gesien. Brüssel, 27. Juli. An allen Straßenecken macht ein großer Mauer⸗Anschlag ein Schreiben des Herrn de Decker an den Bürgermeister bekannt, worin derselbe im Namen des Königs für die bei den Julifesten bewiesene Theil⸗ nahme und Liebe des Volkes dankt. Eben so meldet der heutige „Moniteur“ eine neue Gnaden⸗Bezeigung, wonach aus Anlaß jener Feier 61 wegen Disciplinar⸗Vergehen verurtheilten Militairs ihre Strafe erlassen ist. — Der Kriegs⸗Minister Greindl ist, in Folge eines Decrets vom 21. Juli, zur erblichen Barons⸗Würde erhoben worden. — Heute früh ist der Köͤnig, in Begleitung des Herzogs und der Herzogin von Brabant, des Grafen von Flandern und der Prinzessin Charlotte, zu den Festen nach Brügge abgereist. In
sei Umgeb befand sich auch der englische außerordentliche Ge-⸗ sänes. ag os, n 8 G Am 3. k. M. wird Se. Majestät
sandte Graf von Westmorland. M. zu gleicher Veranlassung in Namur, am 17. in Gent und gegen Ende August in Hasselt erwartet, wohin am vergangenen Sonntag eine besondere Depukation den Herzog von Brabant eingeladen hat. (Köln. Z.) 8 Großbritannien und Irland. London, 28. Juli. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Preußen gedenken morgen die Rückreise anzutreten. 1u“ Nach Berichten vom Cap ist Alles ruhig. Amerikanische Be⸗ richte melden, daß die Whigs im Interesse von Fillmore's räsidentschaft agitiren. — dnench 149. Paris, 27. Juli. Der „Moniteur“ bringt an der Spitze seines nichtamtlichen Theiles folgenden Artikel: Wir sind den letzten Ereignissen in Spanien mit Interesse gefolgt, und wir haben ihnen bis zu einem gewissen Punkte Beifall gezollt, in dem Glauben, daraus auf eine der dauerhaften Begründung der consti⸗ tutionellen Regierung günstige Aussicht schließen zu koͤnnen; denn Frank⸗ reich, das in Europa die Idee von 1789 vertritt, kann keinen anderen Wunsch haben, als einen Nachbarstaat, für dessen Wohlfahrt es sich leb⸗ haft interessirt, die Anarchie oder den Despotismus vermeiden zu sehen, diese beiden Klippen jedes Fortschrittes, jeder Freiheit; und da das Ministerium Espartero weder die Kraft, die Excesse zu verhüten, noch die Energie zu besitzen schien, welche nöthig ist, um ein großes Land zu leiten, so ist es natürlich, eine Aenderung mit Sympathie aufzunehmen, die den Thron Isabella's II. befestigen muß. 1 Einige ausländische Journale, verblendet durch ihre wenig begrün⸗ dete Vorliebe für einen Namen, haben die Amtsniederlegung eines Ministers, die ganz einfach von der Königin nach wiederholten Weige⸗ rungen angenommen wurde, zu einem Staatsstreiche zu stempeln sich be⸗ strebt. Wäre diese Entlassung die von ODonnell gewesen, so haͤtten sie die Sache als durchaus verfassungsmäßig befunden. Der Parteigeist sollte nie die Dinge bis zu diesem Punkte entstellen und nie in solcher Weise sich bemühen, die öffentliche Meinung umzustimmen. Seit zwei Jahren war Spanien in einem beklagenswerthen Zustande. Dieses große Land, so lange der Schiedsrichter von Europa, dessen Bünd⸗ niß, noch unlängst, mit so vielem Eifer gesucht wurde, war zu einem un⸗ tersten Nange hinabgesunken. Es hatte weder Finanzen mehr, noch Armee, noch Marine, noch Handel, noch Verwaltung, noch äußeren Ein⸗ fluß. In dieser schwierigen Lage suchten die Ehrgeizigen, anstatt zu trachten, das Vorhandene zu befestigen, es zu erschüttern, indem
sie entweder den Leidenschaften der Menge schmeichelten, oder indem Die Wirren, die Spanien
sie gefährliche Utopien verwirklichen wollten. . seit einigen Jahren erschütterten, rühren gerade von der unseligen Idee gewisser Minister her, vor vier Jahren einen Staatsstreich zu vollführen, als Spanien ruhig, im Gedeihen war und gar keine großartige Ursache sie zwang, die Gesetze des Königreichs hastig zu ändern. Damit ein Staatsstreich vor dem Urtheil der Nachwelt legitim werde, muß eine äußerste Nothwendigkeit ihn rechtfertigen, und er muß in den Augen Aller das einzige Mittel zur Rettung des Landes sein.
