pithead sind gestern über 800 Mann des 1. Jãger⸗ Corps der britisch⸗deutschen Legion aus dem Orient angekommen. Die Kolonie Neu⸗Süd⸗Wales hat zu dem sogenannten pa⸗ triotischen Fonds bis jetzt im Ganzen 65,000 Pfd. beigesteuert. Viscount Hardinge hat unter dem vorgestrigen Tage einen Armeebefehl erlassen, in welchem er anzeigt, daß er seine Stelle als Ober⸗Befehlshaber niederlegt und daß der Herzog von Cambridge diesen Posten übernimmt. Er spendet in diesem Er⸗ lasse den britischen Soldaten das glänzendste Lob für die während des letzten Krieges bewiesene Tapferkeit und Hingebung, die in der Kriegsgeschichte Englands unübertroffen dastehe. . In einer Kohlengrube bei Cardiff in Glamorganshire sind vorgestern durch eine Explosion 110 Personen ums Leben ge⸗
kommen. 8 Frankreich. Paris, 17. Juli. Ein Dekret im „Moniteur
verfügt, daß die Session der Generalräthe in sämmtlichen De⸗ partements, das Seine⸗Departement ausgenommen, am 25. August beginnen und am 8. September geschlossen werden soll. — Der „Moniteur“ meldet: „Der Adjutant General Graf Kisseleff, Minister der Domainen und Mitglied des Reichsrathes, ist zum Botschafter Rußlands in Paris ernannt worden.“ Der neue Botschafter ist der ältere Bruder des früheren langjährigen russischen Gesandten in Paris. — Der Kriegs⸗Minister hat, wie im vorigen Jahre, die Anordnung getroffen, daß den Landwirthen, denen es an Arbeitern fehlt, auf ihr Verlangen für die Dauer der Ernte Soldaten zur Verfügung gestellt werden müssen. — Der Bau der Musterhäuser zur Unterbringung von Arbeiter⸗Familien hat auf den dafür vom Kaiser zu diesem Zwecke angekauften Grundstücken dieser Tage be⸗ gonnen. — Es steht fest, daß die Gendarmerie bedeutend verstärkt wird, und daß das Institut der Feldhüter, dessen Umgestaltung an⸗ befohlen ist, in gewissem Grade mit der Geudarmerie verschmolzen
werden soll.
— 18. Juli. Es abiunsen 6 ZTpanien. Aus Mavrid, den 13. Juli, berichtet die „Köln. Ztg.“: Eine tiefgehende Ministerkrisis stand bevor, deren Veranlassung und Opfer der Minister des Innern, Herr Escosura, geworden. Herr Escosura hat nämlich eine Denkschrift verfaßt, in
heißt, Narvaez werde heute von Paris
welcher er die Resultate seiner in Alt⸗Castilien angestellten Nach⸗
forschungen darlegte und die veralteten Parteien als die Urheber der verübten Verbrechen bezeichnete und die als amtliches Aktenstück der Oeffentlichkeit hätte übergeben werden sollen. Der Geist dieser Schrift und die Angaben in derselben hatten das Un⸗ glück, dem Kriegs⸗ Minister nicht zu gefallen, obgleich sich Espartero entschieden für die Drucklegung derselben in der ffiziellen „Gaceta“ aussprach. Es kam zwischen den beiden Generalen zu ernsten Erörterungen und vorgestern zu einer sechs Stunden langen Diskussion im Ministerrathe. Herr O'Donnell krank und fehlte in einer Minister⸗Berathung, die am Tage stattfand, stellte sich aber bei einer anderen ein, welche am Abend gehalten wurde. Er verweigerte der Denkschrift des Herrn Cscosura seine Unterschrift, und da Espartero bei seinem Ausspruche beharrte, gab er seine Entlassung. Die Königin aber verweigerte die Annahme derselben, und wie verlautet, soll sie versöhnend auf den Herzog gewirkt haben. Wie dem auch sei, das Manifest