1856 / 188 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

*

. 88 Belgien.

Herzog

Wohnung für

10. August. Der König und die

Brüssel, Reise nach Arlon und den

Königliche Familie werden von ihrer Ardennen erst heute Nachmittag in Laeken ankommen. Der „Moniteur“ zeigt an, das Departement des Auswärtigen halte es für eine Pflicht, die Reisenden, die sich mit belgischen Pässen über Calais nach England begeben wollten, davon in Kenntniß zu setzen, daß ihr Reisepaß von einem französischen diplomatischen Agenten oder Konsul visirt sein müsse. Man schreibt aus Hasselt, der König und die Königliche Familie würden am 26. August daselbst ankommen, um den Festen beizuwohnen, welche der Hauptort der Provinz zur Feier der 25jährigen Regierung des Königs geben wolle.

Großbritannien und Irland. London, 9. August. Wie man hört, gedenkt die Königin ihre Reise nach Balmoral am 28sten d. M. anzutreten.

Der Prinz von Joinville, der Herzog von Nemours und der von Aumale statteten am vorigen Dienstag dem Lager von Aldershott einen Besuch ab.

Der neue russische Gesandte, Herr von Chr eptowitsch, ist mit seinem ganzen Gesandtschaftspersonal gestern hier an⸗ gekommen. Lord Palmerston ist seit gestern Morgen wieder in der Hauptstadt, dürfte aber heute wieder nach Brocket Hall zurück⸗ kehren, wo er eine Menge Gäste bewirthet und wohin auch Lord Clarendon mit seiner Gemahlin heute abreist.

Frankreich. Paris, 8. August. Der „Moniteur“ meldet unterm gestrigen Datum: „Der Marschall Herzog Pelissier ist, nach⸗ dem er sich gestern Abends zu Plombières beim Kaiser beurlaubt hatte, heute Nachmittags 5 Uhr zu Paris eingetroffen. Se. Excellenz wurde bei der Ankunft vom Marschall Kriegs⸗Minister, dem Marschall Magnan, den Generalen und Obersten der Kaiser⸗ lichen Garde und der Armee von Paris empfangen. terie⸗Bataillon war im Hofe zur Erweisung der Ehren in Schlacht⸗ ordnung aufgestellt. Der Marschall Pelissier stieg in den Wagen des Kriegsministers, der ihn nach dessen Hotel brachte, wo eine den Ober-Befehlshaber der Orient⸗Armee ein⸗ gerichtet war. Eine Jäger⸗Schwadron bildete die Eskorte. Ueberall auf seinem Wege wurde der Marschall aufs theilnehmendste em⸗ pfangen.“ Die dem Ober⸗Befehlshaber des aus Schrauben⸗ schiffen bestehenden Evolutions⸗Geschwaders ertheilten Befehle weisen ihn an, in praktischer Weise alle Fragen zu behandeln, die in den Bereich der Dampf⸗Marine gehören. Es sind dieser Fra⸗ gen nicht weniger als 211, die in zwei Kategorieen zerfallen. Die erste umfaßt die Fragen der reinen Mechanik, welche sich auf die Maschinen der Schiffe, ihren Bau, ihre Verbesserung und das Studium ihrer Werkzeuge beziehen; in die zweite gehören alle die Evolutionen, sowohl der Segel⸗ als der Dampfschiffe, und die Schlacht⸗Manöver betreffenden Fragen. Die „Gazette du Midi“ enthält ein „Mitgetheilt“, welches ihr auferlegt, den von

ihr vergessenen Toast nachzubringen, den Pelissier bei dem Festmahle zu Marseille dem Kaiser darbrachte. Nach facio vom 7. August war

Berichten aus Boni⸗ die Versenkung des elektrischen Tele⸗ graphen⸗Taues früh Morgens mit Erfolg begonnen worden; Abends 7 Uhr hatte man schon eine Tiefe von 2000 Meter erreicht. Das Wetter war günstig. Die beiden Häfen zu Marseille sind so sehr mit Schiffen überfüllt, daß die Behörde beschlossen hat, neu ankommende Fahrzeuge vom 10. August ab mit ihren meistens aus

Getreide bestehenden Ladungen nach dem Hafen von Frioul zu weisen.

