8 it Proclamationen. So sagt er in einer seiner jüngsten, 9 ’5 8 hmelchle, der Welt den Frieden wiedergeschenkt zu haben, und fordert demnach alle Kaufleute auf, zu ihren Geschäften zurückzukehren, und alle Arbeiter, ihre Arbeiten wieder aufzunehmen. Und ein Beweis, daß man seinen Worten Glauben schenkt, ist, daß in der That die Einwohner von Canton sich anschicken, zu ihren früheren Handelsgewohnheiten zurückzukehren. Die Einen lassen ihre verbrannten Häuser wieder aufbauen, die Anderen versehen ihre Läden mit frischen Waaren. Die Tataren⸗Pforte und die durch das Bombardement sec cbicgen Festungswerke werden wieder hergestellt. Die Prüfungen zum Baccalaureat hatten wie· gewöhn⸗ lich statt. Mit Einem Worte: man scheint nicht im Geringsten daran zu denken, daß man am Vorabende ganz anderer Feindselig⸗ keiten steht, als der bisherigen Scharmützel. Nichtsdestoweniger scheint gerade der Vice⸗König Yeh selbst weniger Zuversicht in eine Friedensstiftung zu haben, als er es glauben macht. Wahr⸗ scheinlich deshalb gab er dem Mandarin von Hiang⸗Tschan (Distrikt, in welchem Macao liegt) den Auftrag, von den Reichen 120,000 Taels Silber (etwa 1,200,000 Fr.) „ „freiwillige““ Beiträge zu erheben, nachdem der Distrikt Tschun⸗Te, in welchem Canton liegt, bereits 2 Millionen zum Unterhalt der Truppen bei⸗ gesteuert. Gleichzeitig wurde allen Chinesen, welche Hongkong be⸗ wohnen, befohlen, diese Stadt binnen fünf Tagen zu verlassen und eine Reihe aͤhnlicher Verfügungen erlassen. Bekanntlich war vor Kurzem von dem Abfalle eines der Nebenkönige, Tsche⸗ta⸗Kai, eines der Haupt⸗Chefs der Insurrection, und von seinen Umtrieben, die Uebergabe Nankings an die Kaiserlichen zu veranlassen, die Rede. Jetzt vernimmt man aus zuverlässiger Quelle, daß dieser Mann mit allen seinen Anhängern in dem Augenblicke, wo der Verrath zur Ausführung gelangen sollte, durch die Meuchelmörder des berühm⸗ ten Houng⸗Siu⸗Tsieu ermordet wurde.“ 1 Afrika. Die „Gazzette Piemontese“ vom 14. Mai schreibt: Es sind hier Briefe aus Tripolis vom 14. Mai eingetroffen, welche die traurige Nachricht wiederholen, daß der Reisende Voge! in Wadai auf Befehl des dortigen Sultans enthauptet worden ist, welcher sich hierdurch für die Beraubung einer Karavane seiner
Unterthanen in Bengazy rächen wollte, deren Werth angeblich⸗
bestimmt war, die Forderung oder den Anspruch eines Malteser
daufmanns in Bengazy zu kompensiren, welcher von dem britischen Konsul in Tripolis beschützt wird. Schon vor einiger „Zeit hatte sich das von der wissenschaftlichen Welt mit tiefer Betrübniß aufgenommene Gerücht von einem ähnlichen an Vogel verübten Akte der Rache verbreitet, und Dr. Barth bewies damals aus der Grundlosigkeit des Geruͤchtes, daß noch Hoffnung vorhanden sei. Wenn nun auch die hier eingelangten Briefe obigen Datums keines⸗ wegs und gänzlich die Hoffnung ausschließen, daß die von ihnen gebrachten Mittheilungen falsch sind, so konstatiren sie doch immer⸗ hin die beunruhigende Gewißheit, daß bis zu der genannten Zeit in Tripolis keine diesem Gerüchte widersprechende Nachrichten ein⸗ gelangt sind, welche über das Leben eines Reisenden von ausgezeich⸗ neter Bildung und hoͤchster Hingebung an die Sache der Wissen⸗ schaft und Civilisation zu beruhigen vermögen.