Wir kennen jene, die von Staatsstreichen träumten, nicht um einige Einrichtungen zu ändern, sondern um den Thron zu stürzen oder die Dhnastie zu wechseln, sei es durch Vereinigung Portugals mit Spanien unter dem Hause Braganza, sei es durch Einsetzung einer Regentschaft. Wir wissen daher dem Marschall O'Donnell Dank dafür, daß er ver⸗ sucht hat, ohne Staatsstreich in Spanien die Ordnung herzustellen, diese erste und unerläßliche Grundlage der Freiheit. Wir wissen ihm Dank dafür, daß er während der ersten Augenblicke der Anarchie alle seine Sorgfalt darauf verwandt hat, die spanische Armee eben so sehr in sittlicher als in materieller Beziehung zu reorganisiren; denn es genügte nicht, Bataillone oder Schwadronen wieder hergerichtet zu haben, es galt vor Allem, so tapferen und großer Dinge so fähigen Soldaten die ein⸗ zigen Triebfedern zu geben, welche die Armee zusammenhalten: das Pflicht⸗ gefühl, die Treue gegen den Souverain, die Mannszucht.
KHoffen wir demnach, daß die jüngsten Wechsel das Ende dieser Staats⸗ streiche und dieser so unheilvollen Pronunciamientos herbeiführen werden; denn wir wünschen aufrichtig, daß Spanien, das so viele Ele⸗ mente der Kraft und der Wohlfahrt in sich schließt, inmitten der Nuhe wieder den Rang einnehme, der ihm gebührt, anstatt zu dem Standpunkte gewisser Republiken von Süd⸗Amerika hinabzusinken, wo man weder Vaterlandsliebe, noch Bürgertugenden, noch erhabene Grundsätze findet, sondern blos einige Generale, die sich mit Hülfe von durch leere Ver⸗ sprechungen bethörten Soldaten die Gewalt streitig machen.
Der Marine⸗Minister hat Nachrichten von der Dampf⸗Korvette MReine Hortense“ erhalten, an deren Bord bekanntlich der Prinz Napoleon eine Reise in den nordischen Meeren macht. Am 24. Juni von Cromarty abgefahren, ankerte die Korvette am 30sten
u Reikiavik; am 7. Juli fuhr der Prinz von dort ab, um mit
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der ihn begleitenden wissenschaftlichen Kommission die Insel 9 Mayen zu erforschen, auf der sich der dem Pole nächstgelegene Vulkan befindet und die fast immer durch eine Eisschranke unzu— gänglich gemacht wird. Am 9. Juli fuhr die Korvette, 30 Stun⸗ den nordöstlich vom Cap Nord von Island, in das Eis ein, und während mehr als 90 Stunden nahm sie ihren Weg längs den Schollen⸗ bergen hin, inmitten schwimmender Eisfelder. Als man über den Meridian von Jean⸗Mayen hinausgelangt war und sich der Insel bis auf 18 Stunden genähert hatte, erlangte der Capitain die Gewißheit, daß die Eismassen noch die Insel einschlossen. Mit großem Bedauern erkannten der Prinz und die wissenschaftliche Kommission, daß die Erreichung der Insel unmöglich sei, und die Korvette mußte nach Island umkehren, wobei sie fortwährend längs den Eisbergen fuhr, die erst 20 Stunden vom Cap Nord aufhörten. Am 15. Juli war der Prinz wieder zu Reikiavik. — Der Marschall Baraguay d'Hilliers hielt nach der Schluß⸗Revue an die Truppen des Nordlagers folgende Rede:
Meine Herren! Die Lager werden aufgehoben. Die Nord⸗Armee it aufgelöst. Sie haben den Befehl, sich nach Paris zu begeben, und ich begreife Ihre Freude. Ich würde sie gern theilen, wenn ich nicht ein lebhaftes Bedauern darüber empfände, Regimenter, Offiziere zu verlassen mit denen ich 18 Monate lang gedient habe, die mir so viele Zufrieden⸗ heit bereiteten und welche zu kommandiren ich so stolz war. Ich weiß nicht, was die Zukunft uns vorbehält, aber wenn sie meine Wünsche be⸗ friedigt, so werden wir uns wiederfinden und in diesem Falle werde ich auf Sie zählen, wie Sie auf mich zählen können. Wir alle sind beseelt von den nämlichen Gefühlen der Ergebenheit für das Vaterland und den Kaiser und wir werden uns immer vereinigen in dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!“
Es scheint, daß man sich mit Errichtung des neuen Evolutions⸗ Geschwaders beschäftigt, das aus 8 Linienschiffen und 3 Fregatten (alle mit Dampf) bestehen, in zwei Divisionen getheilt werden solb, deren eine zu Toulon unter Vice⸗Admiral Trehouart und die an⸗ dere, von gleicher Stärke zu Brest unter Contre-Admiral Penaud stationiren wird.
