Beaden. Kehl, 29. Juli. Gestern Abend kam eine theilung K. K. österreichischer Militairs vom Infanterie⸗Regiment Benedek, bestehend aus 1 Major, 2 Ober⸗Lieutenants und 29 Unteroffizieren und Soldaten, hier an. Diese Truppen⸗Abtheilung wird dem Vernehmen nach einige Zeit hier verbleiben, um die aus Frankreich zurückkehrenden K. K. österreichischen Kriegsgefangenen hier auf der Grenze in Empfang zu nehmen und dieselben an ihren weiteren Bestimmungsort zu bringen. (Karlsr. Z.)
Oesterreich. Wien, 31. Juli. Die „Wiener Ztg.“ ver⸗ öffentlicht nachstehendes allerhöchstes Handschreiben: .
„Lieber Freiherr von Bach! Ich habe von den vielfachen freiwilli⸗ gen Leistungen, mit welchen die Bevölkerung aller Klassen zu den durch den Krieg bedingten außerordentlichen Bedürfnissen in jeder Weise opfer⸗ freudigst beigetragen hat, mit gerührtem Herzen Kenntniß genommen.
Die im reichlichsten Maße eingeflossenen patriotischen Gaben, die durch ergiebige Beiträge wesentlich geförderte Errichtung von Freiwilligen. Corps, die Bereitwilligkeit, mit welcher die Abstellung von Dienstpferden für den Kriegsbedarf allseitig gefördert wurde, die sehr ersprießliche Wirksamkeit der patriotischen Vereine, so wie insbesondere die hochverdienstliche frei⸗ willige Mitwirkung zur Pflege verwundeter Krieger, geben Mir neuer⸗ dings die erfreulichsten Beweise von der in den Zeiten ernster Prüfung jederzeit bewährten Opferwilligkeit und Hingebung Meiner treuen Völker.
Ich folge dem Drange Meines Herzens, indem Ich Allen, welche sich an diesen zahllosen und Mir stets unvergeßlichen Kundgebungen echter Vaterlandsliebe und Menschenfreundlichkeit betheiligten, und namentlich
den Bewohnern Meiner getreuen Nesidenz⸗ und Reichshauptstadt Wien, welche hiebei mit leuchtendem Beispiele voranging, den wärmsten Dank ausspreche und Sie beauftrage, diesen Ausdruck Meiner vollsten Anerken⸗ nung allgemein zu verlautbaren.“ Laxenburg, den 28. Juli 1859. Franz Joseph m. p. Der K. K. Botschafter Graf v. Colloredo hatte gestern abermals Audienz bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser und wird am Montag zur Friedens⸗Konferenz nach Zürich abreisen. Derselbe wird begleitet sein von dem Hofrathe v. Meysenbug, dem Hof⸗ Secretair Hofmann und dem Hofceoncipisten Freiherrn v. Werner.
Der französische Geschäftsführer, Marquis de Banneville, hatte noch vorgestern kurz nach seiner Ankunft dem Herrn Minister des Aeußern, Grafen von Rechberg, einen Besuch abgestattet und bielt eine längere Besprechung mit demselben.
Aus Triest, 29. Juli, wird berichtet: In der vergangenen Nacht sind die seit geraumer Zeit hier gesammelten treugebliebenen päpstlichen Dragoner und Carabinieri aus Ferrara und Bologna, nachdem ihre an der österreichischen Grenze zuruͤckgelassenen Waffen hier angekommen, auf zwei päpstlichen Dampfern mit Beihuͤlfe von Trabakeln, welche ihre Pferde aufnahmen, nach Ancona abgegangen.
