1111AAA“*“” E“ von 2326 Mann erforderlich, wogegen für die beiden folgenden Jahre nur die dem Stande von 23,000 Mann entsprechende Er⸗ höhung der Rekrutenzahl einzutreten hätte. Die K. Regierung een jedoch im Hinblick auf die finanziellen Kräfte des Landes sowohl, als in Beachtung des Umstandes, daß sonst eine einzige Altersklasse (1834 — 55) ganz unverhältnißmäßig in Anspruch genommen würde, inen schonenderen und minder kostspieligen Weg einschlagen zu ollen, und hat sich dafür entschieden, die seitherige Zahl von 4000 Rekruten auch für die nächsten Jahre beizubehalten und den Rest auf die Landwehr zu überweisen, welche in diesem Umfange sodann in die Verpflichtung des Kontingentes einzutreten hätte. Die seitherigen Bestimmungen des Kriegsdienstgesetzes wären dahin zu erweitern, das die Landwehr schon im Falle einer Feldaufstel⸗ lung verwendet werden darf, nicht aber erst im wirklichen Kriegs⸗ alle selbst. (Württ. St. A.) Schweiz. Bern, 29. Januar. Es bestätigt sich nach der „Fr. Z.“ das Gerücht, daß Oberst Bontems von England einen Ruf rhalten habe, als General⸗Lieutenant in die zu bildende Fremdenlegion üu treten. Freunde von ihm versichern, daß er die Stelle annehmen werde. Bontems ist bekannt als einer der ausgezeichnetsten eid⸗ enössischen Ofsiziere, der sich auch einer besonderen Popularität erfreut. Sein Austritt aus der schweizerischen Armee wäre ein nicht zu ersetzender Verlust. Wenn es im Widerspruch mit früheren Gerüchten erwiesen ist, daß die französische Gesandtschaft sich in keiner direkten Weise bei den Werbungen betheiligt, sondern solche, die sich bei ihr melden, in die an der Gränze errichteten Depots schickt, so soll sie doch fortwährend mit Offizieren in Unterhand⸗ ung stehen. Auch Ochsenbein's Schwager, der Gerichtspräsident Maurer, hat einen bestimmten Antrag erhalten. 1 4 Die „N. Z. Z.“ meldet dagegen unter dem 30. Januar aus Bern: schen Fremdenlegion mit Brevet eines General⸗Lieutenants ab, weil offene Werbung unmoöglich wäre. Großbritannien und Irland. London, 30. Januar. Aus der gestrigen Sitzung des Unterhauses, die bekanntlich mit der Niederlage der Minister endete und welche ihrem allge⸗ meinen Verlaufe nach bekannt ist, sind noch einige Hauptmomente nachzutragen: Herr Bernal Osborne, der Secretair der Admiralität, schreibt alles Unheil der schlechten Organisation des Armee⸗Ober⸗Kommando’s
der sogenannten Horse⸗Guards zu und tadelt besonders die Art der Be⸗
setzung des Generalstabes und das System des Kaufs der Offiziers⸗ Patente. Er erklärte es fuͤr Unrecht, den Herzog von Neweastle für
verderblichen Folgen eines Systems verantwortlich machen zu wollen, welches vom Unterhause wiederholt sanctionirt worden sei, und äußerte sein Bedauern, daß der Austritt Lord John Russell’'s das Kabinet gesprengt habe. Er seinerseits werde die Mann⸗
chaft des sinkenden Schiffes nicht im Stiche lassen. Herr Henley (Tory
