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postzwangspflichtigen Gewichts oder einer Aufhebung des Post⸗ wanges fuͤr Pakete naͤher getreten wird, veranlasse ich die König⸗ sichen Eisenbahn⸗Kommissariate, damit kuͤnftige Verwickelungen ver⸗ mieden werden, die dem Ressort derselben angehörigen Eisenbahn⸗ Gesellschaften zur Abgabe einer Erklärung darüber aufzufordern, ob fie bereit sind, ihre Verbindlichkeit zur unentgeltlichen Beförderung der Post⸗Pakete auch dann in dem bisheri⸗ gen Umfange noch anzuerkennen, wenn im Wege der Ge⸗ setzgebung das postzwangspflichtige Gewicht fuüͤr Pakete ermäßigt oder der Postzwang für Paketsendungen ganz aufgehoben werden sollte, und ob sie sich demnach ver⸗ pflichten, auf Grund einer demnächst über die Ermäßigung des postzwangspflichtigen Paketgewichts oder über die gänzliche Aufhebung des Postzwanges fuüͤr Pakete zu tref⸗ fenden gesetzlichen Bestimmung weder aus Verträgen, noch aus dem Gesetze uͤber die Eisenbahn⸗Unternehmungen vom 3. November 1838 ein Recht herzuleiten, von der Post⸗Verwaltung für Pakete, welche sie jetzt unentgeltlich zu befördern haben, ahlung von Fracht deshalb zu ver⸗ langen, weil die Postzwangspflichtigkeit der betreffenden Pakete nach der ergangenen gesetzlichen Bestimmung auf⸗ gehört habe, vielmehr nach wie vor mindestens diejenigen Pakete für die Post⸗Verwaltung unentgeltlich zu beför⸗ dern, welche sie jetzt unentgeltlich befördern Von denjenigen Eisenbahn⸗Gesellschaften, welche sich zur Ab⸗ gabe einer solchen Erklärung bereitfinden lassen, ist dieselbe in recht⸗ guültiger Form zu erfordern und einzureichen.
Wenn die Eisenbahn⸗Gesellschaften erwaͤgen, daß es sich um eine Maßregel handelt, deren Ausfuͤhrung im allgemeinen Interesse des Verkehrs wünschenswerth, für die Postverwaltung aber mit Nachtheilen verbunden ist, während daraus fuͤr die Eisenbahn⸗ Gesellschaften jedenfalls Vortheile zu erwarten sind, so werden sie
voraussichtlich die erforderliche Erklarung nicht verweigern und nicht
zwanges zu verhindern.
versuchen, durch eine solche Weigerung die Ermäßigung des Post⸗ 4 1“
Ger. v 3. Pärz 26985 Hnag veemag t re
D Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. von der Heydt.
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n Eisenbahn⸗Kommissariate.
Das ste Stück der Gesetz⸗Sammlung, welches heute ausge⸗ geben wird, enthaͤlt unter Nr. 4845. den Allerhöchsten Erlaß vom 8. Maͤrz 1858, betreffend die Verleihung der Städte⸗Ordnung füͤr die Rhein⸗ provinz vom 15. Mai 1856 an die Stadtgemeinde Kaiserswerth, im Regierungsbezirk Düsseldorf; unter 4846. das Statut für den Verband der Wiesenbesitzer in den Gemeinden Münstermaifeld, Kuttig, Girschnach 8 Rüber im Kreise Mayen. Vom 8. Marz 1858; vb die Bekanntmachung, betreffend die unter dem 8ten Maͤrz 1858 erfolgte Allerhöchste Genehmigung des Statut-⸗Nachtrags der Metallurgischen Gesellschaft 1⸗u Bonn vom 30. November 1857 und der Verlegung ddes Domizils derselben von Bonn nach Aachen. Vom 8 14. März 1858; und unter
„ 4848. die Bekanntmachung über die Seitens beider Häuser
des Landtages ertheilte nachträgliche Genehmigung der vorläufigen Verordnung vom 27. November 1857, betreffend die Suspension der Beschränkungen des vertragsmäßigen Zinssatzes. Vom 16. März 1858. Berlin, den 27. März 1858. 1““ 8 Debits⸗Comtoir der Gesetz⸗Sammlung.
