1856 / 61 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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in Kopenhagen Montag, Mittwoch und Sonntag, 8 Vormittags, und Freitag früh,

aus Kopenhagen Montag, und Freitag, Nachmittags 2 Uhr,

Dienstag, Donnerstag

in Kie! Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonn⸗

Die pofe neagcter werden hiervon zur Berücksichtigung bei

der Spedition 1 4 n in Kenntniß gesetzt. Berlin, den 8. März 1856.

Tages⸗Ordnung. 8ste Sitzung des Hauses der Abgeordneten am Dienstag, den 11. März 18560656, Vormittags 11 Uhr.

1) Bericht der Kommission für Bergwerks⸗Angelegenheiten über

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dsden Antrag des Abgeordneten von Beughem und Genossen,

‚„etreffend verschiedene Abänderungen und Ergänzungen des Gesetzes vom 12. Mai 1851, über die Verhältnisse der Mit⸗ eigenthümer eines Bergwerks, für den ganzen Umfang der Monarchie, mit Ausnahme der auf dem linken Rheinufer be⸗ legenen Landestheile. 1—6

2) Bericht derselben Kommission über Petitionen. 8

3) Bericht der Justiz⸗Kommission über den Entwurf eines Ge⸗

setzes, betreffend einige Abänderungen des Gesetzes über die

Dienstvergehen der Richter, vom 7. Mai 1851.

4) Dritter Bericht der Kommission für Handel und Gewerbe über Petitionen.

5) Dritter Bericht der Petitions⸗Kommission über verschiedene Petitionen.

Abgereist: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Com⸗ mandeur der 4ten Division, Fidler, nach Bromberg.

Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Commandeur der 2ten Division, von Kropff, nach Danzig.

Se. Excellenz der Erb⸗Marschall von Herford im Fürstenthum Minden, General⸗Lieutenant a. D. von Ledebur, nach Hamburg.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 10. März. Des Königs Majestät reisten gestern früh um 7 Uhr zu der 600jährigen Jubelfeier des Bestehens der Stadt Neu⸗Ruppin von Charlottenburg ab und trafen daselbst um ½11 Uhr ein, geruhten Allerhöchstsich das ver⸗ sammelte Offizier⸗Corps der Garnison vorstellen zu lassen und wohnten hierauf dem Fest⸗Gottesdienste bei. Nach Beendigung desselben war Vorstellung der anwesenden Geistlichkeit, der Be⸗ hörden und Kreisstände und demnächst Parade des Füsilier⸗ Bataillons des 24sten Infanterie⸗Regiments. Hierauf erfolgte Mittags 2 Uhr die Rückreise. Se. Majestät trafen nach 5 ½ Uhr wieder im Schlosse zu Charlottenburg ein.

Baden. Karlsruhe, 7. März. Die zweite Kammer hielt gestern eine beinahe sechsstündige Sitzung. Auf der Tagesordnung stand die Motion des Abgeordneten Allmang um Erlassung eines Gesetzes, wodurch die Zahl der Dürftigen und dadurch die Last der Armenunterstützung in den Gemeinden sich mindere. Der Antragsteller hatte hervorgehoben, daß die Mehrzahl Derer, die öffentliche Unterstützung nachsuchen, durch ihr eigenes Verschulden, durch Mangel an Fleiß und Sparsamkeit, durch Verschwendung in eine bedrängte Lage gekommen. Früher habe die Kirche die Unterstützung der Armen sich zur Aufgabe gemacht, und dabei eine väterliche Zucht über ihre Pfleglinge geführt. Die Gemeinden seien nun an die Stelle der Kirche getreten; ihnen sei die Unterstützung der Armen vom Staate auferlegt; es sei daher billig, daß ihnen auch die Aufsicht übertragen werde. Er beantragte daher, daß in jeder Gemeinde aus den notabeln Bürgern ein Kollegium gebildet werde, welches den Verschwender erst vertraulich warnen und, wenn dieses ohne Erfolg bliebe, in der Art eine gerichtliche Einschrei⸗ tung veranlasse, daß dem Verschwender die Verfügung über sein Vermögen entzogen werde. Die zur Prüfung dieses Antrages ge⸗ wählte Kommission bemerkte, daß diese Befugniß durch die bestehen⸗