und Handels⸗Minister im Ministerium Derby) erklärt, die Frage sei nicht, ob das bestehende System schlecht sei, sondern ob die Minister verstanden 12-2 dasselbe bestmöglichst zur Anwendung zu bringen. Er tadelte be⸗ onders die Admiralität wegen der schlechten Leitung des Transportwesens und sprach sich für den Roebuck'’schen Antrag aus. Admiral Berkeley vertheidigte die Admiralität und Major Beresford (Tory und Kriegs⸗ Secretair im Ministerium Derby) nahm sich des in der Armee herrschen⸗ den Systems gegen die Angriffe des Herrn Osborne an. Zugleich suchte er den Vorwurf zu widerlegen, als vernachlässige Lord Raglan die Sol⸗ daten, und behauptete, daß die Krim⸗Expedition gegen den Willen und Wunsch des Oberbefehlshabers unternommen worden sei. Sir Francis Baring (Whig, früherer Kanzler der Schatzkammer und erster Lord der Admiralität) sprach sich geßjen den Antrag aus, da eine Spezial⸗Comité ur Untersuchung des Zustandes des Heeres das Uebel nur vermehren
könne. sugleic aber tadelte er aufs schärfste den Grafen von Aberdeen, daß derselbe nicht schon im November den Rathschlägen Lord John Russell's Gehör gegeben, sondern seinen Privat⸗Neigungen den Sieg über as Interesse des Landes, das Heil der Armee und die Ehre unserer
Verbündeten habe davontragen lassen. Sir E. Bulwer Lyt⸗ on verbreitete sich über die schlechte Leitung des Krieges, wobei er be⸗ sonders die Unbesonnenheit hervorhob, mit welcher man sich ohne alle
nöthigen Vorkenntnisse auf die Krim⸗Expedition eingelassen und durch
Schonung Odessa's, des Hauptdepots für das russische Heer in der Krim,
den Unsinn noch gesteigert habe. M
Nach ihm nähm der Kansser der Schaßkammer, Herr Gladstone,
das Wort. Er hob zunächst die Bedeutung des gegenwärtigen Moments ervor, in welchem nicht nur die Existenz des Ministeriums in Frage ehe, sondern auch das Wohl des Heeres und das kostbare verfassungs⸗ mäͤßige Recht des Unterhauses, in großen Kalamitäten die Lage der Dinge
vor sein Forum zu ziehen, in Betracht komme. Dann wandte er sich zu dem Austritte Lord John Russells aus dem Ministerium. Er bestritt, daß man darin den Beweis für die Behauptung erblicken könne, das
Ministerium sei nur eine Coalition von Interessen, nicht von Ideen ge⸗ wesen. Die öffentliche Meinung werde ein minder ungünstiges Urtheil
über das Ministerium fällen. „Diejenigen“, sagt er, „welche die Erläu⸗
terungen Lord John Russells gehört haben, könnten glauben, daß mein edler
Ee. seine Entlassung eingereicht habe, weil die von ihm zu geeigneter eit gemachten Vorschläge wegen einer Kabinetsveränderung nicht genehmigt worden seien. Nun erlaube ich mir aber, zu erklären, daßz diese Ansicht urch die Thatfachen nicht gerechtfertigt sein würde. Als mein edler Freund seine Entlassung eingab, wußten wir gar nicht, daß zwischen
uns und ihm eine Meinungs⸗Verschiedenheit über die Kriegsfrage ob⸗
Bontems lehnt das anerbotene Kommando einer engli⸗
walte. Er hat Ihnen gesagt, daß er von Lord Aberdeen die Erset F“
8 des Herzogs von Newcastle als Kriegs⸗Minister durch Lord Palmes ung efordert und daß Lord Aberdeen aus persoͤnlichen Beweggründen vton
—5 abgelehnt habe, worauf dann hier im Hause gesagt . ist, Lord Aberdeen hätte das Interesse des Landes über seine persöͤnli 8 Rücksichten setzen müssen. Nun ist es aber nicht im Allermindesten chen persönlichen Rücksichten geschehen, daß Lord Aberdeen sich geweigert bas dem 5 g des edlen Lords zu aen Der Vorschlag wurde 8 29. November gemacht, als in dem Publikum nicht die mindeste Unzufriedenhen mit dem Verhalten des Kriegsministers obwaltete. (Widerspruch.) 