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Ins Folge des beinahe gänzlichen Verlustes der reichen Aerndte⸗ vorräthe ist an Nahrungsmitteln, namentlich an Kartoffeln und Brodkorn, der drückendste Mangel eingetreten, dem durch die überall gebildeten Unterstützungs⸗Vereine nur sehr nothdürftig abgeholfen werden kann. Die seit Jahren darbende arme Bevölkerung, welche bei der Aussicht auf eine ungewöhnlich ergiebige Aerndte hoffen durfte, durch lohnenden Verdienst und wohlfeile mit demselben in ein angemessenes Verhältniß gebrachte Preise Entschädigung für ihre langen Entbehrungen zu finden, ist jetzt der drückendsten Noth preisgegeben. In dem der Ueberschwemmung anheim gefallenen Theil der Provinz werden viele Jahre dazu gehören, ehe der Besitz⸗ stand, soweit er überhaupt noch erhalten werden kann, im Stande sein wird, sich von den schweren Einbußen zu erholen, die er im vorigen Monate zu bestehen gehabt. Es ist eine schwere Prüfung, welche einer der am reichsten gesegneten Provinzen des preußischen Staates auferlegt worden ist; und welche Opfer auch die bereits in reichem Maße thätige Privatwohlthätigkeit zur Milderung der besonders für den bevorstehenden Winter zu erwartenden Nothstände bringen mag, so wird doch das Gottvertrauen und der Christen⸗ muth der leidenden Bevölkerungen auf eine harte Probe gestellt werden. (Pr. C.)
AuWKWemel erhaͤlt die „Pr. C.“ unter dem 21. d. M. folgende Mittheilungen: „Wir haben hier noch immer Regen und Sturm, welcher gegen Abend an Stärke zunimmt und häufig von Wetterleuchten begleitet ist, obgleich der Thermometer in der Mit⸗ tagszeit höchstens auf 13° Reaumur steigt. Am 18. Abends 6 Uhr mußte die englische Fregatte „Amphion“, des Weststurmes wegen, wieder unter Segel gehen und ist bisher durch das ungünstige Wetter an der Rückkehr verhindert worden. Einige Offiziere und Matrosen sind wieder am Lande zurückgeblieben. — Von den Prisenschiffen sind die „Livonia“ für 5180 Rthlr. und die „Polka“ für 1160 Rthlr. an hiesige Kaufleute losgeschlagen worden. Die elf Lasten große holländische Sloop „Minima“ kam für 300 Rthlr. und deren Ladung für etwa 1600 Rthlr. an einen hiesigen Schiffs⸗ Capitain. Das Vorsteher⸗Amt der königsberger Kaufmannschaft hat das memeler Vorsteher⸗Amt aufgefordert, ein an den Herrn Handels-Minister gerichtetes Gesuch um Wiederaufnahme der Sund⸗ zollfrage zu unterstützen.“
Bremen, 22. September. Heute Mittag ging das Bremer Postdampfschiff „Hansa“ mit 708 Passagieren und werthvoller Ladung von Bremerhaven nach New⸗York ab. (Wes. Ztg.)
Frankfurt, 22. September. Gestern Nachmittag fand wie⸗ der die erste Sitzung der Bundes⸗Versammlung seit deren Vertagung statt, welche indessen nur von kurzer Dauer war. Es erfolgten mehrere Anzeigen und Erklärungen von Regierungen, ins⸗ besondere von Preußen in seiner Streitsache mit Lippe, von Han⸗ nover in der Beschwerdesache der dortigen Ritterschaften, von Ba⸗ den in Bezug auf die Forderung der freien Stadt Frankfurt wegen einer subsidiarischen Rheinoctroi⸗Rente und von Sachsen-Altenburg in der Vereinssache. Endlich erstattete der Militair⸗Ausschuß einige Berichte über laufende Geschäftssachen und der Wittwe eines Offi⸗ ziers der früheren schleswig-holsteinschen Armee wurde eine Pension bewilligt. Die orientalische Angelegenheit ist, wie wir hören, weder zur Verhandlung gekommen, noch ist in derselben eine Vorlage ge⸗ macht worden. (Fr. J.)