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London, Freitag, 22. Mai, Nachts. (Wolff's Tel. Bur.) In der so eben stattfindenden Sitzung des Unterhauses bean⸗ tragte der Schatzkanzler als Aussteuer für die Prinzeß Royal ein Kapital von 40,000 Pfd. St. nebst einer jährlichen Rente von 8000 Pfd. St. Roebuck, der den Antrag gestellt hatte, für die jährliche Rente eine runde Summe zu zahlen, zog denselben zurück, nachdem Russell, Disraeli und Andere sich für den Vorschlag der Regierung ausgesprochen hatten. Letzterer wurde auch schließ⸗ lich einstimmig angenommen. 1g
Im Oberhause ging die Testamentsbill mit einigen unwich⸗ tigen Amendements durchs Comiite. w
Statistische Mittheilungen.
— Die staäͤdtische Bebölkerung des preußischen Staats betrug am Schlusse des Jahres 1855, das Militair ungerechnet, 4,760,728 Seelen. Diese bertheilten sich auf eine Gesammtzahl von 990 Städten. Unter diesen 990 Städten zählen wir, die Stadt Magdeburg⸗Neustadt als besondere Stadt mitgerechnet, 68 Städte, welche mehr als 10,000 Civil⸗Einwohner aufweisen. Wir lassen hier, von den bevölkertsten an⸗ hebend, diese Städte der Reihe nach mit dem neuesten Stand ihrer Be⸗ völkerung folgen. Es hatte am Schlusse des genannten Jahres Berlin 426,602 Civil ⸗Einwohner, Breslau 121,345, Köln mit Deutz (5036) 105,504, Königsberg 77,748, Danzig 63,461, Magdeburg ohne Neustadt⸗ Magdeburg (11,680) und Sudenburg (4638) 55,229, Aachen 53,496, Stettin 50,058, — Krefeld 45,197, Barmen 41,442, Elber⸗ feld 41,080, Posen 40,928, Halle 35,488, Potsdam 32,359,
Frankfurt a. d. O. 30,938, Erfurt 28,327, Düsseldorf 26,553, — Koblenz mit Ehrenbreitstein (2141) 24,643, Elbing 23,702, Münster 22,870, Görlitz 22,634, Halberstadt 20,394, Brandenburg 19,383, Stral⸗
sund 18,850, Bonn 17,922, Trier 17,322, Memel 17,090, Dortmund
16,646, Liegnitz 15,891, Nordhausen 15,635, — Mühlhausen 14,577, Bromberg 14,412, Remscheid 14,160, Burg 14,056, Quedlinburg 13,968, Merscheid mit Höhscheid 13,725, Tilsit 13,678, Guben 13,501, Greifs⸗ wald 13,470, Naumburg a. d. S. 13,361, Iserlohn ganz eben so viel, Schweidnitz 13,173, Glogau 13,003, Neisse 12,964, Landsberg a. d. W. 12,899, Essen 12,891, Eupen 12,779, Stargard 12,749, Zeitz 12,731, Aschersleben 12,563, Prenzlau 12,469, Minden 12,089, Wesel 11,881, Mülheim a. d. Nuhr 11,789, Neustadt⸗Magdeburg 11,650, Duisburg 11,617, Thorn 11,438, Merseburg 11,228, Stolpe 11,135, Insterburg 11,080, Bielefeld 10,806, Paderborn 10,661, Anklam 10,624, Grünberg 10,603, Spandau 10,309, Kreuznach 10,161, Eisleben 10,063 und Char⸗ lottenburg 10,018 Civil⸗Einwohner.
