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Nachstehende Feeasa tbn. 95 Grafen Wilhelm Bentinck theilt — „Ztaä.“ vom 1. August mit: b die EEE“ Pnsicaßt Kniphausen. Den Unterthanen in meiner Herrschaft Kniphausen thue ich biermit kund, daß die Verträge, welche die großherzoglich oldenburgische Staatsregierung mit mir und mei⸗ nen Brüdern, so wie mit dem derzeitigen Herrn Besitzer der landesherr⸗ lichen Gewalt in Kniphausen, Herrn Grafen Gustav Ben⸗ tinck, unterm 13. April und 30. Juni d. J. abgeschlossen hat, und auf die ich und meine Brüder mit blutendem Herzen eingehen mußten, noch zur Zeit keine Gültigkeit und Wirksamkeit haben, daß ich die Unterthanen daher, unter Bezugnahme auf meine, mit dem Regierungs⸗ antritte vom Januar 1836 proklamirten Rechte, abmahnen muß, für den Fall, daß sie von dem Herrn Grafen Gustav Bentinck des Ihm geleisteten Huldigungs⸗Eides entbunden werden sollten, der großherzoglich oldenburgischen Regierung Gehorsam und Unter⸗ thanenpflicht zu leisten, indem diese Regierung zur Zeit nicht berech⸗ tigt ist, Besitz von der Herrschaft Kniphausen zu ergreifen, noch sich von den Unterthanen huldigen zu lassen. Faktisches Eingreifen wird sich wahrscheinlicher Weise hier geltend machen: allein mögen die Unterthanen der Herrschaft Kniphausen an den alten Pflichten gegen mein Haus so lange halten, als es ohne Nachtheil für ihre Person und Gut ge⸗ schehen kann.
Oldenburg, Juli 30. 1854. 8
Für Wihlelm Friedrich Christian Graf Bentiinck gez. Karl Anton Ferdinand Graf Bentinck.“
Sachsen. Altenburg, 2. August. Mit dem gestrigen Tage sind sämmtliche umgestaltete Justiz⸗Behörden in Thätigkeit getreten, und ist nun damit die Justiz⸗Organisation vollendet. — Von einer Einberufung der neugewählten Landschaft verlautet zur Zeit noch nichts, obschon nach einem von der früheren Landschaft gestellten, höchsten Orts genehmigten Antrage der Etat spätestens im Oktober der Landschaft zur Prüfung und Genehmigung vorge⸗ legt werden soll. — So eben trifft die Nachricht hier ein, daß unsere regierende Herzogin in Eisenberg glücklich von einer Prin⸗ zessin entbunden worden ist. (D. A. Z.)
Hessen. Kassel, 4. August. Die heutige Nummer der „Kasseler Ztg.“ enthält die gestern versprochene Veröffentlichung der Verordnung vom 25. Juli c., wodurch der Bundesbeschluß vom 13. dess. Mts. in Betreff des Vereinswesens verkündigt wird.
Frankfurt, 4. August. Der preußische Militairbevollmäch⸗ tigte, General⸗Lieutenant v. Reitzenstein und der baierische Bevoll⸗ mächtigte, General⸗Major v. Pylander, sind heute in Begleitung der Ingenieur⸗Hauptleute v. Ernst und v. Lessel und des Artillerie⸗Haupt⸗ manns Teisler von hier abgereist, um die Bundesfestung Luxem⸗
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casus belli würde ableiten lassen, aber Rußland habe keine von den Verpflichtungen verletzt, als deren Aequivalent die Zahlung der russisch⸗-holländischen Anleihe von Seiten Englands stipulirt sei. Diese Verpflichtungen beziehen sich speziell auf die Regu
lirung der Verhältnisse von Holland und Belgien, und als L
Verhältnisse im Jahre 1831 von Neuem geordnet wurden, sei mit Rußland ein neuer Vertrag abgeschlossen worden, welcher unter Anderem speziell die Fortdauer der Zahlungen an Rußland stipulirte, so lange nicht Letzteres der englischen Politik in der holländisch⸗belgischen Angelegenheit entgegenträte, ein Fall, der bekanntlich nicht vorgekommen sei. Nachdem sich Herr D. Sey⸗ mour sehr lebhaft für den Antrag verwandt, der General⸗ Anwalt nochmals die Rechtsgründe gegen denselben dargelegt und die Herren Cayley und Sir D. Norreys den Antrag⸗ steller vergebens zur Zurücknahme seiner Motion zu veranlassen gesucht hatten, wurde der Antrag mit 57 gegen 5 Stimmen ver⸗ worfen. Ein Antrag des Herrn Williams auf Vorlegung einer Liste der in der Türkei verwendeten Kavallerie⸗Mannschaft, die so reichlich mit Offizieren versehen sein soll, daß dieselben den zehnten Theil der Gesammtmasse ausmachen, wurde von Herrn S. Herbert, dem Kriegssecretair, wiewohl derselbe ein bestehendes Mißverhältniß zugab, bekämpft, und nachdem der Kriegssecretair Abhülfe durch Aussendung von Verstärkungen der Mannschaft ver⸗ sprochen hatte, vom Hause abgelehnt. Sir W. Molesworth erhielt Erlaubniß zur Einbringung einer Bill wegen Reform des Sanitätswesens. Die Bill bezweckt die Einsetzung einer Central⸗ Gesundheitsbehörde mit einem dem Unterhause direkt verantwort⸗ lichen Individuum als Vorsitzer.
