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trägnisse üͤberwiesen. — Der Großh. Hess. Gesandte überreichte der
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Versammlung eine Vorstellung des Stadtvorstandes von Mainz,
in welcher derselbe fuüͤr die der Stadt in Folge der Pulver⸗Ex⸗ losion vom 18. November vorigen Jahres gewährte Unterstützung aus Bundesmittkeln dankt, und erwähnte dabei noch des besonderen Dankes, welchen der Herr Bischof von Mainz für die bei Gewäh⸗ rung jener Unterstützung der beschädigten Kirchen zugewendete Für⸗ sorge dargebracht habe. — Im Vollzuge des Beschlusses vom 15. April I. J. ließ die freie Stadt Bremen ihren Eintritt zu den von der Handelsgesetzgebungs⸗Kommission zu Nuürnberg ge⸗ machten Vorschlägen, bezüglich mehrerer zur deutschen Wechsel⸗Ord⸗ nung in Anregung gekommenen Fragen, erklären, knüpfte indessen bieran in Bezug auf zwei Bestimmungen noch besondere Erläute⸗ rungen und eventuellen Vorbehalt. — Nach Antrag des Ausschusses in Militairangelegenbeiten stellte die Versammlung der Militair⸗ Kommission die zu Einleitung und Vorbereitung des Baues von Proviantmagazinen in der Bundesfestung Ulm erforderlichen Mittel zur Verfuüͤgung und gewährte einigen Bediensteten, in Anbetracht der herrschenden Theuerung, eine momentane Zulage. — Nach An⸗ trag der Reclamations⸗Kommission wurden zwei an dieselbe gelangte Eingaben, deren eine die Heimaths⸗ Ausmittelung für den Rekla⸗ manten, die andere aber Beschwerden über gerichtliche Verfügungen betraf, als formell und materiell zur Beruücksichtigung nicht geeignet, abweislich beschieden. — Die von dem Ausschusse für das Kasse⸗ und Rechnungswesen vorgelegten revidirten Rechnungen der Bun⸗
es-⸗Kanzlei und Matrikularkasse pro 1857 wurden als richtig er⸗
kannt und deren definitive Erledigung genehmigt. — Schließlich
ergänzte die Versammlung zwei unvollständig gewordene Ausschusse durch Neuwahlen. (Fr. J.) Württemberg. Stuttgart, 23. Juli. Die Kammer
der Abgeordneten hat in ihrer gestrigen Sitzung den Etat für das
Finanzdepartement vollständig durchberathen, ebenso wie in den letzten Sitzungen den Etat für das Departement der Justiz und für das Departement des Innern.
Die Erste Kammer vollendete die Berathung der Eisenbahn⸗ gesetze. Die Bahn von Wildbad nach Pforzheim betreffend wurde
mit 20 gegen 24 Stimmen gestrichen, aber nicht, weil die Kammer
gegen diese Bahn haäͤtte entscheiden wollen, sondern weil der Gesetzes⸗ entwurf die Sache in zu unbestimmter Fassung enthalte. Dagegen wurde der Bau der besprochenen Bahnen auf Staatskosten beschlossen,
und damit zugleich die zu dem Bau in der jetzigen Etatsperiode
von 1858 — 61 nöthigen Gelder von 16,800,000 Fl. verwilligt.
Schweiz. Bern, 21. Juli Die Bundesversammlung
hat heute Herrn Frey⸗Herose mit 70 Stimmen zum Bundes⸗ präfidenten für 1859 erwäaͤhlt. Stämpfli erhielt nur 63 Stimmen. Als Vice⸗Präsident ging Knüsel aus der Wahl hervor. Für Fornerod wurden nur 54 Stimmen abgegeben.
Niederlande. Haa 9., 24. Juli. Zu Ehren Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Karl von Preußen finden bei Hofe viele Festlichkeiten statt. (Köln. Ztg.)