„Der „Moniteur“ theilt mit, daß die Tarife, welche die Prohibitid⸗ Zölle ersetzen, nur bis Juli 1858 Anwendung finden sollen, bis zu welcher Zeit dieselben durch eine Kommission eine Prüfung erfahren haben werden.
Spanien. Der „Indep. Belge“ schreibt man aus Madrid vom 22. Juli: „Mehrere Deputirte, die den Tadels⸗Antrag unter⸗ zeichnet hatten, waren bei O'Donnell und boten der Regierung ihre Unterstützung an. Der Marschall erklärte ihnen, daß er zwar die Zügellosigkeit und Anarchie bekämpfen, sich aber nie zum Werkzeuge der Reaction hergeben werde. — General Rios hat der Regie⸗ rung gemeldet, daß er zu Valencia eine furchtbare Verschwörung, in die viele Landleute verwickelt waren, entdeckt und zur Aufrecht⸗ haltung der Ordnung seine Vorsichtsmaßregeln verdoppelt habe. — Das hiesige Kriegsgericht hat erklärt, daß es die Befehlshaber der Miliz⸗Bataillone nicht bestrafen werde, da sie blos pflichtgemäß die Befehle ihrer Oberen befolgt hätten, auf denen allein die Verant⸗ wortlichkeit laste. — Die angeblichen Ermordungen einzelner Sol⸗ daten werden von der „Epoca“ für unwahr erklärt.“
Der Agentur Havas schreibt man aus Madrid vom 23. Juli: „Die Gemäßigten bemühen sich eifrigst, die Reorganisirung der Miliz zu verhindern. Die Progressisten sind über das von ihnen, O'Donnell gegenüber, zu wählende Verhalten nicht einig. Die Mehrzahl von ihnen erkennt an, daß man ihn als letzte Hoffnung des liberalen Systems unterstützen müsse, hat sich aber noch nicht darüber entschieden, wie dieser Entschluß dem Publikum kund ge— macht werden soll. — Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die jetzigen Cortes nicht mehr zusammentreten werden. Das politische Pro⸗ gramm des Kabinets ist bis nach gänzlicher Herstellung der Ruhe im Lande vertagt. Die Königin hat die Entlassung San Miguel's ab⸗ gelehnt. Auch Heros ist um seine Entlassung als General⸗Lieute⸗
nant des Palastes eingekommen und wird sie wahrscheinlich erhal⸗
ten. — Es sind hier 400 Gewehre mehr abgeliefert worden, als die Miliz ursprünglich erhalten hatte. — Die amtliche Zeitung enthält ein Dekret, welches allen Truppen, die in den drei Auf⸗ stands-Tagen die hiesige Besatzung bildeten, als Belohnung die Dienstzeit um einen Monat verkürzt. Die Königin behält sich in dem Dekrete vor, das Verdienst der anderwärts operirenden Trup⸗ pen auf ähnliche Weise zu belohnen. — Nach der „Espana“ hat die Königin aus ihrer Privatkasse 150,000 Realen hergegeben und befohlen, daß dieselben unter die Verwundeten aller Klassen, ohne Unterschied der Partei, vertheilt werden sollen.“
Der pariser „Moniteur“ vom 27. Juli enthält amtliche Depe⸗ schen aus Barcelona, Perpignan und San Sebastian, die jedoch im Wesentlichen blos die bereits mitgetheilten Nach⸗ richten bestätigen. Wir entnehmen daraus noch, daß dem Genera Ruiz, als er Girona verließ, blos eine Jäger⸗Compagnie der Miliz folgte; daß ihn der Deputirte Clement, einer der Führer des Aufstandes, nach Frankreich begleitete, und daß General Echague, der fortwährend zu Alagon, unweit von Saragossa⸗ stand, es war, der den Aufständischen die nachgesuchte fünftägige Einstellung der Feindseligkeiten bewilligte. In Bezug auf Dulct,
