1854 / 224 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

8* 1 s wohl überall gut eingebracht war und befriedigenden Ertrag ge⸗ liefert hatte, so war dies doch beim Weizen, bei der Gerste und beim Hafer nur theilweise der Fall. Große Massen des auf den Feldern abgemäht liegenden Getraides wurden durch die Fluthen fortgeschwemmt, und selbst das, was davon nicht durch die Wogen fortgerissen wurde, so wie die noch auf den Halmen stehende Frucht, ist durch das Auswachsen völlig verdorben. In den überschwemmten Orten wurde das bereits in die Scheunen eingebrachte Getraide von der Nässe erweicht; und da es an Räumen fehlt, um die durchnäßten Früchte zu trocknen, so müssen auch diese zu Grunde gehen. Auf diese Weise haben nicht blos einzelne Wirthschaften, sondern ganze Gemeinden ihren gesammten Aerndte⸗Ertrag eingebüßt. Die Kartoffel⸗ ärndte kann an den meisten Orten als so gut wie völlig vernichtet angesehen werden. Schon vor dem Eintritte der Wassersnoth hatte sich hier und da die bekannte Krankheit gezeigt; die Seuche hat indessen keine Zeit gehabt, große Verheerungen anzurichten, denn in Folge des unglücklichen Witterungsverlaufes sind, auf den Höhen wie in den Niederungen, gesunde wie kränkelnde Felder von der Fäulniß ergriffen worden. Auf manchen ist kaum noch eine Spür von dem sichtbar, was auf denselben angebaut war, und in den günstigsten Fällen erwartet man kaum mehr als den dritten Theil des gehofften Ertrages.

Zwar ist, wie bereits oben bemerkt, kein Theil des Regierungs⸗ Bezirkes ganz von der Kalamität verschont geblieben, die über den⸗ selben hereingebrochen ist; am härtesten sind jedoch die Kreise Oppeln, Groß⸗Strehlitz, worden.

Im Kreise Oppeln boten die Feldmarken der an der Oder gele⸗ genen Ortschaften den Anblick eines 9 Meilen langen und Meile breiten Wasserspiegels dar. Die Malapane, die Brinnitze und sämmt⸗ liche Floßbäche waren in reißende Ströme verwandelt. Im ganzen Kreise wurden 57 Ortschaften, die von 40,000 Menschen bewohnt sind, mehr oder weniger überfluthet. Hier wurden namentlich viele Mühlen zerstört oder auf lange Zeit außer Thätigkeit gesetzt. Auch die Hüttenwerke erlitten so große Beschädigungen, daß sie ihre Arbeiten einstellen mußten, wodurch die bei denselben beschäftigten Arbeiter brodlos geworden sind. Aehnliches wird von dem Kreise Groß⸗Strehlitz berichtet, wo namentlich die Gemeinde Klein⸗Sta⸗ nisch am Malapanefluß mit ihren 600 Seelen durch die Wassers⸗ noth in die traurigste Lage versetzt ist. Im Koseler Kreise wurde das ganze weite Oderthal mit seinen zahlreichen Dörfern über⸗ fluthet. Durch die Klodnitz wurden unter anderen die schönsten Gartenanlagen des Fürsten von Hohenlohe zu Slawenczitz vernich⸗ tet. Im Kreise Ratibor hatten die Oder und die Zinna eine außerordentliche Höhe erreicht. In Ratibor selbst wurde die städ⸗ tische Oderbrücke nur durch die größten Anstrengungen gerettet.

Bei der geringen Wohlhabenheit, die durchschnittlich unter den Bevölkerungen dieser Gegenden herrscht, muß sie der harte Schlag, von dem sie getroffen sind, mit verdoppelter Schwere zu Boden drücken; und es läßt sich vorhersehen, daß ohne die wirksamste äußere Unterstützung in großartigem Maße ein wahrer Nothstand unver⸗ meidlich sein wird. (Pr. C.)

Danzig, 20. September. Gestern ist Sr. Majestät Korvette „Amazone“ von der Uebungsfahrt in der Ostsee zurückgekehrt. Ebenfalls ist gestern das Dampfschiff „Nix“ von Swinemünde hier angekommen.