In der heutigen Nachmittags⸗Sitzung des Unterh auses wurde die Comité⸗Berathung über die von Herrn Buff eingebrachte Bill gegen die Betheiligung an der seit dem Ausbruche des Krieges aus⸗ geschriebenen russischen Anleihe fortgesetzt. Namens der Regierung beantragte Lord Palmerston ein die ganze Bill umgestaltendes Amendement, welches die Betheiligung an der Anleihe durch Unterzeich⸗ nung, Ankaufoder in irgend einer andern Weise, für ein mit mindestens dreimonatlichem Gefängniß zu bestrafendes misdemeanour erklärt und nur bei Erbanfällen oder Uebernahme an Zahlungsstatt eine Ausnahme statuirt. Hr. T. Baring, Hr. Walpole u. A. er⸗ klärten sich gegen das Amendement, indem sie theils den Ursprung desselben in persönlicher Animosität einzelner Kabinetsmitglieder gegen den Kaiser von Rußland finden wollten, theils eine zu bedeutende Beschrän— kung des Geldverkehrs als Resultat befürchteten. Lord John
burg zu inspiziren. Die Inspection wird 8 Tage dauern. (F. J.) In vorgestriger Bundestagssitzung ist Dänemark dem öster⸗
reichisch⸗preußischen Schutz⸗ und Trutzbündnisse nachträglich ohne
Vorbehalt beigetreten.
Oesterreich. Wien, 3. August. Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Erzherzogin Sophie sind heute 5 ¾ Uhr Morgens mit Dampf⸗ boot in Linz angekommen und haben um 7 ½ Uhr Morgens die Reise nach Ischl fortgesetzt.
Belgien. Ostende, 3. August. Gestern hat Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen bei Sr. Majestät dem Könige der Belgier gespeist. Heute ist König Leopold nach Brüssel zurück⸗ gekehrt.
Großbritannien und Irland. London, 2. August. Vor einer kaum die Beschlußfähigkeit sichernden Anzahl der Mit⸗ glieder des Unterhauses mottvirte gestern Lord Dudley Stuart seine Resolution wegen Einstellung der von England traktatenmäßig übernommenen Zahlungen für Verzinsung und Amortisirung der s. g. russisch⸗holländischen Anleihe. Er machte bemerklich, daß diese Zahlungen im Wiener Vertrage als Aequivalent für die von Rußland durch diesen Vertrag übernommenen Leistungen zu gel⸗ ten haben, daß aber Rußland seinen Verpflichtungen in keiner Weise nachgekommen sei und daher England auch seinerseits sich von seinen Verbindlichkeiten befreit ansehen dürfe. In seiner sehr ausführlichen Rede gab Lord Dudley Stuart alsdann eine Uebersicht über das seit dem Wiener Vertrage von Rußland beobachtete, demselben nicht entsprechende Verfahren, und hob be⸗ sonders hervor: die Vernichtung der polnischen Nationalität, die Ueberweisung von Krakau an Oesterreich, die Behinderung der Schifffahrt auf der Donau und die Sperrung der Sulina⸗Mün⸗ dung. Sir W. Molesworth erklärte sich Namens der Re⸗ gierung sehr bestimmt gegen den Antrag, daran erinnend, daß eine ähnliche Motion bereits im Jahre 1847, als England noch im Frieden mit Rußland war, verworfen worden sei, ein addi⸗ tionelles Motiv den Antrag auch jetzt verwerfe, da der Kriegs⸗ zustand, in welchem sich England jetzt in Bezug zu Rußland befinde, dasselbe um so mehr veranlassen müsse, seinen anerkann⸗ ten Verpflichtungen gegen Rußland, den Forderungen der Ehre und Rechtlichkeit gemäß, nachzukommen. Uebrigens sei es auch ein völkerrechtlich anerkannter Satz, daß die Zahlungs⸗Verbindlich⸗ keit in Bezug auf Staatsschulden durch den Krieg nicht auf⸗ gehoben werde. Es könne und müsse zugegeben werden, daß Rußland in vielfachen Hinsichten die Stipulationen des Wiener Vertrages verletzt habe, ja daß sich aus diesen Verletzungen ein
