1855 / 134 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1038

Se. Errellenz der General⸗Lleutenant und Commandeur der Garde Kavallerie, Graf von Wald ersee, aus der Provinz E6185

rg.

8

Abgereist; Der . Erbschenk in der Kurmark Brandenbu von Hake, nach Frankfurt a. O. Der Chef des Ministeriums füͤr die landwirthschaftlichen Ange⸗

legenheiten Freiherr von ³1 - g. Lübben. M. K.

Berlin, 11. Juni. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht: dem Commandeur der 13ten Infanterie⸗Brigade, General⸗Major von Götze, die Erlaubniß zur Anlegung des ihm verliehenen Commandeur⸗Kreuzes erster Klasse vom Herzoglich An⸗ haltischen Gesammt⸗Haus⸗Orden Albrechts des Bärenz so wie dem Adiutanten der 13ten Infanterie⸗Brigade, Hauptmann von Gilsa des 26sten Infanterie⸗Regiments, und dem Adjutanten der 7ten Division, Premier⸗Lieutenant Freiherrn von Salmuth des 8ten Husaren⸗Regiments, zur Anlegung des thnen verliehenen Ritter⸗ Kreuzes zweiter Klasse desfelben Ordens zu ertheilen. 1—

Ir —jj —8———————— z, e E wchitmemwenherr ings Nichtamtliches. Preußen. Danzig, 8. Juni. Gestern Mittag kam die englische Kriegs⸗Dampf⸗Korvette „Buldog“ mit Briefen und Depeschen auf unsere Rhede. Sie brachte die Nachricht mit, daß, als von der circa 16 englische Meilen von Kronstadt vor Anker liegenden englischen und französischen Flotte das Kriegsschiff „Orion“ die Tiefe des Ein⸗ gangs vor Kronstadt vermessen und Rekognoszirungen angestellt, von einer russischen Hafen⸗Batterie ein blinder Schuß ahgefeuert sei, zur Warnung, sich nicht weiter der Batterie zu nähern. Der Gesundheitszustand auf der Flotte ist befriedigend. Seit 10 Tagen g. war nur ein Fall von Blattern⸗Krankheit vorgekommen. (Danz. D.) Mugdeburg, 9. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl hat, nachdem Höchstderselbe gestern bis 7 Uhr Abends die ggefammte zur hiesigen Garnison gehörige Artillerie inspizirt, heute Morgen uns wieder verlassen und ist mit dem Frühzuge der Leip⸗ ziger Eisenbahn nach Erfurt weiter gereist. (Magd. Cor.)

Koblenz, 8. Juni. —Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen, Höchstwelcher vorgestern Abends gegen 9 Uhr von Köln; zurückgekehrt war, hielt heute Morgens, umgeben von der hiesigen Generalitaͤt und einem glänzenden Stabe, große Revue über sämmt⸗ liche Truppen hiesiger Garnison auf der Karthäuser Anhöhe ab.

Gestern Nachmittags um 3 ¾ Uhr kehrte auch Ihre Königl. Hoheit

die Prinzessin von Preußen nebst der Prinzessin Louise, von

2 Mainz kommend, hierhin zurück, woselbst am Anlandeplatze des 8 Dampfbootes Ihr Gemahl Höchstrieselbe abnahm und unsere oöber⸗

ssten Millitair⸗ und Civil⸗Behörden zu ihrem Empfange sich einge⸗ funden hatten. (Rhein⸗ u. Moselbote.)

Hamburg, 9. Juni. Der oldenburgische General Graf von Ranzow ist vorgestern zur Inspettion des hiesigen Bundes⸗ Kontingents hier angekommen. Die Inspection findet am Montage auf der Sternschanze statt. (H. B. H.)

Sachsen. Am 7. Juni fand die Einweihung der von dem Großherzog von Weimar durch den Baumeister von Ritgen restau⸗

rirten Kapelle auf der Wartburg, in Gegenwart Sr. König⸗ lichen Hoheit, der ersten Beamten des Großherzogthums und der

Abgeordneten zur deutschen evangelischen Kirchenkonfe⸗

renz, durch einen feierlichen Gottesdienst statt. Die Predigt hielt, auf besonderes Verlangen Sr. Königlichen Hoheit, der Vorsitzende der Konferenz, Ober⸗Hof⸗Prediger von Grüneisen aus Stutt⸗ gatt, welcher in tiefergreifender Weise, auf Grund der ggtwählten Terteswotte: „Einen anderen Grund kann Nie⸗ meand legen, gußer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Chtistus,“ auf die Bedeutung hinwies, welche diese Skäͤtte für das gesammte evangelische Deutschland hat, und den Segen Gottes über vie Perfon, vas Haus und das Land des hohen Für⸗

sten, über alle deutsche Fütsten und Obrigkeiten, über die gesammte .

