1855 / 123 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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können, oder, wenn im Falle geschehener Bestellung, das Bestellgeld

(resp. Land⸗Briefbestellgeld) auch nicht im Wege der Execution von dem Adressaten zu erhalten ist. Von dem Herrn Justizminister

stehend abgedruckte allgemeine Verfügung vom 12. Marz d. J. (a)

an die Köͤniglichen Gerichtsbehörden erlassen worden. 16

Berlin, den 19. Mai 1855. 8 Der Minißer für Handel, Gewerbe und öffentliche Ang

AUenn

In Folge eines zwischen dem HKerrn Minister für Ha und oöͤffentliche Arbeiten und dem Justiz⸗Minister uüͤber die Beförderung und Insinuation gerichtlicher Erlasse durch die Post getroffenen Ueber⸗ einkommens ist auf Grund der gesetzlichen Vorschriften,

richtskosten⸗Tarifs vom 10. Mai 1851 und §. 57. des Posttax⸗Regulativs vom 18. Dezember 1824 bvon dem genannten Herrn Minister an die Post⸗

x die nachstehend abgedruckte Verfügung erlassen worden, durch w

die mittelst der allgemeinen Verfügun wedc. ütann Instruction über die postamtliche Insinuation gerichtlicher Verfüuͤgungen in einigen Punkten modifizirt wird. Die Gerichts⸗Behörden haben von dem Inhalte jener Verfügung Kenntniß zu nehmen und dabei Folgendes zu beachten: 1) Die Einziehung des Bestellgeldes von den Adressaten ist lediglich Sache der Post⸗Behörden und es findet eine Zahlung des unbe⸗ icchtigt gebliebenen Betrages aus der gerichtlichen Salarien⸗Kasse iihn keinem Falle statt. 2) Von der Fastnuation durch die Post bleiben auch ferner aus⸗ geschlossen: h der Kurrenden, p„) die Verfügungen, welche an Personen am Sitze des Ge⸗ richts adressirt sind, ohne Unterschied, ob es auf die Be⸗ a. schaffung eines Behändigungsscheins ankommt oder nicht. Aunußerdem sind fortan ausschließlich durch die Boten der Gerichte zu behändigen: . 922,s i6 t Verfügungen und Vorladungen in Armen⸗ und Offizial⸗ Sachen, namentlich die gerichtlichen Erlasse in zaseemößen den

Vormundschafts⸗Sachen innerhalb des Bezirks des absendenden 8 Gerichts, so wie ferner Haz] diejenigen Verfügungen, deren Infinuation mit der Einziehung

gerichtlicher Kosten verbunden ist, ebenfalls innerhalb des ge⸗

dachten Bezirks. 3) In allen übrigen Fällen sind die gerichtlichen Verfügungen und Ausfertigungen, wie bisher, durch die Postämter insinuiren, so weit es die NZsteigrichnmgen gestatten. Jedoch bleibt es dem

Ermessen der Gerichte überlassen, in einzelnen, vorstehend nicht gedachten Fällen die Insinuation innerhalb ihres Bezirks durch ihre Boten bewirken zu lassen, wenn sie dies aus besonderen Gründen für zweckmäßig erachten.

4) Den Zeugen und Sachverständigen ist das bei der postamtlichen v der an sie erlassenen Vorladungen verausgabte Be⸗ stellgeld auf ihr Verlangen gleichzeitig mit der Vergütung der Reise⸗ und Zehrkosten für Rechnung der kostenpflichtigen Parteien zu erstatten. Die Vexrechnung der erstatteten Beträge findet in diesen Fällen in derselben Weise, wie die der Zeugen⸗ und Sach⸗ verständigen⸗Gebühren statt. be“

X“ (gez.) Simons ͤ111ö11A1X“; va. 48 Iw S sämmtliche Gerichts⸗Behörden, mit Ausschliuiuses derer im Bezirke des Appellationsgerichts⸗ 1 1 hofes zu Cöln. 11“ 8 Justiz⸗Ministerium. 4 L11114“*“ ¹

A.n.