— Die nachstehenden Angaben enthalten einiges Material für die Kriminal⸗Statistik in Spanien. Die Audiencia, oder der Appell⸗ hof, von Madrid bildet die hoͤhere Instanz für die Untergerichte der Pro⸗ vinzen Avila, Guadalajara, Madrid, Segovia und Toledo. Es zählt: Avila mit 132,936 Seelen 6, Guadalajara mit 199,746 Seelen 9, Madrid mit 405,737 Seelen 17 (davon 10 in der Resfidenz), Segovia mit 155,000 Seelen 5, und Toledo mit 330,000 Seelen 12 Untergerichte. Im Ganzen kommen auf 1,223,419 Seelen also 49 Untergerichte. In den Mona⸗ ten Januar, Februar und März 1856 wurden Kriminal⸗Unter⸗ suchungen eingeleitet in der Provinz Avila 286, in Guadalajara 277, in Madrid 924, in Segovia 147, in Toledo 476, zusammen 2110. Da⸗ von kamen auf den Mäͤrzmonat 770 Verbrechen, und zwar in Avila 122, in Guadalajara 97, in Madrid 312, in Segovia 49 und in Toledo 190 Verbrechen. Von diesen 770 Verbrechen waren gerichtet: wider die öͤs⸗ fentliche Ordnung 2, Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit 14, Betrug und Faͤlschung 17, Beamten⸗Mißbrauch 9, Vagiren 4, Verbrechen wider Per⸗ sonen 90, Verbrechen wider das Eigenthum 563, verschiedene andere 71. Unter den Verbrechen wider Personen wiederholten fich Mord: Zmal in der Provinz Toledo; lebensgefährliche Verletzungen 87mal: 21 in Toledo, 6 in Avila, 12 in Guadalajara, 44 in Madrid, 4 in Sego⸗ via. Verbrechen wider die Sittlichkeit kamen nicht vor. Von den Verbrechen wider das Eigenthum ereigneten sich: Raub 177 Fälle, und zwar 32 in Avila, 17 in Guadalajara, 63 in Madrid, 17 in Segovia, 48 in Toledo; Diebstahl 335 Fälle, und zwar 68 in Avila, 53 in Gua⸗ dalajara, 112 in Madrid, 18 in Segovia, 84 in Toledo; Gaunerei 29 Fälle, davon 25 in Madrid; Brandstiftung 6 Fälle; Beschädigung 16. Fälle, davon 9 in Toledo. Bezeichnend ist die mit der zunehmenden Civilisation eingetretene bedeutende Steigerung der Verbrechen wider das Eigenthum. In demselben Appellations⸗Gerichtsbezirk waren im vergan⸗ genen Jahre 6127 Civilprozesse entschieden worden, 1954 am Jahres⸗ schlusse noch schwebend. (Pr. C.)
— Nach dem Jahresbericht des Kaiserlichen Ministers des Innern sind in Rußland im Jahre 1855 im Ganzen 738,955 Mann ausge⸗ hoben worden, davon 366,902 zeitweise zu den Milizen⸗Corps, 372,053 zur Reserve. Schaͤtzt man den zum Kriegsdienst fähigen Theil der Be⸗ völkerung, d. h. alle Personen maͤnnlichen Geschlechts von 18 bis 50 Jahren, auf 10 ¾ Millionen, so waͤren danach circa 7 Prozent oder 1. durch den Krieg ihrer anderweitigen Beschäftigung entzogen worden. Ertrag der direkten Steuern belief sich während der ersten Hälfte des Jahres auf 22,875,224 Rubel (über 1 Million mehr gegen das Vorjahr). Die freiwilligen Beiträge zu den Staatslasten erreichten im Laufe des Jahres den Betrag von 6,300,000 Rubel. Im Ganzen zaͤhlt das Reich 623 Städte mit einer Gesammteinnahme von 10,066,397 Nubeln, darun⸗ ter figurirte Petersburg mit 2,023,942, Moskau mit 1,325,200 Nubeln. Die Bevölkerung zerfiel nach Klassen in 70,000 Familien des Adelsstan⸗ des, 11,000 Personen des höheren Bürgerstandes, 300,000 Kaufleute der verschiedenen Gilden, 11,800,000 Personen bürgerlichen Standes, 11,800,000 Leibeigne, 145,000 freie Bauern, Juden 189,000 Familien. Fremde kamen in NRußland im Laufe des Jahres an 5231; Staatsangehoöͤrige gingen ins Ausland 779, in den russischen Unterthanenverband traten 348 Fremde.
Landwirthschaft.
