1855 / 188 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

y“ des letzten italienischen Krieges gerade die Herrscher, welche er so sehr unter seine Protection nehme und als Freunde der Ruhe und Ordnung vertheidige der Papst nämlich und der König von Neapel

roße Streitkräfte aussandten, um zu Gunsten der Revolution u kämpfen, die Fremden aus dem Lande zu jagen und ein einiges Italien herzustellen. Diese Truppen seien später entlassen worden, hätten jedoch seines Wissens nirgends Unruhen angestiftet oder den Frieden 3 Italiens gestört. Seiner Ansicht nach würde jeder wahre Freund der gegenwärtigen römischen und neapolitanischen Regierung diesen Regie⸗ rungen einen weit größeren Gefallen thun, wenn er ganz über sie schwiege, als wenn er den Versuch machte, ihr Benehmen zu vertheidi⸗ en. Er könne dem Vorredner versichern, daß er sich vollständig ber die Zustände des Kirchenstaates und Neapels und über das dort errschende Regierungs-System täusche. Freilich sage der ehrenwerthe Herr, es sei nicht grausam, wenn man den Leuten den Kopf abschlage (Heiterkeit). Das sei Geschmackssache. Doch lasse sich sehr viel Grausam— keit ausüben, ohne daß man die Opfer derselben geradezu tödte, und daß sehr große Grausamkeiten in den beiden erwähnten Staaten begangen worden, sei aller Welt bekannt. Das Benehmen der britischen Regierung Italien gegenüber sei durchaus zu rechtfertigen. Lord Minto sei nach talien gegangen, um mit den Regierungen, die geneigt gewesen seien, seinen Nath anzuhören, Rücksprache zu nehmen und ihnen ein ruhiges, leidenschaftloses, beharrliches Fortschreiten auf dem Wege der administra⸗ tiven Verbesserungen anzuempfehlen. Er habe ihnen gerathen, alle übereilten Schritte zu vermeiden, die zu einer Krisis führen könn⸗ ten, und erst die Verwaltung zu verbessern, ehe sie an eine Ver⸗ besserung der Verfassung dächten. Lord Minto habe keinerlei Din⸗ gen Vorschub geleistet, die er öffentlicht mißbilligt habe, und sein ganzes Benehmen sei gerade und offen gewesen, und jeder seiner Schritte vertrage die strengste Prüfung.⸗ Auch Herr Freeborn, der britische Konsul in Rom, habe der päpstlichen Regierung große Dienste geleistet. Als nach Einzug der Franzosen in Nom die Revolution unterdrückt und der Republik ein Ende gemacht worden sei, würden viele seiner Männer, deren tapfere Vertheidigung der Stadt allgemeine Bewunderung erregt habe, als Opfer der Rache gefallen oder die Instrumente ihrer eigenen Rache geworden sein. Entweder würden sie nach Wiedereinsetzung der Regierung hart bestraft oder die Opfer der Privatrache in Folge von Naub und Plünderung geworden sein. Der britische Konsul habe diesen Männern mit Gutheißung der britischen Regierung Pässe gegeben und dadurch Rom von Elementen innerer Ge⸗ fahr befreit. Was die gegenwärtigen Zustände Noms angeht, fährt der Redner fort, so hege ich nicht den Wunsch, mich auf eine Diskussion über die Handlungen einer fremden Regierung einzulassen; doch darf ich wohl sagen, daß die Regierungen Englands, Frankreichs, Rußlands und Oesterreichs der päpstlichen Regierung schon im Jahre 1832 gewisse Maßregeln anempfahlen, die sich, wären sie angenommen worden, als ehr segensreich erwiesen und viele seitdem vorgekommene Uebel verhütet haben würden. Eine der damals angerathenen Maßregeln war die so⸗ annte Säkularisation der administrativen und exekutiven Körper⸗ chaften. Es liegt auf der Hand, daß die Staats⸗Angelegenheiten in inem Lande nicht gedeihen können, wo die Verwaltung und die ver⸗ chiedenen Gerichte unter Leitung der Priesterschaft stehen, und wenn das mit Bezug auf jede Priesterschaft wahr ist, so muß es ganz beson⸗ ders wahr sein mit Bezug auf die katholische Priesterschaft, weil schon die Eigenthümlichkeit des katholischen Priesters seine Abgeschiedenheit von allen weltlichen Angelegenheiten, in so fern er nicht Gatte und Vater sein darf und jenen gesellschaftlichen Banden fremd ist, welche sonst den Menschen in der Regel mit seinen Mitmenschen verbinden ihn noch ungeeigneter als jeden anderen Priester macht, der exekutive und administrative Agent einer Regierung in allen ihren Verzweigungen zu sein. Der ehrenwerthe Herr ist durchaus falsch berichtet, wenn er sagt, daß kein Druck in den römischen Staaten ausgeübt worden ist. Die Ge⸗ fͤngnisse in jenen Staaten beherbergen noch immer eine große Anzahl von Gefangenen. 12. August. Die Königin wird morgen zu Osborne auf der Insel Wight eine Sitzung des geheimen Raths halten, in welcher die Prorogations⸗Rede ihre endgültige Fassung er⸗ hält. Die Prorogation des Parlaments findet am Dienstag statt. Die Königin verläßt Osborne am Donnerstag in Begleitung Lord Clarendon's und gedenkt am Sonnabend in Paris einzutreffen.