den Gesetze bereits den Gemeindebehörden zustände, daß es also eines

Hweiteren Kollegiums nicht bedürfe; es seien nur darüber Klagen laut geworden, daß die oberen Behörden auf die Anträge der Ge⸗ meindevorstände oft zu spät einschritten. Die Kommission beantragt daher der Motion keine Folge zu geben, sie aber nebst dem Kom⸗ missionsberichte dem Ministerium zur Berücksichtigung zu überweisen. Nach einer langen Debatte, worin noch verschiedene andere Uebel⸗ stände gerügt und Vorschläge zur Abhülfe gemacht wurden, und nachdem der Präsident des Ministeriums des Innern, Staats⸗ rath von Wechmar, erklärte, daß die Regierung eifrigst mit dieser Frage beschäftigt sei und das heutige Material mit Vergnügen be⸗ nützen werde, wurde der Kommissionsantrag angenommen.

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der Brief⸗ und Fahrpost⸗Sendungen nach und über

Miederlande. Amsterd Sitzung der Zweiten Kammer erklärte der neue Minister des Aus⸗ wärtigen, daß die Abschaffung der Sklaverei in Westindien durch Religion und Menschlichkeit geboten werde. Daher werde er

es sich zur Aufgabe machen, auf diese Abschaffung hinzuarbeiten,

wobei jedoch äußerst behutsam zu verfahren sei.

Großbritannien und Irland. 74821 Auf der Tagesordnung des Oberhauses stand gestern die zweite Le⸗ sung der die Konsolidirung von Schatzscheinen betreffenden Bill. Earl

Grey lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß die

Regierung, wie aus der vorliegenden Bill erhelle, sich weit von der Po⸗ litik entfernt habe, die bei Beginn des Krieges von ihr angekündigt worden

sei. Die Regierung habe damals die Ansicht ausgesprochen, es sei besser, einen Theil der Kriegskosten durch erhöhte Steuern, als durch Anlehen zu bestreiten. Nun erhöhe sie aber in einem einzigen Finanzjahre die

Nationalschuld auf Grund der Kriegskosten um beinahe 30,000,000 Pfd. Er halte das für eine grundfalsche Politik. Weife Gelder zu erheben, verleite zur Verschwendung; auch werde ein Bli

vorhandene Sache betrachtet habe.

eine weit geringere Summe hätte man eine größere Anzahl Rekruten für das regelmäßige Heer erhalten können. Die Ausgaben für Küstenbefestigungen seien schlimmer als nutzos. Niemand werde behaupten wollen, daß sie zur Vertheidigung gegen einen

Feind nöthig seien. Zudem seien sie nach einem System errichtet,

welches die moderne Kriegswissenschaft für ein falsches erkläre. Lord Panmure rechtfertigte die durch die Miliz verursachten Ausgaben. Die Miliz habe dem britischen Heere 27,000 Mann gegeben und außer⸗ dem den Garnisondienst im Lande versehen. Was die Befestigungen an⸗ gehe, so sei nicht mehr gethan worden, als was man seit langer Zeit als nothwendig für die Vertheidigung der Küsten betrachtet habe. Lord Stanley von Alderley bemerkte, die durch den Krieg verursachten außerordentlichen Ausgaben im Ganzen etwa 50 Millionen Pfd. würden ungefähr zu gleichen Theilen durch Steuererhöhung und durch An⸗ leihen gedeckt werden. Es sei eine erfreuliche Erscheinung, daß der gegen⸗

wärtige Krieg dem Lande und dem Handel weniger Ungemach bereitet

habe, als irgend ein Krieg, dessen man sich zu erinnern wisse. In der Unterhaus⸗Sitzung beantragt Lerd J. Russell vor⸗ heriger Ankündigung gemäß folgende das Unterrichtswesen be⸗