Der bisherige Regierungs⸗Assessor Pilet zu Posen ist zum Rechtsanwalt für den Bezirk des Kreisgerichts zu Schrimm, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Schrimm, und zugleich zum No⸗ eene im Departement des Appellationsgerichts zu Posen ernannt

worden e“ 1

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Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

8 n58 edesa⸗ - % ꝛc. Bourscheid zu Ißum ist zum Kreis⸗Wundarzt des Kreises Geldern, Regierungs⸗Bezirks Düsseldorf, ernannt worden, 8S. ;

Angekommen: Se. Excellenz der Katserlich franzoͤst Staete-ensies Scän. von Ront. secich Fechegsc⸗ der General⸗Major und Inspecteur der Artillerie⸗Werkstä *0-⸗ ze 2 Insp illerie⸗Werkstätten, er Chef des Ministeriums für die landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten, Unter⸗Staats⸗Secretai 1. 88 Previns gese⸗ Secretair Freiherr von Manteuffel,

ist in Folge des getroffenen Uebereinkommens die, zur Kenntnißnahme der voe-A nach⸗

Gewerbe

§. 67. des Ge⸗

vom 30. November 1852

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z 8e 8272 Se. Durchlaucht der Prinz Ernstvoneiningen na anzig. 8 Der General⸗Major und Commandeur der 21 1ten Infanterie⸗ Brigade, von Hann, nach Böhmen. —“

Berlin, 29. Mai. Se. Majestät der König haben Aller⸗ znadig geruht: dem General⸗Adintanten und Gouverneur von uremburg, General⸗Lieutenant von Wedell, die Erlaubniß zur Anlegung des von Sr. Majestüät dem Könige der Niederlande ihm verliehenen Großkreuzes vom Orden der Eichenkrone zu ertheilen.

Preußen. Charlottenburg, 29. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten während der beiden Fest⸗ tage dem Gottesdienste in der Schloßkapelle bei, welchen die Hof⸗ prediger von Hengstenberg und General⸗Superintendent Dr, Hoffmann abhielten.

Heute früh haben Ihre Majestäten Sich nach dem Schlosse Sanssouci begeben.

Memel, 24. Mai. Das Kriegs⸗Dampfschiff „Basilisk“, Ca⸗ pitain Jenner, ist heute früh wieder auf unserer Rhede angekommen und dort vor Anker gegangen. (Osts. Z.)

Danzig, 25. Mai. Gestern mit dem Abendzuge traf Seine Königliche Hoheit Admiral Prinz Adalbert hier ein. Heute früh nach 9 Uhr fuhr Hchstderselbe mit dem Contre⸗Admiral Schröder und Capitain zur See Donner nach Neufahrwasser zur Besich⸗ tigung der im Hafen liegenden Kriegsschiffe. Zuerst bestieg der Prinz den am diesseitigen Ufer liegenden „Merkur“, das Stations⸗ schiff der Schiffsjungen, und ließ dieselben einige Exerzitien machen. Von dort fuhr Se. Königliche Hoheit nach der jenseits an der Steinmoole liegenden Korvette „Amazone.“ Nach kurzem Verweilen auf diesem Schiffe bestieg der Prinz und dessen Begleitung das große Boot der „Thetis“, und dieses hrachte den Admiral, bei

ziemlich bewegter See, nach der Fregatte „Thetis“ auf die Rhede,

woselbst Se. Königliche Hoheit mit Salutschüssen empfangen wurde. Ebenfalls salutirte die gestern Nachmittags mit Depeschen und Briefen von der Baltischen Flotte angekommene auf der Rhede liegende englische Kriegs⸗Dampfkorvette „Vulture.“ Nach 5 Uhr kehrte Se. Königliche Hoheit nach der Stadt zurück. Die eng⸗ lische Kriegs⸗Dampfkorvette „Vulture“ übergab heute dem hiesigen Königlichen Postamte 5000 Briefe zur Weiterbeförderung, und ging Abends 7 Uhr wieder in See, ohne Lebensmittel, außer einigen Erfrischungen, mitgenommen zu haben. Wie man hoͤrt, wird in diesem Jahre hier kein Proviant für die englische Flotte gekauft werden, weil Lieferanten in Mecklenburg, Dänemark und Schweden billigere Offerten gemacht haben sollen. (Danz. D.)