Die neue Grenze zwischen Oesterreich und Sardinien soll auf folgende Weise festgesetzt sein: Von dem aäͤußersten Rayon Pes⸗ chiera's soll eine gerade Linie laͤngs des Mincio bis le Grazie, von da bis Sarzarola (Scorzarolo) und Luzana (Luzzara) am Po die Grenze bezeichnen. Le Grazie liegt am oberen Anfang des Mantua umschließenden Sees, Luzzara nördlich von Guastello, da, wo der Po die modenesische Grenze verläßt, Scorzarolo etwas ab⸗ wärts am Po, nicht ferne von Borgoforte. Die Gebietstheile, welche durch diese Abgrenzung von der bisherigen Lombardel für Oesterreich bleiben, sind außer Peschiera und Mantun selbst fol— gende: ein Stück nördlich von Mantua mit dem Hauptort Rover⸗ bella; das Gebiet des untern Mincio, insbesondere das als Brücken⸗ kopf des Po wichtige Borgoforte, ein Streifen Landes südlich vom Po längs der modenesischen Grenze mit den Hauptorten Gonzago und Revere. Von Bedeutung kann unter Umständen sein, daß durch diesen letzteren Streifen eine unmittelbare Angrenzung Vene⸗ tiens an Modena bestehen bleibt.
Schweiz. Bern, 30. Juli. Die Bundes⸗ Versammlung hat heute das Gesetz in Betreff der Werbungen für fremde Dienste angenommen. Der Eintritt in andere als nationale Truppen des Auslandes ist fortan verboten. Werber und Angeworbene werden mit Gefängniß, Einstellung im Aktivbürgerrecht, erstere zudem mit einer Geldbuße bis zu 1000 Fr. bestraft. Hierauf wurde die Session bis zum Januar 1860 vertagt.
Belgien. Brüssel, 29. Juli. Der Antrag des Herrn Dumortier, über sämmtliche am 11. Juni erfolgte Kammerwahlen eine nachträgliche Untersuchung einzuleiten, ist heute verworfen wor⸗ den: 40 Mitglieder stimmten dagegen, 22 dafür. — Ein wichtiger Vorfall hat sich gestern in der 6. Section bei Gelegenheit dieser Debatten zugetragen. Ein Mitglied derselben richtete an den an⸗ wesenden Kriegsminister die Frage, ob die französische Regierung die Ausführung des Befestigungs⸗Entwurfes nicht mit Bedauern und gewissermaßen als eine Herausforderung ansehen werde. General Chazal erwiderte darauf mit großer Entschiedenheit, Frankreich, weit entfernt von einer derartigen Auffassung, sei dem fraglichen Projekte vielmehr im höchsten Grade günstig und habe der Regierung sogar bei dessen Aufstellung huülfreiche Hand geleistet. Der gegenwärtige
Entwinf sei der nämliche, an dessen Ausfüͤhrung schon Napoleon IJ. gedacht, und habe man alle darauf bezüglichen Aktenstücke in den
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auch die Frau Großfürstin Marie von 2
Archiven des französischen Kriegsministeriums der hiesigen Regie⸗ rung bereitwilligst zur Verfügung gestellt. 8
— 30. Juli. Der König und die Prinzen sind heute Nach⸗ mittags nach Ostende abgereist, um der morgen daselbst unter glänzenden Festlichkeiten stattfindenden Einweihung einer neuen Hafen⸗ schleuse beizuwohnen. — Kurz vor der belgischen Königsfamilie hatte Rußland die Reise nach Ostende angetreten. — Die Kammer hat sich heute bis auf spätere Einberufung vertagt, um dem Central⸗Ausschusse zur Abfassung
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seines Berichtes und dem Kriegsminister zur Ausarbeitung eines Zeit zu
eingehenden Memorandums über die antwerpener Frage
lassen. (Köln. Z.)
Großbritannien und Irland. London, 29. Juli. Ihre Majestät die Königin hielt heute Geheimen⸗Staatsrath in Osborne ab.
