämlich, daß Feindesgut in befreundeten Schiffen weggenommen werden darf und Freundesgut in feindlichen Schiffen frei ist und zurückgegeben werden muß und suchte die Vernunftgründe für Aufrechthaltung dieser Grundsätze und gegen das Prinzip, daß die Flagge die Waaren decke, zu entwickeln. Er suchte nachzuweisen, daß das letzterwähnte Prinzip, das nur den Neutraler Vortheil bringe, den Erfolg haben würde, die Kriege häufiger und dauern⸗ der zu machen, da die neutralen Staaten die Feindschaft zwischen der kriegführenden Parteien zu nähren suchen würden, um selbst davon zu profitiren. Der Transport von Kriegs⸗Contrebande und Depeschen der Feinde durch neutrale Schiffe sei untersagt, weil man nicht wollte, daß der Feind durch Neutrale etwas ins Werk richte, was er selbst zu thun nicht vermöge; aus demselben Grunde dürfe man auch dem Feinde nicht erlauben, seine Waaren durch Vermittelung der Neutralen zu trans⸗ portiren und zu verwerthen. Der Zweck des Krieges sei eben, dem Feinde so viel Schaden wie möglich zuzufügen und ihn so vieler Vortheile wie möglich zu berauben. Abfurd sei es, in dem Augenblicke, wo man das Land behufs Führung des Krieges drückend belaste, dem Feinde die Mittel darzubieten, ungestört seinen Handelsverkehr zu betreiben und dadurch die Steuerfähigkeit seiner Unterthanen zu sichern. Vollkommen verständlich sei das Verlangen der Friedens⸗Freunde und der Manchester-Partei, daß man überhaupt keinen Krieg führen solle, wenn man aber einmal Krieg führen wolle, dann müsse man dem Feinde den Krieg auch fühlbar machen und nicht zu Mitteln greifen, welche ihn erlauben, unge⸗ stört sich die Vortheile des Friedenszustandes mitten im Kriege zu wah- ren. Der Antrag wurde von Hertn Mitchell unterstützt, der noch weiter ging, als der Antragsteller, und auch die für den gegenwärtigen Krieg zuge⸗ standenen Milderungen als durchaus nicht gerechtfertigt erklärte, da gegen Rußland kein Streich so erfolgreich sein würde, als die gänzliche Vernich⸗ tung seines Export⸗Handels. Sir William Molesworth übernahm seitens der Regierung die Bekämpfung des Antrages. Er unterschied zwischen dem praktischen und dem blos theoretischen Theile des Inhaltes der bean⸗ tragien Resolution, acceptirte, daß Herr Phillimore die Milderung in dem vorliegenden Falle als gesetzmäßig anerkannt hat, und bestritt es, daß die Lehre, derzufolge Feindesgut durch die neutrale Flagge nicht gedeckt wird, sich auf ewige Zeiten aufrecht erhalten und durchführen lasse. Aller⸗ dings haben die älteren Autoritäten dieser Lehre das Wort geredet, aber auch schon manche andere ihrer Aussprüche finden jetzt keine An⸗ erkennung mehr, und so sei denn auch in den neueren Autoritäten in Folge der fortschreitenden Humanität die Lehre: Frei Schiff, frei Gut, wenigstens theoretisch schon längst zur Geltung gekommen. Man erkenne es an, daß eine kriegführende Partei rechtlich eben so wenig befugt sei, ein neutrales Schiff nach Feindesgut zu durchsuchen, als einen neutralen Hafen, und daß, so lange ein unabhängiger Staat sich im Frieden befinde, eine kriegführende Partei nicht das Recht habe, danach zu fragen, welcher Art die Waaren am Bord der Schiffe seiner Unterthanen seien. Uebrigens sei das von Hrn. Phillimore aufgestellte Prinzip auch keineswegs von jeher die Regel gewesen, vielmehr sei in den 150 Jahren, welche der ersten französischen Revolution vorhergingen, durch zahlreiche Verträge zwischen den westlichen Seemächten Europas, namentlich England, Frankreich, Spanien, Holland und Portugal, das Prinzip, frei Schiff frei Gut, traktatenmäßig festgestellt worden. Diese Verträge ziehen sich durch die Zeit von 1654 bis 1793, während welches Zeitraumes England sich 6 Mal im Kriege mit Frankreich, 7 Mal im Kriege mit Spanien und 3 Mal im Kriege mit Holland befunden habe. Von allen vorerwähnten Verträgen haben nur 3 keine Bestimmungen zu Gunsten feindlichen Gutes unter neutraler Flagge enthalten. Allerdings