treffende Resolutionen: „1) Der Ansicht des Hauses nach ist es wünschens⸗

werth, die Beschlüsse des Unterrichts⸗Ausschusses des geheimen Nathes auszudehnen, zu revidiren und zu konsolidiren. 2) Es ist wünschens⸗ werth, daß, außer den gegenwärtig vorhandenen Inspektoren der kirch⸗ lichen (d. h. dem anglikanischen Bekenntnisse angehörenden) Schulen noch 80 Unter⸗Inspektoren ernannt werden, und daß England und Wales in Bezug auf Erziehungszwecke in 80 Divisionen getheilt werden. 3) Es ist wünschenswerth, daß Unter Inspektoren für britische, wes⸗ leyanische und andere nicht mit der Kirche zusammenhangende protestan⸗ tische Schulen, so wie auch für römisch⸗katholische Schulen im ent⸗ sprechenden Verhältnisse zu der gegenwärtigen Zahl der Inspektoren solcher Schulen ernanat werden. 4) Der Ausschuß des geheimen Rathes

wird ermächtigt, auf den Bericht der Inspektoren und Unter⸗Inspektoren

hin in jeder Division Schuldistrikte zu bilden, die aus einzelnen oder

vereinigten Kirchspielen oder aus Theilen von Kirchspielen bestehen. 5) Die Unter⸗Inspektoren der Schulen jeder Division werden angewie⸗ sen, über die verfügbaren Mittel zur Erziehung der Armen in jedem Schuldistrikte Bericht zu erstatten. 6) Um diese Mittel auszudehnen, ist es rathsam, die Befugnisse, welche die Kommissare der mildthätigen

Stiftungen gegenwärtig besitzen, zu erweitern und die Fonds, welche jetzt dem Publikum nichts nützen, oder ihm sogar schaden, zur Erziehung der mittleren und ärmeren Klassen des Gemeinwesens zu verwenden. 7) Es ist wuͤnschenswerth, daß in jedem Schul⸗Distrikt, wo die aus Stiftungen, Subscriptionen, Schenkungen und Schulgeldern (Schoolpence) fließenden Mittel sich als unzulänglich erweisen und von dem Unterrichts⸗Ausschusse des geheimen Rathes fuͤr unzulänglich erklärt werden, die Steuerzahlenden die Befugniß haben, sich selbst für die Er⸗

richtung und Erhaltung einer Schule oder mehrerer Schulen zu besteuern.

8) Wird nach dem 1. Januar 1858 von einem Schuldistrikt erklärt, daß er nicht die ausreichenden Mittel zum Unterricht der Armen besitzt, so haben die Friedensrichter für die Stadt, die Grafschaft oder die Burgflecken in ihren Quartal⸗Sitzungen das Recht, eine Schulsteuer aufzuerlegen. 9) Wo eineSchul⸗ steuer auferlegt ist, da ernennt ein von den Steuerpflichtigen erwählter Schul⸗Ausschuß die Lehrer so wie die Lehrerinnen, und trifft Anordnun⸗ gen zur Verwaltung der Schulen. 10) In jeder Schule, die ihren Unter⸗ halt ganz oder theilweise Schulsteuern verdankt, wird täglich eine Stelle aus der heiligen Schrift gelesen und außerdem in der von dem Schul⸗ Ausschusse für passend erachteten Weise für den religiösen Unterricht Sorge getragen werden. Kein Kind jedoch soll gezwungen werden, reli⸗ giösen Unterricht zu empfangen, oder zum Kirchenbesuch genöthigt wer⸗ den, wenn seine Eltern oder Vormünder aus Gewissensgründen etwas dagegen haben. 11) Von Arbeitgebern, welche Kinder im Alter von 9 15 Jahren beschäftigen, wird verlangt, daß sie halbjährlich bescheinigen, daß diese Kinder die Schule besucht ha⸗ ben; auch haben sie das Schulgeld für diesen Unterricht zu bezahlen. 12) Es ist wünschenswerth, durch Aussetzung von Preisen, Herabsetzung des Schulgeldes, durch Stiftung von Bibliotheken und Abendschulen und auf anderem Wege den Unterricht der Kinder im Alter von 12—15 Jahren zu fördern.“ Der Antragsteller bemerkt, aus der Volkszählung des Jah⸗ res 1851 gehe hervor, daß es damals in England ungefähr 4,000,000