deutsche evangelische Kirche und die aus ihrem Schobße hervor⸗ gegangene Konferenz herabrirf. Zugleich mit diesem Gottesbienste wurde das von der Konferenz zusammengestellte allgemeine deutsche Gesangbuch als Gesangbuch für die Wattburg⸗Kapelle eingeführt. In der am nächsfolgenden Tage stattgehabten ersten Sitzung der Konferenz ließen Se. Königliche Holheit verselben verkün⸗ rigen, daß Pöchstrieselben der Konferenz für die Dauer ihrer Versammlungen die Kapelle ein für allemal zum kirchlichen Ge⸗ branche zu überlassen und zugleich Befthl zu geben geruhl hätten, daß ver Konferenz, so oft q sich auf der Burg zu versam⸗ meln wüͤnsche, in ren Ubrigen Räumen veisetben eine angemessene Aufnahme gewährt werde. m Mittag desselben Tages waͤren

die fümmtlichen Mitglieder der Konferenz zur Großherzo Tafel geladen. A diesmalige Konferenz ist vonsscraansche deutschen Landeskirchen, mit Ausnahme der Reußischen und LAyppe⸗ schen Lande, der Städte Hamburg, Bremen und Fra und Braunschweigs und Badens, beschickt. Jedoch ist von Baden, desse Abgeordnete durch die Vorbereitungen zur General⸗Synode verhim. dert sind, eine ausdrückliche Anhänglichkeits⸗Erklärung an die Konferenz eingegangen. Zum Präsidenten der uferen; wurde Bber⸗Ho⸗ Hreniger Dr. von Grüneisen aus Stutt⸗ art aufs Neue gewählt; zu dessen Stellvertreter Ober⸗ onsistorialrath Dr. von Mühler aus Berlin. Die Verhandlungen bewegen sich in festem, geordneten Gange, und es darf der Hoff⸗ nung Raum gegeben werden, daß die Konferenz in ihrer öfteren Wiederholung mehr und mehr allen betheiligten evangelischen Kirchen⸗Regierungen zum Segen gereichen werde.

Meiningen, 8. Juni. Se. Hoheit der Herzog ist heute Morgen von dort nach Paris abgereist. Am 16ten d. M. beab⸗ sichtigt derselbe in Bad Ems zu einer mehrwöchentlichen Badekur einzutreffen. Unser Landtag hat heute das Gesetz über Ver⸗ theilung, Tragung und Vergütung der Militairlasten angenommen, Eine die bundesgesetzliche Umgestaltung unseres Kontingents zu einem Regiment betreffende höchste Reproposition ist wenigstens zum großen Theil wiederum abgelehut worden. Dem Vernehmen nach wird die Vertagung des Landtages in den nächsten Tagen erfolgen. (Fr. Bl.)

essen. Mainz, 9. Juni. Se. Käönigl. Hoheit der Prinz von Preußen, der hohe Gouverneur dieser Bundesfestung, traf heute Morgen um 7 Uhr dahier ein, inspizirte die Königl. preu⸗ ßische Bundesgarnison und reiste um 11 Uhr über Frankfurt zu einem Besuche am Großherzoglichen Hofe in Darmstadt ah. (Darmst. Ztg.)