Hannover. Emden, 19. September. Sicherem Ver⸗ nehmen nach soll die Strecke der Westbahn von hier bis Papenburg am 8. November eröffnet werden. (Ostfr. Ztg.)

Frankfurt, 21. September. Der vom 22. bis 26. Sep⸗ ember hier abzuhaltende evangelische Kirchentag scheint in Beziehung auf Theilnahme von außen hinter keinem der früheren urückstehen zu wollen. Die Anmeldungen sind, wie man hört, äußerst zahlreich eingelaufen, und neben denselben rechnet man auf mehrere Hunderte nicht angemeldeter Theilnehmer. (Fr. P. Ztg.)

Oesterreich. Wien, 20. September. Der Hospodar der Walachei, Fürst Stirbey, wird morgen von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen werden. Der Hospodar der Moldau, Furst Ghika, welcher seit einiger Zeit hier verweilt, hatte in den letzten Tagen wiederholt Besprechungen mit dem türkischen Gesandten. Wie verlautet, betrafen dieselben die Rückberufung des Fürsten zur Uebernahme des Hospodariats, und soll diesfalls bereits beschlossen sein, denselben Vorgang zu beobachten, wie bei Rückberufung des Fürsten Stirbey.

Der Adjutant des Fürsten Daniel von Montenegro, Hr. Vie⸗ adinovich, welcher seit Sonnabend hier verweilt, hat, wie von gu⸗ er Quelle verlautet, eine politische Mission. Der Fürst hat näm⸗ ich aus eigenem Antriebe den Wunsch ausgesprochen, daß das bis etzt von Rußland geübte Protektorat an Oesterreich übertragen werde, und Hr. Vieladinovich ist beauftragt und bevollmächtigt, die iesfalls nöthigen Verhandlungen anzuknüpfen. 8

Frankreich. Paris, 20. September. nthält heute folgenden „mitgetheilten“ Artikel: Die ottomanische Regierung hat in dem „Jourual de Constantinople“

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Kosel und Ratibor betroffen

Der „Moniteur“

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wickelung der allgemeinen

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eine Berichtigung des Inhalts veröffentlichen lassen: In der Nummer vom 4. September des „Journal de Constantinople“ befindet sich die brieflich Angabe aus Trapezunt, daß Se. Excellenz Ahmed Vefik Effendi, Gesandter der hohen Pforte zu Teheran, am 25. August in Erzerum angekommen sei nachdem er seine Beziehungen mit der persischen Regierung unterbrochen hatte. Diese Nachricht ist falsch und muß um so mehr förmlich wider legt werden, als die Censur ihre Veröffentlichung verboten hatte. Di sescsn von Ahmed Vefik Effendi eingegangenen Depeschen sind von Teheran eine offizielle Beschwerde an die hohe Pforte gerichtet.

Griechenland. Athen, 15. September. Die alten Kammern sollen ohne neue Wahlen einberufen werden. Die den Russen abgekauften drei in Gravosa abgetakelten Schiffe werden nach Griechenland zugelassen werden. Obgleich die Cholera ver⸗ schwunden, beharrte der französische Kommandant angeblich doch auf seinem Vorhaben, 2000 Mann im Winter hierher zu verlegen Die Königlich griechische Regierung, heißt es, habe dagegen de⸗ monstrirt. Vorläufig ließ man die Sache beruhen.

Türkei. Aus Bukarest vom 13. September wird ge⸗ meldet: Nach Mittheilungen, welche aus Konstantinopel in dem Hauptquartier Omer Pascha's eintrafen, hat sich der türkische Mi⸗ nisterrath entschlossen, die Operationen in Asien auf den sogenann⸗ ten kleinen Krieg zu beschränken, da es bei der Kürze der Zeit zu spät ist, eine zahlreiche regulaire Armee in Asien aufzustellen und andererseits die russische Armee am dortigen Kriegsschauplatze weder zahlreich ist, noch Verstärkungen aus Europa erhalten kann und nach dem in Varna entworfenen Plane durch Schamyl's Kriegs⸗ volk fortwährend beunruhigt werden wird.

