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werden.
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auf der Erkennungskarte und dem Anmeldebogen vermerkt
Eine Verlängerung dieser Frist in einzelnen Fällen kann Unterrichts⸗ und
b als auch
nur von dem Herrn Minister der geistlichen, Medizinal⸗Angelegenheiten ertheilt werden.
Königliches Universitäts⸗Kuratorium. EEb1“
Lehnert.
Die Immatriculation für das bevorstehende Winter⸗ Semester 1855 — 56 beginnt in diesem Jahre am 3. Oktober und findet bis 8 Tage nach dem 15. Oktober c., dem vorschriftsmäßi⸗ gen Anfange der Vorlesungen, wöchentlich zweimal, Mittwochs un Sonnabends um 12 Uhr im Senats⸗Saale statt. .
Behufs derselben haben ZT“
1) die Studirenden, welche von einer anderen Universität kom⸗ men, ein vollständiges Abgangszeugniß von dieser Universität, 2) diejenigen, welche die Universitäts⸗Studien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende
Legitimationspapiere vorzulegen.
Unter väterlicher oder vormundschaftlicher Gewalt Stehende haben außerdem die schriftliche Zustimmung ihres Vaters oder Vor⸗ mundes zum Besuch der hiesigen Universität beizubringen.
Berlin, den 25. September 1855.
Die Immatriculations⸗Kommission.
Busch, FKehnert. Pro⸗Rektor.
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Abgereist: Se. Excellenz der Handels
eydt, nach der Rheinprovinz.
Berlin, 26. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Landräthen von Sanden zu Ragnit und Lauterbach zu Tilsit die Erlaubniß zur Anlegung des von
des Kaisers von Rußland Majestät ihnen verliehenen St. Sta⸗ nislaus⸗Ordens zweiter Klasse zu ertheilen.
Nichtamtliches.
Preußen. Trier, 23. September. Ihre Majestäten hielten gestern Abends, von einer unzähligen Menge sehnlichst erwartet, Ihren Einzug unter Glockengeläute in die reich geschmückte und festlich beleuchtete Stadt. Im Königlichen Regierungsgebäude angelangt, geruhten die Allerhöchsten Herrschaften Sich die Militair., Civil⸗ und städtischen Behörden so wie die Geistlichkeit, vorstellen zu lassen. — Heute Morgens, um 10 Uhr, wohnten Ihre Majestäten dem Gottesdienste bei, nahmen hierauf dem 1sten Bataillon des 29sten Regiments die Parade ab und besichtigten dann die weit vorgeschrittenen Bauten an der Bafilica, die römischen Bäder, das Amphitheater und die Villa Recking.
— 24. September. Heute Morgen, um 8 Uhr, setzten Ihre Majestäten die Reise auf dem festlich geschmückten Dampfboot „Mosella“ nach Coblenz fort.
Coblenz, 24. September. So eben, Abends 9 Uhr, passirten Ihre Majestäten der König und die Königin, Allerhöchst⸗ welche die um 8 Uhr Morgens begonnene Moselfahrt von Trier hierher glücklich zurückgelegt hatten, die hiesige Stadt, unter dem Geläute aller Glocken, dem Donner der Kanonen und dem freu⸗ digen Zurufe der durch die Straßen wogenden Menge. Sofort nach erfolgter Landung, oberhalb der Moselbrücke, bestiegen die hohen Reisenden den bereit gehaltenen Wagen, um sich ohne Aufenthalt nach Schloß Stolzenfels zu begeben. (Köln. Z.)
Köln, 25. September. Eine Deputation unserer städtischen Vertretung, bestehend aus den Herren Bürgermeister Stupp und Gemeinde⸗Verordneten Böcker, begab sich gestern Abends nach Stolzenfels, um Ihre Majestäten den König und die Königin zu den bei Gelegenheit Allerhöchstihrer hiesigen Anwesenheit beab⸗ sichtigten Festlichkeiten einzuladen. — Heute Morgens reiste Se. Eminenz der Herr Kardinal und Erzbischof zur Begrüßung Ihrer Majestäten nach Stolzenfels. (Köln. Z.)