— 23. September. Um 9 Uhr begann heute die zweite Haupt⸗ versammlung des Kirchentags, geleitet durch den General⸗Super⸗ intendenten Dr. Hoffmann. Die Frage über die Stellung der Kirche zur bürgerlichen Gesetzgebung in Beziehung auf die Frage über Ehescheidung wurde durch die zwei Vorträge des Referenten und Korreferenten erlerigt, worauf die Abstimmung erfolgte und die ge⸗ wöhnliche Pause 12 Uhr eintrat. Referent Professor Dr. Julius Müller aus Halle bewies in seinem Vortrag, daß die Ehe, nach den Aussprüchen Jesu und des Apostels Paulus eine Einheit sei, welche, wie die Vereinigung von Seele und Leib nur durch den Tod aufgeho⸗ ben werde, so nur durch Gott und nicht durch Menschen gelöst wer⸗ den könne. Wo man von Ehescheidungen spreche, da sei schon Ehe⸗ bruch, also Verbrechen und Sünde vorausgesetzt. Die Staats⸗ gesetze, welche die Ehescheidungen so leicht gemacht, hätten den Boden der heiligen Schrift verlassen. Die Reformatoren hätten
außer Ehebruch noch die böswillige Verlassung als einzigen Scheide⸗ grund aufgestellt; es sei daher wünschenswerth, daß man auf diesen Standpunkt zurückkehre. Der Korreferent, Advokat⸗Anwalt Dr. Theßmann aus Cöln, fügte diesem Referat eine geschichtliche Uebersicht der Ehescheidungsgesetze bei und wies nach, wie in der neuern Zeit die Leichtigkeit der Ehescheidung, namentlich in Frank⸗ reich und Preußen, zugenommen habe. Er betrachtet dieses mit dem Referenten für ein großes Uebel und schließt sich den Anträ⸗ gen des Referenten an, welche von der ganzen Versammlung ein⸗ timmig angenommen wurden und dahin gingen: Der engere Aus⸗ schuß möge (in ihm geeignet erscheinender Weise) 1) die Regierun⸗ gen Deutschlands ersuchen, die Wiederherstellung des Eherechts auf der ursprünglichen Grundlage der evangelischen Ordnung zu be⸗ treiben und namentlich alle Scheidungsgründe, mit Ausnahme der von den Reformatoren aufgestellten, zu verwerfen; 2) die Träger
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des Kirchenregiments veranlassen, die Ablehnungen von Trauungen folcher Personen, welche aus anderen Gründen als den oben ange⸗ sührten, geschieden seien, den Staatsregierungen gegenüber zu ver⸗ treten.
Die Verhandlungen des Kirchentags wurden Nachmittag 12 Uhr in gewohnter Weise wieder aufgenommen. Professor Dr. Steinmeier aus Bonn leitete in mehr wissenschaftlich- theologi⸗ schem Vortrage die Frage über die Rechtfertigung der Kinder⸗ taufe ein. Er stellt folgende drei Sätze auf: 1) die Kindertaufe ist eine mit innerer Nothwendigkeit eingetretene Praxis; 2) in der biblischen Lehre liegt nichts, was die Kinder nicht aufnehmen könnten; gerade an Kindern beweiset sie ihre Wirksamkeit; 3) es entsteht durch die Kindertaufe keine Verpflichtung für das Kind sondern für die Kirche. Daher haben die Baptisten Unrecht, die Kindertaufe zu verwerfen. — Unter den angemeldeten Rednern hatten sich auch Baptisten zum Worte gemeldet; es war indessen vom engern Ausschusse bestimmt worden, daß auf diesem Kirchen⸗ tage, der auf den reformatorischen Bekenntnissen stehe, auf die prin⸗ zipielle Erörterung der Frage nicht eingegangen werden könne. Die Redner gingen daher nur auf Berichtigungen der aufgestellten An⸗ sichten ein. Es wurde beschlossen, daß die Versammlung auf dem reformatorischen Bekenntnisse stehe und da außerdem der Referent seine Theses zurückgezogen hatte, über diesen Gegenstand keinen Beschluß zu fassen. (Fr. P. Ztg.)
