Italien. Turin, 27. Dezen Nach hiesigen Blättern
beträfe Durando's Mission nach Paris unter Anderem die Be⸗ stimmung, das piemontesische Expeditionsheer im Frühlinge nach Varna zu verlegen, wenn der Kriegsschauplatz an der Donau er⸗ öffnet werden sollte.
— 30. Dezember. Eine Kommission zur Berathung über eine allgemeine Industrie⸗Ausstellung ist gebildet worden. Die Mit⸗ glieder der Familie Orleans sind von Nervi hier eingetroffen.
— 31. Dezember. seille angelangt und begiebt sich über Genua nach Turin.
Türkei. Aus Konstantinopel, 18. Dezember, wird dem „Moniteur“ geschrieben: Fürst Kallimachi ist zum Botschafter der hohen Pforte in Wien ernannt worden. Er ist der erste Christ, dem dieser höͤchste diplomatische Rang von der Pforte verliehen worden ist. Auch der türkische bevollmächtigte Minister in London, Herr Mussurus, ist zum Botschafter erhoben worden.“
Aus Marseille, 30. Dezember, wird ferner telegraphirt: „Der Be⸗ fehlshaber der englischen Kavallerie auf der Krim, General Scar⸗ lett, hat am 21. Dezember Malta passirt. Er wird, dem Ver⸗ nehmen nach, an dem in Paris abzuhaltenden Kriegsrathe Theil nehmen.“
Aus Marseille, 30. Dezember, Abends, wird telegraphirt: „Das Paketboot aus Konstantinopel ist mit Nachrichten vom 20. Dezember eingetroffen. Den Befehl über das englische Ge— schwader übernimmt vorläufig der Contre-Admiral Freemantle, da Sir E. Lyons sich nach Paris begiebt, um dem dort abzuhalten- den Kriegsrathe beizuwohnen. Das Geschwader des Contre⸗Admi⸗ rals Stewart sollte Smyrna am 16. Januar verlassen und nach Athen segeln. Nachrichten aus dem Lager Omer P ascha's vom 5. Dezember im „Journal de Constantinople“ zufolge stand das türkische Heer diesseits des Flusses Siva und war durch das Ueber⸗ treten der Flüsse, welches die Ebenen in einen ungeheuren Morast verwandelt hatte, am Vorrücken verhindert. Dasselbe Blatt meldet, daß das Heer von Erzerum die Stärke von 35,000 Mann erreicht habe. Die Stadt war hinreichend verproviantirt, um einem An⸗
griffe Widerstand leisten zu können. Herr von Prokesch hatte in Konstantinopel dem Großwesir, dem Präsidenten des Tansimat⸗ Rathes und dem Minister des Auswärtigen der Reihe nach Be⸗ suche abgestattet.“
Aus dem Lager vor Seba stopol, 15. Dezember, wird der „Times“ geschrieben: „Es steht fest, daß Marschall Pelissier im Begriffe steht, nach Paris abzureisen, und daß Sir E. Lyons am nächsten Montag (17. Dezember) an Bord des „Royal Albert“ von Kamiesch absegeln wird. Auch geht das Gerücht, General Codrington werde seinen Posten auf kurze Zeit verlassen.“
Ein der „Pr. C.“ zugegangenes Privatschreiben aus Smyrna vom 19. Dezember enthält die folgende Notiz: In der Nacht vom 17. bis 18. Dezember gegen 1 ½ Uhr wurde die Bevölkerung durch einen sehr heftigen Erdstoß aufgeschreckt, welcher in seiner größten Stärke etwa eine Sekunde lang anhielt, während die nachfolgenden Schwingungen des Erdbodens noch 3 bis 4 Sekunden lang in der Richtung von Süd nach Nord fortdauerten. Der Stoß war so heftig, daß in vielen Häusern die Wände barsten und der Kalk herabfiel; doch ist kein weiteres Unglück zu beklagen. Das Thermometer,
welches am 16ten, beim Umspringen des Windes von Süd nach Nord, innerhalb acht Stunden von 15 Grad Reaum. Wärme auf 1 Grad Kälte gefallen war, hatte sich am 17ten wieder auf 4 Grad Wärme gehoben. Das Erdbeben war von keiner Luftbewegung begleitet; auch das Meer blieb vollkommen ruhig. Es war dies bereits das achte Erdbeben, welches in diesem Jahre dort stattfand. Das Klima bietet ebenfalls für diesen Herbst viel Außergewöhn⸗ liches. Die sonst um diese Zeit andauernden Regen waren noch nicht eingetreten, und während bis zur Mitte des Monats ein wahres Sommerwetter geherrscht hatte, ging am 16. Dezember das Thermometer plötzlich unter den Gefrierpunkt hinab.