erschien in der heutigen „Gaceta“ nicht, und Espar⸗ tero ließ die beiden Minister des Krieges und des Innern zu sich bescheiden, und machte ihnen begreiflich, daß sie beide ihre Entlassung u gebeu hätten, und daß es der Königin überlassen bleiben müsse, zwischen ihnen zu wählen. Ferner wird aus Madrid, 16. Juli, Abends, berichtet: ‚Der Aufstand ist vollständig unterdrückt, und im ganzen Lande, it Ausnahme von Saragossa, herrscht Ruhe. Der Anführer der Aufständischen auf den Barrikaden, der ehemalige Stierfechter Puceta, ist gefallen. General Concha hat sich des Thores von Toledo bemächtigt, und die Einwohnerschaft legt eine der Regierung günstige Gesinnung an den Tag. Gegen Mittag wurden die letzten Reste der Aufständischen, welche sich noch in der Stadt herumtrie⸗ ben, zersprengt. Auf dem Sevala⸗Platze wurden den Insurgenten 12 Geschütze, die sie erbeutet hatten, wieder abgenommen. Die Königin, der König und O'Donnell haben eine Heerschau über die Truppen abgehalten und sind mit Beifallsrufen empfangen worden. Die Königin hat die Verwundeten besucht; die Zahl der Todten ist nicht erheblich. Die pariser Blätter vom 17. Juli melden nach Depeschen aus Madrid vom 16ten Abends, daß die Aufständischen fast ver⸗ schwunden waren und man nur einigen wenig zahlreichen Banden 1 noch in den Straßen begegnete. Die städtische Behörde war auf⸗ gelöst und ersetzt worden. Die Regierung hatte nach den Débats beruhigende Nachrichten aus Barcelona und Saragossa empfangen; nach dem „Constitutionnel“ aber bestätigt es sich, daß zu Saragossa ein sehr ernster Aufstand ausgebrochen war. Die Zahl der Depu⸗ tirten, welche die Regierung auseinandersprengen ließ, wird auf
Gestern meldete sich
— 17. Juli, Nachmittags. Die Ruhe ist vollständig herge⸗ stellt. Die Königin, begleitet vom Marschall O'Donnell, hat heute die Truppen der Garnison Revue passiren lassen. Armee und Volk haben sie mit lebhaften Zurufen empfangen. Morgen wird mit großer Feierlichkeit die Beerdigung der Soldaten stattfinden, welche bei der Vertheidigung der Ordnung und des Thrones gefallen sind.
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Die Nachrichten aus den Provinzen sind zufriedenstellend. Espartero
hat sich nach Logrono zurückgezogen.
Griechenland. Athen, 12. Juli. Der Finanzminister wird dem Vernehmen nach zurücktreten, als sein Nachfolger wird Herr Theokari oder Kalifrona bezeichnet. Auch der Senat adoptirte die Pension für den ehemaligen Ministerpräsidenten Maurokordatos.
Türkei. Konstantinopet, 11. Juli. Von Franzosen befinden sich etwa nur 15,000 Mann, von Engländern kaum 4000 Mann noch in der Levante. Das Lager bei Maslak ist theil⸗ weise schon abgebrochen. Große englische Heumagazine sind in dreitägigem Brande aufgegangen. Die polnische Legion unter Zamoyski wird aufgelöst. Dienstanerbietungen englischer Offi⸗ ziere sind von der Pforte abgewiesen worden. Die Schifffahrt
nach dem Schwarzen Meere ist fortdauernd lebhaft. Die zweimalige
wöchentliche Verbindung mit Marseille wird eingestellt, dagegen eine wöchentliche Schnellfahrt eingeführt. Der französische Gene⸗ ral⸗Konsul für Odessa, Hr. Desvoisins ist auf seinen Posten ab⸗ gegangen. Die türkischen Truppen haben die Donaufürstenthümer
voͤllig geräumt.