Russell und Lord Palmerston rechtfertigten sich gegen die ersterwähnte Beschuldigung, die, wie Lord Palmerston bemerkte, im Munde des Hrn. T. Baring, des bekannten Agenten des Kai⸗ sers, nicht auffallen könne, übrigens aber zu dem seit Jahren üblichen Jargon gehöre, mit welchem die Diplomatie die ihr un⸗ bequeme Politik des britischen Kabinets zu bekämpfen gewohnt sei. Schließlich wurde das Amendement Lord Palmerstons, so wie die noch übrigen Klausein der Bill angenommen und dieselbe auf Ver⸗ langen Lord Dudley Stuart's, von der Regierung als ihre eigene Bill adoptirt, mit den Abänderungen zum Druck beordert. — Die weiteren Verhandlungen betrafen nur Angelegenheiten von inländi⸗ schem Interesse.
Spanien. O'’ Donnell ist am 29. Juli in Madrid ange⸗ kommen: er wohnt in einem Hause mit Espartero. Letzterer hat den General der Königin vorgestellt und den Eid der Treue ge⸗ leistet. Eine große Revue soll abgehalten werden, dann wird man die Barrikaden wegräumen. Königin Isabelle zeigte sich am 29sten, gleich nachdem Espartero ihr aufgewartet hatte, auf dem Balkon des Pallastes, den König zur Seite. Das Volk schrie: Es lebe die Königin! Es lebe die konstitutionelle Königin!
Der neue Minister des Auswärtigen, Pacheco, war 1847 schon einmal Minister⸗Präsident, ein Mann gemäßigter Gesinnung. Wei⸗ ter nach links geht der Handelsminister, Francisco Lujan, doch ist er immer noch konstitutionell gesinnt. Die äußersten Gesinnungen sind nirgendwo vertreten, als in der Junta, und es scheint, daß man sich bemüht, diese zu säubern.
Italien. Seit dem Ausbruch der Cholera in Genua, welche daselbst um die Mitte Juli's zuerst bemerkt wurde, hat sich unter den niedern Volksklassen eine große Aufregung kundgegeben, die sich besonders gegen die Geistlichkeit und gegen die Aerzte richtet. Den Letzteren macht man zum Vorwurf, daß sie die Aufhebung der Quarantainen veranlaßt hätten. Allem Anschein nach sind es Agen⸗ ten Mazzinis, welche den Aberglauben und das Mißtrauen der Be⸗ völkerung dieser italienischen Hafenstadt benutzen, um die Gemüther zu erbittern, wie es auch kaum einem Zweifel unterliegt, daß der Aufstand
in Parma eine Folge des neuesten revolutionairen Pamphlets ist,
welches Mazzini von der Schweiz aus, wo dasselbe gedruckt worden, durch seine Genossen in Italien und besonders in Genua und den Herzogthümern Parma und Modena hat verbreiten lassen. Die sar⸗ dinische Regierung ist übrigens, wie in Mittheilungen aus Turin I vom 27. Juli versichert wird, vollkommen in der Lage, jeden Insur⸗ rectionsversuch, der sich in Genua oder auf irgend einem anderen
Punkt ihres Gebiets etwa regen möͤchte, auf der Stelle unterdrücken zu