Frankfurt, 9. Juni. Gestern hielt die Bundesver⸗ sammlung seit ihrer Vertagung in der Pfingstwoche wieder ihre erste Sitzung. In derselben brachte das Präsidium eine Anzeige von Sir J. Malet, dem außerordentlichen Gesandten Englands,zur Kenntniß der hohen Versammlung, wonach die Ostseehäfen seit dem 16. Mai blokirt worden. Herr von Oertzen, der Vertreter von Mecklenburg, war durch Herrn von Bülow, den Bevollmäͤch⸗ tigten Dänemarks für Holstein und Lauenburg, substituirt. Da durch die längere Beurlaubung des kurhessischen Gesandten, Herrn von Trott, eine Ergänzung mehrerer Ausschüsse nothwendig ge⸗ worden, so schritt man zu einer Neuwahl, und es wurde Herr von Dörnberg, der stellvertretende Gesandte Kurhessens, in den für die Rhein⸗Octroi⸗Angelegenheit niedergesetzten und in den Centralpolizei⸗ ausschuß, Herr von Reinhardt (für Württemberg), in den Kassen⸗ und Herr von Eisendecker (für Oldenburg, Anhalt und Schwarzburg) in den Reclamationsausschuß gewählt. Die lange schwebende Strei⸗ sache der Herren von der Kettenburg und von Vogelsang gegen die mecklenburgische Regierung wurde bei der gestern erfolgten Abstim⸗ mung ganz zu Gunsten der lktzteren entschieden, somit ausgesprochen, daß eine Beeinträchtigung der Rechte der mecklenburgischen Kathe⸗ liken durch Beschlüsse des dortigen Landtags nicht vorliege. Der Referent des betreffenden Ausschusses, Herr von Münch⸗Beling⸗ hausen, erstattete Wortrag in der hamburger Verfassungs⸗ Angelegenheit, an dessen Schluß er beantragte, die zwischen dem Senat und den Oberalten gepflogenen Verhandlungen vorzu⸗ legen. Die hohe Versammlung beschloß Einholung von Verhaltungt⸗ befehlen innerhalb eines vierwöchentlichen Termins. Ein Vortrag nes Militairausschusses bezog sich auf den Kommandanturwechsel de Bundesfestung Luxemburg. Erstatteter Anzeige zufolge ist der mehrerwähnte Streit zwischen Preußen und Lippe in Betref der Dotirung der katholischen Kirche in Lippstadt durch einen Pe⸗ gleich erledigt. Reuß I. eröffnete, daß es die Bundes⸗Normatio⸗ enasn für die Presse und das Vereinswesen publizirt habe⸗

Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Wärt⸗ tembeng sind heute Vormittag auf der Rückkehr von St. Fhhean burg hier eingetroffen und .— sofort die Reise nach Stuttga

„DOesterreich. Wien, 9. Juni. Der Kaiser wird b diesen Tagen, wahrscheinlich am 12ten d., nach Galizien abreisen,

fortgesetzt.

wo Se. Majestät die in jener Provinz versammelten Truppen

inspiziren wird. Der Generalfeldzeugmeister von Heß ist schon heute abgereist und dem Kaiser voran geeilt. un dit Schweiz. Bern, 6. Juni. Die Werbungen vsic der

englisch⸗schweizerische Fremdenlegion finden besonders in Grau üe rer großen Anklang. Der englische Oberst⸗ Diecckson,

vorläufigen Bildung der Legion beauftragt ist,

Tagen in Chur ud soll mit dem eidgenössischen

den Vertrag zur Uebernahme des Oberkommandos über die

mit einem Jahrgehalt von 20,000 Fr. abgeschlossen v schen

Lahr sämmtlicher bisher Angeworbenen der Ochsenbe in Die egion beläuft sich auf 700, und täglich kommen neue büinae⸗, elös Gerüchte, als solle diese zweite Fremdenlegion wieder Len

oder England überlassen werden, sind ungegründet. Ebenso un

hr

16,.z

g es, daß das Centraldepot von Besangon an die belgische Gränze verlegt werden soll. (Ff. Bl.)

Großbritannien und Irland, London, 7. Juni, Abends. Unterhause nahm Herr Roebuck die Debatte über die⸗ Kriegs⸗ un Friedensfrage wieder auf. Er knüpfte an die neuliche Rede desr en ersten Lords der Admiralität, Sir James Graham, an, erinnerte an den Eifer in der Kriegführung, dessen sich derselbe früher

hatte, so wie an die bramarbasirende Rede, die von demselben

7

In Meformflub vor dem Abgang des Sir Charles Napier nach der Ostsee⸗ gehalten worden ist, und kontrastirte damit die rr des chemaligen Ministers, für welche er durchaus kein Motiv in dem bishe⸗ rigen Verlauf der Ereignisse erblichen zu können erklaͤrte. Noch sei nicht ein einziger Zweck des Krieges erreicht worden, und jetzt den Krieg aufgeben, würde nur die Schmach des Landes zu Wege bringen heißen; der Friede, den man jetzt schlösse, würde nur ein ehrloser . sein. Was ord⸗John Russell betrifft, so erklärte Herr Roebuck die von demselben auf den wiener Konferenzen geführte Sprache für unwürdig eines engli⸗ schen Ministers; Lord John Russell habe durch seine Zustimmung zu dem⸗ isten Punkte sich auf die Seite des Despotismus gestellt und einem un⸗ abhängigen Volke das Recht, seine eigenen Angelegenheiten zu ordnen, Wenn man Oesterreich die Worte „Polen, Ungarn und Ita⸗

