Finanz⸗Ministerium.
Bei der heute beendigten Ziehung der 2ten Klasse 121ster Königlicher lassen⸗Lotterie fiel der Hauptgewinn von 10,000 Thlr. auf Nr. 68,850; 1 Gewinn von 200 Thlr. auf Nr. 29,507, und 1 Gewinn von 100 Thlr. auf Nr. 60199. ““
Berlin, den 16. Februar 1860. 1 .
Königliche
Tages⸗Drdnung.
Dreizehnte Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Freitag, den 17. Februar, Vormittags 11 Uhr.
Bericht der Kommission für Finanzen und Zölle über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die anderweite Regelung der Grundsteuer.
Bericht derselben Kommission über den Gesetz⸗ Entwurf, be⸗ treffend die Einfuͤhrung einer allgemeinen Gebäudesteuer. Bericht derselben Kommission über den Gesetz⸗Entwurf, die Veranlagung und Erhebung der Grundsteuer von den bis⸗ her befreiten oder bevorzugten Grundstücken betreffend. Bericht derselben Kommission über den Gesetz⸗Entwurf, be⸗ treffend die fuͤr die Aufhebung der Grundsteuer⸗Befreiungen zu gewährende Entschädigung. v“
Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präsident der Previnz Preußen, Eichmann, von Stettin. “ “
gliche Hoheit der Prinz⸗Regent haben, im Namen Sr. Majestät des Königs, zu der von Ihren Hoheiten den Fürsten zu Hohenzollern⸗Hechingen und Hohenzollern⸗Sigmaringen be⸗ schlossenen Verleihung des Fürftlich hobenzollernschen Haus⸗Ordens an die nachbenannten Personen Allerhöchstihre Genehmigung zu er⸗ theilen geruht. Es haben erhalten:
Das Ehren⸗Kreuz erster Klasse:
Der Commandeur der 18 Infanterie⸗Brigade, Ge 111“ “
Das Ehren⸗Kreuz zweiter Klasse:
Der Oberst⸗Licutenant von Gordon, beauftragt mit der Füͤhrung des 7. Landwehr⸗Regiments,
der Großherzoglich badensche Kammerherr und Cabalier weiland
. Ihrer Kaiserlichen Hoheit der verwittweten Großherzogin
Sctephanie von Baden, Freiherr von Leoprechting, und
der Fürstlich hohenzollern⸗hechingensche Hofrath Dr. Franz Liszt;
Das Ehren⸗Kreuz dritter Klasse:
Der Commandeur des 3. Bataillons (Leewenberg) 7. Landwehr⸗ Regiments, Major von Stahr, der Masor Graf von Hardenberg in der 6. Gendarmerie⸗ Brigade; . 14“ der Regierungsrath Dannemann zu Glogau, der Fürstlich hohenzollerneh⸗chingensche Finanzrath und Gexeral⸗ Bevollmaͤchtigte Gfroerer, der Fürstlich hohenzollern⸗hechingen sche Hof⸗Kapellmeister S eifriz, der Bibliothekar der freistandesherrlichen Bibliothek zu Warm⸗ brunn, Dr. Burghardt, und der Großherzoglich badensche Hauptmann Schneider im Ge⸗ neralstabe. 1 ö
3. 111“
Nichtamtliches. 8
„Preußen. Berlin, 16. Februar. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent wohnten heute Vormittag der kirchlichen
Trauerfeier für die verstorbene von Sachsen⸗Weimar, sandtschafts⸗Hotel bei. Außerdem nahmen Se. Königliche Hoheit die Vorträge der Minister von Auerswald, Freiherrn von Schleinitz und des Kriegs⸗ Mivisters, so wie des General⸗Majors Freiherrn von Manteuffel entgegen und empfingen den Großherzoglich oldenburgischen General von Egloffstein. — Nachdem in der gestrigen (8ten) Sitzung des h auses der Schluß der
bene Frau Großherzogin Großfürflin Kaiserliche Hoheit, in dem russischen Ge⸗
Herren⸗ allgemeinen Berathung uͤber den Ehegesetz⸗
Entwurf, an welcher sich unter andern die Herren Hasselbach,
Graf Brühl, die Minister von Bethmann⸗Hollweg und Simons,
Herr Stupp, Dr. Brüggemann, Dr. Pernice, Graf von Arnim⸗
Boytzenburg betheiligten, angenommen war und der Berichterstatter Dr. Götze den Kommissions⸗Antrag vertheidigt hatte, erfolgte die
Abstimmung dahin, daß das Amendement des Grafen Itzenpl tz (dasselbe will die Civilehe denen bewilligen, welchen die Trauung versagt ist, wenn sie zu einer nach bürgerlichen Gesetzen zuläfsigen Ehe schreiten wollen) mit 62 gegen 58 Stimmen, desgleichen das Amendement des Herrn Civilehe wie das vorige Amendement bewilligen, oder, wenn die Brautleute vor dem Richter erklären, daß sie die kirchliche Trauung
nicht in Anspruch nehmen köͤnnen) mit großer Mehrheit abgelehnt
wurde und für die §§. 1. und 2. der Regierungs⸗Vorlage nur ein geringe Minoritaͤt stimmte.