— Man schreibt der „Pr. C.“ unterm 15. d. M. aus Oppeln: „Es ist mit Gottes Hülfe gelungen, die Rinderpest innerhalb unseres Regie⸗ rungsbezirkes überall auf den Heerd des ersten Ausbruchs zu beschränken. Zu den früher gemeldeten sind auch im Kreise Beuthen zwei verdächtige Krankheitsfälle vorgekommen und haben zu Sperrmaßregeln Veranlassung gegeben; es hat sich aber nicht mit Bestimmtheit konstatiren lassen, daß diese Fälle wirklich der Rinderpest angehört haben. Jetzt dürfen wir hoffen, daß das Uebel an allen Orten gluͤcklich getilgt sei. Nur das letzt⸗ infizirte Rustikal⸗Gehöft zu Ponischowitz, so wie das Vorwerk Wischnitz der Herrschaft Schwieben befinden sich noch unter Sperre, und werden bis zum 18. d. M. gesperrt bleiben. Die Haͤlfte des im Tost⸗Gleiwitzer Kreise stationirten Militair⸗Kommando's ist bereits entlassen; die andere Hälfte wird in den nächsten Tagen abrücken. Dagegen wird die mili⸗ tairische Bewachung der Grenze nach Galizien (Krakauer Gebiet) und
Oesterreichisch⸗Schlesien noch fortgesetzt, weil im Auslande die Rinderpest
noch nicht als erloschen anzusehen ist. — In den inländischen infizirten Orten find im Ganzen 138 Rindviehhäupter das Opfer der Seuche ge⸗
worden; von dieser Zahl ist allerdings nur der kleinste Theil an der
Ninderpest selbst gefallen, die Mehrzahl dagegen aus gesundheitspolizei⸗ licher Rücksicht getödtet worden.“
— Um die allgemein anerkannten Vortheile der Drainage mit mög⸗ lichst geringem Kostenaufwande zu erreichen, ist es nothwendig, der Aus⸗ führung der Anlagen einen Drainplan zu Grunde zu legen, welcher die durch Wissenschaft und Erfahrung festgestellten Prinzipien auf die be⸗
sondern lokalen Verhaͤltnisse in Anwendung setzt. Die Aufstellung eines solchen Planes ist besonders nothwendig, wenn Grundbesitzer zu den von ihnen beabsichtigten Drain⸗Anlagen die Verwendung von Ablösungs⸗Kapi⸗ talien beanspruchen oder wenn Drain⸗Ausführungen im Interesse mehrer Grundbesitzer bei Gemeinheits⸗Theilungen stattfinden sollen, d. h. in Fällen, wo die Prüfung der Sache der Auseinandersetzungs⸗Behoöͤrde obliegt. Die Koͤnigliche General⸗Kemmission für Schlesien hat daher, um gleich⸗ zeitig das landwirthschaftliche Publikum mit den ron ihr angenommenen leitenden Grundsätzen bekannt zu machen und eine größere Gleichmäßig⸗ keit in der formellen Bearbeitung der Drain⸗Pläne einzuführen, eine Instruction für Feldmesser und Drain⸗Techniker erlassen, welche im Verlage der Königlichen Gebeimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. Decker) so eben erschienen ist. Die n enthält als Beilagen das Muster einer Drain⸗Karte und verschiedene Berechnungs⸗Tabellen. (Pr. Corr.)
— Die der „Pr. C.“ zugehenden Berichte über den Stand der Saaten in Schlesien lauten im Allgemeinen durchaus befriedigend. Die vorherrschend kühle Temperatur hat zwar der schnellen Entwickelung der Vegetation Einhalt gethan, aber keineswegs einen schaädlichen Einfluß auf die Saaten ausgeübt. .
— Man schreibt der „Pr. C.“ aus Gumbinnen vom 18. Mai: „In unserm Negierungs⸗Bezirk macht die Bodenkultur gute Fort⸗ schritte. Seit einigen Jahren wandern aus anderen Landestbeilen der Monarchie in dem Bezirk zahlreiche Landwirthe ein, welche für manche Gegenden als Beförderer eines rationellen Wirthschaftsbetriebes, so wie einer zweckmäßigeren Behandlung des Bodens sich verdient machen.
Ihr Beispiel findet bei vielen kleineren Besitzern in erfreulicher Weise
Nachahmung. Mit der Frühjahrsbestellung konnte wegen der anhalten⸗ den Näͤsse auf den Feldern bis Anfang Mai nur erst in wenigen Ge⸗ genden vorgegangen werden. Diese bedeutende Verspätung der Einsaat
wird nicht wenig beklagt.