Großbritannien und Irland. London, 23. Juli. Der Gouverneur der Cap⸗Colonie, Sir George Grey, hat das dortige Parlament am 5. Juni prorogirt. In seiner Rede hob er hervor, daß im britischen Kaffernlande vollkommene Ruhe herrsche, und daß er sich als Vermittler angeboten habe in den Streitig⸗ keiten zwischen der Transvaal’'schen Republik und dem Häuptlinge
der Rasutas.
Die „Times“ veröffentlicht folgenden Auszug eines Privat⸗ briefes aus Fernando Po (spanische Insel an der africansschen Westküste) vom 3. Mai: „Wir find hier alle in großer Aufregung. Ein spanisches Kriegsschiff mit einem neuen Gouverneur, mehreren Priestern ꝛc. an Bord kam hier vor einigen Tagen an, und das Erste, was der neue Gouverneur that, war, daß er durch eine Proclamation allen Nicht⸗Katholiken verbot, Kirche oder Kapelle zu besuchen, und die Schulen schließen ließ. Die Bewohn er sind
arüber fast rasend geworden; denn es sind lauter Baptisten.“
In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung verlas der Earl von Mal⸗ mesbury die neueste telegraphische Depesche aus Indien und China (siehe Afien). Eine große Anzahl Bills wurden hierauf zum dritten Male ver⸗
lesen und gingen durch; viele andere wurden im Comité berathen.
In der Unterhaus⸗Sitzung suchte Sir G. Lewis darzuthun, daß der Schatzkanzler sich in seinem Budget für das gegenwärtige Jahr verrechnet habe, und daß die gegen die vorige Regierung vorgebrachte An⸗ klage, daß sie nicht sparsam genug gewesen sei, jedes Grundes entbehre. Disraeli habe die Einkünfte auf 63,900,000 Pfd. und die Ausgaben auf 63,610,000 Pfd. veranschlagt, wonach sich ein Ueberschuß von etwa 300,000 Pfd. ergeben würde. Nun gehe aber aus der Appropriations⸗ Bill hervor, daß statt dessen ein Defizit von 835,000 Pfd. zu erwarten sei, indem an Ausgaben nicht 63,610,000 Pfd., sondern 64,445,000 Pfd. zu bestreiten seien. Der Schatzkanzler räumt ein, daß die Ausgaben seinen Voranschlag übersteigen, fügt aber hinzu, daß auch die Einnah⸗ men viel bedeutender seien, als er früher angenommen habe. Schon im ersten Viertel des Finanzjahres, wo die Aussichten am düstersten gewesen, habe sich eine Mehr⸗Einnahme von 223,944 Pfd., und in den achtzehn Tagen des gegenwärtigen Vierteljabrs (1. bis 19. Juli) von nicht weniger als 364,000 Pfd. berausgestellt. Obgleich das Parlament die Negierung ermächtigt habe, 2,000,000 Pfd. aufzunehmen, so habe sie
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doch nur bis zum Betrage von 100,000 Pfd. von dieser Erlaubniß Gge.