— Heute wurde im Herrenhause die Ehegesetz⸗Berathung fortgesetzt. In Bezug auf die Successions⸗Faͤhigkeit der Kinder aus standesungleichen Ehen in Lehen und Fideikommissen (§. 30 — 33, Th. II. Tit. I. Allg. Landr.) wurde der beschränkende Zusatz der Kommission angenommen, daß es in dieser Beziehung bei den be⸗ stehenden „besonderen Vorschriften“ sein Bewenden behalten solle.
— In der gestrigen (12ten) Situng des Abgeordnetenhauses wurde der Bericht der Budget⸗Kommission „über den Etat für 1860 im Allgemeinen“, so wie „über die Verwaltung der direkten und indirekten Steuern“, desgleichen uüber die Einnahme und Aus⸗ gabe aus dem Salzmonopol berathen und erledigt. Hannover, 15. Februar. Beide Kammern beschäftigten sich in ihren gestrigen Sitzungen mit der weiteren Berathung des Ge⸗ setzentwurfs über die Verpflichtung der Unterthanen zum Militairdienste.
Sachsen. Dresden, 15. Februar. Das heutige „Dresdn. Journal“ enthält eine Korrespondenz aus Wien, nach welcher Frankreich den Papst aufgefordert habe, er selber möge Vorschlaäͤge zur Regelung der Verhältnisse der Romagna machen.
Baden. Rastatt, 10. Februar. Dem „Mannh. J.“ zu⸗ folge trifft die preußische Besatzung bis 1. März hier ein.
Niederlande. Haag, 13. Februar. Gestern schon ver⸗ nahm man, daß auch die Minister des Auswä tigen und der Justiz ihren Kollegen nachfolgen und um ihre Entlassung einkom⸗ men würden; heute sind diese Geruͤchte wahr geworden, denn das ganze Ministerium ist zurückgetreten. Herrn Rochussen, bisber Minister der Kolonieen, ist die Zusammensetzung eines neuen Kabi⸗ nets übertragen worden. (Köln. 3.
Großbritannien und Irland. London, 13. Februar. Die Koͤnigliche Familie, die gestern von Windsor hereinkam, geht vielleicht Anfangs des kommenden Monats für wenige Tage nach Osborne, ist aber am 14 ten jedenfalls wieder zurück. — Der Prinz⸗Gemahl besuchte gestern den Prinzen von Oranien, dieser stattete seinerseits der Königin spaͤter einen Besuch ab.
Einer der ältesten Mitglieder der irischen Patrie, Lord Gor⸗
manstown, Premier Viscount des Landes, ist vorgestern auf seinem, in der Grafschaft Dublin gelegenen Schlesse verschieden
Er war der 12. Viscount seines Namens (der Titel des Hauses 8
datirt vom Jahre 1478), und hat ein Alter von 85 Jahren er⸗ reicht. Der Erbe seiner Titel und Wuͤrden ist sein Sohn, der Hon ] Anthory John Preston, der aber auch schon 64 Jahr
Am 12ten dieses starb in Seinde House bei London, 74 Jahr alt, der als Krieger und Schriftsteller ausgezeichnete General Lieutenant Sir Wilhelm Napier (ein Bruder des Eroberers Sir Ch. Napier).