Die Rückkehr Ihrer Majestät erfolgt zehn Tage später. (K. Z.)

Spanien. Nach einer Depesche aus Madrid vom 10. August ist der Termin für die freiwilligen Unterzeichnungen auf die Anleihe von 230 Millionen Realen bis zum 31. August

verlängert worden. Die Zeichnungen haben guten Fortgang. Türkei. Aus Aexandrien wird vom 28. v. M. geschrie⸗

ben: „Die vom Vize⸗König von Aegypten selbst geführte Expedition gegen die aufrührerischen Beduinen hat ihren Zweck vollkommen rricht; die Rebellen haben sich in die Wüste zurückgezogen. Said ascha, der sie dorthin nicht verfolgen wollte, hat zwei Compagnieen Kavassen aus Kairo kommen lassen und sie bis auf Weiteres dem Gouverneur von Ober⸗Aegypten zur Verfügung gestellt; er selbst ist nach Alexandrien zurückgekehrt. Es sind genug Truppen an Ort und Stelle, um die Ruhe im Fayum und den angrenzenden Distrikten ungestört zu erhalten. Ueberdies können die Beduinen um diese Jahreszeit nicht lange entfernt vom Nilthale bleiben und werden daher aller Wahrscheinlichkeit nach sich bald freiwillig unter⸗ werfen. Dagegen werden Ruhestörungen im Sudan befürchtet, woselbst sich eine nur ungenügende Truppenmacht befindet.

8 Sinai“ ist mit Nachrichten aus Konstantinopel vom

Weise zur Uebergabe des Platzes zu nöthigen.

und Tag die Festungswerke mit

““ ö1“

2. August und aus der Krim vom 31. Juli in Marseille am 11. August eingetroffen. Danach waren ungeheure Massen von Wurfgeschossen in die Laufgräben gebracht worden; doch waren noch mancherlei Vor⸗ kehrungen nöthig, bevor zu einem neuen Angriffe auf den Mala⸗ koff⸗Thurm geschritten werden kann. Die „Presse d'Orient“ be⸗ merkt, daß 56 Batterieen allein für den Angriff auf dem linken Flügel in Entfernungen von 50 bis 120 Metres von den feind⸗ lichen Werken errichtet worden seien. Bei Abgang des „Sinai“ weilte Omer Pascha noch immer in Konstantinopel. Die Lurken verschanzen sich an der Donau. Die Schifffahrt an der Sulina⸗Mündung wurde durch Räuber unter⸗ brochen; der Donau⸗Handel ruft den Schutz der ver⸗ bündeten Mächte an, damit die Schifffahrt die nöthige Sicherheit erhalte. Zwischen den Befehlshabern der türkischen Truppen und der österreichischen Militairbehörde in den Donau⸗ fürstenthümern sind Mißhelligkeiten ausgebrochen, da letztere die Zumuthung wagte, daß sie im Voraus von allen militatrischen Operationen, welche die Türken etwa vornehmen wollten, unterrich⸗ tet werde. Laut Nachrichten von der asiatischen Küste ist es den russischen Truppen, die Anapa vor zwei Monaten räumten, endli gelungen, über den Kuban zu gehen, so daß sie jetzt ihren Rückzug, ohne Furcht, abgeschnitten zu werden, vollenden können. Sefer Pascha organisirt eine tscherkessische Miliz; aber Schamyl bleibt noch immer im Gebirge und zeigt keine Neigung zu einer Diversion; Kars leistet noch immer Widerstand. Die Armee, welche dasselbe vertheidigt, steht noch in ihrem verschanzten Lager.