im Alter von 5—15 Jahren stehende Personen gab. Von diesen waren

etwa 2,000,000 während nur 1,750,000

am, 7. März. In der heutigen

London, 7. März.

Die Leichtigkeit, auf diese

auf das dem Parlamente vorgelegte Budget zeigen, daß man in dem gegenwärtigen Kriege Sparsamkeits⸗Rücksichten als eine gar nicht So habe man z. B. 4,000,000 Pfd. für die Miliz votirt, was geradezu das Geld wegwerfen beiße. Für

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die Schule wirklich besuchten. Wenn man die Beschaffenheit der Lehrer in

jelen dieser Schulen in Erwägung ziehe, so sei es sehr die Frage, ob daselbst 18 2 8 eigentlichen Sinne des Wortes die Redesein könne. Die Zahl der Kinder, welche die unter Aufsicht des Unterrichts⸗Ausschusses des geheimen Nathes stehenden Schulen besuchten, belaufe sich auf 500,000. In diesen Schulen herrsche ein weit besseres System, und durch die seit dem Jahre 1839 erfolgten Geldbewilligungen habe man Mittel zur Heranbildung von Volksschullehrern gewonnen. Trotzdem sei das Unter⸗ richtswesen bwohl quantitativ wie qualitativ noch immer sehr mangel⸗ haft. Auf zwei Punkte habe man hauptsächlich sein Augenmerk zu richten, nämlich darauf, daß ein Jeder der Wohlthaten des Unterrichts theilhaftig werde, und darauf, daß das wirklich Gute in dem gegenwär⸗ tigen System erhalten und weiter entwickelt werde.“ Roebuck läßt sich in allgemeine Erörterungen über die Zwecke der Erziehung ein. Wenn dieselbe ihr Ziel erreichen solle, so müsse der Unterricht das in⸗ tellectuelle, das sittliche und das religiöse Element in sich begreifen. Der religiöse Unterricht jedoch lasse sich nicht von konfessionellen Differenzen unabhängig machen, und deßhalb könne er es auch nicht billigen, daß Lord J. Russell die Bibel in die Schulen einführen wolle. Dadurch würde man die Schulen eher zu allem Anderen, als zu National⸗Schulen machen. Er seines Theils sei für den bloß weltlichen Unterricht. In ähnlicher Weise spricht sich auch M. Gibson aus. Lord Palmerston aͤußert, das Haus müsse Lord. John Russell jedenfalls dankbar dafür sein, daß er seine Ansichten über einen so wichtigen Gegenstand ausgesprochen habe. Auch sei der von ihm dazu gewählte Weg, nämlich die Vorlegung der Nesolutionen, seiner Ansicht nach der beste gewesen, und die Regierung werde seinen Vorschlägen die sorgfältigste Beachtung angedeihen lassen. Die Verbin⸗ dung des moralischen und religiösen Unterrichts mit dem intellektuellen habe allerdings ihre Schwierigkeiten. Werde sie aber nicht erreicht, so werde überhaupt gar nichts erreicht, und er hoffe, man werde Mittel und Wege finden, die allerdings bedeutenden Hindernisse zu überwinden. Lord J. Russell bemerkt, man habe ihn darauf aufmerksam gemacht, daß es besser sein würde, die Resolutionen in einem Ausschusse des gan⸗ zen Hauses zu erörtern. Er ziehe sie also für jetzt zurück und beantrage statt dessen die Resolution, daß das Haus sich am Donnerstag, 10ten April, als Ausschuß konstituire, um den Stand des öffentlichen Unter⸗ richtswesens in Erwägung zu ziehen. Dieser Vorschlag wird genehmigt.