„Moniteur“ nur, daß derselbe nach den am 26. Juli zu ris angelangten Berichten vor Saragossa eingetroffen war. Pa Türkei. Briefe aus Salonichi berichten über den daselbst attgehabten Brand folgendes Nähere: „Während ein heftiger Nord⸗ sa din einen förmlichen Sturm umschlug, brach im Quartier der Fran⸗ 98 am 11ten d. Mts. gegen 9 Uhr Abends Feuer aus, welches, be heftigem Winde genährt, gar bald das Pulvermagazin eines vworch schen Kaufmanns erreichte, wo 58 Fässer, mit Pulver ge⸗ üllt, davon ergriffen wurden. Es erfolgte daraus eine so hef⸗ ti e Explosion, daß die brennenden Hölzer und Balken bis nach 89 Hafen geschleudert wurden und eine Menge Häuser, in ihren Grundfesten erschüttert, zusammenfielen. Die Schiffe im Hafen ohen ungeachtet des heftigen Sturmes in die weite See, nachdem eines derselben schon in Brand gerathen war. Die Agenten des österreichischen Lloyd und das Personal des österreichi⸗ chen Konsulates retteten sich auf Boote des Lloyd⸗Dampfers Smyrne.“ Das Kohlen⸗Magazin des Lloyd wurde auch ein Raub der Flammen, desgleichen viele Getreide⸗Magazine, Boutiquen, Kaffeehäuser, Waaren⸗Depots. Von der ganzen Stadt steht kaum noch der dritte Theil. Unter den Trümmern der niedergestürzten Häuser fanden viele Unglückliche ihr Grab. Der Pascha selbst ist leicht, sein Stellvertreter lebensgefährlich verwundet worden. Man kennt die näheren Details noch nicht, da der Dampfer am 12ten Mittags von Salonichi abging und der Brand noch immer nicht gelöscht, obgleich schon im Abnehmen begriffen war. Der Pascha will, daß ihm der griechische Kaufmann, welcher die 58 Fässer mit⸗ Pulver in einem hölzernen Magazin aufbewahrt hatte, todt oder lebendig gebracht werde.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juli. Die hiesigen Blätter veröffentlichen nachstehendes Allerhöchstes Reskript an die Wittwe des General⸗Adjutanten Grafen Rüdiger:
Gräfin Luise Karlowna! Mit herzlicher Betrübniß habe Ich die Nachricht von dem Hinscheiden Ihres Gemahls, des Grafen Fedor Wassiljewitsch, erhalten. In ihm verliert die russische Armee einen jener berühmten Fuͤhrer, deren ruhmvolle Thaten auf dem Felde der Ehre in unseren Kriegsannalen für immer unvergeßlich bleiben werden; — verliere Ich persönlich einen treuen, wackeren, erfahrenen Rathgeber und Mitarbeiter in dem großen Werke der Organisation der Streitkräfte des Reichs, welche Ich ihm in deren glänzendstem und wichtigstem Theile, den Garde⸗ und Grenadier⸗Corps anvertraut hatte. des Entschlafenen ist eben so lebhaft als die aufrichtige Hochhaltung seines Andenkens. Indem Ich Ihnen diese Empfindungen zu erkennen gebe, ist es Mir tröstlich, Sie zugleich der unwandelbaren Wohlgeneigt⸗ heit zu versichern, mit welcher Ich Ihnen zugethan bleibe.
Zarskoje⸗Sselo, 2. Juli 1856. Alexander.
Sonntag, den 20. Juli, ist der General⸗Lieutenant Graf Broglia di Casalborgone, als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Sar⸗
dinien beim Kaiserlichen Hofe neu beglaubigt, von Sr. Majestät Jahre 1855 gehen der „Pr. E“ folgende zuverlässige Mittheilungen zu.
dem Kaiser in Audienz empfangen worden und hat die Ehre ge⸗ habt, Sr. Kaiserlichen Majestät seine Beglaubigungsschreiben zu überreichen.
Der „Russische Invalide“ theilt die folgenden schließlichen Details über die von den Alliirten vollzogene Räumung der Krim mit:
Am 4. (16.) Mai wurde uns Kinburn übergeben und die fran⸗ zösischen Truppen, welche dasselbe besetzt gehalten, wurden nach Kon⸗ stantinopel gebracht.