sei nicht in Abrede zu stellen, daß in der Praxis dte traktatenmäßig festgestellten Rechte der Neutralen nicht immer beobachtet worden seien, indeß erkläre sich das aus der größe⸗ ren Gewaltsamkeit, welche früher in allen politischen Beziehungen stattge⸗ funden habe und welcher in Betreff der vorliegenden Frage zu begegnen, bekanntlich zu 4 verschiedenen Zeiten Verträge wegen bewaffneter Neutra⸗ lität zum Schutze des Prinzips frei Schiff, frei Gut, von den nördlichen Seemächten eingegangen worden seien. Aber selbst wenn gegen dieses Prinzip vernunftgemäße Gründe geltend gemacht werden könnten, so dürfe sich doch das Haus nicht durch die vorgeschlagene abstrakte Resolution dazu bringen lassen, Feindesgut in neutralen Schiffen für gute Prise zu er⸗ klären, denn es würde unweise und unpolitisch sein, das Land an einen solchen Grundsatz zu fesseln, dessen Durchführung unter vielen Umständen nur Nachtheile bringen könne. Die Verhältnisse, welche jetzt vorliegen und
welche, wie Hr. Phillimore selbst eingestehe, eine Milderung gerechtfertigt
haben, können noch oft wiederkehren, und wenn man dann in derselben
Weise wie jetzt zu handeln sich veranlaßt fände, so würde der zum Gesetz 8 erhobene Grundsatz nichts mehr als eine leere Drohung sein. Schließlich
ermangelte indeß Sir W. Molesworth nicht, bemerklich zu machen, daß die
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zeitweilige Aufgebung eines Rechtes mit der völligen Verzichtleistung auf
dasselbe keineswegs gleichbedeutend sei. Nach einer Erwiderung des Herrn
hillimore beantragte Herr b den w , zwischen England und Frankreich für den gegenwärtigen Krieg verein⸗ barte Verfahren in Bezug auf die Neutralen als einer gesunden
Politik und dem öffentlichen Rechte entsprechend bezeichnen sollte. Es
indeß zur Abstimmung weder über die Resolution noch über das
Amendement, da sich die Mitglieder während der Diskussion bis auf die
nicht mehr beschlußfähige Zahl von 34 entfernt hatten. Auf eine Anfrage des Herrn
und zu den Waffenübungen einzuberufen beabsichtige.
In der heutigen Nachmittags⸗Sitzung des Unterhauses wurde die Debatte über Herrn Shee's Bill wegen besserer Verwendung des Ueber⸗ schusses der Einnahme der Staatskirche in Irland fortgesetzt und von Neuem vertagt.
Im Oberhause gelangte gestern die Bill, welche die Benutzung der Hunde zum Fahren ganz untersagt, zur zweiten Lesung.
Spanien. Nach der „Pr. C.“ vorliegenden Briefen aus Madrid hat im Allgemeinen die Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten vom 31. Mai dort einen guten Eindruck her⸗ vorgebracht, weil darin die gewaltsamen Unternehmungen gegen die Insel Cuba mit gebührender Strenge bedroht werden. Dabei hat man jedoch nicht übersehen, daß die Stelle, in welcher von Seiten des Präsidenten dem Staate als solchem die volle Entscheidung über die Frage, ob Krieg oder Frieden, vorbehalten wird, eine nur wenig verhüllte Drohung gegen Spanien enthalten könnte. Man wußte übrigens in Madrid nur so viel, daß der Attaché des spanischen Gesandten zu Washington, Herr Galiano, welcher die letzten Zugeständ⸗
nisse des spanischen Kabinets überbringt, schon am Orte seiner
Bestimmung angelangt war, üüber die Aufnahme der Zugeständ⸗ nisse jedoch ist noch nichts bekannt worden. Die Wahl der Com⸗ missaire, die nach Madrid abgehen sollten, um die Verhandlungen fortzusetzen, erschien vorerst nicht geeignet, der spanischen Regie⸗ riedigung zu gewähren. Es sind die
rung eine besondere Bef Herren Coble und Dallas. selbst als „Mann der 3 C“ charakterisirt, weil er, wie Cato vor⸗ mals die Zerstörung Carthago's, unablässig Cuba, Canada und Caß (letzteren als Kandidaten zur Präsidentschaft) im Munde führt. In Madrid ist man aber doch erfreut, wenigstens Herrn Soulé beseitigt zu sehen. Inzwischen geht die Absendung der Truppen, welche die Garnisonen der Havana verstärken sollen, mit einer sonst in Spanien ungewöhnlichen Schnelligkeit von statten.