8. März. Die Koöͤnigin Victoria und der König der Belgier werden am 16. in Osborne erwartet. Es wird mehrfach behauptet, es werde bei dieser Gelegenheit eine Inspection der Flotte stattfinden. Auch geht das Gerücht, die Königin beabsichtige, im nächsten Sommer Por⸗ tugal zu besuchen. Vorgestern ward zu Blackwall das Kanonenboot „Surprise“ vom Stapel gelassen. Dasselbe soll mit 7 Kanonen armirt werden. Wie aus Gibraltar, 1. März gemeldet wird, war daselbst der Befehl Lord Panmure's eingetroffen, 4500 Maul⸗ thiere aufzukaufen und sofort nach der Krim zu befördern.

Während der am 1. März verstrichenen Woche hat der Metall⸗

Vorrath der Bank von England um 24,258 Pfd. und ihr Noten⸗

umlauf um 393,705 Pfd. zugenommen.

Briefen aus Malta vom 28. Februar zufolge hatten sich daselbst an jenem Tage 47 Offiziere und 1700 Mann auf zwei Dampfern nach dem Kriegsschauplatz eingeschifft. Weitere 1300 Mann sollten folgen. Die Reserve auf der Insel wird mittlerweile durch die in letzter Zeit erfolgte Ankunft neuer Truppen aus Eng⸗ land in gehöriger Stärke aufrechterhalten. Das Schiff „Great⸗ Britain“ war am 27. Februar nach Genua abgegangen, um einen Theil der italienischen Legion nach Malta zu bringen.

In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung überbrachte der Marquis von Breadalbane (Ober⸗Kammerherr) die Antwort der Königin auf den Vorschlag zur Gründung einer Portrait⸗Galerie berühmter Eng⸗ länder. Ihre Majestät erklärt darin, sie werde eine Untersuchung uͤber die besten Mittel zur Erreichung jenes Zweckes anstellen lassen. Der Erzbischof von Canterbury überreichte Petitionen gegen die Abschaf⸗ fung der Kirchensteuern ohne entsprechendes Aequivalent. Der Earl von Albemarle zeigte an, er werde nach den Osterferien mehrere das Vorkommen der Tortur in der Präsidentschaft Madras betreffende Reso⸗ lutionen beantragen.

In der Unterhaus⸗Sitzung lenkte Sir J. Fergusson die Aufmerksamkeit der Regierung darauf, daß es nothwendig sei, von Rußland das Versprechen zu erlangen, nach Räumung der Krim für die Unverletzlichkeit der daselbst befindlichen Gräber britischer Offiziere und Soldaten Sorge zu tragen. Lord Palmerston: Ich kann in der That nicht erwarten, daß es die geringste Schwierigkeit haben wird, von der

russischen Regierung die Versicherung falls eine solche überhaupt noth

thut zu erhalten, daß den Grab⸗Denkmälern unserer auf der Krim gefallenen tapferen Landsleute jene Achtung zu Theil werden soll, welche unter civilisirten Nationen ein unabänderliches Gesetz ist. Was wir auch von unseren russischen Gegnern denken mögen, die Gerech⸗ tigkeit müssen wir ihnen erweisen, einzuräumen, daß sie in der Krieg⸗ führung alle jene Rücksichten beobachtet haben, welche einem großen Lande geziemen. Ihr Benehmen gegen die muthige Schaar, welche sich ihnen zu Kars ergab, war höchst menschlich und edelmüthig. Jener edlen Schaar wurden alle die Rücksichten zu Theil, welche ein hochherziger Sieger nehmen konnte, und es ist deshalb kein Grund zu der Voraus⸗ setzung vorhanden, daß diejenigen, welche die Lebenden so gut zu behan⸗ deln wußten, es an der schuldigen Hochachtung gegen die Todten fehlen lassen werden. Das Haus kann jedoch versichert sein, daß die Regierung diesen Gegenstand nicht aus dem Auge verlieren wird. Zwei Resolu⸗ tionen Bowyer's, welche eine Reform des höchsten Appellations⸗ Gerichtshofes bezwecken und das Oberhaus in seiner gegenwärtigen Zu⸗ sammensetzung als ungeeignet für einen solchen bezeichnen, bleiben un⸗