brauch gemacht. Auch sei aller Grund zu der Hoffnung vorhanden, d
sie nicht nöthig haben werde, weiter zu geben. Außerordentliche noaß Ausgaben für die Miliz seien nicht zu befuürchten. Die Ernte⸗Aussichten seien gut, und die Beziehungen zum Auslande weit befriedigender als einem Jahre oder vor sechs Monaten. Selbst die Lage Indiens sei „ er hoffe und glaube, weit günstiger, als man habe erwarten düͤrfene Der Zustand der Finanzen Englands sei nie gesunder gewesen, als eben jeßt. Als Antwort auf eine die Vorgänge in Dscheddah betreffende Interpellation Sir J. Elphinstone’s erklärte der Unter⸗Staats⸗ Secretair des Auswärtigen, S. Fitzgerald, der „Cyclops“ habe wie er schon fruͤher bemerkt, telegraphisch den Befehl erhalten, mit anderen Schiffen sofort nach Oscheddah zurückzukehren, und die Offiziere seien dahin instruirt worden, falls keine reichliche Genugthuung gegeben werde, die Stadt zu bombardiren und auf der unverzüglichen Bestrafung aller bei den Frevelthaten betheiligten Personen zu bestehen. Er könn⸗ mittheilen, daß der „Cyclops“ sogleich nach Oscheddah abgesegelt sei. Das Schiff koͤnne bis ganz nahe an die Stadt heranfahren und sei so schwer armirt, daß es das, was man von ihm erwarte, sehr wohl zu verrichten vermoͤge. Auch seien alle seine Boote sehr stark armirt. Dieser Beschluß der britischen Regierung sei der türkischen sogleich ohne Rückhalt mit⸗ getheilt worden, und die Regicrung habe die Nachricht erbalten, daß die Pforte unverzüglich einem General den Befehl ertheilt habe, sich nach Oscheddah zu begeben und die Moͤörder summarisch zu bestrafen. In einer späteren Depesche des auswaͤrtigen Amtes sei Sir H. Bulwer instruin worden, zu erklären, daß dies ein Fall sei, den die britische Regierung nicht leicht nehmen koͤnne, „und daß selbst große politische, unser Bünd⸗ niß mit der Pforte betreffende Zwecke hinter dem in erster Linie dastehen⸗ den Prinzip, das christliche und britische Ansehen in jenen Gegenden auf⸗ recht zu erhalten, zurüͤckstehen müssen. Es sei nicht genug, einem General nach Dscheddah zu schicken. Auch Truppen seien’ daselbt noͤthig; vor Allem aber eine sofortige öffentliche Hinrichtung dar Moͤrder. Der Pascha müsse Gewalt über Leben und Tod hahben, ohn⸗ daß erst der langwierige Prozeß einer Anfrage in Konstantinopel notbig sei. Drei Schiffe seien nach Dsched dah beordert worden, und wir wuürden den Ort nehmen, wenn wir nicht schnell Gerechtigkeit erlangten.“ en H. Bulwer sei instruirt worden, dieses dem Großvezier ohne Rückhalt zu erklären. Er köͤnne ferner mittheilen, daß in Folge dieser Vorstellunge ein Offizier vom höͤchsten Range an der Spitze einer bedeutenden Streit⸗ macht von Konstantinopel abgesandt worden sei, daß derselbe die Befugnis habe, das Kriegsrecht zu proklamiren, und Todesstrafen vollstrecken lassen kͤnne, ohne erst in Konstantinopel anzufragen. Nicht nur seien di se Maß⸗ regeln von den Ministern der hohen Pforte ergriffen worden, sondern der Sultan habe Sir H. Bulwer durch seinen Secretair persönlich sagen lassen. er werde nichts unterlassen, um seine Entrüstung uͤber die veruühten Frevel⸗ thaten an den Tag zu legen und die britische Regierung zufriedenzustellen Zum Beweise dieser seiner Gesinnug habe Se. Kaiserliche Hoheit der britischen und der franzöͤsischen Regierung eine Million Piaster zur Ver⸗ theilung unter die Betroffenen zur bea es gestellt und seine Absicht lundgegeben, der Tochter des franzöfischen Konsuls, so wie den nächsten Angehörigen des britischen Vice⸗Konsuls, ein Jahrgeld von mehr als 400 Pfd. St. auszusetzen. Der Staats Secretair des Innern, Hr. Walpole, verlas hierauf die neuefte Depesche aus Indien und China.
24 Juli. Unter der Rubrik Hof⸗Nachrichten meldet die „Times“ aus Osborne, 23. Juli: „Graf Mensdorff⸗Pouihy traf gestern vom Festlande zu einem Besuche bei Ihrer Majestät auf Osborne ein. Ihre Majestaͤt die Königin und der Prinz⸗Gemahl treten die Fahrt nach Cherbourg am 4. August an, bleiben daselbst am 5. und kehren am folgenden Tage nach Osborne zurück.