— 14. Februar. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses zeigte der Earl von Airlie die Absicht an, am Donnerstag die Vorlegung der zwischen der Regierung und den Bevollmäaͤchtigten in Paris gewechselten Korrespondenz über die Anerkennung des Handelsvertrags mit Frankreich zu beantragen. Lord Normanby sagte, daß man im anderen Hause die Verweigerung der Korrespondenz über die beabsichtigte Annexion Savohens motivirt habe. Man könne aber keinen Grund haben, das Datum der Korrespondenz zwischen den zwei Regierungen zu verweigern, und ohne diese Daten seien die ministeriellen Angaben für ihn unverständlich. Er zeige daher seine Absicht an, die morgende Motion zu erweitern und auch die Daten aller bis zum 1. Januar über den bewußten Gegenstand ge⸗ wechselten Mittheilungen zu verlangen.
Seinde⸗
In der Sitzung des Unterhauses am 13. Februar legte Lord I.ussell eine auf Italien bezügliche Korrespondenz auf den Lisch.
Auf eine die Fischereien von Neufundland betreffende Anfrage Sir J. Pakington's erwidert Lord J. Russell: Die voriges Jahr nach Neufundland abgesandten englischen und französischen Kommissarien haben an die respektiven Negierungen Bericht erstattet. Die britische Regierung ist mit den Empfehlungen der Kommission, einen einzigen unwichtigen Punkt ausgenommen, einberstanden, doch weiß man noch nicht, ob die französische Regierung eine darauf gegründete Maßregel gutheißen würde. Die Regierung denkt daran, Capitain Dunlop in dieser Angelegenheit nach Paris zu senden, da man auf dem Wege persönlichen Verkehrs schneller sich verständigen könnte. Auf den Antrag, daß das Haus in Subsidien⸗Comité gehe, erhebt sich Mr. B. Cochrane, um die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Stand der Beziehungen zu China zu lenken. Als Lord Elgin
von Zander (dasselbe will ebenfalls die
und
zum Bevollmächtigten in China ernannt wurde,
durchaus nicht ganz beistimme. — Lach Ebans gegen Lord J. Russell's gegenwärtige Auffassung der chine⸗
8
sischen Frage. er b bverschieben, und bittet zugleich Mr. Kinglake seine (auf heute angesetzte) Motion über Savoyen und Nizza zu vertagen.
habe England nur nwen rungen aufgestellt — Erfüllung der Vertragsverpflichtungen, un bäͤtischer Unterthanen für die im Jahee 1857 erlittenen Verluste. Leider habe der edle Lord später die neue Forderung hinzu⸗ gefügt, daß ein britischer Gesandter am Hof von Peking residiren solle, und daher rührten offenbar alle jetzigen Schwierigkeiten. Das ehrenwerthe Mitglied bespricht darauf die Kriegs⸗Operationen und tadelt Lord Elgin und Mr. Bruce wegen ihres hartnäckigen Beharrens in einer Politik, die der erstere (Elgin) selbst aber und abermals als aͤußerst ungerecht verdammt hatte. Hoffentlich werde die Regierung nicht laͤnger auf der dritten Forde⸗ rung bestehen. Sir M. Seymour (der als Admiral unter Bowring's und Lord Elgin’s Befehlen in China operirt hat) ergreift diese Gelegenheit, um sein Verhalten gegen die Bemerkungen zu vertheidigen, die Lord Elgin’s Secretair (Mr. Oliphant) in seinem Reisebuch fallen ließ. „Es wird ihm (Seymour) darin Mangel an Energie vorgeworfen, und hei der Stellung des Verfassers hat der Tadel dasselbe Gewicht, als hätte ihn Lord Elgin selber ausgesprochen. Gerechtigkeit könne er sich nur verschaffen, wenn Lord Elgin's Depeschen aus China vollständig vorgelegt würden, was bis jetzt nicht geschehen sei. Der Admiral kann dabei nicht umhin, eine Politik größerer Nachsicht und Humanität gegen China zu empfehlen. Lord
J. Russell erwibert, der ehrenwerthe Admiral habe es nicht nöͤthig ge⸗
habt, sich zu rechtfertigen, sintemal seine Konduite von der Ad⸗ miralität belobt worden sei. Was Mr. Bruce betreffe, so habe er sich einfach an die von Lord Malmesburh empfangenen Weisungen gehalten. Er befand sich zugleich in einer sehr schwierigen Lage, in der ihun keine andere Wahl blieb, als diejenige, die er ergriff. Ihrer Majestät Regie⸗
rung fühlte sich daher vollkommen berechtigt, Mr. Bruce zu erklären, daß
er nach wie vor ihr Vertrauen besitze. es
mit möglichster Menschlichkeit gegen China zu verfahren, billige er von
ganzem Herzen, aber zugleich sei die Regierung zu der einstimmigen An⸗
sicht gelangt, daß man jedenfalls den Chinesen gegenüber seine Stärke
zeigen müsse. fic⸗
Esin und eine Abbitte für den am Peiho begangenen Verrath lasse sich nicht verlangen. icht e
hoͤherem Rang als Mr. Bruce, und der mit den jüngsten chinesischen
Ereignissen nichts zu schaffen gehabt hat,
Die Empfehlung des Admirals,
Weniger als die Natification des Vertrages von Tien⸗ Es sei in Erwägung gewesen, ob nicht ein Mann von
zur Fortführung der Unter⸗
andlungen verwandt werden sollte. Bei Ankunft der nächsten Post
werde er über den Entschluß der Regierung Auskunft zu. ertheilen im Stande sein. günstigste oder passendste Moment zur ’1u 8 .