5 will noch mehr sagen, denn ich moͤchte nicht den Schein haben, dicoch Geschrei nachzugeben. Damals hatten die Bestrebungen meines edln Fes des Herzogs von Neweastle, die Expedition zu organifiren das ebhafteste Lob des Landes sich erworben. Das war nicht nur die An⸗ sicht des Landes, sondern meines edlen Freundes (Lord John Russell selbst, der noch zu Anfang Novembers in einem Schreiben an den 86 zog von Neweastle denselben wegen seines Verhaltens beglückwünscht und demselben gesagt hatte, er habe das Möglichste geleistet. Am 3. Dezem⸗ ber schloß die Korrespendenz mit Lord Aberdeen, ohne daß dieser demn Vorschlage beigetreten war. Aber von senem Zeitpunkt bis zum Tage der Eröffnung des r ist eine Lücke, welche ausgefüllt werden muß, Ich glaube, sagen zu dürfen, daß in dieser Zwischenzeit mein edler Freund seinen Antrag zurückgezogen hat. Am 3. Dezember war er der Meinung, daß der Posten des Kriegssecretairs aufgehoben und mit dem Amte des Ministers des Innern verbunden werden müsse. Am 12. De⸗ zember trat das Parlament zusammen und entspann sich eine Debatte über die Adresse. Am 16ten kam das Kabinet usammen, um die im Laufe der Session zu behandelnden Maßregeln zu ' und bei dieser Gelegenheit erklärte der edle Lord auf eine Anfrage Lord Aberdeen's seine Ansichten in Betreff des Kriegsministeriums haben sich geändert. (Hört!) Er schrieb diese Meinungs⸗Aenderung einer Unterredung bei welche er mit einer hochgestellten, sühr wohl im Militairfach bewanderten und der Militair⸗Reform ergebenen Persoͤnlichkeit gehabt habe. Durch diesen Freund sei er überzeugt worden, daß der Zeitpunkt für Reformen nicht gelegen sei. 8,27 Nun, daraus geht hervor, daß alle Kollegen des edlen Lords den Vorschlag als definitiv aufgegeben angesehen haben. Im folgenden Monat kam nichts vor, was zu einer Meinungs⸗Aenderung hätte Anlaß geben können, denn es fanden mehrere Kabinets⸗Conseils statt, in welchem ein Vorschlag wegen Einrichtung eines Bureau's für das Kriegs⸗ wesen discutirt wurde. Der edle Lord kündigte damals Amendements an, ohne sie jedach vorzulegen; mein ehrenwerther Freund, der Kriegs⸗ Secretair, hat dieselben aber gesehen und annehmbar befunden. Aus allem diesen geht hervor, daß, wenn man es tollkühn finden mag, daß die Minister dem Votum des Hauses die Spitze zu bieten versuchen, nach⸗ dem sie der Stütze und des Talents meines edlen Freundes beraubt wor⸗ den sind, man nicht vergessen darf, daß wir bis zum Dienstag Nichts da⸗ von wußten, daß der edle Lord die Absicht habe, 2— entschlafene Pro⸗ position wieder in’'s Leben zu rufen, oder daß zwischen ihm und uns ir⸗ end eine Meinungs⸗Verschiedenheit über die Militair⸗Angelegenheiten estehe. Wenn man nun findet, daß es der öffentlichen Meinung Troß bieten heiße, wenn wir. ohne Systemwechsel und unserers Führers beraubt, das Votum des Hauses herausfordern, so möge man doch erst bedenken, in welcher Lage sich das Ministerium am Mittwoch und Don⸗ nerstag der vorigen Woche befunden hat. Diese Lage war zweifelsohne eine unangenehme. Der Wind, der von der Oppositionsseite her blät ist nicht immer angenehm, aber ich muß gestehen, daß der Wind, der von dem ehrenwerthen Mitgliede für Aylesbury (Layard) zu uns herüberweht, der schärfste und unangenehmste von allen ist. (Große Heiterkeit.) Mein einziger Trost ist der, daß, wenn er uns jeßt hart trifft, wo er uns angreift, er eben so hart traf zur Zeit, we er uns vertheidigte. Aber das Haus wird zugeben, daß Diejenigen, welche die Verantwortlichkeit für die Geschäfte tragen, sich nicht um die Annehmlichkeiten ihrer Lage zu bekümmern haben. Das gilt für ge⸗ wöhnliche Zeiten und um so mehr für schwierige, wie die jetzige. 