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beachtet, da Niemand sie unterstützt. Im Subsidien⸗Comité werden hier⸗ auf mehrere Positionen des Heer⸗ und Feldzeugamts⸗Budgets votirt.

Frankreich. Paris, 7. März. Der Kriegs⸗Minister warnt im „Moniteur“ vor gewissen wirklichen oder vorgeblichen Geschäfts ⸗Agenten, die ehemaligen Militairs oder deren Familien ihre Vermittelung anbieten, um ihnen, natürlich gegen Bezahlung, Aktenstücke (Dienstzeugnisse, Todtenscheine ꝛc.) zu verschaffen, welche von der Behörde stets umsonst verabfolgt werden. Um diesem Mißbrauche ein Ziel zu setzen, wird den Betheiligten nochmals kundgemacht, daß sie, um derartige Papiere kostenfrei und unver⸗ züglich zu erlangen, ihre Gesuche nur mittelst der Militair⸗ oder Civil⸗Behörden an das Kriegs⸗Ministerium einzusenden haben. Der gesetzgebende Körper ernannte gestern in seinen Büreaus die Kommission zur Prüfung des Gesetz⸗Entwurfs, welcher die Pension der Wittwen von Militairs des Land⸗ und Seeheeres, die entweder auf dem Schlachtfelde sielen, oder deren Tod durch Kriegsereignisse herbeigeführt wurde, um ein Viertel erhöht. Sämmtliche ernannte Kommissare sind dem Gesetzentwurfe günstig, und einige derselben wollen Abänderungen beantragen, die ihn für die Wittwen noch vortheilhafter gestalten würden. Wenn der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Fassung genehmigt wird, so werden die durch denselben dem Schaze erwachsenden Mehrkosten vorläufig nur jährlich 36,922 Fr. betragen, da die Zahl der betreffenden Wittwen, die im gegenwärtigen Kriege ihre Männer verloren, am 1. Januar 1856 auf 82 sich belief. Die Wittwe eines gemeinen Soldaten wird nach dem Gesetzentwurfe jährlich eine Pension von 232 Fr. 88 1 eines Divisions⸗Generals eine Pension von 3000 Fr. eziehen.

8. März. Der „Moniteur“ veröffentlicht nachstehendes S b 18 an den be ene eeaüsfen 8 88

Herr Marschall! Meine Aufmerksamkeit ist auf die Revifions⸗Räͤthe hingelenkt worden, die einen tekeaeggen Einsug der die gute Beschaffenheit der Armee haben, und ich habe den General Niel, einen meiner Adjutanten, beauftragt, auf Grund der Data, die mir durch den alljaͤhrlich zugehenden Bericht uͤber die Rekrutirung der Armee geliefert werden, Untersuchungen anzustellen. Es geht aus diesen Unter⸗ suchungen hervor, daß sogar damals, als das jäͤhrliche Kontingent blos 80,000 Mann betrug, es an tauglichen Leuten reiche Departements gab, die dennoch in ihr Kontingent bis zu 9 Prozent junge Leute aufnahmen, welche kränklich oder zu schwach waren, um in die Re⸗ gimenter aufgenommen zu werden, das heißt, daß die Revisions⸗ Räthe, indem sie eine große Anzahl von zum Dienste ungeeigneten jungen Leuten zuließen, die eben darum im Augenblicke ihrer Einverleibung aus⸗ gemustert wurden, in einem schwer zu vertretenden örtlichen Interesse das Interesse der Armee und jenes des Landes opferten; denn wenn die Regimenter sie annehmen, so belastigen sie die Armee mit Untauglichen und füllen die Spitäler, oder wenn man sie zurückweist, so wird das jährliche Kontingent verringert, was, in beiden Fällen, die Regierung zwingt, die Ziffer des nächsten Kontingents zu erhöhen und die auf der