Aus Marseille vom 11. August wird ferner gemeldet, daß General Canrobert sich nicht an Bord des „Sinai“ befand. Es bestätigt sich, daß das Haus Rothschild der Pforte 10 Millionen zu 6 Prozent zu leihen zugesagt hat. Die reformistischen türkischen Minister wollen aus dem Divan alle diejenigen Mitglieder, welche den Reformen abhold sind, entfernt wissen; ein neuer Minister⸗ wechsel steht also in Konstantinopel in Aussicht. Die Dardanellen⸗ stadt erfreute sich endlich wieder der Ruhe; die Baschi⸗Bozuks raubten und plünderten jedoch noch in der Umgegend und brann⸗ ten die benachbarten Dörfer nieder. Auch in der zu Konstantinopel gebildeten englischen Legion sind zahlreiche Desertionen erfolgt. Diese Legion soll nach Schumla geschickt werden.

Aus Trapezunt, 24. Juli, wird dem „Moniteur“ nach Briefen aus Erzerum vom 17. gemeldet, daß die Russen, welche noch immer anderthalb Wegstunde von Kars lagern, durchaus nicht die Entschlossenheit zeigen, diese Festung anzugreifen; da sie Kunde erhalten, Kars sei nur auf vier Wochen verproviantirt, so suchten sie alle Zufuhren aufzufangen und hofften, die Garnison auf diese Schereff Pascha, der nach der Schlacht von Indschedere zum Gouverneur von Kars ernannt und dann mit der Aufsicht über die Getraide-Magazine in Dscheni-Kuni betraut worden war, ist auf Geheiß des Ober— Befehlshabers Vassiff Pascha verhaftet worden, da er auf die Kunde vom Anrücken der Russen sofort alle Vorräthe verkauft hatte und nach Erzerum enflohen war. Die Russen scheinen die bajazider Straßen gänzlich verlassen zu haben, so daß die Wege nach Persien wieder frei sind und der Handel dahin wieder eröffnet werden könnte, wenn die Räubereien der Kurden nicht zu fürchten wären. Die Berichte aus Batum sind ohne Interesse. Das dort wie an den übrigen Küstenpunkten stehende türkische Corps ist an Regu⸗ lairen etwa 10,000 Mann stark. Hafis Pascha, der sich in Baibut befindet, hat 3⸗ bis 4000 Mann nach Erzerum geschickt.

Nach Privatmittheilungen der „Pr. C.“ aus Smyrna vom 1sten d. Mts. hatte man dort die Nachricht aus Trapezunt, daß der Pascha dieses Orts mit 20,000 Mann Baschi⸗Bozouks zur Verstärkung des von Mustapha Pascha befehligten Heeres ausgerückt war, daß aber sein Miliz⸗Corps nach achttägigem Marsch nicht weniger als 12,000 Mann durch Desertion verloren hatte. Ueberhaupt zeigt sich in allen türkischen Militair⸗-Depots mehr oder weniger die Unmöglich⸗ keit, diese mit so ungeheuren Kosten zusammengebrachte Miliz der Baschi⸗Bozouks zu organisiren und nach Bedarf zu verwenden. In der Gegend von Smyrna war man eben mit Einbringung der Getreide-Ernte beschäftigt, die bedeutend reichlicher ausgefallen ist, als man erwartet hatte.

Mußland und Polen. St. Petersburg, 7. August. Laut Bekanntmachungen des St. petersburger Militair⸗General⸗ Gouverneurs nahm die feindliche Flotte während der Tage vom 19. 23. Juli (vom 31. Juli bis 4. August) keine Bewegungen vecsant ee den ersteren drei Tagen war sie zeitweise in Nebel gehüllt.

Zur Vervollständigung der telegraphischen Depeschen vom 11.