“ . 8 8 2 ” * Ministerinm der eEAen⸗ Unterrichts⸗ und A
N; edizin 8 Angelegenheiten. dhnn st 3
“ I,Zng 88 EEE 58 18. . Gymnasium zu Rastenburg ist der wissenschaftliche Hülfs⸗ Dr. Friedrich Richter als ordentlicher Lehrer angestellt orden.
8
Berlin, 26. März. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht, den nachbenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der von des Kaisers von Oesterreich Majestät ihnen ver⸗ liehenen Orden zu ertheilen, und zwar: dem General⸗Lieutenant Freiherrn von Reitzenstein des Ordens der Eisernen Krone erster Klasse, dem Adjutanten bei
dem Ober⸗Kommando über die Truppen in rankfurt a. M.,
Hauptmann von Zglinitzti des 38sten Infanterie⸗Regiments (6ten Reserve⸗Regiments), des Ordens der Eisernen Krone drit⸗
ter Klasse, und dem Adjutanten bei der Kommandantur in Frank furt a. M., Premier⸗Lieutenant von Hülst des 7ten Jäger Bataillons, des Ritter⸗Kreuzes des Franz Joseph⸗Ordens.
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.“ Bekanntmachung. Zur Ergänzung unserer Bekanntmachung vom 12. v. Mts. (Staats⸗
Anzeiger Nr. 42, S. 330), die Errichtung eines ArEeHhns
auf dem Grundstück Bellevuestraße Nr. 15 betre wir hierdurch noch Folgendes zur öffentlichen Kenntniß: 1) Das Schulgeld betraͤgt isl allen Klassen jährlich 30 Thlr.; hierin ist das Tarngeld eingeschlossen und es finden Nebenabgaben irgend einer Art nicht statt. 2) Der zum Rektor der Anstalt ernannte Oberlehrer Dr. Krause wird vom 8. April c. ab an den Wochentagen von 10—1 Uhr Vormit⸗ tags in dem gedachten Grundstück, und zwar im Hintergebäude 1 Trevppe hoch, anwesend und bereit sein, Anmeldungen von Schü⸗ lern entgegenzunehmen.
end, bringen
3) Da die noch vorzunehmenden baulichen Einrichtungen den Beginn
des Unterrichts zur üblichen Zeit nicht gestatten, wird der Tag der Eroͤffnung der Anstalt auf Montag, den 3. Mai c., festgesetzt.
Sollte es Eltern erwünscht sein, noch vor dem unter Nr. 2 gedachten
Tage näͤhere Auskunft über die Anstalt zu erhalten, so wird der unter⸗
zeichnete Dirigent des Kollegiums dieselbe gern ertheilen. aE11“
Berlin, den 23. März 1858. 8—.
Königliches Schul⸗Kollegium der Provinz Brandenburg. Heindorf.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 26. Maͤrz. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen nahm heuke den gewöhnlichen Vortrag des Ministers des Königlichen Hauses entgegen und arbeitete später mit dem Minister⸗Präsidenten.
Wieshaden, 24. März. Die diesjährige Session der Ständeversammlung wurde heute Vormittag von Sr. Hoheit dem Herzoge mit nachfolgender Thronrede eröffnet:
„Hoch⸗, Hochwohl⸗ und Wohlgeborne, Hochgeehrte Herren, Veste, Liebe und Getreue! Die verfassungsmaͤßig fuür eine neue sechsjährige Periode berufenen Stände meines Herzogthums sehe ich mit Freude um mich ver⸗ sammelt und heiße Sie herslich willkommen. landständischen Thätigkeit beginnt unter günstigen Vorbedeutungen, indem durch die Segnungen des Friedens und reichlicher Ernten, und durch den günstigen Einfluß einer allmälig zu immer größerer Vollkommenheit ent⸗ wickelten Gesetzgebung die Wohlfahrt und der Wohlstand des Landes in steigendem Aufblühen begriffen sind. Die Agrikultur macht nachhaltige Fortschritte, und meine Regierung betrachtet es als ihre besondere Auf⸗ gabe, hierin auf jede Weise thatkräftig mitzuwirken, von der Ueber⸗
zeugung ausgehend, daß die Bodenkultur die hauptsäͤchlichste und ge⸗