Frage
Sir J. Pakington muß bemerken, daß dies nicht der Eroͤrterung der chinesischen sei, und er begnüge sich daher mit der Erklärung, daß er den Erklärungen Lord J. Russell's über das Auftreten von Mr. Bruce In noch schärferem Tone spricht Sir de
Lord Palmerston ersucht das Haus diese Diskussion zu Mr. Kinglake sagt, er
habe schon Tags zuvor von Lord J. Russell ein Briefchen erhalten mit
g.
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abzuschneiden, sei
sie würde aus der Diskussion auch einige Belehrung über gewisse trockene Fakta haben schöpfen können, denn sie scheine — nach Lord Granville’'s Aeußerungen zu schließen — in einem vielleicht sehr folgenschweren Irr⸗
8
nehmen nach sei die Vollziehung des bewußten Aktes auf den 20.
anberaumt.
Spitze der Regierung ihm versichere, daß der 28. nicht zu spät sein werde und
Aufschub bequemen, aber andererseits dürfe er erwarten, daß man für seine
zugelassen werden.
wärtigen Mitgliede ernannt.
er Bitte um Vertagung der Motion, und er habe es für Pflicht erachtet eine öͤffentliche Wiederholung der Bitte zu verlangen. Der Entschluß der Regierung, in dieser Frage dem Hause das Wort höchst bedauerlich, da ein ruhiger Gefinnungs⸗
ausdruck des Hauses der Regierung Kraft verliehen haben würde. Ja,
thum befangen. Als loyaler Unterthan der Königin müsse er sich zum
Motion nicht einen Zeitpunkt bestimme, wo sie fruchtlos wäre. Sen vee ebruar Der edle Lord aber biete für seine Motion den 28. Februar an. Sie käme dann genau 8 Tage zu spät! Wenn der edle Lord an der
daß er dem Hause von etwaigen bis dahin eintretenden Zwischenfäͤllen rechtzeitige Nachricht geben wolle, so sei er beruhigt. Sir Rob. Peel sagt, der Lord Premier scheine sich von einer gewissen Scheu und Sprö⸗ digkeit verhindern zu lassen, das Haus über auswärtige Vorgänge zu unterrichten. Er sei im Besitz von Privatbriefen, denen zufolge der Ver⸗ trag über die Abtretung Sabvohyens schon unterzeichnet sei. Mit der durch die Verträge von 1815 verbürgten Neutralität der Schweiz hätte es demnach ein Ende. Nach einigen Zwischenreden anderer Mitglieder über die chine⸗ sische Angelegenheit fragt Mr. Horsman, in welcher Weise das Parla⸗ ment aufgefordert werden solle, den Handelsvertrag zu billigen, namentlich den 11. Artikel, der einen Ausfuhrzoll auf Kohlen berbiete. Lord Pal⸗ merston erwidert, vollen Aufschluß darüber werde das Haus am Montag erhalten. 1.“ b 2 Frankreich. Paris, 14. Februar. Die Session des Senates und des gesetzgebenden Körpers wird, wie der „Moniteur“ heute amtlich kundthut, nicht am 23. Februar, sondern erst am 1. März eröffnet werden. Der Divisions⸗General Delarue ist zum Senator, und Benedetti, politischer Dir⸗ktor im Ministerium des Auswärtigen, zum Staatsrathe ernannt worden. Der „Moniteur“ veröff entlicht ein Verzeichniß von algerischen Produkten und Fabrikaten, welche zollfrei in französischen Häfen
Die Verwarnung, weiche die „Gazette de France“ erhalten hat, ist bereits Nr. 2. Das Blatt hatte sich erkühnt, „die Ge⸗ schichte Frankreichs zu trabestiren und die große That zu schmähen, durch welche der Kaiser Napoleon I. den katholischen Kultus in Frankreich wieder hergestellt hat.“
Die Akademie der politischen und moralischen Wissenschaften hat den Geschichtsschreiber Leopold Ranke in VBerlin zu ihrem aus⸗
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nur im mindesten Abbruch zu thun.