Hessen. Darmstadt, 22. September. Als Bevollmächtigte bei der Zoll⸗Konferenz, welche ihre Sitzungen in dem Lokale der Ersten Kammer hält, sind hier anwesend: für Preußen Geh. Ober⸗ Finanzrath von Henning; für Bayern Ministerialrath von Meixner; für Sachsen Freiherr von Schimpff; für Hannover Herr Lang; für Weimar Steuerrath Thon; für Kurhessen Geh. Ober⸗Finanz⸗ rath Duising; für Baden Finanzrath Schmidt; für Nassau Freiherr von Marschall; für Braunschweig Ober-Steuerrath Freiherr von Schmidt⸗Phiseldeck; für Oldenburg Assessor Strackerjan; für Frank⸗ furt Senator Fellner. (Fr. J.)
— 24. September. Die hier versammelte General⸗Konferenz in Zollvereins⸗Angelegenheiten hat sicherem Vernehmen nach, mit Rücksicht auf die fortwährend stattfindende Theuerung den Beschluß gefaßt, daß die Einstellung der Erhebung des Eingangszolls für Getreide, Hülsenfrüchte, Mehl und andere Mühlenfabrikate bis Ende Dezemberdieses Jahres ausgedehnt werde. (Darmst. Z.)
Nassan. Wiesbaden, 23. September, 5 Uhr Morgens. Unser Land erleidet in diesem Augenblick einen großen Verlust. Vor einer Stunde gerieth unser großartiges neues Ministerial⸗ Gebäude in Brand, und es scheint leider in Schutt und Asche zu sinken. Das Feuer hat sich bereits durch fast alle oberen Räume verbreitet; die wenigsten Akten werden gerettet werden. (Fr. J.)
Ein zweiter Bericht vom 23. September, aus Wiesbaden datirt, enthält über das Ereigniß noch Folgendes: Der Brand des Mini⸗ sterial-Gebäudes dauerte bis 7 Uhr Morgens fort. Er entstand durch das Fegen der russischen Kamine am gestrigen Tage. Die meisten Staatsakten mögen wohl noch gerettet sein, viele aber sind beschädigt, weil sie durch die Fenstern herabgeworfen wurden. (Nach einem andern Bericht, den wir so eben erhalten, ist der größte Theil der oberen Stockwerke und des Innern, darunter namentlich der schöne Thronsaal und der landständische Sitzungs⸗Saal, zu⸗ sammengestürzt. Die werthvollsten Akten wurden in der feuerfesten Registratur geborgen. Erst gegen 8 Uhr wurde man des Feuers Hert.
Baiern. München, 23. September. Eine Deputation des Magistrats und der Gemeinde⸗Bevollmächtigten begab sich dieser Tage zu dem Minister⸗Präsidenten Freiherrn von der Pfordten, um zu beantragen, daß die Industrie⸗Ausstellung über Winter ausgesetzt bleiben und mit dem 1. Mai k. J. die Eröffnung der⸗ selben zum zweiten Male erfolgen solle. Den Ausstellern sollten es freistehen, ihre Erzeugnisse hier zu lassen oder zurückzunehmen. Daß die im Glaspalast verbleibenden Gegenstände durch sichere Ver⸗ packung und Aufbewahrung vollkommen geschützt würden, dazu ward von den hiesigen Gewerbtreibenden die thätigste Mitwirlung zugesichert. Die Deputation erhielt jedoch von Sr. Excellenz den Bescheid, daß in Berücksichtigung des bedeutenden Aufwandes eine Verlängerung der Ausstellung Allerhöchsten Orts nicht beabsich⸗ tigt werde, zumal der Zweck der Ausstellung: Konkurs und Prü⸗ fung der deutschen Industrie, vollkommen erreicht sei. (N. C.) Oesterreich. Wien, 22. September. Der Hospodar der Walachei, Fürst Stirbey, wurde gestern Mittags von Sr. Mejestät dem Kaiser in einer besonderen Audienz empfangen, und wird nächster Tage die Reise nach Bukarest in Begleitung des öster⸗ reichischen General⸗Konsuls, Ministerialrath v. Laurin, antreten.