9 handelt sich also darum, zu wissen, was wir zu thun haben. Sollten wir einen Portefeuille⸗Wechsel vornehmen, um uns Popularität zu er⸗ kaufen? Ich glaube, daß wir uns dadurch beleidigendem Argwohn aus⸗ gesetzt hätten. Wir hätten den Schiffern geglichen, welche im Sturme mit den Göttern feilschen. Es ziemt der Würde der Regierung nicht, dem Hause der Gemeinen Konzessionen zu machen. (Hört!) Es hätte der Würde des Hauses nicht geziemt, solche Konzgessionen anzunehmen. (Beifall.) Es handelte sich also nur darum, ob wir zurücktreten oder der Gefahr die Brust bieten sollten. Es find Viele unter Ihnen, vielleicht ist es die Mehrzahl, welche ent⸗ schlossen sind, heute Abend ein Tadels⸗Votum gegen die Regierung abzu⸗ geben, aber ich bin überzeugt, daß sich Niemand unter Ihnen befindet, der nicht bereit wäre anzuerkennen, daß es das Recht des Kabinets war, welches bis dahin die Angelegenheiten geleitet hatte, nicht vor einem Tadel zurückzuweichen, 2 ehe er ausgesprochen worden. (Lebhafter Beifall.) Es wäͤre zugleich tollkühn und ungeeignet gewesen, uns zurüc⸗
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zuziehen, bevor wir die Sentenz vernommen hatten, und wenn wir uns
schon bei der Ankündigung des Antrages zurückgezogen hätten, so frage ich, welches Urtheil wohl die Nachwelt in Betreff unserer Handlungen abgegeben, welche Grabschrift sie auf unsere Grabstätte gesetzt haben würde Hätte ich die Grabschrift zu wählen gehabt, sie wäre die folgende gewesen: „Hier liegt die unwürdige Asche einer Regierung, welche England im Frieden gefunden und im Kriege verlassen hat; welche die Vortheile der Ma genossen und den Scepter geschwungen, so lange ihre Existenz nicht ge⸗ fährdet war. Sie hat einen Sturm gegen das Land aufsteigen sehen, die Klagen der Todten und der Verwundeten im Orient ehört. Das hat sie nicht gerührt; aber als das Mitglied für Sheffield die Hand erhob, um den Stein auf sie zu werfen, als er das schuldige Gewissen Minister bedroht hat, da haben sie sich der Züchtigung entziehen wollen und sind ihrer Pflicht entflohen.“ (Anhaltender Beifall.) Herr Glad⸗
stone ging dann auf die Beleuchtung der Frage über den Zustand des
NA ber und suchte nachzuweisen, daß derselbe - ger Krim eiffen sei, denn Kleidung und Hütten zum
Svene ekommen und die Krankheiten vermindern sch; bald in Angriff genommen werden und Ge⸗
habe Lord Raglan eine Anzahl französischer
r Disposition gestellt, um den Engländern den Dienst
8 Fgraͤben u erleichtern, so daß den letztern dadurch eine Ver⸗ 88½ 4 — 5000 Mann zugekommen sei. Was die Zahl der dienst⸗ ftrtung vrit rruppen betreffe, so belaufe fie sich auf 28,000 Mann, schtigen von der 3 — 4000 Mann starken Matrosen⸗Brigade. Daß dessen⸗ 8 die Lage der Dinge in manchen Beziehungen wirklich schreck⸗
d herzzerreißend sei (wie Lord John Russell sie bezeichnet hat),
19 8 icht in Abrede stellen, aber es komme jetzt darauf an, den Ur⸗ asse
sich ni lebel, die unvermeidliche sücen nachzuforschen und zu sehen, wo das Uebe ung Das