— Aus Tilsit vom 23. d. schreibt man der C. aeß am Tage vorher unweit Sköpen das Dampfschiff „Elbing“, welches guptsaͤchlich Indigo an Bord hatte, durch Feuer verunglückt war.
Hie Mannschaft hatte sich noch glücklich gerettet und das Schiff in Grund gebohrt, um nicht die ganze Ladung zu verlieren.
Sachsen. Altenburg, 24. September. Von der Her⸗ zoglichen Landes⸗Regierung ist eine möglichst genaue Ermittelun des Ertrages der diesjährigen Aerndte in jeder einzelnen Flur des Landes angeordnet worden. Die Amtsrichter der einzelnen Dorfschaften haben zu diesem Zwecke die Anweisung erhalten genau zu erheben, wie viel an Weizen, Roggen und sonstigen Feld⸗ früchten, ingleichen an Obst, Heu und Grummet in jeder Flur im Ganzen erbaut worden, welches die durchschnittliche Qualität
eines jeden dieser Bodenerzeugnisse gewesen ist, wie hoch sich hier⸗
nach der durchschnittliche Ertrag eines Ackers belaufe, und wie derselbe, in Prozentsätzen ausgedrückt, sich hiernach zu einem mittle⸗ ren Aerndte⸗Ertrage verhalte. (Leipz. Z.)
Großbritannien und Irland. London, 2. Sep⸗ tember. Der „Globe“ bringt folgende Anzeige: „Wir müssen unsere Leser davon in Kenntniß setzen, daß sie in Zukunft nicht mehr darauf rechnen dürfen, von Seiten des Kriegsministeriums eben so vollständige Nachrichten über die Operationen der verbün⸗ deten Generale zu erhalten, wie früher. Früher brachte die Ver⸗ öffentlichung dieser Nachrichten keine Nachtheile mit sich, weil den beiden Gegnern ihre Rollen schon zum Voraus vorgezeichnet und vollkommen bekannt waren. Der eine hatte Sebastopol anzugreifen, der andere zu vertheidigen. Jetzt hingegen, wo die Strategie ins Spiel kommt, kann Lord Paunmure nicht mehr ohne Gefahr mittheilen, daß General Simpson an einem bestimmten Tage eine bestimmte Bewegung gemacht hat, weil Fürst Gortschakoff dies sofort benutzen würde, um seine Plane danach einzurichten. Die allergewöhnlichste Klugheit gebietet der Regierung, sich der Ver⸗ öffentlichung derartiger Thatsachen zu enthalten, und es ist die Pflicht des Publikums, nicht mehr wissen zu wollen, als was die Regierung mitzutheilen für gut befindet.“
Laut amtlichem Berichte hat das englische Admiralitäts⸗Gericht vom 29. März 1854 bis 8. August 1855 über 135 Prisen abge⸗ urtheilt.
Von Deptford aus sind in Woolwich drei Transportdampfer angelangt, welche Geschütze und sonstigen Kriegsbedarf nach der Krim bringen sollen.
Italien. Das „Giornale del Regno due Sicilie“ vom 14ten d. M. enthält nachstehende Dekrete Sr. Majestät des Königs:
„Der Feldmarschall D. Francesco Pinto Fürst von Ischitella ist
des bis jetzt von ihm bekleideten Kriegs⸗- und Marine⸗Ministeriums ent⸗
hoben; er fäͤhrt fort, unser General⸗Adjutant zu bleiben. Indem wir unsere vollständige Zufriedenheit mit den von ihm im erwähnten Amte geleisteten Diensten aussprechen, gewähren wir ihm den Fortgenuß des bis jetzt bezogenen Gehaltes von 6000 Ducati.