Mehrere Schiffe, jedes hundert Mann an Bord, sind auch von
Cadiz schon nach ihrem Bestimmungsorte abgegangen.
Es sind in Paris bis zum 6. Juli keine neue Nachrichten aus Madrid eingetroffen und der Telegraph hat auch seit dem 3ten d. M. nichts mehr gebracht. Der „Moniteur“ meldet nur, daß am 4. Juli in Madrid und in den Provinzen alles ruhig war.
Türkei. Berichte vom asiatischen Kriegsschauplatze,
die über Konstantinopel eingetroffen, reichen bis zum 18. Juni.
Die Türken haben die Landstrecke, welche in gleicher Richtung einer⸗ seits bis zu den Mauern von Batum und andererseits bis zu Tschurukschu bei St. Nicolai als nördlichster Theil des Sandschak Tschaldir hinläuft, besetzt und an mehreren Punkten befestigte Lager errichtet. Am 14. Juni machten die Russen Versuche, in diese strategisch wichtige Gränzbreite vorzudringen, konnten aber keinen Erfolg erringen. Am 15. entspann sich ein heftiges Gefecht, das den Rückzug der Russen zur Folge hatte. Am 16. kamen dieselben mit verstärkter Macht wieder und erlitten abermals eine Niederlage. Während des Gefechtes vom 16. Juni gelang es einem russi⸗ schen Detaschement durch Umgehung in eines der verschanzten Lager der Türken vorzudringen, wurde aber nach kurzem Gefecht vertrie⸗ ben. Wichtige Kriegsereignisse sind am asiatischen Kriegsschauplatze nicht vorgefallen. ..8 Die neuesten Nachrichten aus Tiflis via Batum und Kon⸗ stantinopel reichen ebenfalls bis zum 18. Juni. Schamyl sammelt seine Truppen an den Abhängen des Kaukasus und rüstet sich ernst⸗ lich zum Kriegszuge gegen Tiflis, dessen Befestigung mit großem Aufwande betrieben wird. Jene von Schamyl konzentrirten Ge⸗ birgsvölker haben zwischen den Flüssen Kur und Jori ein verschanztes Lager bezogen, einzelne Streifzüge wagen sich bis hart in die Nähe von Tiflis. Man glaubt, daß Schamyl seinen Feldzug Mitte Juli eröffnen werde. Das Heer desselben zählt über 30,000 e“
Paris, Sonnabend, 8. Juli, Morgens. (Eel. Dep. d. C. B.) Der heutige „Moniteur“ meldet aus Madrid vom Donnerstag,
dem 6ten d., daß am Tage vorher eine Expedition zur Verfolgung der Insurgenten, welche sich zu Madridesos befinden, abgesandt sei.
Die Ruhe dauert in Madrid fort. Gestern Abend wurde die 3proz. auf dem Boulevard zu 72, 90 gehandelt.