In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung beantragte Lord Gage die zweite Lesung der Marriage Law Amendement Bill, welche die Verheira thung mit der Schwester der verstorbenen Frau gestattet. Lord Redes dale beantragte die Verschiebung bis über 6 Monate. Er glaube, der Gesetz⸗Entwurf werde, wenn er durchgehe, die groͤßten socialen Uebel im Gefolge haben. Auch laufe die Bill, so weit er die Sache beurtheilen könne, dem göttliche Gesetze zuwider. Lord Lyndhurst erinnerte an den Staat Massachusets, wo Ehen wie die, welche hier auf Opposition stoßen, legal sind und häufig vorkommen. Er wage zu behaupten, daß es in keinem civilifirten Theile der Welt ein moralischeres und intelligen teres Volk gebe, als gerade in jenem Staate. Lord Dungannon bekämpfte die Bill. Dieselbe, meinte er, werde den häuslichen Frieden untergraben und da, wo jetzt Vertrauen und Liehe walte, Mißtrauen, und Argwohn saͤen. Der Erzbischof von Canterbury hielt an seiner früheren Ansicht fest, daß derartige Ehen mit den Geboten der beeili⸗ gen Schrift in Widerspruch stehen. Deshalb und aus socialen Rücksichten ist er gegen die Bill. Lord Cranworth glaubte, die Bill werde die Gefühle der großen Masse des englischen Volkes verletzen. Lord Wode⸗ house sprach fuͤr die zweite Lesung. Wäre das Verbot derartiger Ehen streng zur Geltung gebracht worden, so würde das ein starkes Argument für seine Beibehaltung sein. In Wirklichkeit aber liege die Sache ganz anders. Eine Menge solcher Heirathen seien vorgekommen, ohne daß man soziale Nachtheile davon verspürt habe. Der Bischof von Oxford bhe⸗ hauptete, die religiöse Seite der Frage könne gar keinem Zweifel unter⸗ liegen. Die Verheirathung mit der Schwester der verstorbenen Frau sei nach göttlichem Gesetze incestuös, und eine solche Ehe sei nichtig von An⸗ beginn. Die große Masse der gebildeten Frauen Englands wolle nichts von der vorgeschlagenen Neuerung wissen, und auch unter den ärmeren Klassen gebe sich kein Wunsch nach derselben kund. Earl Granville sprach fuͤr die zweite Lesung. Der Bischof von Ripon unterstützte die Bill von ganzem Herzen. Daß die Verheirathung mit der Schwester der verstorbenen Frau durch die heilige Schrift verboten⸗ sei, leugnet er. Im Gegentheil, er glaubt, daß die Bibel derartige Ehen sanctionire. In sozialer Beziehung haͤlt er den gegenwärtigen Stand des Gesetzes für einen sehr verderblichen. Der Bischof von
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auat aͤber die d ilige Schrift war über die Aeußerung des Vorredners, daß die heilige 1
8e eeümin welche die Kirche in einem ihrer ernstesten K b incestuos erklaͤre, vor Entsetzen außer sich. Wenn, erklärt er, 1reag,n. Geistlicher an einem nicht privilegirten Orte das se lägen sich 8 ühs 2 was der Bischof von Ripon so eben gesagt habe, so wür 41 e . sich in der Didzese eines redlichen Bischofs befände, ohne Zweife 1r 2 antwortung dafür gezogen werden. Sollte die Bill , 0 w n ein gewissenhafter Geistlicher seine Pflicht verletzen, wenn er Per 29 1 von der in der Bill enthaltenen Erlaubniß Gedrauch machten, um sic g verheirathen, zur heiligen Kommunion zuließe. Ein een senbestm e licher werde jeden, der eine solche Ehe schließe, vem ie 82 ₰
(hier wirft der hochwürdige Praͤlat ein Exemplar derselben, Uies N2 der Hand haͤlt, auf den Boden) durchgehe, erkläͤren, . zar arf lösung nothwendigen Sakrament entsagen müsse. Nachdem B .7 hof von London gegen die zweite Lesung gesprochen hat, Purde iese 4