— Der Regierungs⸗Assessor und Spezial⸗Kommissarius Wißmann zu Langensalza hat für den dritten Band „des Archivs füͤr Landeskunde der preußischen Monarchie“ (Berlin 1856, Verlag der Expedition) einen
werthvollen Beitrag geliefert. Der betreffende Aufsatz mit der Aufschrift: „Ueber die Zersplitterung des bäuerlichen Grundbesitzes
n Thüringen und die Mittel zu deren Abhülfe“, hat ein
mehr als örtliches Interesse und enthaͤlt viele sehr beachtens⸗
werthe Daten. Die Dismembratiosfragen überhaupt ist aller⸗
dings schon vielseitig erörtert worden und auch mehr als ein⸗
mal Gegenstand eingehender Verhandlung in den legislativen Ver⸗
sammlungen gewesen. In Preußen ist dieselbe noch zu keinem
Abschluß gelangt, vielleicht weil bei uns keine allgemeine, sondern eine
ur lokale, wenn schon an manchen Orten hinreichend dringliche Veran⸗ lassung zur Abwehr vorhanden war. In Thüringen z. B. ist die Zer⸗ splitterung des bäuerlichen Grundbesitzes sehr weit gediehen, weiter viel⸗ leicht, als in irgend einem anderen Bezirke der Monarchie. Die in jenen Gegenden seit Jahrhunderten bestehende Freiheit des Bauernstandes ließ namentlich bei Erbtheilungen die abnormsten Gebräuche ohne Schwierig⸗ keiten ins Leben treten und weiter sich entwickeln, so daß Grund und Boden dort heute nahezu, so wie in Alt⸗Württemberg, zersplittert ist. In solchen Gegenden treten denn auch die Wirkungen des Systems unbe⸗ schränkter Theilbarkeit des Grundbesitzes in einer Weise hervor, über die man endlich nicht mehr hinwegsehen kann. Um so willkommener sind daher aber auch Mittheilungen und Vorschläge aus der Feder eines
Mannes, der in der Lage ist, das Uebel in jener hohen Potenz gründlich
und in der allernächsten Nähe zu studiren. Der Verfasser entwirft ein niederschlagendes Bild der sowohl oͤkonomischen als sittlichen Verkommniß eines guten Theils der läͤndlichen Bevölkerung an und für sich gesegneter Landstriche, und stellt diesem Bilde die Wohlhabenheit nahe angränzen⸗ der Distrikte gegenüber, in welchem, wie z. B. im Altenburger Ländchen, gegen die Dismembration gesetzliche Vorkehrungen getroffen find. Als das einzige wirksame Mittel, einer fortgesetzten Zersplittenung zu steuern, sieht auch Wißmann, ein Verbot aller über eine gewisses Minimum von Acker hinausgehenden Theilungen an; alle anderen nicht geradezu zwingenden Maßnahmen werden, seiner Meinung nach, bei der Macht der Gewohnheiten vollständig oder nahezu wirkungslos bleiben. Es käme nach des Verfassers Meinung besonders darauf an, dieses Minimum entweder ganz allgemein oder für einzelne Bezirke in der Weise festzustellen, daß auch die etwaige Verschuldung oder Belastung des Grundstückes mit in Rechnung gezogen würde. Für Thüringen hat sich der Verfasser selbst bemüht, Anhaltpunkte zur Ermittelung einer Durchschnittsquote von Ackerland, welche zu der dauernden und aus⸗ schließlichen Ernährung einer Bauernfamilie erforderlich sein durfte, und somit zu einer Feststellung jenes Minimalsatzes zu sammeln. Die Gut⸗ achten schwankten in der Angabe der Ernährungsfläche 16 und 24 Magdeburger Morgen — diesen zu 180 Ruthen rheinländischen Maßes gerechnet — trafen jedoch meistens auf 20 Morgen zusammen. Die in diesen Gutachten hervortretende Differenz ist in der That nicht so erheblich, als es den Anschein hat, und wird durch die namentlich in dortigen Ge⸗ genden große Verschiedenheit des Bodens hinlaͤnglich erklärt. Es scheint daher ganz zweckmäßig, wenn zur Unterstützung der Gutachten darauf hingewiesen wird, daß schon in alten Zeiten die dauernde Ernährung einer Familie als der Regulator ländlicher Besitzstände angeseben worden und daß der Normalsatz durchschnittlich eben so angenom⸗ men wurde, wie es in jenen Gutachten geschieht. Dieser Normalsatz und zugleich das Normalmaß war die Hufe. Sie enthaͤlt ein Areal, das je nach der Bodengüte zwischen 27 und 33 Ackern oder 20 bis 24 preußischen Morgen schwankt. In dieser Hufeneintheilung haben wir zugleich ein Zeugniß für die Weisheit der Vorältern, die so bestimmt dieses Maß als die zur Ernährung einer Familie nöͤthige Fläche und als den Mini⸗ malsatz baͤuerlichen Befitzstandes erkannte und feststellte. Erst eine spätere
Zeit hat die Rücksicht auf dieses von richtiger Erkenntniß geordnete Maß
aus den Augen gelassen. LTLWWIII1I1I1
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Femmton 1rE.