In der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung sprach sich Lord John Russell wie er verheißen, über die Beziehungen Englands zum Aus⸗ lande aus. Er erklaͤrt, es gereiche ihm zur Freude, daß er im „Moni⸗ teur“ die Anzeige finde, der Kaiser der Franzosen stehe im Begriffe, seine Streitmacht zu Wasser und zu Lande zu reduciren. Nachdem er die Auf⸗ merksamkeit des Hauses auf die plötzliche und unerwartete Einstellung der Feindseligkeiten gelenkt hat, bemerkt er, es gebe einen ganz gewichtigen Grund, dessen in den antlichen Papieren der beiden Kaiser nicht Erwähnung geschehen sei, nämlich die Zahl der auf dem Schlacht⸗ felde Gefallenen, und das sei keine Kleinigkeit, und eben so wenig trete man den beiden Kaisern zu nahe, wenn man glaube, daß das furcht⸗ bare Blutvergießen einen Einfluß auf ihre Entschlüsse ausgeübt habe. Der Vertrag von Villafranca bestehe aus zwoei Theilen. Zuvörderst handle es sich um die Abtretung der Lombardei an den Kaiser der Fran⸗ zosen und mittelbar an den Köͤnig von Sardinien. Das sei eine Sache, die England nichts angehe, welches keinen Theil an dem Kriege genommen habe. Anders verhalte es sich mit dem Theile des Vertrages, welcher auf eine Organisation zur Befreiung Italiens abziele. Im Jahre 1856 habe Lord Clarendon in den pariser Köonferenzen es für seine Pflicht er⸗ achtet, in Gemeinschaft mit dem Vertreter Frankreichs die Lage Italieus zur Sprache zu bringen. Es habe sich dabei um den Frieden Europa's gehandelt, und deshaib sei die Sache wohl der Erwägung werth gewesen. Frankreich, bemerkt er, habe nun vor⸗ geschlagen, daß die Regierung Großbritanniens sich an einem Kongresse zur Diskussion des Vertrages von Villafranca betheilige. Die eng⸗ lische Regierung habe es nicht füͤr nͤthig erachtet, eine bestimmte Ant⸗ wort auf den Vorschlag der französischen Regierung zu ertheilen. Doch habe sie ihrem Vertreter in Paris zu verstehen gegeben, daß es sich, wenn es zu einer Konferenz oder einem Kongresse komme, um zwei Dinge handle, nämlich zuvörderst um die Vorlegung des zuͤricher Vertrages und sodaun darum, daß der Kaiser von Oesterreich bei jeder Dis⸗ kussion uͤber die italienischen Angelegenheiten betheiligt sei. Die erste Frage, auf die es ankomme, sei die des italienischen Bun⸗ des. Der betreffende Vertrags⸗Artikel nund besage nicht, daß ein solcher Bund gebildet worden sei oder gebildet werden solle, sondern nur, daß die beiden Kaiser das Zustandekommen desselben fördern und begünstigen würden. Wenn ein solcher Bund zu Stande komme, so werde seines Erachtens Italien stark genug sein, sich selbst zu vertheidigen, und des Einschreitens fremder Mächte werde man nicht bedürfen. Einen italie⸗ nischen Bund halte er faͤr ein weises Auskunftsmittel; doch bezweifle er sehr, ob die Zeit schon da sei, diesen Gedanken zu verwirklichen, und ob ein Bund mit dem Papste an der Spitze und dem Kaiser von Oesterreich als Mitglied wünschenswerth sei. Wie lasse sich erwarten, daß ein folcher Bund den Grundsaͤtzen der religiösen Toleranz und der Gewissensfreiheit huldigen werde? Es handle sich ferner um die Ausführung der Be⸗ stimmungen des Vertrages von Villafranca, und ehe die Regierung ganz klar in dieser Sache sehe, koͤnne sie weder einen Kongreß, noch eine Konferenz beschicken. Laut dem Vertrage sollten die Herrscher von Toskana und Modena in ihre Staaten zurückkehren. Der Großherzog von Toskana aber befinde sich in der Lage