sundeste Grundlage der Erwerbs Verhältnisse des Herzogthums zu bil⸗ den hat. Nichtsdestoweniger aber ist dieselbe bemüht, der Industrie und dem Handel in gleichem Maaße ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. Der Bergbau und der Hüttenbetrieb entwickelt sich unter dieser Fürsorge in erfreulicher Weise und zwar auch in denjenigen Theilen des von der Natur so reich gesegneten Landes, in welchem derselbe bisher weniger gekannt war. Den mit den Mineralquellen im Zusam⸗ menhang stehenden Einrichtungen wird eine fortdauernde Beachtung und Verbesserung zu Theil. Durch Beseitigung der Weggeld⸗Abgaben, durch Anlage neuer Straßen⸗Verbindungen, durch umfangreiche Fluß⸗ und Ufer⸗ bauten am Rhein, am Main und an der Lahn, ist in allen Erwerbs⸗ und Verkehrsverhältnissen ein Wachsthum hervorgerufen worden, dessen volle Bedeutung sich erst nach einigen Jahren wird überblicken lassen. Bei den Verhältnissen, wie sie sich im Lande entwickelt und gestaltet haben, ist eine wesentliche Lücke in der Gesetzgebung vorerst nicht fühlbar. Dem Mangel eines vollständigen Handelsgesetzes wird, wie zuversichtlich zu hoffen stebt, durch Erlassung eines für die deutschen Bundesstaaten gemeinsamen Handels⸗ gesetzbuchs, dessen Berathung unter den Auspizien des deutschen Bundes begonnen hat, abgeholfen werden. Meine Negierung wird sich als be⸗ rufen ansehen, auch hierzu das Ihrige beizutragen. Der Staats⸗Exigenz⸗ Etat für dieses Jahr wird Ihnen in üblicher Vollständigkeit vorgelegt werden. Sie werden mit Genugthuung wahrnehmen, daß produktive Anlagen für Straßen⸗ und Wasserbau, welche zum Theil auf Staatsverträgen bexuhen, in erhöhtem Maße in Aussicht genommen sind, wenn auch aus diesem Grunde für das laufende Jahr die Erhebung von 4 ½ Simpel direltes Steuern in Vorschlag gebracht werden muß. Meine Regierung, welche in der verflossenen Landtagsperiode durch das System umsichtiger Sparsam⸗ keit in der Lage war, schwierige Finanzverhältnisse nicht blos ohne Schul⸗ den⸗Kontrahirung und ohne Steuererhöhung, sondern selbst mit Steuer⸗Er⸗ mäßigung zu überwinden, wird an diesem System festhalten. Gleichzeitig ist sie aber von der Ueberzeugung durchdrungen, daß da, wo es das Staatswohl unumgänglich bedingt, sie auf die volle Bereitwilligkeit der Stände rechnen darf. gebe mich der zuversichtlichen Erwartung hin, daß Ihre mit meiner Regierung zu pflegenden Berathungen von dem Geiste des Vertrauens, der Einsicht und Eintracht beseelt sein und unter dem Schutze der göttlichen Vorsehung zur vollen Entfaltung einer gedeih lichen Zukunft des Landes beitragen werden.“
Beide Kammern versammelten sich heute Nachmittag zur ersten Sitzung. Der Ersten Kammer wurde eroöͤffnet, daß Herr Geheime Rath von Zwierlein zum Praͤsidenten der Kammer für die dies⸗ jährige Sitzungsperiode ernannt worden sei. (Fr. J.)
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Die erste Eröffnung Ihrer-
Belgien. Brüssel, 24. März. Der Graf von Flan⸗ . enhe Sohn des Koͤnigs, hat heute sein 21. Jahr und damit seine Volljährigkeit erreicht. Die Kammern haben schon im Jahre 1856 dem Prigzen eine Jahres⸗Apanage von 150,000 Franken bewilligt. — Der heutige „Moniteur“ bringt einige von der franzoͤsischen Regierung in Beug. auf Belgien verfügte Ver⸗ schärfungen ir Paß⸗Ordnung zur Reise nach Frankreich zur öffent⸗ lichen Kenntniß. 11
6 Großbritannien und Irland. London, 24. März. Die Königin und der Prinz⸗Gemahl begaben sich gestern ins Lager von Alderfhott, besichtigten die dortige neue Kaserne und trafen Abends vor 6 Uhr wieder in Buckingham Palace ein.