Am 19. (31.) Mai verließen die Franzosen in der Stärke von 1 Schützen⸗Bataillon, einer Batterie und einer Compagnie See⸗ Soldaten Eupatoria und schifften sich ein, nachdem sie die Stadt auf Grund eines ausgefertigten Aktes dem von Seiten des tauri⸗ schen Gouverneurs dazu kommandirten Offizier übergeben hatten. Der Gesundheitszustand der Bewohner der Stadt wurde befriedi⸗ gend gefunden; die Stadt selbst ist bis auf einige Häuser vollkom⸗ men zerstört.
Am 12. (24.) Juni wurden Kertsch und Jenikale von den Verbündeten geräumt und die Verbindung mit der Halbinsel Taman wieder hergestellt.
Am 23. Juni (5. Juli) Nachmittags ging die französische Nootte mit dem Marschall Pelissier und den letzten Truppen an Bord aus der Kamysch⸗Bucht ab. Die Lasarew⸗Admiralität und die See⸗Magazine waren noch von den Engländern besetzt.
Am 30. Juni (12. Juli) schiffte sich General Codrington mit den noch in der Krim gebliebenen englischen Truppen in Balaklava ein und ging in See.
Am 3. (15.) Juli war kein einziges fremdes Kriegsschiff mehr an den Küsten der Krim. Auf allen von den Alliirten geräumten Punkten war die russische Verwaltung wieder hergestellt.
— Nachrichten aus Warschau vom 26. Juli zufolge, war dort von Wien der Fürst Paul Anton Esterhazy angekommen, der sich als außerordentlicher Gesandter Oesterreichs zu der Krönung des Kaisers Alexander nach Moskau begiebt; in seiner Begleitung befinden sich sein Sohn, Fürst Nikolaus Esterhazy und Graf Hallenberg. Am Lbsten setzte diese Gesandtschaft ihre Reise nach Moskau fort. Der russische General der Artillerie, Baron Korff, Mitglied des Reichsraths, war von Warschan nach Deutschland
Mein Bedauern über den Verlust V
gereist. — Wegen des außerordentlich niedrigen Wasserstandes der Weichsel hat die Personen⸗Dampfschifffahrt auf der unteren Strecke des Stroms zwischen Warschau und Cinchocinek einstweilen eingestellt werden müssen.
Amerika. Der „Herrmann“, der auf der Reise nach Bremen am 26sten bei Southampton eingetroffen ist, bringt New⸗Yorker Nachrichten vom 12. Juli. Im Repräsentantenhause hatte der An⸗ trag, das Mitglied für Süd⸗Carolina, Brooks, wegen der Miß⸗ handlung des Senators Sumner aus dem Hause auszustoßen, sehr lebhafte Auftritte hervorgerufen, die beinahe zu Thätlichkeiten über⸗ gegangen wären.
Aus Kansas wird gemeldet, daß die aus Abolitionisten beste⸗ hende Territorial⸗Legislatur am 4ten d. durch Militair gesprengt worden ist. Als dieselbe an dem erwähnten Tage ihre Geschäfte beginnen wollte, rückte nämlich der die regulairen Truppen der Vereinigten Staaten in Kansas kommandirende Oberst Sumner plötzlich an der Spitze von 200 Dragonern in den Sitzungssaal des Repräsentantenhauses und befahl nach einigen einleitenden Worten seinen Leuten, die Mitglieder des Hauses auseinander zu treiben, was auch sofort geschah. — Am 2ten versammelte sich ein Convent von 800 Delegirten der Abolitionisten⸗Partei, sämmtlich bewaffnet, in Topeka und entwarf eine Aufforderung an die Abo⸗ litionisten im Kongresse der Vereinigten Staaten, der Regierung die Steuern zu verweigern, bevor nicht Kansas als sklavenfreier Staat in die Union aufgenommen seir. 8
— Wie biel Denkmäler älterer vaterländischer Kunst in früherer Zeit vernichtet oder verunstaltet worden, ist erst bei dem mehr und mehr wiedererwachten Sinn und Verständniß dafür anschaulich geworden.
Das noch Vorhandene möglichst zu erhalten, sollte daher els eine allgemeine Pflicht jeder Gemeinde und jedes Einzelnen erkannt werden.