ien“ ins Ohr geflüstert hätte, dann würde es sich wohl gehütet haben,

eine so nnzuverläfsige Politik zu hegen, wie es gethan, es würde vor dem Geiste zurückgeschreckt sein, den jene Worte zu erwecken geeignet gewesen⸗ wären. Er glaube, die Zeitwerde kommen, wo jene drei Worte das Feldgeschrei von Enropa sein werden. Auch die Politik der englischen Negierung habe sich nur durch ihre Unzuverläfsigkeit charakterisirt. Das englische Volk sei von der Regierung in den Krieg hineingezerrt worden, und er könne nicht begrei⸗ fen, wie dieselben Leute (die Peeliten im Kabinet Aberdeen), welche. im vorigen Jahre nur von der Wegnahme Sebastopols und der Zer⸗ örung, der russischen Flotte redeten, jetzt England empfehlen können, sen Ehre durch den Rückzug aus dem Kriege in die Schanze zu schlagen. Er glaube nicht, daß Lord Palmerston dieses Sinnes sei, und hoffe, er werde ruhig, kühn und entschlossen seinem Ziele, der Schwächung der russischen Macht, entgegenschreiten. Herr S. Herbert hob die Schwie⸗ rigkeiten der Debatte hervor, welche durch die große Meinungsverschie⸗ denheit der Mitglieder des Hauses über den vorliegenden Gegenstand veranlaßt werde. Da sei die Partei der absoluten Friedensfreunde, die Partei des Hrn. Gibson, welche nur den gegenwärtigen Krieg ver⸗ damme, endlich die Partei seiner eigenen Freunde, welche den Krieg zu gewissen bestimmten Zwecken unternommen habe und jctzt diese Zwecke erreicht glaube. Er scheue sich nicht, dieser letzten Partei an⸗ zugehören, welche jetzt die Zeit des hravctzfciusses gekommen glaube. Der Hauptzweck des Krieges sei im Sinne dieser Partei die zerreißung des Netzes von Vertragsverbindlichkeiten gewesen, durch welche Rußland die Türkei umstrickt gehalten habe. Dieser Zweck sei erreicht

und daher der Friede wünschenswerth, zumal nach den Erfolgen, welche die Verbündeten im Kriege erreicht haben, und nachdem der Beweis ge⸗

führt worden, daß Rußland nicht im Stande sei, die Verbündeten wieder on seinem Gebiete zu vertreiben. Hr. S. Herbert führte das noch wei⸗ ter aus und ging nochmals auf eine Rechtfertigung der Kriegführung unter dem Ministerium Aberdeen über, wobei er unter Anderem ver⸗ sicherte, der so oft und so laut geforderte Angriff auf Odessa sei völlig vorbereitet gewesen und nur aus strategischen Gründen nicht zur Aus⸗ führung gebracht worden, insbesondere auch, weil nach Zerstörung

Odessa's die dort befindlichen Truppen in der Krim verwendbar gewor⸗

den sein würden. Diese Behauptungen suchte Hr. Herbert durch Verle⸗ ung von langen Auszügen aus noch nicht publizirten Depeschen zu recht⸗ rtigen, womit er beim Schluß des Berichts noch beschäftigt war. In seiner vorgestern im Unterhause gehaltenen Rede beant⸗ ortete vord John Russell die an die Minister gerichtete Frage: „Wenn Ihr gezwungen seid, den Krieg fortzusetzen, und findet, daß die nzigen, von Euch vorgeschlagenen Bedingungen, welche wirklich der Türkei Sicherheit zu gewähren geeignet sind, verworfen werden, was ist dann der Zweck des Krieges?“ im Wesentlichen folgendermaßen: „Meine Ant⸗ ort kann nur eine sehr allgemeine sein, daß es sich vor wie nach um ine Gewähr fur die Türkei gegen Rußland und dahber um eine Gewähr für den Frieden Europa's handelt. Ich kann nicht glauben, daß, wenn man Rußland ungehindert sich den Weg nach der Hauptstadt des tür⸗ schen Reiches bahnen ließe wobei es vielleicht 1855 wenig fortschritte, ber größere Fortschritte in zehn und noch größere in zwan⸗ 9. Jahren machen würde die Unabhaäͤngigkeit Europa’'s ge⸗ sichert bleiben könnto. Jedermann hat die Erzählung von dem sten Napoleon gelesen, welcher, als er mit dem Kaiser