Aus Malta, 23. März, wird der „Times“ telegraphirt: „Der „Caradoc“ ist mit den siamesischen Gesandten am 20. März nach Alexandria gesegelt. Dem Vernehmen nach sollte das Geschwader des Admirals Lyons am 10. April eine Kreuzfahrt antreten.“
In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung wurde ein Antrag des Earl von Shaftesbury auf Vorlegung der bei dem Prozesse des Koͤnigs von Delhi abgegebenen Zeugen⸗Aussagen genehmigt. Der Earl von Ellen⸗
bbovrough bemerkte mit Bezug auf die Anwerbung von Negern an der aefrikanischen Küste für den Kriegsdienst in Indien, es sei allerdings wahr, daß die Regierung den Plan entworfen habe, zu diesem Zwecke Kroomen
an der westafrikanischen Küste zu werben: diese Kroomen seien schon hãäufig auf englischen Schiffen mit dem besten Erfolge als Seeleute verwandt wor⸗ den. Sie würden sehr geeignet sein, in gewissen, fuͤr Europäer ungesun⸗ den Gegenden Indiens, an den Mündungen des Ganges z. B., des Ira⸗
waddy und anderer Flüsse, zu dienen. Die Kroomen seien an das tropische
Klima gewohnt, aͤßen nichts als Reiß, seien gute Schützen und besäßen alle für gute leichte Truppen erforderlichen Eigenschaften. Er habe ge⸗ wünscht, das Experiment zu machen. Doch könne die Anwerhung nicht eher erfolgen, als bis die Meuterei⸗Akte eine Aenderung erfahren habe. Lord Brougham äaußerte nochmals, daß er den Plan für sehr gefährlich halte, und er erklärte, es sei die Pflicht des Hauses, jeder Auswanderung aus Afrika, welche den Sklavenhandel direkt oder indirekt begünstige, ent⸗ gegenzuarbeiten. 1
In der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung lenkte Milnes die Auf⸗
merksamkeit des Hauses auf die Unbequemlichkeiten, denen britische Unter⸗
thanen in Folge der mit dem französischen Paß⸗System vorgenommenen Aenderungen ausgesetzt seien. Es werde dringend Abhülfe für diesen Uebelstand erbeischt. Er halte es für eine unzweckmäßige Neuerung, wenn hinfort nicht das auswaͤrtige Amt, sondern das Ministerium des Innern Pässe ausgebe. Schließlich beantragte er die Vorlegung der mit der französischen Regierung über diesen Gegenstand gewech⸗ selten Korrespondenz und der vom auswärtigen Amte seit 1815 erlassenen Paß⸗Regulationen. W alter unterstützte den An⸗ trag. Fitzgerald bemerkte, die Regulirung des Paßwesens in Frank⸗ reich sei eine innere Angelegenheit der franzöfischen Regierung, mit welcher England nichts zu thun habe. Wenn man von Reisenden in Frankreich die Erfüllung gewisser Bedingungen verlange, so habe die englische Regie⸗ rung die Pflicht, ihren Staats⸗Angehörigen die Erfüllung dieser Bedin⸗ gungen so sehr wie möglich zu erleichtern. Französischerseiis sei man der englischen Regierung inreinem liberaleren Geiste entgegengekommen und habe erklärt, daß man englische Paͤsse in jeder Form als gültig anerkennen werde. Die englische Negierung beabsichtige, Paß⸗Büreaus in allen Häfen zu errichten und auch sonst Erleichterungen des Paßwesens eintreten zu lassen. Lord Palmerston erklärte sich mit Vorlegung der Papiere einverstanden, schlug aber als Amendement vor, daß auch die auf dem auswärtigen Amte seit einigen Jahren eingegangenen Papiere in Bezug auf die Rückkehr eng⸗ lischer Arbeiter, die mit Pässen, welche sie von den französischen Konsular⸗ Agenten in England erhalten hatten, in Frankreich angekommen waren, vorgelegt werden. Der Redner tadelte das Paß⸗System im Allgemeinen, weil nur der ehrliche Reisende darunter leide. Er erzählte unter An⸗ derem, wie er selbst einmal unter der Regierung Karl's X. in Frankreich beinahe verhaftet worden wäre, weil sein Paß nicht ganz in Ordnung gewesen sei. Orsini hingegen sei mit einem regelmäßigen, von ihm (Pal⸗ merston) ausgefertigten Passe ungehindert nach Paris gelangt. Der An⸗ trag wurde mit dem Amendement Palmerston's genehmigt. Lord Bury erhielt mit 105 gegen 62 Stimmen Erlaubniß zur Einbringung einer Bill, durch welche die Verheirathung mit der Schwester der verstor⸗ benen Frau gestattet wird. 8 Malta, 13. März. Wie die „Malta Times“ meldet, ist von London die telegraphische Ordre eingetroffen, die Vertheidigungs⸗ werke der Insel genau zu untersuchen. Es wurde zu diesem Zwecke eine Kommisfion unter dem Vorsitze des Gouverneurs gebildet.