ieges, wo es in menschlichen Fehlern begründet ist. solge 2. 1 den sparsamen Verwendungen auf das Heer und die die ürsa Friedenszeiten liegen, könne er nicht zugeben, denn ein Kriegs⸗ ssotte 61 14 Millionen für den Friedens⸗Etat sei bedeutend genug. udget gadsone bestritt alsdann, aß das Klima in der Krim so 1, daß man schon aus diesem Grunde die Expedition gegen unterlassen müssen; daß man Odessa nicht genommen
erklärte er ebensowohl fen 1141“*“
im Umstande, daß man die Sta och nicht gegen die itte behaupten können; daß Fehler in der Leitung des Kriegs⸗
Russen h * bere ts d inisteriums vorgegangen seien, gab er zu, hob aber an ererseits ie ee erlei Verbesserungen hervor, welche in den Details der Ausrüstung Organisirun des Heeres neuerdings vorgenommen worden sind; ue die Verproviantirung des Heeres nicht vernachlässigt worden sei, leweisen die in Balaklava aufgespeicherten Vorräthe und es sei nicht b- Schuld des ve eeeeesn. 85 egches nüche 1 wenn man aber verlange, daß Lor aglan, weil de 8⸗ 228 zwischen Balaklava und dem Lager sich nicht mit Leichtigkeit bewerk⸗ stelligen lasse, zurückberufen werde, so verlange man etwas, was die Re⸗ jerung in Betracht der glänzenden, von Lord Raglan geleisteten Dienste gicht shun könne, ohne eine Ungerechtigkeit zu begehen und was die öffent⸗ liche Meinung, wenn es geschehen wäre, am Schärfsten getadelt haben würde. Schließlich kam Herr Gladstone nochmals auf den vorliegenden Antrag selbst zurück und suchte dessen Unzweckmäßigkeit und Verfa ungs⸗ widrigkeit 1.h. Sgs. ;8. Annahme desselben werde nur den Feinden öEnglands Freude bereiten koͤnnen. . 8 err Hisraeli sprach sich darauf in längerer, zum Theil vehemen⸗
ter nre für den Antrag aus, von dem er Saupiels, daß er bei der Ebidenz der Thatsachen gar keiner Motivirung bedürfe, zumal nachdem Lord John Russell bereits den Antrag auf eine so bemerkenswerthe Weise für unwiderleglich erklärt habe. Der Redner wandte sich beson⸗ ders gegen Herrn Gladstone, der selbst zugegeben habe, daß ein großer weil des Heeres umgekommen sei, und da das Kriegs⸗Ministerium bedeutende Fehler gemacht habe, und fragte, ob nicht schon in die⸗ sen Eingeständnissen ein hinreichender Grund für die Untersuchun liege, eine Untersuchung, welche nur zu ergründen bezwecke, o das, was geschehen, seinen Anlaß in der schlechten Berwaltung des Kriegs⸗Ministeriums habe. Die Untersuchung, wenn sie einen Nutzen 1- solle, müsse aber jetzt erfolgen und köͤnne nicht etwa bis nach tendigung des Krieges verschoben werden, der zwanzig Jahre dauern könne. Die Einwendungen, daß in der Motion ein Tadel gegen Lord Raglan liege, daß der Antrag verfassungswidrig sei, suchte Herr Disraeli ausführlich zu widerlegen und betrachtete die Motion dann aus dem Gesichtspunkte eines Mißtrauens⸗Votums gegen das Ministerium, wobei er mit bieler Schärfe und bitterer Ironie, nachdem er dagegen protestirt atte, daß man den Herzog von Neweastle zum Sündenbock für das Ka⸗ inet mache, das Verhalten des Coalitions⸗ Ministeriums während des Krieges zum Gegenstande seines Tadels machte. Man habe Unrecht, meinte er, die gemachten Fehler dem schlechten Systeme aufzubürden, denn dieses öhstem habe in Hütere Zeiten vielfach Großes geleistet, aber freilich sei ts damals von fähigen Händen gehandhabt worden. Obgleich