(23.) und 15. (27.) Juli über den Gang der Belagerungsarbeiten

vor Sebastopol werden hier folgende, aus dem durch den General⸗

Adjutanten Fürsten Gortschakoff eingelieferten Kriegsjournal vom

zh. 85 bis zum 14. (26.) Juli ausgezogene Mittheilungen ver⸗ en :

Während der genannten b beschoß der Feind wie früher Nacht

8

d parabolischem Feuer, welches

v6“*

er dann und wann gegen einzelne Theile der Vertheidigungslinie ver⸗ ärkte. Gegen die Stadt wirkter der Belagerer parabolisch, indem er 8 überaus große Menge verschiedener Wurfgeschosse und Raketen hin⸗ einschleuderte. Eine so hartnäckige und andauernde Kanonade und Bom⸗ bardirung, zu denen sich noch das ununterbrochene und sehr starke Büchsen⸗ feuer gesellte, hinderten die tapfere Garnison Sebastopols nicht daran, die Beschädigungen in den Werken auszubessern, an manchen Stellen neue Batterieen zu errichten, wirksame Maßregeln zur Verstärkung der inneren Vertheidigung der Stadt zu ergreifen, und mit Benutzung günstiger Um⸗ kände, in kleinen Schaaren Ausfälle gegen die nächstgelegenen Logements des Gegners zu machen. Unsere Artillerie fährt mit vollkommenem Er⸗ olge fort, dem Belagerer entgegenzuwirken. 1“ Zu dieser allgemeinen Skizze fügt der General⸗Adjutant Fürst Gort⸗ schakoff nachstehende Einzelnheiten über die Operationen beider Theile: 10. Juli. Um 8 Uhr Morgens lieferten wir links vor der Bastion Nr. 4 eine sehr gelungene Quetschmine gegen die feindlichen Trichter. Seinerseits sprengte der Belagerer gleichfalls zwei Minenherde, ohne uns jedoch Schaden zuzufügen; außerdem vereinigte er durch einen allgemei⸗ nen Laufgraben die Logements gegenüber der Bastion Korniloff, erhöhte und verdichtete die Approchen gegen die 5te Abtheilung der Vertheidi⸗ ungslinie und warf zwei neue Laufgräben vor der Bastion Nr. 2 uf. Die Festungs⸗Artillerie hatte diese Arbeiten durch ihre Schüsse rschwert. Gegen 10 Uhr Abends und 2 Uhr Morgens geschahen zwei Allarmirungen, die durch eir zufälliges Zusammenstoßen unserer und der feindlichen Lauerposten veranlaßt waren. Von beiden Seiten eröff⸗ neten die Schützenketten das Feuer, worauf ein starkes Bataillen⸗ und eschützfeuer auf der ganzen Linie erfolgte, das etwa eine halbe Stunde dauerte. Man bemerkt, daß der Feind verstärkte Arbeiten an der Stre⸗ letzbucht ausgeführt hat. 11. Juli. Den Tag über war die Kano⸗ node des Gegners sehr stark; unsere Werke agirten sowohl gegen die das Feuer unterhaltenden Batterieen als auch gegen die nächstgelegenen Arbeiten des Belagerers. Von der Nordseite Sebastopols wurde gegen die Approchen vor der Bastion Nr. 2 gefeuert und dahurch der aum zwischen den ehemaligen Redouten Sselenginsk und Wo⸗ lynsk und der Bucht gesäubert. Der Belagerer begann Approchen auf dem grünen Berge anzulegen, verdichtete und erhöhete etwas die Tranchee bvor der Korniloff⸗Bastion und führte zwei neue Logements für Schützen gegenüber der Bastion Nr. 2 auf. 12. Juli. Nach einer zu Zeiten heftigen Kanonade und Bombardirung, vorzüglich gegen die Karabelnaja⸗ Seite, machte der Feind links vom Kapital der Bastion Nr. 4 eine Spren⸗ gung, ohne daß es ihm gelungen wäre, unsere Gallerieen zu beschädigen. Seine Arbeiten bestanden in der Beendigung der Tranchee vor der Bastion Korniloff. In der Nacht vom 12. auf den 1 3. Iitli gegen 2 Uhr Morgens rückten unsere Freiwilligen, unter Kommando des Stabs⸗ Capitains Bratkowski, unterstützt durch eine Compagnie des Jäger⸗Regiments Krementschug, hinter welcher zwei Compagnieen des Jäger-Regiments Alexopol in voller Bereitschaft standen, aus der Bastion Nr. 2 aus, warfen sich ungestüm auf das mittlere Logement des Belagerers vor der genannten Bastion, trieben den Feind heraus und zerstoͤrten das Logement; unser Verlust bei diesem Ausfall bestand us 7 Todten und 18 Verwundeten (unter diesen auch der Stabs⸗Capitain Zratkowski), der Verlust des Feindes muß beträchtlicher sein, da seine jeserven bei der Abwehr unseres Angriffs unter das Feuer der Festungs⸗ verke und eines Dampfers geriethen. 13. Juli. Der Belagerer hat urch verstärktes Feuer besonders gegen die 3te und 5te Abtheilung der zertheidigungslinie agirt, jedoch keine neuen Approchen aufgeführt, wahr⸗ scheinlich, weil das starke Feuer unsrer Werke ihn daran verhinderte.