Posen, 26. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen traf gestern Nachmittag mit dem Stettiner Hehe⸗ zuge hier ein. Nach ertheilten Audienzen, bei welcher auch die ka⸗ tholische und evangelische Geistlichkeit, so wie die Provinzialstände und die Landschaft ihre Bertreter hatten, inspizirte Se. Königliche Hoheit noch die Festung. Heute Morgen besichtigte Se. Königliche Hoheit die Feld⸗ und Festungs⸗Artillerie und reiste dann mit dem Vormittagszuge nach Berlin zurück. (Pos. Z.)

Düsseldorf, 28. Mal. Die hiesige Zeitung veröffentlicht heute nachstehendes Handschreiben Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich von Preußen:

Bei meiner gestern Abend erfolgten Ankunft in der mir stets theuer gewesenen Stadt Düsseldorf, find mir von den Bewohnern derselben aus allen Klassen so herzliche und röggenbe Beweise der alten Anhänglichkeit gegeben worden, daß ich kaum Worte finden konnte, meinen Dank so auszusprechen, wie ich es wünschte. Nehmen Sie ihn denn Alle in die⸗ sen Zeilen aus der Fülle meines Herzens entgegen, das Ihnen stets an⸗ gehörte und welches durch die herzliche Art, mit der Sie Ihren alten Mitbürger wieder unter sich aufnahmen, sich noch mehr hier —gfere fühlt. Duͤüsseldorf, den 27. Mai 1855, Friedrich, Prinz von Preußen. .. Sachsen. Dresden, 26. Mai. Se. Majestät der König find heute Abend von Ihrer Besuchsreise an die Großherzoglich und Herzoglich sächsischen Höfe hierselbst eingetroffen und haben sich sofort nach Schloß Weesenstein verfügt. (L. Z.)

Württemberg. Stuttgart, 25. Mai. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten enthielt das Diarium der Motionen einen dringenden Antrag der Abgeordneten Pfeifer, Rödinger und Wiest von Saulgau, dahin gehend: der Königlichen Staatsregierung zu erklären, daß die Kammer bei der hohen Wichtigkeit des Gesetz⸗Entwurfes zur Ergänzung der Bestimmungen über Gefäll⸗ und Zehent⸗Ablösungen eine nähere Kenntniß übe die Sachlage in dieser Frage beim Bundestage und Einsicht in die betreffenden Aktenstücke, namentlich in die Beschwerde⸗Eingabe der Standesherren und die diesfallsigen Verfügungen der württember⸗

aischen Regierung hinsichtlich der Wahrung der Landes⸗Interessen gisa⸗ e. Per Minister von Linden machte die Kammer darauf aufmerksam, 2. eine Vorlage, so lange die Sache noch in Schwebe sei, den Interessen des Landes nur schaden könne; dennoch wurde der Antrag angenommen. 1 der Elbe, den 24. Mat,“ lautet die Cirkularvepesche, mittels welcher Graf Buol dle Wiener Konferenzyrvtokolle an die K. K. Gesandten bei den deutschen Höfen gesendet hat folgendermaßen: Wien, 14. Mal⸗ „Der Entschluß der K. großbritannischen Regierung, die Wiener Konferenzprotokolle dem Parlamente vorzulegen, F. die seit⸗ er gepflogenen Friedensunterhandlungen in einem Augenblicke an die hglichkeit in welchem dieselben nicht als geschlossen betrachtet wer⸗ können. den Am Schlusse des Protokolls der 12. Konferenzsitzung hat Oesterreich erklärt, daß es die Mittel, die Unterhandlungen über den 3. Garantie⸗ punkt einer Lösung entgegen zu führen, noch nicht als erschöpft betrachte und daß es besonders seine Aufgabe darin erblicke, sich mit der Auf⸗ suchung der Modalitäten einer Annäherung zu beschäftigen. Die Be⸗ vollmächtigten Frankreichs und Englands haben ihrerseits zwar ihre nstructionen für erschöpft, nicht aber die Unterhandlungen für ge⸗ chlossen erklärt, und nachdem hierauf durch das spätere Protokoll Nr. 13 die Ablehnung eines von Rußland ausgegangenen Vor⸗ schlages konstatirt worden war, hat Oesterreich sich entschlossen, der ernst⸗ lichsten Erwägung der Höfe von Paris und London neue Vorschläge ver⸗ traulich anzuempfehlen, in welchem es eine loyale und vollständige Ver⸗

wirklichung des dritten Garantiepunktes zu erkennen glaubt, und die

Se. Majestät der Kaiser, unser allergnädigster Herr, für geeignet haͤlt, dem petersburger Kabinet als Ultimatum vorgelegt zu werden.