Alexandria, 22. Dezember. Die Behufs der Durch⸗ stechung der Landenge von Suez ernannte Kommission ist von ihrem Ausfluge nach Ober⸗Aegypten zurückgekehrt. Mit Verification der auszuführenden Arbeiten wird ste zu Ende des gegenwärtigen Monats fertig sein. EC8 “
— 23. Dezember. In Mekta ist in Folge des Sclavenhandel⸗ Verbotes ein blutiger Konflikt mit den türkischen Truppen, welche sich ins Kastell zurückziehen mußten, entstanden. Der Vicekönig ist aus Ober⸗Aegypten krank zurückgekehrt. Die Eisenbahn nach Kairo wird am 1. Januar dem allgemeinen Verkehre übergeben
8* 7 4 8
“
Kairo, 20. Dezember. Achmet Menekli Pascha, General en chef des ägyptischen Expeditions⸗Corps, ist hier angekommen.
Rußland und Polen. St. Petersbur g, 27. Dezem⸗
ber. Die hiesigen Blätter enthalten nachstehende Allerhöchste Handschreiben:
General Lamarmora ist heute in Mar⸗
) An den Ober⸗Kommandirenden des abgesonderten kaukasischen Corps
1 Infanterie Murawieff.
Die unerschütterliche Festigkeit, die musterhafte Mannhaftigkeit und kriegerische Umsicht, welche alle Ihre Operationen in der asiatischen Türkei ausgezeichnet haben, sind jetzt durch vollständigen Erfolg gekrönt worden. Das Bollwerk Kleinasiens, die Festung Kars, hat sich sammt der ganzen Garnison, Artillerie und großen Waffenvorräthen ergeben. Die dreißig⸗ tausend Mann stark gewesene anatolische Armee besteht nicht mehr, und ihr Oberfeldherr, der Muschir Wassif Pascha, ist unser Gefangener.
Wir danfen Ihnen von Herzen für diese so glänzende Waffenthat, welche die russischen Fahnen mit neuem Ruhme berherrlicht. Wir tragen Ihnen auf, Unsere aufrichtige Erkenntlichkeit auch den von Ihnen an⸗ geführten Truppen kund zu thun, welche durch ihr wackeres Stand⸗ halten und durch ihre Tapferkeit die hartnäckigste Gegenwehr des Feindes überwunden haben.
Um ihre ruhmwürdigen Verdienste auszuzeichnen ernennen Wir Sie zum Großkreuz des Ordens des heiligen Großmärtyrers und Siegers Georg zweiter Klasse, worauf Sie ein unbestreitbares Recht erworben
haben, und verbleiben Ihnen mit Unserer Kaiserlichen Gnade wohl⸗ gewogen. 1““ St. Petersburg, den 4. (16.) Dezember 1855. 8 2) An den General der Infanterie Grafen Perowski.
Graf Lew Alexejewitsch. Unser Vater gesegneten Andenkens hat durch ein an Sie gerichtetes Reskript vom 25. Oktober 1854 die Apa⸗ nagebauern aufgerufen, sich an der allgemeinen Sache der Vertheidigung des Vaterlandes zu betheiligen. Es meldeten sich weit mehr Freiwillige, als für den auf drei Bataillone berechneten Komplex des Schützen⸗Regi⸗ ments des Kaiserlichen Hauses erforderlich war, und über die Hälfte von denen, die einzutreten wuͤnschten, mußten nach Hause zurückkehren.