Das „Sidele“ hatte den Verleger eines populären Katechis⸗ mus zum Verständniß der römischen Frage bvom Bischof Segur denunzirt, diese Broschüre ungestempelt zu verkaufen. Der Ver⸗ leger entgegnet hierauf: er habe die Broschüͤre, obgleich sie un⸗ politisch sei, stempeln lassen und an das Stempel⸗Amt bereits 7150 Fr. bezahlt. Hieraus ergiebt sich, daß die Broschüre, die zu einem Sou verkauft wird, bereits in 143,000 Exempla gesetzt ist. “ v11“ 1“ 1“
Thouvenel's Rundschreiben an die Frankreichs, welches vom „Journal de wird, lautet: 1 2 Mein Herr! Sie kennen das enchklische Schreiben, das der Papst an alle Patriarchen, Bischöfe und Primaten des Katholizismus gerichtet hat, und worin Se. Heiligkeit, indem er des Ursprungs und der Natur der 2 Schwierigkeiten, welche die jetzige Lage der Romagna darbietet, von einem ausschließlichen Gesichtspunkte darlegt, die Hirten und Gläubigen der 4 ganzen Welt ermahnt, mit allen Anstrengungen ihres Eifers auf Erhal⸗ tung und Vertheidigung des Rechtes des⸗ hbeiligen Stuhles auf diese Pro⸗ binzen mitzuwirken.
„Da ich nicht bezweifle, daß dieses Aktenstück die ernste Aufmerksam⸗ keit der.... schen Regierung auf sich gezogen habe, so glaube ich Sie in Stand setzen zu sollen, darthun zu können, wie Sr. Majestät Regierung selbst dasselbe aufgefaßt hat.
Ich halte mich augenblicklich nicht dabei auf, die mehr oder minder
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diplomatischen Agenten Francfort“ veröffentlicht
laut ausgesprochenen Vorwürfe zu erörtern, die in der Encyelica gegen
die vom Kaiser in Betreff des heiligen Stuhles bei den schwierigen Kon⸗ junkturen der jüngsten Zeit befolgte Verfahrungsweise erhoben werden. In ihrer Unparteilichkeit wird dereinst die Geschichte sagen, auf wen die Verantwortung für die Ereignisse fällt, ob auf den Herrscher, dessen Be⸗ strebungen unablassig auf Vorbeugung derselben gerichtet waren, oder auf diejenigen, welche jede Konzession und jede Reform berweigerten, in eine unerklärliche Unthaͤtigkeit verfielen und so den Stand der Dinge sich bis zu dem Grade verschlimmern ließen, wo das Uebel nicht selten un⸗ heilbar wird.
In peinlicher Weise ward die Regierung Sr. Majestät namentlich durch das Vergessen berührt, das bei einer so wichtigen Gelegenheit die römische Kurie in Betreff der diplomatischen Gebräuche gezeigt hat, indem fie direkt auf das religiöse Gebiet eine Frage versetzt, die vor allen Din⸗ gen der weltlichen Ordnung angehört. Wir sehen mit einem so aufrichti⸗ gen wie tiefen Gefühle des Bedauerns den heiligen Vater einen Aufruf an das Gewissen des Klerus erheben und den Eifer der Gläubigen bei Gelegenheit einer Angelegenheit anfeuern, deren Verhandlung in ersprieß⸗ licher Weise nicht anders als von Regierung zu Regierung gepflogen werden dürfte. .