Fürst Alexander Karagjorgjewitsch von Serbien hat eine Proclamation erlassen, in welcher es heißt: — Es ist Euch, meine geliebten Brüder, bekannt, daß nach den stuür⸗ mischen und kriegerischen Ereignissen, die fast drei Jahre lang dauerten, und die, Gott sei es gedankt, bloß durch Eure Bürgertugenden glücklich und ohne Störung an uns vorübergegangen, in der Hauptstadt Frank⸗ reichs am 18. März (30. März n. St.) dieses Jahres zwischen allen Großmächten Europa's der Friede geschlossen wurde. Dieser gesegnete Friede, darob sich ganz Europa erfreut hat, hat auch uns süße Früchte und dauernde Bürgschaften für unsere Zukunft gebracht. Unterm 5ten (17.) dieses Monats habe ich von der hohen Pforte den mir amtlich zugesandten Friedens⸗ Vertrag erhalten: in den Artikeln 28 und 29 dieses Vertrages werden unsere durch die bisherigen⸗ großherrlichen Hats verliehenen Rechte und Privilegien aufs Neue be⸗ stätigt und fortan unter die vereinte Garantie aller hohen kontrahirenden Mäaͤchte gestellt. Ueberdies hat unser allergnädigster Sultan im Verein mit den übrigen hohen kontrahirenden Mäͤchten in den Artikeln 17 und 18 uns das Recht zu verleihen geruht, daß auch Serbien und die zwei anderen Donau⸗Fürstenthümer, die Walachei und Moldau, ihre Kom⸗ missare zu der permanenten Kommission abordnen, welche wegen Regu⸗ lirung der Schifffahrt der Donau zusammentreten und aus Abgesandten der hohen Pforte, Oesterreichs, Baierns und Württembergs zusammen⸗ gesetzt sein wird. Die hohe Pforte hat mir schriftlich mitgetheilt, daß ich einen Kommissar wählen und im Sinne des gedachten Traktats die Wahl zur hohen großherrlichen Bestätigung vorlegen soll, was auch ge⸗ schehen ist.
Damaskus, 19. Juni. Fortwährend laufen beunruhigende Gerüchte über dic feindliche Stimmung der Anhänger des abgesetz⸗ ten Sherifs von Mekka gegen die Regierung ein. Am 16. Juni ist die diesjährige Karavane, 3350 Köpfe zählend, nach Mekka ab⸗ gegangen.
Beirut, 29. Juni. die Drul und Maroniten sträuben sich gegen den Militairdienst. .“
Almerika. New⸗York, 5. Juli. Angelegenheiten von Kansas Seitens des Kongresses ernanntte Ausschuß ist nach Washington zurückgekehrt und hat daselbst am 1. d. M. seinen Bericht abgestattet. Es ist dies der Bericht der Mehrheit. Auch ein Bericht der Minorität wird vermuthlich nicht ausbleiben, und man glaubt, daß derselbe günstig für die Missouri⸗ Eindringlinge und für die Regierung lauten werde. Folgendes ist der Schluß des Majoritäts⸗Berichtes:
Der Ausschuß berichtet folgende Thatsachen und Schlüsse als
die Resultate der Zeugen⸗Aussagen:
1) Alle unter dem organischen oder angeblichen Territorialgesetze im Territorium Kansas stattgehabten Wahlen sind durch organisirte Inva⸗ sionen aus dem Staate Missouri durchgesetzt worden, durch welche das Volk des Territoriums verhindert wurde, die ihm durch das organische Gesetz gesicherten Rechte auszuüben.
2) Die sogenannte Territorial⸗Legislatur war eine rechtswidrig kon⸗ stituirte Körperschaft, der keineswegs die Befugniß zustand, rechtskräftige Gesetze zu erlassen. Ihre Beschlüsse sind deshalb null und nichtig.
3) Diese sogenannten Gesetze sind im Allgemeinen nicht zum Schutze der Person und des Eigenthums, oder zur Bestrafung des Verbrechens, sondern zu rechtswidrigen Zwecken benutzt worden.
4) Die Wahl, kraft welcher der sitzende Abgeordnete, John W. Whitfield, seinen Sitz inne hatte, erfolgte nicht in Gemäßheit eines rechtskräftigen Gesetzes und kann nur als der Ausdruck der Wahl jener ansässigen Bürger (resident citizens) betrachtet werden, welche für ihn stimmten.
5) Die Wahl, kraft welcher sein Nebenbuhler, Andrew H. Reeder, seinen Sitz beansprucht, war keine gesetzmäßige und darf nur als der
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Sowohl die Griechen als die Drusen
Ausdruck der Wahl zener ansässigen Bürger betrachtet werden, welche
für ihn stimmten.
6) Andrew H. Reeder erhielt eine größere Anzahl von Stimmen an⸗
sässiger Bürger, als John W. Whitfield. 18 7) Bei der gegenwärtigen Lage des Territoriums kann keine billige Wahl gehalten werden, ohne eine neue Volkszählung, ein strenges und gewissenhaft gewahrtes Wahlgesetz, die Ernennung unparteiischer Richter
und die Anwesenheit von Truppen der Vereinigten Staaten an jedem
Wahlplatze. 99 Ki. vor Bildung der Staats⸗Regierung von dem Volke des Terri⸗
toriums vorgenommenen Wahlen waren so regelmäßig, wie die gestörte Ruhe im Territorium es gestattete, und die Verfassung, welche in Folge der besagten Wahlen zu Stande kam, druüͤckt den Willen der Majorität
des Volkes aus. Da es nicht Sache des Ausschusses ist, Abhülfemittel für die im Territorium Kansas ausgebrochenen Unruhen anzurathen, so begnügt er sich mit der vorstehenden Darlegung des Sachverhaltes.