eines Fuürsten, der durch seine Abdication die Staats⸗Grundgesetze verletzt habe. Obgleich er (Lord John) keine amtlichen Versicherungen über den Gegenstand erhalten habe, so hege er doch die Ueberzeugung, daß der Kaiser der Franzosen nicht die Absicht habe, französische Truppen zur Wiedereinsetzung des Großherzogs zu verwenden, und eben so wenig glaube er, daß der Kaiser von Oesterreich gesonnen sei, seine Truppen zu solchem Zwecke herzugeben. Ehe man eine Konferenz beschicke, müsse man darüber im Klaren sein. Die schwierigste Frage sei vielleicht die weltliche Herrschaft des Papstes. Zehn Jahre lang sei Bologna durch eine österreichische Besatzung in Gehorsam gehalten worden; sobald aber die öster⸗ reichischen Truppen fortgegangen, sei ihnen der Kardinal⸗Legat sogleich gefolgt. Der Kaiser der Franzosen und der Kaiser von Oesterreich hätten dem Papste gewisse ihres Erachtens unerläßliche Reformen angerathen; der Papst aber habe es abgelehnt, auf diesen Rath einzugehen. Das sei eine der verschiedenen Schwierigkeiten der italienischen Frage. Was Neapel angehe, so habe er Grund zu der Annahme, daß der gegen⸗ wärtige König nicht bei dem tyrannischen System seines Vorgängers beharren werde. Seines Wissens sei es dem Kaiser der Franzosen angelegentlichst darum zu thun, Italien die Wohlthat der Selbstregie⸗ rung zu verschaffen, und er hege die Ueberzeugung, daß ein unabhängiges Italien, oder, wie er sich ausdrückt, ein unabhängiger Staat in Italien, Europa zum Besten gereichen und eine Bürgschaft für den zu⸗ künftigen Frieden gewähren werde. Es würde nicht weise sein, wenn Ihrer Majestät Minister, und noch weniger, wenn die Abgeordneten im Hause der Gemeinen zu einem peremptorischen Beschlusse hinsichtlich der Be⸗ schickung einer Konferenz kaͤmen. Auch würde es nicht rathsam sein, wenn man sich von vorn herein die Theilnahme an einer Versammlung der ver⸗
schiedenen Mächte Europas versagte, welche Aussicht darauf gew den Frieden und die Unabhängigkeit der Staaten zu erhalten. Dis⸗ raeli vermißt eine klare Auskunft über die angeblich so ungünstigen (für Oesterreich ungünstigen) Vermittelungspläne der neutralen Maͤchte, über welche der Kaiser Napoleon von London aus Wind. bekommen haben soll. Er spricht gegen die Betheiligung Englands an einem Kongreß nach dem Kriege, und sagt dem edlen Staatssecretair des Auswärtigen voraus, daß er mit all seinen Shympathieen mit Italien nur der Revolution und durch die Revolution dem Despotismus in die Hand arbeiten könne. Er möge sich endlich die fixe Idee, daß es auch in Italien eine große Whigpartei ge⸗ ben müsse, aus dem Sinne schlagen. Lord Palmerston kann dem sehr ehren⸗ werthen Gentleman (Disraeli) Bescheid geben. Während des Krieges, sagt er, gab der französische Gesandte (Persigny) meinem edlen Freunde (Russell) ein Blättchen Papier, auf dem gewisse Ausgleichungspunkte in sehr allgemeiner Fassung aufgezeichnet waren, mit dem Ersuchen, sie der österreichischen Regierung zu übermitteln und als Grundlagen eines Friedensvertrages zu empfehlen. Mein edler Freund fuͤhlte, gleich seinen Kollegen, daß er es unmöglich ablehnen konnte, einen Auftrag auszurichten, der eine Aus⸗ sicht auf Frieden bot; und anderseits, daß das Kriegsspiel nicht so stand, um eine englische Vermittelung zu rechtfertigen Mein edler Freund über⸗ gab daher die Aufzeichnung dem österreichischen Gesandten, mit dem Be⸗ merken, daß es ein Vorschlag der französischen Regierung, nicht unser Vorschlag sei und daß wir keine Meinung darüber äußern tönnten. Lord Palmerston vertheidigt dann seine italienische Politik von 1848 und wieder⸗ holt im Wesentlichen Lord J. Russell's Bemerkungen über die Föderations⸗ frage. Wie, sagt er, sollen Oesterreich und Sardinien am selben grünen Tisch über allgemein italienische Angelegenheiten verhandeln? Oder der Papst und Sardinien, dessen Koͤnig exkommunizirt ist? („Nein!