Wie verleihen dem Brigadier D. Francesco Antonio Vinspeare den Rang und die Würden eines unserem ordentlichen Staatsrathe bei⸗ wohnenden Minister-Staatssecretairs. Wir ernennen den Obersten D. Carlo Picenna zum Direktor des Ministeriums des Königlichen Staats⸗ Sekretariats des Krieges mit Referat und Signirung. Wir ernennen den Brigadier der K. Marine D. Antonio Bracco zum Direktor des Ministeriums und des K. Staats⸗Sekretariats der Marine mit Referat und Signirung. Der Direktor des K. Ministeriums des Innern, Dr. Lu⸗ dovico Bianchi wird der Signirung des K. General⸗Polizei⸗Ministeriums statt des zu andern Verrichtungen berufenen Direktors D. Orazio Mazza übernehmen.“
Türkei. Konstantinopel, 13. September. Ueber den Fall Sebastopols erhielt der Sultan auf telegraphischem Wege über Schumla schon Sonntag Abends um 9 Uhr ausführliche Nach—
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richt; dessenungeachtet haben erst gestern die Festlichkeiten wegen der Einnahme stattgehabt: viermal des Tages Kanonensalven, Flaggen aller Schiffe, Illumination, Feuerwerk u. s. w. bis tief in die Nacht hinein.
Ueber die Theilnahme der Flotte an dem Angriffe auf Seba⸗ stopol und über den Sturm vom 8. September theilen wir aus den gleichzeitig mit dem Berichte des Admirals Lyons in London eingetroffenen englischen Berichten der einzelnen See⸗Offiziere noch Folgendes mit:
Flotten⸗Brigade vor Sebastopol, 9. September.
Sir! Ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß in Gemäßheit Ihrer Instructionen am 7. d. M. um 6 Uhr Morgens ein lebhaftes Feuer aus den Batterieen eröffnet und den ganzen Tag hindurch fortgesetzt wurde. Gestern früh ward es mit noch größerem Nachdruck wieder aufgenom⸗ men, um einen Sturm einzuleiten, der von unseren Verbündeten gegen den Malakoff und dann von uns gegen das Sägewerk ausgeführt werden sollte. Um Mittag sah man die Franzosen in Masse aus ihren Laufgräben stürzen und sich muthig der Malakoff⸗Batterie bemächtigen, auf welcher zehn Minuten, nachdem sie die Lauf⸗ gräben verlassen, die Tricolore und der Kaiserliche Adler aufgepflanzt wurden. Kaum wehte die französische Flagge auf dem Malakoff, als unsere Dibvision aus den Laufgräben hervoreilte und den vbo springenden Winkel des Sägewerks angriff. Mittlerweile jedoch hat der Feind sich zu ihrem Empfange gerüstet, und während die Division vorrückte, eröffnete er ein mörderisches Feuer auf dieselbe trotz der Th tigkeit unserer Artillerie, die alle Theile des Sägewerks außer den von den Stürmenden angegriffenen, so wie die Flanken⸗Batterieen bestrich.
Nachdem unsere Truppen einige Zeit lang das von ihnen eroberte Ter⸗ Die auf ö und Verwundeten lieferten einen hinlänglichen Beweis von dem Muthe, mit welchem sie im Kampfe aus⸗
rain behauptet hatten, sahen sie sich zum Rückzuge genöthigt. dem Platze zurückbleibenden Todton B uge g 819
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gehalten hatten. Das Feuer unserer Batterieen ward bis zum Einbruche der Nacht unterhalten, und um 7 Uhr räumte der Feind das Sägewerk,
nachdem er seine Magazine vermittelst gestreuten Laufpulvers in die Luft
gesprengt hatte. Heute vermochten wir zu sehen, wie vollständig und
gluͤcklich der Sieg der verbündeten Truppen gewesen war
H. Keppel, Befehlshaber der Flotten⸗Brigade.
Die Verluste, welche die Flotten-Brigade am 7ten und 8ten rlitten hat, giebt ihr Befehlshaber auf 1 Todten, 25 Verwundete (darunter einer tödtlich) und 4 Kontusionirte an.