können. Daß in Turin selbst, wie in öffentlichen Blättern das Ge⸗ rücht ging, unruhige Bewegungen stattgefunden hätten, wird in den uns vorliegenden Briefen von dort für ganz unbegründet erkärt. Es hat in dieser Hauptstadt fortwährend die vollkommenste Ruhe ge⸗ herrscht. Ebenso wird den Gerüchten widersprochen, daß große Truppenlager in Piemont gebildet werden sollten, und daß ein Theil der Armee bereits mobil gemacht sei. Das in der letzten parlamentarischen Session angenommene Rekrutirungs⸗Gesetz schreibt vor, daß ein Theil der Militairpflichtigen nicht so⸗ fort unter die Fahnen zu berufen, sondern nur als Re⸗ serve in die Armeelisten einzutragen sei, welche nöthigen⸗ falls einberufen werden könne. Da nun diese Reserven, welche im Ganzen nur aus 2500 Mann bestehen, dem erwähn⸗ ten Gesetz gemäß, alljährlich einige Wochen zu versammeln sind, um in den Elementen des Militairdienstes eingeübt zu werden, so sollen, allein zu diesem Zweck, in der ersten Hälfte des gegenwär⸗ tigen Augustmonats drei Lager errichtet werden, das eine bei Tu⸗ rin, das andere bei Villafranca an der Riviera del Ponente und das dritte bei Chambery. Dies hat wahrscheinlich zu dem Gerücht Anlaß gegeben, als ob es sich um besondere militairische Maßregeln und Rüstungen handle. (Pr. C.)
Türkei. Nach Berichten aus Perhkest.ö.
sollten die russischen Truppenreste am 31. die Stadt verlassen und am 1. August wurde dem Einzuge Omer Pascha's an der Spitze seiner Armee entgegengesehen. Fürst Gortschakoff hat mit sei⸗ nem Centrum das 6 Stunden von Kalugereni entfernt gelegene Dorf Schelawa am 28. Juli passirt und zog von dort am 29. früh weiter in der Richtung gegen Fekschan. Die türkische Armee bewegt sich mit größter Vorsicht in drei Kolonnen gegen Bukarest. Das Cen⸗ trum stand am 29. Juli unter Omer Pascha in dem zwischen Eichenwaldungen gelegenen Dorfe Kalugereni; am 30. Juli waren Streifcorps der türkischen Avantgarden in Glina, zwei Stunden von Bukarest entfernt, erschienen; am 31. Juli sollte das Haupt⸗ quartier Omer Pascha's dahin kommen; der rechte Flügel unter Said Pascha marschirt von Oltenitza am Ufer des Argis gegen Bukarest. Der linke Flügel unter Sali Pascha stand am 28. Juli in Mogura, wird die von Slatina nach Bukarest führende Haupt⸗ straße gewinnen und auf derselben die Bewegungen gegen Bukarest ortsetzen. Die letzten Nachrichten aus Bukarest vom 31. Juli melden nur, daß die Russen im vollen Rückzuge stehen. Die russischen Kanzleien, die Truppen, der Anhang der Russen unter den Wa⸗ lachen haben Bukarest verlassen.
Auf Grund telegraphischer Depeschen aus Bukarest, verlautete zu Wien am 3. August an der Börse, daß die Avantgardeẽ der türkischen Truppen in der Nacht zum 1. Angust in Bukarest einge⸗ zogen wäre. Eben so hat man nach den Berichten der „C. Z. C.“ aus Widdin, auch dort die durch die Türken erfolgte Besetzung Bukarest's als eine vollbrachte Thatsache angesehen.
Die am 29. Juli in dem Dorfe Schelawa auf dem Rückzuge
von Giurgewo eingetroffenen russischen Truppen formirten die
Avantgarde des Gortschakoffschen Corps, geführt von General⸗ Lieutenant Soimonoff. Diese Avantgarde besteht aus acht Ba⸗ taillons der 10ten Infanterie⸗Division, dem Tomskischen und Koli⸗ wanschen Jäger⸗Regiment und dem Husaren⸗Regiment Großfürst⸗ Thronfolger. Nach der erhaltenen Marschroute sollte die Avant⸗ garde am 1. August die Jalomizza bei Ureschli und Kereszani, wo Brücken geschlagen sind, passiren, sich von dort nach Kikiniz ziehen und sodann auf der Hauptstraße den Marsch nach Fokschan fort⸗ setzen und dort Mitte August eintreffen.