9. August. Seit dem Schlusse der Session des gesetzgebenden Körpers veröffentlicht der „Moniteur“ fast täglich eine größere oder

geringere Zahl der von demselben genehmigten Gesetze. Der „Moni⸗

teur“” berichtet unterm gestrigen Datum: „Der Kaiser ist heute um 5¼4 Uhr zu Luneville angelangt und von der Bevölkerung mit größter Begeisterung empfangen worden. Der Kaiser begab sich nach dem Schlosse und stieg einige Augenblicke später zu Pferde, um sich nach dem Marsfelde zu begeben, wo die Kavallerie⸗Division im Bivouac ist. Das Befinden Sr. Majestät ist vortrefflich. Die Kaiserin hat heute im Schlosse von St. Cloud den Mar⸗ schall Herzog Pelissier empfangen, der ihr durch den Kriegs⸗ Minister vorgestellt wurde. Man versichert, daß der Kaiser in Kurzem eine große Musterung auf dem Marsfelde zu Ehren Pelissier's abhalten und der Seine⸗Präfekt, im Namen der Stadt Paris, dem Marschall und den unter ihm in Krim dienenden Generalen ein großes Ehrendiner anbieten

werde. Dem vorgestrigen Diner, das der Kriegsminister aus Anlaß

der Rückkehr Pelissier's gab, wohnten alle Generale der Armee von Paris und die höchsten Beamten der Militair⸗Verwaltung bei.

Pelissier sprach unter Anderm davon, daß er schon wiederholt in⸗-

terimistisch den Posten eines General⸗Gouverneurs von Algerien

versehen habe, und daß ihn die Kolonie, wie er hoffe, bald wieder⸗

sehen werde. Es gilt fast für gewiß, daß Randon seinen Posten an Pelissier abgeben und durch die erledigte Stelle eines Groß⸗ Stallmeisters entschädigt werden wird. Bevor Pelissier hier ein⸗ traf, hatte der Kriegsminister folgendes Billet vom Kaiser empfan⸗ gen: „Meine Unterredungen mit dem Marschall Pelissier haben

mich sehr befriedigt. Das ist ein Mann, der mit seiner Stellung

Ein Infan⸗

der V

größer geworden ist. Stellen Sie ihn in meinem Namen der K serin vor.“ Der Bischof von Arras hat ein Rundschreiben 21 lassen, das gegen alle gemischten Schul⸗Anstalten eifert und n protestantischen Schülern nur unter der Bedingung, daß sie in 1. Messe gehen, ihren Platz neben den katholischen Schülern belassen vile Spanien. Die „Madrider Zeitung“ vom 3. August verzf⸗ fentlicht folgende Correspondenzen: „Granada, 30. Juli. Fun dem ein Erlaß des General⸗Capitains vom 25. die Nationalgane aufgelöst hatte, sind die Waffen ohne jede Störung der Ordeune abgeliefert worden. Die Mehrzahl der Milizen gab sie sogar ng Vergnügen her. Alle Besitzer von Flinten, Säbeln und Nuniiin die nicht mit besonderer Ermächtigung versehen sind, nisee dieselben der Behörde ausliefern. Der neue Gouvernem arbeitet eifrig und mit Erfolg an Herstellung der Ruhen „Malaga, 30. Juli. Der geregelte Zustand ist dahier böt lig hergestellt, und Alles ist ruhig. Die Flinten ꝛc. der Mili sind von der Militair⸗Behörde eingesammelt worden. Die Provin zial⸗Deputation wird erneuert. Die Miliz von Velez⸗Malaga ist entwaffnet.“ „Barcelona, 29. Juli. Bis jetzt sind auf 9 allgemeinen Kirchhofe und am Spital 279 Opfer der hiesigen Un⸗ ruhen beerdigt worden. Einige Truppenschaaren durchstreifen ver⸗

V schiedene Theile des Gebirges.“ Die madrider „Epoca“ berxich⸗

tet: „Der vorgestern früh nach Saragossa abgegangene Artillerie⸗ Park wird am Sonntag wieder hier eintreffen. Alle Truppen, de auf Saragossa marschirten, sind zum Rückmarsch in ihre Standqunr⸗ tiere befehligt worden. General Dulce, dessen Gesundheit sich nicht

gebessert hat, wird nur so lange in Saragossa bleiben, als es

dringend nöthig ist. Teruel, Huesca, Alcaniz und Barbastro sind durchaus ruhig und gehorchen den königlichen Behörden. Die Gendarmerie der Provinz Madrid, die sich während der Unruhen nach der Hauptstadt begeben hatte, hat ihre Posten auf den Land⸗