Einem an den Admiral Lyons aus der Streletzka⸗Bai, 8. Sep⸗ tember, von dem Artillerie⸗Hauptmann Digby gerichteten Rapport entnehmen wir Folgendes:
Ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß ich in Gemäßheit der von
Ihnen heute früh erhaltenen Befehle das Feuer meiner Mörserboote um
8 ⅞ Uhr Morgens auf die Quarantaine⸗Batterie eröffnete und von Mittags bis 7 Uhr Abends ein allgemeines und lebhaftes Feuer gegen die Quarantaine⸗ Batterie und das Fort Alexander unterhielt. Die beiden am meisten nach außen liegenden Schiffe waren der hohlen See, welche in die Bai eindrang, sehr ausgesetzt. Ich ließ sie — und dies war höchst wünschenswerth — ihr Feuer auf die zwischen der Artillerie-Bucht und der Quarantaine⸗ Bastion gelegene Stelle richten, wo, wie ich gehört hatte, die russischen Re⸗ serven aufgestellt worden waren. Der starke Wind und die hochgehende See waren der Sicherheit des Zielens äußerst ungünstig, und wenn es nichts⸗ destoweniger befriedigend ausfiel, so verdanken wir dieses der Geschichlich⸗ keit der Marine⸗Artillerie, welche das Feuer leitete. ..... Vermöge der Beschaffenheit des Wetters und der Schwäche der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel mußten die den Befehl führenden Offiziere mit großen Schwierigkeiten kämpfen, um ihre Schiffe in der Lage zu erhalten, in welcher sie bleiben sollten.
Aus Marseille, 24. September, Morgens, wird telegraphirt: „Der „Carmel“, welcher von Konsta ntinopel am 17. September abfuhr, ist in unseren Hafen mit einer ungeheueren Masse von Militairbriefen eingelaufen; auch hat derselbe den Obersten Vaubert de Genlis an Bord, welcher die offiziellen Berichte überbringt. Die Nachrichten aus der Krim sind vom 15ten datirt. An jenem Tage war es dem Pompier⸗Corps bereits gelungen, alle auf der Südseite der Rhede lodernden Feuersbrünste zu löschen. General Bazaine wurde zum Gouverneur von Sebastopol ernannt. Durch drei vom General Herbillon kom⸗ mandirte Divisionen wurden die Truppen verstärkt, welche die Stellungen an der Tschernaja besetzt halten. Man sieht einer Schlacht auf diesem Punkte als nahe bevorstehend entgegen. — Das „Journal de Constantinople“ will wissen, Fürst Gortschakoff habe bei Marschall Pelissier angefragt, ob im Falle des Rückzuges von Seiten der Russen der Ober⸗Befehlshaber der französischen Streitkräfte 15,000 Kranke zu übernehmen geneigt sei. Der Mar— schall soll unter der Bedingung, daß die Aerzte und Krankenwärter der feindlichen Lazarethe auf ihrem Posten bleiben und die Russen sich zurückziehen, ohne hinter sich etwas zu zerstören, seine Ge— neigtheit erklärt haben. — Mit dem „Carmel“ ist ferner die Nach⸗ richt eingetroffen, daß Omer Pascha allerdings nach Klein⸗ Asien abgegangen ist, jedoch ohne die Truppen, welche er Anfangs mitnehmen sollte. Das englisch⸗türkische Kontingent ist in Konstantinopel zurückgehalten und die türkische Armee in der Krim bleibt dort. Ueber die Haltung, welche die russische Armee beob⸗ achten werde, herrschte noch große Ungewißheit in Konstantinopel; auch der Plan der Verbündeten war noch strenges Geheimniß; alle in Umlauf gesetzten Gerüchte über das, was geschehen werde, ver— lieren dadurch ihre Bedeutung. Als das Paketboot, welches diese Nachrichten aus der Krim überbracht hat, absfuhr, wurde von der verbündeten Generalen und Admiralen in der Krim großer Kriegs⸗ rath gehalten.“