Herr Disraeli den Herzog von Neweastle nicht zum Sündenbock für Alle gemacht wissen wollte, so stellte er dessen Unfähigkeit doch als besonders groß dar und aapoß seinen Zorn über ihn, den b. 8⸗ sechen Sev. g. er großen konservativen Partei, gegen die derselbe eine Bitterkeit un Hoppelzüngigkeit kund gegeben habe, daß es schwer werde, dessen jetzt selbst in der großen Bedrängniß, in der er sich befinde, nicht zu gedenken. Zum Schlusse wandte sich Herr Disraeli noch gegen Lord John Russell, don dessen Verfahren er sagte, daß man es im 18ten Jahrhundert als iine ‚unmoralische Intrigue“ bezeichnet haben würde und machte bei der helegenheit nochmals seinem Eifer gegen das Coalitions⸗Ministerium als solches Luft, wobei er indeß vorsichtigerweise bemerkte, daß man gegen die Coalition von Mitgliedern verschiedener Parteien zu nem Ministerium nichts einwenden könne, wenn sie über ge⸗ visse politische Fragen dieselben Ideen vollkommen theile. Das aber bei dem Ministerium Aberdeen nicht der Fall ge⸗ wesen, denn dieses habe durchaus nichts weiter bezweckt, als die Erhal⸗ vng des Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Parteien. Was die vor jegende Motion betreffe, so sei ihm persönlich der Ausgang derselben gültig, aber er wolle verhindern, daß England von der Höhe der Nacht herabsinke, auf welcher es noch vor einem Jahre gestanden habe und deshalb gebe er sein Votum gegen das Ministerium, das alles Ver⸗ auen verloren habe. Lord John Russell erhob sich darauf, um be⸗ merklich zu machen, daß Herr Gladstone die Umstände, von denen die Lorrespondenz zwischen ihm und Lord Aberdeen begleitet gewesen sei, vollständig mitgetheilt habe und daß dieselben daher eine an⸗
dere Auslegung zulässig machen, auf die er indeß eingehen wolle, üum alsdann nur gegen Disraeli's Insinuationen einer von ihm gespielten „unmoralischen Intrigue“ zu protestiren, wobei er, nach inweisung auf Vorgänge unter anderen Ministerien, besonders darauf Gewicht legte, daß Lord Aberdeen auf sein (Lord John Russell’s) aus
1“
drückliches Verlangen, die Korrespondenz dem Herzog von Neweastle mit⸗ E habe, über dessen Unfähigkeit sich Lord Fohn Russell bei dieser ele r ziemlich ohne Umschweife aussprach. Nach Lord John Russell sprach ord Palmerston gegen den Antrag, ohne jedoch in der Sache be den schon von Herrn Gladstone vorgebrachten Argumenten etwas Wesentliches hinzuzufuͤgen. Mit Herrn Disraeli stimmt er darin über⸗ ein, daß das einistereum als solches, nicht ein einzelnes Mitglied des⸗ 8 selben, für die begangenen Fehler verantwortlich gemacht werden müsse. Der Schilderung, welche Herr Disraeli von dem Charak⸗ ter des Coalitions⸗ Ministertums gegeben hat, widersprach er, erklärt aber zugleich, daß, seiner Ansicht nach, unter den gegenwärtigen Umstän⸗ den ein anderes als ein Coalitions⸗Ministerium gar nicht möglich sei. Vor dem Schlusse seiner Rede wandte er sich an das Haus und äußerte mit vielem Nachdruck seine Erwartung, daß, welches auch der Ausgang der Minister⸗Krisis sein möge, das Haus das künftige Ministerium kräftig “ werde, damit dasselbe, dem übereinstimmenden Willen des anzen Landes gemäß, den Krieg auf das Energischste fortführen könne, is ein völlig sicherstellender Friede erlangt sei. Der Herzog von Cambridge ist heute in London einge troffen.