Jetzt erachten Wir es für nöthig, ein 4tes Bataillon dieses Regiments zu bilden, und befehlen Ihnen zu dem Ende, einen neuen Aufruf an die Apanagebauern zu erlassen auf den in dem Statut vom 25. Oktober 1854 erörterten Grundlagen Indem Wir Ihnen die Bildung dieses 4ten Bataillons aufgeben sind Wir vollkommen überzeugt, daß die Apanagebauern auf Unseren Ruf mit derselben Bereitwilligkeit zur Vertheidigung der Heimath her beieilen werden, mit welcher ihre von Unserem Vater aufgerufenen Brü⸗ der schon ausgeruückt sind, den Feinden der Rechtgläubigkeit und des heiligen Rußlands zu begegnen. Alexander.
Zarskoje⸗Sselo, 16. (28.) November 1855.
Man schreibt der „Oestr. C.“ aus Odessa, 17. Dezember
es still geworden. Was könnte aber auch bei der jetzigen Kälte unternommen werden! Vorgestern thauete es hier noch gegen 4 Uhr Nachmittags, und gestern früh zeigte das Thermometer 25 Gr. Réaum. unter Null. Das Meer ist gefroren, seit 36 Jahren hat man hier zu Lande keine solchen Fröste erlebt. Der ungewöhnlich trockene Herbst und die jetzigen Schlittenbahnen haben den Russen bei dem Transportgeschäfte außerordentliche Erleichterungen be⸗ reitet. In der Krim, so versichert man, herrsche eine nur um 1 bis 2 Grad gemäßigte Kälte; die deutschen Kolonieen um Berdiansk übernahmen es, 30,000 Tschetwert Getreide, ferner Zwieback u. s. f. mittels Schlitten nach der Krim zu stellen. Die russische Regierung ließ hier in der letzten Zeit 40,000 Filzdecken landesüblicher Art aufkaufen; dieselben bieten eine herrliche Lagerstätte; zum Zudecken
sind sie zu steif und lassen sich kaum biegen. Die Truppenmärsche nach der Donau dauern fort und selbst heute sind ungeachtet der
enormen Kälte einige Infanterie⸗Kolonnen für dorthin hier durch-
passirt.“
Nachrichten aus Warschau vom 27sten d. Mts. zufolge ist der Fürst Labanoff⸗Rostowski, Oberst und Flügel⸗Adjutant des Kaisers, daselbst angekommen, und der Fürst Bagration nach Peters⸗ burg abgereist.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. De⸗ zember. Heute sind, zum ersten Male seit der Blokade⸗Erklärung im Frühjahre, finnische Zeitungen (Helsingfors vom 17. Dezember) über Grislehamn hier eingegangen; sie enthalten u. A. eine Be⸗ kanntmachung vom 13. Dezember, betreffend die Aufstellung von ferneren 3 national⸗ (indelta) finnischen Scharfschützen⸗Bataillonen, jedes zu 600 Mann, so daß die ganze Zahl jetzt neun Bataillone beträgt, woneben für jedes Bataillon eine Reserve von 150 Mann gebildet werden soll. Die Bataillone sollen am 15. Mai 1856 kormirt werden.