46 gegen 22 Stimmen, also mit einer Mehrheit von 2 Ses 385 worfen. Die Bill ist mithin durchgefallen. — Die indische Bill wir
ritte verlesen und geht durch. zunn Freteuriat derecc⸗ Fübung bemerkte, als Antwort auf eine
In der Unterhaus⸗S⸗ 1— 3 e. . Frage Ewart's, Lord Stanley, es seien während der letzten sechs
Monate 17,000 Mann nach Indien gesandt worden. Die Regierung ver⸗ kenne durchaus nicht, wie wichtig es sei, während der herannahenden kühlen Jahreszeit einen entscheidenden und wo möglich letzten Schlag zu fuͤhren. Sie habe es nicht verabsaͤumt, zu diesem Ende Maßregeln zu ergreifen. G. Fortescue lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses auf das Durchsuchungsrecht und fragt, ob die Regierung in dieser Hinsicht dieselbe Politik, wie ihre Vorgänger, oder eine andere befolgen wolle. Er wünscht zu erfahren, ob die Regierung sich zu dem Satze bekenne, daß das bloße Aufhissen einer fremden Flagge genügen müsse, um die englischen Kreuzer zur Unthätigkeit zu verdammen. S. Fitgerald er⸗ kläͤrte, er koͤnne sich bei dem gegenwärtigen Stande der Frage nicht auf eine Diskussion einlassen. Lord Palmerston hielt die Frage Fortescue’s für eine berechtigte und findet es natürlich, daß derselbe vor Ende der Session Aufklärung über diese Angelegenheit wünsche. Nach den von dem Gesandten der Vereinigten Staaten in England gethanen Aenßerungen dürfe das Haus wohl verlangen, von Dingen, die bereits abgemacht seien, in Kenntniß gesetzt zu werden. Er frage daher den Schatzkanzler, ob England irgend einen Anspruch, den man ihm zu⸗ getraut, den es aber in Wirtlichkeit nie erhoben habe, in Abrede gestellt, oder ob es auf ein Recht, daß frühere Regierungen beausprucht und zu wahren gesucht, verzichtet habe. Der Schatzka nzler erwiderte, aus Anlaß der Vorgänge in den kubanischen Gewässern habe die Regierung die Kron⸗Juristen zu Rathe gezogen, und in Folge des von ihnen abge⸗ gebenen Gutachtens seien Unterhandlungen freundschaftlicher Art zwischen der englischen und der amerikanischen Negierung gepflogen worden. Alle⸗ Anspruͤche lasse man für's Erste ruhen, und noch nichts sei beschlossen worden. Mittlerweile habe die Regierung der Vereinigten Staaten den Vorschlag gemacht, die englische moͤge ihr einen Plan vor⸗ legen, der geeignet sei, den Zweck beider Regierungen, die Unter⸗ drückung des Sklavenhandels, zu erreichen. Die englische Regierung sei darauf eingegangen und werde den Vereinigten Staaten nächstens einen Plan unterbreiten, von dem er das Beste hoffe. Die dritte Lesung
der gegen die Wahlbestechung gerichteten Bill wird auf Montag an⸗
beraumt.
Die Konigin hat die Juden⸗Bill genehmigt.
Das Unterhaus hielt heute ausnahmsweise eine kurze Mitt⸗ tagssitzung, nahm die vom Oberhause amendirte India⸗Bill in Empfang und wird dieselbe am Montage in Erwägung ziehen. Sonst wurden ein halb Dutzend Bills zum drittenmale gelesen, worauf sich das Haus vertagte. 8
Frankreich. Paris, 23. Juli. Der „Moniteur“ meldet: Der Kaiser hat das Schreiben erhalten, durch welches Se. Excellenz Felix Zuloaga seine Wahl zum Präsidenten der mexikanischen Re⸗ publik anzeigt, und zugleich ein Schreiben, welches Se. Excellenz an Se. Kaiserliche Majestät bei Gelegenheit des Attentats vom 14. Januar geschrieben hat.