Der Einmarsch der österreichischen Truppen in die Walachei ist am 10. September beendet worden. Bis zur Ankunft des Com— missairs, Baron von Bach, werden die Geschäfte durch den ersten Secretair der Kaiserlichen Internuntiatur, Grafen von Ludolf, be⸗ sorgt. Derselbe war in Begleitung des türkischen Commissairs Derwisch Pascha in Bukarest eingetroffen und soll auch später ar der Seite des Kaiserlichen Commissairs verbleiben. Der Ankunf des Fürsten Stirbey wird am 3. Oktober, dem Jahrestage de durch die Türkei erfolgten Kriegserklärung, entgegengesehen. Ome Pascha wird sodann nach Braila abreisen.

Aus Jassy vom 16. September meldet man, daß die Stad von russischen Truppen bis auf ein kleines Detachement und die nicht transportablen Kranken von allen russischen Truppen geräum ist. Die über den Pruth gegangenen Truppen haben am jenseiti⸗ gen Ufer eine befestigte Stellung eingenommen. Von Lipkani bis nach Reni bilden Kosaken die Vorpostenkette.

Direkten Nachrichten aus Odessa vom 12. September z folge, hat sich in der Stellung der feindlichen Flotten bis zun 11. September Abends nichts verändert. Auf der Höhe des Hafen von Lustdorf befinden sich 14 Schiffe, deren Vorhaben aber noch nicht klar geworden. In Odessa hat man mit Abtragung de Dächer von den dem Hafen nahe gelegenen Häusern bereits be— gonnen. Die feindlichen Schiffe treffen noch keine Vorbereitunger zu dem gefürchteten Bombardement, und man giebt sich der Hoff nung hin, daß die Armada ihre Aufstellung plötzlich verändern und in der Richtung gegen die Krim abziehen wird, ohne Odesse angegriffen zu haben.

Feindliche Schiffe stehen bei Kinburn und bei der Insel Ten der nächst Odessa, beiderseits mit Landungstruppen. Die Division des Admirals Lyons steht seit 4. September in der Meerenge von

Kertsch bei Jenikale, wohin am 11. September der linke Flüge

der Armada von der Schlangeninsel mit Landungstruppen abge gangen ist. Eine Landung hat bis zum 12. September an keinen Punkte stattgefunden.

Der jüngst in dem großen Rathe an der Pforte unter den Vorsitze des Großwesirs verlesene (bereits erwähnte) Hattischeri lautet, nach einer Mittheilung im „Pariser Moniteur“, wie folgt:

„Mein würdiger Wesir! Es ist einem Jeden bekannt, daß di Wohlfahrt unseres Reiches, das Gedeihen und das Glück aller unsere Unterthanen stets das Ziel unserer heißesten Wünsche war, un daß, um diese verschiedenen Gegenstände zu verwirklichen, de Tanzimat⸗Hairie verfaßt und verkündet wurde. Zwar haben di Grundsätze der Reform sich befestigt. Aber die Reglements welche deren Folge sind, leiden noch an Unbestimmtheit. Da⸗ durch entstehen in allen Zweigen der Verwaltung Mangel⸗ haftigkeiten und Lücken, und dies sind die Haupthindernisse, welche die Erreichung des wirklichen Zieles hemmen. So ist es nothwendig und unerläßlich geworden, unsere ernsteste Aufmerksam keit dem Mittel zur Heilung eines solchen Zustandes des Zweifels und der Verwirrung zuzuwenden. Nichtdestoweniger muß gesagt werden, daß die Hauptursache der Nichtverwirklichung aller öffentlichen Verbesserungen nichts Anderes ist, als die Bestechlichkeit, und die Erfahrung beweist, daß trotz der größten Anstrengungen kein nützliches Reglement in Anwendung gebracht werden kann, so lange ein so großes Uebel besteht. Es ist also dringend erforderlich, durch den Vollzug eines neuen Gesetzes, welches weder Ausnahmen, noch falsche Auslegung zuläßt, das Mittel zur Verhinderung der Fortdauer eines so tadelnswerthen Zustandes der Dinge zu erlangen. Die volle und ganze Anwendung der Rechtssät durch die Gerichte, die Stärke der Regierung im Lande, die Weiterent⸗ Wohlfahrt und des öffentlichen Gedeihens