Frankreich. Paris, 24. März. Der gesetzgebende Köͤrper hat gestern zwar keine öffentliche Sitzung gehalten, doch war die Discussion auch in seinen Bureaux ungemein lebhaft. Es handelte sich um Ernennung der vierzehn Mitglieder des Ausschusses zur Prüfung der Gesetzentwürfe über Adels⸗Anmaßung und über Monopolisirung des Zündhütchen⸗Vertriebes. Die Ansichten über das Adelsgesetz sind sehr getheilt. Den Einen erscheint es als eine Quelle unbequemer und überfluüssiger Plaͤckereien, den Ande⸗ ren als eine durchaus nothwendige Maßregel. Die Hauptschwie⸗ rigkeit aber stellte sich bei Erörterung der Thätigkeits⸗Gränzen des Kaiserlichen Prokurators heraus: soll er aus eigenem Antrieb und ex officio einschreiten, soll er auf jeden falschen Titel Jagd machen lassen oder nur bei besonders schreienden Fällen? Darüber konnte man durchaus nicht einig werden. Bei Schluß der Bureau⸗ Sitzungen wurde von einer beträchtlichen Anzahl Deputirter ein Petcbene üterzeichust, weigies Hohin Fietg⸗ daß Jeder
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durch Annahme eines „de“ oder eines Namens, der nicht streng der seinige ist, auch wenn es keineswegs auf Adels⸗Er⸗ schleichung abgesehen ist, von dem Gesetze bestraft werden soll.
— 25. März. Der heutige „Moniteur“ enthält einen beruhi⸗ genden Artikel Betreffs der Anwendung des Sicherheitsgesetzes.
Spanien. Madrid, 20. März. Gestern Abends hatten die Leiter der politischen Blätter eine Versammlung in den Bureaus des „Diario Espanol“, um sich uͤber gemeinsame Schritte zur He⸗ bung der jetzigen Preßnoth zu berathen. Es ward beschlossen, eine Petition an die Cortes um Milderung des dermaligen Preß⸗ gesetzes einzureichen, und Herr Campoamor versprach, dieselbe im Kongresse zu befürworten. — Die Kirchendiebstähle haben in neuester Zeit im ganzen Lande so zugenommen, daß der General⸗Prokurator am oberften Gerichtshofe ein Rundschreiben an alle Prokuratoren des Königreiches erlassen hat, worin er dieselben auffordert, so viel in ihren Kräften stehe, zur Beseitigung dieser Verbrechen beizu⸗ tiag n welche einer religiösen und civilisirten Bevölkerung unwür⸗ dig seien.
Griechenland. Aus Marseille, 24. März, wird tele⸗ graphirt: „In Griechenland ermuthigt die Presse den Widerstand der Jonier, indem sie ihre Gründe zur Beschwerde gegen die Eng⸗ länder aufzählt. Es herrscht eine allgemeine Gaährung. Die Jonier fordern ihr nationales Parlament wieder, und die ge⸗ selligen Beziehungen zwischen ihnen und den Engländern sind gänz⸗ lich abgebrochen. Es hieß, die englische Herrschaft werde in Korfu konzentrirt und dieses dann als Kolonie erklärt werden.