Das Gehalt der Elementar⸗Huülfslehrer ist von 400 auf 500. Fr. als Minimum erhoͤht worden. Sie müssen drei Jahre in dieser Eigenschaft dienen, ehe sie Elementarlehrer werden können, die 600. bis 800 Fr. Gehalt erhalten. Auch in Frankreich zeigt sich die Erscheinung, daß der Zudrang zum Volkslehrerstande immer mehr abniwmt, was bei dem geringen Gehalte, den zunehmenden Preisen der Lebensbedüͤrfnisse und des Tagelohnes gar nicht zu verwun⸗ dern ist. Gerade im Lehrerstande zeigte sich denn auch in den Jahren der Aufregung die meiste Unzufriedenheit, die gröͤßte An⸗ haͤnglichkeit an republikanische und sozialistische Lehren. — Der Sultan hat Fräulein Eveillard, Tochter des in Oscheddah ermor⸗ deten französischen Konsuls, eine Pension von 12,000 Fr. ausge⸗ setzt und 250,000 Fr. nach Paris geschickt, um unter die Familien der übrigen Ermordeten vertheilt zu werden.
Die große feierliche Sitzung der fuͤnf Akademieen wird Sonn⸗ abend, den 14. August, stattfinden.
Ka 1 14. Fuli Per „Moniteur“ bringt das vom Kaiser be⸗ at igte Gesetz, durch welches die Hinterbliebenen der Opfer des Attentats vom 14. Januar, so wie die Schwerverwundeten lebens⸗ längliche Pensionen erhalten, und zwar die Wittwen 1000 bis 1200 Fr., die Kinder 600 Fr., die Väter und Mütter 600 bis 800 Fr, die Verwundeten 600 bis 1000 Fr.
Der „Moniteur“ enthält ferner ein Kaiserliches Dekret, welches die Normalschulen betrifft. Die Prüfungen werden dadurch zu—
gänglicher gemacht, doch wird der Titel eines Agregé nicht vor dem 25. Jahre ertheilt werden.
Spanien. Madrid, 18. Juli. Heute ist ein Dekret er⸗ schienen, durch welches die Verwaltung der Archive und Biblio⸗ theken des Königreiches neu geordnet wird. Längst war das Be⸗ dürfniß anerkanut, Spaniens so reiche Sammlungen zu ordnen und zugänglich zu machen; aber die wünschenswerthe Reform war immer verschoben worden. Jetzt find die öffentlichen Bibliotheken und die historischen General⸗ und Provinzial⸗Archive vom Ministe⸗ rium de Fomento an die unmittelbare Leitung der General⸗Direction des oͤffentlichen Unterrichts übergegangen. Außerdem sollen in einem entsprechend großen Gebäude nächst der Hauptstadt Central⸗ Archive angelegt werden, wo sofort jene der vier Ritterorden von St. Johannes von Jerusalem, in ihren beiden Zungen von Castilien und Aragon, jene der Inquifition, jene der in Folge des letzten Konkordats mit dem heiligen Stuhle unterdrückten Kollegialen u. f. w. vereinigt werden sollen. Es wird eine leitende oberste Junta der Archive und Bibliotheken des Reichs aus einem Präͤsidenten und acht Mitgliedern gebildet. Der Präfident hat 50,000 R. Gehalt.
— 20. Juli. Wie die „Iberia“ berichtet, ging am 23. Mai 5 Uhr Abends der Dampfer „Vasco Nunez de Balboa“ von der Flotten⸗Division des Golfs von Guinea im Hafen von S. Jsabel vor Anker. Am 28. nahm er Namens der Königin von den Inseln Besitz, zu deren General⸗Gouverneur der Kommandant der Division ernannt ist.
— 22. Juli. Ihre Majestaͤten langten um 3 Uhr Morgens zu Villacastin an.
Portugal. Der Geburtstag der jungen Königin wurde am 15. Juli zu Lissabon gefeiert. Abends war die Beleuchtung allgemein und glänzend.