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Uebrigens hat der persische Geschäftsträger in dieser Beziehung

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Verbesserung des Looses aller Klassen unserer Unterthanen, dies sind die wichtigen Fragen, welche nacheinander erwogen und erledigt wer— den müssen. Da diese verschiedenen Gegenstände von der höchsten wichtigkeit sind, und da jede Entscheidung in Betreff eines jeden derselben reifliche Erwägungen und eine gründliche Prüfung erfordert, so soll zu deren Erwägung und Regelung ein neuer Rath aus 5 oder 6 unbeschol⸗

die Gerechtigkeit in allen Dingen, die Ordnung in den Finanzen, die

ten und erfahrenen Männern niedergesetzt werden. Dies sind die Punkte, auf welche unsere Wünsche sich hinlenten. Die Religion, der Eifer für das allgemeine Beste und der Patriotismus erheischen, daß ein Jeder mit Hingebung an der Lösung für die öffentlichen Interessen so nützlicher Fragen arbeite. Es wird demnach nothwendig sein, daß die Minister und Beamten, ihren Privatvortheil vergessend, alle ihre Anstrengungen den allgemeinen Interessen widmen, Interessen, an welchen ein Jeder natür⸗ lich seinen Antheil hat. Es werde demnach aufrichtig und getreu mit aller möglichen Aufmerksamkeit und Hingebung an der Organisation der nöthigen Reglements gearbeitet! Der Allmächtige belohne in dieser Welt, wie in der anderen, die, welche mit Eifer und Redlichkeit auf dem Wege, den wir vorgezeichnet, wandeln werden, und er strafe die, welche es wagen würden, von diesem Wege sich zu entfernen! So sei es!“

Nußland und Polen. Aus Warschau wird der „Pr. C.“ unter dem 19. September geschrieben, daß Graf Orloff, Flügel⸗Adjutant des Kaisers von Rußland, und die Gräfin Or⸗ loff, Ehrendame der Kaiserin, dort angekemmen sind. Auch der preußische General⸗Konsul und Legationerath v. Wagner ist daselbst wieder eingetroffen.

Der „Oesterr. Soldatenfreund“ hat Briefe aus Odessa vom gten und 11ten d. M., welche über die Maßregeln der Russen zur Vertheidigung der Küsten des Schwarzen Meeres Näheres berichten. Zuvörderst wird mitgetheilt, daß die Truppen⸗ Konzentrirungen in Podolien und Be ssarabien nun⸗ mehr vollendet sind, und der General-⸗Adjutant Baron von Osten⸗Sacken mit dem Kommando dieser Reserve⸗ Armee betraut wurde. Sie hatte die Bestimmung, der Donau⸗Armee als Unterstützung zu folgen und war Osten⸗Sacken ([Neffe des Feldmarschalls und Kommandanten von Paris aus dem Jahre 1814) bereits mit seinem Hauptquartier in Jassy. Gegen⸗ wärtig zieht derselbe nach Maßgabe, als die Armee des Fürsten Gortschakoff den Pruth passirt und Bessarabien besetzt, zur Verstärkung der Küstenpunkte Cherson und Perekop. Baron Osten⸗Sacken ist unabhängig vom Fürsten Gortschakoff und so wie dieser dem Fürsten von Warschau untergeordnet. Seine Truppen bestehen zumeist aus Rekruten des letzten Aufgebotes, sind aber so ziemlich eingeübt. Nach der Krim, welche den ersten An⸗

griffen der Verbündeten ausgesetzt sein dürfte, vauern die Zuzüge

der Verstärkungen fort; Fürst Mentschikoff, der General en chef daselbst, steht in Verbindung mit Osten⸗Sacken durch regulaire leichte Kavallerie, welche auch längs der Küste bis nach Azow so aufgestellt ist, daß sie in der kürzesten Frist an jedem bedrohten Punkte erscheinen und vereint mit den übrigen Truppen Widerstand leisten kann. ““ 8