Mr. Herbert, Kongreß⸗Mitglied für Californien, welcher einen Kellner in Villard's Hotel tödtete, wird unter der Anklage des Mordes vor Gericht gestellt werden.
Quebec, 5. Juli. Am 1sten d. M. prorogirte zu Toronto der General⸗Gouverneur das canadische Parlament bis zum 9ten
August.
Asien. Bombay, 10. Juni. Nach den letzten Berichten aus Auhd ist dort ein Konflikt zu erwarten, da der Radscha von Tuhlsiur, einer der Vasallen des Ex⸗Königs, sich weigert, der ostindischen Compagnie den bisher von ihm bezahlten Tribut zu entrichten, seinerseits Zwangs⸗Contributionen von den Dörfern sei⸗ nes Bezirks erhebt und seine streitbare Mannschaft vermehrt hat. In Folge davon sind drei Infanterie⸗Regimenter, ein Kavallerie⸗ Regiment und drei Geschütze zur Verfügung des britischen Com⸗ misgaire, Herrn Wingfield, gestellt worden, und man glaubte, daß diese Truppen zunächst das Fort Kunda, die Haupt⸗Position des Radscha, angreifen werden. Der Ex⸗König von Auhd besindet sich noch in Calcutta und es scheint ihm bis jetzt nicht gelungen zu sein, das Geld zur Reise nach England aufzubringen.
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2 g, 18. Juli, (Wolff's Tel. Bur.) In heutiger Sitzung des U nterhauses verweigerte Palmerston über die weitere Verwendung der Fremdenlegion Auskunft zu er⸗ theilen.
Im Oberhause erklärte Panmure, er werde am Montage
mittheilen, was in Bezug des Berichts über die Krim⸗Unte rsuchung
welcher bereits der Königin vorgelegt ist, geschehen solle. 1
— Ein interessantes Beispiel, wie Gewerbe und Bodenkultur sich gegenseitig fördern, bietet die Glasfabrik Neufriedrichsthal im Regierungs⸗Bezirk Bromberg. Bei dieser Fabrik, deren Geschäfte sich
immer mehr erweitern, wird auch die Korbflechterei in ausgedehntem
Maße betrieben. Die dort gefertigten Flaschen nämlich werden mit eidenruthen umflochten und von dem Besitzer der Fabrik, der zugleich nen sehr bedeutenden Ausfuhrhandel mit geistigen Getränken nach
überseeifchen Staaten betreibt, bei diesem Geschäft verwendet. Hierdurch
finden nicht allein viele Arbeiter eine lohnende Beschäftigung, son⸗ dern es wird auch der Grund und Boden der dort gelegenen Wiesen und Torfflächen durch den Anbau der Weidenruthen bhis zu Ertraͤ⸗ gen von 40 bis 50 Rthlr. der Morgen verwerthet. Auch werden dort
urch den bekannten Civil⸗Ingenieur, Direktor Milch aus Brüssel, Darren⸗
mit Luftheizung zum vollkommenen Trocken des Torfes angelegt, welcher ls Surrogat des immer mehr im Preise steigenden Holzes beim Betriebe der Glas⸗Fabrication verwendet werden soll. Diese füͤr die Feuerung mit Torf äußerst wichtige Einrichtung wird auch für den Hausgebrauch
bereits nachgeahmt und gewährt ein gutes und billiges Heizungsmaterial. Ein Pfund Torf, der auf diese Weise vollkommen trocken gedarrt ist, hat, nach den gemachten Erfahrungen, die Heizkraft von einem Pfund trockenen Bluchenholzes, und 1500 Stück solchen Torfes werden einer Klafter Kie⸗
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fernholz gleichgeachtet. Da nun die Klafter Kiefern⸗Brennholz 3 bis
6 Thaler kostet, 1000 Stück gedarrten Torfes aber im Allgemeinen für 1 bis 1 ½ Thaler zu beschaffen find, so unterliegt die Wichtigkeit dieser
Darr⸗Methode, welche sich in Hauswirthschaften wie Fabriken ohne be⸗
deutende Kosten anwenden läßt, keinem Zweifel. (Pr. C.) Düsseldorf, 16. Juli. Seit vergangenen Sonntag hatten wir fortwährend trockenes warmes Wetter, das nur heute Mittag durch einen iemlich heftigen Gewitterregen unterbrochen wurde. Man ist mit dem Mähen des Noggens beschäftigt, und machen bereinzelte Klagen über 1 Faulen des Roggens in den Aehren durchaus keinen Eindruck, da der Ertrag der Aernte im Ganzen, wie man mehrseitig hört, sogar unter⸗ schaͤtzt worden ist. Die Kartoffeln stehen hier ausgezeichnet und sind so nassenweise an Markt gebracht, daß sich der Preis auf 1 ¾1 Sgr. pro Meße stellte; einzeln auftauchende Klagen über Kartoffelkrankheit machten bei der Ergiebigkeit der Aerndte und der Mehlhaftigkeit und Güte der neuen Kartoffeln keinen Eindruck.