In Varna ist man seit Kurzem türkischerseits damit beschäf⸗ tigt, schwere Geschütze auf Kriegsdampfern zu verladen. Die Schiffe haben die Bestimmung, nach dem asiatischen Kriegsschau⸗ platze zu gehen, wohin auch von Konstantinopel zahlreiche Truppen⸗ abtheilungen expedirt werden. Bei Akjerman ist am 22. Juli eine Expedition der alliirten Flotten erschienen.
Den General-Statthaltern der türkischen Provinzen ist der neue Rekrutirungsferman bereits zugekommen. In Sofia wurde er am 24. Juli publizirt. Alle tauglichen Männer werden zu den Waffen gerufen und müssen sich in kürzester Zeit stellen.
Nach Berichten aus Smyrna vom 19. Juli hat dort, veran⸗ laßt durch die Getreidetheuerung, am 17ten ein Volksauflauf vor der Wohnung des Gouverneurs stattgefunden, ist jedoch durch die Versicherung, daß die Preise ermäßigt und mehrere Beamte, denen man wucherische Speculationen vorwarf, abgesetzt werden sollten, ohne Waffengewalt zerstreut worden. Indeß hatte der Gouverneur, Ismael Pascha, gegen welchen selbst Beschwerden dieser Art erhoben worden sind, im ersten Augenblick die Sache, wie es scheint, für ge⸗ fährlicher gehalten, da er sich vor den Tumultuanten, deren Zahl
h auf etwa 800 belief, in den Schutz der Kaserne zurückzog. Vom 17ten auf den 18ten sank nun der Getreidepreis sofort von 3 auf 1 ½ Piaster für die Oka. Die Aerndte war übrigens sehr reich ausgefallen, so daß man einem weiteren Herxuntergehen des
In Bukarest herrschte nach den der „Pr. C.“ zugekommenen Berichten, welche bis zum 25. Juli reichen, völlige Ungewißheit über die Bewegungen der russischen und türkischen Armee, und so kam es, daß das Gerücht wenige Kanonenschüsse zur gewaltigen Kanonade vergrößerte und als den Anfang einer blutigen Schlacht ins Aus⸗ land schickte. Am 16ten sollten die Russen wieder Giurgewo er⸗ stürmt, die Oesterreicher unter General Heß bei Burtschewora die walachische Gränze überschritten und Krajowa besetzt haben, selbst Mitglieder des Administrationsraths wollten hierüber offizielle Be⸗ richte besitzen. Diese Ungewißheit in der walachischen Hauptstadt ist sehr erklärlich, da dieselbe von jeder Verbindung mit dem russischen Lager bei Frateschti durch einen Kordon abgeschnitten war und die auswärtigen Posten, welche auch sonst sehr unregelmäßig eintrafen, vom 13. bis 17. ganz ausblieben. Das Stadtgespräch bewegte sich besonders um das Gefecht, welches am 16. in Folge einer Rekog⸗ noszirung bei Giurgewo stattfand, und in welchem der Kosakengeneral Graf Orloff, General Buturlin und mehrere Adjutanten kontusio⸗ nirt wurden, die ganze Zahl der Todten und Verwundeten auf Seiten der Russen aber, offenbar übertrieben, 600 erreicht haben soll. Die Märsche durch Bukarest, bald mach diesem, bald nach jenem von den Türken bedrohten Punkte in der Nähe der Donau, ermüdeten indeß die Truppen ungemein. Die Türken haben sich von Slobosia an bis Oltenitza auf allen Donauinseln festgesetzt und auf einzelnen Punkten am walachischen Ufer so verschanzt, daß selbst russische Offiziere die Stellungen für uneinnehmbar hielten.