Bevölkerung lastende Bürde schwerer zu machen. Auch kann man rechnen,

daß jeder dieser Leute, der bei seinem Eintreffen beim Regiment ausge⸗ mustert wird und zu seiner Familie zurückkehrt, dem Staate 250 Fr. ge⸗ kostet hat. Die diesem Schreiben beigelegte Tabelle bezieht sich auf das Jahr 1854, wo das Kontingent 140,000 Mann betrug; da in demselben die Zahl der Ausgemusterten sich auf 5694 belief, so beträgt der reine Verlust des Schatzes fast 1,500,000 Fr.

Um die Wiederkehr derartiger Mißbräuche zu verhuüͤten, wünsche ich, daß Sie in Ihrem mir jährlich über die Rekrutirung der Armee zu er⸗ stattenden Berichte die Departements kund machen, denen auf ihre Kon⸗ tingente die wenigsten, so wie jene, denen die meisten Soldaten durch die Regimenter ausgemustert worden find. Diese Klassifizirung wird den Eifer der Präfekten und der Mitglieder der Revisionsräthe anspornen; denn es ist klar, daß sie um so mehr Lob verdienen werden, je weniger

des Ausgemusterte unter ihren Kontingenten giebt. Aus der auf den

letzten Bericht für 1854 begründeten Tabelle ersieht man auffallende Verschiedenheiten zwischen mehreren Departements. Im Orne⸗Oeparte⸗ ment z. B. ist die Zahl der nicht untersuchten jungen Leute nur 4 auf 100, und es kam, obgleich das Departement sehr arm an rekru⸗ tirbarer Bevölkerung ist, blos 1 Ausgemusterter auf 100 Mann des Kontingents. Der Revisionsrath ist also sehr gewissenhaft verfahren. Im Nord⸗Departement dagegen hat man 25 junge Leute unter 100 un⸗ untersucht gelassen, und man hat so viele schwache oder krnkliche Leute aufgenommen, daß die Zahl der Ausgemusterten etwas über 11 pCt. be⸗ trug, und unter diesen Ausgemusterten befinden sich 9 Ersatzmänner, was sich unter keinerlei Gesichtspunkt entschuldigen läßt. Im Mosel⸗Departe⸗ ment haben die Rekruten⸗Aushebungen noch kläglichere Ereignisse geliefert. Die Zahl der zum Dienste ungeeigneten jungen Leute, die man in das Kontingent aufnahm, überstieg 14 auf 100, und 21 Ersatzmänner wurden vom Revisionsrathe zugelassen, obgleich sie mit Gebrechen behaftet waren, die einige Tage spaͤter, als sie beim Regiment eintraten, ihre Ausmusterung bewirkten. Nach der beigefügten Tabelle find die Departements des Allier, der Creuse, des Orne, Saone und der Loire und der Ober⸗Vienne diejenigen, wo die Operationen der Rebvisions⸗Räthe am besten vollführt wurden und das Gegentheil hatte statt in den Departements der Gironde, des Herault, der Mosel, des Nord und der Seine und Oise. Ich bitte Sie, dies Schreiben und die beigefügte Tabelle in den „Moniteur“ einrücken zu lassen, damit die Präfekten wissen, daß ich fortan dem Berichte, den Sie mir jedes Jahr uͤber die Operationen jedes Revisions⸗Rathes zu er⸗ statten haben, eine ganz besondere Beachtung widmen werde.

Heute um 10 Uhr versammelten sich sämmtliche Minister (acht mit und zwei ohne Portefeuille) zu einer Berathung unter dem