Frankreich. Paris, 22. September. Der „Moniteur“ bringt heute nur die Bestätigung der Landung bei Eupatoria. Erst am 25sten erwartet man Details darüber durch ein Paketboot aus Konstantinopel. 3
Der Generalstab des Expeditionscorps der Ostsee ist aufgelöst, die Brigaden bleiben jedoch unter ihren Generalen, so daß sie sich gleich wieder bilden köͤnnen. 8— 8 8
— 23. September. Der heutige „Moniteur“ veröffentlicht folgende telegraphische Depesche, welche ausführlichere Angaben über die Landung in der Krim enthält: Konstantinopel, 15. September. Ein englisches Schiff kommt aus der Krim hier an. Lord Rag⸗ lan schreibt unterm 12., daß die Küste nicht ernstlich vertheidigt sei und er Vertrauen auf den Erfolg der Landung habe. Das Wetter war schön und dem Unternehmen günstig. Alle Fahrzeuge langten ohne Unfall am Vereinigungspunkte an. Man erwartet deren nur noch wenige. Der Capitain des Schiffes fügte hinzu, daß, als er am 13. Abends nach Konstantinopel aufgebrochen sei, schon drei Regimenter ausgeschifft waren und sich der Stadt Eupa⸗ oria ohne Widerstand bemächtigt hatten, und daß die Lan⸗ dung der ganzen Armee am andern Morgen 20 Seemeilen südlich von dieser Stadt erfolgen sollte. Das Wetter ist hier prachtvoll. Spanien. Madrid, 19. September. Die amtliche Zei⸗ tung enthält heute ein Rundschreiben der Regierung bezüglich der Wahlversammlungen. Diese können sich nur mit Gegenständen be⸗ schäftigen, welche sich direkt auf vie Wahlen besziehen; auch dürfen zu denselben nur wirkliche Wähler, d. h. solche Personen, die wirk⸗ liches Wahlrecht besitzen, zugelassen werden. Diejenigen Kandidaten für die nächsten Corteswahlen, welche in unserer Stadt die meisten Chan⸗ cen für sich haben, sind San Miguel, Dulce, Sevillano, Olea, Perales, Angulo, Moreno, Serrano und Mollinedo. San Miguel ist zum General⸗ Inspektor der Nationalgarde und General Zabala zum General⸗ Capitain von Neu⸗Castilien durch ein Koöͤnigliches Dekret vom 17. September ernannt worden. Der „Espana“ zufolge, ist das Ausschreiben des Grafen von Montemolin, worin er seinen An⸗ hängern große Umsicht und Enthaltung von jeder feindseligen Be⸗ wegung „bis zum Reifwerden des vorgeschlagenen Planes“ empseh⸗ len soll, positiv in Madrid angekommen. Es soll von General Eliot unterzeichnet und in Neapel gedruckt sein. Demselben Blatte zufolge reist in der That der bekannte Cabecilla Marsal an der Küste von Catalonien bei seinen Freunden herum, um sie vom Ergreifen der Waffen abzuhalten. Türkei. Derẽ „Soldatenfreund“ sucht die Operation der vereinigten Flotten und Heere gegen die Krim in folgender Weise zu erklären: „Nachdem sich die aus 563 Schiffen bestehende Flotte der Alliirten auf der Höhe oberhalb der Kilia-Donaumün⸗ dung unweit der serpentinischen Eilande gesammelt hatte, nahm sie am 13ten d. M. bei günstigem Winde ihren Cours gegen die tau⸗ rische Küste. Der linke Flügel hatte Befehl, gegen Cap Baba, der äußerste rechte Flügel gegen das Vorgebirge Chersonnes zu steuern. Die Fahrt ging in dieser Ordnung durch mehrere Stunden unge⸗ stört vor sich; später erhob sich ein Ostwind und Admiral Hamelin gab das Signal, die Schiffe des rechten Flügets gleichfalls gegen Cap Baba den Cours nehmen zu lassen. Nach einer andern tele⸗ graphischen Nachricht hat am 14ten dieses Monats die Ausschif⸗ fung der Landtruppen südlich von Cap Baba unweit von Eupatoria begonnen. Die authentischen Berichte des Marschalls