Alexander über diese große Frage in Berathung war, auf der

Karte den Finger auf Konstantinopel legte und nach kurzem Nachdenken ausrief! „Konstantinopel! Nein, das ist die Herrschaft über die Welt!“ Ich erinnere mich auch, daß ein anderer großer Mann, der Herzog von ington, gesagt hat, daß, wenn Rußland außer seiner Macht in der sisee auch durch Konstantinopel in den Besitz der Herrschaft über das

Mittelmeer gelangte, es für den übrigen Theil der Welt zu stark sein

würde. Das ist, glaube ich, nicht nur die anerkannte Meinung großer eF änner, sondern auch durchgehends die Ansicht bei uns zu Lande, Ae dürfen daher nicht gestatten, daß Rußkand, sei es mit Hülfe „Schein⸗Friedens, sei es durch offenen Krieg, in den Besitz von Kon⸗ 8— opel gelange. Man kann sagen, daß die Vorschläge, welche wir 1 haben, diesem Zwecke nicht zu entsprechen vermögen; wenn Sie 4 8 deswegen tadeln, so tadeln Sie nicht unsere Härte gegen ud, sondern unsere übergroße Mäßigung, welche uns verhindert

schärfere Bedingungen und mächtigere Garantieen zu fordern.

„giebt ohne Zweifel noch andere Garantieen, außer denen in der Beschränkung des Schiffszahl der russischen Flotte im 2— Meere liogen, aber es ist in dgn betreffenden drei Punkten gesagt worden, daß die Art und Weisée der Ausführung derselben

11XXX“ 8

von den Ereignissen des Krieges abhängen muß und nicht von vorn herein festgestellt werden kann. Als wir durch die angegebenen nde (die

Beziehungen zu Oesterreich) gezwungen wurden, auf die

ein en, wurden wir genöthigt, die Garantie, welche wir zu

wünschten, zu spezifiziren; diese Unterhandlung ist —— 24 2. es wird jetzt unsere Sache sein, je nach den Ereignissen des Kxieges zu er⸗ wägen, welche Gewähr wir in etwa künftig zu erneuernden Unterhand⸗ lungen für den Schutz der Türkei fordern sollen. (Lauter Beifall.) Es ist neulich zu meiner Verwunderung behauptet worden, ich habe einem Nationalitätenkriege das Wort geredet. Ich habe niemals ein Wort der Art gesagt. Allerdings erwähnte ich neulich des Wortes „Polen“ bei einer Schilderung der wachsenden Uebermacht Nußlands, aber ich habe mich dabei nur an vergangene Thatsachen gehalten, aus denen man nur bätte abnehmen können, daß ich die Sache Polens als boffnungslos be⸗ trachte und es daher für Wahnsinn ansehen würde, wenn Frankreich oder England in jenem Lande den Widerstand gegen die russische Macht foͤrdern wollte. Aber abgesehen von dem Nationalitätenkriege bin ich der Meinung, daß es nothwendig sein wird, eine materielle Garantie von Rußland gegen dessen Angriffe auf die Türkei zu erlangen. (Beifall.) Was wir zu beachten haben, ist, inwieweit die vier Punkte Europa eine Gewähr gegen diesen Angriff darbieten, und da ist es jedenfalls ein Vortheil, daß Nußland gezwungen wird, von der Erneuerung seiner Ver⸗ träge in der Türket abzustehen und die Schifffahrt auf der Donau frei⸗ zugeben, so daß das bisherige Handelsmonppol seiner eignen Getraide producirenden Provinzen wegfällt, und daß dem Sultan Gelegenheit gegeben wird, seine christlichen Unterthanen durch Gewährung der noͤthigen Freiheit an sich zu knüpfen. Man hat es für die Pflicht englischer Staatsmänner erklären wollen, Vorkehrungen für den 9 des Sturzes des türkischen Neiches zu treffen; aber ich kann die Versicherung geben, daß weder die französischen noch die englischen und auch nicht die oͤsterreichischen Staatsmänner einen Grund erblicken, warum das türlische Reich nicht erhalten werden solle; ich habe das in Wien so⸗