.S, Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten. 8 5 — t
— Die Schifffahrt auf den Gewässern des Gumbinner Regie⸗ rungsbezirks wurde schon in den ersten Tagen des April eröffnet und entwickelte seitdem eine rege Thäͤrigkeit. Die Dampfschifffahrt zwischen Koͤnigsberg, Tilsit und Memel hat durch die Vermehrung der Fahrzeuge eine Ausdehnung erhalten. Auch die Wasserverbindung auf den masu⸗ rischen Kanälen zwischen Johannisberg, Nhein und Angerburg wurde durch zwei Dampfschiffe wieder eröffnet. Die Fabriken der Stadt Tilsit
find in lebhafter Thätigkeit. Es wurden von dort schon bedeutende
Quantitäten von Lein⸗ und Oelkuchen verschifft. Die beiden Dampf⸗ schneidemühlen in Ruß, Kreis Heidekrug, werden durch eine dritte ver⸗ mehrt. Auf den Holzstapelplätzen von Nuß find außerdem für Rechnung einiger Memeler Kaufleute gegen 70 Holzsägen in Thätigkeit.
— Die Regulirung der Flüsse Hable und Eich im Eichs⸗ felde hat sich als eine dringende Nothwendigkeit herausgestellt, um das Dorf Teistungen vor allmäliger Zerstörung zu bewahren. Dieses Dorf im Kreise Worbis liegt an dem Vereinigungspunkte jener kleinen Flüsse und leidet außerordentlich durch deren Fluthen. Bei jedem Gewitter⸗ regen wird ein großer Theil der Gehöfte untex Wasser gesetzt; die Gär⸗ ten, Wege und Brücken im Dorfe werden verwüstet, und der Abbruch des Erdreichs setzt sogar die Fundamente der Kirche und der Schule in Gefahr, welche auf einer Landzunge liegen. Die Verderblichkeit der Ueberschwemmungen hat in neuerer Zeit noch dadurch zugenommen, daß die oberbalb Teistungen vorhandenen Gebirgswälder größtentheils abge⸗ holzt worden sind. Eine gründliche Regulirung der bezeichneten Gewäͤsser
ist unabweislich, wenn man dem Dorfe Schutz gegen die häufigen Ueber⸗
schwemmungen und die drohende Zerstörung verschaffen will. Da anderer⸗ seits die kleine Gemeinde zu den aͤrmsten des Eichsfeldes gehört und völlig außer Stande ist, die Kosten der in Aussicht genommenen Bauten aufzubringen, so haben des Königs Majestaͤt für den angeführten Zweck ein Gnadengeschenk von 2500 Thalern als Staatszuschuß bewilligt, mit dessen Hülfe die erforderlichen Regulirungs⸗Arbeiten hoffentlich in aus⸗ reichendem Maße zur Ausführung gelangen werden. (Pr. C.)