Der locum tenens Ataman des donischen Heeres, General— Adjutant Chomutoff, berichtet unter dem 19. (31.) Juli Fol⸗ gendes:

Den 11. Juli Abends kam ein Schrauben⸗Kanonierboot vor Ta⸗ ganrog und schoß auf die Stadt. Es wurde in der Kathedrale gerade der Nachtgottesdienst gehalten; eine Kugel von großem Kaliber schlug in die aͤußere Altarwand, ohne daß der Tempel besonders beschädigt wurde; die Stuckatur löste sich und der im Tempel befindliche Protohierei Sseboff erhielt dadurch einen Stoß. Der Gottesdienst nahm trotz dieses Schusses seinen Fortgang und keiner von den Andächtigen verließ die Kirche. Mit Einbruch der Nacht steuerte das Kanonierboot zur Kri⸗ waja⸗Kossa und gerieth daselbst 40 Faden vom Ufer auf den Grund. Sobald der Heeresälteste AVfanassjeff davon Kunde erhielt, traf er mit einer Ssotnie des donischen Kosaken⸗Regiments Nr. 70 an Ort und Stelle ein, ließ die Kosaken absitzen, postirte sie hinter den Unebenheiten des Ufers und eröffnete gegen das Boot ein Gewehrfeuer, welches die Mannschaft verhinderte, dasselbe flott zu machen. Seinerseits begann der Feind aus den Geschützen auf die Kosaken zu feuern, allein diese Kanonade währte nicht lange, weil das Wasser durch den starken Ostwind immer seichter wurde und das Boot dadurch noch mehr auf die Seite zu liegen kam. Inzwischen kam ein feindliches Dampfboot von großem Umfange, um Hülfe zu leisten, ziemlich nahe ans Ufer heran und eröffnete gleichfalls eine starke Kanonade, wobei es zugleich alle mögliche Mühe anwandte, um das auf den Grund gerathene Schiff zu retten. Inzwischen war der Commandeur des Regiments Nr. 70, Oberst⸗Lieutenant Demjanow, mit noch zwei Ssotnien seines Regi⸗ ments zur Kriwaja⸗Kossa geeilt, ließ die Kosaken absitzen und verstattete dem Feinde, auf den er unausgesetzt feuern ließ, nicht, auf dem Verdeck zu arbeiten. Nach langem Hin⸗ und Wiederschießen begann die Mann⸗ schafr des Kanonierboots, welche die Hoffnung, es zu retten, verloren hatte, sich auf die Schaluppen zu begeben, ohne daß sie bei dem starken Gewehrfeuer der Kosaken auch nur die Flagge herunternehmen konnte. Da warfen sich an 20 Mann Kosaken ins Wasser, schwammen an das mit den Wellen kämpfende Fahrzeug, und bemäͤchtigten sich desselben, trotz des heftigen Feuers vom Dampfboote, nahmen die große und kleine Flagge ab, brachten zwei 24pfündige kupferne Kanonen beraus

und zündeten das Boot an, welches auch bis zum Boden verb annte.