“ “ 8 1““ “] Posen, 18. Juli. Die Roggen⸗Ernte in der Umgegen hat begonnen und wird vom Wetter begünstigt. Auch neue Kartoffeln werden seit 14 Tagen in reichlicher Menge auf den Markt gebracht, und haben den Preis schon fast um die Hälfte herabgedrückt. Ueberall stehen die Felder vortrefflich, und weder das Kraut noch die bis jetzt geern Kartoffeln zeigen Spuren von Krankheit. (Pos. Z.) s
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Gewerbe⸗ und Handels ⸗Nachrichten.
(Die Eintheilung des preußischen Staats für den Bergbau.) IV. Der Westfalische Haupt⸗Berg⸗Distrikt. Nicht ganz Westfalen wird von diesem Haupt⸗Berg⸗Distrikt umfaßt; die Siegen⸗ schen Berge und der südliche Theil des Regierungsbezirks Arnsberg über⸗ haupt sind dem Rheinischen Haupt⸗Berg⸗Distrikte zugewiesen, wogegen von der Rheinprovinz, speziell vom Regierungsbezirke Düsseldorf, die Kreise Rees und Duisburg ganz und die nördlichen Theile der Kreise Düsseldorf und Elberfeld zum westfälischen Haupt⸗Berg⸗Distrikte gelegt wurden. In den Kreisen Düsseldorf und Elberfeld bildet die Chaussee von Düsseldorf nach Barmen die Grenze dieser Haupt⸗Bergamts⸗Distrikte. Das Obler⸗Bergamt hatte seinen Sitz zuerst in Wetter, dann in Essen, zuletzt ist es nach Dortmund verlegt worden, wo es sich noch jetzt befindet. Von diesem Ober⸗Bergamt ressortiren, außer den für die beiden Staats⸗Salinen bestellten besondern Salz⸗Aemtern zu Königsborn bei Unna und zu Neusalzwerk bei Minden, das Märkische Bergamt zu Bochum, das Essen⸗Werdensche Bergamt zu Essen und das Tecklenburg⸗Lingensche Bergamt zu Ibbenbühren. Das Märkische Bergamt zu Bochum, das früher in Hagen, dann in Wetter seinen Sitz hatte, umfaßt zur Zeit Theile der Regierungs⸗Bezirke Arns⸗ berg und Münster, näͤmlich von Arnsberg die Kreise Hamm, Dortmund und Bochum ganz und die nördlichen Theile der Kreise Soest, Iserlohn und Hagen, und vom Regierungs⸗Bezirk Münster Alles, was diesseits der Chausseen von Münster nach Warendorf einer⸗ und von Münster über Dülmen und Haltern nach Dorsten andrerseits gelegen ist. Das Bergamt zu Essen begriff den zum Westfälischen Haupt⸗Bergdistrikt ge⸗ legten Theil des Regierungsbezirks Düsseldorf und den Theil des Regie⸗ rungsbezirks Münster, der jenseits der Straße von Münster über Dülmen nach Haltern und Dorsten gelegen ist. Endlich das Bergamt zu Ibben⸗ bühren enthält den ganzen Regierungsbezirk Minden und denjenigen Theil des Regierungsbezirks Münster, welcher nördlich von der Münster⸗ Warendorfer Chaussee gelegen ist. Das Bergamt zu Ibbenbühren, dessen spezieller Leitung zur Zeit der Steinkohlen⸗Bergbau des Staats bei Ibbenbühren überwiesen ist, soll übrigens, wie wir hören, in Bälde sei⸗ ner Aufhebung entgegensehen.