“) Ja, nicht persönlich, aber dadurch, daß er päpstliches Gebiet regiert hat. Mr. Whiteside häͤlt eine lange Rede gegen Lord Palmerston's mailandische Unterhandlungen im Jahre 1848. Lord J Russell rekapitulirt, und nach Anordnung der betreffenden Vorlagen schließt die Sitzung 4½ auf 3 Uhr Morgens. b — 30. Juli. In der gestrigen Morgen⸗Sitzung des U nterhauses wurden im Comité die verschiedenen Artikel von Gladstone’'s Einkom⸗ mensteuer⸗Bill angenommen. Am Abende fragte Seully den ersten Lord des Schatzes, ob der Soubverain der römischen Staaten die Würde eines Präsidenten der verbündeten Staaten Italiens angenommen oder abgelehnt habe, und ob, wenn Ersteres der Fall sei, Ihrer Majestaͤt Negierung die Absicht habe, Schritte zu thun, um in direkten diplomatischen Verkehr mit dem römischen Hofe zu treten. Bentinck fragte, ob die Regierung die Absicht habe, die Flottenrüstungen zu reduziren, und spricht dabei die Ansicht aus, daß in dem angekündigten Vorhaben des Kaisers der Franzosen, eine Entwaffnung eintreten zu lassen, kein Grund für England liege, seine Vertheidigungs⸗An⸗ stalten lässiger zu betreiben. Vielmehr sei fortdauerndes eifriges Rüsten, so⸗ wohl zu Lande, wie zur See, Pflicht der Regierung. Lindsay, Lord Lo⸗ vaine und Lord Asfhley sprechen gegen jede Reduction der englischen Kriegsflotte. Als Antwort auf die Frage Seully's bemerkt Lord Pal⸗ merston, er sei außer Stande, etwas über die Absichten des Papstes mit⸗ zutheilen, da der italienische Bund noch nicht gebildet worden sei, und da die englische Regierung nicht in solchen Beziehungen zum Papste stehe, daß fie Auskunft uͤber dessen Beschlüsse geben könne. Was die Anknüpfung direkter diplomatischer Beziehungen zu dem römischen Hofe angehe für den Fall, daß der Papst an die Spitze des italienischen Bundes trete, so sehe er gar nicht ein, wie die Bildung eines solchen Bundes etwas damit zu thun haben koͤnne. England wuͤrde eben in ähnliche Beziehungen zu dem Organ des italienischen Bundes, wie zu dem Organ des deutschen Bundes, dem Bundestage, treten. Es werde vielleicht angemessen sein, wenn er bei dieser Gelegenbeit auseinandersetze, wie es eigentlich mit den diploma⸗ tischen Beziehungen Englands zum Papste stehe. Vor einigen Jahren sei eine Parlaments⸗Akte im Unterhause durchgegangen, welche die Königin ermächtigte, in direkten diplomatischen Verkehr mit dem rö⸗ mischen Hofe zu treten. Im Oberhause sei dieser Akte ein Artikel zu⸗ gefügt worden, welcher dem Beherrscher oder der Beherrscherin Eng⸗ lands verbot, einen Geistlichen als Vertreter des Papstes zu empfangen. Der römische Hof habe diese Bestimmung als ein Hinderniß zur Her⸗ stellung diplomatischer Beziehungen zu Großbritannien betrachtet. Er erlaube fich, das Haus daran zu erinnern, daß auch das protestantische Preußen und das nichtkatholische Rußland es abgelehnt haͤtten, einen Geistlichen als Vertreter des Papstes an ihrem Hofe zu empfangen. Er wisse nicht, ob dies das Ergebniß einer