Freudige Anerkennung verdient deshalb der in Danzig ins Leben getretene Verein, welcher sich die Erhaltung der alterthümlichen Bau⸗ werke und Kunstdenkmäler in dieser, an schönen baulichen und andern Kunstschöpfungen so reichen Stadt zum Ziel gesetzt hat. Seine Aufgabe, durch Besprechung, Belehrung und Verständigung die Theilnahme dafür zu erwecken und zu verbreiten, Gegenstände der Malerei, Plastik und kunstgewerblichen Thätigkeit zu erhalten, gegen Abbruch oder Veränderung, wie vor mißverständlicher Nestauration zu bewahren, verdient die größte Anerkennung und die weiteste Nachfolge.
“
Statistische Mittheikungen. Ueber den Zustand der Sparkasse der Stadt Münster im
Die Sparkasse wurde im Januar 1829 eingerichtet. Das Minimum der Ein lage beträgt 1 Rthlr., das Maximum 100 Rthlr. An Zinsen gewährt die Sparkasse den Einzahlern 3 ½ PCt. und empfängt von den ausgeliehenen Kapitalien durchschnittlich 4 Ct. Am Schlusse des Jahres 1854 war ein Bestand von 100,459 Rthlr. 5 Sgr. vorhanden. Während des Jahres 1855 sind als Zuwachs hinzugekommen: a) durch neue Einlagen 38,140 Rthlr 26 Sgr. 5 Pf.; b) durch Zuschreibung von Zinsen 2915 Rthlr. 25 Sgr. 7 Pf. Im Jahre 1855 betrug die Ausgabe der Sparkasse für zurückgenommene Einlagen 31,934 Rthlr. 20 Sgr. 2 Pf. und es verblieb am Schlusse des Jahres 1855 an Einlagen ein Bestand von 109,581 Rthlr. 6 Sgr. 10 Pf. Ein Separatfonds ist nicht vorhanden; dagegen beträgt der vorhandene Reservefonds 7926 Rthlr. 18 Sgr. 5 Pf. Die Zahl der im Umlauf be⸗ findlichen Sparkassen⸗Quittungsbücher betrug a) bis zur Einlage von 20 Rthlr. inel. = 443; b) über 20 Rthlr. bis 50 Rthlr. incl. = 576; c) über 50 Rthlr. bis 100 Rthlr. inel. = 492; d) über 100 Rthlr. bis 200 Rthlr. incl. = 254; ce) über 200 Rthlr. = 49; in Summa = 1814.
— Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten hat eine sehr vollständige Organisation, obgleich die Angehörigen dersel⸗ ben in einem numerisch sehr bescheidenen Verhältniß zu der übrigen Be⸗ völkerung stehen. In den ehemaligen englischen Kolonieen, welche den Kern der Vereinigten Staaten von Nordamerika bilden, war die katho⸗ lische Kirche nur sehr schwach vertreten. Erst durch die Eroberung meh⸗ rerer früher zu Frankreich oder Spanien gehörigen Kolonieen, wie Ka⸗ nada, Luisiana, Florida, wurde ein katholisches Element in die Bevölke⸗ rung eingeführt. Dies vermehrte sich durch die besonders aus Irland herbeiströmende Einwanderung, indessen machen die Katholiken noch immer kaum den zehnten Thbeil der Gesammtbevöͤlkerung der Ver⸗ einigten Staaten aus. Es befinden sich daselbst 7 Erzdiözesen, New⸗ Vork, Baltimore, Neu⸗Orleans, St. Ludwig, Cincinnati, Oregon⸗City, San Francisco; 34 Diözesen und 2 apostolische Vikariate. Unter diesen 43 Prälaten befinden sich nur 14 geborne Amerikaner, die anderen waren Europäer, meist Franzosen und Irländer. Es gab 1855 in den Ver⸗ einigten Staaten: 1910 katholische Kirchen mit 1611 Priestern, außerdem aber 169 Geistliche, welche sich vornehmlich mit der Erziehung der Jugend beschäͤftigten. 1855 wurden 86 neue Kirchen eingeweiht, und der Bau von hundert anderen in Angriff genommen. Es gab in demselben Jahre daselbst 37 geistliche Bildungs⸗Anstalten mit 831 Zöglingen. Es waren 49 Mönchs⸗ und 236 Nonnenklöster vorhanden. Die Nonnen beschäftigten sich meist mit der Erziehung der weiblichen Jugend. Es giebt eine katholische Universität, und 35 Gymnasien, deren Lehrstühle von Geistlichen besetzt sind. (Pr. C.)