Die letzten Konferenzprotokolle haben mithin die Unterhandlungen noch schwebend gelassen, und das Kaiserlich österreichische Kabinet an seinem Theile würde in diesem Augenblicke noch Bedenken getragen haben, aus der pflichtschuldigen Zurückhaltung hervorzutreten, die es im Interesse des für Alle gleich wichtigen Zwecks sich auferlegt hat.

Unsere Absicht ist aber stets dahin gegangen, unsere deutschen Bundes⸗ enossen, sobald es uns erlaubt sein würde, vollständig von dem Gange 8. Friedensunterhandlungen zu unterrichten, und wir würden es für unvereinbar mit unsern Gesinnungen als deutsche Bundesmacht gehalten haben, mit der Ausführung diefer Absicht auch nur einen Augenblick länger zu zoͤgern, als die Rücksicht auf den ungestörten Verlauf der schwe⸗ benhen Unterhandlungen es uns zu erfordern geschienen hätte.

Die im englischen Parlamente geschehene Ankündigung der Vorlagen der Protokolle mußte es uns daher angemessen erscheinen lassen, unserer⸗ seits den Druck der Aktenstücke behufs der Mittheilung an die Regierungen Deutschlands zu veranstalten, und Sie erhalten hiemit den Auftrag, die beifolgenden amtlichen Protokolle sammt einer Abschrift des gegenwärtigen Erlasses der ꝛc. Negierung zuzustellen.

Da wir zu dieser Mittheilung schreiten, ehe der Ausgang der noch nicht abgeschlossenen Unterhandlungen feststeht, so können wir mit dersel⸗ ben dorerst nur den Zweck der Ersülung einer schuldigen Nücksicht ver⸗ binden. Wir knüpfen daran für jetzt noch keine Aeußerung über die Lage der Dinge. In kurzer Frist dürften wir aber in die Läage kommen, den Negierungen des deutschen Bundes ausführlich unsere Ansichten dar⸗ zulegen, auf welche die Antwort der Kabinette von Paris und London auf unsere oben erwähnten Vorschläge nicht ohne Einfluß bleiben kann.

Empfangen ꝛc. G. v. Buol.

Aus Wien, den 27. Mai, wird der „A. A. Z.“ telegraphisch

mitgetheilt: Fürst Gortschakoff konserirte heute mit Graf Buol.

Aus Paris und London ist zur Stunde noch keine Antwort auf die letzten österreichischen Vorschläge eingetroffen. Alle anders lau⸗ tenden Wiener Berichte sind verfrüht. Aus der Schweiz, 24. Mai. Die Werbungen für die englisch⸗schweizerische Legion machen ziemlich rasche 8 Dies ist vorzüglich in Bern der Fall, wo es eine Menge fremder und einheimischer junger Leute giebt, die bei dem allgemeinen Mangel an Arbeit den fremden Militairdienst als willkommene Verdienst⸗ quelle betrachten. Aus einer einzigen Werkstätte sind sieben Arbeiter zu gleicher Zeit nach Schlettstadt hingezogen. Nach Berichten aus Schlettstadt seien schon gegen 1100 Angeworbene auf dem Platz oder auf dem Marsche. So dürfte sich die Versicherung im engli⸗ schen Parlament, bezüglich der 3000 Schweizer, bald realisiren. Großbritannien und Irland. London, 24. Mai, Abends. Das Unterhaus war heute auf Anlaß der bevorstehenden Debatte üͤber den Antrag des Hrn. Disraeli in allen Näumen sehr ge⸗ füllt. Ehe Hr. Disraeli seinen Vortrag begann, wurden noch ein Paar Amendements zu seiner Motion angekündigt, das eine ein Unter⸗Amende⸗ ment des Sir W. Heathcote zu dem Amendement Sir F. Baring's, welches noch speziell den Wunsch ausfprechen sollte, daß die zwischen den Mäͤchten gegenwärtig stattfindenden Communicationen zu einem gedeih⸗ 9ces Ausgange fuͤhren möchten, das zweite ein Amendement des Herrn owe zum Haupt⸗Antrage, also lautend: „Beschlossen, daß dieses Haus, lachdem es mit Bedauern gesehen, daß in Folge der Weigerung Ruß⸗ anc. seine Seemacht im Schwarzen Meere zu beschränken, die Wiener aonferenzen zur Einstellung der Feindseligkeiten nicht geführt haben, es ¹ seine Pflicht empfindet, zu erklären, daß, da durch diese Weigerung Unt Mittel zu einer Vereinbarung über die dritte Grundlage der sch erhandlung zerschöpft worden sind, dieses Haus nach besten Kräften gen.2nnßen wird, zur erfolgreichen Fortführung des Krieges beizutra⸗ Nach Erledigung einiger Anfragen (worunter die von Lord Pal⸗ erston verneinte Anfrage zes Hrn. 8 Duncombe: Ob die Fagt⸗