straßen wieder angetreten, wo sie die Räuber und Diebe verfolgen

wird. Alle seit drei Tagen verhafteten Personen sind freigelasen worden, mit Ausnahme zweier, die man vor ein Kriegsgericht stellen wird. Zwei Verbreiter von aufwiegelnden Flugblättern wurden heute festgenommen. Espartero hatte eine Audienz bei der Königin nachgesucht, um sich zu verabschieden und ihre Befehle zu empfangen. Dieselbe wurde ihm gestern Abends bewilligt, und t ward mit gewohntem Wohlwollen von der Königin und dem Käünige empfangen. Wir glauben, daß die Unterredung ohne Bedeutung war, obgleich sie ziemlich lange dauerte.

Aus Madrid wird unterm 4. August geschrieben: „Der Herzeg von Alba ist, statt des Marquis von Perales, der den Posten gi⸗ lehnte, zum ersten Bürgermeister von Madrid ernannt worden. Nach heute angelangten Depeschen ist die Entwaffnung der Miltzen zu Saragossa, Huesca, Alcaniz, Almanca und in anderen Städten Aragoniens bereits beendigt. O'Donnell verweigert die M⸗ nahme des ihm von der Königin zugedachten Titels eines spanischen

Granden erster Klasse.“

Die von General Dulce bei seiner Ankunft vor Saragosse an die Einwohner gerichtete Proclamation lautete:

Aragonier! „Durch die Regierung Ihrer Majestät berufen, die Ruhe und die Herrschaft der Gesetze in diesem Bezirke herzustellen, komme ic zu Euch mit den Befehlen der Königin und mit einer Armee, um sie zu vollziehen. Indem ich mich Eurer Hauptstadt in einer Haltung nähere, die ihr Zustand der Widersetzlichkeit rechtfertigt, ist es meine Pllicht, di hinterlistigen Auslegungen zu vernichten, welche die Feinde der Ordnung, um Eure Gefühle der Vaterlandsliebe irre zu führen, auf die Ausübung der verfasungsmäßigen Vorrechte der Krone angewandt haben. Man hat Euch fälschlich gesagt, daß die Regierung die Freiheit vernichten wolle während sie einzig deshalb sich fest erweisen mußte, um die Anarchie zu bewältigen und um die Rechte und Interessen jedes Einzelnen zu sichern. Diese Energie werdet Ihr bei mir so lange finden, bis der Grundsat der Autorität geachtet und die Herrschaft des Gesetzes hergestellt ist. 1

Ihr kennt mich, Aragonier! Ihr wißt, unter welcher Fahne ich stets gekämpft habe. Im Namen Ihrer Majestät und ihrer Negierung komme ich, Eurer heldenmüthigen und unsterblichen Stadt den Frieden darzubieten. Ich zeige jenen, die bethört genug wären, auf der Bahll der Empörung zu beharren, warnend an, daß ich beim Angriffe keine andere Grenze anerkennen werde, als das Ende des Widerstandes. schätze höchlich die ehrenvollen Titel, welche bei anderen Anlaͤssen die Würde Eures Charakters dem Vaterlande erworben hat; auch wird ds meine größte Befriedigung sein, mit Worten der Eintracht und des Frie⸗ dens in Eure Stadt einzuziehen; aber ich bin entschlossen zu Allem, ehe ich gestatte, daß die Anforderungen einiger Ehrgeizigen über die Vertre⸗ tung der Regierung Ihrer Majestät obsiegen. Die Gewalt hat sich in der Hauptstadt der Monarchie duldsam erwiesen; ihr großmüthiges Ver⸗ fahren hat die durch den Kampf hervorgerufenen Blut⸗ und Trauer Scener in Vergessenheit gebracht. Dieses muß für Euch ein beredtes Beispieꝛ sein. Was mich betrifft, so werde ich meine Mission mit Rachdruck bol⸗ führen, wie es meine Verantwortlichkeit gegen die Regierung Ibre Majestät erheischt.“ s

Eine Depesche aus Madrid vom 8. August lautet: „Dis amtliche Zeitung veröffentlicht die Dekrete, die Herrn Abvar⸗ zum Justiz⸗Minister, General Serrano zum Botschafter in 1ng und General Echague zum General⸗Capitain von Reu⸗Caslicte ernennen. Herr Luzuriaga bleibt Präsident des obersten Iüstiy Tribunals. Allgemein herrscht Ruhe.“V