Asien. Ueber die Einnahme von Herat durch die Perser, welche bereits telegraphisch gemeldet worden, vernimmt man, daß sie im Einverständnisse mit einem Theile der Bewohner erfolgte, welche, um den Ausschweifungen ein Ende zu machen, welche sich die Hofleute des dem Trunke ergebenen Mahomed Saeed Khan, Sohnes des verstorbenen Mahomed Khan von Herat, erlaubten, an den Agenten des Schachs von Persien in Herat wendeten, und ihn baten, seine Regierung zur Ein⸗ verleibung Herats zu bewegen. Die Besetzung der Stadt soll hierauf durch Ueberrumpelung bewerkstelligt worden sein. Bekannt⸗ lich war ein früherer Versuch der Perser, sich Herats zu bemächti⸗ gen, Anlaß zum ersten afghanischen Kriege, und bei den Beziehun⸗ gen derselben zu Rußland wird das jetzige Gelingen desselben in Ostindien nicht ohne Besorgniß betrachtet, da Herat der Schlüssel Afghanistans ist und in den Händen einer England feindlichen
Statthalter des Kaukasus, Unseren General⸗Adjutanten, General der
„Neues giebt es nichts mitzutheilen, auf dem Kriegsschauplatze ist
111““ “
Macht benutzt werden könnte, um den Briten in Ostindien ernste Verlegenheiten zu bereiten. „
Amerika. In Liverpool ist, wie den 31. Dezember auf telegraphischem Wege von dort gemeldet wird, das Dameßfschif America“ mit Nachrichten aus New⸗York vom 18. Dezember angelangt. Die „Times“ enthält in ihrer zweiten Ausgabe bereits Folgendes aus den Berichten, welche dies Schiff mitgebracht hat: Im Kongreß war noch immer keine Sprecherwahl zu Stande ge⸗ kommen. Der washingtoner Korrespondent des (zu New⸗ York erscheinenden) „Herald“ schreibt: „Wir hören, daß heute mit dem „Baltic“ Depeschen in unserem Staats⸗Departement eingegangen sind. Sie enthalten Mittheilungen von unserem Gesandten in London, Spanien und Dänemark. Herrn Buchanans Depeschen melden den entschiedenen Entschluß des britischen Ministeis Lord Palmerston, keine weitere erläuternde oder versöhnliche Er⸗ klärung zu geben, als die, welche der amerikanischen Regierung schon bekannt sind. Er deute Herrn Buchanan an, daß die ameri⸗ kanische Regierung von unserm Bemühen, die auf diplomatischem Wege verlangte Genugthuung zu erhalten, nichts zu erwarten habe. Damit soll keine feindliche Gesinnung von Seiten Großbritanniens ausgedrückt werden, sondern nur der feste Entschluß, keine weitern Ent⸗ schuldigungen abzugeben, indem man die schon gegebenen für vollkommen genügend erachtet. Es scheint, daß Hr. Marey (der amerikanische Minister für die auswärtigen Angelegenheiten) und der Präsident über den einen Punkt sich geeinigt haben, falls mit dem nächsten Schiff — und dies ist der „Baltic”“ — keine Aenderung in dem Verhalten des britischen Ministers gegen die Vereinigten Staaten, in Hinsicht auf unsere Forderung (welche auf eine befriedigende Entschuldigung oder Entfernung des britischen Gesandten gerichtet ist) berichtet würde, die Sache dem Kongreß zu überweisen, damit derselbe sofort einen entscheidenden Schritt thüue. Die Botschaft wird in diesem Punkte wahrscheinlich keine wesentliche Modification erleiden.“
Dresden, Mittwoch, 2. Bur.) Der Flügel⸗Adjutant Oberst von Manteuffel ist gestern Nachmittag nach Wien abgereist. Gleichzeitig mit demselben waren hier anwesend die sächsischen Gesandten aus Wien, Berlin und London.
Paris, Dienstag, 1. Januar. (Wolff's Tel.⸗Bureau.) Heute hat in den Tuilerieen Empfang stattgefunden.
Hier eingetroffene Nachrichten aus Konstantinopel vom 24. De⸗ zember melden, daß der Sultan den österreichischen Gesandten Freiherrn von Prokesch⸗Osten empfangen habe, und daß dessen An⸗ kunft Gelegenheit zur Zusammenberufung eines großen Minister⸗ raths gegeben hat. Den Oberbefehl über die sardinischen Truppen übernimmt statt des abwesenden General La Marmora General Durando
Bonn,, 31. Dezember. Der französische Minister des Kultus und des Unterrichts hat so eben in einem an den Präsidenten des „Vereins von Alterthums⸗Freunden in den Nheinlanden“, Herrn Professor Braun, gerichteten Schreiben demselben die Anzeige gemacht, daß er in Anerken— nung der ausgezeichneten Verdienste, welche sich dieser Verein um die Wissenschaft erworben, ein Exemplar von dem großen epigraphischen Werke über Afrika, welches auf Befehl der französischen Regierung er⸗ scheint, demselben zum Geschenk mache. (Köln. L “
Statistische Mittheilungen.