Keineswegs handelt es sich nämlich darum, der geistlichen Macht des souverainen Kirchen⸗Oberhauptes oder der Unabhäͤngigkeit, beren dasselbe bedarf, um sich in den Schranken seiner Rechte geltend zu machen, auch Die Frage wegen der Romagna ist gegenwärtig wie in früheren Zeiten in polilischen Verhältnissen erwachsen; eben so gebührt es sich denn auch, dieselbe vom politischen Standpunkte aus zu prüfen und die besten Mittel aufzusuchen, um den Nothwendigkeiten gerecht zu werden, denen die päpstliche Regierung, ich wiederhole es, nicht in so unglückseliger Weise gegenüber stehen würde, wenn sie, statt mit Kurz⸗ sichtigkeit die Entwicklung der Lage abzuwarten, unseren Rathschlägen Gehör und unseren Bemühungen Unterstützung häͤtte angebeihen lassen. Nein was auch der Parteigeist, der sich nicht scheut, die Maske des religiösen Eifers vorzunehmen, behaupten möge; nein, was auch geschehen möge, um glauben zu lassen, die Interessen des Glaubens seien in Gefahr; es handelt sich, Gott sei Dank, zwischen Sr. Heiligkeit Regierung und der des Kaisers nur um eine rein weltliche Frage. Wir können dieselbe daher erörtern, ohne den Gefühlen der Ehrfurcht und Achtung zu nahe zu treten, die ganz Frankreich gegen den gemeinschaftlichen Vater der Gläubigen zu hegen sich die Ehre giebt und in denen Se. Majestät mit dem Beispiele voranzugehen stets so glücklich war.
Ich trage kein Bedenken, mein Herr, es auszusprechen, daß die römi⸗ sche Kurie nicht wohl berathen war, als sie, wie es in der Encyelica ge⸗ schieht, eine Art von unauflösbarem Zusammenhange zwischen zwei Interessen aufzustellen versuchte, welche ohne Gefahr nicht bermengt und verwechselt werden können. In den ersten Zeiten der Kirche, damals, als
die Tendenzen der Civilisation theokratisch waren, war diese Verwechselung
natürlich und möglich; sie ward auch unbedenklich von der ganzen Welt angenommen, weil sie dem Stande der Köpfe und der Gewissen entsprechend war. So ward sie im Ursprunge eines der Elemente der Macht des Papstthums und wirkte zur Bildung und Entfaltung seiner Territorial⸗Soubverainetät mit. Wollte man jedoch die Geschichte aufmerksam befragen, so würde es sich klar herausstellen, daß das Papstthum nicht einzig und allein dadurch, daß es die seiner göttlichen Sendung entlehnten Gründe geltend machte und gewissermaßen im Namen des Himmels Forderungen stellte, sondern bald mit Hülfe der Bevölkerungen selbst, bald unter dem Beistande aus⸗ wärtiger Fürsten dahin gelangte, sich in den Besitz eines Theiles bvon Italien zu setzen. Man wuürde zugleich, dies ist zu Ehren des heiligen Stuhles anzuerkennen, in Erfahrung bringen, daß die Päpste in ihrer Weisheit, Aufklärung, Liebe zu Ordnung und Gerechtigkeit, mit einem Worte in ihrer besseren Regierung, die sie den Voͤlkern in einem gewalt⸗ thäͤtigen, anarchischen Zeitalter boten, eines der wesentlichen Elemente ihrer politischen Macht fanden. 3
Ich will bei diesem Gesichtspunkte nicht verweilen, da ich fürchte, daß, wenn ich näher darauf einginge, es den Anschein gewinnen könnte, als haͤtte ich in dem Gegensatze eine Anspielung suchen und aus der Vorzeit eine auf die Jetztzeit anwendbare Lehre ziehen wollen; nichts liegt weni⸗ ger als dies in meiner Absicht. Es wird mir jedoch erlaubt sein, zu be⸗ merken, daß in unseren Tagen, in Folge eines Fortschritts, den die Kaiserliche Regierung nicht anders als eine gegenseitige, den modernen Staats⸗Ge⸗