Fowyer ein Amendement, welches das
Esmond erklärte Lord Palmerston zu Anfang der Sitzung, daß die Regierung die Miliz in Irland ganz oder theilweise zu enrolliren
Der letzte der beiden ist in Amerika
nung der
Statistische Mittheilungen. t iEE Ha ahh nt 1 b““]
— Die von dem Ober⸗Kirchenrathe im Jahre 1853 zur Abhülfe der dringendsten Nothstände in der evangelischen Kirche veranstaltete Kollekte hat nach der Schluß⸗Abrechnung die Summe von 29,082 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf., und zwar 677 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf. weniger als die erste Kollekte, eingetragen. Mit Einrechnung der Zinsen für die bei der Bank einstweilen belegten Bestände ist bis Ende dieses Jahres eine Gesammtsumme von 60,307 Thlr. 4 Sgr. 5 Pf. anzunehmen, welche durch beide Kollekten ge⸗ wonnen worden ist. Mit diesen Mitteln waren bis Mitte 1853 an 29 Orten durch Anstellung von Pfarrverwesern neue Kirchenstiftungen vor⸗ bereitet, an 13 Orten neue Hülfsgeistliche oder Reiseprediger angestellt, an 9 Orten schon bestehende Kirchensysteme neuerer Stiftung unterstützt, an 10 Orten Filialgottesdienste neu eingerichtet oder erweitert und an 3 Orten in anderer Weise für eine Vermehrung der Seelsorge gesorgt worden. Seit⸗ dem sind durch die fortgesetzten Anstrengungen der kirchlichen Behörden die neu gegründeten Kirchensysteme oder geistlichen Stellen an 7 Orten, nämlich in Pogorzellen, Landeck, Zobten, Ratibor, Cappel⸗Leidenci, Andernach und Paderborn, definitiv konstituirt und organisirt worden. Zwei der neu ge⸗ gründeten Stationen, Kobbelgrabe und Straßburg, sind aufgegeben und die dorthin gesendeten Hülfsgeistlichen an anderen Punkten, in Culm und Balt⸗ schan, verwendet worden. Neue Pfarrverweser oder Hülfsgeistliche sind in Oppeln, Lewitz⸗Hauland, Waice, Dülken, Kerpen, Gramzow, Hörter, Schwarzenau und Kopnitz angestellt und neue Filialgottesdienste in Tastun⸗ gen, Harpenscheid auf der Grünt bei Trier und in Grabow bei Stettin eingerichtet worden. Zum Ankaufe von Land⸗Dotationen und zum Bau von Kirchen⸗ und Pfarrhäusern sind theils Geschenke, theils unverzinsliche Vorschüsse gewährt worden. Auch sind mehreren armen Gemeinden Altar⸗ Geräthe, Gesangbücher oder sonst kleine Geschenke verabreicht worden. Die neu gegründete Pfarrei in Sigmaringen hat sich gleichfalls einer Unter⸗ stützung zu erfreuen gehabt. Endlich hat die Kollekte dem evangelischen Ober⸗Kirchenrathe die Mitiel gewährt, die Entsendung neuer Geistlichen an die der evangelischen Landeskirche angeschlossenen evangelischen Gemeinden in Jassy und in Buenos⸗Ayres, so wie an die Gemeinde in Belgrad, durch Vorschüsse und kleine Beihülfen zu den Reisekosten wesentlich zu erleichtern. — Ueber die höchst erfreuliche innere Wirkung der Arbeiten in der Dia⸗ spora steht eine von dem Ober⸗Kirchenrathe veranlaßte, aus den Berichten der ausgesendeten Arbeiter geschöpfte umfassende Publication binnen Kur⸗ zem bevor. — Der evangelische Ober⸗Kirchenrath hofft, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bis Ende 1855 auszureichen und wird der⸗ selbe zu seiner Zeit die freie Liebesthätigkeit der Kirche auf's Neue bittend in Anspruch nehmen. (Pr. C.)