bestimmten gesetz⸗ lichen Verfuͤgung sei; jedenfalls aber sei es Brauch in jenen Ländern. Trotzdem jedoch habe der Papst in Rom diplomatische Agenten Preußens und Rußlands empfangen, und er vermöge deshalb nicht zu begreifen, worauf der Unterschied, den er zwischen England einerseits und Preußen und Rußland andererseits mache, beruhe. Es scheine, daß der Papst die Aufhebung der erwähnten Akte zur Bedingung der Anknüpfung diploma⸗ tischer Beziehungen mache, mithin von England etwas verlange, was zu gewähren Preußen und Rußland abgelehnt baben. Das sei der gegen⸗ wärtige Stand der Dinge. Was die Frage Bentinck's anlange, so komme es dabei auf eine große Menge von Umständen an. Wenn der Interpellant, wie es scheine, die angekündigte fran⸗ zöfische Entwaffnung zur Voraussetzung seiner Froge mache, so würde es uͤbereilt von der Regierung gehandelt sein, wenn sie Auskunft über das gäbe, was sie in Folge von Dingen, die sich noch gar nicht ein⸗ mal ereignet haͤtten, sondern noch im Schooße der Zukunft schlummerten, thun wollte. Er nehme jedoch keinen Anstand, zu erklären, daß es der Regierung unmöglich sein werde, ein auf die Reduction der Vertheidi⸗ dungsmittel abzielendes Abkommen zu treffen, was von den Maßregeln einer anderen Regierung abhängig sei. Auch müsse das Haus bedenken, daß es noch andere Maͤchte außer Frankreich gebe, welche im Besitze von Kriegsflotten seien, und daß die freubschaftlichen Beziehungen Englands zu denselben eine Aenderung erleiden könnten, so daß die Ruͤstungen Eng⸗ lands zu Wasser und zu Lande nicht von der Haltung einer bestimmten einzelne Macht abhingen, sondern die Regierung sich jeden Tag ver⸗
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anlaßt fühlen könnte, die verschiedenen Fzateresen des Landes zu schützen. Horsman macht auf den mangelhaften Zustand der Vertheitiguggs. Anstalten Englands aufmerksam. Er stellt folgenden Antrag: „Die Aus⸗ gaben zur Vollendung der projektirten oder bereits in Angri genommenen Vertheidigungswerke find durch einen besonders zu diesem Zwecke und un⸗ abhängig von den jährlich vom Parlamente botirten Summen aufzubrin⸗ genden Fonds zu bestreiten.“ Der Kriegsminister, Sidneh Herbert, räumt ein, daß es nothwendig sei, die großen Arsenale Englands, in welchen die reproduktive Kraft für Heer und Flotte wohne, in gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen. Zugleich giebt er zu, daß einige derselben nur schlecht geschützt seien. Der kürzlich vom Hause eingesetzte Aus⸗ schuß befasse sich mit diesem Gegenstande, und ehe dersekbe seine Arbeiten beendigt habe, koͤnne die Regierung keine Geldbewilli⸗ gung vom Parlament begehren. Er berfichert außerdem, sämmtliche englische Kriegsschiffe würden demnächst gezogene Kanonen erhalten. Lord Palmerston meint, Horsman werde wohl seinen Hauptzweck, den nämlich, dem Hause die Norhwendigkeit ans Herz zu legen, die Befesti⸗ gungsarbeiten der Arsenale und Schiffswerften zu vollenden, erreicht haben. In diesen Vertheidigungs⸗Maßregeln gebe sich durchaus nicht der Wunsch kund, irgend einer fremden Macht Aergerniß zu geben. Man lasse sich eben von dem ganz gewöhnlichen Grundsatze leiten, baß ein Volk, welches den Frieden wünsche, im Stande sein müsse, sich gegen einen plötzlichen Angriff zu vertheidigen. Er hoffe, daß Horsman nicht auf einer Abstimmuug bestehen werde. Horsman besteht jedoch darauf und sein Antrag wird mit 167 gegen 70 Stimmen verworfen.