Das Boot hatte 3 Masten und 120 Fuß Länge: als die Kosaken Hand daran legten, entfernte sich das Dampfschiff. Der vom Brande unver⸗ sehrt gebliebene Theil des feindlichen Fabrzeuges begann sich mit Sand zu füllen; die Kosaken strengten sich an, eine Bomben⸗Kanone und die Maschine herauszunehmen, allein das bot große Schwierigkeiten dar. Die beiden kupfernen Kanonen befahl ich nach Nowotscherkask zu schaffen. Während der ganzen Affaire wurden unsererseits, Gott sei Dank, nur 3 Kosaken verwundet. So eben erhalte ich Nachricht, daß in Sicht von Kriwaja⸗Kossa sich 7 feindliche Dampfer gezeigt haben, wahrscheinlich um den übrig gebliebenen Theil des verbrannten Bootes zu retten. Die von den Kosaken erbeuteten Flaggen erfolgen hierbei.

Aus Nikolajew wird der „Militair. Ztg.“ vom letzten vor. Monats mitgetheilt, daß der Vortrab des nach der Krim bestimm⸗ ten Grenadier⸗Corps in jener Stadt bereits eingetroffen sei, und das Gros zu Anfang dieses Monats nachfolgen dürfte.

11. August. Aus Sebastopol vom 9. Abends wird ge⸗ v Nichts Neues. Die feindliche Kanonade ist schwach. (H.

Nachrichten aus Warschau vom 9. Augutt zufolge, war dort am Tage vorher das Geburtsfest der jetzigen Kaiserin von Rußland feierlichst begangen worden. Von Siedlce maren die Ge⸗ neral⸗Lieutenants Essen I., Chef der Garde⸗Kürassier⸗Division, und Tumanski, Commandeur der zweiten Brigade dieser Division, von Wilna der General der Artillerie und Kaiserliche General⸗Adjutant Sumorokoff in Warschau angekommen, und von dort abgereist der General⸗Major Rudzewicz, Hetman der Linien⸗Kosaken am Kauka⸗ sus, nach Stawropol. 8

Kööönigsberg, Sonntag, 12. August. (Tel. Dep. d. C. B.) Hier eingetroffene Nachrichten aus Petersburg melden, daß für den möglichen Fall eines Rückzuges der Besatzung von Sebastopol be⸗ schlossen worden sei, eine Brücke über die Sebastopoler Bucht zur Verbindung des Südufers mit dem Nordufer, zwischen dem Michael⸗ Fort auf der Südseite und dem Nikolausfort auf der Nordseite, zu 1, Smtag, 12 Augensclüs116“ dem zu Lille verhandelten Prozesse, betreffend ein Attentat auf den Kaiser, sind 3 Angeschuldigte freigesprochen worden. Dhenien wurde zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, Des quiens zu 5 Jah⸗ ren Gefängniß verurtheilt

Von den zunächst zum Gebrauch für Justiz⸗ und Verwaltungs⸗ beamte bestimmten, aber auch als Notizbuch für das größere Publikum sehr wohl geeigneten preußischen Termin⸗Kalender ist so eben der

vierte Jahrgang (für 1856) im Verlag der Decker’'schen Geheimen Ober⸗

Hofbuchdruckerei erschienen. Die praktische Einrichtung desselben ist be⸗ kannt. Angehängt sind demselben als Beilagen die am häufigsten in der Praxis vorkommenden Eide, die Wechsel⸗Ordnung, Zins⸗Tabellen, Stem⸗ pel⸗Tabellen und verschiedene andere landesgesetzliche Bestimmungen.

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Die Deicharbeiten an der Weichsel im Regierungs⸗Bezirk Marienwerder schreiten in erwünschter Weise fort. Nach den am 1. August erstatteten Rapporten der Baubeamten sind: Name der Niederung. beschäftigte

Arbeiter. Gespanne.

gefördert. noch zu fördern.

Schachtruthen.

2,90 23,066

20,482 14,535

Thorner Niederung... Marienwerdersche und Ostlich Mewer⸗Niederung. 440 0,48 1 Falkenauer⸗ 1 43,328 48,929 Fulner’mtses Bbobd. .. 356 21,700 30,080 Culmer⸗Stadtt. do. 500 30,934 Schwetz⸗Neuenburger⸗ do. 1000 51,422 36,000 Schwetz⸗Niedwitzer⸗ do. 20 12 EEEEEEö Summa. 4120 327 192,832 190,955 Die Haͤlfte der Erdarbeit ist also gethan, und es ist zu hoffen, daß zum 1. Oktober d. J. die zerstörten Deiche wiederhergestellt sein werden.