m rung noch im Laufe dieser Session einen Antrag einzubringen beabsichtige,

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um den Juden den Eintritt in das Unterhaus zu ermö 2 7) begann Hr. Disraeli unter lautlosem Schweigen des Hauses die Motihirung sei⸗ ner (in Nr. 122 d. Bl. mitgetheilten) olution: Er habe, sagt er, seit einiger Zeit, während er mit angestrengtem Geiste das Verhasten Eng⸗ lands in Bezug auf die große Kriegs⸗ und Friedensfrage, besonders w. 2₰ rend der Dauer der wiener Kouferenzen, beybachtete, eine Meinung in sich aufgenommen, die ihn mit großer Besorgniß erfüllt habe. Er habe . 1 Seiten der Regierung eine so zweideutige Sprache, ein so unsicheres Ver⸗ halten bemerkt, daß er glaube, die Umstände erforbern es, daß die Auf⸗

merksamkeit derjenigen den Staatsgeschäften hingegebenen Männer, welche

ein Gefühl ihrer Verantwortlichkeit haben, sich darauf richte. Man

* früher geltend gemacht, daß die Diener J. Majestät mit vertrau⸗

ichen Unterhandlungen über die Kriegsfrage beschäftigt seien und habe deshalb der Aufforderung, ihnen die nöthige Zeit zu lassen, nicht wider⸗ stehen können. Endlich aber seien die Protokolle auf die Tafeln des Hauses niedergelegt worden, und man haͤtte annehmen sollen, die Re⸗-⸗ gierung werde die Gelegenheit benuzen, um dem Hause offen, be⸗ stimmt und ohne Umschweife zu sagen, was sie in Bezug auf die Sache zu thun gedenke, zumal in Betracht des Zustandes der Ffentlichen Mei⸗ nung, welcher es dem Premierminister hätte zur Pflicht machen sollen,

die Leitung derselben in einer Sache von so großer Wichtigkeit in die Hand zu nehmen. Er glaube, daß es zur Befriedigung des Landes gereicht haben würde, wenn am Schlusse der Unterhandlun en, welche von Seiten Englands keinesweges in einer vomdsasten und prunksüchtigen Weise geführt worden seien, der Premier⸗ 24 Minister Erklärungen abgegeben hätte, welche geeignet gewesen wären, den Muth des Volkes aufrecht zu erhalten und sein Gefühl von Neuem zu beleben. Ein Parlamentsmitglied für eine große Stadt und Mitglied des Geheimraths der Königin (Hr. Gibson, Vertreter von Man⸗ chester) habe den Antrag auf eine Adresse an die Köͤnigin (wegen Geneh⸗ mi ung der russischen Vorschläge) auf die Tagesordnung gebracht. I hoßfe, aß, wenn es dem Premier⸗Minister gelinge, seinen Muth bis zu dem Punkt hinaufzuschrauben, daß er eine Adresse an seine Königliche Herrin beantrage, dieselbe einen anderen Charakter an sich tragen werde, als die des sehr ehrenwerthen Herrn, des Mitgliedes von Manchester,