— Ueber den Schiffsverkehr von Panama in den Jahren 1853 und 1854 gehen der „Pr. C.“ aus zuverlässiger Quelle folgende Mittheilungen zu. Im Jahre 1853 sind ein gelaufen: Dampfschiffe: 41 amerikanische mit 9752 Passagieren und 42,067,355 Dollar an Gold⸗ staub; ferner 25 englische mit 643 Passagieren und 6,613,906 Dollar in Silber; Segelschiffe: 28 englische, 16 amerikanische, 6 holländische, 3 französische, 1 spanisches, 1 sardinisches, 1 genuesisches, 7 chilenische, 19 peruanische, 6 von Equador, 6 von Costarica, 1 mexikanisches, 1 san⸗ salvadoranisches, 50 neu⸗granadische; zusammen 66 Dampfboote und 153 Segelschiffe. Außer den edlen Metallen von San Francisco und der Westküste Süd⸗Amerika'’s waren ferner als Transitgut für England be⸗ stimmt, angekommen 2,765,000 Dollar in Silber von Mexiko und 100,000 Dollar an Gold von Australien, im Ganzen also an Gold 42,167,355 Dollar, an Silber 9,378,906 Dollar, zusammen 51,546,261 Dollar. — Ausgelaufen sind während desselben Jahres 41 amerikanische Da mpfboote mit 13,775
v““
und 25 englische mit 586 Passagieren; außerdem Segelschiffe: 22 eng.
lische, 14 amerikanische, 6 holländische, 5 franzöfische, ein spanisches, 1 sardinisches, 1 genuesisches, 4 chilenische, 18 peruanische, 12 equatorische, 5 costaricanische, 1 san⸗salvadoranisches, 1 mexikanisches, 47 neu⸗grana⸗ dische; zusammen 66 Dampfschiffe, 148 Segelschiffe. — Im Jahre 1854 sind eingelaufen: 58 nordamerikanische Dampf⸗ und Segelschiffe zum Gesammt⸗Tonnengehalt von 65,736 Tonnen und einer Ladung im Werthe von 29,878,965 Dollar und 35 englische von zusammen 28,028 Tonnen⸗ gehalt mit einer Ladung im Werthe von 7,242,165 Dollar. Außerdem: 4 französische, zusammen 963 Tonnen und 126,000 Dollar⸗Werth der Ladung, 1 spanisches von 359 Tonnen, 2 hamburgische, zusammen 479 Tonnen, 2 sardinische 332 Tonnen, 1 mexikanisches, 5 chilenische, 26 pe⸗ ruanische, 17 equatorische, 2 costaricanische, 50 neu⸗granadische; zusam⸗ men 203 Schiffe von 103,221 Tonnengehalt und einer Ladung im Werthe von 37,993,795 Dollar. Ausgelaufen sind: 207 Schiffe von zusammen 110,008 Tonnengehalt und einer Ladung im Werthe von 1,096,625 Doll.
München, 26. Dezember. Der „Baierische Militair⸗Almanach für 1856“ enthält die Kriegsstärke der bairischen Armee, wie folgt: Infunterie 58,660 Mann, Jäger⸗Bataillone 6114, Kavballerie 11,584, Artillerie 11,560, Genietruppen 1504, Sanitäts⸗Compagnieen 586 und Ouvriers 460, im Ganzen 90,368 Mann. Zu diesen kommen noch 52 aktive Generale, die Gendarmerie, der General⸗Quartiermeisterstab, die Kommandantschaften ꝛc. Das Bundeskontingent Baierns hat nach dem neuesten Bundesbeschluß vom 4 Januar d. J. zu bestehen: aus dem Hauptkontingent mit 41,533 Mann, dem Reservekontingent mit 11,867 Mann und der Ersatzmannschaft von 5933 Mann. Ferner hat Baiern einen vollständig ausgerüsteten Brückentrain (nach dem Systeme Birago’'s) für eine Flußbreite von 500 Fuß zu stellen. Die aktive Landwehr im diesseitigen Baiern — über welche bis jetzt keine numerischen Angaben bekannt waren — hat eine Stärke von 54,410 Mann Infanterie, 2600 Mann Kavallerie und eine Artillerie mit 70 Geschützen.
Landwirthschaft.