St. Arnaud über diese wichtigen Operationen fehlen; bis zur Stunde weiß man daher hierüber nichts Näheres. Es dürfte aber für die Leser von Interesse sein, zu erfahren, wie es komme, daß die Truppen der Alliirten auf keinen vorbereiteten Widerstand ge⸗ stoßen sind. Dies liegt in dem System der Ve rtheidi⸗ gung. Außer Sebastopo I könnte nicht ein einziges an der taurischen Seeküste situirtes russisches Objekt eine von schwimmenden aus 3000 Kanonen bestehenden Batterieen protegirte Landung ernstlich wehren. Der Admiral und General⸗Adjutant Fürst Mentschikoff läßt daher den Truppen der Alliirten auf allen Küstenpunkten freies Spiel. Auch auf der re von Eupatoria bis Simferopol, dem Sitze des General⸗Gou⸗ verneurs von der Krim, befinden sich wer er künstliche noch natürliche Vertheidigungs⸗Objekte. Unweit Si mferopo aber lagert das russische Kavallerie⸗Corps, während drei Infanterie-Divisionen die Anhöhen (worunter zwei Wasserscheiden) gegen Baktschiserai und Sebastopol besetzt halten. Dieser Rayon ist ein wahres Kriegstheater; man kann die Gegend mit jener von Castiglione delle stiviere vergleichen, wo in allen bisherigen Kriegen der Kampf in Ober⸗Italien ausgefochten wurde. Oberhalb Bakt⸗ schiserat führten die Russen auf einzelne Anhöhen Befestigungen auf, die von den alliirten Truppen mit stürmender Hand zu nehmen sein werden. Fürst Mentschikoff hat aber nur 48 Feldkanonen, welche auf diesen von dem Kloster St. Krim bis Sebastopol sich, Hinziehede Gebirgen vortheilhaft, aber nicht ausreichend placirt sind; mehr wie 8 Stück Feldgeschütz sollen nirgends in eine Batterie 1“ Die russischen Streitkräfte werden sich daher nur auf dis en und auf Sebastopol stützen. Die Instruction, welche Admiral Nachimoff und Kornileff erhalten haben, ist nicht minder wichtig. Bei einer Belagerung von Sebastopol steht der russischen Flotte eine Feg strophe bevor; sie würde entweder von den Alllirten oder vom. en Russen zerstört werden, denn an ein Streichen der Flagge denkt wohl der Admiral Nachimoff nicht. Im Gegentheil, man ist fest überzeugt, er werde als tüchtiger Seemann der feindlichen Flotte im schlimmsien Falle verschiedene Treffen liefern, und dies wird die
1 - 4 2 swur’ Wirkung des großen Drama's, welches so eben im Pontus Euxinus
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auf der regelrechten Ebene.
vor sich geht, noch erhöhen. In Schumla⸗Varna sammelt sich eine ansehnliche Reserve, bestehend aus der 4ten französischen und einer türkischen Division. Die zwei in der Walachei stehenden türkischen Armeecorps dürften schon nächstens in ihre Winterquartiere rücken; ein Ordu wird die Donaufestungen, das andere Varna, Schumla und Rasgrad besetzen.“
Niach Bukarester Berichten vom 18. und 19. September cireulirt das Gerücht, daß Rußland in dem Augenblicke einen Waffenstillstand anbieten werde, wenn der Flotte das Schicksal der Zerstörung unvermeidlich bevorstehen sollte. Die Depeschen, welche Fürst Mentschikoff in neuester Zeit aus St. Petersburg erhal⸗ ten hat, sollen sich in diesem Sinne bestimmt aussprechen. Aus Bukarest vom 19ten wird ferner gemeldet, daß die Avantgarde des am 14. September bei Eupatoria gelandeten Corps von 60,000 Mann durch Prinz Napoleon kommandirt wird, der schon am 14ten September sein Hauptquartier in Szak hatte. Die bei Szak ge⸗ standenen Kosakenpikets haben die Ankunfr des Feindes nicht abge⸗ wartet und sind gegen Simferopol retirirt.