und einer der Zwecke seines heutigen Antrages gehe dahin, dem Ministerium eine solche Adresse zu entwinden. Er habe keine Idee davon gehabt, daß die Debatte über den Gibson’'schen Antrag werde aufgegeben werden. Das Haus sei in ungewöhnlicher Mitgliederzahl versammelt gewesen, die 24 Aufmerksamkeit der Nation habe sich auf dasselbe konzentrirt, in der Meinung, das Haus werde einen Alt politischer Pflicht erfüllen und ein Zeichen parlamentarischen Lebens von sfich geben und dennoch 2 sei das Land und in der That ganz Europa mittelst eines sorg⸗ 74 8 fältig gewahrten Geheimnisses um eine Diskussion über einen Gegenstand gebracht worden, der zu den wichtigsten gehört, welche seit dem Frieden von 1815 vorgekommen sind. In der Meinung nun, daß das Verfahren der Regierung Ihrer Majestät mit Mißtrauen angesehen werden müsse und daß, wenn nicht sorgsam überwacht, das Verfahren der Regierung 8 verderbenbringend sein werde, habe er den Antrag entworfen, mit Bezug auf welchen er jetzt zu dem Hause rede. Schlage derselbe in ein Tadels⸗ 4 oder Mißtrauens⸗Votum gegen die Regierung aus, so köͤnne er doch nie⸗ mals sagen, daß dasselbe in schroffer Weise oder ohne gehörige Voranzeige zu Stande gekommen sei. Er müsse es wiederholen, daß das Verhalten der Regierung in der Kriegs⸗ und Friedensfrage unficher und ihre Sprache zweideutig gewesen sei, und werde das Haus auffordern, einer Politik ein Ende zu machen, welche in ihren Erfolgen sich als überaus verderblich für das Land erweisen müsse. Er werde Ihrer Majestät Regierung auffordern, zu erklären, daß ihre Ansichten sich nicht geändert haben, daß ihr Muth nicht gedämpft, und daß sie entschlossen sei, den Krieg fortzuführen, bis sie einen ehrenvollen Frieden erlangt habe. Herr Disraeli ging dann, nach kurzer Zurück⸗ weisung der Behauptung Lord Palmerston's, daß er sich wegen Einbrin-⸗ gung seiner Motion mit Herrn Layard verständigt habe, auf die Sache Felos ein, zum-Ausgangspunkt den Eintritt des jetzigen Ministeriums nehmend, ein Ereigniß, welches man im Voraus als den Beginn einer glorreichen Epoche in der Geschichte des Landes bezeichnen zu können ge⸗ glaubt habe. Nach einer Schilderung der Antecedentien der jetzigen Ka- binets⸗Mitglieder, kam er auf die Erklärung Lord Palmerstons, daß das Ministerium durchweg an der auswärtigen Politik des Ministe⸗ riums Aberdeen festhalten werde, und kontraftirte damit die dem Abschlusse des Friedens auf Grundlage der russischen Vorschläge zugeneigten Ansichten einer Anzahl der Mitglieder des jetzigen Kabinettes, zu denen er insbesondere Lord John Russell rechnen zu können glaubte, obgleich gerade dieser, wie Herr Disraeli durch Verlesung von Bruchstücken aus früheren Reden desselben bewies, vor seiner Thätigkeit als Mitglied der Wiener Konferenz zu den eifrigsten Freunden der entschiedensten Bekämpfung des russischen Kolosses gehört hatte. „Wenn mein Antrag einen Sinn hat, schloß Herr Disraeli, so hat er den, daß er das Benehmen unserer Bevollmächtigten zu Wien tadelt. Ich gehe auf den Zeitpunkt zurück, wo Lord J. NRussell ernannt wurde; denn von daher schreibt sich der Argwohn, das Mißtrauen, die Unzufriedenhett'des Landes; die Wahl des edlen Lords schien keine be⸗ sonders glückliche. Ich wüßte nicht, daß der edle Lord, der in jeder Be⸗ ziehung so sehr glänzt, während der letzten Jahre in irgend etwas mehr eglänzt hätte, als in seinen Angriffen auf die Macht und den Ehrgeiz ußlands, und meines Erachtens haben die Neden des edlen Lords viel dazu beigetrageu, das Land zum Kampfe gegen den russi⸗ schen Koloß anzuspornen. Nach seiner Ernennung hielt der edle Lord noch eine feurige Rede zu Gunsten des Krieges und energischen Kriegführung. Welchen Gegensatz bildet ierzu das spätere Zaudern!“ ord J. Russell, behauptete hierauf der Redner, habe sich als völlig unfähig für den ihm übertragenen wichtigen Posten bewiesen, namentlich in Behug auf die Behandlung des dritten Punktes. faciben er thoͤrichter Weise eingeräumt, daß die Wahrung der Ehre Nußlands ein wesentliches Element der Friedens⸗Bedingungen

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