— 1. Februar. Der Dampfer „Mercury“, von Bordeaux nach
London mit Wein und Branntwein beladen, ist untergegangen
Die auf demselben befindliche Mannschaft hat sich gerettet. (Tel. Dep.) Es ist Thatsache, heißt es in einer telegr. Dep., daß Lord Derby mit der Bildung des Ministeriums beauftragt ist, und da derselbe die Bildung übernommen hat, und weiterhin meldet eine andere Depesche: Der so eben erschienene „Globe“ sagt: Wir glauben uns zur Vermuthung berechtigt, eine Erklärung im Par-⸗ lamente werde heute Abend lauten, daß Lord Derby's Versuche zur Bildung eines Ministeriums gescheitert, und daß derselbe seine Bemühungen nicht fortsetzen will. Der „Globe“ glaubt ferner, Ende dieser Woche würde ein Ministerium mit Palmerston und Lord Grey als Hauptmitglieder gebildet sein. Aus Malta, den 24. Januar, wird dem „Moniteur“ g schrieben: Dreißig Fahrzeuge, Segel⸗ und Dampfschiffe, beladen mit Munition und Lebensmitteln für die alliirten Armeen in der Krim sind in unferm Hafen vom 19. bis zum 23. Januar vor Anker ge⸗ gangen und haben darauf ihre Fahrt nach dem Kriegsschauplatz angetreten. 1 Frankreich. Paris, 31. Januar. Der heutige „Moni⸗-⸗ teur“ veröffentlicht in seinem amtlichen Theile eine unter dem 27. Jan. abgeschlossene Post⸗Convention zwischen Frankreich und Schweden, wonach vom 1. Februar d. J. ein regelmäßiger und wiederkehrender Austausch von Depeschen zwischen der französischen und schwedischen Postverwaltung stattfindet. Mittelst derselben werden gegenseitig Briefe befördert und zwar auf dem Postwege durch Preußen. Das Porto beträgt für den einfachen Brief einen Franken. Der neue Postvertrag besteht aus achtzehn Artikeln. 88s Spanien. Der zum Präsidenten der Cortes gewählte Prä⸗ sident General Infante hat 134 Stimmen gegen 92 erhalten, welche letztere auf Olozaga fielen. 8 Italien. Das Turiner Blatt „Il Piemonte“ veröffent⸗ licht den Wortlaut der Finanz⸗Convention, die von Sardinien mit Frankreich und England abgeschlossen ist: 88 8e Art. 1. Ihre Majestät die Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland verpflichtet sich, ihrem Parlament an⸗ zuempfehlen, sie in den Stand zu setzen, Sr. Majestät dem Könige von Sardinien vermittelst einer Anleihe die Summe von einer Million Pfund Sterling vorzuschießen, von denen fünfhunderttausend Pfund von Ihrer Majestät, sobald das Parlament seine Zustimmung ge⸗ geben hat, ausbezahlt werden, und die andern fünfhunderttausend Pfund sechs Monate nach der Auszahlung der ersten Summe. Ihre großbritannische Maäjestät verpflichtet sich ferner, ihrem Parlamente zu empfehlen, sie in den Stand zu setzen, falls der Krieg nach Ablauf von 12 Monaten nach dem ersten Zahlungstermine der oben erwähnten Anleihe noch nicht beendigt ist, dem Könige von Sardinien in denselben Verhältnissen eine Summe von einer Million Pfund Sterling vorzuschießen. 1 Art. 2. Die für genannte erste und zweite Anleihe von der sardi⸗ nischen Regierung zu zahlenden Zinsen betragen⸗ 4 Prozent jährlich, 3 Prozent als Zinsen, 1 Prozent zum Tilgungsfonds. Besagte 2 insen werden von dem Tage ab gerechnet werden, an welchem die Ausza lung der Anleihe oder der Anleihen stattgefunden haben wird; die erste Zah⸗ lung geschicht vierzehn Tage nach dem Ablaufe von sechs Monaten nach der Auszahlung der ersten Anleiherate und so ferner. 1 Art. 3. Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Ir⸗ land übernimmt den unentgeltlichen Transport der sardinischen Truppen. Art. 4. Die gegenwͤrtige Convention wird ratificirt und die Ra⸗ tificationen werden so bald wie möglich in Turin ausgewechselt Ueer Zur Beglaubigung dessen haben die beiderseitigen Bevollmächtigten die gegenwärtige Convention unterzeichnet und ihre Siegel beigesetzt. Geschehen zu am 26. des Monats Januar im Jahre der
. 88 3. (gez.) Cavour. Hudson.
Türkei. Ueber Triest, den 31. Januar, erhält die „A. A. Z.“ folgende telegraphische Mittheilungen: Corfu, 28. Januar. Vorgestern ist das schottische Regiment Nr. 71, mit einem Theil des 34sten Regiments, auf dem Dampfer „Medway“ nach der Krim abgesegelt und gestern die österreichische Fregatte „Schwarzenberg“ aus Triest angelangt. Trapezunt, 4. Januar. Der britische Konsul hat
den Gouverneur zur Verkündigung des Fermans gegen den Sklaven⸗
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