— Bei der anerkannten Wichtigkeit, welche die zunehmende Urbar⸗ machung von Gemeindehaiden für die Landeskultur hat, dürfen die im Regierungsbezirk Aachen in Angriff genommenen umfassenden Meliorationen jener Gattung ein lebhaftes Interesse in Anspruch nehmen. So wird uns berichtet, daß im Kreise Düren zu Soller, Arnolds⸗ weiler, Merzenich, Mausauel, Stammeln, Niederzier und Ellen durch solche, theils in der Vorbereitung, theils in Ausführung begriffene Kul⸗ turen und durch die Nachahmung, welche dieselben hervorrufen, bei 2000 Morgen für die Körnererzeugung gewonnen werden. Einzelne im Kapp⸗ busch kultivirte Parzellen sind schon mit Weizen bestellt und haben ein schönes Ansehen. Das zu Ackerland bestimmte Terrain der betheiligten Gemeinden der Kreise Heinsberg und Geilenkirchen ist bereits gegen das Fluthwasser der Roer durch Dämme geschützt. Im Kreise Malmedy wird jetzt rother Klee mit sehr gutem Erfolge gebaut und dadurch der Boden bereichert und für jede Nachfrucht geschickt gemacht. Auch die Kultur der Oelsaat wird dort mehr und mehr ausgebreitet. Diese und andere erfreuliche Fortscheitte der Landeskultur sind zu einem großen Theile der anregenden Wirksamkeit des Aachener landwirthschaftlichen Vereins zu
Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.
— So eben ist im Verlage der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hof⸗ buchdruckerei hierselbst ein im Jahre 1821 auf Veranlassung des verewig⸗ ten Wirklichen Geheimen Rathes Beuth durch den Geheimen Ober⸗Bau⸗ rath Severin begonnenes, seit 1824 von dem Geheimen Regierungsrath Dr. Schubarth fortgesetztes Werk: „Repertorium der technischer Literatur“, die Jahre 1823 bis einschließlich 1853 umfassend erschienen. Dasselbe enthält nicht blos die eigentkliche Gewerbs⸗ Literatur, sondern erstreckt sich auch auf Baukunst, Mechanik, Schiff⸗ bau und die wichtigsten Theile der Naturwissenschaften. Ein besonderer Vorzug des Werkes besteht darin, daß, der großen Reichhaltigkeit des Stoffes ungeachtet, bei den einzelnen Aufsätzen und Abhandlungen bemerkt worden ist, in welche verschiedenen Zeitschriften dieselbe Aufnahme gefunden haben, so daß nicht selten mehrere fremdländische, englische, französische, amerikanische, neben deutschen Zeitschriften angeführt sind, in welchen man den bezüglichen Aufsatz antrifft. Schließlich verdient noch bemerkt zu werden, daß das Repertorium ursprünglich ausschließlich für den Gebrauch der Königlich technischen Deputation füͤr Gewerbe und keineswegs für die Veröffentlichung bestimmt war. Se. Excellenz der Herr Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat jedoch auf Antrag der angeführten Behörde die Veröffentlichung befohlen. (Pr. C.)
— Ueber neuerdings ins Werk gesetzte Straßenbauten im Negie⸗ rungsbezirk Merseburg erhalten wir nachstehende Notizen: Es wurden, um mit den Staatsstraßen zu beginnen, 6 ½ Meilen Kies⸗Chaussee in Stein⸗Chaussee, resp. Steinpflaster umgeschaffen — eine Verbesserung, die nur auf Grund eines außerordentlichen Zuschusses zum Unterhaltungs⸗ Fonds dieser Straßen ins Leben gerufen werden konnte. An Privat⸗, Actien⸗ und Kreis⸗Chausseen sind in demselben Regierungsdbezirke bereits 17 ½ Meilen vorhanden und 20 ¾ Meilen in Bau begriffen. Unter letzte⸗ ren zeichnet durch Solidität des Baues sich eine von dem Mansfelder Seekreise gebaute Chaussee ganz besonders aus. (Pr. C.)
— Der Bergbau im Regierungs⸗Bezirk Minden hat, nach den der „Pr. C.“ zugehenden Berichten, auch in der jünsten Zeit einen ganz guten Fortgang genommen. Auf den Steinkohlen⸗Bergwerken, in der