8

2

bütʒʒ* 1 4

qb

*

wohl von dem Fürsten Metternich als von dem Grafen Buol aus⸗

sprechen hören. Beide verwarfen die Dogtrin des verstorbenen Kaisers von Rußland, daß der Sturz der Pforte sicher sei, und man darf ihrer Aufrichtigkeit Zutrauen schenken, da sie mit dem Zustande der Türkei wohl vertraut sind.“ Nachdem Lord J. Russell dann Oesterreichs Politik möglichst in Schutz genommen und sich gegen Alles erklärt hatte, was Oesterreichs Macht schwächen könne, wiederholte er nochmals, daß das Ziel des Krieges nach wie vor dasselbe sei, und fügte hinzu, daß die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, von den Ereignissen abhängig seien, daß es aber unnütz, läͤcherlich und anmaßend sein würde, wenn man jetzt 1 schon die anderweitigen Bedingungen angeben wollte, welche England in Gemeinschaft mit seinen Verhuͤndeten künftig zum Behufe des Friedens⸗ schlusses zu fordern sich veranlaßt sehen dürfte. „Indet“, sagte er, „man wolle nicht vergessen, daß wir keinen selbstsüchtigen Zweck verfolgen, und daß, sobald der Friede abgeschlossen ist, wir nicht einen Fuß breit Ge⸗ bietes für uns genommen oder uns irgend welchen Vorzug gesichert haben werden.“

Das Sebastopol⸗Comitsé ist gestern noch nicht zu einem Definitiv⸗ Beschtuß gekommen. Es lagen ihm vier Bericht⸗Entwürfe vor, verfaßt von den Herren Roebuck, Drummond, Sir J. Pakington und Lord Seymour. Letzterer zeigte sich bei der Diskussion als am meisten mit 8 5. Ansicht der Majorität übereinstimmend, und die drei anderen wurden daher zurückgelegt. Man glaubt demnach, daß Lord Seymour'’s Bericht mit einigen Modifieationen in der auf morgen angesetzten Comité⸗Sitzung zur Annahme kommen wird. a

Frankreich. Paris, 9. Juni. Man glaubt bestimmt, daß der Großherzog von Toscana und dessen Sohn nach Paris kommen werden. ie.

Heute Mittag 1 ½ Uhr wurden zwei Depeschen Pelissier's an den Marschall Vaillant an der Börse angeschlagen. Die erste ist aus der Krim am ö6ten d. 10 Uhr Abends abgegangen. Sie lautet: „Heute haben wir und unsere Alliirten das Feuer gegen die Außenwerke eröffnet. Morgen, so Gott will, werden wir sie genommen haben.“ 1

Die zweite Depesche ist vom 7. Juni 11 Uhr Abends datirt und lautet: „Um 6 ¼ Uhr gaben unsere Signale das Zeichen zum Angriff, und eine Stunde später flatterten unsere Adler auf dem grünen Mamelon und auf zwei Redouten der Kielschlucht. Des Feindes Artillerie fiel in unsere Hände. Die Gefangennahme von 400 Mann wird uns angezeigt. Unsere Truppen haben die er⸗ oberten Werke in Besitz genommen. Unsere Alliirten haben mit gewohnter Entschlossenheit die feindlichen Werke in den Steinbrüchen genommen und sich darin festgesetzt. Säͤmmtliche Truppen zeigten eine bewundernswerthe Hingebung.“

Lord Raglan meldet aus der Krim vom 7ten d.: Gestern fand eine furchtbare Kanonade statt. Abends eroberten die Fran- zosen das weiße Werk nebst dem Mamelon. Die Operation war eine brillante; von allen Seiten wurde Bravour entfaltet. S8

Die Orient⸗Armee hat durch Erlaß des neuen Oberbefehlse⸗ habers Pelissier, in Gemäßheit der Instructionen des Kriegsmini- sters, eine neue Organisation erhalten. Das 1ste Coxps ist von dem General de Salles befehligt und zählt 4 Divisionen Infanterie und 1 Division Kavallerie (Kommandanten: die Divisions⸗Generale d'Autemarre, Levaillant, Paté, Bruat, Morris). Das 2te Evrps steht unter dem Kommando des Divisions⸗Generals Bosquet und ist gebildet aus 5 Diviftonen Infanterie und 1 Diviston Kavallerie (Kommandanten: die Divisionsgenerale Canrobert, Camou, Mapran, Dulac, Brunet, d'Allonville.) Das Reserve⸗Corps wird von dem Divisions⸗General Regnault de St. Jean d-⸗Angely befehligt und