— Die Hafenbewegung von Liverpool belief sich nach zu⸗ verlässigen Notizen im verflossenen Jahre auf 9212 Schiffe und 5,089 696 Tonnen, Ein⸗ und Ausgang zusammengenommen, d. h. 532 Schiffe und 741,258 Tonnen mehr gegen das Vorjahr. Der Eingang allein betrug 4394 Schiffe von zusammen 2,484,447 Tonnen, der Ausgang 4818 Schiffe von 2,605,249 Tonnen. Die Dampfschifffahrt ist an der obigen Ge⸗ sammtzahl mit 952 Schiffen und 250,362 Tonnen betheiligt. Die englische Flagge konkurrirte beim Eingang mit 2784 Schiffen und 1,343,038 Ton⸗ nen, beim Ausgang mit 3003 Schiffen und 1,393,569 Tonnen. Der er⸗ hebliche Unterschied dieser Zahlen zu Gunsten der 8 und des Gesammt⸗ Tonnengehalts der ausgelaufenen Fahrzeuge liefert einen neuen Belag für die Vortheile des neuen Regime's seit Aufhebung der Navigations⸗ Akte, welches zwar allerdings den englischen Schiffen in Bezug auf Netourfracht eine Konkurrenz der fremden Flagge, andererseits aber ihnen erhöhete Gelegenheit zu kombinirten Operationen und zur Theilnahme am Zwischenhandel geschaffen hat. In dieser Beziehung ist der gesteigerte Verkehr mit den Vereinigten Staaten von Bedeutung. Derselbe beschäͤf⸗ tigte, Ein⸗ und Ausgang zusammen, 1019 Schiffe von 1,965,898 Tonnen. Die Küstenschifffahrt belief sich auf 19,817 Schiffe von 2,829,063 Tonnen, 2451 Schiffe und 215,329 Tonnen mehr gegen das Vorjahr, darunter 1162 Dampfer, jeden Ein⸗ und Ausgang besonders in Rechnung gesetzt.
— Man schreibt der „Pr. C.“ aus Kingston über das neue Projekt einer submarinen Telegraphen⸗Verbindung der westindischen Inseln, „daß der von der koͤniglich dänischen Negierung zur Anlage eines submarinen Telegraphen zwischen Nord- und Süd⸗Amerika über Westindien kommittirte Ingenieur⸗Capitain Ragsloff in der britischen Insel Barbadoes vor Kurzem in einer öffentlichen Versammlung sein Telegraphen⸗Projekt näher entwickelt hat, und daß dies Projekt sich zu⸗ nehmender Popularität in West⸗Indien erfreut. Wir ergänzen diese Nachricht durch die folgenden Notizen, welche wir einem uns anderweitig vorliegenden westindischen Blatte, dem „Trelawny and Public Adbertiser“, entnehmen. Der erwähnte Capitain Raasloff ist ein dänischer Ingenieur von Nuf, welcher sich namentlich mit Sprengungen unter Wasser beschäf⸗ tigt hat und welchem wegen seiner besonderen Kenntniß dieses Faches von der dänischen Regierung die Leitung unterseeischer Operationen zur Verbesserung des Hafens von St. Thomas, von der kanadischen Regie rung die Leitung der Arbeiten zur Reinigung des St. Lorenz⸗Flußbette übertragen wurde. Nach dem Raasloff'schen Plan soll das Telegraphen Tau von St. Thomas als Centralstation aus einerseits nach St. Augustine oder einem anderen Punkt der Halbinsel Florida und von da weiter längs der Ostküste der Vereinigten Staaten bis New⸗Vork geführt wer⸗ den. Von St. Thomas in südlicher Richtung würde die Linie zunächst über die britischen Inseln bis nach Sainte Lucie führen und von hier aus entweder über St. Vincent, Granada, Trinidad oder über Barbadoes, Tabago, Demerara den südlichen Kontinent erreichen. Das erforderliche Kapital wird auf denselben Betrag veranschlagt, welchen das transatlan⸗ tische Tau absorbiren soll, 350,000 Pfd. Sterl. Der Meeresboden bietet nach Lieutenant Maury's hydrographischen Karten bei einer durchschnitt⸗ lichen Tiefe der karaibischen See von 1000 Faden, welche zwischen den Inseln bis auf 500 abnimmt, keine eigenthümlichen Schwierigkeiten. Die Gesammtlaͤnge des Kabels für Westindien würde an 2900 Seemeilen. d. b. 900 Meilen mehr als das transatlantische Kabel betragen, dabei aber nicht der Gefahr eines totalen Verlustes, wie das letztere, ausgesetzt sein, weil auf der westindischen Linie mindestens 10 Stationen gemacht werden. Das Tau selbst soll noch leichter gearbeitet werden, als das transatlantische, welches bekanntlich nur 1 Ton per Seemeile wiegt, während das Tau von dem europaͤischen Festlande nach Sardinien noch 8 Tons per Meile schwer gearbeitet wurde.
Warschau, 17. Mai. Das Banquierhaus Joseph Epstein und das Handelshaus Milde haben in Gemeinschaft mit der schlefischen Gesell⸗
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