An der weiten Küstenstrecke von Noworussosk bis zur Sulina⸗ mündung war bis zum 10ten d. kein Ereigniß von Bedeutung be⸗ kannt geworden. Dagegen hat das zu Astrachan am Kaspischen Meere konzentrirte Armeecorps des oft genannten Generals Pe⸗ rovski, 40,000 Mann stark, bestimmt, im Vereine mit den Trup⸗ pen der Chane von Bokhara und Khiwa längs des Sirdaria oder Djihun, eines nordwestlich in den Aralsee mündenden Flusses (der Orus der Alten) nach Afghanistan vorzurücken, plötzlich Ordre er⸗ halten, in der ganzen Stärke in entgegengesetzter Richtung nach dem Kaukasus abzurücken und befindet sich dasselbe bereits im vollen Marsche dahin. Man will auf diesem Theile des Kriegstheaters mit allen Kräften den Feldzug fortsetzen.

Die 15. Division, zu Kaminiez⸗Podolsk stationirt, hat den Befehl erhalten, nach Taganrog, im Norden des Azow'schen Meeres, in Eilmärschen abzurücken; ingleichen ist den in den Mili⸗ tair⸗Kolonieen des chersoner und kiewer Gouvernements ansässigen Gutsbesitzern untersagt worden, den Hafer zu verkaufen, da das erste Kavallerie-Corps unter dem General der Kavallerie Helfreich dortselbst die Winter⸗Quartiere aufschlagen wird. Dieses Corps steht zur Zeit noch bei der Armee des Generals Osten⸗Sacken und käme durch diese Disposition abermals unter die Befehle seines al⸗ ten Chefs, des Kommandanten der gesammten Reserve⸗Kavallerie, General der Kavallerie Grafen v. Nikitin.

Schließlich berichtet der Korrespondent, daß Fürst Milosch Obre⸗ nowitsch am 8ten d. von Jassy in Odessa eingetroffen ist und den Winter dort zuzubringen gedenkt. Eben so weilt der todtgesagte General Chruleff in jener Seestadt seit dem 41sten d.

Aus Tiraspol vom 11ten d. erfährt das genannte Blatt, daß seitens der feindlichen Admirale der russische Stadtkommandant von Odessa verständigt worden sein soll: es dürften schon näch⸗ stens oder später Kriegs⸗ oder Transportschiffe der großen Armada im Hafen von Odessa beilegen. „Sollten“, heißt es in der betreffenden Depesche, „die russischen Strandbatterieen auch nur einen Schuß auf diese S hiffe abfeuern, so müßte dies als ein Signal betrachtet werden, sofort zur Zerstörung von Odessa zu schreiten.“ Am Schlusse bemerken die Admirale, daß sie

weit entfernt sind, Odessa, die Umgebung und den Hafen als einen

neutralen Punkt zu bezeichnen; denn auf das offensive Verfahre

gegen jene Position habe diese temporäre Maßregel keine Be

ziehung.

Die Voraussetzung, daß nicht Sebastopol allein, sondern auch die anderen russischen befestigten Objekte am Schwarzen Meere de Gegenstand der Operationen der Allürten sein dürften, wird nun mehr von den meisten militairischen Berichterstattern getheilt. Schon jetzt findet sie theilweise darin ihre Bestätigung, daß zufolge de aus Tiraspol hier eingetroffenen Nachrichten auf der Höhe

der Halbinsel von Ober⸗Taurien am Kap Kinburn und längs

der ganzen östlichen Küste der Krim feindliche Kriegsschiffe kreuzen

Nachdem anfangs in diesen Berichten die auf jener Halbinsel

als Besatzung stehenden russischen Streitkräfte sehr unterschätzt wurden, wird jetzt vielseitig behauptet, daß solche aus einer 8 mee von 140,000 Mann bestehen sollen. So weit unsere Berichte reichen, wird wiederholt versichert, daß zur Vertheidigung