— Ueber den Zustand der Sparkassen in der Provinz Sachsen im Jahre 1853 gehen der „Pr. C.“ folgende zuverlässige Mittheilungen zu: Am Schlusse des Jahres 1852 war ein Bestand von 4,434,967 Rthlrn. 19 Sgr. 6 Pf. vorhanden. Während des Jahres 1853 ist ein Zuwachs entstanden a) durch neue Einlagen 2,253,008 Rihlr. 10 Sgr. 9 Pf., b) durch Zuschreibung von Zinsen 113,975 Rthlr. 3 Sgr. 10 Pf. Im Jahre 1853 betrugen die Ausgaben der Sparkassen für zurückgenommene Einlagen: 1,609,253 Rthlr. 5 Pf., und es verblieb am Schlusse des Jahres 1853 ein Einlage⸗Bestand von 5,492,698 Rthlrn. 3 Sgr. 8 Pf. Der Bestand dee Reserve⸗Fonds belief sich auf 344,189 Rthlr. 16 Sgr. Die Zahl der im Um⸗ laufe befindlichen Quittungsbücher betrug a) bis zu 20 Rthlr. inkl. = 31,390; b) über 20 Rthlr. bis inkl. 50 Rthlr. = 20,698;c) über 50 Rthlr. bis inkl. 100 Rthlr. = 18,540; d) über 100 Rthlr. bis inkl. 200 Rthlr. = 9460;3 e) über 200 Rthlr. = 3974. Nach den Regierungsbezirken vertheilt befinden sich im Regierungsbezirk Magdeburg 13 Sparkassen (in Aschersleben, Burg, Calbe, Halberstadt, Magdeburg, Neuhaldensleben, Oschersleben, Salzwedel, ständische Sparkasse der Altmark, Quedlinburg, Sandau, Wernigerode und Genthin); im Regierungsbezirk Merseburg 191 in Artern, Bitterfeld, Cöl⸗ leda, Delitzsch, Eilenburg, Eisleben, Halle, Saalkreis, Schweinitz, Lützen, Merseburg, Naumburg (in Naumburg befinden sich zur Zeit zwei Spar⸗ kassen), Sangerhausen, Schmiedeberg, Torgau, Weißenfels, Wittenberg, Zeitz und Osterfeld; im Regierungsbezirk Erfurt 9: in Erfurt, Heiligen-⸗ stadt, Mühlhausen, Nordhausen, Schleusingen, Weißensee, Sommerda, Worbis und Ziegenrück. 66“
Gewerbe⸗ und Hand els⸗-Nachrichten.
— Nach Berichten der „Pr. C.“ aus Memel war die Zufuhr eng⸗ lischer Rohprodukte, sowohl zu Lande wie stromwärts in den letzten zwei Monaten in ununterbrochenem Gange und die Einfuhr verschiedener Waa⸗ ren seewärts zur Spedition nach Rußland bedeutend. Bis zum 30. Juni waren überhaupt 833 Schiffe ein⸗ und 697 ausgegangen. Es lagen im Hafen also 136 Schiffe. — Das Getreidegeschäft war während der beiden Monate von sehr geringem Umfange und trägem Charakter, wozu theils die masten Berichte vom Auslande, theils der Mangel an guter Waare viel beitrug. Zur Verschiffung kam äußerst wenig. Im Holz- geschäft war eine lange nicht gekannte Stille vorherrschend, die theilweise der gänzlich nachgelassenen Speculation in England, theilweise aber auch dem Umstande zuzuschreiben ist, daß die Vorräthe in Memel geringer waren, als seit vielen Jahren. Es war daher schwer, für die großen, vorzugs⸗ weise für Holzladungen erbauten Schiffe, Frachten zu erhalten. Das Spe⸗ ditionsgeschäft bestand hauptsächlich in Speditionen von und nach Ruß⸗ land, sowohl zu Lande als stromwärts eingehend und seewärts ausgehend. Die Zu⸗ fuhr russischer Rohprodukte ist fortwährend lebhaft, in letzter Zeit überwie⸗ gend zu Wasser von Kauen und Georgenburg her. Doch wird immer noch über große Fahrlässigkeit der dortigen Spediteure bei Verladung der Waare geklagt. Die Bearbeitung des in Folge dessen verdorbenen Flachses und Hanfes geschieht jetzt in Memel durch russische Arbeiter, welche zu diesem Zweck von Riga besonders dahin geschickt worden sind. In Riga und St. Petersburg sollen noch viel größere Waarenvorräthe, als bis jetzt an⸗ gelangt waren, zur Versendung nach Memel bereit liegen. Die für Rech⸗ ischen Krone auf einem dänischen Schiff nach Memel gebrach⸗
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