Türkei. Konstantinopel, 17. Juli. Sir H. Bulwer hat dem Sultan seine Kreditive überreicht. Der Polizei⸗Minister Mehmet Pascha ist mit neuen Instructionen nach Kreta, der nach Dscheddah bestimmte außerordentliche Commissair ist dahin abge⸗ gangen. Der österreichische Kriegsdampfer „Prinz Eugen“ ist in Kanea angekommen. Vely Pascha ist hier eingetroffen. Herr
Persich wurde zum tuüͤrkischen Konsul in Ragusa ernannt. Drei
Schiffe sind aus England mit Telegraphendrähten für die Linie von Skutari nach Bagdad hier angelangt. Bedry Bey, Pforten⸗Com⸗ missair für die österreichisch⸗türkische Grenzregulirung, ist nach Bosnien abgegangen.
Wie aus Ragusa mitgetheilt wird. ist der türkische General⸗ stabs⸗Chef Hussein Pascha aus Trebinje dort eingetroffen. Er ist beauftragt, mit den tuͤrkischen Majoren Osman und Mustapha bei der Kommission zur Aufnahme der Grenzen von Montenegro zu interveniren. Am Llsten versammelten sich bei Kemal Efendi die technischen Abgeordneten der verschiedenen Mächte.
Amerika. New⸗Vork, 10. Juli. Nach Berichten au Mexiko vom 6. d. M. war General Vidaurri auf dem Marsche nach der Hauptstadt begriffen.
Commandeur Page, welcher das nach Paraguay beorderte Geschwader befehligen soll, hatte gestern in Washington eine Zu-⸗ sammenkunft mit dem Marine⸗Secretair.
Asien. Auf dem auswäͤrtigen Amte zu London traf am Donnerstag, 22. Juli, 4 Uhr 45 Minuten Nachmittags, folgende (in Nr. 170 d. Bl. bereits erwähnte) Telegramm des General Konsuls Green aus Alexandria ein:
„Alexandria, 18. Juli. Der Dampfer „Candia“ ist gestern zu Suez angekommen. Seine Daten sind: Kalkutta, 19. Juni Madras, 25. Juni; Aden, 11. Juli; Hongkong, 7. Juni. Di Streitkraͤfte unter Sir Hugh Rose haben Gwalior am 20. Juni (einer „Times“-Depesche zufolge am 19. Juni) nach hartem, vier⸗ stündigem Kampfe wieder genommen. (Die „Times“⸗Depesche fügt hinzu: Die Kavallerie und Artillerie verfolgte den Feind.) Diese Nachricht ist aus Madras. Commandeur Beamish von der Königlichen Flotte ist mit Depeschen Lord Elgin's und des Admirals (Sir M. Seymour) an Bord der „Candia“ am 20. Ma angekommen. Die mit 138 Kanonen armirten und von eine starken Truppen-Abtheilung vertheidigten Forts an der Mun⸗- dung des Peiho wurden von den englischen und franzoͤfischen Kanonenbooten mit unbedeutendem Verluste auf unserer Seite ge⸗ nommen. (Der „Times“-Depesche zufolge erlitten die Franzosen schwere Verluste durch das Auffliegen einer Mine. Nach der „Times“ fand die Einnahme der Forts am 20. Mai statt.) Die Chinesen bedienten ihre Geschuͤtze recht gut. Am 22. Mai begannen die Streitkräfte stromaufwärts vorzurucken. Das Wetter war kuͤhl und Gesundheit und Stimmung der Truppen vortrefflich. 6000 Mann französischer Truppen (wird wobl 600 heißen sollen wenigstens sprach der Earl von Malmesburh diese Konjektur im Oberhause aus), die ursprünglich fuͤr Cochinchina bestimmt waren, befanden sich auf dem Wege nach dem Meerbusen von Peetscheli Bei Canton ward am 2. Juni ein voͤllig vergeblicher Versuc gemacht, die auf den Bergen in der Nachbarschaft stehenden „„Braven““ in die Flucht zu schlagen. Ningpo war in der Ge⸗
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