Rußland und Polen. Aus Odessa, 256. Juli, schreibt
schlacht bei Otschakoff zwischen russischen, englischen und franzö⸗ sischen Dampfern haben sich nicht bestätigt. Die starke Kanonade,
welche wir hier an jenem Tage gehört, rührte von einem Probe⸗ feuern der Festung Otschakoff her, das auf Befehl eines Artillerte⸗
generals angestellt wurde, der die auf den dortigen ausgebesserten und vergrößerten Werken aufgestellten neuen Geschütze probiren wollte. Die russischen Dampfer „Wladimir“ und „Toman“ waren allerdings in Otschakoff gewesen, hatten sich aber gleich wieder nach Sebastopol entfernt. — Von den Bewegungen der feindlichen Flotten wissen wir zwar seit einiger Zeit nichts Genaues, sind aber auf einen abermaligen Besuch derselben wohlgerüstet. Neue Strandbatterieen sind errichtet und mit 80 Geschützen besetzt worden. In Odessa und der nächsten Umgebung stehen 17,000 Mann Infanterie, zwei
Regimenter Kavallerie und mehrere Feldartillerieparks. — Nach der Krimm ziehen fortwährend starke Truppenabtheilungen, so daß binnen Kurzem 100,000 Mann dort stehen werden, die hinreicheud sein dürften, jeden Landungsversuch zu vereiteln.
Amerika. Der bis jetzt streng geheim gehaltene Vertrag mit Japan ist dem Vernehmen nach am 15. Juli vom Senate genehmigt worden und noch nicht amtlich publizirt. Ein New⸗ Yorker Blatt theilt indeß einen Abdruck dieses am 5. März 1854 abgeschlossenen Vertrages in 12 Artikeln mit, welcher, wenn kor⸗ rekt, ergeben würde, daß die von den Vereinigten Staaten erlang⸗ ten Vortheile vorläufig nicht sehr ausgedehnter Art sind. Der Vertrag wird nicht als ein Handels⸗, sondern nur als ein Friedens⸗ und Freundschafts⸗Vertrag bezeichnet und enthält seine Haupt⸗Sti⸗ pulation im Art. 2, welcher also lautet: „Der Hafen von Simoda in dem Fürstenthum Idzu und der Hafen von Hakodade im Fürstenthum Matsmai werden von den Japanesen den amerika⸗ nischen Schiffen geöffnet, welche daselbst mit Holz, Wasser, Pro⸗ visionen, Kohlen und anderen Bedürfnissen, soweit die Japane⸗ sen solche besitzen, versehen werden sollen. Der Zeitpunkt der
Preises entgegensah. In der letzten Woche waren auch im Hafen von Smyrna zwei Cholerafälle vorgekommen; in der Stadt aber hatte man noch von keiner Erkrankung gehört. (Pr. C.)
Eröffnung des erstgenannten Hafens beginnt unmittelbar nach der Unterzeichnung dieses Vertrages. Der letztgenannte Hafen wird unmittelbar nach demselben Tage nächsten Jahres japane⸗ sischer Rechnung geöffnet. (Anm. Ein Tarif der Preise der zu liefernden Artikel soll durch japanesische Beamte festgestellt wer⸗ den; die Zahlung ist in Gold⸗ oder Silber⸗Münzen zu leisten.)“ Die übrigen Artikel beziehen sich im Wesentlichen auf die Be⸗ handlung schiffbrüchiger Bürger der Vereinigten Staaten, die alle nach Simoda oder Hakodade gebracht werden sollen. Den Ameri⸗ kanern wird der Genuß aller Privilegien zugesichert, welche etwa andern Nationen von Japan zugestanden werden möchten. Endlich wird ihnen gestattet, Konsular⸗Agenten in Simoda anzustellen und sich in der Nähe von Simoda und Hakodade innerhalb eines genau begränzten Bezirkes frei zu bewegen.
Nach Berichten aus Mexico vom 3. Juli, stellen die offiziellen
Blätter den Aufstand in Michoacan als unterdrückt dar. Die Häupter V der Insurrection sollen verhaftet und Antonio Chacon, der an der Spitze derselben stand, erschossen sein. Nach dem „Diario de la
Marina“, ebenfalls ein der Regierung ergebenem Blatte, ist General Alvarez in der Nähe von Acapulco gestorben.
Nach Berichten aus Valparaiso vom 14. Juni pr. „Tamar“ ist der Kongreß von Chili am 7. Juni durch eine Botschaft de Präsidenten eröffnet worden. Im Hafen von Valparaiso lagen fa gar keine fremde Kriegsschiffe mehr, da alle englischen und franzö⸗ sischen Schiffe abgegangen waren, um die russischen Kriegsschiffe —- der Südsee aufzusuchen. Man glaubte, daß sich alle englischen und französischen Fahrzeuge bei den Sandwich⸗Inseln sammeln werden
man der „Neuen Münchener Zeitung“: Gerüchte von einer See⸗