Türkei. Aus Konstantinopel, 17. März, ist in Mar⸗ seille am 24. März das Postpaketschiff mit der Nachricht eingetroffen, daß die Pforte schon einen Conferenz⸗Bevollmächtigten fuͤr Paris ernannt hat, und zwar Fuad Pascha. Die europaͤische Kommission wollte Bukarest erst Ende April verlassen, doch war der öster⸗ reichische Bevollmächtigte auf Urlaub verreist. Achthundert Mon⸗ tenegriner haben österreichisches Gebiet verletzt und sind in die Herzegowina eingefallen. Vierzig Montenegriner haben in der Suttorina alles, was sie erreichen konnten, niedergebrannt.
Asien. Aus Canton, 28. Januar, bringt der „Moniteur Universel“ einen Bericht über den dortigen Stand der Dinge. Diese Korrespondenz bestätigt, daß die am 9. Januar eingesetzte gemischte Stadtverwaltung den Erwartungen vollkommen entspricht. Im Vamun von Pih⸗kwey stehen 400 Mann mitten in der Stadt, doch wird dieser Besatzung im Palaste des Tataren⸗Generals eine geeignete Kaserne eingerichtet, zumal man Pih⸗kwey, der jetzt von den Chinesen als Gefangener betrachtet wird, eine freiere Stellung geben will. Die halb aus Europäern, halb aus Chinesen ge⸗ bildete Stadtpolizei hält Ordnung in den Straßen. Die Tataren⸗ Besatzung wurde entwaffnet, die Waffen⸗Niederlagen sind mit Be⸗ schlag belegt worden. Nach General Muh's Aussage bestand die Besatzung von Canton aus 8000 Mann, wenigstens auf dem Papiere; doch „da der Mandschu⸗General die Rationen bezieht und daher sein Einkommen um so größer ist, je weniger Leute er unter den Fahnen hat, so gilt diese Zahl allgemein als zu hoch gegriffen.“ Um die Piraten auf dem Flusse bekämpfen zu helfen, haben sich 17 Kriegs Dschunken unter einem See⸗Man⸗ darin den Verbündeten zur Verfügung gestellt. Außer der fünf⸗ stöckigen großen Pagode und dem Hauptquartier haben die Ver⸗ buͤndeten auch das Ost⸗, Nordost⸗, Nord⸗ und West⸗Thor besetzt, dagegen alle anderen Thore dem freien Verkehre uͤberlassen. Die Europäer gehen ungehindert auf den Straßen umher, denn „die Neugier ist an die Stelle der Furcht getreten; nur die Frauen zeigen noch Angst vor den fremden Teufeln und nehmen beim Anblicke derselben Reißaus oder halten die Haͤnde vor das Ge⸗ sicht; im Ganzen aber begegnet man nur gleichguͤltigen oder freund⸗ lichen Gesichtern, und man darf annehmen, daß die Mehrzahl der Bevölkerung sich in den jetzigen Stand der Dinge gefügt hat.“ Der Tataren⸗General Muh hat sich bei seinem Unter⸗ Befehls⸗ haber einquartirt und lebt in der größten Zuruͤckgezogenheit, wäh⸗ rend Pih⸗kwey, ein Mongole vom gelben Banner, mit feinen Ma⸗ nieren und hoͤfischem Tone viel Thaͤtigkeit entwickelt.
Einer Depesche der „Times“ aus Alexandria vom 19. März entnehmen wir Folgendes: „In Canton war der Handel wieder eröffnet worden, und man hatte die Bauplätze für die neuen Fak⸗ toreien ausgewählt. Die chinesischen Behörden nahmen die Zölle in Empfang. Das 70. Sipoy⸗ Regiment war angekommen und innerhalb der Mauern von Canton einquartirt worden. Keine anderen Verstärkungen waren eingetroffen.“
Auf dem India⸗House in London ist am 24. März, 1 Uhr
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Morgens, folgendes Telegramm eingetroffen:
„M. Reandon, Esg., Secretair der indischen Regierung, an den ehrenwerthen geheimen Ausschuß. “ 8 „Kalkutta, 22. Februark. „‚Der General⸗Gouverneur hat die Regierung der Nordwest⸗ Provinzen am 9. d. Mts. üͤbernommen, und Herr Grant ist in die Präsidentschaft zuruͤckgekehrt und hat seinen Platz in der Rathskammer wieder eingenommen. Der Oberbefehlshaber ist mit
seinen aus 15 Regimentern europäischer Infanterie, 3 Regi⸗
812*4