Frankreich. Paris, 29. Juli. Prinz Jerome ist leidend Der Prinz und die Prinzessin Napoleon stalteten ihm gestern einen Besuch in Meudon ab.
Der piemontesische Bevollmächtigte zur Zuricher Konferenz Herr Desambrois, wurde heute vom Grafen Walewski empfangen.
Im „Ocean de Brest“ wird gemeldet: „Die Korvetten und Gabarren, so wie die zum Transport eingerichteten Dampfer werden damit beauftragt werden, die Masse von Geschützen, Geschossen und Apparaten, welche nach Italien expedirt wurden, wieder nach den Arsenalen und festen Plätzen zuruckzuschaffen; sie sollen im Monat 1 August auch zum Ruͤcktransport der Truppen mithelfen. Die Flotten⸗Verwaltung hat die erforderlichen Weisungen erhalten, um sich mit definitiver Verabschiedung der Offiziere und Seeleute zu be⸗ fassen, die nach sechsjähriger Seefahrt im vorigen Semester zum Flottendienst berufen worden waren.“ 8
— 30. Juli. Der „Moniteur“ enthält auch heute wieder Listen von Friedens⸗Adressen, die an den Kaiser in Folge des Friedens gerichtet wurden. 1—
Fürst Esterhazy ist auf der Durchreise von London nach Paris am 29. Juli in Calais gelandet. “ b
1 24 - Marseille, 29. Juli. Herr von Lefseps ist von Alexan⸗ drien heute Vormittag hier angelangt und wird noch heute nach Paris weiterreisen. Er hat eine Note veröffentlicht, worin er er⸗ klärt, daß er vor seiner Abreise aus Aeghpten alle Rechte der Suezkanal⸗Gesellschaft und die Fortsetzung der Arbeiten auf dem der Gesellschaft abgetretenen Terrain sicher gestellt habe.
Italien. Aus Neapel, 27. Juli, wird, aus zwölf Schiffen bestehendes englisches Geschwad hier an.“ Garibaldi erließ folgenden Tagesbefehl aus Lover a, 19 Welches immer der Gang der politischen Ereignisse sein den gegenwärtigen Umständen dürfen die Italiener weder niederlegen, noch muthlos werden, sie müssen im Gegentheit ih verstärken und Europa zeigen, daß sie, geführt don dem tapfe Emanuel, bereit seien, von Neuem den Wechfelkzllen des Lrie⸗ zugehen, welcher Art sie auch sein mögen. Diesem Aktenstücke folgt ein Oberst Ardoino, datirt von Breno, Dokumente werden die Freiwilligen zu bleiben. „Der Friede“, heißt zeichnet, und wir müssen uns Beendigung des Krieges noch bleiben. Vielleicht wird in sten daran denken, das Alarm Farini hat sofort nach zogthum Modena die Volks⸗ Comt welche den Wunsch der Natiohn nisitung des Landes kund geben daß alle Bürger mit vollendetem schreiben koͤnnen, als Wähler thä Man schreibt dem
dem 26. Juli: „Die probvisorische Disleocatiems *DOvörve der ffünff Armee⸗Corps ist abgeaͤndert worden. Die deidem aftem Dr nüfmnam jedes Armee⸗Corps, außer denen des fümftem, prem nach Fvan reich zurück und werden gegen den t. Augustt vor Pamit vitt⸗ treffen. Die dritten Divistenen des ersten werem und mentan Armee⸗Corps, nebst denen des fünften werdern antiern dem ümeehn des Marschalls Vaillant die Oerupattemns ⸗ Aamun ARidam. De Rückmarsch der Armee erfelgt in Kehren Mäaͤrschen dam hächnan⸗ ereU h h 8 “