V. Der Rheinische Haupt⸗Berg⸗Distrikt. Derselbe umfaßt die Rheinprovinz mit Ausnahme der oben genannten, dem Westfälischen Haupt⸗Berg⸗Distrikt zugewiesenen Theile des Regierungsbezirks Dü el⸗ dorf und von der Provinz Westfalen diejenigen Theile des Regierungs⸗ Bezirks Arnsberg, die dem Bergamts⸗Bezirk Bochum nicht überwiesen sind. Das Ober⸗Bergamt des Rheinischen Haupt⸗Berg⸗Distrikts hat seinen Sitz zu Bonn. Von diesem Ober⸗Bergamt ressortiren außer den zur Verwaltung einzelner Staatswerke besonders bestellten Aemtern zu Sayn bei Coblenz und zu Münster am Stein bei Kreuznach und den zur Verwaltung einiger standesherrschaftlichen Werke besonders eingesetzten Aemtern, als dem Fürstlich Wied'schen zu Neuwied und dem Graflich Wildenburgischen zu Friesenhagen, das Bergamt Siegen für den rechtsrheinischen Theil des Ober⸗Bergamts⸗Distrikts, das Bergamt zu Düren für den auf der linken Rhein⸗ und linken Moselseite belegenen Theil des Distrikts und das Bergamt Saarbrücken für den auf der linken Rhein⸗ und rechten Moselseite belegenen Theil dieses Haupt⸗Berg⸗ Distriktes. An Staatswerken stehen unter der speziellen Leitung des Bergamts Siegen 3 Eisensteingruben bei Horhausen, 3 Erbstollen und die Metall⸗ und Stahlhütte zu Lohe, unter der speziellen Leitung des Berg⸗ amts zu Saarbrücken stehen die wichtigen Steinkohlenwerke des Staates zwischen Neunkirchen, Saarbrücken und Saarlouis.
Von dem Ober⸗Bergamt zu Bonn wird vorläufig auch der Bergbau in den Hohenzollernschen Landen beaufsichtigt, so weit die be⸗ treffende Angelegenheit nicht, wie die Verwaltung dieser Lande überbaupt, in den Ressort des Finanzministeriums gezogen worden ist. Als nächste Aufsichtsbehörde fungirt in diesem Landestheile die oberste Behörde dessel⸗ ben, die Regierung zu Sigmaringen.
Die Bergämter sämmtlicher Haupt⸗ Bergdistrikte haben, nächst den ihnen speziell überwiesenen Aufgaben, die Oberaufsicht über den Pribat⸗ Bergbau ihres Bezirkes. Nicht alle Bergwerke des Landes stehen jedoch unter dieser Oberaufsicht, so namentlich nicht die Gewinnungen von Eisen⸗ erz in Schlesien, der Steinkohlenbergbau in der Standesherrschaft Pleß und einige minder bedeutende Betriebe auf privilegirten Territorien. Von diesen Werken, so wie von den nicht von der Bergbehörde ressortirenden Hüttenwerken und Privat⸗Salinen überhaupt, werden die erforderlichen Nachrichten durch die Landräthe und Bezirks⸗Regierungen eingezogen und unmittelbar an das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent⸗ liche Arbeiten befördert.
— Das Königlich belgische Ministerium der öffentlichen Bauten, zu dessen Nessort die Verwaltung der Staatsbahnen gebört, hat den Reisen⸗ den, welche eine Vergnügungsreise an die Rheinufer durch Frankreich und Belgien machen wollen, Fahrbillette zu ermäßigten Preisen zur Verfügung gestellt. Die Billette werden nur für Wagen erster Klasse ausgegeben und haben für alle Poge während eines ganzen Monats Guültigkeit. Die Reiseroute ist au Paris, Douai, Amiens, Straßburg, Nancy, Baden⸗Baden, Weißenburg, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt, Mainz, Bonn, Ludwigshafen, Köln, Aachen, Pepinster, Spaa, Läͤttich, Brüssel und Namur berechnet. Als Ausgangspunkte sind Lüttich. Brüssel oder Namur gestattet. Der Preis des Billets für die Tour durch
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