Durch Tataren⸗Post sind in Belgrad Nachrichten vom Kriegs⸗ schauplatze in der Krim vom 15. September eingetroffen. Die Alliirten haben die von Eupatoria nach Simferopol führende Straße in ihrer Gewalt. Die Russen konzentriren sich bei Simferopol, es scheint aber, daß sie keine sehr bedeutende Macht zu Gebote haben. In ECupatoria bleibt bis zum Eintreffen der Reserven ein Detasche⸗ ment von 6000 Mann, die übrigen Truppen nehmen insgesammt an den Operationen Theil.
Berichte aus Varna vom 15. September melden, daß die ersten zwei Dampf⸗Transportschiffe von der großen Armada mit der Nachricht von der glücklich vollzogenen Landung unter dem Jubel der Bevölkerung eingelaufen sind. Die Einschiffung der Reserve Truppen hat sogleich begonnen. Couriere sind sogleich über Kon stantinopel nach Paris und London abgegangen. Auch waren De peschen aus Paris für das Hauptquartier der orientalischen Arme eingelangt, die dem Ober-Befehlshaber die Anzeige überbringen daß von den in Marseille und Toulon lagernden Truppen 10,000 Mann direkt zur Verstärkung der Operations⸗Armee in die Krim abgehen werden und anfangs Oktober deselbst eintreffen. Die Kundschafter der französisch⸗englischen Expedition geben die russische Krim⸗Armee auf nur 50,000 Mann an. Doch sollen Verstärkun⸗ gen vom Norden im Anzuge sein.
Das tunesische Hülfscorps wird direkt nach Cap Baba abgehen und in Varna keine Station machen. Dasselbe ist auch bei den neuen, aus Aegypten erwarteten Auxiliar⸗Truppen der Fall.
Für den Angriff auf Sebastopol von der Seeseite, der anm 20. September erfolgt sein dürfte, sind 8 französische, 8 englisch und 5 türkische Linienschiffe nebst eben so vielen Dampfern bestimmt die am 19. September vor dem Hafen von Sebastopol stehen sollen „Fury“, „Vengeance“ und „Retribution“ kreuzen seit 10. Sep⸗ tember vor Sebastopol. Die auf Kreuzung ausgelaufen gewesenen russischen Schiffe sind am 10. September wieder in den Hafen zu⸗ rückgegangen.
Das Cap Baba bei Eupatoria ist zum Ankerplatze gewählt und mit Anlegung von Befestigungen an der Rhede wurde noch am 14. September begonnen.
Einige Dampfer kleinerer Gattung sind bestimmt worden, im Azow⸗ schen Meere zu kreuzen und auf die dort befindlichen vier Dampfer, welche zum Truppen- und Munitionstransport verwendet werden, Jagd zu machen. Sie dürften bereits an ihrem Bestimmungsorte eingetroffen sein, da sie schon am 9. September die Schlangen⸗ inseln verlassen haben. 8
Ein Bericht aus Konstantinopel vom 11. September meldet, daß vier französisch⸗englische Kriegsschiffe kleinerer Gattung in der Nähe von Jenikale angelegt haben und muthmaßlich die Aufgabe haben, die Durchfahrt in das Azow'sche Meer zu erzwingen und die Verbindung auf diesem Wege herzustellen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. Sep⸗ tember. Nachdem der Kaiser zu Peterhof das Eliten⸗Regiment der Garde und reitenden Grenadiere inspizirt, ist auch dieses sammt Lager und Feldzug ausmarschirt. (Tel. De
Paris, Sonntag, 24. September. (Tel. Dep. d. C. B.) Der heutige „Moniteur“ meldet, daß der Kaiser gestern in Bou⸗ logne eingetroffen sei.
In der Passage eröffnete die 3proz. zu 75, 40, wurde später zu 75, 15 gehandelt, fiel dann auf 75, 05 und schloß zu 75, 10. Die Spekulanten zeigten Vertrauen und, obwohl nur ein geringes Geschäft gemacht wurde, blieben die Course dennoch fest. Paris, Sonntag, 24. September. (Tel. Dep. d. C. B.) Der heutige „Moniteur“ enthält in seinem nichtamtlichen Theile, daß nach den stattgefundenen Besprechungen zwischen Oesterreich, England und Frankreich in Betreff der Besetzung der Donaufürsten- thümer, die Franzosen, Engländer und Türken dieselben gleichfalls
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