Aus Marseille, 24. September, Abends, wird ferner nach den mit dem „Carmel“ eingetroffenen Nachrichten telegraphirt: „Admiral Pamfiloff wurde geködtet. Große Magazine von Klei⸗ dungsstücken wurden in Sebastopol entdeckt. — Nach Kleinasien werden frische türkische Truppen abgeschickt werden.“
General Pelissier hat am 9. September folgenden Armeebefehl erlassen:
„ Soldaten! Sebastopol ist gefallen; die Einnahme des Malakoff hat sein Geschick entschieden. Mit seinen eigenen Händen hat der Feind seine furchtbaren Vertheidigungswerke gesprengt, seine Stadt, seine Magazine seine Militair⸗Etablissements angezündet und den Rest seiner Schiffe im Hafen versenkt. Das Bollwerk der russischen Macht im Schwarzen Meere besteht nicht mehr. Diese Resultate verdankt ihr nicht nur eurem feurigen Muthe, sondern auch eurer während einer langen, elfmonatlichen Bela⸗ gerung bewiesenen unbeugsamen Energie und Ausdauer. Nie⸗ mals hatten die Artillerie zu Wasser und zu Lande, niemals das Genie, niemals die Infanterie ähnliche Hindernisse zu über⸗ winden, niemals auch haben diese drei Waffengattungen mehr Tapferkeit, Geschicklichkeit und Entschlossenheit an den Tag gelegt. Die Einnahme Sebastopols wird euch ewig zur Ehre gereichen. Dieser un⸗ geheure Erfolg macht unsere Stellung auf der Krim gebieterischer und reier. Er wird es uns möglich machen, die noch hier befindlichen aus⸗ gedienten Soldaten ihrem Heerde und ihrer Familie wiederzugeben. Ich anke ihnen im Namen des Kaisers für die stets von ihnen bewiesene Hingebung, und werde dafür sorgen, daß ihre Heimkehr in das Vater⸗ land bald stattfindet. Soldaten! Der 8. September, an welchem die
Fahnen des englischen, piemontesischen und französischen Heeres gemein⸗
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sam geweht haben, wird für immer ein denkwürdiger Tag bleiben. Ihr
habt an demselben unseren Adlern einen neuen und unvergänglichen Ruhm berliehen. Soldaten! Ihr habt euch um Frankreich und den Kaiser verdient gemacht. 11“ 2 Im Hauptquartier, Nedoute Malakoff, 9. September 1855.
“ Pelifsier.
Die „Times“ bringt in einer dritten Ausgabe vom 24. Sep⸗ tember eine Depesche ihres Korrespondenten aus Sebastopol vom 16. September. Die Russen befestigten die Nordseite und errichte- ten neue Batterieen. Die Franzosen schoben Kavallerie und In⸗ fanterie in der Richtung von Baktschi Serai vor. Sebastopol sollte geschleift und die Docks sollten mit Erde gefüllt werden. Ein furchtbarer Sturm hatte bei Sebastopol gewüthet.
Aus Galacz, 15. September, berichtet die „Oesterreichische Zeitung“: „Gestern ist wieder der erste Lloyddampfer aus Kon⸗ stantinopel eingetroffen, nachdem die Dampfschifffahrts⸗Verbindung mit der türkischen Hauptstadt fast zwei Jahre hindurch unterbrochen gewesen. Der Sulina⸗Arm, zwei englische Meilen von der Mün⸗ dung aufwärts, lag voll von Segelschiffen und zwar in drei⸗ und vierfacher Reihe längs der beiden Ufer, so daß — da die Donau dort nur 240 Fuß breit ist — der Dampfer „Ferdinand“ Mühe hatte, durchzukommen. Unordnungen, Räubereien, wie neulich, kom⸗ men nun nicht mehr vor, indem im Ort Sulina eine Sicherheits⸗ wache unter den Bewohnern organisirt ist, welche jedem Unfug ent⸗ gegentritt.