dieser Halbinsel seitens Rußlands Alles auf eboten wurde, was

im Bereiche der Möglichkeit war. 1 „Die drei kleinen Dampfer im Azow'schen Meere sind in fort⸗ währender Bewegung, um auf die Küste bei der Einmündung des Salgir und am Cap Kertsch Mannschaft und Kriegsmaterial über⸗ zuführen. An Kavallerie und Fußvolk vürfte dort in der Tha eine Streitmacht in Massen aufgestellt sein;z wir müssen jedoch be— merken, daß der vortreffliche Belagerungstrain im Herbst 1853 un im Frühjahr 1854 in die Donaufürstenthümer dirigirt wurde, un daß die Feldbatterieen, welche dem General⸗Lieutenant Tscheodajeff in der Krim zur Disposition stehen, nicht ausreichen dürf⸗ ten, den schweren Geschützen der Alliirten ernstlichen Widerstand zu leisten. Dänemark. Kopenhagen, 20. September. Ein Gene⸗ ralkommandobefehl vom 19ten d. permittirt die ältere Mannschaft der Truppentheile in Holstein, Schleswig, Jütland und Fühnen. (Tel. Dep. d.

Von dem Rio de la Plata hat die „Pr. C.“

Auf Seeland dagegen findet keine Permittirung statt. Hamb. Corr.) Amerika.

mit der neuesten Post Nachrichten erhalten, die bis in die ersten V Tage des August reichen, jedoch wenig Neues von einiger Bedeu⸗

tung enthalten. Bemerkenswerth ist der abenteuerliche Plan, der zu Parana, der gegenwärtigen Hauptstadt der argentinischen Re⸗ publik, in Anregung gebracht war, eine Eisenbahn⸗Verbindung vo Rosario am Parana⸗Strome aus über die Cordilleren nach Santiago de Chile herzustellen, ein Unternehmen, das an Kühnheit den nord⸗ amerikanischen Riesenplan einer Eisenbahn vom Misstssippi nach Californien noch überbieten würde, dessen Ausführung aber, weni stens vorläusig, offenbar in das Gebiet der Unmöglichkeit gehört, da es sich um nichts Geringeres handelt, als einen 12,000 Fuß hohen Paß zu überschreiten, der fünf Monate des Jahres hindur wegen des Schnees selbst von den Saumpferden nicht passirt wer den kann, welche jetzt die Verbindung unterhalten.

Danzig, Donnerstag, 21. September. (Tel. Dep. d. C. B.) Der „Bulldog“, welcher die vereinigte Flotte am 19. d. bei Ledsund ver⸗ ließ, ist hier eingetroffen, und meldet, daß sich die französische Flotte auf dem Rückwege nach Frankreich befinde. Der „Austerlitz“ war in der Nähe von Stockholm auf einen Felsen aufgefahren, und wa von demselben, nachdem er 21 Kanonen über Bord geworfen, wie der abgekommen.

Paris, Donnerstag, 21. September, Nachmittags. (Tel. Dep d. C. B.) Eine an der Börse angeschlagene Depesche bestätigt die Nachricht des „Moniteur“ von der Landung der Pontus⸗ Expe⸗ dition bei Eupatoria. Nach derselben meldet der französische Ge sandte aus Wien, daß eine Estafette, die am 19ten d. für di österreichische Regierung in Bukarest eingetroffen sei, und die au Konstantinopel vom 16ten d. datire, die mitgetheilten Nachrichten offiziell berichte.

Die Spekulanten hatten von der Nachricht der glücklichen Lan dung einen größeren Erfolg auf die Course erwartet. Die Zproz. eröffnete gegen den gestrigen Börsenschluß nur mit einer Hausse von 65 Centimes zu 75, 50, konnte sich jedoch durch starke Ge⸗ winn⸗Realistrungen nicht auf diesem Stand erhalten, und sank auf 75, 20, zu welchem Course dieselbe bei träger Haltung schloß Consols von Mittags 12 Uhr und von Mittags 1 Uhr waren 9

Marktpreise 1 Berlin, den 21. September.

2. nde: Weizen 3 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 3 Rthlr. gr. pf. Rbeben 9 Rchle. 18 Sgr. 9 Pf, auch 2 Kchlr. 12 Sge. 6 Pf.

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