Nußland und Polen. Der als Ober⸗Polizeimeister von Moskau fungirende Oberst Timascheff Bering macht in der „Moskauer Ztg.“ Folgendes bekannt:
Auf Befehl Sr. Erlaucht des Herrn Militair⸗-General⸗Gou⸗ verneurs von Moskau habe ich die Ehre, die Bewohner der Resi⸗ denz zu benachrichtigen, daß es Sr. Kaiserlichen Majestät gefällig ist, Morgen am 3. (15.) September um 1 Uhr Mittags alle Edelleute, auch unter der 5ten Klasse, nebst ihren Frauen, die sich vorzustellen wünschen, zu empfangen.
— Laut Privat⸗Mittheilungen, welche der „Pr. C.“ von der preußisch⸗ russischen Gränze zugehen, sind in der kurischen Stadt Libau, da die Besatzung dieses Orts in das Innere des Landes zurückgezogen worden ist, die Dienstverrichtungen derselben gegen⸗ wärtig der dortigen Bürgergarde übergeben. Diese Garde ist, wie bemerkt wird, ein noch aus den Zeiten der Herzoge von Kurland sich herschreibendes Institut. Sie besteht aus etwa 900 Mann und ist militairisch bewaffnet und uniformirt. Auch eine Batterie von 7 Kanonen, welche von ehemaligen gedien⸗ ten Artilleristen bedient wird, die in Libau ansässig geworden sind, befindet sich im Besitz dieser Stadtgarde. Ihre Offiziere wählt die Garde selbst, sie hält selbstständig Kriegsgericht über ihre renttenten Mitglieder und vollzieht ohne Weiteres die verhängten Strafen, welche in Geldbußen und Gefängniß bis zu Festungsstrafe bestehen. Die Aufnahme in die Garde geschieht durch allge⸗ meine Ballotage; die zur Aufnahme erforderlichen Bedingungen sind: das Bürgerrecht in der Stadt Libau, Steuerfähigkeit und Unbescholtenheit des Lebenswandels, wobei auch auf die Moralität der Ehefrauen verheiratheter Gardisten gerücksichtigt wird. Dies alte Bürgerwehr ⸗Institution ist allen deutschen Ostsee⸗Provinzen von ihren russischen Beherrschern gelassen worden, doch werden die Corps nur in außerordentlichen Fällen zusammengerufen und ver⸗ sehen blos den Dienst in der betreffenden Stadt, ohne im Felde gegen den Feind verwendet zu werden.
— Nachrichten aus Warschau vom 23sten d. M. zufolge, waren die General-Majore von der Suite des Kaisers, Lutkowski und Alexandroff J., der Erstere von Brzesc⸗Litewski, der Letztere von St. Petersburg, und der General-⸗Intendant Geheimerath und Senator Pogodin von Kiew dort angekommen.
Dänemark. Helsingör, 21. September, Morgens Gestern Nachmittag passirte die französische Schraubendampffregatte „Marne“ mit einem Mörserschooner im Schlepptau, von der Ostsee kommend. Der englische Dampfschooner „Cuckoo“ ging ebenfalls nordwärts weiter. Abends passirte das englische Linienschiff „Ho⸗ gue“ und das Linienschiff „Cornwallis“ ankerte Nachts auf der Rhede, beide von der Ostsee kommend. Das englische Kriegsdampf⸗ schiff „Basilisk“ ging, von nordwärts kommend, Nachts auf der Rhede zu Anker. (H. B. H.)
8 * TLelegrarhische Depeschen. Cöln, 25. September. Die Post von England vom 24. Sep⸗
tember ist nicht eingetroffen. “ 1 Königsberg, Mittwoch, 26. September. (Tel. Dep. d. C. B.) Die hier eingetroffene „Moskauer Polizei⸗Zeitung“ meldet, daß die Kaiserin Mutter, der Großfürst Constantin, die Prin⸗ zessin Marie und die Gemahlin des Prinzen Friedrich der Niederlande am 15. d. M. in Moskau eingetroffen seien, und daß der Großfürst Constantin noch an demselben Tage seine Reise
nach Nicolajeff fortgesetzt habe.